Hinweis: Der Redeinhalt enthält nur die tatsächlich gesprochenen Worte des jeweiligen Politikers. Jede Art von Zwischenruf oder Reaktion aus dem Plenum wird aus dem Redeinhalt gelöscht und durch eine Positions-ID im Format ({ID}) ersetzt.
Die Sitzung ist eröffnet. Nehmen Sie bitte Platz.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich begrüße Sie alle
herzlich zu unserer 117. Plenarsitzung. Die heutige Sitzung habe ich gemäß Artikel 39 Absatz 3 des Grundgesetzes einberufen, und ich gehe davon aus, dass Sie mit
der vorgesehenen Tagesordnung für die heutige Sitzung
einverstanden sind.
Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, möchte ich
Ihnen mitteilen, dass der Kollege Dr. Carsten Sieling mit
Ablauf des 16. Juli 2015 auf die Mitgliedschaft im
Deutschen Bundestag verzichtet hat. Für ihn ist die
Kollegin Sarah Ryglewski nachgerückt, die ich im Namen des Hauses begrüßen möchte und der ich eine gute
Zusammenarbeit wünsche.
({0})
Ich möchte Sie bitten, sich von Ihren Plätzen zu erheben.
({1})
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Verehrte Gäste! Die
Nachricht vom plötzlichen Tod Philipp Mißfelders hat
uns tief getroffen. Völlig unabsehbar wurde Philipp
Mißfelder aus einem kurzen Leben gerissen, das von früher Jugend an ein Leben mit der Politik war. 1993 trat er
als damals 14-Jähriger in die Junge Union und 1995 in
die CDU ein. Er war von 1998 bis 2000 Bundesvorsitzender der Schüler Union. Seit dem Jahr 2000 gehörte er
auch dem Bundesvorstand der CDU an. Im Oktober
2002 wurde er zum Bundesvorsitzenden der Jungen
Union gewählt, der er bis 2014 blieb, länger als irgendeiner seiner Vorgänger. Von 2008 bis 2014 gehörte er als
bislang jüngstes Mitglied dem Präsidium der CDU
Deutschlands an.
Vor fast genau zehn Jahren zog Philipp Mißfelder
erstmals in den Deutschen Bundestag ein. Er arbeitete
zunächst im Umweltausschuss, dann im Wirtschaftsausschuss, seit 2009 im Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten. Mitte Juni dieses Jahres, vor wenigen Wochen, hielt er als außenpolitischer Sprecher der CDU/
CSU-Fraktion hier im Plenum des Bundestages seine
121. Rede - mit 35 Jahren. Unter den jungen Kollegen
war er längst der erfahrenste. Es gibt kaum jemanden in
der Geschichte des Bundestages, der in so jungen Jahren
ohne ein Amt in der Exekutive ein so dichtes Netz an
politischen Kontakten aufgebaut hat, im Westen wie im
Osten, in den Vereinigten Staaten wie in Russland.
Meine Arbeit in dieser Funktion als außenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
- so hat er es selbst auf seiner Homepage geschrieben ist dem Ziel gewidmet, dass immer mehr Menschen
ihr Leben in Freiheit, Demokratie, Gleichheit,
Rechtsstaatlichkeit und unter Wahrung der Menschenrechte leben können.
Sein besonderes Anliegen waren die deutsch-israelischen Beziehungen; er zählte, das zeigen die Würdigungen des israelischen Premiers wie die des Botschafters,
zu den engen Freunden Israels.
Der jungen Generation eine Stimme in der Politik zu
geben, war Philipp Mißfelder besonders wichtig. Dieser
Einsatz schuf freundschaftliche Verbindungen über Parteigrenzen hinweg. Und wenn ihn sein beachtlicher politischer Instinkt gelegentlich im Stich ließ, hatte er eine
erstaunliche Begabung, neue Brücken zu bauen, persönliches Vertrauen zu stiften oder wiederherzustellen.
„Die Scheu vor Verantwortung ist eine Krankheit unserer Zeit“, hat Otto von Bismarck für die damalige Zeit
vermutet. Philipp Mißfelder hatte diese Scheu nicht.
Weil er früh Verantwortung übernahm, gelang ihm früher als anderen, in der Politik Einfluss zu nehmen. Nun
ist Philipp Mißfelder früh, viel zu früh gestorben. Der
Deutsche Bundestag verliert mit ihm einen engagierten
und respektierten Parlamentarier, viele von uns, auch ich
persönlich, einen guten Freund. Er wird uns fehlen, und
wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Unsere Gedanken sind bei seiner Frau und seinen beiden kleinen Kindern. Ihnen und allen Angehörigen spreche ich im Namen des ganzen Hauses unsere Anteilnahme aus.
Ich danke Ihnen.
({2})
Präsident Dr. Norbert Lammert
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 1 a und 1 b auf:
a) Beratung des Antrags des Bundesministeriums
der Finanzen
Stabilitätshilfe zugunsten Griechenlands
hier: Einholung eines zustimmenden Beschlusses des Deutschen Bundestages nach § 4
Absatz 1 Nummer 1 des ESM-Finanzierungsgesetzes ({3}), der Hellenischen Repu-
blik nach Artikel 13 Absatz 2 des ESM-Ver-
trages grundsätzlich Stabilitätshilfe in Form
eines ESM-Darlehens zu gewähren; Verwen-
dung der SMP-Mittel 2014 zur Absicherung
einer Brückenfinanzierung
Drucksache 18/5590
b) Beratung des Antrags der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Beschluss des Deutschen Bundestages nach
§ 4 Absatz 1 Nummer 1 des ESM-Finanzierungsgesetzes ({4}); Verwendung der
SMP-Mittel 2014 zur Absicherung einer Brückenfinanzierung
Drucksache 18/5595
Zu dem Antrag des Bundesministeriums der Finanzen
liegen ein Entschließungsantrag der Fraktion Die Linke
sowie zwei Entschließungsanträge der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vor. Über den Antrag des Bundesministeriums der Finanzen, den Antrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen sowie einen Entschließungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen werden wir später namentlich abstimmen. Wir werden also drei namentliche Abstimmungen zum Abschluss dieser Debatte haben.
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache 185 Minuten vorgesehen. - Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zunächst der Bundeskanzlerin, Frau Dr. Angela Merkel,
der ich zugleich persönlich und auch im Namen des
Hauses herzlich zu ihrem heutigen Geburtstag gratulieren möchte.
({5})
Alle guten Wünsche für das neue Lebensjahr und
weiterhin eine gute, glückliche Hand bei der Bewältigung der Herausforderungen unseres Landes und der besonderen Verantwortung, die wir ganz offenkundig auch
in Europa haben. - Sie haben das Wort.
({6})
Danke schön. - Herr Präsident! Liebe Kolleginnen
und Kollegen! Meine Damen und Herren! Es liegen
Tage hinter Europa, die an Dramatik kaum noch zu überbieten sind - nicht nur wegen der schier endlosen Beratungen in der Euro-Gruppe der Finanzminister und beim
Euro-Gipfel der Staats- und Regierungschefs am letzten
Wochenende, wie ich sie in dieser Form auch noch nicht
erlebt habe. Aber diese Tage sind natürlich vor allem für
das Land, um das so viele unserer Gedanken und Beratungen kreisen, an Dramatik nicht zu überbieten: für
Griechenland. Stellen wir uns nur für einen Moment vor,
was es bedeuten würde, wenn bei uns zu Hause in
Deutschland Rentnerinnen und Rentner verzweifelt vor
geschlossenen Banken Schlange stehen und darauf warten würden, 120 Euro Rente pro Woche ausgezahlt zu
bekommen. Dann bekommen wir vielleicht eine Ahnung
davon, wie dramatisch die Situation in Griechenland ist,
wie viel für dieses Land wie auch für Europa auf dem
Spiel stand, als die Staats- und Regierungschefs der 19
Mitglieder der Euro-Zone am vergangenen Sonntag zu
einem Sondergipfel zusammenkamen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, bevor wir das Ergebnis dieses Euro-Gipfels bewerten, müssen wir uns
die Ausgangslage noch einmal in Erinnerung rufen. Am
25. Januar dieses Jahres wählte das griechische Volk
eine neue Regierung unter Führung der mit Abstand
stärksten Partei Syriza mit Ministerpräsident Alexis
Tsipras an der Spitze. Er hatte die Wahl im Wesentlichen
mit zwei Wahlversprechen gewonnen: erstens mit dem
Versprechen, den bisherigen europäischen Ansatz von
Solidarität und Eigenverantwortung zur Überwindung
der europäischen Staatsschuldenkrise zu beenden,
({0})
zweitens mit dem Versprechen, dass sein Land Mitglied
der Euro-Zone bleiben solle und werde.
Es war offensichtlich, dass diese beiden Wahlversprechen in einem gewissen Widerspruch zueinander standen. Es war deshalb auch genau dieser Widerspruch, der
den Kern aller Diskussionen in den folgenden Monaten
bilden sollte - bis Montagmorgen. Die neue Regierung
traf Anfang des Jahres auf 18 weitere Regierungen in der
Euro-Gruppe, allesamt ebenfalls demokratisch gewählt,
mit zum Teil völlig gegensätzlichen Wahlversprechen
und politischen Grundüberzeugungen, aber mit einem
gemeinsamen Bemühen: Mögen die politischen Unterschiede auch noch so groß sein, wir setzen uns dafür ein,
dass Griechenland Mitglied der Euro-Zone bleiben kann;
denn der Euro ist weit mehr als eine Währung, er steht
wie keine zweite europäische Entscheidung für die Idee
der europäischen Einigung. Dafür, dass Europa eine
Schicksalsgemeinschaft ist und sich als Rechts- und Verantwortungsgemeinschaft über Parteigrenzen hinweg
auszeichnet, dafür steht gerade auch der Euro.
Damit das aber gelingt, brauchen wir zweierlei. Zum
einen gilt: Pacta sunt servanda. Das heißt, wenn europäische Verträge ihre Gültigkeit verlieren sollen, geschieht
das durch einstimmig vorgenommene Vertragsänderungen und Ratifizierungsverfahren. Es geschieht nicht, indem Einzelne aufgrund nationaler Wahlen diese Verträge
einfach für null und nichtig erklären können; denn wir
sind eine Rechtsgemeinschaft.
({1})
Zum anderen braucht Europa die Fähigkeit zum
Kompromiss genauso wie der Mensch die Luft zum Atmen; denn wir sind eine Verantwortungsgemeinschaft.
({2})
Im konkreten Fall heißt das: Enormen Eigenanstrengungen Griechenlands steht eine enorme europäische Solidarität gegenüber.
({3})
Die weitere Geschichte ist schnell erzählt: Am 20. Februar entschied die Euro-Gruppe, die Laufzeit des zweiten EFSF-Programms bis zum 30. Juni zu verlängern.
Die Zeit bis dahin sollte zum erfolgreichen Abschluss
des Programms genutzt werden. Das scheiterte. Stattdessen haben wir erlebt, dass Griechenland die Verhandlungen hierüber einseitig beendet hat, dass es seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen ist, die Zahlungen an
den IWF fristgerecht zu leisten, dass das zweite Hilfsprogramm am 30. Juni ausgelaufen ist, dass damit allen
Vorschlägen, die sich auf den erfolgreichen Abschluss
dieses Programms bezogen, die Grundlage entzogen
war, dass Griechenland für den 5. Juli ein Referendum
über diese nicht mehr vorhandenen Vorschläge angesetzt
hatte und die griechische Regierung dafür warb, dabei
mit Nein zu stimmen, und dass das griechische Volk dieser Empfehlung seiner Regierung mehr als deutlich mit
61 Prozent folgte.
Meine Damen und Herren, es ist offenkundig: Das Ergebnis war ein Scherbenhaufen. Mit ihm war zwischen
Griechenland und den anderen Mitgliedern in der EuroGruppe die wichtigste Währung des Miteinanders, auch
des Miteinanders von Staaten, verloren gegangen: Verlässlichkeit und in der Konsequenz Vertrauen. Jetzt
stellte sich nur noch die Frage: Ist das irreparabel? Wichtiger noch: Was können wir tun? Drei Möglichkeiten
standen zur Wahl:
Erstens. Wir biegen unsere Verträge und Regeln so
weit, bis sie nichts mehr wert sind. Das wäre der Fall gewesen, wenn wir den Weg, den wir seit 2010 beharrlich
verfolgen, einfach freigemacht hätten, wenn wir ihn verlassen hätten
({4})
und an seine Stelle die Schulden- und Transferunion setzen würden - völlig egal, ob die europäischen Verträge
einen Schuldenschnitt, einen Haircut, verbieten oder
nicht, völlig egal auch, was uns die Rechtsprechung des
Bundesverfassungsgerichts aufträgt. Ein solches Vorgehen wäre das Ende der Rechtsgemeinschaft Europa, und
es ist deshalb mit uns nicht zu machen.
({5})
Zweitens. Wir geben auf und unternehmen nicht noch
einen letzten Versuch, die Differenzen mit Griechenland
zu überwinden, sondern wir sehen zu, bis das Land
gleichsam ausblutet, die Menschen nicht mehr an ihr
Geld kommen. Chaos und Gewalt könnten die Folgen
sein. Ein solches Vorgehen wäre das Ende der Verantwortungsgemeinschaft Europa. Es ist mit uns nicht zu
machen. Es ist im Übrigen von der gesamten Bundesregierung genau so gesehen worden: Das ist mit uns nicht
zu machen, meine Damen und Herren.
({6})
Dieser Weg ist im Übrigen klar zu unterscheiden von
dem Weg einer sogenannten Auszeit, die man überhaupt
nicht gegen Griechenland entscheiden kann, sondern nur
mit Griechenland und im Übrigen allen 18 anderen Mitgliedern. Beides war nicht der Fall: Weder waren alle 18
anderen dazu bereit, noch war Griechenland dazu bereit.
Deshalb war dieser Weg nicht gangbar.
({7})
Drittens. Wir unternehmen einen letzten Versuch, in
harten, zähen Beratungen herauszufinden, ob nicht doch
noch gemeinsam in der Euro-Gruppe mit allen 19 Mitgliedern - trotz aller Rückschläge der letzten sechs Monate und trotz aller mehr als berechtigten Skepsis - die
Voraussetzungen dafür geschaffen werden können, dem
inzwischen gestellten Antrag des Landes für ein Hilfsprogramm unter dem Dach des ESM zu entsprechen,
und zwar nicht um jeden Preis, sondern auf der Grundlage und im Rahmen der europäischen Verträge wie auch
des damit untrennbar verbundenen Konzepts von nationaler Eigenverantwortung und europäischer Solidarität.
Für diesen Weg hat sich die Bundesregierung entschieden. Es war das Bemühen, das uns angetrieben hat, gemeinsam mit Griechenland einen Weg aus der Sackgasse
zu finden.
Meine Damen und Herren, es kann überhaupt kein
Zweifel bestehen: Das Ergebnis von Montagfrüh ist hart.
Zunächst einmal ist es hart für die Menschen in Griechenland.
({8})
So richtig es ist, dass die neue griechische Regierung bis
zu ihrer Wahl vor sechs Monaten keine Verantwortung
für die Misere ihres Landes trägt, so richtig ist aber auch,
dass es jeder Beschreibung spottet, was seither kaputtgemacht wurde.
({9})
Konnte Griechenland nach übereinstimmender Prognose aller noch im vergangenen Herbst deutliches
Wachstum für dieses Jahr erwarten, so ist es jetzt das
Gegenteil, was wir lesen und was wohl auch eintreten
wird. Hatte sich nicht nur in Spanien, Portugal und Irland durch harte Reformprogramme die Lage entscheidend verbessert, sondern in ersten hoffnungsvollen Ansätzen auch in Griechenland
({10})
- im Übrigen ein Beleg gegen die immer wiederkehrende Behauptung, es sei sowieso sinnlos gewesen, auch
in Griechenland auf den Erfolg unserer Hilfsprogramme
zu setzen -, so liegt dort jetzt leider wirklich vieles sehr
danieder.
({11})
Das Ergebnis von Montag früh ist aber auch hart für
die anderen 18 Mitglieder der Euro-Zone. 86 Milliarden
Euro - das ist die Summe, die derzeit im Raum steht, zusätzlich zu den schon gegebenen Krediten -, das ist eine
nie gekannte europäische Solidarität; davon bin ich zutiefst überzeugt.
({12})
Ihr stehen aber auch nie gekannte Rahmenbedingungen,
nie gekannte Eigenleistungen, die an ein Programmland
gestellt werden, gegenüber: strukturelle Reformen in
sehr vielen Bereichen - bei der Rente, im Steuersystem,
bei den Produktmärkten, bei der Verwaltung; die feste
Aussage aller Teilnehmer der Euro-Zone, dass es einen
Haircut im System des Euro nicht geben kann; die Einrichtung eines Privatisierungsfonds, der zu großen Teilen auch zur Rückzahlung von Schulden verwendet werden soll; und - auch das ist in dieser Form einmalig, aber
nach den Erfahrungen der vergangenen sechs Monate
unverzichtbar - sehr strenge Überprüfungsvereinbarungen. Denn wir wissen: Zusagen sind das eine, Taten das
andere; deshalb sind Überprüfungen und Kontrollen nötig. Es reichen bloße Absichtserklärungen nicht. Darauf
werden wir auch bei der Ausgestaltung der Verhandlungen achten.
({13})
Griechenland musste Vorleistungen erbringen, bevor
wir heute über die Aufnahme von Verhandlungen über
ein ESM-Programm beraten und entscheiden können,
und Griechenland hat diese Vorleistungen erbracht. Das
griechische Parlament hat vorgestern - im Übrigen mit
beeindruckender Mehrheit - vier Reformgesetze verabschiedet: zum Mehrwertsteuersystem, zum Rentensystem, zur Statistikbehörde, zur Umsetzung des Fiskalvertrages. Außerdem hat das griechische Parlament die
Gesamteinigung vom letzten Wochenende angenommen; dies haben die drei Institutionen und die EuroGruppe bestätigt. Griechenland musste seine Bereitschaft erklären, wieder eng mit den drei Institutionen zusammenzuarbeiten, und Griechenland hat auch seine Bereitschaft erklärt, nach Auslaufen des IWF-Programms
im Frühjahr 2016 den IWF wieder im Programm dabeizuhaben, sowohl bei der Überwachung als auch bei der
finanziellen Beteiligung.
Meine Damen und Herren, damit komme ich zu meiner Bewertung und Schlussfolgerung. Erst einmal
möchte ich dem, der Stunden und Aberstunden, Tage
und Nächte in der Euro-Gruppe verhandelt hat,
Wolfgang Schäuble, ein herzliches Dankeschön sagen.
({14})
In der Sache lautet die Frage: Kann ich auf der
Grundlage all dessen, was ich Ihnen vorgetragen habe,
den Deutschen Bundestag darum bitten, der Bundesregierung ein Mandat zur Aufnahme von Verhandlungen
über ein ESM-Programm für Griechenland zu geben,
sehe ich die Voraussetzungen dafür, überwiegen also die
Vorteile des Ergebnisses vom Montag die Nachteile?
Meine Antwort lautet aus voller Überzeugung: Ja.
Erstens. Das Prinzip „Leistung und Gegenleistung Eigenverantwortung und Solidarität“, das uns seit Beginn der europäischen Staatsschuldenkrise leitet, kennzeichnet das gesamte Ergebnis vom Montag.
Zweitens. Die Alternative zu dieser Einigung wäre
nicht eine geordnete, weil von Griechenland gewollte
und mit allen gemeinsam gestaltete Auszeit aus dem
Euro, sondern vorhersehbares Chaos. Damit überwiegen
nicht nur im Inhalt der Einigung selbst, sondern auch im
Vergleich zu einer möglichen Nichteinigung die Vorteile
ganz eindeutig die Nachteile. Ich weiß, dass viele Zweifel und Sorgen haben, ob dieser Weg erfolgreich sein
wird, ob Griechenland die Kraft haben wird, diesen Weg
dauerhaft zu gehen, und diese Sorgen kann auch niemand beiseitewischen. Eines aber ist meine feste Überzeugung: Wir würden grob fahrlässig, ja unverantwortlich handeln, wenn wir diesen Weg nicht wenigstens
versuchen würden,
({15})
wenn die Euro-Gruppe Griechenland und dem griechischen Volk die Chance, mit vereinten Kräften aus der
Krise zu kommen, nicht noch einmal geben würde. Die
Fähigkeit dazu hat Europa. Europa ist stark und robust,
Deutschland ist stark und robust. Aber wir sollten auch
immer wieder daran denken: Auf Dauer geht es auch
Deutschland nur gut, wenn es Europa gut geht, und zwar
allen in Europa.
({16})
Dazu gehört immer auch die enge deutsch-französische Zusammenarbeit. Es geht dabei nicht darum, in allen Fragen einer Meinung zu sein. Im Gegenteil:
Deutschland und Frankreich haben, und das nicht erst in
diesen Tagen, häufig sehr unterschiedliche Meinungen.
Es geht vielmehr darum, ob es möglich ist, diese Meinungen, resultierend aus unterschiedlichen Perspektiven,
zusammenzuführen. Eine Einigung zwischen Deutschland und Frankreich, gerade weil die Perspektiven unterschiedlich sind, zeichnet dann oft den Weg vor, den alle
anderen in Europa mitgehen können. Genauso ist es
auch hier gelungen.
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen,
meine Damen und Herren, in Griechenland nahm die europäische Staatsschuldenkrise vor über fünf Jahren ihren
Anfang, in Griechenland findet sie jetzt einen neuen Höhepunkt oder Tiefpunkt, ganz wie Sie es formulieren
wollen. Doch unverändert gilt das Ziel der Bundesregierung: Europa soll stärker aus dieser Krise hervorgehen,
als es in sie hineingekommen ist,
({17})
damit wir gemeinsam - das ist der eigentliche Grund unsere Werte und Interessen im überaus harten globalen
Wettbewerb auch in Zukunft behaupten können, und
zwar als das, was wir sind: eine Schicksalsgemeinschaft,
die sich als Rechts- und Verantwortungsgemeinschaft
auszeichnet. Wenn wir an all die Herausforderungen
denken, die vor uns liegen, den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, die Flüchtlinge, die Bedrohung
durch die terroristischen Organisationen, allen voran IS,
dann kann ich nur sagen: Wir haben hier nicht nur über
Griechenland entschieden, sondern dies ist eine Entscheidung für ein starkes Europa und eine starke EuroZone. Hier steht sehr viel mehr auf dem Spiel. Deshalb
sollten wir alles versuchen, damit mit der Aufnahme der
Verhandlungen auch ein erfolgreicher Abschluss verbunden ist.
({18})
Wir tun dies für die Menschen in Griechenland, aber wir
tun dies genauso für die Menschen in Deutschland.
Herzlichen Dank.
({19})
Das Wort erhält nun der Kollege Gregor Gysi für die
Fraktion Die Linke.
({0})
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Bundeskanzlerin, Sie haben recht: Heute geht
es nicht nur um Griechenland, es geht auch um Europa
und auch um Deutschland.
Herr Schäuble, es tut mir leid, aber Sie sind dabei, die
europäische Idee zu zerstören,
({0})
und Sie, Frau Merkel, und Sie, Herr Gabriel, ordnen sich
dem nur unter. Sie begehen meines Erachtens alle drei
den schwersten Fehler in Ihrer politischen Laufbahn.
({1})
In den letzten Wochen waren nicht Sie, Frau Merkel, die
Bundeskanzlerin; unser Bundeskanzler hieß, wenn auch
nicht gewählt, Wolfgang Schäuble. Sie, Frau Bundeskanzlerin, galten immer als starke Frau. Aber ich sage
Ihnen: Ihr Verhalten gegenüber Herrn Schäuble zeigte
Sie schwach, deutlich zu schwach.
Von Herrn Gabriel und der SPD war nun gar nichts zu
hören, kein einziger eigener Gedanke, kein einziger Widerspruch zu Schäuble.
({2})
Und dann konnte sich Herr Schäuble auch noch auf die
SPD und Herrn Gabriel bei der Erpressung Griechenlands mit dem Grexit verlassen. Das ist ein Skandal, sage
ich Ihnen.
({3})
1998 haben wir im Bundestag über die Einführung
des Euro diskutiert. Wir hatten damals ein Schild aufgestellt, auf dem stand: „Euro, so nicht!“. Darauf stand
nicht: „Euro, nein!“, sondern: „Euro, so nicht!“. Wir sagten: Der Euro kann am Ende eines Angleichungsprozesses in der Bildung, in der Kunst, in der Wissenschaft, in
der Wirtschaft und nach verabredeten Standards bei
Steuern, Löhnen, Renten und Sozialleistungen stehen.
Wenn man aber diese Arbeit nicht leistet und die europäische Integration ausschließlich über eine Währung
versucht, wird es extreme negative Konsequenzen haben. - Sie verhöhnten mich und erklärten, dass Sie alles
im Griff hätten.
In meiner Rede sagte ich Ihnen: Wir werden ein Europa der Banken erleben. - Und was haben wir bekommen? Ein Europa der Banken. Die Europäische Zentralbank ist der größte Machtfaktor in Europa geworden.
({4})
Ich prognostizierte wachsenden Rechtsextremismus und
Rassismus, auch wegen der wachsenden Angst vor Armut. - Genau so ist es gekommen: im Süden Europas, in
Frankreich, in Deutschland.
Wir sagten, dass Lohn- und Sozialdumping die Folge
sind, weil bei einer gemeinsamen Währung immer die
niedrigsten Standards gelten. Deutschland hat damit begonnen, und zwar mit der Agenda 2010 und mit einem
Irrsinn an prekärer Beschäftigung.
({5})
Dadurch ist der deutsche Export gestiegen, und das
musste der Süden bezahlen. Diese Wahrheit verschweigen Sie.
({6})
Der Euro hat also mehr gespalten als vereint. Wir waren
diejenigen, die das damals prognostizierten. Vielleicht
sollten Sie uns gelegentlich doch zuhören.
({7})
Aber warum sind wir heute dafür, den Euro zu retten?
Diesen Widerspruch muss ich ja erklären. Wenn der
Euro jetzt zerfiele, hätten wir nicht die Situation wie vor
der Einführung des Euro. Vielmehr wären die anderen
Währungen nichts wert bzw. gingen alle tief in den Keller. Die anderen Regierungen würden sich verweigern,
mit uns feste Wechselkurse zu vereinbaren. Und die
Deutsche Mark bekäme einen sehr hohen Wert. Das Ergebnis wäre, dass unsere Produkte einfach zu teuer wären. Unsere Exporte in Europa brächen ein.
({8})
Bei einem Vizeweltmeister im Export ginge das gar
nicht, weil Sie es in den letzten Jahren immer wieder
versäumt haben, die Binnenwirtschaft zu stärken. Das
ginge nur über höhere Löhne, höhere Gehälter, höhere
Renten und höhere Sozialleistungen; denn nur so kann
die Kaufkraft gestärkt werden.
({9})
Ich sage Ihnen: Deshalb braucht Deutschland den Euro
dringender als Griechenland. - Und das verschweigen
Sie, Herr Schäuble, obwohl Sie es sehr genau wissen.
Jetzt will ich Ihnen sagen, warum Ihre Politik unsozial, undemokratisch und antieuropäisch ist. Ich fange
mit „unsozial“ an.
({10})
Warum ist sie unsozial? Weil Sie nach den dramatischen
Kürzungen bei Löhnen und Renten in Griechenland um
30 bis 40 Prozent weitere Kürzungen der Renten verlangen, außerdem noch die Erhöhung der Mehrwertsteuer
zulasten aller Verbraucherinnen und Verbraucher fordern, aber eine Besteuerung der Vermögenden im Wesentlichen strikt ablehnen. Das kann nicht gutgehen.
60 Prozent der Jugendlichen in Griechenland sind schon
arbeitslos.
Warum ist Ihre Politik undemokratisch? Weil Sie das
Ergebnis des Volksentscheids in Griechenland vollständig negieren. Der griechischen Bevölkerung sagen Sie,
sie könne entscheiden, was sie will, Herr Schäuble entscheide anschließend, dass es woanders langgeht. Das ist
die Lehre, die sie ziehen sollen.
({11})
Und worüber müssen wir und andere Parlamente abstimmen? Ich nenne Ihnen ein Beispiel. Die griechische Regierung braucht die Erlaubnis der EU-Kommission, des
Internationalen Währungsfonds und der Europäischen
Zentralbank schon allein für die öffentliche Diskussion
eines Gesetzentwurfes; denn nur nach Vorliegen dieser
Erlaubnis darf sie diskutieren. Dann braucht sie noch
einmal eine Erlaubnis, um diesen Gesetzentwurf ins Parlament einzubringen und über ihn abstimmen zu lassen.
Das ist die faktische Abschaffung der parlamentarischen
Demokratie, die Sie dort organisiert haben.
({12})
Und der Gipfel der Demütigung: Herr Schäuble, Sie
wollten Griechenland zum neuen früheren Ostdeutschland machen. Sie haben nämlich gesagt, Sie wollten
die Enteignung des griechischen Staatseigentums und
Vermögens über eine Treuhandanstalt mit Sitz in
Luxemburg. Nur, lieber Herr Schäuble: Griechenland
wird im Unterschied zu Ostdeutschland nicht ein Teil
Deutschlands. Außerdem erzielte die Treuhand in der
DDR keine Erlöse und machte auch die Industrien, die
etwas taugten, platt. Wir verdanken es den Regierungen
Griechenlands, Frankreichs, Italiens und Österreichs,
dass wenigstens das verhindert wurde.
({13})
Nun komme ich zu der Frage, warum die Politik antieuropäisch ist. Immer mehr Menschen in Europa verbinden Europa selbst mit Begriffen wie Zwang, Nötigung,
Erpressung, „Geld geht über alles“, „uneingeschränkte
Macht der Banken“.
({14})
Die entscheidende Macht liegt bei drei demokratisch
nicht legitimierten Einrichtungen - der Europäischen
Zentralbank, dem Internationalen Währungsfonds und
der Europäischen Kommission - und einer Regierung,
nämlich der Bundesregierung. Wenn Sie sagen, das liege
daran, dass wir das den Leuten erzählen, dann überschätzen Sie in gewisser Hinsicht unseren Einfluss in Europa.
({15})
Aber davon abgesehen: Was glauben Sie, was die Menschen, die das erleben, von Europa halten? Deshalb, sage
ich, wird die Idee kaputtgemacht.
Herr Schäuble, Sie geben sich nationalistisch und behaupten, im Interesse Deutschlands zu handeln. Ich sagen Ihnen: Sie schaden unserem Land, und zwar nachhaltig.
({16})
Die anderen europäischen Regierungen und alle wichtigen europäischen Medien diskutieren gar nicht über
Griechenland; sie diskutieren über Deutschland. Der italienische Ministerpräsident Renzi sagte Ihnen, Herr
Schäuble: Genug ist genug. - Der französische Präsident
zog die Notbremse.
Zwei Pressebeispiele: Der britische Telegraph erinnerte daran, dass auch Großbritannien in zwei Weltkriegen gegen Deutschland gekämpft habe, um eine Dominanz Deutschlands über Europa zu verhindern, und
schreibt: Jetzt hat Deutschland das ohne einen Schuss erreicht.
({17})
- Ich habe nur den Telegraph zitiert. - Die italienische
Zeitung La Stampa schrieb, Griechenland habe die Zivilisation, Deutschland die Barbarei geboren, man hätte
jetzt die Wahl. Wissen Sie, ich finde das tragisch. Denn
wir hatten international schon einen guten Ruf, Herr
Schäuble, und Sie haben begonnen, ihn zu zerstören. Wo
unsere Bürgerinnen und Bürger auch hinreisen werden:
Sie werden es spüren. Das ist sehr schade. Denn unsere
Bevölkerung muss für das bezahlen, was Sie gerade an
Rufschädigung angerichtet haben.
({18})
Stützen Sie sich bitte nicht auf die baltischen Regierungen und die Regierungen Spaniens und Portugals, die
alles gemacht haben, was Sie wollten. Wenn sie jetzt
nämlich bei Griechenland einen anderen Kurs gefahren
hätten, hätten sie damit eingeräumt, dass sie Schwächlinge sind. Nur deshalb unterstützen sie jetzt Ihren Kurs.
Ich will noch etwas zu den Schulden sagen. Ich habe
mich nämlich einmal damit beschäftigt.
({19})
- Ja, warten Sie doch! Ich weiß nicht, ob Sie dann noch
so lachen. - Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Deutschland verpflichtet, 132 Milliarden Goldmark an Reparationen zu bezahlen. Umgerechnet sind das 700 Milliarden Euro. Interessant ist doch: Im Jahr 1953 fand die
Schuldenkonferenz in London statt, und dann gab es einen Schuldenschnitt. Uns wurden 50 Prozent der Reparationen erlassen. Dann gab es eine Stundung hinsichtlich der Zinszahlungen, nämlich bis zur Herstellung der
deutschen Einheit. Ab 1990 mussten wir wieder bezahlen. Die letzte Rate haben wir im Oktober 2010 gezahlt.
({20})
Ich treffe drei Feststellungen: Erstens. Wir haben
92 Jahre zurückgezahlt. Zweitens. Wir haben einen
Schuldenschnitt von 50 Prozent erlebt. Drittens. Wir hatten eine Stundung von 37 Jahren. Darüber sollten wir
vielleicht einmal nachdenken, statt so zu tun, als ob wir
in unserer Geschichte alles gemeistert hätten.
({21})
Wir hatten im Februar einer Verschiebung zugestimmt, aber niemals dem Paket selbst. Die Verschiebung war wichtig, damit die griechische Regierung Luft
holen konnte und Zeit für Verhandlungen bekam. Heute
geht es aber nicht nur um den Auftrag, neue Verhandlungen um ein Hilfspaket zu führen - dagegen haben wir
nichts; dem würden wir zustimmen -, sondern auch darum, dass die Bedingungen dafür unerträglich sind. Das
ist das Problem.
({22})
Ich sagte hier schon im Februar, dass wir in dem Fall zustimmten, wenn es um Investitionen und den Aufbau
Griechenlands ginge, aber ablehnten, wenn es um Sozialabbau und weitere Zerstörung ginge. Sie haben sich
nun für den zweiten Teil entschieden.
Hätte ich als Abgeordneter am Mittwoch im griechischen Parlament gesessen, hätte ich trotz schwerster Bedenken mit Ja gestimmt
({23})
- ja, warten Sie ab! -, um eine Verelendung der griechischen Bevölkerung zu verhindern. Wir bleiben mit den
Griechinnen und Griechen und der griechischen Regierung solidarisch.
({24})
Aber zu Ihrer Politik können wir nur Nein sagen. Wir
sind nicht bei den Erpressten, sondern bei den Erpressern. Das ist der Unterschied.
({25})
Zum Schluss: Viele Leserinnen und Leser einer sehr
bebilderten Zeitung glauben, dass Deutschland genug
für Griechenland bezahlt habe. Das ist ja auch in der
Union der Fall. Ich wurde schon gefragt, wie viele Milliarden wir eigentlich bezahlt hätten. Da geht man von
einer völlig falschen Vorstellung aus. Deutschland hat
während der Krise nicht einen einzigen Euro an Griechenland gezahlt. Ich möchte, Herr Schäuble, dass Sie
das wiederholt betonen in Interviews, im Fernsehen, im
Radio und in den Zeitungen.
({26})
Das gesamte Geld, das bislang nach Griechenland geflossen ist, kommt vom Internationalen Währungsfonds
oder von der Europäischen Zentralbank; Letztere druckt
ihr Geld selbst. Deutschland muss erst bezahlen, wenn
Griechenland pleiteginge, weil Sie, diese Bundesregierung, gegen unseren Willen unterschrieben haben, für
27 Prozent der Schulden zu haften. Dann arbeiten Sie
auch noch daran, dass Griechenland pleitegeht. Das ist
überhaupt nicht nachvollziehbar, was Sie dort betreiben.
({27})
Herr Schäuble, Sie wollten die griechische Regierung
stürzen. Es ist Ihnen nicht gelungen. Gewisse Mittel für
Investitionen wird die griechische Regierung wahrscheinlich organisieren können. Vielleicht schafft die
griechische Regierung nach einigen Jahren wieder mehr
Wohlstand, wird mit der Bevölkerung unerwartet zum
Gewinner dieses Prozesses. Das ist nicht ausgeschlossen. Sie, Herr Schäuble, haben in vielen Völkern den
Widerstand gegen die Zerstörung der europäischen Idee
und die dominante Rolle Deutschlands geweckt. Vielleicht gelingt auch hier das Gegenteil von dem, was gerade angerichtet wird.
Sie von der Unionsfraktion sehen sich als Sieger. Sie
von der SPD wollen irgendwie mitsiegen. Aber ich sage
Ihnen: Wer nicht aufhören kann, zu siegen, wird später
umso deutlicher und klarer verlieren.
({28})
Ich hoffe, dass die Niederlage nicht so groß wird, dass es
ein europäisches Deutschland nicht mehr geben kann;
denn dieses brauchen wir dringend.
({29})
Sigmar Gabriel ist der nächste Redner für die SPDFraktion.
({0})
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lieber
Gregor Gysi, wenn es doch bloß so einfach wäre!
({0})
Wenn es doch so schön klar wäre, was gut und böse,
was richtig und falsch ist, und wenn man so schön die
Wahrheit wegdiskutieren könnte, wie Sie das gemacht
haben: Die EZB druckt das Geld; das Geld kommt nur
von der EZB. - Dass die Deutschen und alle anderen Europäer dafür haften, könnte man als Erstes einmal dazusagen, finde ich.
({1})
Zweitens. Dass da kein Geld geflossen ist, sondern
dass da Bürgschaften und Kredite gegeben worden sind,
ist klar. Deswegen geht es aber darum, alles dafür zu tun,
dass niemals Geld fließen muss, sondern dass das zurückgezahlt werden kann.
({2})
Das ist das Normalste der Welt, wenn man Kredite
vergibt.
Drittens. Wenn Sie öffentlich erklären, dass alles so
schlimm sei, insbesondere die Tatsache, dass über den
Grexit diskutiert wird: Haben Sie das eigentlich einmal
mit Herrn Lafontaine besprochen?
({3})
Er hat doch in der Öffentlichkeit dafür plädiert, dass
Griechenland aus dem Euro austritt. Ich finde, mit Ihrem
ideologischen Vordenker sollten Sie auch einmal ein Gespräch führen, Herr Gysi.
({4})
Meine Damen und Herren, wir sind heute zusammengekommen, um über ein Verhandlungsmandat zu einem
dritten Hilfsprogramm für Griechenland zu entscheiden.
Für die Sozialdemokratische Partei kann ich sagen: Wir
sagen Ja zur Aufnahme der Verhandlungen über dieses
dritte Hilfspaket. Denn Europa hat - da hat die Bundeskanzlerin völlig recht - am letzten Wochenende eine Bewährungsprobe bestanden. Es ging am letzten Wochenende nicht nur um Griechenland, sondern auch darum,
ob die Euro-Zone und damit ganz Europa sich spaltet, in
Nord und Ost einerseits und Süd und West andererseits,
sowie um unterschiedliche Auffassungen über den Umgang in Europa und in der Euro-Zone. Diese Spaltung
hätte Europa in eine viel tiefere Krise geführt als nur in
eine Finanzkrise. Das wäre womöglich der erste Schritt
hin zur Zerstörung all dessen gewesen, was unsere Eltern und Großeltern nach zwei bitteren Weltkriegen in
Europa aufgebaut haben. Deshalb sind wir Sozialdemokraten allen dankbar, die am letzten Wochenende mitgeholfen haben, dass Europa diese Bewährungsprobe besteht.
({5})
Und es ist gut, dass dabei Deutschland und Frankreich
gemeinsam und entschlossen die Führung übernommen
haben. Ja, es gäbe diese Einigung nicht ohne Deutschland und Frankreich. Glauben Sie mir, ich weiß sehr genau, was da verabredet worden ist.
({6})
- Nein, das ist nicht so.
Es ist übrigens auch gut für Deutschland, dass Frankreich dabei wieder eine europäische Führungsrolle eingenommen hat. Denn der Eindruck - ob berechtigt oder
nicht -, dass allein Deutschland Europa führt, tut nicht
nur Europa, sondern auch uns Deutschen nicht gut.
({7})
Für uns Sozialdemokraten war das von Anfang an die
zentrale Bedingung für unsere Zustimmung zu jedwedem Verhandlungsergebnis: Deutschland und Frankreich
müssen ihrer besonderen Verantwortung für Europa gerecht werden, zusammenstehen und trotz unterschiedlicher Ausgangspositionen gemeinsam Europa zusammenhalten. Dafür, dass das gelungen ist, danken wir
aufrichtig der deutschen Kanzlerin und dem französischen Präsidenten.
({8})
Klar ist aber auch: Sosehr wir diese europäische Bewährungsprobe bestanden haben, so wenig sind damit
allerdings alle über den Berg. Denn das Verhandlungsmandat ist für alle Seiten eine große Herausforderung,
die durch die konkrete Umsetzung erst noch bestanden
werden muss. Die größte Herausforderung stellt es für
Griechenland und die Menschen dort dar. Denn das Land
steckt nicht nur in einer tiefen Krise, sondern es muss
sich dramatisch verändern, um aus dieser Krise herauszukommen.
Die Bedingungen für das dritte Hilfspaket sind hart;
das sollten wir nicht verschweigen. Sie wären übrigens
weitaus leichter gewesen, wenn die griechische Regierung vor wenigen Wochen nicht aus den Verhandlungen
ausgestiegen wäre.
({9})
Trotzdem haben sich der griechische Ministerpräsident
und das griechische Parlament entschieden, mitzuziehen.
Sie haben sich entschlossen, die für das Land ebenso
notwendigen wie schwierigen Reformen anzupacken.
Was immer man von der Politik der letzten Monate
halten mag: Griechenland kämpft um seine Selbstbehauptung, es kämpft darum, in Europa geachtet zu werden, und es kämpft darum, endlich aus dem Status eines
Almosenempfängers herauszukommen und selbst sein
Schicksal zu bestimmen - als ein vollwertiges Mitglied
des Euro-Raums.
({10})
Dieser Kampf um seine Selbstbehauptung und wohl
auch um seine Selbstachtung hat, finde ich, durchaus
auch etwas Großartiges an sich.
({11})
Wir alle sollten dafür Respekt empfinden und jetzt nicht
mehr zurückblicken, sondern sagen: Die griechische Regierung hat sich jetzt klar für Hilfe zur Selbstbehauptung
entschieden, statt dauerhaft Almosenempfänger zu werden. Dafür hat sie jetzt jede denkbare Hilfe und Unterstützung verdient. Wir sind Partner in der Umsetzung
des Verhandlungsergebnisses und nicht Gegner, meine
Damen und Herren!
({12})
Für uns in Deutschland heißt das: Jede Debatte um einen Grexit muss der Vergangenheit angehören;
({13})
es darf kein Jammern und Klagen mehr geben über die
Vergangenheit, keine Schuldzuweisungen, keine Vorwürfe und auch kein wiederkehrendes Spiel mit dem
Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone.
({14})
Am letzten Wochenende hat ein Neustart stattgefunden.
Jetzt geht es nur noch um eines: Was wir gemeinsam mit
Griechenland verabredet haben, das müssen wir jetzt
zum Erfolg führen.
Der Verbleib Griechenlands im Euro wird noch viel
Kraft, Konzentration und Kompromissbereitschaft von
allen Beteiligten fordern. Aber dieses Paket enthält endlich auch Maßnahmen, die nicht nur darin bestehen, dem
Land Sparauflagen zu diktieren. Seien wir ehrlich: Griechenland ist nicht durch eine Austeritätspolitik oder die
Troika in seine katastrophale Finanzlage gekommen, wie
manche behaupten;
({15})
die Schulden in Griechenland waren nämlich vor den
Hilfsprogrammen genauso hoch wie heute ({16})
vorher, bevor es Austerität in Griechenland gegeben hat.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Die Austeritätspolitik
der letzten Jahre, der permanente Sparzwang, hat die
Schulden nicht verringert; vielmehr ist - im Gegenteil die Schuldentragfähigkeit des Landes dadurch immer
schlechter geworden, weil es fast völlig an Initiativen für
Wachstum und Beschäftigung gefehlt hat. Außerdem hat
die zum Teil ernüchternde Rettungspolitik in Griechenland zur Selbstblockade und zur demokratischen
Blockade geführt, wobei die Ursachen für die Blockaden
übrigens auf ein völlig unzureichendes politisch-administratives System zurückzuführen sind. Aus einer wirtschaftlichen ist so eine politische Verunsicherung geworden, die bis in den Kern Europas reicht.
Wir müssen uns ehrlich machen: Der Bundestag hat
zwei Rettungsprogramme für Griechenland beschlossen,
die beide nicht zum Erfolg geführt haben.
({17})
Wir haben unterschätzt, wie groß die institutionellen
Probleme Athens waren und wie hartnäckig ein blockiertes politisches System die wirtschaftliche Gesundung erschwert. Dabei hat der IWF bereits 2013 eine Analyse zu
Griechenland veröffentlicht, die bemerkenswert ist. Die
Experten haben darin zugegeben, die Tiefe und Dauer
der Rezession sowie die Höhe der Arbeitslosigkeit unterschätzt zu haben. Daraus hat sich eine Abwärtsspirale ergeben: tiefe Rezession, hohe Verschuldung.
Der IWF hat übrigens auch geschrieben, dass die Lasten der Anpassung besser auf alle sozialen Schichten
verteilt werden müssen. Folgt man diesen Punkten, dann
braucht Griechenland, dann braucht auch Europa eine
investitions- und wachstumsfreundliche Politik, die
ebenso viel Wert auf soziale Fairness legt.
({18})
Nur so - so der IWF - können wir erfolgreich sein.
Wir teilen diese Überzeugung. Gerade deshalb ist es
doch richtig, dass sich in Europa seit der Wahl von JeanClaude Juncker zum EU-Kommissionspräsidenten endlich etwas an dieser Politik ändert. Gemeinsam mit dem
Präsidenten des Europäischen Parlaments, Martin
Schulz, sind Wachstumsinitiativen in Europa entwickelt
worden; denn auch in Portugal und in Spanien ist die Arbeitslosigkeit noch viel zu hoch.
Nur: Sparen alleine hilft nichts. Das wissen übrigens
nicht nur Unternehmen; das wissen auch wir. Denn wir
wären ja auch nicht durch die Finanzkrise gekommen,
wenn wir nicht gleichzeitig investiert hätten, Konjunkturprogramme entwickelt hätten und vieles andere mehr.
({19})
Aber Vorsicht! Es gibt einen großen Unterschied: nicht
nur, weil wir vorher in Deutschland bereits Sozialreformen auf den Weg gebracht haben, sondern vor allen Dingen deshalb, weil wir ein Land sind, das Strukturen besitzt, in denen Wachstums- und Konjunkturprogramme
auch tatsächlich funktionieren können. Und genau das,
meine Damen und Herren, ist in Griechenland nicht der
Fall.
({20})
Zur Wahrheit - das richtet sich insbesondere an all
diejenigen, die sagen, wir brauchen mehr Wachstum und
Investitionen in Wachstum - gehört eben auch: Das
Land ist für Investitionsprogramme heute nicht ausreichend aufnahmefähig. Das weitgehende Fehlen von
funktionierenden staatlichen Strukturen, das Vorherrschen von Korruption, Steuerhinterziehung und Klientelismus zerstört ja nicht nur die finanzielle Handlungsfä11360
higkeit eines Staates, sondern macht ihn auch völlig
unfähig, wirtschaftliches Wachstum zu fördern und soziale Sicherungssysteme aufzubauen. Das ist die Misere
in Griechenland, meine sehr geehrten Damen und Herren!
({21})
Es hilft deshalb nicht, Griechenland nur Geld zur Verfügung zu stellen oder nur Schulden zu streichen. Vielmehr ist der Weg zur Hilfe für Griechenland über ein
Hilfsprogramm, das an klare Bedingungen geknüpft ist,
der richtige Weg. Denn im Kern geht es um die Veränderung der politischen Strukturen des gesamten Landes.
Das Land endlich aus den Händen seiner alten verantwortungslosen Eliten in Wirtschaft und Politik zu befreien, ist etwas, was uns übrigens mit der Mehrheit der
Menschen in Griechenland verbindet - und übrigens
auch mit der neuen griechischen Regierung.
({22})
Europa und auch Deutschland müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, dem alten System viel zu lange tatenlos zugeschaut zu haben.
({23})
Dieses Wegschauen rächt sich bitter - für die Menschen
in Griechenland ebenso wie für den Rest der Euro-Zone.
Das ist, wie ich finde, überhaupt eine Lehre aus der
Krise: dass wir nicht so lange wegschauen dürfen, auch
nicht, wenn die Verantwortlichen den politischen Familien deutscher Parteien angehören.
({24})
Das gilt für Finanzfragen, aber - ich wiederhole, was ich
beim letzten Mal gesagt habe - das gilt auch für die demokratischen Werte Europas. Denken wir nur einmal an
die Verletzung dieser Werte in Ungarn, an die Diskriminierung von Sinti und Roma oder an das Totalversagen
der europäischen Flüchtlingspolitik. Wegschauen dürfen
wir nicht, meine Damen und Herren!
({25})
Jetzt muss deshalb der Aufbau eines handlungsfähigen Staates in Griechenland im Mittelpunkt stehen. Dafür bedarf es noch mehr Hilfe, als im Verhandlungsergebnis des letzten Wochenendes festgeschrieben ist. Wir
Sozialdemokraten wollen deswegen, dass bei den jetzt
beginnenden Verhandlungen noch weitere Maßnahmen
in das Verhandlungspaket aufgenommen werden.
Es ist Wolfgang Schäuble gewesen, der vorgeschlagen hat, 2 000 griechischen Beamten der Europäischen
Kommission anzubieten, bei Weiterfinanzierung durch
die Europäische Kommission, nach Griechenland zu gehen und dort beim Aufbau des Staates zu helfen. Dass
die Europäische Kommission das vom Tisch wischt, ist
nicht in Ordnung. Da sitzen Potenziale, die wir in Griechenland dringend brauchen, meine Damen und Herren.
({26})
Uns fehlt im verhandelten Programm auch die gemeinsame Verpflichtung aller Euro-Staaten, auf Antrag
der griechischen Regierung die Vermögenswerte griechischer Steuerflüchtlinge einzufrieren, die in den letzten
Monaten und Jahren aus dem Land abgezogen worden
sind.
({27})
Die haben doch in Berlin, London, Paris und Amsterdam
Häuser gekauft, und wir in Europa und in Deutschland
dürfen nicht der Rückzugsraum für asoziale griechische
Superreiche werden, die sich zu Hause ihrer Verantwortung entziehen.
({28})
Uns fehlen im Programm konkrete Aufträge zum
Aufbau sozialer Sicherungssysteme; denn es kann doch
nicht sein, dass in einem Land die Existenz eines Rentners in der Familie am Ende das letzte soziale Sicherungssystem ist, weil in schwierigen Lebenslagen kein
anderer überhaupt eine Absicherung erfährt.
({29})
- Nein. Ich will, dass wir endlich ein soziales Sicherungssystem aufbauen. Das hat die letzte Regierung und
das hat auch diese Regierung nicht in Angriff genommen. Das will ich in Europa, meine Damen und Herren.
({30})
Wir haben heute aber nicht nur die Aufgabe, ein Verhandlungsmandat zu erteilen; wir haben auch die Aufgabe, unseren Menschen, den Bürgerinnen und Bürgern
in Deutschland, klarzumachen, warum wir das wollen.
Seien wir ehrlich: Es gibt eine riesige Skepsis in unserer
Bevölkerung, ob wir das richtig machen.
({31})
Wir alle wissen: Es fehlt vielfach Verständnis dafür, dass
wir erneut milliardenschwere Hilfspakete nach Griechenland schicken. Worauf wir uns aber bei unserer Bevölkerung, glaube ich, verlassen können, ist ihre große
Mitmenschlichkeit. Deutschland ist ein starkes, aber
eben auch ein mitfühlendes Land.
Ich glaube und finde, dass das wichtigste Argument
für unseren Weg nicht ist, dass wir Deutsche bei einem
Grexit noch viel mehr Geld verlieren würden - das ist
nicht das wichtigste Argument dafür, dass wir einen anderen Weg gehen -, sondern das wichtigste Argument
ist, dass Europa keine Idee ist, bei der man immer nur
danach entscheidet, wo man am wenigsten zahlen muss
oder am leichtesten Beute machen kann.
({32})
Europa ist im Kern eine Idee vom Zusammenleben der
Menschen, von Freiheit und Verantwortung und von
Mitmenschlichkeit.
Das wichtigste Argument für die Bereitschaft, ein
drittes Hilfspaket zu schnüren, ist unsere Mitmenschlichkeit. Die Menschen in Griechenland sind unsere
Nachbarn. Wir fahren nach Griechenland in Urlaub. Tausende Griechen leben bei uns in Deutschland. Wir können und dürfen die Menschen in Griechenland nicht im
Stich lassen.
({33})
Wir wollen nicht hungernde Kinder, bettelnde Rentner
und Suppenküchen in Europa. Ich bin sicher, dass die allermeisten Menschen in Deutschland das auch nicht wollen, wir deshalb auf ihre Mitmenschlichkeit bauen können und damit das beste Argument für das dritte
Hilfspaket für Griechenland vor uns liegen haben, meine
Damen und Herren.
({34})
Auch wenn wir jetzt wieder Kredite und Bürgschaften
vergeben: In Deutschland wird dadurch kein Kindergarten weniger gebaut, keine Straße weniger saniert und
keine soziale oder kulturelle Einrichtung weniger gefördert. Aber wenn Europa nicht zusammenhielte, wenn
Europa auseinanderfiele, wenn wir die Ersten verstießen,
wenn die Währungsunion instabil würde, dann wären allerdings auch der Wohlstand und die soziale Sicherheit
in Deutschland bedroht. Bei einem hat Gregor Gysi
nämlich recht: Deutschland ist nicht der Lastesel der Europäischen Union, der immer alles zu tragen hat, sondern
wir sind die politischen, die kulturellen, die sozialen,
aber auch die wirtschaftlichen Gewinner der europäischen Einigung. Wenn wir jetzt in Europa investieren,
zahlen wir einen Teil dessen zurück, was wir seit Jahrzehnten aus Europa bekommen, meine Damen und Herren.
({35})
Manchmal übrigens hilft ein Blick von außen. Ich bin
vorletzte Nacht aus China zurückgekehrt. Von dort aus
gesehen ist klar, dass Europa bei allen nationalen Unterschieden vor allen Dingen eines teilt: viele gemeinsame
Werte, die uns immer noch stark und anziehend machen.
Diese Stärke, diese Kraft der Erneuerung und seine
Attraktionen sind es übrigens, die Europa bis heute für
unzählige Menschen zu einem Sehnsuchtskontinent machen. Klarer sieht man aus dem großen China aber auch:
Europa wird sich im 21. Jahrhundert nur dann in der
Welt behaupten können, wenn wir zusammenhalten.
Sosehr wir uns gelegentlich über unsere wirtschaftlichen Erfolge in Deutschland freuen: Als 80-MillionenEinwohner-Land machen wir schon heute nur noch
1 Prozent der Weltbevölkerung aus - mit abnehmender
Tendenz. Wenn ein Land von Europa profitiert, dann war
und ist das unser Land. Aber vor allen Dingen müssen
wir wissen: Selbst Deutschland wird in der Welt des
21. Jahrhunderts nur noch eine Stimme haben, wenn es
eine europäische Stimme wird, meine Damen und Herren.
({36})
Wenn wir mit unseren Bürgerinnen und Bürgern reden und um Verständnis werben, können wir auf diese
beiden Dinge bauen: auf die Mitmenschlichkeit in
Deutschland und auf ein sehr ausgeprägtes europäisches
Bewusstsein. Ich glaube, dass wir sogar noch denkbare
Hilfsinitiativen aus unserem eigenen Land hinzufügen
können. Dort, wo Städtepartnerschaften bestehen, bitten
wir die Kommunen, zu überlegen, was sie an Hilfe anbieten können. Wir bitten die Wohlfahrtsverbände, mit
ihren griechischen Partnern gemeinsame Projekte zu
starten. Und wir rufen die deutschen Unternehmen auf,
bei Ausbildung, Qualifizierung und auch bei Investitionen in Griechenland mitzuhelfen. Ich finde, wir sollten
in diesem Haus auch prüfen, ob wir solche Hilfen von
Städten, von Wohlfahrtsverbänden und von Unternehmen nicht auch begleiten und sogar finanziell fördern
können.
({37})
Wir sind ein starkes Land. Setzen wir diese Stärke jetzt
ein, nicht nur für Griechenland, sondern für ganz Europa! Es lohnt sich für uns alle.
Die Krise der letzten Jahre auf unserem Kontinent hat
wesentliche Schwachstellen der europäischen Architektur aufgezeigt. Die Entwicklung in Europa droht sich
nach 60 Jahren zum ersten Mal umzukehren. Europafeindliche, rechtspopulistische Parteien sitzen nicht nur
in unseren Parlamenten, sondern sogar auch in den Regierungen. Wir müssen in den nächsten Monaten und
Jahren viel dazu beitragen, diesen verhängnisvollen Entwicklungen Einhalt zu gebieten. Griechenland ist hierbei
vielleicht sogar die kleinste Aufgabe gewesen. Größer
noch als die Bewährungsprobe in Griechenland ist die
humane Bewältigung der Flüchtlingsströme zu uns. Da
droht Europa etwas zu verlieren, was viel wichtiger ist
als Geld, nämlich seine eigene humane Orientierung.
Das ist von riesiger Bedeutung.
({38})
Wir werden in der Ukraine helfen müssen. Immer
wieder wird es um Geld gehen. Es wird immer wieder
um die Frage gehen: Wo bekommen wir das Geld her?
Deswegen sage ich Ihnen: Wir müssen jetzt Ernst machen; denn es kann doch nicht sein, dass wir auf der einen Seite kein Geld für Hilfsprogramme haben, kein
Geld dafür haben, Flüchtlinge aufzunehmen, kein Geld,
um in Ländern wie der Ukraine, Griechenland und anderen zu investieren, und dass sich auf der anderen Seite
milliardenschwere Unternehmen dem Steuerzahlen in
Europa entziehen können,
({39})
dass sie ihrer Verantwortung nicht nachkommen und das
Geld dem Steuerzahler nicht zur Verfügung stellen. Jeder Bäckermeister in Berlin zahlt höhere Steuersätze als
Konzerne wie Google, Amazon, Starbucks und andere.
({40})
- Nicht höhere Steuern, aber höhere Steuersätze.
({41})
Die Europäische Kommission hat die Zahlen veröffentlicht: Damit gehen Europa jährlich 1,5 Billionen
Euro verloren, 150 Milliarden Euro allein in unserem
Land. Deswegen sage ich Ihnen: Wenn wir es ernst meinen mit der Verantwortung für Europa, dann werden wir
dafür sorgen müssen, dass das ein Ende hat.
({42})
- Ich weiß gar nicht, ob Sie, außer Zwischenrufe zu machen, gelegentlich verfolgen, was Wolfgang Schäuble so
versucht. Bei G 20 hat er das durchgesetzt, bei Europa
versucht er das: Es geht um eine gemeinsame Unternehmensbesteuerung in Europa, um die Abschaffung von
Patentboxen und anderes.
({43})
Sie müssen versuchen, ein paar Ihrer Feindbilder abzubauen. Die Gegner der Finanztransaktionsteuer sitzen
nicht in Deutschland, sondern in vielen anderen europäischen Ländern.
({44})
Reden Sie einmal mit den Mitgliedern Ihrer eigenen Parteifamilie darüber, anstatt andere hier im Deutschen
Bundestag dafür verantwortlich zu machen.
({45})
Ich weiß nicht, ob es uns wirklich weiterhilft, im Bundestag so zu tun, als ob immer nur Deutschland alles
falsch macht.
({46})
Gibt es nicht noch ein paar andere Möglichkeiten? Ihrer Reaktion - Beifall, Gelächter und höhnischen Bemerkungen - entnehme ich, dass Sie anscheinend der
gleichen Meinung sind. Sie scheinen auch der Meinung
zu sein, dass man Finanzmärkte besteuern muss; Sie
scheinen auch der Meinung zu sein, dass man Patentboxen schließen muss. Das scheint so zu sein. Ich sage
Ihnen: Es ist nicht so, wie Sie behaupten, dass wir das
verhindern. Tatsache ist, dass wir diese Themen in Europa nicht gemeinschaftlich angehen. Ich finde, auch
diesbezüglich müssen Deutschland und Frankreich wieder eine Führungsrolle übernehmen. Das ist das, was wir
brauchen, damit wir auch dieses Problem endlich in den
Griff bekommen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
({47})
Katrin Göring-Eckardt hat nun das Wort für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen! Herr Gabriel, nach Ihrer Rede muss man sich fragen: Worüber wird hier diskutiert? Ich hatte den Eindruck, Sie mussten ein Ablenkungsmanöver fahren und
einmal ganz allgemein über Europa reden, statt über das,
was hier auf der Tagesordnung steht.
({0})
Wenn man sich die Volten vom letzten Wochenende
anschaut, muss man sagen: Meine Güte, was ist nur aus
der SPD geworden?
({1})
Ein Vorsitzender ohne Kompass. Was glauben Sie eigentlich, was die Leute, die in Griechenland vor der Suppenküche stehen, von der Sie gerade geredet haben, denken, wenn Sie mit dazu beitragen, dass über eine GrexitOption diskutiert wird, wenn Sie dabei helfen, dass Griechenland derartig in die Zange genommen wird? Mit Sozialdemokratie hat das für meine Begriffe jedenfalls
nichts zu tun.
({2})
Worum geht es heute hier? Es geht um ein drittes
Hilfspaket, und das ist bitter nötig. Ich erinnere Sie daran, dass wir darüber diskutiert haben, als das zweite
verlängert worden ist. Damals habe ich hier gehört: Ein
drittes wird es niemals geben. - Jetzt reden wir darüber,
und das ist gut so. Es ist notwendig, es ist wichtig.
Wir reden zweitens über Europa. Wir reden nie nur
über ein Land, dem geholfen werden muss. Wir reden
über unser gemeinsames Europa. Bedauerlicherweise
hatten wir in den letzten Tagen aber den Eindruck, dass
es nicht mehr um „gemeinsam“ geht. Es geht plötzlich
um ein Europa, bei dem „wir“ gegen „die“ steht, um ein
Europa, in dem die Stärkeren den Schwächeren diktieren. Ich sage Ihnen: Ich will zurück zu diesem gemeinsamen Europa, in dem wir auf Augenhöhe und solidarisch
miteinander reden.
({3})
Drittens geht es um Vertrauen - Sie haben viel über
Vertrauen geredet, Frau Bundeskanzlerin und Herr
Schäuble -, um Vertrauen, das die griechische Regierung
erschüttert habe. Ich teile diese Auffassung. Das ist in
der Tat so gewesen. Jetzt erleben wir aber, dass es auch
weniger Vertrauen in Sie gibt. Auch wenn ich mit vielem, was Sie europapolitisch gemacht haben, nicht einverstanden war, habe ich immer gedacht: Wir haben eine
gemeinsame Grundlage, die dieses gemeinsame Europa
beschreibt, nämlich dass wir dieses Europa nicht aufgeben, dass wir es nicht kleinreden und dass wir es schon
gar nicht verkleinern. Das Vertrauen darauf, dass Sie das
wollen, haben Sie an diesem Wochenende erschüttert.
({4})
Europa ist doch stark genug, sogar den rechtsnationalen Herrn Orban in Ungarn auszuhalten; und es ist mindestens stark genug, selbstbewusst genug und hoffentlich auch fantasievoll genug, dafür zu sorgen, dass dieses
Europa zusammenbleibt - mit Griechenland natürlich.
({5})
Sie tragen zur Schwächung Europas bei in einer Zeit,
in der wir stark sein müssen, um uns mit den Krisen in
der Ukraine und in Syrien, mit der Ausweitung des IS
und dem Elend der Flüchtlinge zu befassen; Frau Bundeskanzlerin, Sie haben darauf hingewiesen. Aber dann
schwächt man doch nicht Europa, sondern dann stärkt
man es doch. Dann muss man eine Perspektive für Europa haben, hinter der alle stehen können. Das heißt natürlich auch, dass man das hinterfragen muss, was man
in der Vergangenheit gemacht hat.
Die Abstimmung im griechischen Parlament hat unterstrichen, dass Griechenland Teil dieser Währungsunion bleiben möchte und auch bereit ist, weiter einen
harten Weg dafür zu gehen, einen Weg, der jeden Tag
schwieriger wird. Man kann sich kaum vorstellen, was in
Deutschland los wäre, wenn hier zwei Wochen die Banken dicht wären. Man kann sich kaum vorstellen, was es
bedeuten würde, wenn Deutsche mit einer solchen Unsicherheit leben müssten wie die Griechinnen und Griechen heute, die sich fragen: Woher bekomme ich eigentlich meine Medikamente? Wie soll ich meine Familie
versorgen? Wo finde ich Arbeit?
Man möchte sich kaum vorstellen, was wäre, wenn
Flüchtlinge, die bei uns ankämen, noch nicht einmal die
erste Notversorgung bekommen könnten, weil das Geld
nicht mehr fließt. In dieser Situation reden wir über ein
drittes Hilfspaket. Es ist dringend notwendig. Es ist notwendig, dass es nicht einfach nur Druck macht, sondern
dass es wirklich Hilfe bedeutet, auch für die Menschen
in Griechenland.
({6})
Ich bin heilfroh, dass der deutsche Weg in der Nacht
von Brüssel krachend gescheitert ist. Dass Sie am Ende
dieser Woche immer noch behaupten, Sie hätten eigentlich recht gehabt, Herr Schäuble, ist eine Situation, die
weiter zu weniger Vertrauen führt.
({7})
Ich bin erleichtert, dass Herr Hollande und Herr Renzi
in Brüssel Verantwortung übernommen haben. Wenn
man über die Führungsrolle redet, Herr Gabriel, dann
muss man sich nur einmal die Statements von Frau
Merkel - wir werden diskutieren, aber nicht um jeden
Preis - und von Herrn Hollande anschauen. Er sagte:
Wir werden alles dafür tun, damit Europa zusammenbleibt. - Das ist der Unterschied in der Haltung. Deswegen bin ich froh darüber, dass die Europäer den deutschen Weg gestoppt haben.
({8})
Ich bin davon überzeugt, dass mit der Option des
Grexit, die leider auch Herr Gabriel unterstützt hat, ein
historischer Fehler begangen worden ist. Bis zum
Schluss ist versucht worden, einen Kompromiss mit
Herrn Tsipras zu sabotieren, in einem Moment, in dem er
ein Paket vorgelegt hatte, das ihm wahrlich schon heftig
wehgetan hat. Die Europäische Union basiert doch auf
Vertrauen, basiert doch auf Solidarität und basiert doch
auch auf fairen Verfahren. Das gilt natürlich für beide
Seiten. Das sage ich auch im Hinblick auf die griechische Kraftmeierei am falschen Ort und zur falschen Zeit.
Aber Sie haben sich auf genau dieses Niveau eingelassen, quasi auf ein Armdrücken mit Tsipras nach dem
Motto: Wer ist der Stärkere? Dafür haben Sie die jahrelange proeuropäische Orientierung Deutschlands, auf die
wir eigentlich alle gemeinsam stolz waren, verlassen.
Darüber bin ich nicht nur traurig, sondern auch verdammt enttäuscht.
({9})
Ja, Herr Tsipras hat seine europäischen Partner in den
letzten Tagen und Wochen oft genug vor den Kopf gestoßen. Am letzten Wochenende haben Sie es dann einmal nach dem Alten Testament versucht: Auge um
Auge, Zahn um Zahn. In einem Moment, an dem man
über den eigenen Schatten hätte springen müssen, ist
man über den langen Schatten griechischer Versäumnisse in der Vergangenheit, und zwar nicht nur in den
letzten fünf Monaten, gestolpert - und das alles, um
recht zu behalten.
Das Paket, das jetzt vorliegt, hat verdammt viele Härten, und es hat einige Optionen, die helfen können. Sie
sehen uns hier mit einer ganzen Reihe von Vorschlägen.
Wir sagen: Es muss anders gemacht werden. Sie sehen
uns aber auch mit der Hoffnung, dass ein Paket verhandelt wird, das tatsächlich hilft. Wenn diese ganzen Anstrengungen wirksam sein sollen, dann braucht es doch
jetzt eines: Stabilität und Sicherheit. Wer bitte soll in
Griechenland investieren, wenn man immer noch davon
ausgehen muss, dass Griechenland vielleicht doch aus
dem Euro fliegt? Wir müssen jetzt gemeinsam dafür sorgen, dass Stabilität herrscht, dass Sicherheit herrscht,
dass man sich nicht nur auf Griechenland und auf Europa, sondern auch auf uns verlassen kann. Denn wir
sind dieses starke Deutschland mit einer Führungsrolle.
({10})
Wenn ich mir das Paket anschaue, muss ich sagen:
Bei den Härten sind auch Dinge dabei, die ich ökonomisch nicht für besonders sinnvoll halte. Wenn es automatische Ausgabenkürzungen gibt, dann geht das zulasten der Wirtschaft. Das ist eine Abwärtsspirale, die
automatisch zur Schrumpfung führt. Wie soll Griechenland da wieder auf die Beine kommen? Griechenland
wird durch einen weiteren Aderlass doch nicht gesunden. Die Voraussetzungen sind andere - ja, sie sind leider schlechtere - als die in Irland, Spanien und Portugal;
wir alle wissen das. Deswegen hat der IWF recht: Griechenland braucht dringend eine Reduzierung der Schuldenlast.
({11})
Das hat nicht nur der IWF klargemacht, sondern auch
alle Ökonomen sagen das ganz eindeutig.
Griechenland braucht auch Investitionen, die langfristig sind. Vielleicht finden Sie es komisch, dass das ausgerechnet eine Grüne sagt - ich erspare es Ihnen aber
nicht -: Eines hat Griechenland ganz bestimmt genug,
nämlich Sonne und Wind. Ich kann nicht verstehen, dass
immer noch keine Investitionen in erneuerbare Energien
getätigt werden, obwohl Griechenland 60 Prozent seiner
Energie importieren muss und dafür verdammt viel Geld
ausgibt. Es geht um langfristige Reformen und auch um
langfristige Investitionen, für die Griechenland dringend
Sicherheit braucht.
({12})
Frau Merkel, spätestens seit den Erfahrungen mit der
Treuhand nach der Wiedervereinigung wissen wir beide,
wie es mit von außen gelenkten Privatisierungen von
Staatsbesitz ist. Dass sie zu Frustrationen führen, ist das
eine. Das andere ist, dass sie in Ostdeutschland im Wesentlichen schiefgegangen sind und bei weitem nicht die
Einnahmen gebracht haben, die prognostiziert worden
sind. Auch dem muss man ins Auge schauen, wenn man
dieses Paket bewertet.
({13})
Ich sage Ihnen als Parlamentarierin ganz offen, dass
es mich dauert, wie mit der parlamentarischen Demokratie umgegangen wird.
({14})
Dabei geht es nicht nur darum, dass in Griechenland innerhalb von zwei Tagen Entscheidungen getroffen werden sollten - ich möchte mal sehen, was wir in so einer
Situation gemacht hätten -,
({15})
sondern auch darum, dass dafür gesorgt werden soll,
dass alles immer vorab vorgelegt wird. Ich glaube nicht,
dass wir als Parlament uns das gefallen lassen würden.
({16})
Dass Herr Tsipras sagt, er macht das, verlangt mir höchsten Respekt ab. Es zeigt, wie groß die Not ist und dass
nichts schlimmer wäre als das Ausscheiden aus der
Euro-Zone. Es zeigt auch, dass die Hoffnung, dass es
diesem Land wieder etwas besser gehen kann, mit einer
solch harten Auflage verbunden werden muss.
({17})
Ich will erwähnen - Herr Gysi hat das schon getan;
aber auch ich will das nicht weglassen -: Auch Deutschland war einmal auf die Großzügigkeit und die unendliche Nachsicht anderer angewiesen. Ohne den Schuldenschnitt nach dem Zweiten Weltkrieg wäre es nicht
gegangen. Dann wäre das Wirtschaftswunder West überhaupt nicht passiert. Ich sage Ihnen: Wir hatten das ganz
bestimmt nicht verdient.
({18})
Wenn jetzt, in dieser Situation, jemand wie Herr
Strobl aus Baden-Württemberg vor der Kamera erklärt:
„Der Grieche hat genug genervt“, ruft das Geister hervor, die Sie nicht wieder einfangen können, Herr Strobl.
Das ist weit unter dem Niveau von Herrn Varoufakis.
({19})
Europa braucht in diesen Tagen ein heißes Herz und
einen kühlen Kopf. Es braucht Härte, aber keine Kälte.
Es gibt verdammt viel zu tun. Es gilt, dafür zu sorgen,
dass wir in Europa gemeinsame Standards haben, nicht
nur eine gemeinsame Währung, sondern auch eine gemeinsame Wirtschaftspolitik. Es gilt, dafür zu sorgen,
dass Steuerhinterziehung und Steuervermeidung endlich
europaweit angegangen werden. Wir dürfen die Jugendarbeitslosigkeit in Europa nicht mehr hinnehmen; sie
geht auch uns an.
Meine Damen und Herren, bei uns haben Sie in den
letzten Wochen verdammt viel Vertrauen verspielt. Noch
nie war es so schwierig, Ihnen Verhandlungen anzuvertrauen. Deswegen sage ich an dieser Stelle mit aller
Klarheit: Jede grüne Stimme an diesem Tag ist eine
Stimme für ein drittes, ein echtes Hilfspaket. Jede grüne
Stimme an diesem Tag ist eine Stimme gegen den Grexit
und gegen das Drohen mit dem Grexit.
({20})
Jede grüne Stimme an diesem Tag ist eine Missbilligung
Ihrer Verhandlungsführung. Jede grüne Stimme an diesem Tag ist eine Stimme für ein gutes, gemeinsames, solidarisches Europa, das an sich selbst, seine Zukunft und
seinen Zusammenhalt glaubt.
Vielen Dank.
({21})
Das Wort erhält nun Wolfgang Schäuble für die CDU/
CSU-Fraktion.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Kollege Gysi hat mich wissen lassen, dass er aus persönlichen Gründen die Sitzung um 11 Uhr verlassen muss.
Ich bedaure gleichwohl, dass er solche Angriffe gegen
mich startet und mir nicht die Gelegenheit bietet, darauf
in seiner Anwesenheit zu antworten.
({0})
Er hat daran erinnert, dass seine Partei 1998 gesagt
habe: „Euro - so nicht“. Wird so sein, wenn er das gesagt hat. Ich kann mich erinnern, dass seine Vorgänger
1990 auch gesagt haben: Deutsche Wiedervereinigung?
Währungsunion? So nicht! - Da gibt es eine gewisse
Kontinuität; ich will daran erinnern.
Das bringt mich - bei all den Emotionen, die ich verstehe ({1})
zu der Abteilung „kühler Kopf“. Frau Kollegin GöringEckardt, ich glaube, die allermeisten in diesem Hause
- in allen Fraktionen vermutlich, jedenfalls in der Regierung ganz sicher alle, jedes einzelne Mitglied der Koalitionsfraktionen - sind in der Frage, dass man Griechenland helfen muss, dass man Europa zusammenhalten
muss, dass es um Mitmenschlichkeit usw. geht, doch
völlig einer Meinung. Da gibt es nicht den geringsten
Unterschied.
({2})
Was das „heiße Herz“ betrifft: Dieses Deutschland,
das sich selber so geschunden hat im letzten Jahrhundert,
hat nach dem Zweiten Weltkrieg nur auf dem Weg der
europäischen Einigung überhaupt wieder eine Chance
bekommen; das wissen wir.
Ich habe übrigens dieser Partei schon angehört, als
das alles hochumstritten war: die Westintegration, die
Politik der europäischen Einheit. In meinem ganzen
politischen Leben war es immer mein Credo, dass nur
dies der Weg ist, um Deutschland eine zweite Chance zu
verschaffen. So weit zur Abteilung „heißes Herz“. Das
ist doch heute inzwischen Gott sei Dank weitgehend unbestritten. Aber, meine verehrten Damen und Herren, es
geht auch um die Abteilung „kühler Kopf“, und die
heißt: Wie kann es denn gehen, dass das auch funktioniert?
Wir beraten heute über einen Antrag des Bundesministeriums der Finanzen, ein Mandat zu erteilen für
Verhandlungen über ein drittes Hilfsprogramm für Griechenland. Das ist die Grundlage für die Beschlussfassung. Ich bitte alle, diesem Mandat zuzustimmen, weil
wir in vielen mühsamen Verhandlungen - die Bundeskanzlerin hat sehr eindrucksvoll das schwere Ringen um
eine Einigung beschrieben und geschildert - in der EuroGruppe mit vielen Enttäuschungen und Rückschlägen
diese Einigung erreicht haben. Die Rückschläge wurden
übrigens alle immer dadurch verursacht - ausschließlich -,
dass Griechenland nicht eingehalten hat, was jeweils abgemacht war. Es gab keinerlei Zusagen, die von irgendjemandem außer von Griechenland nicht eingehalten
worden sind. Das ist die Wahrheit, einfach nur die Wahrheit. So ist es gewesen.
({3})
Trotzdem geht es um Mitmenschlichkeit und um
Hilfe, darum, Europa zusammenzuhalten. Das alles ist
unstreitig. Aber es muss ein Weg gefunden werden, der
gangbar ist, der funktioniert, und das ist sehr kompliziert. Deswegen hat man sich über dieses lange Wochenende auf diese Lösung am Montagmorgen geeinigt. Ich
will die Frage, wer da welchen Beitrag geleistet hat, jetzt
beiseitelassen, weil uns das nicht so furchtbar weiterhilft. Alles, was die Bundeskanzlerin gesagt hat, ist zutreffend.
Die Bundeskanzlerin hat auch gesagt - auch das ist
die Wahrheit; es geht aus dem Beschluss des Gipfels hervor -, dass es zunächst einmal darauf ankommt, dass die
griechischen Autoritäten Vertrauen, das verloren gegangen ist, zurückgewinnen müssen, dass das die wesentliche Voraussetzung für alles ist. Das ist ein schwieriger
Prozess. Das ist nicht die Verantwortung einer Regierung und übrigens auch nicht, Herr Gabriel, die Verantwortung einer politischen Familie. Wenn Sie von politischer Familie sprechen, dann schauen Sie einmal nach
Rumänien! Jeder kehr’ vor seiner Tür, und sauber ist das
Stadtquartier, nicht?
({4})
Das muss ich bei aller Freundschaft mal so sagen. Wir
sollten die gleichen Maßstäbe anlegen. Das sage ich als
Vertreter der CDU/CSU-Fraktion.
Die Bundeskanzlerin hat zu Recht davon gesprochen
- so ist die Gipfelerklärung -, es sei ein letzter Versuch,
um diese außergewöhnlich schwierige Aufgabe zu erfüllen.
({5})
In erster Linie geht es doch nicht um ein Hilfsprogramm
für Griechenland, sondern darum - eine solche Debatte
haben wir schon 1990 geführt; deswegen ist der Vergleich mit 1990 nicht ohne jede Aussagekraft -, dass wir
Griechenland unter den Bedingungen der Mitgliedschaft
in der Währungsunion ermöglichen wollen, helfen wollen und helfen müssen, dass es überhaupt wieder Zugang
zu den Finanzmärkten bekommt. Allerdings kommt,
wenn wir das machen, sofort die Kritik von der Linken,
es ginge alles nur an die Banken. Wenn aber die Banken
geschlossen sind, funktioniert der Rest doch auch nicht.
Deswegen: Mitgliedschaft in einer Währungsunion
erfordert zwingend ein leistungsfähiges Finanzsystem.
Ein solches zu errichten, ist die große ökonomische Herausforderung, für die leider nicht nur mit heißem Her11366
zen, sondern auch mit kühlem Kopf eine Lösung gefunden werden muss, die tragfähig ist. Sonst wird all unser
Engagement, das wir alle in Europa teilen, am Ende
nicht zielführend sein, weil die Lösung, die wir zustande
bringen, nicht Bestand haben wird und wir wieder und
wieder Vertrauen enttäuschen.
Es geht also in der Tat nicht nur um Griechenland,
sondern auch um Europa. Es geht darum, dass wir in
Europa mit dieser Währungsunion Strukturen schaffen
müssen, die auf Dauer vertrauenswürdig und effizient
sind, die ermöglichen, dass wir in allen Teilen der Währungsunion dauerhaftes Wachstum als Voraussetzung für
mehr soziale Gerechtigkeit haben.
Die zwei Programme für Griechenland sind übrigens
nicht gescheitert. Der IWF hat in seiner Analyse im
Herbst vergangenen Jahres festgestellt, dass Griechenland entgegen aller Skepsis auf einem guten Weg gewesen ist, trotz all der Schwierigkeiten, die für die griechische Bevölkerung damit verbunden gewesen sind. Der
Stand Ende vergangenen Jahres war: Griechenland hatte
Wachstum, hatte sogar eine höhere Wachstumsrate als
die Länder der Euro-Zone im Durchschnitt, hatte einen
Handelsbilanzüberschuss, hatte einen Primärüberschuss,
die Arbeitslosigkeit begann, rückläufig zu sein.
({6})
- Das sind alles Analysen des IWF.
Griechenland war im Übrigen auf einem Weg, dass es
nach Auslaufen, nach erfolgreichem Abschluss dieses
Programms nur noch ein vorsorgliches Programm benötigt hätte, so wie es in Irland und Portugal nach Auslaufen der Hilfsprogramme der Fall gewesen ist. Diese Perspektive ist innerhalb von sechs Monaten verloren
gegangen. Deswegen ist die Aufgabe, die sich allen Ländern der Euro-Zone stellt, eine sehr viel schwierigere.
Dafür müssen wir nun eine Lösung finden, Ich werbe dafür, dass Sie den Auftrag erteilen, entsprechende Verhandlungen zu führen. Man darf aber nicht meinen, jetzt
sei das Thema, nachdem man einen zum Bösewicht erklärt hat, erledigt und es werde schon laufen. Nein, so ist
es nicht. Erst nach Abschluss der Verhandlungen werden
wir darüber diskutieren, ob die Verhandlungen einen
Weg aufzeigen, der funktionieren kann.
Die Bundeskanzlerin hat davon gesprochen, dass die
Auflagen hart sind; aber sie sind es nicht deswegen, weil
wir Griechenland irgendetwas Böses tun wollen. Wir
würden uns alle überbieten an Hilfsprogrammen für
Griechenland, wenn es nicht auch um die Frage gehen
würde, wie wir es erreichen, dass Griechenland unter der
Bedingung der Mitgliedschaft in der europäischen Währungsunion - das ist der Wunsch Griechenlands; den
respektieren wir - wettbewerbsfähig werden kann. Es
besteht die Notwendigkeit, dass es so kommt. Das funktioniert aber nicht, ohne dass Griechenland sehr grundlegende Reformen auf den Weg bringt, und zwar jetzt.
Auch dazu hat Herr Gabriel eindrucksvoll gesprochen.
Dann muss es aber auch gemacht werden. Das war schon
vor fünf Jahren, 2010, die Position und dann immer wieder. Bis jetzt hat man es ein Stück weit gemacht. Aber in
den letzten sechs Monaten ist alles, was auf den Weg gebracht worden ist, zurückgenommen worden.
Natürlich ist wahr, dass man in einer Währungsunion
auf die Dauer Zugang zu den Finanzmärkten haben
muss, sonst ist eine Währungsunion nicht zusammenzuhalten. Das nennt man Finanzstabilität oder Schuldentragfähigkeit. Die ist Voraussetzung.
Und dann gibt es europäische Regeln. Der europäische Gipfel hat einstimmig erklärt, dass ein Schuldenschnitt nach dem europäischen Recht ausgeschlossen ist.
Also, Griechenland muss ohne Schuldenschnitt die Voraussetzungen schaffen. Dazu muss dieses Programm ein
noch schwierigeres sein, als es die beiden ersten gewesen sind.
Griechenland muss jetzt die Kraft und die Entschlossenheit dafür aufbringen. Es gibt im griechischen Parlament über die Parteien hinweg einen breiten Konsensus.
Das ist eines der starken Argumente dafür: Lasst uns einen weiteren Versuch wagen - gegen alle Erfahrungen. Aber der muss jetzt geleistet werden. Der Versuch ist
nicht am Montagmorgen erfolgreich abgeschlossen worden, sondern er beginnt jetzt. Liebe Kollegen, das ist die
entscheidende Frage. Wenn wir das nicht erreichen - ({7})
- Klar, wir setzen alles daran, um das zu erreichen. Frau
Göring-Eckardt hat davon gesprochen, was wir Griechenland alles zumuten und was in Griechenland alles
gemacht werden muss, etwa ein sozial gerechtes System. Griechenland ist nicht ein Protektorat. Die müssen es ein
Stück weit selber machen.
({8})
- Herr Kollege Schneider, es hilft nichts; es hilft alles
nichts: Die Realität ist so, dass wir einen Weg finden
müssen, um Griechenland über einen Zeitraum - den Sie
definieren können - Zugang zu den Finanzmärkten zu
verschaffen. Dazu muss Griechenland - jedes Mitgliedsland der gemeinsamen europäischen Währungsunion
musste das; das war bei Irland, bei Portugal und bei
Zypern so - seine Finanz- und Wirtschaftspolitik und
seine Institutionen so anpassen, dass man die Voraussetzungen erfüllt.
Ich habe in der letzten Debatte, die wir dazu geführt
haben, daran erinnert, dass dieser Weg - unter völlig anderen Umständen - 1990 bei der Währungsunion - wir
haben gerade, am 1. Juli, darüber debattiert - auch außergewöhnlich schwierig war. Der Vergleich mit der
Treuhandanstalt ist falsch. Die Herausforderung 1990
war, nach 40 Jahren die Menschen, die bis dahin in einem linkstotalitären System mit der entsprechenden
wirtschaftlichen Ineffizienz gelebt hatten, in einem
Schritt an das Lebens- und Sozialniveau der sozialen
Marktwirtschaft anzunähern.
({9})
- Entschuldigung, Frau Kollegin Göring-Eckardt. Wenn
Sie sich die wirklichen Zusammenhänge ein bisschen
anschauen, dann wird klar: Dass die Treuhandanstalt am
Ende gegen alle Erwartungen bei der Privatisierung
nicht große Gewinne erbracht hat, sondern das Gegenteil, lag nicht an dem Ansatz, dass eine leistungs- und
wettbewerbsfähige Wirtschaft dadurch entsteht, dass
man einen zu breiten öffentlichen Sektor privatisiert, um
stärkere Wettbewerbsdynamik in die Wirtschaft zu bringen. Vielmehr ist der Grund, warum das entstanden ist,
dass der Versuch unternommen wurde - und das war
notwendig, sonst wäre die deutsche Einheit nicht gelungen; daher auch die Treuhandanstalt -, möglichst schnell
die 100 Prozent Angleichung wenigstens annähernd zu
erreichen - noch immer sind wir nicht, Arnold Vaatz, bei
100 Prozent, lange nicht; das ist wahr; das macht jetzt
auch die Bund-Länder-Finanzverhandlungen für die
Jahre ab 2020 so kompliziert. Aber wir sind es schnell
angegangen. Und dadurch ist natürlich der hohe finanzielle Aufwand entstanden. Deswegen ist der Vergleich
mit der Treuhandanstalt insoweit überhaupt nicht begründet.
Nein, der Punkt, um den es geht, ist: Wir müssen auch
nach der Erklärung des europäischen Gipfels, dass ein
Schuldenschnitt mit europäischem Recht nicht vereinbar
ist, für den Finanzbedarf einen Weg finden, der realistisch erscheint. Deswegen habe ich in der Tat in die
Verhandlungen der Finanzminister den Vorschlag eingebracht: Lasst uns doch versuchen, durch eine Neuorganisation der griechischen Wirtschaft - das ist nicht
Privatisierung - über die Zeitachse hinweg ein finanzielles Volumen aufzubringen, das den Finanzbedarf in eine
realisierbare Größenordnung zurückbringt. Das kann
man diffamieren; dann eignet es sich ein bisschen für die
polemischen Auseinandersetzungen des Tages. Ich bin
so abgehärtet in einem langen politischen Leben, dass
mich das nicht aus der Bahn wirft.
Was mich wirklich quält und worum ich ringe, ist: In
meiner Verantwortung als Bundesfinanzminister als Teil
einer gemeinsamen Regierung - glauben Sie mir, da
muss mich niemand belehren - meiner Verantwortung
gerecht zu werden, an einer Lösung mitzuwirken, von
der ich Ihnen allen und den deutschen Staatsbürgerinnen
und Staatsbürgern sagen kann: Ich bin davon überzeugt,
dass diese Lösung funktionieren kann. - Das ist die Verantwortung, die wir haben. Daran werden wir mit aller
Kraft in den nächsten Wochen zu arbeiten haben - auf
allen Ebenen.
Aber mit dieser Art einer völlig von der Sache losgelösten, verzerrenden Polemik erreichen Sie überhaupt
nichts.
({10})
- Ja sicher, weil Sie doch so tun, als wäre - ({11})
Es ist auch mit den einfachen Lösungen so. Wissen Sie,
die Debatte über die Bekämpfung von Steuerhinterziehung zur Lösung von Haushaltsdefiziten kenne ich aus
jedem Wahlkampf. Das ziehen alle linken politischen
Kräfte immer hervor. Ich habe als Finanzminister mit
entsprechenden Initiativen effektiv mehr für die Bekämpfung von Steuerhinterziehung getan - Herr Gabriel
hat es liebenswürdigerweise angesprochen - als jeder
meiner Vorgänger. Das ist ganz sicher.
({12})
Aber ich bin eben jemand, der die alte Anforderung
„Respice finem“ im Blick hat. Das macht es manchmal
im Umgang mit mir schwerer, dass ich sage: In drei Wochen oder in drei Monaten fragt Ihr mich, ob es funktioniert hat. Dann sage ich nicht: Was geht mich mein Geschwätz von gestern an?
Ich kann Ihnen auch große Reden halten, wie alles
leicht geht.
({13})
Nein, ich sage Ihnen, und Sie werden es sehen: Der Weg,
unter den Bedingungen der Mitgliedschaft in der Währungsunion die Probleme zu lösen, wird einer sein, den
viele in Deutschland und Europa weiterhin als eine zu
große Belastung für die Menschen ansehen.
Im Übrigen ist die Bemerkung erlaubt - sie muss sein -:
Griechenland hat, auch heute, im Verhältnis zu seinem
Bruttoinlandsprodukt mit die höchsten Verwaltungsaufwendungen aller europäischen Länder. Diese Regierung
hat in den letzten Monaten erste Schritte, das zu reduzieren, wieder zurückgenommen - gegen alle Zusagen, die
sie gegeben hat.
Griechenland hat in Teilen ein Rentenniveau, das weit
über vergleichbaren Systemen liegt. Machen Sie es sich
doch nicht so einfach, über die anderen, kleineren Länder in Europa mit einer billigen Polemik herzufallen!
Das führt doch nicht weiter. Ein Ministerpräsident eines
kleineren Landes hat doch wohl gesagt: Wir haben für
Griechenland Haftung in einer Größenordnung von
3,5 Prozent unseres Bruttoinlandsprodukts übernommen.
({14})
Wie soll ich meiner Bevölkerung erklären, dass wir weitere Haftung übernehmen müssen, wenn gleichzeitig
viele in Griechenland und auch in Deutschland sagen:
„Eine weitere Absenkung der Renten in Griechenland ist
nicht möglich“? - Das geht, wenn Sie Europa ernst meinen, irgendwo nicht zusammen.
Deswegen, liebe Kolleginnen und Kollegen: Ich bitte
Sie heute alle, dem Antrag zuzustimmen. Ich habe mir,
die Bundesregierung hat sich den Antrag nicht leicht gemacht. Wir glauben daran, dass die Chance besteht, dass
wir die Verhandlungen zum erfolgreichen Abschluss
bringen können. Aber alles, was mit einer verzerrenden
Polemik die Dinge einfacher darstellt, als sie sind, wird
in vier Wochen wieder vergessen sein. Sie können nur
darauf hoffen, dass dann wieder vergessen ist, was Sie
hier gesagt haben.
({15})
Deswegen: Eine ernsthafte Debatte erfordert, dass wir
uns der Schwierigkeiten der Lage bewusst sind. Griechenland hat sich so entschieden, wie es sich entschieden hat. Die Bundeskanzlerin hat gesagt: Es erfordert
harte Anstrengungen, und zwar kurzfristig, schnell. Wenn das gelingt, dann werden wir alle Kraft darauf verwenden, dass dieser letzte Versuch zum Erfolg geführt
wird. Deswegen bitte ich Sie um Zustimmung zu meinem Antrag.
({16})
Nächste Rednerin ist die Kollegin Sahra
Wagenknecht für die Fraktion Die Linke.
({0})
Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Frau Bundeskanzlerin! Herr Schäuble! Ich glaube, niemand in diesem Hause bestreitet, dass Griechenland Reformen braucht. Die Griechen brauchen Katasterämter,
eine funktionierende Steuerverwaltung und die Bekämpfung der Korruption. Sie brauchen eine drastische Vermögensabgabe für ihre superreiche Oberschicht, die
selbst in der Krise und unter Aufsicht der Troika noch
immer reicher geworden ist. Aber das, was Sie hier unter
dem schönen Namen „Reformen“ verteidigen, hat, bitte
schön, mit all diesen sinnvollen Maßnahmen überhaupt
nichts zu tun. Das ist das Kernproblem.
({0})
Herr Gabriel, falls Sie vielleicht mal zuhören mögen:
Es ist doch ein Hohn, dass Sie hier von investitions- und
wachstumsfreundlicher Politik geschwätzt haben. Gucken Sie sich doch mal das Paket an, das Griechenland
nun diktiert wurde! Das ist doch exakt die Fortsetzung
der rabiaten Kürzungspolitik der letzten fünf Jahre, die
schon ein Viertel der griechischen Wirtschaftsleistung
zerstört hat, die das Land in Rekordarbeitslosigkeit, in
Armut und in wirkliches Elend getrieben hat und die vor
allem die griechischen Schulden immer weiter erhöht
hat, nämlich von 130 Prozent auf 180 Prozent der Wirtschaftsleistung. Und das wollen Sie jetzt fortsetzen! Sie
wollen das noch verschärfen durch den kompletten Ausverkauf des öffentlichen Vermögens und die vollständige
Entmündigung des gewählten griechischen Parlaments,
das in Zukunft gar nichts mehr zu entscheiden hat. Da
muss ich Ihnen sagen: Was Sie mit diesem Land machen, das immerhin nicht nur die Wiege der Demokratie,
sondern auch die Wiege der gesamten europäischen Kultur ist, das ist einfach nur schändlich.
({1})
Die Financial Times schätzt, dass die griechische
Wirtschaft bei Umsetzung Ihrer Giftliste nochmals um
mindestens 5 Prozent einbrechen wird. Der IWF, den Sie
ja selbst unbedingt im Boot haben möchten, Frau
Merkel, geht davon aus, dass die griechische Schuldenquote bald bei 200 Prozent liegen und dass selbst das
neue 85-Milliarden-Euro-Paket wieder nur ein Durchlaufposten sein wird. Frau Merkel, es ist Ihre Verantwortung - nicht die der Linken und auch nicht die der
Syriza-Regierung -, dass die Bürgerinnen und Bürger
dieses Landes bereits mit etwa 80 Milliarden Euro für
die griechischen Schulden haften. Jetzt soll das mit einem Handstreich noch mal um 20 Milliarden Euro erhöht werden, und das für ein Programm, an dessen Erfolg Sie alle - geben Sie es doch zu! Herr Schäuble hat
es doch faktisch zugegeben - nicht einmal selbst glauben. Spätestens in einem Jahr stehen wir wieder an genau dem gleichen Punkt, nur dass Griechenland dann
noch ärmer sein wird und seine Schulden noch höher
sein werden. Ich muss wirklich sagen: Wie Sie mit dem
Steuergeld, für das immerhin Millionen Menschen hart
gearbeitet haben, umgehen, ist einfach verantwortungslos.
({2})
Griechenland ist seit 2010 überschuldet, und ein
Überschuldeter braucht nicht noch mehr Schulden. Ein
Überschuldeter braucht endlich einen richtigen Schuldenschnitt.
({3})
Da kommen sie mir jetzt bitte nicht mit den Regeln, Herr
Schäuble. Den größten Regelbruch verantworten doch
Sie, Frau Merkel, und Sie, Herr Schäuble. Oder war es
etwa kein Bruch der Regeln in Europa, dass Sie 2010
entschieden haben, die Haftung für die Schulden eines
überschuldeten Landes den europäischen Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern auf die Schultern zu laden, denen
im Baltikum genauso wie den Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmern hier in der Bundesrepublik? Das haben
Sie entschieden, und zwar nur, um deutsche und französische Banken vor Verlusten zu bewahren, vor Milliardenverlusten.
({4})
Das ist der Kern, mit dem die ganze Tragödie begonnen hat. Seitdem betreiben Sie Konkursverschleppung,
um nicht zugeben zu müssen, dass Sie viele Milliarden
in den Sand gesetzt haben. Das nennen Sie dann auch
noch Solidarität. Also, ich muss sagen: Schlimmer kann
man diesen großen Begriff wirklich nicht missbrauchen.
({5})
Der große Ökonom Adam Smith hat einmal gesagt:
Es gibt zwei Wege, eine Nation zu erobern und zu
versklaven. Der eine ist durch das Schwert, der andere durch Verschuldung.
Es gibt auch zwei Wege, einen Staatsstreich durchzuführen. Der klassische Weg geht über Panzer und Militärs. Der moderne Weg bedient sich der Banken und der
Macht über die Währung eines Landes. Mit diesen
Hebeln haben Sie es geschafft, den von über 60 Prozent
der griechischen Bevölkerung zum Ausdruck gebrachten
Wunsch nach einem Ende der ruinösen Kürzungsprogramme eiskalt wegzuputschen. Was für ein trauriger
Sieg!
({6})
Ich muss auch sagen, Herr Gabriel - ich sehe Sie gerade nicht -: Ihre Rolle in diesem ganzen Spiel, Ihre
Scharfmacherei beim Durchsetzen von Rentenkürzungen und Mehrwertsteuererhöhungen und Ihre Skrupellosigkeit beim Bedienen dumpfer Ressentiments, bei dem
man das Gefühl hatte, Sie bereiteten schon eine neue
Karriere in den Ruinen der AfD vor,
({7})
Ihre Unehrlichkeit und Ihr Opportunismus,
({8})
das war alles so erbärmlich, dass ich mich wirklich
frage, wie lange die SPD dieses Elend an ihrer Spitze
noch ertragen will.
({9})
Nicht nur in Griechenland, auch in Deutschland und
in ganz Europa können heute immer mehr Menschen
von ihrer Arbeit nicht mehr ordentlich leben. Überall
werden Rentner ärmer. Die Mittelschichten schrumpfen
und werden um ihre Ersparnisse gebracht, und die Kapitalmärkte boomen. So sieht Ihr Europa aus, Frau Merkel,
Herr Schäuble und Herr Gabriel: eine Finanzmarktkolonie, in der für Demokratie kein Raum mehr bleibt, weil
Technokraten, Banker und Wirtschaftslobbyisten die
Richtung diktieren. Und da wundern Sie sich, dass sich
immer mehr Menschen von diesem Europa abwenden.
Mit Ihrem arroganten Großmachtgehabe, Ihrer sozialen
Gleichgültigkeit und Ihrer wirtschaftspolitischen Unbelehrbarkeit zertrampeln Sie das Erbe der großen Europäer von de Gaulle über Willy Brandt bis hin zu Helmut
Kohl, die alle wussten, dass der gegenseitige Respekt
und soziale Ausgleich
({10})
die Grundpfeiler einer erfolgreichen europäischen Entwicklung sind.
„Das europäische Projekt … hat gerade einen furchtbaren, vielleicht sogar tödlichen Schlag erlitten.“ So hat
der Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman die
jüngsten Gipfelergebnisse kommentiert.
({11})
- Ich merke, dass Ihnen das wehtut. Aber, bitte schön,
dann ändern Sie endlich mal Ihre Politik!
({12})
Ich finde es ein Trauerspiel, dass Sie sich hier für solche Ergebnisse auch noch gegenseitig feiern. Das ist
wirklich schlimm, was Sie machen, schlimm für Europa,
auch schlimm für Deutschland, und deswegen wird die
Linke gegen dieses Mandat mit diesen falschen Konditionen stimmen.
({13})
Für die SPD-Fraktion erhält der Kollege Thomas
Oppermann das Wort.
({0})
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe
Frau Wagenknecht, Ihre Rede hat auf mich eine eigenartige Wirkung.
({0})
Wenn ich Ihnen sechs Minuten zuhöre, dann finde ich
Alexis Tsipras - was sonst nicht der Fall ist - gar nicht
mehr so schlecht.
({1})
Ich muss Ihnen sagen: Ich bin von Herzen froh, dass Ihre
Partei als Schwesterpartei von Syriza auf diese Partei in
Griechenland im Augenblick verdammt wenig Einfluss
hat.
({2})
Meine Damen und Herren, die SPD-Fraktion war unglaublich erleichtert,
({3})
als in der langen Verhandlungsnacht von Brüssel ein
Kompromiss gefunden wurde, ein Weg für Griechenland, aus der Krise herauszukommen.
Aber es ging ja um viel mehr: Es ging in dieser Verhandlungsnacht eigentlich ums Ganze; es ging um Europa. Es ging um den Bestand und die Zukunft Europas.
Wenn an diesem Wochenende Frankreich und Deutschland auseinandergebrochen wären, dann wäre das ein unermesslicher Schaden für Europa und für Deutschland.
Deshalb, Frau Bundeskanzlerin, möchte ich Ihnen ganz
herzlich dafür danken, dass Sie gemeinsam mit Präsident
Hollande diese Verhandlungen zu einem guten Ende geführt haben.
({4})
Aber dieses letzte Wochenende wird uns auch aus einem anderen Grund in guter Erinnerung bleiben: Fast im
gleichen Atemzug ist es in Wien gelungen, den Atomkonflikt mit dem Iran zu beenden und endlich eine Einigung zu erzielen, die, wenn der Iran sich daran hält, dazu
führt, dass dieses Land wieder in die Völkergemeinschaft zurückkehren kann. Ich finde, das ist ein ganz großer außenpolitischer Erfolg.
({5})
Das zeigt doch, dass auch in schwierigen und in ausweglosen Situationen Lösungen gefunden werden können, wenn man weiter verhandelt, und dass in einer
Welt, in der vieles aus den Fugen geraten ist, nicht alles
schlecht bleiben muss; manches kommt auch wieder in
Ordnung. Dafür möchte ich ganz besonders Außenminister Frank-Walter Steinmeier danken, der einen großen Anteil an diesem Ergebnis hat.
({6})
Wir werden als SPD-Fraktion - alle 193 Abgeordnete, die anwesend sind, mit nur zwei Ausnahmen - für
die Aufnahme von Verhandlungen mit Griechenland
stimmen. Ich sehe mit Interesse, wie die anderen Fraktionen sich positionieren. Die Grünen können oder wollen - oder können und wollen - sich nicht zwischen Ja
und Nein entscheiden. Deshalb wollen sie sich enthalten.
({7})
Das kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich kann Ihnen sagen: Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es
keine überzeugende Position ist, wenn Sie in einer so
historischen Situation keine klare Antwort haben.
({8})
Das weiß übrigens auch Gregor Gysi. Deshalb ist ihm
eine Enthaltung nicht in den Sinn gekommen. Er will
sich nicht zwischen Ja oder Nein entscheiden. Da hat er
ganz tief in die Kiste des politischen Schlaumeiers gegriffen und ist zu dem überraschenden Ergebnis gekommen: Wir stimmen mit Ja und Nein. Wir stimmen mit Ja
im griechischen Parlament, aber mit Nein im Deutschen
Bundestag.
({9})
Ich kann Ihnen sagen - das muss ich zur Ehrenrettung
des Marxismus tun -: Mit marxistischer Dialektik hat
das gar nichts zu tun, eher mit politischer Rabulistik.
({10})
- Ich möchte keine Zwischenfrage.
Sie finden, in Griechenland muss man mit Ja stimmen, um eine Katastrophe, eine Verelendung des griechischen Volkes, zu vermeiden. Haben Sie mal eine Sekunde darüber nachgedacht, was passiert, wenn alle so
abstimmen, wie Sie das hier machen? Sie können doch
nur deshalb mit Nein stimmen, weil gewährleistet ist,
dass wir anderen alle mit Ja stimmen.
({11})
Ich verstehe Ihre politischen Schwierigkeiten und
Ihre politischen Motive ja. Aber sagen Sie uns nicht,
dass es Ihnen um die Menschen in Griechenland geht.
({12})
Ich möchte etwas zur aktuellen Kritik an der deutschen Verhandlungsführung sagen. Ich habe gelesen,
dass selbst bekannte amerikanische Ökonomen Deutschland vorwerfen, Griechenland vorführen und unterdrücken zu wollen. Paul Krugman schreibt in seinem Blog
für die New York Times: Die substanzielle Kapitulation
der Regierung Tsipras reicht Deutschland nicht aus;
Deutschland will den Regimewechsel und die vollständige Demütigung Griechenlands. - Ich muss Ihnen sagen, meine Damen und Herren: Ich halte solche Äußerungen für total abwegig, auch wenn sie von
Nobelpreisträgern kommen.
({13})
Sie sind außerdem destruktiv. Sie treiben einen Spaltpilz in die Europäische Union, und sie verkennen das
Ausmaß der hausgemachten Probleme in Griechenland,
die nur in Griechenland gelöst werden können.
({14})
Ich finde, die amerikanischen Ökonomen verkennen insbesondere, wie sehr das totale Staatsversagen in Griechenland sich auf die griechische Ökonomie auswirkt.
Ich frage mich, warum diese Ökonomen sich nicht mit
Berichten auseinandersetzen, nach denen in Griechenland die Preise für Arzneimittel und für Lebensmittel
weit überhöht sind, weitaus höher als in anderen Teilen
der Europäischen Union. Da muss man doch mal nachfragen, warum das so ist. Das liegt daran, dass es in diesem Land keinen funktionierenden Wettbewerb gibt, und
das muss sich ändern, meine Damen und Herren, wenn
es für die Menschen besser werden soll.
({15})
In Wirklichkeit haben sich die Länder der Euro-Zone
gegenüber Griechenland in den vergangenen Jahren
mehr als solidarisch verhalten. Die Rettungspakete für
Griechenland summieren sich auf knapp 216 Milliarden
Euro. Zusätzlich gab es den Schuldenschnitt bei privaten Gläubigern in Höhe von 107 Milliarden Euro in
2012; das vergessen Sie immer zu erwähnen, Frau
Wagenknecht. Europa hat mehrfach die Zinsen gesenkt
und die Laufzeiten verlängert. Jetzt wollen wir ein drittes Hilfsprogramm auf den Weg bringen, und ich sage
ganz klar: Das ist keine Demütigung Griechenlands,
sondern das ist der ernsthafte Versuch, das Land endlich
aus der Dauerkrise herauszubringen und auf den Wachstumspfad zurückzuführen.
({16})
Viele machen die Kritik an Bundesfinanzminister
Wolfgang Schäuble fest. Trotz aller Differenzen, Herr
Schäuble, die meine Fraktion mit Ihnen in Bezug auf den
sogenannten Plan B, den Grexit, hat, möchte ich eines
vorab klarstellen: Die Art und Weise, wie Sie wegen Ihrer Verhandlungsführung in der griechischen Presse und
in den sozialen Medien verunglimpft und verächtlich gemacht werden, ist abstoßend und unerträglich,
({17})
und die weisen wir als Bundestag auch mit aller Entschiedenheit zurück.
Aber das ändert nichts daran, dass wir in einem wichtigen Punkt unterschiedlicher Meinung sind. Bis zum
Gipfel war offen, ob Alexis Tsipras bereit ist, Reformen
zu akzeptieren und einen Kompromiss mitzutragen. So
lange mag es auch richtig gewesen sein, einen Plan B zu
haben. Jetzt aber ist die Entscheidung gefallen. Sie ist
vielleicht nicht in Ihrem Sinne gefallen, Herr Schäuble,
aber sie ist gefallen.
({18})
Jetzt gilt Plan A. Alle in der Regierung müssen mitziehen, damit das Hilfsprogramm für Griechenland jetzt
auch gelingt,
({19})
und das erwarte ich auch von Ihnen.
Meine Damen und Herren, viele von uns sind entsetzt
darüber, dass die griechische Regierung bei dem Referendum für ein Nein zu den Reformvorschlägen geworben hat. Aber ich sage auch: Alexis Tsipras verdient
Respekt für die Entscheidung, den drohenden Ausstieg
aus der Euro-Zone abzuwenden und dem Rettungsprogramm jetzt doch zuzustimmen - gegen Widerstände aus
der eigenen Partei. Er hat bei der Abstimmung im Parlament seine Regierungsmehrheit verloren. Daran zeigt
sich auch, dass Alexis Tsipras tatsächlich aus einem anderen Holz geschnitzt ist als Sie, meine Damen und Herren von den Linken.
({20})
Für Griechenland ist dies möglicherweise die letzte
Chance für einen Neuanfang. Zu oft wurden Vereinbarungen in der Vergangenheit nicht umgesetzt. Zu oft hat
sich die griechische Regierung vor Reformen in Staat
und Wirtschaft gedrückt. Zu oft hat auch die Troika
beide Augen verschlossen. Das muss jetzt vorbei sein.
Ziel der vereinbarten Reformen ist nicht, Griechenland auf Dauer zu alimentieren und zu einem Objekt europäischer Fürsorge zu machen. Genau das wollen wir
nicht. Wir wollen, dass Griechenland wieder in die Lage
versetzt wird, aus eigener Kraft das zu erwirtschaften,
was notwendig ist, um den Bürgerinnen und Bürgern einen ordentlichen Lebensstandard ermöglichen zu können.
„Solidarität“ heißt für uns übrigens immer: Hilfe für
die, die bereit sind, sich selber anzustrengen, im Rahmen
ihrer Möglichkeiten, im Rahmen dessen, was man zumuten kann. „Solidarität“ heißt: Hilfe zur Selbsthilfe. Das
ist die Grundlinie sozialdemokratischer Politik bei diesen Rettungsprogrammen.
Da muss bei den Reformen jetzt Priorität haben: dass
die Steuerbasis langfristig konsolidiert und eine angemessene Besteuerung auch der Reichen und Wohlhabenden in Griechenland ermöglicht wird, dass unternehmerisches Handeln gefördert wird, Wettbewerb ermöglicht
wird sowie Korruption, Klientelismus und Schattenwirtschaft bekämpft werden. Ich glaube, dass viele in Griechenland auf diese Reformen warten.
Es gibt viele junge, gut ausgebildete Menschen in
Griechenland, die aus dem klientelistischen System raus
wollen. Sie wollen raus aus einem System, in dem gute
politische Beziehungen, aber nicht Leistung und Anstrengung für den beruflichen und wirtschaftlichen Erfolg des Einzelnen maßgeblich sind. Ich finde, wir haben
die Pflicht, diese jungen Menschen zu unterstützen. Deshalb müssen die Reformen jetzt umgesetzt werden.
({21})
Die Euro-Zone braucht - das zeigt die derzeitige Debatte in aller Schärfe - ein stabiles institutionelles Fundament. Die Wirtschafts- und Währungsunion muss wetterfest gemacht werden. Dafür reicht der Stabilitäts- und
Wachstumspakt nicht aus, auch nicht das Europäische
Semester. Ich freue mich, dass der französische Präsident die Vorschläge von Sigmar Gabriel und seinem
französischen Amtskollegen Macron aufgegriffen hat
und wir jetzt offensiv darüber diskutieren, dass wir eine
parlamentarische Vertretung für die Euro-Zone brauchen, dass wir ein eigenes Budget brauchen, um Investitionen zu finanzieren und Schwankungen in der EuroZone stärker auszugleichen. Die Diskussion über diese
Themen müssen wir jetzt auch hier im Bundestag vorantreiben. Natürlich hat jedes Land nationale Interessen,
auch in der Europäischen Union. Aber die Summe der
nationalen Interessen ist noch kein vereintes Europa.
Deshalb muss die Währungszone vertieft werden.
({22})
Wenn wir uns umschauen - ob in Holland, in Frankreich, in Spanien, in Ungarn oder in Finnland -, dann
müssen wir feststellen: In immer mehr auch wirtschaftlich starken Ländern werden die populistischen Parteien
stark. Sie versprechen einfache Lösungen und mobilisieren nationale Ressentiments. Sie stellen sich gegen die
Kernidee eines vereinten Europas, nämlich die Überwindung des Nationalismus, dessen Konsequenzen die Völker Europas so leidvoll erfahren mussten. Die Populisten
wollen Europa wieder in seine Einzelteile zerlegen. Ich
sage: Dagegen müssen wir uns mit aller Kraft stemmen.
({23})
Wir sind für ein solidarisches, für ein soziales und für ein
wirtschaftlich starkes Europa. Lassen Sie uns daran gemeinsam arbeiten.
({24})
Für eine Kurzintervention erhält der Kollege Klaus
Ernst das Wort.
Herr Kollege Oppermann, Sie haben gerade gesagt,
die Linken würden mit Ja und mit Nein stimmen. Abgesehen davon, dass das nicht geht, weil wir nur hier im
Bundestag abstimmen, möchte ich Ihnen etwas erklären,
was Sie offensichtlich noch nicht verstanden haben.
Glauben Sie ernsthaft, dass die griechische Regierung
lustvoll über das abstimmt, was Sie ihr diktiert haben?
Glauben Sie ernsthaft, dass die griechische Regierung
mit Freude die Renten kürzt und die Mehrwertsteuer erhöht, obwohl sie weiß, dass das genau das Gegenteil von
dem bewirkt, was es bewirken soll, nämlich dass die
Wirtschaft weiter nach unten gedrückt wird? Die griechische Regierung macht das einzig und allein aus dem
Grund, Herr Oppermann, weil ihr das Messer an den
Hals gehalten wird, und daran wirkt auch die deutsche
Regierung mit.
({0})
Das Problem ist, dass es sich hier um Erpressung handelt
und einer Regierung letztendlich die Souveränität entzogen wird. Die griechische Regierung stimmt mit Ja, weil
ihr nichts anderes übrig bleibt.
Welche Rolle spielen wir hier? Wir haben eine Regierung, die genau diese Erpressung vollzieht. Der Deutsche Bundestag - auch wir als Abgeordnete der Linken hat die Aufgabe, das zu kontrollieren und darauf hinzuweisen, dass das nicht in Ordnung ist. Deshalb stimmen
wir hier klar mit Nein. Wir stimmen nicht dagegen, den
Griechen zu helfen, sondern wir stimmen dagegen, dass
man den Griechen die Souveränität nimmt.
({1})
- Das ist ja lustig. Zu Ihrem Gebrüll kann ich nur sagen:
Sie wirken daran mit, dass der griechischen Regierung
die Souveränität genommen wird, und das ist ein Skandal, meine Damen und Herren.
({2})
Ich möchte an dieser Stelle meine Ausführungen noch
etwas vertiefen; denn eine Minute habe ich ja noch. Herr
Oppermann, wenn Sie glauben, dass die Reformen eine
soziale Wohltat sind, wenn Sie glauben, dass das die
wirtschaftliche Situation Griechenlands verbessert, dann
sollten Sie sich vielleicht einmal zu Gemüte führen, was
das, was mit Ihrer Zustimmung hier im Bundestag beschlossen wurde, in den letzten drei Jahren bewirkt hat.
Ich kann Ihnen sagen, Herr Oppermann: Die Wirtschaftsleistung ist gedrückt worden, und die Arbeitslosigkeit ist gestiegen; die Jugendarbeitslosigkeit liegt
sogar bei 50 Prozent. Die Maßnahmen, die wir hier beschlossen haben, haben dazu beigetragen. Deshalb stimmen wir hier mit Nein, Herr Oppermann.
({3})
Lieber Herr Ernst, Sie stricken hier an einer Legende.
Diese Legende lautet: Die Euro-Länder haben Griechenland erpresst.
({0})
Ich finde, das ist eine ganz billige Propaganda.
({1})
Wenn wir jetzt mit einem dritten Hilfsprogramm
80 Milliarden Euro oder mehr - das bleibt noch abzuwarten - aufwenden wollen, dann ist das doch keine Erpressung oder Erniedrigung, sondern der Versuch, Griechenland wirtschaftlich wieder auf die Beine zu bringen,
vor allen Dingen den Griechen die notwendige Zeit zu
geben, um die unbedingt erforderlichen Staatsreformen
auf den Weg zu bringen.
({2})
Natürlich sind mit diesem Hilfsprogramm Reformen und
die Einhaltung von Regeln verbunden, und die sind nicht
beliebig. Das hat die Kanzlerin in ihrer Rede sehr deutlich gemacht. Europa ist auch eine Rechtsgemeinschaft,
und die Regeln sind nicht dispositiv für denjenigen, der
gerade die Mehrheit stellt, sondern sie gelten für alle,
ohne Unterschied. Daran müssen sich alle gewöhnen.
({3})
Natürlich setzen die Griechen diese Reformen jetzt
nicht lustvoll um; aber sie machen das, weil sie Verantwortung für ihr Land übernehmen.
({4})
Herr Tsipras hat gesagt: Ich bin nicht überzeugt von diesen Reformen; aber ich fühle mich verpflichtet, die Vereinbarungen umzusetzen. Pacta sunt servanda. - Das ist
Übernahme von Verantwortung; aber das scheint Ihnen
völlig fremd zu sein.
({5})
Der Kollege Gerhard Schick ist der nächste Redner
für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
habe dem Wortwechsel gerade genau gelauscht. Es ist
natürlich leicht, sich auf eine Seite zu stellen, alle Fehler
der griechischen Regierung zu negieren und sich die
Lage dort schönzureden. Was aber auch nicht geht, Herr
Oppermann, ist, so zu tun, als hätte das Papier, das mit
der Unterstützung Ihres Parteivorsitzenden, des Vizekanzlers, in der Euro-Gruppe vorgelegt worden ist, eine
freiwillige Entscheidung der griechischen Regierung ermöglicht. Die Drohung: „Wir schmeißen euch aus dem
Euro-Raum; ihr müsst gehen“, stand so deutlich im
Raum, dass das Land mit dem Rücken zur Wand stand.
Dazu müssen Sie stehen!
({0})
Ich habe auch zugehört, wie Ihre Reaktion auf das
Ergebnis war. Sie waren erleichtert, dass Jean-Claude
Juncker wenigstens ein Minimum an Investitionen für
Griechenland rausverhandelt hat. Ich frage mich: Warum
war das eigentlich nicht Teil der Verhandlungsposition
dieser Bundesregierung, die Sie mittragen?
({1})
Sie waren erleichtert, dass Präsident Hollande die Irrfahrt in Richtung Grexit gestoppt hat. Ich frage mich:
Wieso kam das überhaupt in die Verhandlungsposition
der Bundesregierung? Es scheint ja fast so, als hieße der
Vizekanzler immer noch Westerwelle. Wo sind hier die
Sozialdemokraten gewesen?
({2})
Der Bundestag hat heute zwei Anträge vorliegen, die
beide aussagen: Es soll ein Verhandlungsmandat geben.
Die deutsche Vertretung im ESM-Gouverneursrat soll
zustimmen, damit Verhandlungen auf den Weg kommen. Wir haben uns als Fraktion entschieden, neben den Antrag des Bundesministeriums der Finanzen einen eigenen
Antrag zu legen, weil wir meinen, dass mit dem, was der
Bundesfinanzminister hier vorlegt, kein Weg gefunden
wird, der funktioniert, obwohl er vorhin gesagt hat, es
müsse ein Weg gefunden werden, der funktioniere.
({3})
Sie schließen aus - ich erspare uns hier die genaue
Technik -, eine sinnvolle Restrukturierung der Schulden
vorzunehmen. Dabei stellt der Internationale Währungsfonds fest, dass das Ergebnis, das Sie verhandelt haben,
in Bezug auf die Schuldenlast „hochgradig untragbar“
ist. Deswegen müssen Sie, damit dem ersten, dem zweiten und dem dritten Programm nicht ein viertes und ein
fünftes folgen, an dieser Stelle endlich eine Position einnehmen, die langfristig funktionieren kann. Sie müssen
den Weg für eine Umstrukturierung der griechischen
Schulden freimachen.
({4})
Inzwischen sind sehr viele bereit, Fehler einzugestehen. Der frühere Chef des Internationalen Währungsfonds, Dominique Strauss-Kahn, der damals das zweite
Hilfspaket verhandelt hat, hat gesagt: Wir haben da einen Fehler gemacht. - Mensch, wären wir weiter, wenn
auch Sie das könnten. Dann könnte man jetzt sagen: Es
wurde zu hart und zu kurzfristig gespart. Es braucht
mehr Investitionen. Ohne wirtschaftliche Kraft wird
Griechenland seine Schulden nicht bedienen können.
({5})
Auch an dieser Stelle schlagen wir von Bündnis 90/Die
Grünen einen anderen Weg vor, einen Green New Deal
mit Investitionen, damit das Land eine Perspektive, eine
Zukunft hat.
({6})
Uns ist wichtig, dass in dem Antrag heute auch etwas
zur sozialen Lage steht. Ich finde, es geht nicht, dass wir
zwar darüber reden, aber dass in der Verhandlungsposition Deutschlands nichts dazu steht, wie man die akute
Not der Menschen lindern will. Auch das ist unsere Verantwortung.
({7})
Meine Fraktion hat diesmal anders als bei den früheren Entscheidungen diskutiert. Das liegt insbesondere an
zwei Punkten, die wichtig sind. Bei der Frage, wie wir in
Europa miteinander umgehen, hat es in den letzten Tagen einen Bruch gegeben.
({8})
Diesen Bruch können wir nicht mittragen. Es gibt eine
Grenze der Konditionalität an der Stelle, wo wir der demokratischen Entscheidung unserer Kollegen Parlamentarier in anderen Ländern keinen Raum mehr lassen.
({9})
Die Bundeskanzlerin hat zu Beginn gefragt, was es bedeuten würde, wenn in Deutschland die Rentnerinnen
und Rentner Schlange stehen müssten. Ich frage Sie:
Was wäre hier im Haus los, wenn wir jeden Gesetzentwurf, bevor wir auch nur darüber diskutieren, einer Kontrolle unterwerfen müssten? Wir fänden das inakzeptabel. Für alle Parlamentarier in Europa ist so etwas
inakzeptabel.
({10})
Es hat auch in einer zweiten Art und Weise eine Veränderung gegeben, einen Bruch, den wir nicht bereit sind
mitzutragen. Wir fordern Sie auf, ihn zu korrigieren.
Diese Bundesregierung hat sich zum ersten Mal für weniger Europa eingesetzt, indem ein Grexit-Vorschlag auf
den Tisch gelegt wurde. Sie haben argumentiert, dass
viel Vertrauen verspielt worden ist. Ich will nichts
schönreden, was auf griechischer Seite passiert ist; aber
dass der Finanzminister der größten Volkswirtschaft dieses Währungsraums die Integrität, das Zusammenhalten
dieses Währungsraums zur Disposition stellt, ist unfassbar, und dass eine Regierungschefin das zulässt, ist absolut unverantwortlich.
({11})
Man sieht es an den Zahlen. Dass die Schätzungen, wie
viel Geld Griechenland braucht, so stark angestiegen
sind, liegt im Wesentlichen an der Bankenrettung, und
der Bankensektor ist kaputtgegangen, weil das Vertrauen
in den Euro-Raum zerstört worden ist. Deswegen kann
man die zusätzlichen Kosten in Höhe von 25 Milliarden
Euro eindeutig zuordnen. Das sind die Kosten der
Grexit-Fraktion in Deutschland und in Griechenland.
Dieser Finanzminister ist für uns extrem teuer.
({12})
Herr Kollege Schick, denken Sie bitte an die Zeit.
Kommen Sie zum Schluss.
Ich komme zum letzten Satz. - Aufgabe wäre jetzt,
nicht für weniger Europa einzutreten, sondern für mehr.
Wir brauchen eine Stärkung der Euro-Zone. Das ist die
Position von Bündnis 90/Die Grünen.
Danke.
({0})
Vielen Dank. - Für die CDU/CSU-Fraktion erhält
jetzt Volker Kauder das Wort.
({0})
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat sich ihre
Entscheidung, wie sie heute abstimmen will, nicht leicht
gemacht.
({0})
Ich habe wahrscheinlich noch nie in einer Bundestagsfraktion der CDU/CSU eine solch intensive, aber auch
lange Diskussion erlebt, in der die Argumente ausgetauscht wurden. Man kann nur sagen: In der Situation, in
der wir jetzt sind, gibt es den einzig hundertprozentig
richtigen Weg wahrscheinlich nicht. Weder diejenigen,
die dem Antrag zustimmen, noch diejenigen, die dem
Antrag nicht zustimmen wollen, können für sich in Anspruch nehmen, hundertprozentig sagen zu können, was
das eine und das andere bedeutet. Aber eines ist völlig
klar: Es geht heute nicht ausschließlich und vielleicht
nicht einmal in erster Linie darum, Griechenland ein Angebot zu machen, sondern es geht darum, dieses Europa
zusammenzuhalten, meine sehr verehrten Damen und
Herren. Das ist die entscheidende Frage, um die wir ringen.
({1})
Dass wir ein starkes Europa haben wollen, ist die
klare Position aller in unserer Fraktion. Wenn in dieser
konkreten Situation jetzt gesagt wird: „Wir brauchen
vielleicht eher mehr als weniger Europa“, dann muss ich
sagen: Wir brauchen zunächst einmal die Zusage, dass
sich das Europa, das wir haben, an das hält, was miteinander vereinbart worden ist.
({2})
Wir brauchen also ein rechtsstaatliches Europa. Wir erleben, dass in der ganzen Welt, von China bis Afrika,
Rechtsstaatsdialoge geführt werden, dass als Teil guter
Regierungsführung nicht die Willkür der Politik, sondern die rechtliche Garantie zugrunde gelegt wird. Dies
ist in diesem Europa in den letzten Jahren an manchen
Stellen immer wieder zu kurz gekommen.
Wir alle haben gewusst, dass die Aufnahme Griechenlands in die Euro-Zone auch eine politische Entscheidung war. Wir haben gewusst, dass die Voraussetzungen wahrscheinlich nicht hundertprozentig erfüllt
sind. Deswegen hat die CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag dagegen gestimmt. Nachdem die Entscheidung gefallen war, dass Griechenland Teil der
Euro-Zone wird, hat man - lieber Thomas Oppermann,
das stimmt - nicht mehr hingeschaut. Das war ein entscheidender Fehler. Ich kann nur sagen: Wir verlangen
bei den Verhandlungen, die jetzt mit Griechenland geführt werden, dass dies radikal anders gemacht wird,
dass nämlich etwas vereinbart und nicht nur etwas geglaubt wird und dass auch kontrolliert wird; denn sonst
funktioniert das System nicht mehr.
({3})
Wenn wir Europäer selbstkritisch auf uns selbst blicken, müssen wir sagen: Wir alle wissen, wie wichtig
Haushaltsdisziplin für die Stabilität unserer Währung
und für nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum ist. Damals haben wir Stabilitätskriterien eingeführt, um unserer Bevölkerung sagen zu können: Der Euro wird so
stark und stabil wie die D-Mark. - Es ist aber immer
wieder der Versuch unternommen worden, diese Stabilitätskriterien nicht einzuhalten bzw. darum herumzukommen. Das darf in Zukunft nicht mehr passieren, liebe
Kolleginnen und Kollegen.
({4})
Bevor ich den schönen Satz „Wir brauchen mehr Europa“ unterstreiche und darunter verstanden wird „neue
Institutionen, neue Kompetenzen“, sage ich: Wir brauchen zunächst ein Mehr an Europa, ein stabiles Europa,
das sich an die Vereinbarungen hält. Wenn sich die Institutionen in Europa nicht daran halten, was sollen denn
dann die Menschen, die an Recht und Gesetz gebunden
sind, von diesen Einrichtungen halten, liebe Kolleginnen
und Kollegen?
({5})
Ich sehe, dass dies jetzt auf den Weg gebracht wird. Deswegen werbe ich sehr dafür, dass wir nun auch die Verhandlungen mit Griechenland aufnehmen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, es gibt natürlich unterschiedliche Auffassungen darüber, ob der Weg, Griechenland im Euro zu halten, funktioniert. Ich kann nur
eines sagen: Wenn man eine Währungsgemeinschaft hat,
muss man alles versuchen, sei es auch noch so schwer,
um diese Währungsgemeinschaft zusammenzuhalten.
Der Euro ist schließlich unsere Währung, meine lieben
Kolleginnen und Kollegen. Deswegen darf nichts getan
werden, was die Einheit der Währungsgemeinschaft
nicht stabil hält.
({6})
- Da können die Grünen ruhig klatschen. Aber ich kann
Ihnen eines sagen: Damit dies eintritt, sind zwei Voraussetzungen notwendig. Die eine Voraussetzung schaffen
wir heute, indem wir Wolfgang Schäuble beauftragen,
die Verhandlungen auf der Grundlage dessen, was am
letzten Wochenende geschehen ist, weiterzuführen. Die
andere Voraussetzung ist, dass Griechenland bereit ist,
seinen Teil beizutragen. Wenn ich manchen hier im
Deutschen Bundestag höre, bin ich einigermaßen überrascht. Als ob die Rettung Griechenlands nur hier im
Deutschen Bundestag geschähe! Da geschieht sie am
wenigsten. Sie muss in Griechenland begonnen werden,
meine sehr verehrten Damen und Herren.
({7})
Ich will noch einen Hinweis geben zu dem, was von
der Linken gesagt worden ist, aber auch zu dem, Frau
Göring-Eckardt, was die Grünen gesagt haben. Ich finde,
die Frage ist nicht, ob Deutschland die Hilfe nach dem
Krieg verdient hat oder nicht. Ich finde, dass die Menschen in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, die
vielen Frauen, die an dem Unglück nicht schuld waren,
die sich als Trümmerfrauen aufgemacht haben,
({8})
Deutschland wieder aufzubauen, es verdient hatten, dass
man ihnen half. Aber den Unterschied, wie Hilfe laufen
kann, was übrigens ein klassisches Lehrstück für die jetzige Situation ist, haben wir in Deutschland selbst gesehen: Die Menschen im Osten, in der DDR, und die Menschen im Westen waren gleich fleißig, waren gleich
kreativ, hatten gleiche Anlagen und Chancen. Die einen
konnten sie nutzen, weil das System so war, dass man sie
nutzen konnte; deshalb ist Deutschland West gewachsen.
Die anderen hatten ein System, das dies nicht begünstigt
hat; da konnten die Menschen ihren Beitrag nicht leisten.
({9})
Deswegen ist die DDR verlottert und nicht gewachsen.
Das war der entscheidende Unterschied.
({10})
Es lag nicht an den Menschen, es lag am System.
({11})
Dieses Lehrstück aus unserer jüngsten Vergangenheit
zeigt es doch - und genau dies machen wir jetzt miteinander -: Wir wollen den Griechen helfen, Bedingungen
zu schaffen, die sie auf genau den Weg führen, den wir
in Deutschland erfolgreich gegangen sind. Da war, Frau
Göring-Eckardt, auch nicht alles hundertprozentig unsere freie Meinung. Konrad Adenauer und andere haben
mit den Besatzungsmächten ringen müssen, ob dieses
oder jenes zulässig ist. Die segensreiche Einrichtung des
Bundesverfassungsgerichts zum Beispiel ist nicht allein
uns, sondern in erster Linie den Amerikanern eingefallen, weil sie gedacht haben, wir seien nicht zuverlässig
genug.
({12})
Heute muss man sagen, dass die Entscheidung richtig
war. Wir wollen, dass die Griechen mit unserer Hilfe nun
endlich so weit kommen, einen Staat zu schaffen, der in
diese Euro-Zone passt und der wettbewerbsfähig ist. Das
ist der entscheidende Punkt. Das muss geschehen.
({13})
Ich finde, da hat Wolfgang Schäuble, hat die Bundeskanzlerin, unterstützt von unserem Koalitionspartner, hat
die Regierung den richtigen Weg eingeschlagen.
Ich habe mich wie der eine oder andere Kollege in
meiner Fraktion manchmal gefragt, ob es wirklich richtig war, dass europäische Institutionen den Eindruck erweckt haben, es bleibe alles so, wie es ist, ohne dass größere Anstrengungen notwendig seien. Da war der
Hinweis von Wolfgang Schäuble doch völlig richtig, der
da lautet: Leute, wir machen euch ein Angebot, weil wir
sehen, dass es nur so geht. Aber die letzte Entscheidung,
ob ihr das machen wollt, trefft ihr selber. - Das war nicht
Härte, wie immer gesagt worden ist, sondern schlicht
und ergreifend politische Vernunft, nämlich der Wunsch,
Europa als Rechtsgemeinschaft zusammenzuhalten. Dafür herzlichen Dank, lieber Wolfgang Schäuble.
({14})
Die große Mehrheit meiner Fraktion wird heute zustimmen und Wolfgang Schäuble den Auftrag zu Verhandlungen erteilen. Es gibt aber auch einige, die sagen,
sie könnten dem nicht folgen. Ich finde, die Botschaft
nach Europa und die Botschaft nach Griechenland muss
heißen: Wir haben den Kurs von Wolfgang Schäuble in
der letzten Verhandlungsrunde mitgetragen und unterstützt. Niemand soll sich in Europa täuschen. Auch heute
wird die CDU/CSU-Bundestagsfraktion den Kurs ihres
Finanzministers unterstützen und ihn damit stärken auf
dem Weg, Griechenland in Europa wettbewerbsfähig zu
machen und in eine Zukunft zu führen. Heute muss die
Botschaft sein: Unsere Fraktion unterstützt Wolfgang
Schäuble in seiner Verhandlungsstrategie, in seiner Verhandlungsarbeit.
({15})
Es geht heute nicht allein um die Frage: Griechenland, ja oder nein. Es geht vielmehr um die Zukunft Europas und darum, dass wir allen zeigen, dass wir auf dem
Weg vorangehen, die Euro-Zone zusammenzuhalten und
Europa wettbewerbsfähig zu machen. Wir müssen der
Welt zeigen, dass wir Europäer zusammenhalten. Intern
aber müssen wir sagen: Jeder muss seinen Beitrag leisten, um Europa wettbewerbsfähig zu machen. Es reicht
nicht aus, dass Deutschland wettbewerbsfähig ist. Auf
diesem Weg unterstützen wir diejenigen, die eine Hauptlast der Verhandlungen getragen haben, nämlich
Wolfgang Schäuble und Angela Merkel.
({16})
Vielen Dank. - Nächster Redner ist der Kollege
Dietmar Bartsch, Fraktion Die Linke.
({0})
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr
Schäuble, Sie haben der Opposition vorgeworfen, sie
würde behaupten, dass alles leicht gehe. Ich glaube, niemand sagt, dass es leicht geht. Aber eines müssen wir
doch konstatieren: Es gab schon zwei sogenannte Hilfspakete. Diese Hilfspakete haben Ergebnisse gebracht.
Wir sehen, die griechische Wirtschaft ist zusammengebrochen, es gibt eine humanitäre Katastrophe. Aber das
Entscheidende ist: Europa wurde dadurch nicht zusammengeführt. Das Gegenteil ist der Fall; Europa driftet
auseinander. Das hat auch darin seine Ursache. Wo ist
denn beim dritten Hilfspaket wirklich eine Korrektur? Es
gibt keine. Wo sind denn die notwendigen Investitionen?
Diese gibt es nicht. Wo ist eine Lösung für die Schulden? Auch diese gibt es nicht. Stattdessen: Der bisherige
Weg, der in diese Katastrophe geführt hat, wird fortgesetzt. Deswegen werden wir mit Nein stimmen.
({0})
Herr Schäuble, Sie sprachen von einer ernsthaften
Debatte. Das heißt bei Ihnen im Kern: Entweder sieht
man das Ganze so wie Sie, oder das, was man sagt, ist
billige Polemik. - Nein, das ist nicht der Fall. Es gibt
wirklich Alternativen. Es gibt nicht nur den Weg, den
Sie beschreiben. Aber Sie haben - das will ich gerne aufnehmen - einen kühlen Kopf angemahnt. Die Kanzlerin,
der Vizekanzler, Gregor Gysi und Sahra Wagenknecht,
alle haben darüber geredet, dass es nicht nur um Griechenland, sondern dass es um Europa geht.
Ich will zitieren:
Europa … ist Vielfalt und Kultur, ist Freundschaft
und Miteinander, ist Nachhaltigkeit und Zukunft.
Es ist doch kleinmütig, wenn wir Europa, wenn wir
die europäische Idee nur auf Finanzfragen - so
wichtig die sind - reduzieren wollten. … Was hält
Europa zusammen? Ganz sicher seine weltweit einmalige Mischung aus Freiheit und sozialer Gerechtigkeit, aus demokratischer Teilhabe und Rechtsstaatlichkeit. Das hat etwas mit der jüdischchristlichen Prägung Europas in seinen Anfängen
zu tun, auch mit dem Erbe des klassischen Griechenland.
Das sind die Worte eines für die Verdienste um die Einigung Europas Ausgezeichneten, eines Trägers des Internationalen Karlspreises zu Aachen. Der eben zitierte
Preisträger heißt Wolfgang Schäuble.
({1})
Er hat in seiner Rede dann weiter ausgeführt, dass, wenn
eine junge Europäerin aus Griechenland den Preis erhält,
dies die richtige Antwort sei. Das Sehnen nach Freiheit,
nach Sicherheit, nach Stabilität, nach Rechtsstaatlichkeit, nach Wohlstand und nach Solidarität sei wichtig.
({2})
Warum, Herr Schäuble, haben Sie denn mit dieser
Position des Jahres 2012 gebrochen?
({3})
Sie vertreten jetzt die Position, die Volker Kauder im
November 2011 formuliert hat: „Auf einmal wird in Europa Deutsch gesprochen.“ Das ist Ihre Position. Das ist
nicht akzeptabel. Wir wollen kein deutsches Europa,
meine Damen und Herren.
({4})
Es sind hier viele Zitate von Herrn Renzi und anderen
vorgetragen worden. Ich will nur auf eines verweisen.
Herr Gabriel hat hier gesagt, Deutschland und Frankreich haben Führung übernommen. Ich möchte dazu den
österreichischen Kanzler Werner Faymann zitieren. Er
sagte:
Besonders das zuletzt gute deutsch-französische
Verhältnis ist auf die Probe gestellt worden, das hat
man gemerkt.
Sie haben das deutsch-französische Verhältnis auf die
Probe gestellt. Das ist nicht in Ordnung. Dieses Verhältnis ist wichtig für Europa. So etwas dürfen auch Sie sich
nicht leisten.
({5})
Ohne orakeln zu wollen: Es ist nicht ausgeschlossen,
dass die Beschlüsse der Staats- und Regierungschefs
vom 13. Juli am Ende als der Anfang vom Ende der europäischen Einigung charakterisiert werden. Sie, meine
Damen und Herren, verspielen das Erbe von Helmut
Kohl, das Erbe von Helmut Schmidt. Das ist die reale Situation.
({6})
Einen Beweis - für Sie, Herr Kahrs -, ich zitiere
Romano Prodi, auch kein Linker:
Die deutsche Regierung war unflexibel. Die griechische Regierung hat tausend Fehler gemacht, das
ist klar, aber sie wurde zwangsverwaltet und ihrer
Entscheidungsgewalt beraubt. Und das wird in Zukunft kräftige Spuren hinterlassen. Jetzt sorgt das
erst mal nur für viel Angst.
Herr Prodi spricht von Angst, von Angst vor Deutschland. Wohin sind wir gekommen, meine Damen und
Herren? Das ist angesichts unserer Geschichte zumindest einmal ein Anlass, nachzudenken.
({7})
Lassen Sie mich kurz etwas sagen, weil Herr
Oppermann uns vorgeworfen hat, uns ginge es nicht um
die Menschen. Schauen Sie sich das Gesundheitswesen
in Griechenland an! Eine Katastrophe, ein Drittel der
Bevölkerung ist nicht mehr krankenversichert. Auf
Deutschland umgerechnet wären das 27 Millionen Menschen, eine völlig inakzeptable Situation. Ich habe gestern einen Bericht gelesen, in dem geschildert wurde,
wie ein schwer herzkranker Mann auf der Intensivstation
behandelt worden ist. Er war anschließend wegen nicht
bezahlter Rechnung viereinhalb Monate in Untersuchungshaft. Stellen Sie sich eine solche Situation einmal
vor, meine Damen und Herren!
Deswegen sind wir hier, unabhängig von allen anderen Programmen, gefordert, zu handeln. Wir können
handeln. Wir sollten die Lieferung von Medikamenten
für chronisch Kranke initiieren. Wir müssen vor allen
Dingen die aktive Abwerbung von griechischen Ärzten
und Pflegekräften durch Deutschland stoppen.
({8})
Das wäre eine richtige Maßnahme, mit der wir wirklich
unterstützen könnten.
({9})
Ich könnte die gesamte humanitäre Katastrophe beschreiben.
({10})
Es widerspricht sogar der Grundrechtecharta der Europäischen Union, was dort passiert.
Daher ist es eben nicht ausreichend, wie der Vizekanzler sagt, dass Unternehmen, Kommunen und Wohlfahrtsverbände agieren sollen. Das ist zwar sehr gut, und
wir sind auch damit einverstanden, aber die Bundesregierung und wir sind hier gefordert.
({11})
Angesichts dieser Katastrophe sollten wir ein Hilfsprogramm auflegen, und zwar sehr schnell und sehr konkret, damit wirklich geholfen wird.
({12})
Es nutzt im Übrigen überhaupt nicht, Dankeshymnen
vorzutragen, wie es Herr Oppermann getan hat. Das
passt bei der Lola-Verleihung, aber nicht im Deutschen
Bundestag.
({13})
Er sollte besser dort ansetzen, wo es notwendig ist.
Wenn ich dann noch „marxistische Dialektik“ höre,
so mache ich gerne einmal ein individuelles Seminar. Es
geht nämlich schief, wenn sich Sozialdemokraten daran
versuchen.
({14})
Herr Kollege.
Frau Präsidentin, ich kürze es ab. - Meine Damen und
Herren, stoppen Sie diese verhängnisvolle Entwicklung!
Denken Sie noch einmal darüber nach, was außerhalb
dessen, was Sie heute gegen unsere Stimmen beschließen werden, möglich ist! Es wäre sinnvoll, damit Europa
zusammengehalten wird. Denn das sollte unser aller Ziel
sein.
Herzlichen Dank.
({0})
Vielen Dank. - Für die SPD-Fraktion hat jetzt Carsten
Schneider das Wort.
({0})
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Es gibt mittlerweile eine intensive Debatte in der europäischen Öffentlichkeit. Das zeigen nicht nur die vielfältige Berichterstattung in den Zeitungen und das Interesse
der Bevölkerung an diesem Thema und den vielen Debatten, die wir im Deutschen Bundestag zu Griechenland
und anderen Ländern führen. Es ist ein Vorteil, dass es
keine Spaltung gibt, sondern ein gegenseitiges Interesse.
Wir müssen aber dazu kommen, dass eine solche
Spaltung, die durchaus möglich ist, nicht durch Politiker
betrieben wird, die ihre jeweilige nationale Öffentlichkeit bespielen und dort Applaus suchen. Das war in
Griechenland lange Zeit der Fall, wo die Politiker die
Politik, die sie machen mussten, sehr stark auf die anderen Länder, insbesondere auf Deutschland, bezogen haben. Mein Eindruck ist aber auch, dass der eine oder andere im Bundestag die Debatte eher sucht, um die
nationale Öffentlichkeit zu bespielen und Vorurteile zu
bedienen. Diesen Weg dürfen wir nicht gehen.
({0})
Zu Griechenland haben wir heute zwei Extrempositionen zu dem Erfolg der letzten fünf Jahre erlebt. Auf
der einen Seite steht der Bundesfinanzminister, der
sagte: Alles war gut, aber dann kam der Regierungswechsel, und damit ist es schlecht geworden. - Auf der
anderen Seite haben wir die Linkspartei, die sich nicht
zwischen Linkspopulismus - wie Herr Gysi heute, als er
vom Europa der Banken gesprochen hat - und Rechtspopulismus - wir haften für Kredite, die wir gar nicht gewähren wollten - entscheiden kann. Sie vertritt eine Art
Zwischenposition und sagt dann auch noch: Es war alles
schlecht.
Ich glaube, beide Positionen sind nicht richtig. Der
Bundesfinanzminister hat vorhin den IWF zitiert, der
gesagt habe: Es ist alles gut. - Ich lese dessen Stellungnahmen anders. Schon im März 2012 hat der IWF eine
Analyse zur Schuldentragfähigkeit und zu den wirt11378
Carsten Schneider ({1})
schaftspolitischen Maßnahmen und deren Auswirkungen
erstellt. Sie haben eine selbstkritische Analyse gemacht,
und ich wünschte mir, das würde auch in Deutschland
stärker zur Kenntnis genommen. Denn sie haben die fiskalischen Multiplikatoren deutlich unterschätzt. Was
heißt das? Sie haben unterschätzt, wie stark sich Steuererhöhungen und auch Ausgabenkürzungen auf die Wirtschaftsleistung Griechenlands auswirken. Deswegen ist
die Wirtschaftsleistung in Griechenland mit 25 Prozent
stärker eingebrochen als prognostiziert. Ich finde, es
steht uns gut an, zu sagen: Das war ein Fehler.
({2})
Das war ein klarer Fehler. Wir haben zu schnell und zu
hart auf Einsparungen und finanzielle Anstrengungen
zum Abbau des Defizits gesetzt. Das Defizit lag in Griechenland bei 15 Prozent. Wir haben viel zu wenig auf
das geachtet, was Thomas Oppermann heute hervorgehoben hat, nämlich das Institutionenversagen und Staatsversagen in Griechenland.
Ich will aber keine rückwärtsgewandte Diskussion
führen, sondern nach vorne blicken. Wir Sozialdemokraten stehen nicht für eine Drohung gegenüber Griechenland mit einem Grexit und einem Ausscheiden aus der
Währungsunion, wenn sie nicht spuren, zur Verfügung.
Das ist mit uns nicht zu machen.
({3})
Wir profitieren am meisten von allen europäischen
Ländern durch die Europäische Union und den Euro.
Das ist erstens der Fall, weil der Euro-Kurs niedriger ist,
als er es unter Bedingungen wie in der D-Mark-Zeit
wäre. Das heißt, unsere Exporte sind billiger, als sie es
normalerweise wären. Das gibt Raum für Lohnerhöhungen, die die Gewerkschaften jetzt auch durchsetzen.
Der zweite Punkt ist: Den Haushaltsausgleich im
Bundeshaushalt, über den wir uns freuen, auch weil wir
dadurch Möglichkeiten haben, zusätzlich zu investieren,
haben wir vor allem dadurch erzielt, dass wir extrem
niedrige Zinsen auf alle unsere Staatsschulden zahlen
müssen. Das sind über 10 Milliarden bzw. 12 Milliarden
Euro pro Jahr, die wir einsparen. Ich finde, es steht uns
als reichstem und wirtschaftlich stärkstem Land in Europa gut an, an dieser Stelle mit einem Land wie Griechenland gemeinsam die Probleme zu lösen. Wer dort
war, hat gesehen, wie sehr die Wirtschaft am Boden
liegt. Ja, die griechische Vorgängerregierung und auch
die amtierende Regierung haben in den letzten Jahren
wenig dazu beigetragen, dass es besser wird. Aber nun
haben wir die Chance, mit einer Regierung, die das
Grundübel anpacken will, den korrupten, nicht effizienten Staat zu bekämpfen. Ich finde, wir müssen diese
Chance ergreifen und den Griechen so gut wie möglich
helfen. So interpretiere ich den Antrag, den der Bundesfinanzminister für heute gestellt hat.
Ich erwarte, dass in diesem Sinne verhandelt wird. Ich
will klar sagen: Mich haben die Diskussionen - zuletzt
gestern im Deutschlandfunk -, ob der Grexit nicht doch
die bessere Variante für Griechenland wäre, mehr als irritiert.
({4})
Denn ein Grexit wäre für Europa und insbesondere für
Deutschland nicht die bessere Variante, sondern die teuerste Variante. Schließlich würden in einem solchen Fall
die Kredite, die wir gegeben haben, sofort fällig. Es wäre
für Griechenland nicht die beste Variante, weil dort dann
die Banken geschlossen würden und Chaos herrschen
würde, genauso wie es die Bundeskanzlerin eben erklärt
hat. Aus diesem Grund bitte ich Sie, Herr Bundesfinanzminister: Seien Sie bei den Verhandlungen der Finanzminister Öl und nicht Sand im Getriebe!
({5})
Vielen Dank. - Nächster Redner ist Sven-Christian
Kindler, Bündnis 90/Die Grünen.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Es ist völlig klar: Wir haben in den letzten
Wochen und Monaten einen unsäglichen Verhandlungspoker erlebt. Dazu hat auch die griechische Regierung
viel beigetragen. Sie hat viel Vertrauen zerstört und ist
zu wenige notwendige Strukturreformen angegangen;
das kritisieren wir Grüne klar. Das muss hier gesagt werden.
({0})
Ich will mich aber noch einmal mit der Rolle der Bundesregierung beschäftigen. Es wird Sie nicht überraschen, dass ich von dieser Bundesregierung wenig halte.
Trotzdem hat mich am letzten Wochenende ziemlich
überrascht, was diese Regierung vorgelegt hat. Ich hätte
nicht erwartet, dass man so weit geht. Wie die Bundesregierung - mit welcher Dominanz, mit welcher Erpressungsstrategie und mit dem Grexit-Vorschlag in einer
Situation, in der Europa am Abgrund steht - vorgegangen ist, hat mich am Wochenende wirklich fassungslos
gemacht. So darf doch eine Bundesregierung in Europa
nicht verhandeln. Das geht doch nicht. Das muss man
hier klar kritisieren.
({1})
Was ist an diesem Wochenende passiert? Die Bundesregierung hat - der Schäuble-Vorschlag war ja mit Frau
Merkel und Herrn Gabriel abgestimmt - einen Vorschlag
für einen Grexit in die Verhandlungen eingebracht. Damit hat sie für weniger statt für mehr Europa plädiert.
Das ist ein historischer Bruch mit der deutschen Europapolitik seit den Römischen Verträgen von 1957.
({2})
Hier bahnt sich ein historischer Paradigmenwechsel an,
weil man zu sehr auf die nationalen Stammtische schaut
und zu wenig auf das gemeinsame europäische Interesse
achtet. Es macht mich sehr besorgt, was wir gerade in
diesen Stunden in Deutschland und im Bundestag erleben.
({3})
Wir müssen dafür eintreten, dass es ein gemeinsames
Europa gibt, dass nicht nach dem Motto „Der Stärkere
gewinnt“ verhandelt wird, sondern dass man faire Kompromisse schließt. In Berlin darf kein Hegemoniezentrum aufgebaut werden. Die Bundesregierung darf kein
deutsches Europa vorantreiben. Notwendig ist doch ein
europäisches Deutschland, ein gemeinsames Europa.
Dafür müssen wir in Deutschland streiten.
({4})
Am Wochenende haben wir einen zweiten historischen Bruch erlebt. Bisher war immer klar: Eine zentrale
Säule der deutschen Europapolitik ist die deutsch-französische Zusammenarbeit. - Diese wurde an diesem
Wochenende schwer beschädigt. Trotz politischer Unterschiede haben Deutschland und Frankreich auf europäischer Ebene immer versucht, zusammenzuhalten und zu
gemeinsamen Ergebnissen zu kommen. Aber diesmal
mussten Frankreich, Italien und andere europäische Länder den Grexit-Vorschlag Deutschlands verhindern. Ich
möchte hier ganz klar Danke sagen, Danke an François
Hollande, Danke an Matteo Renzi, Danke an Werner
Faymann in Österreich und Danke an Jean-Claude
Juncker. Vielen Dank, merci beaucoup, grazie mille!
Das, was Sie am Wochenende gemacht haben, war notwendig.
({5})
Wir Grüne sagen klar: Wir sind für Verhandlungen.
Wir sind gegen den Grexit. Wir sind für ein drittes Hilfsprogramm. Wir sind aber für faire Verhandlungen. Wir
sind für ein faires Ergebnis. Wir wollen gerechte Strukturreformen in Griechenland, aber keine weitere Kaputtsparpolitik. Deswegen haben wir einen eigenen Entschließungsantrag für ein ESM-Mandat vorgelegt. Wir
brauchen jetzt Verhandlungen - aber zu fairen Bedingungen -, die Griechenland helfen, im Euro zu bleiben;
denn nur eine faire, eine nachhaltige Lösung wird dafür
sorgen, dass der Grexit dauerhaft verhindert ist, und das
ist notwendig.
Danke.
({6})
Vielen Dank. - Nächste Rednerin ist die Kollegin
Gerda Hasselfeldt, CDU/CSU-Fraktion.
({0})
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wir haben heute eine schwierige Entscheidung zu treffen. Niemand in diesem Haus macht sich diese Entscheidung leicht. Wir in der CDU/CSU-Fraktion und in meiner Landesgruppe haben in den letzten Tagen intensiv
diskutiert. Wir haben alle Argumente nicht nur angehört,
sondern auch ausgetauscht.
Ich habe großes Verständnis für so manche Unsicherheit, auch für Unmut über das Verhalten der griechischen
Regierung in den vergangenen Tagen, Wochen und Monaten. Diese Unsicherheit kommt natürlich auch daher,
dass man sich fragt: Wird die jetzige griechische Regierung erstens die Kraft haben, zweitens den Mut haben,
drittens auch den Willen haben, die notwendigen Maßnahmen auch wirklich umzusetzen, durchzusetzen und
nicht nur theoretische Beschlüsse zu fassen? Diese Frage
stellt sich insbesondere vor dem Hintergrund der Äußerungen so mancher Regierungsmitglieder in Griechenland in den letzten Tagen und Wochen.
Tatsache ist, dass in diesen letzten Wochen und Monaten die griechische Regierung viel Vertrauen der Partner in Europa kaputtgemacht hat.
({0})
Das ist das eine. Dazu kommt aber auch noch, dass in
den letzten Monaten wertvolle Zeit verstrichen ist, dass
die notwendigen Reformen nicht gemacht wurden, dass
sogar frühere Reformen, die erfolgreich waren, wieder
zurückgenommen wurden. Dazu gehört, dass Wahlversprechen gemacht wurden, von denen von Anfang an
klar war, dass sie mit eigenen Mitteln nicht zu finanzieren sind. Das alles hat dazu geführt, dass das Land mittlerweile wieder am Abgrund ist, und die Menschen in
Griechenland sind die Leidtragenden.
Dabei hat alles eigentlich einen ganz guten Weg genommen. Ende letzten Jahres war die wirtschaftliche
Entwicklung wieder so, dass sogar Wachstum verzeichnet werden konnte, das stärkste Wachstum in allen europäischen Ländern. Die Arbeitslosigkeit ging in der Tendenz zurück. Ja, auch bei der Staatsschuldenquote wurde
eine Trendwende erreicht. Aber das alles ist ganz schnell
innerhalb weniger Monate durch diese Regierung kaputtgemacht worden. Das gehört zur Wahrheit, und deshalb ist so manche Skepsis durchaus verständlich. Diese
Wahrheit ist letztlich das praktische Ergebnis der Politik
einer Regierung, die von Links- und Rechtsextremen geführt wird. Bei einer Gelegenheit wie dieser fällt mir immer ein, was Margaret Thatcher vor vielen Jahren, ja
Jahrzehnten gesagt hat - ich zitiere sinngemäß -:
({1})
Das Problem der Linken ist, dass ihnen irgendwann einmal das Geld anderer Leute ausgeht. - Genau das ist es.
({2})
Nun ist die Frage: Was ist zu tun? Was ist die Zielsetzung? Es wurde in der Debatte schon mehrfach angesprochen: Es geht nicht nur um Griechenland. Es geht
bei dieser Debatte und bei dieser Entscheidung um die
Stabilität unserer gemeinsamen Währung und um die
Stabilität unseres gemeinsamen Europas. Die gemeinsame Währung ist es! Es ist nicht irgendeine Währung.
Es ist unsere Währung. Deshalb haben wir alle in Europa
das größte Interesse daran, dass diese unsere Währung
stabil bleibt und dass dieses Europa zusammenbleibt;
denn es ist die größte, die beste Errungenschaft dieses
Jahrhunderts.
({3})
Es ist gut, dass wir über den richtigen Weg ausgiebig
diskutieren. Es sind mehrere Vorschläge gemacht worden; die Kanzlerin ist darauf eingegangen, ich brauche
das nicht zu vertiefen. Der Vorschlag, der auf dem Tisch
liegt, ist einer, der an das anschließt, was wir bisher
gemacht haben, und zwar nicht nur in Griechenland,
sondern in ganz Europa, nämlich an den Grundsatz: Solidarität und Eigenverantwortung gehören zusammen.
Solidarität ja, aber für die notwendigen Reformen muss
das jeweilige Land sorgen. Nur dann, wenn die Hausaufgaben in den jeweiligen Nationalstaaten gemacht werden, wird dieses Europa wettbewerbsfähig bleiben und
werden die einzelnen Nationalstaaten auch wettbewerbsfähig sein.
({4})
Dieser Grundsatz - Solidarität und Eigenverantwortung - spiegelt sich in dem wider, was Grundlage der
Verhandlungen sein wird, nachdem wir heute die Entscheidung dafür treffen. Er ist sogar in Richtung von
noch mehr Eigenverantwortung verstärkt, weil dies notwendig ist. Dazu gehört beispielsweise, dass das griechische Parlament schon vorgestern, vor unserer Entscheidung hier, Beschlüsse gefasst und Gesetze verabschiedet
hat. Dazu gehört auch, dass der IWF weiterhin dabei ist.
Dazu gehört der Treuhandfonds für die Privatisierungen
und vieles mehr.
Ja, es ist strenger. Die Konditionalität ist strenger. Wir
brauchen keine Ankündigungen, sondern wir brauchen
Beschlüsse.
({5})
Wir brauchen keine unverbindlichen Listen, sondern wir
brauchen konkrete Gesetze. Wir brauchen nicht Worte,
sondern wir brauchen Taten. Das ist die Grundlage.
({6})
Ich möchte dem Bundesfinanzminister für die anstehenden Verhandlungen Folgendes mit auf den Weg geben: Wir wollen Sie in Ihrem Bemühen stärken, die Konditionalität auch in den konkreten Verhandlungen
hochzuheben, und zwar nicht, weil wir einfach hart sein
wollen, sondern weil es die Situation in Griechenland
notwendig macht.
Manche fragen: Ist das nicht vielleicht zu hart? Ist es
nicht zu schnell, was wir da erwarten? Meine Damen
und Herren, wenn die griechische Regierung in den letzten Monaten ihre Hausaufgaben gemacht hätte, wenn
nicht wertvolle Zeit verstrichen wäre und wenn nicht
Wahlversprechen gemacht worden wären, die nicht eingehalten werden konnten - von Anfang an nicht eingehalten werden konnten -, dann wäre Griechenland nicht
in der Situation, in der es jetzt ist, und dann bräuchten
wir diese harten, einschneidenden Maßnahmen auch
nicht. Das hat Griechenland selbst zu verantworten.
({7})
Diese Maßnahmen sind kein Hilfspaket. Diese Maßnahmen sind vielmehr Maßnahmen, in deren Vordergrund die Reformen stehen. Dabei handelt es sich um
Strukturreformen, die nach einem doch relativ erkennbaren und schon länger erkennbaren Staatsversagen auch
den Staatsaufbau beinhalten, und zwar in der Steuerverwaltung, in der Sozialverwaltung, in der Arbeitsverwaltung, im Katasterwesen und in allem, was dazugehört.
Das ist bei diesem Programm sogar ganz wesentlich, und
es ist gut, dass dies schon im Vorfeld unserer Entscheidung, vor dem Verhandlungsmandat, erkannt und als
Zielsetzung verankert wurde.
Es wurde, liebe Kolleginnen und Kollegen, in der Debatte mehrfach angesprochen: Was wir mit dieser Entscheidung heute machen, hat eine große europapolitische Bedeutung. Eines der wichtigsten Ergebnisse des
Gipfels vom vergangenen Wochenende war, dass Europa
zusammengeblieben ist, meine Damen und Herren, dass
es eben keinen Riss zwischen Deutschland und Frankreich gegeben hat und gibt, dass es keinen Riss in
Europa gibt. Trotz der ganz unterschiedlichen nationalstaatlichen Interessen, trotz der unterschiedlichen Befindlichkeiten und Mentalitäten in den einzelnen Nationalstaaten Europas, trotz der unterschiedlichen Parteien,
die dort an der Regierung sind: Europa hat einheitlich
gehandelt. Das war immer die große Stärke von Europa:
dass Kompromisse gefunden wurden, dass es weiterging, dass man nationalstaatliche Interessen zwar immer
mit in die Waagschale geworfen hat, ausdiskutiert hat,
dass man dann aber um das Gemeinsame gerungen hat;
denn nur dann sind wir eine Wertegemeinschaft, eine
Währungsunion, eine Schicksalsunion, eine Friedensund Freiheitsunion, so wie wir dieses Europa verstehen.
Dazu gehört aber - ich möchte ausdrücklich das betonen, was Volker Kauder vorhin gesagt hat -, dass Regeln
und Vereinbarungen auch eingehalten werden. Auch das
gehört zu diesem Europa! Europa kann nur das sein, was
wir wollen, wenn das, was nationalstaatlich oder in den
einzelnen europäischen Gremien vereinbart ist, nicht nur
auf dem Papier steht und nicht politisch aufgeweicht
wird. Vielmehr müssen alle sich bemühen, dieses auch
einzuhalten.
({8})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn wir heute die
Entscheidung für ein Verhandlungsmandat für den Bundesfinanzminister treffen, sind wir am Anfang eines Weges, der in den nächsten Wochen noch viel Arbeit abverlangt und uns auch darüber hinaus mit Sicherheit
mehrfach beschäftigen wird. Es ist nicht so, dass es einmal eine Entscheidung gibt, und dann läuft das schon.
Nach dem, was wir im Plan vor uns haben, wird engmaschig kontrolliert, und deshalb wird uns das immer wieder beschäftigen.
Dabei muss ich ehrlich gestehen: Das Vertrauen in die
griechische Regierung muss erst noch erwiesen und aufgebaut werden. Aber ich weiß: Die Bevölkerung in
Deutschland, die Menschen in Deutschland haben großes Vertrauen in unsere Bundeskanzlerin und in den
Bundesfinanzminister, und dieses Vertrauen ist auch gerechtfertigt.
({9})
Ich möchte Ihnen herzlich danken für die Arbeit in den
vergangenen Tagen und Wochen, Ihnen aber auch versichern: Das Vertrauen, das Ihnen die deutsche Bevölkerung entgegenbringt, das bringen auch wir Ihnen entgegen. Ich wünsche Ihnen eine glückliche Hand.
({10})
Vielen Dank. - Als Nächstes erhält der Kollege
Manuel Sarrazin für eine kurze Rede das Wort.
({0})
Frau Präsidentin! Ich glaube, dass hier die Koalition
versucht, etwas, was am letzten Wochenende passiert ist,
kleinzureden, und zwar hat die Bundeskanzlerin am
Samstag ihr Wort gebrochen. Die Bundeskanzlerin hat
im Jahr 2012 gesagt: Ich möchte Griechenland im Euro
halten. - Die Bundeskanzlerin hat hier verantwortet,
dass wir Euro-Rettungspakete beschließen, in denen wir
mit unserem deutschen Bundeshaushalt dafür ins Risiko
gehen, dass Griechenland im Euro bleibt und nicht defaultet. Dieses Versprechen, dieses Wort, das ist nicht
von Alexis Tsipras oder von irgendwem, von Herrn
Gysi, sondern das ist das Wort von Angela Merkel gewesen, und das wurde an diesem Wochenende gebrochen.
Das versuchen Sie hier kleinzureden.
({0})
Das wichtigste Kapital der Euro-Rettung wie der europäischen Einigung ist der politische Wille und vielleicht inzwischen auch der Ton. Frau Merkel hat gesagt:
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. - Ich habe im Ausland immer gesagt: Auf den Willen Deutschlands, dass
der Euro bestehen bleibt, kann man sich verlassen. Das, was Sie an diesem Wochenende geschafft haben,
ist, dass es nicht mehr so glaubwürdig ist, dass Deutschland entschlossen dafür einsteht, dass der Euro so, wie er
ist, bestehen bleibt. Das ist die Zeitenwende, die Sie hier
kleinreden.
({1})
Es gibt Argumente, die man anführen kann. Ich
glaube, dass Herr Schäuble nicht dumm ist. Ich glaube,
dass der Vorschlag von Herrn Schäuble, der von der
Koalition gebilligt wurde, klar war. Darum hören Sie
sich an, was wir zu sagen haben: Auch wenn Sie aufgrund einer anderen europapolitischen Überzeugung den
parteipolitischen Konsens, der in Deutschland in den
letzten 60 Jahren bestand, nämlich dass Europa immer
enger zusammenrückt, verlassen: Wir, Bündnis 90/Die
Grünen, werden an Bord bleiben und weiterhin für das
gemeinsame Europa einstehen.
Danke sehr.
({2})
Vielen Dank. - Für die SPD-Fraktion hat jetzt Axel
Schäfer das Wort.
({0})
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Es geht um drei Dinge: um das gemeinsame Europa, um
das Mitgliedsland Griechenland und um das Mitgliedsland Deutschland.
Erstens. Das gemeinsame Europa, geschätzte Kolleginnen und Kollegen von den Grünen, ist an diesem Wochenende Gott sei Dank eben nicht zerbrochen; denn
diejenigen, die die zentrale Verantwortung haben, haben
für den Zusammenhalt gesorgt. Diese zentrale Verantwortung tragen auf der einen Seite die Repräsentanten
der Institutionen - der Präsident der Kommission,
Juncker, der Präsident des Rates, Tusk, der Präsident der
Euro-Zone, Dijsselbloem, und der Präsident des Europäischen Parlaments, Schulz -, und auf der anderen Seite
die deutsch-französischen Beziehungen, also die deutsche Bundeskanzlerin und der französische Präsident.
Diese Konstellation hat einen Kompromiss und einen
einstimmigen Beschluss ermöglicht. Diese europäische
Konstellation, bestehend aus drei Sozialdemokraten und
drei Christdemokraten, trägt die Verantwortung. Auch
die Koalition in diesem Haus muss die gemeinsame Verantwortung wahrnehmen.
({0})
Ich sage das bewusst, weil nicht alle in diesem Haus dafür waren, dass Jeroen Dijsselbloem weiterhin Präsident
der Euro-Gruppe bleibt. Herzliche Gratulation zu seiner
Wiederwahl.
({1})
Zweitens. Zu Griechenland. Ja, die Probleme sind
vielschichtig und widersprüchlich. Es gibt nicht nur
schwarz und weiß, vieles ist leider auch schrecklich
grau. Aber eines ist klar: Die griechische Regierung trägt
eine besondere Verantwortung. Es hilft den Kolleginnen
und Kollegen der Linkspartei überhaupt nicht, dies in
Abrede zu stellen, dies zu leugnen. Vielmehr geht es darum, dass eine linke Partei, die Verantwortung hat, auch
Verantwortung übernimmt. Heute geht es hier wie auch
in Athen um eine ganz simple Frage: Stimmen die Parlamente mit Ja - es kann also verhandelt werden - oder
sagt ein Parlament Nein? Wenn das alle tun, dann hätte
das zur Folge, dass Europa am Ende ist. Heute geht es
darum, dies zu verhindern.
({2})
Liebe Kolleginnen und Kollegen der Linken, wir unterstützen Alexis Tsipras bei seinen Bemühungen, die er
in Brüssel zugesagt hat. Wir sagen auch: Hüte dich vor
falschen Freunden, es sind deine wahren Gegner. - Es ist
schon ein Problem, wenn bei der Rede des griechischen
Ministerpräsidenten im Europäischen Parlament nicht
nur Linke - das ist okay -, sondern auch diejenigen, die
Europa zerstören wollen, wie Le Pen und UKIP - und
Axel Schäfer ({3})
das sind auch Ihre Gegner -, frenetisch Beifall spenden.
Auch hier in diesem Haus müssen die Zerstörer Europas
zurückgewiesen werden.
({4})
Drittens. Zur Situation hier in Deutschland. Ja, wir
führen eine schwierige Debatte, sowohl innerhalb der
Parteien als auch mit unseren Wählerinnen und Wählern.
Das ist bei den Grünen, der Linkspartei, der Union und
der SPD fast gleich. Aber es gibt einen Unterschied,
liebe Kolleginnen und Kollegen der Linkspartei: Unter
Ihren Wählerinnen und Wählern gibt es eine große
Mehrheit, die für ein Ja plädiert, aber Sie hier im Bundestag wollen mit Nein stimmen. Das ist eine hochinteressante Unterscheidung. So viel zu den Interessen der
Wählerinnen und Wähler.
({5})
Eines ist mittlerweile ein Problem geworden - ich
will das hier einmal hart aussprechen -: Wir haben in
Deutschland einen sich entwickelnden neuen Nationalismus. Wenn ich das sage, hat das nichts mit Knobelbechern, Krieg oder sonst etwas zu tun. Es geht um eine
Diskussion über ein „Europa unter Vorbehalt“, um ein
Europa unter Vorbehalt all dessen, was man dagegen
einwenden kann. Europa unter Vorbehalt: Darum geht es
auch in einer Begründung des Bundesverfassungsgerichts, in der 56 Mal von nationaler Souveränität gesprochen wird, während in unserer Verfassung steht, dass wir
Deutsche gleichberechtigt in einem vereinten Europa
dem Frieden der Welt dienen wollen. Das ist der Impetus
unserer Verfassung.
({6})
Eines finde ich besonders problematisch - da sollten
wir alle in diesem Haus wirklich widersprechen -: Es
kann nicht sein, dass uns ganz bestimmte Medien, deren
Freiheit uns ganz wichtig ist - deshalb nehmen wir uns
auch die Freiheit, zu widersprechen -, der Bundeskanzlerin in großen Überschriften diktieren wollen, wie sie
sich zu verhalten hat. „Frau Merkel, Sie müssen …“,
stand in der Bild-Zeitung. „Frau Merkel, Grexit“, stand
in der Bild-Zeitung. An dieser Stelle möchte ich deutlich
widersprechen. Das liegt in der Verantwortung des Parlaments, und es ist Aufgabe der Regierung, zu handeln.
Wir lassen uns von populistischen Kampagnen nicht zu
einer Form des neuen Nationalismus drängen. Wir wollen dieses gemeinsame Europa, und deshalb wollen wir
auch ein Ja bei der heutigen Abstimmung.
({7})
Vielen Dank. - Nächster Redner ist Klaus-Peter
Willsch, CDU/CSU-Fraktion.
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Liebe Zuschauer auf den Tribünen und an den
Bildschirmen! Ich habe zuletzt zur Verlängerung von
Griechenland II hier gesprochen. Damals habe ich die
Vertrauenswürdigkeit von Varoufakis und Tsipras in
Zweifel gezogen. Davon habe ich eigentlich nichts zurückzunehmen. In diesem Zusammenhang habe ich auch
gesagt, dass wir spätestens im Sommer oder Herbst über
ein neues Paket werden reden müssen. Ich habe gesagt:
Das werden 40 bis 50 Milliarden Euro sein. Diesbezüglich muss ich mich korrigieren: Wir verhandeln schon im
frühen Sommer darüber, und es sind 85 Milliarden Euro.
Aber ansonsten war die Treffsicherheit ziemlich groß.
Ich glaube nicht, dass dadurch, dass nach dem bewährten Hausrezept „Viel hilft viel“ immer nur Geld
nachgeschoben wird, sich in Griechenland irgendetwas
verändert. Wenn Sie ein Fass ohne Boden haben, können
Sie versuchen, es mit Wasser zu füllen; aber Sie können
so viel hineinschütten, wie Sie wollen, es wird nicht voll.
Blenden wir zurück auf Griechenland I, auf 2010, und
vergleichen wir die Lage von damals mit der von heute.
Ich erkenne dabei viele Parallelen. Auch damals ist uns
gesagt worden: Das ist ein einmaliges Angebot, das
letzte Angebot. Es sollte ja überhaupt nur eines sein.
Auch damals ist uns gesagt worden: Die Griechen versprechen viel; sie werden Gesetze ändern; sie werden
Strukturreformen durchführen; sie werden bei den Steuern etwas ändern; sie werden am Pensionssystem etwas
ändern. Auch die Bilder gleichen sich: Wir haben damals
Bilder von Aufständen, von gewalttätigen Demonstrationen gesehen. Häuser haben gebrannt, drei Menschen
sind sogar zu Tode gekommen. Dieses Mal, am Mittwoch, haben wir die gleichen Bilder gesehen, Bilder von
hitzigen Debatten im Parlament und brennenden Autos
auf den Straßen. Man hat so ein bisschen ein Déjà-vuErlebnis.
Es gibt aber auch Unterschiede: Bei Griechenland I
war der IWF mit einem Drittel dabei, jetzt schleicht er
sich raus. Ende des ersten Quartals 2016 will er draußen
sein.
({0})
Die Griechen sind nur verpflichtet, einen Antrag zu stellen. Der IWF macht natürlich keine Zusage, dass er dem
nachgeben wird.
Es gibt einen weiteren Unterschied: Damals konnte
man nur vermuten, dass es schwierig sein würde, solche
Reformen in Griechenland umzusetzen, weil man nicht
genau wusste, ob der Wille dazu da ist. Jetzt wissen wir
es. Es gab zwischenzeitlich ein Referendum, bei dem
61 Prozent zum Ausdruck gebracht haben, dass sie diese
Strukturreformen nicht wollen. Und wir haben eine Regierung, die im Parlament laut erklärt, sie sei erpresst
worden, nur so seien diese Ergebnisse zustande gekommen, sie habe das alles nicht gewollt. Mir ist völlig
schleierhaft, wie man glauben kann, dass jetzt, unter diesen Rahmenbedingungen, das funktionieren soll, was in
den letzten fünf Jahren nicht funktioniert hat.
Ein Weiteres, was sich gleicht: Privatisierungen und
Privatisierungserlöse. Im ersten Programm, das die damalige griechische Regierung mit der Troika ausgehandelt hat, stand sozusagen als Restabdeckung ein geplanKlaus-Peter Willsch
ter Privatisierungserlös von 50 Milliarden Euro.
Realisiert wurden bis heute 2,6 Milliarden Euro. Jetzt
soll wieder mit der gleichen Summe gearbeitet werden.
Der Privatisierungsfuror geht jetzt richtig durch mit den
Griechen, da sie wissen, dass das in einen Fonds geht,
der zum größeren Teil zur Schuldentilgung herangezogen werden soll und den sie nicht einmal alleine verwalten können. Das glaubt doch kein Mensch. Man kann
wirklich niemandem erklären, wie das realistisch sein
soll.
Wir haben darüber hinaus im Laufe dieser fünf Jahre
eines feststellen müssen: Diese Bail-out-Politik, das Herauspauken von Ländern, die Übernahme der Gläubigerposition gegenüber diesen Ländern hat die Verhältnisse
zwischen den Völkern in Europa erheblich beschädigt.
Nie haben wir so hässlich übereinander reden hören wie
in diesen letzten fünf Jahren und ganz besonders wie in
den letzten fünf Monaten.
({1})
Das ist eine verhängnisvolle Folge dieser Schuldenübernahmepolitik; sie führt mit einer gewissen Zwangsläufigkeit dazu.
({2})
Wie muss sich denn das griechische Parlament vorkommen, dass wir hier im Deutschen Bundestag schon
wieder einen ganzen Morgen darüber reden, was es eigentlich für Aufgaben zu erledigen hätte? Das ist doch
eine Aufgabe, die im griechischen Parlament erledigt
werden muss und nicht hier. Der Grundfehler dort ist
doch, dass auch jetzt wieder mit dieser Erpressungsstory
versucht wird, einen äußeren Feind zu identifizieren, der
schuld ist an allem Unbill in dem Lande. Nie ist die
Schuld im eigenen Lande. Die Probleme Griechenlands
liegen in Griechenland und können nur in Griechenland
gelöst werden. Wenn wir mit klugen Ratschlägen von
außen kommen, wird das nicht zum Erfolg führen.
({3})
Ich fordere Sie deshalb auf: Stimmen Sie der Mandatierung nicht zu. Der ESM war auch gar nicht dafür gedacht; er sollte, wenn die Euro-Zone als Ganzes in Gefahr ist, aktiviert werden. Hierfür ist er nicht vorgesehen.
Der EFSM, der jetzt zur Brückenfinanzierung vorgesehen ist, war eigentlich einmal für die Bewältigung von
Naturkatastrophen vorgesehen.
({4})
So wird hier eine Rechtsposition nach der anderen abgeräumt, und es wird beliebig gestaltet, nur um wieder retten zu können.
Herr Kollege.
Mein letzter Satz, Frau Präsidentin.
({0})
Herr Präsident.
Da können Sie einmal sehen, wie lange Sie schon reden.
({0})
Ich meine natürlich: Herr Präsident.
({0})
Wir müssen dazu zurückkehren, dass das Recht in Europa gilt, dass die Herrschaft des Rechts Vorrang hat und
dass hier nicht Beliebigkeit Einzug hält. Wenn all die pathetischen Worte, die heute gesagt worden sind, wirklich
sind, dann ist es doch völlig egal, wie es ausgeht. Das
wiegt doch dann so schwer, dass damit natürlich auch
Griechenland IV und Griechenland V begründet werden
kann. Ich gehe davon aus, dass das auf uns zukommt.
Denn es ist nicht zu erkennen, dass dieser Weg ein erfolgreicher ist. Im Gegenteil: Durch Zeitablauf ist erwiesen, dass es ein erfolgloser Weg ist. Deshalb sollten wir
ihn heute beenden.
Danke schön.
({1})
Johannes Kahrs erhält nun das Wort für die SPDFraktion.
({0})
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Wenn ich bei mir im Wahlkreis über das
Thema Griechenland diskutiere, ob bei Hausbesuchen,
an Infoständen oder selbst beim Stammtisch, dann sagen
ganz viele Menschen: Es ist doch nicht euer Ernst, dass
ihr jetzt noch einmal 50, 60, 70, 80 Milliarden Euro nach
Griechenland geben wollt. Wir bürgen mit unserem Geld
dafür. Seid ihr denn wahnsinnig? - Dann muss man immer lange argumentieren, so wie man auch mit dem Kollegen Willsch argumentieren muss.
Es stellt sich dann aber die Frage: Wie geht man das
Problem an? Man muss sagen: Es ist ja nicht so, dass das
Geld einfach irgendwohin gepumpt wird und nichts passiert - das ist heute schon einmal dargestellt worden -,
hier geht es nicht darum, Dinge zu subventionieren oder
zu bezahlen, die verbraucht werden und dann weg sind,
sondern hier geht es darum, eine Strukturveränderung
hinzubekommen.
Sigmar Gabriel hat gesagt: Es geht darum, Strukturen
zu reformieren. Es geht darum, zu investieren, damit
Griechenland mit funktionierenden Strukturen eine
Chance hat, die Wirtschaft wieder aufgebaut werden
kann und die Griechen in die Lage versetzt werden, ihren Lebensstandard selber zu erarbeiten. - Herr Kauder
hat hier zu Recht gesagt, dass in der DDR das System
nicht funktioniert hat. Wir müssen mit daran arbeiten,
dass das System, das in der DDR nicht funktioniert hat,
in Griechenland irgendwann zu funktionieren beginnt.
Deswegen hat Thomas Oppermann ja vom Staatsversagen gesprochen. Wenn man sich das vor Augen hält und
sagt: „Jawohl, wir wollen helfen, dass die Griechen in
die Lage versetzt werden, sich irgendwann selbst zu helfen“, dann ist das doch wirklich sinnvoll. Herr Kauder
hat gesagt: Die Rettung Griechenlands findet in Griechenland statt. - Genau so ist es. Deswegen müssen wir
den Griechen helfen, sich selbst zu helfen.
({0})
Das, was hier heute von vielen gesagt wurde, ist wirklich grober Unfug.
({1})
Herr Schick hat gesagt, Herr Schäuble verursache durch
die Grexit-Diskussion Mehrkosten von 25 Milliarden
Euro. Ehrlich gesagt, Herr Schick, war das nicht Herr
Schäuble, sondern Herr Tsipras hat durch sein Hin und
Her, durch das Referendum und dadurch, dass er selber
die Ablehnung empfohlen hat, dafür gesorgt, dass diese
Mehrkosten entstanden sind.
({2})
Das ist doch Teil der Wahrheit. Das Hin und Her der
letzten sechs Monate hat dazu geführt, dass die griechische Wirtschaft eingebrochen ist, dass das Vertrauen verloren gegangen ist, dass die Banken in eine noch instabilere Lage geraten sind. Das ist das Problem. Wir wollen
dabei helfen, dass sich die Situation verbessert. Ich
glaube, dass man das sagen muss - auch das gehört nämlich zur Wahrheit dazu -, auch unter Freunden.
Wir haben hier heute Reden gehört, die teilweise etwas grenzwertig waren. Die Linke hat alles bemüht und
gesagt, wir würden nötigen und die Griechen würden gezwungen werden. Herr Gysi hat es wirklich geschafft, zu
sagen: Die Linke wird den Antrag ablehnen; aber sie hat
ja empfohlen, dass in Griechenland zugestimmt wird. Das ist wirklich grober Unfug.
({3})
Wenn SPD und CDU/CSU nicht dafür sorgen würden,
dass Hilfspakete verabschiedet werden, dann würde es in
Griechenland deutlich schlimmer aussehen. Deswegen
versteht das, was Sie hier tun, niemand, nicht einmal die
Mehrheit Ihrer eigenen Wähler. Das ist doch alles absurd.
({4})
Wir haben auch Frau Wagenknecht gehört, die ja nur
dumpfen Populismus betrieben hat,
({5})
die sich kein einziges Mal bemüht hat, irgendwelche Argumente auf den Tisch zu legen und ein kohärentes Konzept zu entwickeln. Sie hat nur alle möglichen Vorurteile
bedient und dumme Stammtischparolen wiederholt. Sie
hat es aber nicht geschafft, eine Alternative aufzuzeigen.
({6})
Den Kritikern fehlt ein Gegenkonzept zu dem, was
die Bundesregierung macht, also eine Alternative, wie es
stattdessen laufen soll. Das Peinliche ist doch, dass Sie
sich hierhinstellen, Plattitüden verkünden, dummerhaftes Gewäsch von sich geben, den Menschen, die man auf
die Bäume gejagt hat, im Ergebnis aber überhaupt keine
Perspektive geben, wie man sie wieder herunterholen
möchte. Ich finde, das ist verantwortungslos.
({7})
Es wird hier immer über Rentenkürzungen geredet. Man
muss sich auch einmal die Mühe machen, sich das griechische Rentensystem anzusehen. Was ist denn dort
passiert? Hier geht es nicht um Rentenkürzungen, sondern darum, dass Vorruhestandsregelungen, die es in
Deutschland und vielen anderen EU-Ländern gar nicht
gibt, zurückgeführt werden, dass ein Rentensystem, das
in sich nicht tragfähig ist, tragfähig gemacht wird. Das
ist doch der Sinn. Bisher waren ausgenommen: Mediziner, Juristen, Ingenieure, Journalisten, die Angestellten
der Bank von Griechenland und Soldaten. Das kann
doch nicht angehen. Entweder gibt es ein Rentensystem
für alle, oder es geht nicht. Dass die Linke verhindern
will, dass das gemacht wird, ist doch schier absurd. Ein
Rentensystem muss funktionieren können.
({8})
Ich sage Ihnen: Wenn Sie mit Ihren Fantasien durchkämen, wir alle den Antrag ablehnen und die Griechen
eine abgewertete Drachme bekommen würden, dann
wäre das für die griechischen Rentner eine Katastrophe.
Dann käme es nämlich zu einer realen Rentenkürzung;
denn die Kaufkraft würde um 30, 40 Prozent zurückgehen. Wenn es das ist, was die Linke will, dann ist das
weder sozial noch gerecht. Mit so etwas wie Ihnen wird
es Rot-Rot-Grün nie geben.
({9})
Sie sorgen dafür, dass es unmöglich ist, mit Ihnen je auf
Bundesebene zu koalieren.
({10})
Also: Rot-Grün immer gern. Aber das, was Sie hier
abgeliefert haben, geht gar nicht. Sie schließen Rot-RotGrün aus. Jedem in der Presse, der noch davon träumt,
dass Rot-Rot-Grün eine Idee wäre und eine Chance
hätte,
Herr Kollege.
- sage ich: Die gibt es nicht.
({0})
Das muss auch mal gesagt werden, damit es jeder mitbekommt.
Vielen Dank, Herr Präsident.
Also, Herr Kollege Kahrs, dass diese Debatte auch
zur vorläufig abschließenden Klärung künftiger Koalitionsbildung beitragen würde, hätten zu Beginn dieser
Debatte die wenigsten für möglich gehalten.
Bevor ich nun dem Kollegen Ralph Brinkhaus als
letztem Debattenredner das Wort gebe, weise ich darauf
hin, dass anschließend der Kollege Liebich noch Gelegenheit zu einer persönlichen Erklärung zur Abstimmung hat. Deswegen bitte ich die Kollegen, die sich da
oben schon in der Nähe der noch gar nicht vorhandenen
Abstimmungsurnen aufhalten, vielleicht noch ein paar
Minuten Platz zu nehmen; hinreichend Plätze sind vorhanden.
Jetzt hat der Kollege Brinkhaus das Wort.
Vielen Dank. - Herr Präsident! Meine Damen und
Herren! Viele von uns haben in den letzten Tagen und
Wochen sehr viele Mails und Briefe bekommen oder
sind, wenn sie im Wahlkreis unterwegs waren wie der
Kollege Kahrs, angesprochen worden. Viele Menschen
haben ihr Unverständnis darüber geäußert, dass wir
Griechenland noch mal helfen, dass wir weitermachen.
Ich glaube, meine Damen und Herren, bei all den Reden,
die wir hier heute Morgen gehalten haben, sollten wir
das ernst nehmen und respektieren. Ich würde aber die
Leute, die uns da angemailt haben oder uns Briefe geschrieben haben, bitten, auch uns ernst zu nehmen und
uns zu respektieren; denn da waren Sprüche dabei wie
„Na ja, da schmeißt ihr das Geld raus“ und „Über was
denkt ihr eigentlich nach?“. Ich möchte eines an dieser
Stelle klarstellen: Alle bei uns aus der Fraktion - und ich
glaube, das gilt auch für die anderen Fraktionen - haben
sehr mit sich gerungen, diese Entscheidung zu treffen.
Ich habe großen Respekt vor den Kolleginnen und Kollegen, die heute die schwierige Entscheidung treffen, zu
sagen: Ich stimme gegen meine Fraktion und sage
Nein. - Ich sage aber auch: Ich habe noch viel mehr Respekt vor denjenigen, die heute Ja sagen und sich dafür
im Wahlkreis gegebenenfalls verprügeln lassen müssen.
({0})
Meine Damen und Herren, manchmal ist es gut, sich
einfach einmal anzuschauen, über was man überhaupt
redet. Wenn man sich das Paket, das die Bundesregierung jetzt zusammen mit den europäischen Partnern in
die Verhandlungen einbringen möchte, anschaut, dann
muss man feststellen: Das ist ein gutes Paket. Wenn irgendwo einmal ein Lehrbuch geschrieben würde, wie
man ein Land saniert, dann müsste man sagen: Dort wird
alles richtig gemacht.
({1})
Die Gläubiger werden erst einmal auf Abstand gehalten.
Man versucht, die Banken zu stabilisieren. Übrigens
noch eine nette kleine Nebenbemerkung: Die vereinigte
Linke hat uns ja immer vorgeworfen, dass wir die Banken stabilisieren, dass wir das Geld in die Banken reingeben. Jetzt sehen wir, was passiert, wenn Banken in
einem Land nicht stabil sind, wozu das führt, meine Damen und Herren.
({2})
Wir haben in diesem Paket aber nicht nur die Banken
stabilisiert, sondern es sollen kurzfristige Maßnahmen
auf den Weg gebracht werden wie Steuererhöhungen, die
schnell etwas bringen, aber auch langfristige Maßnahmen wie die dringend notwendigen Strukturreformen
nicht nur im Arbeitsrecht, nicht nur in den Produktmärkten, sondern auch bei den Institutionen. Es ist gut und
richtig, wie das gemacht wird, und ich glaube, das ist
auch nicht zu kritisieren.
Jetzt könnte uns entgegengehalten werden: Ja, aber
ein ehrgeiziges Programm, wie es jetzt vereinbart worden ist, braucht doch eine Regierung, die dieses Programm auch mit großer Überzeugung mitträgt. Trägt
diese griechische Regierung dieses Programm mit großer Überzeugung mit? - Ich glaube, die Antwort hat uns
gerade der Kollege Ernst gegeben, der darauf hingewiesen hat, dass man seine berechtigten Zweifel daran haben kann. Nur, wenn man berechtigte Zweifel daran hat,
dann hat man zwei Möglichkeiten, darauf zu reagieren.
Man kann sagen: Okay, dann lasse ich es ganz sein. Das ist die eine Option. Die andere Option ist, zu sagen:
Ich versuche es trotzdem, und ich versuche, die Ziele
noch enger zu setzen, ich versuche, die Kontrollen noch
enger zu setzen, ich versuche, die Mechanismen so aufzusetzen, dass die ganze Sache klappt. - Man kann für
beides Pro und Kontra reden. Aber man muss eines wissen: Die Option „Dann lassen wir’s doch“, die wäre mit
unseren wichtigsten europäischen Partnern, nämlich den
Italienern und Franzosen, nicht machbar gewesen.
Meine Damen und Herren, eines ist mir Griechenland
bei allem Respekt vor der Situation dort nicht wert: dass
wir es uns mit unseren ältesten Partnern, mit den Ländern, mit denen wir zusammen die Europäische Gemeinschaft gegründet haben, wegen Griechenland verscherzen und einen Bruch riskieren. Das kann nicht sein, und
das darf nicht sein.
({3})
All denjenigen, die Zweifel daran haben, ob die Maßnahmen richtig sind, sage ich: Es ist auch ein Wert an
sich, dass wir in Europa mit diesen Ländern zusammenhalten. Das bitte ich alle bei ihren Entscheidungen mit11386
zudenken und mit einzupreisen, so schwer das auch sein
mag.
Wir sind nicht naiv, meine Damen und Herren, wir
glauben nicht, dass, wenn wir diesen Weg jetzt gehen,
wenn wir wieder einen Anlauf nehmen, um Griechenland zu helfen, alles reibungslos klappt. Wir werden einen unangenehmen Sommer haben. Wir werden einen
Sommer haben, in dem viel verhandelt wird, in dem viel
gestritten wird, in dem viel passieren wird, und es hat
auch ein ungewisses Ende, was dabei herauskommen
wird. So ehrlich sollten wir zu allen sein: Es hat ein ungewisses Ende. Dass wir jetzt ein Verhandlungsmandat
geben, heißt nicht, dass die Verhandlungen auch erfolgreich sein werden.
Deswegen ist es wichtig, dass der Deutsche Bundestag hier und heute Folgendes macht: Erstens muss er unseren Verhandlern Rückenwind mit auf den Weg geben,
indem er Geschlossenheit und Einigkeit zeigt. Das sollten wir für Wolfgang Schäuble und Angela Merkel machen.
({4})
Zweitens sollten wir klar definieren, was wir erreichen wollen. Ein Land hat - ich glaube, darin sind wir
uns alle einig - nur dann Würde, wenn es nicht mehr von
Transferzahlungen abhängig ist. Deswegen muss es unser aller Bestreben sein, dieses Land wettbewerbsfähig
zu machen, dieses Land unabhängig zu machen von europäischen Hilfeleistungen. Genau das muss unser Ziel
sein.
Ich glaube, wir haben als Deutscher Bundestag aber
auch das Recht, Leitplanken für die Verhandlungen zu
setzen. Die Leitplanken, die wir setzen, die Dinge, die
wir erwarten, das ist erstens, dass wir klar messbare
Ziele vereinbaren, das ist zweitens, dass wir einen Zeitplan vereinbaren, der auch eingehalten wird, das ist drittens, dass wir Kontrollen vereinbaren, die diesen Namen
auch verdienen, und das ist viertens, dass wir uns ganz
ehrlich machen und uns überlegen, was passiert, wenn
das alles nicht zum Erfolg führt.
Heute Morgen ist hier das neue Tabuwort in der deutschen Politik sehr kritisiert worden, nämlich das Wort
„Grexit“. Meine Damen und Herren, es ist doch so, dass
alle oder zumindest die meisten, die hier sitzen, es vorziehen, wenn Griechenland im Euro bleibt und wenn wir
zusammenbleiben.
({5})
Es ist aber auch richtig: Wir sind nicht in der Lage, dafür
jeden Preis zu zahlen. Deswegen ist es auch nicht
schlimm, darüber nachzudenken, was passiert, wenn dieses Verhandlungspaket nicht erfolgreich ist, was passiert,
wenn sich die griechische Regierung weigert, die ganzen
Vorgaben umzusetzen, was passiert, wenn wir keine Einigung mit den europäischen Partnern erzielen. Wir können doch nicht so tun, als wenn das heute hier die letzte
Debatte wäre. Was haben wir denn gelernt? Wir haben
bei Griechenland I hier gesessen, wir haben bei Griechenland II hier gesessen und haben gedacht, das sei das
Ende der Geschichte. Jetzt sitzen wir bei Griechenland III. Meine Damen und Herren, ich prophezeie Ihnen: Wir werden noch lange über Griechenland diskutieren. So ehrlich müssen wir sein.
({6})
In schwierigen Situationen, bei kritischen Entscheidungen gibt es schlechte Ratgeber. Ein schlechter Ratgeber ist Zorn. Ich weiß, dass viele in der Bevölkerung und
auch viele hier zornig sind, und zwar aus ganz unterschiedlichen Gründen, auch gegenüber Griechenland,
und wahrscheinlich auch zu Recht. Aber Zorn ist ein
ganz schlechter Ratgeber und sollte nie handlungsleitend
sein. Dementsprechend sollten wir heute, wie der eine
oder andere Vorredner das gesagt hat, unsere Entscheidung mit kühlem Kopf treffen.
Ein zweiter schlechter Ratgeber ist Ungeduld. Die
Europäische Union hat wieder gesagt, sie wolle das
Ganze in den nächsten sechs Wochen abwickeln. Das ist
unrealistisch. Wir müssen uns die Zeit nehmen, die wir
brauchen. Ich plädiere dafür, lieber einmal mehr zu verhandeln, als das Ganze wieder übers Knie zu brechen
und wieder nur eine kurzfristige, nicht tragfähige Lösung zu finden.
({7})
Der dritte schlechte Ratgeber ist Angst - Angst davor,
dass alles auseinanderbrechen kann, dass alles noch viel
schlimmer wird. Angst lähmt und führt nicht dazu, dass
wir richtige Entscheidungen treffen. Wir müssen, wie ich
es eben gesagt habe, die Sache zu Ende denken, falls es
nicht klappt, Griechenland zu helfen, falls es nicht
klappt, Griechenland zu integrieren.
Meine Damen und Herren, viele sagen: Mein Gott,
was habt ihr jetzt für eine kritische Situation in Europa!
Mein Gott, wie schlimm und tragisch ist das alles jetzt!
Ich muss sagen: Ja, die Situation ist kritisch. Aber auch
das gehört zur Ehrlichkeit dazu. Wer hat denn gedacht,
als Europa zusammengeführt und die europäischen Gemeinschaften gegründet worden sind, dass es nur eine
Schönwetterveranstaltung ist? Es ist jetzt keine Schönwetterveranstaltung; der Sturm weht. Wir können das
Ganze jetzt nicht, wie wir es in der Vergangenheit immer
gemacht haben, mit Geld zuschütten, sondern wir müssen Fragen grundsätzlicher Art stellen. Ich glaube, es ist
gut und richtig, dass wir diese grundsätzlichen Fragen
stellen. Deswegen sollten wir nicht nur über Griechenland diskutieren, sondern auch darüber, wie die Verfasstheit der Europäischen Union zukünftig aussehen soll.
Einfach zu sagen, die einzige Lösung seien noch mehr
Integration, eine noch schnellere Integration und noch
mehr Institutionen, das halte ich für zu kurz gegriffen.
Ich glaube, auch das gehört dazu, dass wir in diesem
Land darüber sprechen, wie es mit der Europäischen
Union weitergeht.
({8})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, es könnte der Eindruck entstehen, dass Europa schwierig ist, mühevoll ist,
leidvoll ist, anstrengend ist und frustrierend ist. Aber ich
habe bei einer Veranstaltung in der letzten Woche in
meinem Wahlkreis wieder einmal erfahren dürfen: Europa ist all diese Mühsal und all diese Anstrengungen
wert. Sie wissen, ich bin Haushälter und Finanzer. Wenn
ich einen Vortrag über die Europäische Union und über
die Griechenland-Krise halte, dann benutze ich ganz
viele Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt, zu Wachstumsraten, Zinsen und was es sonst noch gibt. Ich sage dazu,
wie viele Länder in der Europäischen Union sind und
ganz viele andere Dinge.
Bei der letzten Veranstaltung kam ein alter Mann zu
mir und sagte sinngemäß: Herr Brinkhaus, vergessen Sie
all die Zahlen. Eine ist wichtig: 70. Da habe ich gefragt:
Was heißt 70? Daraufhin hat er geantwortet: 70 Jahre
Frieden in Europa. Darauf müssen Sie achten. - Das
muss unsere Verpflichtung sein.
({9})
Der Kollege Liebich hat jetzt Gelegenheit zur Abgabe
einer persönlichen Erklärung.
Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Die
Bundesregierung bittet um ein Ja, meine Fraktion empfiehlt ein Nein. Ich werde gleich mit Enthaltung stimmen. Nun werden Sie sagen: Das ist der bequeme Mittelweg. Der macht es sich ganz einfach. - Mir ist, ehrlich
gesagt, eine Entscheidung selten so schwer gefallen wie
die heute. Ich bin seit 1995 Parlamentarier und habe bisher immer mit meiner Fraktion gestimmt. Das gemeinsame Abstimmen ist mir sehr wichtig. Aber manchmal
geht es eben nicht. Ich möchte hier kurz begründen, warum ich heute nicht gemeinsam mit meiner Fraktion abstimme.
Ich kann dem Antrag der Bundesregierung, der heute
vorliegt, nicht zustimmen, weil er - Herr Oppermann hat
das zwar bestritten, aber ich wiederhole es hier - das Ergebnis einer Erpressung der griechischen Regierung ist,
({0})
einer Erpressung deshalb, weil man mit einem Grexit
gedroht hat, der für das griechische Volk eine unglaubliche Katastrophe gewesen wäre. Ich muss Ihnen ehrlich sagen: Das Verhalten von Angela Merkel, Wolfgang
Schäuble und Sigmar Gabriel hat mich entsetzt und enttäuscht. Diese Nacht in Brüssel war eine schwarze Nacht
für Europa, an die wir noch lange denken werden.
({1})
Ich verstehe die Argumente meiner Fraktion und anderer für ein Nein sehr gut. Ich kann ihnen aber heute
nicht folgen. Ich kann nicht Nein sagen; denn die griechische Regierung und die klare Mehrheit im griechischen Parlament haben den Antrag gestellt, Verhandlungen jetzt zu beginnen, weil dem Land sonst eine
humanitäre Katastrophe droht.
Die Regierung Tsipras ist zu Kompromissen bereit,
die sie selbst und viele Linke in Europa schmerzen, weil
sie keinen anderen Ausweg mehr weiß. Das kann ich
nicht ablehnen. Dass die Regierung dazu gezwungen ist,
ist auch Ergebnis der Schwäche der Linken in ganz Europa und auch hier in Deutschland. Dem Irrsinn einer
Politik, die in der Krise auf Sparen setzt, haben wir zu
wenig entgegengesetzt. Das muss anders werden.
({2})
Ich möchte nicht mit jenen aus der CDU/CSU zusammen abstimmen, die einen Ausschluss Griechenlands
aus der Euro-Zone in Kauf nehmen oder sogar wollen.
({3})
Ich möchte nicht den Wunsch der Bild-Zeitung erfüllen,
die seit Wochen auf unerträgliche Weise gegen Griechenland hetzt. Auch deshalb kann ich heute nicht mit
Nein stimmen.
({4})
Ich wünsche mir, anders als einige auf der rechten
Seite des Hauses und in der Bundesregierung, dass die
Regierung Tsipras nicht scheitert, sondern eine Chance
erhält, mit der Politik ihrer Vorgänger zu brechen. Dieser
Weg wird schwer und steinig und ist mit unangenehmen
Entscheidungen gepflastert. Aber ich möchte, dass sie
ihn gehen kann. Deshalb kann ich zum ersten Schritt
dazu nicht Nein sagen und werde mich heute enthalten.
Danke schön.
({5})
Wir sind damit am Ende der Aussprache.
Wir kommen zu den Abstimmungen. Mir liegt noch
eine Reihe von schriftlichen persönlichen Erklärungen
zur Abstimmung vor, die wir wie immer dem Protokoll
beifügen.1)
Unter dem Tagesordnungspunkt 1 a kommen wir jetzt
zur Abstimmung über den Antrag des Bundesministe-
riums der Finanzen auf der Drucksache 18/5590 mit dem
Titel: „Stabilitätshilfe zugunsten Griechenlands“, „Ein-
holung eines zustimmenden Beschlusses des Deutschen
Bundestages“. Ich glaube, ich muss den gesamten Text
nicht noch einmal vortragen.
Bevor wir zu den Abstimmungen kommen, mache ich
darauf aufmerksam, dass wir im Anschluss an die erste
und zweite namentliche Abstimmung jeweils eine einfa-
che Abstimmung durchführen werden. Daher bitte ich
Sie, sich nach den namentlichen Abstimmungen zu Ihren
Plätzen zu begeben.
1) Siehe Anlagen 2 bis 8
Präsident Dr. Norbert Lammert
Wir stimmen nun über den Antrag des Bundesminis-
teriums der Finanzen ab. Hierzu ist auf Antrag der CDU/
CSU und der SPD eine namentliche Abstimmung vorge-
sehen. Ich darf die Schriftführerinnen und Schriftführer
bitten, ihre Plätze einzunehmen. Sind die Plätze an den
Urnen jeweils doppelt besetzt? - Das ist der Fall. Dann
eröffne ich die erste Abstimmung.
Darf ich fragen, ob noch Kolleginnen oder Kollegen
im Saal anwesend sind, die ihre Karte zur ersten nament-
lichen Abstimmung nicht abgegeben haben? - Das
scheint nicht der Fall zu sein. Dann schließe ich die erste
namentliche Abstimmung.
Wir kommen damit zur Abstimmung über die Ent-
schließungsanträge. Ich rufe zunächst den Entschlie-
ßungsantrag der Fraktion Die Linke auf der Drucksache
18/5592 auf. Wer stimmt für diesen Entschließungsan-
trag? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Da-
mit ist der Entschließungsantrag gegen die Stimmen der
Antragsteller mit den Stimmen der übrigen Mitglieder
des Hauses abgelehnt.
Ich rufe den Entschließungsantrag der Fraktion Bünd-
nis 90/Die Grünen auf der Drucksache 18/5593 auf. Da-
rüber stimmen wir auf Verlangen der Fraktion Bünd-
nis 90/Die Grünen namentlich ab. Deswegen darf ich die
Schriftführerinnen und Schriftführer bitten, wieder die
Plätze einzunehmen. Sind alle Plätze an den Abstim-
mungsurnen besetzt? - Das ist der Fall. Dann eröffne ich
die zweite namentliche Abstimmung.
Haben alle anwesenden Kolleginnen und Kollegen
ihre Stimmkarte abgegeben? - Das ist offenkundig der
Fall. Dann schließe ich hiermit die zweite namentliche
Abstimmung.1)
Ich rufe nun den Entschließungsantrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 18/5594 auf.
Wer stimmt für diesen Entschließungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen? - Wer ist dagegen? - Wer
enthält sich? - Der Antrag ist erkennbar von einer hinreichend großen Mehrheit abgelehnt.
Wir kommen dann unter dem Tagesordnungspunkt 1 b zur Abstimmung über den Antrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 18/5595 mit
dem Titel „Beschluss des Deutschen Bundestages nach
§ 4 Absatz 1 Nummer 1 des ESM-Finanzierungsgesetzes ({0}); Verwendung der SMP-Mittel 2014 zur
1) Ergebnis Seite 11391 A
Absicherung einer Brückenfinanzierung“. Auch über
diesen Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen stim-
men wir auf Verlangen der Fraktion namentlich ab.
Ich möchte die Schriftführerinnen und Schriftführer
bitten, sich zum dritten und vorläufig letzten Mal um die
dafür vorgesehenen - hoffentlich ausgewechselten - lee-
ren Urnen zu versammeln. - Dann eröffne ich hiermit
die dritte namentliche Abstimmung.
Ich habe den Eindruck, dass alle, die abstimmen woll-
ten, nun auch abgestimmt haben. Dann schließe ich hier-
mit die dritte namentliche Abstimmung und bitte die
Schriftführerinnen und Schriftführer, auch hier mit der
Auszählung zu beginnen2).
Wir müssen bis zur Bekanntgabe der Ergebnisse dieser Abstimmung die Sitzung unterbrechen.
Da ich ahne, dass die Bekanntgabe der Ergebnisse der
Abstimmungen nicht mehr bei vollem Haus stattfindet,
erlaube ich mir schon jetzt den Hinweis, dass für den
Fall, dass der Deutsche Bundestag der Bundesregierung
das erbetene Mandat erteilt haben sollte, manches dafür
spricht, dass wir uns nicht erst zur Haushaltswoche wiedersehen, sondern gegebenenfalls früher. Das teilen wir
dann gegebenenfalls unverzüglich mit.
Die Sitzung ist unterbrochen.
({1})
Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet.
Ich darf Ihnen das Ergebnis der drei namentlichen
Abstimmungen mitteilen - mit herzlichem Dank an die
Kolleginnen und Kollegen, die das Auszählen nicht nur
überhaupt, sondern mit einer bemerkenswerten Geschwindigkeit erledigt haben.
({0})
Zunächst gebe ich das von den Schriftführerinnen und
Schriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen
Abstimmung über den Antrag des Bundesministeriums
der Finanzen zur Stabilitätshilfe zugunsten Griechen-
lands bekannt: abgegebene Stimmen 598. Mit Ja haben
gestimmt 439. Mit Nein haben gestimmt 119. Enthalten
haben sich 40 Kolleginnen und Kollegen. Damit ist der
Antrag angenommen.
2) Ergebnis Seite 11393 B
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 598;
davon
ja: 439
nein: 119
enthalten: 40
Ja
CDU/CSU
Stephan Albani
Katrin Albsteiger
Peter Altmaier
Artur Auernhammer
Dorothee Bär
Norbert Barthle
Günter Baumann
Maik Beermann
Sybille Benning
Dr. André Berghegger
Dr. Christoph Bergner
Ute Bertram
Clemens Binninger
Peter Bleser
Dr. Maria Böhmer
Norbert Brackmann
Michael Brand
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Präsident Dr. Norbert Lammert
Dr. Helge Braun
Gitta Connemann
Alexandra Dinges-Dierig
Alexander Dobrindt
Michael Donth
Marie-Luise Dött
Hansjörg Durz
Iris Eberl
Jutta Eckenbach
Dr. Bernd Fabritius
Uwe Feiler
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Dirk Fischer ({1})
Dr. Maria Flachsbarth
Thorsten Frei
Dr. Astrid Freudenstein
Dr. Hans-Peter Friedrich
({2})
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Ingo Gädechens
Alois Gerig
Eberhard Gienger
Cemile Giousouf
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Klaus-Dieter Gröhler
Michael Grosse-Brömer
Astrid Grotelüschen
Markus Grübel
Manfred Grund
Oliver Grundmann
Monika Grütters
Dr. Herlind Gundelach
Fritz Güntzler
Christian Haase
Florian Hahn
Jürgen Hardt
Dr. Stefan Heck
Helmut Heiderich
Mechthild Heil
Jörg Hellmuth
Rudolf Henke
Michael Hennrich
Ansgar Heveling
Peter Hintze
Christian Hirte
Thorsten Hoffmann
({3})
Karl Holmeier
Franz-Josef Holzenkamp
Dr. Hendrik Hoppenstedt
Margaret Horb
Bettina Hornhues
Charles M. Huber
Anette Hübinger
Erich Irlstorfer
Thomas Jarzombek
Sylvia Jörrißen
Andreas Jung
Dr. Franz Josef Jung
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kanitz
Anja Karliczek
Bernhard Kaster
Dr. Stefan Kaufmann
Roderich Kiesewetter
Dr. Georg Kippels
Volkmar Klein
Jürgen Klimke
Axel Knoerig
Markus Koob
Carsten Körber
Hartmut Koschyk
Kordula Kovac
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Rüdiger Kruse
Bettina Kudla
Dr. Roy Kühne
Günter Lach
Uwe Lagosky
Katharina Landgraf
Ulrich Lange
Barbara Lanzinger
Dr. Katja Leikert
Dr. Philipp Lengsfeld
Dr. Andreas Lenz
Philipp Graf Lerchenfeld
Dr. Ursula von der Leyen
Antje Lezius
Ingbert Liebing
Matthias Lietz
Andrea Lindholz
Patricia Lips
Dr. Claudia Lücking-Michel
Dr. Jan-Marco Luczak
Daniela Ludwig
Karin Maag
Yvonne Magwas
Thomas Mahlberg
Dr. Thomas de Maizière
Gisela Manderla
Matern von Marschall
Stephan Mayer ({4})
Reiner Meier
Dr. Michael Meister
Maria Michalk
Dr. Mathias Middelberg
Dietrich Monstadt
Karsten Möring
Marlene Mortler
Elisabeth Motschmann
Dr. Gerd Müller
Carsten Müller
({5})
Stefan Müller ({6})
Dr. Philipp Murmann
Michaela Noll
Helmut Nowak
Dr. Georg Nüßlein
Julia Obermeier
Wilfried Oellers
Florian Oßner
Henning Otte
Ingrid Pahlmann
Sylvia Pantel
Martin Patzelt
Dr. Martin Pätzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Thomas Rachel
Kerstin Radomski
Alexander Radwan
Alois Rainer
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche ({7})
Lothar Riebsamen
Josef Rief
Dr. Heinz Riesenhuber
Johannes Röring
Dr. Norbert Röttgen
Erwin Rüddel
Anita Schäfer ({8})
Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Jana Schimke
Norbert Schindler
Tankred Schipanski
Heiko Schmelzle
Christian Schmidt ({9})
Gabriele Schmidt ({10})
Patrick Schnieder
Nadine Schön ({11})
Dr. Ole Schröder
Dr. Kristina Schröder
({12})
Dr. Klaus-Peter Schulze
Uwe Schummer
Armin Schuster ({13})
Christina Schwarzer
Johannes Selle
Dr. Patrick Sensburg
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Carola Stauche
Dr. Frank Steffel
Albert Stegemann
Peter Stein
Sebastian Steineke
Johannes Steiniger
Rita Stockhofe
Gero Storjohann
Max Straubinger
Matthäus Strebl
Karin Strenz
Thomas Stritzl
Thomas Strobl ({14})
Lena Strothmann
Michael Stübgen
Dr. Sabine Sütterlin-Waack
Dr. Peter Tauber
Antje Tillmann
Astrid Timmermann-Fechter
Dr. Hans-Peter Uhl
Dr. Volker Ullrich
Oswin Veith
Thomas Viesehon
Michael Vietz
Volkmar Vogel ({15})
Sven Volmering
Christel Voßbeck-Kayser
Kees de Vries
Dr. Johann Wadephul
Marco Wanderwitz
Nina Warken
Kai Wegner
Albert Weiler
Marcus Weinberg ({16})
Dr. Anja Weisgerber
Peter Weiß ({17})
Sabine Weiss ({18})
Karl-Georg Wellmann
Waldemar Westermayer
Kai Whittaker
Annette Widmann-Mauz
Heinz Wiese ({19})
Elisabeth WinkelmeierBecker
Oliver Wittke
Barbara Woltmann
Tobias Zech
Heinrich Zertik
Dr. Matthias Zimmer
Gudrun Zollner
SPD
Niels Annen
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Heike Baehrens
Ulrike Bahr
Heinz-Joachim Barchmann
Dr. Katarina Barley
Doris Barnett
Klaus Barthel
Dr. Matthias Bartke
Sören Bartol
Uwe Beckmeyer
Lothar Binding ({20})
Willi Brase
Dr. Karl-Heinz Brunner
Edelgard Bulmahn
Martin Burkert
Dr. Lars Castellucci
Petra Crone
Bernhard Daldrup
Dr. Daniela De Ridder
Dr. Karamba Diaby
Sabine Dittmar
Martin Dörmann
Elvira Drobinski-Weiß
Siegmund Ehrmann
Michaela Engelmeier
Dr. h. c. Gernot Erler
Petra Ernstberger
Saskia Esken
Dr. Johannes Fechner
Dr. Fritz Felgentreu
Dr. Ute Finckh-Krämer
Christian Flisek
Dr. Edgar Franke
Ulrich Freese
Dagmar Freitag
Michael Gerdes
Martin Gerster
Iris Gleicke
Angelika Glöckner
Ulrike Gottschalck
Präsident Dr. Norbert Lammert
Kerstin Griese
Michael Groß
Uli Grötsch
Wolfgang Gunkel
Bettina Hagedorn
Rita Hagl-Kehl
Metin Hakverdi
Ulrich Hampel
Sebastian Hartmann
Dirk Heidenblut
Hubertus Heil ({21})
Gabriela Heinrich
Marcus Held
Wolfgang Hellmich
Dr. Barbara Hendricks
Heidtrud Henn
Gustav Herzog
Gabriele Hiller-Ohm
Petra Hinz ({22})
Thomas Hitschler
Dr. Eva Högl
Christina Jantz
Frank Junge
Josip Juratovic
Oliver Kaczmarek
Ralf Kapschack
Gabriele Katzmarek
Ulrich Kelber
Marina Kermer
Arno Klare
Lars Klingbeil
Dr. Bärbel Kofler
Daniela Kolbe
Birgit Kömpel
Anette Kramme
Dr. Hans-Ulrich Krüger
Helga Kühn-Mengel
Christine Lambrecht
Christian Lange ({23})
Dr. Karl Lauterbach
Steffen-Claudio Lemme
Burkhard Lischka
Gabriele Lösekrug-Möller
Hiltrud Lotze
Kirsten Lühmann
Dr. Birgit Malecha-Nissen
Caren Marks
Katja Mast
Hilde Mattheis
Dr. Matthias Miersch
Klaus Mindrup
Susanne Mittag
Bettina Müller
Detlef Müller ({24})
Michelle Müntefering
Dr. Rolf Mützenich
Andrea Nahles
Dietmar Nietan
Ulli Nissen
Mahmut Özdemir ({25})
Aydan Özoğuz
Markus Paschke
Christian Petry
Detlev Pilger
Sabine Poschmann
Joachim Poß
Florian Post
Achim Post ({26})
Dr. Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr. Sascha Raabe
Dr. Simone Raatz
Mechthild Rawert
Stefan Rebmann
Gerold Reichenbach
Dr. Carola Reimann
Andreas Rimkus
Sönke Rix
Dennis Rohde
Dr. Martin Rosemann
René Röspel
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Michael Roth ({27})
Susann Rüthrich
Bernd Rützel
Sarah Ryglewski
Johann Saathoff
Annette Sawade
Dr. Hans-Joachim
Schabedoth
Axel Schäfer ({28})
Dr. Nina Scheer
Marianne Schieder
Udo Schiefner
Dr. Dorothee Schlegel
Ulla Schmidt ({29})
Matthias Schmidt ({30})
Dagmar Schmidt ({31})
Carsten Schneider ({32})
Ursula Schulte
Swen Schulz ({33})
Ewald Schurer
Frank Schwabe
Stefan Schwartze
Andreas Schwarz
Rita Schwarzelühr-Sutter
Rainer Spiering
Norbert Spinrath
Svenja Stadler
Martina Stamm-Fibich
Sonja Steffen
Christoph Strässer
Kerstin Tack
Claudia Tausend
Michael Thews
Dr. Karin Thissen
Franz Thönnes
Carsten Träger
Rüdiger Veit
Ute Vogt
Dirk Vöpel
Bernd Westphal
Andrea Wicklein
Dirk Wiese
Waltraud Wolff
({34})
Gülistan Yüksel
Dagmar Ziegler
Stefan Zierke
Dr. Jens Zimmermann
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Luise Amtsberg
Kerstin Andreae
Annalena Baerbock
Marieluise Beck ({35})
Ekin Deligöz
Matthias Gastel
Anja Hajduk
Britta Haßelmann
Dieter Janecek
Tom Koenigs
Oliver Krischer
Renate Künast
Dr. Tobias Lindner
Dr. Konstantin von Notz
Omid Nouripour
Friedrich Ostendorff
Cem Özdemir
Brigitte Pothmer
Kordula Schulz-Asche
Markus Tressel
Dr. Valerie Wilms
Nein
CDU/CSU
Thomas Bareiß
Manfred Behrens ({36})
Veronika Bellmann
Peter Beyer
Wolfgang Bosbach
Klaus Brähmig
Cajus Caesar
Thomas Dörflinger
Hermann Färber
Axel E. Fischer ({37})
Klaus-Peter Flosbach
Michael Frieser
Alexander Funk
Dr. Thomas Gebhart
Josef Göppel
Ursula Groden-Kranich
Olav Gutting
Dr. Stephan Harbarth
Matthias Hauer
Mark Hauptmann
Dr. Matthias Heider
Frank Heinrich ({38})
Mark Helfrich
Uda Heller
Dr. Heribert Hirte
Robert Hochbaum
Alexander Hoffmann
Hubert Hüppe
Xaver Jung
Dr. Egon Jüttner
Alois Karl
Jens Koeppen
Dr. Karl A. Lamers
Andreas G. Lämmel
Dr. Silke Launert
Paul Lehrieder
Dr. Carsten Linnemann
Hans-Georg von der Marwitz
Andreas Mattfeldt
Jan Metzler
Dr. h. c. Hans Michelbach
Dr. Tim Ostermann
Dr. Peter Ramsauer
Albert Rupprecht
Ronja Schmitt
Bernhard Schulte-Drüggelte
Detlef Seif
Reinhold Sendker
Tino Sorge
Dr. Wolfgang Stefinger
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Dieter Stier
Stephan Stracke
Arnold Vaatz
Ingo Wellenreuther
Marian Wendt
Dagmar G. Wöhrl
Emmi Zeulner
SPD
Marco Bülow
Thomas Jurk
Jeannine Pflugradt
Peer Steinbrück
DIE LINKE
Herbert Behrens
Karin Binder
Matthias W. Birkwald
Heidrun Bluhm
Christine Buchholz
Eva Bulling-Schröter
Sevim Dağdelen
Wolfgang Gehrcke
Nicole Gohlke
Annette Groth
Dr. André Hahn
Heike Hänsel
Inge Höger
Andrej Hunko
Ulla Jelpke
Kerstin Kassner
Katja Kipping
Jan Korte
Jutta Krellmann
Katrin Kunert
Caren Lay
Sabine Leidig
Ralph Lenkert
Dr. Gesine Lötzsch
Thomas Lutze
Birgit Menz
Cornelia Möhring
Niema Movassat
Norbert Müller ({39})
Dr. Alexander S. Neu
Thomas Nord
Petra Pau
Harald Petzold ({40})
Martina Renner
Präsident Dr. Norbert Lammert
Michael Schlecht
Dr. Petra Sitte
Kersten Steinke
Dr. Kirsten Tackmann
Azize Tank
Frank Tempel
Dr. Axel Troost
Alexander Ulrich
Kathrin Vogler
Halina Wawzyniak
Harald Weinberg
Birgit Wöllert
Jörn Wunderlich
Hubertus Zdebel
Pia Zimmermann
Sabine Zimmermann
({41})
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Sylvia Kotting-Uhl
Hans-Christian Ströbele
Enthalten
CDU/CSU
Steffen Bilger
Wilfried Lorenz
Dr. Andreas Nick
Ulrich Petzold
Eckhard Pols
DIE LINKE
Richard Pitterle
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Volker Beck ({42})
Dr. Franziska Brantner
Katja Dörner
Harald Ebner
Dr. Thomas Gambke
Kai Gehring
Dr. Anton Hofreiter
Bärbel Höhn
Uwe Kekeritz
Katja Keul
Maria Klein-Schmeink
Stephan Kühn ({43})
Christian Kühn ({44})
Markus Kurth
Monika Lazar
Steffi Lemke
Nicole Maisch
Peter Meiwald
Beate Müller-Gemmeke
Özcan Mutlu
Lisa Paus
Claudia Roth ({45})
Corinna Rüffer
Ulle Schauws
Dr. Frithjof Schmidt
Dr. Wolfgang StrengmannKuhn
Dr. Harald Terpe
Jürgen Trittin
Dr. Julia Verlinden
Doris Wagner
Beate Walter-Rosenheimer
Ich gebe dann das von den Schriftführerinnen und
Schriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen
Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 18/5593
zum Antrag des Bundesfinanzministeriums bekannt:
Hier sind 599 Stimmen abgegeben worden. Mit Ja haben
gestimmt 75, mit Nein 484. Enthalten haben sich
40 Kolleginnen und Kollegen.
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 598;
davon
ja: 74
nein: 484
enthalten: 40
Ja
SPD
Marco Bülow
DIE LINKE
Katrin Kunert
Caren Lay
Cornelia Möhring
Thomas Nord
Petra Pau
Harald Petzold ({46})
Richard Pitterle
Martina Renner
Kersten Steinke
Dr. Kirsten Tackmann
Frank Tempel
Dr. Axel Troost
Halina Wawzyniak
Harald Weinberg
Birgit Wöllert
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Luise Amtsberg
Kerstin Andreae
Annalena Baerbock
Marieluise Beck ({47})
Volker Beck ({48})
Dr. Franziska Brantner
Ekin Deligöz
Katja Dörner
Harald Ebner
Dr. Thomas Gambke
Matthias Gastel
Kai Gehring
Anja Hajduk
Britta Haßelmann
Dr. Anton Hofreiter
Bärbel Höhn
Dieter Janecek
Uwe Kekeritz
Katja Keul
Maria Klein-Schmeink
Tom Koenigs
Sylvia Kotting-Uhl
Oliver Krischer
Stephan Kühn ({49})
Christian Kühn ({50})
Renate Künast
Markus Kurth
Monika Lazar
Steffi Lemke
Dr. Tobias Lindner
Nicole Maisch
Peter Meiwald
Beate Müller-Gemmeke
Özcan Mutlu
Dr. Konstantin von Notz
Omid Nouripour
Friedrich Ostendorff
Cem Özdemir
Lisa Paus
Brigitte Pothmer
Claudia Roth ({51})
Corinna Rüffer
Ulle Schauws
Dr. Frithjof Schmidt
Kordula Schulz-Asche
Dr. Wolfgang StrengmannKuhn
Hans-Christian Ströbele
Dr. Harald Terpe
Markus Tressel
Jürgen Trittin
Dr. Julia Verlinden
Doris Wagner
Beate Walter-Rosenheimer
Nein
CDU/CSU
Stephan Albani
Katrin Albsteiger
Peter Altmaier
Artur Auernhammer
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Günter Baumann
Maik Beermann
Manfred Behrens ({52})
Veronika Bellmann
Sybille Benning
Dr. André Berghegger
Dr. Christoph Bergner
Ute Bertram
Peter Beyer
Steffen Bilger
Clemens Binninger
Peter Bleser
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Bosbach
Norbert Brackmann
Klaus Brähmig
Michael Brand
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Dr. Helge Braun
Cajus Caesar
Gitta Connemann
Alexandra Dinges-Dierig
Alexander Dobrindt
Michael Donth
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Hansjörg Durz
Iris Eberl
Jutta Eckenbach
Dr. Bernd Fabritius
Hermann Färber
Uwe Feiler
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Dirk Fischer ({53})
Axel E. Fischer ({54})
Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Thorsten Frei
Dr. Astrid Freudenstein
Dr. Hans-Peter Friedrich
({55})
Michael Frieser
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Alexander Funk
Ingo Gädechens
Dr. Thomas Gebhart
Alois Gerig
Präsident Dr. Norbert Lammert
Eberhard Gienger
Cemile Giousouf
Josef Göppel
Reinhard Grindel
Ursula Groden-Kranich
Hermann Gröhe
Klaus-Dieter Gröhler
Michael Grosse-Brömer
Astrid Grotelüschen
Markus Grübel
Manfred Grund
Oliver Grundmann
Monika Grütters
Dr. Herlind Gundelach
Fritz Güntzler
Olav Gutting
Christian Haase
Florian Hahn
Dr. Stephan Harbarth
Jürgen Hardt
Matthias Hauer
Mark Hauptmann
Dr. Stefan Heck
Dr. Matthias Heider
Helmut Heiderich
Mechthild Heil
Frank Heinrich ({56})
Mark Helfrich
Uda Heller
Jörg Hellmuth
Rudolf Henke
Michael Hennrich
Ansgar Heveling
Peter Hintze
Christian Hirte
Dr. Heribert Hirte
Robert Hochbaum
Alexander Hoffmann
Thorsten Hoffmann
({57})
Karl Holmeier
Franz-Josef Holzenkamp
Dr. Hendrik Hoppenstedt
Margaret Horb
Bettina Hornhues
Charles M. Huber
Anette Hübinger
Hubert Hüppe
Erich Irlstorfer
Thomas Jarzombek
Sylvia Jörrißen
Andreas Jung
Dr. Franz Josef Jung
Xaver Jung
Dr. Egon Jüttner
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kanitz
Alois Karl
Anja Karliczek
Bernhard Kaster
Dr. Stefan Kaufmann
Roderich Kiesewetter
Dr. Georg Kippels
Volkmar Klein
Jürgen Klimke
Axel Knoerig
Jens Koeppen
Markus Koob
Carsten Körber
Hartmut Koschyk
Kordula Kovac
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Rüdiger Kruse
Bettina Kudla
Dr. Roy Kühne
Günter Lach
Uwe Lagosky
Dr. Karl A. Lamers
Andreas G. Lämmel
Katharina Landgraf
Ulrich Lange
Barbara Lanzinger
Dr. Silke Launert
Paul Lehrieder
Dr. Katja Leikert
Dr. Philipp Lengsfeld
Dr. Andreas Lenz
Philipp Graf Lerchenfeld
Dr. Ursula von der Leyen
Antje Lezius
Ingbert Liebing
Matthias Lietz
Andrea Lindholz
Dr. Carsten Linnemann
Patricia Lips
Wilfried Lorenz
Dr. Claudia Lücking-Michel
Dr. Jan-Marco Luczak
Daniela Ludwig
Karin Maag
Yvonne Magwas
Thomas Mahlberg
Dr. Thomas de Maizière
Gisela Manderla
Matern von Marschall
Hans-Georg von der Marwitz
Andreas Mattfeldt
Stephan Mayer ({58})
Reiner Meier
Dr. Michael Meister
Jan Metzler
Maria Michalk
Dr. h. c. Hans Michelbach
Dr. Mathias Middelberg
Dietrich Monstadt
Karsten Möring
Marlene Mortler
Elisabeth Motschmann
Dr. Gerd Müller
Carsten Müller
({59})
Stefan Müller ({60})
Dr. Philipp Murmann
Dr. Andreas Nick
Michaela Noll
Helmut Nowak
Dr. Georg Nüßlein
Julia Obermeier
Wilfried Oellers
Florian Oßner
Dr. Tim Ostermann
Henning Otte
Ingrid Pahlmann
Sylvia Pantel
Martin Patzelt
Dr. Martin Pätzold
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Eckhard Pols
Thomas Rachel
Kerstin Radomski
Alexander Radwan
Alois Rainer
Dr. Peter Ramsauer
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche ({61})
Lothar Riebsamen
Josef Rief
Dr. Heinz Riesenhuber
Johannes Röring
Dr. Norbert Röttgen
Erwin Rüddel
Albert Rupprecht
Anita Schäfer ({62})
Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Jana Schimke
Norbert Schindler
Tankred Schipanski
Heiko Schmelzle
Christian Schmidt ({63})
Gabriele Schmidt ({64})
Ronja Schmitt
Patrick Schnieder
Nadine Schön ({65})
Dr. Ole Schröder
Dr. Kristina Schröder
({66})
Bernhard Schulte-Drüggelte
Dr. Klaus-Peter Schulze
Uwe Schummer
Armin Schuster ({67})
Christina Schwarzer
Detlef Seif
Johannes Selle
Reinhold Sendker
Dr. Patrick Sensburg
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Tino Sorge
Jens Spahn
Carola Stauche
Dr. Frank Steffel
Dr. Wolfgang Stefinger
Albert Stegemann
Peter Stein
Erika Steinbach
Sebastian Steineke
Johannes Steiniger
Christian Freiherr von Stetten
Dieter Stier
Rita Stockhofe
Gero Storjohann
Stephan Stracke
Max Straubinger
Matthäus Strebl
Karin Strenz
Thomas Stritzl
Thomas Strobl ({68})
Lena Strothmann
Michael Stübgen
Dr. Sabine Sütterlin-Waack
Dr. Peter Tauber
Antje Tillmann
Astrid Timmermann-Fechter
Dr. Hans-Peter Uhl
Dr. Volker Ullrich
Arnold Vaatz
Oswin Veith
Thomas Viesehon
Michael Vietz
Volkmar Vogel ({69})
Sven Volmering
Christel Voßbeck-Kayser
Kees de Vries
Dr. Johann Wadephul
Marco Wanderwitz
Nina Warken
Kai Wegner
Albert Weiler
Marcus Weinberg ({70})
Dr. Anja Weisgerber
Peter Weiß ({71})
Sabine Weiss ({72})
Ingo Wellenreuther
Karl-Georg Wellmann
Marian Wendt
Waldemar Westermayer
Kai Whittaker
Annette Widmann-Mauz
Heinz Wiese ({73})
Elisabeth WinkelmeierBecker
Oliver Wittke
Dagmar G. Wöhrl
Barbara Woltmann
Tobias Zech
Heinrich Zertik
Emmi Zeulner
Dr. Matthias Zimmer
Gudrun Zollner
SPD
Niels Annen
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Heike Baehrens
Ulrike Bahr
Heinz-Joachim Barchmann
Dr. Katarina Barley
Doris Barnett
Klaus Barthel
Dr. Matthias Bartke
Sören Bartol
Uwe Beckmeyer
Lothar Binding ({74})
Willi Brase
Dr. Karl-Heinz Brunner
Edelgard Bulmahn
Martin Burkert
Präsident Dr. Norbert Lammert
Dr. Lars Castellucci
Petra Crone
Bernhard Daldrup
Dr. Daniela De Ridder
Dr. Karamba Diaby
Sabine Dittmar
Martin Dörmann
Elvira Drobinski-Weiß
Siegmund Ehrmann
Michaela Engelmeier
Dr. h. c. Gernot Erler
Petra Ernstberger
Saskia Esken
Dr. Johannes Fechner
Dr. Fritz Felgentreu
Dr. Ute Finckh-Krämer
Christian Flisek
Dr. Edgar Franke
Ulrich Freese
Dagmar Freitag
Michael Gerdes
Martin Gerster
Iris Gleicke
Angelika Glöckner
Ulrike Gottschalck
Kerstin Griese
Michael Groß
Uli Grötsch
Wolfgang Gunkel
Bettina Hagedorn
Rita Hagl-Kehl
Metin Hakverdi
Ulrich Hampel
Sebastian Hartmann
Dirk Heidenblut
Hubertus Heil ({75})
Gabriela Heinrich
Marcus Held
Wolfgang Hellmich
Dr. Barbara Hendricks
Heidtrud Henn
Gustav Herzog
Gabriele Hiller-Ohm
Petra Hinz ({76})
Thomas Hitschler
Dr. Eva Högl
Christina Jantz
Frank Junge
Josip Juratovic
Thomas Jurk
Oliver Kaczmarek
Ralf Kapschack
Gabriele Katzmarek
Ulrich Kelber
Marina Kermer
Arno Klare
Lars Klingbeil
Dr. Bärbel Kofler
Daniela Kolbe
Birgit Kömpel
Anette Kramme
Dr. Hans-Ulrich Krüger
Helga Kühn-Mengel
Christine Lambrecht
Christian Lange ({77})
Dr. Karl Lauterbach
Steffen-Claudio Lemme
Burkhard Lischka
Gabriele Lösekrug-Möller
Hiltrud Lotze
Kirsten Lühmann
Dr. Birgit Malecha-Nissen
Caren Marks
Katja Mast
Hilde Mattheis
Dr. Matthias Miersch
Klaus Mindrup
Susanne Mittag
Bettina Müller
Detlef Müller ({78})
Michelle Müntefering
Dr. Rolf Mützenich
Andrea Nahles
Dietmar Nietan
Ulli Nissen
Mahmut Özdemir ({79})
Aydan Özoğuz
Markus Paschke
Christian Petry
Jeannine Pflugradt
Detlev Pilger
Sabine Poschmann
Joachim Poß
Florian Post
Achim Post ({80})
Dr. Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr. Sascha Raabe
Dr. Simone Raatz
Mechthild Rawert
Stefan Rebmann
Gerold Reichenbach
Dr. Carola Reimann
Andreas Rimkus
Sönke Rix
Dennis Rohde
Dr. Martin Rosemann
René Röspel
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Michael Roth ({81})
Susann Rüthrich
Bernd Rützel
Sarah Ryglewski
Johann Saathoff
Annette Sawade
Dr. Hans-Joachim
Schabedoth
Axel Schäfer ({82})
Dr. Nina Scheer
Marianne Schieder
Udo Schiefner
Dr. Dorothee Schlegel
Ulla Schmidt ({83})
Matthias Schmidt ({84})
Dagmar Schmidt ({85})
Carsten Schneider ({86})
Ursula Schulte
Swen Schulz ({87})
Ewald Schurer
Frank Schwabe
Stefan Schwartze
Andreas Schwarz
Rita Schwarzelühr-Sutter
Rainer Spiering
Norbert Spinrath
Svenja Stadler
Martina Stamm-Fibich
Sonja Steffen
Peer Steinbrück
Christoph Strässer
Kerstin Tack
Claudia Tausend
Michael Thews
Dr. Karin Thissen
Franz Thönnes
Carsten Träger
Rüdiger Veit
Ute Vogt
Dirk Vöpel
Bernd Westphal
Andrea Wicklein
Dirk Wiese
Waltraud Wolff
({88})
Gülistan Yüksel
Dagmar Ziegler
Stefan Zierke
Dr. Jens Zimmermann
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries
Enthalten
DIE LINKE
Herbert Behrens
Karin Binder
Matthias W. Birkwald
Heidrun Bluhm
Christine Buchholz
Eva Bulling-Schröter
Sevim Dağdelen
Wolfgang Gehrcke
Nicole Gohlke
Annette Groth
Dr. André Hahn
Heike Hänsel
Inge Höger
Andrej Hunko
Ulla Jelpke
Kerstin Kassner
Katja Kipping
Jan Korte
Jutta Krellmann
Sabine Leidig
Ralph Lenkert
Dr. Gesine Lötzsch
Thomas Lutze
Birgit Menz
Niema Movassat
Norbert Müller ({89})
Dr. Alexander S. Neu
Michael Schlecht
Dr. Petra Sitte
Azize Tank
Alexander Ulrich
Kathrin Vogler
Jörn Wunderlich
Hubertus Zdebel
Pia Zimmermann
Sabine Zimmermann
({90})
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Dr. Valerie Wilms
Schließlich das von den Schriftführerinnen und
Schriftführern ermittelte Ergebnis der dritten namentlichen Abstimmung, nämlich über den Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zum „Beschluss des Deutschen Bundestages nach § 4 Absatz 1 Nummer 1 des
ESM-Finanzierungsgesetzes ({91}); Verwendung
der SMP-Mittel 2014 zur Absicherung einer Brückenfinanzierung“: 598 abgegebene Stimmen. Mit Ja gestimmt
haben wieder 75 Mitglieder des Hauses. Mit Nein gestimmt haben 485 Mitglieder des Hauses. Enthalten haben sich 38 Kolleginnen und Kollegen. Damit ist dieser
Antrag abgelehnt.
Präsident Dr. Norbert Lammert
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 598;
davon
ja: 75
nein: 485
enthalten: 38
Ja
SPD
Marco Bülow
DIE LINKE
Katrin Kunert
Caren Lay
Ralph Lenkert
Cornelia Möhring
Thomas Nord
Petra Pau
Harald Petzold ({92})
Richard Pitterle
Martina Renner
Kersten Steinke
Dr. Kirsten Tackmann
Frank Tempel
Dr. Axel Troost
Halina Wawzyniak
Harald Weinberg
Birgit Wöllert
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Luise Amtsberg
Kerstin Andreae
Annalena Baerbock
Marieluise Beck ({93})
Volker Beck ({94})
Dr. Franziska Brantner
Ekin Deligöz
Katja Dörner
Harald Ebner
Dr. Thomas Gambke
Matthias Gastel
Kai Gehring
Anja Hajduk
Britta Haßelmann
Dr. Anton Hofreiter
Bärbel Höhn
Dieter Janecek
Uwe Kekeritz
Katja Keul
Maria Klein-Schmeink
Tom Koenigs
Sylvia Kotting-Uhl
Oliver Krischer
Stephan Kühn ({95})
Christian Kühn ({96})
Renate Künast
Markus Kurth
Monika Lazar
Steffi Lemke
Dr. Tobias Lindner
Nicole Maisch
Peter Meiwald
Beate Müller-Gemmeke
Özcan Mutlu
Dr. Konstantin von Notz
Omid Nouripour
Friedrich Ostendorff
Cem Özdemir
Lisa Paus
Brigitte Pothmer
Claudia Roth ({97})
Corinna Rüffer
Ulle Schauws
Dr. Frithjof Schmidt
Kordula Schulz-Asche
Dr. Wolfgang StrengmannKuhn
Hans-Christian Ströbele
Dr. Harald Terpe
Markus Tressel
Jürgen Trittin
Dr. Julia Verlinden
Doris Wagner
Beate Walter-Rosenheimer
Nein
CDU/CSU
Stephan Albani
Katrin Albsteiger
Peter Altmaier
Artur Auernhammer
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Günter Baumann
Maik Beermann
Manfred Behrens ({98})
Veronika Bellmann
Sybille Benning
Dr. André Berghegger
Dr. Christoph Bergner
Ute Bertram
Peter Beyer
Steffen Bilger
Clemens Binninger
Peter Bleser
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Bosbach
Norbert Brackmann
Klaus Brähmig
Michael Brand
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Dr. Helge Braun
Cajus Caesar
Gitta Connemann
Alexandra Dinges-Dierig
Alexander Dobrindt
Michael Donth
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Hansjörg Durz
Iris Eberl
Jutta Eckenbach
Dr. Bernd Fabritius
Hermann Färber
Uwe Feiler
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Dirk Fischer ({99})
Axel E. Fischer ({100})
Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Thorsten Frei
Dr. Astrid Freudenstein
Dr. Hans-Peter Friedrich
({101})
Michael Frieser
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Alexander Funk
Ingo Gädechens
Dr. Thomas Gebhart
Alois Gerig
Eberhard Gienger
Cemile Giousouf
Josef Göppel
Reinhard Grindel
Ursula Groden-Kranich
Hermann Gröhe
Klaus-Dieter Gröhler
Michael Grosse-Brömer
Astrid Grotelüschen
Markus Grübel
Manfred Grund
Oliver Grundmann
Monika Grütters
Dr. Herlind Gundelach
Fritz Güntzler
Olav Gutting
Christian Haase
Florian Hahn
Dr. Stephan Harbarth
Jürgen Hardt
Matthias Hauer
Mark Hauptmann
Dr. Stefan Heck
Dr. Matthias Heider
Helmut Heiderich
Mechthild Heil
Frank Heinrich ({102})
Mark Helfrich
Uda Heller
Jörg Hellmuth
Rudolf Henke
Michael Hennrich
Ansgar Heveling
Peter Hintze
Christian Hirte
Dr. Heribert Hirte
Robert Hochbaum
Alexander Hoffmann
Thorsten Hoffmann
({103})
Karl Holmeier
Franz-Josef Holzenkamp
Dr. Hendrik Hoppenstedt
Margaret Horb
Bettina Hornhues
Charles M. Huber
Anette Hübinger
Hubert Hüppe
Erich Irlstorfer
Thomas Jarzombek
Sylvia Jörrißen
Andreas Jung
Dr. Franz Josef Jung
Xaver Jung
Dr. Egon Jüttner
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kanitz
Alois Karl
Anja Karliczek
Bernhard Kaster
Dr. Stefan Kaufmann
Roderich Kiesewetter
Dr. Georg Kippels
Volkmar Klein
Jürgen Klimke
Axel Knoerig
Jens Koeppen
Markus Koob
Carsten Körber
Hartmut Koschyk
Kordula Kovac
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Rüdiger Kruse
Bettina Kudla
Dr. Roy Kühne
Günter Lach
Uwe Lagosky
Dr. Karl A. Lamers
Andreas G. Lämmel
Katharina Landgraf
Ulrich Lange
Barbara Lanzinger
Dr. Silke Launert
Paul Lehrieder
Dr. Katja Leikert
Dr. Philipp Lengsfeld
Dr. Andreas Lenz
Philipp Graf Lerchenfeld
Dr. Ursula von der Leyen
Antje Lezius
Ingbert Liebing
Matthias Lietz
Andrea Lindholz
Dr. Carsten Linnemann
Patricia Lips
Wilfried Lorenz
Dr. Claudia Lücking-Michel
Dr. Jan-Marco Luczak
Daniela Ludwig
Karin Maag
Yvonne Magwas
Thomas Mahlberg
Dr. Thomas de Maizière
Gisela Manderla
Matern von Marschall
Hans-Georg von der Marwitz
Andreas Mattfeldt
Stephan Mayer ({104})
Reiner Meier
Präsident Dr. Norbert Lammert
Dr. Michael Meister
Jan Metzler
Maria Michalk
Dr. h. c. Hans Michelbach
Dr. Mathias Middelberg
Dietrich Monstadt
Karsten Möring
Marlene Mortler
Elisabeth Motschmann
Dr. Gerd Müller
Carsten Müller
({105})
Stefan Müller ({106})
Dr. Philipp Murmann
Dr. Andreas Nick
Michaela Noll
Helmut Nowak
Dr. Georg Nüßlein
Julia Obermeier
Wilfried Oellers
Florian Oßner
Dr. Tim Ostermann
Henning Otte
Ingrid Pahlmann
Sylvia Pantel
Martin Patzelt
Dr. Martin Pätzold
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Eckhard Pols
Thomas Rachel
Kerstin Radomski
Alexander Radwan
Alois Rainer
Dr. Peter Ramsauer
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche ({107})
Lothar Riebsamen
Josef Rief
Dr. Heinz Riesenhuber
Johannes Röring
Dr. Norbert Röttgen
Erwin Rüddel
Albert Rupprecht
Anita Schäfer ({108})
Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Jana Schimke
Norbert Schindler
Tankred Schipanski
Heiko Schmelzle
Christian Schmidt ({109})
Gabriele Schmidt ({110})
Ronja Schmitt
Patrick Schnieder
Nadine Schön ({111})
Dr. Ole Schröder
Dr. Kristina Schröder
({112})
Bernhard Schulte-Drüggelte
Dr. Klaus-Peter Schulze
Uwe Schummer
Armin Schuster ({113})
Christina Schwarzer
Detlef Seif
Johannes Selle
Reinhold Sendker
Dr. Patrick Sensburg
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Tino Sorge
Jens Spahn
Carola Stauche
Dr. Frank Steffel
Dr. Wolfgang Stefinger
Albert Stegemann
Peter Stein
Erika Steinbach
Sebastian Steineke
Johannes Steiniger
Christian Freiherr von Stetten
Dieter Stier
Rita Stockhofe
Gero Storjohann
Stephan Stracke
Max Straubinger
Matthäus Strebl
Karin Strenz
Thomas Stritzl
Thomas Strobl ({114})
Lena Strothmann
Michael Stübgen
Dr. Sabine Sütterlin-Waack
Dr. Peter Tauber
Antje Tillmann
Astrid Timmermann-Fechter
Dr. Hans-Peter Uhl
Dr. Volker Ullrich
Arnold Vaatz
Oswin Veith
Thomas Viesehon
Michael Vietz
Volkmar Vogel ({115})
Sven Volmering
Christel Voßbeck-Kayser
Kees de Vries
Dr. Johann Wadephul
Marco Wanderwitz
Nina Warken
Kai Wegner
Albert Weiler
Marcus Weinberg ({116})
Dr. Anja Weisgerber
Peter Weiß ({117})
Sabine Weiss ({118})
Ingo Wellenreuther
Karl-Georg Wellmann
Marian Wendt
Waldemar Westermayer
Kai Whittaker
Annette Widmann-Mauz
Heinz Wiese ({119})
Elisabeth WinkelmeierBecker
Oliver Wittke
Dagmar G. Wöhrl
Barbara Woltmann
Tobias Zech
Heinrich Zertik
Emmi Zeulner
Dr. Matthias Zimmer
Gudrun Zollner
SPD
Niels Annen
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Heike Baehrens
Ulrike Bahr
Heinz-Joachim Barchmann
Dr. Katarina Barley
Doris Barnett
Klaus Barthel
Dr. Matthias Bartke
Sören Bartol
Uwe Beckmeyer
Lothar Binding ({120})
Willi Brase
Dr. Karl-Heinz Brunner
Edelgard Bulmahn
Martin Burkert
Dr. Lars Castellucci
Petra Crone
Bernhard Daldrup
Dr. Daniela De Ridder
Dr. Karamba Diaby
Sabine Dittmar
Martin Dörmann
Elvira Drobinski-Weiß
Siegmund Ehrmann
Michaela Engelmeier
Dr. h. c. Gernot Erler
Petra Ernstberger
Saskia Esken
Dr. Johannes Fechner
Dr. Fritz Felgentreu
Dr. Ute Finckh-Krämer
Christian Flisek
Dr. Edgar Franke
Ulrich Freese
Dagmar Freitag
Michael Gerdes
Martin Gerster
Iris Gleicke
Angelika Glöckner
Ulrike Gottschalck
Kerstin Griese
Michael Groß
Uli Grötsch
Wolfgang Gunkel
Bettina Hagedorn
Rita Hagl-Kehl
Metin Hakverdi
Ulrich Hampel
Sebastian Hartmann
Dirk Heidenblut
Hubertus Heil ({121})
Gabriela Heinrich
Marcus Held
Wolfgang Hellmich
Dr. Barbara Hendricks
Heidtrud Henn
Gustav Herzog
Gabriele Hiller-Ohm
Petra Hinz ({122})
Thomas Hitschler
Dr. Eva Högl
Christina Jantz
Frank Junge
Josip Juratovic
Thomas Jurk
Oliver Kaczmarek
Ralf Kapschack
Gabriele Katzmarek
Ulrich Kelber
Marina Kermer
Arno Klare
Lars Klingbeil
Dr. Bärbel Kofler
Daniela Kolbe
Birgit Kömpel
Anette Kramme
Dr. Hans-Ulrich Krüger
Helga Kühn-Mengel
Christine Lambrecht
Christian Lange ({123})
Dr. Karl Lauterbach
Steffen-Claudio Lemme
Burkhard Lischka
Gabriele Lösekrug-Möller
Hiltrud Lotze
Kirsten Lühmann
Dr. Birgit Malecha-Nissen
Caren Marks
Katja Mast
Hilde Mattheis
Dr. Matthias Miersch
Klaus Mindrup
Susanne Mittag
Bettina Müller
Detlef Müller ({124})
Michelle Müntefering
Dr. Rolf Mützenich
Andrea Nahles
Dietmar Nietan
Ulli Nissen
Mahmut Özdemir ({125})
Aydan Özoğuz
Markus Paschke
Christian Petry
Jeannine Pflugradt
Detlev Pilger
Sabine Poschmann
Joachim Poß
Florian Post
Achim Post ({126})
Dr. Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr. Sascha Raabe
Dr. Simone Raatz
Mechthild Rawert
Stefan Rebmann
Gerold Reichenbach
Dr. Carola Reimann
Andreas Rimkus
Sönke Rix
Dennis Rohde
Dr. Martin Rosemann
René Röspel
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Michael Roth ({127})
Susann Rüthrich
Bernd Rützel
Präsident Dr. Norbert Lammert
Sarah Ryglewski
Johann Saathoff
Annette Sawade
Dr. Hans-Joachim
Schabedoth
Axel Schäfer ({128})
Dr. Nina Scheer
Marianne Schieder
Udo Schiefner
Dr. Dorothee Schlegel
Ulla Schmidt ({129})
Matthias Schmidt ({130})
Dagmar Schmidt ({131})
Carsten Schneider ({132})
Ursula Schulte
Swen Schulz ({133})
Ewald Schurer
Frank Schwabe
Stefan Schwartze
Andreas Schwarz
Rita Schwarzelühr-Sutter
Rainer Spiering
Norbert Spinrath
Svenja Stadler
Martina Stamm-Fibich
Sonja Steffen
Peer Steinbrück
Christoph Strässer
Kerstin Tack
Claudia Tausend
Michael Thews
Dr. Karin Thissen
Franz Thönnes
Carsten Träger
Rüdiger Veit
Ute Vogt
Dirk Vöpel
Bernd Westphal
Andrea Wicklein
Dirk Wiese
Waltraud Wolff
({134})
Gülistan Yüksel
Dagmar Ziegler
Stefan Zierke
Dr. Jens Zimmermann
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Dr. Valerie Wilms
Enthalten
DIE LINKE
Herbert Behrens
Karin Binder
Matthias W. Birkwald
Heidrun Bluhm
Christine Buchholz
Eva Bulling-Schröter
Sevim Dağdelen
Wolfgang Gehrcke
Nicole Gohlke
Annette Groth
Dr. André Hahn
Heike Hänsel
Inge Höger
Andrej Hunko
Ulla Jelpke
Kerstin Kassner
Katja Kipping
Jan Korte
Jutta Krellmann
Sabine Leidig
Dr. Gesine Lötzsch
Thomas Lutze
Birgit Menz
Niema Movassat
Norbert Müller ({135})
Dr. Alexander S. Neu
Michael Schlecht
Dr. Petra Sitte
Azize Tank
Alexander Ulrich
Kathrin Vogler
Jörn Wunderlich
Hubertus Zdebel
Pia Zimmermann
Sabine Zimmermann
({136})
Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tagesordnung.
Mit dem ausdrücklichen Vorbehalt, den ich vorhin
schon einmal vorgetragen habe, berufe ich die nächste
Sitzung des Bundestages auf Dienstag, den 8. September
2015, 10 Uhr, ein. Das ist die üblicherweise um diese
Zeit stattfindende Haushaltswoche. Es kann aber gut
sein, dass wir uns vorher sehen. Nach der starken Resonanz auf meine Einladung zu dieser Sitzung, die auch in
der bemerkenswerten Präsenz von 599 Kolleginnen und
Kollegen zum Ausdruck kommt, sehe ich einer entsprechenden Beteiligung an einer solchen Sitzung mit besonderer Freude entgegen.
Die Sitzung ist geschlossen. Ich wünsche Ihnen ein
paar erholsame Tage.