Hinweis: Der Redeinhalt enthält nur die tatsächlich gesprochenen Worte des jeweiligen Politikers. Jede Art von Zwischenruf oder Reaktion aus dem Plenum wird aus dem Redeinhalt gelöscht und durch eine Positions-ID im Format ({ID}) ersetzt.
Die Sitzung ist eröffnet. Nehmen Sie bitte Platz.
Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
begrüße Sie herzlich zur Fortsetzung und auch zum Ab-
schluss unserer Haushaltsberatungen.
Wir setzen die Haushaltsberatungen - Tagesordnungs-
punkt I - fort:
a) Zweite Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2016 ({0})
Drucksachen 18/5500, 18/5502
b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses ({1}) zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung
Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019
Drucksachen 18/5501, 18/5502, 18/6127
Wir kommen zur Beratung der Einzelpläne. Ich rufe
den Tagesordnungspunkt I.18 auf:
Einzelplan 12
Bundesministerium für Verkehr und digitale
Infrastruktur
Drucksachen 18/6112, 18/6124
Berichterstatter sind die Abgeordneten Norbert Brackmann, Bettina Hagedorn, Roland Claus und Sven-Christian Kindler.
Hierzu liegen ein Änderungsantrag der Fraktion Die
Linke sowie ein Änderungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vor, über den wir später namentlich
abstimmen.
Des Weiteren liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vor, über den wir heute nach
der Schlussabstimmung abstimmen werden.
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache 96 Minuten vorgesehen. Hat jemand dagegen Einwände? - Das ist nicht der Fall. Dann verfahren wir so.
Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zunächst dem Kollegen Roland Claus für die Fraktion Die
Linke.
({2})
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich bekenne, dass es mir schwerfällt, hier zur Tagesordnung, zum
Bundeshaushalt, zurückzukehren, und ich weiß, dass es
nicht mir allein so geht; aber ich werde es natürlich machen.
Gestern hat die Bundesregierung einen unübersichtlichen Einstieg in einen neuen Kriegseinsatz verkündet,
und ich fühle mich bei aller Neuartigkeit der Situation an
Afghanistan erinnert. Beistand und Solidarität gegenüber
der Grande Nation dürfen aus meiner Sicht keinen Automatismus zur kollektiven Vergeltung auslösen. Ich bleibe
dabei: Krieg ist auch heute die falsche Antwort auf den
Terror.
({0})
Nun reden wir heute Morgen über Mobilität und die
dafür notwendige Infrastruktur, zu Wasser, zu Lande und
in der Luft und nunmehr auch im Netz. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Dieser Etat ist außerordentlich
beratungsintensiv.
({1})
Die Bundesregierung hat schnelles Internet versprochen und sich hohe Ziele beim Breitbandausbau gesetzt.
Kanzlerin Merkel hat dazu am Mittwoch einen sehr bemerkenswerten Satz gesagt. Sie hat gesagt: Ich bin mir
sicher, dass Alexander Dobrindt das schafft.
({2})
So, meine Damen und Herren, klingt Pfeifen im Walde.
Gewissheit und Klarheit klingen anders. Solch einen Satz
muss die Kanzlerin doch wohl nur deshalb sagen, weil
es mit dem Breitbandausbau gerade nicht klappt. Das ist
doch die Wahrheit, mit der wir es zu tun haben.
({3})
Ich bin mir ziemlich sicher, dass uns Minister Dobrindt
nachher wieder mit seinem Lieblingsbegriff vom Investitionshochlauf behelligt.
({4})
Einen Hochlauf, Herr Minister,
({5})
kann ich in Ihrem Ministerin nur bei der Sprechblasenmaschine erkennen.
({6})
Nun haben Sie noch eine Drohung ausgesprochen: Bei
der Versorgung mit Internetzugang wollen Sie, Herr Minister, einen marktförmigen Ausbau. Beim öffentlichen
Personennahverkehr, also bei Bahn und Bus, erleben
die Menschen seit vielen Jahren, was es bedeutet, wenn
Daseinsvorsorge marktförmig gemacht wird. „Nein danke!“, können wir dazu nur sagen.
({7})
Nun bewirbt sich bekanntlich die Telekom um eine
Art Monopolvertrag beim Breitbandausbau. Die Entscheidung darüber fällt nicht im Verkehrsministerium,
sondern im Wirtschaftsministerium; das ist uns klar. Aber
Sie, Herr Minister, werden die kreativen kleinen und mittelständischen Unternehmen an Ihrer Seite brauchen, um
Ihre Ziele zu erreichen. Setzen Sie sich deshalb für deren
Interessen ein und nicht für die weitere Subventionierung
staatsnaher Monopolisten.
({8})
Sie wollen die öffentlich-privaten Partnerschaften
in eine neue Generation überführen. Das ist eine wahre Bankrotterklärung staatlicher Infrastrukturpolitik.
Öffentlich-private Partnerschaft heißt, dass staatliche
Investitionen für meistens 30 Jahre in die Hände großer
privater Investoren gelegt werden und deren Renditen zu
bedienen sind. Sie haben keinen einzigen Beweis für die
Sinnhaftigkeit solcher Vorhaben.
Schauen Sie sich den Potsdamer Landtag an, bei dem
seinerzeit SPD und CDU meinten, dass hier mit öffentlich-privater Partnerschaft etwas Gutes herauskommen
würde. Nachzahlungen ohne Ende und ein Schiedsgerichtsverfahren sind die Folge. Nehmen Sie doch wenigstens die Meinung der Bundesvereinigung Bauwirtschaft
zur Kenntnis, deren Vertreter Ihnen sagen: Öffentlich-private Partnerschaften sind etwas für Banken und große
Konzerne und richten sich gegen den Mittelstand. Das
kann doch nicht der Weg sein, den wir in diesem Land
vernünftigerweise gehen, meine Damen und Herren.
({9})
Die Koalition wird heute viel Geld in schlechte Hände
geben. Als haushaltspolitischer Sprecher meiner Fraktion
habe ich schon mit fast allen Ministerien zusammengearbeitet und so ziemlich alle Etats eingesehen. Ich kann
mir deshalb einen recht umfassenden Vergleich erlauben.
Das Verkehrsministerium ist das am schlechtesten geführte Ministerium in dieser Regierung.
({10})
Das ist keine Schelte an die vielen Mitarbeiter, sondern
mein Urteil über die Chefetage.
In fast jeder Beratungswoche behandeln wir Verkehrsvorhaben dieses Etats, besonders die Berichterstatterinnen und Berichterstatter. Das Informationsverhalten des
Ministeriums gegenüber dem Parlament ist schlichtweg
unterirdisch. Davon ist nicht nur die Opposition betroffen, sondern auch die Koalition.
({11})
Das muss doch eigentlich auch die Bundesregierung
merken und entsprechend handeln.
Unsere Bewertung der Arbeit des Ministers lautet: Er
schafft das nicht. Falls er es eines Tages doch schafft,
dann jedenfalls nicht länger gegen das Parlament, sondern allenfalls mit dem Parlament. - Ein guter Morgen,
Herr Dobrindt, fängt mit Aufwachen an.
({12})
Das Wort erhält nun der Kollege Norbert Brackmann
für die CDU/CSU-Fraktion.
({0})
Guten Morgen! - Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Wir beraten heute den Etat
für Infrastruktur in Deutschland für 2016 und die Folgejahre. Da muss man eingangs erst einmal feststellen, dass
dieser Etat alleine für die klassischen Verkehrswege ein
Investitionsvolumen von über 13 Milliarden Euro umfasst. Das ist gegenüber 2015 ein Aufwuchs um 2,2 Milliarden Euro. Damit ist klar, welche Akzente wir in der
Zukunftssicherung - das bedeutet nämlich Infrastruktur - setzen, trotz anderer großer Herausforderungen, vor
denen wir stehen. Das ist an sich schon ein Verdienst dieser Koalition, meine sehr verehrten Damen und Herren.
({0})
Das war auch nur zu erreichen, indem wir in der Koalition, liebe Bettina Hagedorn, hervorragend zusammengearbeitet haben. Aber dieses Ergebnis zeichnete sich
früh ab, weil schon der Regierungsentwurf die entsprechenden Merkmale aufwies. Natürlich ist das auch ein
Verdienst des Bundesverkehrsministers, der sich im Kabinett durchgesetzt hat und allen klargemacht hat, dass
Zukunftssicherung in Deutschland ohne Infrastruktur
eben nicht möglich ist.
({1})
Deswegen setzen wir auch inhaltlich die Schwerpunkte
richtig.
Ich will dazu drei Punkte erwähnen, die sich allein auf
den Bereich Verkehrsinfrastruktur Straße beziehen:
Erstens. Wir stecken, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, mit diesem Haushalt 3,3 Milliarden Euro in den
Erhalt der vorhandenen Straßen. Diese Summe werden
wir in den nächsten Jahren - bis 2018 - sogar noch deutlich aufstocken. Wenn ich einmal die Vergleichszahl von
2011 nehme, ist das ein Zuwachs von immerhin 1,1 Milliarden Euro. Das heißt, wir führen hier Sanierung und
Bestandssicherung durch. Das ist die erste Priorität.
({2})
Zweitens. Wer an die Zukunft denkt, muss auch ein
Stück weit darauf achten, wie er die vorhandene Infrastruktur leistungsfähiger macht und sie besser nutzt. Deswegen haben wir im parlamentarischen Verfahren einen
weiteren Schwerpunkt gesetzt und gesagt: Wir wollen
auch das automatisierte Fahren fördern, weil dadurch
schlichtweg ermöglicht wird, dass zum Beispiel Fahrzeuge auf Autobahnen mit dramatisch geringeren Abständen
fahren können. Das ist kein Projekt, das von heute auf
morgen zu realisieren ist, weil es erst funktionieren wird,
wenn wir eine Echtzeitdatenübertragung haben. Die
Grundlagen dafür aber werden heute geschaffen. Deswegen haben wir schon in diesem Etat 41 Millionen Euro
bereitgestellt, um die Leistungsfähigkeit unserer Bundesstraßen schlagartig nach vorne zu bringen.
Drittens geht es um den Neubau. Auch für ihn haben
wir unseren Etat - dabei geht es beispielsweise um ein
Brückensanierungsprogramm und um Neubaustrecken drastisch erhöht. Wir merken aber eben auch, dass wir
zunehmend Probleme bekommen. Der eine oder andere beklagt ja auch, dass wir besonders stark in einzelnen
Ländern im Süden Deutschlands investieren und in anderen weniger. Wir stellen fest, dass es eine Bundesaufgabe ist, die Autobahnen und Bundesstraßen zu erhalten.
Als Bund haben wir nach dem Grundgesetz die Aufgabe,
überall gleichwertige Lebensbedingungen zu erhalten.
Die Länder aber machen da nicht mit.
Es liegt nicht am Bundesverkehrsminister, dass allein
im letzten Jahr über 400 Millionen Euro Verfügungsmittel mehr nach Bayern gegangen sind, als Bayern sie hätte
beanspruchen können. Andere Länder haben entsprechend weniger genommen; sie haben ihre Zuweisung
einfach nicht ausgeschöpft. Das liegt schlichtweg daran,
dass einige Länder die Schwerpunkte anders setzen. Sie
haben einfach keine Planungskapazitäten und baureifen
Projekte. Außerdem führen sie die Sanierung nicht in erforderlichem Maße durch. Deswegen ist es unsere Aufgabe, für gleichwertige Lebensverhältnisse zu sorgen.
Und das schaffen wir eben nur, wenn wir da ein Stück
übersteuern. Das können wir am besten mit einer Infrastrukturgesellschaft mindestens für die Autobahnen, meine sehr verehrte Damen und Herren.
({3})
Nun mag man ja sagen: Planungskapazität fehlt auch
an anderer Stelle. Von den Ländern hören wir in Bezug
auf die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung: Ihr habt die
ja auch nicht. Wir ziehen daraus - das ist eben der Unterschied - aber die Konsequenzen. Mit diesem Haushalt 2016 haben wir immerhin im mittleren zweistelligen
Bereich Ingenieurskapazitäten zusätzlich geschaffen,
weil wir sagen, dass wir auch dort ein Stück schneller
werden müssen.
Wir haben auch darauf geachtet, dass wir die Schwerpunkte so setzen, dass die deutsche Wirtschaft sich weiter
positiv entwickeln kann. Wir sind eine exportorientierte
Nation, und 80 Prozent unseres Handels wickeln wir über
die Seestraßen ab. Das bedeutet, dass wir nach den Investitionen in den Nord-Ostsee-Kanal - das betraf die fünfte
Schleuse bzw. die Osterweiterung - mit dem Trockendock in Brunsbüttel - das ist neu in diesem Haushalt die Leistungsfähigkeit des Nord-Ostsee-Kanals weiter
erhöhen werden. Auch haben wir noch den Neubau der
Schleuse Scharnebeck in den Haushalt aufgenommen,
damit der Hafen Hamburg auch auf dem Wasserweg und damit ökologisch sinnvoll und leistungsfähig - an
das Hinterland angebunden werden kann. Das, meine
sehr verehrten Damen und Herren, ist zukunftsgerichtete
Politik, mit der wir Akzente setzen und die Grundlage
dafür schaffen, dass es Deutschland auch in der Zukunft
gut geht.
({4})
Meine sehr verehrten Damen und Herren, auch im
Wasserbereich geht es um neue logistische Herausforderungen. Auch dort müssen wir uns damit befassen,
wie wir die Kapazitäten sinnvoller verarbeiten können.
Deswegen haben wir zusätzliche Mittel bereitgestellt, um
neue logistische Herausforderungen im digitalen Zeitalter annehmen zu können. Damit können wir zum Beispiel
ISETEC III auflegen und die Hafenwirtschaft auf Vordermann bringen. Das haben wir mit Geld unterfüttert, und
so wird, glaube ich, auch die Wasserstraße in Zukunft zu
einem noch bedeutenderen Bestandteil unserer integrierten Verkehrs- und Logistikpolitik.
Herr Kollege Claus, Sie haben vorhin die Schiene angesprochen. Ja, wir haben auch bei der Schiene ein Problem, und zwar nicht beim ÖPNV, den Sie angesprochen
haben - das ist Sache der Länder; wir haben aber über
die Regionalisierungsmittel sogar mehr Geld in die Hand
genommen, um die Länder in die Lage zu versetzen, ihre
Aufgaben wahrzunehmen -, sondern in der Frage der Reaktionszeiten; denn wir haben nach wie vor das Problem,
dass wir große Zeiträume für die Planung brauchen.
Deswegen haben wir in den Haushaltsberatungen
durchgesetzt, dass der Bund nicht nur die PlanungsphaNorbert Brackmann
sen 1 und 2, sondern auch 3 und 4 vorfinanziert. Wir haben dafür auch die entsprechenden Mittel bereitgestellt,
damit die Bahn in die Lage versetzt wird, ein Stück weit
über den akuten Bedarf hinaus vorzuplanen, damit wir
dann, wenn die politischen Entscheidungen fallen, dass
wir etwas realisieren wollen, bereits die Grundlage dafür geschaffen haben. Denn sonst lesen die Menschen die
Ankündigungen in der Zeitung, und wenn irgendwann
der erste Spatenstich erfolgt, können sie sich schon nicht
mehr daran erinnern, dass die Maßnahme einst angekündigt worden ist. Da müssen wir zu engeren Zeitabläufen
kommen. Genau dafür haben wir die Grundlagen gelegt,
damit auch die Bahn in Zukunft leistungsfähig ist.
({5})
Ich will es nicht verschweigen: Je mehr wir die Schiene ausbauen und je mehr Gütertransport auf der Schiene stattfindet - das ist unser erklärtes Ziel; das wollen
wir -, desto mehr stößt das bei den Menschen auch auf
Kritik, weil damit in der Regel eine zusätzliche Lärmbelästigung verbunden ist. Wir haben uns aber deswegen
nicht weggeduckt, sondern wir haben im Gegenteil den
entsprechenden Haushaltsvermerk geändert und wollen
den Lärmschutz jetzt an die Anforderungen der Straße
angleichen. Dadurch müssen die Menschen 3 Dezibel
Lärm weniger ertragen. Wir haben das gleichzeitig mit
Geld hinterlegt, weil Lärmschutzmaßnahmen Geld kosten. Wir haben die ursprünglich 100 Millionen Euro für
diesen Bereich zunächst auf 130 Millionen Euro aufgestockt, und wir haben dann, liebe Frau Hagedorn, im
Haushaltsausschuss sogar 150 Millionen Euro daraus
gemacht. Denn wir wollen eine Symbiose zwischen der
lebenswerten und menschlichen Bundesrepublik und einem modernen Güterverkehr auf der Schiene. So können
wir uns der Herausforderung erfolgreich annehmen.
({6})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Verkehrsetat für
2016 ist also hervorragend aufgestellt. Es ist nicht nur
ein Zahlenwerk, sondern dahinter verbirgt sich eine in
die Zukunft gerichtete Infrastrukturpolitik. Sie hilft ein
Stück weit, unseren Wohlstand und die Arbeitsplätze in
Deutschland zu sichern. Deswegen ist es ein guter Haushalt, den ich Ihnen zur Beschlussfassung und Zustimmung empfehlen kann.
Danke schön.
({7})
Das Wort erhält nun der Kollege Stephan Kühn für die
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Nächste Woche beginnt in Paris der UN-Klimagipfel. Die Klimakrise ist die größte globale Herausforderung dieser Zeit. Klimaschutz geht uns alle an, so
auch den Bundesverkehrsminister.
Deshalb habe ich mich gestern Abend mit meinem
Smartphone auf der Website des Bundesverkehrsministeriums über aktuelle Initiativen des Hauses in Sachen
Klimaschutz im Verkehr informieren wollen. Wenn man
allerdings das Wort „Klimaschutz“ in die Suchfunktion
eingibt, taucht als Erstes ein Bericht über ein Symposium
aus dem Jahr 2012 auf.
({0})
Nächster Treffer ist die Teilnahme von Peter Ramsauer
an der Berliner Klimaschutzkonferenz im Jahr 2011.
({1})
Allein die Internetpräsenz des Ministeriums dokumentiert eindrucksvoll das klimapolitische Versagen des
Verkehrsministers Dobrindt.
({2})
20 Prozent der energiebedingten Treibhausgasemissionen gehen auf den Verkehr zurück. Die Energiewende
ist schlichtweg ohne den Verkehrssektor nicht machbar.
Der fossile Energieverbrauch muss sinken, ebenso der
CO2-Ausstoß. Der jüngste Monitoringbericht der Bundesregierung zur Energiewende verdeutlicht aber leider
das Gegenteil. So wird darin leider das Erreichen der
Verbrauchsminderung um 10 Prozent bis zum Jahr 2020
als „besonders problematisch“ angesehen. Es heißt dort:
Um dieses Ziel noch zu erreichen, müsste der Energieverbrauch … jedes Jahr um 2 % gemindert werden, während es im Mittel der Jahre von 2005 bis
2014 sogar eine leichte Steigerung ... gab.
Das heißt, der Verkehrssektor ist schlichtweg das klimapolitische Sorgenkind. Und wie reagiert der Bundesminister darauf? Er hat keinen Plan und keine Strategie,
aus der hervorgeht, wie der Verkehrssektor zur Erreichung der Klimaschutzziele beitragen kann. Ihnen fehlt
ein Kompass für eine nachhaltige Verkehrspolitik.
({3})
Anstatt die umweltfreundliche Bahn attraktiver zu
machen, steigen die Kosten für den Güterverkehr auf der
Schiene, während gleichzeitig die Lkw-Maut-Sätze sinken. Von den zusätzlichen Milliarden für den Aus- und
Neubau bekommt die Schiene fast gar nichts. Das Geld
wandert nahezu ausschließlich in die Straße. Durch den
fehlenden Planungsvorlauf können die Mittel zudem
nicht verbaut werden. Die überzogenen bürokratischen
Hürden hemmen die Förderung des kombinierten Verkehrs und die Gleisanschlussförderung. Dann werden
noch von den Regierungsfraktionen die Mittel für die
Förderung der Infrastruktur der nicht bundeseigenen
Bahn gekürzt. Dieser Haushalt ist ein verkehrspolitiNorbert Brackmann
sches Armutszeugnis. Mit dieser Verkehrspolitik wird
Deutschland seine Klimaschutzziele nicht erreichen.
({4})
Die Förderung der Elektromobilität bleibt ein Lippenbekenntnis. Sie könnte dazu beitragen, die Luftqualität in
den Städten deutlich zu verbessern und den Verkehrslärm
zu mindern. Die Wirkung des Elektromobilitätsgesetzes
verpufft, wie nicht anders zu erwarten. Kaum jemand
will die neuen E-Autokennzeichen. Die Kommunen wollen Busspuren nicht für Elektroautos freigeben etc. Notwendig wären neben dem Aufbau der Ladeinfrastruktur
die Förderung von Kommunen, wenn sie innerstädtische
Logistikkonzepte auf Elektrofahrzeuge umstellen, eine
öffentliche Beschaffungsinitiative, die Förderung von
Carsharing und vor allen Dingen ein zeitlich befristetes
Marktanreizprogramm für Elektroautos.
({5})
Die Kanzlerin hat auf der Internationalen Automobilausstellung im September in Frankfurt eine Entscheidung über Förderinstrumente für Elektroautos bis zum
Jahresende mit folgenden Worten angekündigt:
Die Vorstellungen in der Bundesregierung gehen
auseinander, was das beste Instrument ist. Aber wir
werden noch in diesem Jahr entscheiden.
In diesem Haushalt finden Sie aber weder eine Kaufprämie noch eine Sonderabschreibung für Elektroautos.
Deutschland - Leitmarkt für Elektromobilität? Da müsste die Regierung schon handeln. Aber es bleibt schlicht
und ergreifend bei Ankündigungen.
Apropos Ankündigungen: Herr Dobrindt, erinnern Sie
sich noch an folgende Aussage: „Am 1. Januar 2016 wird
die Pkw-Maut scharf gestellt.“?
({6})
Obwohl es noch nicht lange her ist, ist das schon Schnee
von gestern. Im Haushalt tun Sie so, als hätte es das
EU-Vertragsverletzungsverfahren nie gegeben. Trotzdem werden 11 Millionen Euro unter anderem für hochdotierte Personalstellen eingestellt, Geld für eine verkehrspolitische Fata Morgana. Das ist rausgeworfenes
Geld für das Projekt einer Regionalpartei. Das ist Steuerverschwendung und gehört aus dem Haushalt entfernt.
({7})
Herr Kollege, Sie denken an die Zeit?
Ich stelle zusammenfassend fest: Auf die Herausforderungen der Klimakrise hat dieser Bundesverkehrsminister in seinem Ressort keine Antworten. Herr Dobrindt,
Sie sind schlicht und ergreifend den Anforderungen dieser Zeit nicht gewachsen.
({0})
Für die SPD erhält nun die Kollegin Bettina Hagedorn
das Wort.
({0})
Schönen guten Morgen, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Wir beraten abschließend über den Einzelplan 12.
Mein Kollege Norbert Brackmann hat schon zu Recht
darauf hingewiesen - das haben wir auch in der ersten
Lesung im September unterstrichen -, dass es sich hier
um den größten Investitionsetat des Bundes handelt,
dem eine ganz besondere Bedeutung zukommt, wenn
es um das gemeinsame Ziel der Großen Koalition geht,
im Verhältnis zur Vergangenheit die Investitionen in die
Infrastruktur Deutschlands nachhaltig und verlässlich zu
verstetigen.
Das geschieht in allen Bereichen; Straße, Schiene,
Wasserwege, aber auch Breitband gehören auf jeden
Fall dazu. Ich bin froh, dass wir diese Mittel in Höhe
von 5 Milliarden Euro, die wir schon vor zwei Jahren
beschlossen hatten, die jedes Jahr in Etappen ausgegeben werden und die Erhöhung dieses Etats bewirken, was
Norbert Brackmann schon angesprochen hat, bereitstellen können. Wir haben vor einem halben Jahr auch das
Zukunftsinvestitionsprogramm aufgelegt, wovon dieser
Etat mit über 4,3 Milliarden Euro profitiert.
Mit beiden Maßnahmen zusammen erhält der Etat
einen Schub für Investitionen in Höhe von sage und
schreibe 2,3 Milliarden Euro. Das ist richtig viel. Damit
erreichen wir die gemeinsam gesteckten Ziele. Die gute
Nachricht ist: Wir haben sichergestellt, dass das in den
nächsten Jahren so bleiben wird. Dafür möchte ich mich
bei allen bedanken, die daran mitgewirkt haben.
({0})
Mein Kollege Norbert Brackmann ist hier schon ausführlich auf das, was wir im Bereich Straße gemacht haben, eingegangen. Wir haben gemeinsam den Erhalt der
Straßen an die erste Stelle gestellt, wobei auch Neuinvestitionen nicht außer Acht gelassen werden. Wir wissen
und alle Experten und Sachverständigen sagen uns, dass
der Erhalt unserer Infrastruktur mit mehr Geld ausgestattet werden muss. Das haben wir mit diesem Haushalt erreicht. Dafür herzlichen Dank.
Ich möchte mich jetzt mehr darauf konzentrieren, welche eigenen Akzente wir im Haushaltsausschuss gesetzt
haben, auch gemeinsam mit unseren Fachpolitikern. Ich
denke, das ist etwas, was sich sehen lassen kann. Ich will
mich zunächst auf die maritime Konferenz in Bremerhaven mit 800 Teilnehmern konzentrieren, die am 19. und
Stephan Kühn ({1})
20. Oktober stattgefunden hat. Diese ist ein bewährtes
Instrument der Bundesregierung, mit dem maritime Themen in den Mittelpunkt gerückt werden. Sie zeigt, dass
wir ein gemeinsames nationales Interesse haben müssen,
die maritime Wirtschaft in diesem Land zu stärken. Das
ist mitnichten ein Thema nur des Nordens, sondern das
ist wichtig für unser ganzes Land.
Häufig ist es so, dass viele Menschen, auch Verbandsvertreter, denken, die maritime Konferenz sei alleine
beim Wirtschaftsminister zu verorten, der den maritimen
Koordinator stellt. Aber wenn man sich unseren Haushalt und vor allem dessen Veränderungen anschaut, dann
sieht man deutlich: Das Verkehrsministerium leistet einen erheblichen Beitrag, um die maritime Wirtschaft, wie
von uns gewünscht, zu stärken.
Wir haben gemeinsam hier im Parlament am 15. Oktober einen Antrag beschlossen, in dem wir im Detail
aufgelistet haben, was wir alles machen wollen. Das
Gute ist, dass wir einen Teil davon in diesem Haushalt
schon umgesetzt haben. Wir haben 60 Millionen Euro
in diesem Bereich, selbstverständlich mit einer soliden
Gegenfinanzierung, umgeschichtet. 21 Millionen Euro
stecken wir in den Bau eines Trockendocks, eines Instandsetzungsdocks, in Brunsbüttel. Das ist ein Teil der
Gesamtmaßnahmen für den Nord-Ostsee-Kanal.
Dieser Kanal hat eine höhere Kapazität als der Suez-Kanal und der Panama-Kanal zusammen. Das gerät
manchmal in Vergessenheit. Dieser Kanal ist wirklich
eine elementare Lebensader für Deutschland. Wir alle
wissen aus den Schlagzeilen der letzten Jahre, wie diese Ader in Bedrängnis gekommen ist. Wir alle wissen,
welche gewaltige Aufgabe es ist, diesen über 100 Jahre
alten Kanal zukunftsfest zu machen. Da ist es nicht mit
einer Maßnahme getan. Ein Kanal funktioniert nur dann
langfristig und gut, wenn er von A bis Z durchsaniert ist.
Wir haben ein Bündel von Maßnahmen beschlossen,
das wir verlässlich bis 2028 finanzieren und abschließen
wollen. Den größten Teil davon haben wir schon geschafft. Es ist mir schon wichtig, zu sagen - da schaue ich
mit Stolz auf meine Kollegen im Haushaltsausschuss und
auf alle anderen -: Das ist ein Werk der Abgeordneten
des Deutschen Bundestages. 821 Millionen Euro stehen
aktuell im Haushalt für den Nord-Ostsee-Kanal bereit,
565 Millionen Euro für die fünfte Schleusenkammer und
265 Millionen Euro für die Begradigung der Oststrecke,
50 Millionen Euro für die Levensauer Hochbrücke. Die
haben wir in den letzten zwei Jahren schon geschafft.
Das ist eine stolze Summe.
Das Trockeninstandsetzungsdock hat Baureife. Es war
der Plan der Regierung, es zu bauen. Wir haben uns das
ja nicht neu ausgedacht. Es soll dazu beitragen, dass die
Tore, die nicht nur sehr alt und baufällig sind, sondern gegen die ab und zu auch einmal ein großes, starkes Schiff
fährt - mit entsprechenden Schäden -, in Zukunft vor Ort
saniert werden können. Dies ist volkswirtschaftlich extrem sinnvoll, um diesen Kanal langfristig am Laufen zu
halten.
Wir haben - der Kollege hat schon darauf hingewiesen; ich möchte dies unterstreichen - vor allen Dingen
für die Ingenieurkapazitäten gesorgt, die wir mit diesem
Haushalt in ganz Deutschland schaffen. Von diesen Stellen konzentrieren wir zehn in besonders wichtigen Projekten von nationaler Tragweite. Das sind vier Stellen für
das Trockeninstandsetzungsdock. Das sind die Stellen
für die Schleuse Scharnebeck, die hier schon zu Recht
angesprochen worden ist, für die wir zusätzliche Planungsmittel von 10 Millionen Euro bereitstellen, und das
sind die Stellen, die für die Vertiefung im Hafen Rostock
erforderlich sind.
Wir machen damit deutlich: Wir haben auch im Haushaltsausschuss erkannt, was die maritime Wirtschaft für
Deutschland bedeutet. Wir geben ihr die Schwerpunktsetzung innerhalb dieses Haushalts, die ihr gebührt. Danke an alle, die daran mitgewirkt haben.
({2})
Wir haben gemeinsam - auch das ist ein Teil der maritimen Wirtschaft - den Offshorebereich im Blick. Auch
er ist Teil unserer Energiewende. Auch da verfolgen wir
gemeinsame Ziele. Er steht vielleicht nicht so im Fokus
der Öffentlichkeit. Aber ich sage Ihnen: Wir haben 15
neue Stellen beim BSH, beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, in Hamburg geschaffen. Dies
hat etwas damit zu tun, dass die Offshorewindparks auch
wirklich genehmigt werden und dass all das geleistet
wird, was erforderlich ist, um dort milliardenschwere Investitionen tätigen zu können.
Voraussetzung hierfür ist, dass wir staatlicherseits die
Genehmigungsbehörden stärken. Im Übrigen wird das
Geld, das diese Stellen kosten, fast selbst verdient. Wenn
man nämlich einmal auf die Einnahmeseite des Haushalts schaut, dann stellt man fest, dass wir jetzt bei über
4 Millionen Euro Gebühreneinnahmen liegen. Darum ist
auch dies eine richtige Schwerpunktsetzung.
Auch die Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie möchte
ich namentlich erwähnen. Der Name sagt es schon: In
diesem Titel liegen Investitionen. Wir haben schon mit
dem 2015er-Haushalt in der Großen Koalition, und zwar
auch wieder im Haushaltsausschuss, also oberhalb des
Regierungsentwurfs, 7,5 Millionen Euro bereitgestellt;
jetzt gibt es zusätzlich 8 Millionen Euro. Insofern können wir sagen: Wir haben innerhalb eines Jahres über
15 Millionen Euro über den Haushaltsausschuss für eine
Initiative bereitgestellt, die uns sehr am Herzen liegt.
Wir haben zum Thema LNG gemeinsam festgelegt,
dass wir in diesem Zusammenhang auch den Aufbau von
Hafeninfrastruktur an der Nord- und der Ostsee ermöglichen wollen. Das ist das Henne-und-Ei-Problem: Wir
wollen natürlich, dass LNG-Antriebe auf Schiffen stärker zum Einsatz kommen. Dies wird aber nur dann gelingen, wenn sie letzten Endes auch die Hafeninfrastruktur
vorfinden, an der sie sich bedienen können. Wir setzen
hiermit ein klares Signal.
Ich finde es auch glaubwürdig - dies möchte ich unterstreichen -, dass wir es gemeinsam mit einem Haushaltsvermerk ermöglichen, unsere bundeseigene Flotte
zu stärken. Wir haben ja viele Schiffe in vielen Ressorts.
Nicht immer ist LNG, beispielsweise bei den Bundespolizeischiffen, nach unserer Überprüfung die richtige
Alternative. Manchmal muss man andere Wege gehen.
Aber grundsätzlich wollen wir, dass auch bundeseigene
Schiffe auf LNG umgerüstet werden und dass LNG bei
Neubauten vorgesehen wird. Ich finde, an dieser Stelle
setzen wir damit ein wirklich glaubwürdiges Signal. Hier
setzen wir einen Schwerpunkt.
({3})
Das Gleiche gilt für das Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie.
Auch das ist ein Projekt, das schon im Haushalt 2015
ganz maßgeblich im Haushaltsausschluss abgesichert
und massiv aufgestockt worden ist, und zwar mit der
Summe von über 64 Millionen Euro.
Inzwischen haben wir - auch darauf möchte ich verweisen - mit dem Zukunftsinvestitionsprogramm noch
einmal 161 Millionen Euro bis 2018 für dieses Programm zur Verfügung gestellt. Davon fallen allein für
2016 25 Millionen Euro zusätzlich an. Ich denke, das
macht ganz deutlich: Der Verkehrsetat setzt sehr wohl,
Herr Kollege Kühn, starke energiepolitische Akzente,
wenngleich sie von den Haushältern manchmal etwas
verstärkt werden mussten.
({4})
Wir haben mit ISETEC III - auch dieses Stichwort ist
schon gefallen -, der innovativen Seehafentechnologie,
ein sehr erfolgreiches Programm, wie sich an der römischen Drei zeigt. Auch das haben wir möglich gemacht,
indem wir 20 Millionen Euro zur Verfügung gestellt haben; 10 Millionen Euro entfallen auf Verpflichtungsermächtigungen. Dieses Programm drohte durch Unterfinanzierungen nicht mehr so erfolgreich weiterzulaufen
wie bisher. Auch da haben wir gesagt: Auf uns ist Verlass.
Sie sehen schon: Natürlich gehört zum Thema Maritimes auch die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung;
der Kollege hat darauf hingewiesen. Mir ist Folgendes
wichtig: Der 1. Fortschrittsbericht zur Reform der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes war schon
bei der ersten Lesung Thema. Wir haben ihn damals zwar
noch nicht debattiert, aber wir kannten ihn schon. Die
Begeisterung über diesen Bericht hielt sich hier im Parlament, auch bei uns Koalitionären, eindeutig in Grenzen.
Das ist keine Kritik an den 12 000 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung.
Das Gelingen einer Reform ist natürlich immer vor allen
Dingen von der Spitze eines Hauses abhängig.
An dieser Stelle will ich auch nicht verschweigen,
dass wir im Haushaltsausschuss Mittel für zusätzliche
Ingenieursstellen in dem hier bereits beschriebenen Umfang bereitgestellt haben. Denn wir haben gesagt: Wir
brauchen technisches Personal in der Fläche; schließlich
wollen wir die Baumaßnahmen an dieser Stelle verbessern. - Wir haben das auch gegenfinanziert, und zwar dadurch, dass wir 19 Stellen für den Aufbau der GDWS in
Bonn nicht genehmigt haben.
Herr Minister, ich weiß, dass das für Sie kein leicht zu
akzeptierendes Signal gewesen ist. Ich glaube, Sie sollten
an dieser Stelle zur Kenntnis nehmen, dass wir mehr von
Ihnen erwarten. Nachdem der Haushaltsausschuss, der
Rechnungsprüfungsausschuss und eigentlich das ganze
Parlament immer wieder nachdrücklich gesagt hatten:
„Diese Reform ist so auf keinem guten Weg; darum müssen Sie sich persönlich noch mehr kümmern“, haben wir
jetzt nicht nur den Mund gespitzt, sondern auch tatsächlich gepfiffen, um zu warnen: Achtung an der Bahnsteigkante! - Uns liegen die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung und die Projekte im Bereich Wasser wirklich sehr
am Herzen. Wir würden mit Ihnen da natürlich viel lieber
an einem Strang ziehen.
({5})
Ich will zum Schluss noch auf ein anderes Thema zu
sprechen kommen: die Schiene. Auch hier haben wir gemeinsam deutliche Akzente gesetzt. Ich bin besonders
froh darüber, dass es uns endlich gelungen ist, die Werte,
ab denen der freiwillige Lärmschutz gewährt wird, um
3 Dezibel abzusenken.
({6})
Das ist nicht nur ein gutes Signal an die Menschen, die
an lärmintensiven Trassen wohnen und unter dem Lärm
dort leiden, sondern es gibt auch der Bahn die Chance,
einfach mehr für die Akzeptanz der Schiene zu tun. Das
finde ich richtig gut. Wie gesagt, 100 Millionen Euro waren hierfür noch vor zwei Jahren veranschlagt; jetzt sind
es 150 Millionen Euro. Das macht schon deutlich: Da
setzen wir einen Schwerpunkt. Vielen Dank, dass uns das
gemeinsam gelungen ist.
({7})
Wir haben - das will ich unterstreichen - die investiven Mittel im Zukunftsinvestitionsprogramm, die der
Schiene zugutekommen, Jahr für Jahr erhöht. Wir geben
der Bahn die Möglichkeit, die Leistungsphasen 3 und 4
für Schienenprojekte vorzufinanzieren. Das mag in der
Öffentlichkeit vielleicht nicht so sexy klingen. Man fragt:
Leistungsphasen 3 und 4, was ist das denn? All denen
sei gesagt: Es ist das aus unserer Überzeugung entscheidende Element, um Schienenprojekte wirklich zügig voranzubringen. Das ist zusammen mit der Erzeugung von
Akzeptanz bei den Anwohnern für uns das maßgebliche
Ziel.
Ich habe einen großen Teil meiner Redezeit auf die
Bereiche Wasser und Schiene verwandt; denn uns ist
bewusst, dass wir, wenn wir einen ökologischen Beitrag
leisten wollen, neben der Straße auch die Schiene und die
Wasserwege maßgeblich nach vorn bringen müssen, und
das wollen wir.
({8})
Danke für die Unterstützung!
({9})
Nun erhält der Bundesminister Alexander Dobrindt
das Wort.
({0})
Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die
18. Wahlperiode ist eine Aufbruchzeit für die Infrastruktur.
({0})
Die Investitionswende wird vollzogen. Die Investitionslücke wird geschlossen. Der Irrglaube, man könne Wirtschaftswachstum von Mobilität entkoppeln, ist endlich
Geschichte, meine Damen und Herren. Das ist die Wahrheit und Klarheit in diesem Haushalt.
({1})
Wir folgen in Deutschland wieder dem ökonomischen
Grundprinzip der Wohlstandspyramide: Ohne Mobilität
keine Prosperität.
({2})
Wir können heute wieder Infrastruktur planen. Das ist die
Voraussetzung für Wachstum, Arbeit und Wohlstand.
({3})
Die Koalition kann heute wieder Infrastruktur finanzieren, weil wir die richtigen Schwerpunkte setzen und weil
wir wieder Spielräume für Verkehrsinvestitionen haben.
Deshalb möchte ich an dieser Stelle auch mal Danke
schön an alle Kolleginnen und Kollegen sagen, die im
Haushaltsausschuss und im Verkehrsausschuss mitgewirkt haben. Danke!
({4})
Das ist das Ergebnis des Investitionshochlaufs. Ich
habe den Investitionshochlauf zu Beginn meiner Amtszeit im Deutschen Bundestag vorgestellt. Wir sind 2015
mit dem Investitionshochlauf gestartet, und wir gehen heute mit dem Haushalt 2016 den nächsten großen
Schritt: von einer Investitionslinie von 10,8 Milliarden
Euro in der Vergangenheit auf über 13 Milliarden Euro
in 2016.
Der Investitionshochlauf, lieber Herr Claus, ist real,
und er wird als Mobilitätsfortschritt auch überall sichtbar. Im Juli habe ich 70 Projekten mit einem Volumen
von rund 2,7 Milliarden Euro die Baufreigabe erteilt und
damit Straßenbauprojekte in ganz Deutschland gestartet.
({5})
Das waren Projekte, auf die die Regionen schon lange
gewartet haben.
Wir haben gleichzeitig das Prinzip „Erhalt vor Neubau“ gestärkt und erhöhen die Gelder im Bereich des
Erhalts von 2,5 Milliarden Euro im Jahr 2013 auf fast
4 Milliarden Euro in 2018.
Wir haben ein Brückenmodernisierungsprogramm mit
2 Milliarden Euro gestartet. Ich gebe hier auch die klare
Zusage, meine Damen und Herren: Jede Sanierungsmaßnahme an einer Brücke, die Baurecht erhält, wird auch
finanziert werden.
({6})
Wir binden mehr privates Kapital ein und setzen mit
einer neuen Generation von öffentlich-privaten Partnerschaften weitere elf Projekte in einer Größenordnung von
15 Milliarden Euro um.
({7})
Wir haben mit der Bahn eine neue Leistungs- und
Finanzierungsvereinbarung getroffen und investieren in
den kommenden Jahren 28 Milliarden Euro in die Schiene.
Wir haben die Regionalisierungsmittel für die Regionalverkehre der Länder von 7,4 Milliarden Euro auf
8 Milliarden Euro jedes Jahr erhöht. Das sind in der Summe der Laufzeit von 15 Jahren und mit den Steigerungen
150 Milliarden Euro. Meine Damen und Herren, so viel
Regionalisierungsmittel hat es noch nie gegeben. Das ist
ein Riesenerfolg.
({8})
Das ist die Leistungsbilanz der Großen Koalition nach
zwei Jahren aktivierender Mobilitätspolitik,
({9})
und so geht es auch weiter. Wir steigern die Investitionslinie im Haushalt des Bundesministeriums für Verkehr
und digitale Infrastruktur bis zum Jahr 2018 auf 14 Milliarden Euro - und das jedes Jahr, anhaltend, dauerhaft.
Das heißt, dass wir in dieser Wahlperiode fast 40 Prozent
mehr Investitionsmittel für die Infrastruktur schaffen.
Meine Damen und Herren, das hätten Sie sich zu Ihrer
Regierungszeit doch immer gewünscht. Ich weiß gar
nicht, was es daran zu kritisieren gibt. Es ist ein Riesenerfolg, dass wir endlich in der Lage sind, die notwendigen
Investitionen in unserem Land durch den Haushalt des
Verkehrsministeriums zu schultern.
({10})
Manchmal hat man das Gefühl, dass es einigen etwas
unangenehm ist, dass der Investitionshochlauf sich so
positiv entwickelt.
({11})
Den Verkehrsphlegmatikern unter Ihnen, die das Schwarzer-Peter-Spiel gerne weiterspielen würden, die in
Deutschland gerne nach dem Prinzip „Jeder würde ja
gerne was machen, aber der Bund kann es nicht bezahlen“ weitermachen würden, sage ich: Keiner kann heute
mehr sagen, es gäbe kein Geld, es gäbe keine Perspektive, es gäbe keine Planungssicherheit und keine Zusage
vom Bund. Die Investitionen des Bundes sind da, und
wir werden sie auch verbauen.
({12})
Den notorischen Verkehrspessimisten von den Grünen
sage ich: Sie wollen ja eigentlich keine Straßen bauen.
({13})
Sie wollen ja Straßen, Verkehr und Mobilität verhindern.
Das haben Sie ja auch diese Woche wieder eindrucksvoll
bewiesen.
({14})
Ihre Position zum Haushalt kann man ja im Internet
nachlesen. Herr Kindler, Herr Kühn, „Wir brauchen dringend ein Neubaumoratorium …“ wird da von Ihnen formuliert.
({15})
Ich sage Ihnen: Wer Neubau kategorisch ausschließt,
verhindert Kapazität im Netz und schickt die Autofahrer
in den Stau. Wir wollen das Gegenteil: Wir wollen neue
Straßen bauen, wir wollen bestehende Straßen modernisieren, und wir steigern die Lebensqualität in den Regionen. Das ist unsere Politik.
({16})
Lesen Sie doch nach, was Ihre Kollegen erzählen.
Toni Hofreiter: Das Geld wird falsch ausgegeben.
({17})
Sven-Christian Kindler: Investitionen in „Verkehrsprojekte von gestern“. - Ich darf Sie einmal daran erinnern,
dass aus meinem Investitionspaket vom Juli dieses Jahres
ein Großteil der Investitionen, über eine halbe Milliarde
Euro, in das Land Baden-Württemberg geflossen ist. Da
regieren doch Sie - noch.
({18})
Das heißt: In Stuttgart nehmen Sie das Geld gerne an, das
Sie hier verteufeln. Das ist Heuchelei!
({19})
Übrigens sind Sie, was die Digitalisierung angeht,
nicht sehr viel besser; auch das lassen Sie sich an dieser
Stelle sagen.
({20})
Ich habe beim Deutschen Arbeitgebertag, der in dieser
Woche stattfand, Ihrer Kollegin zugehört. Die hat sich
erdreistet, zu formulieren, Deutschland sei fast schon ein
digitales Entwicklungsland.
({21})
Meine Damen und Herren, das alles liegt nicht nur sachlich völlig daneben, sondern das ist auch eine grundfalsche Einstellung, wenn es um die Substanzrevolution der
Digitalisierung geht, die wir zum Erfolg führen müssen.
({22})
Wenn wir in diesem Wettbewerb bestehen wollen, dann
brauchen wir auch digitales Selbstbewusstsein. Das setzen wir um.
({23})
Beispielsweise haben wir beim Breitbandausbau in Europa die größte Dynamik. Das wurde uns auch vom
Wirtschaftsindex DIGITAL gerade erst bestätigt. International sind wir in Deutschland beim Breitbandausbau
von Platz 5 auf Platz 4 hochgerückt, weil wir mit unseren
Initiativen die Dynamik ausgelöst haben.
({24})
Wir haben zu Beginn der Wahlperiode gemeinsam
mit der digitalen Wirtschaft die Netzallianz Digitales
Deutschland gegründet, die allein in diesem Jahr 8 Milliarden Euro in den Breitbandausbau investiert. Wir haben
als erstes Land in Europa die 700-Megahertz-Frequenzen, die sogenannte Digitale Dividende II, versteigert
und die Erlöse zu 100 Prozent in den Breitbandausbau,
in die Erschließung von Kommunen und ländlichen
Räumen mit Breitband investiert und haben dafür in der
letzten Woche das Bundesförderprogramm für schnelles
Breitband auf den Weg gebracht. Insgesamt investiert
die Große Koalition jetzt 2,7 Milliarden Euro in die flächendeckende Versorgung mit mindestens 50 Mbit/s
in Deutschland. Meine Damen und Herren, der Haushalt 2016 ist der Startschuss für die Bundesförderung
und wird dem Breitbandausbau in Deutschland nochmals
zusätzliche Dynamik und zusätzlichen Schub verleihen,
sodass wir unsere Ziele an dieser Stelle auch erreichen.
({25})
Ich habe, sehr geehrte Frau Rößner von den Grünen,
die ganze Woche über Ihre Äußerungen zum Haushalt
wahrgenommen und festgestellt, dass Sie eine unglaubliche Begeisterung für den Breitbandausbau entwickelt
haben.
({26})
Ich kann Sie nur beglückwünschen, wenn Sie jetzt einen
schnellen Breitbandausbau fördern wollen. Da haben Sie
ja eine echte Lernkurve hingelegt. Ich zitiere einmal aus
dem Wahlprogramm der Grünen von 1987. Dort steht:
({27})
Die Grünen unterstützen den Widerstand gegen Informations- und Telekommunikationstechniken und fordern:
Stopp des Kabel- und Satellitenfernsehens, keine Digitalisierung der Fernsprecher, keine Glasfaserverkabelung.
({28})
Ich stelle fest: Die Grünen haben sich echt weiterentwickelt - vom Krötentunnel zur Datenautobahn. Gratulation!
({29})
Wir fördern das automatisierte und vernetzte Fahren,
die größte Mobilitätsrevolution seit der Erfindung des
Autos. Damit werden wir die Mobilität sicherer, sauberer
und effizienter machen. Verkehr wird vorhersehbar. Die
Kapazität auf der Autobahn wird über die Digitalisierung
um 80 Prozent steigen, und der Stau wird deutlich sinken. In den Städten wird die Kapazität um 40 Prozent
steigen. Unsere Automobilindustrie ist hier Innovationsführer. Wir wollen, dass wir die Ersten sind, wenn es um
den internationalen Wettlauf bei der Mobilität 4.0 geht.
Deswegen haben wir auf der IAA unsere umfassende Strategie vorgestellt, die alle Maßnahmen beinhaltet,
um das automatisierte und vernetzte Fahren schnellstmöglich auf die Straße zu bringen. Wir finanzieren im
Haushalt 2016 die Umsetzung dieser Strategie zum ersten Mal, indem wir einen eigenen Titel dafür geschaffen
haben.
Unser Haushalt ist nicht nur ein starker Investitionshaushalt, sondern auch ein aktiver Innovationshaushalt.
Die Schlüsseltechnologien im digitalen Zeitalter sichern
wir übrigens auch auf dem Digitalen Testfeld Autobahn,
das wir auf der A 9 einrichten. Wir bauen eine intelligente und volldigitalisierte Straße als Testfeld für die Automobilindustrie und für die Digitalwirtschaft und werden
neuste Innovationen beim automatisierten und vernetzten
Fahren - Auto-zu-Auto-Kommunikation, Auto-zu-Infrastruktur-Kommunikation - im Realverkehr auf der A 9
erproben.
Erst in der vorvergangenen Woche haben wir das Digitale Testfeld Autobahn mit einem neuen Mobilfunkstandard ausgestattet, nahe 5G. Das heißt, Echtzeitkommunikation kann jetzt auch auf dieser Straße simuliert werden.
Es ist für das zukünftige Zeigen der automatisierten
Mobilität enorm wichtig, dass die Autos miteinander in
Echtzeit kommunizieren können.
Meine Damen und Herren, das ist ein Projekt, das
weltweit Beachtung gefunden hat. Es ist ein Projekt, das
die Marke „German Autobahn“ weiter verstärkt. Das ist
ein Testfeld, das sich an anderer Stelle in der Welt nicht
reproduzieren und kopieren lässt. Deswegen ist es ein
echtes Leuchtturmprojekt für Deutschland. Es stärkt unsere Stellung als Innovationsführer und Autoland Nummer eins. Das nenne ich digitales Selbstbewusstsein.
({30})
Außerdem freue ich mich, dass es vor zwei Wochen in unserem Ministerium gelungen ist, den ersten Regierungs-Hackathon zu installieren, den BMVI
DATA-RUN. Dabei haben wir das Daten-Biotop, das uns
als Regierung zur Verfügung steht - in diesem Fall Mobilitätsdaten, Geodaten, Wetterdaten -, einer ganzen Reihe von Programmierern und Entwicklern zur Verfügung
gestellt, die die Chance haben, neue Angebote zu schaffen. Es war eine ausgesprochen gelungene Veranstaltung.
80 Programmierer haben sich 24 Stunden lang in unserem Haus mit diesen Daten beschäftigt und neue Produkte entwickelt. Wir werden einen Teil dieser entwickelten
Produkte weiter begleiten, unterstützen und fördern. Eine
Voraussetzung ist, wenn wir die Wertschöpfung von Big
Data in Deutschland erhalten wollen, dass wir die Daten,
die uns zur Verfügung stehen, den innovativen Unternehmen, den innovativen Entwicklern zur Verfügung stellen.
Ich will für mein Haus sagen: Dieser große Erfolg wird
in Zukunft fortgesetzt. Wir werden die Daten, die unserem Haus zur Verfügung stehen, weiterhin innovativen
Unternehmen als Open Data für die Entwicklung neuer
Produkte zur Verfügung stellen.
({31})
Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und
Kollegen, wir modernisieren und digitalisieren Deutschland. Der Investitions- und Innovationshaushalt 2016,
wie er von den Kolleginnen und Kollegen aus dem Haushalts- und dem Verkehrsausschuss vorbereitet wurde, ist
die Grundlage dafür. Damit ist auch die Grundlage für
Wachstum, für Arbeit und für Wohlstand in Deutschland
gelegt. Herzlichen Dank dafür!
({32})
Herbert Behrens ist der nächste Redner für die Fraktion Die Linke.
({0})
Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Präsident! Das, was eben vom Verkehrsminister dargestellt
worden ist, ist genau das, was Kollege Claus vorhin benannt hatte: Die Produktion von Sprechblasen, Ankündigungen und anderen Dingen ersetzt das, was wir eigentlich in der Verkehrspolitik erwarten müssen, nämlich
konkrete Antworten auf konkrete Herausforderungen.
({0})
Da bleiben Sie weit hinter dem zurück, was erforderlich
ist, auch hinter Ihren eigenen Ankündigungen. Ich finde,
Ihre Politik ist gescheitert.
({1})
Ein Synonym oder ein Sinnbild für dieses Scheitern
wurde schon genannt: Die Pkw-Maut, die zum 1. Januar 2016, also quasi in vier Wochen, eingeführt werden
sollte, ist gescheitert, weil in Europa kein Platz für eine
Ausländermaut ist. Auch sind Sie mit dem Ansatz gescheitert, wirklich zu einer Umverteilung des Verkehrs
zu kommen - weg von der Straße, hin zu den umweltfreundlicheren Verkehrswegen, zu Schiene und Wasserstraße.
Wahrscheinlich haben wir den Augenblick verpasst, in
dem die Chance bestanden hatte, zu einer Veränderung
in der Verkehrspolitik zu kommen, nämlich zu dem Zeitpunkt, als CSU-Chef Seehofer dann doch sein Versprechen nicht wahrgemacht hat, seine drei Minister aus dem
Kabinett herauszuziehen. Das war die letzte Chance, zu
einer Umkehr in der Verkehrspolitik zu kommen. Das ist
leider nicht passiert.
Wir werden uns also weiterhin mit Ihnen als Ankündigungsminister auseinandersetzen müssen, und das ist
bitter - bitter auch deshalb, weil bei den Koalitionspartnern von der CDU und der SPD leider nur ein Zugucken
festzustellen ist. Man lässt den Verkehrsminister gewähren, man fällt ihm nicht in den Arm. Aber Sie müssen das
doch endlich stoppen, damit es nicht so weitergeht.
Dringend nötige verkehrspolitische Entscheidungen
wie beispielsweise die Neubewertung der vielen, vielen
Projekte, die im neuen Bundesverkehrswegeplan stehen,
den wir nicht kennen, bleiben aus. Hier werden Entscheidungen getroffen, die möglicherweise nach Vorlage des
Bundesverkehrswegeplans anders zu bewerten wären.
Wie gehen Sie denn mit den Plänen um, ein wirklich zukunftsweisendes Verkehrsnetz aufzubauen, wenn Sie gar
nicht wissen, auf welcher Grundlage wir uns bewegen?
Das gilt ebenso für den Infrastrukturbericht. Es wäre
doch sinnvoll, zu wissen: Wie sieht es denn eigentlich bei
uns in der Republik aus? Was muss an welchen Stellen
gemacht werden? Auch da gibt es nur Ankündigungen,
ansonsten: Fehlanzeige. Das ist nicht hinnehmbar, das ist
verantwortungslos, das ist keine Verkehrspolitik.
({2})
Es wäre eine kleine Chance, sich den Änderungs- und
Entschließungsanträgen zuzuwenden. Damit besteht zumindest die Möglichkeit, zu sagen: Wir steuern um. - Sie
können beispielsweise unserem Antrag und auch dem der
Grünen folgen, und die 11,2 Millionen Euro, die immer
noch in eine wahrscheinlich nicht kommende Pkw-Maut
investiert werden - in Personal, in Gutachten -, einfach
streichen.
({3})
Das Geld könnte man sicherlich besser nutzen, um Leute zu unterstützen, die sich intensiv ehrenamtlich in der
Flüchtlingshilfe engagieren.
Diese Politik des Bundesverkehrsministers darf nicht
fortgesetzt werden. Wir brauchen ein handlungsfähiges
Verkehrsministerium, zum Beispiel, um den großangelegten Betrug bei den Abgaswerten aufzuarbeiten. Eine
Untersuchungskommission wurde eingerichtet. Ergebnisse der Untersuchungskommission: Fehlanzeige.
({4})
All das, was hier auf den Tisch gebracht worden ist - dass
nicht nur die USA betroffen sind, sondern auch der europäische Markt betroffen ist, dass nicht nur bei Stickoxiden manipuliert worden ist, sondern auch bei Abgaswerten, beim CO2-Ausstoß getäuscht worden ist, dass der
VW-Konzern nicht isoliert so vorgegangen ist, sondern
auch andere Automobilfirmen dabei waren -, wurde nicht
von der Untersuchungskommission herausgefunden,
sondern beruhte auf Geständnissen in der Öffentlichkeit
oder wurde durch Untersuchungen von Initiativen zutage
gebracht. Bei Ihnen ist da absolute Fehlanzeige. Sie sind
Ihren Aufgaben nicht gerecht geworden. Auch da sind
Sie massiv gescheitert. Diese Bilanz ist ein extremer Gegensatz zu dem, was wir eben gehört haben.
Investitionshochlauf - diesen Begriff mag niemand
mehr hören,
({5})
weil er ein Euphemismus ist. Dasselbe gilt für „Investitionsoffensive“ oder die These, dass wir uns mit Mehrausgaben eine vernünftige Verkehrsinfrastruktur gönnen
wollen. All das findet nicht statt, es sind lediglich Ankündigungen.
Schauen wir uns die Ausgaben an, stellen wir Folgendes fest: 5,7 Milliarden Euro sind für Investitionen vorgesehen, 2,9 Milliarden Euro davon für den Erhalt. Wo
bleibt denn die auch von Ihnen geforderte Priorisierung,
mehr in den Erhalt als in den Neubau zu stecken? Das
sind nicht einmal die 65 Prozent, die Sie in Ihrem Entschließungsantrag gefordert haben. Auch da bleiben Sie
weit hinter dem zurück, was Sie angekündigt hatten.
Aber selbst diese 50 Prozent sind nicht sicher. Da ist
ein Blick in den Verkehrshaushalt 2014 ganz hilfreich,
anhand dessen wir festgestellt haben, dass beim Haushaltsvollzug massiv Fehler gemacht worden sind. Sie
haben Ihr Ministerium da nicht im Griff. Sie haben, weil
die Gelder gegenseitig deckungsfähig sind - vom Neubau darf in den Erhalt umgeschichtet werden und umgekehrt -, genau diesen Weg genommen: Sie haben noch
einmal 400 Millionen Euro - Mittel, über deren Verwendung nicht vom Bundestag beschlossen worden ist -, die
für den Erhalt vorgesehen waren, en passant in den Neubau rübergeschoben. Das ist eine falsche Politik, die wir
nicht akzeptieren, und darum sprechen wir ganz deutlich
vom Scheitern Ihrer Verkehrspolitik.
({6})
Meine Redezeit reicht leider nicht aus, um die Liste
der Versäumnisse und Fehler komplett abzuarbeiten:
Ich kann leider nichts dazu ausführen, dass Sie auch
in der Infrastrukturpolitik, was den Breitbandausbau anbetrifft, massiv versagen, indem Sie die Technologie von
morgen mit einer Technologie aus dem letzten Jahrhundert realisieren wollen. Das passt wohl nicht zusammen.
Ich kann nichts dazu sagen, wie Sie mit diesem merkwürdigen, undurchschaubaren Toll-Collect-Deal bei der
Ausweitung der Lkw-Maut auf alle Bundesstraßen agiert
haben.
Ich kann nichts Weitergehendes dazu ausführen, was
die ÖPP-Projekte für die Zukunft bedeuten. Die jungen
Leute, die hier auf der Tribüne sitzen, können heute schon
aus den hier beschlossenen ÖPP-Projekten ablesen, dass
sie für Fehlentscheidungen, die heute hier getroffen werden, werden zahlen müssen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, dieser Verkehrsminister ist nach der halben Wahlperiode am Ende.
Mehrausgaben im Verkehrshaushalt können das nicht
überdecken. Wir brauchen einen Neuanfang mit neuem
Personal.
Vielen Dank.
({7})
Ich erteile der Kollegin Kirsten Lühmann für die
SPD-Fraktion das Wort.
({0})
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr
geehrte Zuhörende! Haushaltsdebatten, zumal solche im
Verkehrsbereich, sind oft Zahlenspielereien. Wir haben
es auch heute mehrfach gehört: Wenn es mehr Geld gibt,
ist man bei den Siegern; wenn es weniger Geld gibt, fühlt
man sich als Verlierer. So gesehen sind wir im Bereich
Verkehr bei den Siegern, denn wir haben im nächsten
Jahr über 700 Millionen Euro mehr für die Verkehrsinfrastruktur. Und wir haben mit den inzwischen verabschiedeten Richtlinien für den Breitbandausbau und den
dafür zur Verfügung stehenden Geldern den Einstieg in
den flächendeckenden Breitbandausbau in Deutschland
geschafft, und das ist gut so.
({0})
Aber wir wissen auch: Geld allein ist nicht entscheidend. Entscheidend sind die Ziele, die wir mit diesem
Geld verfolgen. Daher haben wir zum Beispiel beim
Straßenausbau mit dem Grundsatz „Erhalt vor Neubau“
klare Ziele gesetzt. Ich denke, wir werden im nächsten
Jahr noch einmal über die ersten Zwischenergebnisse und
weiter führende Konzepte reden, nämlich dann, wenn der
Straßenzustandsbericht und die ersten Ergebnisse unserer Veränderungen in der Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft vorliegen. Dann, wenn wir über Fakten
reden können und nicht mehr über Vermutungen, werden
wir sehen, wie dieses neue Konzept Wirkungen entfaltet.
({1})
Heute möchte ich aber über einen anderen Aspekt
reden. Wir sind uns auch darüber im Klaren, dass der
Verkehr für gesellschaftliche Teilhabe, für unseren Wohlstand, unser wirtschaftliches Wachstum zwar notwendig
ist, mit dem Verkehr aber auch Belastungen für die an
Verkehrswegen wohnenden Menschen verbunden sind.
Hier brauchen wir Investitionen, um die Belastung möglichst gering zu halten. Daher haben wir - es wurde heute schon mehrfach angesprochen - die Auslösewerte für
freiwillige Lärmschutzmaßnahmen gesenkt und an die
Werte für die Straße angepasst; denn den Menschen ist es
relativ egal, woher der Lärm kommt. Er stört sie, und sie
erwarten, dass wir etwas dagegen tun.
Bei Neubaustrecken machen wir das sehr effektiv.
Sie haben mit Sicherheit auch in Ihren Wahlkreisen mit
Menschen gesprochen, bei denen Maßnahmen im Rahmen des sogenannten vorsorgenden Lärmschutzes bei
Neubau- oder Ausbaumaßnahmen durchgeführt wurden.
Ich habe durchweg sehr positive Rückmeldungen bekommen. Dort wird „ohrenscheinlich“ sehr viel geleistet.
Für die Akzeptanz des ökologisch, sozial und ökonomisch so wichtigen Verkehrsträgers Schiene ist so etwas
entscheidend; aber, liebe Kollegen und Kolleginnen,
besser werden müssen wir noch in den Fällen, in denen
der Schienenverkehr zunimmt, ohne dass entsprechende
Ausbaumaßnahmen vorgenommen werden, sodass sich
der Lärm deutlich erhöht.
Erste Schritte machen wir mit unserem Programm des
freiwilligen Lärmschutzes, also der freiwilligen Lärmsanierung und der Absenkung der Auslösewerte. Aber auch
bei der Umsetzung der freiwilligen Maßnahmen sehen
wir noch Optimierungsmöglichkeiten. Schließlich wollen wir im nächsten Jahr bis zu 150 Millionen Euro in
diesen Bereich investieren, damit die Menschen an Bestandsstrecken besser vor Lärm geschützt werden. Ich
habe auch mit diesen Menschen gesprochen. Sie haben
mir gesagt, dass bei der Umsetzung der Maßnahmen
noch einiges getan werden kann, und das sollten wir auch
tun. Wenn wir so viel Geld ausgeben, dann erwarten wir
auch, dass es den gewünschten Effekt hat. Darum haben
wir unsere Richtlinien zu verändern.
({2})
Hierbei meine ich nicht nur die Forschung im Bereich
„sinnvolle Lärmminderungstechniken“. Hier sind wir
schon sehr weit, wenn auch nicht alle Techniken den gewünschten Effekt erzielen. Die verstärkten Schienenprofile zum Beispiel haben nicht das gebracht, was wir uns
erhofft haben. Schienenstegdämpfer hingegen sind sehr
effektiv, und wir werden sie weiter einsetzen.
Im Rahmen diverser Bürgerbeteiligungsverfahren,
die in den letzten Jahren durchgeführt wurden, haben
wir festgestellt, dass die Menschen durchaus bereit sind,
steigenden Güterverkehr auf der Schiene zu akzeptieren,
aber nur, wenn wir ihnen zusichern, dass wir sie ausreichend vor der Zunahme des Lärms schützen. Recht haben sie!
({3})
Gerade in diesem Bereich wird es durch internationale
Verpflichtungen beim Ausbau der transeuropäischen Netze in den nächsten Jahren zu deutlichen Ausweitungen
kommen. Wir müssen uns daher ernsthafte Gedanken
über die Ausgestaltung des Lärmschutzes in diesen Bereichen machen.
Wir haben uns von der Pällmann-Kommission, der
Daehre-Kommission und auch von der Bodewig-Kommission in regelmäßigen Zyklen sagen lassen müssen,
welche Versäumnisse es im Bereich Verkehrsinfrastruktur in Deutschland gegeben hat. Für die Verkehrswege,
die in Bundesverantwortung sind, können wir nun mit
Blick auf die Höhe der Investitionen, die Rahmensetzung
und die klaren Prioritäten sagen: Wir schaffen eine echte
Verkehrsnetzpolitik, meine Herren und Damen. Der vorliegende Haushalt ist ein wichtiger Schritt zu ihrer Verwirklichung.
Herzlichen Dank.
({4})
Nächster Redner ist der Kollege Matthias Gastel,
Bündnis 90/Die Grünen.
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Wir diskutieren über den Einzelplan 12. Die
Zwölf ist in der Mathematik eine erhabene Zahl, für diesen Haushalt gilt diese Bezeichnung leider nicht.
Herr Dobrindt, Ihre Bilanz als bayerischer Landesminister im Bundeskabinett ist leider alles andere als herausragend. Das Einzige, womit Sie sich als Minister beschäftigen, ist der Bereich der Straßen. Lassen Sie mich
als Beispiel den Bundesverkehrswegeplan herausgreifen.
Sie sind gut gestartet, indem Sie gesagt haben: Hier gibt
es eine Priorisierung anhand von Sachkriterien ohne politische Einflussnahme. - Sie haben diese Aussage dann
selber ad absurdum geführt mit Ihren Dutzenden von
Baufreigaben, ohne dass deren Sinnhaftigkeit tatsächlich
geprüft wurde. Sie haben vor allem den Bau von Straßen
in Bayern und in Ihrem eigenen Wahlkreis ohne eine solche Prüfung freigegeben.
({0})
Im Abgasskandal ist auch zwei Monate nach dem
öffentlichen Bekanntwerden dieses Skandals unklar, ob
diese Bundesregierung Maßnahmen für erforderlich hält.
Bei Ihnen geht es nicht um das Wie, bei Ihnen geht es immer noch um das Ob, und das ist ein Skandal im Skandal.
Herr Minister, damit sind Sie ein Risiko für den Automobilstandort Deutschland. Sie klären nicht auf, sondern
Sie sitzen aus.
({1})
Sie verhindern und verschleppen technologische Innovationen, die dringend notwendig wären. Wo ist denn
beispielsweise Ihr Elektromobilitätsgesetz, auf das schon
so lange gewartet wird? Wir warten aber auch in anderen Bereichen: Wir warten schon lange auf das Carsharing-Gesetz, um die Parkregelung in Form der Vorrangregelung für Carsharing-Fahrzeuge endlich rechtssicher
gestalten zu können. Da kommt von Ihnen nichts.
Im Bahnbereich sieht es leider genauso trostlos aus.
Dieser Bereich ist gnadenlos unterfinanziert. Jede zwanzigste Brücke ist abbruchreif. Wir haben Engpässe, die
zu Verspätungen im Personenverkehr führen. Sie haben
dafür keinerlei Lösungen. Wo bleibt Ihr Eisenbahnregulierungsgesetz? Das ist längst überfällig. Die EU hat eine
klare Vorgabe gemacht, bis wann es hätte da sein müssen.
Sie werden sich um mindestens ein Jahr verspäten. So
geht das nicht weiter. Der Erhöhung der Trassenpreise
ist Einhalt zu gebieten. So geht auch das nicht weiter.
Wir brauchen im Personenfernverkehr einen regulierten
Wettbewerb, der funktioniert. Bei Ihnen herrscht aber absoluter Stillstand.
Genauso ist es im Bereich Schienenlärm. Wir brauchen Maßnahmen zur Reduzierung des Schienenlärms,
die schnell greifen, damit die Akzeptanz des Güterverkehrs steigt. Aber auch hier warten wir schon lange auf
Ihr Gesetz. Wo ist das Gesetz, mit dem Sie die lauten
Güterwagen verbieten? Sie werden Ihr Ziel, den Schienenlärm bis 2020 zu halbieren, gnadenlos verfehlen. Sie
sind mit Ihren Zielsetzungen krachend gescheitert.
({2})
Auch im Fahrradbereich sieht es nicht besser aus. Immer mehr Menschen fahren Fahrrad. Sie haben in diesem Bereich kein Ziel und keine Ideen, die Sie umsetzen
könnten.
({3})
In diese Lücke tritt jetzt Umweltministerin Hendricks.
Sie hat ein interessantes Papier vorgelegt - das hätten wir
von Ihnen erwartet -: Vorrang für den Fuß- und RadverKirsten Lühmann
kehr in den Städten, Vorrang für den öffentlichen Verkehr. Von Ihnen kommt nichts.
({4})
Die Mittel für den Radwegebau stagnieren auf gekürztem
Niveau.
Herr Minister, Sie wären so gerne Minister für Mobilität. Sie stehen aber für nichts anderes als für Stillstand.
Sie wären so gerne Minister für Modernität. Sie stehen
aber für eine gescheiterte Verkehrspolitik von vorgestern. Sie haben keinen Plan, wie mit dem Abgasskandal
umgegangen werden sollte. Sie haben keinen Plan, wie
auf die veränderten Mobilitätsweisen der Menschen reagiert werden kann. Sie haben keinen Mut, den Bundesverkehrswegeplan nach Sachkriterien anstatt nach politischer Einflussnahme aufzustellen. Und Sie haben keinen
Mut, dem öffentlichen Verkehr und dem Radverkehr Vorfahrt einzuräumen.
({5})
Nun erhält der Kollege Alexander Funk für die CDU/
CSU-Fraktion das Wort.
({0})
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lieber Herr Gastel, das waren leider nur persönliche
Angriffe auf den Minister, ohne jegliche politische Substanz.
({0})
Sie haben die Freigabe der Straßenbauprojekte angesprochen und unterstellt, da hätte es keine Prüfung gegeben.
Allein daran sieht man, welche Ideologie Sie vertreten.
({1})
Sie haben offenbar eine seltsame Vorstellung von der
Prüfung von Straßenbauprojekten in Deutschland. Allein
das Planungsverfahren ist wohl das umfangreichste Prüfverfahren weltweit.
({2})
Ich empfehle Ihnen, bei einer Rede zwischendrin einfach
einmal ein wenig Luft zu holen und vielleicht auch vorher ein wenig nachzudenken.
({3})
Sie haben hier von erhabenen Zahlen gesprochen und
eine unterirdische Rede gehalten.
({4})
Meine Damen und Herren, wenn ich diese Haushaltsdebatte mit der im vorigen Jahr vergleiche, fällt mir vor
allen Dingen auf, dass dieses Jahr die schwarze Null
kaum ein Thema war. Im vergangenen Jahr wurde noch
die solide Finanzpolitik in den Mittelpunkt gestellt. Da
stand das Erreichen der schwarzen Null - keine neuen
Schulden - im Fokus. Scheinbar wird diese solide Finanzpolitik jetzt schon als Normalität verstanden. Ich
halte das für alles andere als normal, sondern für eine
hervorragende Leistung dieser Großen Koalition, auf die
wir stolz sein dürfen.
({5})
Insofern danke ich sowohl dem Finanzminister als auch
den Haushältern, dass sie daran festhalten, keine neuen
Schulden zu machen, und dadurch den zukünftigen Generationen einen Handlungsspielraum lassen.
Wir haben in dieser Woche alle Einzelpläne debattiert,
und für alle wurden konkrete Antworten auf die konkreten Herausforderungen gefunden. Durch alle Einzelpläne
wurde unsere solide Finanzpolitik dokumentiert und gezeigt, dass wir die Herausforderungen annehmen. Trotzdem behaupte ich: Das Beste kommt zum Schluss - der
Verkehrsetat.
({6})
Er ist der Zukunftsetat, der Etat, der die Weichen für unsere wirtschaftliche Zukunft stellt. Eine funktionierende
Infrastruktur ist dabei unerlässlich, und deshalb stellen
wir - das wurde heute in der Debatte schon häufiger angesprochen - trotz der schwarzen Null zusätzliche Mittel
bereit, um unser Straßennetz, aber auch das Schienennetz
zu modernisieren und zu erhalten. Dabei haben wir die
Priorität ganz klar auf Erhalt vor Neubau gesetzt.
Aber so gut die zusätzlichen Mittel im Verkehrsbereich sind, so wichtig ist es, dass sie effizient und zeitnah
umgesetzt werden. Ich erinnere an die Debatte bei der
Einbringung des Haushalts und an die Diskussion zwischen Herrn Vaatz und Frau Hagedorn über das Thema
Infrastrukturgesellschaft des Bundes. Es ist natürlich
wichtig, dass die Länder baureife Projekte voranbringen.
Aber ich möchte zu dieser Debatte drei Gedanken beisteuern:
Erstens. Finanzschwache Länder haben zunehmend
Probleme, die baureifen Projekte voranzutreiben.
({7})
Im Sommer wurden die mehrmals genannten 2,7 Milliarden Euro für baureife Projekte freigegeben. Als Vertreter
des Saarlandes muss ich sagen: Leider war kein saarländisches Projekt dabei, weil es im Saarland kein baureifes
Projekt gibt.
({8})
- Ich lade Sie gerne einmal zu einer Wanderung im Saarland ein.
Zweitens gibt es eine Diskrepanz bei der Erstattung
der Planungskosten durch den Bund. Wenn die Deutsche
Bahn 19 Prozent der Planungskosten erstattet bekommt
und die Länder lediglich 3 Prozent, dann sollte man auch
an dieser Stelle einmal darüber diskutieren, ob nicht eine
Anpassung sinnvoll wäre.
({9})
Drittens möchte ich den Präsidenten des Bundesrechnungshofes zitieren, der schon vor zehn Jahren kritisiert
hat, dass die Straßenbauverwaltungen wenig effizient
arbeiten. Er hat vorgeschlagen, die Aufgaben- und Kostenverantwortung auf einer zentralen staatlichen Ebene
zusammenzuführen. Konkret hat er vorgeschlagen, dass
die vollständige Verantwortung für Planung, Bau und
Unterhaltung der Bundesautobahnen beim Bund liegen
soll und im Gegenzug die Länder die vollständige Verantwortung für die Bundesstraßen übernehmen sollen,
zumal sich das Autobahnnetz seit 1950 versechsfacht
hat und damit die Bedeutung der Bundesstraßen für den
überörtlichen Verkehr in den Hintergrund getreten ist.
Das sind Überlegungen, über die man nicht mehr lange diskutieren sollte, weil die Debatte schon über zehn
Jahre andauert. Jetzt muss endlich eine Entscheidung in
dieser Frage getroffen werden.
Der Einzelplan besteht aber nicht nur aus der Straßeninfrastruktur, sondern er ist ein Schwerpunkt, was
Investitionen in die Zukunft anbelangt; denn damit
schaffen wir die Grundlage für unseren wirtschaftlichen
Wohlstand in wenigen Jahren. Dabei geht es um die Forschungsgelder für neue Antriebstechnologien, den Ausbau der Elektromobilität durch neue Ladestationen und
auch um das bereits angesprochene automatisierte Fahren und die Teststrecke A 9.
Ein ganz wesentlicher Punkt ist der Breitbandausbau. Schnelles Internet ist unser Ziel. Rund 2,7 Milliarden Euro stehen zur Verfügung, rund 2 Milliarden Euro
kommen im kommenden Jahr vom Bund. Ich habe festgestellt, dass die Grünen auf ihrer Internetseite ein bisschen Klamauk machen, indem man jetzt testen kann, wie
schnell die Internetverbindung zu Hause ist.
({10})
- Oder wie langsam sie ist. ({11})
Aber das löst ja nicht das Problem.
({12})
Wir brauchen Ideen und Konzepte, wie wir schnelles Internet in die Fläche bringen.
({13})
Was wir nicht brauchen, ist Nörgeln, Zweifeln und der
Klamauk, den Sie hier machen.
Das ist der Unterschied zwischen den Grünen und
dem, was die Große Koalition leistet: Wir handeln in diesem Bereich. Wir haben jetzt ein Förderprogramm aufgelegt. Die Richtlinien sind klar. Wir helfen den Ländern
und Kommunen, den Breitbandausbau voranzutreiben.
Es darf sehr wohl die Frage gestellt werden, was Sie in
den Ländern, in denen Sie Verantwortung tragen, in diesem Bereich machen.
({14})
Die Digitalisierung ist kein Klamauk, kein Selbstzweck, sondern sie entscheidet, wie bereits erwähnt, über
unsere wirtschaftliche Zukunft. Denn schon heute können wir feststellen, dass Wertschöpfung in Deutschland
verloren geht.
Ich erwähne an dieser Stelle das Beispiel meines
Wahlkreisbüros. Früher konnte ich immer sagen: Es
liegt über dem Schuhgeschäft. - Mittlerweile gibt es das
Schuhgeschäft nicht mehr. Ich weiß nicht, wer von Ihnen
schon einmal im Internet Schuhe gekauft hat.
({15})
Das darf natürlich jedem selbst überlassen bleiben. Aber
Fakt ist, dass der Immobilienbesitzer, der Besitzer des
Schuhgeschäfts, früher indirekt an den Schuhen mitverdient hat. Mittlerweile gibt es einen großen Schuhinternethandel, der jedes Jahr mehrere 100 Millionen Euro an
einen Suchmaschinenanbieter überweist, und zwar dafür,
dass, wenn man dort den Suchbegriff „Schuhe“ eingibt,
als Treffer zuerst dieser Internethandel angezeigt wird.
({16})
Es kommt zu einem Verlust der Wertschöpfung. Denn
früher hat der Immobilienbesitzer noch in meinem Wahlkreis gekauft. Aber der Internetanbieter kauft im Zweifelsfall nicht in Deutschland, sondern im Ausland. Es gehen also mehrere 100 Millionen Euro an Wertschöpfung
verloren.
({17})
Deshalb ist es so wichtig, dass wir den digitalen Anschluss
nicht verlieren, dass wir im Bereich Industrie 4.0 - wenn
Maschinen miteinander kommunizieren - vorangehen
und in Zukunft nicht noch mehr Wertschöpfung durch
Lizenzgebühren, die unsere Unternehmen dann vielleicht
an ausländische Softwareanbieter überweisen müssen,
ins Ausland verlagert wird.
({18})
In den USA gibt es ein Modellprojekt, in dessen Rahmen Häuser mit Glasfaseranschlüssen ausgestattet wurden. Das hatte zur Folge, dass es dort einen regelrechten
Boom an Start-ups gegeben hat. Genau das ist es, was
wir auch in Deutschland brauchen. Wir brauchen keine
Miesmacher. Wir brauchen keine Leute, die alles zerreden. Wir brauchen keine Leute, die sich über die Breitbandstrategie lustig machen. Wir brauchen einen Wettbewerb an Ideen.
({19})
Wir brauchen neue Unternehmer, die sich etwas zutrauen
und zukunftsfähige Arbeitsplätze schaffen.
({20})
Dieser Haushalt bildet die Grundlage dafür. Daher danke
ich allen, die daran mitgewirkt haben.
({21})
Nächste Rednerin ist die Kollegin Tabea Rößner,
Bündnis 90/Die Grünen.
({0})
Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Herr Minister
Dobrindt, Sie haben es schon erkannt: Ich habe einmal
versucht, mich in Sie hineinzuversetzen.
({0})
Da wird man Bundesminister, geht mit einer steilen
Ansage - 50 Mbit/s bis 2018, und das flächendeckend -
an die Öffentlichkeit, und anders als bei allen anderen
Ansagen Ihrer Vorgänger nimmt man Sie plötzlich sogar
ernst und erwartet, dass Sie das umsetzen. Geld hatten
Sie dafür anfangs auch keines.
({1})
Aber auch die Wirtschaftsunternehmen in Ihrer Netzallianz sind nun nicht mehr so richtig begeistert von Ihren
schneidigen Ankündigungen.
({2})
Da wird man vom Held im strahlenden Anzug ganz
schnell zum Ritter von der traurigen Gestalt. Denn seien
wir einmal ehrlich - das ist wahrlich kein Klamauk, Herr
Funk -: Sie verbocken gerade den Breitbandausbau in
Deutschland.
({3})
Ihre 2 Milliarden Euro für die Förderung kommen
nur peu à peu, und ein Teil des Geldes ist nicht einmal
gegenfinanziert. Ihr Förderprogramm - an dem Ihr Ministerium so lange gearbeitet hat, dass es bis 2018 wirklich eng wird - ist viel zu kurz gegriffen, ohne vorherige
Bedarfsanalyse, und - das ist das Schlimmste - es kann
den Breitbandausbau sogar zurückwerfen. Das schreibt
jedenfalls der Bundesrechnungshof. In einem absolut
vernichtenden Bericht heißt es:
Das BMVI meldete Haushaltsmittel in Milliardenhöhe für den Breitbandausbau an, ohne vorher den
tatsächlichen Mittelbedarf zu erheben.
Bei Ihrem 2-Milliarden-Euro-Förderprogramm hätte sich
Ihr Ministerium vorher keinen Überblick über die notwendigen Ausbaumaßnahmen verschafft. Sprich: Sie haben Ihre Hausaufgaben nicht gemacht.
({4})
Noch eine Kritik des Bundesrechnungshofs: Sie hätten nicht geprüft, ob innovative oder etablierte Übertragungstechnologien gefördert werden sollen, also Glasfaser oder Kupfer. Jetzt kommen meine zwei Lieblingssätze
aus dem Bericht:
Abgesehen werden sollte von technischen Varianten, deren Übertragungsquoten in absehbarer Zeit
nicht mehr ausreichen. Wegen neuerlichen Investitionsbedarfs könnten diese Varianten den Bundeshaushalt in Kürze zum zweiten Mal belasten und
insgesamt zu höheren Ausgaben führen.
Da hat der Bundesrechnungshof mal eben Ihre Breitbandförderkriterien genommen und sie Ihnen links und
rechts um die Ohren gehauen, Herr Minister.
({5})
Genau das ist das Problem: Mit der Ausgestaltung der
Förderkriterien werden zukunftsfähige und nachhaltige
Lösungen wie Glasfaser de facto benachteiligt. Stattdessen versenkt der Minister 2 Milliarden Euro in Kupfer
und Vectoring. Rückwärtsgewandte Förderpolitik für
rückwärtsgewandte Technologien! Die Bedarfe werden
steigen und die 50 Mbit/s werden nur eine Wegmarke
sein. Wir sagen: in die Zukunft investieren und Geld in
den Glasfaserausbau. Ja, Glasfaserausbau. Wir sind immerhin lernfähig.
Wenn Sie schon alte Parteiaussagen zitieren, lieber
Herr Dobrindt: Wie sieht es denn mit dem Wahlplakat
der CSU aus dem Jahr 1949 aus,
({6})
auf dem stand: „Vertriebene! Eure Not ist unsere Sorge.
Gemeinsam schaffen wir’s“?
({7})
Davon sehe ich dieser Tage nicht viel bei der CSU, das
nur nebenbei.
({8})
Also Glasfaser! Verkaufen Sie die Telekomaktien, und
gründen Sie mit den 10 Milliarden Euro eine Bundesbreitbandgesellschaft. Gemeinsam mit den Kommunen
können wir so die passive Infrastruktur ausbauen, finanzieren und verpachten. Und dann kommt von dem Geld
sogar wieder etwas zurück.
Ich weiß, Sie und Ihre Kollegen werfen uns Grünen
immer vor, wir seien kleinkariert.
({9})
Aber im Gegensatz zu Ihnen wollen wir das große Karo.
Vielen Dank.
({10})
Andreas Rimkus ist der nächste Redner für die
SPD-Fraktion.
({0})
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Man muss Dinge
oftmals betonen und wiederholen: Infrastruktur braucht
Akzeptanz. Akzeptanz wächst durch Vertrauen. Vertrauen wächst durch eine gute Geschichte.
Gerade jetzt gilt es, Vertrauen wiederzugewinnen. Das
schaffen wir allerdings nur, wenn wir uns noch beherzter
als zuvor den Herausforderungen der ökologischen Wende auch und gerade im Mobilitätsbereich stellen. Ich finde, dafür haben wir mit dem vorgelegten Haushalt einen
wichtigen Grundstein gelegt. Mit den Mitteln für das Zukunftsinvestitionspaket setzen wir ein wichtiges Signal
für den Erhalt und Ausbau unserer guten Infrastruktur,
und zwar nicht nur des Betons, sondern auch in der Frage
des technischen Fortschritts.
Unsere gemeinsamen Klimaziele mahnen uns, nicht
auf Wunder zu warten, sondern entschlossen zu handeln. Wenn wir die Treibhausgasemissionen bis 2020
um gut 40 Prozent reduzieren wollen, wenn wir im Verkehrssektor mindestens 7 Millionen Tonnen CO2 einsparen wollen, wenn wir 2020 einen Flottengrenzwert von
95 Gramm CO2 pro Kilometer erreichen wollen, dann
brauchen wir die Energiewende im Verkehr nicht morgen, sondern heute. Dann kommen wir auch nicht darum
herum, neben der Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen, beispielsweise für den Aufbau von Ladesäulen und das Laden, weitere fiskalische Maßnahmen
auf den Weg zu bringen.
({0})
Ich kann sagen: Vieles haben wir schon erreicht.
Mit den Schaufenstern und Modellregionen haben wir
tolle Projekte im Bereich der Elektromobilität angestoßen. Mit dem Nationalen Innovationsprogramm haben
wir ein Programm etabliert, das Leuchtturmprojekte im
Bereich der Brennstoffzellen- und Wasserstofftechnologie vorantreibt. Wir haben es nicht nur geschafft, das
NIP I auszufinanzieren, sondern wir haben, liebe Bettina
Hagedorn, auch die Voraussetzungen im Haushalt 2016
und im Finanzplan bis 2019 dafür geschaffen, dieses tolle Programm mit einem NIP II weiterzuführen, um die
Marktdurchdringung mit Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie erfolgreich zu begleiten. Das ist nicht
nur eine Huldigung des bereits Erreichten, sondern vor
allen Dingen ein Bekenntnis zu Technologieoffenheit im
Mobilitätssektor.
Grundlage für den Erfolg dieser Aufgabe wird es
sein, eine zuverlässige und auskömmliche Finanzierung
von Förderprojekten im Bereich der Elektromobilität zu
schaffen. Ob allerdings der Energie- und Klimafonds die
nötige Verlässlichkeit bietet, wage ich auch heute zu bezweifeln. Wie der Rechnungshof schon im März 2014
feststellte, sind die unsicheren Einnahmen über den
Emissionshandel - ich zitiere - „nicht geeignet, um die
politisch gewünschten zusätzlichen Ausgaben für die
Energiewende und den Klimaschutz dauerhaft verlässlich zu finanzieren“.
Darüber werden wir weiter offen reden müssen; denn
wir alle haben ja ein gemeinsames Interesse an der erfolgreichen Weiterführung der laufenden Projekte.
({1})
Wir müssen die Elektromobilität etablieren. Wir brauchen - ausgehend davon, dass die Kommunen zum einen selbst Fuhrparke und Fahrzeugflotten betreiben und
zum anderen für die Mobilitätsplanung vor Ort zuständig sind - weitere Maßnahmen, um die Marktdurchdringung von Elektromobilität voranzutreiben. Ich begrüße
deswegen ausdrücklich, dass wir mit der Richtlinie auch
Forschungs- und Entwicklungsvorhaben fördern werden; denn ich bin sicher, dass der heutige technologische
Stand nicht das Ende der Fahnenstange ist.
Ich danke besonders meinem Kollegen Arno Klare,
nicht nur, weil ich ihm gerne danke,
({2})
sondern weil er in der Debatte immer wieder anmahnt,
ohne Denkverbote voranzugehen. Das ist, finde ich, gerade im Vorfeld der Weltklimakonferenz notwendig. Ja,
lassen Sie uns über Beschaffungsrichtlinien, Quoten, Anreizprogramme, Tank- und Ladeinfrastruktur reden, und
das nicht irgendwann in ferner Zukunft, sondern jetzt.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, vor einem Jahr habe
ich Sie im Plenum eingeladen, an der Geschichtsschreibung, an dem Narrativ über die moderne Mobilität mitzuschreiben. Das mache ich auch heute. Ich frische die
Aufforderung auf und freue mich über jeden Mitstreiter,
der Lust und Laune hat, daraus eine Erfolgsgeschichte
zu machen.
Vielen Dank und schönes Wochenende.
({3})
Das Wort erhält nun der Kollege Ulrich Lange für die
CDU.
({0})
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir
haben Modernität und Mobilität in diesem Land mit dem
Investitionshochlauf energisch vorangetrieben.
({0})
Lieber Kollege Claus! Er ist aber schon aufgewacht! Herzlichen Dank, lieber Bundesminister, lieber
Alexander Dobrindt, für die hervorragende erste Halbzeit
dieser Legislaturperiode.
({1})
Liebe Kollegin Tabea Rößner, die digitale Infrastruktur! Da kann ich mich erinnern, dass die Opposition erst
die ganze Zeit über gemeckert hat, dass kein Geld da ist.
Jetzt sind 2,7 Milliarden Euro da, 2 Milliarden Euro vom
Bund. Und jetzt meckern Sie, dass man nicht in der Lage
ist, 2 Milliarden jetzt auszugeben. Dabei haben Sie die
ganze Zeit über nach dem Geld gerufen. Das ist inkonsequent und unehrlich, und es passt auch nicht zu dem, was
Sie in den Ländern sagen.
({2})
Ich bin schon überrascht, von welchem Branchenlobbyingverband Sie sich Ihre Rede haben aufschreiben lassen.
({3})
Das ist ja wohl wirklich nicht nachzuvollziehen. Sie haben wohl das Scoring-Modell nicht gelesen.
({4})
Schauen Sie doch einmal in die Gewerbegebiete. Geht
ein Gigabit nur mit Glasfaser? Das geht mit Glasfaser,
ansonsten technologieoffen. Wir sollten an dieser technologieoffenen Art festhalten. Das Förderprogramm ist
zunächst dafür da, den ländlichen Raum zu stärken, dort
wo wir die weißen Flecken haben. Genau diesen Ansatz
verfolgen wir, und das werden wir gemeinsam tun.
({5})
Der erste Förderaufruf ist gestartet. Es kann losgehen,
und ich fordere Sie auf, liebe Grüne, dort, wo Sie in den
Ländern mitregieren, genau so zu handeln, wie Sie hier
reden. Es passt nicht zusammen, hier Forderungen zu
stellen, aber in den Ländern das Geld nicht bereitzustellen und nicht mitzumachen.
({6})
Unsere Verkehrsinfrastrukturpolitik ist stark, transparent und verantwortungsvoll. Wir stärken sie auch mit
diesem Haushalt weiter. Wir haben konsequent die Mittel
erhöht. Der Bundesminister hat den Hochlauf der Brückensanierung angesprochen. Auch hier gilt, lieber Kollege Gastel: Wenn die Brücken nicht geplant sind und
kein Baurecht für die Brücken besteht, dann kann man
sie auch nicht sanieren.
({7})
Hier sind sehr wohl auch andere gefordert, endlich in
die Puschen zu kommen. Die ganz klare Ansage ist: Die
Brücken, für die Baurecht besteht, werden saniert. Wir
stehen als Große Koalition zu diesem Wort unseres Ministers.
({8})
Wir sichern den Wirtschaftsstandort. Auch hier noch
einmal ein klares Bekenntnis und ein klares Ja: Wir sind
Automobilland Nummer eins,
({9})
und wir wollen und werden Automobilland Nummer eins
bleiben, trotz Ihrer Automobilverweigerung, liebe Kolleginnen und Kollegen von den Grünen.
({10})
Genau bei dem Punkt, zu dem Sie vorhin dem Minister vorgeworfen haben, er würde nicht handeln, war er
der Erste, der zu VW eine Untersuchungskommission
eingesetzt hat.
({11})
Hier wird zügig und lückenlos aufgeklärt. Das ist echtes
Krisenmanagement.
Lieber Kollege Gastel, Sie sitzen vorne und regen sich
so schön auf. Ich darf Ihren eigenen Ministerpräsidenten
Kretschmann zitieren. Er hat unsere Automobilindustrie
als „Halsschlagader für den Wohlstand unseres Landes“
bezeichnet.
({12})
Das sagt Winfried Kretschmann, Ihr Ministerpräsident,
zur Automobilindustrie. Er ist deutlich weiter als Sie. Sie
schreiben Ihr Wahlprogramm von 1987 weiter. Er hat zumindest das eine oder andere begriffen.
Genau deshalb gibt es das Digitale Testfeld für autonomes Fahren auf der A 9, weil wir uns in dieser Gesellschaft weiterentwickeln wollen und weil wir in dieser
Gesellschaft die Mobilität weiterentwickeln wollen. Dafür werden wir auch weiterhin Straßen bauen. Wer keine
Straßen baut, bleibt stehen.
({13})
Wir sind nicht die Mobilitätsbremser eines Winne
Hermann, der dann am Ende auch die Spatenstiche und
Verkehrsfreigaben in Baden-Württemberg macht. Auch
hierzu ein ganz klares Wort, liebe Kolleginnen und Kollegen: Sie vergessen immer wieder, dass der Bundesverkehrswegeplan 2003 ein rot-grüner Bundesverkehrswegeplan ist, den wir gerade umsetzen. Das ist geltendes
Recht. Fordern Sie uns etwa zum Rechtsbruch auf, wenn
wir ihn nicht mehr umsetzen sollten?
({14})
Das wäre das Moratorium. Das werden wir nicht machen. Wir werden diesen Stillstand im Straßenbau, den
Sie erwarten, nicht mitmachen. Deswegen waren die Verkehrsfreigaben und die Baufreigaben die einzige richtige
Antwort: Fortsetzung des derzeit laufenden Bundesverkehrswegeplans, bis ein neuer vorliegt.
({15})
- Sowohl als auch. Wir hatten zum Glück auch noch Verkehrsfreigaben.
Sie fordern die Stärkung des Verkehrsträgers Schiene.
Ich kann mich nicht erinnern, dass eine Bundesregierung
seit der Bahnreform derart viel für den Verkehrsträger
Schiene gemacht und eingebracht hat: 150 Milliarden
Euro Regionalisierungsmittel, 28 Milliarden Euro LuFV
und die Planungsstufen 3 und 4, damit die Bahn nicht jedes Mal sagen kann: Wir würden ja gerne, wenn es dafür
Geld gibt, aber wir können nicht, weil wir nicht geplant
haben. - Genau das ist vorausschauende Verkehrspolitik
für den Verkehrsträger Schiene. Ich glaube, dass wir hier
auf einem sehr guten Weg sind.
Ja, wir sorgen auch diesmal für mehr Transparenz das ist uns wichtig -, und zwar nicht nur mit dem
VIFG-Gesetz, das wir Anfang November beraten haben,
sondern auch im Einzelplan 12. Die Darlegung der verkehrsübergreifenden Anlagen macht deutlich, wo wann
was ausgegeben wird. Mehr Klarheit und eine bessere
Übersicht über die Projekte, das ist der richtige Ansatz.
Die Neuauflage des Programms ISETEC wurde schon
angesprochen. Wir sorgen für einen besseren Datenaustausch in den Logistikketten der Verkehrsträger. Nicht
blockieren, bremsen und kritisieren, sondern tatkräftig
innovative und zukunftsfähige Technologien fördern, das
ist unser Ansatz in diesem Haushalt.
({16})
Die Herausforderungen bleiben groß. Der Investitionshochlauf ist in vollem Gang. Wir freuen uns auf eine
gute zweite Halbzeit, auf eine - ich sage das so offen erfolgreiche zweite Hälfte der Legislaturperiode. Wir
schaffen und stärken die Infrastruktur.
({17})
Danke schön.
({18})
Letzter Redner zu diesem Haushalt ist der Kollege
Stefan Zierke für die SPD-Fraktion.
({0})
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Gäste! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Beim Thema Radverkehr sind wir in vielen Teilen einer Meinung, Herr Gastel,
aber unter „stagnieren“ verstehe ich etwas anderes.
({0})
Wir versuchen es einmal aus einer Kombination aus
„leiser im Plenum“ und „ein bisschen lauter am Rednerpult“. Das wäre vielleicht auch ein Weg.
Vielen Dank. - Vielleicht rechnen wir zusammen ein
bisschen. Als wir in die Koalition eingestiegen sind, hatte
der Haushalt für die Verkehrswegeinfrastruktur Rad ein
Volumen von 60 Millionen Euro. Mit dem nun zu verabUlrich Lange
schiedenden Haushalt liegen wir bei circa 100 Millionen
Euro.
({0})
Was heißt da „stagnieren“, Herr Gastel? Sind 40 Millionen Euro aus Ihrer Sicht „stagnieren“?
({1})
Richtig ist, dass wir von 100 Millionen Euro unter
Schwarz-Gelb auf 60 Millionen Euro gekürzt haben. Das
haben aber nicht wir gemacht, sondern andere Kollegen.
Die SPD jedenfalls steht zum Rad, und wir haben erhöht.
40 Millionen Euro sind eine gute Summe. Da geht sicherlich noch mehr.
({2})
Die SPD hat aber noch mehr gemacht, Herr Gastel.
Wir haben in einem anderen Haus, das von einer SPDMinisterin geführt wird, nämlich von unserer lieben Frau
Barbara Hendricks, ein Programm aufgelegt, das auch
dem Radverkehr in den Städten zugutekommt.
({3})
Auch das ist ein gutes Programm. Daran sollte sich das
Verkehrsministerium orientieren. Was in anderen Häusern möglich ist, sollte auch im Verkehrsministerium
gehen. Die Förderung des Radverkehrs gehört zukünftig
zu den wichtigsten Projekten, die wir umzusetzen haben.
({4})
Die schönsten Radwege Deutschlands führen laut
ADFC-Umfragen an Flüssen entlang. Meine Sorge ist,
dass wir gerade bei den Nebenwasserstraßen eine Entwicklung erfahren, die nicht unbedingt dem Tourismus
gut tut. Wir reden heute viel über die Hauptwasserverkehrswege, aber nicht über die sonstigen Wasserstraßen,
insbesondere die Nebenwasserstraßen, die gerade im
ländlichen Raum eine hohe Wertschöpfung im Bereich
des Tourismus haben, und zwar nicht nur landseitig, sondern auch auf dem Wasser. Der muskelbetriebene und
motorbetriebene Freizeitsport bringt den Regionen Umsatz und somit auch Wertschöpfung und Wohlstand.
Sehr geehrter Herr Dobrindt, ich freue mich auf das
Wassertourismuskonzept, das hoffentlich den ländlichen
Regionen eine wirkliche touristische Wertschätzung auch
auf den Nebenwasserstraßen zukünftig bringen wird. Im
nächsten Jahr werden wir, so hoffe ich, sicher Gelegenheit haben, darüber zu diskutieren.
({5})
Um genau diese touristischen Radwege zu erreichen,
ist es immens wichtig, dass wir den ÖPNV stärken; denn
die meisten, die einen naturnahen Urlaub machen, reisen
nicht mit dem Auto an. Sie wollen mit den öffentlichen
Verkehrsmitteln anreisen.
Auch hier sehe ich noch eine große Baustelle, gerade
weil der Kollege Lange davon gesprochen hat, die Regionalisierungsmittel aufzuwerten. Die Regionalisierungsmittel sollten aber auch wirklich so aufgewertet werden,
dass der ÖPNV auch in ländlichen Regionen zukünftig
stattfinden kann. Es darf nicht sein, dass die Regionalisierungsmittel aufgewertet werden und andere Regionen
dadurch vielleicht sogar verlieren und das, was wir alle
uns immer auf die Fahnen schreiben, nämlich weniger
Straße und mehr Schiene, genau umgedreht wird; denn
die Regionen sind, wenn wir hier kürzen, nur noch über
den Straßenweg zu erreichen. Ich glaube nicht, dass das
unser gemeinsames Ziel ist.
In dem Sinne freue ich mich auf die Diskussionen über
die Verteilung der Regionalisierungsmittel im nächsten
Jahr. Ich hoffe, dass Minister Dobrindt ein Wort für die
ländlichen Regionen einlegt und dementsprechend die
Regionalisierungsmittel dorthin weiter fließen können.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich wünsche
allen einen schönen ersten Advent.
({6})
Bevor wir die erste Kerze anzünden, müssen wir aber
noch einige Abstimmungen bewältigen. - Ich schließe
die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den Einzelplan 12 - Bundesministerium für Verkehr und digitale
Infrastruktur - in der Ausschussfassung. Hierzu liegen
ein Änderungsantrag der Fraktion Die Linke sowie ein
weiterer Änderungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen vor.
Wir stimmen zuerst über den Änderungsantrag der
Fraktion Die Linke ab. Wer stimmt für den Änderungsantrag auf der Drucksache 18/6803? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Damit ist der Änderungsantrag mit den Stimmen der Koalition gegen die Stimmen
der Antragsteller und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt.
Wir kommen jetzt zum Änderungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf der Drucksache 18/6804.
Hierzu ist namentliche Abstimmung verlangt. Ich bitte
die Schriftführerinnen und Schriftführer, die dafür vorgesehenen Plätze einzunehmen und mir zu signalisieren,
wenn die Urnen jeweils doppelt besetzt sind. Sind überall
die Urnen ordnungsgemäß besetzt? - Ich höre nichts Gegenteiliges. Ich eröffne den Abstimmungsvorgang.
Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine Stimme noch nicht abgegeben hat? - Das ist nicht der Fall.
Dann schließe ich die Abstimmung und bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu
beginnen. Bis zum Vorliegen des Ergebnisses dieser Abstimmung unterbreche ich die Sitzung, weil das ErgebStefan Zierke
nis Voraussetzung für die Schlussabstimmung zu diesem
Einzeletat ist.
Die Sitzung ist unterbrochen.
({0})
Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet.
Ich gebe das von den Schriftführerinnen und Schriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstimmung zum Änderungsantrag der Fraktion Bündnis 90/
Die Grünen bekannt: abgegebene Stimmen 575. Mit Ja
haben gestimmt 111, mit Nein haben gestimmt 464. Enthaltungen hat es nicht gegeben. Damit ist der Änderungsantrag abgelehnt.
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 575;
davon
ja: 111
nein: 464
enthalten: 0
Ja
SPD
Dr. h.c. Gernot Erler
DIE LINKE
Jan van Aken
Dr. Dietmar Bartsch
Karin Binder
Matthias W. Birkwald
Heidrun Bluhm
Christine Buchholz
Eva Bulling-Schröter
Sevim Dağdelen
Dr. Diether Dehm
Klaus Ernst
Wolfgang Gehrcke
Nicole Gohlke
Annette Groth
Dr. Gregor Gysi
Dr. Andre Hahn
Heike Hänsel
Dr. Rosemarie Hein
Inge Höger
Sigrid Hupach
Ulla Jelpke
Kerstin Kassner
Katja Kipping
Jan Korte
Jutta Krellmann
Katrin Kunert
Caren Lay
Sabine Leidig
Ralph Lenkert
Michael Leutert
Stefan Liebich
Thomas Lutze
Birgit Menz
Cornelia Möhring
Niema Movassat
Norbert Müller ({0})
Dr. Alexander S. Neu
Thomas Nord
Petra Pau
Harald Petzold ({1})
Richard Pitterle
Martina Renner
Michael Schlecht
Dr. Petra Sitte
Dr. Kirsten Tackmann
Azize Tank
Frank Tempel
Dr. Axel Troost
Alexander Ulrich
Dr. Sahra Wagenknecht
Halina Wawzyniak
Harald Weinberg
Birgit Wöllert
Jörn Wunderlich
Hubertus Zdebel
Sabine Zimmermann
({2})
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Luise Amtsberg
Kerstin Andreae
Annalena Baerbock
Marieluise Beck ({3})
Volker Beck ({4})
Dr. Franziska Brantner
Katharina Dröge
Harald Ebner
Kai Gehring
Katrin Göring-Eckardt
Anja Hajduk
Britta Haßelmann
Dr. Anton Hofreiter
Bärbel Höhn
Dieter Janecek
Katja Keul
Maria Klein-Schmeink
Sylvia Kotting-Uhl
Oliver Krischer
Stephan Kühn ({5})
Renate Künast
Markus Kurth
Monika Lazar
Steffi Lemke
Nicole Maisch
Peter Meiwald
Irene Mihalic
Beate Müller-Gemmeke
Özcan Mutlu
Dr. Konstantin von Notz
Friedrich Ostendorff
Cem Özdemir
Lisa Paus
Brigitte Pothmer
Claudia Roth ({6})
Corinna Rüffer
Ulle Schauws
Dr. Gerhard Schick
Dr. Frithjof Schmidt
Kordula Schulz-Asche
Dr. Wolfgang StrengmannKuhn
Hans-Christian Ströbele
Dr. Harald Terpe
Markus Tressel
Dr. Julia Verlinden
Doris Wagner
Beate Walter-Rosenheimer
Dr. Valerie Wilms
Nein
CDU/CSU
Stephan Albani
Artur Auernhammer
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Günter Baumann
Maik Beermann
Manfred Behrens ({7})
Veronika Bellmann
Sybille Benning
Dr. Andre Berghegger
Dr. Christoph Bergner
Ute Bertram
Peter Beyer
Steffen Bilger
Clemens Binninger
Peter Bleser
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Bosbach
Klaus Brähmig
Michael Brand
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Cajus Caesar
Gitta Connemann
Alexandra Dinges-Dierig
Michael Donth
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Hansjörg Durz
Iris Eberl
Jutta Eckenbach
Dr. Bernd Fabritius
Hermann Färber
Uwe Feiler
Dr. Thomas Feist
Ingrid Fischbach
Präsident Dr. Norbert Lammert
Dirk Fischer ({8})
Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Thorsten Frei
Dr. Astrid Freudenstein
Dr. Hans-Peter Friedrich
({9})
Michael Frieser
Hans-Joachim Fuchtel
Ingo Gädechens
Dr. Thomas Gebhart
Alois Gerig
Eberhard Gienger
Cemile Giousouf
Josef Göppel
Reinhard Grindel
Ursula Groden-Kranich
Hermann Gröhe
Klaus-Dieter Gröhler
Michael Grosse-Brömer
Astrid Grotelüschen
Markus Grübel
Manfred Grund
Oliver Grundmann
Monika Grütters
Dr. Herlind Gundelach
Fritz Güntzler
Olav Gutting
Christian Haase
Florian Hahn
Dr. Stephan Harbarth
Jürgen Hardt
Gerda Hasselfeldt
Matthias Hauer
Mark Hauptmann
Dr. Stefan Heck
Dr. Matthias Heider
Mechthild Heil
Frank Heinrich ({10})
Mark Helfrich
Uda Heller
Jörg Hellmuth
Rudolf Henke
Michael Hennrich
Ansgar Heveling
Peter Hintze
Dr. Heribert Hirte
Christian Hirte
Robert Hochbaum
Alexander Hoffmann
Thorsten Hoffmann
({11})
Karl Holmeier
Franz-Josef Holzenkamp
Dr. Hendrik Hoppenstedt
Margaret Horb
Bettina Hornhues
Charles M. Huber
Anette Hübinger
Hubert Hüppe
Thomas Jarzombek
Sylvia Jörrißen
Dr. Franz Josef Jung
Andreas Jung
Dr. Egon Jüttner
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Steffen Kanitz
Alois Karl
Anja Karliczek
Bernhard Kaster
Dr. Stefan Kaufmann
Roderich Kiesewetter
Dr. Georg Kippels
Volkmar Klein
Jürgen Klimke
Axel Knoerig
Jens Koeppen
Markus Koob
Carsten Körber
Kordula Kovac
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Rüdiger Kruse
Bettina Kudla
Dr. Roy Kühne
Günter Lach
Dr. Karl A. Lamers
Andreas G. Lämmel
Katharina Landgraf
Paul Lehrieder
Dr. Katja Leikert
Dr. Philipp Lengsfeld
Dr. Andreas Lenz
Philipp Graf Lerchenfeld
Antje Lezius
Ingbert Liebing
Matthias Lietz
Andrea Lindholz
Dr. Carsten Linnemann
Patricia Lips
Wilfried Lorenz
Dr. Claudia Lücking-Michel
Dr. Jan-Marco Luczak
Daniela Ludwig
Karin Maag
Yvonne Magwas
Thomas Mahlberg
Gisela Manderla
Matern von Marschall
Hans-Georg von der Marwitz
Andreas Mattfeldt
Stephan Mayer ({12})
Reiner Meier
Dr. Michael Meister
Jan Metzler
Maria Michalk
Dr. Mathias Middelberg
Karsten Möring
Marlene Mortler
Volker Mosblech
Elisabeth Motschmann
Dr. Gerd Müller
Carsten Müller ({13})
Stefan Müller ({14})
Dr. Philipp Murmann
Dr. Andreas Nick
Michaela Noll
Helmut Nowak
Dr. Georg Nüßlein
Julia Obermeier
Wilfried Oellers
Florian Oßner
Dr. Tim Ostermann
Henning Otte
Ingrid Pahlmann
Sylvia Pantel
Martin Patzelt
Dr. Martin Pätzold
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Eckhard Pols
Thomas Rachel
Alexander Radwan
Dr. Peter Ramsauer
Lothar Riebsamen
Josef Rief
Dr. Heinz Riesenhuber
Johannes Röring
Erwin Rüddel
Albert Rupprecht
Anita Schäfer ({15})
Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Jana Schimke
Norbert Schindler
Tankred Schipanski
Heiko Schmelzle
Christian Schmidt ({16})
Gabriele Schmidt ({17})
Ronja Schmitt
Nadine Schön ({18})
Dr. Ole Schröder
Dr. Kristina Schröder
({19})
Bernhard Schulte-Drüggelte
Dr. Klaus-Peter Schulze
Uwe Schummer
Armin Schuster
({20})
Christina Schwarzer
Detlef Seif
Johannes Selle
Reinhold Sendker
Dr. Patrick Sensburg
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Tino Sorge
Jens Spahn
Carola Stauche
Dr. Frank Steffel
Dr. Wolfgang Stefinger
Albert Stegemann
Peter Stein
Erika Steinbach
Sebastian Steineke
Johannes Steiniger
Christian Frhr. von Stetten
Dieter Stier
Rita Stockhofe
Gero Storjohann
Stephan Stracke
Max Straubinger
Matthäus Strebl
Karin Strenz
Thomas Stritzl
Thomas Strobl ({21})
Lena Strothmann
Michael Stübgen
Dr. Sabine Sütterlin-Waack
Dr. Peter Tauber
Antje Tillmann
Astrid Timmermann-Fechter
Dr. Hans-Peter Uhl
Dr. Volker Ullrich
Arnold Vaatz
Oswin Veith
Thomas Viesehon
Michael Vietz
Volkmar Vogel ({22})
Sven Volmering
Christel Voßbeck-Kayser
Kees de Vries
Dr. Johann Wadephul
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Albert Weiler
Marcus Weinberg ({23})
Dr. Anja Weisgerber
Peter Weiß ({24})
Sabine Weiss ({25})
Ingo Wellenreuther
Karl-Georg Wellmann
Marian Wendt
Waldemar Westermayer
Kai Whittaker
Peter Wichtel
Heinz Wiese ({26})
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth WinkelmeierBecker
Oliver Wittke
Dagmar G. Wöhrl
Barbara Woltmann
Tobias Zech
Heinrich Zertik
Emmi Zeulner
Dr. Matthias Zimmer
Gudrun Zollner
SPD
Niels Annen
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Heike Baehrens
Ulrike Bahr
Heinz-Joachim Barchmann
Doris Barnett
Klaus Barthel
Dr. Matthias Bartke
Sören Bartol
Bärbel Bas
Lothar Binding ({27})
Burkhard Blienert
Willi Brase
Dr. Karl-Heinz Brunner
Marco Bülow
Martin Burkert
Dr. Lars Castellucci
Petra Crone
Bernhard Daldrup
Dr. Daniela De Ridder
Dr. Karamba Diaby
Sabine Dittmar
Martin Dörmann
Elvira Drobinski-Weiß
Siegmund Ehrmann
Michaela Engelmeier
Saskia Esken
Dr. Johannes Fechner
Dr. Fritz Felgentreu
Elke Ferner
Dr. Ute Finckh-Krämer
Christian Flisek
Gabriele Fograscher
Dr. Edgar Franke
Ulrich Freese
Dagmar Freitag
Sigmar Gabriel
Michael Gerdes
Martin Gerster
Iris Gleicke
Angelika Glöckner
Ulrike Gottschalck
Kerstin Griese
Gabriele Groneberg
Michael Groß
Uli Grötsch
Wolfgang Gunkel
Rita Hagl-Kehl
Metin Hakverdi
Ulrich Hampel
Michael Hartmann
({28})
Dirk Heidenblut
Hubertus Heil ({29})
Gabriela Heinrich
Marcus Held
Wolfgang Hellmich
Dr. Barbara Hendricks
Heidtrud Henn
Gustav Herzog
Gabriele Hiller-Ohm
Petra Hinz ({30})
Thomas Hitschler
Dr. Eva Högl
Matthias Ilgen
Frank Junge
Josip Juratovic
Thomas Jurk
Oliver Kaczmarek
Ralf Kapschack
Gabriele Katzmarek
Ulrich Kelber
Marina Kermer
Cansel Kiziltepe
Arno Klare
Lars Klingbeil
Dr. Bärbel Kofler
Daniela Kolbe
Birgit Kömpel
Anette Kramme
Dr. Hans-Ulrich Krüger
Helga Kühn-Mengel
Christine Lambrecht
Dr. Karl Lauterbach
Burkhard Lischka
Gabriele Lösekrug-Möller
Hiltrud Lotze
Dr. Birgit Malecha-Nissen
Caren Marks
Katja Mast
Hilde Mattheis
Dr. Matthias Miersch
Klaus Mindrup
Susanne Mittag
Bettina Müller
Detlef Müller ({31})
Michelle Müntefering
Dr. Rolf Mützenich
Dietmar Nietan
Ulli Nissen
Thomas Oppermann
Mahmut Özdemir ({32})
Aydan Özoğuz
Markus Paschke
Christian Petry
Jeannine Pflugradt
Detlev Pilger
Sabine Poschmann
Joachim Poß
Florian Post
Achim Post ({33})
Dr. Wilhelm Priesmeier
Dr. Simone Raatz
Martin Rabanus
Mechthild Rawert
Stefan Rebmann
Gerold Reichenbach
Dr. Carola Reimann
Sönke Rix
Petra Rode-Bosse
Dr. Martin Rosemann
René Röspel
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Michael Roth ({34})
Susann Rüthrich
Bernd Rützel
Sarah Ryglewski
Johann Saathoff
Annette Sawade
Dr. Hans-Joachim
Schabedoth
Axel Schäfer ({35})
Dr. Nina Scheer
Marianne Schieder
Udo Schiefner
Dr. Dorothee Schlegel
Ulla Schmidt ({36})
Matthias Schmidt ({37})
Dagmar Schmidt ({38})
Elfi Scho-Antwerpes
Ursula Schulte
Swen Schulz ({39})
Ewald Schurer
Frank Schwabe
Stefan Schwartze
Andreas Schwarz
Rita Schwarzelühr-Sutter
Rainer Spiering
Svenja Stadler
Martina Stamm-Fibich
Sonja Steffen
Peer Steinbrück
Dr. Frank-Walter Steinmeier
Kerstin Tack
Claudia Tausend
Michael Thews
Dr. Karin Thissen
Franz Thönnes
Carsten Träger
Ute Vogt
Dirk Vöpel
Gabi Weber
Bernd Westphal
Dirk Wiese
Waltraud Wolff
({40})
Gülistan Yüksel
Dagmar Ziegler
Dr. Jens Zimmermann
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries
Wir stimmen nun über den Einzelplan 12 in der Ausschussfassung ab. Wer ihm in der Ausschussfassung
zustimmt, den bitte ich um das Handzeichen. - Wer ist
dagegen? - Wer enthält sich? - Damit ist der Einzelplan
gegen die Stimmen der Opposition mit den Stimmen der
Koalitionsfraktionen angenommen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt I.19 auf:
Einzelplan 32
Bundesschuld
Drucksache 18/6122
Berichterstatter sind die Abgeordneten Eckhardt
Rehberg, Johannes Kahrs, Gesine Lötzsch und SvenChristian Kindler.
Eine Aussprache ist nicht vorgesehen.
Wir kommen gleich zur Abstimmung über diesen Einzelplan in der Ausschussfassung. Es wäre schon schön,
wenn sich ein paar Abgeordnete an dieser Abstimmung
beteiligten. Wer stimmt dafür? - Wer ist dagegen? - Wer
enthält sich? - Damit ist auch dieser Einzelplan mit den
Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der Opposition angenommen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt I.20 auf:
Einzelplan 60
Allgemeine Finanzverwaltung
Drucksache 18/6123
Hier sind die Abgeordneten Eckhardt Rehberg, André
Berghegger, Johannes Kahrs, Hans-Ulrich Krüger,
Gesine Lötzsch, Sven-Christian Kindler und Tobias
Lindner Berichterstatter.
Hierzu liegen ein Änderungsantrag sowie ein Entschließungsantrag der Fraktion Die Linke vor. Über den
Entschließungsantrag werden wir nach der Schlussabstimmung abstimmen.
Eine Aussprache ist nicht vorgesehen.
Wir kommen zur Abstimmung über den Einzelplan 60
in der Ausschussfassung.
Hierzu gibt es einen Änderungsantrag der Fraktion
Die Linke auf der Drucksache 18/6806. Wer stimmt für
diesen Änderungsantrag? - Wer stimmt dagegen? - Wer
enthält sich? - Damit ist der Änderungsantrag mit den
Stimmen des Hauses gegen die Stimmen der Antragsteller abgelehnt.
Wir stimmen nun über den Einzelplan 60 in der Ausschussfassung ab. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Damit ist der Einzelplan
mit den Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der
Opposition angenommen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt I.21 auf:
Haushaltsgesetz 2016
Drucksachen 18/6125, 18/6126
Berichterstatter für das Haushaltsgesetz 2016 sowie
den Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019 sind die Abgeordneten Eckhardt Rehberg, Johannes Kahrs, Gesine
Lötzsch und Sven-Christian Kindler.
Eine Aussprache ist in der zweiten Beratung nicht vorgesehen.
Wir kommen jetzt in zweiter Lesung zur Abstimmung
über das Haushaltsgesetz in der Ausschussfassung.
Ich rufe zunächst den Änderungsantrag der Fraktion
Die Linke auf der Drucksache 18/6807 auf. Wer stimmt
dafür? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Damit ist der Änderungsantrag mit den Stimmen der Koalition bei Enthaltung der Fraktion der Grünen abgelehnt.
Wir stimmen nun über das Haushaltsgesetz 2016
in der Ausschussfassung ab. Wer stimmt dafür? - Wer
stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Das Haushaltsgesetz 2016 ist in zweiter Beratung mit den Stimmen der
Koalition gegen die Stimmen der Opposition angenommen.
Wir kommen zum Finanzplan des Bundes 2015 bis
2019 auf den Drucksachen 18/5501 und 18/5502. Der
Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
der Drucksache 18/6127, diesen Finanzplan zur Kenntnis zu nehmen. Ist jemand gegen diese Beschlussempfehlung? - Nein. Möchte sich jemand der Stimme enthalten? - Damit hat das Haus die Beschlussempfehlung
angenommen und damit diesen Finanzplan zur Kenntnis
genommen.
Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt II auf:
Dritte Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2016 ({41})
Drucksachen 18/5500, 18/5502, 18/6102,
18/6105, 18/6106, 18/6107, 18/6108, 18/6109,
18/6110, 18/6111, 18/6112, 18/6113, 18/6114,
18/6115, 18/6119, 18/6120, 18/6122, 18/6123,
18/6124, 18/6125, 18/6126
Es wurden acht Entschließungsanträge der Fraktion
Die Linke sowie sechs Entschließungsanträge der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen eingebracht, über die wir
nach der Schlussabstimmung abstimmen werden.
Über das Haushaltsgesetz stimmen wir später namentlich ab.
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache 96 Minuten vorgesehen. - Widerspruch
höre und sehe ich keinen. Dann verfahren wir so.
Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort der
Kollegin Gesine Lötzsch für die Fraktion Die Linke.
({42})
Ihr möchte ich aber auch im Namen des Präsidiums und
stellvertretend für den Haushaltsausschuss herzlich für
die Arbeit danken, die uns in die Lage versetzt, heute
Mittag die Schlussabstimmung vorzunehmen.
({43})
Präsident Dr. Norbert Lammert
Herzlichen Dank, Herr Präsident. - Ausnahmsweise
haben auch Mitarbeiter des Sekretariats hier im Plenarsaal Platz genommen. Auch ihnen gilt unser Dank für die
hervorragende Arbeit. Darauf werde ich nachher noch
einmal zu sprechen kommen.
({0})
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe
Gäste auf den Tribünen! Gestern hat die Bundesregierung die Fraktionen darüber informiert, dass sie sich an
der militärischen Bekämpfung des IS in Syrien beteiligen
will. Diese Entscheidung ist falsch, fatal und gefährlich.
Krieg ist immer die falsche Antwort auf Terror.
({1})
Wir müssen den IS dort bekämpfen, wo er verwundbar
ist. Der IS muss von seinen Geldquellen abgeschnitten
werden, und es muss ihm die ideologische Grundlage
entzogen werden.
({2})
Wir wissen doch, dass eine wichtige Geldquelle des IS
der Handel mit Öl und geraubten Kunstwerken ist. Die
Türkei, immerhin unser NATO-Partner, muss endlich die
illegale Einfuhr stoppen und darf den IS nicht weiter unterstützen.
({3})
Rüstungsexporte in die Region müssen sofort beendet
werden. Es ist nicht länger hinnehmbar, dass deutsche
Waffen nach Saudi-Arabien und Katar geliefert werden.
Die Gefahr, dass diese Waffen dann beim IS landen, ist
uns doch bekannt. Das darf nicht geschehen.
({4})
Vieles an der jetzigen Diskussion erinnert uns fatal an das Jahr 2001. Mit dem Afghanistan-Krieg sollte
der weltweite Terrorismus wirksam bekämpft werden.
Nicht nur wir haben damals davor gewarnt. Die bittere
Wahrheit ist: Nach 14 Jahren Krieg, mit vielen Toten
in Afghanistan, aber auch mit toten deutschen Soldaten
und vielen, die traumatisiert zurückgekehrt sind, ist der
Terrorismus nicht besiegt - im Gegenteil. Warum, meine Damen und Herren, können wir aus dem Afghanistan-Krieg nicht lernen?
({5})
Krieg kostet nicht nur Menschenleben, Krieg kostet
auch viel Geld. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung schätzte die gesamtgesellschaftlichen Kosten des
Afghanistan-Krieges für Deutschland auf bis zu 47 Milliarden Euro. Lassen Sie uns dieses viele Geld doch sinnvoller verwenden, meine Damen und Herren!
({6})
Finanzminister Schäuble, Sie haben in Ihrer Eingangsrede immer wieder betont, dass Sie auf Sicht fahren
müssten, die Globalisierung habe die Welt so komplex
gemacht. Doch gerade deshalb kann man nicht auf Sicht
fahren. Man braucht einen guten Plan, man braucht Ideen, und es hilft auch, bibelfest zu sein, um sich in dieser
komplexer werdenden Welt zurechtzufinden.
({7})
Diesen Plan hat die Bundesregierung allerdings nicht.
Das ist gefährlich und schafft Unsicherheit.
Statt eine Idee zu entwickeln, wiederholen Sie die immer gleichen Argumente, auch wenn diese von der Wirklichkeit längst widerlegt sind, zum Beispiel das Märchen, dass eine stärkere Besteuerung von Unternehmen
und Vermögenden zu Verlusten bei Arbeitsplätzen führen
würde. Ähnliches haben wir zehn Jahre lang über den
gesetzlichen Mindestlohn gehört. Aber die Einführung
des gesetzlichen Mindestlohnes hat gezeigt, dass gerade
das Gegenteil der Fall ist. Auch Sie von der Union haben
doch die Tatsache gerühmt, dass wir noch nie so viele
Arbeitsplätze in Deutschland hatten. Ganz im Gegenteil:
Der gesetzliche Mindestlohn trägt dazu bei, Arbeitsplätze
zu sichern. Ich würde mich freuen, Herr Schäuble, wenn
Sie in Ihrer Rede die Auffassung Ihrer Kabinettskollegin
Nahles bekräftigen würden, dass es keine Aufweichungen beim gesetzlichen Mindestlohn geben darf.
({8})
Natürlich wissen wir, dass die zu niedrige Besteuerung
von Unternehmen in Irland und anderen EU-Ländern ein
Problem ist. Aber wäre es nicht eine Ihrer dringlichsten
Aufgaben, Herr Schäuble, für eine Angleichung der Unternehmensteuern in Europa zu sorgen? Sie haben doch
Einfluss. Das haben Sie doch in der Auseinandersetzung
um Griechenland bewiesen. In dieser Frage, in der Frage
der Vereinheitlichung der Unternehmensteuern, fahren
Sie nicht einmal auf Sicht - und das ist unverantwortlich.
({9})
Die OECD hat uns eindringlich vorgerechnet, dass die
Besteuerung der Vermögenden in Deutschland zu gering
ist. 27 der 33 OECD-Staaten fordern eine höhere Vermögensteuer als Deutschland. Glauben Sie wirklich, dass,
wenn wir von Platz 28 auf Platz 27 vorrücken würden,
die Vermögenden in Scharen unser Land verlassen würden? Ich halte das für ein Ammenmärchen.
({10})
Wir müssen unsere Einnahmen deutlich erhöhen; denn
wir brauchen Geld für ein Investitions-Integrationsprogramm, also ein Zukunftsprogramm, das Aufträge für
Betriebe sichert und Arbeit für Langzeitarbeitslose und
Flüchtlinge schafft. Das wäre eine gute Entscheidung.
Leider ist nichts davon in diesem Haushalt zu finden.
Wir als Linke werden gegen dieses Haushaltsgesetz
stimmen. Dieser Haushalt ist nicht sozial, er ist nicht
gerecht, und Ausgaben für Kriege, die Terror nicht beseitigen, sondern weiter fördern, werden wir als Linke
niemals unterstützen.
({11})
Ich habe mich in meinen Haushaltsreden auf wenige Zahlen beschränkt. Ich kann Ihnen aber versichern,
dass bei der Behandlung der Einzelpläne und des Gesamthaushaltes im Ausschuss sehr viele Zahlenkolonnen durch unsere Hände gegangen sind. 643 Anträge,
218 Bereinigungsvorlagen, 448 Personalveränderungen - zum Positiven -, 900 Abstimmungen wurden in
49 Stunden und 40 Minuten verhandelt, die Berichterstattergespräche nicht einberechnet. In dieser Zeit wurden 16 Kilo Kaffee verbraucht. Die Wasserflaschen und
andere Getränke haben wir nicht gezählt. Einen großen
Teil dieser Arbeit, insbesondere der Vorbereitungsarbeit,
hat selbstverständlich unser Haushaltssekretariat geleistet. Dafür herzlichen Dank!
({12})
Mein Dank geht ebenso, auch wenn wir inhaltlich
nicht immer übereinstimmen, an die Haushaltsreferate
der Ministerien und an die Arbeitsgruppen der Fraktionen.
Bedanken möchte ich mich auch bei den Kolleginnen
und Kollegen. Alle waren auf die entsprechenden Punkte
der Tagesordnung immer vorbereitet, sozusagen bibelfest, und das sollte beibehalten werden.
Vielen Dank.
({13})
Als nächster Redner hat Dr. André Berghegger das
Wort.
({0})
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren! Die Haushaltswoche - das war ja mit Händen zu greifen - stand
unter dem Eindruck der schrecklichen Ereignisse von
Paris. Ein bestimmendes Thema - das war, glaube ich,
auch für jeden zu erkennen - war der Umgang mit den
steigenden Flüchtlingszahlen und den entsprechenden
Auswirkungen auf die verschiedenen Einzelpläne.
Frau Lötzsch, ich habe versucht, Ihnen genau zuzuhören. Ich denke, ich werde das Haushaltsgesetz an dieser
Stelle anders - ich würde einmal sagen: realistisch - beschreiben.
({0})
Der Bundeshaushalt ist aus meiner Sicht ein Stück weit
wie eine wärmende Decke zu Hause. Die ganze Familie
kann darunter Platz finden. Schnell hört man: Eigentlich
ist sie viel zu kurz, egal wie man sie zieht. - Manch einer
klagt schon im Vorfeld über kalte Füße, obwohl noch gar
nichts passiert ist.
({1})
Fest steht aus meiner Sicht: Die Decke ist begrenzt, genau wie die Einnahmen im Haushalt. Wir wollen nämlich
keine Steuererhöhungen, und wir wollen, gerade in der
jetzigen Zeit, möglichst keine neuen Schulden. Schwierig wird es, wenn an allen Ecken und Enden gezogen
wird. Hier müssen wir ansetzen. Es kommt also, bildlich
gesehen, auf die richtige Lage der Decke an, politisch
gesprochen: auf die richtige Prioritätensetzung.
({2})
Wir müssen Wichtiges von wirklich Wichtigem unterscheiden. Für uns steht fest, dass der Umgang mit der
Situation der steigenden Flüchtlingszahlen die höchste
Priorität genießt. Die Finanzen haben sich nach dieser
Aufgabe zu richten, sie haben sich unterzuordnen. Das
hat unser Finanzminister immer wieder betont; und das
tun sie auch. Dieser Auffassung kann ich mich nur anschließen. Das hat aber für die anderen Politikfelder
zur Folge, dass wir zwar Wünschenswertes an zahlreichen Stellen sehen, aber nicht mit höchster Priorität. Wir
können, bildlich gesprochen, die Decke vielleicht etwas
glattstreichen und damit vergrößern, aber wir können
nicht so stark an der Decke ziehen, dass sie reißt. Dann
wird uns allen kalt. Der Haushalt - das will ich damit sagen - darf nicht über Gebühr belastet werden. Wir wollen
handlungsfähig bleiben, und wir müssen vor allen Dingen finanzielle Risiken, die es auch gibt, berücksichtigen
und uns möglichst darauf vorbereiten.
Hier nur zwei Beispiele aus dem Politikfeld der
Flüchtlingspolitik, um es zu verdeutlichen.
Wir reden zurzeit darüber, 3 Milliarden Euro aus dem
EU-Haushalt für Flüchtlingshilfe in der Türkei zu geben.
Wahrscheinlich ist es, dass diese Summe nicht vollständig aus dem laufenden EU-Haushalt finanziert und im
Finanzplan abgebildet werden kann. Das heißt aber im
Umkehrschluss, dass die fehlenden Beträge von den Mitgliedstaaten aufzubringen sind. Da sind wir nach den uns
bekannten Quoten sicherlich mit 20, 21, 22 Prozent an
den offenstehenden Beträgen beteiligt.
Was ist mit dem UNHCR, der Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen? Ist er dauerhaft ausreichend
finanziert, um seine Aufgaben wahrnehmen zu können?
Wir alle kennen die Diskussionen über die Rationen,
über die Lebensmittelversorgung in den großen Flüchtlingseinrichtungen nahe der syrischen Grenze. Der
UNHCR wird im Wesentlichen aus freiwilligen Beiträgen und aus Spenden finanziert. Ist er vollständig finanziert? Auf Dauer? Müssen wir da eventuell noch nachlegen?
({3})
- Das kannst du gleich machen, Johannes.
({4})
Ich will damit nur sagen: Wenn der Haushalt aus den
Fugen gerät, nützt das niemandem. Wir müssen also auf
solide Haushaltsführung achten. Vorsicht ist geboten, vorausschauendes Handeln ist angezeigt. Das gilt aus meiner Sicht auch für die Bundesländer. Wir müssen Maß
halten und erst einmal das umsetzen, was wir vereinbart
haben, bevor wir neue politische Aufgaben angehen.
Ich weise an dieser Stelle noch einmal darauf hin, dass
9 von 16 Bundesländern im letzten Jahr einen Überschuss
im Haushalt erwirtschaftet haben - 9 von 16! Wichtig
wäre, dass die Länder das Geld, das wir hier bereitstellen und das für die Kommunen gedacht ist, direkt an die
Kommunen weiterleiten. Wenn wir das gemeinsam angehen, dann können wir vieles erreichen.
({5})
Mit diesem Haushalt 2016 setzen wir trotz der genannten Rahmenbedingungen wichtige Akzente:
Erstens. Es gibt keine Neuverschuldung. Das Triple
ist geschafft: 2014, 2015 und im Plan 2016 keine neuen
Schulden. Grundlage hierfür ist natürlich eine wachstumsorientierte Konsolidierung des Haushaltes durch
das Finanzministerium unter Federführung unseres Finanzministers. Ich wiederhole gerne, was die Einstellung
dort ist - das wurde auch schon bei der Einbringung des
Haushalts erwähnt -: Spare in der Zeit, so hast du in der
Not! - So verschaffen wir uns Handlungsspielräume.
Diese Politik trägt jetzt Früchte: Zusätzliche Ausgaben
im Rahmen der Bewältigung der Flüchtlingskrise in einer
Größenordnung von 7,8 Milliarden Euro - diese Zahl ist
mehrfach erwähnt worden - können im Wesentlichen aus
der Rücklage finanziert werden. Das ist eine Leistung,
auf die wir immer wieder hinweisen können. Grundlage dafür ist die solide Haushaltspolitik der vergangenen
Jahre gewesen.
Der zweite Punkt: Wir werden keine Steuererhöhungen vornehmen. Der Staat darf nicht dauerhaft mehr
ausgeben, als er einnimmt. Wir haben das den Menschen
versprochen, und wir werden das auch halten. Das wird
auch mit diesem Haushaltsgesetz deutlich. Ich denke, gerade in der jetzigen Situation ist es ein deutliches Signal
an die Bürgerinnen und Bürger.
Drittens. Wir werden sogar weitere Steuerentlastungen vornehmen - das ist besonders erfreulich -, und zwar
im Umfang von 5,5 Milliarden Euro. Die Stichworte seien hier noch erwähnt: Erhöhung des Grundfreibetrages,
des Kinderfreibetrages, des Kindergeldes und des Kinderzuschlages. Zudem schaffen wir den Einstieg in den
Abbau der kalten Progression.
Der vierte Akzent: Wir werden weiterhin Investitionen in die Zukunft tätigen. Insbesondere die Mittel für
den Bereich Bildung und Forschung wachsen mit diesem Haushalt an, um mehr als 1 Milliarde Euro auf jetzt
16,4 Milliarden Euro. Unter anderem umfasst dies Verbesserungen beim Meister-BAföG und die Stärkung der
Innovationsförderung in den neuen Bundesländern. Wir
werden in den kommenden drei Jahren das 10-Milliarden-Euro-Investititionspaket, das bereits beschlossen ist,
weiter umsetzen. Der Schwerpunkt liegt hier auf der Verkehrsinfrastruktur, der digitalen Infrastruktur - wir haben
vorhin den Einzelplan beraten -, der Energieeffizienz,
dem Klimaschutz und der Städtebauförderung. All das
sind wichtige Investitionen, die die Grundlage für weiteres Wachstum in Deutschland legen.
({6})
Trotz dieser großen Investitionssummen haben wir eine
Investitionsquote, die weiterhin bei nur ungefähr 10 Prozent des Haushaltsvolumens liegt. Im Vergleich dazu liegen die Ausgaben für Soziales bei rund 50 Prozent des
Haushaltsvolumens. Dieses Verhältnis müssen wir aus
meiner Sicht dauerhaft im Auge behalten. Wir müssen
versuchen, die Investitionen zu stärken und sie auch in
den nächsten Jahren zu erhöhen.
Der Schwerpunkt dieses Haushalts liegt sicherlich
auf der Bereitstellung von Mitteln zur Bewältigung der
Flüchtlingssituation. Dabei liegt wiederum ein deutlicher Schwerpunkt auf dem Etat des Innenministers; dieser wächst um 1 Milliarde Euro. Den Etat haben wir am
Dienstag ausführlich diskutiert. Deswegen hier nur wenige Stichworte: Das BAMF erhält 4 000 neue Stellen, und
die Mittel für Integrationsmaßnahmen werden deutlich,
auf über 320 Millionen Euro pro Jahr, erhöht: für die Integration der Flüchtlinge mit Bleibeperspektive bei uns.
Die Sicherheitsbehörden werden gestärkt. Insbesondere erhält die Bundespolizei in den nächsten Jahren bis
zu 3 000 neue Stellen sowie Sachmittel, unter anderem,
um Bearbeitungsstraßen für die zügige Registrierung der
Flüchtlinge aufzubauen. Um 500 Millionen Euro wächst
der Etat der Bundespolizei. Ich denke, das ist eine große
Leistung.
Außerdem haben wir das THW - viele von uns haben
es gestern beim Termin „MdB trifft THW“ wahrgenommen - sowohl personell als auch materiell verstärkt. Man
sieht, dass dies die Motivation noch einmal deutlich anhebt und als Anerkennung verstanden wird.
({7})
Aus meiner Sicht ist die Anhebung des Etats des Bundesinnenministers ein starkes Bekenntnis zur Sicherheit
unserer Bürger.
({8})
Ich möchte deutlich herausstellen: Unter dem Eindruck der aktuellen Ereignisse in Frankreich, in Belgien und bei uns sehen und spüren wir doch quasi, dass
Sicherheit und Freiheit eng miteinander verbunden sind;
sie sind keine Gegensätze, sondern sie bedingen sich. Ich
will an dieser Stelle deutlich für uns sagen: Wir unterstützen ausdrücklich die Arbeit unserer Sicherheitsbehörden.
Zum Schluss ein Fazit: Die Haushaltsbettdecke, um
das Bild noch einmal aufzunehmen, reißt nicht, auch
wenn viele daran ziehen. Und an die Adresse der Opposition - Tobias Lindner hört schon zu - zu dem latenten
Einwurf, dass ihre Themen nicht ausreichend berücksichtigt seien: Ich glaube, in dieser Situation haben wir
einen sehr verantwortungsvollen, ausgewogenen Haushalt vorgelegt. Wir mussten Prioritäten setzen - haben es
auch getan -, Wünsche mussten zum Teil zurückgestellt
werden, weil sie nicht wirklich wesentlich waren, aber
insgesamt ist der Haushalt, wie ich denke, eine sehr gute
Ausgangsposition für das Handeln im nächsten Jahr.
Ich weiß nicht, ob ich so bibelfest bin, wie es unser
Fraktionsvorsitzender ist, der es diese Woche ja auch unter Beweis gestellt hat. Deswegen schließe ich lieber mit
einem Zitat von Goethe: „Wer sich nicht nach der Decke
streckt, dem bleiben die Füße unbedeckt.“ - In diesem
Sinne bitte ich um Zustimmung zum Haushaltsplan.
({9})
Als nächste Rednerin hat Ekin Deligöz für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen das Wort.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Herr Minister, wo stehen wir? Gute Konjunktur, robuste
Sozialversicherung, sprudelnde Steuereinnahmen, Niedrigzinsen, maximal gute Bedingungen.
({0})
Sich unter diesen Voraussetzungen zu rühmen, dass Sie
die schwarze Null einhalten, ist ehrlich gesagt keine
Kunst.
({1})
Es wäre verwunderlich, wenn Sie dies nicht täten.
({2})
Die Frage ist aber, was Sie daraus machen, ob es Ihnen unter diesen Voraussetzungen gelingt, in die Zukunft
zu investieren, ob es Ihnen gelingt, den Substanzverzehr
zu verhindern, ob es Ihnen gelingt, den ökologischen
Umbau, den Klimaschutz voranzutreiben und soziale
Gerechtigkeit und Teilhabe in diesem Land umzusetzen.
Daran müssen Sie sich messen lassen. Ehrlich gesagt ist
der Haushalt in diesen Punkten leider nicht ausreichend
ausgestattet.
({3})
Sie alle sind bibelfest.
({4})
Ich ergänze diese Bibelfestigkeit mit den Worten eines
Geistlichen meiner Glaubensrichtung, Hadschi Bektasch,
der sagt: „Gelobt sei der, der Licht in die Dunkelheit
trägt.“ - Genau hier liegt der Grund, warum ich Ihnen an
dieser Stelle unsere Änderungsanträge vorstellen will: In
ihnen ist nämlich viel Licht.
Beginnen wir mit dem Thema Zukunftsinvestitionen:
Für uns gehört zum Thema Zukunftsinvestitionen unabdingbar die Frage der sozialen Gerechtigkeit dazu.
({5})
Das ist auch der Grund, warum wir in Kitas, warum
wir in Bildung, in Infrastruktur investieren, warum wir
Arbeitsmarktintegration so hochhalten und warum wir
mehr sozialen Wohnungsbau ohne Reduktion der Standards durchsetzen wollen. Das ist der Grund, warum wir
die Alleinerziehenden nicht alleinlassen, und das ist der
Grund, warum wir nicht aufhören, Maßnahmen gegen
Altersarmut zu fordern. Auch wenn es aus Ihren Sprechzetteln längst verschwunden ist: In dieser Gesellschaft
ist Altersarmut vorhanden, und da tragen wir Verantwortung.
({6})
Wir Grüne wissen nicht erst seit gestern, dass soziale Gerechtigkeit in unserem Land mit globaler Gerechtigkeit einhergeht. Deshalb sind wir entschieden für die
Einhaltung des 0,7-Prozent-Ziels bei den ODA-Mitteln,
und zwar nicht in kleinen Schritten und auch nicht nach
dem Motto „Wenig tun und viel reden“. Es muss vielmehr konkret gehandelt werden; denn an der Frage der
sozialen Gerechtigkeit werden wir uns auch in Deutschland messen lassen müssen.
({7})
Kommen wir zu dem Thema „ökologischer Umbau“:
Ja, Sie produzieren da sehr viele Überschriften. Unsere
Anträge aber bieten Ihnen dazu Inhalte. Diese Inhalte
lauten konkret: Wir brauchen einen Energiesparfonds.
Wir brauchen den Ausbau der erneuerbaren Energien.
Wir brauchen den internationalen Klimaschutz nicht nur,
weil Paris vor der Tür steht. Wir brauchen all das. Warum? Weil grüne Ideen schwarze Zahlen produzieren.
Diese schwarzen Zahlen sind gut für die Wirtschaft, gut
für den Arbeitsmarkt und gut für den Standort Deutschland. Deshalb setzen wir uns dafür ein.
({8})
Gut für den Standort Deutschland ist aber auch verantwortliches Handeln. Wir haben kein Geld zu verschwenden. Das sollten Sie ernst nehmen.
Was machen Sie denn im Bereich Verkehr? Sie bauen
eine neue Straße nach der anderen, ein Großprojekt nach
dem anderen.
({9})
Das, was der Bundesrechnungshof dazu sagt, das geht
bei Ihnen rechts rein und links wieder raus. Das interessiert Sie gar nicht. Was ist denn mit den vielen kaputten
Straßen? Was ist mit den vielen kaputten Brücken?
({10})
Wer kümmert sich um sie? Substanzverzehr trägt einen
Namen, und das ist der Name dieser Großen Koalition.
Nicht anders verhält sich das!
({11})
Sie verschwenden Geld. Sie handeln verantwortungslos.
({12})
Natürlich stellt sich auch die Frage: Wie finanzieren Sie das alles? Verantwortung zu übernehmen, heißt
manchmal auch, eine Steueränderung vorzunehmen,
um zu gestalten. Und tatsächlich heißt Verantwortung
zu übernehmen bei uns: Ja, wir wollen die ökologisch
schädlichen Subventionen abbauen. Ja, wir wollen die
Beschaffungsmisswirtschaft in diesem Land abbauen.
Und ja, wir wollen eine Reform der Abgeltungsteuer.
({13})
Herr Minister Schäuble, ich habe gestern der Stuttgarter Zeitung entnommen, dass auch Sie der Meinung sind,
dass die Abgeltungsteuer erneuert werden muss. Sie sind
doch der Minister! Warum machen Sie es nicht?
({14})
Eine entsprechende Botschaft in der Stuttgarter Zeitung
haben Sie schon gesetzt. Unsere Unterstützung dabei hätten Sie.
({15})
Ich komme zu dem wichtigsten Punkt. Es ist gut, dass
wir für die Flüchtlingspolitik so viel Geld in die Hand
nehmen. Das ist letztlich auch ein Produkt der gemeinsamen Verhandlungen mit den Ländern. Aber auch an
dieser Stelle rechnen Sie an essenziellen Punkten die Belange schön. Ich gebe Ihnen ein paar Beispiele.
Im SGB II setzen Sie die Verweilrate der Menschen
mit 65 Prozent an; das ist viel zu niedrig. Das können
Sie durch nichts, aber auch durch gar nichts rechtfertigen. Sie orientieren sich hier eher am Finanzrahmen statt
am tatsächlichen Bedarf, und am Ende werden wir hier
nachfinanzieren müssen. Das ist nicht ehrlich. Das zeigt:
Sie haben keinen Mut, die Dinge tatsächlich anzupacken.
({16})
Ein anderes Beispiel. Von der Teilnahme an Integrationskursen schließen Sie alle Asylbewerber aus Ländern
mit immerhin noch nennenswerten Schutzquoten aus,
also bei einer erwarteten Quote von 25 bis 46 Prozent.
Sie vernichten damit die Perspektiven dieser Menschen.
Sie sorgen dafür, dass sich diese Menschen nicht integrieren können. Finden Sie nicht, dass Sie genau für diese
Menschen an dieser Stelle etwas mehr Herz haben sollten?
({17})
Kommen wir zu dem Bereich der Infrastruktur. Alle
Länder, alle Kommunen rufen: Wir brauchen Investitionsmittel! Wir brauchen die Lehrer, wir brauchen die
Kindergärten, und wir brauchen die Erzieherinnen! Was
machen Sie? Sie berufen sich darauf, dass die Mittel, die
ursprünglich für das Betreuungsgeld vorgesehen waren
und dank des Bundesverfassungsgerichts freigeworden
sind, dafür verwendet werden, aber Sie machen das nicht
verbindlich. Es ist nirgendwo eine Zweckbindung vorgesehen mit der Konsequenz, dass in Bayern kein Cent
davon in der Infrastruktur ankommen wird.
({18})
Sie haben keinen Plan. Sie handeln willkürlich.
({19})
Ich möchte nun sichergehen, dass Sie all das verstehen, was ich gesagt habe,
({20})
und bediene mich deshalb eines Bibelzitats. In 1 Korinther 10 steht: „Wer meint, er stehe, mag zusehen, dass er
nicht falle!“ Das gilt insbesondere für Sie, meine Damen
und Herren.
({21})
Als nächster Redner spricht Johannes Kahrs von der
SPD-Fraktion.
({0})
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Als Erstes bedanke auch ich mich bei den Mitarbeitern des Haushaltsausschussreferates. Es hat viel
Spaß und Freude gemacht, und es hat vor allen Dingen
alles funktioniert. Das eine bedingt das andere. Deswegen: Vielen Dank!
({0})
Es ist ja erstaunlich, wie hier heute zitiert wird. Ich
fand es im Ergebnis noch in Ordnung, dass Herr Kauder
zitiert hat; denn er ist wenigstens bibelfest. Aber bei dem
ein oder anderen hier scheint das nicht so der Fall zu sein.
Wenn man sich den vorliegenden Haushalt anguckt,
dann sieht man ganz klar, dass diese Große Koalition
Großes geleistet hat. Wenn man sich das aufgeregte Reden der Opposition anhört,
({1})
dann stellt man fest: viel moniert, wenig Inhalte, nix geleistet. Es war wirklich nicht berühmt, was Sie in dieser
Woche abgeliefert haben.
({2})
Ehrlich gesagt: Da hätte ich bessere Oppositionspolitik
machen können.
({3})
Nur der enge Zusammenhalt in der Großen Koalition hat
mich daran gehindert, das ein oder andere zu sagen, was
mir schon fast auf den Lippen brannte. Sie haben das
aber nicht einmal hinbekommen, obwohl Sie diesen Job
haben. Deswegen ganz ehrlich: 4-!
({4})
Wenn man sich die Zahlen anguckt, muss man sagen,
dass der Finanzminister einen Entwurf vorgelegt hat,
den wir sehr unterstützen können. Wir als Haushaltsausschuss haben uns die Freiheit genommen, an einigen
Punkten den Kampfwert des Entwurfs zu steigern. Für
uns war wesentlich, dass wir die in diesem Land anstehenden Aufgaben weiter bewältigen können.
Die Debatte in dieser Woche wurde dominiert von der
großen Flüchtlingsfrage: Wie gehen wir mit Flüchtlingen um? Wie integrieren wir die Flüchtlinge? Wie geht
es in Deutschland weiter? - Ich glaube, dass das richtig
und angemessen ist. Man muss nur hinzufügen, dass wir
gleichzeitig auch die Dinge angehen, die vielleicht nicht
für alle prioritär sind; damit sorgen wir aber dafür, dass
der Normalbetrieb in Deutschland weitergeht. Ich glaube, dass auch das wesentlich ist. Wir als Große Koalition
haben am Anfang dieser Legislaturperiode - das hat man
von der Opposition nicht gehört - schon 23 Milliarden
Euro für Investitionen bereitgestellt. Wir haben viele investive Maßnahmen durchgeführt. Wir haben 10 Milliarden Euro für Investitionen in die Infrastruktur und 5 Milliarden Euro für die Kommunen nachgeschossen. - Das
ist alles schon gelaufen.
Und jetzt kommt dieser Haushalt. Wir geben 8 Milliarden Euro für Flüchtlinge aus. Jetzt kann man sich darüber streiten, ob man hier oder da ein bisschen mehr hätte
tun sollen. Wirklich wesentlich ist - das ist die zentrale
Botschaft -: Wir investieren insbesondere in die Menschen, die eine Bleibeperspektive haben. Für sie werden
Integrationskurse und Sprachkurse finanziert. In diesem
Bereich haben wir noch einmal nachgelegt. Bei den
C1-Sprachkursen für diejenigen, die akademisch gebildet
sind, die studieren wollen oder über eine entsprechende
Vorbildung verfügen, haben wir zusätzlich 15 Millionen
Euro bereitgestellt. Es ist ein gutes Signal, dass wir uns
um Integrationskurse kümmern. Wir haben einen Maßgabebeschluss gefasst, damit die Deutschlehrer, die wir
dringend brauchen, anständig bezahlt werden und nicht
quasi als Scheinselbstständige arbeiten müssen. All das
zeigt, dass man mit dem nötigen Ernst und der nötigen
Seriosität zur Sache gegangen ist.
Kollege Berghegger, in Ihrer Rede schimmerte ja
schon ein Nachtragshaushalt durch, als Sie all die Belastungen aufzählten, die vielleicht noch auf uns zukommen. Ich glaube, aus haushalterischer Sicht ist es schlau,
erst einmal das aufzuzählen, wovon wir wissen, dass es
auf uns zukommt. Wir müssen sagen, was Sache ist. Das
tun wir mit diesem Haushalt.
({5})
Auch andere Debatten, die parallel geführt werden,
führen nicht weiter. Eben ist schon wieder erwähnt worden, dass wir wegen der Flüchtlingskrise die Steuern erhöhen sollten. Ich glaube, dann könnte man auch gleich
ein AfD-Konjunkturpaket stricken.
({6})
Das ist genauso, als würde man sagen: Wir wollen den
halben Mindestlohn für Flüchtlinge. Das würde bedeuten: Kein Deutscher bekommt mehr einen Mindestlohnjob. Auch die Forderung nach einem Soli für Flüchtlinge, den Herr Biedenkopf ins Spiel gebracht hat, gehört
zu den Dingen, die wir wirklich nicht brauchen können.
Wir bewältigen die anstehenden Aufgaben mit dem Geld,
das wir zur Verfügung haben. Ich glaube, das ist die Botschaft: Wir tun das Notwendige, wir gehen in einigen Bereichen sogar noch ein Stück weiter, und das Ganze tun
wir, ohne neue Schulden zu machen.
({7})
Das hat diese Große Koalition, das hat die SPD mit
der CDU/CSU, das haben die Haushälter vernünftig
hingekriegt. Eckhardt Rehberg, dafür noch einmal ganz
herzlichen Dank. Wir beide sind vielleicht nicht bibelfest, aber eines sind wir: zuverlässig. Das ist das, was
wirklich zählt.
An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal bei
den beiden Fraktionsvorsitzenden bedanken, mit denen
es eine hervorragende Zusammenarbeit gegeben hat. Ich
glaube, dass wir auch während der restlichen Legislaturperiode die Dinge bewältigen können, die anstehen.
Man muss ehrlicherweise aber auch sagen - auch der
Kollege Berghegger hat das erwähnt -: Wenn wir die
Zahl der Flüchtlinge in den nächsten Jahren nicht dauerhaft deutlich reduzieren, dann werden wir in diesem
Land andere Probleme bekommen. Das heißt: So wie das
im zweiten Halbjahr 2015 gelaufen ist, so wird das nicht
weitergehen können. Wir haben das am Mittwoch hier
deutlich besprochen.
Es ist wichtig, dass wir es schaffen, dass Dublin III
wieder in Kraft gesetzt wird. Natürlich ist es wichtig,
dass wir die Außengrenzen schützen. Wenn man dafür
irgendeine Form von Grenzpolizei braucht - wie den früheren Bundesgrenzschutz -, dann sei es eben so. Dass die
Griechen das nicht alleine schaffen, das weiß jeder. Dann
muss man eben helfen und unterstützen und es gemeinschaftlich machen. Ich glaube, anders geht das nicht.
Natürlich sind wir kurzfristig auch auf die Unterstützung der Türkei angewiesen, um diese Krise in den Griff
zu bekommen. Und natürlich ist es so, dass man auch
auf europäische Hilfe zählen sollte. Falsch finde ich es
allerdings, zu sagen: Jetzt müssen die Europäer liefern;
ansonsten ist die Europäische Union in Gefahr. Ehrlicherweise muss man sagen: Europa hat in der Vergangenheit gestanden. Europa hat die Außengrenzen geschützt.
Dublin III ist ein Teil davon. Deswegen können wir uns
Schengen leisten.
Wir Deutsche haben Dublin III gebrochen. Wir haben
andere Länder genötigt, ihre Außengrenzen zu öffnen.
Deswegen haben wir so viele Flüchtlinge. Dass es in
anderen europäischen Ländern keine übergroße Begeisterung gibt, die Flüchtlinge, die wir gerufen haben, im
Rahmen einer Verteilung aufzunehmen, kann man vielleicht nachvollziehen, wenn man deren Flüchtlingszahlen sieht.
({8})
Diese Länder haben EU-Außengrenzen, und deshalb sind
die Flüchtlinge in den letzten Jahren dort angekommen,
während wir in Deutschland Glück hatten.
({9})
Wir werden jetzt selber sehen müssen, wie wir die Probleme, die wir uns beschert haben, lösen.
Dass die Menschen, die schon in Deutschland sind,
eine Bleibeperspektive brauchen und wir sie ihnen geben wollen, ist richtig, und das schafft dieser Haushalt
auf eine vorzügliche Art und Weise. Deswegen, glaube
ich, ist es richtig, dass wir all das tun, um diese Flüchtlingskrise sinnvoll zu bewältigen. Aber gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen, dass wir auch Sozialwohnungen
bauen wollen. Deshalb geben wir bis zum Jahre 2019 dafür 4 Milliarden Euro aus. Gleichzeitig ist es auch richtig, dass wir uns im Interesse der Behinderten und der
Schwachen mit dem Bundesteilhabegesetz beschäftigen.
Man darf bei der ganzen Asylfrage auch nicht vergessen,
dass man sich auch um die Kranken, die Behinderten, die
Schwangeren kümmern muss.
Vielen Dank.
({10})
Als nächster Redner spricht der Bundesminister
Dr. Wolfgang Schäuble für die Bundesregierung.
({0})
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Gegen Ende dieser Haushaltswoche möchte ich
mich für das Bundesfinanzministerium und für die Bundesregierung zunächst einmal beim Haushaltsausschuss,
bei seiner Vorsitzenden und bei allen Kolleginnen und
Kollegen sowie bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - auch in der Haushaltsabteilung des Bundesfinanzministeriums - für deren Arbeit herzlich bedanken.
({0})
Dann will ich Sie, Herr Kollege Kahrs, weil wir ja so
eine gute Zusammenarbeit in der Großen Koalition haben,
({1})
vor etwas bewahren, indem ich es direkt in Ordnung bringe. Die Bundesregierung hat nicht Dublin gebrochen;
({2})
was Sie sagen, ist nicht richtig. Ich kenne das Dublin-System ziemlich gut; schließlich war ich einmal Innenminister. Das Dublin-System besagt, dass eigentlich das Land,
das Außengrenzen hat - da liegt Deutschland ziemlich
günstig, weil wir uns mitten in Europa befinden -, die
Flüchtlinge aufnehmen muss. Es fordert allerdings sowohl Solidarität bei der Aufnahme von Flüchtlingen als
auch Hilfe bei der Kontrolle der Außengrenzen.
Das Dublin-System ist substanziell beschädigt worden, weil sich die Verfassungsgerichte - das gilt für
Deutschland, aber auch für andere europäische Länder vor Jahren genötigt gesehen haben, den Mitgliedstaaten
zu verbieten, Flüchtlinge, die zuerst in einem bestimmten Mitgliedsland der Europäischen Union und auch der
Euro-Zone aufgenommen worden waren, an dieses Land
zurückzuüberstellen, weil die Behandlung in diesem
Land den europäischen Mindeststandard an Schutz von
Menschenrechten nicht gewährleistet hat. Das war die
eigentliche substanzielle Beschädigung des Dublin-Systems. Ich sage jetzt gar nicht, um welches Land es da
ging; Sie können sich das selbst überlegen. Wir haben
uns in diesem Jahr schon gelegentlich damit beschäftigt.
Wir sollten jetzt nicht selber falsche Legenden nähren;
das ist wirklich nicht angemessen.
({3})
Wenn man uns in dieser Frage etwas nicht vorwerfen
kann, ist es ein Mangel an Solidarität innerhalb Europas.
Wir haben nun wirklich viel für Europa getan und das
europäische Ansehen ein ganzes Stück weit verteidigt.
({4})
Weil ich gerade dabei bin, aufzuarbeiten, was in der
Debatte gesagt worden ist: Frau Kollegin Özoğuz - ({5})
- Deligöz; ich bitte um Entschuldigung.
({6})
- Darüber kann ich nicht entscheiden.
({7})
Tut mir leid; das müssen wir bei anderer Gelegenheit klären.
Frau Kollegin Deligöz, es ist schön, dass Sie meine
Aussage in der Stuttgarter Zeitung gelesen und sie in
Ihrer Rede zitiert haben; ich hoffe, dass die Stuttgarter
Zeitung sie auch richtig wiedergegeben hat. Ich habe
darin etwas zu dem Argument für die Einführung der
Abgeltungsteuer gesagt. Sie werden sich erinnern, dass
mein geschätzter Vorgänger, Herr Steinbrück, gesagt hat:
25 Prozent von X ist besser als 42 Prozent von nix. - Das
ist die Kurzfassung der Beschreibung des Problems und
zeigt, dass, solange es keinen automatischen Informationsaustausch gibt - den wir hoffentlich ab 1. Januar 2017
haben werden -, die Einführung der Abgeltungsteuer
richtig war. Deswegen habe ich gesagt: Wenn wir einen
automatischen Informationsaustausch haben, kann man
über dieses Thema nachdenken. Das müssen wir dann
aber erst in der Koalition klären.
({8})
- Bitte?
({9})
- Ja, klar. Dann muss ich allerdings erst mit der Koalition
und mit den Bundesländern sprechen. Es ist nun einmal
so, Frau Hajduk: Gesetze entstehen in Deutschland, indem die Mehrheit des Bundestages - und bei Steuergesetzen auch die Mehrheit des Bundesrates - zustimmt.
Das wird noch eine schwierige Diskussion werden; denn
es gibt eine Menge Argumente dagegen. Die Abgeltungsteuer jetzt einfach wieder abzuschaffen, wäre aber
falsch. Man muss das schon im richtigen systematischen
Zusammenhang sehen.
({10})
Es ist natürlich wahr, dass die Haushaltsberatungen
in dieser Woche ganz stark im Schatten der aktuellen
Ereignisse standen. Allerdings denke ich, dass wir über
unsere Solidarität mit Frankreich - dabei geht es auch
um europäische Solidarität, Frau Kollegin Lötzsch - und
darüber, welche Reaktion wir zeigen müssen, in der kommenden Woche ausführlich und gründlich im Bundestag
diskutieren werden. Deswegen will ich auf das, was Sie
dazu gesagt haben, jetzt nicht eingehen; darüber werden
wir nächste Woche sicherlich mit allem gebotenen Ernst
sprechen. Aber ich glaube schon, dass wir um diese Entscheidung gar nicht herumkommen können. Denn Solidarität ist eine Voraussetzung dafür, mit diesen großen
Herausforderungen überhaupt fertigzuwerden.
Wir haben gesehen - vielleicht ist das für unsere Gesellschaft insgesamt die eigentliche Erfahrung dieser
Wochen und Monate, die uns in einem ungewohnten
Tempo mit ganz neuen Entwicklungen konfrontieren -,
dass die Globalisierung nichts Abstraktes mehr ist: von
der UN-Klimakonferenz in Paris über die Flüchtlingsfrage bis hin zur Terrorismusbedrohung und zu asymmetrischer Gewaltausübung. All diese Dinge, über die wir
in den entsprechenden Analysen immer gelesen haben,
sind jetzt plötzlich konkret. Sie werden unsere Diskussionen, unsere politischen Entscheidungsprozesse, unsere
Prioritäten ein gutes Stück verändern. Es schadet nicht,
wenn wir uns darüber am Ende dieser Haushaltswoche
eindeutig im Klaren sind.
Trotzdem bleibt es natürlich richtig, dass eine vernünftige Wirtschafts- und Finanzpolitik die Grundlage
dafür ist, dass wir die großen Herausforderungen auch in
Zukunft meistern können. Da der Vorsitzende der Fraktion Die Linke dankenswerterweise eingeführt hat, dass
wir alle bibelfest sein müssen und auch entsprechend zitieren sollten,
({11})
will ich, da ich auch auf dem Kirchentag schon über diese Bibelstelle diskutiert habe, daran erinnern, dass es in
Lukas 16, Vers 11 heißt:
Wenn ihr also im Umgang mit dem leidigen Geld
nicht zuverlässig seid, wird euch niemand das wirklich Wertvolle anvertrauen.
({12})
Die großen Aufgaben werden wir also nur lösen können,
wenn wir auch eine solide Finanzpolitik betreiben. Herr
Kollege Bartsch, es macht ja auch Sinn - er verlässt gerade den Saal; deswegen winke ich ihm zu -, wenn wir am
Ende der Debatte wieder ein Stück weit an den Anfang
anknüpfen bzw. darauf zurückkommen.
Ich will darauf hinweisen, dass es nicht nur unsere Finanzpolitik ist, die uns in die Lage versetzt, diese großen,
so nicht erwarteten Herausforderungen im kommenden
Jahr zu bewältigen. Es ist richtig, dass wir in diesem Jahr
Überschüsse erzielt haben. Das ist ein großes Glück,
macht vieles sehr viel leichter und zeigt, dass diese Politik richtig ist. Aber dass wir auf die Herausforderungen
reagieren können, verdanken wir auch der guten Lage
in der Wirtschaft und auf dem Arbeitsmarkt. Auch dies
hat natürlich mit einer nachhaltigen Finanzpolitik zu tun,
welche gerade in einer Zeit wachsender Verunsicherung
dafür sorgt, dass das Vertrauen aller Beteiligten - der
Wirtschaft, der Investoren, der Unternehmer, der Arbeitnehmer, der Konsumenten - gestärkt bleibt. Wir dürfen
diese stabile Grundlage für dauerhaftes Vertrauen nicht
verlieren.
Zugleich setzen wir die richtigen Schwerpunkte.
Wenn wir die Ausgaben im Einzelplan des Bundesministeriums für Bildung und Forschung über einen Zeitraum
von zehn Jahren sehen, dann erkennen wir, dass wir sie
bereits am Ende des kommenden Jahres verdoppelt haBundesminister Dr. Wolfgang Schäuble
ben werden. Unsere Priorität Numero eins in unserem
Haushalt heißt Bildung, Forschung, Innovation.
({13})
Es ist in der Debatte gesagt worden - ich glaube,
es war gestern Herr Gabriel -: Wir stehen mit unserer
Forschungsquote in Europa an der Spitze. Aber andere
Länder sind da noch stärker. Daher müssen wir noch besser werden. Wir werden uns also darauf konzentrieren
müssen, auf diesem Gebiet noch besser zu werden; denn
nur wenn wir genauso wie alle anderen Europäer auf die
Stärkung unserer Innovationskräfte setzen, werden wir in
diesem globalen Wettbewerb weiterhin die Grundlagen
für unseren wirtschaftlichen Lebensstandard und für unsere soziale Sicherheit erwirtschaften.
Billiger als andere werden wir nicht produzieren können. Wir werden aufgrund unseres Lebensstandards immer teurer sein. Der Anteil der Sozialausgaben an unserem Haushalt ist so hoch, dass wir immer darauf achten
müssen, dass er mit einer nachhaltigen finanziellen und
wirtschaftlichen Entwicklung einigermaßen in Übereinstimmung steht. Und deswegen müssen wir entschieden
auf Innovationen, auf Bildung und Forschung setzen.
Wir haben aber auch die Ausgaben für die Infrastruktur
deutlich erhöht. Wir haben in den ersten Stunden dieser
Sitzung den Verkehrshaushalt debattiert. Wir werden die
Verkehrsinvestitionen bis 2018 um annähernd 40 Prozent
erhöhen. Wir werden auch die digitale Infrastruktur stärken, was für die Innovationsfähigkeit unserer Wirtschaft
natürlich von entscheidender Bedeutung ist.
({14})
Ich will eine weitere Bemerkung machen. Natürlich
sind die Wünsche und Ansprüche an den Bund immer
unbegrenzt. Natürlich gilt die Erfahrung, die ich schon
in meiner Familie erlebt habe. Mein Bruder war ein paar
Jahre Mitglied der Landesregierung eines großen Bundeslandes. Wenn es darum ging, den Bund für Probleme,
die man selber nicht lösen konnte, verantwortlich zu machen, dann gab es weder familiäre noch parteipolitische
Rücksichtnahme.
Nicht anders ist es beim Verhältnis zwischen Kommunal- und Landespolitikern. Die Klagen der Kommunen
sind durchaus verständlich. Allerdings wissen auch die
Kommunalpolitiker - das sollten sie nur öfter sagen -:
Der Bund unterstützt mit seiner Politik die Kommunen
wie nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik
Deutschland.
({15})
Wir haben die Leistungen für die Kommunen in einem
Maße erhöht, wie das die kommunalen Spitzenverbände
überhaupt nicht erwartet haben; ich will das jetzt nicht
mehr alles darstellen, aber wenigstens erwähnen.
Ein Wort zu den Leistungen. Wir als Bund haben die
Kosten für die Flüchtlinge, die zu uns kommen, vom ersten Tag der Registrierung an bis zur Entscheidung durch
das BAMF voll übernommen. Wir können das Geld dafür den Kommunen nicht auszahlen. Dafür müsste man
das Grundgesetz ändern, wofür man die Zustimmung des
Bundesrates brauchte. Die Vertreter des Bundesrates haben gesagt, das sei Zeitverschwendung, sie würden dem
nicht zustimmen. Im Rahmen des Grundgesetzes können
wir das Geld nur den Ländern zukommen lassen. Also
müssen die Forderungen der Kommunen an die verantwortlichen Landesregierungen gerichtet werden, und
zwar wieder und wieder. Dort, wo es nicht funktioniert,
muss es eingefordert werden.
({16})
Wenn ich sehe, dass wir die Investitionen in einem
erheblichen Maße erhöhen, auf Bildung, Forschung und
Innovation setzen und zugleich einen sozialen Leistungsstandard haben, der in der Welt nur von wenigen überboten werden kann, dann finde ich, dass es eine große Leistung ist, dass wir eine gute wirtschaftliche Lage haben
und im Vergleich zu vielen anderen Ländern in Europa
am Arbeitsmarkt wenig Probleme, insbesondere bei der
Jugendarbeitslosigkeit, haben.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte am Ende
dieser Haushaltsberatungen an Sie appellieren, dass wir
in den kommenden Jahren alle Kraft dafür einsetzen, unseren Weg konsequent fortzusetzen. Wir stärken damit
Europa. Wir dienen den Jüngeren in unserem Lande, und
wir dienen künftigen Generationen.
Wir können nicht alle Probleme direkt lösen. Die
Herausforderungen sind groß geworden. Wenn wir mit
diesen Herausforderungen fertigwerden wollen - ich bin
mir sehr sicher, dass wir das schaffen, auch wenn es eine
Skepsis vieler Mitbürgerinnen und Mitbürger im Hinblick auf die Leistungsfähigkeit europäischer Institutionen gibt -, muss Europa stärker werden. Deutschland
muss hier seine Rolle weiterhin wahrnehmen und alles
tun, damit Europa möglichst stark wird und seiner Verantwortung in der globalen Welt gerecht werden kann.
Diese Aufgabe ist groß. Unsere Möglichkeiten sind nicht
unbegrenzt; aber das, was wir tun können, sollten wir tun.
Herzlichen Dank.
({17})
Vielen Dank. - Als nächster Redner hat Roland Claus
von der Fraktion Die Linke das Wort.
({0})
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich habe
mich bei der ersten Lesung dieses Bundeshaushaltes in
der Schlussberatung - es war der 11. September 2015,
also 14 Jahre nach 9/11 - an meine sehr persönliche
Wahrnehmung von 2001 und vom folgenden Afghanistan-Krieg erinnert. Ich konnte nicht ahnen, dass mich
diese Erinnerung schon heute wieder einholt. Jenseits
jeder Rechthaberei bin ich sehr traurig darüber, dass
wahrscheinlich die nächste Kriegsbeteiligung droht. Herr
Schäuble, ich empfinde das auch nicht als unsolidarisch
gegenüber Frankreich. Ich sage deshalb noch einmal:
Krieg ist die falsche Antwort auf den Terror.
({0})
Wir haben in diesen Tagen einen Bundesfinanzminister erlebt, der beim Betrachten der sogenannten schwarzen Null vorsichtiger geworden ist. Er hat uns jetzt die
Null immer mit der Formulierung „wenn möglich“ präsentiert. Das hat gewiss seine Gründe. 2014 gab es vor
allen Dingen wegen einer Menge von Ausgabenresten
einen ausgeglichen Haushalt. 2015 gab es hohe Mehreinnahmen und geringere Zinsbelastungen. In 2016 aber
sind die Spielräume ziemlich ausgereizt. Ja, da gebe ich
Ihnen recht, Herr Bundesfinanzminister: Wir sind deshalb
sehr von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängig.
Ich will in diesem Zusammenhang eine Anmerkung
machen. Es ist für mich erstaunlich ruhig geworden
im Parlament, was die Rolle der Finanzmärkte und der
Schattenbanken angeht. Schattenbanker wünschen sich wie der Name schon sagt -, nicht in die Öffentlichkeit zu
treten. Der Song ist alt, der Text aber nicht falsch: „Die
im Dunkeln sieht man nicht“.
Aber gerade wegen der Abhängigkeit der Staatsfinanzen von der Wirtschaftsentwicklung sagen wir: Die
unselige Dominanz der Finanzwirtschaft gegenüber der
Realwirtschaft muss endlich überwunden werden, meine
Damen und Herren.
({1})
Deshalb ist es für uns auch nicht zu akzeptieren, dass
Koalition und Regierung über Mehreinnahmen für den
Bundeshaushalt nicht einmal nachdenken. Die soziale
Spaltung der Gesellschaft wird hingenommen. Ohne eine
grundlegende soziale Modernisierung der Gesellschaft
aber wird die Republik, die Gesellschaft ihrer humanistischen Verantwortung nicht gerecht werden können.
Deshalb fordern wir nach wie vor, asozialen Reichtum
gerecht zu besteuern.
({2})
Vor kurzem wurden 25 Jahre deutsche Einheit gefeiert. Wir sollten nicht vergessen: 1989/90 haben nicht
nur die Ostdeutschen - aber sie besonders - eine neue
Kompetenz erlernen müssen, nämlich die Kompetenz zur
Lösung eigentlich unlösbarer Aufgaben. Mein Eindruck
heute ist, dass wir diese Transformationserfahrungen und
auch diesen Erfahrungsvorsprung im Umgang mit Umbruchsituationen heute - und zwar bundesweit - sehr gut
gebrauchen können.
({3})
Zum Schluss: In den Haushaltsberatungen wurden
etliche biblische Weisheiten zitiert. Herr Kauder meinte gar, die Bibel gegen das Marx´sche Kapital stellen zu
müssen. Aber Marx war bibelfest, und ich will das auch
belegen.
So findet sich im Kapital - in Band 3; ich liefere alle
Quellen nach ({4})
eine, wie ich finde, hochaktuelle Passage, in der Marx
sich auf Martin Luther und dessen Bibelverweis besinnt:
„Deine Fürsten sind der Diebe Gesellen geworden.“ Ich
denke, Sie kennen den Fortgang des Spruches und wissen, was jeweils aus den kleinen und großen Dieben geworden ist.
So viel hochaktuelle Gesellschaftskritik durch Bibel,
Marx und Luther sollte auch bei dieser Regierung und
bei dieser Koalition nicht folgenlos bleiben, meine Damen und Herren.
Vielen Dank.
({5})
Als nächste Rednerin spricht Bettina Hagedorn für die
SPD-Fraktion.
({0})
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!
Bevor ich zu meinen eigentlichen Ausführungen komme,
möchte ich das aufnehmen, lieber Kollege Claus, was Sie
gesagt haben. Sie haben von Ihren Erinnerungen an 9/11
und den Beginn des Afghanistan-Einsatzes gesprochen
und dies zu den Äußerungen von Herrn Schäuble, der zu
Recht an die europäische Komponente und insbesondere
an die Solidarität mit Frankreich erinnert hat, in einen
Gegensatz gebracht. Ich habe nämlich auch eine Erinnerung, die ich mit Ihnen teilen will, und sie wird wahrscheinlich immer eine der prägendsten Erinnerungen in
meinem politischen Leben bleiben.
Im Jahr 2003 war die bestimmende Debatte in
Deutschland die Frage der Beteiligung bzw. Nichtbeteiligung der Deutschen am Einsatz im Irak. Wir haben
damals mit Gerhard Schröder, Joschka Fischer und der
damaligen Regierung der Aufforderung aus Amerika und
England widerstanden und haben uns nicht an dem Einsatz im Irak beteiligt. Das war nicht unumstritten in unseren Nachbarländern - viele erinnern sich mit mir daran -;
Polen, Spanien und viele andere waren dabei.
Dann ist der Deutsche Bundestag zum 40-jährigen
Jubiläum der deutsch-französischen Freundschaft nach
Versailles gefahren, und wir haben dort mit den Kollegen aus Frankreich, insgesamt über 1 000 Abgeordnete,
miteinander getagt. In dieser Sitzung hat sich die französische Regierung an die Seite Deutschlands gestellt, und
wir haben bezüglich des Iraks gemeinsam eine wichtige
Entscheidung getroffen. Damals sind wir alle spontan
aufgestanden.
Die Demonstration dieser Freundschaft zwischen
Frankreich und Deutschland bleibt auch ein Teil dieser
Kooperation. Diese Freundschaft hat Europa immer stark
stabilisiert und ausbalanciert. Darum finde ich es richtig,
dass der Finanzminister und andere in den letzten Tagen mit Blick auf die Entscheidung nächste Woche an
die Freundschaft und Solidarität zwischen diesen beiden
Ländern erinnern.
({0})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben es mit einem Haushalt zu tun, der wohl selten gegenüber dem Regierungsentwurf so stark vom Parlament verändert werden musste und verändert worden ist. Das hat natürlich
mit der Rasanz der Entwicklung der letzten Monate und
den folgenschweren, weil finanziell schwerwiegenden
Entscheidungen und Verabredungen auf verschiedenen
Gipfeln zu tun, die zu Recht zwischen Bund und Ländern
getroffen worden sind und die wir in diesen Haushaltsberatungen alle eins zu eins umgesetzt haben.
Wir können zu Recht für diesen Haushalt die Überschrift „Versprochen - gehalten“ wählen. Wir haben alles so gemacht, wie wir es den Menschen wie auch den
Kommunen und Ländern zugesagt haben. Damit stabilisieren wir in dieser schwierigen Zeit die Vertrauensbasis.
Die Bürgerinnen und Bürger in diesem Land können darauf vertrauen, dass wir alles das bereitstellen, was wir
versprochen haben, und dass niemand in diesem Land
Sorge haben muss, dass ihm etwas an Leistungen des
Staates weggenommen wird, auf das er auch zu Recht
vertrauen kann.
({1})
Das ist, denke ich, eine wichtige Leistung, und das
wird auch beim Thema Personal sichtbar. Darauf will ich
kurz eingehen. Wir alle wissen: Das Nadelöhr bei der Bewältigung der Flüchtlingssituation ist das Bundesamt für
Migration und Flüchtlinge. Das, was wir als Haushälter
in den letzten zwei Jahren an Personalaufbau bewilligt
haben, ist, glaube ich, einmalig, Herr de Maizière. Das
können viele gar nicht richtig würdigen, weil ihnen nicht
bewusst ist, dass noch vor zwei Jahren im Bundesamt für
Migration und Flüchtlinge ungefähr 1 800 Menschen gearbeitet haben, darunter 280 Asylentscheider.
Für den nun zu beobachtenden Stellenaufwuchs hat
der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages mit
dem Haushalt 2015, aber auch mit den Nachtragshaushalten für 2015 gesorgt. In den letzten zwölf Monaten haben
wir ungefähr 1 650 neue Stellen beschlossen. Nahezu alle
diese Stellen sind besetzt. Das heißt, dass sich die Zahl
des Personals in diesem Bundesamt nahezu verdoppelt
hat. Mit den Beschlüssen für den Haushalt 2016 werden
wir erneut 3 000 Stellen und Geldmittel für 1 000 weitere Stellen bereitstellen. Damit verdoppeln wir den Personalbestand erneut. Das ist ein mutiges Signal, mit dem
wir als Parlament deutlich machen: Wir wollen da besser
werden. - Wir wissen, dass dieses Bundesamt ein Nadelöhr ist und dass das den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern vor Ort, den Ländern die größten Probleme
bereitet. Aber wir wollen da besser werden. Und wir sind
so aufgestellt, dass wir besser werden.
Dazu gehören auch die Integrationskurse. 244 Millionen Euro haben dafür im Regierungsentwurf für 2014
und 2015 bereitgestanden. Im Regierungsentwurf! Schon
im Mai dieses Jahres haben wir zusätzlich 25 Millionen
Euro bewilligt. Im Regierungsentwurf wurden 40 Millionen Euro draufgelegt. Und jetzt kommen noch einmal
250 Millionen Euro hinzu, sodass insgesamt 559 Millionen Euro für Integrationskurse im Jahr 2016 zur Verfügung stehen. Damit machen wir deutlich: Wir wollen,
dass Integration in Deutschland gelingt. An Geld mangelt
es nicht. Nun brauchen wir noch all die engagierten Lehrkräfte, die vernünftig bezahlt werden sollen. Dann legen
wir damit den Grundstock dafür, dass wir das miteinander hinkriegen.
({2})
Abgesehen von der Integrationsleistung machen wir
sehr viel für das Gelingen der Organisation. Hier spielt
das THW eine wichtige Rolle. Viele Menschen wissen
nicht, dass das THW von 80 000 Ehrenamtlichen getragen wird,
({3})
die von 800 Hauptamtlichen unterstützt werden. Wir stellen fest: Es ist hier auf Dauer mehr hauptamtliche Unterstützung erforderlich. Gerade bei der Unterbringung
der Flüchtlinge leistet das THW zusammen mit anderen
Organisationen großartige Arbeit.
({4})
Die Zahl der Stellen ist von 800 auf 1 008, also um 208,
aufgewachsen. Das ist ein sehr deutliches Zeichen. Ich
bin froh darüber, dass das geglückt ist.
({5})
Mit Blick auf die Sicherheit und die Menschen, die
in Sorge sind, will ich darauf hinweisen, dass es bei der
Bundespolizei 3 000 und beim BKA 300 neue Stellen
gibt. Eine deutliche Erhöhung der Stellenzahl um mehrere Hundert erfahren auch der Verfassungsschutz und
der Bundesnachrichtendienst. Das gehört zur Sicherheit
dazu. Damit zeigen wir deutlich: Wir haben verstanden;
wir erledigen unsere Aufgaben.
Ganz zum Schluss möchte ich noch sagen: Herr Minister, Sie sind nicht nur für Sicherheit und Migration
zuständig, sondern auch für den Sport. Am kommenden
Sonntag wird in Hamburg und Kiel über die Olympiabewerbung abgestimmt. Ich wünsche mir, ganz ehrlich,
ein bisschen mehr Empathie Ihrerseits. Der Haushaltsausschuss hatte ursprünglich 30 Millionen Euro für die
Olympiabewerbung bereitgestellt. 20 Millionen Euro
konnten wir im Regierungsentwurf einfach nicht mehr
wiederfinden. Wir haben sie jetzt wieder bereitgestellt.
Wir drücken den Hamburgern und den Kielern die Daumen, dass das gelingt, und hoffen, dass diese Olympiabewerbung - nach München, Leipzig und Berlin - erfolgreich sein wird. Dann - lieber Herr Minister Schäuble,
darauf können Sie sich verlassen - sind Olympia und der
Sport beim Haushaltsausschuss in guten Händen.
Vielen Dank.
({6})
Als nächster Redner hat Dr. Lindner von der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen das Wort.
Vielen Dank, Frau Präsidentin. - Liebe Kolleginnen
und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir debattieren diesen Bundeshaushalt angesichts
drei großer Herausforderungen, vor denen unser Land
in diesen Tagen steht: Wir müssen mutig sein, damit die
Integration der Menschen, die zu uns geflüchtet sind,
nicht nur schnell, sondern vor allem gut und erfolgreich
gelingt. Wir brauchen einen Plan, aus dem hervorgeht,
wie wir der internationalen Klimakrise wirksam begegnen und den Klimaschutz ernsthaft vorantreiben können.
Und wir müssen uns ein Herz fassen, damit der Investitionsstau in Deutschland endlich ein Ende hat und Haushaltspolitik nicht mehr auf Kosten der Substanz betrieben
wird.
({0})
Mit dem vorliegenden Haushalt, liebe Kolleginnen
und Kollegen von der Großen Koalition, werden Sie all
diesen drei Herausforderungen nicht gerecht. Sie schauen eben nur auf die nächsten Monate, aber nicht in die
Zukunft. Sie investieren zu wenig, Sie investieren falsch,
und Sie verschwenden das Geld der Steuerzahlerinnen
und Steuerzahler.
({1})
Meine Damen und Herren von der Großen Koalition,
lieber Johannes Kahrs, wir erkennen durchaus an, dass
ihr in der Integrationspolitik nicht nichts tut.
({2})
Wir haben auch einigen eurer Anträge im Haushaltsverfahren zugestimmt. Aber wir fühlen uns dabei auf böse
Weise an das Agieren dieser Bundesregierung in der Finanz- bzw. Euro-Krise erinnert.
({3})
Was Sie unternehmen, das ist oft zu wenig, das kommt zu
spät, das ist zu halbherzig, und das ist mutlos.
({4})
Sie offenbaren viele Leerstellen, wenn es darum geht,
dass Integration auch im zweiten und dritten Schritt gelingt. Sie stellen nicht genug Mittel für Integrationskurse
bereit, und Sie haben beim sozialen Wohnungsbau nicht
den Weitblick, den es brauchte. Man müsste heute schon
Geld in die Hand nehmen,
({5})
damit morgen und übermorgen auch der Wohnraum, der
benötigt wird, bereitsteht. Sie machen eben nicht ernst
mit der Vermeidung von Fluchtursachen, wenn Sie die
Mittel für humanitäre Hilfe und Entwicklungspolitik
({6})
zwar aufstocken, diese aber angesichts der dramatischen
Bedarfe weltweit deutlich hinter den Bedürfnissen zurückbleiben, liebe Kolleginnen und Kollegen von der
Großen Koalition.
({7})
Ihr „Fahren auf Sicht“ wird am Ende diese Herausforderungen nicht bewältigen. Wir Grüne haben Ihnen mit
unseren Anträgen gezeigt, was weitblickende Haushaltspolitik wirklich bedeutet. Das will ich auch sagen, weil
der Klimagipfel in Paris vor der Tür steht.
Wir haben in den letzten Monaten viel über die Verantwortung Deutschlands in der Welt debattiert. Wir
Grüne sagen ganz klar: Zur Verantwortung Deutschlands
für diese Welt gehört gerade auch ein mutiges Eintreten
für internationalen Klimaschutz. Wer, wenn nicht wir als
große und starke Industrienation, soll denn mutig voranschreiten und ein Beispiel geben, wenn es um die Bewahrung unserer natürlichen Lebensgrundlagen geht?
({8})
Wir haben eine Menge Vorschläge gemacht, zum Beispiel einen Energiesparfonds einzurichten, wir haben
mehr Mittel für Wärmespeicher und für internationalen
Klimaschutz beantragt. Sie haben diese Anträge mir
nichts, dir nichts vom Tisch gewischt.
({9})
Sie werden Ihrer Verantwortung damit nicht gerecht,
Sie haben keinen Plan zur Bewältigung der Klimakrise.
Weil heute schon viele hier in diesem Haus unter Beweis
gestellt haben, wie bibelfest sie sind, will auch ich Ihnen
zum Thema Verantwortung aus dem Evangelium des heiligen Lukas zurufen:
Denn wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel
suchen; wem viel anvertraut ist, von dem wird man
umso mehr fordern.
Ja, recht hat der heilige Lukas.
Aber Sie investieren nicht nur falsch, Sie investieren
auch deutlich zu wenig. Die Investitionen bleiben im einstelligen Bereich und damit historisch niedrig. Ihre viel
gepriesene und hochgelobte schwarze Null erreichen
Sie doch nicht dadurch, dass Sie im Haushalt wirklich
umschichten und arbeiten, nein, Sie erreichen sie nur
dadurch, dass Sie seit Jahren dieses Land und seine öfBettina Hagedorn
fentliche Infrastruktur auf Verschleiß fahren. Wir Grüne
sagen: So geht das nicht.
({10})
Wissen Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der
Großen Koalition: Eigentlich habe ich mir gedacht, dass
nach dem letzten Jahr die Nullverschuldungsfestspielwochen hier in diesem Hohen Hause zu Ende sind und diese
letztes Jahr nur am Glühwein gelegen hätte. Aber was
Sie diese Woche hier aufgeführt haben, war eine glatte
Fortsetzung der Party. Ich sage Ihnen: Der Kater nach der
Party wird kommen, und dann werden auch Sie von Union und SPD merken, dass zu einem guten Haushalt eben
nicht nur einzig und allein der Summenstrich am Ende
gehört, dass ein guter Haushalt eben nicht nur einzig und
allein aus einer Null darunter besteht. Es kommt doch vor
allem auf die Zahlen dazwischen an, darauf, woher das
Geld kommt, und vor allem darauf, wofür es ausgegeben
wird. Da haben Sie kläglich versagt.
({11})
Sie fahren mit diesem Haushalt auf Sicht, Herr
Schäuble. Das haben Sie am Dienstag hier offen zugegeben. Wenn Sie einmal oder zweimal auf Sicht fahren
würden, weil der Weg holprig oder die Sicht schlecht
ist, würde ich das noch verstehen. Nur, bei Ihnen, liebe
Kolleginnen und Kollegen, ist das Auf-Sicht-Fahren zum
Politikkonzept geworden.
({12})
Sie fahren doch nicht auf Sicht, weil der Weg schwierig
ist, nein, Sie fahren auf Sicht, weil Sie nicht wissen, wohin Sie eigentlich wollen - und das angesichts der großen
Herausforderungen, vor denen unser Land steht.
({13})
Wir Grüne haben in diesen Haushaltsberatungen mit
rund 400 Anträgen gezeigt, wie man ohne neue Schulden
auskommt und dennoch Verschwendung stoppen kann,
({14})
wie man Gelder sinnvoll umschichtet und unnötige
Subventionen streicht. Vor allem werden wir den drei
Herausforderungen unserer Tage, nämlich Integration,
Klimaschutz und Zukunftsinvestitionen, gerecht. Wir finanzieren dies nachhaltig.
Sie haben gezeigt, dass Sie nicht nur kein Herz für den
internationalen Klimaschutz haben; Sie haben auch keinen Plan für Zukunftsinvestitionen. Ihnen fehlt der Mut,
bei der Integration in Deutschland entschlossen voranzugehen. Sie mögen vielleicht bibelfest sein; zukunftsfest
ist Ihr Haushalt nicht.
Herzlichen Dank.
({15})
Als nächste Rednerin hat Kerstin Radomski von der
CDU/CSU-Fraktion das Wort.
({0})
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Wir haben in der Debatte heute schon viel zu
den Haushaltsberatungen gehört. Ich kann Ihnen sagen:
Die Beratungen waren hart, die Beratungen waren lang,
und die Beratungen waren kein Zuckerschlecken.
({0})
Ich möchte unseren bibelfesten Kollegen Alois Karl
aus den Haushaltsberatungen zitieren. Er sagte: Der Gerechte fällt siebenmal und steht wieder auf.
Der Marathon bis in die Morgenstunden hat sich gelohnt. Die Koalition aus CDU/CSU und SPD ist zu einem
Ergebnis gekommen, auf das wir stolz sind.
({1})
Sehr geehrte Damen und Herren, wir leben in herausfordernden Zeiten. Gerade mussten wir erleben, wie mit
den feigen und abscheulichen Anschlägen von Paris unsere Freiheit und unsere Demokratie angegriffen wurden.
Vor Terroristen wie diesen suchen auch die Flüchtlinge,
die zu uns kommen, Schutz. Viele von ihnen flohen vor
Gewalt, Krieg und Elend. Das stellt uns vor große Herausforderungen. Dennoch: Wir können die Folgen nicht
bis ins letzte Detail vorhersehen. Umso mehr gilt für uns
hier und jetzt: Maß halten und auf Sicht fahren.
Das hat natürlich massive finanzielle Auswirkungen
auf Bund, Länder und Kommunen, denen wir in den zurückliegenden Beratungen Rechnung getragen haben.
Ab dem 1. Januar 2016 beteiligt sich der Bund an den
Flüchtlingskosten mit einer Pauschale von monatlich
670 Euro pro Flüchtling.
Meine Damen und Herren, lassen Sie mich an dieser
Stelle unterstreichen, dass der Bund mit dieser Summe
seiner finanziellen Verantwortung gerecht wird. Länder
und Kommunen müssen aber ihre jeweiligen Anteile
ebenfalls tragen. Insbesondere mit Blick auf die Länder
möchte ich darauf hinweisen, dass die Vereinbarungen
vom Flüchtlingsgipfel Bestand haben müssen.
Natürlich sind wir alle so bibelfest, dass wir wissen:
Man soll nicht den Splitter im Auge des anderen suchen,
sondern den Balken im eigenen erkennen. Aber: Es ist
sehr wichtig und für mich ganz klar: Die Länder dürfen
nicht bei nächster Gelegenheit mit der Forderung nach
zusätzlichen Bundeshilfen wieder bei uns an der Tür
klopfen.
({2})
Mit den Maßnahmen, die wir in dieser Woche auf
den Weg bringen, stärken wir insbesondere das Bundesministerium des Innern. Allein im Rahmen des Asylpakets werden im Geschäftsbereich des BMI zusätzlich
4 000 Stellen sowie Personal- und Sachmittel in Höhe
von 900 Millionen Euro bereitgestellt. Davon profitieren
die Sicherheitsbehörden des Bundes sowie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Das Bundesamt auch BAMF genannt - bekommt außerdem 101 Millionen Euro zur Optimierung der Asylverfahren und zur
Stärkung der IT.
Die Integration derjenigen, die vorerst hierbleiben
müssen, muss uns auch gelingen. Deshalb haben wir
die Integrationsausgaben des BAMF im Vergleich zum
Jahr 2015 um 293 Millionen Euro erhöht.
Auch die Etats des Auswärtigen Amtes und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung wurden deutlich angehoben.
({3})
- Danke, Johannes. - Die Stärkung der Entwicklungshilfe wird für die Verbesserung der Situation in den krisengeprägten Herkunftsstaaten der Flüchtlinge benötigt.
({4})
Weitere Mittel stehen für die Krisenprävention zur
Verfügung. Damit leistet Deutschland einen wichtigen
Beitrag zur Bekämpfung der Fluchtursachen. Liebe
Sonja, du hast daran teilgehabt.
({5})
Die mit diesen Maßnahmen verbundenen finanzpolitischen Herausforderungen sind jedoch nur ein kleiner Teil
des Flüchtlingsthemas. Der gesellschaftliche Kraftakt
taucht aber nicht in den Zahlenkolonnen auf. Wir können
den Tausenden ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern
nicht oft genug für ihren Einsatz für die Flüchtlinge danken. Dazu zählt auch das THW mit 800 hauptamtlichen
und 80 000 ehrenamtlichen Helfern.
({6})
Allein 15 000 davon sind Jugendliche, die sich im Bereich Flüchtlingshilfe sehr engagieren. Deshalb ist es
absolut richtig, dass wir als Koalition den Haushalt des
THW um rund 43 Millionen Euro erhöhen.
({7})
Eines muss uns aber bewusst sein - das ist mir sehr
wichtig -: Die Flüchtlingskrise ist die große Herausforderung unserer Generation. Wir dürfen nicht den Fehler
machen, die finanzielle Last auf die kommenden Generationen zu schieben; denn diese werden zu ihrer Zeit eigene Herausforderungen bewältigen müssen, die uns heute
noch gar nicht bewusst sind.
({8})
Deshalb kämpfen wir für unser Ziel, weiterhin keine neuen Schulden zu machen.
Deutschland steht trotz aller Herausforderungen gut
da, und das spüren die Bürgerinnen und Bürger. Noch
nie waren so viele Menschen in Deutschland in einem
Beschäftigungsverhältnis und gingen einer sozialversicherten Tätigkeit nach. Die Realeinkommen steigen, und
mit der Erhöhung des Kindergeldes und des Freibetrages
für Alleinerziehende entlasten wir die Familien. Die gute
Wirtschaftsentwicklung in Deutschland ist einer Wachstumspolitik und einer vorausschauenden Finanzpolitik
geschuldet. In den vergangenen Jahren haben wir die
zusätzlichen Handlungsspielräume, von denen wir heute
profitieren, erarbeitet, und wir haben ganz offensichtlich
die richtigen Prioritäten gesetzt.
Insgesamt setzen wir auf finanzielle Stabilität zugunsten der nachfolgenden Generationen und verlieren die
zukünftigen Herausforderungen nicht aus dem Blick. Dafür möchte ich unserem Bundesfinanzminister danken.
({9})
Meine Damen und Herren, wir alle wurden diese
Woche von der scheinbaren Bibelfestigkeit sogar eines
Linkenfraktionsvorsitzenden überrascht. Ich muss sagen:
Wenn wir in der Großen Koalition an unseren Prinzipien festhalten - sie heißen: keine Neuverschuldung, keine
Steuererhöhungen und Maßhalten -, dann können wir
alle gemeinsam zuversichtlich in das Jahr 2016 schauen.
Vielen Dank.
({10})
Als nächster Redner spricht Steffen-Claudio Lemme
von der SPD-Fraktion.
({0})
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Vorab herzlichen Dank für die große Kollegialität während der Beratungen zum Bundeshaushalt 2016.
({0})
Da ich heute der einzige Redner bin - zumindest meiner Fraktion -, der aus einem neuen Bundesland kommt,
würde ich mich in meiner Rede gern auf den Osten konzentrieren.
Einen Punkt der Debatten dieser Woche möchte ich
besonders erwähnen. Ja, die Fluchtursachen und die
Flüchtlingsströme spielten in den Beratungen zum Bundeshaushalt 2016 eine große Rolle. Ja, es war richtig, mit
dem Bundeshaushalt für das kommende Jahr zu reagieren, die Mittel für die Bekämpfung der Fluchtursachen zu
erhöhen ebenso wie zusätzliche Vorkehrungen zu treffen
und Integrationsmaßnahmen auf den Weg zu bringen.
({1})
Wir haben mit dem Bundeshaushalt 2016 eine, so meine ich, gute und solide Grundlage geschaffen und können
in der Frage der Fluchtursachen wenn nötig nachjustieren.
Wichtig ist aber auch: Die Menschen in unserem Land
zeichnen sich durch ein großes zivilgesellschaftliches
Engagement aus. Sie würden es nicht verstehen, wenn
wir im Bundeshaushalt nur über Flüchtlinge reden würden, wenn wir uns nur um Flüchtlingskosten kümmern
würden und wenn wir andere wichtige und dringende
Angelegenheiten, die in ihrem Leben eine Rolle spielen,
einfach links liegen lassen würden.
({2})
Mit Blick auf den Osten möchte ich zeigen, dass wir das
eben nicht getan haben.
Fakt ist: Das Rechtsextremismusproblem ist nicht
kleiner geworden. In meiner Heimat Thüringen stehen
wir starken rassistischen und nationalistischen Einstellungen gegenüber, die - das muss man leider sagen - in
der AfD und bei Pegida neue Sammelbecken gefunden
haben. Es muss schon besorgt machen, wenn der diesjährige Thüringen-Monitor, eine Bevölkerungsbefragung
zur politischen Kultur im Freistaat Thüringen, einen Anstieg des Rechtsextremismus ausweist und eine sinkende
Demokratiezufriedenheit zeigt.
Das Problem werden wir sicher nicht allein mit Geld
lösen. Trotzdem ist es gut, dass wir erneut eine Aufstockung des Programms „Demokratie leben!“ um immerhin 10 Millionen Euro auf jetzt 50,5 Millionen Euro auf
den Weg gebracht haben
({3})
und damit Initiativen, Vereine und Verbände unterstützen, die sich um diese Fragestellung kümmern.
({4})
Auch für den Osten: Das Volumen des wichtigen
Programms „Zusammenhalt durch Teilhabe“ haben wir
von 6 Millionen Euro auf 12 Millionen Euro erhöht. Wir
dürfen keineswegs nachlassen, in diesem Bereich Gelder
aufzustocken und zu verstetigen.
Was bewegt der Bundeshaushalt 2016 noch für den
Osten? Ich möchte kurz acht Beispiele nennen:
Erstens. Mit den erhöhten Bundesgeldern für den sozialen Wohnungsbau gehen insgesamt 38 Prozent oder,
anders ausgedrückt, 387 Millionen Euro in die neuen
Bundesländer.
({5})
Mein Bundesland profitiert von rund 57 Millionen Euro.
Zweitens. Die Städtebauförderung war und ist gerade
für den Osten ein wichtiges Standbein. Wir Sozialdemokraten haben nach dem Regierungswechsel für die Erhöhung der Städtebauförderung auf jährlich 700 Millionen
Euro gekämpft, und diesen Kampf setzen wir fort.
({6})
Mit 150 Millionen Euro ist die „Soziale Stadt“ das Herzstück. Das für den Osten wichtige Programm „Stadtumbau Ost“ enthält mit seinen 105 Millionen Euro viel Geld
für den Rückbau und die Aufwertung von Quartieren.
Sehr erfolgreich! Dank an Barbara Hendricks!
({7})
Drittens. Liebe Kolleginnen und Kollegen, Ostdeutschland ist reich an bedeutsamen Kulturdenkmälern, die wir erhalten und bewahren müssen. Es kommt
also auch dem Osten zugute, dass wir den Etat für die
Kulturförderung in den Beratungen um rund 120 Millionen Euro erhöhen konnten. Hervorheben möchte ich die
30 Millionen Euro, die in das Schloss Friedenstein nach
Gotha fließen, und erwähnen möchte ich natürlich, dass
mit dem Denkmalschutz-Sonderprogramm im Umfang
von 20 Millionen Euro vieles auch im Osten getan werden kann. Im Übrigen gibt es 5 Millionen Euro für die
Sanierung und Modernisierung von Orgeln. Ich würde
mal sagen: Man muss nicht besonders bibelfest sein, um
die Schönheit von Orgelmusik zu schätzen zu wissen.
({8})
Viertens. Die Förderinitiative „Mittelstand 4.0“ des
Bundeswirtschaftsministeriums wird um weitere 11 Millionen Euro aufgestockt. Damit sollen fünf Kompetenzzentren eingerichtet werden, in denen praktisches Wissen zur Digitalisierung für den Mittelstand verfügbar
gemacht wird. Zwei Standorte befinden sich in Sachsen
und Thüringen.
Fünftens. Zur Begleitung des Strukturwandels in
den Braunkohleregionen wird ein neues Programm mit
4 Millionen Euro aufgelegt, um Struktureinbrüche zu
verhindern und die regionale Wirtschaftsstruktur weiterzuentwickeln. Besonders wichtig für mich: Es geht um
den Erhalt von Arbeitsplätzen in diesen Regionen.
({9})
Sechstens. Die Initiative „Unternehmen Region“ steht
für den Ausbau von wirtschaftlichen Kompetenzen in
ostdeutschen Regionen - für mehr Innovationen, Wirtschaftswachstum und Beschäftigung. Für Regionen mit
besonderen Herausforderungen haben wir die Mittel für
die Initiative um 10 Millionen Euro aufgestockt.
Siebtens. Die Ortsverbände des Technischen Hilfswerks in Ostdeutschland - das ist von einigen Kolleginnen und Kollegen schon erwähnt worden - profitieren natürlich auch von der Aufstockung um insgesamt
24 Millionen Euro im Zeitraum von 2016 bis 2018. Für
die Feuerwehren gibt es zusätzlich 5 Millionen Euro für
die Anschaffung neuer Fahrzeuge.
Achtens. Die Jobcenter erhalten auch im kommenden
Jahr wieder 350 Millionen Euro zusätzlich zur Vermittlung und Betreuung von Langzeitarbeitslosen. In Ostdeutschland ist über die Hälfte der Grundsicherungsempfänger schon länger als vier Jahre arbeitslos, und gerade
hier können wir mit dem Geld vieles tun.
Ja, liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben mehr
als 8 Milliarden Euro für die Versorgung und Integration
der Flüchtlinge im Bundeshaushalt eingeplant. Dabei haben wir eines nicht getan: die Wünsche und Belange der
Gesamtbevölkerung vergessen oder außen vor gelassen.
Aber - auch das möchte ich deutlich sagen - die Wirtschafts- und Steuerkraft in Ostdeutschland hinkt auch
25 Jahre nach der Wiedervereinigung noch hinterher.
Deshalb sollten wir die besondere Rolle Ostdeutschlands
auch zukünftig im Blick haben, sei es bei der Neuordnung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen oder bei der
Verteilung der Regionalisierungsmittel im Bahnverkehr.
({10})
Herzlichen Dank.
({11})
Als nächster Redner hat Alois Rainer von der CDU/
CSU-Fraktion das Wort.
({0})
Sehr verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen
und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mit dem nun vorliegenden Bundeshaushalt für das
Jahr 2016 werden wir auch für das kommende Jahr einen
Haushalt ohne neue Schulden verabschieden.
({0})
- Ja. - Lassen Sie mich dazu sagen, dass ein Haushalt
ohne Neuverschuldung auch für die Union keine Selbstverständlichkeit ist,
({1})
schon gar nicht angesichts solch unvorhersehbarer finanzieller Belastungen, die wir vor ein paar Monaten in dieser Geschwindigkeit und in diesem Ausmaß nicht hätten
erahnen können. Daher ist es umso erfreulicher, dass wir
trotz der Ereignisse im Jahr 2016 etwa 10 Prozent mehr
investieren können als noch im Jahr 2015.
({2})
Dies, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist
nicht nur für das Wachstum in Deutschland gut, sondern
zugleich auch eine gute Nachricht für unsere nachfolgenden Generationen. Ich finde es deshalb richtig, dass
wir unserer Linie treu bleiben: keine neuen Schulden und
keine Steuererhöhungen. Wir haben die große Aufgabe,
die Flüchtlingssituation zu bewältigen, und ich bin davon
überzeugt: Wir werden diese auch bewältigen.
({3})
Neben dieser großen Debatte ist wichtig, dass wir insbesondere Verantwortung gegenüber den Menschen in
unserem Land haben. Damit auch die junge und nachfolgende Generation in unserem Land eine Zukunftsperspektive hat, ist nur folgerichtig, dass wir weiter an einem
ausgeglichenen Haushalt festhalten und daran arbeiten.
Und für all diejenigen, die es bereits vergessen haben:
Seit 1969 wurden etwa 900 Milliarden Euro neue Schulden gemacht. Dass wir im kommenden Jahr überhaupt
ohne ein neues Defizit auskommen, liegt mitunter auch
daran, dass wir die Überschüsse aus diesem Haushaltsjahr im Bundeshaushalt 2016 verwenden können. Natürlich liegt es auch an den guten Steuereinnahmen, und
natürlich verdanken sich die guten Steuereinnahmen den
politischen Weichenstellungen, die in der Vergangenheit
gemacht worden sind. Aber natürlich liegt es auch an den
fleißigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und
den innovativen Arbeitgebern in unserem Land. Vielen
herzlichen Dank all denjenigen, die daran arbeiten.
({4})
Die Rücklage, die gebildet wird, ist beispielhaft und beweist die erfolgreiche Konsolidierungspolitik der unionsgeführten Koalitionen der zurückliegenden Jahre.
Aber, meine Damen und Herren, lassen Sie mich noch
einiges zu den aktuellen Ansätzen sagen. Wir haben im
nächsten Jahr Ausgaben in Höhe von 316,9 Milliarden
Euro geplant. Gehen wir vom Regierungsentwurf aus,
dann haben wir eine Ausgabensteigerung in Höhe von
4,9 Milliarden Euro gegenüber der ursprünglichen Planung. Im nun vorliegenden Haushalt ist dies eine Steigerung um etwa 10 Milliarden Euro im Vergleich zum
Vorjahr. Ein Großteil der Mehrausgaben gegenüber dem
Regierungsentwurf geht mit 1 Milliarde Euro in den Etat
des Bundesministeriums des Innern - im Vergleich zum
Haushalt 2015 wächst er um 1,5 Milliarden Euro -, mit
2,6 Milliarden Euro in den Etat des Bundesarbeitsministeriums, mit circa 470 Millionen Euro in den Etat des
Bundesumweltministeriums, mit 410 Millionen Euro in
den Etat des Auswärtigen Amts, mit 647 Millionen Euro
in den Etat des Bundesfamilienministeriums. Dabei ist
nicht zu vergessen die steuerliche Entlastung durch das
Gesetz zur Anhebung des Grundfreibetrages, des Kinderfreibetrages, des Kindergeldes und des Kinderzuschlags
sowie den Abbau der kalten Progression mit einem Volumen von circa 5,5 Milliarden Euro.
Darüber hinaus werden wir im kommenden Jahr circa
8 Milliarden Euro bereitstellen, um die Herausforderungen durch die Flüchtlinge und Asylbewerber zu stemmen.
Von dieser Summe geht fast die Hälfte an die Bundesländer und Kommunen. Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich sagte es bereits in meiner Rede zum zweiten Nachtragshaushalt und möchte es hier wiederholen und bekräftigen: Dieses Geld ist nicht zur Haushaltssanierung
der Länder gedacht. Das Geld muss für den Zweck verwendet werden, für den wir es bereitgestellt haben.
({5})
Der Bund hält seine zugesagten Vereinbarungen trotz
der Herausforderungen ein. Wir werden die Länder und
Kommunen für die Jahre 2015 bis 2018 mit circa 13 MilSteffen-Claudio Lemme
liarden Euro zusätzlich sowie durch weitere Zuweisungen von 18,5 Milliarden Euro, zum Beispiel für Leistungen der Grundsicherung im Alter, Entflechtungsmittel,
BAföG usw., unterstützen.
Meine Damen und Herren, ich sagte es eingangs
schon: Der Haushaltsetat des BMI ist im Vergleich zum
Regierungsentwurf um 1 Milliarde Euro gestiegen. Dass
die Erhöhung der Mittel für die Bundespolizei nötig war,
zeigt uns die Entwicklung der letzten Tage. Mit dieser
Erhöhung schaffen wir eine deutliche Verbesserung der
Personal- und Sachausstattung beim Bundesamt für
Migration und Flüchtlinge
({6})
- dringend nötig, Herr Kollege -, bei den Sicherheitsbehörden, beim Technischen Hilfswerk und bei den Feuerwehren.
({7})
Lassen Sie mich kurz noch weitere wichtige Punkte nennen, die in den Beratungen ebenfalls festgelegt
wurden: 78 Millionen Euro zusätzlich für die landwirtschaftliche Unfallversicherung, damit wir auch die arg
gebeutelten Landwirte in unserem Land ein Stück weit
unterstützten können - sie hatten in diesem Jahr arg unter der Trockenheit und dem Preisverfall verschiedener
Produkte zu leiden -, 30 Millionen Euro zusätzlich für
ein Programm zur Entwicklung der ländlichen Räume gerade für die strukturschwachen Räume ist das eine
hervorragende Sache -, Steigerung der Ausgaben für
Bildung und Forschung mit circa 1,13 Milliarden Euro.
Die Mittel für den sozialen Wohnungsbau werden im
nächsten Jahr auf circa 1 Milliarde Euro verdoppelt. Damit soll unter anderem die Ausweitung des Bestands an
Sozialwohnungen ermöglicht werden. Es freut mich sehr,
dass wir für das bürgerschaftliche Engagement zusätzlich 10 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Auch das
Elterngeld erhöhen wir bedarfsgerecht um 205 Millionen
Euro auf 6 Milliarden Euro.
Leider, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist
es, wie immer in den Haushaltsberatungen, nicht möglich, alle Wünsche zu erfüllen. Es gibt den einen oder
anderen, der gerne mehr Geld an der einen oder anderen
Stelle eingesetzt hätte. Allein in der Bereinigungssitzung
wurden rund 150 Anträge der Koalition beschlossen.
Lassen Sie mich mit einem Zitat aus der Bibel enden:
Ein Mensch, der sich auf seinen Reichtum verlässt,
kommt zu Fall. Aber alle, die das Rechte tun, sprossen wie frisches Laub.
Lassen Sie uns deshalb weiterhin das Rechte, das Richtige tun! Ich wünsche Ihnen dazu alles erdenklich Gute.
Danke schön.
({8})
Dennis Rohde von der SPD-Fraktion hat als nächster
Redner das Wort.
({0})
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Wenn man als Vorletzter in einer viertägigen
Debatte ans Mikrofon gehen darf, dann ist man sich bewusst, dass man kaum noch etwas Neues ansprechen
kann. Aber man hat die große Chance, einen Rückblick
zu wagen.
({0})
Ich finde, in den letzten Tagen hat sich deutlich gezeigt, dass uns trotz aller Herausforderungen, trotz aller
Unterschiede, die es zwischen den Fraktionen, zwischen
Koalition und Opposition gibt, eines geeint hat: Wir orientieren uns an denselben Werten, an den Werten, die
unser Land stark gemacht haben, den Werten unserer
Verfassung, die man kennt, auch wenn man nicht bibelfest ist, den Werten einer gleichen, freien, solidarischen
Gesellschaft, die von einer rechtsstaatlichen Ordnung zusammengehalten wird.
({1})
Ich betone das, weil es für mich den Unterschied ausmacht: Werte zu haben, das unterscheidet uns von denen,
die momentan Hass und Terror in die Welt tragen. Werte
sind es, die unsere Gesellschaft zusammenhalten. Kein
Terrorist dieser Welt wird dieses Wertegerüst zum Einsturz bringen können.
({2})
Die Werte, die uns alle einen, unterscheiden uns auch
von manch einem außerhalb dieses Parlaments, von
manch einem, der auch gerne hier sitzen würde. Um es
deutlich zu sagen: Wenn ein Träger eines politischen
Amtes, wenn ein Mitglied des Europäischen Parlamentes sagt, die Verteidigung der deutschen Grenzen gegen
Flüchtlinge mit Waffengewalt sei im Zweifel eine Selbstverständlichkeit, dann widerspricht das aufs Krasseste
den Werten unseres Grundgesetzes, dann widerspricht
das aufs Krasseste den Werten unserer Gesellschaft.
({3})
Ich stelle das an den Anfang, weil ich der Überzeugung bin, dass wir heute einen wertegeleiteten Haushalt
verabschieden. Wenn man sich anschaut, wie wir den
Bundeshaushalt in den letzten Wochen verändert haben, dann stellt man fest: Dieser Haushalt ist ein Ausdruck von Solidarität, insbesondere, aber nicht nur mit
den Menschen, die vor Krieg und Terror zu uns flüchten.
Über alle Einzelpläne, alle Ministerien hinweg haben
wir einen Schwerpunkt auf die Bewältigung der Flüchtlingssituation gesetzt: zusätzliche Stellen beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, mehr Geld für die
Bekämpfung von Fluchtursachen, zusätzliches Geld für
Flüchtlingsberatung, für den Bundesfreiwilligendienst,
aber auch für den Verbraucherschutz bei Flüchtlingen.
Das alles machen wir nicht nur, weil wir eine Situation
vor uns haben, die es zu handeln gilt, sondern weil es
unseren Werten und unserem Verständnis von Solidarität
entspricht, den Menschen zu helfen, die Hilfe benötigen.
({4})
Wir sehen natürlich auch die Chancen für unseren
Staat. Wir wissen doch schon lange, dass wir in den kommenden Jahren einen großen Bedarf an zusätzlichen Arbeitskräften haben werden. Wir alle wissen, dass wir mit
einer gelungenen Integration heute den Grundstein dafür
legen, die Probleme von morgen gar nicht erst aufkommen zu lassen. Eines aber darf uns dabei nicht passieren:
Wir dürfen die Arbeitsgesellschaft nicht spalten. Wer
jetzt die Gesellschaft entsolidarisieren will, der fordert
eben eine Ausnahme für Flüchtlinge beim Mindestlohn,
der spielt die Armen, die kommen, gegen die Menschen
mit kleinem Einkommen aus. Das ist der Versuch, die
Schwächsten gegen Schwache auszuspielen. Insofern ist
die Antwort der SPD in dieser Debatte immer deutlich
gewesen: Es darf, es wird keine Ausnahme vom gesetzlichen Mindestlohn für Flüchtlinge geben.
({5})
Es geht uns mit diesem Haushalt um den Ausdruck
von Werten, die unser Zusammenleben, unsere Gemeinschaft ausmachen. Ich glaube, eine der stärksten Ausdrucksformen von Solidarität ist das ehrenamtliche Engagement, das wir momentan im ganzen Land erleben.
Wir werden mit dem vorgelegten Haushalt genau diese
Bereiche stärken, weil wir der festen Überzeugung sind,
dass ehrenamtliches Engagement die Gesellschaft als
Ganzes stärkt. Daher stärken wir Wohlfahrtsverbände
und das bürgerschaftliche Engagement als zentrale Säule
des Gemeinsinns unseres Landes. So geben wir 10 Millionen Euro mehr für die Koordination des ehrenamtlichen
Engagements aus. Wir geben 2 Millionen Euro zusätzlich an die Wohlfahrtsverbände. Ganz konkret werden
beispielsweise 130 zusätzliche Stellen beim Technischen
Hilfswerk zur Entlastung von ehrenamtlich Tätigen geschaffen. Wir haben bei den Mitteln für das Bundesamt
für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe 5 Millionen Euro für Feuerwehrfahrzeuge draufgesattelt.
Meine Damen und Herren, die Lippenbekenntnisse
gehören der Vergangenheit an. Wir gießen die notwendigen Maßnahmen in einen haushalterischen Rahmen.
Ehrenamt und Engagement werden mit zusätzlichen
Haushaltsmitteln gestärkt. So muss man das machen, liebe Kolleginnen und Kollegen.
({6})
Wir halten auch daran fest, keine Politik mehr zulasten
kommender Generationen zu machen. Wir beschließen
heute erneut einen Haushalt ohne eine zusätzliche Nettokreditaufnahme. Keine neuen Schulden - darauf sind wir
in der Koalition stolz. Wenn es nach uns Sozialdemokraten geht, wird das auch in Zukunft das Credo sein.
({7})
Wir packen trotzdem die vor uns liegenden Herausforderungen an. Wir investieren in den sozialen Wohnungsbau. Wir investieren in die Entwicklung der ländlichen
Räume. Wir investieren in die berufliche Wiedereingliederung langzeitarbeitsloser Menschen, in den Breitbandausbau und in die Kultur. Zudem entlasten wir Kommunen und Länder in nie dagewesener Größenordnung.
Auch das ist die Handschrift der Großen Koalition.
({8})
Meine Damen und Herren, der Bundeshaushalt 2016
steht. Er ist Ausdruck unseres Verständnisses einer sozialen Demokratie. Ich möchte abschließend allen danken,
die daran mitgewirkt haben, insbesondere unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Es war ja nicht so, dass nur
wir bis 5 Uhr morgens in der Bereinigungssitzung saßen;
das galt auch für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Ich glaube, sie sind genauso froh, dass wir das geschafft
haben. Jetzt geht es daran, den Bundeshaushalt 2016 umzusetzen. Jetzt ist die Regierung wieder am Werk.
Ich danke Ihnen.
({9})
Eckhardt Rehberg von der CDU/CSU-Fraktion hat als
letzter Redner in dieser Debatte das Wort.
({0})
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich möchte zunächst unserer Ausschussvorsitzenden,
Frau Lötzsch, für die konsequente Führung der Sitzungen danken. Sie haben das mit Zahlen untermauert, Frau
Lötzsch, und mit viel Geschick am 13. November - Freitagmorgen um 2 Uhr - eine Situation gemeistert, wo wir
in der Gefahr standen, nicht um 4.52 Uhr, sondern eher
gegen 8 Uhr fertig zu sein. Da haben wir miteinander einen guten Kompromiss gefunden. Herzlichen Dank für
Ihre Verhandlungsführung!
({0})
Ich möchte mich bei allen - da schließe ich das Haushaltsausschusssekretariat, das Bundesfinanzministerium,
unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein - bedanken
und in Erinnerung rufen: Wir haben in 18 Monaten drei
Vollhaushalte und in diesem Jahr zwei Nachträge bewältigt. Ich glaube, dass vom Haushaltsausschuss in solch
einem Zeitraum so viel bewältigt werden musste, das
gab es in der deutschen Parlamentsgeschichte noch nicht.
Deswegen an alle 41 Kolleginnen und Kollegen ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle!
({1})
Frau Lötzsch, vielleicht nur eine Anregung, da Sie sagen: Man kann den Terror militärisch nicht besiegen. Da mag etwas Richtiges dran sein; aber überlegen Sie
einmal - und das wird an den Bildern von den Stellen, wo
der IS zurückgedrängt werden konnte, deutlich: Massengräber von Frauen, Kindern und Greisen -: Wenn wir die
Peschmerga nicht mit Waffen ausgerüstet hätten, wenn
keine Luftschläge erfolgt wären, dann wäre noch viel
mehr Leid, Mord und Terror in diesen Regionen in Syrien und im Irak geschehen. Deswegen halte ich das schon
für richtig. Es ist auch für mich unvorstellbar, dass im
Jahre 2015 auf dieser Welt Menschen hingerichtet, geköpft werden, Tausende Frauen und Mädchen versklavt,
zu Sexdiensten gezwungen werden, verkauft werden wie
Ware. Ich glaube, die Weltgemeinschaft muss geschlossen gegen diesen Terror eintreten. Da helfen uns Parolen
wie „Den Terror kann man militärisch nicht besiegen“
nicht.
({2})
Kollege Lindner hat vorhin von „Nullverschuldungsfestspielwochen“ gesprochen.
({3})
Lieber Tobias, ich glaube, du verwechselst den Bundeshaushalt mit der wundersamen Brotvermehrung, wo von
5 Broten und 2 Fischen 5 000 Menschen satt wurden und
noch 12 Körbe vollgesammelt worden sind.
Wenn man in den Haushalt schaut, stellt man fest:
Die Investitionen sind auf Rekordhoch. Die Ausgaben
für Verkehrsinfrastruktur sind auf Rekordhoch, und auch
für Bildung und Forschung wurde in Deutschland noch
nie so viel ausgegeben. Für das kommende Jahr werden
Steuereinnahmen in Höhe von 687 Milliarden Euro prognostiziert - mir sei der Hinweis gestattet: der Sachverständigenrat prognostiziert eine wirtschaftliche Entwicklung von plus 1,6 Prozent, die Bundesregierung von plus
1,8 Prozent -, und zwar für den Gesamtstaat, also für
Bund, Länder und Kommunen.
Wir haben weder an der Steuer noch an den Zinsausgaben gedreht. Trotzdem haben wir 6,1 Milliarden Euro
auf dem Rücklagenkonto. Wir buchen das um. Wir haben
hohe Ausgaben im Bereich Investitionen, aber auch im
Sozialbereich. 52 Prozent der Mittel in diesem Haushalt
werden für Soziales ausgegeben, und wir werden diese
Ausgaben in den nächsten Jahren noch steigern. Ich gebe
zu: Das sieht ein Haushälter durchaus kritisch. Aber von
einer sozialen Spaltung in unserem Land zu sprechen, ist
völlig falsch.
({4})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Johannes Kahrs
und ich sind bei der Pressekonferenz am 13. November
gefragt worden, warum wir nicht euphorisch seien. Ich
habe geantwortet: Nach 70 Minuten Schlaf sieht man
vielleicht nicht gerade euphorisch aus. - Ich will allen
Kolleginnen und Kollegen danken und sagen - ich hoffe, ich spreche für die Koalitionsfraktionen -: Man muss
nicht euphorisch sein; aber zufrieden kann man mit dem
Haushalt 2016 sein.
Herzlichen Dank.
({5})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, damit schließe ich
die Aussprache.
Auch ich möchte mich im Namen des gesamten
Hauses bei den Haushälterinnen und Haushältern ganz
herzlich bedanken. Sie mussten wirklich in sehr kurzer
Zeit nicht nur die Beschlüsse der Vereinbarung zwischen
Bund und Ländern umsetzen, sondern auch viele Beschlüsse der Fachausschüsse und der Gremien des Hauses. Deshalb Ihnen allen, aber auch den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern, auch Ihren eigenen, noch einmal ganz
herzlichen Dank für das, was Sie in den letzten Wochen
geleistet haben!
({0})
Wir kommen jetzt zur Schlussabstimmung über das
Haushaltsgesetz 2016 auf den Drucksachen 18/5500,
18/5502, 18/6102, 18/6105 bis 18/6115, 18/6119 und
18/6120 sowie 18/6122 bis 18/6126.
Es ist namentliche Abstimmung verlangt. Ich erinnere
die Kolleginnen und Kollegen daran, nach dieser Abstim-
mung bitte nicht fluchtartig den Plenarsaal zu verlassen,
weil nach der namentlichen Abstimmung noch mehrere
einfache Abstimmungen über Entschließungsanträge fol-
gen werden. Ich möchte, dass wir die Beratungen ordent-
lich zu Ende bringen.
Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die
vorgesehenen Plätze einzunehmen. - Die Plätze an den
Urnen sind besetzt. Ich eröffne die namentliche Abstim-
mung.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ist ein Mitglied des
Hauses anwesend, das seine Stimme noch nicht abgege-
ben hat? - Das ist nicht der Fall. Ich schließe die Abstim-
mung und bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer,
mit der Auszählung zu beginnen. Das Ergebnis der Ab-
stimmung wird Ihnen später bekannt gegeben.1)
Ich weise darauf hin, dass es eine schriftliche Erklä-
rung nach § 31 unserer Geschäftsordnung gibt.2)
Ich möchte Sie bitten, Ihre Plätze wieder einzuneh-
men, damit wir mit den Abstimmungen fortfahren kön-
nen. - Wir setzen die Abstimmungen fort und kommen
zu den Entschließungsanträgen. Wir beginnen mit acht
Entschließungsanträgen der Fraktion Die Linke.
Zunächst lasse ich abstimmen über den Entschlie-
ßungsantrag auf Drucksache 18/6768. Wer stimmt da-
für? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Damit ist
der Entschließungsantrag mit den Stimmen der Koalition
und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stim-
men der Linken abgelehnt worden.
1) Ergebnis Seite 13868 D
2) Anlage 3
Ich komme zum Entschließungsantrag auf Drucksache 18/6769. Wer stimmt für diesen Entschließungsantrag? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Damit ist dieser Entschließungsantrag mit den Stimmen der
Koalition gegen die Stimmen der Fraktion Die Linke bei
Enthaltung von Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt worden.
Ich komme zum Entschließungsantrag auf Drucksache 18/6770. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Damit ist auch dieser Entschließungsantrag mit den Stimmen der Koalition gegen
die Stimmen der Fraktion Die Linke bei Enthaltung von
Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt worden.
Entschließungsantrag auf Drucksache 18/6771. Wer
stimmt für diesen Entschließungsantrag? - Wer stimmt
dagegen? - Wer enthält sich? - Damit ist auch dieser
Entschließungsantrag mit den Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der Linken bei Enthaltung der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt worden.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag auf Drucksache 18/6809. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Damit
ist auch dieser Entschließungsantrag mit den Stimmen
der Koalition gegen die Stimmen der Fraktion Die Linke bei Enthaltung von Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt
worden.
Ich komme zum Entschließungsantrag auf Drucksache
18/6811. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? Enthält sich jemand? - Damit ist dieser Entschließungsantrag mit den Stimmen der Koalition und der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen der Linken
abgelehnt worden.
Entschließungsantrag auf Drucksache 18/6812. Wer
stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Enthält sich jemand? - Damit ist dieser Entschließungsantrag mit den
Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der Fraktion
Die Linke und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt worden.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag auf Drucksache 18/6813. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Enthält sich jemand? Damit ist auch dieser Entschließungsantrag mit den
Stimmen der Koalition und von Bündnis 90/Die Grünen
gegen die Stimmen der Linken abgelehnt worden.
Schließlich kommen wir zur Abstimmung über sechs
Entschließungsanträge der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Wir werden also in bewährter Manier weitermachen.
Wir kommen zunächst zum Entschließungsantrag auf
Drucksache 18/6787. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt
dagegen? - Wer enthält sich? - Damit ist dieser Entschließungsantrag abgelehnt worden mit den Stimmen
der Koalition gegen die Stimmen von Bündnis 90/Die
Grünen bei Enthaltung der Fraktion Die Linke.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag auf Drucksache 18/6810. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Damit
ist auch dieser Entschließungsantrag abgelehnt worden
mit den Stimmen der Koalition gegen die Stimmen von
Bündnis 90/Die Grünen bei Enthaltung der Fraktion Die
Linke.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag auf Drucksache 18/6814. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Damit
ist auch dieser Entschließungsantrag abgelehnt worden
gegen die Stimmen von Bündnis 90/Die Grünen bei Enthaltung der Fraktion Die Linke.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag auf Drucksache 18/6815. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Dasselbe Ergebnis: Der Entschließungsantrag ist abgelehnt
worden gegen die Stimmen von Bündnis 90/Die Grünen
bei Enthaltung der Fraktion Die Linke.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag auf Drucksache 18/6816. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Enthält sich jemand? - Damit ist dieser Entschließungsantrag mit den Stimmen der
Koalition und der Fraktion Die Linke gegen die Stimmen
von Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt worden.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag auf Drucksache 18/6817. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Enthält sich jemand? - Damit ist dieser Entschließungsantrag ebenfalls abgelehnt
worden mit den Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der Opposition.
Ich unterbreche die Sitzung, bis das Ergebnis der namentlichen Abstimmung vorliegt.
({1})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die unterbrochene
Sitzung ist wieder eröffnet.
Ich gebe Ihnen nun das von den Schriftführerinnen
und Schriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes
über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2016 bekannt: abgegebene Stimmen 580.
Mit Ja haben gestimmt 466 Kolleginnen und Kollegen,
mit Nein haben gestimmt 114 Kolleginnen und Kollegen,
enthalten hat sich niemand. Damit ist der Gesetzentwurf
angenommen worden.
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 580;
davon
ja: 466
nein: 114
enthalten: 0
Ja
CDU/CSU
Stephan Albani
Artur Auernhammer
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Günter Baumann
Maik Beermann
Manfred Behrens ({0})
Veronika Bellmann
Sybille Benning
Dr. Andre Berghegger
Dr. Christoph Bergner
Ute Bertram
Peter Beyer
Steffen Bilger
Clemens Binninger
Vizepräsidentin Edelgard Bulmahn
Peter Bleser
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Bosbach
Klaus Brähmig
Michael Brand
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Cajus Caesar
Gitta Connemann
Alexandra Dinges-Dierig
Michael Donth
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Hansjörg Durz
Iris Eberl
Jutta Eckenbach
Dr. Bernd Fabritius
Hermann Färber
Uwe Feiler
Dr. Thomas Feist
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Dirk Fischer ({1})
Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Thorsten Frei
Dr. Astrid Freudenstein
Dr. Hans-Peter Friedrich
({2})
Michael Frieser
Hans-Joachim Fuchtel
Ingo Gädechens
Dr. Thomas Gebhart
Alois Gerig
Eberhard Gienger
Cemile Giousouf
Josef Göppel
Reinhard Grindel
Ursula Groden-Kranich
Hermann Gröhe
Klaus-Dieter Gröhler
Michael Grosse-Brömer
Astrid Grotelüschen
Markus Grübel
Manfred Grund
Oliver Grundmann
Monika Grütters
Dr. Herlind Gundelach
Fritz Güntzler
Olav Gutting
Christian Haase
Florian Hahn
Dr. Stephan Harbarth
Jürgen Hardt
Gerda Hasselfeldt
Matthias Hauer
Mark Hauptmann
Dr. Stefan Heck
Dr. Matthias Heider
Mechthild Heil
Frank Heinrich ({3})
Mark Helfrich
Uda Heller
Jörg Hellmuth
Rudolf Henke
Michael Hennrich
Ansgar Heveling
Peter Hintze
Dr. Heribert Hirte
Christian Hirte
Robert Hochbaum
Alexander Hoffmann
Thorsten Hoffmann
({4})
Karl Holmeier
Franz-Josef Holzenkamp
Dr. Hendrik Hoppenstedt
Margaret Horb
Bettina Hornhues
Charles M. Huber
Anette Hübinger
Hubert Hüppe
Thomas Jarzombek
Sylvia Jörrißen
Xaver Jung
Dr. Egon Jüttner
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kanitz
Alois Karl
Anja Karliczek
Bernhard Kaster
Dr. Stefan Kaufmann
Roderich Kiesewetter
Dr. Georg Kippels
Volkmar Klein
Jürgen Klimke
Axel Knoerig
Jens Koeppen
Markus Koob
Carsten Körber
Kordula Kovac
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Rüdiger Kruse
Bettina Kudla
Dr. Roy Kühne
Günter Lach
Dr. Karl A. Lamers
Andreas G. Lämmel
Katharina Landgraf
Barbara Lanzinger
Paul Lehrieder
Dr. Katja Leikert
Dr. Philipp Lengsfeld
Dr. Andreas Lenz
Philipp Graf Lerchenfeld
Dr. Ursula von der Leyen
Antje Lezius
Ingbert Liebing
Matthias Lietz
Andrea Lindholz
Dr. Carsten Linnemann
Patricia Lips
Wilfried Lorenz
Dr. Claudia Lücking-Michel
Dr. Jan-Marco Luczak
Daniela Ludwig
Karin Maag
Yvonne Magwas
Thomas Mahlberg
Dr. Thomas de Maizière
Gisela Manderla
Matern von Marschall
Hans-Georg von der Marwitz
Andreas Mattfeldt
Stephan Mayer ({5})
Reiner Meier
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Jan Metzler
Maria Michalk
Dr. Mathias Middelberg
Dietrich Monstadt
Karsten Möring
Marlene Mortler
Volker Mosblech
Elisabeth Motschmann
Dr. Gerd Müller
Carsten Müller
({6})
Stefan Müller ({7})
Dr. Philipp Murmann
Dr. Andreas Nick
Michaela Noll
Helmut Nowak
Dr. Georg Nüßlein
Julia Obermeier
Wilfried Oellers
Florian Oßner
Dr. Tim Ostermann
Henning Otte
Ingrid Pahlmann
Sylvia Pantel
Martin Patzelt
Dr. Martin Pätzold
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Eckhard Pols
Thomas Rachel
Alexander Radwan
Eckhardt Rehberg
Lothar Riebsamen
Josef Rief
Dr. Heinz Riesenhuber
Johannes Röring
Erwin Rüddel
Albert Rupprecht
Anita Schäfer ({8})
Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Jana Schimke
Norbert Schindler
Tankred Schipanski
Heiko Schmelzle
Christian Schmidt ({9})
Gabriele Schmidt ({10})
Ronja Schmitt
Nadine Schön ({11})
Dr. Ole Schröder
Dr. Kristina Schröder
({12})
Bernhard Schulte-Drüggelte
Dr. Klaus-Peter Schulze
Uwe Schummer
Armin Schuster
({13})
Christina Schwarzer
Detlef Seif
Johannes Selle
Reinhold Sendker
Dr. Patrick Sensburg
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Tino Sorge
Jens Spahn
Carola Stauche
Dr. Frank Steffel
Dr. Wolfgang Stefinger
Albert Stegemann
Peter Stein
Erika Steinbach
Sebastian Steineke
Johannes Steiniger
Christian Frhr. von Stetten
Dieter Stier
Rita Stockhofe
Gero Storjohann
Stephan Stracke
Max Straubinger
Matthäus Strebl
Karin Strenz
Thomas Stritzl
Thomas Strobl ({14})
Lena Strothmann
Michael Stübgen
Dr. Sabine Sütterlin-Waack
Dr. Peter Tauber
Antje Tillmann
Astrid Timmermann-Fechter
Dr. Hans-Peter Uhl
Dr. Volker Ullrich
Arnold Vaatz
Oswin Veith
Thomas Viesehon
Michael Vietz
Volkmar Vogel ({15})
Sven Volmering
Christel Voßbeck-Kayser
Kees de Vries
Dr. Johann Wadephul
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Albert Weiler
Marcus Weinberg ({16})
Dr. Anja Weisgerber
Peter Weiß ({17})
Sabine Weiss ({18})
Ingo Wellenreuther
Karl-Georg Wellmann
Marian Wendt
Waldemar Westermayer
Kai Whittaker
Peter Wichtel
Annette Widmann-Mauz
Heinz Wiese ({19})
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth WinkelmeierBecker
Oliver Wittke
Dagmar G. Wöhrl
Barbara Woltmann
Tobias Zech
Heinrich Zertik
Emmi Zeulner
Dr. Matthias Zimmer
Gudrun Zollner
SPD
Niels Annen
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Heike Baehrens
Ulrike Bahr
Heinz-Joachim Barchmann
Doris Barnett
Klaus Barthel
Dr. Matthias Bartke
Sören Bartol
Bärbel Bas
Uwe Beckmeyer
Lothar Binding ({20})
Burkhard Blienert
Willi Brase
Dr. Karl-Heinz Brunner
Marco Bülow
Dr. Lars Castellucci
Petra Crone
Bernhard Daldrup
Dr. Daniela De Ridder
Dr. Karamba Diaby
Sabine Dittmar
Martin Dörmann
Siegmund Ehrmann
Michaela Engelmeier
Dr. h.c. Gernot Erler
Saskia Esken
Dr. Johannes Fechner
Dr. Fritz Felgentreu
Elke Ferner
Dr. Ute Finckh-Krämer
Christian Flisek
Gabriele Fograscher
Dr. Edgar Franke
Ulrich Freese
Dagmar Freitag
Sigmar Gabriel
Michael Gerdes
Martin Gerster
Iris Gleicke
Angelika Glöckner
Ulrike Gottschalck
Kerstin Griese
Gabriele Groneberg
Michael Groß
Uli Grötsch
Wolfgang Gunkel
Rita Hagl-Kehl
Metin Hakverdi
Ulrich Hampel
Michael Hartmann
({21})
Dirk Heidenblut
Hubertus Heil ({22})
Gabriela Heinrich
Marcus Held
Wolfgang Hellmich
Dr. Barbara Hendricks
Heidtrud Henn
Gustav Herzog
Gabriele Hiller-Ohm
Petra Hinz ({23})
Thomas Hitschler
Dr. Eva Högl
Matthias Ilgen
Frank Junge
Josip Juratovic
Thomas Jurk
Oliver Kaczmarek
Ralf Kapschack
Gabriele Katzmarek
Ulrich Kelber
Marina Kermer
Cansel Kiziltepe
Arno Klare
Lars Klingbeil
Dr. Bärbel Kofler
Daniela Kolbe
Birgit Kömpel
Anette Kramme
Dr. Hans-Ulrich Krüger
Helga Kühn-Mengel
Christine Lambrecht
Dr. Karl Lauterbach
Burkhard Lischka
Gabriele Lösekrug-Möller
Hiltrud Lotze
Dr. Birgit Malecha-Nissen
Caren Marks
Katja Mast
Hilde Mattheis
Dr. Matthias Miersch
Klaus Mindrup
Susanne Mittag
Bettina Müller
Detlef Müller ({24})
Michelle Müntefering
Dr. Rolf Mützenich
Dietmar Nietan
Ulli Nissen
Thomas Oppermann
Aydan Özoğuz
Markus Paschke
Christian Petry
Jeannine Pflugradt
Detlev Pilger
Sabine Poschmann
Joachim Poß
Florian Post
Achim Post ({25})
Dr. Wilhelm Priesmeier
Dr. Sascha Raabe
Dr. Simone Raatz
Martin Rabanus
Mechthild Rawert
Stefan Rebmann
Gerold Reichenbach
Dr. Carola Reimann
Sönke Rix
Petra Rode-Bosse
Dr. Martin Rosemann
René Röspel
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Michael Roth ({26})
Susann Rüthrich
Bernd Rützel
Sarah Ryglewski
Johann Saathoff
Annette Sawade
Dr. Hans-Joachim
Schabedoth
Axel Schäfer ({27})
Dr. Nina Scheer
Marianne Schieder
Dr. Dorothee Schlegel
Ulla Schmidt ({28})
Matthias Schmidt ({29})
Dagmar Schmidt ({30})
Carsten Schneider ({31})
Elfi Scho-Antwerpes
Ursula Schulte
Swen Schulz ({32})
Frank Schwabe
Stefan Schwartze
Andreas Schwarz
Rita Schwarzelühr-Sutter
Rainer Spiering
Svenja Stadler
Martina Stamm-Fibich
Sonja Steffen
Peer Steinbrück
Dr. Frank-Walter Steinmeier
Kerstin Tack
Claudia Tausend
Michael Thews
Dr. Karin Thissen
Franz Thönnes
Carsten Träger
Ute Vogt
Dirk Vöpel
Gabi Weber
Bernd Westphal
Dirk Wiese
Waltraud Wolff
({33})
Gülistan Yüksel
Dagmar Ziegler
Dr. Jens Zimmermann
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries
Nein
DIE LINKE
Jan van Aken
Dr. Dietmar Bartsch
Karin Binder
Matthias W. Birkwald
Heidrun Bluhm
Christine Buchholz
Eva Bulling-Schröter
Sevim Dağdelen
Dr. Diether Dehm
Klaus Ernst
Wolfgang Gehrcke
Nicole Gohlke
Annette Groth
Dr. Gregor Gysi
Dr. Andre Hahn
Heike Hänsel
Dr. Rosemarie Hein
Inge Höger
Sigrid Hupach
Ulla Jelpke
Kerstin Kassner
Katja Kipping
Jan Korte
Jutta Krellmann
Katrin Kunert
Caren Lay
Sabine Leidig
Ralph Lenkert
Michael Leutert
Stefan Liebich
Thomas Lutze
Birgit Menz
Cornelia Möhring
Niema Movassat
Norbert Müller ({34})
Dr. Alexander S. Neu
Thomas Nord
Petra Pau
Harald Petzold ({35})
Richard Pitterle
Martina Renner
Michael Schlecht
Dr. Petra Sitte
Dr. Kirsten Tackmann
Azize Tank
Frank Tempel
Dr. Axel Troost
Alexander Ulrich
Dr. Sahra Wagenknecht
Halina Wawzyniak
Harald Weinberg
Birgit Wöllert
Jörn Wunderlich
Hubertus Zdebel
Pia Zimmermann
Sabine Zimmermann
({36})
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Luise Amtsberg
Kerstin Andreae
Annalena Baerbock
Marieluise Beck ({37})
Volker Beck ({38})
Dr. Franziska Brantner
Katharina Dröge
Harald Ebner
Dr. Thomas Gambke
Kai Gehring
Katrin Göring-Eckardt
Anja Hajduk
Britta Haßelmann
Dr. Anton Hofreiter
Bärbel Höhn
Dieter Janecek
Katja Keul
Maria Klein-Schmeink
Tom Koenigs
Sylvia Kotting-Uhl
Oliver Krischer
Stephan Kühn ({39})
Renate Künast
Markus Kurth
Monika Lazar
Steffi Lemke
Nicole Maisch
Peter Meiwald
Irene Mihalic
Beate Müller-Gemmeke
Özcan Mutlu
Dr. Konstantin von Notz
Friedrich Ostendorff
Cem Özdemir
Lisa Paus
Brigitte Pothmer
Claudia Roth ({40})
Corinna Rüffer
Ulle Schauws
Dr. Gerhard Schick
Dr. Frithjof Schmidt
Kordula Schulz-Asche
Dr. Wolfgang StrengmannKuhn
Hans-Christian Ströbele
Dr. Harald Terpe
Markus Tressel
Jürgen Trittin
Dr. Julia Verlinden
Doris Wagner
Beate Walter-Rosenheimer
Dr. Valerie Wilms
({41})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind damit am
Schluss unserer heutigen Tagesordnung.
Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bundestages auf Mittwoch, den 2. Dezember 2015, 13 Uhr, ein.
Die Sitzung ist geschlossen.