Hinweis: Der Redeinhalt enthält nur die tatsächlich gesprochenen Worte des jeweiligen Politikers. Jede Art von Zwischenruf oder Reaktion aus dem Plenum wird aus dem Redeinhalt gelöscht und durch eine Positions-ID im Format ({ID}) ersetzt.
Einen wunderschönen guten Morgen! Die Sitzung ist
eröffnet.
Wir setzen heute die Haushaltsberatungen - Tagesord-
nungspunkt I - fort:
a) Zweite Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2017 ({0})
Drucksachen 18/9200, 18/9202
b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses ({1}) zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung
Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020
Drucksachen 18/9201, 18/9202, 18/9827
Ich rufe den Tagesordnungspunkt I .18 auf:
Einzelplan 12
Bundesministerium für Verkehr und digitale
Infrastruktur
Drucksachen 18/9812, 18/9824
Für die Berichterstattung zeichnen die Kollegen
Norbert Brackmann, Bettina Hagedorn, Roland Claus
und Sven-Christian Kindler verantwortlich .
Hierzu liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen vor, über den wir heute nach der
Schlussabstimmung abstimmen werden .
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache 96 Minuten vorgesehen . - Widerspruch
ist nirgendwo erkennbar . Dann ist das so beschlossen .
Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Redner das Wort dem Kollegen Roland Claus für die Fraktion Die Linke .
({2})
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es wäre so
schön und wichtig zugleich, einmal über die Zukunft unserer Mobilität in diesem Lande zu sprechen . Allein das
Präsidium hat anders entschieden, und wir müssen über
den Etat des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur reden . Das heißt leider mehr gestern als
morgen, meine Damen und Herren .
({0})
Wie dem auch sei: Wir reden und entscheiden hier
und heute über den Mobilitätshaushalt des Bundes und
in Verbindung damit über den größten Investitionsetat .
Die Frage lautet: Wie wollen wir uns heute und zukünftig
bewegen - auf der Straße, auf der Schiene, auf Wasserstraßen, in der Luft und auch mehr und mehr in digitalen
Netzen? Wenn da nicht Alexander Dobrindt und seine
Staatssekretäre wären, könnten wir von der Verantwortung eines echten Zukunftsministeriums reden .
Wir könnten über mehr und besseren öffentlichen Personennahverkehr entscheiden, über eine Eisenbahn, die
kleinere Orte nicht abhängt, über weniger Binnenflüge,
über ein attraktives Wassertourismuskonzept, über Konzepte zur Vermeidung von immer mehr Gütertransporten
auf den Straßen und über einen digitalen Quantensprung .
Wir könnten heute die Weichen für eine Mobilität von
morgen stellen . Ja, das wäre echt spannend und herausfordernd .
Weil da aber Bundesminister Alexander Dobrindt ist,
der schon sehnsuchtsvoll darauf wartet, uns hier zum
x-ten Male seinen Investitionshochlauf zu verkünden,
müssen wir über die Fehler von heute reden . Das ist bei
mir eine lange Geschichte, bei der mir der Präsident sicher irgendwann die Zeitgrenzen aufzeigen wird .
({1})
Inzwischen ist klar geworden, was Sie mit „Investitionshochlauf“ meinen, meine Damen und Herren von der
Koalition .
({2})
Gemeinsam mit Bundesminister Wolfgang Schäuble
plant der Bundesverkehrsminister nichts anderes als einen Privatisierungshochlauf. Ich hoffe, dass Ihnen das
das Parlament nicht durchgehen lässt .
({3})
Privates Geld soll für öffentliche Infrastruktur angeworben werden . Wir als Linke sagen dazu: Das geht in
Ordnung . Es gibt da aber zwischen uns einen kleinen
Unterschied: Sie wollen bei den Fonds und Versicherungen um Geld betteln und mit denen Geschäfte machen,
während wir sie gerecht besteuern wollen, um auf diese
Weise mehr Geld für die öffentliche Infrastruktur zu beschaffen.
({4})
Bundesminister Schäuble hat im Haushaltsausschuss
auf Nachfrage ziemlich unverblümt zugegeben, dass der
Druck in Richtung einer privaten Finanzierung der öffentlichen Infrastruktur sehr wohl von den Banken und
Versicherungen ausgeht . Nun sagt mir die SPD, ich solle
nicht so besorgt sein, weil die Bundesautobahnen doch in
öffentlicher Hand blieben.
({5})
Ich würde das so gerne glauben . Aber ich muss euch sagen: Dann werden die Renditeerwartungen der großen
Fondsanleger und Versicherungen nicht mehr erfüllt .
({6})
Meine lieben Freunde von der SPD, ihr habt mir schon
2001 versprochen, so schlimm werde das mit der Riester-Rente nicht werden . Und was ist eingetreten? Insofern muss ich darum bitten: Machen Sie sich stark gegen
eine Privatisierung unserer öffentlichen Infrastruktur!
({7})
- Bei eurer Stärke ist noch Luft nach oben .
Als Minister für die digitale Infrastruktur könnten Sie,
Herr Dobrindt, viel mehr leisten für eine - so will ich
das einmal bezeichnen - digitale Wiedergutmachung im
ländlichen Raum für zerstörte Daseinsvorsorge .
({8})
Nun werden Sie sagen: Das machen wir doch gerade . Aber ein Vergleich - auch in Europa - zeigt: Deutschland
digitalisiert sich auf etwa einem Drittel des Niveaus der
baltischen Staaten . Deshalb ist es leider die Wahrheit,
dass der sozialen Spaltung in diesem Land die digitale
Spaltung folgt . Das kann Sie doch nicht ruhig lassen . Da
muss man doch etwas verändern .
({9})
Der Deutschen Bahn AG sollen nun im Etat fast
1,5 Milliarden Euro mehr an Subventionen zufließen:
1 Milliarde Euro mehr an Eigenkapital und Verzicht auf
etwa 350 Millionen Euro Bahndividende - das erreichte uns quasi nebenbei als Pressemitteilung der Berichterstatter im Haushaltsausschuss . Das geht in Ordnung,
deutet aber darauf hin, dass hier Druck in letzter Minute ausgeübt wurde . Wenn wir über die Unterstützung
einer bürgerfreundlichen Bahn und über mehr Bahn in
der Fläche reden würden, würde das in Ordnung gehen .
Aber wie viele Anträge hat meine Fraktion gestellt, in
denen wir Sie auf Ihre Eigentümerfunktion aufmerksam
gemacht haben? Immer haben Sie gesagt, bei einer privatrechtlich organisierten AG gehe so etwas nicht . Aber
jetzt, wo plötzlich 1,5 Milliarden Euro hineingepumpt
werden, ist auf einmal alles möglich . Das ist ein Vorgehen nach zweierlei Maß .
({10})
Nun träumen meine Haushaltskollegen weiter den Traum,
mehr Geld für die privatisierte Bahn bringe mehr Transparenz und Kontrolle, sogar mehr Bahn in der Fläche .
Die Kunde höre ich wohl, allein mir fehlt der Glaube .
Abschließend, meine Damen und Herren: Sehr viel
Geld für Investitionen in schlechten Händen ist auch
keine Lösung . Deutschland braucht eine zukunftsfähige
Mobilitäts- und Infrastrukturpolitik . Wir müssen uns auf
die Zukunft zubewegen und dürfen nicht im Weiter-so
verharren . Die gute Nachricht habe ich in dieser Woche
vielfach gehört - das wurde von dieser Stelle aus x-mal
gesagt -, nämlich das sei der letzte Haushalt der Großen
Koalition . Wenigstens - so habe ich mir gesagt - eine
gute Nachricht!
Vielen Dank .
({11})
Für die CDU/CSU spricht als Nächster der Kollege
Norbert Brackmann .
({0})
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Zunächst einmal: Das ist der letzte Haushalt in
dieser Legislaturperiode. Deswegen haben wir vorläufig
Bilanz zu ziehen . Die Mittel für den Infrastrukturhaushalt, über den wir heute Morgen reden, haben wir um
5,2 Milliarden auf 27,9 Milliarden Euro gesteigert . Das
ist der höchste Infrastrukturetat, den wir je in der RepuRoland Claus
blik hatten . Kein anderer Etat hat solche Zuwächse zu
verzeichnen .
({0})
Dies ist ein Erfolg der gesamten Koalition und damit auch
ein Erfolg des Ministers Dobrindt und seiner Staatssekretäre, Kollege Claus . Das muss man deutlich voranstellen .
({1})
Wir haben - das wissen wir alle - einen erheblichen
Sanierungsstau übernommen . Die Daehre-Kommission
und die Bodewig-Kommission haben 2013 den Fehlbedarf beschrieben, den wir bei den Investitionen haben .
Dabei geht es um eine Lücke von 3,2 Milliarden Euro .
Das Schließen dieser Lücke, Kolleginnen und Kollegen,
übererfüllen wir mit dem Haushalt 2017 . Wir liegen um
200 Millionen Euro darüber . Das zeigt, dass diese Koalition es ernst damit meint, Zukunft zu gestalten . Und
Zukunft zu gestalten, heißt eben auch, für die Menschen,
die Arbeit brauchen, die erforderliche Infrastruktur zu
schaffen und zu erhalten, um damit die Voraussetzungen
für langfristiges Wachstum in die Zukunft hinein zu generieren .
({2})
Erfolg ist hier aber nicht allein mit Geld zu erzielen .
Wir sehen ja, dass bei den letzten Haushalten sehr viele
Mittel insbesondere für die Straßenausbauten nach Bayern geflossen sind.
({3})
Das ist, liebe Kolleginnen und Kollegen, nun nicht das
Verdienst des Ministers, der aus Bayern kommt,
({4})
sondern das ist mehr das Unvermögen der 15 anderen
Verkehrsminister aus den Ländern, die keinerlei Projekte
für Straßenbauten mehr anbieten können . Da liegt unser
Kernproblem .
({5})
Deswegen muss es doch unser Ziel sein, genau diese
Lücke zu schließen . Ich will jetzt gar nicht darauf verfallen - das ist ja bei anderen Etats genügend gemacht
worden -, auf die Länder zu schimpfen .
({6})
Ich glaube, die Bürger wollen nicht, dass wir uns untereinander auf diese Art und Weise in die Wolle kriegen,
sondern sie wollen, dass wir ihnen Lösungen anbieten .
Die Probleme liegen eben primär, wie dargestellt,
nicht im Bereich des Finanzsektors, sondern uns allen
fehlen Planungskapazitäten . Uns fehlen die Ingenieure .
Es fehlen diejenigen, die entsprechend baureife Projekte
nach vorne bringen . Deswegen wird auch bei der Infrastrukturgesellschaft - wenn wir die dann 2021 auf die
Spur gebracht haben - ein ganz anderes Thema im Vordergrund stehen als das, was heute diskutiert wird .
Heute wird in den Ländern darüber diskutiert: Wie
können wir dafür sorgen, dass die Mitarbeiter dort ordentlich übernommen werden? Ich glaube, das Problem
wird ein ganz anderes sein . Es wird darin liegen, dass uns
die Länder, die dann auch weiterhin die Zuständigkeit für
ihre Landesstraßen - zum Teil aber auch für Bundesstraßen - haben, gar nicht so viele Ingenieure geben können,
wie wir für eine ordentliche Aufgabenerfüllung brauchen . Deswegen haben wir auch in Bezug auf diesen Etat
gesagt: Wir schaffen selbst einen Studiengang für Ingenieurwesen bei der Bundeswehruniversität in Hamburg,
und zwar mit Trimestern, um schneller, als andere Universitäten das können, dafür Sorge zu tragen, dass wir in
den entsprechenden Bereichen - wenn wir diese Aufgabe
2021 übernehmen - auch langfristig den erforderlichen
Nachwuchs haben . Dies, Kollege Claus, zeigt, dass wir
langfristig gut aufgestellt sind, langfristig denken und für
die Ressourcen, die wir dann brauchen, sorgen werden .
({7})
Das gilt im Übrigen nicht nur für die Straße . Wir werden in 2017 über 1 Milliarde Euro in die Wasserstraßen
investieren . Dort haben wir ein ähnliches Problem . Auch
dort ist in den letzten Jahren viel Geld, das wir bereitgestellt haben, gar nicht ausgegeben worden . Deswegen
haben wir uns darum gekümmert, nicht nur neue Projekte
festzuschreiben, sondern wir schreiben mit diesem Haushalt auch neue Planstellen fest . Damit sorgen wir dafür,
dass die 12 500 vorhandenen Kräfte wenigstens die Infrastruktur in Ordnung halten . Wir trennen sauber, wenn
wir sagen, dass wir, politisch gesehen, die Wasserstraßen
weiter nach vorne bringen, um damit einen ökologischen
Verkehrsträger, der noch Reserven hat, ertüchtigen zu
können . Dafür werden wir dann auch das nötige Geld,
die Ressourcen und die Planstellen bereitstellen .
({8})
Nun hat es in der Vergangenheit manchmal gedauert,
bis Planstellen - es sind ja auch schon im letzten Jahr
welche geschaffen worden - besetzt waren. Deswegen
haben wir uns in diesem Jahr mit dem Ministerium auch
darüber unterhalten, wie denn die Abläufe im Hause so
sind . Was das Ergebnis angeht, darf ich schon jetzt feststellen - auch wenn wir den Haushalt 2017 erst heute
Mittag beschließen werden -, dass die Planstellen - das
ist eine anerkennenswerte Leistung - bereits ausgeschrieben sind . Das ist nicht nur eine beachtliche Lernkurve,
sondern, Herr Minister Dobrindt, man muss auch voller
Respekt sagen: Besser geht es nicht .
({9})
Das trifft auch auf unsere Initiative für umweltschonende Kraftstoffe zu. Nachdem wir festgestellt haben,
dass wir die Umstellung auf LNG in der Privatwirtschaft
nicht mit der Kraft auf den Weg bringen konnten, wie
wir uns das vorgestellt haben, haben wir beschlossen,
dass wir jetzt selbst vorangehen müssen . Mit den beiden
Mehrzweckschiffen „Scharhörn“ und „Mellum“ machen
wir einen Anfang . Die Ausschreibungen waren vorher
schon veröffentlicht, allerdings mit dem Hinweis, dass
dort dieselelektrischer Antrieb vorgesehen war . Wir haben beschlossen, auch wenn Mehrkosten anfallen, als
Vorbild voranzugehen . Wenn wir wirklich saubere Luft
an unseren Küsten, auf dem Meer und in unseren Städten
haben wollen, dann müssen wir mit den Bundesschiffen
voranmarschieren und diese entsprechend umrüsten .
Ich bin dankbar, dass ich die Zusage aus dem Ministerium bekommen habe, dass auch die laufende Ausschreibung unverzüglich so geändert wird, dass ein Dual-Fuel-Betrieb gefordert wird, damit wir LNG bei den
Bundesschiffen einsetzen und damit ein Leuchtturmprojekt haben, das zeigt, dass wir es ernst meinen und selber
mit den Maßnahmen vorangehen, die wir von anderen
erwarten .
({10})
Genauso wollen wir auch mit der Bahn voranschreiten . Ja, es ist richtig: Die Bahn ist, was die Verschuldung
angeht, in einer vergleichbar schwierigen Situation wie
Mitte der 90er-Jahre, als der Bund sie nahezu entschuldet hat . Aber wir bekennen uns zum schienengebundenen
Verkehr . Wir lassen die Bahn nicht hängen . Deswegen
haben wir gesagt, dass wir uns dieser Thematik annehmen müssen . Aber jeder - das gilt auch für die Bahn -,
der in die Situation kommt, dass er seine selbst geschaffenen Probleme im Rahmen des Bundeshaushalts bereinigen lassen will, der muss damit rechnen, dass der
Haushaltsausschuss sagt, wohin die Reise geht .
({11})
Deswegen haben wir drei Dinge beschlossen . Zum einen stärken wir das Eigenkapital - ja, das ist richtig - in
einer Größenordnung von 1 Milliarde Euro . Davon haben wir 500 Millionen Euro an Bedingungen geknüpft,
die die Bahn zu erfüllen hat . Zweitens verzichten wir auf
eine Dividende in Höhe von 350 Millionen Euro . Aber,
drittens, wir erwarten von der Bahn bzw . von der Regierung auch, dass bis Ende September nächsten Jahres
Konzepte dafür vorliegen, wie die hohen Ansprüche, die
wir an die Bahn haben, in Einklang mit den Einnahmezielen, die die Bahn hat, zu bringen sind; denn in dem
schwierigen Wettkampf, in den die Bahn geht, müssen
wir neu darüber nachdenken, wo die Prioritäten liegen .
Deswegen haben wir gesagt: Weil die Menschen über
die Bahn nicht nur erfreut sind, sondern auch unter dem
Lärm leiden, legen wir ein Netz von Lärmmessstationen
über die Bundesrepublik, um unsere Aktivitäten für mehr
Lärmschutz zu verstärken . Wir machen auch mehr für
den passiven Lärmschutz und stellen nicht nur Geld zur
Verfügung, sondern investieren auch in eine Planstelle,
um ein europäisches Zugsicherungssystem einzuführen,
damit wir mehr Kapazität auf die Schiene bringen können .
Last, but not least: Dieser Haushalt ist ein Haushalt,
der die Zukunft Deutschlands gestaltet, der den Wohlstand sichert, weil die Grundlagen für eine zukunftsgerichtete Infrastruktur mit diesem Haushalt geschaffen
werden .
Vielen Dank .
({12})
Nächster Redner ist der Kollege Oliver Krischer,
Bündnis 90/Die Grünen .
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Dieser Haushalt - Herr Brackmann, das sehe ich vollständig anders als Sie - ist ein Haushalt der verpassten
Chancen; denn der gesamte Mobilitätsbereich steht vor
riesigen Veränderungen . Was Sie aber machen, ist Verkehrspolitik der 1960er-Jahre . Sie stellen die Mobilität
eben nicht auf Nachhaltigkeit und Klimaneutralität um .
Deshalb ist das eine verpasste Chance in diesem Haushalt, meine Damen und Herren .
({0})
Und ich sage hier ganz klar: Während die Emissionen
in anderen Sektoren wenigstens ein bisschen sinken weniger, als sie sinken müssten -, steigen sie im Verkehrsbereich sogar . Das ist auch kein Wunder; denn das
ist das Ergebnis der Verkehrspolitik dieses Ministers und
dieser Bundesregierung . Das, was sich die Umweltministerin vielleicht einmal an sinnvollen Maßnahmen für den
Verkehrsbereich überlegt hat, ist gleich aus dem Klimaschutzplan geflogen. Das, meine Damen und Herren, ist
ein Skandal; das muss man hier klipp und klar sagen . So
setzt man das Pariser Klimaabkommen nicht um .
({1})
Weiter möchte ich anmerken: Dieselgate ist nicht
die Ursache, aber wahrscheinlich der Auslöser für die
schwerste Krise und den größten Strukturwandel in der
Automobilgeschichte . Es ist, glaube ich, klar: Die Zeiten
des Verbrennungsmotors sind vorbei . Der frühere Stolz
der deutschen Automobilhersteller ist inzwischen auf den
Wachstumsmärkten in Amerika und Asien nicht mehr absetzbar . Es ist so weit gekommen, dass der Dieselmotor
das Kohlekraftwerk der Automobilwirtschaft werden
wird . Aber, meine Damen und Herren, wir Grüne wollen
nicht, dass VW und Daimler dort landen, wo RWE und
Eon sind . Deshalb erwarten wir von dieser Bundesregierung klare Vorgaben für klimaneutrale Mobilität . Aber da
verweigern Sie sich der Zukunft .
({2})
Wenn man in den Haushalt guckt, fragt man sich:
Inwiefern kümmern Sie sich um die Zukunft der Automobilwirtschaft? Da findet man eine völlig verkorkste
Prämie fürs Elektroauto, einen chaotisch organisierten
Aufbau der Infrastruktur und nichts - nichts! -, was sich
den Herausforderungen in einer der zentralsten Branchen
der deutschen Wirtschaft widmet . Das ist ein komplettes
Versagen dieses Verkehrsministers, meine Damen und
Herren .
({3})
Und statt der Industrie den notwendigen Rahmen zu
schaffen und den Weg für eine klimaneutrale und nachhaltige Mobilität ab 2030 aufzuzeigen, macht dieser
Minister nichts anderes, als den Abgasskandal weiter
zu vertuschen, nicht aufzuklären, keinerlei Konsequenzen zu ziehen . Über ein Jahr nach dem Bekanntwerden
von Dieselgate liegt nichts auf dem Tisch, was man als
notwendige Konsequenzen in der Behördenstruktur und
anderen Bereichen bezeichnen könnte . Das ist ein absolutes Unding .
({4})
Nun komme ich zum Bundesverkehrswegeplan: Die
Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur haben wir diese Woche beschlossen . Guckt man sich das näher an,
fühlt man sich eher an das Jahr 1966 als an 2016 erinnert:
fast 600 zum Teil höchst fragwürdige Ortsumgehungen,
Hunderte von Bundesfernstraßen- und Autobahnprojekten, deren verkehrlicher Nutzen fraglich ist,
({5})
und stattdessen viel zu wenige Investitionen in die Schiene und in den Erhalt .
({6})
Meine Damen und Herren, uns bröseln Straßen, Schienen
und Brücken unterm Hintern weg, und es ist keine Investition in die Zukunft, keine Investition in Klimaschutz
und Nachhaltigkeit im Bundesverkehrswegeplan erkennbar . Damit muss endlich Schluss sein .
({7})
Ich sage eines ganz deutlich: Das Hauptproblem in
diesem Land ist, dass wir überhaupt keinen Verkehrsminister haben, und schon gar keinen, der die Herausforderungen der Zukunft begriffen hat.
({8})
Wir haben leider nur einen CSU-Beauftragten zur Durchsetzung der vermaledeiten Ausländermaut . Es muss verdammt noch mal! - Schluss damit sein, dass das
Verkehrsressort Verfügungsmasse einer südostdeutschen
Regionalpartei ist .
({9})
Wir brauchen endlich einen Verkehrsminister oder eine
Verkehrsministerin, der oder die sich um die Zukunftsaufgaben in diesem Land kümmert . Deshalb ist es eine
gute Nachricht, dass das der letzte Haushalt dieses Verkehrsministers ist, auch wenn es ein Haushalt der verpassten Chancen ist, meine Damen und Herren .
Ich danke Ihnen .
({10})
Die Kollegin Bettina Hagedorn spricht jetzt für die
SPD .
({0})
Guten Morgen, Herr Präsident! Liebe Kolleginnen
und Kollegen! Herr Krischer, ich habe den Eindruck, Sie
haben heute Morgen etwas vertauscht und uns Ihre Rede
von vor zwei Jahren vorgelesen .
({0})
Mit dem Haushalt von diesem Jahr hatte das jedenfalls
nicht wirklich etwas zu tun .
({1})
Auch bei der Rede unseres Kollegen Roland Claus habe
ich gedacht: Mein Gott, er hat noch gar nicht so richtig die Schlagzeilen von heute Morgen gelesen . Fast alle
Zeitungen titeln nämlich heute Morgen: „Autobahn-Gesellschaft bleibt komplett beim Bund“ .
({2})
Ich denke, eigentlich müsste sich auch die Opposition
mit uns freuen . Die SPD freut sich jedenfalls, dass sich
Sigmar Gabriel gegen Herrn Schäuble durchgesetzt hat .
Ich weiß, es gibt auch viele Abgeordnete der CDU/CSU,
gerade unter den Verkehrs- und Haushaltspolitikern, die
befürworten, dass die Bundesfernstraßenverwaltung, die
wir zusammen errichten, allein in staatlicher Hand angesiedelt sein soll . Das ist ein Erfolg, über den sich, glaube
ich, das ganze Haus gemeinsam freuen kann .
({3})
Der Bundesrechnungshof hat schon vor knapp zwei
Jahren auf Bitte von uns Haushältern deutlich gemacht,
wie es eigentlich in den Nachbarländern abläuft, die die
Verwaltung der Fernstraßen anders als wir organisiert
haben . Konkret: Wie läuft es in Österreich mit der ASFINAG? Wie läuft es in der Schweiz? Wie läuft es in
Frankreich? Die Franzosen sind die, die wirklich privatisiert haben . Zu Frankreich muss man jedoch eindeutig
sagen - das hat uns der Bundesrechnungshof auch so belegt -: Schlechter kann es gar nicht laufen für die Autobahnen und vor allen Dingen für die Autofahrerinnen und
Autofahrer . In Frankreich läuft es nur für die Konzerne
gut . Sie erzielen Renditen von über 20 Prozent, wie der
Spiegel noch vor gar nicht langer Zeit recherchiert und
geschrieben hat .
Liebe Freunde, es ist großartig, dass die Bundesfernstraßenverwaltung - mit den Ländern ist verabredet, sie
zu schaffen - bei uns in staatlicher Hand sein wird; das
werden wir auch im Grundgesetz festschreiben . Damit
unterliegt die Bundesfernstraßenverwaltung unserer, also
der parlamentarischen Kontrolle .
({4})
Frau Kollegin Hagedorn, gestatten Sie eine Zwischenfrage der Kollegin Leidig?
Aber natürlich .
Vielen Dank, Kollegin Hagedorn . - Ich verstehe,
dass Sie froh sind, dass Sie den Verkauf der geplanten
Bundesautobahngesellschaft verhindert haben . Aber ich
muss sagen, dass ich nach allen Gesprächen, die ich jetzt
mit Vertretern der Bauindustrie usw . geführt habe, immer mehr zu der Annahme komme, dass es gar nicht darum geht, ob diese Gesellschaft privatisiert werden soll,
sondern dass eines der Ziele ist, dass in großem Maßstab für Teilnetze der Autobahnen in Deutschland öffentlich-private Partnerschaften organisiert werden sollen, sogenannte ÖPP-Projekte . Sie wissen genauso wie
ich, dass sowohl der Bundesrechnungshof als auch die
Landesrechnungshöfe mit gutem Grund diese Form der
Privatisierung kritisieren; denn sie ist für die öffentliche
Hand teurer .
Ich möchte Sie jetzt einfach fragen: Wie wollen Sie
ausschließen, dass die künftige Autobahngesellschaft,
von der ja noch keiner weiß, wie sie wirklich aussehen
wird, zentralisiert in der Hand des Bundes öffentlich-private Partnerschaften in noch größerem Maßstab organisiert, als es Herr Dobrindt jetzt schon tut?
({0})
Liebe Frau Kollegin Leidig, Sie vermischen hier natürlich zwei Dinge, die in Wahrheit nicht wirklich etwas
miteinander zu tun haben . Ich habe über die Organisationsform der Bundesfernstraßenverwaltung gesprochen .
Das ist das, was aktuell auf der Tagesordnung steht, weil
es dem Kompromiss für die Neuordnung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen vom 14 . Oktober 2016, dem die
Ministerpräsidenten - ich glaube, auch der Ihrer Partei zugestimmt haben, entspricht . Diese Vereinbarung auszugestalten, zu klären, wie das Ganze funktionieren soll,
liegt ja erst nach dem Kabinettsbeschluss in parlamentarischer, also in unserer Hand . Wir gestalten das also
Wir gestalten auf diese Art und Weise aber nicht ÖPP .
Denn ÖPP ist etwas, was unabhängig davon, ob wir eine
Bundesfernstraßenverwaltung oder ob wir keine Bundesfernstraßenverwaltung haben, stattfindet. Sie wissen,
glaube ich, dass ich eine sehr kritische Auffassung zur
ÖPP habe; dabei bleibe ich auch .
Wir erwarten im Übrigen zum Ende dieses Jahres einen neuen Bundesrechnungshofbericht, abgestimmt mit
dem Finanzministerium und dem Verkehrsministerium .
Es kann gut sein, dass dieser Bericht dazu beitragen
wird - es geht schließlich um eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung -, ÖPP für das Ministerium in Zukunft zu
erschweren .
Aber eines will ich Ihnen auch ganz klar sagen: Meine
größte Hoffnung liegt auf der Bundesautobahnverwaltung . In der ASFINAG - sie ist hier schon oft und gern
als Beispiel für unsere Bundesfernstraßenverwaltung genannt worden - hat es exakt ein ÖPP-Verfahren gegeben . Die Herren der ASFINAG, bei denen wir, Norbert
Brackmann und ich, vor anderthalb Jahren gewesen sind,
haben uns gesagt: Einmal und nie wieder! Wenn es in
staatlicher Hand gut organisiert ist, dann kann man es
besser machen als die Privaten, und dann macht man es
selbst .
({0})
Ich hoffe, das hat zur Aufklärung beigetragen.
Mir ist wirklich wichtig, dass die Bundesfernstraßenverwaltung in unserer gestaltenden Hand liegt, wenn das
Kabinett seinen Beschluss gefasst haben wird . Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass schon am 14 . Oktober
festgelegt worden ist, dass Autobahnen und Bundesfernstraßen natürlich in rein staatlicher Hand bleiben . Den
Eckpfeiler, dass die Gesellschaft zu 100 Prozent in staatlicher Hand sein wird, wird das Kabinett jetzt auch noch
einschlagen . Damit sind die wesentlichen Punkte erfüllt .
Ich schaue jetzt den Kollegen Norbert Brackmann an;
denn der Haushaltsausschuss wird bei diesem Gesamtpaket Bund-Länder-Finanzbeziehungen die Federführung
haben . Wir werden uns natürlich schwerpunktmäßig
um das Thema Bundesfernstraßenverwaltung kümmern,
auch Anhörungen dazu durchführen müssen . Ja, da sind
noch ganz viele Fragezeichen . Ja, da gibt es auch sehr
viele Besorgnisse bei denjenigen, die aktuell in der Auftragsverwaltung der Länder arbeiten . Ich will das, was
mein Kollege Norbert Brackmann hier gesagt hat, ausgesprochen stark unterstreichen: Viele Besorgnisse, denke
ich, werden deshalb nicht Realität werden, weil auch in
Zukunft in den Ländern starke Auftragsverwaltungen gebraucht werden . Angesichts des Fachkräftemangels, unter
dem wir in diesem Bereich leiden, wissen wir doch heute
schon: Wir brauchen zusätzliches qualifiziertes Personal,
um die Aufgaben der Zukunft zu stemmen . Dieses zusätzliche Personal werden wir auch anwerben . Niemand
wird gegen seinen Willen gezwungen werden, von der
einen in die andere Verwaltung zu wechseln . Lassen Sie
uns das gemeinsam machen und vor allen Dingen - darüber sind wir uns auch einig - mit einem sehr großen
Übergangszeitraum; denn eine Reform, die übers Knie
gebrochen wird, ist immer eine schlechte Reform .
({1})
Dafür gibt es auch ein Beispiel: Das ist die sogenannte
WSV-Reform der letzten Legislatur . Sie ist nun gar nicht
geglückt . Wir haben unsere liebe Not damit, alles wieder
in die Spur zu bekommen und eine gute Arbeitsfähigkeit
der Verwaltung herzustellen . Im Bereich der Straßen
können wir uns das in Deutschland gar nicht leisten .
Der Kollege hat zu Recht dargestellt, dass wir den
größten Investitionsetat seit Menschengedenken hier in
Deutschland haben . Darauf sind wir stolz . Das Geld wird
nicht bereitgestellt, damit es gespart wird, sondern es
soll ausgegeben werden, es soll investiert werden . Dafür
brauchen wir noch besser funktionierende Verwaltungen,
noch mehr Fachkräfte . Darauf liegt eigentlich das Hauptaugenmerk; das ist die Hauptaufgabe .
Angesichts dessen ginge es natürlich gar nicht, wenn
der Aufbau einer Bundesfernstraßenverwaltung so viel
Unruhe in dieses Gefüge bringen würde, dass möglicherweise Dinge nicht mehr so gut funktionieren würden,
wie sie jetzt funktionieren . Darum müssen wir mit sehr
viel Augenmaß und Fingerspitzengefühl darangehen und
uns auch entsprechend Zeit geben - ich denke, „insgesamt zehn Jahre“ ist nicht zu hoch gegriffen -, um das
alles zum Laufen zu bringen; denn wir nehmen uns hier
eine große Reform vor . Das muss vor allen Dingen solide sein; denn das ist für die Zukunft der Infrastruktur in
Deutschland enorm wichtig .
Ich bin froh, dass wir darüber einig sind - dafür werden wir sorgen -, dass bei dieser Reform die parlamentarische Steuerung und Kontrolle das A und O für uns
Abgeordnete in der Zukunft sein wird . Wir wollen als
Verkehrspolitiker, als Haushälter in Zukunft nicht nur
bestimmen, welche Mittel außer den Mauteinnahmen
der Gesellschaft zur Verfügung gestellt werden, sondern
wir wollen gegenüber unseren Wählerinnen und Wählern
auch sicherstellen können, wie es übrigens in Österreich
der Fall ist, dass dieses Geld sinnstiftend, vernünftig und
nach unseren Prioritäten eingesetzt wird .
({2})
- Ja! - Noch etwas wollen wir gemeinsam sicherstellen das sage ich an die Adresse der vielen Beschäftigten in
den Ländern -: Wir werden aufpassen, dass das Ganze
sozialverträglich für die Menschen ablaufen wird, die
jetzt in diesen Organisationen arbeiten . Also konzentrieren Sie sich - die Beschäftigten und ihre Personalvertretungen - mit uns auf ein konstruktives Miteinander zum
Aufbau dieser Verwaltung, an der wir in den nächsten
Monaten arbeiten werden! Dann, glaube ich, kann das
richtig gut gelingen .
({3})
Ich habe die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung schon
angesprochen . Deren Reform war mit Herrn Ramsauer
in der letzten Legislatur nicht ganz so gut gelungen; ich
weiß, die FDP hatte damals ihre Hände im Spiel . Wir arbeiten seit drei Jahren daran, hier umzusteuern und vor
allen Dingen von der Kahlschlagpolitik wegzukommen;
denn es ist kein Wunder, dass im Bereich der Wasserstraßen so viel Geld, das wir bereitstellen, nicht abgerufen
wird, weil es einfach nicht in der Form eine arbeitsfähige Wasser- und Schifffahrtsverwaltung gibt - trotz über
12 000 Beschäftigten -, wie wir uns alle das wünschen
würden . Wir arbeiten aber daran . Darum will ich hier
nennen, was wir in den letzten drei Jahren in der Summe
beim Personal der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung
gemacht haben: Nachdem jahrelang wirklich gekürzt, gekürzt, gekürzt worden ist und es auch keine Perspektiven
für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gab, haben wir
von 2014 bis 2017 in der Summe 232 neue Stellen bei
der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung geschaffen, und
davon 173 allein durch die Beschlüsse des Haushaltsausschusses . Darauf sind wir stolz .
({4})
Im September, bei der ersten Lesung des Haushaltsentwurfes, habe ich Ihnen, Herr Dobrindt, ins
Stammbuch geschrieben: Wir haben Stellen geschaffen,
für die Besetzung allerdings muss Ihr Haus sorgen . Das
war in der Vergangenheit nicht so klasse . Denn Stellen,
die wir schon vor zwei Jahren beschlossen hatten, waren
leider im September dieses Jahres noch nicht besetzt . Das
haben wir uns gemeinsam angesehen . Darum freue ich
mich besonders, dass der Kollege Brackmann verkünden
konnte, dass Sie jetzt schon dabei sind, mit Hochdruck
die Stellen zu besetzen, die wir erst heute Mittag beschließen . Das ist eine vorbildliche Lernkurve, über die
wir uns sehr freuen .
({5})
Auch ich will unterstreichen - denn dieses Thema
geht in der Öffentlichkeit leicht unter -: Ich halte es für
eine der ganz großen Weichenstellungen, die uns Haushältern in großem Einvernehmen mit unseren Verkehrspolitikern mit diesem Haushalt geglückt ist . Das zeigt,
dass wir über den Tag hinausdenken. Wenn uns häufig
unterstellt wird, dass wir eigentlich schon im Wahlkampfmodus sind, dass wir nicht mehr so richtig etwas
zustande bringen: Nein, das ist falsch . Wir haben einen
Beschluss gefasst, nämlich einen neuen Studiengang an
der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg einzurichten, einen Beschluss, dessen Früchte erst in der nächsten
Legislatur voll zu sehen sein werden . Wir denken eben
nachhaltig . Die insgesamt 20 Professorenstellen mit den
dazugehörenden Mitarbeitern, die wir geschaffen haben,
dienen ausschließlich dazu, den Bereich Ingenieurwesen
zu stärken, und zwar ausdrücklich mit Blick auf unsere Wasser- und Schifffahrtsverwaltung, aber auch - das
will ich hier sagen - auf unser Eisenbahn-Bundesamt,
ein weiteres Nadelöhr . Denn auch bei der Bahn müssen
wir besser werden . Damit meine ich jetzt nun mal nicht
die DB, die Deutsche Bahn, sondern die Behörden, deren
Funktionieren erforderlich ist, um die Bauvorhaben - die
Neubau- und Ausbauvorhaben - der Deutschen Bahn zügig auf den Weg zu bringen . Da ist das Eisenbahn-Bundesamt immer auch ein Nadelöhr . Auch hier brauchen
wir die entsprechenden Fachleute . Mit der Einrichtung
dieses Studiengangs an der Helmut-Schmidt-Universität
haben wir dafür die Voraussetzung geschaffen. Das ist
eine richtig gute Sache .
({6})
Wir sind bei den Schwerpunkten geblieben, den großen Linien, die wir in den letzten Jahren gemeinsam betont haben. Das betrifft zum einen die maritime Branche,
die eine Zukunftsbranche ist . Inzwischen haben Bayern
und Baden-Württemberg gelernt - die Küste ist zwar relativ weit weg von diesen Ländern -, dass sie wirtschaftlich viel damit zu tun haben . Die maritime Wirtschaft
generiert sehr viel Wertschöpfung in Ländern, die weit
von der Küste entfernt sind . In diesem Zusammenhang
möchte ich erwähnen: Wir arbeiten schon mehrere Jahre daran - das hat Norbert Brackmann schon erwähnt -,
den Einsatz von LNG zu stärken . Wir haben die Fördermöglichkeiten im Bereich der Verkehrsinfrastruktur, aber
auch bei behördeneigenen Schiffe gestärkt; denn dort
gibt es immer das Henne-Ei-Problem: Haben wir Schiffe mit LNG, dann brauchen wir auch Tankstellen; haben
wir Tankstellen, dann brauchen wir auch Schiffe, die die
nutzen .
Daran arbeiten wir, aber nicht nur daran . Wir arbeiten
für die Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie, für die am Anfang dieser Legislatur null Euro bereitstanden und jetzt
60 Millionen Euro bereitstehen . Hier sind wir in mutigen Schritten vorangegangen . Uns war es wichtig, dass
die Wirtschaft, die ja viel damit zu tun hat, weiß, dass
sie sich darauf verlassen kann, dass wir hier nicht etwas
ins Schaufenster stellen, was nach der Bundestagswahl
wieder weg ist . Dazu braucht es langfristige Signale; wir
machen es über Verpflichtungsermächtigungen im Haushaltsplan . Wir haben also Geld bereitgestellt, damit an
dieser Stelle, auch über den Wahltag hinaus, richtig viel
passieren kann . Ich bin mir ziemlich sicher: Das wird
dann auch fortgesetzt .
Lieber Norbert Brackmann, du hast es angesprochen:
Die Mehrzweckschiffe „Scharhörn“ und „Mellum“ sollen mit LNG ausgestattet werden . Ich füge hinzu: Das
war nicht so ganz einfach . Nicht alle in den Behörden
sind von unseren Ideen begeistert . Da bohren wir manchmal dicke Bretter . Aber: Ende gut, alles gut, wir kriegen
das miteinander hin . Das ist ein wichtiges Zeichen für
die Küste .
Ein weiterer wichtiger Punkt, um den wir uns in der
Großen Koalition über drei Jahre kontinuierlich gekümmert haben, ist der Lärmschutz, und zwar der freiwillige
Lärmschutz an der Straße, aber gerade auch an der Schiene . 100 Millionen Euro standen in der Vergangenheit pro
Jahr dafür bereit, jetzt sind es 150 Millionen Euro, und es
werden noch mehr .
({7})
Wir haben diese Mittel bis 2020 verstetigt . Auch das ist
ein Signal an die Menschen .
Norbert Brackmann hat gesagt: Hier im Plenum sitzen Freunde der Schiene . - Ja, das sind wir . Wir wollen
die Schiene attraktiv machen und attraktiv halten . Darum schmerzt uns auch die fehlende Akzeptanz für den
Ausbau der Schiene, gerade für die Güterschwerverkehrstrassen . Wir wissen: Güterschwerverkehr ist nicht wohlgelitten bei den Menschen, weil er richtig Lärm macht,
und Lärm macht krank und beeinträchtigt die Lebensqualität von Menschen .
Von den transeuropäischen Netzen führen sechs quer
durch Deutschland, und wir sind überall in Verzug bei
ihrem Ausbau . Dieser Deutsche Bundestag hat im Januar
einstimmig - einstimmig! - beschlossen, dass wir übergesetzlichen Lärmschutz an Güterschwerverkehrstrassen
herstellen wollen . Das wird richtig teuer . Aber wir alle
sind der Meinung: Das ist gut angelegtes Geld . Denn es
ist peinlich für Deutschland, dass wir im Vergleich zu
unseren Nachbarn bei vielen Staatsverträgen hinterherhinken . Wir müssen und wollen da besser werden, aber
nicht, indem Planungsgesetze oder Mitwirkungsmöglichkeiten von Naturschutzorganisationen oder Bürgerinitiativen geschliffen werden, sondern, indem wir beim
Lärmschutz qualitativ besser werden, indem wir Geld in
die Hand nehmen, um die Akzeptanz der Menschen gegenüber diesen Trassen zu verbessern .
({8})
In diesem Sinne finde ich: Das ist ein guter Haushalt.
Das waren auch in den letzten drei Jahren gute Haushalte . Wir haben Kontinuität hergestellt .
Ich bedanke mich bei unseren Verkehrspolitikern und
bei den Kollegen aus dem Haushaltsausschuss für die
gute Zusammenarbeit . Ich denke, die Weichen sind gut
gestellt .
Vielen Dank .
({9})
Für die Bundesregierung hat jetzt das Wort Bundesminister Alexander Dobrindt .
({0})
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Die Investitions- und Haushaltspolitik der Großen Koalition steht für eine neue Generationengerechtigkeit in
Deutschland .
({0})
Wir haben zwei historische Meilensteine zusammengebracht: Wir haben die Haushaltswende zur schwarzen
Null umgesetzt, und wir haben die Investitionswende
vollzogen . Wir erreichen mit meinem Investitionshochlauf einen Aufwuchs von 40 Prozent mehr für die Infrastruktur .
({1})
Das ist nachhaltige Haushaltspolitik, das ist nachhaltige
Investitionspolitik, das war das Ziel der Großen Koalition - und genau das haben wir auch erreicht .
Wir sind und bleiben führende Industrienation, Export- und Logistikweltmeister und Innovationsland
Nummer eins . Unser Land steht wie kein anderes für
seine lebenswerten Regionen . Wir bauen die stärksten
Straßen- und Schienennetze der Welt . Wir bauen unsere Position als das digitale Leistungszentrum in Europa
weiter aus. Dafür schaffen wir die Voraussetzungen. Das
ist die neue Generationengerechtigkeit, und das ist ein
Erfolg der Innovations- und Investitionspolitik der GroBettina Hagedorn
ßen Koalition . Allein in dieser Wahlperiode investieren
wir 50 Milliarden Euro in unsere Infrastruktur .
({2})
Das ist absoluter neuer Rekord . Das haben wir in der Vergangenheit nie erreicht . Das heißt für das nächste Jahr,
dass wir fast 14 Milliarden Euro in unsere Infrastruktur
investieren und zum ersten Mal eine Investitionsquote in
unserem Haushalt von 60 Prozent erreichen . Das ist der
Maßstab, den wir für die Zukunft setzen .
({3})
Wir haben in der Tat auch gerade in dieser Woche
noch einmal den Bundesverkehrswegeplan mit seinen
über 1 000 Projekten und seiner übrigens zum allerersten
Mal sehr klaren Finanzierungsperspektive im Ausschuss
intensiv diskutiert . Das heißt, wir können ihn auch so,
wie wir ihn entwickelt haben, umsetzen .
Wir steigern die Investitionen in die Modernisierung
der Brücken . Auch da gilt weiterhin klar meine Zusage:
Jede Sanierungsmaßnahme für eine Brücke, die Baurecht
erhält, wird von uns auch finanziert werden.
({4})
Wir stärken in der Tat die Deutsche Bahn mit einer
Kapitalerhöhung von 2,4 Milliarden Euro und verbinden
damit sehr klar die Erwartung an Investitionen für die
Bahnkunden .
Wir beteiligen uns mit diesem Haushalt zum allerersten Mal am Bau von Radschnellwegen .
Wir geben 4 Milliarden Euro für die digitale Infrastruktur aus und erreichen damit schon heute den dynamischsten Breitbandausbau in ganz Europa .
({5})
Wir investieren über 1 Milliarde Euro in die Mobilität 4 .0 mit alternativen Antrieben und Digitalisierung und
steigern allein die Mittel für das automatisierte und vernetzte Fahren jetzt auf 100 Millionen Euro .
Der Haushalt 2017 des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur ist damit der größte Investitions- und Innovationshaushalt, der jemals so im Deutschen Bundestag beschlossen wurde . Es wäre schön,
wenn Sie dies auch positiv goutieren würden .
({6})
Das haben wir vor allem nicht dadurch erreicht, dass
wir ideologische Feldzüge in die eine oder andere Richtung geführt haben, sondern das haben wir dadurch erreicht, dass sich unsere Politik an dem orientiert, was
gesellschaftlich richtig, ökonomisch notwendig, ökologisch sinnvoll und volkswirtschaftlich geboten ist .
({7})
Deswegen möchte ich an dieser Stelle auch ganz besonders den Verkehrspolitikern und den Haushaltspolitikern der Koalition danken, die es möglich gemacht haben, dass wir diesen Rekordhaushalt aufstellen und damit
Maßstäbe für die Zukunft setzen . Die Leistungsbilanz
der Haushalts- und Investitionswende - die neue Generationengerechtigkeit -: Das ist auch eine klare Richtungsentscheidung, die wir getroffen haben, eine notwendige
Richtungsentscheidung für mehr Mobilität .
Den kompletten Gegenentwurf zu dieser Richtungsentscheidung für mehr Mobilität konnten wir gerade hier,
lieber Herr Krischer, bei Ihrer Rede hören . Den konnten
wir übrigens auch auf dem grünen Parteitag sehen .
({8})
In der Tat: Diese Richtungsentscheidung wird nicht nur
mit Blick auf die Mobilität getroffen. Wir stehen 2017
ganz klar vor einer absoluten Richtungswahl: ob es mit
uns Innovationen und Investitionen gibt oder ob es mit
den Grünen Stagnation und Stillstand gibt . Das ist die
Richtungsentscheidung .
({9})
- Ja . Sie müssen sich Ihre eigenen Parteitagsbeschlüsse
anschauen . Die Richtungsentscheidung heißt doch klar:
Mobilitätsfortschritt mit uns oder Verkehrspessimismus
mit Ihnen . Das ist die Auseinandersetzung, um die es
geht . Das ist die Entscheidung, vor der die Menschen in
diesem Land stehen .
({10})
Ich kann Ihnen auch gerne einige Ihrer Punkte vorlesen:
({11})
Kfz-Steuer erhöhen, Sprit verteuern, Verbot von Verbrennungsmotoren . Sie kritisieren das Wachstum im
Güter- und im Flugverkehr . Sie ignorieren mit all diesen
Punkten das klare Prinzip: Ohne Mobilität gibt es keine
Prosperität . ({12})
Sie wenden sich gegen meine Rekordinvestitionen in die
Infrastruktur, mit denen wir unsere Verkehrswege fit für
die Zukunft machen . Sie sagen in Ihren Beschlüssen vom
Parteitag wörtlich: „ … dem Wachstum … hinterher zu
bauen, hat keine Zukunft“ . Ich sage Ihnen: Unsere wirtschaftliche Zukunft braucht Wachstum, sonst funktioniert es nicht .
({13})
Wohlstand entsteht dort, wo Infrastruktur funktioniert .
Das müssen Sie sich mal hinter die Ohren schreiben .
Aber, lieber Herr Krischer, ich habe auch mit Verwunderung festgestellt, dass Sie sich hier am Rednerpult zum
Retter der Automobilindustrie aufschwingen wollten .
({14})
Das scheint mir in der Tat die absolute Heuchelei zu sein .
Sie streiten ja auf Ihrem Parteitag sogar darüber, ob man
überhaupt mit der Automobilindustrie reden darf; das
war doch eine lange Debatte bei Ihnen .
({15})
Ihr Vorzeigeverkehrspessimist Winnie Hermann hat es ja
sehr deutlich formuliert:
Mit 750 000 Arbeitsplätzen ist die Automobilindustrie nicht . . . so bedeutend, wie sie tut .
Das ist ein wörtliches Zitat .
Ehrlicherweise muss man sagen: Sie waren da auch
schon mal weiter . Ich kann mich da an ganz andere,
durchaus fortschrittlichere Gedanken in Ihrer Fraktion
erinnern .
({16})
Herr Hofreiter, einer Ihrer Vorgänger, Rezzo Schlauch,
hat es einmal sehr klar formuliert . Er hat gesagt: Das
Auto ist unverzichtbar . Das Bedürfnis nach individueller
Mobilität ist zu akzeptieren . Wir müssen unseren emotionalen Antireflex gegen das Auto beenden. - Beenden Sie
ihn endlich!
({17})
Was wir brauchen, ist ein starkes Bündnis für Stabilität und Fortschritt, das unseren Wohlstand verteidigt und
uns in einer verschärften internationalen Wettbewerbssituation an der Spitze hält . Dazu brauchen wir in der Tat
die drei „I“: Investition, Innovation und Infrastruktur .
Das geht mit der Politik, wie wir sie hier im Haushalt
abgebildet haben . Wir müssen die Nullverschuldung
fortsetzen . Wir brauchen neben der Schuldenbremse eine
dauerhafte Investitionsquote für den Bundeshaushalt .
Wir brauchen in der Tat flächendeckend die Entwicklung einer Gigabitgesellschaft . Die Vernetzung aller Dinge bringt ein enormes Datenwachstum . Die Wertschöpfung daraus entsteht dort, wo dieses Wachstum abgerufen
werden kann . Ich will, dass das bei uns passiert .
({18})
Nirgendwo anders auf der Welt ist die Chance für die digitale Revolution größer als bei uns .
({19})
Deswegen sage ich auch sehr klar, dass mir das ständig
und immer wieder formulierte Ziel des 1-Gigabit-Netzes
zu unambitioniert ist . Wir müssen über komplexe Netze
reden . Wir müssen an der Errichtung komplexer Netze
arbeiten .
({20})
Das Datenwachstum und die digitalen Anwendungen
der Zukunft stellen völlig neue Anforderungen an unsere Netze hinsichtlich Leistungsfähigkeit, Sicherheit und
Latenzzeiten . In Zukunft brauchen wir nicht einfach nur
mehr Bandbreite - das ist eine verkürzte Diskussion -,
({21})
sondern es geht weit darüber hinaus: Wir brauchen Echtzeitfähigkeit im Netz, superniedrige Reaktionszeiten und
eine neue Intelligenz der Netze, die unsere Infrastruktur
in die Lage versetzt, Daten selbstständig zu verarbeiten,
sie zu veredeln und schnellstmöglich entsprechend den
Bedürfnissen und den Anwendungen zum Nutzer zu
transportieren .
Das muss man einfach zusammenbringen, wenn man
eine erfolgreiche digitale Revolution durchführen will .
Zum Beispiel braucht ein automatisiertes Fahrzeug für
die Echtzeitkommunikation superniedrige Latenzzeiten .
Für einen HD-Stream braucht man auf der anderen Seite
große Bandbreite . Uns geht es jetzt darum, dass wir die
intelligenten Netze bauen, um die unterschiedlichen Themen zusammenzubringen . Da haben wir mit der Netzallianz Digitales Deutschland, die wir gegründet haben,
einen klaren Fahrplan vorgelegt . Unser Ziel ist es, gemeinsam, Politik und Wirtschaft, in den nächsten Jahren,
bis 2023, 100 Milliarden Euro in den Ausbau der Netze
zu investieren und damit sowohl die Breitbandtechnologie als auch den neuen Mobilfunkstandard 5G auf den
Weg zu bringen . Das ist ein Erfolgsmodell, um eine Gigabitgesellschaft in Deutschland zu schaffen, meine Damen und Herren .
({22})
In der Tat müssen wir Innovationsführer bei der Mobilität 4 .0 bleiben . Es geht um das automatisierte Fahren,
es geht um die Vernetzung der Verkehre, es geht um die
Antriebswende zur Elektromobilität . Wir werden in den
nächsten fünf bis zehn Jahren eine Veränderung im BeBundesminister Alexander Dobrindt
reich der Automobilität erleben wie in den Jahrzehnten
vorher nicht . Das sind die größten Herausforderungen,
vor denen wir stehen .
Der Wettbewerb wird in der Tat international deutlich härter . Alle großen Industrienationen arbeiten daran,
uns in einer unserer Kernkompetenzen, der automobilen
Technik, im Wettbewerb zu stellen . Jetzt geht es darum,
dass wir diese Kernkompetenz erhalten, dass wir das Automobil digital weiterentwickeln, dass wir den Sprung
zur Elektromobilität an der Spitze gestalten .
({23})
Das geht nur mit einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur, die wir mit diesem Haushalt aufbauen und für
die wir 300 Millionen Euro bereitstellen, und mit dem
automatisierten und vernetzten Fahren . Wir sind mit unserem Digitalen Testfeld Autobahn auf der A 9 diejenigen, die auf der Welt den Leuchtturm gesetzt haben . Sie
ist die erste intelligente und voll digitalisierte Straße,
({24})
die in der Lage ist, zwischen Auto und Infrastruktur zu
kommunizieren . Das werden wir jetzt auf Stadtkomponenten erweitern und die Grundlage dafür legen, dass
Deep-Learning-Systeme und künstliche Intelligenz auch
bei uns entwickelt, zur Produktreife gebracht und umgesetzt werden, um dann Arbeit, Wachstum und Wohlstand in diesem Land zu generieren . Ich verstehe unter
Mobilität 4 .0, dass wir diese Digitalität in unserem Land
umsetzen .
({25})
Zu einer Zukunftsoffensive für Digitalität und Modernisierung gehört auch eine Zukunftsoffensive für
Start-ups . Die Innovationskraft der jungen Unternehmen
wollen wir nutzen . Dazu gehört, dass wir einen schnellen Zugang zu Kapital ermöglichen und Open Data zur
Verfügung stellen . Wir machen das in meinem Haus mit
der mCLOUD für Mobilitätsdaten, die wir frei zur Verfügung stellen, und dem mFUND, für den wir 100 Millionen Euro bereitstellen und mit dem wir die Early-Stage-Phase der Mobilitäts-Start-ups mit unterstützen .
Aber auch hier muss es weitergehen . Deswegen ist es
dringend geboten, dass wir uns auch darüber unterhalten, wie wir noch mehr Finanzkraft zur Verfügung stellen
können, damit gerade junge Start-ups nicht das Gefühl
haben, sie müssten in andere Regionen der Welt gehen,
um ihr Produkt dort zu entwickeln und zu vermarkten .
Das alles muss bei uns möglich sein . Wir haben mit
Berlin und München große Standorte, die superattraktiv
sind, auch und gerade für die Start-ups dieser Welt . Jetzt
geht es darum, einen Dachfonds aufzulegen, in dessen
Rahmen auch der Bund Finanzmittel in die Hand nimmt
und dafür sorgt, dass die nötige finanzielle Unterstützung
junger Ideengeber gewährleistet ist .
({26})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir bewegen uns
auf eine neue digitale Weltordnung zu . Mit den neuen digitalen Machtzentren in den USA und auf den asiatischen
Märkten stehen wir in einem harten Wettbewerb um digitale Wertschöpfung und Daten . Was wir jetzt brauchen,
ist eine umfassende Garantie für Sicherheit, Wachstum
und Wohlstand sowie eine Politik, die unser Land in einer
digitalen Weltordnung an die Spitze führt . Die Grundlage dafür, dass all dies möglich ist, legt der Haushalt der
Großen Koalition .
Herzlichen Dank .
({27})
Nächster Redner ist der Kollege Herbert Behrens,
Fraktion Die Linke .
({0})
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Eine kurze Bilanz der Verkehrspolitik der Bundesregierung aus meiner Sicht, aus Sicht der Linken: keine
Wende hin zum Positiven, keine Verringerung der Gesundheitsgefahren, keine Verringerung der Umweltbelastungen, keine Wende hin zu mehr Arbeitssicherheit,
hin zu besseren Arbeitsbedingungen für die im Verkehrswesen Beschäftigten und auch keine Fortschritte bei der
Versorgung des Landes mit einer digitalen Infrastruktur,
die über die Wahlperiode hinaus Bestand haben kann .
Der Verkehrsminister ist an seinen eigenen Ansprüchen
gescheitert, an den Ansprüchen einer vernünftigen Verkehrspolitik sowieso .
({0})
Diese Aussage ist nach wie vor richtig, obwohl es sich
schon um einen Stehsatz aus den Reden handelt, die ich
hier zu den letzten sieben Verkehrshaushalten gehalten
habe .
Doch jedes Jahr kommen neue Fehlentscheidungen
hinzu. In diesem Jahr betreffen sie insbesondere die soziale Lage der Menschen . Damit meine ich die Sicherheit der Arbeitsplätze und die Qualität der Arbeitsplätze . Jüngstes Beispiel: In einer Nacht-und-Nebel-Aktion
drückt die Mehrheit von CDU/CSU und SPD im Haushaltsausschuss durch, dass die Fluggesellschaften künftig die anfallenden Flugsicherungsgebühren nicht mehr
zahlen müssen . Eine Summe von 200 Millionen Euro ist
dabei im Gespräch . Nicht falsch verstehen: Die Gebühren fallen nach wie vor an; aber sie werden nicht mehr
von den Fluggesellschaften bezahlt, sondern von der Allgemeinheit, also von uns allen .
({1})
Wir wissen und können auch wissen, dass diese Art
von Steuergeschenken nicht dazu beiträgt, das Problem
zu lösen, das gelöst werden soll, nämlich die Wettbewerbsfähigkeit insofern zu erhalten, dass hier Arbeitsplätze geschaffen werden und gute Arbeitsplätze erhalten
bleiben .
({2})
Wir wissen und können auch wissen, dass die Subventionen in das Portemonnaie der Anteilseigner fließen, wie
wir das auch bei anderen Subventionen sehen . Sie werden nicht bei den Beschäftigten, die in einer Maschine
oder auf dem Flughafen arbeiten, landen . Die Lufthansa
muss sich sogar noch ermuntert fühlen, damit weiterzumachen, ihre Belegschaft nach und nach in einer eigenen
Billigfluggesellschaft auszulagern, bei Eurowings mit
Sitz in Österreich . Steuergeschenke und Sozialdumping
darf es nicht geben . Das ist eine zentrale Forderung der
Linken .
({3})
Nun wird vielleicht der eine oder andere mahnen
und sagen: Vielleicht klappt es mit dieser Maßnahme
ja doch, qualifizierte Arbeitsplätze mit Sitz in Deutschland zu schaffen. - Aber wir müssen doch aus den Erfahrungen, die wir mit Subventionen gesammelt haben,
lernen . Vielen von uns ist das Maritime Bündnis bekannt . Im Rahmen dieses Bündnisses versuchten Bund,
Reeder, die Beschäftigten und ihre Verbände seit 2004,
die Zahl der Schiffe, die unter deutscher Flagge fahren
und unter die hiesigen Tarifbedingungen fallen, zu erhöhen, sie sozusagen wieder einzusourcen . Die Reeder
wurden nur noch pauschal besteuert, sie durften die Ausbildungszuschüsse einheimsen, sie durften zunächst einen Teil der Lohnsteuer für sich behalten - inzwischen
sogar die gesamte Lohnsteuer -; im Gegenzug sollten
mindestens 500 Schiffe unter deutscher Flagge fahren.
Zwölf Jahre und 6 Milliarden Euro Subventionen später
fahren 140 Schiffe unter deutscher Flagge. Der Ausstieg
der Seefahrergewerkschaft Verdi ist nachvollziehbar, begründet und selbstverständlich . Verdi hat das Bündnis
verlassen . Das war eine richtige und längst überfällige
Maßnahme .
({4})
Auch das Maritime Bündnis hat gezeigt: Subventionen
sichern und schaffen keinen Arbeitsplatz, wenn sie nicht
an klare, verlässliche, abrechenbare Bedingungen geknüpft sind .
({5})
Mit Geschenken lassen sich zwar Freundschaften erhalten, nicht aber die soziale Sicherheit der arbeitenden
Menschen .
({6})
Trotz dieser Binsenweisheit werden neue Steuerpakete
geschnürt, jetzt in Form einer Bundesstraßengesellschaft,
wie wir gehört haben . Es ist ja schön und gut, wenn jetzt
getitelt wird, Finanzjongleure und Versicherungen sollten keinen Zugriff auf die Gesellschaft bekommen. Aber
wir wissen, was nach Gründung der Gesellschaft passieren kann . Es soll eine privatrechtliche Grundlage geben .
Dann wäre es so wie bei der Deutschen Bahn . Das wäre
eine Deutsche Bahn für die Bundesstraßen und die Autobahnen .
({7})
Und dann? Nein, diese Gesellschaft soll Finanzjongleuren und Versicherungen den Zugriff auf die Straßeninfrastruktur ermöglichen . Dann würde die Infrastruktur nicht
mehr durch parlamentarische Beschlüsse gestaltet - wie
bei der Bahn . Der Bund wäre nur noch für die Finanzierung zuständig - wie bei der Bahn .
({8})
Darum soll das Grundgesetz geändert werden . Mit der
Frage, wie die Gesellschaft ausgestattet wird, will man
sich später beschäftigen . Zunächst das Grundgesetz zu
ändern - mit Ihrer Beteiligung -, das finde ich nicht
nachvollziehbar . Diesen Schritt sollten Sie dringendst
überdenken .
({9})
Zur Bilanz gehört auch der größte Skandal in der Automobilindustrie, den wir kennen . VW musste zugeben,
bei den Angaben zu den stark gesundheitsschädlichen
Stickstoffoxiden betrogen zu haben. Der Verkehrsminister war nicht in der Lage, das auf unsere Kleinen Anfragen hin aufzuklären .
({10})
Das Parlament hat deshalb beschlossen, einen Untersuchungsausschuss einzurichten . Dieser hat nach den
ersten Einblicken in die Struktur und Arbeitsweise des
Ministeriums und der nachgelagerten Behörden einiges
aufgedeckt, was wir so nicht glauben konnten . Nichts
hören, nichts sehen, nichts sagen - das scheint das Credo
der Behörden zu sein . Das trägt dazu bei, dass es nicht bei
diesem Skandal bleibt, sondern künftig weitere schwere
Skandale geben wird .
({11})
Ich komme zum Schluss . Es ist unsere Aufgabe, dass
wir trotz der jubelnden Selbstbeweihräucherung vonseiten der Koalitionsvertreter eine klare Übersicht darüber
behalten, was wirklich passiert . Zusammengefasst sind
wir der Meinung: Die Verkehrspolitik in Deutschland
wird vor die Wand gefahren . Die einzige Neuerung ist,
dass dies zukünftig elektrisch und autonom geschehen
soll .
({12})
Die Kollegin Birgit Kömpel spricht jetzt für die SPD .
({0})
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten
Kolleginnen und Kollegen! Nachdem wir jetzt schon viel
Grundsätzliches zum Verkehrshaushalt gehört haben,
möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf ein sehr wichtiges
Thema lenken: die Verkehrssicherheit . Verkehrssicherheit betrifft uns alle. Wir alle kennen jemanden, der oder
die schon einmal in einen Unfall verwickelt war, oder
vielleicht hat es uns sogar selbst getroffen. In den letzten
beiden Jahren stieg die Anzahl der Verkehrstoten erstmalig wieder, nachdem sie sich über viele Jahre hinweg
reduziert hatte . Aber was heißt das für uns in der Politik? Wir können solche Zahlen nicht einfach hinnehmen .
3 459 Verkehrstote in unserem Land im Jahr 2015, das
sind 3 459 gute Gründe, um zu handeln .
({0})
Für das Haushaltsjahr 2017 gibt es 1,1 Millionen Euro
mehr für Maßnahmen der Verkehrssicherheit .
({1})
- Genau, danke . - Das ist ein wichtiger Erfolg; denn
insgesamt stehen uns nun 14 Millionen Euro für Aufklärungs- und Erziehungsmaßnahmen zur Bekämpfung
der Verkehrsunfälle zur Verfügung . Dafür danke ich auch
Ihnen, lieber Kollege Storjohann; denn Sie haben sich
ebenfalls für die Erhöhung des Titels sehr starkgemacht .
({2})
Die Mittel werden in bewährter Art und Weise dem
Deutschen Verkehrssicherheitsrat, der Deutschen Verkehrswacht und für Maßnahmen des Bundesministeriums zur Verfügung stehen .
Wer mehr Geld fordert und es bekommt, der muss
auch Rechenschaft darüber ablegen, wofür er es braucht .
Hierzu haben wir uns in der SPD-Fraktion ausführlich
Gedanken gemacht . Das Ergebnis war:
Wir fordern erstens eine stärkere Zielgruppenorientierung . Wir müssen genauer auf die einzelnen Zielgruppen
zugehen . Junge Fahranfänger müssen anders angesprochen werden und werden auf anderem Wege erreicht
als ältere Verkehrsteilnehmer . Eine besonders gefährdete Zielgruppe sind die geflüchteten und asylsuchenden
Menschen . Hier müssen wir neben den erfreulich rasch
übersetzten Leitfäden zur deutschen Verkehrsordnung
vor allem verstärkt durch Schulungen in Kindergärten,
Schulen und innerhalb der Sprach- und Integrationskurse
die wichtigsten Verkehrsregeln vermitteln .
Zweitens setzen wir auf straßenbautechnische Lösungen . Wir müssen in zweierlei Richtungen denken . Zum
einen müssen bestimmte Zielgruppen besser geschützt
werden, zum Beispiel Motorradfahrer durch einen sogenannten Untergleitschutz entlang der Leitplanken . Zum
anderen setzen wir auf verkehrspsychologische Maßnahmen wie zum Beispiel künstliche Hindernisse, die
den Verkehr verlangsamen und die Aufmerksamkeit der
Fahrzeugführerinnen und -führer erhöhen .
Wir brauchen drittens eine verstärkte Erprobung und
schrittweise Einführung von Fahrzeugassistenztechnik
Richtung automatisiertes, autonomes Fahren . Die Mittel für das automatisierte Fahren wurden um 17 Millionen Euro auf nunmehr 37 Millionen Euro erhöht . Das
ist wichtig; denn Fahrassistenzsystemen und autonomem
Fahren gehört die Zukunft .
Zu Fahrassistenzsystemen noch ein Wort in eigener Sache: Wir von der SPD wollen und fordern, dass
Fahrassistenzsysteme, die sich bewährt haben, nicht ein
Phänomen der gehobenen Fahrzeugklassen bleiben, sondern verpflichtend für alle Fahrzeugklassen werden.
({3})
Auch noch ein Wort zur Verkehrssicherheit und deren Kontrolle: Wir brauchen eine bessere Ausstattung der
Polizei; denn nur wenn wir kontrollieren, sind wir auch
erfolgreich . Das haben Untersuchungen ergeben . Eine
hohe Geschwindigkeit bedeutet immer noch ein hohes
Risiko . Aber zunehmend gefährden Handys und iPads
am Steuer unser aller Leben; denn wir sind nicht multitaskingfähig - ja, auch wir Frauen nicht .
({4})
Jeder im Straßenverkehr Getötete oder Verletzte ist einer zu viel . Deshalb: Packen wir es an!
Herzlichen Dank .
({5})
Die Kollegin Dr . Valerie Wilms spricht als Nächste für
Bündnis 90/Die Grünen .
Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Meine Damen und Herren! Wenn man diese Debatte verfolgt, dann fragt man sich wirklich: Bewegt sich diese
Regierung noch in der realen Welt, oder sind wir schon in
einer 4 .0-Welt, einer theoretischen Welt, gelandet?
({0})
- Ja, und es wäre ganz gut, wenn sie auch bei den Parlamentarischen Geschäftsführern voranschreiten würde .
({1})
Vielleicht können wir die ja irgendwann einmal durch
automatisierte ersetzen .
({2})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie haben mal wieder den Weg der Unehrlichkeit gewählt . Sie versprechen
etwas, was nicht gehalten werden kann . Ich spreche mal
wieder von unserem leidvollen Projekt Bundesverkehrswegeplan .
({3})
Wobei der Minister noch nicht erkannt hat - obwohl er
heute von Mobilität 4 .0 gesprochen hat -, dass in der Zukunft vielleicht doch keine 30-prozentige Steigerung der
Transportaufgaben anstehen wird, weil viele Produktionsverfahren durch Industrie 4 .0 elektronisiert und automatisiert ablaufen werden, sodass gar nicht mehr so viele
Transporte benötigt werden!
Sie haben uns am Mittwoch mit dem Bundesverkehrswegeplan beglückt, diesem dicken Stapel Papier mit Tausenden Verkehrsprojekten . Was hier beschlossen werden
soll - das wissen Sie auch -, ist vorne und hinten nicht
bezahlbar . Herr Dobrindt hat uns zu Beginn der Haushaltsberatungen diese Schleppe vorgeführt . Veralbern
können wir uns selber . Dazu brauchen wir den Minister
nicht . Sie von der Koalition ignorieren einfach, dass das
nicht bezahlbar ist .
Wir haben Mittwoch bis spät in die Nacht zusammengesessen und über Hunderte Änderungen gesprochen .
Sie hatten es in der Hand, in der Realität anzukommen .
Aber was hat diese Koalition gemacht? Sie hat es noch
schlimmer gemacht,
({4})
indem sie weitere 48 Projekte in diesem Bundesverkehrswegeplan höher eingestuft hat . Damit produzieren Sie
Frust und Enttäuschung; denn das ist nicht bezahlbar .
({5})
Die Verantwortung dafür trägt einzig und allein diese
große Stillstandskoalition, und das benennen wir auch so .
Noch schlimmer wird es, wenn sich die Menschen
ansehen, wohin das Geld tatsächlich fließt. Es ist schon
interessant: Es gibt zwar haufenweise Studien, Dossiers
und Bewertungen zu den einzelnen Projekten; aber sie
haben keine Bedeutung . Herr Dobrindt, ich weiß nicht,
wofür sie erstellt wurden; denn Sie halten sich nicht daran . Es geht hier nicht um objektive Kriterien, sondern
nur darum, wer in dieser Koalition etwas zählt . Hunderte
Millionen von Euro werden so in die eigenen Wahlkreise
gelenkt .
({6})
Das beste Beispiel sind die goldenen Schleusentore am
Elbe-Lübeck-Kanal . Das ist eine Unverschämtheit, und
das nenne ich Selbstbedienung .
({7})
Lassen Sie mich zu einem anderen Punkt kommen, liebe Kolleginnen und Kollegen, der für zukünftige Haushalte von großer Bedeutung ist . Laut Pressemeldung hat
die Bundesregierung jetzt endlich eine gemeinschaftliche
Position zu einer Autobahngesellschaft gefunden . Gott
sei Dank sind die Hirngespinste einer Privatisierung vom
Tisch. Ich hoffe, das stimmt auch; ich bin auf den genauen Wortlaut im Gesetzentwurf gespannt . Von einem Verschleudern der Straße wollen wir Grüne absolut nichts
wissen . Straßen sind Gemeingut, genauso wie Schienenwege und Wasserstraßen .
({8})
Sie gehören allen Bürgerinnen und Bürgern, und das
muss dauerhaft so bleiben . Aber wir müssen endlich verantwortungsvoll damit umgehen . Deswegen sagen wir
klar und deutlich: Eine Autobahngesellschaft ist nicht
mit einer Privatisierung gleichzusetzen . Wenn wir als
Bundestag und über uns dann auch die Bürgerinnen und
Bürger hier weiter Einfluss haben wollen, dann müssen
wir das ins Gesetz schreiben . Wir sind der Gesetzgeber,
nicht die Regierung .
({9})
Ich kann deswegen alle nur zu ruhiger und gewissenhafter Arbeit auffordern.
An dieser Stelle ist zu sagen: Kommen Sie von der
Koalition und Sie, Herr Minister, von Ihrem hohen Ross
herunter! Ich schaue da auch den Vertreter des Wirtschaftsministeriums an, den Herrn Staatssekretär .
({10})
Der Vertreter des Finanzministeriums hat sich in weiser
Voraussicht schon verabschiedet . Er wusste wohl schon,
was auf ihn zukommt . Wir brauchen keine Autobahngesellschaft, um Versicherungskonzerne zu pampern .
Aber bitte kommen auch Sie, werte Kolleginnen und
Kollegen von der Linken, von Ihrem hohen Ross herunter .
Frau Kollegin Dr . Wilms, auch die visionären Perspektiven über die Zukunft der Parlamentarischen Geschäftsführer führen nicht zu einer Verlängerung der Redezeit .
({0})
Herzlichen Dank für den Hinweis . - Werte Kolleginnen und Kollegen von den Linken, erzählen Sie uns
nichts mehr von den neoliberalen Schreckgespenstern .
Damit komme ich zum Schluss . Die Bürger verlangen von uns, dass wir ihre Straßen vernünftig in Schuss
halten . Mit der organisierten Verantwortungslosigkeit im
Mischmasch zwischen Bund und Ländern gelingt uns das
nicht . Darum lassen Sie uns eine klug konstruierte Autobahngesellschaft machen .
Herzlichen Dank .
({0})
Der Kollege Reinhold Sendker spricht jetzt für die
CDU/CSU .
({0})
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Nach Jahren der klassischen Unterfinanzierung befinden
sich unsere Verkehrsinvestitionen heute auf einem Rekordniveau . Was die Verbesserung der Planungsreserven
angeht - meine Kollegin hat das gerade gesagt -, werden
wir nun über die Gründung einer Bundesinfrastrukturgesellschaft reden und damit die Planungsreserven seitens
des Bundes deutlich verbessern .
({0})
Diese sehr positive Entwicklung, ferner unsere Investitionen, um die Lärmimmission zu bekämpfen, sowie die
Förderung des Breitbandausbaus bewirken Modernisierungen unserer Verkehrsinfrastrukturen im Sinne einer
digitalen, nachhaltigen und globalisierten Infrastruktur .
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir dürfen fast am
Ende dieser Wahlperiode - ein Jahr haben wir noch - bereits feststellen: Ja, wir sind in den zurückliegenden Jahren enorm vorangekommen . Das lassen wir uns auch in
dieser Haushaltsdebatte nicht schlechtreden,
({1})
schon gar nicht von denen, die von „weniger Verkehr“
geredet haben und weiter reden in einer Zeit, in der die
Schwerlastverkehre erheblich ansteigen und immer neue
Staus produzieren .
Es ist völlig richtig und steht außer Zweifel: Angesichts der prognostizierten Verkehrsentwicklung für
Deutschland müssen Güterverkehre - das muss unser
Ziel sein - weiter auf Schiene und Wasserwege verlagert
werden .
({2})
Wer wie Sie weniger Verkehr will, der täuscht doch die
Menschen . Diese Politik - da hat der Minister vollkommen recht - führt im Ergebnis zu weniger Wachstum und
weniger Wohlstand . Genau das können und werden wir
nicht zulassen .
({3})
In diesem Zusammenhang begrüßen wir ausdrücklich die Verbesserungen bei den Haushaltsansätzen für
die kombinierten Verkehre . In diesem Bereich ist viel
geschehen. Die Wachstums- und Qualitätsoffensive der
Bahn AG wird mit einem nennenswerten Milliardenbetrag unterstützt . Das stärkt ausdrücklich den Verkehrsträger Schiene .
({4})
In den kommenden Jahren bleiben die Bekämpfung des
Schienenlärms und die Schaffung barrierefreier Bahnhöfe ein Kernanliegen unserer Verkehrspolitik . 34 Millionen Euro werden zusätzlich für den Lärmschutz in den
Jahren bis 2021 eingestellt .
Im Koalitionsvertrag haben wir uns auch sehr klar für
die Stärkung des Luftverkehrsstandortes Deutschland
ausgesprochen . In zahlreichen Sitzungen des Fachausschusses hat es hier bemerkenswerte Plädoyers gegeben .
Insofern freuen wir uns zu dieser Stunde sehr über die
Bereitstellung von rund 200 Millionen Euro zur Entlastung der Fluggesellschaften . Insbesondere mit Blick auf
die Reduzierung der Flugsicherungsgebühren ist das ein
starker Aufschlag . Ich möchte in dieser Haushaltsrunde
einmal unseren Haushältern dafür ausdrücklich Dank sagen .
({5})
Ein Wort zur Breitbrandförderung des Bundes . Sie generiert geradezu eine echte Erfolgsgeschichte . Das Förderprogramm, seine Rahmenbedingungen einschließlich
des Scoringverfahrens und die Beratung durch das Breitbandbüro sind hervorragend und angemessen . Zudem
konnte unser Minister einen Aufwuchs der Fördermittel
auf 4 Milliarden Euro erreichen . Das nenne ich - summa
summarum - eine sehr erfolgreiche Arbeit von Ministerium und Minister . Herzlichen Dank dafür, Alexander
Dobrindt!
({6})
Folglich ist die Personalverstärkung zur erfolgreichen
Umsetzung des DigiNetz-Gesetzes und im Bereich der
Bundesnetzagentur völlig richtig und zielführend .
In zurückliegenden Ausschussberatungen gab es von
den Oppositionsfraktionen kaum Neues zu hören . Wiedervorlage war angesagt, so zum Beispiel beim Thema
Fehmarnbelt-Querung und bei der niemals enden wollenden Kritik an Stuttgart 21, obwohl das Volk abgestimmt
hat . Natürlich fehlte es auch nicht an dem für mich schon
chronischen Gejammer über die alternative und - ich betone - die erfolgreiche Beschaffungsvariante ÖPP. Dieser
Kritik steht nunmehr ein Verkehrshaushalt der Rekorde
2017 gegenüber, verbunden mit einer Erfolgsbilanz der
Koalition, die sich weiß Gott sehen lassen kann . Drei
Punkte möchte ich dabei hervorheben:
Erstens . Wir verfügen nun endlich über deutlich mehr
Geld für die Verkehrs- und Breitbandinfrastruktur . Der
Investitionshochlauf ist da . Den gilt es fortzuführen . Deshalb benötigen wir nach Beschlussfassung über die Ausbaugesetze zeitnah Planungsentscheidungen und - hoffentlich - ausreichende Planungsressourcen . Man muss
sich das immer wieder vor Augen führen: Das Geld steht
jetzt bereit . Wenn dann aber zu wenig oder am Ende gar
nicht geplant werden kann, wäre das angesichts der dringend notwendigen Ertüchtigung unserer Verkehrsanlagen äußerst verantwortungslos . Deswegen müssen Bund
und Länder ihre Planungsreserven eindeutig erhöhen .
({7})
Zweitens . Auch in der Haushaltswirtschaft hat es sehr
positive Veränderungen gegeben . Ich nenne die Herstellung der Überjährigkeit und als weiteren Baustein die
Komplettbewirtschaftung aller Mittel des Bundesfernstraßenausbaus durch unsere Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft, ganz im Sinne von mehr Flexibilität, mehr Transparenz sowie mehr Haushaltswahrheit
und -klarheit .
Drittens . Das Upgrade unserer Verkehrsinfrastruktur,
der Bundesverkehrswegeplan 2030, steht nun am kommenden Freitag vor seiner abschließenden Beratung und
Beschlussfassung . Ich darf resümieren: Noch nie hat es
schon bei Veröffentlichung des Entwurfes so viel Zustimmung gegeben. Noch nie ist eine derart ausfinanzierte
Planung vorgelegt worden . Noch nie gab es eine so breite
Öffentlichkeitsbeteiligung. Deswegen ist der Plan weder
ein „Wünsch dir was“ noch ein „Instrument zur Beglückung der Koalitionsabgeordneten“ - wie es hier hieß -,
um im Zuge der Eröffnung einer Umgehungsstraße in der
Heimatzeitung zu erscheinen . Diese Kritik ist nicht nur
sehr unsachlich, sondern auch substanziell völlig daneben; denn im Gegensatz zu früheren Planungswerken an einem haben auch Bündnis 90/Die Grünen 2003 mitgewirkt - darf ich hier feststellen, dass unser Land mit
dem Bundesverkehrswegeplan 2030 geradezu superlativ
aufgestellt ist .
({8})
Die Planung sieht beides vor: Netzerhalt, Netzausbau und insbesondere im ländlichen Raum den Ausbau
von Umgehungsstraßen . Auch unsere ländlichen Regionen benötigen mehr Verkehrssicherheit, einen besseren Verkehrsfluss und damit auch eine gute regionale
Entwicklung . Auch deshalb ist Deutschland mit dem
BVWP 2030 hervorragend aufgestellt . Dafür danken wir
dem Ministerium und dem Minister und nicht zuletzt den
AG-Vorsitzenden der Koalitionsfraktionen Ulrich Lange
und Kirsten Lühmann . Herzlichen Dank dafür .
({9})
Wir haben ja gesehen, dass sie in den letzten Wochen
während der parlamentarischen Beratungen einen starken Job gemacht haben .
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, unser Land hat mit
seiner erfolgreichen Volkswirtschaft ohne jeden Zweifel
eine herausragende Stellung in der Welt und in Europa .
Sie zu erhalten, bedarf es einer zukunftsfähigen, modernen Verkehrsinfrastruktur . Dem dient der Verkehrshaushalt der Rekorde 2017 . Deswegen verdient er unsere Zustimmung und unsere Unterstützung .
Vielen herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit .
({10})
Die Kollegin Tabea Rößner spricht als Nächste für
Bündnis 90/Die Grünen .
Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Herr
Minister Dobrindt, jetzt sprechen wir einmal Tacheles .
({0})
Der Breitbandausbau in Deutschland geht nur kriechend
voran, und dafür sind Sie verantwortlich .
({1})
Von Ihnen gibt es zwar tolle Zahlen, aber nur die halbe
Wahrheit . Die ganze lautet nämlich: Zurzeit können nur
70 Prozent der Haushalte mit 50 Megabit surfen; im ländlichen Raum sind es sogar nur ein Drittel der Haushalte .
Wie wollen Sie innerhalb eines Jahres die fehlenden zwei
Drittel ausbauen? Dabei handelt es sich um Gebiete, in
denen der Ausbau besonders teuer und zeitintensiv ist .
Die volle Wahrheit ist: Sie werden Ihr Breitbandziel nicht
erreichen . Das ist eines der Ergebnisse unserer Kleinen
Anfrage . - Und eine Bitte: Wenn Sie das nächste Mal
die Antworten auf eine meiner Kleinen Anfragen rausschicken, dann berücksichtigen Sie, dass meine Mailanschrift nicht „redaktion@passauerneuepresse .de“ lautet .
({2})
Ein anderes Ergebnis ist übrigens, dass wir beim
Glasfaserausbau total hängen . Nur 7 Prozent der Haushalte haben Zugang zu einem Glasfaseranschluss . Damit
macht sich der Wirtschaftsstandort Deutschland doch
komplett lächerlich .
({3})
Überall, wo Kameras stehen, verkünden Sie, Herr
Dobrindt, den Aufbruch in die Gigabitgesellschaft . Sie
wissen aber schon, dass das nur mit Glasfaser geht, oder?
Offenbar nicht. Mit Ihnen verharren wir nämlich in der
Megabitsteinzeit . Ihr Kalkül war klar: Sie wollten den
schnellen Erfolg . Wir sagen: Wir brauchen die erfolgreiche Schnelligkeit .
({4})
Ihr sogenanntes Bundesbreitbandförderprogramm hat
seinen Namen nicht verdient . Beim verzweifelten VerReinhold Sendker
such, Ihr Breitbandziel irgendwie zu erreichen, pumpen
Sie Milliarden in veraltete Technologien . 85 Prozent der
bisherigen Förderung gingen in Wirtschaftlichkeitslückenmodelle . Im Zweifelsfall bekommt das Geld dann
noch die Telekom - so wie in Bayern, wo vier von fünf
Aufträgen an das Unternehmen in Magentafarbe gingen .
Ausgerechnet an die Telekom, die mit Vectoring den
Glasfaserausbau gerade verhindert! Sie haben die Kriterien Ihres Förderprogramms so festgelegt, dass es vor
allem um die 50 Mbit und die Fertigstellung bis 2018
geht - gemäß dem Motto „Nach mir die Sintflut“. Wir
haben das kritisiert, die Verbände haben das kritisiert,
und der Bundesrechnungshof hat das kritisiert . Trotzdem
haben Sie kein Einsehen . Das, was Sie machen, Herr
Dobrindt, ist rückwärtsgewandt und hat mit nachhaltigem Investieren aber auch gar nichts zu tun .
({5})
Die Telekom tanzt Ihnen auf der Nase herum . Erst
bekommt sie maßgeschneiderte milliardenschwere Förderprogramme . Dann erhält sie noch exklusives Vectoring im Nahbereich, womit sie noch auf Jahre hinaus die
alten Kupferkabel „melken“ kann . Und als vorgezogenes
Weihnachtsgeschenk gibt es noch ein Eckpunktepapier
der Netzallianz, in dem dank Telekomintervention gestrichen wurde, dass man bis 2025 flächendeckend gigabitfähige Anschlüsse bereitstellen will .
Frau Kollegin Rößner, gestatten Sie eine Zwischenfrage der Kollegin Dorothee Bär?
Gerne doch, Doro .
Sehr geehrte Frau Kollegin, sind Sie mit mir nicht
auch der Auffassung, dass Sie selber nicht glauben, was
Sie erzählen, was unser Bundesförderprogramm für den
Breitbandausbau betrifft? Können Sie auch bestätigen,
dass Sie 2013 noch der Meinung waren, dass 6 Mbit/s
flächendeckend in Deutschland für immer ausreichend
sein werden? Können Sie mir irgendeinen Bürgermeister oder irgendeinen Landrat in Deutschland nennen, der
nicht mit unserem Breitbandprogramm zufrieden ist?
({0})
Da kann ich ganz viele nennen, liebe Kollegin Bär . Ich
habe erst gestern welche getroffen, beim BREKO zum
Beispiel . Die sind mit dem Förderprogramm überhaupt
nicht zufrieden .
({0})
- Nein, das ist ein Verband, der sich damit intensiv auseinandersetzt . - Aber ich spreche auch mit dem vatm,
ich spreche mit der Telekom, ich spreche mit ganz vielen
unterschiedlichen Unternehmen, und ich spreche vor allen Dingen mit den Kommunen . Die sind nämlich nicht
zufrieden . Überwiegend wollen die das Betreibermodell
voranbringen, und das sieht Ihr Förderprogramm leider
nicht vor . Nur 24 Projekte insgesamt sind Betreibermodelle .
({1})
- Doch, das sagen genau die Antworten auf unsere Kleine
Anfrage, die Sie mir geschickt haben . - Ich würde jetzt
gerne weitermachen . Ich glaube, da kommen wir heute
nicht zusammen .
({2})
Die Netzallianz hat getagt, und auf Intervention der
Telekom wurde gestrichen, dass gigabitfähige Anschlüsse bis 2025 flächendeckend bereitgestellt werden sollen.
Dass Sie das Ganze dennoch als Fahrplan in die Gigabitgesellschaft verkaufen wollen, ist eigentlich ein großer
Witz, wenn es nicht so traurig wäre .
({3})
Die ganzen Vorgänge zeigen heute mehr denn je: Der
Bund sollte sich schleunigst von seinen Telekomaktien
trennen . Es kann doch nicht sein, dass ein Unternehmen,
das zu einem Drittel in Staatshand liegt, von eben jenem
Staat ein Geschenk nach dem anderen bekommt . Wie
soll denn der Bund noch unabhängig regulieren, wenn
er gleichzeitig immer hübsch Dividenden bekommt? Die
Vorgänge rund um das Vectoring zeigen: So funktioniert
es nicht . Sie haben sich erpressbar gemacht .
({4})
Jetzt hat der Bund seine Anteile sogar noch leicht aufgestockt, obwohl selbst namhafte Vertreter der Union mit
uns einer Meinung sind und sagen: Verkauft die Aktien,
und investiert das Geld in den Glasfaserausbau! - Das
wäre ordnungspolitisch sauber und endlich eine zukunftsweisende Breitbandpolitik . Aber die ist mit Ihnen
leider nicht zu machen .
Vielen Dank .
({5})
Die Kollegin Dr . Birgit Malecha-Nissen spricht jetzt
für die SPD .
({0})
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister Dobrindt! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Dieser Haushalt kann sich
wirklich sehen lassen . An dieser Stelle Dank an die Haushälter und die Haushälterinnen .
({0})
Wir haben gute Akzente gesetzt, besonders für den
Klimaschutz . In der letzten Woche hat Deutschland
im Rahmen der Klimakonferenz in Marrakesch seinen
Klimaschutzplan vorgestellt . Deutschland hat sich verpflichtet, seinen CO2-Ausstoß bis 2030 auf insgesamt
55 Prozent im Vergleich zu 1990 zu reduzieren . Auch der
Verkehrsbereich wird mit rund 40 Prozent zu diesem Klimaziel beitragen müssen . Endlich ist auch ganz klar, dass
es eine Energiewende ohne eine Verkehrswende nicht
geben wird .
Dazu brauchen wir die Verlagerung des Verkehrs auf
die Schiene und besonders auf die Wasserstraßen . In den
kommenden Jahren werden dazu umfangreiche Grundinstandsetzungen und Ersatzinvestitionen erforderlich
sein; denn auf den Hauptwasserstraßen kann man keine
Umleitung fahren . Wenn doch, dann ist das ein langer
Weg, zum Beispiel beim Nord-Ostsee-Kanal einmal eben
250 Seemeilen um Dänemark herum . Das ist auch schon
aus Sicht des Klimaschutzes unsinnig .
Zudem ist der reibungslose Verkehr auf unseren Bundeswasserstraßen für den Industriestandort Deutschland
von herausragender Bedeutung . Für die Unterhaltung,
die Schiffbarkeit und die Sicherheit unserer Bundeswasserstraßen ist die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung verantwortlich . Deswegen ist es ein gutes Signal,
dass wir im Haushalt insgesamt 78 Stellen für die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung geschaffen haben .
({1})
Davon entfallen 26 Stellen allein auf den Nord-Ostsee-Kanal .
Der dramatische Stellenabbau der schwarz-gelben
Vorgängerregierung hat zu einem eklatanten Mangel an
Fachpersonal geführt . So konnten Gelder, die eingestellt
worden waren, im letzten und vorletzten Jahr gar nicht
ausgegeben werden . Deshalb ist es gut, dass die Große
Koalition in ihrem Koalitionsvertrag mit der Reform der
Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung eine Trendwende beschlossen hat und diese nun konsequent fortsetzt .
({2})
Zur Erreichung der Klimaziele ist es wirklich noch ein
weiter Weg . Wir haben bereits im Koalitionsvertrag festgeschrieben, dass wir die Forschung für neue Kraftstoffe
und die Einführung des verflüssigten Erdgases, LNG, in
der Schifffahrt vorantreiben werden.
({3})
- Ich finde es ein bisschen unfair, dass dort in der ersten
Reihe immerzu gesprochen wird . Ich habe das auch bei
meiner Kollegin Birgit Kömpel schon bemerkt . Ich würde darum bitten - wenn ich das sagen darf, Herr Präsident -, dass das unterbleibt .
({4})
Er hört noch nicht einmal, dass ich das sage .
Ich denke, die Kollegen haben das gehört . - Ich bitte
um Aufmerksamkeit für die Rednerin .
({0})
Im Koalitionsvertrag ist also festgeschrieben, dass
wir die Forschung an neuen Kraftstoffen sowie die Einführung des verflüssigten Erdgases, LNG, vorantreiben
wollen .
Auch mit der Gründung des Deutschen Maritimen
Zentrums wollen wir Forschung, Entwicklung und Innovation in den Bereichen Schiffbau, Schifffahrt und Meerestechnik vorantreiben und koordinieren . Es war ein
Wunsch der Akteure der letzten Maritimen Konferenz
im Herbst, dass eine Stelle geschaffen werden soll, an
der die Interessen zusammenfließen. Deswegen sind die
dafür am Standort Hamburg vorgesehenen 9 Millionen
Euro sehr gut angelegtes Geld .
({0})
Meine Redezeit ist schon um, weil ich mich vorhin
habe irritieren, ablenken lassen, einen Punkt möchte ich
aber noch anbringen: Natürlich müssen wir den Einsatz
von LNG weiter vorantreiben . Wir sorgen in der Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie auch für die entsprechende
Infrastruktur; dies wird weitergeführt . Ich will nur zwei
Beispiele nennen, weil ich sie so klasse finde und man
immer mit gutem Beispiel vorangehen sollte . Es ist auch
zukunftsweisend, dass die beiden geplanten Mehrzweckschiffe für die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung
mit einem Kombimotor - also LNG- und Dieselmotor ausgestattet werden . Dafür sind noch einmal 13 Millionen Euro eingestellt. Das finde ich große Klasse. Das hat
Modellcharakter für unsere sensible Küstenregion an der
Nord- und Ostsee .
Vielen herzlichen Dank .
({1})
Für die CDU/CSU-Fraktion spricht jetzt der Kollege
Georg Storjohann .
({0})
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Es hat noch nie so viel Freude gemacht, den
Haushaltsplan für Verkehr und digitale Infrastruktur zu
diskutieren . Wir haben schon ganz andere Zeiten erlebt,
in denen wir wirklich kürzen und Dinge, die wir uns gewünscht hätten, zurückstellen mussten . Das war dieses
Mal ganz anders . Einen herzlichen Dank für den Entwurf
und auch für die Arbeit der Haushälter in Zusammenarbeit mit den Verkehrspolitikern für das, was dabei herausgekommen ist .
({0})
Was den Begriff „Investitionshochlauf“, den ich früher nie benutzt habe, angeht: Je mehr er die Grünen ärgert, desto mehr habe ich Freude daran, ihn auch einmal
zu benutzen .
({1})
Wir haben jetzt einen Investitionsanteil von fast 60 Prozent bei diesem Haushalt, und das ist eine gute Grundlage
für unsere Arbeit und die Zukunft hier in Deutschland,
was die Verkehrspolitik angeht .
Ich möchte gern noch die Verkehrssicherheit herausstreichen . Kollegin Kömpel von der SPD hat es schon
erwähnt: Wir haben hier einen Aufwuchs der Mittel . Wir
haben unsere großen Verkehrssicherheitsorganisationen
wie die Deutsche Verkehrswacht mit 3,75 Millionen
Euro und auch den DVR, den Deutschen Verkehrssicherheitsrat, mit 3,25 Millionen Euro bedacht, damit sie ihre
gute Arbeit, die sie bisher geleistet haben, auch fortsetzen
können .
Darüber hinaus müssen wir natürlich auch Kampagnen fahren, um die Aufklärungsarbeit zu verstärken; das
ist beim Ministerium angesiedelt .
Wir merken, es wird immer schwieriger, sowohl die
Unfallzahlen als auch die Zahl der tödlich Verunglückten
effektiv zu reduzieren. Wir haben viele kleine Maßnahmen durchgeführt - sei es Tagfahrlicht, sei es Fahren mit
17 -, die etwas gebracht haben . Aber Veränderung drückt
sich nicht mehr in großen Zahlen aus, und deswegen wird
es politisch immer schwieriger, Unterstützung für kleine
Maßnahmen zu finden; denn deren Wirkung ist nicht so
richtig messbar . Wir haben ein Problem mit der Handynutzung und dem damit verbundenen Abgelenktsein in
Fahrzeugen . Da müssen wir etwas machen . Wir müssen
aufklären . Es ist schwierig, dies zu kontrollieren - das
wissen wir auch -; deswegen ist dieses Geld - 1,1 Millionen Euro mehr für diese intensive Aufklärungsarbeit gut angelegt .
Meine Damen und Herren, ich möchte noch über etwas anderes sprechen, nicht nur über Modernität, nicht
nur über Mobilität . Der Minister sagt gern: Digitale Infrastruktur, Breitbandausbau, automatisiertes Fahren, das
sind die Themen der Zukunft . - Und nicht, lieber Michael
Grosse-Brömer, der automatisierte PGF . Damit das ganz
klar ist: Wir lassen es so, wie es ist .
({2})
- Gut .
Die Modernität und Mobilität kann man auch mit
einem ganz anderen Schlagwort verbinden, nämlich
„Radverkehr“ . Angesichts des immer weiter wachsenden
Verkehrsaufkommens in unseren Ballungsräumen - das
sind die großen Ballungsräume in Deutschland - müssen wir hier neue Akzente setzen . Was nützt es, wenn wir
mit dem Auto nicht mehr zur Arbeit kommen, wenn die
ÖPNV-Systeme den Verkehr nicht mehr bewältigen können? Wir brauchen eine zusätzliche Mobilität, die wir intelligent regeln müssen . Die Kommunen sind noch nicht
so weit, dass sie das aus vollem Herzen machen . Deswegen ist der RS1, der Radschnellweg Ruhr im Ruhrgebiet,
ein gutes Beispiel dafür, wie solche Mobilität künftig gestaltet werden kann .
({3})
Das machen wir jetzt . Ich bin dankbar, dass Minister
Alexander Dobrindt Radschnellwege in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen hat .
({4})
Es macht richtig Spaß, das jetzt zu fördern .
({5})
Endlich haben wir einmal ein Thema, bei dem Sie
von der Opposition mitmachen können . Das ist jetzt
eine Richtungsentscheidung, Kollegin Kömpel . Es nützt
nichts: Sie sind immer für Elektromobilität, für mehr
Bahnverkehr . Aber wenn es konkret wird, dann sind Sie
natürlich gegen die Fehmarnbeltquerung .
({6})
Wenn es um Elektromobilität auf der Schiene geht, dann
sagen Sie: Das muss nicht sein . - Wenn der Norden zusammenwachsen soll, dann sagen Sie: Da ist das nicht
notwendig . - Das stimmt nicht, was Sie uns hier immer
erzählen wollen .
({7})
Wie läuft es denn konkret ab? Wer heute auf der Autobahn zur Arbeit fährt, ist oft nur 5 bis 10 Kilometer unterwegs . Das ist eher Nahverkehr als Fernverkehr . Deswegen sagen wir hinsichtlich der Radverkehrspolitik:
Radwege mit einer Länge von 5 bis 15 Kilometern, mit
E-Antrieb unterstützt, sind in diesem Sinne gut zu nutzen . Es ist gut, dass sich der Bund an dieser Finanzierung
beteiligt, damit wir in diesem Bereich vorankommen .
Wir haben nicht sehr viel Zeit . Wir müssen jetzt damit
anfangen .
In Kopenhagen hat man 40 Jahre gebraucht, um Kopenhagen zu einer Fahrradstadt zu machen . Als Boris
Johnson Bürgermeister von London war, hat er viel erzählt, was er alles machen will - darüber gab es große Artikel -: Nichts hat er gemacht . Insofern bin ich dankbar,
dass dieser Minister mit der Unterstützung der Großen
Koalition hier neue Akzente setzt .
({8})
Das ist ein guter Anfang . Ich freue mich auf die weitere
Debatte .
({9})
Die Kollegin Kirsten Lühmann spricht jetzt für die
SPD .
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kollegen! Liebe
Kolleginnen! Für uns Verkehrspolitiker und Verkehrspolitikerinnen ist es sonnenklar: Der Einzelplan 12 wird am
Ende der Haushaltswoche beraten, da er der wichtigste
ist .
({0})
- Ich vernehme den Beifall . Ich sehe aber auch einige
zweifelnde Gesichter .
({1})
Ich erkläre Ihnen auch, warum das so ist .
Zum einen stellt dieser Einzelplan den größten Investitionshaushalt dar . Inzwischen ist er auf 13 Milliarden
Euro angewachsen .
Das ist, zweitens, auch dringend erforderlich, weil die
Verkehrsinfrastruktur - die Straßen, die Schienen, die
Wasserstraßen - Voraussetzung für Wirtschaft und Wohlstand ist . Sie ist Voraussetzung dafür, dass Menschen zu
ihrem Arbeitsplatz kommen, dass Waren zu den Nutzenden kommen, dass wir Kultur, dass wir Bildung und dass
wir Freizeit genießen können, und darum müssen wir darin investieren .
({2})
Aber: Damit das weiterhin so bleibt, muss uns die
Energiewende gelingen . Das ist der dritte Grund, warum
wir hier an so prominenter Stelle reden .
Auch hier ist der Verkehrsbereich ein großer Partner oder eben auch nicht . Im Verkehrsbereich wird ein Drittel
des CO2 produziert . Ich nenne damit nur einen Teil der
vom Verkehr ausgestoßenen schädlichen Abgase . Um
unseren internationalen Verpflichtungen nachkommen
zu können, müssen wir zukünftig jedes Jahr 10 Millionen Tonnen CO2 vermeiden . Auch dafür, liebe Kollegen
und Kolleginnen, haben wir in diesem Haushalt wichtige
Anreize gesetzt .
({3})
Aber auch Fahrzeuge mit alternativen Antrieben brauchen Straßen, Schienen und Kanäle . Daher haben wir
einen Bundesverkehrswegeplan entwickelt, in dem die
Hälfte der Gelder in die umweltfreundlicheren Verkehrsträger Schiene und Wasserstraße investiert wird und in
dem 70 Prozent aller Gelder, sehr geehrter Herr Krischer,
für den Erhalt reserviert sind . Wir haben in diesem Bundesverkehrswegeplan zum ersten Mal netzübergreifend
gedacht und in Zusammenarbeit mit den Umweltpolitikerinnen und -politikern sowie der Ministerin Radschnellwege hineingebracht, die wir in diesem Haushalt
mit 25 Millionen Euro fördern . Das ist ein ganz wichtiges
Signal, liebe Kollegen und Kolleginnen .
({4})
An dieser Stelle noch einmal eine Klarstellung:
Auch weiterhin werden unsere Straßen und Radwege in
100-prozentigem Eigentum des Bundes bleiben .
({5})
Auch an ihrer Verwaltung werden sich private Firmen
nicht beteiligen dürfen; denn Verkehrsinfrastruktur ist
Daseinsvorsorge und kein Spekulationsobjekt .
({6})
Ich stelle noch einmal heraus, insbesondere für die
Kollegin Leidig, was Herr Sendker so en passant gesagt
hat: ÖPP ist keine Finanzierungsvariante, sondern ÖPP
ist eine Beschaffungsmöglichkeit. - Wenn wir das umsetzen, was die Kollegen und Kolleginnen aus unserer
Fraktion, der SPD-Fraktion, beschlossen haben, werden
wir die Verwaltung in die Lage versetzen, so zu planen,
dass auch diese Beschaffungsvariante nicht mehr erforderlich sein wird .
({7})
Wir bereiten also mit diesem Haushalt konsequent die
Verkehrswende vor .
({8})
Ich begrüße in diesem Zusammenhang auch die Ausweitung der digitalen Testfelder, in denen wir das automatisierte Fahren erproben . Jetzt wird es auch in ländlichen
Bereichen, zum Beispiel in Niedersachsen, möglich sein .
Aber auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektromobilität mit 300 Millionen Euro und der Ausbau der
Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie gehen in die richtige
Richtung .
Allerdings: Mittelfristig, liebe Kolleginnen und Kollegen, wird das nicht reichen . Wir brauchen mehr Anstrengungen in diesem Bereich . Deshalb ist es mir ziemlich
unverständlich, dass die von den Verkehrspolitikern und
-politikerinnen der Koalition beschlossene haushaltsneutrale Förderung der Markteinführung von Elektrobussen
im Haushaltsausschuss leider nicht durchgekommen ist .
({9})
Liebe Kollegen und liebe Kolleginnen, wir müssen Anreize für den Umstieg anbieten . Allein auf der Straße
Unter den Linden hier in Berlin fahren pro Stunde fast
40 dieselbetriebene Busse im ÖPNV . Welches Potenzial
hätten wir da für bessere Luft in unseren Innenstädten!
Das müssen wir hinbekommen .
({10})
In diesem Zusammenhang richte ich noch einmal einen
Appell an die Bundesregierung . Wir haben im Bundestag
im letzten Jahr beschlossen, dass wir die Steuervergünstigung für Erdgas, eine ganz wichtige Brückentechnologie
beim Umstieg auf CO2-neutrale Mobilität, schnellstmöglich verlängern . Wir warten in diesem Parlament auf den
Gesetzentwurf . Es ist dringend erforderlich . Bitte legen
Sie ihn zügig vor .
({11})
Abschließend: Die Koalition hat in den vergangenen Jahren die richtigen Weichen gestellt . Jetzt brauchen wir aber einen Masterplan, einen Masterplan für
die Verkehrswende, der mit klaren Zwischenzielen eine
Richtschnur ist . Ich würde mich freuen, liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn wir den fachübergreifend gemeinsam entwickeln könnten; denn hier, im Verkehrsbereich, entscheidet sich die Zukunft von Wohlstand und
Lebensqualität in unserem Land .
Herzlichen Dank .
({12})
Zum Abschluss der Aussprache über den Einzelplan 12 hat für die CDU/CSU der Kollege Ulrich Lange
das Wort .
({0})
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ja,
das ist nicht nur der größte Investitionsplan, den wir heute Vormittag verabschieden, sondern es ist die Antwort
auf vier Jahre Große Koalition in der Verkehrspolitik .
Wenn ich bedenke, wo wir begonnen haben, dann zeigt
sich eines: Fleiß, Beharrlichkeit, Ausdauer, Arbeit zahlen
sich aus . Danke an die Verkehrspolitiker und danke an
den Bundesminister .
({0})
Der Investitionshochlauf, liebe Kolleginnen und Kollegen - das lassen Sie mich an dieser Stelle auch einmal
unterstreichen -,
({1})
findet nicht nur bei der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung und an der Küste statt, sondern er geht zum
Glück von Flensburg bis Lindau . Ich habe zumindest
zwei Wasserpole eingeschlossen .
({2})
Dass wir, um diese Mittel umsetzen zu können, neue
Strukturen brauchen, haben wir in den letzten Jahren
deutlich gesehen . Ich will nicht mit dem Finger auf die
Länder zeigen, weil das immer etwas schwierig ist; denn
es trifft ja auch den einen oder anderen Verkehrsminister
unseres Koalitionspartners .
({3})
Aber machen wir uns bitte nichts vor: Die Planungskapazitäten der Länder sind nicht so, wie wir sie uns
vorstellen . Deswegen war der Beschluss für die Infrastrukturgesellschaft der einzig richtige im Rahmen der
Bund-Länder-Finanzbeziehungen, der hat fallen können .
({4})
Wir von der Union freuen uns schon, wenn wir jetzt den
Text - den kennen scheinbar noch nicht alle - der Grundgesetzänderung lesen .
({5})
Ich lese ihn hier einmal vor . Frau Wilms, hören Sie einmal gut zu . Artikel 90 Absatz 1 des Grundgesetzes soll
lauten:
Der Bund ist Eigentümer der Bundesautobahnen
und sonstigen Bundesstraßen des Fernverkehrs . Das
Eigentum ist unveräußerlich .
Klare Aussage .
({6})
Die Verwaltung der Bundesautobahnen . . . wird in
Bundesverwaltung geführt . Der Bund kann sich zur
Erledigung seiner Aufgaben einer Gesellschaft privaten Rechts bedienen . Diese Gesellschaft
- jetzt bitte genau aufpassen steht im unveräußerlichen Eigentum des Bundes .
Ich finde unser Papier von Januar fast eins zu eins wieder.
Herzlichen Dank dafür .
({7})
Das heißt, wir bleiben oberster Bauherr . Wir kontrollieren, aber wir müssen einiges anders machen . Das ist
die nächste Aufgabe für uns . Die werden wir auch erledigen, liebe Kolleginnen und Kollegen .
Dass damit privates Kapital weiter möglich bleiben
soll und ÖPP-Projekte auch möglich bleiben sollen, ist
für uns als Union ebenfalls unstrittig . Das sage ich hier in
aller Deutlichkeit .
({8})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Schiene ist nicht
immer vergnügungsteuerpflichtig. Wir stellen uns oft
etwas anderes darunter vor . Aber wir kommen unserer
Verantwortung als Eigentümer nach und geben diese Finanzspritze, diese Kapitalerhöhung an die DB AG . Aber
ich möchte hier in aller Deutlichkeit eines unterstreichen:
Wir erwarten für dieses Geld auch entsprechende Konzepte . Wir erwarten auch die Anbindung der Räume mit
Fernverkehr . Wir erwarten moderne Züge, pünktliche
Züge, Züge mit WLAN . Liebe Kolleginnen und Kollegen, wer so viel Geld von uns bekommt, dem dürfen wir
aber auch sagen, was wir uns dafür erwarten .
({9})
Ein paar Sätze noch zum Breitbandausbau . Wenn ich
die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in meiner
Region besuche, stelle ich fest: Es herrscht Freude über
die Bescheide, sowohl über die kleinen wie über die großen Bescheide . Denn das zeigt: Der Breitbandausbau, so
wie wir ihn in dieser Großen Koalition vereinbart haben,
kommt in die Gänge . Wir haben sehr große Schritte unternommen . Mit insgesamt 4 Milliarden Euro - 4 Milliarden Euro! - für den Breitbandausbau leistet diese
Koalition einen ganz erheblichen Beitrag zum Ausbau
des schnellen Internets . Und noch einmal - bevor irgendetwas falsch im Raum stehen bleibt -: Das Programm
ist modelloffen. Das heißt, das Betreibermodell kann
mit anderen Förderprogrammen kombiniert werden . Außerdem können Wirtschaftlichkeitslücken entsprechend
geschlossen werden . Es hängt davon ab, wie man sich
vor Ort entscheidet, und deswegen ist der Programmzuschnitt richtig und erfolgreich .
({10})
Dass wir auch noch Stellen bei der Bundesnetzagentur und im BMVI schaffen, damit unser DigiNetz-Gesetz
auch entsprechend umgesetzt werden kann, ist logisch
und richtig; denn am Ende nützt die reine gesetzliche
Grundlage nichts, wenn nicht die Umsetzung in die
Wege geleitet wird . Aber auch dafür haben wir mit diesem Haushalt gesorgt . Auch dafür ein Dankeschön . Das
heißt: Schnelles Internet ist auf dem Weg . Schnelles Internet wird es in Zukunft in allen Regionen geben .
({11})
Wir stehen auch mit dem Haushalt 2017 - jetzt verwende ich noch einmal ein Wort, über das Sie sich immer
so sehr freuen - für Mobilität und Modernität mit einem
gelungenen Infrastrukturhochlauf . In diesem Sinne, liebe
Kolleginnen und Kollegen: Gratulation zu unserem gemeinsamen Haushalt .
Danke schön .
({12})
Ich schließe die Aussprache .
Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Einzelplan 12 - Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur - in der Ausschussfassung . Wer dafür stimmt,
den bitte ich um ein Handzeichen . - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen gibt es keine . Damit ist der Einzelplan angenommen mit den Stimmen von CDU/CSU und
SPD gegen die Stimmen der Fraktion Die Linke und vom
Bündnis 90/Die Grünen .
Ich rufe den Tagesordnungspunkt I .19 auf:
Einzelplan 32
Bundesschuld
Drucksache 18/9822
Berichterstatter sind die Abgeordneten Eckhardt
Rehberg, Johannes Kahrs, Dr . Gesine Lötzsch und SvenChristian Kindler .
Hierzu liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen vor, über den wir heute nach der
Schlussabstimmung abstimmen werden .
Eine Aussprache ist nicht vorgesehen . Deshalb
kommen wir unverzüglich zur Abstimmung über den
Einzelplan 32 - Bundesschuld -, und zwar in der Ausschussfassung . Wer dafür stimmt, den bitte ich um ein
Handzeichen . - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält
sich? - Niemand . Damit ist der Einzelplan 32 angenommen mit den Stimmen von CDU/CSU und SPD gegen
die Stimmen von der Fraktion Die Linke und vom Bündnis 90/Die Grünen .
Ich rufe Tagesordnungspunkt I .20 auf .
Einzelplan 60
Allgemeine Finanzverwaltung
Drucksache 18/9823
Berichterstatter sind die Kollegen Eckhardt Rehberg,
Dr . André Berghegger, Johannes Kahrs, Dr . Hans-Ulrich
Krüger, Dr . Gesine Lötzsch, Sven-Christian Kindler und
Dr . Tobias Lindner .
Zu dem Einzelplan 60 liegen ein Änderungsantrag sowie drei Entschließungsanträge der Fraktion Die Linke
vor sowie ein Entschließungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen . Über die Entschließungsanträge werden wir nach der Schlussabstimmung abstimmen .
Eine Aussprache ist nicht vorgesehen . Deshalb
kommen wir sofort zur Abstimmung über den Einzelplan 60 - Allgemeine Finanzverwaltung - in der Ausschussfassung .
Wir stimmen zunächst über den Änderungsantrag
der Fraktion Die Linke ab . Wer für diesen Änderungsantrag der Fraktion Die Linke auf Drucksache 18/10408
stimmt, den bitte ich um ein Handzeichen . - Wer stimmt
dagegen? - Wer enthält sich? - Der Änderungsantrag ist
damit mit den Stimmen von CDU/CSU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen der Fraktion Die
Linke abgelehnt .
Wir stimmen nun über den Einzelplan 60 - Allgemeine Finanzverwaltung - in der Ausschussfassung ab . Wer
dafür stimmt, den bitte ich um ein Handzeichen . - Wer
stimmt dagegen? - Enthaltungen gibt es keine . Der Einzelplan 60 ist damit mit den Stimmen von CDU/CSU und
SPD gegen die Stimmen der Fraktion Die Linke und vom
Bündnis 90/Die Grünen angenommen .
Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt I .21 auf:
Haushaltsgesetz 2017
Drucksachen 18/9825, 18/9826
Die Berichterstatter für das Haushaltsgesetz 2017
sowie für den Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020
sind die Kollegen Eckhardt Rehberg, Johannes Kahrs,
Dr . Gesine Lötzsch und Sven-Christian Kindler .
Eine Aussprache ist in der zweiten Beratung nicht vorgesehen .
Wir kommen deshalb jetzt in zweiter Lesung zur Abstimmung über das Haushaltsgesetz 2017, und zwar in
der Ausschussfassung . Hierzu liegen zwei Änderungsanträge der Fraktion Die Linke vor .
Zunächst geht es um den Änderungsantrag auf Drucksache 18/10415 . Wer für diesen Änderungsantrag der
Fraktion Die Linke stimmt, den bitte ich um ein Handzeichen . - Wer stimmt dagegen? - Der Änderungsantrag ist
damit mit den Stimmen von CDU/CSU und SPD gegen
die Stimmen der Fraktion Die Linke sowie vom Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt .
Jetzt kommen wir zu dem Änderungsantrag der Fraktion Die Linke auf Drucksache 18/10416 . Wer stimmt für
diesen Änderungsantrag? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen gibt es keine . Damit ist dieser Änderungsantrag ebenso mit den Stimmen von CDU/CSU und SPD
gegen die Stimmen der Fraktion Die Linke sowie vom
Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt .
Nunmehr kommen wir zur Abstimmung über das
Haushaltsgesetz 2017, und zwar in der Ausschussfassung . Wer dafür stimmt, den bitte ich um das Handzeichen . - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Keine .
Das Haushaltsgesetz 2017 ist damit in zweiter Beratung
angenommen .
Wir kommen jetzt zum Finanzplan des Bundes 2016
bis 2020 auf den Drucksachen 18/9201 und 18/9202 . Der
Haushaltsausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf der Drucksache 18/9827, den Finanzplan zur
Kenntnis zu nehmen . Wer für diese Beschlussempfehlung stimmt, den bitte ich um das Handzeichen . - Wer
stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Die Beschlussempfehlung ist damit mit den Stimmen des gesamten Hohen Hauses angenommen .
Ich rufe jetzt den Tagesordnungspunkt III auf:
Dritte Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2017 ({0})
Drucksachen 18/9200, 18/9202, 18/9802,
18/9805, 18/9806, 18/9807, 18/9808, 18/9809,
18/9810, 18/9811, 18/9812, 18/9813, 18/9814,
18/9815, 18/9816, 18/9821, 18/9822, 18/9823,
18/9824, 18/9825, 18/9826
Hierzu liegen ein Entschließungsantrag der Fraktion
Die Linke und drei Entschließungsanträge der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen vor .
Es wurden insgesamt 14 Entschließungsanträge der
Fraktion Die Linke sowie 8 Entschließungsanträge der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen eingebracht, über die
wir dann nach der Schlussabstimmung befinden werden.
Über das Haushaltsgesetz selbst werden wir später namentlich abstimmen .
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache 96 Minuten vorgesehen . - Dagegen erhebt sich kein Widerspruch . Dann ist das so beschlossen .
Deshalb kann ich die Aussprache auch sofort eröffnen
und erteile als erster Rednerin der Kollegin Dr . Gesine
Lötzsch für die Fraktion Die Linke das Wort .
({1})
Vielen Dank, Herr Präsident . - Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Zunächst eine Anmerkung zum gestrigen Rentengipfel . Die Angleichung der Ostrente an das
Westniveau soll nun bis zum Jahr 2025 erfolgen . Das
heißt also, dass Menschen, die ihr gesamtes Arbeitsleben
in der DDR verbracht haben, dort hart gearbeitet haben
und 1990 in den Ruhestand gegangen sind, 100 Jahre alt
werden müssten, damit sie die Rentenangleichung noch
erleben . Kurz gesagt: Sie haben die Angleichung so weit
nach hinten geschoben, dass viele Rentnerinnen und
Rentner sie nicht mehr erleben werden . Das ist doch eine
zynische Politik, meine Damen und Herren .
({0})
Die Haushaltsdebatte in dieser Woche hat gezeigt,
dass die Bundesregierung vor Selbstzufriedenheit nur so
strotzt .
({1})
Dafür, meine Damen und Herren, gibt es doch überhaupt
keinen Grund . Und es gibt auch keinen Grund dafür,
Warnungen und Vorschläge der Opposition nicht ernst
zu nehmen und einfach so vom Tisch zu wischen . Dabei
sehen doch alle, die es sehen wollen, dass die Zeichen auf
Sturm stehen, und das müssen wir ernst nehmen .
({2})
In immer mehr Ländern dieser Welt ist die Demokratie
gefährdet . Autokraten, Milliardäre und rechte Bauernfänger greifen nach der Macht . Da ist es doch so, dass viele Menschen weltweit auf Deutschland schauen, in der
Hoffnung, dass unser Land mehr tut für Demokratie und
mehr tut für die Gerechtigkeit in der Welt, in Europa und
natürlich auch im eigenen Land .
Herr Schäuble, Sie haben darauf verwiesen, dass wir
immer noch mehr investieren als andere europäische Länder . Das ist natürlich in unserer Situation nicht schwer .
Griechenland, Portugal, Spanien, Italien und auch Frankreich sind in einer wirtschaftlichen Krise . Die Verschärfung dieser Krise hat auch diese Bundesregierung mit zu
verantworten; denn Sie haben den anderen Ländern eine
Kürzungspolitik aufgezwungen und die Staaten weiter in
Vizepräsident Johannes Singhammer
die Krise getrieben . Das ist doch verantwortungslos . Da
müssen wir umsteuern .
({3})
Der Internationale Währungsfonds, IWF - das ist
wahrlich keine Vorfeldorganisation der Linken -, hat gefordert, dass Länder mit hohen Handelsbilanzüberschüssen ihrer Verantwortung für die Weltwirtschaft gerecht
werden müssen, endlich Geld in die Hand nehmen und
einen spürbaren Beitrag zur Konjunktur leisten müssen .
Jeder wusste doch, dass Deutschland damit gemeint ist .
Doch diese Regierung hat die Forderung des IWF mit
fadenscheinigen Argumenten abgewiesen . Das ist nicht
verantwortungsvoll .
({4})
Häufig wurde argumentiert, der Bund könne ja gar
nicht mehr Geld ausgeben, weil die Planungskapazitäten
fehlten und die Mittel deshalb gar nicht abgerufen werden
könnten . Aber, meine Damen und Herren, das hindert Sie
nicht daran, dem Verteidigungsministerium ein Investitionsprogramm mit einem Volumen von 130 Milliarden
Euro zuzusagen . Fragen Sie mal den Rechnungshof;
der wird Ihnen bestätigen, dass in keinem Ministerium
so schlecht geplant wird wie in diesem Ministerium . Sie
bekommen immer mehr Geld und haben nur einen Plan:
die marode Rüstungsindustrie in diesem Land am Leben
zu erhalten . Das stärkt nicht die Sicherheit der Bürger,
sondern es ist Ausdruck einer fehlgeleiteten Politik .
({5})
Ich wiederhole meinen Satz vom Dienstag: Wenn wir aus
der Atomenergie und aus der Atomindustrie aussteigen
können, dann können wir auch aus der Rüstungsindustrie
aussteigen .
({6})
Das muss ein gutes Ziel sein . Ich kann nur sagen: Auch
ihrer internationalen Verantwortung wird die Bundesregierung mit diesem Haushalt nicht gerecht .
Über ein Risiko haben wir in dieser Debatte noch gar
nicht gesprochen: Was passiert eigentlich, Herr Schäuble,
wenn die Deutsche Bank kollabiert? Werden Sie wieder
die Steuerzahler zur Kasse bitten, um eine marode Spekulationsbank zu retten, deren Bosse Millionen an Boni
kassiert haben wie Herr Ackermann?
Herr Schäuble, ich fand Ihre Kritik an Herrn
Ackermann, ehrlich gesagt, sehr, sehr sanft und damit
nicht glaubwürdig . Ich erinnere nur an das innige Verhältnis von Frau Merkel zu dem damaligen Chef der
Deutschen Bank . Der durfte mit seinen Kumpels sogar
seinen 60. Geburtstag im Kanzleramt feiern. Ich hoffe,
dass die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler das nicht
vergessen haben . Wir jedenfalls werden immer wieder
daran erinnern, meine Damen und Herren .
({7})
Herr Schäuble, an einer Stelle muss ich Sie natürlich
loben .
({8})
Sie haben wenigstens zugegeben, dass Ihnen die schwarze Null, wie es auch der Rechnungshof geschrieben hat,
anstrengungslos in den Schoß gefallen ist . Sie mussten
nur die Hand aufhalten, und Frau Holle beglückte Sie mit
100 Milliarden Euro Zinsersparnis .
({9})
Leider haben Sie aus diesem Geschenk nichts gemacht .
({10})
Für den Haushaltsausschuss allerdings waren die letzten Monate nicht anstrengungslos . Wir haben 23 Einzelpläne und das Haushaltsgesetz 2017 beraten; die Vielzahl
der Berichterstattergespräche will ich gar nicht erwähnen . Es gab 24 gutachterliche Stellungnahmen von Ausschüssen, 723 Anträge, 362 Bereinigungsvorlagen und
588 Seiten Personalveränderungen . Es wurden 1 000 Einzelabstimmungen in 8 Sitzungen des Ausschusses durchgeführt . Die abschließende Bereinigungssitzung dauerte
13 Stunden und 25 Minuten . Insgesamt wurden 15 Kilo
Kaffee verbraucht; damit haben wir wenigstens einen
kleinen Beitrag zur Stärkung des Einzelhandels geleistet .
({11})
Meine Damen und Herren, Sie können sich vorstellen - oder vielleicht auch nicht; aber darum stelle ich das
so ausführlich dar -, wie viel Arbeit im Bundestag und
in den Ministerien geleistet werden musste, damit dieser
Haushaltsentwurf verabschiedet werden kann .
({12})
Mein Dank gilt insbesondere den Menschen, die nicht
hier im Bundestag auftreten können und die auch nicht
im Mittelpunkt der Medien stehen . Ich danke ausdrücklich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Ausschusssekretariats, die hier Platz genommen haben .
({13})
Diese Kolleginnen und Kollegen haben auch nachts um
zwei noch hochkonzentriert und fehlerfrei ihre Arbeit
verrichtet .
Aber ganz ohne Abgeordnete geht es ja auch nicht .
({14})
Darum möchte ich auch allen Mitgliedern des Haushaltsausschusses recht herzlich für in der Sache zwar kontroverse Diskussionen, aber eine meistens disziplinierte,
konzentrierte Zusammenarbeit danken . Ich danke insbesondere meinem Stellvertreter, Bartholomäus Kalb, auf
den ich mich immer verlassen konnte . Ich danke den Obleuten aller Fraktionen und allen Arbeitsgruppen .
Ich hoffe, dass wir in die nächste Legislaturperiode
etwas mitnehmen, was ich insbesondere den Abgeordneten, die dann in einer Koalition sein werden, ans Herz
legen möchte: Der Haushaltsausschuss wird nur stark,
wenn die Abgeordneten - nicht nur die der Opposition,
sondern auch die der Regierungsfraktionen - deutlich
machen, wer die Entscheidungen trifft, nämlich die Abgeordneten und nicht die Minister .
Vielen Dank .
({15})
Liebe Frau Lötzsch, den guten Wünschen, die Sie an
alle Beteiligten gerichtet haben, will ich mich gerne anschließen und - sicher auch im Namen des Hauses - Ihnen persönlich, aber auch allen anderen Mitgliedern des
Haushaltsausschusses herzlich für die geleistete Arbeit
danken .
({0})
Ich rufe nun den Kollegen André Berghegger auf, der
als nächster Redner für die CDU/CSU-Fraktion das Wort
erhält .
({1})
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Meine Damen und Herren! Diese Schlussrunde bietet natürlich die Gelegenheit, Bilanz zu ziehen
und diese Woche Revue passieren zu lassen . Ich bin der
festen Überzeugung, unser Finanzminister Wolfgang
Schäuble hat einen guten Entwurf eingebracht . Wir haben im parlamentarischen Verfahren an diesem Entwurf
gearbeitet und Impulse gesetzt . Alleine in der Bereinigungssitzung - wir haben es gerade von der Vorsitzenden des Ausschusses gehört - haben wir 160 Anträge der
Koalition beschlossen . Doch einzelne Anmerkungen im
Vorfeld seien mir erlaubt .
Wir leben in Deutschland nach wie vor in einem der
friedlichsten, sichersten und demokratischsten Länder
der Welt. Um die finanzielle Situation, die wir vorfinden,
beneiden uns viele . Die Einnahmen stiegen in den letzten
Jahren deutlich . Das vierte Jahr in Folge nehmen wir keine neuen Schulden auf . Wo, meine Damen und Herren,
gibt es eine vergleichbare Situation?
({0})
Wir können an dieser Stelle durchaus einmal innehalten, dies selbstbewusst nach außen tragen und es den
Bürgern vermitteln . Frau Lötzsch, da unterscheiden sich
unsere Meinungen deutlich. Ich finde, das können wir
selbstbewusst tun, und das hat nichts mit Selbstzufriedenheit zu tun . Wir können diese Leistungen durchaus
immer wieder selbstbewusst postulieren .
({1})
Natürlich profitieren wir von einem niedrigen Zinsniveau; das ist ja keine Frage . Wir sparen im Haushalt
dadurch Jahr für Jahr Milliarden . Aber aus unterschiedlichen Gründen wären wir froh - und der Bundesfinanzminister an erster Stelle -, wenn das Zinsniveau wieder
steigen würde, auch wenn das eine finanzielle Belastung
für den Haushalt darstellen würde .
Natürlich profitieren wir von der wirtschaftlichen Entwicklung in diesem Land: Gut 43 Millionen Menschen
sind in Arbeit und Beschäftigung; die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten steigt; die Anzahl
der prekären Arbeitsverhältnisse sinkt; die Rente steigt;
die Arbeitslosenquote sinkt, es ist die niedrigste seit
25 Jahren . Natürlich hat das viel mit unserem Mittelstand
zu tun, mit der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit; aber
das ist ja gerade die Besonderheit dieses Landes im Vergleich zu anderen . Deswegen müssen wir uns auch in Zukunft um die Leistungsfähigkeit des Mittelstandes kümmern; denn sie ist die Grundlage für unseren Wohlstand .
({2})
Die Situation, die wir in unserem Land vorfinden, hat
aber auch etwas mit politischen Entscheidungen zu tun .
Sie hat auch etwas mit Verlässlichkeit, Kontinuität und
Rahmenbedingungen zu tun . Und da hat, glaube ich, dieses Haus Gutes geleistet .
Wir müssen für die Zukunft vorsorgen; denn keiner
weiß, ob sich die wirtschaftliche und damit die finanzielle Situation auch in den nächsten Jahren so zeigen wird .
Frei nach Ludwig Erhard haben wir die Pflicht, in Generationen zu denken und für unsere Kinder und Enkel ein
festes Fundament zu bauen .
Die Kritik, die ich in den letzten Tagen wahrgenommen habe, war unterschiedlich . Es kam die Kritik auf,
wir investierten zu wenig . Das kann man natürlich leicht
entkräften: Rund 36 Milliarden Euro - das sind 11 Prozent des Haushalts - werden investiert . Das ist die höchste Quote seit 16 Jahren,
({3})
ausgenommen 2012 mit den Sondereffekten der
ESM-Einlage .
Das Problem - das wissen wir alle - ist nicht mehr die
Finanzierung von staatlichen Investitionsmaßnahmen wir haben ja vorhin über den Verkehrsetat debattiert -,
das Problem liegt vielmehr bei der Planungskapazität
und der Komplexität unseres Planungsrechts, und zwar
auf der Bundes-, der Landes- und der kommunalen Ebene . Daran müssen wir in Zukunft arbeiten, um Investitionen anschieben zu können .
({4})
Der zweite Kritikpunkt, der auftauchte, war, wir würden zu viel investieren . Das wurde insbesondere in der
Debatte über den Verteidigungsetat angeführt .
({5})
- Das passt aber nicht zusammen . Entweder wir investieren zu viel oder zu wenig .
({6})
- Ihr seid gleich noch dran . Dann könnt ihr euch äußern . - Im Etat des Verteidigungsministeriums sind
Investitionen von 2,7 Milliarden Euro mehr vorgeseDr. Gesine Lötzsch
hen - das sind jetzt 37 Milliarden Euro -, und wir haben
Verpflichtungsermächtigungen aufgenommen, insbesondere für die Anschaffung von Korvetten. Wir wollen ein
verlässlicher Partner auf internationaler Ebene sein, ein
verlässlicher NATO-Partner, unsere Vereinbarungen einhalten und die Erwartungen, die an uns gestellt werden,
natürlich erfüllen . Dazu gehört auch das angestrebte Ziel,
2 Prozent dieses Etats für den Verteidigungsbereich vorzusehen .
({7})
Zu den Investitionen im Allgemeinen sei mir noch
eine Anmerkung erlaubt . Natürlich werden die meisten
Investitionen auf der kommunalen Ebene getätigt . Leider
waren es in den letzten Jahren immer weniger . Nicht nur,
aber gerade aus diesem Grund haben wir die Kommunen
und die Länder in den letzten zehn Jahren um 150 Milliarden Euro entlastet, in einem Umfang, wie es das noch
nie gegeben hat . Sogar der Bundesrechnungshof sieht inzwischen kaum noch bzw . keine Spielräume im Bundeshaushalt für Entlastungen der Länder und Kommunen .
Das zeigt, wie sehr uns daran gelegen ist, die Leistungsfähigkeit aller staatlichen Ebenen aufrechtzuerhalten .
({8})
Der dritte Kritikpunkt, den ich gehört habe, ist eigentlich gar kein Kritikpunkt . Hier und da wurde von Vertretern der Opposition gefordert, mehr auszugeben . Das ist
ja das gute Recht der Opposition . Ich habe aber auch Lob
gehört für einige Entscheidungen im Haushaltsausschuss
und für einige Etatbereiche . Ich kann, glaube ich, sagen:
In der Summe liegen wir mit unserem Haushalt gar nicht
so schlecht .
Vielen Dank an dieser Stelle dem Bundesfinanzministerium und dem Finanzminister Schäuble für die gute
Vorarbeit und natürlich dem Ausschusssekretariat . Vielen
Dank auch den Kolleginnen und Kollegen des Haushaltsausschusses, dass wir so konzentriert im parlamentarischen Verfahren gearbeitet haben .
Fast alle Etats verzeichnen Aufwüchse . Insbesondere
profitieren die Bereiche innere und äußere Sicherheit.
Das ist - das möchte ich ausdrücklich betonen - sehr gut
angelegtes Geld . Richtig ist - hier wurde immer mal wieder das Gegenteil behauptet, was aus meiner Sicht falsch
ist -: Durch die Steigerung der inneren und äußeren Sicherheit wird die Freiheit geschützt und nicht begrenzt .
({9})
Sicherheit und Freiheit sind zwei Seiten derselben Medaille . Sie bedingen sich . In diesen unsteten Zeiten muss
man das, glaube ich, immer wieder betonen .
Wir kümmern uns auch um die soziale Sicherheit .
Auch das wurde von den Linken teilweise bezweifelt .
Aber ich glaube, die Zahlen zeichnen ein deutliches Bild .
Bei den Sozialausgaben wird mit 170 Milliarden Euro
das hohe Niveau gehalten . Das ist der mit Abstand größte
Ausgabeposten dieses Haushaltes . Der Anteil der Sozialausgaben am Gesamtausgabenvolumen beträgt 52 Prozent. Mehr als jeder zweite Euro des Haushaltes fließt in
Soziales . Das ist, glaube ich, eine beachtliche Leistung,
und der Vorwurf, wir tun hier zu wenig, geht wirklich ins
Leere .
Des Weiteren stärken wir die Entwicklungszusammenarbeit und die humanitäre Hilfe im BMZ und im Auswärtigen Amt . Auch hier wollen wir unserer internationalen Verantwortung nachkommen und den Menschen,
die bei uns ohne dauerhafte Bleibeperspektive sind - das
ist doch ein nachvollziehbarer Grund -, die Möglichkeit
eröffnen, in ihrer Heimat oder nahe ihrer Heimat eine Zukunftschance zu haben . Daran werden wir weiter arbeiten, und ich glaube, dafür lohnt sich jede Mühe .
Diese ganzen Ziele, die wir im Haushalt verfolgen ich konnte sie nur ansatzweise ansprechen -, erreichen
wir trotz erheblicher finanzieller Belastungen durch die
Situation rund um die Flüchtlinge . Wir haben im Haushalt Ausgaben in Höhe von rund 21 Milliarden Euro für
diesen Bereich vorgesehen . Wir haben keine Steuererhöhungen vorgesehen, und wir haben keine Ausgaben in
anderen Bereichen gekürzt . Trotzdem werden wir alle
Vorschriften einhalten . Auch der Stabilitäts- und Wachstumspakt wird eingehalten .
Ich denke, der Haushalt bietet am Ende eine solide
Grundlage, um Deutschland zukunftsfest und wachstumsorientiert weiterzuentwickeln und damit unsere Lebensbedingungen zu erhalten . Den Lebensstandard - das
muss unser Wunsch und unser Ziel sein - versuchen wir
aufrechtzuerhalten . Das ist eine zukunftsgerechte und generationengerechte Politik .
Aus meiner Sicht gibt es am Ende keinen Grund auch für die Opposition nicht -, diesem Haushalt nicht
zuzustimmen . Das sagt bei mir zu Hause sogar Frau Holle .
Vielen Dank für die freundliche Aufmerksamkeit .
({10})
Tobias Lindner ist der nächste Redner für die Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen .
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Offen gestanden habe ich mich in dieser Woche manchmal gefragt, ob
es den Kollegen von der Koalition nicht langsam langweilig wird, ständig über Nullen reden zu müssen .
({0})
Sie haben seit 2013 im Jahresrhythmus Nullverschuldungsfestspiele aufgeführt . Ich gebe zu: Bei den Banken
verschulden Sie sich immerhin nicht mehr . Aber jetzt ist
es auch einmal gut . Am Ende zählt bei der Haushaltspolitik doch nicht nur der Summenstrich; entscheidend ist,
wofür Sie das Geld ausgeben . Entscheidend sind die Zahlen über dem Summenstrich und die Schwerpunkte, die
Sie setzen, und Sie haben eben keinen zukunftsgerechten
Haushalt vorgelegt .
({1})
Über den ganzen Jubel über Ihre schwarze Null haben
Sie vor lauter Party vergessen, die Arbeit an den schwierigen Baustellen in diesem Haushalt zu vollbringen . Ich
glaube, Sie machen das nicht nur aus Langeweile: Sie
haben schlichtweg keine Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit .
({2})
Sie machen nicht Ernst beim Klimaschutz . Sie tun zu
wenig für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft .
Und bei den Investitionen, Kollege Berghegger, bleiben
Sie ohne Anspruch . Das Schlimme ist: Sie hätten die
Chance dazu gehabt . Am Geld kann es nicht liegen . Sie
hatten in diesen Haushaltsberatungen mehr Finanzmittel
als in den Vorjahren zur Verfügung .
Ich glaube, Ihnen fehlen schlichtweg der Mut und die
Fantasie, die richtigen Schwerpunkte zu setzen . Dieser
Haushalt ist und bleibt ein Haushalt der verpassten Chancen .
({3})
Die Frage, ob wir beim Kampf gegen den Klimawandel Ernst machen, ist nicht nur für die Stabilität auf diesem Planeten entscheidend, sondern auch ganz essenziell
für die Zukunft unseres Industriestandorts Deutschland .
Wenn Sie beim Klimaschutz Ernst machen wollen, Frau
Hendricks, dann reichen unverbindliche Ankündigungen
nicht . Dann müssen Sie auch angemessene Finanzmittel
in die Hand nehmen . Sie müssten jährlich allein 800 Millionen Euro in den Klimaschutz investieren . Sie müssten
die vielen umweltschädlichen Subventionen angehen,
die wir immer noch in diesem Haushaltsplan haben und
für die über 50 Milliarden Euro vorgesehen sind . Da tun
Sie nichts .
Wir Grünen haben gezeigt, wie es geht . Wir haben in
diesen Beratungen einen Klimaschutzhaushalt vorgelegt,
der beim Klimaschutz Ernst macht .
({4})
Die zweite Null in Ihrem Etat ist die Tatsache, dass Sie
den Zusammenhalt unserer Gesellschaft nicht ernsthaft
gestärkt haben . Investitionen in den sozialen Zusammenhalt nützen uns am Ende allen .
Wenn die Bundeskanzlerin am Sonntagabend im
Fernsehen davon spricht, dass es für junge Familien in
München endlich wieder möglich sein muss, sich ein
Eigenheim zu kaufen, dann frage ich mich: Was ist mit
all denjenigen, die in unseren Städten eine Mietwohnung
suchen? Was ist mit all denjenigen, die sich fragen, ob sie
steigende Mieten bezahlen können? Wer das ausblendet
und sich zuerst auf die Eigenheime fokussiert, der setzt
wirklich seltsame Prioritäten in den Haushaltsberatungen .
({5})
Besonders krass mit Blick auf die Investitionsquote
finde ich, wie Sie sich da loben. Ja, unter den Blinden ist
der Einäugige König; das ist bekannt . Bei einem Gesamtvolumen des Haushalts von 330 Milliarden Euro wird der
Bund im nächsten Jahr 36 Milliarden Euro investieren .
Betrachten wir einmal das Jahr 2012 - Herr
Berghegger, Sie haben das ja angesprochen -: Damals
umfasste der Haushalt nur 306 Milliarden Euro; und es
wurden auch 36 Milliarden Euro für Investitionen in die
Hand genommen . - Und jetzt hören Sie einmal auf, über
Sondereffekte, wie den ESM, zu reden! Machen wir uns
doch nichts vor: Wenn wir diese Einlage nicht hätten leisten müssen, dann hätten 8 Milliarden Euro mehr zur Verfügung gestanden . Diese hätte man dann in andere sinnvolle Dinge investieren können . Wir haben Ihnen damals
entsprechende Vorschläge gemacht . Tun Sie also nicht
so, als wären Sie hier Investitionsweltmeister .
({6})
Wir Grüne haben Ihnen in diesen Haushaltsberatungen gezeigt, wie man einen Bundeshaushalt aufstellen
kann, der ohne neue Schulden auskommt, aber neue
Chancen schafft.
({7})
Wir haben über 400 Änderungsanträge gestellt . Allein
mit unseren Anträgen würden wir 7 Milliarden Euro mehr
investieren . Die Investitionsquote würde über 2 Prozentpunkte steigen . Das ist zukunftsgerichtete Haushaltspolitik .
({8})
Sie hatten glückliche Rahmenbedingungen wie nie
zuvor, und Sie haben die Mehreinnahmen verteilt . Die
wahren Chancen, die sich aus dieser Situation ergeben,
haben Sie aber nicht genutzt . Sie schieben die drängenden Probleme in Wahrheit doch in die Zukunft .
Sie mögen vielleicht keine neuen Schulden machen,
ja, aber Sie hinterlassen dem nächsten Deutschen Bundestag und vor allem den zukünftigen Generationen mit
diesem Haushalt weiterhin eine ganz große Hypothek .
Am Ende mag vielleicht eine schwarze Null stehen, aber
wenn Sie einmal auf die 2 974 Seiten dieses Druckwerkes gucken, dann finden Sie darin nicht mehr und nicht
weniger als eine Dokumentation der Ideenlosigkeit dieser Großen Koalition .
({9})
Herr Berghegger, vielleicht hätten Sie eben nicht nur
mit Frau Holle reden sollen . Vielleicht hätten Sie auch
mit den Bürgerinnen und Bürgern in diesem Land reden
sollen,
({10})
die täglich Fragen haben, die Ideen haben, die dieses
Land weiterentwickeln wollen . Wir Grüne haben das in
unseren Anträgen aufgegriffen.
Wir lehnen diesen Haushalt der verpassten Chancen
ab, und ich füge hinzu: Ab dem Herbst 2017 machen wir
es besser .
Herzlichen Dank .
({11})
Diese Zusage wird zu Protokoll genommen . - Nun hat
der Kollege Johannes Kahrs für die SPD-Fraktion das
Wort .
({0})
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Im Gegensatz zu Ihnen, Herr Lindner, haben
wir es vier Jahre lang besser gemacht,
({0})
und im Gegensatz zu dem, was Sie gesagt haben, haben
wir hier nicht Versprechungen und Geld wie Frau Holle
über alle ausgeschüttet, sondern hart auf der Sachebene
und Antrag für Antrag unser Land besser gemacht . Das
könnten Sie ehrlicherweise ruhig auch einmal anerkennen .
({1})
Wenn man sich das einfach einmal anguckt, dann sieht
man: Gemeinsam als SPD, CDU und CSU haben wir den
Einstieg in das von Sigmar Gabriel initiierte Solidarprojekt beschlossen . - Vielen Dank, Sigmar .
({2})
Daneben haben wir massiv in die innere Sicherheit, in
die Bekämpfung von Fluchtursachen und in die humanitäre Hilfe investiert . Durch eine Änderung im Haushaltsgesetz, lieber Eckhardt, haben wir die Möglichkeit
geschaffen und auch den entsprechenden Mechanismus
wieder ins Leben gerufen, Schulden auch zurückzahlen
zu können .
Wir als Parlament - Frau Lötzsch hat ja erwähnt, dass
das auch ein Haushalt des Parlamentes ist - haben das,
was uns die Regierung vorgelegt hat, wieder ein Stück
besser gemacht . Dafür gibt es das Parlament, und das haben wir gut hingekriegt . Ich möchte mich an dieser Stelle
bei den Kolleginnen und Kollegen der Koalition, insbesondere bei dir, lieber Eckhardt, für die gute und fruchtbare Zusammenarbeit herzlich bedanken . Viele Dinge
hätten wir nicht hinkriegen können, wenn wir sie nicht
gemeinsam angegangen wären .
({3})
Sigmar Gabriel hat ja gestern auf der einen Seite mit
Blick auf unsere Partei erklärt: Man darf nicht immer zu
viel von dem versprechen, was man gerne hätte, auch
wenn es einen drängt und man es für billig und gerecht
hält . Auf der anderen Seite hat er, an die Union gerichtet,
erklärt: Man darf nicht zu hohe Steuerentlastungen fordern . - Im Kern haben wir das Problem, dass in diesem
Haushalt, auch wenn er gut aussieht und wir keine neuen
Schulden machen, natürlich erhebliche Risiken vorhanden sind .
({4})
Schauen wir uns einmal die mittelfristige Finanzplanung und das an, was in den nächsten Jahren passiert:
Bei den Ländern und bei den Kommunen werden die
Steuereinnahmen steigen, während sie beim Bund eher
zurückgehen werden . Das liegt daran, dass wir, und zwar
nicht nur einmalig, sondern strukturell, sehr viel für Länder und Kommunen getan haben, damit sie vor Ort investieren und - das ist heute schon mehrfach ausgeführt
worden - ihren Investitionsfluss erhöhen können. Das
heißt, dafür haben wir viel Geld ausgegeben . Wir haben
den Bundeshaushalt strukturell sogar eher in schwierigere Gewässer gebracht, damit Kommunen und Länder
klarkommen können. Ich finde, auch das ist ein Teil der
Wahrheit; das kann man hier gerne einfach einmal erwähnen .
({5})
Jetzt haben wir alle eine Woche lang auch die Reden
der Opposition gehört . Ich habe am Anfang der Woche
hier gesessen und mir die Rede von Frau Wagenknecht
angehört . Hätte ich die Augen zugemacht, dann hätte ich
glauben können, Frau Petry zu hören .
({6})
Das war eine grottenschlechte, populistische, miese
Rede, in der nur an Hass, Frust, Neid, Angst und Missgunst appelliert wurde . Diese Rede war dieses Hohen
Hauses unwürdig . Wenn man die extreme Linke und die
extreme Rechte stärken will, dann macht man das genau
so. Deswegen war diese Rede unsäglich. Ich hoffe, dass
sie sich dafür entschuldigen wird . Aber, ehrlich gesagt,
bin ich mir nicht sicher, ob sie dafür die Größe hat . Aber
man kann das zumindest anmahnen .
({7})
- Liebes, sei entspannt . Wir sind da der gleichen Meinung .
({8})
Im Ergebnis ist es so, dass wir 1,1 Milliarden Euro
mehr für den Haushalt des Auswärtigen Amtes und des
BMZ ausgeben . Herr Schäuble, ich glaube, das war eine
große Tat . Das war vernünftig . Es ist gut, dass man in die
Bekämpfung von Fluchtursachen investiert . Eben das ist
einer der von uns gesetzten Schwerpunkte, den die Opposition nach ihren Aussagen nicht finden konnte, bei dem
sie nicht wusste, wo das Geld gelandet ist .
({9})
Damit Sie das verstehen, sage ich es Ihnen hier einfach:
Dorthin ist das Geld geflossen, das wir 2017 zusätzlich
ausgeben . Das ist richtig, und das ist gut .
({10})
Wir Sozialdemokraten stehen für einen handlungsfähigen, einen funktionsfähigen und einen starken Staat,
weil man nur dann die Dinge umsetzen kann, die wir in
diesem Land wichtig finden. Dafür braucht es Investitionen in die Sozialsysteme auf der einen Seite und in die
Sicherheit auf der anderen Seite . Schauen wir uns das an .
Wir haben in dieser Legislaturperiode insbesondere in
die Bundespolizei mehr Geld investiert .
({11})
Wir haben da in der Vergangenheit 3 000 neue Stellen geschaffen. Wir werden da mit diesem Haushalt 4 000 neue
Stellen schaffen. Wir haben Geld investiert und auch welches für die Schiffe der Bundespolizei bereitgestellt.
({12})
All das war notwendig . Ich glaube, das muss man einfach
einmal sagen .
({13})
Zum Thema Investitionen muss man feststellen: Wir
haben mehr Geld in die Infrastruktur investiert, als wir
derzeit überhaupt ausgeben können .
({14})
Wir bekommen ja Geld von der Deutschen Bahn AG und
Gelder, die für Investitionen in die Straßen und Wasserstraßen vorgesehen waren, zurück . Darauf braucht man
nicht stolz zu sein . Wir haben das Problem, dass in der
Vergangenheit, auch beim Personal, zu viel gespart worden ist . Da haben wir alle uns hier nicht mit Ruhm bekleckert . Deswegen haben wir dies in diesem Haushalt
besser gemacht . Auch dafür danke ich dem Kollegen
Eckhardt Rehberg .
Wir haben hier einen Dreisatz angewandt, indem wir
gesagt haben: Wir müssen dringend neue Stellen schaffen . Das kann man zum Beispiel beim Zoll sehen . Beim
Zoll haben wir Mittel zur Schaffung von 500 neuen Stellen zur Verfügung gestellt .
Zugleich haben wir gesagt: Man muss Stellen entfristen . Diese befristeten Stellen, von denen es auch beim
Bund in bestimmten Bereichen überdurchschnittlich viele gibt, müssen entfristet werden .
({15})
Damit haben wir in Form von großen Paketen angefangen . Arbeitsplatzsicherheit ist für die Arbeitsplatzzufriedenheit richtig wichtig .
Außerdem haben wir Stellen gehoben . Beim Zoll - ich
war eben da - haben wir neben der Neuschaffung von
500 Stellen auch noch 250 Stellen gehoben; das hat auch
etwas mit Attraktivität zu tun .
({16})
Das haben wir auch anderswo gemacht . Beim THW haben wir beschlossen, 150 neue Stellen zu schaffen, und
haben 167,5 Stellen gehoben . Das heißt, man kümmert
sich nicht nur um diejenigen, die die Arbeit machen, indem man die Personalbasis verstärkt, sondern hilft denen
auch selbst . Ich glaube, nur gemeinsam bekommen wir
das vernünftig hin .
({17})
Neben den ganzen großen Dingen haben wir auch ein
paar kleine gemacht, auf die ich sehr stolz bin . Wir haben
wieder 15 Millionen Euro in die Bildungsberatungsstelle
Garantiefonds Hochschule für C1-Sprachkurse investiert . Jedes Jahr satteln wir hier mehr Geld drauf . Das
sind Kurse für die Flüchtlinge, die akademisch vorgebildet sind und denen man die Möglichkeit geben muss,
in Deutschland zu lernen, damit sie später hier arbeiten
können . Dafür braucht es diese Sprachkurse . Wir haben
zudem 2 Millionen Euro für die politischen Jugendverbände investiert und vieles mehr .
Ich erlaube mir noch einmal die Bemerkung: Man
muss mehr für das Personal tun . Wir haben Geld, das wir
investieren können . Wir müssen dafür aber etwas beim
Planungsrecht tun . Wenn wir das Planungsrecht vereinfachen und mehr Personal einstellen, können wir das Geld
investieren und die Vorhaben umsetzen . Damit haben wir
angefangen; das haben wir angeschoben .
Der Haushalt 2017 ist ein guter Haushalt . Ich möchte mich bei den Kollegen von SPD und CDU/CSU ganz
herzlich bedanken und auch bei den Kollegen der Opposition im Haushaltsausschuss . Auch mit euch konnte man
anständig zusammenarbeiten .
Vielen Dank .
({18})
Das Wort hat nun der Bundesfinanzminister Wolfgang
Schäuble .
({0})
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Es ist der letzte Haushalt, den wir in dieser Legislaturperiode verabschieden . Deswegen ist es wichtig,
daran zu erinnern, dass wir es geschafft haben, in dieser
Legislaturperiode, in der wir trotz aller Schwierigkeiten
im Umfeld eine normale wirtschaftliche Entwicklung zu
verzeichnen hatten, das einzuhalten, was wir versprochen hatten und was angesichts der demografischen Entwicklung in unserem Land auch dringend notwendig ist,
nämlich dass wir ohne neue, zusätzliche Schulden auskommen .
({0})
Wir haben mit dieser nachhaltigen Finanzpolitik einen
wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass es den Menschen
in unserem Land besser geht als vor vier Jahren . Die Reallöhne sind stärker gestiegen als in den letzten Jahrzehnten - die Renten auch . Die Beschäftigungslage ist so gut
wie nie zuvor . Dies alles hat miteinander zu tun .
Ja, wir haben dabei mit den niedrigen Zinsen auch
Glück gehabt . Aber in dem Märchen von Frau Holle das muss ich jetzt zunächst doch einmal sagen - fallen
die Sterntaler ja nur für diejenigen, die Gutes tun .
({1})
Herr Kollege Lindner, das Problem ist: Wenn wir die Rezepte der Opposition verwirklichen würden, dann wären
wir ganz schnell in der Rolle von Pechmarie . Schauen
Sie einmal, wie Sie dann aussehen .
({2})
Deswegen belassen Sie es lieber einmal bei dieser erfolgreichen Haushaltspolitik .
Die zweite Bemerkung ist: Die Aufgaben werden größer, und die Spielräume werden eher kleiner; das ist mit
hoher Wahrscheinlichkeit absehbar . Dass die Aufgaben
größer werden, dem tragen wir in diesem Haushalt, wo
wir die Spielräume mit der Setzung neuer, zusätzlicher
Prioritäten nutzen, wirklich auch Rechnung, indem wir
Verantwortung für diese eine globale Welt wahrnehmen,
die geprägt ist von Klimawandel und großen Migrationsbewegungen . Dass diese größere Anstrengungen von uns
erfordern werden, habe ich schon bei der Einbringung des
Bundeshaushalts 2016 im Herbst 2015 gesagt; und das
wird auch auf absehbare Zeit so bleiben . Deswegen ist
es wichtig, dass wir nun während der parlamentarischen
Beratungen die Mittel für humanitäre Hilfe, für Entwicklungszusammenarbeit, für Fluchtursachenbekämpfung
um über 1,1 Milliarden Euro erhöht haben . Auch dass wir
die Mittel für die innere und äußere Sicherheit kontinuierlich erhöhen, ist notwendig und richtig . Das wird sich
auch in den kommenden Jahren fortsetzen und wird unsere Spielräume schrittweise kleiner machen, zumal wir
in der Zukunft nicht mehr damit rechnen können, dass
wir durch weiter sinkende Zinsen vergleichbare Spielräume gewinnen werden . Das ist so .
Darüber hinaus haben wir entsprechende Entscheidungen getroffen, um auch den sozialen Zusammenhalt
in unserem Lande Schritt für Schritt weiter voranzubringen . Wir sind auch da auf einem guten Weg, wobei, wie
gesagt, die wichtigste Voraussetzung für sozialen Zusammenhalt natürlich die Beschäftigungslage bzw . die wirtschaftliche Entwicklung ist . Ansonsten hätten wir überhaupt nicht die Mittel, um das zu leisten .
Das Entscheidende, was wir in den kommenden Jahren tun müssen - gerade bei größer werdenden Aufgaben
und geringeren Spielräumen -, ist, dass wir weiterhin auf
Innovationen und Investitionen setzen . Nun ist es in der
Tat völlig unbestritten, dass wir in dieser Legislaturperiode allein die Mittel für die Verkehrsinfrastruktur des
Bundes um über 25 Prozent erhöht haben und dass den
Engpass für weitere Steigerungen nicht mehr die Zurverfügungstellung von Mitteln aus dem Bundeshaushalt
darstellt, sondern die Verwendung bzw. der Abfluss der
Mittel . Das ist übrigens eine gesamtstaatliche Aufgabe .
Deswegen ist es so wichtig, dass das, was wir mit den
Ländern vereinbart haben, auch absprachegemäß konsequent Schritt für Schritt umgesetzt wird .
In 14 Tagen findet die nächste Runde der Gespräche
der Regierungschefs von Bund und Ländern statt . Ich
will daran erinnern: Wir halten daran fest, die Mittel für
Investitionen in finanzschwachen Gemeinden noch einmal um weitere 3,5 Milliarden Euro aufzustocken .
({3})
In der kommenden Woche werden wir den Entwurf eines
Nachtragshaushaltes im Bundeskabinett beraten . Auch
schlagen wir, wie wir es mit den Regierungschefs der
Länder abgesprochen haben, vor, eine Zweckerweiterung
für die Verwendung dieser Mittel durch die Aufnahme
von Aufgaben zur kommunalen Bildungsinfrastruktur
vorzunehmen . So haben wir das verabredet . Das muss
dann aber auch gemacht werden .
Ich erinnere zum Beispiel daran, dass die Mittel, die
wir seit Jahren für den Ausbau von Kindertagesstätten
zur Verfügung stellen, nicht abfließen, weil die Länder
und Kommunen nicht in der Lage sind, sie entsprechend
in Anspruch zu nehmen . Da müssen wir besser werden .
Das ist eine gesamtstaatliche Aufgabe . Deswegen ist es
übrigens auch wichtig - und die Gesetzgebung wird ja
den Bundestag und dann auch den Bundesrat beschäftigen -, dass wir an dem festhalten, was wir mit den Ländern vereinbart haben, dass der Bund nämlich ein Stück
weit mehr Möglichkeiten bekommt, die Dinge im gesamtstaatlichen Bereich effizienter zu gestalten.
Dem dient die Infrastrukturgesellschaft . So können
wir die Bundesautobahnen in bundeseigener Verwaltung
durch eine Gesellschaft privaten Rechts betreiben . Das
soll ein Stück weit auch mehr unternehmerische Initiative in Bau, Planung und Betrieb der Bundesautobahnen
hineinbringen .
Dem dient die Grundgesetzergänzung zur Informationstechnikinfrastruktur, damit der Bund auf informationstechnischem Gebiet wirklich eine einheitliche Software - Stichwort „Bürgerportale“ - in Bund, Ländern
und Kommunen durchsetzen kann . Dazu müssen dem
Bund entsprechende Zuständigkeiten zugewiesen werden . Dafür brauchen wir eine Ergänzung des Grundgesetzes .
Da ich den Verlauf der Gespräche mit den Ländern
kenne, will ich gerne daran erinnern: Die bezüglich der
Bund-Länder-Finanzbeziehungen getroffene Absprache
war nicht nur, dass der Bund zusätzliche Mittel zur Verfügung stellt, sondern auch, dass er ein paar begrenzte
Kompetenzen mehr bekommt, um gesamtstaatlich für
größere Effizienz zu sorgen. Daran muss festgehalten
werden .
({4})
Das gilt im Übrigen auch für die Effizienz der Steuerverwaltung . Ich will die Gelegenheit nutzen, darauf hinzuweisen . Wir werden das noch im Einzelnen beraten .
In der Steuerverwaltung stehen wir dadurch vor riesigen
Herausforderungen, dass die Globalisierung der Finanzmärkte, die ja eine Realität ist, dazu führt, dass nicht nur
die Möglichkeiten, Steuern zu hinterziehen, sondern insbesondere die Möglichkeiten, die global tätige Unternehmen durch Nutzung der spezifischen Unterschiede steuerlicher Regelungen in den verschiedenen Jurisdiktionen
dieser Welt haben, Steuerbelastungen zu vermeiden,
exorbitant zunehmen, wie übrigens auch die Kreativität
der Beratungsgesellschaften . Deswegen müssen wir im
nationalen Bereich stärkere Möglichkeiten haben, um im
Zusammenwirken der leistungsfähigen Steuerverwaltungen der Länder und des Bundes zu größerer Effizienz zu
kommen .
({5})
Das gilt auch auf globaler Ebene im Bereich der G 20 .
Wir übernehmen Anfang Dezember die G-20-Präsidentschaft . Ein Schwerpunkt der deutschen Präsidentschaft
wird darauf liegen, so wie in den vergangenen Jahren
auch, dass wir die globalen Anstrengungen zur Verhinderung von Steuervermeidung und Steuerreduzierung
konsequent voranbringen .
({6})
Das allerdings ist sehr viel komplizierter, als viele meinen .
In diesem Zusammenhang will ich an die Opposition appellieren, nicht zu schnell zu große Erwartungen
zu wecken . Es ist einfach, zu polemisieren und demagogische Reden zu halten . Sie erreichen damit aber nur
das, was Herr Kahrs der Rede einer Kollegin zu Recht
vorgeworfen hat . Man sollte nicht unrealistische Erwartungen wecken, was global zu erreichen ist, und glauben,
man könne einfach einmal auf den Tisch hauen und dann
erließen 200 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen entsprechende Regelungen .
({7})
Das geht nicht so einfach . Es ist viel mühsamer, hier voranzukommen . Wir haben die Vorreiterrolle auf globaler
Ebene, und wir werden diese während unserer Präsidentschaft noch stärker nutzen .
Ich will auch gleich hinzufügen: Genauso wichtig
wird unser Bemühen sein, insbesondere nachdem das
im amerikanischen Wahlkampf eine große Rolle gespielt
hat - wir werden sehen, wie sich das hinterher in der Praxis darstellen wird -, mit aller Entschlossenheit daran
festzuhalten, dass die Lehren aus der Finanz- und Bankenkrise nicht vergessen werden .
({8})
Natürlich gibt es zum Teil auch Überregulierungen . Das
ist immer ein Stück weit so . Aber das zentrale Anliegen,
die Finanzmärkte gerade im Zeitalter der Globalisierung krisenresistenter zu machen, ist eine entscheidende Aufgabe . Auch der werden wir uns während unserer
G-20-Präsidentschaft widmen .
Bei unserer G-20-Präsidentschaft werden wir uns im
Übrigen auch darauf konzentrieren - das ist der dritte
Schwerpunkt -, die Aufmerksamkeit der internationalen
Gemeinschaft verstärkt auf Afrika zu fokussieren .
Das sind die zentralen Punkte, und all das ist wichtig .
Ich will, liebe Kolleginnen und Kollegen, mit allem
Ernst eine letzte Bemerkung machen . Natürlich müssen
wir in Deutschland unsere Aufgaben bewältigen . Zugleich müssen wir dafür sorgen, dass auch Europa insgesamt auf einem stabilen Kurs bleibt . Die Herausforderungen sind vielfältig und groß . Einen Fehler dürfen wir
dabei aber nicht machen . Es fehlt ja nicht an Solidarität;
es gibt vielmehr eine große Bereitschaft der Deutschen
zur Solidarität . Aber wir müssen in Europa darauf achten,
dass die Leistungen, die wir erbringen, auch dazu genutzt
werden, die Probleme in Europa zu lösen .
Es gibt einen internationalen Konsens, weltweit und
im Übrigen auch auf europäischer Ebene, dass alle Länder durch Strukturreformen wettbewerbsfähiger werden
müssen . Was wir in der Welt nicht haben, ist ein Mangel
an Verschuldung . Was wir in der Welt nicht haben, ist
ein Mangel an Zentralbankliquidität . Was wir in der Welt
aber haben, ist ein Mangel an Wettbewerbsfähigkeit aufgrund versäumter Reformen in vielen Ländern .
({9})
Denjenigen, die den Menschen einreden, man könne ja
noch mehr Schulden machen, sage ich: Man kann kreative Finanzpolitik betreiben, aber wenn sie nicht unterlegt
ist und nicht dazu führt, dass die strukturellen Probleme
beseitigt werden und sich die Situation verbessert, dann
führt diese Politik nur in weiteres Elend und nicht zu größerer Stabilität in der Welt . Darüber gibt es einen internationalen Konsens .
Deswegen ist es auch Bestandteil unseres Programms
für unsere G-20-Präsidentschaft, durch konsequentes
Bestehen auf richtigen Anreizen, durch Strukturreformen die Widerstandskräfte gegen mögliche krisenhafte
Entwicklungen zu stärken . Da sich krisenhafte Entwicklungen überall in der Welt abzeichnen, ist das eine
Priorität deutscher Politik . Auch darauf müssen wir uns
konzentrieren . Das setzt im Übrigen voraus, dass wir in
Deutschland leistungs- und handlungsfähig bleiben .
All dem dient dieser Haushalt . Deswegen möchte ich
mich am Schluss bei allen Haushältern, bei allen Kolleginnen und Kollegen und bei den Mitarbeitern bedanken,
dass wir zu so einem guten Ergebnis gekommen sind .
Herzlichen Dank .
({10})
Das Wort erhält nun der Kollege Roland Claus für die
Fraktion Die Linke .
({0})
Ich warte gerade noch den Hochlauf des Rednerpults
ab, denn der ist echt . - Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Bundesfinanzminister,
Sie haben eben sehr eindrucksvoll bewiesen: Von Märchen verstehen Sie etwas .
({0})
- Da hätten Sie auch klatschen können, das war doch eindrucksvoll, oder nicht?
Bundesfinanzminister Schäuble wird hier einen Bundeshaushalt des - wie wir es eingeschätzt haben - angepassten Weiter-so durchbringen . Die schwarze Null
wird erneut abgefeiert, aber sie hat ihre großkoalitionäre
Erotik längst verloren . Das Weiter-so im Haushalt wird
personell bestätigt . Angela Merkel als Kanzlerkandidatin, Wolfgang Schäuble als Schatzkanzler, Frank-Walter
Steinmeier als Bundespräsident - noch mehr Weiter-so
geht nicht .
Sie haben damit - das müssen wir Ihnen auch sagen - die Veränderungserwartungen der Gesellschaft leider nicht verstanden . Weder sehen Sie die Gefahren des
Rückwärts-Deutschlands von AfD und Horst Seehofer,
noch hören Sie die gesellschaftlichen Hilferufe nach einer sozialen und humanistischen Erneuerung der Gesellschaft in Deutschland und Europa .
({1})
Wenn Sie, Herr Kahrs, Sahra Wagenknecht und
Frauke Petry hier gleichsetzen - nicht vergleichen, sondern gleichsetzen -,
({2})
muss ich Ihnen sagen: Das ist leider genauso unverschämt wie Ihr kontinuierliches Agieren hier im Bundestag . Das weisen wir zurück .
({3})
Dass Bundesminister Schäuble unter Geldnot leidet nämlich unter der Not, nicht mehr zu wissen, wohin mit
dem Geld -, zeigt sich daran, dass bereits in der nächsten
Woche ein Nachtragshaushalt für 2016 beschlossen wird,
und zwar für mehr Investitionen in die Schulen . Dazu
will ich deutlich sagen: Es ist wesentlich besser, dass Sie
sich mit Frau Wanka über Schulinvestitionen verständigt
haben als erneut mit Frau von der Leyen über noch mehr
Militär .
({4})
Aber so kommen Sie daher wie Frau Holle im Himmel, die segensreichen Schnee übers Land verteilt . Ihr
Problem, Herr Finanzminister, ist: Es ist Schnee von gestern .
({5})
Deshalb bemühen Sie auch gern als Bild für Ihr Regierungshandeln: Wir fahren auf Sicht . - Auf Sicht fahren
meint doch aber, jeglichen Anspruch auf Weitblick aufzugeben und einem im Nebel Vorausfahrenden hinterherzufahren . Vor Ihnen aber fährt der marktkonforme Mainstream von gestern, und zwar in die Sackgasse .
({6})
Erneut wurden die Einnahmen des Bundes mit diesem
Haushalt nicht ernsthaft thematisiert . Ausschließlich in
Anträgen der Fraktion Die Linke ist dieses Thema anzutreffen. So werden Sie aber die soziale Spaltung dieses
Landes nicht überwinden . Sie trauen sich an die Superreichen nicht heran . Beim ärmsten Drittel ist nichts zu
holen, also lassen Sie den unteren Mittelstand zahlen .
Das finden wir nicht in Ordnung.
({7})
Deshalb haben wir Ihnen andere Vorschläge gemacht und
wissen uns da auch mit dem Großteil der Bevölkerung
einig . Noch vor drei, vier Jahren wurde man für solche
Vorschläge der Gleichmacherei bezichtigt . Inzwischen
sind aber über 80 Prozent der Deutschen der Meinung,
dass es hier sozial ungerecht zugeht, und das wollen wir
ausdrücklich nicht hinnehmen .
({8})
So wachsen zwar in einer ganzen Reihe von Haushalten die Etats auf, es gibt auch mehr Investitionen, aber
gemessen an dem Bedarf, den es hier gibt, an dem Bedarf
an Zukunftsinvestitionen in Infrastruktur und Bildung,
({9})
folgt das alles dem Prinzip „Gekleckert und nicht geklotzt“, Herr Bundesfinanzminister.
({10})
Angst oder Mut? Das ist in Deutschland die aktuelle
Frage . Eine Bundesregierung, die nur wenig Mut, aber
viel Angst ausstrahlt, kann, wie dieser Haushalt zeigt,
keine Zukunft darstellen . Das ist schade, aber in einer
Demokratie bekanntlich änderbar .
({11})
Sonja Steffen ist die nächste Rednerin für die
SPD-Fraktion .
({0})
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Ich bin Mitglied des Haushaltsausschusses,
und zugleich komme ich aus einem ostdeutschen Wahlkreis . Einige sagen: Es ist der schönste Deutschlands .
({0})
Ich glaube, die Kanzlerin würde das bestätigen . Aber darüber kann man sich ja immer tunlichst streiten .
Mein Wahlkreis mag zwar einer der schönsten Wahlkreise Deutschlands sein, aber er ist leider auch einer
der strukturschwächsten . Deshalb erlaube ich mir, meine
heutige Redezeit zu nutzen, um einmal einen Blick durch
die ostdeutsche Brille auf den Haushalt zu werfen . Da
muss man feststellen: Es ist nicht so, dass das Parlament
hier so wie Frau Holle agiert hat und den Westen quasi
als Goldmarie und den Osten als Pechmarie behandelt
hat . Nein, ich glaube, auch durch die ostdeutsche Brille betrachtet, kann sich dieser Haushalt durchaus sehen
lassen .
({1})
Ich will mich hier auf vier Bereiche beschränken, die mir
besonders wichtig erscheinen .
Der erste Bereich ist die soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt . Wir haben im Oktober 2016 in Mecklenburg-Vorpommern eine Arbeitslosigkeit von 8,6 Prozent . Schauen wir einmal zurück: 2005 betrug die Arbeitslosigkeit
23,7 Prozent . Die Arbeitslosigkeit dort ist im letzten Jahr
um 1 Prozentpunkt zurückgegangen . An dieser Stelle
möchte ich noch einmal sagen, wie wichtig der Mindestlohn für Ostdeutschland ist . Das, was wir vorher gehört
hatten, ist nicht eingetreten . Es wurden ja Horrorszenarien konstruiert . Es wurde seitens der Arbeitgeberverbände
gesagt: Das ist der Untergang des Abendlandes . Es wird
so sein, dass die Arbeitslosigkeit steigt . - Genau das Gegenteil ist eingetreten .
({2})
Die Langzeitarbeitslosigkeit sinkt ebenfalls, allerdings viel langsamer, als wir uns das wünschen; das ist
richtig . Es gibt immer noch sehr viele Menschen, die seit
Jahren von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind. Ich
freue mich sehr, dass wir in diesem Haushalt erreichen
konnten, dass mindestens 300 Millionen Euro für das
Programm „Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt“ zur Verfügung gestellt werden . Davon werden neue Arbeitsplätze geschaffen, die dringend notwendig sind. Die Menschen werden an die Hand genommen, damit sie den Weg
zurück ins Arbeitsleben finden.
({3})
Ich freue mich auch, dass wir im Haushalt 2017 die
Familien stärken konnten . Denn es ist immer noch so: Im
Osten sind die Löhne niedriger als im Westen, und zwar
zum Teil erheblich . Daran, dass sich das ändert, müssen
viele Kräfte arbeiten . Das kann auch nicht durch einen
Haushalt 2017 mit einem Mal verändert werden . Deshalb
ist es umso wichtiger, dass wir einige Instrumente in den
Haushalt 2017 einbauen konnten, unter anderem den Familienzuschlag . Vielen Dank, Manuela Schwesig! Vielen
Dank an alle, die da mitgewirkt haben! Selbst 10 Euro
im Monat sind bei einkommensschwachen Familien eine
Menge im Portemonnaie . Vielen Dank dafür!
({4})
Der zweite Bereich betrifft das Thema Breitbandausbau . Es ist ja heute Morgen bei der Beratung des entsprechenden Haushalts schon recht breit behandelt worden .
Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken . Vor
allem möchte ich mich hier aber einmal bei den Kollegen vor Ort, bei den Kommunalpolitikern, bedanken, die
gerade im Osten, gerade in Mecklenburg-Vorpommern
unheimlich aktiv, sehr schnell und sehr akribisch waren .
Wir konnten erreichen, dass schon 2016 nach Mecklenburg-Vorpommern fast 710 Millionen Euro zusätzlich
flossen. Der Haushalt 2017 bietet hier weitere Möglichkeiten . Danke dafür!
({5})
Zum Bereich Kultur und Denkmalschutz . Wir fördern
mit diesem Haushalt 204 Kulturdenkmäler,
({6})
davon 79 im Osten . Gerade bei uns oben im Nordosten
gibt es nicht nur den Bädertourismus, sondern auch den
Kulturtourismus .
({7})
Deshalb freue ich mich sehr über die vielen Kirchen und
die historischen Baudenkmäler im Osten, die wir fördern
konnten . Ich freue mich aber auch ganz persönlich über
die Förderung des Gesellschaftshauses Straze in Greifswald . Da gab es früher einmal ein wichtiges Zentrum
für kulturelles und gesellschaftliches Leben in der Stadt .
Dank unserer Hilfe kann dieses Zentrum wieder aufgebaut werden . Vielen Dank auch an die Kollegen von der
Union! Vielen Dank, Eckhardt Rehberg!
({8})
Was bleibt noch zu tun? Ein ganz wichtiger Bereich,
eine ganz wichtige Sache, gerade für den Osten, ist der
Unterhaltsvorschuss . Ich freue mich sehr für alle alleinerziehenden Frauen und manchmal auch Männer im Osten,
die durch die Verlängerung des Unterhaltsvorschusses
wirklich eine riesengroße Hilfe erhalten . Wir alle wissen
ja: Kinder werden ab zwölf einfach teurer . Das liegt in
der Natur der Sache . In dem Moment, wo ein Kind zwölf
Jahre alt wird oder 72 Monate einen Unterhaltsvorschuss
bekommen hat, endete dieser Vorschuss bislang . Ich hoffe, dass wir sehr bald hier vereinbaren können, dass der
Unterhaltsvorschuss bis zum 18 . Lebensjahr gewährt
wird . Das hilft den Frauen sehr, übrigens auch den Männern, die unterhaltspflichtig sind. Es ist zum Beispiel im
Osten, aber auch in anderen strukturschwachen Gebieten
oftmals so, dass Menschen mit 1 100 Euro netto nach
Hause gehen . Der Selbstbehalt beim Kindesunterhalt
liegt bei 1 080 Euro . Da ist traurigerweise für den Kindesunterhalt einfach oft zu wenig übrig . Es fehlt nicht
immer nur am Willen, sondern manchmal auch an der
finanziellen Kraft.
({9})
Ganz zum Schluss noch zum Thema Ost-/West-Rente;
das ist von den Linken schon angesprochen worden, auch
von Frau Lötzsch vorhin . Ja, wir hätten uns vielleicht
gewünscht, dass wir die Angleichung früher erreichen .
Aber, ich glaube, wir alle können sehr froh sein, dass wir
gestern Abend einen Kompromiss erzielen konnten . Ich
bedanke mich ausdrücklich bei Andrea Nahles, vor allem aber auch bei der SPD-Fraktion . Wir haben wirklich
Ewigkeiten dafür gebraucht . Ich bin ganz glücklich, dass
wir 2017 den Leuten vor Ort wirklich sagen können: Die
Rentenangleichung wird kommen, allerdings in Stufen so ist es auch richtig -, weil wir auf der anderen Seite
auch den Höherwertungsfaktor für die Löhne anpassen
müssen .
Die Ost-Brille wird hoffentlich irgendwann in nicht
allzu ferner Zukunft in die Schatzkiste gehören, weil die
Verhältnisse dann endlich komplett angeglichen sind .
Vielen Dank .
({10})
Nächste Rednerin ist die Kollegin Anja Hajduk, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen .
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Was waren die großen Themen der letzten Haushaltswoche dieser Legislaturperiode? Ein großes Thema
war mit Sicherheit - es wurde in mehreren Debatten
angesprochen - die Verantwortung Europas für Afrika .
Das hat die Bundeskanzlerin thematisiert, das hat der
Entwicklungsminister Müller thematisiert, und auch
Sie, Herr Schäuble, haben gerade noch einmal darüber
gesprochen, wie wichtig es ist, dass wir diese Verantwortung wahrnehmen .
Dazu ist dann aber auch zu sagen: Es reicht nicht aus,
im Haushalt 2017 mehr Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit oder auch für die Humanitäre Hilfe
zu haben, sondern, Herr Schäuble, es kommt auch auf
Langfristigkeit an; es kommt auch auf die mittelfristige
Finanzplanung an, und da tut sich in Richtung „Erfüllung der ODA-Quote“ nichts, sodass wir finden: Es ist
ein Makel, dass die Finanzplanung nicht die Zielrichtung
aufzeigt, nicht zeigt, wohin es zum Beispiel bei der Unterstützung Afrikas gehen soll .
({0})
Vielleicht kann ich auch mal die Aufmerksamkeit
des Finanzministers bekommen, wenn er das Gespräch
mit seinem werten Kollegen ein anderes Mal fortsetzt . Wenn Sie eine erfolgreiche Afrika-Politik von Europa
aus gestalten wollen, dann gehört dazu, dass die EU endlich eine faire Handelspolitik betreibt,
({1})
statt mit subventionierten Fleischprodukten die Märkte
dort zu überschwemmen, was die Arbeitsperspektiven
und andere Perspektiven dort beeinträchtigt und sie so
dem Grunde nach nicht verbessert, sondern verschlechtert . Ich kann auch die unsägliche Fischereipolitik nennen, die die Europäische Union betreibt . Dazu kann ich
Ihnen nur sagen: Sie müssen in Ihrem Kabinett eine
kohärente Politik betreiben, damit die tief liegenden
Fluchtursachen auch bekämpft werden .
({2})
Da reichen warme Worte in dieser Haushaltswoche
nicht . - Ich sehe, Sie wollen mir da zustimmen; dann bin
ich sehr zufrieden .
Es gibt in Ihrem Verantwortungsbereich noch eine
Aufgabe . Dabei geht es um globale Steuerfragen . Leider haben Sie sich, hat sich die deutsche Administration
in Addis Abeba nicht dafür starkgemacht, dass es eine
zwischenstaatliche Kommission für globale Steuerfragen gibt . Das haben die OECD-Länder dort nicht zugestanden . Ich sage das nicht, um hier Institutionenfragen
zu strapazieren, aber es muss inhaltlich eine Gesamtbesteuerung von multinationalen Konzernen erreicht
werden - das ist die Aufgabe -, sodass endlich auch in
Entwicklungsländern Steuern gezahlt werden . Es kann
nicht sein - das ist heute noch die Situation -, dass jeder
Euro, der in einem Entwicklungsland investiert wird, von
einem Kapitalabfluss ins Ausland in Höhe von 2 Euro
begleitet wird; denn dann kommen wir insgesamt nicht
weiter .
Deswegen möchte ich Sie dazu motivieren, beim
G-20-Gipfel die Fragen der gerechten globalen Besteuerung anzusprechen. Ich hoffe, dass Deutschland dann
nicht auf der Bremse steht, wenn es um eine internationale Regelung geht, die auch die Entwicklungsländer
fair beteiligt .
({3})
Ich komme zum zweiten großen Thema dieser Woche .
Das war ein richtiges Streitthema . Der Streit ist gestern
hier offen zutage getreten. Es geht nämlich um die richtige Unterstützung unserer Kommunen, insbesondere
der finanzschwachen Kommunen. Auch die Kanzlerin,
auch Herr Gabriel haben zu diesem Punkt Stellung genommen . Gestern gab es hier einen ordentlichen Streit
zwischen SPD und CDU/CSU bezüglich der Zuweisung
der Mittel von 5 Milliarden Euro an die Kommunen in
der Zukunft . Hier geht es darum: Machen wir das nach
dem Prinzip „Frau Holle“ bzw . mit der Gießkanne? Oder
machen wir wirklich eine zielgenaue Förderung? Sie haben bei den 5 Milliarden Euro ein Instrument gewählt,
bei dem die wirtschaftliche Stärke der Kommunen doSonja Steffen
miniert . Das heißt, die wirtschaftlich starken Kommunen
profitieren mehr davon als die Kommunen, die Unterstützungsbedarf haben . Das ist widersinnig .
({4})
Darüber ist zu Recht ein Streit bei Ihnen entbrannt .
Jetzt können wir endlich einmal über den zentralen
Schwachpunkt Ihrer Politik reden, nämlich dass Sie die
Einigung zwischen Bund und Ländern hinsichtlich der
Finanzen immer ins Hinterzimmer verlagern und dort
mit Kanzlerin, Vizekanzler, Finanzminister und den Ministerpräsidenten alles zu Ende verhandeln wollen . Das
führt dann dazu, dass wir jetzt einen Schlüssel für die
Zuweisung der Mittel an die Kommunen haben, von dem
Sie und die Kanzlerin allen Ernstes sagen: Wir können
im Bundestag nichts anderes beschließen als das, wozu
die Ministerpräsidenten Ja sagen . - Das ist ein Armutszeugnis für den Haushaltsausschuss und ein Armutszeugnis für den Bundestag, dass wir uns in diesem Verhandlungssetting immer fertige Ergebnisse vorsetzen lassen .
({5})
Dass diese Ergebnisse nicht befriedigend sind, haben Sie
hier gestern - sowohl die CDU/CSU als auch die SPD eingeräumt .
({6})
Deswegen sage ich Ihnen: Wenn wir jetzt über die
Bund-Länder-Finanzen weiter diskutieren - Sie haben
gerade die Punkte angesprochen; ich weiß, Herr Rehberg
ist da immer sehr scharf hinterher -, wenn Sie wollen,
dass die finanzschwachen Kommunen mit dem neuen
Kommunalinvestitionsförderungsfonds gezielt gefördert
werden - das sind die zusätzlichen 3,5 Milliarden Euro -,
wenn Sie wollen, dass es auch für uns Kontrollrechte
gibt, und wenn Sie wollen, dass der Zuweisungsschlüssel
so ist, dass nicht vor allen Dingen die wirtschaftsstarken
Kommunen die Gelder bekommen, sondern die finanzschwachen Kommunen, in denen die Arbeitslosigkeit
hoch ist und die hohe Kassenkredite zu bedienen haben - das sehe ich nicht ganz so kritisch wie der Kollege
Rehberg -, dann ist die Reihenfolge richtig, dies erst im
Bundestag zu diskutieren und zu beschließen und sich
nicht wieder ein fertiges Ergebnis der Ministerpräsidentenkonferenz vorsetzen zu lassen .
({7})
Wenn Sie mir hier in die Hand versprechen können, dass
Sie uns die Chance geben, darüber zu entscheiden, dann
wären wir schon ein ganzes Stück weiter .
({8})
Die Bürgerinnen und Bürger in unserem Land haben
ein Anrecht darauf, dass die verschiedenen Ebenen Kommunen, Land und Bund - mit Geld anständig ausgestattet sind . Die kann man nicht darauf verweisen, dass
es irgendeine Streiterei auf Ministerpräsidentenebene
gegeben hat mit dem absurden Ergebnis, dass die jetzt
schon Starken mehr Geld bekommen . Da müssen Sie
nachsteuern . Wir werden Sie in diese Richtung jedenfalls
ordentlich treiben .
Schönen Dank .
({9})
Das Wort erhält nun die Kollegin Kerstin Radomski
für die CDU/CSU-Fraktion .
({0})
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Rau im Ton,
hart in der Sache - so kennen wir die Schlussrunden der
Haushaltsberatungen . Regierungsmehrheit und Opposition kommen selten auf einen gemeinsamen Nenner . Auch
heute hören wir das gängige Für und Wider .
Gerade wegen der gegensätzlichen Positionen möchte
ich heute ein Experiment mit Ihnen wagen . Lassen Sie
uns einen Moment innehalten, liebe Kolleginnen und
Kollegen, und uns fragen: Wo sind wir uns einig? Was
ist der gemeinsame Nenner, der uns antreibt und dem die
meisten von uns aus vollem Herzen zustimmen können?
Der Brexit, der Wahlausgang in den USA: Wir leben
in Zeiten, die weniger denn je vorhersehbar sind; Zeiten,
in denen wir nicht wissen, ob unsere Kinder und Kindeskinder in gleichem Wohlstand und in der gleichen Sicherheit leben werden, wie wir es heute tun; Zeiten, in denen
es auf zwei Dinge ankommt, die uns Orientierung geben
können und die uns in Zukunft Halt bieten: Erstens . Wir
dürfen keine neuen Schuldenberge anhäufen . Zweitens .
Wir müssen unseren Kindern eine gute Bildung ermöglichen . Meine Damen und Herren, das ist es, was uns antreibt . Das ist der gemeinsame Nenner, den die meisten
von uns teilen: solide Finanzen und gute Bildung .
({0})
Es ist eben keine Selbstverständlichkeit, dass wir heute den dritten Haushalt ohne neue Schulden verabschieden, und dafür möchte ich an dieser Stelle unserem Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble danken.
({1})
Als Lehrerin und Mutter von zwei Kindern erlebe ich
es immer wieder, wie wichtig es ist, dass wir unseren
Kindern das Rüstzeug für die Zukunft mit auf den Weg
geben, damit sie ihr Leben erfolgreich meistern können einen Beruf erlernen oder studieren, um für sich und ihre
Familien sorgen zu können . Für diese Orientierung und
diesen Halt stehen wir, und deshalb ist es ein Erfolg der
Großen Koalition, dass es auch im kommenden Jahr einen Rekordhaushalt für Bildung und Forschung gibt .
({2})
Der Bildungsetat umfasst 17,65 Milliarden Euro . Das
bedeutet, dass wir die von der Regierung vorgeschlagene
Summe in den parlamentarischen Beratungen nochmals
um 85 Millionen Euro erhöht haben . Als das Bundesbildungsministerium im Jahr 2005 von einer CDU-Ministerin übernommen wurde, lag der Etat bei 7,6 Milliarden
Euro . Elf Jahre später können wir eine Steigerung von
130 Prozent vermelden, und dazu möchte ich der Bundesbildungsministerin Johanna Wanka und vor allen
Dingen unserer jungen Generation „Herzlichen Glückwunsch“ zurufen .
({3})
In der öffentlichen Debatte kommt ein Thema leider
häufig zu kurz. Während Schulen und Hochschulen viel
Platz eingeräumt wird, steht die berufliche Bildung oft
an nachgeordneter Stelle . Umso wichtiger ist es, dass im
Bundeshaushalt 2017 die berufliche Bildung ein Schwerpunkt des Etats für Bildung und Forschung ist . Zum Beispiel bei den überbetrieblichen Berufsbildungsstätten:
Sie ergänzen die Ausbildung in Betrieben und Berufsschulen durch überbetriebliche, praxisnahe Lehrgänge .
Das kommt gerade Auszubildenden in kleinen und mittelständischen Unternehmen zugute . In den parlamentarischen Beratungen wurde der Ansatz nochmals erhöht,
und zwar von 62 auf 72 Millionen Euro . Davon sollen
beispielsweise moderne Maschinen, Werkzeuge und
Computer angeschafft werden.
Eine noch größere Steigerung haben wir beim Aufstiegs-BAföG erzielt: ein Plus von über 50 Millionen
Euro auf 264 Millionen Euro für das - Sie kennen es alle
noch - frühere Meister-BAföG . Wichtig ist dabei vor
allen Dingen die größere Durchlässigkeit innerhalb des
Bildungssystems, etwa dann, wenn ein Bachelorabsolvent Meister werden will .
({4})
Wo bisher nur Handwerker und andere Fachkräfte gefördert werden konnten, haben in Zukunft auch Bachelorabsolventen Zugang zum Aufstiegs-BAföG, das zum
Beispiel für einen Meisterkurs oder eine vergleichbare
Fortbildung verwendet werden kann .
Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie uns auch
einen Blick auf die „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“
werfen. Hier findet ein Zuwachs um 10 Millionen Euro
auf 60 Millionen Euro statt . Im Mittelpunkt stehen die
Aufwertung des Lehramtsstudiums und die Verankerung
schulpraktischer Elemente in der Lehrerausbildung . Bei
der weiteren Förderung soll gerade die Ausbildung von
Berufsschullehrern gestärkt werden .
Wir haben die Mittel für die Verbesserung der Berufsorientierung um knapp 20 Millionen Euro erhöht . Insgesamt stehen jetzt 97 Millionen Euro zur Verfügung, damit die Zahl der Schulabgänger reduziert wird, die ohne
Abschluss und ohne Aussicht auf einen Ausbildungsplatz
sind .
Ein weiterer Punkt: Durch den Kommunalinvestitionsförderungsfonds wird die energetische Sanierung von
öffentlichen Gebäuden wie Kitas usw. vorangetrieben.
Jeder von uns weiß aus seinem Wahlkreis, dass das ein
wichtiges Thema ist . Der Bund stellt den Ländern bereits
jetzt 3,5 Milliarden Euro zur Verfügung, und dabei wird
es sicherlich nicht bleiben .
Wichtig ist ebenso die Forschungspolitik . Ich möchte zwei ganz unterschiedliche Bereiche ansprechen, die
aufzeigen, wie bedeutend Forschung für unser Land ist .
Ein Forschungsthema, das auch mir besonders am
Herzen liegt, hat die Kollegin Anette Hübinger immer
wieder herausgestrichen: die Bedeutung der Nationalen
Wirkstoffinitiative. Noch immer sterben laut dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle
von Krankheiten in Europa jährlich 25 000 Menschen an
Infektionen, die durch multiresistente Keime verursacht
werden . Das sind 25 000 Menschen zu viel, meine Damen und Herren . In den kommenden vier Jahren werden
wir daher 21 Millionen Euro für die Erforschung neuer Wirkstoffe einsetzen. Das Ziel lautet, die Bedrohung
durch Krankenhauskeime und Antibiotikaresistenzen
deutlich einzudämmen . Im Bundeshaushalt 2017 sind
dafür 4 Millionen Euro vorgesehen .
Ein weiteres Forschungsthema, das nicht im Bereich
Forschung und Bildung liegt, sondern im Bereich des
Bundeswirtschaftsministeriums, ist der forschende Mittelstand . In den parlamentarischen Beratungen wurden
weitere 35 Millionen Euro, wie vom Ministerium geplant, für den forschenden Mittelstand zur Verfügung
gestellt . Im Mittelpunkt steht die Industrielle Gemeinschaftsforschung mit 30 Millionen Euro zusätzlich .
({5})
Weitere 10 Millionen Euro gehen an das Zentrale Investitionsprogramm Mittelstand .
Zum Abschluss meiner Rede möchte ich auf den Beginn zurückkommen . Ja, wir leben in bewegten Zeiten .
Wir wissen nicht, was alles auf uns zukommen wird .
Aber was wir tun können, ist, für unsere Kinder verantwortungsvoll zu haushalten und sie durch gute Bildung
starkzumachen, damit sie sich in der Zukunft behaupten
können .
Ich möchte noch eine Sache ansprechen . Es gibt auch
in diesem Parlament viele Kollegen, die die Auffassung vertreten, es sei wie im Märchen von Frau Holle:
Wolfgang Schäuble sitzt da, schüttelt die Betten aus, und
es schneit Geldscheine . - Das ist teilweise die Meinung,
die hier vorherrscht . Mitnichten ist dem so . Es ist viel
Arbeit, einen Bundeshaushalt zusammenzustellen . Wie
im Märchen, so ist es auch wirklich: Nur die Fleißigen
werden belohnt .
Ich möchte allen Haushältern ganz herzlich für die
langen, intensiven und konstruktiven Beratungen an dieser Stelle danken .
Frau Kollegin .
Herzlichen Dank . Wir haben gut zusammengearbeitet .
({0})
Für die SPD-Fraktion hat nun der Kollege Ewald
Schurer das Wort .
({0})
Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Der
Haushalt 2017 dieser Bundesregierung hat eine innere
Logik und eine Linie . Ich will dazu sagen: Der Kampf
um die Deutungshoheit zwischen Opposition und Regierung lebt auch davon, dass die Opposition eine Linie findet, wie sie kritisiert .
({0})
Tobias Lindner, geschätzter Kollege aus dem Haushaltsausschuss, ich habe den Eindruck, dass diese Linie nicht
gefunden wurde . Es gibt immer wieder ritualisierte Kritiken, die man in jeder Haushaltsdebatte anbringen könnte,
({1})
aber zählen und wirklich treffen tun sie selten.
Ich will Frau Hajduk hier loben, die in ihrer Analyse in
der Tat einen wichtigen Punkt herausgegriffen hat, nämlich den Verteilungsschlüssel für das 5-Milliarden-Euro-Programm. Da gab es - das muss man offen und ehrlich zugeben - in dieser Koalition zwischen CDU/CSU
und SPD ausnahmsweise ein kleines Problem angesichts
der Frage, wie man die Verteilungslogik verbessern
könnte . Das gebe ich zu .
Ein Haushalt, der bei Bildung und Forschung gegen
18 Milliarden Euro geht; ein Haushalt, der für die Infrastruktur mehr Mittel ausweist, als - wie jetzt nachgewiesen - verplant und verbaut werden können; ein
Haushalt, in dem der Etat - ich habe es gerade von dem
geschätzten Kollegen gehört - für die wirtschaftliche Zusammenarbeit seit Beginn dieser Koalition, also nach der
Niebel-Delle, um 35 Prozent in drei Jahren erhöht wurde;
({2})
ein Haushalt, der Familien nach vorne bringt; ein Haushalt, der für den Bereich Migration und Bekämpfung der
Fluchtursachen insgesamt 20 Milliarden Euro generiert das ist ein Haushalt, der Substanz hat . Das ist ein Haushalt, der in die richtige Richtung geht . Ich muss natürlich
auch konstatieren, dass es immer darauf ankommt, die
vorhandenen Mittel nicht nur bereitzustellen, sondern
auch für eine gute Allokation zu sorgen .
In meinem Bereich - ich habe es gestern hier vertreten - geht es darum, dass wir feststellen können: 138 Milliarden Euro haben wir künftig im Bereich Arbeit und
Soziales . Das sind 42 Prozent des gesamten Budgets . Da
kommt es darauf an, wieweit man zum Beispiel in den
verschiedenen Bereichen Armut bekämpft, wieweit man
Menschen, die benachteiligt sind, vielleicht auch mit
neuen Ideen und Instrumenten aus ihrer Situation herausholt und sie aktiviert, damit sie wieder am Arbeitsmarkt
und am gesellschaftlichen Leben teilhaben können . Da
gibt es Punkte, die ich sehr kritisch sehe . Aber wir haben
einen Haushalt, der sich insgesamt sehen lassen kann .
Der Haushalt lebt davon, dass wir investieren . Verehrte Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, allein
36 Milliarden Euro - das ist ein Neuntel des gesamten
Haushaltes - entfallen auf Investitionen, und wir wissen,
dass wir schon nächste Woche wegen der Investitionen in
die Schulen im nächsten Jahr über einen Nachtragshaushalt debattieren . Der Haushalt kann sich deswegen sehen
lassen, weil er die investiven Aufgaben der Zukunft proaktiv aufnimmt . Es ist nicht so, wie es die Opposition
behauptet, nämlich dass wir wesentliche Herausforderungen der Gesellschaft nicht aufnähmen . Das Gegenteil
ist der Fall .
({3})
Eine Regierung soll immer selbstkritisch sein - jawohl! -, eine Regierung soll sich immer verbessern - jawohl! -, aber das haben wir über vier Jahre hinweg gemacht . Es war ja nicht so, dass Union und SPD immer
und überall die gleiche Meinung hatten, es war ja nicht
so, dass der Koalitionsvertrag in zwei Tagen beschlossen
wurde, sondern es war ein zähes Ringen um die Deutungshoheit in der Politik .
({4})
Auch wenn Herr Schäuble mit seiner ganzen Autorität
leider nicht zu allen SPD-Projekten Ja sagen konnte Herr Schäuble, da hätten Sie noch Spielraum und Luft
nach oben gehabt -, tragen wir Sozialdemokraten den
Haushalt mit; denn wir wollen einen nachhaltigen Haushalt . Das muss man neben aller feinen Ironie sagen dürfen. Wir wissen, wir können nur das finanzieren, was wir
über die Wertschöpfung ökonomisch darstellen können .
Da gab es schon einen Minimalkonsens, wiewohl sich
Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten in gewissen
Gebieten investiv noch mehr hätten vorstellen können .
Ich komme zum Schluss, meine Damen und Herren .
Es geht doch bei diesem Haushalt vor dem Hintergrund
einer völlig veränderten gesellschaftlichen Debatte und
der Gefahr, dass Rechtspopulismus gesellschaftliche Zusammenhänge verwässert und Menschen auf die falsche
Spur bringt, darum, dass die demokratischen Parteien
dazu in der Lage sind, mit einem Minimalkonsens auf
die Herausforderungen der Zukunft zu reagieren . Ob
Verteidigung, innere Sicherheit, Bildung oder Familie,
Senioren, Frauen und Jugend: Wir geben die Antworten .
Man muss sich auf bestimmte Punkte beschränken
und mit dem Haushalt Botschaften senden . Der Haushalt bietet die Gelegenheit, den Menschen draußen zu
erklären, worum es geht . Es geht um die Verbesserung
der Lebensverhältnisse der Menschen in allen 16 Bundesländern und um eine faire Integration derer, die zu uns
kommen und bei uns bleiben . Es geht also um mehr Miteinander, um die Sicherung einer ökonomischen Tragfähigkeit für die Zukunft . Das ist Sozialstaat, das ist soziale
Marktwirtschaft, und dafür stehen wir .
Ganz herzlichen Dank .
({5})
Ich erteile das Wort nun dem Kollegen Reinhard
Brandl für die CDU/CSU-Fraktion .
({0})
Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!
Wer meint, die Politik heute habe keine Antwort auf die
Herausforderungen unserer Zeit, dem empfehle ich als
Lektüre diesen Haushalt .
({0})
Ich beginne mit der ersten Herausforderung, die uns
über die letzten Jahre massiv beschäftigt hat: die Staatsschuldenkrise in Europa . Im Jahr 2016 machen 24 von
28 Ländern in Europa neue Schulden . Deutschland legt
in dieser Zeit zum vierten Mal einen Haushalt ohne Neuverschuldung vor .
({1})
Meine Damen und Herren, ich weiß - auch wenn
Johannes Kahrs stark dafür gekämpft hat -: Ein Haushalt
ohne Neuverschuldung ist keine neue Nachricht mehr;
wenn es zum vierten Mal passiert, dann gibt es keine
Eilmeldung . Aber ich will auf ein Detail hinweisen: Mit
dem Haushaltsgesetz, das wir jetzt gleich verabschieden,
gehen wir in die nächste Stufe; wir werden einen Teil des
Bundesbankgewinnes zur Schuldentilgung einsetzen .
Diesen Weg können wir in Zukunft noch viel stärker gehen . Das ist generationengerechte Politik .
({2})
Meine Damen und Herren, wir haben den Tag heute
mit der zweiten Herausforderung begonnen: Modernisierung der Infrastruktur . Auch daran misst sich für mich die
Generationengerechtigkeit . Wir haben mit 11 Prozent die
höchste Investitionsquote seit 16 Jahren . Bundesminister
Dobrindt hat heute Morgen den Investitionshochlauf bei
der Infrastruktur beschrieben . Seit er Minister ist, stehen
25 Prozent mehr Geld für die Verkehrsinfrastruktur zur
Verfügung .
Das Problem ist heutzutage ja nicht mehr, dass der
Bund zu wenig Geld bereitstellt - wir haben heute mehrfach darüber gesprochen -, sondern das Problem ist, dass
die Länder und Kommunen das Geld gar nicht mehr abrufen, weil ihnen die Planungskapazitäten fehlen . Das
beginnt bei der Verkehrsinfrastruktur und geht über die
Sanierung öffentlicher Gebäude und die Breitbandversorgung bis hin zum Kitaausbau . All das sind Themen,
bei denen wir mehr tun könnten, wenn die Planungskapazitäten da wären . Das ist der nächste Schritt, an dem wir
gemeinsam mit den Ländern und Kommunen arbeiten
müssen .
Die dritte Herausforderung, auf die der Haushalt eine
kraftvolle Antwort gibt, ist die Erhaltung des Bildungsund Technologiestandortes Deutschland . Meine Damen
und Herren, als ich meine erste Rede hier gehalten habe es ging damals, 2009, um den Bildungs- und Forschungsetat -, hatte dieser Etat ein Volumen von 10 Milliarden
Euro . Wir liegen heute bei 17,6 Milliarden Euro; das ist
eine Steigerung um über 70 Prozent . Wir als Parlament
überlegen auch die ganze Zeit, wo wir noch neue Impulse setzen können . Wir haben letzte Woche diesbezüglich
gehandelt und die Mittel für die Industrielle Gemeinschaftsforschung um 30 Millionen Euro erhöht . Außerdem haben wir sechs neue Institute des DLR eingerichtet,
um in Deutschland weiterhin Spitzenforschung betreiben
zu können .
({3})
Meine Damen und Herren, die vierte Herausforderung: der soziale Zusammenhalt . 52 Prozent dieses Haushalts werden für das soziale Netz, das unsere Gesellschaft
zusammenhält, ausgegeben . Man kann diese hohe Quote
auch kritisch sehen . Aber darum geht es mir an diesem
Punkt nicht, sondern ich will darauf hinweisen, dass der
ausgeglichene Haushalt nicht auf Kosten des Sozialstaats
geht .
({4})
Wenn man den Gesamtzusammenhang betrachtet,
muss man sagen: Wir haben in diesem Jahr die höchste
Rentenerhöhung seit 23 Jahren, wir haben die niedrigste
Arbeitslosigkeit seit 25 Jahren, und wir haben so viele
Beschäftigte wie noch nie . Wir können von Deutschland
aus sagen: Das Modell der sozialen Marktwirtschaft
funktioniert . Weil es funktioniert, weil die Menschen
Arbeit haben, weil die Unternehmen Gewinne machen
und weil die Steuereinnahmen fließen, können wir uns all
das, über das ich heute spreche, überhaupt leisten .
Meine Damen und Herren, die Kollegin Lötzsch von
den Linken hat die Debatte mit dem Bild von Frau Holle,
die Geld über das Land verteilt, begonnen und angedeutet, dass das Geld sozusagen vom Himmel fällt . Das ist
nicht der Fall . Hinter jedem von uns ausgegebenen Euro,
der aus Steuermitteln kommt, steht die harte Arbeit unserer Bürgerinnen und Bürger . Dafür können wir dankbar
sein .
({5})
Aber trotz dieser in Europa vergleichsweise guten Situation haben die Menschen bei uns das Gefühl, dass die
Welt unsicherer wird . Sie wissen, dass die Zukunft unseres Wohlstands und unseres friedlichen Zusammenlebens
nicht dauerhaft gesichert ist und dass die Welt von Kräften bewegt wird, die außerhalb unseres Landes liegen .
Auch mit Blick auf diese Herausforderungen geben wir
ganz konkrete Antworten .
Meine Damen und Herren, ich habe die Debatte zum
Haushalt des Bundesentwicklungsministers verfolgt . Es
ist beeindruckend, mit welcher Vielfalt wir zum Beispiel
die Herausforderungen der Fluchtursachenbekämpfung
angehen . Mir ist ein Punkt im Kopf geblieben: Deutschland alleine zahlt in diesem Jahr etwa die Hälfte des Budgets des Welternährungsprogramms für Syrien und die
Region . Das ist Fluchtursachenbekämpfung .
Auch die Wahrung der äußeren Sicherheit ist eine
Herausforderung . Wir alle wissen - auf internationalen
Konferenzen wird viel darüber gesprochen -: Europa
muss mehr Geld für seine Verteidigung ausgeben . Wir
tun das . Der Haushalt der Bundesverteidigungsministerin steigt um 8 Prozent; das entspricht einem Aufwuchs
von 2,7 Milliarden Euro .
Wir nehmen auch die Herausforderungen im Zusammenhang mit den Flüchtlingen sehr, sehr ernst . Im Haushalt des BMI - ich trage dafür im Haushaltsausschuss
mit die Verantwortung - stehen alleine für Sprachkurse 610 Millionen Euro bereit . Wir führen jetzt - das ist
neu - Erstorientierungsangebote für Asylbewerber mit
unklarer Bleibeperspektive ein, wir erhöhen die Mittel
für die Migrationsberatung, und wir führen ein Anreizprogramm zur Förderung der freiwilligen Ausreise ein;
auch diesen Punkt dürfen wir nicht unterschätzen . Einem
Asylbewerber, der erkennt, dass er in Deutschland keine
dauerhafte Bleibeperspektive hat, wollen wir mit diesem
Programm den Neustart in seiner Heimat erleichtern .
({6})
Als letzten Punkt möchte ich die innere Sicherheit
nennen . Ich könnte ein ganzes Bündel an Herausforderungen nennen: Grenzschutz, Terrorismus, organisierte Kriminalität, Cybersicherheit, Extremismus in allen
verschiedenen Varianten . Ich glaube, keine Koalition
vor unserer hat die für die innere Sicherheit zuständigen
Behörden so gestärkt, wie wir das getan haben . Die Bundespolizei wächst um 7 500 Stellen, um ungefähr 20 Prozent, das Bundeskriminalamt wächst in fünf Jahren um
1 000 Stellen, was auch ungefähr 20 Prozent ausmacht;
Verfassungsschutz, Bundesnachrichtendienst sind weitere Stichworte . Wir investieren in die innere Sicherheit,
weil wir wissen - das liegt uns als CDU/CSU besonders
am Herzen -: Die oberste Aufgabe des Staates ist der
Schutz der Bürgerinnen und Bürger . Diese Aufgabe, diese Verantwortung nehmen wir sehr ernst .
({7})
Meine Damen und Herren, das waren jetzt in acht Minuten acht Herausforderungen, auf die wir eine Antwort
geben . Ich weiß, dass in Zeiten postfaktischer Politik
Fakten nicht mehr die zentrale Rolle spielen; aber verschweigen dürfen wir sie deswegen auch nicht .
In diesem Sinne herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit .
({8})
Martin Gerster ist der nächste Redner für die
SPD-Fraktion .
({0})
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Erst
vor ein paar Tagen bin ich im Gespräch mit Bürgern mit
der Aussage konfrontiert worden, wir im Bundestag, wir
Abgeordnete würden alles nur abnicken, wir würden zu
allem, was uns die Regierung vorlegt, nur Ja und Amen
sagen . Ich befürchte, dass derartige Ansichten in der Bevölkerung weit verbreitet sind . Dabei ist doch das Gegenteil der Fall: Kein Gesetz verlässt den Bundestag so, wie
es als Entwurf in den Bundestag reingekommen ist . Das
stimmt und heißt bei uns Struck’sches Gesetz, ganz einfach deswegen, weil unser früherer Fraktionsvorsitzender, ein guter Mann, Peter Struck, es einmal so punktgenau formuliert hat . Wir Abgeordnete, wir verändern, wir
korrigieren, wir verbessern nahezu jeden Gesetzentwurf .
Das gilt natürlich insbesondere für den Haushalt; denn
es gilt nach wie vor: Geld ist nicht alles, aber ohne Geld
ist vieles nichts . Deswegen haben wir Abgeordnete uns
so viel Mühe damit gemacht, diesen Haushalt zu bearbeiten, zu durchpflügen, Seite für Seite, Ressort für Ressort.
Es ist nämlich nicht so, dass die Bundesregierung den
Haushalt beschließt, wie viele landauf, landab behaupten, sondern das machen wir Abgeordnete .
({0})
Das haben wir wieder unter Beweis gestellt . Wir haben
viele Änderungen vorgenommen . Wir haben Hunderte
von Änderungsanträgen formuliert, diskutiert und darüber abgestimmt . Sehr, sehr viele sind mit den Stimmen
der Großen Koalition beschlossen worden . Bei etlichen
hat die Opposition mitgestimmt . Wir haben das insbesondere beim Einzelplan 06 erleben können, beim Etat des
Bundesinnenministeriums . Hier wurden viele einzelne
Anträge von der Opposition mitgetragen, sodass wir uns
am Schluss, in der Bereinigungssitzung, gefragt haben:
Warum lehnen Sie diesen Einzelplan eigentlich ab, wenn
Sie so viele Einzelanträge gut finden?
({1})
Wir Abgeordnete haben sehr viel am Haushaltsentwurf
der Bundesregierung verändert, verbessert. Ich finde, das
muss man an dieser Stelle noch einmal herausstellen .
({2})
Ich meine nicht, dass der Entwurf schlecht war; aber wir
haben ihn richtig, richtig gut gemacht .
({3})
Allein im Geschäftsbereich des Bundesinnenministeriums haben wir dank guter Initiativen aus dem Parlament richtig große, wichtige Weichenstellungen vorgenommen . Ich denke an das THW, die Bundespolizei,
das Bundeskriminalamt, die politische Bildung, die Integrationskurse, die Migrationsberatung, den Behindertensport und viele Punkte mehr . Leider lässt meine Redezeit
es nicht zu, alles aufzuzählen; dann müssten wir hier bis
Montag sitzen .
Wir reagieren auf Veränderungen . Wir investieren viel
in den Schutz unserer Freiheit. Ich finde, wir tun alles,
um den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft zu stärken . Dafür steht auch insbesondere die SPD-Bundestagsfraktion . Zusammen mit unserem Koalitionspartner
kriegen wir das schon gebacken .
({4})
Der Etat steht . Der Entwurf war gut . Der Haushalt
selbst wird jetzt noch besser . Der Exekutive, der ausführenden Gewalt, den einzelnen Bundesministerien, können wir an dieser Stelle - auch das muss man immer wieder sagen - nur den Rat geben, an sie die Bitte äußern, ja
ihr die Aufgabe mitgeben, unsere Beschlüsse - von uns
Abgeordneten, dem Parlament - auch in unserem Sinne
im neuen Jahr umzusetzen . Ich denke, es ist auch wichtig, dass wir im nächsten Jahr darauf achten, dass alles so
gemacht wird, wie wir es wollen .
({5})
Werte Kolleginnen und Kollegen, eine Bürgerin hat
sich diese Woche auf Facebook bei mir gemeldet, sie
vermisse bei den Debatten im Bundestag zum Haushalt
den Dank an die hart arbeitenden Menschen, die ehrlich
Steuer zahlen . Uns ist doch allen klar, dass das Geld nicht
von Frau Holle aus der Bettdecke geschüttelt wird, und
wir haben auch schon in vielen Wortbeiträgen Danke gesagt . Denn wir wissen, worauf sich die gute Haushaltslage begründet . Ich will aber noch ein weiteres Mal für
die Möglichkeit, dass wir mit so hohen Steuereinnahmen
politisch gestalten können, ganz herzlichen Dank sagen .
({6})
Dafür sind wir gewählt . Das ist unser Job .
Deswegen will ich auch versichern: Wir Abgeordneten verpulvern das Geld nicht einfach, sondern wir entscheiden nach reiflicher Abwägung, immer geleitet von
dem Gedanken, was gut für unsere Gesellschaft und was
gut für die Zukunft ist. Ich finde, das ist uns auch mit
diesem Bundeshaushalt auf jeden Fall sehr gut gelungen .
Herzlichen Dank .
({7})
Das Wort hat nun der Kollege Eckhardt Rehberg .
({0})
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Frau Lötzsch,
erst einmal herzlichen Dank an Sie . Sie haben auch in
etwas schwieriger und stürmischer Situation den Haushaltsausschuss exzellent geleitet . Dafür von mir - ich
glaube, auch im Namen aller 41 Kolleginnen und Kollegen aus dem Haushaltsausschuss - ein herzliches Dankeschön!
({0})
Ich darf Ihnen eine Sorge nehmen, Frau Lötzsch - ich
spreche zumindest für meine Arbeitsgruppe -: Wir sind
selbstbewusst genug . Die rund 150 Änderungsanträge
haben in der Bundesregierung nicht nur zu Beifallsstürmen beigetragen .
({1})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, für fünf Mitglieder
meiner Arbeitsgruppe ist es der letzte reguläre Haushalt .
Deswegen möchte ich sie namentlich erwähnen: Helmut
Heiderich, Bartholomäus Kalb, Bernhard SchulteDrüggelte, Cajus Caesar und Anette Hübinger haben zum
letzten Mal an der Bereinigungssitzung teilgenommen,
die diesmal zum Glück nur bis 3 Uhr morgens statt bis
5 Uhr morgens gedauert hat . Ich wünsche euch fünf - ich
glaube, im Namen aller - ein herzliches Glückauf für die
nächste Zeit .
({2})
Kollegin Steffen ist schon darauf eingegangen: Es gab
gestern Abend eine Kompromisslösung in der schwierigen Frage der Rentenangleichung zwischen Ost und
West . Aber diese Frage hat noch einen zweiten Teil, der
von ganz vielen nicht erwähnt wurde und wird . Jeder
muss wissen - das ist politisch vermittelbar und verfassungsrechtlich haltbar -: Wenn man ein gemeinsames
Rentenrecht in Ost und West einführt, dann muss auch
die 15-prozentige Höherbewertung der Löhne wegfallen .
Wer den Menschen etwas anderes erzählt, wie es die Linke tut, die meint, dass diese Umbewertung, wie sie es
nennt, beibehalten werden kann, der belügt schlichtweg
die Menschen und macht die Arbeit von Populisten . Das
ist schlichtweg die Wahrheit .
({3})
Frau Kollegin Lötzsch, ich sage das deswegen, weil Sie
gesagt haben, die AfD sei ein Kind der Politik der Großen Koalition .
({4})
Ich schließe mich der Einschätzung der Rede von
Sahra Wagenknecht durch Johannes Kahrs zu hundert
Prozent an. Ich finde, bei einem Wahlergebnis von minus
5,2 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern, einem Wahlergebnis von minus 7,3 Prozent in Sachsen-Anhalt und
einem Wahlergebnis von minus 8,6 Prozent in Brandenburg - diese Wahl war vor dem Herbst 2015, nämlich am
14 . September 2014 ({5})
müssen Sie sich selber doch einmal fragen, ob Sie mit
Ihrem Politikangebot noch richtig liegen - schauen Sie
sich die Brandenburger Wahlergebnisse und die Wählerströme dort einmal an - oder ob Sie die Menschen nicht
getäuscht haben, indem Sie ihnen etwas Falsches verMartin Gerster
sprochen haben, sodass das an dieser Stelle die Quittung
dafür war .
({6})
- Sie können gerne dazwischenrufen .
Thomas Oppermann hat in seiner Rede nach der Rede
von Frau Wagenknecht gesagt: „Populisten aller Länder
vereinigt euch“ . Ich glaube, Sie müssen ein bisschen aufpassen, ob Sie hier als Linkspopulisten nicht ähnlich wie
die Rechtspopulisten dafür sorgen, dass die Menschen
verunsichert, getäuscht und enttäuscht werden . Das Ergebnis sind dann eben Wahlergebnisse, wie wir sie an
dieser Stelle gesehen haben .
({7})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, es gehört auch ein
Stückchen Redlichkeit an dieses Rednerpult . Es ist für
mich nicht redlich, wenn zum Beispiel Frau Wagenknecht
behauptet, dass jemand mit 1 140 Euro brutto im Monat
eine steuerliche Belastung von 24 Prozent hat . Das ist
schlichtweg die Unwahrheit .
({8})
Frau Wagenknecht kann nämlich die Grenzsteuerbelastung und den Durchschnittssteuersatz nicht auseinanderhalten . Ja, der letzte Euro bei 1 140 Euro unterliegt einem
Steuersatz von 24 Prozent, aber der Durchschnittssteuersatz beträgt nur 7 Prozent . Es gehört zur Redlichkeit
dazu, dass man den Menschen hier kein X für ein U vormacht .
({9})
Lieber Tobias Lindner, wenn man die 36 Milliarden
Euro für Investitionen im Jahre 2012 mit den 36 Milliarden Euro für Investitionen im Jahre 2017 vergleicht,
dann gehört es auch zur Redlichkeit dazu, dass man dann
auch sagt, dass von diesen 36 Milliarden Euro in 2012
8,7 Milliarden Euro als Einlage in den ESM und 1,6 Milliarden Euro für eine Kapitalerhöhung bei der Europäischen Investitionsbank verwendet wurden . Die 36 Milliarden Euro in 2017 sind dagegen reine Investitionen .
Im Jahre 2012 muss man von diesen 36 Milliarden Euro
also noch gut 10 Milliarden Euro abziehen . Deswegen ist
die Investitionsquote von 11 Prozent im Haushalt 2017 36 Milliarden Euro - die höchste, die in Deutschland je
gestemmt worden ist .
({10})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn man ständig
mehr Geld für etwas fordert, wie das der Kollege Kindler
beim sozialen Wohnungsbau gemacht hat, dann gehört es
auch zur Redlichkeit und Wahrheit dazu, dass man dann
auch sagt, dass wir als Bund in den Jahren 2016, 2017
und 2018 insgesamt 4 Milliarden Euro für den sozialen
Wohnungsbau zur Verfügung stellen . Für diese 4 Milliarden Euro des Bundes können 100 000 bis 120 000 Sozialwohnungen durch die Länder in den Kommunen gebaut
werden .
({11})
Liebe Anja Hajduk, wir hatten eine Diskussion bzw .
einen Streit - wenn man unterschiedliche Meinungen
hat, dann ist das bei Ihnen ja sofort ein Streit - zum Thema „finanzschwache Kommunen“. Ich sage: Man muss
sich über die Auswirkungen im Klaren sein, wenn der
Bund über 50 Prozent der Kosten der Unterkunft trägt,
nachdem man den Weg über die Bundesauftragsverwaltung gegangen ist; das muss man sich gut überlegen .
Deswegen haben wir als Union gesagt - das wiederhole
ich gerne -, dass bei 50 Prozent Schluss sein muss .
Es gibt einen zweiten Aspekt, über den wir wirklich
intensiv diskutieren sollten. Nicht wir definieren finanzschwache Kommunen. Wir definieren nur die Verteilung
auf die Länder . Das ist schlicht die Wahrheit . Die Verteilung der 3,5 Milliarden Euro für das Investitionsprogramm obliegt den Ländern .
Deswegen wird es - hier wende ich mich an das ganze
Haus - ganz stark auf die Vorschläge zur Änderung der
Artikel 104a Grundgesetz - Steuerung zwischen Bund
und Ländern - und Artikel 114 Grundgesetz - Kontrollrechte des Bundesrechnungshofes - ankommen, die ich
für essenziell halte . Für den Deutschen Bundestag, für
die Bundesregierung und für den Zustand des Föderalismus in Deutschland ist es wichtig, dass wir uns - ich bin
zur Zusammenarbeit bereit - eine Position erarbeiten und
sie gegenüber den Ländern gemeinsam vertreten .
Herzlichen Dank .
({12})
Letzte Rednerin in der Haushaltsdebatte dieser Woche
ist die Kollegin Ulrike Gottschalck für die SPD-Fraktion .
({0})
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn Außenpolitik plötzlich wichtig ist, ist die Welt
leider in Unordnung . - Mit diesem Zitat von Außenminister Frank-Walter Steinmeier möchte ich in meine
Rede einsteigen . Wir sind sehr stolz auf unseren großartigen Außenminister, gerade in diesen Zeiten, in denen
die internationale Politik permanent im Krisenmodus ist .
({0})
Frank-Walter Steinmeier beherrscht die große Schule
der Diplomatie . Wir Parlamentarier statten ihn mit den
dafür nötigen Finanzmitteln aus . Insbesondere für die Sicherung von Frieden und Stabilität, für humanitäre Hilfsmaßnahmen, für die Bekämpfung von Fluchtursachen
und die Krisenprävention stellen wir jedes Jahr mehr
Mittel zur Verfügung .
Auch jetzt, meine sehr geehrten Damen und Herren, während wir diskutieren und manche schon auf die
Heimfahrt warten, kämpfen anderswo Menschen um ihr
Leben . In diesem Zusammenhang muss ich die Rede von
Sahra Wagenknecht heftig kritisieren .
({1})
Sie hat in der Generaldebatte wirklich gesagt: „Der einfache Bürger“ - sie meint die Menschen in Deutschland - „kämpft ums Überleben ...“ - Ich finde, das ist
eine unglaubliche Entgleisung den Menschen gegenüber,
die wirklich vom Tod bedroht sind und um ihr Leben
kämpfen .
({2})
Außerdem ist das ein Kennzeichen von Realitätsferne .
Diese polemischen Sprüche - Eckhardt Rehberg und
Johannes Kahrs haben das schon gesagt - schaden uns
allen . Damit wird auf das Konto der AfD eingezahlt .
Diese Erfahrung muss die Linke in Form von schlechten
Umfragewerten überall machen .
({3})
Meine sehr geehrten Damen und Herren, der Zweite
Weltkrieg und die NS-Diktatur liegen lange zurück, aber
ihre Schatten reichen bis in unsere Zeit . Deshalb sind
wir alle gefordert, dagegenzuhalten . Für uns gelten die
Werte des Grundgesetzes mit allen Rechten und Pflichten . Angesichts dieser Radikalisierungstendenzen bin ich
sehr dankbar, dass wir es auch dank Manuela Schwesig
geschafft haben, die Mittel für unser Bundesprogramm
„Demokratie leben!“ auf über 100 Millionen Euro zu
verdoppeln; denn Prävention ist der beste Schutz vor den
rechten Rattenfängern .
({4})
Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Koalition
stärkt aber auch massiv die deutschen Sicherheitsbehörden . An dieser Stelle ein ausdrückliches Dankeschön für
die erstklassige Arbeit unserer Sicherheitsbehörden bei
uns in Deutschland .
({5})
Unser modernes Deutschland ist eine großartige Erfolgsgeschichte, auch wenn dieser Erfolg von der Opposition gerne kleingeredet wird, und im internationalen
Vergleich sogar eine Sensation . Seit Beginn dieser Großen Koalition haben wir die Lebenssituation der Menschen durch ganz konkrete Maßnahmen kontinuierlich
verbessert: Mindestlohn, Rentenpaket, Entlastung der
Kommunen, Verdreifachung der Mittel für den sozialen
Wohnungsbau . Meine sehr geehrten Damen und Herren,
bei uns in Deutschland muss niemand ums Überleben
kämpfen .
({6})
Über 50 Prozent unserer Haushaltsmittel fließen in die
soziale Infrastruktur .
Ich komme aus dem Märchenland der Brüder Grimm .
Aber ich bin weder Goldmarie noch Pechmarie . Ich bin
auch nicht Frau Holle .
({7})
Ich erzähle keine Märchen wie die Linken . Wir sind ehrlich und offen.
Damit keine Missverständnisse aufkommen: Natürlich
gibt es auch bei uns Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen . Um diese Menschen müssen wir
uns kümmern . Um sie kümmern wir uns auch . Natürlich
gibt es auch noch Ungerechtigkeiten und Missstände .
Diese müssen beseitigt werden . Die Menschen draußen
im Land warten auf uns . Sie sind zwar verunsichert, aber
sie erwarten, dass wir unsere Aufgaben erfüllen und das
Land ein Stück weit verbessern . Für uns alle darf Zukunft
doch keine Bedrohung sein . Wir müssen doch Mutmacher sein für ein modernes, soziales Deutschland .
({8})
Abschließend - vielleicht ist das auch eine Denksportaufgabe für die Linke am Wochenende -: Wir brauchen das wäre wichtig in diesem Land - keine Miesmacher,
sondern mutige Schritte nach vorne .
Vielen Dank .
({9})
Ich schließe die Aussprache .
Wir kommen nun zur Schlussabstimmung über den
Entwurf des Haushaltsgesetzes 2017 auf den Ihnen be-
kannten Drucksachen . Dazu ist namentliche Abstim-
mung verlangt .
Ich will darauf aufmerksam machen, dass es nach der
namentlichen Abstimmung noch Abstimmungen über
eine Reihe von Entschließungsanträgen gibt . Jedem, der
vermeiden möchte, dass auf dem Weg zum Bahnhof oder
zum Flughafen wegen eines Hammelsprungs eine Rück-
rufaktion stattfindet, empfehle ich dringend, sicherzustel-
len, dass die Mehrheitsverhältnisse so ähnlich sind, wie
man es im Allgemeinen vermutet .
Ich bitte, mir anzuzeigen, ob die Schriftführerinnen
und Schriftführer die vorgesehen Plätze eingenommen
haben. - Ich eröffne die Abstimmung.
Ist noch jemand im Saal anwesend, der erstens abstim-
mungsberechtigt ist und zweitens seine Stimmkarte nicht
abgegeben hat? - Das ist mindestens nicht erkennbar .
Dann schließe ich hiermit die Abstimmung und bitte die
Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung
zu beginnen . Wir geben das Ergebnis der Abstimmung
dann später bekannt .1)
1) Ergebnis Seite 20431 D
Wir beginnen nun die Abstimmungen zu den Entschließungsanträgen . Wir beginnen mit 14 Entschließungsanträgen der Fraktion Die Linke . Jeder wird sich
mit dem Inhalt aller Entschließungsanträge vertraut gemacht haben, sodass weitere Erläuterungen verzichtbar
sind. Ich entnehme Ihren Gesten, dass das zutrifft.
Also rufe ich zunächst den Entschließungsantrag auf
der Drucksache 18/10371 auf . Wer stimmt dafür? - Wer
stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Damit ist dieser
Entschließungsantrag mehrheitlich abgelehnt .
Drucksache 18/10372 . Wer stimmt dafür? - Wer
stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Auch dieser Antrag ist abgelehnt .
Drucksache 18/10373 . Wer stimmt dafür? - Ein paar
mehr wird auch nicht reichen . Wer stimmt dagegen? Wer enthält sich? - Auch dieser Entschließungsantrag ist
abgelehnt .
Drucksache 18/10374 . Wer stimmt dafür? - Wer
stimmt dagegen? - Die Mehrheit dagegen wächst . Auch
dieser Entschließungsantrag ist abgelehnt .
Drucksache 18/10375 . Wer stimmt dafür? - Wer
stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Auch dieser Entschließungsantrag hat keine Mehrheit .
Drucksache 18/10388 . Wer stimmt dafür? - Wer
stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Mit den Stimmen
aller übrigen Fraktionen gegen die Stimmen des Antragstellers abgelehnt .
Drucksache 18/10389 . Wer stimmt dafür? - Wer
stimmt dagegen? - Gleiche Mehrheitsverhältnisse . Der
Antrag ist abgelehnt .
Drucksache 18/10391 . Wer stimmt dafür? - Wer
stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Enthaltung der
Grünen . Mit Mehrheit abgelehnt .
Drucksache 18/10392 . Wer stimmt dafür? - Wer
stimmt dagegen? - Alle anderen dagegen . Auch dieser
Antrag ist abgelehnt .
Drucksache 18/10404 . Wer stimmt dafür? - Diesmal
Unterstützung der Grünen . Wer stimmt dagegen? - Auch
dieser Antrag hat die Koalition offenkundig nicht so richtig überzeugt, hat keine Mehrheit .
Drucksache 18/10409 . Wer stimmt dafür? - Wer
stimmt dagegen? - Mit der Mehrheit der Koalition abgelehnt .
Drucksache 18/10410 . Wer stimmt dafür? - Wer
stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Enthaltung der
Fraktion die Grünen . Mehrheitlich abgelehnt .
Drucksache 18/10411 . Wer stimmt dafür? - Wer
stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Wiederum bei
Enthaltung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mehrheitlich abgelehnt .
Drucksache 18/10417 . Wer stimmt für diesen Antrag? - Wer stimmt dagegen? - Alle anderen . Das reicht
offenkundig nicht. Abgelehnt.
Dann kommen wir jetzt zur Abstimmung über acht
Entschließungsanträge der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen . Wir beginnen mit dem Antrag auf der Drucksache 18/10376 . Wer stimmt dem zu? - Die Opposition .
Wer stimmt dagegen? - Die Koalition . Dann reicht das
nicht .
Entschließungsantrag auf Drucksache 18/10405 . Wer
stimmt dafür? - Die Antragsteller . Wer stimmt dagegen? - Die Koalition . Wer enthält sich? - Die Fraktion
Die Linke . Der Entschließungsantrag ist abgelehnt .
Entschließungsantrag auf der Drucksache 18/10406 .
Wer kann dem etwas abgewinnen? - Insbesondere die
Antragsteller . Wer ist dagegen? - Die Koalition, und die
Linke enthält sich .
Wir kommen jetzt zum Antrag auf der Drucksache 18/10407 . Wer stimmt ihm zu? - Die Opposition .
Wer stimmt dagegen? - Die Koalition . Damit ist der Antrag abgelehnt .
Entschließungsantrag auf der Drucksache 18/10412 .
Wer stimmt diesem Antrag zu? - Wer stimmt dagegen? - Alle anderen . Werden die Mehrheitsverhältnisse
angezweifelt? - Ist nicht der Fall . Damit ist auch dieser
Antrag abgelehnt .
Entschließungsantrag auf Drucksache 18/10418 . Wer
stimmt für diesen Antrag? - Wer stimmt dagegen? - Wer
enthält sich? - Damit ist der Antrag bei Enthaltung der
Fraktion Die Linke abgelehnt .
Entschließungsantrag auf Drucksache 18/10419 . Wer
möchte zustimmen? - Wer enthält sich? - Wer ist dagegen? - Bei stabilen Mehrheitsverhältnissen muss man
wenigstens eine gewisse Variante ins Verfahren bringen .
Auch dieser Antrag hat keine Mehrheit .
Wir kommen zum Entschließungsantrag auf der Drucksache 18/10420 . Das ist der letzte Entschließungsantrag .
Er gibt allen noch einmal Gelegenheit zum gründlichen
Nachdenken . Wer will für diesen Antrag stimmen? - Wer
will nicht dafür stimmen? - Das ist zweifellos die Mehrheit . Enthaltungen? - Damit ist dieser Antrag abgelehnt .
Damit sind wir beinahe durch .
Ich unterbreche die Sitzung bis zur Vorlage des Abstimmungsergebnisses zum Haushaltsgesetz . Diejenigen,
die der Verkündigung des vermutlich überraschenden
Ergebnisses nicht mehr beiwohnen können, entlasse ich
hiermit ins Wochenende und wünsche ihnen zwei hoffentlich halbwegs ruhige, vielleicht sogar gemütliche
Tage .
({0})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die unterbrochene
Sitzung ist wieder eröffnet.
Es gibt nämlich das von den Schriftführerinnen und
Schriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen
Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2017 der Bundesregierung: abgegebene Stimmen 573 . Mit Ja haben gestimmt 458 . Mit Nein haben
gestimmt 115 . Enthaltungen gibt es keine . Damit ist der
Gesetzentwurf angenommen .
Präsident Dr. Norbert Lammert
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 573;
davon
ja: 458
nein: 115
enthalten: 0
Ja
CDU/CSU
Stephan Albani
Katrin Albsteiger
Peter Altmaier
Artur Auernhammer
Thomas Bareiß
Günter Baumann
Maik Beermann
Manfred Behrens ({0})
Veronika Bellmann
Sybille Benning
Dr . André Berghegger
Dr . Christoph Bergner
Ute Bertram
Peter Beyer
Clemens Binninger
Peter Bleser
Dr . Maria Böhmer
Klaus Brähmig
Michael Brand
Dr . Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr . Ralf Brauksiepe
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Cajus Caesar
Alexandra Dinges-Dierig
Michael Donth
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Hansjörg Durz
Jutta Eckenbach
Dr . Bernd Fabritius
Hermann Färber
Uwe Feiler
Dr . Thomas Feist
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Dirk Fischer ({1})
Axel E . Fischer
({2})
Dr . Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Thorsten Frei
Dr . Hans-Peter Friedrich
({3})
Dr . Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Alexander Funk
Ingo Gädechens
Dr . Thomas Gebhart
Alois Gerig
Eberhard Gienger
Cemile Giousouf
Josef Göppel
Ursula Groden-Kranich
Hermann Gröhe
Klaus-Dieter Gröhler
Michael Grosse-Brömer
Astrid Grotelüschen
Markus Grübel
Manfred Grund
Oliver Grundmann
Monika Grütters
Dr . Herlind Gundelach
Fritz Güntzler
Olav Gutting
Christian Haase
Florian Hahn
Rainer Hajek
Dr . Stephan Harbarth
Jürgen Hardt
Gerda Hasselfeldt
Matthias Hauer
Mark Hauptmann
Dr . Stefan Heck
Dr . Matthias Heider
Helmut Heiderich
Frank Heinrich ({4})
Mark Helfrich
Jörg Hellmuth
Ansgar Heveling
Dr . Heribert Hirte
Christian Hirte
Robert Hochbaum
Alexander Hoffmann
Thorsten Hoffmann
({5})
Karl Holmeier
Franz-Josef Holzenkamp
Dr . Hendrik Hoppenstedt
Margaret Horb
Bettina Hornhues
Charles M . Huber
Anette Hübinger
Hubert Hüppe
Erich Irlstorfer
Thomas Jarzombek
Sylvia Jörrißen
Dr . Franz Josef Jung
Andreas Jung
Dr . Egon Jüttner
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kanitz
Alois Karl
Anja Karliczek
Bernhard Kaster
Dr . Stefan Kaufmann
Ronja Kemmer
Roderich Kiesewetter
Dr . Georg Kippels
Volkmar Klein
Jürgen Klimke
Axel Knoerig
Jens Koeppen
Markus Koob
Carsten Körber
Kordula Kovac
Gunther Krichbaum
Dr . Günter Krings
Rüdiger Kruse
Bettina Kudla
Dr . Roy Kühne
Günter Lach
Uwe Lagosky
Dr . Dr . h .c . Karl A . Lamers
Andreas G . Lämmel
Dr . Norbert Lammert
Katharina Landgraf
Barbara Lanzinger
Dr . Silke Launert
Paul Lehrieder
Dr . Katja Leikert
Dr . Philipp Lengsfeld
Dr . Andreas Lenz
Philipp Graf Lerchenfeld
Dr . Ursula von der Leyen
Antje Lezius
Ingbert Liebing
Matthias Lietz
Andrea Lindholz
Dr . Carsten Linnemann
Patricia Lips
Wilfried Lorenz
Dr . Claudia Lücking-Michel
Dr . Jan-Marco Luczak
Daniela Ludwig
Karin Maag
Yvonne Magwas
Thomas Mahlberg
Dr . Thomas de Maizière
Gisela Manderla
Andreas Mattfeldt
Stephan Mayer ({6})
Reiner Meier
Dr . Michael Meister
Dr . Angela Merkel
Jan Metzler
Maria Michalk
Dr . Mathias Middelberg
Dietrich Monstadt
Karsten Möring
Volker Mosblech
Elisabeth Motschmann
Dr . Gerd Müller
Carsten Müller ({7})
Stefan Müller ({8})
Dr . Philipp Murmann
Dr . Andreas Nick
Michaela Noll
Helmut Nowak
Dr . Georg Nüßlein
Julia Obermeier
Wilfried Oellers
Florian Oßner
Dr . Tim Ostermann
Henning Otte
Ingrid Pahlmann
Sylvia Pantel
Martin Patzelt
Dr . Martin Pätzold
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Eckhard Pols
Thomas Rachel
Alexander Radwan
Alois Rainer
Dr . Peter Ramsauer
Lothar Riebsamen
Josef Rief
Dr . Heinz Riesenhuber
Iris Ripsam
Johannes Röring
Kathrin Rösel
Dr . Norbert Röttgen
Erwin Rüddel
Albert Rupprecht
Anita Schäfer ({9})
Dr . Wolfgang Schäuble
Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Jana Schimke
Norbert Schindler
Tankred Schipanski
Christian Schmidt ({10})
Gabriele Schmidt ({11})
Nadine Schön ({12})
Dr . Ole Schröder
Dr . Kristina Schröder
({13})
Bernhard Schulte-Drüggelte
Dr . Klaus-Peter Schulze
Uwe Schummer
Armin Schuster
({14})
Christina Schwarzer
Detlef Seif
Johannes Selle
Dr . Patrick Sensburg
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Tino Sorge
Jens Spahn
Carola Stauche
Dr. Wolfgang Stefinger
Albert Stegemann
Peter Stein
Sebastian Steineke
Johannes Steiniger
Christian Frhr . von Stetten
Dieter Stier
Rita Stockhofe
Stephan Stracke
Max Straubinger
Karin Strenz
Thomas Stritzl
Lena Strothmann
Michael Stübgen
Dr . Sabine Sütterlin-Waack
Dr . Peter Tauber
Antje Tillmann
Dr . Hans-Peter Uhl
Dr . Volker Ullrich
Arnold Vaatz
Oswin Veith
Thomas Viesehon
Michael Vietz
Volkmar Vogel ({15})
Sven Volmering
Christel Voßbeck-Kayser
Kees de Vries
Dr . Johann Wadephul
Marco Wanderwitz
Karl-Heinz Wange
Nina Warken
Kai Wegner
Dr . h .c . Albert Weiler
Marcus Weinberg ({16})
Dr . Anja Weisgerber
Peter Weiß ({17})
Sabine Weiss ({18})
Ingo Wellenreuther
Marian Wendt
Waldemar Westermayer
Kai Whittaker
Peter Wichtel
Annette Widmann-Mauz
Heinz Wiese ({19})
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth WinkelmeierBecker
Oliver Wittke
Dagmar G . Wöhrl
Barbara Woltmann
Tobias Zech
Heinrich Zertik
Dr . Matthias Zimmer
Gudrun Zollner
SPD
Niels Annen
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Ulrike Bahr
Bettina Bähr-Losse
Heinz-Joachim Barchmann
Dr . Katarina Barley
Doris Barnett
Klaus Barthel
Dr . Matthias Bartke
Sören Bartol
Uwe Beckmeyer
Lothar Binding ({20})
Burkhard Blienert
Willi Brase
Dr . Karl-Heinz Brunner
Dr . h .c . Edelgard Bulmahn
Marco Bülow
Dr . Lars Castellucci
Jürgen Coße
Petra Crone
Bernhard Daldrup
Dr . Karamba Diaby
Sabine Dittmar
Martin Dörmann
Siegmund Ehrmann
Michaela Engelmeier
Petra Ernstberger
Saskia Esken
Karin Evers-Meyer
Dr . Johannes Fechner
Dr . Fritz Felgentreu
Elke Ferner
Dr . Ute Finckh-Krämer
Gabriele Fograscher
Dr . Edgar Franke
Ulrich Freese
Dagmar Freitag
Sigmar Gabriel
Michael Gerdes
Angelika Glöckner
Kerstin Griese
Gabriele Groneberg
Michael Groß
Uli Grötsch
Wolfgang Gunkel
Rita Hagl-Kehl
Metin Hakverdi
Ulrich Hampel
Sebastian Hartmann
Michael Hartmann
({21})
Dirk Heidenblut
Hubertus Heil ({22})
Gabriela Heinrich
Marcus Held
Wolfgang Hellmich
Dr . Barbara Hendricks
Heidtrud Henn
Gustav Herzog
Gabriele Hiller-Ohm
Thomas Hitschler
Dr . Eva Högl
Matthias Ilgen
Christina Jantz-Herrmann
Frank Junge
Josip Juratovic
Thomas Jurk
Oliver Kaczmarek
Ralf Kapschack
Gabriele Katzmarek
Ulrich Kelber
Marina Kermer
Cansel Kiziltepe
Arno Klare
Lars Klingbeil
Dr. Bärbel Kofler
Daniela Kolbe
Dr . Hans-Ulrich Krüger
Helga Kühn-Mengel
Christine Lambrecht
Christian Lange ({23})
Dr . Karl Lauterbach
Steffen-Claudio Lemme
Burkhard Lischka
Gabriele Lösekrug-Möller
Hiltrud Lotze
Dr . Birgit Malecha-Nissen
Caren Marks
Katja Mast
Hilde Mattheis
Dr . Matthias Miersch
Klaus Mindrup
Susanne Mittag
Bettina Müller
Detlef Müller ({24})
Michelle Müntefering
Dr . Rolf Mützenich
Ulli Nissen
Thomas Oppermann
Aydan Özoğuz
Markus Paschke
Christian Petry
Jeannine Pflugradt
Sabine Poschmann
Joachim Poß
Florian Post
Achim Post ({25})
Dr . Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr . Sascha Raabe
Dr . Simone Raatz
Martin Rabanus
Mechthild Rawert
Stefan Rebmann
Gerold Reichenbach
Dr . Carola Reimann
Andreas Rimkus
Sönke Rix
Petra Rode-Bosse
Dennis Rohde
Dr . Martin Rosemann
René Röspel
Dr . Ernst Dieter Rossmann
Michael Roth ({26})
Bernd Rützel
Sarah Ryglewski
Johann Saathoff
Annette Sawade
Dr . Hans-Joachim
Schabedoth
Axel Schäfer ({27})
Dr . Nina Scheer
Marianne Schieder
Udo Schiefner
Dr . Dorothee Schlegel
Ulla Schmidt ({28})
Matthias Schmidt ({29})
Dagmar Schmidt ({30})
Carsten Schneider ({31})
Elfi Scho-Antwerpes
Ursula Schulte
Swen Schulz ({32})
Andreas Schwarz
Rita Schwarzelühr-Sutter
Rainer Spiering
Norbert Spinrath
Svenja Stadler
Dr . Frank-Walter Steinmeier
Christoph Strässer
Kerstin Tack
Claudia Tausend
Michael Thews
Dr . Karin Thissen
Franz Thönnes
Carsten Träger
Rüdiger Veit
Ute Vogt
Dirk Vöpel
Gabi Weber
Bernd Westphal
Andrea Wicklein
Dirk Wiese
Waltraud Wolff
({33})
Gülistan Yüksel
Dagmar Ziegler
Stefan Zierke
Dr . Jens Zimmermann
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries
Nein
DIE LINKE
Jan van Aken
Dr . Dietmar Bartsch
Karin Binder
Matthias W . Birkwald
Heidrun Bluhm
Christine Buchholz
Eva Bulling-Schröter
Sevim Dağdelen
Dr . Diether Dehm
Klaus Ernst
Wolfgang Gehrcke
Nicole Gohlke
Annette Groth
Dr . Gregor Gysi
Dr . André Hahn
Heike Hänsel
Dr . Rosemarie Hein
Inge Höger
Andrej Hunko
Sigrid Hupach
Ulla Jelpke
Susanna Karawanskij
Kerstin Kassner
Katja Kipping
Jan Korte
Jutta Krellmann
Katrin Kunert
Caren Lay
Ralph Lenkert
Michael Leutert
Stefan Liebich
Dr . Gesine Lötzsch
Thomas Lutze
Birgit Menz
Niema Movassat
Norbert Müller ({34})
Dr . Alexander S . Neu
Thomas Nord
Petra Pau
Harald Petzold ({35})
Richard Pitterle
Martina Renner
Dr . Petra Sitte
Dr . Kirsten Tackmann
Frank Tempel
Dr . Axel Troost
Alexander Ulrich
Kathrin Vogler
Harald Weinberg
Katrin Werner
Birgit Wöllert
Jörn Wunderlich
Hubertus Zdebel
Pia Zimmermann
Sabine Zimmermann
({36})
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Kerstin Andreae
Annalena Baerbock
Marieluise Beck ({37})
Volker Beck ({38})
Dr . Franziska Brantner
Agnieszka Brugger
Ekin Deligöz
Katja Dörner
Katharina Dröge
Harald Ebner
Dr . Thomas Gambke
Matthias Gastel
Kai Gehring
Britta Haßelmann
Dr . Anton Hofreiter
Bärbel Höhn
Dieter Janecek
Uwe Kekeritz
Katja Keul
Sven-Christian Kindler
Maria Klein-Schmeink
Tom Koenigs
Sylvia Kotting-Uhl
Stephan Kühn ({39})
Christian Kühn ({40})
Renate Künast
Markus Kurth
Monika Lazar
Steffi Lemke
Dr . Tobias Lindner
Nicole Maisch
Peter Meiwald
Irene Mihalic
Beate Müller-Gemmeke
Özcan Mutlu
Omid Nouripour
Friedrich Ostendorff
Cem Özdemir
Lisa Paus
Brigitte Pothmer
Claudia Roth ({41})
Ulle Schauws
Dr . Gerhard Schick
Dr . Frithjof Schmidt
Kordula Schulz-Asche
Dr . Wolfgang StrengmannKuhn
Hans-Christian Ströbele
Dr . Harald Terpe
Markus Tressel
Jürgen Trittin
Dr . Julia Verlinden
Doris Wagner
Beate Walter-Rosenheimer
Dr . Valerie Wilms
Abgeordnete, die sich wegen gesetzlichen Mutterschutzes für ihre Abwesenheit entschuldigt haben, sind in der Liste der
entschuldigten Abgeordneten ({42}) aufgeführt.
Die Bundesregierung hat die verlässliche Aussicht,
auch im nächsten Jahr für ihre beabsichtigte Arbeit die
notwendigen finanziellen Voraussetzungen vorzufinden,
solange sie sich im Umfeld der vom Parlament beschlossenen Haushaltsansätze bewegt .
Ich wiederhole meine guten Wünsche für das Wochenende .
Wir sehen uns nächste Woche wieder .
Die nächste Plenarsitzung findet am kommenden
Mittwoch, dem 30 . November 2016, um 13 Uhr, statt .
Ich schließe die Sitzung .