Hinweis: Der Redeinhalt enthält nur die tatsächlich gesprochenen Worte des jeweiligen Politikers. Jede Art von Zwischenruf oder Reaktion aus dem Plenum wird aus dem Redeinhalt gelöscht und durch eine Positions-ID im Format ({ID}) ersetzt.
Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die
Sitzung ist eröffnet.
Interfraktionell ist vereinbart worden, den bisher als
letzten Punkt unserer heutigen Tagesordnung zur Bera-
tung vorgesehenen Antrag der Fraktion Die Linke
„Stuttgart 21 - Bau- und Vergabestopp“ im Anschluss an
den jetzt gleich folgenden ersten Tagesordnungspunkt
aufzurufen und darüber ohne Aussprache sofort abzu-
stimmen.
Ich darf schon jetzt darauf hinweisen, dass auch zu
diesem Tagesordnungspunkt eine namentliche Abstim-
mung verlangt wurde. Wir werden nachher dann also
insgesamt sechs namentliche Abstimmungen haben.
Sind Sie mit der Änderung der Tagesordnung einver-
standen? - Das ist der Fall. Dann ist das so beschlossen.
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 30 a bis 30 d auf:
a) - Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der FDP eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur Ermittlung von
Regelbedarfen und zur Änderung des Zweiten
und Zwölften Buches Sozialgesetzbuch
- Drucksache 17/3404 - Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Ermittlung von Regelbedarfen und zur
Änderung des Zweiten und Zwölften Buches
Sozialgesetzbuch
- Drucksachen 17/3958, 17/3982 Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales ({0})
- Drucksachen 17/4032, 17/4095 Berichterstattung:
Abgeordnete Gabriele Hiller-Ohm
- Bericht des Haushaltsausschusses ({1})
gemäß § 96 der Geschäftsordnung
- Drucksache 17/4058 Berichterstattung:
Abgeordnete Axel E. Fischer ({2})
Bettina Hagedorn
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Gesine Lötzsch
Alexander Bonde
b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Soziales
({3})
- zu dem Antrag der Abgeordneten Gabriele
Hiller-Ohm, Anette Kramme, Elke Ferner, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion der SPD
Das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes
durch eine transparente Bemessung der Re-
gelsätze und eine Förderung der Teilhabe
von Kindern umsetzen
- zu dem Antrag der Abgeordneten Katja
Kipping, Matthias W. Birkwald, Diana Golze,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE
Maßnahmen zur Gewährleistung eines men-
schenwürdigen Existenz- und Teilhabemini-
mums
- zu dem Antrag der Abgeordneten Fritz Kuhn,
Markus Kurth, Brigitte Pothmer, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN
Menschenwürdiges Dasein und Teilhabe für
alle gewährleisten
- Drucksachen 17/3648, 17/2934, 17/3435,
17/4032, 17/4095 -
Berichterstattung:
Abgeordnete Gabriele Hiller-Ohm
Redetext
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
c) - Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines
Siebten Gesetzes zur Änderung des Zweiten
Buches Sozialgesetzbuch
- Drucksachen 17/3631, 17/3683 Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales ({4})
- Drucksachen 17/4033, 17/4094 Berichterstattung:
Abgeordnete Katja Kipping
- Bericht des Haushaltsausschusses ({5}) gemäß § 96 der Geschäftsordnung
- Drucksache 17/4059 Berichterstattung:
Abgeordnete Axel E. Fischer ({6})
Bettina Hagedorn
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Gesine Lötzsch
Alexander Bonde
d) Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Soziales
({7}) zu dem Antrag der Abgeordneten Britta Haßelmann, Markus Kurth, Alexander
Bonde, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Leistungskürzungen bei den Unterkunftskosten im Arbeitslosengeld II verhindern - Vermittlungsverfahren mit den Ländern unverzüglich aufnehmen
- Drucksachen 17/3058, 17/4033, 17/4094 Berichterstattung:
Abgeordnete Katja Kipping
Zu dem Entwurf eines Gesetzes zur Ermittlung von
Regelbedarfen liegen zwei Änderungsanträge der Fraktion Die Linke, neun Änderungsanträge der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen, ein Entschließungsantrag der
Fraktion der SPD sowie zwei Entschließungsanträge der
Fraktion Die Linke vor.
Namentlich abstimmen werden wir später über zwei
Änderungsanträge der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen,
über einen Änderungsantrag der Fraktion Die Linke,
über den Entwurf eines Gesetzes zur Ermittlung von Regelbedarfen sowie über den Entschließungsantrag der
Fraktion der SPD.
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. Gibt
es Widerspruch? - Das ist nicht der Fall. Dann ist das so
beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Redner das Wort dem Kollegen Karl Schiewerling von der
CDU/CSU-Fraktion.
({8})
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Mit dem Gesetz zur Ermittlung von Regelbedarfen und zur Änderung des Zweiten
und Zwölften Buches Sozialgesetzbuch, dessen Entwurf
in zweiter und dritter Lesung zur Verabschiedung ansteht, kommen die Koalitionsfraktionen der Union und
der FDP dem Auftrag des Bundesverfassungsgerichts
nach. Die Regelsätze werden insgesamt neu und transparent gestaltet.
({0})
Die Regelsätze für die Kinder werden eigenständig ermittelt.
({1})
Vor allem aber eröffnen wir mit diesem Gesetz den Kindern neue Chancen auf Bildung und gesellschaftliche
Teilhabe.
Das Bundesverfassungsgericht hat ausdrücklich die
Einkommens- und Verbrauchsstichprobe als Methode
akzeptiert und hat in seinem Urteil am 9. Februar gleichzeitig konzediert, dass die aktuellen Zahlen erst im
Herbst dieses Jahres vorliegen werden. Daraus hat sich
ein kurzer Zeitraum zur Ermittlung der Bedarfe ergeben.
Ausdrücklich hat das Bundesverfassungsgericht dem
Gesetzgeber Ermessensspielräume gegeben und ihm
Wertentscheidungen zugestanden. Wenn nun die neuen
Bedarfssätze mehr Geld für Internetnutzung - weil auf
diesem Weg leichter Arbeitsstellen zu finden sind - und
kein Geld für Tabak und Alkohol vorsehen, dann sind
das Wertentscheidungen, in deren Fokus Vermittlung
und Arbeitsaufnahme stehen.
({2})
Wenn wir unter Beachtung der Erfordernisse im ländlichen Raum die Mittel für Mobilität erhöhen, dann tragen wir damit der Flexibilität Rechnung, die nicht nur im
Zusammenhang mit dem Bildungsbedarf der Kinder,
sondern auch für den Bereich der Erwerbsarbeit erforderlich ist. Darauf setzen wir die Akzente im Zweiten
Buch Sozialgesetzbuch.
Es geht auch um die Veränderung der Hinzuverdienstgrenzen, um in einem zugegeben bescheidenen
Maße - man muss immer darauf achten, was die Haushaltslage erlaubt ({3})
Hinzuverdienste zu ermöglichen, die anrechnungsfrei
bleiben.
Mit dem Bildungspaket erfüllen wir nicht nur die
Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts, sondern wir
übertreffen sie sogar, zum Beispiel dadurch, dass wir die
Kosten für das Essen in der Schule übernehmen oder bezuschussen.
({4})
Die Umsetzung des Bildungspakets geht nur - das sage
ich sehr deutlich - im Zusammenspiel von Bund, Ländern und Kommunen. Das Zusammenspiel von Bund,
Ländern und Kommunen ist auch bei den Sonderbedarfen - ich nenne als Beispiel die Teilnahme an Klassenfahrten - oder bei der Umsetzung des Schulstarterpakets
erforderlich. Wir sind sehr zufrieden mit der hervorragenden Kooperation mit dem Bundesarbeitsministerium.
Alle Spitzenverbände der Kommunen und die Bundesländer haben sich äußerst dankbar dafür gezeigt,
({5})
dass ihnen nun durch das Bildungspaket Möglichkeiten
eröffnet werden, gerade die Kinder zu fördern, die sie
vorher nicht fördern konnten.
({6})
Das Ganze geschieht sehr wohl in enger Abstimmung
und mit möglichst wenig Bürokratie,
({7})
möglichst unkompliziert, möglichst praxisgenau und
sehr zielgerichtet.
({8})
Dass das, Frau Kollegin Ferner, nicht ohne Bürokratie
geht, hängt damit zusammen, dass die Hilfen unmittelbar
bei den Kindern ankommen müssen. Das Bundesverfassungsgericht hat in sein Urteil eine Formulierung geschrieben, die uns sehr viel Anstrengungen und Aufgaben auferlegt, nämlich die Formulierung „individuelle
Förderung“ und „individuelle Rechtsansprüche“. Wenn
jemand individuelle Rechtsansprüche hat, dann muss
der Gesetzgeber nachweisen, dass die Leistungen bei
dem Individuum ankommen. Das schaffen Sie nicht mit
einem Sacharbeiter beim Bundesarbeitsministerium;
man muss vielmehr die Hilfe zwangsläufig möglichst
nahe an den Menschen organisieren. Das geht nicht ohne
personellen Aufwand.
({9})
In die Regelungen beziehen wir auch die Kinder mit
ein, die einen Kinderzuschuss erhalten.
({10})
Der Kinderzuschuss ist insbesondere deshalb eingeführt
worden, um Familien zu unterstützen, damit sie nicht
wegen der Kinder von Hartz IV abhängig werden. Auch
diese Kinder beziehen wir mit ein.
({11})
Ich will nicht verheimlichen, dass mir die Situation
der Kinder, deren Eltern, Großeltern und Urgroßeltern
bereits von Sozialhilfe gelebt haben und noch leben,
große Sorge bereitet, weil die Gefahr besteht, dass diese
Kinder denselben Weg nehmen werden, wenn wir nicht
alle Anstrengungen unternehmen, um sie aus diesem
Teufelskreis herauszuholen.
({12})
Ich will auch nicht verschweigen, dass das vorliegende
Bildungspaket genau für diese Zielgruppe, die wir in
dem großstädtischen Milieu antreffen, möglicherweise
nicht ausreicht. Darin besteht aber die Herausforderung,
der wir uns gemeinsam stellen müssen. Wir müssen uns
gerade diesen Kindern zuwenden. Wir dürfen kein Kind
aufgeben. Jeder hat Begabungen, und jeder hat Fähigkeiten. Wir brauchen jedes Kind für die Zukunft unseres
Landes.
({13})
Mit dem Gesetz sorgen wir für mehr Flexibilität im
Bereich der Kosten der Unterkunft. Das ist vor allen
Dingen ein Anliegen der Kommunen. Ob die Kommunen eine Satzungslösung wollen oder nicht, entscheiden
sie gemeinsam mit ihrem Bundesland. Es ist keine
Pflichtvorschrift. Es ist eine Möglichkeit, die wir ihnen
jetzt einräumen. Übrigens haben das auch nicht wenige
Sozialrichter ausdrücklich empfohlen, um die Flut der
Klagen gerade in diesem Bereich stärker einzudämmen.
Meine Damen und Herren, es bleibt dabei: In der
Grundsicherung für Arbeitsuchende geht es um Fordern
und Fördern. Dass wir hier alle Perspektiven haben und
dass es gute Entwicklungen gibt, zeigen die Zahlen für
den Arbeitsmarkt, auch wenn zugegebenermaßen primär
die Menschen davon profitieren, die im Arbeitslosengeld-I-Bezug sind, also kurzfristig arbeitslos sind. Aber
es stimmt hoffnungsfroh, dass auch weit über
100 000 Menschen, die bisher im Arbeitslosengeld-IIBezug waren, den Weg wieder in eine reguläre sozialversicherungspflichtige Beschäftigung gefunden haben. Ich
glaube, dass wir diesen Weg miteinander gut weitergehen können. Die Lösungen, die wir gefunden haben,
werden dabei passgenau helfen.
({14})
Wir schließen mit diesem Gesetzgebungsvorhaben,
das heute vor dem Abschluss steht, den zweiten Teil der
Neuorganisation, der Neuplanung, der Neugestaltung
des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch ab. Der erste
Teil war die Organisationsreform. Dies ist der zweite
Teil, der emotionalste Teil. Der dritte Teil wird folgen,
wenn wir die arbeitsmarktpolitischen Instrumente im
Frühjahr des kommenden Jahres flexibilisieren und präzisieren, um sie dann möglichst passgenau vor Ort einsetzen zu können.
Ich möchte wiederholen, was ich in früheren Debatten
gesagt habe: Dass wir auf der Grundlage von zwei Verfassungsgerichtsurteilen das Zweite Buch Sozialgesetzbuch jetzt so ändern müssen, hat auch etwas damit zu
tun, wie die Entscheidungen 2004 gefallen sind.
({15})
Deswegen lade ich die damals Beteiligten, die SPD und
die Grünen, ausdrücklich ein, mit uns gemeinsam die
Dinge jetzt in Ordnung zu bringen.
({16})
Das Gesetz, das wir auf den Weg bringen, ist klar,
transparent und dient den Menschen. Ich hoffe sehr, dass
es mehr Klarheit bringt.
Herzlichen Dank.
({17})
Ich erteile jetzt das Wort der Kollegin Elke Ferner von
der SPD-Fraktion.
({0})
Herr Präsident! Liebe Kollegen und Kolleginnen!
Sehr geehrte Frau von der Leyen, Ihr Gesetzentwurf ist
mehr Schein als Sein. Sie haben eine Zeitverzögerung
hineingebracht. Das Verfassungsgerichtsurteil datiert
vom 9. Februar. Sie haben den Gesetzentwurf Ende Oktober eingebracht. Sie hätten die Zeit dazwischen nutzen
müssen - nicht nur können, müssen! -, um die organisatorischen Dinge mit den Kommunen und den Ländern zu
klären. Das haben Sie nicht getan. Sie haben den Entwurf so spät eingebracht, dass ohne Fristverzicht durch
den Bundesrat der Gesetzentwurf noch nicht einmal am
17. Dezember im Bundesrat zu behandeln wäre. Sie versuchen - das werden Sie nachher auch wieder tun -, uns
die Verantwortung dafür zuzuschieben, dass das Gesetz
nicht mehr in diesem Jahr ins Gesetzblatt kommt.
Das hätte man erreichen können, wenn das Gesetz die
Vorgaben des Verfassungsgerichts erfüllen würde.
Aber das ist nicht der Fall. In keinem einzigen Punkt
werden die Vorgaben des Verfassungsgerichts erfüllt.
Das hat die Anhörung eindrucksvoll ergeben. Herr
Schiewerling, Sie können hier noch so lange sagen: „Die
Regelsätze sind in einem transparenten, in einem nachvollziehbaren Verfahren ermittelt worden“ - es stimmt
nicht!
({0})
Sie, Frau von der Leyen, versuchen, durch Zahlenkolonnen dem Ganzen einen seriösen Anstrich zu geben.
Wenn man einmal einen Blick hinter die Zahlen wirft,
dann erkennt man aber - dafür braucht man auch kein
Grundseminar in Statistik besucht zu haben -, dass Sie
tricksen, und zwar am laufenden Band.
Am Beispiel der Kinderregelsätze wird das am allerdeutlichsten. Wenn man sich die Tabellen zu den Kinderregelsätzen anschaut, stellt man fest: Es wimmelt von
Strichen und Klammern. Was bedeutet das? Die Striche
bedeuten: Weniger als 25 Haushalte liegen zugrunde.
Die Klammern bedeuten: Weniger als 100 Haushalte liegen zugrunde. Wenn man sich dann einmal anschaut,
wie viel Prozent des Regelsatzes auf diesen statistisch
unvaliden Daten beruhen, dann stellt man fest: Je älter
die Kinder, umso weniger valide ist die Berechnungsgrundlage für die Regelsätze. Der Regelsatz für die
14- bis 18-Jährigen beruht noch nicht einmal zu
44 Prozent auf statistisch validen Daten. Das ist nicht realitätsgerecht, das ist nicht transparent, und das ist schon
gar nicht nachvollziehbar.
({1})
Bei den Erwachsenenregelsätzen haben Sie auch getrickst: Sie haben ohne eine stichhaltige Begründung
- Sie haben überhaupt gar keine Begründung genannt die Referenzgruppe von 20 Prozent auf 15 Prozent reduziert. Das ist das Erste. Sie haben dann Wertungen
vorgenommen; das kann man machen. Man kann Tabak
und Alkohol herausrechnen. Aber wenn man das macht,
dann muss man das methodisch sauber durchführen. Das
haben Sie nicht getan. Sie haben einfach nur herausgerechnet. Ich will Ihnen das deutlich machen, damit jeder
es versteht: 1 664 Haushalte sind in der Abteilung Nahrungsmittel, Getränke, Tabakwaren enthalten. In diesen
Haushalten sind im Durchschnitt 11 Euro für Tabak ausgegeben worden. Aber nur etwas über 440 haben überhaupt Tabakausgaben gehabt; die haben 41 Euro ausgegeben. Sie kürzen um 11 Euro. Was heißt das denn? Sie
nehmen den Leuten, die keinen Tabak konsumieren,
11 Euro weg, die die bisher für etwas anderes ausgegeben haben. Den Rauchern lassen Sie 30 Euro. Was ist
das für eine Methode? Das ist die blanke Willkür. Und
auch das wird vor dem Verfassungsgericht keinen Bestand haben.
({2})
Sie argumentieren immer mit dem Lohnabstandsgebot. Das Lohnabstandsgebot ist seit diesem Verfassungsgerichtsurteil passé.
({3})
Das gibt es so nicht mehr. Es kann nicht sein, dass sich
die Regelsätze am niedrigsten Schmutzlohn orientieren,
sondern es muss in Zukunft so sein, dass das Existenzminimum auch bedarfsgerecht ermittelt wird und dass
das Existenzminimum plus x die Höhe der Löhne darstellt, die Menschen bekommen müssen, damit sie bei
Vollzeitarbeit ein Einkommen über dem Existenzminimum haben.
Wenn man die 8,50 Euro Mindestlohn, die wir und
der DGB fordern, auf eine Vollzeitarbeitsstelle hochrechnet, kommt man auf 1 462 Euro brutto. Das sind
dann netto je nach Steuerklasse zwischen 1 058 und
1 160 Euro. Alle Alleinstehenden, alle Paare und auch
die meisten Paare mit einem Kind würden dann ohne ergänzende Sozialleistungen auskommen können. Aber
das verweigern Sie den Menschen in diesem Land.
({4})
Auch Ihr Teilhabepaket, Frau von der Leyen, ist eine
Mogelpackung. Sie schreiben eine Zahl ins Gesetz - etwas mehr als 600 Millionen Euro -, die jetzt für die Teilhabe ausgegeben werden sollen. Sie verschweigen aber,
dass darin schon das Schulbedarfspaket, das wir in der
Großen Koalition durchgesetzt haben, und die mehrtägigen Klassenfahrten enthalten sind.
({5})
Natürlich kommt etwas hinzu, aber was? 10 Euro im
Monat für Vereinsbeiträge. Auch da kann man sagen:
Politik trifft Wirklichkeit - schönen guten Tag! Es gibt
nämlich bei den Vereinen längst Familienbeiträge und
symbolische Beiträge für Kinder aus armen Familien.
Was wird denn passieren? Dieses Geld darf nur für Vereinsbeiträge verwandt werden. Die Schuhe, die Trikots
und das Weitere, das man zum Sport braucht, können davon nicht finanziert werden.
({6})
Davon werden die Kinder nicht viel haben. Vor allen
Dingen muss es erst einmal beantragt werden. Sie bauen
mit Ihrem Gutscheinsystem eine Bürokratie auf, die ihresgleichen sucht. Sie geben 33 Euro pro 120 bis 150 Euro,
die ausgegeben werden sollen, allein für Verwaltungskosten aus. Das ist völlig absurd.
({7})
Ich kann Ihnen nur sagen: Ihr Herbst der Entscheidungen ist ein Herbst der Fehlentscheidungen. Wir werden uns an diesen Fehlentscheidungen nicht beteiligen.
Deshalb werden wir dieses Gesetz heute ablehnen. Wenn
Sie im Vermittlungsausschuss nicht zu verfassungskonformen Regelsätzen, einem Teilhabepaket, das den Namen auch verdient, und zu einem Einstieg in den gesetzlichen Mindestlohn bereit sind, werden Sie auch da
keine Zustimmung von uns bekommen.
Schönen Dank.
({8})
Das Wort hat jetzt der Kollege Pascal Kober von der
FDP-Fraktion.
({0})
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Bekanntlich gilt ja: Kindermund tut Wahrheit kund. Deshalb hat es uns alle aufgerüttelt, dass die Wortschöpfung
der Jugend des Jahres 2009 das Wort „hartzen“ war. So
weit sind wir in unserer Gesellschaft schon gekommen,
dass sich junge Menschen vorstellen können, dass eine
Notsituation zu einem dauerhaften Zustand wird, für den
es in unserer Gesellschaft bisher kein beschreibendes
Tätigkeitswort gab.
Ich bin froh, dass wir als christlich-liberale Koalition
nun mit den vorliegenden Gesetzentwürfen zur Leistungsreform SGB II - eingebettet in eine kluge, weitsichtige und wachstumsorientierte Arbeitsmarkt-, Wirtschafts-, Haushalts- und Bildungspolitik - die besten
Voraussetzungen geschaffen haben, dass dieses Jugendwort des Jahres 2009, „hartzen“, bald wieder in Vergessenheit geraten wird.
({0})
Das Wort „hartzen“ wird auch deshalb in Vergessenheit geraten, weil wir mit unserem Bildungspaket für
Kinder aus SGB-II-Bedarfsgemeinschaften erstmalig einen Weg beschreiben, wie sie endlich den Teufelskreis
der Sozialhilfebiografien durchbrechen können. Das Bildungspaket für Kinder und Jugendliche umfasst jetzt
740 Millionen Euro. Es beinhaltet Mittel für das Schulbasispaket, die Lernförderung, ein warmes Mittagessen
in Kindertagesstätten und Schulen - dort, wo es das Angebot gibt - und nicht zuletzt Teilhabeleistungen für kulturelle und sportliche Angebote.
Liebe Kolleginnen und Kollegen von Rot-Grün, Sie
behaupten hier, dass all das vollkommen unzureichend
sei; ich möchte Sie daran erinnern, dass Sie in Zeiten Ihrer Regierungsverantwortung nichts für die Teilhabe und
Bildung von Kindern in SGB-II-Bedarfsgemeinschaften
getan haben.
({1})
In den letzten Wochen haben wir den Gesetzentwurf
mithilfe von Änderungsanträgen im Sinne der Betroffenen noch verbessert. Wir haben uns beispielsweise mit
den Ländern darauf verständigt, dass der Bund auch die
Kosten für die Schülerbeförderung ab der zehnten
Klasse übernehmen wird.
({2})
Sie sehen, dass wir im Interesse der Menschen handeln
und nicht nach Kassenlage: Die zusätzlichen Mittel hierfür in Höhe von 40 Millionen Euro geben wir aus, weil
das notwendig und hilfreich ist.
Nun werfen Sie uns vor, dass die Verwaltungskosten
zu hoch seien. Die höheren Verwaltungskosten sind aber
eine Konsequenz aus dem Urteil und aus der Politik der
christlich-liberalen Koalition,
({3})
die darauf zielt, die Reform so durchzuführen, dass die
Hilfe tatsächlich bei den Menschen ankommt.
({4})
Dafür bedarf es in einem ersten Schritt in der Tat eines
etwas größeren Aufwandes; aber ich bin mir sicher, dass
wir die Kosten der Verwaltung im nächsten Jahr mit einer innovativen Lösung reduzieren werden. Eines ist
aber auch klar: Sozialpolitik nach dem Gießkannenprinzip wird es mit dieser Regierungskoalition nicht geben.
Wir haben uns zielgerichtete Hilfe vorgenommen; sie ist
uns die Verwaltungskosten wert.
({5})
Die Berechnung der Regelsätze - Karl Schiewerling
hat darauf schon hingewiesen - war noch nie so transparent und nachvollziehbar wie heute.
({6})
Das haben auch Kolleginnen und Kollegen aus der Opposition eingestanden.
({7})
Nun kritisieren Sie von der Opposition die Höhe der
Regelsätze. Dazu muss man aber auch sagen, dass sich
die Regelsätze an der Lebenswirklichkeit der kleinen
Einkommen in unserer Gesellschaft orientieren; sie spiegeln die Lebenswirklichkeit vieler Menschen wider, die
tagtäglich zur Arbeit gehen und keine unterstützenden
Leistungen erhalten.
Sie kritisieren die Höhe der Regelsätze. Ich möchte
deshalb bei Ihnen in Erinnerung rufen, wofür die Grundsicherung für Arbeitsuchende da ist: Sie soll Menschen,
die in Not geraten sind, helfen, bis sie wieder einen Arbeitsplatz finden. Diese christlich-liberale Koalition hat
in den vergangenen zwölf Monaten bereits mehr dafür
getan, dass Menschen in unserer Gesellschaft einen Arbeitsplatz finden, als Sie von der Opposition in Ihrer Regierungszeit zu tun in der Lage waren.
({8})
Erstes Ziel unserer Politik ist und bleibt, die Menschen aus der Arbeitslosigkeit in Arbeit zu bringen. Für
diejenigen, die auf dem Weg dahin unserer Hilfe bedürfen, schaffen wir heute eine überzeugende gesetzliche
Grundlage.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
({9})
Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Gregor Gysi von
der Fraktion Die Linke.
({0})
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich frage
mich immer bei der FDP-Fraktion, wozu sie überhaupt
sozialpolitische Sprecher hat; aber ich lasse das einmal
weg.
({0})
Die Neuregelung der Hartz-IV-Regelsätze ist verfassungswidrig, weil die Regelsätze nicht bedarfskonform
sind, sondern allein haushaltskonform zurechtgetrickst
wurden. Das wird Ihnen das Bundesverfassungsgericht,
falls es dorthin kommen sollte, nicht durchgehen lassen.
({1})
Ich befürchte trotzdem, dass der Gesetzentwurf eine
Mehrheit im Bundestag findet. Der Bundesrat könnte
aber am 17. Dezember Nein sagen und damit das Ganze
kippen. Herr Trittin, erklären Sie mir doch Folgendes:
Die Grünen haben in der Koalition mit der CDU in
Hamburg fast alle Positionen aufgegeben und wollten da
raus; das kann ich nachvollziehen.
Aber für mich ist es völlig unverständlich, dass Sie da
zur Unzeit rausgegangen sind. Warum konnten Sie nicht
bis zum 17. Dezember warten? Dann hätten wir eine
klare Mehrheit im Bundesrat gehabt. Die geben Sie jetzt
einfach auf.
({2})
- Ja, warten Sie mal. - Jetzt hat unsere Fraktion in Hamburg beantragt, dass man beschließen soll, dass die Regierung aufgefordert wird, im Bundesrat mit Nein zu
stimmen. Herr Trittin, das Bundesverfassungsgericht hat
aber entschieden, dass das eine Entscheidung der Regierung und nicht des Parlaments ist. Wieso Sie die CDU
im Bundesrat am 17. Dezember 2010 allein agieren lassen, ist nicht erklärbar.
({3})
Nun haben wir aber immer noch eine Stimme Mehrheit im Bundesrat, wenn ich alle Oppositionskräfte zusammennehme. Aber Herr Ulrich aus dem Saarland
- nicht schlecht von der FDP bezahlt - hat erklärt, dass
er sich noch überlege, ob es bei der Enthaltung bleibe.
Man könne auch Ja sagen, allerdings unter einer Bedingung, nämlich dass etwas für das Saarland herausspringe. Ich bitte Sie! Überlegen Sie sich doch mal, was
er sagt! Ihm ist das Grundgesetz egal, ihm ist die Armut
der Hartz-IV-Empfänger egal. Wenn er ein Haus für das
Saarland bekommt, dann sagt er Ja zu diesen Sätzen. Das
ist überhaupt nicht hinnehmbar und verantwortungslos.
({4})
Aber es passt natürlich dazu, dass Hartz IV ja eine Erfindung von SPD und Grünen ist und dass alle Fraktionen
im Bundestag dem verfassungswidrigen Gesetz, weshalb
wir ja jetzt hier sitzen, zugestimmt haben: Union, FDP,
SPD und Grüne.
({5})
Ich glaube, das Bundesverfassungsgericht hat für dieses
Gesetz eine deutliche Ohrfeige erteilt.
({6})
Aber es gibt eine Hoffnung. Die Hoffnung besteht darin, dass auf den Antrag unserer Fraktion hin die Mehrheit im Landtag von Nordrhein-Westfalen beschlossen
hat, dass die Regierung eine Organklage erheben soll,
falls das Gesetz so Gesetz werden sollte. Darauf beruht
auch meine Hoffnung, dass es möglichst schnell zum
Bundesverfassungsgericht geht.
({7})
Nun habe ich ja gesagt, Frau von der Leyen, dass Sie
die Auflagen des Bundesfinanzministeriums von 2008
- übrigens damals noch unter der Leitung der SPD - erfüllt haben. Damals wurde gesagt: 5 Euro mehr darf es
geben.
({8})
Dann haben Sie bei den Berechnungen getrickst und geschummelt, bis Sie exakt auf diese 5 Euro gekommen
sind. Das darf man Ihnen nicht durchgehen lassen.
({9})
Ich nenne nur drei Tricks. Der erste Trick bestand darin, die Verbrauchsstichprobe zu ändern. Nicht mehr
20 Prozent der Geringverdienenden wurden herangezogen, sondern nur noch 15 Prozent. Das bedeutete, dass
Sie die 5 Prozent der Bevölkerung, die schon etwas mehr
verdienten als die unteren 15 Prozent, ausgelassen haben.
({10})
Die haben Sie nur ausgelassen, um auf Ihre komischen
5 Euro zu kommen. Das ist der Trick, der dahintersteckt.
Das lässt Ihnen das Bundesverfassungsgericht nicht
durchgehen.
Dann gab es eine zweite direkte Auflage des Bundesverfassungsgerichts - dazu können Sie gar nichts sagen -,
({11})
nämlich die verdeckten Armen herauszurechnen. „Verdeckte Arme“ sind Leute, die einen Anspruch auf
Hartz IV oder ähnliche Sozialleistungen hätten, aber diesen Anspruch nicht geltend machen. Nun haben wir bei
der Regierung, beim Statistischen Bundesamt der Regierung, nachgefragt, was es eigentlich für eine Änderung
nach sich zöge, wenn man nicht 15, sondern 20 Prozent
der Geringverdienenden genommen und die verdeckten
Armen herausgerechnet hätte. Und das Statistische Bundesamt teilt mit: Allein dadurch würde sich bereits der
Regelsatz um 28 Euro monatlich erhöhen. - Das ist so
was von eindeutig verfassungswidrig - ich weiß gar
nicht, wie Sie darauf kommen, dass Sie jemals damit
durchkommen könnten.
({12})
Außerdem haben Sie die Aufstocker nicht herausgerechnet.
Frau von der Leyen, und dann der Tabak und der Alkohol! Ich sage dazu Folgendes: Es geht hier nicht um
Pädagogik, es geht um Verbrauch. Und zum Leben dieser Gesellschaft gehören eben auch Tabak und Alkohol.
Das zu leugnen, ist völlig albern.
({13})
- Ja, aber Moment mal. - Einem Armen zu sagen: „Du
darfst kein Glas Wein trinken, ich trinke dafür vier“, ist
grob ungerecht. Das will ich auch ganz klar sagen.
({14})
Wissen Sie, ich will Ihnen was zu pädagogischen
Steuern sagen: Die haben nämlich etwas Verlogenes an
sich.
({15})
Da sagt man regelmäßig, man will Alkohol und Tabak
hoch besteuern, damit wenig getrunken und wenig geraucht wird, und in Wirklichkeit hofft man, dass die
Menschen massenhaft saufen und rauchen, damit man
hohe Steuereinnahmen hat. Das ist das Verlogene daran.
({16})
Was haben Sie noch gemacht? Sie haben das Elterngeld für Hartz-IV-Empfänger und für die Kinder gestrichen. Sie haben das Übergangsgeld für Arbeitslose beim
Übergang vom Arbeitslosengeld zu Hartz IV gestrichen.
Sie haben Milliarden für die Bildungsmaßnahmen gestrichen. - Das alles haben Sie damit begründet, dass ein
Schuldenabbau stattfinden müsse. Massiv neue Schulden haben wir aufgenommen dank der Banken und ihrer
Spekulationen, aber die zahlen dafür keinen Euro, auch
nicht die Vermögenden, auch nicht die Bestverdienenden. Daran wird das sozial Ungerechte an dem gesamten
Vorgang deutlich.
({17})
Lassen Sie mich noch etwas zu den Kindern und Jugendlichen sagen. Sie sollten eine substanzielle Verbrauchsprobe machen. Das haben Sie aber nicht gemacht. Stattdessen nehmen Sie wieder nur einen
Prozentsatz des Regelsatzes der Erwachsenen. Das Bundesverfassungsgericht hat aber klar gesagt: Kinder sind
keine kleinen Erwachsenen. Nur die Scientology-Sekte
sieht das anders. Die behaupten immer, Kinder seien
kleine Erwachsene. Ich stehe auf der Seite des Bundes8746
verfassungsgerichts und nicht auf der Seite von Scientology.
({18})
Lassen Sie mich noch etwas zu den Gutscheinen sagen. Damit das klar ist: Ich finde das Misstrauen völlig
falsch. Hartz-IV-Eltern denken mehr an die Bildung ihrer Kinder als die Eltern in anderen Bevölkerungsschichten.
({19})
- Ja. Hören Sie zu. Man brauchte eine andere Regelung.
Das Sorgerecht haben nicht wir, sondern die Eltern. In
Ausnahmefällen kann das Jugendamt - das gilt für alle
Bevölkerungsschichten - eingreifen und sagen: Es gibt
Gutscheine, weil eine besondere Situation vorliegt. - Anders ist das nicht gerechtfertigt.
({20})
Kommen Sie bitte zum Schluss, Herr Gysi.
Ich weiß, Herr Präsident.
Ich kann es nicht ändern, dass Sie trotz meiner Warnung auch heute wieder ein verfassungswidriges Gesetz
beschließen werden.
({0})
Das Wort hat jetzt der Kollege Markus Kurth von
Bündnis 90/Die Grünen.
Herr Präsident! Meine verehrten Kolleginnen und
Kollegen! Meine Kolleginnen und Kollegen von der
Union, seit letzter Woche sagen Sie gerne, dass die Grünen die Dagegen-Partei seien.
({0})
Sie können sehen, wofür wir sind, wenn Sie unsere Änderungsanträge, die nach dieser Debatte zur Abstimmung stehen, einmal gründlich lesen.
({1})
Ich glaube, man muss den Menschen in diesem Land
einmal klarmachen, wer die wahren Dagegen-Parteien
sind: CDU und CSU. Sie sind dagegen, dass in Haushalten von Langzeitarbeitslosen demnächst noch ein Weihnachtsbaum zu Weihnachten steht.
({2})
Sie sind dagegen, dass es Blumen zum Muttertag gibt.
Das zeigt sich daran, dass Sie diese Verbrauchsposition
einfach aus dem Regelsatz gestrichen haben.
({3})
Sie von der Union sind dagegen,
({4})
dass Eltern mit ihren Kindern im Sommer in der Eisdiele
ein Eis essen können, obwohl sie langzeitarbeitslos sind.
Sie verbreiten die Mär, dass praktisch alle Armen über
Generationen hinweg in einer im Grunde genommen
vererbten Armut stecken.
Wenn Sie die Anhörung verfolgt haben, haben Sie sicherlich auch gehört, dass Herr Alt von der Bundesagentur für Arbeit gesagt hat, dass es bei den 1,7 Millionen
Kindern mit Eltern im SGB-II-Bezug jedes Jahr einen
Austausch von 800 000 Kindern gibt. Wir haben also
eine sehr hohe Fluktuation. Es geht um viele Kinder, die
wie ihre Klassenkameradinnen und Klassenkameraden
teilhaben wollen.
({5})
Sie von der Union sind auch gegen eine vernünftige
Förderung von Langzeitarbeitslosen. Das wird daran
deutlich, dass Sie bei den Mitteln für Eingliederungsmaßnahmen, für Fördermaßnahmen rigoros gestrichen
haben.
({6})
Sie sind - das finde ich besonders bemerkenswert gegen eine bürokratiearme und sachgerechte Lösung, die
es hätte geben können.
({7})
Sie hätten diejenigen, die Kompetenz in Sachen Bildung
und Teilhabe von Kindern und Jugendlichen haben, die
Städte und Gemeinden, die Jugendämter, beauftragen
können, darüber zu wachen, dass die Vorgaben des Achten Sozialgesetzbuchs - Kinder- und Jugendhilfe - eingehalten werden. Aber dann, Frau von der Leyen, hätten
Sie wahrscheinlich auch Frau Köhler, die Familienministerin, mit im Boot gehabt, und diese Vorstellung ist
für Sie wahrscheinlich so attraktiv wie die Aussicht auf
eine Zahnwurzelbehandlung ohne Betäubung. Deswegen haben Sie es nicht gemacht.
({8})
Stattdessen lassen Sie sich eine Konstruktion einfallen,
bei der einem wirklich die Haare zu Berge stehen. Sie
von der Union und von der FDP, die Freunde des Bürokratieabbaus, haben zusätzlich das Bundesamt für
Zivildienst ins Boot geholt. Ich muss jetzt einmal aus der
Begründung des Gesetzentwurfs zitieren. Sie schreiben,
dass, nachdem die Familienkasse im Rahmen der Bewilligung den Anspruch auf Teilhabe geprüft hat, das Bundesamt für Zivildienst ins Spiel kommt, wenn es um die
direkte Auszahlung geht.
Das Bundesamt prüft dazu, ob das von Leistungsberechtigten ausgewählte Angebot dem in Absatz 2
Satz 1 Nummer 2 Buchstabe e genannten Zweck
entspricht, ob der Preis angemessen ist und ob das
zur Verfügung stehende Budget des Leistungsberechtigten ausreicht …
Da wünsche ich fröhliche Verrichtung. Das ist Bürokratie pur und das Gegenteil von einer sachgerechten und
einfachen Lösung.
({9})
Wir von Bündnis 90/Die Grünen sind für eine vernünftige Infrastruktur, für gut ausgestattete Schulen und
für Kompetenz bei denjenigen, die etwas davon verstehen. Wir sind für einen Mindestlohn, um den Lohnabstand von oben sicherzustellen.
({10})
Wir sind für ein Deutschland, das spitze ist,
({11})
und wir wollen Weiterbildung, damit die Menschen
auch länger arbeiten können. Deswegen wollen wir einen vernünftig ausgestatteten Eingliederungstitel. Wir
sind für einen Rechtsstaat, der diesen Namen verdient,
einen Rechtsstaat, der übersichtlich bleibt und bei dem
bundesweit klar definiert ist, was angemessene Kosten
der Unterkunft sind. Dazu kann man eine bundesgesetzliche Regelung machen. Sie aber wollen einen Flickenteppich von Regelungen, indem Sie die Kommunen
ermächtigen, eine sogenannte Satzungslösung für die angemessenen Kosten der Unterkunft zu erarbeiten.
({12})
Das wird zu Unübersichtlichkeit, zu Rechtsunsicherheit
und zu Prozessen vor den Sozialgerichten führen.
({13})
Auch sind wir dafür, dass elementare Rechte wie das
Recht auf eine Rechtsfolgenbelehrung bei einem pflichtwidrigen Verhalten erhalten bleiben. Auch denjenigen,
die Arbeitslosengeld II beziehen, stehen die Grundlagen
des Rechtsstaats und soziale Bürgerrechte zu.
({14})
Natürlich sind auch wir für angemessene, transparent
ermittelte und den tatsächlichen Bedarfen gerecht werdende Regelsätze. Wir fordern einen Regelsatz von
420 Euro. Frau von der Leyen, meine Damen und Herren von der Union, hören Sie auf, die Dagegen-Partei zu
sein, und schließen Sie sich uns an.
Vielen Dank.
({15})
Das Wort hat jetzt die Bundesministerin Dr. Ursula
von der Leyen.
({0})
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr
Kurth, die Familienministerin heißt nicht Köhler, sondern Schröder, und diese Frau ist klasse - nur damit das
einmal klar ist.
({0})
Wenn ich mir die SPD in den letzten Wochen bei der
Hartz-IV-Gesetzgebung so anhöre, dann muss ich sagen,
dass ich zumindest den Hauch von Selbstkritik aus Ihren
Reihen vermisse; denn immerhin korrigieren wir heute
ein Gesetz, das Sie damals auf den Weg gebracht haben.
({1})
Damals hieß es in Ihren Reihen noch stolz - Zitat
Ludwig Stiegler -:
Wir brauchen uns nicht zu verstecken; denn wir haben Reformen auf den Weg gebracht.
Der Parlamentarische Staatssekretär Brandner, ein sehr
vernünftiger Mensch, sagte:
Die Hartz-IV-Gesetze sind ein Signal zum Konsens
und zum Aufbruch.
Das waren Worte aus Ihren Reihen. Was ist eigentlich
davon übrig geblieben?
({2})
Sie könnten heute einmal beweisen, dass Sie tatsächlich
Aufbruch und Konsens wollen.
({3})
Das Bundesverfassungsgericht hat die Hartz-IV-Gesetzgebung vor allem aus zwei Gründen für verfassungswidrig erklärt. Es hat gesagt: Ihre Herleitung der HartzIV-Regelsätze 2005
({4})
war zum Teil - Originalton des Bundesverfassungsgerichts - ins Blaue gegriffen. Das Gericht hat weder gesagt, die Hartz-IV-Regelsätze seien zu hoch, noch hat es
gesagt, sie seien zu niedrig. Es hat einfach gesagt: Rechnet sauber! Rechnet transparent! - Das haben wir getan.
So viel Transparenz wie heute gab es noch nie.
({5})
Man merkt, wie schwer es Ihnen fällt, zu argumentieren, wie viel Sie bei den Regelsätzen mehr wollen. Sie
kommen immer mit Schleifen und Prozenten und mit
Hin und Her, sagen aber nie konkret, was Sie haben wollen.
({6})
Es ist so sauber gerechnet worden, dass Ihnen die Argumente wegfliegen.
({7})
Der Regelsatz steigt nun auf 364 Euro. Zur Erinnerung: Rot-Grün hat 2005 einen Regelsatz von 345 Euro
errechnet. Dazu werden die Miete, die Heizkosten, die
Krankenversicherung und die Pflegeversicherung bezahlt. Das deckt das Existenzminimum ab. Das ist nicht
mehr als eine Basis. Es soll aber auch nur eine Basis
sein, weil es daraus wieder in Arbeit gehen soll. Hartz IV
ist kein Dauerzustand. Der Betrag steht in einem angemessenen Verhältnis zu der Höhe der Einkommen der
Menschen, die ihren Lebensunterhalt durch Arbeit verdienen; denn er ist genau von diesen Einkommen und
dieser Lebenswirklichkeit abgeleitet worden.
({8})
Bei den Hartz-IV-Gesetzen hat das Bundesverfassungsgericht Ihnen ins Stammbuch geschrieben, dass Sie
einen weiteren Kardinalfehler gemacht haben.
({9})
Sie haben ausgeblendet, dass Kinder zweifach von der
Langzeitarbeitslosigkeit ihrer Eltern betroffen sind.
({10})
- Ich war damals nicht im Bundestag. Entschuldigung.
({11})
Ich bin damals nicht im Bundestag gewesen. Sie haben
das Gesetz auf den Weg gebracht.
({12})
Sie haben ausgeblendet, dass Kinder nicht nur das
körperliche Existenzminimum brauchen, sondern auch
Teilhabe und den Zugang zu Bildung. Sonst kommen sie
nie aus der Chancenarmut heraus. Das heilen wir heute.
({13})
Frau Ferner, Sie sollten die Gesetzentwürfe, über die
wir heute abstimmen, kennen. 740 Millionen Euro werden ausschließlich für das Bildungspaket eingesetzt.
({14})
Dies umfasst neben dem Schulbedarfspaket das Mittagessen. Die Finanzierung der Schülerbeförderung ist neu.
Niemand hatte sich bisher Gedanken darüber gemacht,
wie Hartz-IV-Kinder, die auf das Gymnasium gehen, zur
Schule kommen.
({15})
Dies umfasst auch die eintägigen Schulausflüge, die bisher niemand bezahlt hat, und die Kosten für Monatskarten. Für Vereinsbeiträge werden 244 Millionen Euro zur
Verfügung gestellt. Das oberste Gericht hatte recht, als
es sagte: Kinder sind keine kleinen Erwachsenen.
({16})
Die hier begangenen Versäumnisse beheben wir heute.
Kommen Sie mit ins Boot. Machen Sie mit.
({17})
Frau Kollegin von der Leyen?
Ich mache jetzt weiter.
Keine Zwischenfrage?
Nein, keine Zwischenfragen.
({0})
Sie können ja hinterher eine Kurzintervention machen.
Wir sind fest entschlossen, das Bildungspaket umzusetzen, und zwar rechtzeitig. Die Bundesagentur für Arbeit leitet im Augenblick alle notwendigen Schritte ein.
Die Kommunen können überall da, wo sie es möchten,
die Umsetzung und die Abrechnung in eigener Regie
durchführen. Ich hatte gestern zu einem Tag der Jobcenter eingeladen. 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Jobcenter waren da, um sich zu informieren, wie wir die
Neuerungen umsetzen. Diese Menschen ziehen mit; sie
wollen das Bildungspaket. Sie wollen, dass sich für die
Kinder im Land etwas ändert.
({1})
Wir machen es so einfach wie möglich. Klar, wenn
man ein Bildungspaket auf den Weg bringt, ist das nicht
trivial; dann braucht man Menschen, die sich kümmern,
dann müssen sich Dinge verändern. Aber von wegen
Bürokratie pur: Wenn ein Kind in einen Sportverein
möchte, wenn es um die Kosten für das Mittagessen oder
die Lernförderung geht, genügt es, einen einseitigen Zettel auszufüllen. Darauf muss man ankreuzen, was man
benötigt. Darauf steht alles, was im Rahmen des Bildungspakets möglich ist. So wenig Bürokratie gab es
noch nie.
({2})
Da passiert etwas, da ändert sich etwas für die Kinder.
({3})
Wir wollen die Abrechnung so individuell wie möglich gestalten. Sie können pauschal abrechnen, es kann
direkt überwiesen werden, sie können einen Gutschein
nehmen. Sie können das machen, was vor Ort am besten
klappt. Die Vorbereitungen laufen bereits. Mittelfristig
wollen wir eine einfachere Abrechnung über die Bildungskarte.
({4})
Auch dafür werden jetzt die technischen Voraussetzungen geklärt.
Es geht heute darum, dass wir für die bedürftigen
Kinder im Land etwas ändern, dass das Mitmachen für
diese Kinder möglich ist, ganz egal wie hoch das Einkommen der Eltern ist. Die Kinder sollen spüren, dass
sie dazugehören, dass sich jemand ihrer annimmt, dass
sie willkommen sind, dass es ohne sie nicht geht.
({5})
Nur dann werden aus ihnen Erwachsene, die auf eigenen
Beinen stehen und Verantwortung für andere übernehmen können. Diesen Weg möchten wir jetzt gemeinsam
gehen.
({6})
Hier setzt das Bildungspaket an. Ich gebe zu, dass es
nicht die gesamten Bildungsdefizite dieser Republik beheben wird,
({7})
aber es ist ein entscheidender Schritt vorwärts für diese
Kinder. Deshalb lade ich Sie ein, diesen Weg der Chancen mitzugehen
({8})
und nicht auf dem Holzweg der Ablehnung zu bleiben.
Ich bitte Sie um Zustimmung, meine Damen und Herren.
({9})
Zu einer Kurzintervention erteile ich das Wort dem
Kollegen Hubertus Heil.
Sehr geehrte Frau Ministerin von der Leyen, ich
möchte Sie erstens daran erinnern - das hätte ich gerne
in einer Zwischenfrage getan; aber Sie haben sie nicht
zugelassen -, dass über den Vermittlungsausschuss die
CDU/CSU und auch Sie - wenn ich mich richtig erinnere, waren Sie seinerzeit Sozialministerin und damit im
Bundesrat mittelbar vertreten - an dem, was dort passiert
ist, beteiligt waren. Das nun anderen in die Schuhe zu
schieben, ist ziemlich albern und billig.
({0})
Zweitens, Frau Ministerin, kann ich mich noch lebhaft daran erinnern, dass Ihr damaliger Kanzlerkandidat
Edmund Stoiber
({1})
im Bundestagswahlkampf 2002 vorgeschlagen hat, die
Regelsätze für Erwachsene und Kinder jeweils pauschal
um 25 Prozent zu kürzen.
({2})
Insofern sollten Sie sich etwas zurückhalten.
({3})
Frau Ministerin, wir haben wieder einmal das typische Von-der-Leyen-Prinzip erlebt: warme Worte, kalte
Taten.
({4})
Das, was Sie über das Bildungspaket erzählen, ist doch
ein Märchen. Den ganzen Sommer haben Sie über Chipkarten geredet, und jetzt tun Sie so, als sei das Bildungspaket die eierlegende Wollmilchsau. In der Anhörung ist
Ihnen von allen Sachverständigen, von den Wohlfahrtsverbänden, den Kommunen und den anderen Experten,
ins Stammbuch geschrieben worden: Das, was Sie planen, ist höchstens ein Bildungspäckchen. Die Lebensund Teilhabechancen von Kindern verbessert es nicht.
Hubertus Heil ({5})
({6})
Warum tun Sie nichts für den Ausbau von Ganztagsschulen?
({7})
Warum verschweigen Sie den Menschen, dass, wenn
Ihre Vorschläge umgesetzt werden, nur 20 Prozent der
Kinder an ein warmes Mittagessen kommen, 80 Prozent
der Kinder nicht? Warum tun Sie nichts für die Schulsozialarbeit in Deutschland? Gleiche Bildungschancen
sind notwendig, unabhängig vom Geldbeutel der Eltern.
({8})
Frau Ministerin, meine letzte Frage an Sie lautet: Warum glauben Sie eigentlich, dass für die Kinder von
Hartz-IV-Empfängern ein Bildungspaket notwendig ist
- dafür sind natürlich auch wir; das gilt ebenso für die
Kinder von Eltern, die sich für den Elternzuschlag entscheiden -, warum sind Sie aber nicht der Meinung, dass
auch die Kinder von Geringverdienern Teilhabechancen
haben sollten, also die Kinder all derjenigen, die im
Wohngeldbezug sind?
Frau Ministerin, Sie haben eine Politik auf den Weg
gebracht, bei der Reden und Handeln auseinanderklaffen.
({9})
Ich kann mir lebhaft vorstellen, wozu das führt. Wenn
Sie die Förderung im Bereich der Arbeitsmarktpolitik
um 20 Prozent zusammenstreichen, wodurch Sie den betroffenen Eltern übrigens die Chance rauben, aus der Arbeitslosigkeit herauszukommen, und gleichzeitig Ihren
Werbeetat um 30 Prozent erhöhen, dann gewinnt man einen bleibenden Eindruck von der Politik, die Sie machen. Warme Worte reichen nicht. Frau Ministerin, wir
brauchen klare Taten, damit die Kinder tatsächlich bessere Bildungs- und Lebenschancen bekommen.
({10})
Zur Erwiderung, bitte.
({0})
Solche Unverschämtheiten überhören wir einfach. Ich
finde, im parlamentarischen Verfahren kann man Argumente austauschen, aber nicht solche Pöbeleien.
({0})
Herr Heil, da ich Sie schätze, freue ich mich, dass Sie
der Forderung, die ich am Anfang meiner Rede formuliert habe, nachgekommen sind. Ich meine die Forderung
nach einem Hauch von Selbstkritik, dass die Gesetzgebung damals vielleicht nicht optimal war, da sie die Kinder vollständig ausgeblendet hat.
({1})
Ich freue mich, dass Sie gerade zum ersten Mal zugegeben haben, dass das Bildungspaket richtig ist und wir damit auf dem richtigen Weg sind. Das ist ein Schritt voran.
({2})
Zweiter Punkt. Wenn Sie die Anhörung verfolgt haben, werden Sie mitbekommen haben, dass über das,
was wir auf den Weg bringen, anfangs eine gewisse Verblüffung herrschte. Es ist ein echter Paradigmenwechsel;
für die Kinder ändert sich jetzt wirklich etwas. Es gibt
demnächst nicht einfach nur mehr Geld im Rahmen von
Hartz IV, sondern wir sorgen dafür, dass die Kinder mit
Gleichaltrigen zusammen sind, dass sie mitmachen, ihre
Bildungschancen ergreifen und ihre Fähigkeiten entfalten können.
({3})
Dass sich wirklich etwas ändert, zeigt sich daran, dass
auch die Kommunen mitmachen, dass die Bundesagentur für Arbeit mitmacht
({4})
und dass Leute vor Ort sowie Vereine und Verbände mitmachen. Ich habe mit dem Deutschen Olympischen Sportbund eine Vereinbarung getroffen. Die 90 000 Sportvereine im Land sagen jetzt: Wir wollen mitmachen. Wir
gehen auf die Jobcenter vor Ort zu. Wir wollen, dass die
Kinder zu uns kommen. Wir finden dieses Angebot
klasse.
({5})
Gestern haben wir eine Vereinbarung mit allen deutschen Musikschulen geschlossen. Die Musikschulen sagen jetzt: Wir machen mit. Wir möchten, dass die Kinder
zu uns kommen.
({6})
- Der Betrag von 10 Euro ist in Ordnung; denn bisher
war keines dieser Kinder in einer Musikschule.
({7})
Es ändert sich also wirklich etwas.
Ich freue mich, dass bei Ihnen zum ersten Mal ein
Hauch von Selbstkritik festzustellen ist. Ich freue mich
auch - Sie haben recht, wenn Sie uns daran erinnern -,
dass wir die Agenda 2010 gemeinsam auf den Weg gebracht haben. Jetzt sind wir in der Schlusskurve.
({8})
Ich kann Ihnen nur empfehlen: Kommen Sie endlich aus
der Boxengasse heraus! Sonst sind wir mit dem Rennen
durch, ehe Sie sich auf den Weg machen. Es wäre schade
drum.
({9})
Als nächste Rednerin hat die Kollegin Anette
Kramme von der SPD-Fraktion das Wort.
({0})
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Liebe Frau von der Leyen, Sie haben gesagt,
dass wir Selbstkritik üben sollten. Leider stellen wir
nicht fest, dass Sie Selbstkritik üben. Selbstkritik üben
heißt an dieser Stelle, dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
Wir haben hier eine Sachverständigenanhörung durchgeführt, und wir können nur feststellen, dass dem Rat der
Sachverständigen komplette Missachtung geschenkt
worden ist. Sie als Ministerin hätten lernen können,
wenn Sie denn anwesend gewesen wären.
Jürgen Borchert, Vorsitzender Richter am Hessischen
Landessozialgericht, also derjenige, der das Bundesverfassungsgericht erfolgreich wegen der Regelsätze angerufen hat, hat gesagt:
Je tiefer man in diese Fragestellung einsteigt, ob
das alles plausibel ist und nachvollziehbar, desto
mehr Zweifel stellen sich ein. … Wenn Sie mich
fragen, nach meiner Überzeugung läuft der Gesetzgeber ins offene Messer.
({0})
Frau Professor Anne Lenze sagte:
… das gesamte Paket halte ich für verfassungsrechtlich höchst riskant.
Professor Münder hat uns aktuell noch ein Gutachten
vorgelegt, in dem er eine große Liste bedenklicher
Punkte auflistet.
({1})
Sie haben jedoch nichts Relevantes geändert. Sie haben
nicht die Referenzgruppe für das Ausgabeverhalten geändert. Sie belassen alle Aufstocker in der Statistik. Das
Gleiche gilt für die verdeckt Armen. Sie mischen weiterhin Statistikmodell und Warenkorbmodell. Das Datenmaterial ist nicht valide. Sie berechnen weder das Schulstarterpaket noch das Teilhabepaket. Man kann es mit
einem Satz zusammenfassen: Sie missachten alle Sachverständigen. Den frommen Wunsch der Regierung, die
SPD solle sich doch großzügig zeigen und im Sinne eines „Ende gut, alles gut“ alles abnicken, kann ich nur
mit vorweihnachtlichen Verwirrungen erklären.
Die Ministerin und ihre Mitstreiter können noch so
schön vom warmen Mittagessen und vom Reitunterricht
schwärmen: Das Gesetz bleibt ungenügend. Sie präsentieren verheißungsvoll glitzerndes Bonbonpapier, aber
drin ist allenfalls ein saurer Drops - nein, schlimmer
noch, ein dicker Klops.
({2})
Ich bin mir sicher, wenn man eine Wortschatzanalyse
der Aussagen dieser Ministerin vornähme, wenn sie
denn zuhören würde, stellte man fest, dass ihr Lieblingswort „Kinder“ ist. Aber leider geht sie gar nicht liebevoll
mit Kindern um.
({3})
Das soziale Teilhabepaket wird weiterhin von einer
großen Anzahl von Kindern nicht in Anspruch genommen werden können, weil eben keine Fußballschuhe und
Trikots bezahlt werden,
({4})
weil eben auch nicht die Blockflöte finanziert wird. Sie
missachten vor allen Dingen, dass für alle Kinder in dieser Republik etwas getan werden muss; denn es geht
nicht nur um Kinder mit Eltern im SGB-II-Bezug, um
Kinder aus bildungsfernen Haushalten, sondern das Phänomen ist weit verbreitet. Deshalb gilt es, in die Infrastruktur zu investieren.
({5})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, dass Sie die Verwaltung der untauglichen Gutscheine dem Bundesamt
für den Zivildienst und damit ihrer Kollegin Kristina
Schröder aus dem Familienministerium zuschieben, ist
fachlich nicht zu erklären. Sehr wohl aber kann man das
Ganze politisch erklären. Sie verschleiern damit Verwaltungsausgaben, weil die Leistungen für Kinderzuschlagsempfängerinnen und -empfänger nun von Personen erbracht werden, für die zukünftig nach geltendem Recht
keine Aufgaben mehr vorhanden sind, und - was noch
besser ist - es fügt sich gut in die Strategie der Leyen’schen
Erfolgskommunikation: Frau von der Leyen hat ’ne
dufte Idee, und die Schröder setzt es wieder in den Sand. So stellen Sie sich das Ganze vor.
Klar ist: Ihr Gesetz ist mehr als fragwürdig und hilft
keinem einzigen Arbeitslosengeld-II-Empfänger auch
nur einen einzigen Schritt weiter,
({6})
und auch den Kindern wird es nur wenig bringen. Deshalb kann man dieses Gesetz nur ablehnen.
Herzlichen Dank.
({7})
Das Wort hat der Kollege Dr. Heinrich Kolb von der
FDP-Fraktion.
({0})
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Kollege Gysi hat von diesem Rednerpult aus gefragt,
wozu die FDP eigentlich sozialpolitische Sprecher benenne. Herr Kollege Gysi, das will ich Ihnen gerne sagen: um Ihnen einen sozialpolitischen Gegenentwurf
aufzuzeigen, um Sie darauf hinzuweisen, dass gute Sozialpolitik eben nicht darin besteht, mit der Gießkanne
({0})
möglichst viel Geld im Land zu verteilen, nach dem
Motto „viel hilft viel“. Vielmehr geht es darum, den Bedarf der wirklich Bedürftigen abzudecken. Das ist unser
sozialpolitisches Konzept, das der FDP-Bundestagsfraktion.
({1})
Herr Kollege Gysi, ich möchte Sie auf Folgendes hinweisen: Die beste Sozialpolitik ist, die Menschen in die
Lage zu versetzen, dass sie sich selbst helfen können,
dass sie der Hilfe des Staates am Ende überhaupt nicht
mehr bedürfen.
({2})
Deswegen ist die Frage wichtig - das gebe ich zu -, welche Leistungen die Empfänger von Hartz IV erhalten
sollen.
({3})
Kollege Kolb, gestatten Sie eine Zwischenfrage?
Nein. Ich möchte, weil ich nur drei Minuten Redezeit
habe, im Zusammenhang vortragen.
Noch wichtiger aber ist - darauf weise ich Sie als sozialpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion
auch hin -, dass wir Strukturen schaffen, die ermöglichen, dass die Menschen, die arbeitslos sind, möglichst
schnell ein neues Angebot bekommen. Deswegen haben
wir bereits in der ersten Hälfte dieses Jahres die Jobcenterreform auf den Weg gebracht. Auch das war eine Reparatur von fehlerhaftem Handeln von Rot-Grün. Diese
Reform wird im nächsten Jahr in Kraft treten. Sie wird
genau das leisten, was wir wollen: Durch möglichst effiziente Strukturen werden schnell Angebote für arbeitslose Menschen geschaffen.
({0})
Wichtiger noch als die Leistungen selbst ist, dass wir
es schaffen, individuell, bei den Defiziten jedes Einzelnen anzusetzen. Arbeitslose tun sich aufgrund von oft
sehr persönlichen Hindernissen schwer, in den Arbeitsmarkt zurückzukehren.
({1})
Arbeitslose müssen deswegen auch möglichst individuell Hilfe bekommen. Dafür werden wir im nächsten Jahr
sorgen, Herr Kollege Gysi, nämlich mit der Reform der
arbeitsmarktpolitischen Instrumente.
({2})
Ich will auf folgenden Dreiklang hinweisen: Jobcenterreform, Neuanordnung der Regelsätze und Reform der
arbeitsmarktpolitischen Instrumente. Diese drei Dinge
gehören zusammen, und sie geben uns Hoffnung: Wir
hoffen, dass es uns gelingt, die Langzeitarbeitslosigkeit
in Deutschland weiter zu reduzieren, so wie wir sie bereits in diesem Jahr reduziert haben.
({3})
Es gibt 100 000 Langzeitarbeitslose weniger. Diese
Menschen haben neue Jobs gefunden.
({4})
Das ist etwas, was uns ermutigt. So wollen wir weiter
verfahren.
({5})
Zusammenfassend möchte ich sagen: Schwarz-Gelb
repariert, was Rot-Grün vielleicht gut gemeint, aber
schlecht gemacht hat. Die Anpassung der Regelsätze ist
durch ein transparentes Verfahren erfolgt. Heute ist ein
guter Tag für die Chancengerechtigkeit aller Kinder in
Deutschland. Ich denke, dass auch die liberale Handschrift in diesem Gesetzentwurf erkennbar ist.
Zum Schluss, Frau Kollegin Ferner, Frau Kollegin
Kramme: Die SPD sollte sich gut überlegen, ob sie diese
Reform aus rein parteitaktischem Kalkül scheitern lassen
will.
({6})
Sie würden sich damit an den Beschäftigungschancen
der Menschen in diesem Lande, aber auch an den Bildungschancen von Kindern aus Hartz-IV-Haushalten
versündigen. Dieses Risiko sollten Sie nicht eingehen.
Deswegen werbe ich um Ihre Zustimmung heute und
auch im Bundesrat am 17. Dezember.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
({7})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, in Anbetracht der
Wetter- und Zeitsituation möchte ich Sie bitten, heute
mit dem Instrument der Zwischenfragen und Kurzinterventionen sehr zurückhaltend umzugehen. Mehr kann
ich jetzt nicht sagen.
({0})
Das Wort hat die Kollegin Katja Kipping von der
Fraktion Die Linke.
({1})
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr
Kolb, einfach bei den Ärmsten kürzen zu wollen, ist
noch keine Reform und schon gar kein sozialpolitischer
Gegenentwurf.
({0})
Frau von der Leyen, zahlreiche Fachleute haben verfassungsrechtliche Bedenken zum vorliegenden Gesetzentwurf geäußert. Aus Zeitgründen kann ich nur einen
zitieren. Richter Borchert, dessen Vorlage überhaupt erst
zu dem Urteil des Verfassungsgerichtes geführt hat, hat
in der Anhörung gesagt, es müsse sich im Gesetzentwurf
noch viel ändern, damit er nicht wieder eine Vorlage einreicht. Es hat sich aber nichts geändert, und schon gar
nicht viel. Im Klartext: Schwarz-Gelb nimmt mit diesem
Gesetz Fahrt auf in Richtung eines möglichen Verfassungsbruchs. Sollte dieses Gesetz den Bundesrat passieren, dann heißt der nächste Halt garantiert das oberste
Gericht in Karlsruhe.
({1})
Die Linke hat nach Beratungen mit Fachleuten eigene
Berechnungen vorgelegt. Auf unseren Auftrag hin hat
das Statistische Bundesamt berechnet: Wenn man die
untersten 20 Prozent zur Grundlage nimmt und die verdeckt Armen herausrechnet, dann müsste der Regelsatz
28 Euro höher sein. Diese Zahl ist nicht verhandelbar.
({2})
Wenn man zudem auf besonders willkürliche Abschläge verzichten würde, dann müsste der Regelsatz
immerhin 465 Euro betragen. Wenn man dazu noch einen Bedarfs-TÜV, zum Beispiel für eine vollwertige Ernährung, durchführen würde, dann würde der Regelsatz
sogar bei über 500 Euro liegen.
Man kann tatsächlich unterschiedliche politische
Wertungen vornehmen - das stimmt -, eines können wir
nach den alternativen Berechnungen aber festhalten:
Schwarz-Gelb hat den Regelsatz mit Tricks und politisch
gewollten Abschlägen bewusst kleingerechnet. Das ist
Dumping des Existenzminimums.
({3})
Zu den Abschlägen. Sie erwecken hier immer wieder
den Eindruck, dass es bei den Abschlägen nur um Tabak
und das Glücksspiel ginge. Ich finde, dass es deswegen
not tut, uns hier noch einmal den Umfang der Abschläge
zu vergegenwärtigen. Bei fast einem Drittel der Ausgaben der ärmsten Haushalte erfolgt vom Hause von der
Leyen ein Abschlag. Ich will Ihnen einfach einmal verdeutlichen, was dazugehört. Das Halten von Haustieren:
gestrichen von Schwarz-Gelb. Geld für Benzin, um die
Oma im entlegenen Dorf zu besuchen: gestrichen von
Schwarz-Gelb.
({4})
Das Glas Bier, wenn Besuch kommt, oder Glühwein
auf dem Weihnachtsmarkt: gestrichen von SchwarzGelb.
({5})
Selbst der Weihnachtsbaum ist gestrichen worden.
Was Schwarz-Gelb hier betreibt, ist Existenzminimumdumping, und dazu sagen wir als Linke laut und deutlich
Nein.
({6})
Meine Damen und Herren, wir meinen, Hartz IV
muss ersetzt werden. Unser Gegenentwurf lautet ganz
klar: eine sanktionsfreie Mindestsicherung.
Herzlichen Dank.
({7})
Das Wort hat jetzt die Kollegin Britta Haßelmann von
Bündnis 90/Die Grünen.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Liebe Gäste auf der Besuchertribüne! Eines steht doch
fest - das zeigt auch diese Debatte -: Die Öffentlichkeit,
die Menschen, die betroffen sind, die Menschen, die soziale Verantwortung haben und sich in Vereinen, Initiativen, Kirchen und vielen Organisationen engagieren, und
die Mitmenschen, die in Armut leben, wissen ganz genau, dass die massiven Ungerechtigkeiten in diesem Gesetzentwurf nicht einfach nur schöngelächelt werden
können.
({0})
Frau von der Leyen, wer Sie heute Morgen gesehen hat
- wir kennen uns aus diesem Parlament schon seit fünf
Jahren -, hat das auch an Ihrem Auftritt gesehen.
Ich finde, es ist völlig klar, dass mit dem Gerichtsurteil auch CDU-Politik komplett abgeräumt worden ist.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
sowie bei Abgeordneten der SPD
Was sollen eigentlich Ihre Phrasen und Ihre Bezugnahmen auf die Hartz-IV-Gesetzgebung und Rot-Grün?
Zum einen regiert die CDU/CSU seit 2005. Muss man
Sie daran erinnern? Sie haben Hundert Gelegenheiten
gehabt, aktiv zu werden und sozialpolitisch Verantwortung zu übernehmen. Das haben Sie bis heute nicht getan.
({1})
Zum anderen geht das Gesetz, das Sie hier gerne immer
Rot-Grün zuschieben, auf eine Rechtsverordnung zurück. Diese Rechtsverordnung haben maßgeblich die
unionsgeführten Bundesländer - dafür stehen Namen:
Rüttgers, Koch und Stoiber - so im Bundesrat ausverhandelt.
({2})
Das gehört auch zur Ehrlichkeit dazu. Deshalb hat das
Gericht auch Ihr Gesetz und nicht das Gesetz von RotGrün kassiert.
({3})
Sie haben die Verantwortung dafür gehabt. Nach Stoiber
hätte der Regelsatz gar nicht niedrig genug sein können,
({4})
und nach Koch hätten wir die Leistungen gar nicht genug einschränken können. Das gehört zur Wahrheit
dazu, und das muss man hier auch diskutieren, wenn
man über die Verantwortung und auch über die politische Verantwortung redet.
({5})
Tun Sie jetzt doch nicht so, als sei dieses Teilhabepaket das Nonplusultra. Hier werden in Bausch und
Bogen 30 verschiedene Maßnahmen aufgezählt, die sich
die Kinder künftig leisten können. Was kann man mit
10 Euro im Monat machen? Das wissen Menschen, die
in Armut leben, ganz genau. Davon kann man nicht
gleichzeitig Musikunterricht, Sportunterricht und Bildungsnachhilfe erhalten und Sportschuhe kaufen. Für
10 Euro - das wissen auch viele von Ihnen - kann man
sich höchstens eine Leistung davon teilweise kaufen;
denn Musikunterricht erhalten Sie in ganz Deutschland
nicht unter 20 Euro. Seien Sie deshalb an diesem Punkt
doch endlich einmal ehrlich!
({6})
Das, was Sie den Kommunen hier als große Leistung
verkaufen, ist eine Gefahr für die Betroffenen. Denn Sie
wissen, dass viele Kommunen nach Kassenlage agieren.
Die Kluft zwischen armen und reichen Kommunen hat
sich stark vergrößert. Anstatt den Bundesanteil an den
Kosten der Unterkunft, wie Ihre eigenen Länder es fordern, zu erhöhen, gehen Sie hin und verkaufen das Satzungsrecht als große Flexibilisierungsmaßnahme für die
Städte und Gemeinden. Am Ende gucken dabei die Betroffenen in die Röhre, denn für sie wird die Frage der
Angemessenheit der Unterkunft demnächst vor dem
Bundesverfassungsgericht entschieden.
({7})
Das Wort hat der Kollege Dr. Carsten Linnemann von
der CDU/CSU-Fraktion.
({0})
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das Verfahren
geht heute dem Ende entgegen.
({0})
Es fußt, Frau Künast, auf dem Urteil aus Karlsruhe vom
9. Februar.
({1})
Wir haben viele Debatten und einschlägige Anhörungen
durchgeführt und viele Sitzungen abgehalten, und heute
habe ich vor allem zwei Erkenntnisse: Niemals zuvor
- das können Sie nicht bestreiten - waren die Regelsätze
so transparent und so nachvollziehbar wie heute.
({2})
Niemals zuvor, Frau Ferner, standen Kinder aus HartzIV-Familien derart im Mittelpunkt wie bei diesem Reformpaket von heute.
({3})
Das Bundesverfassungsgericht hat - hören Sie doch
erst einmal zu! - zwei Leitplanken gesetzt. Es hat erstens
gesagt: Seht zu, dass das menschenwürdige Existenzminimum sichergestellt wird.
({4})
Zweitens - das ist der Unterschied zwischen Ihnen, Herr
Gysi, und uns -: Sie fühlen sich nur in der Verantwortung den Hartz-IV-Empfängern gegenüber. Das tun wir
auch.
({5})
Auch wir fühlen uns in der Verantwortung den Hartz-IVEmpfängern gegenüber. Gleichzeitig sehen wir uns in
der Verantwortung gegenüber denjenigen in DeutschDr. Carsten Linnemann
land, die hart für ihr Einkommen arbeiten, die jeden Cent
zweimal umdrehen und erst mit ihren Steuern den deutschen Sozialstaat ermöglichen, Herr Gysi. Das ist die
Wahrheit.
({6})
Genau deshalb haben wir uns jede der 230 Ausgabepositionen von Familien mit kleinen Einkommen genau
angesehen und uns jedes Mal aufs Neue die Frage gestellt: Was gehört zum Existenzminimum und was nicht?
Dann sind wir zu dem Entschluss gekommen - natürlich,
es ist eine politische Entscheidung gewesen -, dass Alkohol und Tabak nicht dazugehören. Übrigens, es sind
auch Positionen, über die wir keine Debatte geführt haben, herausgenommen worden. Dass diese Positionen
nicht dazugehören, sollte sich schon aufgrund gesunden
Menschenverstandes erschließen.
({7})
Ich meine beispielsweise Positionen wie „Nicht motorbetriebene Gartengeräte“, die bisher drin waren. Es ist
ganz klar und man weiß, dass ein Garten nicht zum menschenwürdigen Existenzminimum gehört.
({8})
Lassen Sie mich etwas zum Bildungspaket sagen.
Wir haben das Urteil aus Karlsruhe als Chance für einen
echten Paradigmenwechsel gesehen. Wir haben das Bildungspaket nämlich mit Sachleistungen - nicht mit
Geldleistungen - umgesetzt. Das haben wir gemacht, damit die Sachleistungen beim Kind ankommen, und so
haben wir die soziale Teilhabe von Kindern sichergestellt.
({9})
Frau Ferner, Sie sagten gerade, die 120 Euro reichen
nicht aus.
({10})
Ich will jetzt nichts Falsches sagen, aber nehmen Sie das
Beispiel Fußballverein. Ich kann mir nicht vorstellen,
dass der Mitgliedsbeitrag für ein Kind in einem Fußballverein in Deutschland pro Jahr oberhalb von 120 Euro
liegt. Das ist realitätsfremd.
({11})
Kollege Linnemann, erlauben Sie eine Zwischenfrage
der Kollegin Kipping?
Ja.
Bitte schön, Frau Kipping.
Herr Linnemann, Sie haben soeben den Eindruck erweckt, dass sich Teile der Opposition überhaupt nicht
um Menschen kümmern würden, die niedrige Löhne hätten. Ich will Sie daran erinnern, dass wir uns seit Jahren
engagiert für einen gesetzlichen Mindestlohn einsetzen,
der genau dafür sorgen würde, dass Menschen, die arbeiten gehen, mit ihrem Einkommen wirklich oberhalb der
Armutsgrenze liegen können. Sie haben jetzt gesagt,
dass Ihnen diese Menschen besonders am Herzen liegen.
Sie haben allerdings anschließend daraus geschlussfolgert, dass deshalb der Regelsatz besonders niedrig sein
muss. Ich frage Sie, was die Verkäuferin, die zu einem
Dumpinglohn arbeitet, davon hat, wenn es der Erwerbslosen noch schlechter geht. Ich frage Sie: Warum setzen
Sie sich nicht für einen gesetzlichen Mindestlohn ein,
wenn Ihnen die Geringverdiener so am Herzen liegen?
({0})
Frau Kipping, erstens wissen Sie genauso wie ich,
dass Ihr Mindestlohn von 10 Euro die Aufstocker nicht
aus Hartz IV herausholt. Um die Familien herauszuholen, müssten Sie auf 13 oder 14 Euro heraufgehen.
({0})
- Gut, dann fordern Sie bitte auch 14 Euro statt 10 Euro.
({1})
Zweitens habe ich eben gesagt, dass sich selbstverständlich auch Hartz-IV-Empfänger etwas leisten können. Aber dann müssen sie gleichzeitig auf andere Dinge
verzichten.
({2})
So ist das auch in jeder anderen Familie in Deutschland,
die Einkommen aus Arbeit bezieht, dass man sich manche Dinge erlaubt, aber gleichzeitig auf andere Dinge
verzichten muss. So einfach ist das.
({3})
Wenn Sie sagen, Herr Heil, dass nicht jedes Kind das
Bildungspaket in Anspruch nimmt, dann haben Sie
recht. Sicherlich wird nicht jedes Kind das Bildungspaket in Anspruch nehmen. Aber zwischen gar nichts tun
und etwas tun liegt ein großer Unterschied, und zwischen 0 Euro und 700 Millionen Euro liegt ein gewaltiger Unterschied. Wir brauchen keine Bedenkenträger,
sondern Menschen, die Erkenntnisse auch in die Praxis
umsetzen. Das tun wir jetzt mit dem Bildungspaket.
({4})
Man muss in dieser Debatte fast den Eindruck bekommen, dass der Sozialstaat nach der Verabschiedung
des Gesetzentwurfes vor die Hunde gehen wird. Das
wird nicht passieren. Wir haben in Deutschland einen
Sozialstaat und können uns mit den besten Staaten auf
dem Globus messen lassen. Mit dem Gesetz, das wir
jetzt auf den Weg bringen, schaffen wir doch gerade Sicherheit für die Hilfebedürftigen in Deutschland. Um
nichts anderes geht es dabei.
({5})
Jetzt müssen wir den Hartz-IV-Familien und den Kindern, die von Leistungen nach dem SGB II leben, eine
Perspektive bieten.
({6})
Das machen wir bei den Kindern, indem wir das Bildungspaket auf den Weg bringen. Bei den Familien machen wir es im nächsten Jahr, wie Herr Schiewerling zu
Recht gesagt hat, indem wir uns mit den arbeitsmarktpolitischen Instrumenten befassen und sie effektiver und
erfolgreicher machen.
Herzlichen Dank.
({7})
Das Wort hat die Kollegin Gabriele Hiller-Ohm von
der SPD-Fraktion.
({0})
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Am
9. Februar haben die Karlsruher Richter ihr Urteil zu den
Regelsätzen gesprochen. Seither sind 297 Tage vergangen, an denen Sie, Frau Ministerin, mit uns Verhandlungen über die Umsetzung des Teilhabepakets hätten aufnehmen können. Sie haben diese Chance nicht genutzt.
Das ist unverantwortlich.
Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts bietet einen guten Weg, über die unterschiedlichen Zuständigkeiten hinweg Bildung in Deutschland endlich gerechter zu
verteilen. In keinem anderen Industriestaat entscheidet
die soziale Herkunft so sehr über den Schul- und Bildungserfolg wie in Deutschland. Damit muss Schluss
sein.
({0})
Mit dem Karlsruher Urteil haben wir nun endlich einen
wirksamen Hebel erhalten, zusammen mit den Ländern
und Kommunen ein nationales Bündnis für Chancenund Bildungsgerechtigkeit in Deutschland durchzusetzen. Das geht nur gemeinsam.
Was aber machen Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen der Regierungsfraktionen? Sie knallen uns kurz vor
Toresschluss am 20. Oktober nach dem Motto „Friss
oder stirb!“ einen schlampigen Gesetzentwurf vor die
Füße, den Sie dann in dieser Woche mit einem sage und
schreibe 30-seitigen Änderungsantrag glattbügeln wollen.
({1})
Unsere verfassungsrechtlichen Bedenken und Verbesserungsvorschläge prallen an Ihnen ab wie heißes Öl in der
Teflonpfanne. Auch die Einschätzungen der Sachverständigen lassen Sie kalt. In der Anhörung hatten fast
alle der 24 Experten schwerwiegende Kritik an der Regelsatzbemessung. Nur drei der Sachverständigen waren
mit dem Gesetzentwurf einigermaßen einverstanden.
Wir können dem Gesetzentwurf so, wie er vorliegt,
nicht zustimmen. Das wissen Sie auch ganz genau. Sie
sind es doch, die uns das Verfassungsurteil ständig voller
Häme unter die Nase reiben. Wir hätten heute gemeinsam etwas Gutes für unsere Kinder und für unser Land
auf den Weg bringen können. Sie wollen das nicht. Ich
bedauere das sehr.
({2})
Ob mit oder ohne Gesetz: In nur 28 Tagen haben Kinder aus Hartz-IV-Familien einen Rechtsanspruch auf
Teilhabe an Bildung, Kultur und Sport. Bis heute ist
nicht geregelt, wie dieser Anspruch organisatorisch
überhaupt umgesetzt werden soll. Der Schwarze Peter
bleibt bei den Jobcentern hängen. Sie werden zu Hilfsjugendämtern umfunktioniert. Irrwitzige Bürokratie und
unnötige teure Doppelstrukturen werden geschaffen.
Fragen Sie einmal bei den Argen nach! Dort herrscht
nackte Verzweiflung.
({3})
Allein in Berlin werden 210 000 Hartz-IV-Kinder einen
einklagbaren Rechtsanspruch auf Teilhabe und Bildung
haben. Wenn von diesen Kindern auch nur ein Bruchteil
am 1. Januar diesen Anspruch einlösen wird, bricht das
Chaos aus.
({4})
Es sollen zwar in ganz Deutschland für das Teilhabepaket 1 300 neue Mitarbeiter eingestellt werden. Bis
diese tatsächlich da sind und ihre Arbeit aufnehmen,
werden jedoch Monate vergehen. Es ist noch nicht einmal klar, wie die einzelnen Leistungen für die Kinder
- so zum Beispiel das Mittagessen oder die Nachhilfe abgerechnet werden sollen. Wie eine Zusammenarbeit
oder Übertragung von Aufgaben an die Kommunen
funktionieren soll, ist ebenfalls nicht geklärt. Ob die
Kommunen für nur 33 Euro pro Kind und Jahr sich diesen immensen Verwaltungsaufwand für die Umsetzung
des Teilhabepakets aufladen werden, ist fraglich.
Teilhabe und mehr Bildungsgerechtigkeit erreichen
wir nur durch einen konsequenten Ausbau von Betreuungseinrichtungen und Ganztagsschulen. Wir brauchen Lehrer und Sozialpädagogen in Kitas und Schulen.
Sie machen jedoch genau das Gegenteil. Sie bauen Bürokratie auf, verschleudern Steuermittel und schaden den
betroffenen Menschen.
({5})
Das Wort hat jetzt die Kollegin Gabriele Molitor von
der FDP-Fraktion.
({0})
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Die Zeitvorgabe, die uns das Bundesverfassungsgericht auferlegt hat, war sehr knapp. Ich bin der
Meinung, die Regierungskoalition hat unter diesem
enormen Zeitdruck eine gute Lösung für die Ermittlung
von Regelbedarfen geschaffen.
({0})
Ich möchte an dieser Stelle die doch sehr hitzige Diskussion ein wenig aus einer anderen Perspektive beleuchten. Wie mag diese Debatte auf die Menschen draußen wirken? Es geht schließlich darum, dass
Reparaturen an einem Gesetz vorgenommen wurden, das
unter Rot-Grün verabschiedet worden ist. Deswegen
sollte Ihnen gerade an dieser Stelle die Zustimmung
leichtfallen. Legen Sie Ihren Oppositionsreflex ab und
stimmen Sie diesem Gesetz zu.
({1})
Damit würden Sie Größe zeigen. Ich weiß aber nicht, ob
Sie dazu in der Lage sind.
({2})
Ich denke, die Kritik, die hier seitens der Opposition
laut geworden ist, ist eher lapidar. Es ging um Schnittblumen oder darum, ob eine chemische Reinigung zum
Existenzminimum gehört. Ich denke, das ist an dieser
Stelle vollkommen unpassend.
({3})
Frau Kollegin Molitor, erlauben Sie eine Zwischenfrage der Kollegin Lösekrug-Möller?
Nein. Ich möchte das jetzt nicht. Ich habe ohnehin nur
eine Redezeit von drei Minuten. Ich denke, an dieser
Stelle ist schon genug von der Opposition gesagt worden.
({0})
Vor allen Dingen setzt das Bildungspaket meiner Meinung nach an einem Punkt an, der mir sehr wichtig ist.
Wir wissen, dass es einen sehr engen Zusammenhang
zwischen dem Status des Elternhauses und dem Abschluss von Schullaufbahnen gibt. Wir haben hier angesetzt und durch das Bildungspaket gezeigt, dass wir Kindern Chancen eröffnen wollen.
Wenn es Ihnen wirklich um die Langzeitarbeitslosen
und ihre Familien geht, dann bleibt Ihnen nichts anderes
übrig, als zuzustimmen und diese Dinge gemeinsam mit
uns auf den Weg zu bringen.
({1})
Ich bin mir sicher, dass dieses Gesetz ab Januar gelten
wird und die Jobcenter dann die Regelungen entsprechend umsetzen können.
Ich möchte Sie an dieser Stelle noch einmal dazu auffordern: Zeigen Sie Größe und stimmen Sie diesem Gesetzentwurf zu! Ich denke, das wäre in dieser vorweihnachtlichen Zeit ein gutes Signal.
Vielen Dank.
({2})
Ich habe zwei Wortmeldungen zu einer Kurzintervention, zunächst Kollegin Gabriele Lösekrug-Möller, anschließend Dr. Ilja Seifert. - Bitte schön.
Herr Präsident, vielen Dank, dass ich Gelegenheit zu
dieser Kurzintervention habe. - Frau Molitor, ich hätte
die Frage gerne gestellt, als Sie noch gesprochen haben.
Sie haben von wesentlichen Verbesserungen gesprochen.
Ich will jetzt gar nicht über das 4 Milliarden Euro
schwere Ganztagsschulprogramm reden, das wir auf den
Weg gebracht haben, damit alle Kinder bessere Chancen
bekommen. Ich will mich auf einen Aspekt beschränken,
für den bisher, aber offenbar nur bisher, eigentlich auch
Liberale standen.
Sie sind sehr sensibel, was das Sammeln von Daten
anbelangt. Das haben Sie hinter sich gelassen. Frau
Molitor, wie stellen Sie sich das eigentlich vor, wenn zukünftig zum Beispiel bei einer Bedarfsgemeinschaft im
Jobcenter die schlechten Schulnoten der Kinder registriert werden, wenn die Kinder eine Fünf in Mathe haben
und von Versetzung bedroht sind? Das Jobcenter registriert, wenn jemand Nachhilfe haben will und wenn genau diese Kinder zum Beispiel Mitglied in einem Verein
für Kampfsport werden wollen. Alle diese Daten sammeln Sie. Sie wollen hier gute Taten auskehren. Aber ich
habe große Bedenken, dass sich hier eine Fülle von Daten über Personen anhäuft, die eigentlich kein anderes
Problem haben, als dass Mutter oder Vater keine Arbeit
hat oder aber Arbeit, von der die Familie nicht leben
kann.
Ich bin erschüttert darüber, dass eine liberale Fraktion
einer solchen Anhäufung von Daten zustimmen kann,
die extrem interpretationsbedürftig sind. Diese Daten ha8758
ben meines Erachtens in keinem Jobcenter etwas zu suchen. Ich bitte Sie, dazu Stellung zu nehmen.
({0})
Zunächst Dr. Ilja Seifert; dann können Sie zusammenfassend erwidern, Frau Molitor. - Bitte schön, Herr
Seifert.
Vielen Dank, Herr Präsident. - Frau Kollegin Molitor,
heute ist der Welttag der Menschen mit Behinderungen. Sie sind behindertenpolitische Sprecherin Ihrer
Fraktion, und ausgerechnet heute wollen Sie allen Ernstes beschließen, den Menschen 68 Euro wegzunehmen,
die von Grundsicherung leben und noch bei ihren Eltern
wohnen. Dazu haben Sie kein Wort verloren. Sie stellen
sich hier hin und sagen: Wie soll denn das draußen wirken, was wir hier veranstalten? - Ja, wie wirkt es denn
auf Menschen mit Behinderungen, wenn Sie am Welttag
der Behinderten sagen: Ihr seid uns 68 Euro weniger
wert als alle anderen? - Wie kann denn so etwas sein?
({0})
Frau Molitor, bitte.
Zunächst zur ersten Frage. Ich frage mich, Frau
Lösekrug-Möller: Wo leben Sie?
({0})
Das ist so etwas von weltfremd. Stellen Sie sich doch
einmal vor, wie ein solches Gespräch aussehen kann! Es
ist ein Beratungsgespräch. Es geht darum, diesen Familien zu helfen, aus ihrer Situation und der Langzeitarbeitslosigkeit herauszukommen. Dazu gehört natürlich
auch, dass man an dieser Stelle die Kinder mit unterstützt. Das sollten Sie zur Kenntnis nehmen.
({1})
Was die Intervention von Herrn Dr. Seifert anbelangt,
so möchte ich an dieser Stelle sagen, dass die Regelleistungen für Menschen mit Behinderungen durch Leistungen zur Teilhabe aufgestockt werden können.
({2})
Diesen Punkt muss man hineinrechnen. Daher kommt es
hier nicht zu einer Benachteiligung.
({3})
Jetzt erteile ich anstelle der Kollegin Krüger-Leißner
dem Parteivorsitzenden der SPD, Sigmar Gabriel, das
Wort.
({0})
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich habe
mich gemeldet, weil - ({0})
- Er kriegt jetzt schon Angst, nur weil ich mich zu Wort
melde.
({1})
So schlimm wird es gar nicht, keine Sorge.
({2})
Herr Kollege Kauder, ich habe der Debatte gefolgt,
und zwar hier drin. Ich habe mir die Rede Ihrer Ministerin und auch die Antworten angehört.
({3})
Ich werde zu den Ausführungen Ihrer Ministerin noch
etwas sagen, weil sie die Unwahrheit verbreitet hat.
({4})
Ihre Ministerin hat öffentlich erklärt, SPD und Grüne
hätten trotz der Debatten über Hartz IV und die Agenda
2010 nichts für Kinder getan. Die Wahrheit ist, dass damals zur Agenda 2010 4 Milliarden Euro für das Ganztagsschulprogramm gehört haben. 4 Milliarden Euro!
({5})
Frau Ministerin, selbst wenn ich Ihnen durchgehen lasse,
dass Sie als Verpackungskünstlerin das, was bereits
Franz Müntefering und andere gemacht haben - ich
nenne nur das Schulstarterpaket und die mehrtägigen
Klassenfahrten -, noch einmal verkaufen wollen, muss
ich feststellen, dass Sie hier ein Päckchen im Wert von
770 Millionen Euro packen, an dem Sie nur Hartz-IVKinder beteiligen wollen, während SPD und Grüne damals 4 Milliarden Euro für ein Ganztagsschulprogramm
für alle Kinder in Deutschland durchgesetzt haben. Das
wird man hier doch noch einmal sagen dürfen.
({6})
Frau Ministerin, wer hat denn damals dagegengehalten?
Unter anderem Sie als Ministerin in der Landesregierung
von Niedersachsen, Herr Koch in Hessen und Herr
Stoiber in Bayern. Sie sind doch diejenigen gewesen, die
Ganztagsschulen nicht wollten. Sie kommen heute und
machen uns irgendwelche Vorschriften.
({7})
Auch die FDP hat dagegen gestimmt. Auch Sie waren
gegen das Ganztagsschulprogramm.
Wenn Sie wirklich wollen, Frau Ministerin, dass wir
etwas für Kinder in Deutschland machen, wenn das Pathos, mit dem Sie vortragen, ein bisschen geerdet ist,
dann mache ich Ihnen unser Angebot beispielhaft an
dem deutlich, was wir täglich erleben. Hier in BerlinNeukölln gibt es eine Grundschule mit einem Migrantenanteil von 93 bis 95 Prozent. Diese Grundschule muss
gerade ihren Sportkurs streichen, weil 2 000 Euro pro
Jahr für Sportangebote im Freizeitbereich in der Ganztagsschule fehlen.
({8})
- Erzählen Sie doch nicht einen solchen Unsinn! - Das
Albert-Schweitzer-Gymnasium nebenan hat es geschafft, von knapp 400 Schülern und einem Abiturientenanteil von nur 10 Prozent auf über 900 Schüler und
einen sehr hohen Abiturientenanteil zu kommen. Wissen
Sie, wodurch? Dieses Gymnasium versucht, über Projektförderung - diese ist halbjährlich gefährdet - Geld
für Sozialarbeiter und Sprachförderung zu besorgen.
Wenn Sie wirklich etwas für Kinder machen wollen,
dann stimmen Sie SPD und Grünen zu, die sagen: Investiert das Geld in die Schulen und nicht in die Päckchen,
die Sie packen! Das ist die Alternative, die wir geben.
({9})
Wenn Sie wollen, dass wir zusammenarbeiten, wenn
das mehr ist als Gerede im Bundestag, wenn Sie wirklich
wollen, dass wir miteinander das größte Problem in diesem Land anpacken, nämlich dass unsere Kinder und Jugendlichen nicht ausreichend ausgebildet werden, dann
verkleckern Sie das Geld nicht mit Minibildungspäckchen, die niemandem wirklich helfen, sondern geben Sie
das Geld in die Institution: Kindertagesstätten dort, wo
soziale Brennpunkte sind, zu Familienzentren machen
und Ganztagsschulen in Deutschland einrichten, die ihren Namen verdienen, und zwar mit Erziehern, Sozialpädagogen und allen anderen, die wir dort brauchen.
({10})
Das ist die Politik, die wir machen wollen. Was Sie machen, ist nichts anderes als Camouflage.
Letzte Bemerkung. Wenn Sie die Arbeitsbedingungen von Hartz-IV-Empfängern verbessern wollen, dann
sorgen Sie dafür, dass die Schlupflöcher bei der Leiharbeit beseitigt werden und dass für alle ausnahmslos gilt:
gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Das ist das, was wir
von einer Arbeitsministerin verlangen.
({11})
Die CDU/CSU-Fraktion tauscht ebenfalls den letzten
Redner aus. Deswegen erteile ich das Wort der Abgeordneten von der Leyen. Bitte schön.
({0})
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das, was
Sigmar Gabriel hier abgeliefert hat, war gerade das Armutszeugnis von elf Jahren SPD-Beteiligung an der
Bundesregierung. Das haben Sie gerade hier richtig beschrieben.
({0})
Wo ist er überhaupt? Herr Gabriel, wo sind Sie? Wo ist
Herr Gabriel? Wo ist er?
({1})
- Okay, sehr schön. - Wo ist der Abgeordnete Gabriel?
({2})
- Da. - Herr Gabriel, das, was Sie eben beschrieben haben, alles, was Sie verlangt haben, hätten Sie in Ihrer Regierungszeit auf den Weg bringen müssen.
({3})
Stattdessen musste ich zu Ihrer Hartz-IV-Gesetzgebung
in den zwölf Monaten, in denen ich Arbeitsministerin
bin, zweimal ein Bundesverfassungsgerichtsurteil umsetzen, das Ihre Gesetzgebung in Grund und Boden verurteilt hat.
({4})
Sie haben die Jobcenter nicht richtig auf den Weg gebracht. Wir haben die Agenda 2010 mit Ihnen unterstützt, aber heute korrigieren wir die Fehler, die Sie als
Bundesregierung gemacht haben. Immerhin war es in
der Verantwortung des Bundeskanzlers Schröder, dass
das auf den Weg gebracht worden ist.
Ein Zweites: Ich fand richtig, dass das Ganztagsschulprogramm für Deutschland entwickelt worden ist. Jawohl, das ist in Ordnung gewesen.
({5})
Aber danach, in der nächsten Legislatur, bedurfte es einer Unionsministerin, um dafür zu sorgen, dass die Krippen in Deutschland ausgebaut werden - mit der Hilfe des
Bundes. Auch das gehört zur Wahrheit mit dazu, meine
Damen und Herren.
({6})
Wenn wir nicht überall im Land Ganztagsschulen
oder vernünftige Kindergärten haben, dann ist es die
Aufgabe der Bundesregierung, im Rahmen ihrer Fürsorge für die Teilhabe der Kinder zu sorgen, dafür zu
sorgen, dass die Kinder am Mittagessen teilnehmen, in
den Vereinen und Verbänden mitmachen können und bei
eintägigen Schulausflügen mitmachen können.
({7})
Meine Damen und Herren, wir haben die Möglichkeit
geschaffen,
({8})
dass diese Kinder endlich den Zugang zu Lernförderung
haben, dass sie den Zugang zu Bildung haben und dass
sie bei Aktivitäten Gleichaltriger mitmachen können.
Jetzt ändert sich etwas in Deutschland für diese Kinder.
({9})
- Sie sind ja so empfindlich.
Herr Trittin, beruhigen Sie sich bitte.
({0})
Sie sind ja offensichtlich so empfindlich, weil es Ihnen wehtut, dass Sie merken, dass Sie besser für die bedürftigen Kinder hätten sorgen müssen.
({0})
Jetzt lasst uns doch einmal -
Frau von der Leyen, darf ich Sie einen Moment unterbrechen? - Erstens. Es ist entscheidend, was der Präsident sagt, nicht das, was an der Tafel steht.
({0})
Zweitens kann natürlich jede Fraktion als Redner vorschlagen, wen sie vorschlagen möchte. Die SPD hat den
Redner gewechselt wie jetzt die CDU/CSU.
({1})
Ich habe jetzt gebeten, dass die Geschäftsführer anschließend kurz hierherkommen, damit wir noch eine
Kurzrunde machen.
({2})
Ich bestimme jetzt, wie es weitergeht.
({3})
Ich muss Sie bitten, sich so zu benehmen, wie es hier der
Situation angemessen ist.
({4})
Jetzt bitte ich Frau von der Leyen, fortzusetzen. Bitte
schön.
({5})
Meine Damen und Herren, es ist ja ein gutes Zeichen,
wenn die Emotionen so hochkochen, wenn wir zum ersten Mal ausführlich - ({0})
- Da merkt man, Herr Trittin, wie wenig ernst es Ihnen
ist mit der Fürsorge für bedürftige Kinder.
({1})
Bei aller Auseinandersetzung um die Sache selber,
dies als letzten Satz: Ich freue mich, dass wir mit solch
einer Begeisterung, Leidenschaft, vielleicht auch Kritik
endlich in Deutschland darüber reden, wie wir für bedürftige Kinder die Chancen in ihrem Leben und den Zugang zu Bildung verbessern können.
({2})
Das ist das Ziel dieses Gesetzes. Wenn das Gesetz allein
diese Debatte in Deutschland auf den Weg gebracht hat,
dann ist es das alles wert, meine Damen und Herren. Wir
werden weitermachen. Wir laden Sie ein: Kommen Sie
mit ins Boot!
({3})
Tun Sie etwas dafür, dass das Bildungspaket auf den
Weg kommt! 740 Millionen Euro für die bedürftigen
Kinder, das hat es vorher so noch nicht gegeben.
({4})
Packen wir es an,
({5})
dass wir in diesem Land tatsächlich Chancengerechtigkeit für die Kinder herstellen!
Vielen Dank.
({6})
Ich bitte um Aufmerksamkeit. Die Fraktion Die Linke
hat eine Sitzungsunterbrechung und die sofortige Einberufung des Ältestenrates beantragt. Ich unterbreche deshalb die Sitzung. Der Wiederbeginn wird Ihnen bekannt
gegeben.
({0})
Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet.
Es gibt keinen Zweifel daran, dass das Verfahren ordnungsgemäß und geschäftsordnungstreu abgewickelt
worden ist. Wir haben aber einvernehmlich vereinbart,
noch eine Kurzrunde durchzuführen, wie ich es vorhin
ohnehin vorgeschlagen hätte, und zwar mit einer Länge
von 20 Minuten.
Deswegen erteile ich jetzt dem Kollegen Lehrieder
von der CDU/CSU-Fraktion das Wort.
({0})
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen!
Liebe Kollegen! Die weise Entscheidung des Ältestenrates ist dem Thema angemessen. Hartz IV, die soziale Absicherung, der Ausfluss des Sozialstaatsgebots in unserer
Verfassung, verdient es durchaus, dass wir noch
20 Minuten extra darüber reden.
Anders als einige Vorredner werde ich nicht groß die
Vergangenheit beleuchten, sondern einfach darstellen,
was die Bevölkerung, was die armen Familien und was
insbesondere die Kinder und Jugendlichen in armen Familien ab dem 1. Januar 2011 von uns erwarten können,
nachdem wir die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 9. Februar 2010 umgesetzt haben.
Von den Kolleginnen und Kollegen wurde bereits darauf hingewiesen: Wir stehen jetzt unter Zeitdruck. Am
17. Dezember 2010 tagt der Bundesrat zur Problematik. Diesen Zeitdruck haben wir uns nicht ausgesucht. Die
Entscheidung datiert, wie gesagt, vom 9. Februar 2010.
Ende September lag die EVS, die Einkommens- und
Verbrauchsstichprobe, vor. Nach dieser haben wir die
neuen Regelsätze sauber und schlüssig sowie den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts entsprechend festgesetzt.
Dass 5 Euro mehr herauskommen, ist nicht getrickst
und nicht getürkt, wie einige Vorredner versucht haben
diesem Hohen Hause weiszumachen.
({0})
- Bringen Sie doch bitte schön nicht schon wieder eine
unnötige Schärfe in die Debatte hinein, Frau Kollegin.
Ich komme gleich auch noch einmal zur SPD.
Es würde der SPD gut anstehen,
({1})
die nächsten Tage, die Vorweihnachtszeit, dazu zu nutzen, gemeinsam mit ihren Ministerpräsidenten das vorzubereiten und mitzugestalten, was durch die Arbeitsmarktreformen von Herrn Schröder 2004/2005
eingeleitet wurde. Es geht also darum: Wie können wir
das so machen, dass die Menschen draußen, die Bevölkerung vor Ort wirklich davon profitieren? Deshalb bitte
ich Sie: Überdenken Sie Ihre grundsätzliche Blockadehaltung im Bundesrat noch einmal. Gut wäre es, wenn
wir ein so wichtiges Gesetz jetzt gemeinsam auf den
Weg bringen und natürlich auch gemeinsam weiter fortentwickeln würden.
Wir liegen in vielen Bereichen nicht weit auseinander.
Ich kann die SPD ja auch einmal loben, ohne dass mir
die Zunge abbricht. Frau Kollegin Mast, wir haben vor
einem Jahr noch darüber diskutiert, wie wir mit Ferienjobs von Jugendlichen in Hartz-IV-Familien umgehen
sollen. Das hat die Frau Ministerin im Mai per Verordnung geregelt. Das heißt, ein Jugendlicher in einer
Hartz-IV-Familie kann seit diesem Jahr - das war vor einem Jahr noch nicht möglich - 1 200 Euro im Jahr neben
den bisher freigestellten 100 Euro pro Monat hinzuverdienen. Hierdurch haben wir das System doch fortentwickelt.
({2})
- Ich habe da gerade einen dünnen Zuruf aus der SPD
„Nachdem Sie von der SPD getrieben wurden!“ gehört.
Wichtig ist, dass wir gemeinsam Erfolg haben. Es kann
jeder gute Ideen haben. Wir werden versuchen, auch die
guten Ideen der SPD einfließen zu lassen. Wir können
uns hier trefflich streiten, aber das geneigte Publikum
hat kein Verständnis dafür, wenn wir uns nur um des
Prinzips willen hier auf die Köpfe hauen. Wir müssen
die Sachen fortentwickeln. Schließlich hat uns der Wähler die Verantwortung übertragen, uns um die Geschicke
dieses Landes zu kümmern.
({3})
Meine Damen und Herren, die arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen der Bundesregierung haben Erfolg.
Das haben Sie in den letzten Wochen in vielen Bereichen
- ich erwähne die geringe Arbeitslosenquote - feststellen können. Sie stehen beispielhaft für eine schnelle Erholung der deutschen Wirtschaft. Wir stehen nach der
Krise besser da, als uns dies vor einem Jahr jeder zugetraut hätte. Die mutigen Entscheidungen der Koalition
haben hier wichtige Weichen gestellt. Ich erwähne in
diesem Zusammenhang aber auch Entscheidungen der
SPD, beispielsweise die von Olaf Scholz, der die Bezugsdauer für das Kurzarbeitergeld damals verlängert
hat. Insofern kann ich sagen: Wir haben tolle Minister,
aber es hat auch früher Kolleginnen und Kollegen gegeben, die nicht alles falsch gemacht haben.
Nachdem schon sehr viel zu diesem Gesetz gesagt
worden ist, will ich noch auf einen Punkt hinweisen. Wir
stellen in unseren Wahlkreisen und auch aufgrund von
Zuschriften, die uns erreichen, fest, dass sehr viele
Hartz-IV-Klagen vor den Sozialgerichten Erfolg haben.
In vielen Bereichen liegt es an der leidigen Rundungsproblematik.
({4})
Dieses Problem wird durch § 41 Abs. 2 des heute zu verabschiedenden Gesetzes gelöst. Das heißt, ein Großteil
der jetzt noch vor den Sozialgerichten erfolgreich durchgeführten Verfahren zu Bagatellbeträgen wird in Zukunft
nicht mehr erforderlich sein; denn es wird genauer festgelegt, wie mit diesen Beträgen zu verfahren ist. Das ist
ein guter Weg. Es wurden also Dinge, die in den letzten
Jahren zu einer Fehlentwicklung geführt haben, korrigiert. Daher danke ich dem Ministerium, dass dieser Aspekt berücksichtigt wurde.
({5})
Kollege Gysi hat hier vorhin als kompetenter, jahrzehntelang tätiger Jurist die gewagte Prognose gestellt,
dass auch das neue Gesetz verfassungswidrig sei. Herr
Gysi, ich neige mein Haupt vor Ihrer umfassenden
Rechtskenntnis. Ich weiß es nicht, aber ich gehe - ähnlich wie Sie - davon aus, dass es einer Überprüfung unterzogen wird. Bei einem Punkt muss ich Ihnen allerdings heftig widersprechen, Herr Gysi. Sie bezeichnen
die Tatsache, dass Gutscheine verteilt werden, als Misstrauen gegenüber den Familien. Das ist wirklich nicht
der Fall. Es wäre für uns und auch für das Ministerium
einfacher gewesen, durch einen aufgestockten Betrag
das soziokulturelle Minimum der Kinder mit zu berücksichtigen. Eine passgenaue Gewährleistung, also eine
Umsetzung der vom Bundesverfassungsgericht geforderten Teilhabechancen, ist durch diese Bildungsgutscheine möglich.
({6})
- Frau Haderthauer ist da völlig meiner Meinung; davon
bin ich überzeugt.
({7})
Aber ich kann es gerne noch einmal abchecken. Frau
Haderthauer wird in dieser Frage sicherlich mehr auf
mich hören als auf Sie, Herr Birkwald. Da kann ich Sie
beruhigen.
Meine Damen und Herren, viele Punkte sind schon
ausgeführt worden. Es ist ein guter Tag für Kinder in armen Familien in Deutschland. Wir entwickeln das Gesetz fort. Allerdings wird es uns auch die nächsten Jahre
beschäftigen; darüber mache ich mir überhaupt keine
Illusionen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Sozialdemokratie und auch von den Grünen: Gehen Sie in sich.
Entscheiden Sie zugunsten der Kinder in armen Familien. Hindern Sie uns nicht daran, das Gesetz zum
1. Januar 2011 in Kraft zu setzen. Das ist Ihre gesamtpolitische Verantwortung. Stellen Sie sich der und helfen
Sie uns mit.
Herzlichen Dank.
({8})
Das Wort hat jetzt der Kollege Sigmar Gabriel.
({0})
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau von
der Leyen, damit das zwischen uns klar ist: Es geht um
eine Richtungsänderung, die Sie vornehmen. Worüber
wir hier streiten, ist die Frage: In welche Richtung soll
die Bildungspolitik in Deutschland in Zukunft gehen?
({0})
Wir verfolgen gemeinsam mit den Grünen die Richtung
- und das wollen wir fortsetzen -, die Bildungsinfrastruktur und die Ganztagsschulen auszubauen.
({1})
Das ist die Position, die wir eingenommen haben.
Sie haben vorhin behauptet, wir hätten nichts getan.
Der Unterschied zwischen 4 Milliarden Euro für ein
Ganztagsschulprogramm und Ihren 700 Millionen Euro
sind 3,3 Milliarden Euro, von denen die Städte und Gemeinden heute noch profitieren.
({2})
Diesen Weg, Frau von der Leyen, wollen wir fortsetzen. Denn wir wissen, dass es noch nicht reicht. Es war
damals ein Bauprogramm. Die Länder und Gemeinden
brauchen mehr Geld für die Einstellung von Sozialarbeitern, Lehrern und Psychologen. Das wollen wir fortsetzen.
({3})
Unsere Richtung lautet: Stärkung von Schulen und
Kindertagesstätten. Ihre Richtung lautet: mehr Geld und
kleine Bildungspäckchen für die Familien. Sie erhöhen
das, was Sie früher immer als falsch bezeichnet haben.
Sie erhöhen die Transferleistungen in einen kleinen Teil
der Familien. Wir wollen für alle Kinder, egal ob die
Eltern Hartz-IV-Empfänger, Verkäuferin, Facharbeiter,
Polizeibeamter, Handwerker oder Ingenieur sind, ein
besseres Bildungsangebot statt nur ein bisschen mehr
Geld für einen kleinen Teil der Kinder. Das ist der Unterschied.
({4})
Unsere Richtung, Frau von der Leyen, ist eine andere
als Ihre. Deswegen können wir auch nicht in Ihr Boot
steigen; sie schippern in die falsche Richtung. Ich will
Sie einmal etwas fragen. Sie debattieren gerade über die
Zuwanderung von Fachkräften. Jedes Jahr gehen
70 000 Schülerinnen und Schüler von unseren Schulen
ab, ohne ausreichend für eine Berufsausbildung qualifiziert zu sein.
({5})
40 Prozent davon sind Kinder von Migrantinnen und
Migranten. Können Sie mir das einmal erklären? Es wird
ja nicht so sein, wie Herr Sarrazin behauptet, dass die Eltern alle blöd sind und es an den Genen liegt. Es liegt
vielmehr daran, dass diese Kinder nicht genug gefördert
worden sind.
({6})
Warum lassen wir das zu? Warum kümmern wir uns,
wenn wir etwas gemeinsam machen wollen, nicht darum, dass das umgesetzt wird, was alle sagen? Ob Unternehmer, Eltern, Pädagogen oder die Wirtschaft, alle sagen das Gleiche: Diese Kinder brauchen eine gute
Förderung in der Kindertagesstätte - das muss eine Familienbildungsstätte sein -, und sie brauchen Ganztagsschulen, und zwar andere als die, die wir heute haben.
Das ist die Antwort.
({7})
Warum gibt es bei uns nicht das, was in Skandinavien
normal ist? Warum schneiden die skandinavischen Länder bei der PISA-Studie besser ab? Weil sie das alles
schon umgesetzt haben und weil Schule dort ein pädagogisches Gesamtkunstwerk ist. Ganztagsschule bedeutet
dort nicht die Verlängerung des Vormittagsunterrichts in
den Nachmittag hinein. Dort passiert mehr. Dort findet
Erziehung statt, und die Bildung geht über Mathe und
Englisch lernen hinaus. Das, finde ich, fehlt in unseren
Schulen. Dafür brauchen wir das Geld. Wir können es
nämlich nicht zweimal ausgeben. Sie geben es an der
falschen Stelle aus.
({8})
Ich nenne Ihnen noch ein paar Beispiele. Sie haben
Ihre Richtung schon klargemacht, als Sie wieder das
Kindergeld um 10, 20 Euro erhöht haben. Ich finde, das
müssen wir alle miteinander in Deutschland ändern.
Dass das den Familien hilft, ist Unsinn. Es hilft ihnen
nicht.
({9})
Frau von der Leyen, das kostet unser Land 4 Milliarden
Euro.
({10})
- Das war Ihr Gesetz. - Übrigens, Frau Kanzlerin: Sie
haben es für angemessen gehalten, den Hoteliers in
Deutschland drei- oder viermal so viel zu schenken, wie
Sie heute für die Kinder ausgeben wollen. Das ist Ihre
Politik.
({11})
Aber zurück zum Thema Kindergeld. Ich weiß, dass
wir in zeitlicher Nähe zu Wahlen alle dazu neigen - Sie
haben es nach den Wahlen gemacht, wir vorher -, kleine
Geldbeträge von 10, 20 Euro zu verteilen. Das ist Quatsch.
Die 4 Milliarden Euro, die die Kindergelderhöhung gekostet hat, hätten unsere Schulen und Kindergärten richtig nach vorne gebracht. Stattdessen vergeben Sie immer
weiter solche kleinen Päckchen als Transferleistungen
an die Familien. Das ist die falsche Richtung, und dagegen streiten wir, Frau von der Leyen.
({12})
Aber Sie setzen noch einen obendrauf. Sie sind noch
nicht zufrieden mit dem, was Sie machen, sondern Sie
bringen es auch noch fertig - das haben Sie in der Koalitionsvereinbarung unterschrieben -, den Eltern demnächst 150 Euro pro Familie zu geben, wenn sie ihre
Kinder nicht in den Kindergarten bringen.
({13})
Ich weiß nicht, wie Sie auf diese Idee gekommen sind.
Aber ich sage Ihnen: Davon werden in erster Linie diejenigen Gebrauch machen, die wenig Geld haben und
deren Kinder eigentlich Sprachförderung brauchen. In
Zukunft werden sie aber wieder von der Oma betreut.
Ob sie Deutsch spricht, wissen wir nicht. Sie gehen in
eine völlig falsche Richtung.
({14})
Das gilt auch für die Arbeitsmarktpolitik. Wir wollen
nicht, dass Sie die Mittel für die Qualifizierung von Arbeitslosen um 1,3 Milliarden Euro kürzen und gleichzeitig sagen: Hartz IV soll nicht für immer sein; die Menschen sollen ausgebildet werden und wieder in Arbeit
kommen.
Herr Kollege, ich muss Sie auf die Redezeit aufmerksam machen.
Vielen Dank. - Ich komme zum Schluss. Sie kürzen
Ihren Etat für die aktive Arbeitsmarktpolitik um 20 Prozent.
({0})
Ihren Etat für Öffentlichkeitsarbeit steigern Sie hingegen
um 30 Prozent.
Herr Kollege, Ihre Redezeit ist abgelaufen.
Das zeigt, was Sie sind: Sie sind eine Staatsschauspielerin, aber niemand, der die richtige Richtung einfordert.
({0})
Nächster Redner ist der Kollege Dr. Kolb für die
FDP-Fraktion.
({0})
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Herr Kollege Gabriel, wenn Sie andere als Staatsschauspieler bezeichnen, dann will ich Ihnen sagen, dass Sie
heute Morgen als Heißluftmaschine aufgetreten sind.
({0})
Sie haben nämlich lange geredet, ohne zum Kern zu
kommen. Was Ihre Analyse zum Thema Bildung betrifft,
bin ich in vielen Punkten bei Ihnen. Aber nicht die Analyse ist entscheidend, sondern das Handeln. Das steht
schon in der Bibel: An ihren Taten sollt ihr sie erkennen.
({1})
Deshalb können Sie nicht sagen: Ich habe in Neukölln
eine Schule besichtigt, und das war alles ganz schlimm. Sie müssen mit Herrn Wowereit reden, damit er die Verhältnisse in Berlin ändert. So sieht doch die Welt aus.
({2})
In Mecklenburg-Vorpommern, wo Sie regieren, ist die
Zahl der Schulabbrecher im bundesweiten Vergleich am
höchsten. Das ist Ihre Bilanz und das ist die Bilanz Ihrer
dortigen Sozialministerin.
({3})
Im Jahr 2005 sollten in Nordrhein-Westfalen 18 000
Lehrerstellen gestrichen werden. Nach dem Regierungswechsel haben wir 5 000 neue Lehrerstellen geschaffen.
Das ist die Realität in Nordrhein-Westfalen.
({4})
Herr Gabriel, es ist doch kein Zufall, dass überall
dort, wo Schwarz-Gelb regiert, die Bildungsergebnisse
besonders gut sind, nämlich in Baden-Württemberg, in
Bayern, in Hessen, in Sachsen und in Niedersachsen.
({5})
Schauen Sie sich doch einmal die Statistik an. Wir sind
diejenigen, die dazu beitragen, dass Bildungschancen in
Deutschland eröffnet werden.
({6})
Deswegen ist das, was Sie hier gesagt haben - man kann
es nicht anders sagen -, ein Stück weit verlogen.
({7})
Das ist auch mit Blick auf die Bundespolitik verlogen.
Wir, die schwarz-gelbe Koalition, werden in den Jahren
bis 2013 zusätzliche Mittel in Höhe von 12 Milliarden
Euro für Bildung bereitstellen. Damit werden wir die
Chancen junger Menschen deutlich verbessern, einen
Arbeitsplatz zu finden.
({8})
Wenn das IAB in einer Studie kritisch darauf hinweist, dass ein Drittel der erwerbsfähigen Deutschen
keine Berufsausbildung hat, dann muss uns das doch
Anlass zur Sorge sein. An dieser Stelle müssen wir einsteigen. Eine gute Schulbildung ist die beste Voraussetzung für eine erfolgreiche Berufsausbildung. Deswegen
ist es richtig, dass wir das angehen.
({9})
Herr Gabriel, wer in diesem Hause hat denn die
BAföG-Novelle blockiert?
({10})
Wer hat denn in diesem Hause gegen das nationale Stipendienprogramm gestimmt? Das war die SPD. Deswegen kann es nicht angehen, dass Sie so gegen SchwarzGelb polemisieren, wie Sie es heute versucht haben,
Herr Gabriel. Überall dort, wo Sie regieren, gibt es
schlechte Bildungsergebnisse. Überall dort, wo wir regieren, sieht die Welt besser aus. Deswegen sollten Sie
sich hier nicht aufblasen, sondern kritisch in sich gehen.
({11})
Die SPD ist nicht erst gestern gegründet worden. Außerdem haben Sie in den vergangenen Jahren hier regiert. Sie können also nicht so tun, als ob wir die Versäumnisse der letzten zehn Jahre zu verantworten hätten.
Herr Gabriel, die SPD hat regiert. An die Namen Ihrer
Bildungsminister können sich viele in diesem Hause
überhaupt nicht mehr erinnern. Das ist doch die Wahrheit.
Deswegen rate ich Ihnen sehr dazu, diesen Kurs nicht
weiterzufahren, sondern dass Sie einsteigen in eine gemeinsame Anstrengung; denn es geht darum, durch gute
Bildung möglichst vielen Menschen in diesem Lande
neue Chancen zu eröffnen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
({12})
Nächster Redner ist der Kollege Dr. Gregor Gysi für
die Fraktion Die Linke.
({0})
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Erstens.
Eine Regel steht fest, Frau von der Leyen. Das letzte
Wort in einer Parlamentsdebatte hat das Parlament und
nicht die Regierung. Dafür müssen wir sorgen.
({0})
Zweitens. Ich fand den Streit vorhin zwischen Ihnen,
Frau von der Leyen, und Ihnen, Herr Gabriel, wer den
größeren Schuldanteil an dem verfassungswidrigen Gesetz hat, völlig falsch.
({1})
Ich empfinde das auch als Hohn für die Betroffenen. Die
einen haben das Gesetz eingebracht, und die anderen haben es im Bundesrat verschlechtert. Nachher haben Sie
es alle zusammen beschlossen. Das ist die Wahrheit, und
deshalb tragen Sie auch gemeinsam die Verantwortung
dafür.
({2})
Aber jetzt diskutieren wir eine andere Frage, nämlich
die Frage der Chancengleichheit von Kindern. Ich sage
Ihnen: Bei zwei Neugeborenen können schon Tausend
Welten zwischen deren Chancen liegen. Nicht einmal die
FDP kann einem Neugeborenen vorwerfen, dass es Leistungsdefizite zu vertreten hätte.
({3})
Deshalb werden wir Chancengleichheit in erster Linie
über die Bildung herstellen.
Ich will jetzt nicht darüber reden, was Sie im Osten
alles für Einrichtungen geschlossen haben. Ich will aber
sagen, dass Sie wieder zusammen leider das Grundgesetz geändert haben. Dadurch sind allein die Länder für
Bildung zuständig. Ich sage Ihnen: 16 Schulsysteme in
Deutschland - das gehört ins 19. Jahrhundert; das hat
mit dem 21. Jahrhundert nichts zu tun.
({4})
Das gehört in die Zeit der Postkutschen. Wir brauchen
ein Top-Bildungssystem von Mecklenburg-Vorpommern
bis Bayern, sodass alle Kinder, auch die der armen
Leute, Chancen haben, in dieser Gesellschaft top gebildet zu werden.
Danke schön.
({5})
Nun hat die Kollegin Renate Künast für die Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen das Wort.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Lieber
Gregor Gysi, aufgeblasen wie ein Ochsenfrosch, neun
Jahre Zeit gehabt in Berlin,
({0})
wo immer noch Kinder in die Schule kommen, ohne
Deutsch sprechen zu können: Ich würde es eine Nummer
kleiner versuchen am Redepult.
({1})
Immer der Rächer der Witwen und Waisen, aber selber
nach wenigen Monaten vom Hof gemacht: Eine Nummer kleiner wäre auch gut gewesen.
({2})
Jetzt komme ich zur Ministerin, die, wie wir wissen,
zeitgleich Abgeordnete ist, je nachdem, wo sie ihren
Platz einnimmt. Gerade ist sie aus Versehen wieder zum
Stuhl auf der Regierungsbank gegangen.
Das Wachstumsbeschleunigungsgesetz, die Konjunkturpakete und das Bürgerentlastungsgesetz haben 6,5 Milliarden Euro Mindereinnahmen für die Kommunen bedeutet. Das sind faktisch 6,5 Milliarden Euro weniger für
die Kommunen - ob für Schulen, Kindergärten oder Jugendarbeit - bei der Bildungsarbeit. Das liegt in Ihrer
Verantwortung, Frau von der Leyen; da können Sie angeben, wie Sie wollen.
({3})
Sie haben hier gesagt, Sie würden die Dinge jetzt endlich in Angriff nehmen. In Wahrheit ist es so, dass Sie
seit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts im
Februar dieses Jahres wissen, dass Sie Veränderungen
vornehmen müssen. Die Zahlen vom September hin oder
her, Sie hätten schon im März Gespräche über die Struktur und die Umsetzung der Sachleistungen führen können sowie über die Frage, was eigentlich die Bildungsinfrastruktur in diesem Lande braucht. Wenn Sie das
gemacht hätten, dann hätten Sie jetzt nicht eine solche
Zeitnot.
({4})
Wenn wir schon bei der Wahrheit sind: Das Ganztagsschulprogramm, den Ausbau der Kinderbetreuung und
das Thema Bildung vor dem dritten Lebensjahr hätten
Sie viel früher in Angriff nehmen können. Sie hätten
schon vor Jahren Ja sagen können zur Integration, zu
Deutschkursen auch für die Mütter, die sich um die Bildung ihrer Kinder kümmern.
({5})
Damals haben Sie hier gestanden und noch gesagt, mit
dem Ausbau der Tagesbetreuung würde man die deutsche Mutter aus der Familie treiben. Geben Sie nicht so
an, sondern sagen Sie einmal, wo Sie Fehler gemacht haben und dass Sie jetzt mit anderen gemeinsam nacharbeiten müssen!
({6})
Wir sagen Ihnen ganz klar: Im Vermittlungsverfahren
wird es darum gehen, nicht nur den Wildwuchs bei der
Nachhilfe für diejenigen, die begründen können, warum
sie sitzenbleiben, zu beseitigen, sondern auch die Bildungsinfrastruktur auszubauen und etwas bei den Mindestlöhnen zu tun.
Frau von der Leyen, Ihr Spitzname lautet Röschen.
Heute sieht es eher nach dem eiskalten Engel der CDU
aus.
({7})
Vielleicht haben Sie heute zulasten von Herrn Röttgen
die Konkurrenz zu Frau Merkel um die Kanzlerkandidatur eröffnet,
Frau Kollegin, denken Sie an die Redezeit.
- ich will nur noch diesen Satz zu Ende führen -, weil
Sie viermal so viel Beifall bekommen haben. Aber für
die Kinder in diesem Land haben Sie bisher außer warmen Worten nichts geliefert.
({0})
Nun schließe ich die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über die von den Frak-
tionen der CDU/CSU und der FDP sowie von der Bun-
desregierung eingebrachten Entwürfe eines Gesetzes zur
Ermittlung von Regelbedarfen und zur Änderung des
Zweiten und Zwölften Buches Sozialgesetzbuch. Der
Ausschuss für Arbeit und Soziales empfiehlt unter
Buchstabe a seiner Beschlussempfehlung auf Drucksa-
chen 17/4032 und 17/4095, die genannten Gesetzent-
würfe auf Drucksachen 17/3404 und 17/3958 zusam-
menzuführen und als Gesetz zur Ermittlung von
Regelbedarfen und zur Änderungen des Zweiten und
Zwölften Buches Sozialgesetzbuch in der Ausschussfas-
sung anzunehmen.
Hierzu liegen elf Änderungsanträge vor, über die wir
zuerst abstimmen. Wir beginnen mit den drei Ände-
rungsanträgen, zu denen namentliche Abstimmung ver-
langt wird. Es werden dann voraussichtlich nach einer
kleinen Unterbrechung in kurzem Abstand noch drei
weitere namentliche Abstimmungen folgen, einschließ-
lich einer namentlichen Abstimmung zum Tagesord-
nungspunkt 35, der ohne Aussprache aufgerufen werden
wird. Wir werden also insgesamt sechs namentliche Ab-
stimmungen in relativ rascher Folge durchführen.
Wir stimmen nun über den Änderungsantrag der
Fraktion Die Linke auf Drucksache 17/4084 namentlich
ab. Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die
vorgesehenen Plätze an den Urnen einzunehmen. - Sind
alle Plätze an den Urnen besetzt? - Das ist der Fall. Ich
eröffne die Abstimmung.
Sind Kolleginnen oder Kollegen im Saal, die ihre
Stimme noch nicht abgegeben haben? - Das ist nicht der
Fall. Dann schließe ich diese Abstimmung und bitte, die
Stimmen auszuzählen. Das Ergebnis wird Ihnen später
bekannt gegeben.1)
Wir stimmen jetzt über den Änderungsantrag der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/4096
namentlich ab. Wir beginnen also mit der zweiten na-
mentlichen Abstimmung. Sind alle Plätze an den Urnen
mit Schriftführerinnen und Schriftführern besetzt? - Das
ist der Fall. Dann eröffne ich die zweite namentliche Ab-
stimmung.2)
Haben alle Kolleginnen und Kollegen für die zweite
namentliche Abstimmung ihre Stimme abgegeben? Das ist der Fall. Dann schließe ich diese Abstimmung.
Ich bitte, die Stimmen auszuzählen.
Wir kommen zur Abstimmung über den Änderungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf
Drucksache 17/4107. Auch hier wird namentliche Abstimmung gewünscht. Sind alle Plätze an den Urnen besetzt? - Das ist der Fall. Dann eröffne ich die dritte namentliche Abstimmung.
({0}) Ergebnis Seite 8767 D
2) Ergebnis Seite 8770 A
Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
treff nicht geändert wird, merken die Leute
nicht, dass wir jetzt in der dritten Abstimmung
sind! „Ermittlung von Regelbedarfen“ stand
schon bei der zweiten Abstimmung! Es muss
jetzt „Regelbedarf Kinder“ heißen, sonst mer-
ken die Leute nicht, in welcher Veranstaltung
sie sind! - Gegenruf: Sie vielleicht nicht)
Zur Klarstellung: Wir sind in der dritten namentlichen
Abstimmung. Es geht um den Änderungsantrag der Frak-
tion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/4107.
Sind noch Kolleginnen und Kollegen im Saal, die ihre
Stimmkarte für die dritte namentliche Abstimmung nicht
abgegeben haben? - Das ist nicht der Fall. Dann schließe
ich auch diese Abstimmung und bitte die Schriftführe-
rinnen und Schriftführer, auszuzählen.1)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben eine
Reihe von einfachen Abstimmungen über insgesamt acht
Änderungsanträge zu absolvieren. Ich bitte Sie, Platz zu
nehmen, damit ich einen Überblick über die Mehrheits-
verhältnisse bekomme. Je zügiger Sie Platz nehmen,
desto schneller sind wir heute fertig.
Wir kommen zur Abstimmung über den Änderungsan-
trag der Fraktion Die Linke auf Drucksache 17/4085. Wer
stimmt für diesen Änderungsantrag? - Wer ist dagegen? -
Enthaltungen? - Der Änderungsantrag ist abgelehnt. Für
ihn haben gestimmt die Kolleginnen und Kollegen der
Fraktion Die Linke, dagegen die Koalitionsfraktionen
und die SPD-Fraktion. Enthalten hat sich die Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen.
Nun kommen wir zu den Änderungsanträgen der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.
Zunächst zum Änderungsantrag auf Drucksache
17/4097? Wer stimmt für diesen Änderungsantrag? -
Wer ist dagegen? - Enthaltungen? - Der Änderungsan-
trag ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen
die Stimmen der Oppositionsfraktionen abgelehnt.
Änderungsantrag auf Drucksache 17/4098. Wer stimmt
für diesen Änderungsantrag? - Gegenprobe! - Enthaltun-
gen? - Der Änderungsantrag ist ebenfalls mit den Stim-
men der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der Op-
positionsfraktionen abgelehnt.
Änderungsantrag auf Drucksache 17/4099. Wer
stimmt für diesen Änderungsantrag? - Wer ist dagegen? -
Enthaltungen? - Der Änderungsantrag ist mit den Stim-
men der Koalitionsfraktionen abgelehnt. Für ihn haben
1) Ergebnis Seite 8772 B
die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und die SPD-Fraktion gestimmt. Enthalten hat sich die Fraktion Die Linke.
Änderungsantrag auf Drucksache 17/4100. Wer stimmt
für diesen Änderungsantrag? - Wer ist dagegen? - Enthaltungen? - Dieser Änderungsantrag ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen bei Gegenstimmen der
Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen und SPD abgelehnt.
Enthalten hat sich die Fraktion Die Linke.
Änderungsantrag auf Drucksache 17/4101. Wer stimmt
für diesen Änderungsantrag? - Wer ist dagegen? - Enthaltungen? - Der Änderungsantrag ist mit den Stimmen
der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der Oppositionsfraktionen abgelehnt.
Änderungsantrag auf Drucksache 17/4102. Wer
stimmt dafür? - Wer ist dagegen? - Enthaltungen? - Der
Änderungsantrag ist abgelehnt. Dafür gestimmt hat die
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, dagegen gestimmt haben die Koalitionsfraktionen. Enthalten haben sich die
Fraktionen SPD und Linke.
Änderungsantrag auf Drucksache 17/4103. Wer
stimmt dafür? - Wer ist dagegen? - Enthaltungen? - Der
Änderungsantrag ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen bei Gegenstimmen der Oppositionsfraktionen
abgelehnt.
Bevor ich die Sitzung bis zum Vorliegen der Ergebnisse der namentlichen Abstimmungen unterbreche,
möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass wir nach
dieser Sitzungsunterbrechung noch drei weitere namentliche Abstimmungen in relativ kurzer Folge durchführen
werden. Wir müssen aber zunächst einmal das Ergebnis
der Auszählung der bisherigen namentlichen Abstimmungen abwarten, bevor wir über den Gesetzentwurf
insgesamt abstimmen können.
Die Sitzung ist unterbrochen.
({1})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die unterbrochene
Sitzung ist wieder eröffnet.
Ich darf Ihnen zunächst die von den Schriftführerinnen und Schriftführern ermittelten Ergebnisse der namentlichen Abstimmungen bekannt geben.
Ich nenne zuerst das Ergebnis der namentlichen Abstimmung über den Änderungsantrag der Fraktion Die
Linke - das war die erste namentliche Abstimmung -:
abgegebene Stimmen 559. Mit Ja haben gestimmt 251,
mit Nein haben gestimmt 308, Enthaltungen gab es
keine. Der Änderungsantrag ist damit abgelehnt.
Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 559;
davon
ja: 251
nein: 308
Ja
SPD
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Heinz-Joachim Barchmann
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Klaus Barthel
Sören Bartol
Bärbel Bas
Dirk Becker
Gerd Bollmann
Klaus Brandner
Bernhard Brinkmann
({0})
Edelgard Bulmahn
Martin Burkert
Petra Crone
Dr. Peter Danckert
Martin Dörmann
Elvira Drobinski-Weiß
Garrelt Duin
Sebastian Edathy
Siegmund Ehrmann
Petra Ernstberger
Karin Evers-Meyer
Gabriele Fograscher
Dr. Edgar Franke
Peter Friedrich
Iris Gleicke
Ulrike Gottschalck
Kerstin Griese
Michael Groschek
Michael Groß
Wolfgang Gunkel
Hans-Joachim Hacker
Bettina Hagedorn
Klaus Hagemann
Michael Hartmann
({1})
Hubertus Heil ({2})
Rolf Hempelmann
Dr. Barbara Hendricks
Gustav Herzog
Petra Hinz ({3})
Frank Hofmann ({4})
Christel Humme
Josip Juratovic
Oliver Kaczmarek
Johannes Kahrs
Dr. h. c. Susanne Kastner
Ulrich Kelber
Lars Klingbeil
Dr. Bärbel Kofler
Daniela Kolbe ({5})
Fritz Rudolf Körper
Nicolette Kressl
Angelika Krüger-Leißner
Ute Kumpf
Christine Lambrecht
Christian Lange ({6})
Steffen-Claudio Lemme
Burkhard Lischka
Kirsten Lühmann
Caren Marks
Katja Mast
Hilde Mattheis
Petra Merkel ({7})
Ullrich Meßmer
Dr. Matthias Miersch
Franz Müntefering
Dr. Rolf Mützenich
Andrea Nahles
Manfred Nink
Thomas Oppermann
Holger Ortel
Aydan Özoğuz
Heinz Paula
Johannes Pflug
Joachim Poß
Dr. Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr. Sascha Raabe
Mechthild Rawert
Gerold Reichenbach
Dr. Carola Reimann
Sönke Rix
René Röspel
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Karin Roth ({8})
Michael Roth ({9})
Marlene Rupprecht
({10})
Anton Schaaf
Axel Schäfer ({11})
Bernd Scheelen
Marianne Schieder
({12})
Werner Schieder ({13})
Ulla Schmidt ({14})
Silvia Schmidt ({15})
Carsten Schneider ({16})
Swen Schulz ({17})
Ewald Schurer
Frank Schwabe
Dr. Martin Schwanholz
Rolf Schwanitz
Stefan Schwartze
Rita Schwarzelühr-Sutter
Dr. Carsten Sieling
Sonja Steffen
Dr. Frank-Walter Steinmeier
Christoph Strässer
Kerstin Tack
Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Franz Thönnes
Wolfgang Tiefensee
Rüdiger Veit
Ute Vogt
Dr. Marlies Volkmer
Andrea Wicklein
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Dr. Dieter Wiefelspütz
Waltraud Wolff
({18})
Uta Zapf
Dagmar Ziegler
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries
DIE LINKE
Jan van Aken
Agnes Alpers
Dr. Dietmar Bartsch
Herbert Behrens
Karin Binder
Matthias W. Birkwald
Heidrun Bluhm
Steffen Bockhahn
Christine Buchholz
Dr. Martina Bunge
Roland Claus
Sevim Dağdelen
Heidrun Dittrich
Werner Dreibus
Dr. Dagmar Enkelmann
Klaus Ernst
Nicole Gohlke
Diana Golze
Annette Groth
Heike Hänsel
Dr. Rosemarie Hein
Inge Höger
Dr. Barbara Höll
Andrej Hunko
Ulla Jelpke
Dr. Lukrezia Jochimsen
Harald Koch
Jan Korte
Jutta Krellmann
Sabine Leidig
Ralph Lenkert
Michael Leutert
Stefan Liebich
Dr. Gesine Lötzsch
Thomas Lutze
Ulrich Maurer
Dorothee Menzner
Niema Movassat
Wolfgang Nešković
Petra Pau
Richard Pitterle
Yvonne Ploetz
Ingrid Remmers
Paul Schäfer ({19})
Michael Schlecht
Kathrin Senger-Schäfer
Dr. Petra Sitte
Sabine Stüber
Alexander Süßmair
Dr. Kirsten Tackmann
Dr. Axel Troost
Alexander Ulrich
Kathrin Vogler
Johanna Voß
Halina Wawzyniak
Harald Weinberg
Katrin Werner
Jörn Wunderlich
Sabine Zimmermann
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Kerstin Andreae
Volker Beck ({20})
Cornelia Behm
Birgitt Bender
Alexander Bonde
Viola von Cramon-Taubadel
Ekin Deligöz
Katja Dörner
Hans-Josef Fell
Dr. Thomas Gambke
Kai Gehring
Bettina Herlitzius
Winfried Hermann
Ulrike Höfken
Dr. Anton Hofreiter
Bärbel Höhn
Ingrid Hönlinger
Thilo Hoppe
Uwe Kekeritz
Katja Keul
Memet Kilic
Sven-Christian Kindler
Maria Klein-Schmeink
Ute Koczy
Tom Koenigs
Oliver Krischer
Agnes Krumwiede
Fritz Kuhn
Stephan Kühn
Markus Kurth
Undine Kurth ({21})
Agnes Malczak
Jerzy Montag
Kerstin Müller ({22})
Beate Müller-Gemmeke
Dr. Konstantin von Notz
Omid Nouripour
Friedrich Ostendorff
Lisa Paus
Brigitte Pothmer
Tabea Rößner
Claudia Roth ({23})
Krista Sager
Manuel Sarrazin
Elisabeth Scharfenberg
Christine Scheel
Dr. Gerhard Schick
Dr. Frithjof Schmidt
Dorothea Steiner
Dr. Wolfgang StrengmannKuhn
Hans-Christian Ströbele
Dr. Harald Terpe
Markus Tressel
Jürgen Trittin
Daniela Wagner
Wolfgang Wieland
Dr. Valerie Wilms
Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Nein
CDU/CSU
Peter Altmaier
Peter Aumer
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck
({24})
Manfred Behrens ({25})
Dr. Christoph Bergner
Peter Beyer
Steffen Bilger
Clemens Binninger
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Börnsen
({26})
Wolfgang Bosbach
Norbert Brackmann
Klaus Brähmig
Michael Brand
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Dr. Helge Braun
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Dr. Thomas Feist
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer ({27})
Dirk Fischer ({28})
Axel E. Fischer ({29})
Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Dr. Hans-Peter Friedrich
({30})
Michael Frieser
Erich G. Fritz
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Alexander Funk
Ingo Gädechens
Dr. Thomas Gebhart
Norbert Geis
Alois Gerig
Eberhard Gienger
Josef Göppel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Dr. Karl-Theodor Freiherr
zu Guttenberg
Olav Gutting
Florian Hahn
Holger Haibach
Jürgen Hardt
Dr. Matthias Heider
Mechthild Heil
Ursula Heinen-Esser
Frank Heinrich
Rudolf Henke
Michael Hennrich
Jürgen Herrmann
Ansgar Heveling
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Christian Hirte
Robert Hochbaum
Karl Holmeier
Franz-Josef Holzenkamp
Anette Hübinger
Thomas Jarzombek
Dieter Jasper
Dr. Franz Josef Jung
Andreas Jung ({31})
Dr. Egon Jüttner
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster
Siegfried Kauder ({32})
Volker Kauder
Dr. Stefan Kaufmann
Roderich Kiesewetter
Eckart von Klaeden
Ewa Klamt
Jürgen Klimke
Axel Knoerig
Jens Koeppen
Dr. Kristina Schröder
Manfred Kolbe
Dr. Rolf Koschorrek
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Rüdiger Kruse
Bettina Kudla
Dr. Hermann Kues
Günter Lach
Dr. Karl A. Lamers
({33})
Andreas G. Lämmel
Dr. Norbert Lammert
Katharina Landgraf
Ulrich Lange
Dr. Max Lehmer
Dr. Ursula von der Leyen
Ingbert Liebing
Matthias Lietz
Patricia Lips
Dr. Jan-Marco Luczak
Dr. Michael Luther
Karin Maag
Dr. Thomas de Maizière
Hans-Georg von der Marwitz
Andreas Mattfeldt
Stephan Mayer ({34})
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Maria Michalk
Dr. h. c. Hans Michelbach
Dr. Mathias Middelberg
Philipp Mißfelder
Dietrich Monstadt
Marlene Mortler
Dr. Gerd Müller
Stefan Müller ({35})
Nadine Schön ({36})
Dr. Philipp Murmann
Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Henning Otte
Dr. Michael Paul
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Christoph Poland
Ruprecht Polenz
Eckhard Pols
Daniela Raab
Thomas Rachel
Dr. Peter Ramsauer
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche ({37})
Lothar Riebsamen
Josef Rief
Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Johannes Röring
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Erwin Rüddel
Albert Rupprecht ({38})
Anita Schäfer ({39})
Dr. Wolfgang Schäuble
Dr. Annette Schavan
Dr. Andreas Scheuer
Tankred Schipanski
Georg Schirmbeck
Christian Schmidt ({40})
Patrick Schnieder
Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Armin Schuster ({41})
Detlef Seif
Johannes Selle
Reinhold Sendker
Dr. Patrick Sensburg
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Carola Stauche
Dr. Frank Steffel
Christian Freiherr von Stetten
Dieter Stier
Gero Storjohann
Stephan Stracke
Max Straubinger
Karin Strenz
Thomas Strobl ({42})
Lena Strothmann
Michael Stübgen
Dr. Peter Tauber
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Vogel ({43})
Stefanie Vogelsang
Andrea Astrid Voßhoff
Dr. Johann Wadephul
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Marcus Weinberg ({44})
Peter Weiß ({45})
Sabine Weiss ({46})
Ingo Wellenreuther
Karl-Georg Wellmann
Peter Wichtel
Annette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth WinkelmeierBecker
Dagmar Wöhrl
Dr. Matthias Zimmer
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew
SPD
Hans-Ulrich Klose
Peer Steinbrück
FDP
Jens Ackermann
Christian Ahrendt
Christine AschenbergDugnus
Daniel Bahr ({47})
Florian Bernschneider
Sebastian Blumenthal
Claudia Bögel
Klaus Breil
Rainer Brüderle
Ernst Burgbacher
Sylvia Canel
Helga Daub
Reiner Deutschmann
Patrick Döring
Mechthild Dyckmans
Rainer Erdel
Jörg van Essen
Ulrike Flach
Otto Fricke
Dr. Wolfgang Gerhardt
Hans-Michael Goldmann
Heinz Golombeck
Dr. Christel Happach-Kasan
Heinz-Peter Haustein
Manuel Höferlin
Elke Hoff
Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Heiner Kamp
Michael Kauch
Dr. Lutz Knopek
Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Sebastian Körber
Patrick Kurth ({48})
Heinz Lanfermann
Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Lars Lindemann
Christian Lindner
Dr. Martin Lindner ({49})
Michael Link ({50})
Dr. Erwin Lotter
Oliver Luksic
Horst Meierhofer
Patrick Meinhardt
Jan Mücke
Petra Müller ({51})
Burkhardt Müller-Sönksen
Dr. Martin Neumann
({52})
Hans-Joachim Otto
({53})
Cornelia Pieper
Gisela Piltz
Dr. Birgit Reinemund
Dr. Peter Röhlinger
Dr. Stefan Ruppert
Björn Sänger
Frank Schäffler
Christoph Schnurr
Jimmy Schulz
Marina Schuster
Dr. Erik Schweickert
Werner Simmling
Judith Skudelny
Joachim Spatz
Dr. Max Stadler
Torsten Staffeldt
Dr. Rainer Stinner
Stephan Thomae
Florian Toncar
Serkan Tören
Johannes Vogel
({54})
Dr. Daniel Volk
Dr. Guido Westerwelle
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff ({55})
Das Ergebnis der namentlichen Abstimmung über den
Änderungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
auf Drucksache 17/4096 - das war die zweite namentliche Abstimmung -: abgegebene Stimmen 557. Mit Ja
haben gestimmt 252, mit Nein 305, auch hier gab es
keine Enthaltungen. Damit ist auch dieser Änderungsantrag abgelehnt.
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 557;
davon
ja: 252
nein: 305
Ja
SPD
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Heinz-Joachim Barchmann
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Klaus Barthel
Sören Bartol
Bärbel Bas
Dirk Becker
Gerd Bollmann
Klaus Brandner
Bernhard Brinkmann
({56})
Edelgard Bulmahn
Martin Burkert
Petra Crone
Dr. Peter Danckert
Martin Dörmann
Elvira Drobinski-Weiß
Garrelt Duin
Sebastian Edathy
Siegmund Ehrmann
Petra Ernstberger
Karin Evers-Meyer
Gabriele Fograscher
Dr. Edgar Franke
Peter Friedrich
Iris Gleicke
Ulrike Gottschalck
Kerstin Griese
Michael Groschek
Michael Groß
Wolfgang Gunkel
Hans-Joachim Hacker
Bettina Hagedorn
Klaus Hagemann
Michael Hartmann
({57})
Hubertus Heil ({58})
Rolf Hempelmann
Dr. Barbara Hendricks
Gustav Herzog
Petra Hinz ({59})
Frank Hofmann ({60})
Christel Humme
Josip Juratovic
Oliver Kaczmarek
Johannes Kahrs
Dr. h. c. Susanne Kastner
Ulrich Kelber
Lars Klingbeil
Hans-Ulrich Klose
Dr. Bärbel Kofler
Daniela Kolbe ({61})
Fritz Rudolf Körper
Nicolette Kressl
Angelika Krüger-Leißner
Ute Kumpf
Christine Lambrecht
Christian Lange ({62})
Steffen-Claudio Lemme
Burkhard Lischka
Kirsten Lühmann
Caren Marks
Katja Mast
Hilde Mattheis
Petra Merkel ({63})
Ullrich Meßmer
Dr. Matthias Miersch
Franz Müntefering
Dr. Rolf Mützenich
Andrea Nahles
Manfred Nink
Thomas Oppermann
Holger Ortel
Aydan Özoğuz
Heinz Paula
Johannes Pflug
Joachim Poß
Dr. Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr. Sascha Raabe
Mechthild Rawert
Gerold Reichenbach
Dr. Carola Reimann
Sönke Rix
René Röspel
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Karin Roth ({64})
Michael Roth ({65})
Marlene Rupprecht
({66})
Anton Schaaf
Axel Schäfer ({67})
Bernd Scheelen
Marianne Schieder
({68})
Werner Schieder ({69})
Ulla Schmidt ({70})
Silvia Schmidt ({71})
Carsten Schneider ({72})
Swen Schulz ({73})
Ewald Schurer
Frank Schwabe
Dr. Martin Schwanholz
Rolf Schwanitz
Stefan Schwartze
Rita Schwarzelühr-Sutter
Dr. Carsten Sieling
Sonja Steffen
Peer Steinbrück
Dr. Frank-Walter Steinmeier
Christoph Strässer
Kerstin Tack
Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Franz Thönnes
Wolfgang Tiefensee
Rüdiger Veit
Ute Vogt
Dr. Marlies Volkmer
Andrea Wicklein
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Dr. Dieter Wiefelspütz
Waltraud Wolff
({74})
Uta Zapf
Dagmar Ziegler
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries
DIE LINKE
Jan van Aken
Agnes Alpers
Dr. Dietmar Bartsch
Herbert Behrens
Karin Binder
Matthias W. Birkwald
Heidrun Bluhm
Steffen Bockhahn
Christine Buchholz
Dr. Martina Bunge
Roland Claus
Sevim Dağdelen
Heidrun Dittrich
Werner Dreibus
Dr. Dagmar Enkelmann
Klaus Ernst
Nicole Gohlke
Diana Golze
Annette Groth
Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Heike Hänsel
Dr. Rosemarie Hein
Inge Höger
Dr. Barbara Höll
Andrej Hunko
Ulla Jelpke
Dr. Lukrezia Jochimsen
Harald Koch
Jan Korte
Jutta Krellmann
Sabine Leidig
Ralph Lenkert
Michael Leutert
Stefan Liebich
Dr. Gesine Lötzsch
Thomas Lutze
Ulrich Maurer
Dorothee Menzner
Niema Movassat
Wolfgang Nešković
Petra Pau
Richard Pitterle
Yvonne Ploetz
Ingrid Remmers
Paul Schäfer ({75})
Kathrin Senger-Schäfer
Dr. Petra Sitte
Sabine Stüber
Alexander Süßmair
Dr. Kirsten Tackmann
Dr. Axel Troost
Alexander Ulrich
Kathrin Vogler
Johanna Voß
Halina Wawzyniak
Harald Weinberg
Katrin Werner
Jörn Wunderlich
Sabine Zimmermann
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Kerstin Andreae
Volker Beck ({76})
Cornelia Behm
Birgitt Bender
Alexander Bonde
Viola von Cramon-Taubadel
Ekin Deligöz
Katja Dörner
Hans-Josef Fell
Dr. Thomas Gambke
Kai Gehring
Bettina Herlitzius
Winfried Hermann
Ulrike Höfken
Dr. Anton Hofreiter
Bärbel Höhn
Ingrid Hönlinger
Thilo Hoppe
Uwe Kekeritz
Katja Keul
Memet Kilic
Sven-Christian Kindler
Maria Klein-Schmeink
Ute Koczy
Tom Koenigs
Oliver Krischer
Agnes Krumwiede
Fritz Kuhn
Stephan Kühn
Markus Kurth
Undine Kurth ({77})
Agnes Malczak
Jerzy Montag
Kerstin Müller ({78})
Beate Müller-Gemmeke
Dr. Konstantin von Notz
Omid Nouripour
Friedrich Ostendorff
Lisa Paus
Brigitte Pothmer
Tabea Rößner
Claudia Roth ({79})
Krista Sager
Manuel Sarrazin
Elisabeth Scharfenberg
Christine Scheel
Dr. Gerhard Schick
Dr. Frithjof Schmidt
Dorothea Steiner
Dr. Wolfgang StrengmannKuhn
Hans-Christian Ströbele
Dr. Harald Terpe
Markus Tressel
Jürgen Trittin
Daniela Wagner
Wolfgang Wieland
Dr. Valerie Wilms
Nein
CDU/CSU
Peter Altmaier
Peter Aumer
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck
({80})
Manfred Behrens ({81})
Dr. Christoph Bergner
Peter Beyer
Steffen Bilger
Clemens Binninger
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Börnsen
({82})
Wolfgang Bosbach
Norbert Brackmann
Klaus Brähmig
Michael Brand
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Dr. Helge Braun
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Dr. Thomas Feist
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer ({83})
Dirk Fischer ({84})
Axel E. Fischer ({85})
Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Dr. Hans-Peter Friedrich
({86})
Michael Frieser
Erich G. Fritz
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Alexander Funk
Ingo Gädechens
Dr. Thomas Gebhart
Norbert Geis
Alois Gerig
Eberhard Gienger
Josef Göppel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Dr. Karl-Theodor Freiherr
zu Guttenberg
Olav Gutting
Florian Hahn
Holger Haibach
Jürgen Hardt
Dr. Matthias Heider
Mechthild Heil
Ursula Heinen-Esser
Frank Heinrich
Rudolf Henke
Michael Hennrich
Jürgen Herrmann
Ansgar Heveling
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Christian Hirte
Robert Hochbaum
Karl Holmeier
Franz-Josef Holzenkamp
Anette Hübinger
Thomas Jarzombek
Dieter Jasper
Dr. Franz Josef Jung
Andreas Jung ({87})
Dr. Egon Jüttner
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster
Siegfried Kauder ({88})
Volker Kauder
Dr. Stefan Kaufmann
Roderich Kiesewetter
Eckart von Klaeden
Ewa Klamt
Jürgen Klimke
Axel Knoerig
Jens Koeppen
Dr. Kristina Schröder
Manfred Kolbe
Dr. Rolf Koschorrek
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Rüdiger Kruse
Bettina Kudla
Dr. Hermann Kues
Günter Lach
Dr. Karl A. Lamers
({89})
Andreas G. Lämmel
Dr. Norbert Lammert
Katharina Landgraf
Ulrich Lange
Dr. Max Lehmer
Dr. Ursula von der Leyen
Ingbert Liebing
Matthias Lietz
Patricia Lips
Dr. Jan-Marco Luczak
Dr. Michael Luther
Karin Maag
Dr. Thomas de Maizière
Hans-Georg von der Marwitz
Andreas Mattfeldt
Stephan Mayer ({90})
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Maria Michalk
Dr. h. c. Hans Michelbach
Dr. Mathias Middelberg
Philipp Mißfelder
Dietrich Monstadt
Marlene Mortler
Dr. Gerd Müller
Stefan Müller ({91})
Nadine Schön ({92})
Dr. Philipp Murmann
Michaela Noll
Franz Obermeier
Henning Otte
Dr. Michael Paul
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Christoph Poland
Ruprecht Polenz
Eckhard Pols
Daniela Raab
Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Thomas Rachel
Dr. Peter Ramsauer
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche ({93})
Lothar Riebsamen
Josef Rief
Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Johannes Röring
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Erwin Rüddel
Albert Rupprecht ({94})
Anita Schäfer ({95})
Dr. Wolfgang Schäuble
Dr. Annette Schavan
Dr. Andreas Scheuer
Tankred Schipanski
Georg Schirmbeck
Christian Schmidt ({96})
Patrick Schnieder
Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Armin Schuster ({97})
Detlef Seif
Johannes Selle
Reinhold Sendker
Dr. Patrick Sensburg
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Carola Stauche
Dr. Frank Steffel
Christian Freiherr von Stetten
Dieter Stier
Gero Storjohann
Stephan Stracke
Max Straubinger
Karin Strenz
Thomas Strobl ({98})
Lena Strothmann
Michael Stübgen
Dr. Peter Tauber
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Vogel ({99})
Stefanie Vogelsang
Andrea Astrid Voßhoff
Dr. Johann Wadephul
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Marcus Weinberg ({100})
Peter Weiß ({101})
Sabine Weiss ({102})
Ingo Wellenreuther
Karl-Georg Wellmann
Peter Wichtel
Annette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth WinkelmeierBecker
Dagmar Wöhrl
Dr. Matthias Zimmer
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew
FDP
Jens Ackermann
Christian Ahrendt
Christine AschenbergDugnus
Daniel Bahr ({103})
Florian Bernschneider
Sebastian Blumenthal
Claudia Bögel
Klaus Breil
Rainer Brüderle
Ernst Burgbacher
Sylvia Canel
Helga Daub
Reiner Deutschmann
Patrick Döring
Mechthild Dyckmans
Rainer Erdel
Jörg van Essen
Ulrike Flach
Otto Fricke
Dr. Wolfgang Gerhardt
Hans-Michael Goldmann
Heinz Golombeck
Dr. Christel Happach-Kasan
Heinz-Peter Haustein
Manuel Höferlin
Elke Hoff
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Heiner Kamp
Michael Kauch
Dr. Lutz Knopek
Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Sebastian Körber
Patrick Kurth ({104})
Heinz Lanfermann
Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Lars Lindemann
Christian Lindner
Dr. Martin Lindner ({105})
Michael Link ({106})
Dr. Erwin Lotter
Oliver Luksic
Horst Meierhofer
Patrick Meinhardt
Jan Mücke
Petra Müller ({107})
Burkhardt Müller-Sönksen
Dr. Martin Neumann
({108})
Hans-Joachim Otto
({109})
Cornelia Pieper
Gisela Piltz
Dr. Birgit Reinemund
Dr. Peter Röhlinger
Dr. Stefan Ruppert
Björn Sänger
Frank Schäffler
Christoph Schnurr
Jimmy Schulz
Marina Schuster
Dr. Erik Schweickert
Werner Simmling
Judith Skudelny
Joachim Spatz
Dr. Max Stadler
Torsten Staffeldt
Dr. Rainer Stinner
Stephan Thomae
Florian Toncar
Serkan Tören
Johannes Vogel
({110})
Dr. Daniel Volk
Dr. Guido Westerwelle
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff ({111})
Das Ergebnis der dritten namentlichen Abstimmung das war auch ein Änderungsantrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen -: abgegebene Stimmen 556.
Mit Ja haben gestimmt 253, mit Nein 303, auch hier gab
es keine Enthaltungen. Auch dieser Antrag ist damit abgelehnt.
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 555;
davon
ja: 253
nein: 302
Ja
SPD
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Heinz-Joachim Barchmann
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Klaus Barthel
Sören Bartol
Bärbel Bas
Dirk Becker
Gerd Bollmann
Klaus Brandner
Bernhard Brinkmann
({112})
Edelgard Bulmahn
Ulla Burchardt
Martin Burkert
Petra Crone
Dr. Peter Danckert
Martin Dörmann
Elvira Drobinski-Weiß
Garrelt Duin
Sebastian Edathy
Siegmund Ehrmann
Petra Ernstberger
Karin Evers-Meyer
Gabriele Fograscher
Dr. Edgar Franke
Peter Friedrich
Iris Gleicke
Ulrike Gottschalck
Kerstin Griese
Michael Groschek
Michael Groß
Wolfgang Gunkel
Hans-Joachim Hacker
Bettina Hagedorn
Klaus Hagemann
Michael Hartmann
({113})
Hubertus Heil ({114})
Rolf Hempelmann
Dr. Barbara Hendricks
Gustav Herzog
Petra Hinz ({115})
Frank Hofmann ({116})
Josip Juratovic
Oliver Kaczmarek
Johannes Kahrs
Dr. h. c. Susanne Kastner
Ulrich Kelber
Lars Klingbeil
Hans-Ulrich Klose
Dr. Bärbel Kofler
Daniela Kolbe ({117})
Fritz Rudolf Körper
Nicolette Kressl
Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Angelika Krüger-Leißner
Ute Kumpf
Christine Lambrecht
Christian Lange ({118})
Steffen-Claudio Lemme
Burkhard Lischka
Kirsten Lühmann
Caren Marks
Katja Mast
Hilde Mattheis
Petra Merkel ({119})
Ullrich Meßmer
Dr. Matthias Miersch
Franz Müntefering
Dr. Rolf Mützenich
Andrea Nahles
Manfred Nink
Thomas Oppermann
Holger Ortel
Aydan Özoğuz
Heinz Paula
Johannes Pflug
Joachim Poß
Dr. Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr. Sascha Raabe
Mechthild Rawert
Gerold Reichenbach
Dr. Carola Reimann
Sönke Rix
René Röspel
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Karin Roth ({120})
Michael Roth ({121})
Marlene Rupprecht
({122})
Anton Schaaf
Axel Schäfer ({123})
Bernd Scheelen
Marianne Schieder
({124})
Werner Schieder ({125})
Ulla Schmidt ({126})
Silvia Schmidt ({127})
Carsten Schneider ({128})
Swen Schulz ({129})
Ewald Schurer
Frank Schwabe
Dr. Martin Schwanholz
Rolf Schwanitz
Stefan Schwartze
Rita Schwarzelühr-Sutter
Dr. Carsten Sieling
Sonja Steffen
Peer Steinbrück
Dr. Frank-Walter Steinmeier
Christoph Strässer
Kerstin Tack
Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Franz Thönnes
Wolfgang Tiefensee
Rüdiger Veit
Ute Vogt
Dr. Marlies Volkmer
Andrea Wicklein
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Dr. Dieter Wiefelspütz
Waltraud Wolff
({130})
Uta Zapf
Dagmar Ziegler
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries
DIE LINKE
Jan van Aken
Agnes Alpers
Dr. Dietmar Bartsch
Herbert Behrens
Karin Binder
Matthias W. Birkwald
Heidrun Bluhm
Steffen Bockhahn
Christine Buchholz
Dr. Martina Bunge
Roland Claus
Sevim Dağdelen
Heidrun Dittrich
Werner Dreibus
Dr. Dagmar Enkelmann
Klaus Ernst
Nicole Gohlke
Diana Golze
Annette Groth
Heike Hänsel
Dr. Rosemarie Hein
Inge Höger
Dr. Barbara Höll
Andrej Hunko
Ulla Jelpke
Dr. Lukrezia Jochimsen
Harald Koch
Jan Korte
Jutta Krellmann
Sabine Leidig
Ralph Lenkert
Michael Leutert
Stefan Liebich
Dr. Gesine Lötzsch
Thomas Lutze
Ulrich Maurer
Dorothee Menzner
Niema Movassat
Wolfgang Nešković
Petra Pau
Richard Pitterle
Yvonne Ploetz
Ingrid Remmers
Paul Schäfer ({131})
Michael Schlecht
Kathrin Senger-Schäfer
Dr. Petra Sitte
Sabine Stüber
Alexander Süßmair
Dr. Kirsten Tackmann
Dr. Axel Troost
Alexander Ulrich
Kathrin Vogler
Johanna Voß
Halina Wawzyniak
Harald Weinberg
Katrin Werner
Jörn Wunderlich
Sabine Zimmermann
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Kerstin Andreae
Volker Beck ({132})
Cornelia Behm
Birgitt Bender
Alexander Bonde
Viola von Cramon-Taubadel
Ekin Deligöz
Katja Dörner
Hans-Josef Fell
Dr. Thomas Gambke
Kai Gehring
Bettina Herlitzius
Winfried Hermann
Ulrike Höfken
Dr. Anton Hofreiter
Bärbel Höhn
Ingrid Hönlinger
Thilo Hoppe
Uwe Kekeritz
Katja Keul
Memet Kilic
Sven-Christian Kindler
Maria Klein-Schmeink
Ute Koczy
Tom Koenigs
Oliver Krischer
Agnes Krumwiede
Fritz Kuhn
Stephan Kühn
Markus Kurth
Undine Kurth ({133})
Agnes Malczak
Jerzy Montag
Kerstin Müller ({134})
Beate Müller-Gemmeke
Dr. Konstantin von Notz
Omid Nouripour
Friedrich Ostendorff
Lisa Paus
Brigitte Pothmer
Tabea Rößner
Claudia Roth ({135})
Krista Sager
Manuel Sarrazin
Elisabeth Scharfenberg
Christine Scheel
Dr. Gerhard Schick
Dr. Frithjof Schmidt
Dorothea Steiner
Dr. Wolfgang StrengmannKuhn
Hans-Christian Ströbele
Dr. Harald Terpe
Markus Tressel
Jürgen Trittin
Daniela Wagner
Wolfgang Wieland
Dr. Valerie Wilms
Nein
CDU/CSU
Peter Altmaier
Peter Aumer
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck
({136})
Manfred Behrens ({137})
Dr. Christoph Bergner
Peter Beyer
Steffen Bilger
Clemens Binninger
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Börnsen
({138})
Wolfgang Bosbach
Norbert Brackmann
Klaus Brähmig
Michael Brand
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Dr. Helge Braun
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Dr. Thomas Feist
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer ({139})
Dirk Fischer ({140})
Axel E. Fischer ({141})
Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Dr. Hans-Peter Friedrich
({142})
Michael Frieser
Erich G. Fritz
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Alexander Funk
Ingo Gädechens
Dr. Thomas Gebhart
Norbert Geis
Alois Gerig
Eberhard Gienger
Josef Göppel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Dr. Karl-Theodor Freiherr
zu Guttenberg
Olav Gutting
Florian Hahn
Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Holger Haibach
Jürgen Hardt
Dr. Matthias Heider
Mechthild Heil
Ursula Heinen-Esser
Frank Heinrich
Rudolf Henke
Michael Hennrich
Jürgen Herrmann
Ansgar Heveling
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Christian Hirte
Robert Hochbaum
Karl Holmeier
Franz-Josef Holzenkamp
Anette Hübinger
Thomas Jarzombek
Dieter Jasper
Dr. Franz Josef Jung
Andreas Jung ({143})
Dr. Egon Jüttner
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster
Siegfried Kauder ({144})
Volker Kauder
Dr. Stefan Kaufmann
Roderich Kiesewetter
Eckart von Klaeden
Ewa Klamt
Jürgen Klimke
Axel Knoerig
Jens Koeppen
Dr. Kristina Schröder
Manfred Kolbe
Dr. Rolf Koschorrek
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Rüdiger Kruse
Bettina Kudla
Dr. Hermann Kues
Günter Lach
Dr. Karl A. Lamers
({145})
Andreas G. Lämmel
Dr. Norbert Lammert
Katharina Landgraf
Ulrich Lange
Dr. Max Lehmer
Dr. Ursula von der Leyen
Ingbert Liebing
Matthias Lietz
Patricia Lips
Dr. Jan-Marco Luczak
Dr. Michael Luther
Karin Maag
Dr. Thomas de Maizière
Hans-Georg von der Marwitz
Andreas Mattfeldt
Stephan Mayer ({146})
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Maria Michalk
Dr. h. c. Hans Michelbach
Dr. Mathias Middelberg
Philipp Mißfelder
Dietrich Monstadt
Marlene Mortler
Dr. Gerd Müller
Stefan Müller ({147})
Nadine Schön ({148})
Dr. Philipp Murmann
Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Henning Otte
Dr. Michael Paul
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Christoph Poland
Ruprecht Polenz
Eckhard Pols
Daniela Raab
Thomas Rachel
Dr. Peter Ramsauer
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche ({149})
Lothar Riebsamen
Josef Rief
Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Johannes Röring
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Erwin Rüddel
Albert Rupprecht ({150})
Anita Schäfer ({151})
Dr. Wolfgang Schäuble
Dr. Annette Schavan
Dr. Andreas Scheuer
Tankred Schipanski
Georg Schirmbeck
Christian Schmidt ({152})
Patrick Schnieder
Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Armin Schuster ({153})
Detlef Seif
Johannes Selle
Reinhold Sendker
Dr. Patrick Sensburg
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Carola Stauche
Dr. Frank Steffel
Christian Freiherr von Stetten
Dieter Stier
Gero Storjohann
Stephan Stracke
Max Straubinger
Karin Strenz
Thomas Strobl ({154})
Lena Strothmann
Michael Stübgen
Dr. Peter Tauber
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Vogel ({155})
Stefanie Vogelsang
Andrea Astrid Voßhoff
Dr. Johann Wadephul
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Marcus Weinberg ({156})
Peter Weiß ({157})
Sabine Weiss ({158})
Ingo Wellenreuther
Karl-Georg Wellmann
Peter Wichtel
Annette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth WinkelmeierBecker
Dagmar Wöhrl
Dr. Matthias Zimmer
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew
FDP
Jens Ackermann
Christian Ahrendt
Christine AschenbergDugnus
Daniel Bahr ({159})
Florian Bernschneider
Sebastian Blumenthal
Claudia Bögel
Klaus Breil
Rainer Brüderle
Ernst Burgbacher
Sylvia Canel
Helga Daub
Patrick Döring
Mechthild Dyckmans
Rainer Erdel
Jörg van Essen
Ulrike Flach
Otto Fricke
Hans-Michael Goldmann
Heinz Golombeck
Dr. Christel Happach-Kasan
Heinz-Peter Haustein
Manuel Höferlin
Elke Hoff
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Heiner Kamp
Michael Kauch
Dr. Lutz Knopek
Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Sebastian Körber
Patrick Kurth ({160})
Heinz Lanfermann
Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Lars Lindemann
Christian Lindner
Dr. Martin Lindner ({161})
Michael Link ({162})
Dr. Erwin Lotter
Oliver Luksic
Horst Meierhofer
Patrick Meinhardt
Jan Mücke
Petra Müller ({163})
Burkhardt Müller-Sönksen
Dr. Martin Neumann
({164})
Hans-Joachim Otto
({165})
Gisela Piltz
Dr. Birgit Reinemund
Dr. Peter Röhlinger
Dr. Stefan Ruppert
Björn Sänger
Frank Schäffler
Christoph Schnurr
Marina Schuster
Dr. Erik Schweickert
Werner Simmling
Judith Skudelny
Joachim Spatz
Dr. Max Stadler
Torsten Staffeldt
Dr. Rainer Stinner
Stephan Thomae
Florian Toncar
Serkan Tören
Johannes Vogel
({166})
Dr. Daniel Volk
Dr. Guido Westerwelle
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff ({167})
Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Damit kommen wir zur Abstimmung über den Ge-
setzentwurf. Dazu liegen mehrere persönliche Erklärun-
gen zur Abstimmung nach § 31 unserer Geschäftsord-
nung vor.1) Es geht um den Gesetzentwurf zur
Ermittlung von Regelbedarfen und zur Änderung des
Zweiten und Zwölften Buches Sozialgesetzbuch in der
Ausschussfassung. Wer zustimmen will, den bitte ich um
das Handzeichen. - Wer ist dagegen? - Gibt es Enthal-
tungen? - Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Bera-
tung mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen
die Stimmen der Oppositionsfraktionen angenommen.
Wir kommen zur
dritten Beratung
und Schlussabstimmung. Über den Gesetzentwurf stim-
men wir auf Verlangen der Fraktion der SPD namentlich
ab. Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer,
ihre Plätze an den Urnen wieder einzunehmen. - Sind
die Plätze an den Urnen besetzt? - Das ist der Fall. Dann
eröffne ich die vierte namentliche Abstimmung.
Sind Kolleginnen und Kollegen im Saal, die ihre
Stimme bei dieser vierten namentlichen Abstimmung,
bei der es um den Gesetzentwurf geht, noch nicht abge-
geben haben? - Das ist der Fall. Ich bitte, dies schnell zu
erledigen. - Ich sehe jetzt niemanden mehr, der seine
Stimme noch nicht abgegeben hat. Ich schließe die Ab-
stimmung. Das Ergebnis wird Ihnen später bekannt ge-
geben.2)
Wir kommen jetzt zur Abstimmung über die Ent-
schließungsanträge. Zunächst stimmen wir über den Ent-
schließungsantrag der Fraktion der SPD auf Druck-
sache 17/4104 ab. Über diesen Entschließungsantrag
stimmen wir namentlich ab. - Ich sehe, alle Plätze an
den Urnen sind besetzt. Ich eröffne die fünfte und damit
vorletzte namentliche Abstimmung.
Sind noch Kolleginnen oder Kollegen im Saal, die
ihre Stimme noch nicht abgegeben haben? - Das ist
nicht der Fall. Dann ist diese Abstimmung geschlossen.
Ich bitte, auszuzählen.3)
Jetzt darf ich Sie bitten, wieder Platz zu nehmen, da-
mit ich bei den folgenden einfachen Abstimmungen ei-
nen Überblick über die Mehrheitsverhältnisse habe. -
Darf ich Sie bitten, Ihre Gespräche einzustellen, damit
wir mit den Abstimmungen fortfahren können?
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungs-
antrag der Fraktion Die Linke auf Drucksache 17/4105.
Wer stimmt für diesen Entschließungsantrag? - Wer ist
dagegen? - Enthaltungen? - Der Entschließungsantrag
ist abgelehnt. Dafür hat die Fraktion Die Linke ge-
stimmt. Die anderen Fraktionen waren dagegen.
Wir kommen nun zur Abstimmung über den Ent-
schließungsantrag der Fraktion Die Linke auf Druck-
sache 17/4106. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dage-
gen? - Enthaltungen? - Der Entschließungsantrag ist ab-
gelehnt. Dafür haben die Fraktion Die Linke und die
1) Anlagen 2 und 3
2) Ergebnis Seite 8778 C
3) Ergebnis Seite 8780 B
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen gestimmt. Dagegen ha-
ben die Koalitionsfraktionen und die SPD-Fraktion ge-
stimmt.
Nun kommen wir zu den weiteren Abstimmungen
über die Beschlussempfehlung des Ausschusses für
Arbeit und Soziales auf den Drucksachen 17/4032 und
17/4095. Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe b
seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags
der Fraktion der SPD auf Drucksache 17/3648 mit dem
Titel „Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts durch
eine transparente Bemessung der Regelsätze und eine
Förderung der Teilhabe von Kindern umsetzen“. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Wer ist dage-
gen? - Enthaltungen? - Die Beschlussempfehlung ist
mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen bei Gegen-
stimmen der Fraktionen SPD und Bündnis 90/Die Grü-
nen und Enthaltung der Fraktion Die Linke angenom-
men.
Unter Buchstabe c empfiehlt der Ausschuss die Ab-
lehnung des Antrags der Fraktion Die Linke auf Druck-
sache 17/2934 mit dem Titel „Maßnahmen zur Gewähr-
leistung eines menschenwürdigen Existenz- und
Teilhabeminimums“. Wer stimmt für diese Beschluss-
empfehlung? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? -
Die Beschlussempfehlung ist damit mit den Stimmen der
Koalitionsfraktionen und der SPD-Fraktion bei Gegen-
stimmen der Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen und Die
Linke angenommen.
Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Buch-
stabe d seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des
Antrags der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Druck-
sache 17/3435 mit dem Titel „Menschenwürdiges Da-
sein und Teilhabe für alle gewährleisten“. Wer stimmt
für diese Beschlussempfehlung? - Wer ist dagegen? -
Enthaltungen? - Die Beschlussempfehlung ist mit den
Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen
der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und der Fraktion
Die Linke bei Enthaltung der SPD-Fraktion angenom-
men.
Nun kommen wir zur Abstimmung über den von der
Bundesregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur Än-
derung des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch. Der Aus-
schuss für Arbeit und Soziales empfiehlt unter Buch-
stabe a seiner Beschlussempfehlung auf den Drucksa-
chen 17/4033 und 17/4094, den Gesetzentwurf der Bun-
desregierung auf den Drucksachen 17/3631 und 17/3683
anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzent-
wurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. - Wer ist
dagegen? - Enthaltungen? - Der Gesetzentwurf ist damit
in zweiter Beratung mit den Stimmen der Koalitions-
fraktionen gegen die Stimmen der Oppositionsfraktionen
angenommen.
Wir kommen zur
dritten Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. - Die
Gegenprobe! - Gibt es Enthaltungen? - Das ist nicht der
Fall. Der Gesetzentwurf ist damit mit dem gleichen
Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Stimmenverhältnis wie bei der zweiten Beratung ange-
nommen.
Tagesordnungspunkt 30 d: Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Arbeit und Soziales zu dem Antrag der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel „Leis-
tungskürzungen bei den Unterkunftskosten im Arbeits-
losengeld II verhindern - Vermittlungsverfahren mit den
Ländern unverzüglich aufnehmen“. Der Ausschuss emp-
fiehlt unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksachen 17/4033 und 17/4094, den Antrag der Frak-
tion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/3058
abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
lung? - Wer ist dagegen? - Wer enthält sich? - Die Be-
schlussempfehlung ist angenommen mit den Stimmen
der Koalitionsfraktionen bei Gegenstimmen der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen und der Fraktion Die Linke und
Enthaltung der Fraktion der SPD.
Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 35:
Beratung des Antrags der Abgeordneten Michael
Schlecht, Karin Binder, Annette Groth, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE
Stuttgart 21 - Bau- und Vergabestopp
- Drucksache 17/3992 -
Interfraktionell ist vereinbart worden, dass eine Aus-
sprache dazu nicht stattfinden soll, sodass wir gleich zur
Abstimmung kommen.
Ich weise darauf hin, dass dazu mehrere persönliche
Erklärungen nach § 31 unserer Geschäftsordnung vorlie-
gen.1)
Auf Verlangen der Fraktion Die Linke stimmen wir
über den Antrag auf Drucksache 17/3992 namentlich ab.
Die Plätze an den Urnen sind, wie ich sehe, besetzt. Ich
eröffne die sechste namentliche Abstimmung.
Sind noch Kolleginnen und Kollegen im Saal, die ihre
Stimmkarten nicht abgegeben haben? - Das ist nicht der
Fall. Dann schließe ich auch diese Abstimmung und
bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der
Auszählung zu beginnen. Das Ergebnis der Abstimmung
wird Ihnen später bekanntgegeben.2)
Damit können wir unsere Beratungen fortsetzen. Be-
vor ich den nächsten Tagesordnungspunkt aufrufe, teile
ich Ihnen mit, dass sich die Fraktionen darauf verstän-
digt haben, die Tagesordnungspunkte 32 und 33 abzuset-
zen. Sind Sie damit einverstanden? - Ich sehe, das ist der
Fall. Dann ist das so beschlossen.
Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 31:
Erste Beratung des von den Abgeordneten Renate
Künast, Ekin Deligöz, Monika Lazar, weiteren
Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Ge-
setzes zur geschlechtergerechten Besetzung
von Aufsichtsräten
- Drucksache 17/3296 -
1) Anlagen 4 und 5
2) Ergebnis Seite 8783 A
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss ({168})
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ({169})
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Federführung strittig
Interfraktionell wurde vereinbart, darüber eineinviertel Stunden zu diskutieren. Ich sehe, damit sind Sie einverstanden. Dann werden wir so verfahren.
Ich eröffne die Aussprache. Als erste Rednerin hat
das Wort die Kollegin Renate Künast für die Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Als Erstes will ich meiner Freude Ausdruck verleihen, dass aus
allen Fraktionen so wahnsinnig viele Leute anwesend
sind, vor allen Dingen so viele Männer.
({0})
Sie verstehen hoffentlich, was ich meine.
({1})
Ich hätte mir gewünscht, dass die Aufmerksamkeit bei
diesem Thema ein wenig größer ist.
({2})
Warum? Wir haben seit über 60 Jahren das Grundgesetz. Ich glaube, langsam ist es an der Zeit, die Gleichstellung von Frauen und Männern herzustellen. Wenn
Sie sich ansehen, wo wir heute stehen, stellen Sie fest:
Deutschland ist ein Spätzünder. Wir sind stolz darauf, eines der führenden Industrieländer zu sein. Um die Vielfalt in den Führungsetagen der deutschen Wirtschaft ist
es aber schlecht bestellt. Sie sind fest in Männerhand.
Kaum eine Frau ist im Vorstand eines DAX-Unternehmens.
({3})
Nur 2 Prozent aller Vorstandsposten sind in Deutschland mit Frauen besetzt. Mit diesem geringen Anteil
liegt Deutschland im weltweiten Vergleich ganz hinten.
Die neueste McKinsey-Studie hat gezeigt: Bei der Besetzung von Vorstandsfunktionen teilt sich Deutschland den
letzten Platz mit Indien; das ist ein echter Mangel. Immerhin 10 Prozent der Aufsichtsräte in Deutschland sind
allerdings Frauen. Das ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass die Arbeitnehmerseite hinreichend
viele Frauen benennt. Mein Dank gilt an dieser Stelle
den Gewerkschaften. Aber ganz klar ist: Die Arbeitgeber
befinden sich noch nicht im 21. Jahrhundert und nicht
auf dem Stand des Grundgesetzes im Jahre 2010.
({4})
Ich will Ihnen vorlesen, was in Art. 3 Abs. 2 des
Grundgesetzes steht; jeder von uns hat ja ein Exemplar
in der Tischschublade. Dort steht nicht nur: „Männer und
Frauen sind gleichberechtigt“, sondern auch:
Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der
Gleichberechtigung von Frauen und Männern und
wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile
hin.
Das heißt, wir haben die Verpflichtung, entsprechende
Maßnahmen zu ergreifen. Deshalb fordern wir Grünen in
unserem Gesetzentwurf, als ersten Schritt in den Aufsichtsräten eine Mindestquote für beide Geschlechter in
Höhe von 40 Prozent bis 2017 zu erreichen. Ich bitte Sie
und fordere Sie auf, diesem Gesetzentwurf zuzustimmen.
({5})
Wir schlagen ein Stufenmodell vor. Wir wollen, dass
bis zum 1. Januar 2015 eine Mindestquote von 30 Prozent und bis zum 1. Januar 2017 eine Mindestquote von
40 Prozent erreicht werden. Bei einem Verstoß gegen die
Quotenbestimmung bei der Aufsichtsratswahl droht die
Nichtigkeit der Hauptversammlungsbeschlüsse und der
Beschlüsse des Aufsichtsrates.
Warum das Ganze? Das Grundgesetz gibt es, wie gesagt, seit über 60 Jahren. Dennoch stellen wir fest: Wir
befinden uns quasi auf dem gleichen Niveau wie Indien.
Es gibt immer noch eine „gläserne Decke“. Ich weiß,
dass manche junge Frauen sagen - das habe ich der Debatte, die in der CDU/CSU-Fraktion geführt wurde, entnommen -: Wir junge Frauen brauchen gar keine Quote,
({6})
wir schaffen das auch alleine.
Historisch gilt Folgendes: Erstmalig in der Geschichte
sind Frauen nicht nur genauso gut ausgebildet wie Männer, sondern sogar besser ausgebildet. Wenn Frauen besser ausgebildet sind als Männer, müssen wir uns in
Deutschland doch fragen: Warum stellen wir eigentlich
ständig die Schlechteren ein?
({7})
Ich will an dieser Stelle nicht auf den Fachkräftemangel hinweisen und betonen, dass wir jede Fachkraft brauchen, sondern ausschließlich aus Sicht der Frauen argumentieren. Es ist unser gutes Recht, überall entsprechend
unserem Anteil an der Bevölkerung vertreten zu sein.
({8})
Manche sagen: „Eine Quote haben Frauen gar nicht nötig“
({9})
oder „Eine Quote ist irgendwie ungerecht“. Gerade mit
Blick auf Frau Schröder, die es nicht einmal für nötig
hält, hier zu erscheinen
({10})
- vielleicht sollte Volker Beck noch einen Antrag auf
Herbeizitierung stellen; das können wir tun -,
({11})
muss ich allerdings feststellen: Es ist schon ein dolles
Stück, dass eine Frau, die Feminismus und Frauenkämpfe so sehr mit Füßen tritt, ihr Amt nur deshalb hat,
weil es den Feminismus gab und gibt, und dass diese
Frau es nicht einmal für nötig hält, jetzt hier zu sein oder
sich für ihre Abwesenheit zu entschuldigen.
({12})
Vielleicht kann man ja auch Ministergehälter mindern.
Beschäftigen wir uns einmal mit der Frage, wie die
Quotensituation heute ist. Wahr ist doch, dass wir in diesem Land seit vielen Jahren eine 100-prozentige Männerquote haben. Wenn also jemand sagt: „Eine Frauenquote geht nicht“, dann sage ich: Auch das Gegenteil,
eine Männerquote, geht nicht. 90 Prozent aller Aufsichtsratsfunktionen nur an Männer zu vergeben, die
sich immer aus ihren eigenen Kreisen rekrutieren, ist für
Frauen im Jahr 2010 nicht mehr zu akzeptieren, meine
Damen und Herren.
({13})
Die Norweger, die Holländer und die Franzosen haben es uns vorgemacht. Sie haben, zuerst die Norweger,
die Quote für die Aufsichtsräte erfolgreich umgesetzt.
Derjenige, der die Wirtschaft gewarnt hatte, sie werde
untergehen, hat in Norwegen etwas ganz anderes erlebt.
Die Erfüllung der Quote bei den Aufsichtsräten hat in
Norwegen zur Anhebung des Bildungsgrades der Aufsichtsratsmitglieder geführt.
({14})
Das wäre doch mal was!
Sie zitieren so gern McKinsey. McKinsey sagt: Vielfalt zahlt sich aus in Vorständen und in gemischten
Teams in Aufsichtsräten. - Also, warum sollten wir darauf verzichten?
An der Stelle sage ich mal ganz klar: Sie tun immer so,
als ginge es um den Herbst der Entscheidungen. Meine
Damen und Herren, es gibt eine gläserne Decke, es gibt
eine nicht vom Grundgesetz legitimierte mindestens
90-Prozent-Männerquote. Hier sage ich: Ich möchte die
CDU- und vor allem die CSU-Frauen kämpfen sehen.
({15})
Gern können Sie unseren Antrag noch ändern, oder bringen Sie selber einen ein. Aber sorgen Sie dafür, dass da
endlich etwas passiert.
({16})
Noch ein Wunsch: Sorgen Sie nicht nur bei den Gesetzen dafür, sondern auch beim Regierungshandeln!
Herr Niebel schließt gerade ein paar Entwicklungshilfeorganisationen zusammen. Meine Damen und Herren,
das aktuellste Beispiel, über das heute Vormittag entschieden wird, ist die neue GIZ. Sie wird einen Vorstand
aus sieben Personen haben, sieben Personen gleich sieben Männer. Da können Sie nur mit Nein stimmen und
als Erstes selber mal eine Frau vorschlagen.
({17})
Das dürfen Sie sich gar nicht gefallen lassen. Aber auch
die CDU setzt nur einen Mann durch. So geht es nicht.
Die CSU-Frauen - ich gebe es zu - hatten sicherlich
intern einen schwierigen Kampf, um auf dem Parteitag
etwas durchzusetzen. Aber nehmen Sie Ihr Herz in die
Hand, kämpfen Sie jetzt dafür, dass es als ersten Schritt
auch eine Quote bei den Aufsichtsräten in der deutschen
Wirtschaft gibt, meine Damen und Herren! Jetzt wollen
wir Sie kämpfen sehen.
Sie wissen eines genau: Junge Frauen sagen zwar hin
und wieder, sie bräuchten keine Quote, weil sie so gut
ausgebildet sind. Aber alle in diesem Haus, Frauen und
Männer, wissen eines genau: Wenn die Frauen hochqualifiziert aus den Universitäten kommen und in die Unternehmen gehen, sagen sie spätestens nach einem Jahr:
Plötzlich merke ich, wie die Karriere- und Auswahlkriterien sind.
Jede Frau wird Ihnen sagen: Am Ende gehen die Vorstände und Aufsichtsräte immer zu den jungen Männern
und fragen: Was willst du denn demnächst noch werden?
Wo willst du dich weiterqualifizieren? Wohin nehme ich
dich mal mit? - Bei den Frauen wird immer noch erwartet, dass sie ihre Arbeitszeit verkürzen, Kinder kriegen
und die Familienarbeit machen. Damit muss Schluss
sein. Damit wird aber nur Schluss sein, wenn sich Frauen
- vor allem die Frauen - und auch Männer im Deutschen
Bundestag in dieser Legislaturperiode endlich mal ein
Herz nehmen und sagen: Nach 60 Jahren Grundgesetz ist
Schluss damit. An den Kodex der Freiwilligkeit von
Frau Schröder glaubt sowieso kein Mensch. Wir machen
endlich Nägel mit Köpfen. Also, bitte, stimmen Sie unserem Entwurf eines Aufsichtsratsgesetzes zu.
({18})
Bevor ich der nächsten Rednerin das Wort erteile, will
ich Ihnen die von den Schriftführerinnen und Schriftführern ermittelten Ergebnisse der namentlichen Abstimmungen bekannt geben.
Ich gebe Ihnen zunächst das Ergebnis der Abstimmung über den Gesetzentwurf der Koalitionsfraktionen
und der Bundesregierung zur Ermittlung von Regelbedarfen bekannt: abgegebene Stimmen 557. Mit Ja haben
gestimmt 302, mit Nein 255; Enthaltungen gab es keine.
Der Gesetzentwurf ist damit angenommen.
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 554;
davon
ja: 301
nein: 253
Ja
CDU/CSU
Peter Altmaier
Peter Aumer
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck
({0})
Manfred Behrens ({1})
Dr. Christoph Bergner
Peter Beyer
Steffen Bilger
Clemens Binninger
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Börnsen
({2})
Wolfgang Bosbach
Norbert Brackmann
Klaus Brähmig
Michael Brand
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Dr. Helge Braun
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Dr. Thomas Feist
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer ({3})
Dirk Fischer ({4})
Axel E. Fischer ({5})
Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Dr. Hans-Peter Friedrich
({6})
Michael Frieser
Erich G. Fritz
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Alexander Funk
Ingo Gädechens
Dr. Thomas Gebhart
Norbert Geis
Alois Gerig
Eberhard Gienger
Josef Göppel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Dr. Karl-Theodor Freiherr
zu Guttenberg
Olav Gutting
Florian Hahn
Holger Haibach
Jürgen Hardt
Dr. Matthias Heider
Mechthild Heil
Ursula Heinen-Esser
Frank Heinrich
Michael Hennrich
Jürgen Herrmann
Ansgar Heveling
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Christian Hirte
Robert Hochbaum
Karl Holmeier
Franz-Josef Holzenkamp
Anette Hübinger
Thomas Jarzombek
Dieter Jasper
Dr. Franz Josef Jung
Andreas Jung ({7})
Dr. Egon Jüttner
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster
Siegfried Kauder ({8})
Volker Kauder
Dr. Stefan Kaufmann
Roderich Kiesewetter
Eckart von Klaeden
Ewa Klamt
Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Jürgen Klimke
Axel Knoerig
Jens Koeppen
Dr. Kristina Schröder
Manfred Kolbe
Dr. Rolf Koschorrek
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Rüdiger Kruse
Bettina Kudla
Dr. Hermann Kues
Günter Lach
Dr. Karl A. Lamers
({9})
Andreas G. Lämmel
Dr. Norbert Lammert
Katharina Landgraf
Ulrich Lange
Dr. Max Lehmer
Dr. Ursula von der Leyen
Ingbert Liebing
Matthias Lietz
Patricia Lips
Dr. Jan-Marco Luczak
Dr. Michael Luther
Karin Maag
Dr. Thomas de Maizière
Hans-Georg von der Marwitz
Andreas Mattfeldt
Stephan Mayer ({10})
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Maria Michalk
Dr. h. c. Hans Michelbach
Dr. Mathias Middelberg
Philipp Mißfelder
Dietrich Monstadt
Marlene Mortler
Dr. Gerd Müller
Stefan Müller ({11})
Nadine Schön ({12})
Dr. Philipp Murmann
Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Henning Otte
Dr. Michael Paul
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Christoph Poland
Ruprecht Polenz
Eckhard Pols
Daniela Raab
Thomas Rachel
Dr. Peter Ramsauer
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche ({13})
Lothar Riebsamen
Josef Rief
Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Johannes Röring
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Erwin Rüddel
Albert Rupprecht ({14})
Anita Schäfer ({15})
Dr. Wolfgang Schäuble
Dr. Annette Schavan
Dr. Andreas Scheuer
Tankred Schipanski
Georg Schirmbeck
Christian Schmidt ({16})
Patrick Schnieder
Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Armin Schuster ({17})
Detlef Seif
Johannes Selle
Reinhold Sendker
Dr. Patrick Sensburg
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Carola Stauche
Dr. Frank Steffel
Christian Freiherr von Stetten
Dieter Stier
Gero Storjohann
Stephan Stracke
Max Straubinger
Karin Strenz
Thomas Strobl ({18})
Lena Strothmann
Michael Stübgen
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Vogel ({19})
Stefanie Vogelsang
Andrea Astrid Voßhoff
Dr. Johann Wadephul
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Marcus Weinberg ({20})
Peter Weiß ({21})
Sabine Weiss ({22})
Ingo Wellenreuther
Karl-Georg Wellmann
Peter Wichtel
Annette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth WinkelmeierBecker
Dagmar Wöhrl
Dr. Matthias Zimmer
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew
FDP
Jens Ackermann
Christian Ahrendt
Christine AschenbergDugnus
Daniel Bahr ({23})
Florian Bernschneider
Sebastian Blumenthal
Claudia Bögel
Klaus Breil
Rainer Brüderle
Ernst Burgbacher
Sylvia Canel
Helga Daub
Reiner Deutschmann
Patrick Döring
Mechthild Dyckmans
Rainer Erdel
Jörg van Essen
Ulrike Flach
Otto Fricke
Dr. Wolfgang Gerhardt
Hans-Michael Goldmann
Heinz Golombeck
Dr. Christel Happach-Kasan
Heinz-Peter Haustein
Manuel Höferlin
Elke Hoff
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Heiner Kamp
Michael Kauch
Dr. Lutz Knopek
Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Sebastian Körber
Patrick Kurth ({24})
Heinz Lanfermann
Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Lars Lindemann
Dr. Martin Lindner ({25})
Michael Link ({26})
Dr. Erwin Lotter
Oliver Luksic
Horst Meierhofer
Patrick Meinhardt
Jan Mücke
Petra Müller ({27})
Burkhardt Müller-Sönksen
Dr. Martin Neumann
({28})
Hans-Joachim Otto
({29})
Cornelia Pieper
Gisela Piltz
Dr. Birgit Reinemund
Dr. Peter Röhlinger
Dr. Stefan Ruppert
Björn Sänger
Frank Schäffler
Christoph Schnurr
Jimmy Schulz
Marina Schuster
Dr. Erik Schweickert
Werner Simmling
Judith Skudelny
Joachim Spatz
Dr. Max Stadler
Torsten Staffeldt
Dr. Rainer Stinner
Stephan Thomae
Florian Toncar
Serkan Tören
Johannes Vogel
({30})
Dr. Daniel Volk
Dr. Guido Westerwelle
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff ({31})
Nein
SPD
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Heinz-Joachim Barchmann
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Klaus Barthel
Sören Bartol
Bärbel Bas
Dirk Becker
Gerd Bollmann
Klaus Brandner
Bernhard Brinkmann
({32})
Edelgard Bulmahn
Ulla Burchardt
Martin Burkert
Petra Crone
Dr. Peter Danckert
Martin Dörmann
Elvira Drobinski-Weiß
Garrelt Duin
Sebastian Edathy
Siegmund Ehrmann
Petra Ernstberger
Karin Evers-Meyer
Gabriele Fograscher
Dr. Edgar Franke
Peter Friedrich
Iris Gleicke
Ulrike Gottschalck
Kerstin Griese
Michael Groschek
Michael Groß
Wolfgang Gunkel
Hans-Joachim Hacker
Bettina Hagedorn
Klaus Hagemann
Michael Hartmann
({33})
Hubertus Heil ({34})
Rolf Hempelmann
Dr. Barbara Hendricks
Gustav Herzog
Petra Hinz ({35})
Frank Hofmann ({36})
Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Josip Juratovic
Oliver Kaczmarek
Johannes Kahrs
Dr. h. c. Susanne Kastner
Ulrich Kelber
Lars Klingbeil
Hans-Ulrich Klose
Dr. Bärbel Kofler
Daniela Kolbe ({37})
Fritz Rudolf Körper
Nicolette Kressl
Angelika Krüger-Leißner
Ute Kumpf
Christine Lambrecht
Christian Lange ({38})
Steffen-Claudio Lemme
Burkhard Lischka
Kirsten Lühmann
Caren Marks
Katja Mast
Hilde Mattheis
Petra Merkel ({39})
Ullrich Meßmer
Dr. Matthias Miersch
Franz Müntefering
Dr. Rolf Mützenich
Andrea Nahles
Manfred Nink
Thomas Oppermann
Holger Ortel
Aydan Özoğuz
Heinz Paula
Johannes Pflug
Joachim Poß
Dr. Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr. Sascha Raabe
Mechthild Rawert
Gerold Reichenbach
Dr. Carola Reimann
Sönke Rix
René Röspel
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Karin Roth ({40})
Michael Roth ({41})
Marlene Rupprecht
({42})
Anton Schaaf
Axel Schäfer ({43})
Bernd Scheelen
Marianne Schieder
({44})
Werner Schieder ({45})
Ulla Schmidt ({46})
Silvia Schmidt ({47})
Carsten Schneider ({48})
Swen Schulz ({49})
Ewald Schurer
Frank Schwabe
Dr. Martin Schwanholz
Rolf Schwanitz
Stefan Schwartze
Rita Schwarzelühr-Sutter
Dr. Carsten Sieling
Sonja Steffen
Peer Steinbrück
Dr. Frank-Walter Steinmeier
Christoph Strässer
Kerstin Tack
Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Franz Thönnes
Wolfgang Tiefensee
Rüdiger Veit
Ute Vogt
Dr. Marlies Volkmer
Andrea Wicklein
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Dr. Dieter Wiefelspütz
Waltraud Wolff
({50})
Uta Zapf
Dagmar Ziegler
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries
DIE LINKE
Jan van Aken
Agnes Alpers
Dr. Dietmar Bartsch
Herbert Behrens
Karin Binder
Matthias W. Birkwald
Heidrun Bluhm
Steffen Bockhahn
Christine Buchholz
Dr. Martina Bunge
Roland Claus
Sevim Dağdelen
Heidrun Dittrich
Werner Dreibus
Dr. Dagmar Enkelmann
Klaus Ernst
Diana Golze
Annette Groth
Heike Hänsel
Dr. Rosemarie Hein
Inge Höger
Dr. Barbara Höll
Andrej Hunko
Ulla Jelpke
Dr. Lukrezia Jochimsen
Jan Korte
Jutta Krellmann
Sabine Leidig
Ralph Lenkert
Michael Leutert
Stefan Liebich
Dr. Gesine Lötzsch
Thomas Lutze
Ulrich Maurer
Dorothee Menzner
Niema Movassat
Wolfgang Nešković
Petra Pau
Richard Pitterle
Yvonne Ploetz
Ingrid Remmers
Paul Schäfer ({51})
Michael Schlecht
Kathrin Senger-Schäfer
Dr. Petra Sitte
Sabine Stüber
Alexander Süßmair
Dr. Kirsten Tackmann
Dr. Axel Troost
Alexander Ulrich
Kathrin Vogler
Johanna Voß
Halina Wawzyniak
Harald Weinberg
Katrin Werner
Jörn Wunderlich
Sabine Zimmermann
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Kerstin Andreae
Volker Beck ({52})
Cornelia Behm
Birgitt Bender
Alexander Bonde
Viola von Cramon-Taubadel
Ekin Deligöz
Katja Dörner
Hans-Josef Fell
Dr. Thomas Gambke
Kai Gehring
Bettina Herlitzius
Winfried Hermann
Ulrike Höfken
Dr. Anton Hofreiter
Bärbel Höhn
Ingrid Hönlinger
Thilo Hoppe
Uwe Kekeritz
Katja Keul
Memet Kilic
Sven-Christian Kindler
Maria Klein-Schmeink
Ute Koczy
Tom Koenigs
Oliver Krischer
Agnes Krumwiede
Fritz Kuhn
Stephan Kühn
Markus Kurth
Undine Kurth ({53})
Agnes Malczak
Jerzy Montag
Kerstin Müller ({54})
Beate Müller-Gemmeke
Dr. Konstantin von Notz
Omid Nouripour
Friedrich Ostendorff
Lisa Paus
Brigitte Pothmer
Tabea Rößner
Claudia Roth ({55})
Krista Sager
Manuel Sarrazin
Elisabeth Scharfenberg
Christine Scheel
Dr. Gerhard Schick
Dr. Frithjof Schmidt
Dorothea Steiner
Dr. Wolfgang StrengmannKuhn
Hans-Christian Ströbele
Dr. Harald Terpe
Markus Tressel
Jürgen Trittin
Daniela Wagner
Wolfgang Wieland
Dr. Valerie Wilms
Josef Philip Winkler
Dann kommt das Ergebnis der fünften namentlichen
Abstimmung. Das war die Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion der SPD: abgegebene
Stimmen 555. Mit Ja haben gestimmt 251, mit Nein 304.
Damit ist dieser Entschließungsantrag abgelehnt.
Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 554;
davon
ja: 251
nein: 303
Ja
SPD
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Heinz-Joachim Barchmann
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Klaus Barthel
Sören Bartol
Bärbel Bas
Dirk Becker
Gerd Bollmann
Klaus Brandner
Bernhard Brinkmann
({56})
Edelgard Bulmahn
Ulla Burchardt
Martin Burkert
Petra Crone
Dr. Peter Danckert
Martin Dörmann
Elvira Drobinski-Weiß
Garrelt Duin
Sebastian Edathy
Siegmund Ehrmann
Petra Ernstberger
Karin Evers-Meyer
Gabriele Fograscher
Dr. Edgar Franke
Peter Friedrich
Iris Gleicke
Ulrike Gottschalck
Kerstin Griese
Michael Groschek
Michael Groß
Wolfgang Gunkel
Hans-Joachim Hacker
Bettina Hagedorn
Klaus Hagemann
Michael Hartmann
({57})
Hubertus Heil ({58})
Rolf Hempelmann
Dr. Barbara Hendricks
Gustav Herzog
Petra Hinz ({59})
Frank Hofmann ({60})
Christel Humme
Josip Juratovic
Oliver Kaczmarek
Johannes Kahrs
Dr. h. c. Susanne Kastner
Ulrich Kelber
Lars Klingbeil
Hans-Ulrich Klose
Dr. Bärbel Kofler
Daniela Kolbe ({61})
Fritz Rudolf Körper
Nicolette Kressl
Angelika Krüger-Leißner
Ute Kumpf
Christine Lambrecht
Christian Lange ({62})
Steffen-Claudio Lemme
Burkhard Lischka
Kirsten Lühmann
Caren Marks
Katja Mast
Hilde Mattheis
Petra Merkel ({63})
Ullrich Meßmer
Dr. Matthias Miersch
Franz Müntefering
Dr. Rolf Mützenich
Andrea Nahles
Manfred Nink
Thomas Oppermann
Holger Ortel
Aydan Özoğuz
Heinz Paula
Johannes Pflug
Joachim Poß
Dr. Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr. Sascha Raabe
Mechthild Rawert
Gerold Reichenbach
Dr. Carola Reimann
Sönke Rix
René Röspel
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Karin Roth ({64})
Michael Roth ({65})
Marlene Rupprecht
({66})
Anton Schaaf
Axel Schäfer ({67})
Bernd Scheelen
Marianne Schieder
({68})
Werner Schieder ({69})
Ulla Schmidt ({70})
Silvia Schmidt ({71})
Carsten Schneider ({72})
Swen Schulz ({73})
Ewald Schurer
Frank Schwabe
Dr. Martin Schwanholz
Rolf Schwanitz
Stefan Schwartze
Rita Schwarzelühr-Sutter
Dr. Carsten Sieling
Sonja Steffen
Peer Steinbrück
Dr. Frank-Walter Steinmeier
Christoph Strässer
Kerstin Tack
Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Franz Thönnes
Wolfgang Tiefensee
Rüdiger Veit
Ute Vogt
Dr. Marlies Volkmer
Andrea Wicklein
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Dr. Dieter Wiefelspütz
Waltraud Wolff
({74})
Uta Zapf
Dagmar Ziegler
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries
DIE LINKE
Jan van Aken
Agnes Alpers
Dr. Dietmar Bartsch
Herbert Behrens
Karin Binder
Matthias W. Birkwald
Heidrun Bluhm
Steffen Bockhahn
Christine Buchholz
Dr. Martina Bunge
Roland Claus
Sevim Dağdelen
Heidrun Dittrich
Werner Dreibus
Dr. Dagmar Enkelmann
Klaus Ernst
Diana Golze
Annette Groth
Heike Hänsel
Dr. Rosemarie Hein
Inge Höger
Dr. Barbara Höll
Andrej Hunko
Ulla Jelpke
Dr. Lukrezia Jochimsen
Harald Koch
Jan Korte
Jutta Krellmann
Sabine Leidig
Ralph Lenkert
Michael Leutert
Stefan Liebich
Dr. Gesine Lötzsch
Thomas Lutze
Ulrich Maurer
Niema Movassat
Wolfgang Nešković
Petra Pau
Richard Pitterle
Yvonne Ploetz
Ingrid Remmers
Paul Schäfer ({75})
Michael Schlecht
Kathrin Senger-Schäfer
Dr. Petra Sitte
Sabine Stüber
Alexander Süßmair
Dr. Kirsten Tackmann
Dr. Axel Troost
Alexander Ulrich
Kathrin Vogler
Johanna Voß
Halina Wawzyniak
Harald Weinberg
Katrin Werner
Jörn Wunderlich
Sabine Zimmermann
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Kerstin Andreae
Volker Beck ({76})
Cornelia Behm
Birgitt Bender
Alexander Bonde
Ekin Deligöz
Katja Dörner
Hans-Josef Fell
Dr. Thomas Gambke
Kai Gehring
Bettina Herlitzius
Winfried Hermann
Ulrike Höfken
Dr. Anton Hofreiter
Bärbel Höhn
Ingrid Hönlinger
Thilo Hoppe
Uwe Kekeritz
Katja Keul
Memet Kilic
Sven-Christian Kindler
Maria Klein-Schmeink
Ute Koczy
Tom Koenigs
Oliver Krischer
Agnes Krumwiede
Fritz Kuhn
Stephan Kühn
Markus Kurth
Agnes Malczak
Jerzy Montag
Kerstin Müller ({77})
Beate Müller-Gemmeke
Dr. Konstantin von Notz
Omid Nouripour
Friedrich Ostendorff
Lisa Paus
Brigitte Pothmer
Tabea Rößner
Claudia Roth ({78})
Krista Sager
Manuel Sarrazin
Elisabeth Scharfenberg
Christine Scheel
Dr. Gerhard Schick
Dr. Frithjof Schmidt
Dorothea Steiner
Dr. Wolfgang StrengmannKuhn
Hans-Christian Ströbele
Dr. Harald Terpe
Markus Tressel
Jürgen Trittin
Daniela Wagner
Wolfgang Wieland
Dr. Valerie Wilms
Josef Philip Winkler
Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Nein
CDU/CSU
Peter Altmaier
Peter Aumer
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck
({79})
Manfred Behrens ({80})
Dr. Christoph Bergner
Peter Beyer
Steffen Bilger
Clemens Binninger
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Börnsen
({81})
Wolfgang Bosbach
Norbert Brackmann
Klaus Brähmig
Michael Brand
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Dr. Helge Braun
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Dr. Thomas Feist
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer ({82})
Dirk Fischer ({83})
Axel E. Fischer ({84})
Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Dr. Hans-Peter Friedrich
({85})
Michael Frieser
Erich G. Fritz
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Alexander Funk
Ingo Gädechens
Dr. Thomas Gebhart
Norbert Geis
Alois Gerig
Eberhard Gienger
Josef Göppel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Dr. Karl-Theodor Freiherr
zu Guttenberg
Olav Gutting
Florian Hahn
Holger Haibach
Jürgen Hardt
Dr. Matthias Heider
Mechthild Heil
Ursula Heinen-Esser
Frank Heinrich
Rudolf Henke
Michael Hennrich
Jürgen Herrmann
Ansgar Heveling
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Christian Hirte
Robert Hochbaum
Karl Holmeier
Franz-Josef Holzenkamp
Anette Hübinger
Thomas Jarzombek
Dieter Jasper
Dr. Franz Josef Jung
Andreas Jung ({86})
Dr. Egon Jüttner
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster
Siegfried Kauder ({87})
Volker Kauder
Dr. Stefan Kaufmann
Roderich Kiesewetter
Eckart von Klaeden
Ewa Klamt
Jürgen Klimke
Axel Knoerig
Jens Koeppen
Dr. Kristina Schröder
Manfred Kolbe
Dr. Rolf Koschorrek
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Rüdiger Kruse
Bettina Kudla
Dr. Hermann Kues
Günter Lach
Dr. Karl A. Lamers
({88})
Andreas G. Lämmel
Dr. Norbert Lammert
Katharina Landgraf
Ulrich Lange
Dr. Max Lehmer
Dr. Ursula von der Leyen
Ingbert Liebing
Matthias Lietz
Patricia Lips
Dr. Jan-Marco Luczak
Dr. Michael Luther
Karin Maag
Dr. Thomas de Maizière
Hans-Georg von der Marwitz
Andreas Mattfeldt
Stephan Mayer ({89})
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Maria Michalk
Dr. h. c. Hans Michelbach
Dr. Mathias Middelberg
Philipp Mißfelder
Dietrich Monstadt
Marlene Mortler
Dr. Gerd Müller
Stefan Müller ({90})
Nadine Schön ({91})
Dr. Philipp Murmann
Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Henning Otte
Dr. Michael Paul
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Christoph Poland
Ruprecht Polenz
Eckhard Pols
Daniela Raab
Thomas Rachel
Dr. Peter Ramsauer
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche ({92})
Lothar Riebsamen
Josef Rief
Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Johannes Röring
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Erwin Rüddel
Albert Rupprecht ({93})
Anita Schäfer ({94})
Dr. Wolfgang Schäuble
Dr. Annette Schavan
Dr. Andreas Scheuer
Tankred Schipanski
Georg Schirmbeck
Christian Schmidt ({95})
Patrick Schnieder
Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Armin Schuster ({96})
Detlef Seif
Johannes Selle
Reinhold Sendker
Dr. Patrick Sensburg
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Carola Stauche
Dr. Frank Steffel
Christian Freiherr von Stetten
Dieter Stier
Gero Storjohann
Stephan Stracke
Max Straubinger
Karin Strenz
Thomas Strobl ({97})
Lena Strothmann
Michael Stübgen
Dr. Peter Tauber
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Vogel ({98})
Stefanie Vogelsang
Andrea Astrid Voßhoff
Dr. Johann Wadephul
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Marcus Weinberg ({99})
Peter Weiß ({100})
Sabine Weiss ({101})
Ingo Wellenreuther
Karl-Georg Wellmann
Peter Wichtel
Annette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth WinkelmeierBecker
Dagmar Wöhrl
Dr. Matthias Zimmer
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew
FDP
Jens Ackermann
Christian Ahrendt
Christine AschenbergDugnus
Daniel Bahr ({102})
Florian Bernschneider
Sebastian Blumenthal
Claudia Bögel
Klaus Breil
Ernst Burgbacher
Sylvia Canel
Helga Daub
Reiner Deutschmann
Patrick Döring
Mechthild Dyckmans
Rainer Erdel
Jörg van Essen
Ulrike Flach
Otto Fricke
Dr. Wolfgang Gerhardt
Hans-Michael Goldmann
Heinz Golombeck
Dr. Christel Happach-Kasan
Heinz-Peter Haustein
Manuel Höferlin
Elke Hoff
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Heiner Kamp
Michael Kauch
Dr. Lutz Knopek
Dr. Heinrich L. Kolb
Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Gudrun Kopp
Sebastian Körber
Patrick Kurth ({103})
Heinz Lanfermann
Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Lars Lindemann
Christian Lindner
Dr. Martin Lindner ({104})
Michael Link ({105})
Dr. Erwin Lotter
Oliver Luksic
Horst Meierhofer
Patrick Meinhardt
Jan Mücke
Petra Müller ({106})
Dr. Martin Neumann
({107})
Hans-Joachim Otto
({108})
Cornelia Pieper
Gisela Piltz
Dr. Birgit Reinemund
Dr. Peter Röhlinger
Dr. Stefan Ruppert
Björn Sänger
Frank Schäffler
Christoph Schnurr
Jimmy Schulz
Marina Schuster
Dr. Erik Schweickert
Werner Simmling
Judith Skudelny
Joachim Spatz
Dr. Max Stadler
Torsten Staffeldt
Dr. Rainer Stinner
Stephan Thomae
Florian Toncar
Serkan Tören
Johannes Vogel
({109})
Dr. Daniel Volk
Dr. Guido Westerwelle
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff ({110})
Jetzt gebe ich Ihnen noch das Ergebnis der sechsten
namentlichen Abstimmung - dabei ging es um den Antrag der Fraktion Die Linke zum Thema „Stuttgart 21 Bau- und Vergabestopp“ - bekannt: abgegebene Stimmen 554. Es gab 247 Jastimmen, 305 Neinstimmen und
2 Enthaltungen. Der Antrag ist damit abgelehnt.
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 553;
davon
ja: 247
nein: 304
enthalten: 2
Ja
SPD
Rainer Arnold
Heinz-Joachim Barchmann
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Klaus Barthel
Sören Bartol
Bärbel Bas
Gerd Bollmann
Klaus Brandner
Bernhard Brinkmann
({111})
Edelgard Bulmahn
Ulla Burchardt
Martin Burkert
Petra Crone
Dr. Peter Danckert
Martin Dörmann
Elvira Drobinski-Weiß
Garrelt Duin
Sebastian Edathy
Siegmund Ehrmann
Petra Ernstberger
Karin Evers-Meyer
Gabriele Fograscher
Dr. Edgar Franke
Peter Friedrich
Iris Gleicke
Ulrike Gottschalck
Kerstin Griese
Michael Groschek
Michael Groß
Wolfgang Gunkel
Hans-Joachim Hacker
Bettina Hagedorn
Klaus Hagemann
Michael Hartmann
({112})
Hubertus Heil ({113})
Rolf Hempelmann
Dr. Barbara Hendricks
Gustav Herzog
Petra Hinz ({114})
Frank Hofmann ({115})
Christel Humme
Josip Juratovic
Oliver Kaczmarek
Johannes Kahrs
Dr. h. c. Susanne Kastner
Ulrich Kelber
Lars Klingbeil
Dr. Bärbel Kofler
Daniela Kolbe ({116})
Fritz Rudolf Körper
Nicolette Kressl
Angelika Krüger-Leißner
Christine Lambrecht
Christian Lange ({117})
Steffen-Claudio Lemme
Burkhard Lischka
Kirsten Lühmann
Caren Marks
Katja Mast
Hilde Mattheis
Petra Merkel ({118})
Ullrich Meßmer
Dr. Matthias Miersch
Franz Müntefering
Dr. Rolf Mützenich
Andrea Nahles
Manfred Nink
Thomas Oppermann
Holger Ortel
Aydan Özoğuz
Heinz Paula
Johannes Pflug
Dr. Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr. Sascha Raabe
Mechthild Rawert
Gerold Reichenbach
Dr. Carola Reimann
Sönke Rix
René Röspel
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Karin Roth ({119})
Michael Roth ({120})
Marlene Rupprecht
({121})
Anton Schaaf
Axel Schäfer ({122})
Marianne Schieder
({123})
Werner Schieder ({124})
Ulla Schmidt ({125})
Silvia Schmidt ({126})
Carsten Schneider ({127})
Swen Schulz ({128})
Ewald Schurer
Frank Schwabe
Dr. Martin Schwanholz
Rolf Schwanitz
Stefan Schwartze
Rita Schwarzelühr-Sutter
Dr. Carsten Sieling
Sonja Steffen
Peer Steinbrück
Dr. Frank-Walter Steinmeier
Christoph Strässer
Kerstin Tack
Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Franz Thönnes
Rüdiger Veit
Ute Vogt
Dr. Marlies Volkmer
Andrea Wicklein
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Dr. Dieter Wiefelspütz
Waltraud Wolff
({129})
Uta Zapf
Dagmar Ziegler
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries
DIE LINKE
Jan van Aken
Agnes Alpers
Dr. Dietmar Bartsch
Herbert Behrens
Karin Binder
Matthias W. Birkwald
Heidrun Bluhm
Steffen Bockhahn
Christine Buchholz
Dr. Martina Bunge
Roland Claus
Sevim Dağdelen
Heidrun Dittrich
Werner Dreibus
Dr. Dagmar Enkelmann
Klaus Ernst
Diana Golze
Annette Groth
Heike Hänsel
Dr. Rosemarie Hein
Inge Höger
Dr. Barbara Höll
Andrej Hunko
Ulla Jelpke
Dr. Lukrezia Jochimsen
Harald Koch
Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Jan Korte
Jutta Krellmann
Sabine Leidig
Ralph Lenkert
Michael Leutert
Stefan Liebich
Dr. Gesine Lötzsch
Thomas Lutze
Ulrich Maurer
Dorothee Menzner
Niema Movassat
Wolfgang Nešković
Petra Pau
Richard Pitterle
Yvonne Ploetz
Ingrid Remmers
Paul Schäfer ({130})
Michael Schlecht
Kathrin Senger-Schäfer
Dr. Petra Sitte
Sabine Stüber
Alexander Süßmair
Dr. Kirsten Tackmann
Dr. Axel Troost
Alexander Ulrich
Kathrin Vogler
Johanna Voß
Halina Wawzyniak
Harald Weinberg
Katrin Werner
Jörn Wunderlich
Sabine Zimmermann
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Kerstin Andreae
Volker Beck ({131})
Cornelia Behm
Birgitt Bender
Alexander Bonde
Viola von Cramon-Taubadel
Ekin Deligöz
Katja Dörner
Hans-Josef Fell
Dr. Thomas Gambke
Kai Gehring
Bettina Herlitzius
Winfried Hermann
Ulrike Höfken
Dr. Anton Hofreiter
Bärbel Höhn
Ingrid Hönlinger
Thilo Hoppe
Uwe Kekeritz
Katja Keul
Memet Kilic
Sven-Christian Kindler
Maria Klein-Schmeink
Ute Koczy
Tom Koenigs
Oliver Krischer
Agnes Krumwiede
Fritz Kuhn
Stephan Kühn
Markus Kurth
Undine Kurth ({132})
Agnes Malczak
Jerzy Montag
Kerstin Müller ({133})
Beate Müller-Gemmeke
Dr. Konstantin von Notz
Omid Nouripour
Friedrich Ostendorff
Lisa Paus
Brigitte Pothmer
Tabea Rößner
Claudia Roth ({134})
Krista Sager
Manuel Sarrazin
Elisabeth Scharfenberg
Christine Scheel
Dr. Gerhard Schick
Dr. Frithjof Schmidt
Dorothea Steiner
Dr. Wolfgang StrengmannKuhn
Hans-Christian Ströbele
Dr. Harald Terpe
Markus Tressel
Jürgen Trittin
Daniela Wagner
Wolfgang Wieland
Dr. Valerie Wilms
Josef Philip Winkler
Nein
CDU/CSU
Peter Altmaier
Peter Aumer
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck
({135})
Manfred Behrens ({136})
Dr. Christoph Bergner
Peter Beyer
Steffen Bilger
Clemens Binninger
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Börnsen
({137})
Wolfgang Bosbach
Norbert Brackmann
Klaus Brähmig
Michael Brand
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Dr. Helge Braun
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Dr. Thomas Feist
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer ({138})
Dirk Fischer ({139})
Axel E. Fischer ({140})
Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Dr. Hans-Peter Friedrich
({141})
Michael Frieser
Erich G. Fritz
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Alexander Funk
Ingo Gädechens
Dr. Thomas Gebhart
Norbert Geis
Alois Gerig
Eberhard Gienger
Josef Göppel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Dr. Karl-Theodor Freiherr
zu Guttenberg
Olav Gutting
Florian Hahn
Holger Haibach
Jürgen Hardt
Dr. Matthias Heider
Mechthild Heil
Ursula Heinen-Esser
Frank Heinrich
Rudolf Henke
Michael Hennrich
Jürgen Herrmann
Ansgar Heveling
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Christian Hirte
Robert Hochbaum
Karl Holmeier
Franz-Josef Holzenkamp
Anette Hübinger
Thomas Jarzombek
Dieter Jasper
Dr. Franz Josef Jung
Andreas Jung ({142})
Dr. Egon Jüttner
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster
Siegfried Kauder ({143})
Volker Kauder
Dr. Stefan Kaufmann
Roderich Kiesewetter
Eckart von Klaeden
Ewa Klamt
Jürgen Klimke
Axel Knoerig
Jens Koeppen
Dr. Kristina Schröder
Manfred Kolbe
Dr. Rolf Koschorrek
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Rüdiger Kruse
Bettina Kudla
Dr. Hermann Kues
Günter Lach
Dr. Karl A. Lamers
({144})
Andreas G. Lämmel
Dr. Norbert Lammert
Katharina Landgraf
Ulrich Lange
Dr. Max Lehmer
Dr. Ursula von der Leyen
Ingbert Liebing
Matthias Lietz
Patricia Lips
Dr. Jan-Marco Luczak
Dr. Michael Luther
Karin Maag
Dr. Thomas de Maizière
Hans-Georg von der Marwitz
Andreas Mattfeldt
Stephan Mayer ({145})
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Maria Michalk
Dr. h. c. Hans Michelbach
Dr. Mathias Middelberg
Philipp Mißfelder
Dietrich Monstadt
Marlene Mortler
Dr. Gerd Müller
Stefan Müller ({146})
Nadine Schön ({147})
Dr. Philipp Murmann
Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Henning Otte
Dr. Michael Paul
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Christoph Poland
Ruprecht Polenz
Eckhard Pols
Daniela Raab
Thomas Rachel
Dr. Peter Ramsauer
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche ({148})
Lothar Riebsamen
Josef Rief
Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Johannes Röring
Dr. Christian Ruck
Erwin Rüddel
Albert Rupprecht ({149})
Anita Schäfer ({150})
Dr. Wolfgang Schäuble
Dr. Annette Schavan
Dr. Andreas Scheuer
Tankred Schipanski
Georg Schirmbeck
Christian Schmidt ({151})
Patrick Schnieder
Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Armin Schuster ({152})
Detlef Seif
Johannes Selle
Reinhold Sendker
Dr. Patrick Sensburg
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Carola Stauche
Dr. Frank Steffel
Christian Freiherr von Stetten
Dieter Stier
Gero Storjohann
Stephan Stracke
Max Straubinger
Karin Strenz
Thomas Strobl ({153})
Lena Strothmann
Michael Stübgen
Dr. Peter Tauber
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Vogel ({154})
Stefanie Vogelsang
Andrea Astrid Voßhoff
Dr. Johann Wadephul
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Marcus Weinberg ({155})
Peter Weiß ({156})
Sabine Weiss ({157})
Ingo Wellenreuther
Karl-Georg Wellmann
Peter Wichtel
Annette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth WinkelmeierBecker
Dagmar Wöhrl
Dr. Matthias Zimmer
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew
FDP
Jens Ackermann
Christian Ahrendt
Christine AschenbergDugnus
Daniel Bahr ({158})
Florian Bernschneider
Sebastian Blumenthal
Claudia Bögel
Klaus Breil
Rainer Brüderle
Ernst Burgbacher
Sylvia Canel
Helga Daub
Reiner Deutschmann
Patrick Döring
Mechthild Dyckmans
Rainer Erdel
Jörg van Essen
Ulrike Flach
Otto Fricke
Dr. Wolfgang Gerhardt
Hans-Michael Goldmann
Heinz Golombeck
Dr. Christel Happach-Kasan
Heinz-Peter Haustein
Manuel Höferlin
Elke Hoff
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Heiner Kamp
Michael Kauch
Dr. Lutz Knopek
Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Sebastian Körber
Patrick Kurth ({159})
Heinz Lanfermann
Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Lars Lindemann
Christian Lindner
Dr. Martin Lindner ({160})
Michael Link ({161})
Dr. Erwin Lotter
Oliver Luksic
Horst Meierhofer
Patrick Meinhardt
Jan Mücke
Petra Müller ({162})
Burkhardt Müller-Sönksen
Dr. Martin Neumann
({163})
Hans-Joachim Otto
({164})
Cornelia Pieper
Gisela Piltz
Dr. Birgit Reinemund
Dr. Peter Röhlinger
Dr. Stefan Ruppert
Björn Sänger
Frank Schäffler
Christoph Schnurr
Jimmy Schulz
Marina Schuster
Dr. Erik Schweickert
Werner Simmling
Judith Skudelny
Joachim Spatz
Dr. Max Stadler
Torsten Staffeldt
Dr. Rainer Stinner
Stephan Thomae
Florian Toncar
Serkan Tören
Johannes Vogel
({165})
Dr. Daniel Volk
Dr. Guido Westerwelle
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff ({166})
Enthalten
SPD
Hans-Ulrich Klose
Wolfgang Tiefensee
({167})
So weit zu den Ergebnissen der namentlichen Abstimmungen.
Jetzt können wir in der Debatte fortfahren. Das Wort
hat die Kollegin Elisabeth Winkelmeier-Becker für die
CDU/CSU-Fraktion.
({168})
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Dies ist die erste Lesung dieses Gesetzentwurfs; aber es
ist bei weitem nicht das erste Mal, dass wir uns mit dem
Thema „Frauen in Führungspositionen“ hier im Plenum
beschäftigen. Dieses Thema stand auch in der vergangenen Sitzungswoche auf der Tagesordnung, und ich habe
selber dazu gesprochen. Daher ist es kein Geheimnis
- ich brauche nicht darum herumzureden -, dass ich mir
durchaus vorstellen kann, dass wir dazu kommen, eine
verbindliche Quote für Frauen in Führungspositionen,
speziell in Aufsichtsräten, zu beschließen.
({0})
Ich habe schon in der letzten Sitzungswoche gesagt,
dass wir, die Kolleginnen in der Unionsfraktion, zunächst noch für ein anderes Modell stehen. Wir haben
eine Beschlusslage, für die wir kämpfen, aber eben auch
noch kämpfen müssen; auch das sei zugegeben. Unsere
Beschlusslage zielt darauf ab, dass nach den nächsten
Aufsichtsratswahlen - in den meisten Unternehmen stehen im Jahr 2013 Aufsichtsratswahlen an - 30 Prozent
der Aufsichtsratssitze von Frauen eingenommen werden.
Zunächst soll dem noch auf freiwilliger Basis nachgekommen werden. Wir behalten uns aber vor, dass ab dem
darauffolgenden Turnus, also ab 2018, eine Quote von
30 Prozent verbindlich vorgeschrieben ist, wenn sich bis
dahin signifikant nichts geändert hat. Darüber, dass hier
Änderungsbedarf besteht, herrscht Konsens.
Die Zahlen hat Frau Künast bereits genannt. Was die
Anzahl der Frauen in Vorständen angeht, sind die Zahlen
einstellig. Unter 10 Prozent der Mitglieder der Aufsichtsräte sind Frauen. Dem stellen wir den Befund ge8786
genüber, dass über die Hälfte der Hochschulabsolventen
Frauen sind. Ihre Ergebnisse sind im Durchschnitt häufig besser als die der Männer. Es kann also nicht das Ergebnis der Bestenauslese sein, dass weniger als 10 Prozent oder sogar nur 3 Prozent der einflussreichen und
auch lukrativen Positionen in Unternehmen von Frauen
besetzt werden. Es stellt sich schon die Frage, wieso wir
uns das eigentlich weiter leisten können, wieso die Unternehmen sich das leisten können. Es gibt Studien, die
belegen, dass Unternehmen mit Frauen in Führungspositionen häufig bessere Ergebnisse erzielen. Die Forderungen, den jetzigen Zustand rasch und nachhaltig zu
ändern, werden deshalb immer zahlreicher. Dieses Anliegen wird über Fraktionsgrenzen hinweg verfolgt; auch
im Koalitionsvertrag ist es explizit genannt.
Wenn wir uns anschauen, wo die Gründe für den
Mangel an Frauen in Führungspositionen liegen, um
daraus Konsequenzen zu ziehen, dann begegnen wir
zunächst einmal altbekannten Erklärungsmustern.
Frauen geraten an die schon erwähnte gläserne Decke,
weil sie traditionell immer noch eine andere Kombination von Familien- und Berufsaufgaben übernehmen.
Das wird oft auch erwartet. Schon die Erwartungshaltung weckt eine gewisse Dynamik.
({1})
Frauen üben seltener technische Berufe aus, also Berufe,
in denen es viele Führungsaufgaben gibt. So weit die
Fakten.
Daraus ist die Konsequenz zu ziehen, dass die Überwindung all der beschriebenen Kausalitäten hilft, auf
dem Weg voranzukommen, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Ich denke an die Unterstützung von
Frauen in MINT-Berufen und an die Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Ausreichend ist das
aber nicht; beides darf nicht gegeneinander gesetzt werden. Es darf nicht so sein, dass wir sagen: Die benötigte
Kinderbetreuung ist vorhanden, und deshalb haben
Frauen demnächst die gleichen Chancen. Beispielsweise
die Betreuung unter Dreijähriger - so richtig sie ist hilft natürlich nicht denjenigen Frauen, die jetzt an der
Reihe wären, in Aufsichtsräte einzuziehen.
({2})
Mit Blick auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie muss aber auch das Zeitmanagement verbessert werden. Durchaus sinnvoll, richtig und wichtig ist deshalb
die Initiative der Ministerin und der IHK zur Verbesserung des Zeitmanagements von Führungskräften. Zu klären ist, ob Meetings wirklich erst nach 17 Uhr beginnen
sollen, ob es richtig ist, dass der engagierteste und beste
Mitarbeiter noch am Abend am Schreibtisch sitzt; vielleicht hat er den Nachmittag einfach nur verschlafen.
Die aktuelle Diskussion trägt schon Früchte: Es ist
letztlich so, dass sich die Vorstände Berichte vorlegen
lassen und Konzepte entwickeln, wie sie Frauenförderung im eigenen Unternehmen voranbringen können. In
diesem Zusammenhang wird immer wieder die Telekom
zitiert; wir erwähnen sie immer wieder gerne. Ich wundere mich, ob eigentlich niemand anders wegen eines
vorzeigbaren Projektes genannt werden möchte.
({3})
Wir würden hier gern auch für andere Unternehmen
Werbung machen.
All diese Maßnahmen sind wichtig und sinnvoll - mit
und ohne Quote. Wir müssen uns aber eben auch Gedanken darüber machen, ob wir zu einer verbindlichen Vorgabe kommen wollen. Auch hier gibt es ja zunehmend
Zustimmung.
Die EU-Kommission hat gesagt, dass sie bis 2011 Geduld hat. Wenn sich bis dahin nichts geändert hat, will
auch Kommissarin Reding zur Tat schreiten. Sie stellt
sich einen Frauenanteil von 30 Prozent bis 2015 und
40 Prozent bis 2020 vor.
({4})
Auch im europäischen Vergleich sind wir mit dem
Status quo bald wirklich einsam. Norwegen, Österreich,
Frankreich, Belgien, die Niederlande: Das alles sind
Länder, in denen Quotenregelungen verabschiedet oder
auf den Weg gebracht worden sind.
Von denjenigen, die es nicht so spannend finden, etwas zu verändern, wird gerne auf Art. 3 des Grundgesetzes rekurriert. Es wird zuweilen eingewandt, dass es
doch nicht angehen könne, dass, wenn im Einzelfall
dann einmal ein Mann genauso gut oder besser qualifiziert ist, er nicht zum Zuge kommt, weil die Quote dem
entgegensteht. Es ist eigentlich schade, dass niemand aus
diesen Kreisen diese Frage gestellt hat, solange es darum
ging, dass 97 Prozent der Frauen nicht zum Zuge kamen.
Praktisch haben wir doch eine Männerquote.
({5})
- Das habe ich auch meiner Ministerin erzählt.
({6})
Man darf wirklich einmal die Frage an den Anfang
stellen, ob die Qualifikation bisher wirklich immer das
entscheidende Kriterium war.
({7})
Die Zahlen, wonach es ein extremes Ungleichgewicht gibt,
sprechen hier wirklich eine andere Sprache. 40 zu 60,
35 zu 65: Das alles wären Zahlen, die man vielleicht
auch auf die unterschiedliche Berufswahl zurückführen
könnte. Bei 97 zu 3 versagen diese Erklärungsmuster
aber.
Wir hören aus dem Kreis der Beteiligten ja auch, dass
ganz andere Dinge mitentscheidend sind, nämlich die
Loyalitäten des einen gegenüber dem anderen, die Gemeinsamkeiten in der Denkart und die Netzwerke, die
schon lange bestehen.
({8})
Das will man sich natürlich nicht durcheinanderbringen lassen.
({9})
Zurück zur Frage, ob das mit Art. 3 Grundgesetz
vereinbar wäre. Dort steht der Satz:
Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der
Gleichberechtigung von Frauen und Männern und
wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile
hin.
Auf europäische Ebene gibt es Art. 23 der Charta der
Grundrechte der Europäischen Union und Art. 157 des
Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union,
worin ganz klar gesagt wird, dass Regeln, durch die eine
bestehende Benachteiligung eines Geschlechtes kompensiert wird, damit vereinbar und zulässig sind.
({10})
Niemand sollte sich also darauf verlassen, dass irgendein
höherwertiges Recht dem entgegensteht. Ganz im Gegenteil!
({11})
Ich sagte, wie unser Konzept aussieht. Wir würden es
nach wie vor lieber sehen, dass es zu einer Kooperation
mit der Wirtschaft kommt und wir nicht eine aufoktroyierte Regelung gegen die Wirtschaft wählen müssen, obwohl wir uns eine solche vorbehalten wollen;
denn wir nehmen natürlich zur Kenntnis, dass die freiwillige Vereinbarung aus dem Jahre 2001 tatsächlich
nichts gebracht hat.
({12})
Hier muss ich den Ball wirklich ein Stück weit zurückspielen. Ich denke, wir sollten uns gemeinsam darum
kümmern, wie wir das besser hinkriegen und den Fehler
korrigieren können.
Ich glaube, ein entscheidender Webfehler in der damaligen Vereinbarung war, dass sich niemand davon angesprochen gefühlt hat. Es war keiner wirklich zuständig. Auch in den Unternehmen war niemand zuständig;
niemand hat sich angesprochen gefühlt, das in die Hand
zu nehmen und umzusetzen.
({13})
Wir wollen natürlich schnell zu Ergebnissen kommen.
Wahlen finden nur alle fünf Jahre statt. Deshalb haben
wir hier jetzt wirklich nicht mehr viel Zeit.
({14})
- Nein; denn es kommt die Zeit bis zur nächsten
Hauptversammlung hinzu. Das sind dann summa summarum knapp fünf Jahre, was die Sache nicht besser
macht. - Wir müssen also dafür sorgen, dass wir bis
2013 schon ein deutlich besseres Ergebnis erzielt haben.
({15})
Wenn das Ergebnis kein messbarer Anteil von 20 bis
30 Prozent sein wird, dann müssen wir wirklich zur
Quote greifen.
({16})
- Ja, aber wir wollen ja die ganze Fraktion einbeziehen.
({17})
Was kann jetzt helfen, und was machen wir jetzt als
Erstes? Zunächst führen wir Berichtspflichten ein.
({18})
Ich glaube, dass das nicht zu unterschätzen ist. Wir
brauchen ein Ranking und damit auch einen Anreiz für
das Kind im Manne, das im Unternehmen sitzt. Wir
brauchen ein Ranking, aus dem sich ergibt, wer dieses
Kriterium am besten erfüllt.
({19})
Wer schafft das am besten? Frauenförderung ist ein
Gradmesser für gute Unternehmensführung. Deshalb ist
sie ein Maßstab dafür, wie gut man ist und wo man jetzt
steht. Ich denke, das wird einen gewissen Anreiz bringen.
Ich denke, wir sollten uns bereits für 2013 einen weiteren Vorschlag überlegen. Wir sollten nicht die Gleichheit im Ergebnis vorschreiben, aber die Gleichheit im
Verfahren anstreben. Wir müssen die Aufsichtsräte verpflichten, schon bei den nächsten anstehenden Aufsichtsratswahlen dafür zu sorgen, dass ein entsprechendes Angebot an qualifizierten Frauen vorgehalten wird
und dass die Hauptversammlungen die Möglichkeit haben, 30 Prozent - gerne auch 40 Prozent - Frauen in den
Aufsichtsrat zu wählen.
({20})
Wenn dann der Einwand kommt: „Wir finden ja
keine“, dann sollen sich die Herrschaften mit FidAR, mit
dem Verband deutscher Unternehmerinnen oder mit dem
Deutschen Juristinnenbund in Verbindung setzen. Oder
sie sollten - vielleicht wäre das noch besser - einen eigenen Bewerberinnenpool für qualifizierte Kandidatinnen
aufmachen.
({21})
Ich denke, das könnten gute Stufen eines Stufenplanes sein, mit dem wir dem gemeinsamen Ziel, Frauen in
Führungspositionen zu bringen, ein Stück näher kommen.
Vielen Dank.
({22})
Nächste Rednerin ist die Kollegin Christel Humme
für die SPD-Fraktion.
({0})
Frau Präsidentin! Liebe Kollegen, liebe Kolleginnen!
Frau Winkelmeier-Becker, es würde mir gut gefallen,
wenn mehr Frauen wie Sie in der CDU-Fraktion wären.
Ich glaube, dann kämen wir einen großen Schritt weiter.
({0})
Sie haben natürlich völlig recht. Ich will eine Kollegin zitieren, an die Sie sich gerne zurückerinnern dürfen.
Ich meine Frau Rita Süssmuth, die gesagt hat: Wer die
Quote nicht will, der muss beweisen, dass er ohne sie
auskommt.
Vor zehn Jahren hat die Wirtschaft genau dieses versucht. Sie hat versucht, mit ihrer freiwilligen Vereinbarung den Beweis anzutreten, dass wir weder ein Gesetz
noch eine Quote brauchen. Wir sehen heute allerdings
ganz eindeutig, dass diese freiwillige Vereinbarung
- und Freiwilligkeit an sich - gescheitert ist.
({1})
Darum fordern wir ganz eindeutig innerhalb eines
großen Konzeptes zur Arbeitsmarktpolitik den Baustein
einer 40-Prozent-Quote für den Aufsichtsrat und - hier
gehen wir weiter als die Grünen - auch für den Vorstand.
Frau Künast, 2017 ist eine schönes Jahreszahl. Wenn
ich aber zehn Jahre zurückdenke und sieben Jahre nach
vorne denke, dann sind es insgesamt 17 Jahre, die wir
verlieren würden. Wir haben gerade von Frau
Winkelmeier-Becker gehört, dass im Jahr 2013 Aufsichtsratswahlen stattfinden werden. Warum kann es
nicht bereits heute ein Gesetz mit der Verpflichtung, es
zwei Jahre freiwillig auszuprobieren, geben? - Dann
könnte man sagen: Wenn die Quote 2013 nicht stimmt,
gilt die gesetzliche Regelung. - Dann wäre es so wie in
Norwegen, und das wäre meiner Meinung nach der richtige Weg.
({2})
Liebe Kollegen, liebe Kolleginnen, in der Wirtschaft
hat es sich natürlich bereits herumgesprochen, dass es
früher oder später gesetzliche Regelungen geben wird.
Selbst konservative Regierungen wie in Norwegen, Belgien, den Niederlanden, in Frankreich, Spanien und sogar Island machen mit ihren gesetzlichen Initiativen zur
Quote längst mehr Tempo als Deutschland.
Also hat sich die deutsche Wirtschaft gedacht: „Da
müssen wir etwas tun“ und im Mai ihren Kodex ergänzt.
Sie hat neue Empfehlungen in diesen Kodex hineingeschrieben - ich zitiere; das ist nämlich wunderbar -:
Mehr Vielfalt in Aufsichtsräten durch Frauen und
internationale Experten.
Angemessene Berücksichtigung von Frauen auch in
Führungsfunktionen und Vorständen.
Die Betonung liegt hierbei auf „angemessene Berücksichtigung“. Damit - das kann ich daraus nur ableiten soll vorgemacht werden: Da tut sich was, und daher ist
ein Gesetz nicht erforderlich.
Ja, die Telekom hat schon etwas gemacht; Sie haben
es erwähnt, Frau Winkelmeier-Becker. Die Telekom hat
sich bewegt. Vorgestern fand eine Veranstaltung des
Deutschen Juristinnenbundes statt. Dort wurde eindeutig
gesagt - und das ist erstaunlich -, dass Herr Sattelberger
sehr starke Anfeindungen seitens seiner männlichen
Kollegen erfährt, weil er nach vorne geprescht ist. Das
gibt mir zu denken. Ich glaube, dass dieses Unternehmen
wahrscheinlich das einzige Unternehmen bleibt, wenn es
bei Freiwilligkeit bleibt.
Ich denke, wir sollten uns mit diesen vagen Formulierungen nicht zufrieden geben. Denn diese Selbstverpflichtung, die nun im Kodex steht, ist sicherlich genauso verbindlich wie die Vereinbarung von vor zehn
Jahren. Darum glaube ich nicht, dass es zu einer Änderung kommt, und daher meinen wir, dass ein Gesetz die
richtige Lösung ist.
Ich möchte Sie in diesem Zusammenhang auch darauf
hinweisen, wer diesen Kodex aufstellt. Es ist eine Regierungskommission, die aus zwölf Köpfen besteht - elf
Männer und eine Frau. Mehr brauche ich dazu nicht zu
sagen.
Gleichzeitig gibt es eine öffentliche Debatte, die uns
ebenfalls weismachen will, dass die Quote nicht erforderlich ist. Das erste Argument, das vorgebracht wird,
lautet: Frauen wollen gar nicht in die Führungsebene.
Begründung: Den 70-Stunden-Tag tue ich mir gar nicht
erst an.
Die Frauenministerin setzt noch einen drauf. In der
Süddeutschen Zeitung hat sie diese Woche gesagt, sie
wolle die Frauen nicht umerziehen. Man höre genau hin.
Was heißt das denn? Das heißt, die natürliche Bestimmung der Frau ist die Mutter, und am besten bleibt die
Frau gleich zu Hause.
({3})
So werden alte Rollenbilder zementiert: Der Mann als
Haupternährer der Familie ist nur in einem 70-StundenJob und mit einer Frau erfolgreich, die ihm zu Hause den
Rücken freihält.
({4})
Ich denke, das ist nicht unser Bild von einem gleichberechtigten Erwerbsleben. Das ist auch nicht unser
Bild von einem gleichberechtigten Familienleben. Jede
Veränderung in einem Betrieb hin zu familienfreundlichen Arbeitszeiten ist ein Gewinn für die Frauen, aber
auch für die Männer, die mehr Zeit mit ihren Kindern
verbringen wollen.
({5})
Flexiblere Arbeitszeiten und eine neue Unternehmenskultur: Ich denke, darum geht es. Freiwillig bewegt
sich da offensichtlich nichts. Nur durch mehr Frauen in
Führungspositionen, und zwar gesetzlich geregelt, werden die Veränderungen in den Betrieben bewirkt.
({6})
Das zweite Argument, das in letzter Zeit immer wieder zu hören ist - das hat auch Frau Künast gesagt -, lautet: Es gibt nicht genug gut ausgebildete Frauen; außerdem geht es nicht um die Quote, sondern um Qualität.
Das ist ein sehr fragwürdiges Argument. Ich finde es
auch sehr traurig, wenn Frauen selber dieses Argument
vortragen.
({7})
Sie haben zu Recht gesagt, Frau Künast, dass mehr
Frauen als Männer die Unis nach einem betriebswirtschaftlichen Studium mit einem Abschluss verlassen.
({8})
Sie halten durch und machen sogar ein besseres Examen.
Wir fragen uns aber: Warum landen sie nicht in den Führungsetagen? Warum sind sie nicht in den Unternehmen?
Weil die Rahmenbedingungen bei der verlässlichen Kinderbetreuung immer noch ungenügend sind - das hat die
Debatte heute Morgen noch einmal deutlich gezeigt -,
weil Familienfreundlichkeit in den Unternehmen immer
noch ein Fremdwort ist und Männer im Management
bedauerlicherweise lieber unter sich bleiben. Hier wird
Potenzial verschenkt, und das Klagelied vom Fachkräftemangel wird an dieser Stelle völlig zur Farce.
Familienfreundliche Betriebe und ein Ausnutzen des
Fachkräftepotenzials gibt es nur dann, wenn mehr
Frauen in Führungspositionen kommen. Dazu kommt es
nur, wenn wir eine gesetzliche Quote einführen.
Ein Beispiel dafür, was Frauen ausrichten können,
wurde gerade genannt. Das Niebel-Ministerium agiert
zwar offensichtlich jetzt ganz anders, aber als wir eine
Frau als Entwicklungsministerin hatten, hatten wir einen
Anstieg des Frauenanteils im höheren Dienst auf
48 Prozent zu verzeichnen.
({9})
Der Frauenanteil der Führungskräfte lag 1998, als sie
das Ministerium übernommen hatte, bei 7 Prozent. 2009
waren es 36 Prozent. Das zeigt, was man erreichen kann.
({10})
- Ich möchte die Zahlen lieber nicht wissen.
({11})
Frau Kollegin, kommen Sie bitte zum Schluss.
Lassen Sie mich zum Schluss noch einen Punkt ansprechen.
Sie haben Ihre Redezeit schon überzogen.
Trotzdem noch eine kurze Bemerkung: Ich denke, der
Vorstoß der Grünen ist richtig; wir begrüßen ihn ausdrücklich. Ich hoffe, dass die Debatte und die Anhörung
im Bundestag auch dazu führen, dass wir den Gesetzentwurf noch verbessern können. Denn eine Regelung für
Aufsichtsräte ist zwar gut, aber die Vorstände gehören
auch mit hinein. Dieser Bereich sollte bei der Einführung einer Quote zumindest mit in Erwägung gezogen
werden.
Schönen Dank.
({0})
Nächster Redner ist der Kollege Marco Buschmann
für die FDP-Fraktion.
({0})
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Die Tatsachenverdrehung, mit der wir wieder
einmal konfrontiert werden, ist ein starkes Stück.
({0})
Sie alle wissen, dass Minister Niebel in seinem Geschäftsbereich bei der Besetzung der Gremien, die Sie
ihm vorwerfen, rechtlich gesehen mit dem Personal arbeiten muss, das ihm seine Vorgängerin überlassen hat.
Wenn Sie mit dem Finger auf Herrn Niebel zeigen, dann
zeigen vier Finger auf Sie selbst und seine Amtsvorgängerin zurück. Das ist die Realität.
({1})
Jetzt kommen wir zu dem Evergreen der Grünen: die
gesetzliche Quote für die Besetzung von Aufsichtsräten
in den börsennotierten Aktiengesellschaften. Das haben
wir in diesem Hause schon mehrfach gehört.
({2})
Ich kann nur dazu raten, dies alles abzulehnen.
Herr Kollege Buschmann, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Ströbele?
Nein, gestatte ich nicht.
({0})
Eines ist doch klar: Natürlich haben wir alle gemeinsam das Ziel, dass Frauen dieselben Karriereoptionen
haben wie Männer. Das ist völlig klar.
({1})
Der Weg, den Sie vorschlagen, ist aber doch ein Irrweg;
denn dieser berücksichtigt viel zu wenig - das hat auch
meine Vorrednerin gesagt -, dass die eigentlichen Probleme doch nicht in einer bösen Absicht oder in einer
Verschwörung der Männer liegen. Das sind doch Märchen. Das Problem liegt darin, dass die Rahmenbedingungen nicht richtig sind, dass wir uns in der Tat um
Dinge kümmern müssen wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
({2})
Das sind die Themen. Wir müssen uns in Deutschland
darüber unterhalten, warum Frauen, die beispielsweise
Tagesmütter engagieren,
({3})
als Rabenmütter bezeichnet werden. Es sind gesellschaftliche Fragen, um die wir uns kümmern müssen.
All das wird man mit einer Quote nicht ändern. Die
Quote ist ein unterkomplexes Instrument für komplexe
gesellschaftliche Fragestellungen.
({4})
Es ist in der Tat sehr seltsam, warum wir mit diesem
Antrag eine absolute Beschleunigung bei den Grünen erleben. Sie haben schon jede Menge Anträge mit gleichem Inhalt gestellt. 2009 haben Sie den Unternehmen
noch bis 2015 Zeit lassen wollen. Dann haben Sie den
Unternehmen bis 2017 Zeit lassen wollen. Jetzt sagen
Sie, Sie wollen nicht einmal bis 2013 abwarten,
({5})
was sachgemäß wäre, weil dann überhaupt erst die Möglichkeit für Unternehmen besteht, etwas an der Zusammensetzung ihrer Gremien zu ändern. Denn erst dann
finden die nächsten Aufsichtsratswahlen statt.
Verlangen Sie doch nichts Unmögliches! Warten Sie
vielmehr erst ab, bevor Sie mit der Keule der Zwangsquote zuschlagen! Sie wissen doch, dass das unvernünftig ist.
({6})
Deshalb haben Sie doch in der Vergangenheit den Unternehmen mehr Zeit lassen wollen.
Schließlich möchte ich noch auf das Wunderbeispiel
Norwegen eingehen. Dort ist alles wunderbar. Dort ist
der Beweis erbracht worden, dass die Quote über Nacht
und auf Knopfdruck alle Probleme löst. Das ist Ihre Ansicht.
({7})
Ich möchte Ihnen dazu etwas aus der Ausgabe der
Süddeutschen Zeitung vom 23./24 Oktober 2010 zitieren. Die Süddeutsche Zeitung steht nun wirklich nicht im
Verdacht, eine neoliberale Postille zu sein.
({8})
Das nehme ich zumindest an. Über die Einführung der
Quote in Norwegen ist dort wörtlich zu lesen:
Die Quote hat dazu geführt, dass eine Elite von
rund 70 Topmanagerinnen 300 Aufsichtsratsmandate auf sich vereint.
({9})
Mit anderen Worten heißt das: Die Quote hat gerade
nicht dazu geführt, dass mehr Frauen in Verantwortung
gelangen. Die Quote hat nur dafür gesorgt, dass die gleichen Frauen mehr Mandate eingesammelt haben.
({10})
Deshalb heißt es in dem gleichen Artikel der Süddeutschen Zeitung wörtlich weiter:
Statt Vielfalt zu schaffen, habe das Gesetz lediglich
dazu geführt, eine Seilschaft durch eine andere zu
ersetzen …
Diese Seilschaft nennt man in Norwegen mittlerweile
übrigens Goldröcke.
So viel dazu.
({11})
Die Quotenregelung hat in Norwegen darüber hinaus
eine ganze Reihe von wirtschaftlichen Kollateralschäden
verursacht.
({12})
Es gibt Unternehmen, die ihre Rechtsform gewechselt
haben. Es gibt Unternehmen, die sogar ein Delisting vorgenommen haben. Sie haben also ihre Börsennotierung
zurückgenommen, weil sie die Quote nicht erfüllen
konnten.
Glauben Sie denn wirklich, ein Unternehmen nimmt
freiwillig die Kosten auf sich, die sich ergeben, wenn es
die Rechtsform wechselt oder sich vom Kapitalmarkt zurückzieht, nur weil es eine böse Verschwörung gibt, um
Frauen nicht einzubinden?
({13})
Das können Sie doch nicht ernsthaft behaupten. Vielmehr gibt es Probleme bei der Umsetzung dieser Quote.
Herr Kollege Buschmann, darf ich Sie noch einmal
unterbrechen? Die Kollegin Lazar möchte gern eine
Zwischenfrage stellen.
Nein, das lasse ich nicht zu.
({0})
- Ich muss gar nicht darauf eingehen. Das können Sie
nachlesen. Das ist nicht meine Meinung; das können Sie
in der Süddeutschen Zeitung nachlesen.
Kurz gesagt: Wer nur einen Hammer im Werkzeugkasten hat, für den ist jedes Problem ein Nagel. Wer nur
Dirigismus im politischen Werkzeugkasten hat, für den
löst sich jedes Problem mit einer Quote.
({1})
Tatsächlich ist die Quote aber keine Lösung, sondern
schafft nur Probleme. Das Hohe Haus tut deshalb gut daran, Ihren Antrag abzulehnen.
Herzlichen Dank.
({2})
Ich bitte Sie, sich zu beruhigen und sich auf den
nächsten Redebeitrag zu konzentrieren. Er kommt von
der Kollegin Cornelia Möhring für die Fraktion Die
Linke.
({0})
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Herr Buschmann, ehrlich gestanden: Natürlich kann man das in der Zeitung nachlesen; da haben Sie durchaus recht. Aber nicht alles, was
in der Zeitung steht, stimmt.
({0})
Man sollte sich schon ein bisschen intensiver mit dem
Thema befassen. Aber ich möchte Sie an dieser Stelle
ehrlich gestanden gar nicht stärker aufwerten.
Ich freue mich darüber, dass trotz der besinnlichen
Adventszeit dieses Thema hier so gar nicht besinnlich
diskutiert wird; denn es ist höchste Zeit, es einmal vehementer zur Sprache zu bringen. Das Einzige, was es vielleicht mit besinnlicher Zeit zu tun haben könnte, wäre,
dass wir hier alle Jahre wieder das gleiche Lied von der
Bundesregierung hören und nur noch den Text umdichten müssen, ohne dass davon die Koalition oder die Bundesregierung irgendwie bewegt würden.
Wir blicken jetzt - deswegen denke ich, dass wir mittlerweile auf einem Irrweg sind - auf neun Jahre freiwillige Selbstverpflichtung der Wirtschaft zurück. Wie
lange wollen Sie denn noch auf Selbstverpflichtung setzen?
({1})
Es hat sich seitdem wirklich nichts Wesentliches getan.
Die Bundesrepublik Deutschland ist eines der gleichstellungspolitischen Schlusslichter in der EU. Vielleicht ist
das ja der Grund, warum Frau Schröder nicht einmal
mehr zu dieser Debatte erscheint.
({2})
Vielleicht empfindet sie an dieser Stelle ja doch einen
Anflug von Peinlichkeit.
({3})
Dabei gibt es doch viele gute Gründe, Frauen stärker
an Entscheidungsprozessen in Wirtschaft und Politik
zu beteiligen: Erstens ist es schlicht undemokratisch und
steht im Widerspruch zum Grundgesetz und zu den Vorgaben der EU. Zweitens ist es eine fragwürdige Verschwendung des Wissens und der Kompetenzen der
Mehrheit der Bevölkerung.
({4})
Drittens - auch das ist nicht unwichtig - ist es ökonomisch schlicht und ergreifend kontraproduktiv. Auch belegen im Übrigen diverse internationale Studien, dass
Unternehmen wirtschaftlich umso erfolgreicher sind, je
mehr Frauen in den Führungspositionen vertreten sind.
Es gibt noch mehr Gründe; aber ich finde, diese drei
Gründe reichen doch schon aus, um deutlich feststellen
zu können: Es ist ein Skandal, dass die Bundesregierung
dieses Thema immer weiter verschleppt und nicht bereit
ist, hier etwas zu tun.
({5})
- Genau.
Nun ist zwar - auch das wurde schon gesagt - in diesem Jahr ein bisschen Bewegung in diese Debatte ge8792
kommen. Der Personalchef der Telekom fordert von der
Politik, endlich verbindliche Vorgaben zu machen. Die
Justizminister und -ministerinnen der Länder wollen wenigstens eine gesetzliche Regelung für mehr Frauen in
Aufsichtsräten und Vorständen positiv prüfen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung schlägt eine stufenweise Anhebung der Quote von Frauen in Vorständen
auf 40 Prozent vor.
Nur eine Instanz setzt weiterhin stur und beharrlich
auf die Selbstregulierung der Wirtschaft: Das ist die
Bundesregierung und Ihnen allen voran - wenn sie denn
da ist - die Bundesfrauenministerin. Da stellt sich doch
wirklich die Frage: Woran liegt das denn eigentlich?
Dass sie die soziale Lage der Mehrheit der Frauen nicht
interessiert, das wissen wir bereits. Das ist auch nicht
ihre bevorzugte Klientel. Ich freue mich darüber, dass
auch einige Frauen in der Union sich jetzt bewegen und
sich um Frauen in Führungspositionen kümmern. Aber
warum wollen sie eigentlich den Status quo erhalten?
Mir schießt die Frage durch den Kopf, ob sich vielleicht
die Männer in der Union und in der FDP davor fürchten,
dass die Quote auch in der Politik folgt. 22 Prozent der
männlichen Abgeordneten würden nicht hier sitzen,
wenn wir den Bundestag geschlechterparitätisch zusammengesetzt hätten.
({6})
Daran wird auch deutlich, dass es nicht um Zahlenspiele
oder rein rechnerische Mehrheiten geht.
Wir Linken sagen jedenfalls: Wir wollen nicht auf jeden Finanzspekulanten eine Finanzspekulantin. Wir wollen auch nicht auf jeden Hartz-IV-Empfänger eine Hartz-IVEmpfängerin oder auf jede arme Alleinerziehende einen
armen Alleinerziehenden. Es geht darum, dass Frauen
und Männer sich in diesem Land Einfluss und Macht teilen. Es geht darum, dass Frauen und Männer gleichberechtigt entscheiden können, wie es in dieser Gesellschaft weitergeht.
({7})
Es geht um die gerechte Verteilung von Arbeit, Zeit und
Ressourcen, um nicht mehr und nicht weniger. Deswegen ist für uns die Quote ein dringend notwendiger Weg,
aber eben nicht das Ziel.
({8})
Genau weil es ein dringend notwendiger Weg ist, wollen
wir jetzt eine Quote an den Schnittstellen der Entscheidungen in Wirtschaft und Politik.
Sehen wir uns einmal die realen Quoten der Teilhabe in diesem Land an. Der Frauenanteil liegt bei Alleinerziehenden bei 90 Prozent, bei Teilzeitarbeitenden
bei 87 Prozent, bei unbezahlter Arbeit bei 80 Prozent,
bei Politikern und Parlamenten bei 33 Prozent, in Aufsichtsräten bei 10 Prozent und in Vorständen bei weniger
als 1 Prozent.
({9})
Klingelt da was?
({10})
Wenn das kein Beleg für die ungerechte Verteilung von
Arbeit, Zeit sowie Macht und Einfluss ist, dann weiß ich
es auch nicht. Das ist genau der Grund, warum wir sagen: Es muss endlich konkrete Maßnahmen für eine paritätische Besetzung von Führungspositionen geben.
({11})
Die Linke unterstützt den vorliegenden Gesetzentwurf
der Grünen, weil er aus unserer Sicht ein Schritt in die
richtige Richtung ist. Ich möchte trotzdem zwei kritische
Anmerkungen machen. Der Gesetzentwurf regelt nur die
Besetzung der Aufsichtsräte. Wir haben gemeinsam über
die Erfahrungen unserer norwegischen Nachbarinnen mit
den dortigen Regelungen reflektiert und beziehen uns alle
gerne darauf. Die Aufsichtsräte in Norwegen spielen aber
eine andere Rolle. Die wesentlichen Entscheidungen über
die Firmenpolitik werden hierzulande in den Vorständen
getroffen. Da spielt die Musik. Deswegen wollen wir eine
gesetzliche Regelung für Aufsichtsräte und Vorstände.
({12})
Früher gab es die richtig gute grüne Losung - diese
haben wir nun als linke Losung übernommen -: Wir
wollen die Hälfte der Macht.
({13})
Liebe Kolleginnen von den Grünen, Sie sind zwar nicht
auf halbem Weg, wohl aber bei 40 Prozent verhungert.
Aber mit der Geschlechtergerechtigkeit verhält es sich
wie mit einer Schwangerschaft: Ein bisschen geht nicht.
Wir sollten darüber diskutieren, ob wir uns gemeinsam
für die stufenweise Einführung einer 50-prozentigen
Quote für Frauen einsetzen sollten.
Obwohl wir Ihren Gesetzentwurf unterstützen, wird
meine Fraktion im Frühjahr einen weiter gehenden Antrag vorlegen, der beide Punkte umfasst. Darin verankern
wir die stufenweise Einführung einer 50-prozentigen
Mindestquote für Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten innerhalb der nächsten zehn Jahre. Die Erfahrungen
unserer norwegischen Nachbarinnen - darüber sollte man
sich besser vor Ort und nicht nur in der Süddeutschen Zeitung informieren - zeigen auch, dass es dringend notwendig ist, gleichzeitig transparente Auswahlverfahren und
Konzepte zur Qualifizierung von Führungskräften einzuführen.
Frau Kollegin, die Frau Kollegin Lazar möchte gerne
eine Zwischenfrage stellen. - Bitte.
Frau Kollegin, könnten Sie dem Kollegen Buschmann
von unserer Norwegenreise berichten, an der auch die
Kollegin Bracht-Bendt teilgenommen hat? Der norwegische Arbeitgeberverband war vor der Einführung gegen
eine Quote. Als wir nun diesen Arbeitgeberverband besucht haben, wurde uns berichtet, dass es jetzt ein Qualifizierungsprogramm für Frauen gibt - ein solches Programm empfehle ich auch manchem Mann, der dann ja
wohl nach Ihrer Auffassung eine „Goldhose“ wäre - und
dass der Arbeitgeberverband nicht mehr gegen, sondern
für die Quote ist. Vielleicht sollte auch Herr Buschmann
nach Norwegen reisen,
({0})
um sich beim dortigen Arbeitgeberverband, der wahrscheinlich eher seine Positionen vertritt, kundig zu machen. Vielleicht können Sie, Frau Möhring, diesbezüglich noch einige Ausführungen machen. Offenbar hat die
Kollegin Bracht-Bendt die Informationen von der Norwegenreise in ihrer Fraktion noch nicht ausreichend verbreitet.
({1})
Vielen Dank für die Frage. - Ich bestätige die von Ihnen dargelegten Erfahrungen sehr gerne.
({0})
Der norwegische Arbeitgeberverband, der anfangs gesagt
hat: „Nein, wir wollen der Wirtschaft nichts vorschreiben“, hat sich gemeinsam mit der Politik nicht gegen eine
Quote und für eine Selbstverpflichtung ausgesprochen,
sondern hat Führungskräfteentwicklungsprogramme
aufgelegt, die vor allem Frauen ansprechen. Ich stimme
Ihnen aber völlig zu: Wir brauchen Führungskräfteentwicklungsprogramme für Frauen und Männer. Denn der
Grund, warum Frauen in Führungsetagen nicht ausreichend vertreten sind, ist nicht mangelnde Qualifikation.
({1})
- Das ist Ihre Frage. Sie sollten zuhören, wenn Sie an
Wissenserweiterung interessiert sind. Das zeigt, dass
man für Denkprozesse nicht nur Ausgänge, sondern
auch Eingänge braucht.
({2})
Im Übrigen hat sich in Norwegen auch gezeigt, dass es
Sanktionen geben muss; denn die Ahndung von Verstößen muss wehtun, sonst haben wir nur eine Wiedereinführung der Freiwilligkeit.
Wir werden einen weiter gehenden Antrag vorbereiten.
Wir beraten ihn zurzeit mit Gewerkschaften und Juristinnen. Sie sind jetzt schon herzlich zur Diskussion eingeladen. Deshalb wende ich mich jetzt explizit an die Kolleginnen und Kollegen der Grünen und der SPD: Wir sind
uns doch weitgehend einig - in Fragen der Gleichstellung
zumindest -, dass wir dringend gesetzliche Verpflichtungen brauchen, damit Frauen verstärkt in Führungspositionen kommen. Wir sind uns einig, dass freiwillige
Selbstverpflichtungen zu nichts führen. Wir sind uns,
glaube ich, sogar darin einig, dass bei dieser Bundesregierung in der Frage Hopfen und Malz verloren ist und von
ihr keine Maßnahmen getroffen werden, die eine tatsächliche Verbesserung bringen. Ich biete Ihnen deshalb hier
an dieser Stelle an, in den kommenden Monaten, und zwar
mit den außerparlamentarischen Akteurinnen, an einer
gemeinsamen parlamentarischen Initiative zu arbeiten,
um die Gleichstellung in der Privatwirtschaft voranzubringen. Wir könnten die paritätische Besetzung von Führungspositionen festlegen, die Gleichstellung von Frauen
auch in anderen Bereichen der Privatwirtschaft regeln,
und wir könnten endlich verbindliche Regelungen zur
Entgeltgleichheit treffen.
({3})
Ich finde, der 8. März 2011, der 100. Frauentag, wäre
ein schöner Anlass für eine solche gemeinsame Aktion
der Opposition. Lassen Sie uns damit beginnen. An der
Linken wird es nicht scheitern;
({4})
denn wir wollen endlich etwas verändern.
({5})
Nächster Redner ist der Kollege Dr. Stephan Harbarth
für die CDU/CSU-Fraktion.
({0})
Frau Präsidentin! Sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen! Über Fraktionsgrenzen hinweg sind wir uns einig,
dass wir mehr Frauen in Führungspositionen der Wirtschaft benötigen.
({0})
Das ist eine Frage der Gerechtigkeit, insbesondere im
Lichte des Gleichbehandlungsgrundsatzes unserer Verfassung. Es ist aber auch eine Frage ökonomischer Vernunft.
({1})
Gerade in Zeiten des demografischen Wandels, in Zeiten, in denen die Nachfrage auf dem Führungskräftemarkt oftmals höher ist als das Angebot, ist es eine Frage
ökonomischer Vernunft, auf so hervorragende Potenziale
unserer Gesellschaft nicht zu verzichten.
({2})
Wir müssen deshalb alles tun, um mehr Frauen in verantwortliche und führende Positionen unserer Wirtschaft zu
bringen. Wir müssen alles tun, damit der oftmals schwierige Spagat zwischen Familie und Beruf besser bewältigt
werden kann.
Der Standort Deutschland - das steht fest; das räume
ich gerne ein - hat gegenüber manchem Mitbewerber
noch einiges aufzuholen. So ist der Frauenanteil im Topmanagement von Unternehmen mit mehr als 20 Millionen Euro Jahresumsatz in den letzten 15 Jahren nur von
3 Prozent auf 6 Prozent angestiegen. Bei Unternehmen
mit mehr als 1 Milliarde Euro Jahresumsatz liegt der
Frauenanteil im Topmanagement nur bei 3,5 Prozent. Im
Management von DAX-Unternehmen beträgt der Frauenanteil ungefähr 10 Prozent, im Topmanagement der
DAX-Unternehmen nur etwa 3 Prozent. Das bedeutet
konkret: In den Vorständen der führenden DAX-30-Unternehmen sind gegenwärtig vier Frauen vertreten, ab
2011 werden es fünf sein. Das ist bei weitem immer noch
zu wenig.
({3})
Deshalb liegt die Schlussfolgerung auf der Hand: Es besteht Handlungsbedarf. Der Anteil von Frauen in Führungspositionen der Wirtschaft muss erhöht werden.
Unterschiedlicher Auffassung sind wir indes bei der
Frage, welches der beste Weg zur Erreichung dieses
Ziels ist. Sie von den Grünen, die diesen Gesetzentwurf
vorgelegt haben, setzen unabhängig davon, ob die Missstände in den kommenden Jahren behoben werden können, auf staatlichen Zwang.
({4})
Wir setzen auf ein abgestuftes Verfahren, das Raum
schafft für die Behebung der Missstände ohne gesetzgeberische Überregulierung.
({5})
Aus diesem Grunde sieht der Koalitionsvertrag zu Recht
einen Stufenplan vor, der in einer ersten Stufe auf verbindliche Berichtspflichten und auf transparente
Selbstverpflichtungen setzt. Dies ist der richtige Ansatz. Wenn jedes einzelne Unternehmen glaubwürdig
und nachhaltig an der Erhöhung des Frauenanteils arbeitet, dann werden die Ergebnisse besser und passgenauer
sein als bei einer gesetzlichen Pauschalregelung.
Bei allem Verdruss, den wir gemeinsam zu Recht über
den Status quo empfinden, sehen wir auch positive Entwicklungen: Während der Frauenanteil im Management
von Großunternehmen, kleinen und mittelständischen
Unternehmen, Verbänden und Behörden im Jahr 1995
noch 8 Prozent betrug, liegt er heute bei knapp
20 Prozent. Der Frauenanteil in diesem Bereich hat sich
mehr als verdoppelt.
Auch wenn uns die Geschwindigkeit noch nicht annähernd hoch genug ist, zeigen gerade einige Entwicklungen der letzten Monate in die richtige Richtung. Die Regierungskommission „Deutscher Corporate Governance
Kodex“ hat am 26. Mai 2010 Vorgaben zur Erhöhung
des Frauenanteils in Führungspositionen vorgestellt,
({6})
und zwar im Gegensatz zum vorliegenden Gesetzentwurf der Grünen nicht nur für den Aufsichtsrat, sondern
auch für den Vorstand und für die nachgelagerten Führungsebenen. Der Kodex verlangt für all diese Ebenen
eine angemessene Beteiligung von Frauen.
({7})
- Auch wenn Sie, Frau Kollegin Humme, die Regelungen im Deutschen Corporate Governance Kodex zu diesem Bereich schlechtreden, habe ich den Eindruck, dass
sie allein im Jahr 2010 mehr Bewegung ausgelöst haben
als Ihre rot-grüne Vereinbarung mit der Wirtschaft aus
dem Jahr 2001 in neun Jahren.
({8})
- Frau Kollegin Humme, wenn Sie hier wunderbare Gemälde von den Zuständen des Jahres 1998 malen,
({9})
muss ich Ihnen einmal sagen: Das größte frauenpolitische Vermächtnis Ihres Kanzlers Gerhard Schröder sind
seine entsprechenden Sprüche; die sind uns in Erinnerung geblieben.
({10})
Es war nicht unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel,
({11})
es war nicht unser Bundeskanzler Helmut Kohl,
({12})
es war Ihr rot-grüner Bundeskanzler Gerhard Schröder,
der Frauenpolitik nicht nur verunglimpft, sondern als
„Gedöns“ geradezu verspottet hat.
({13})
Auch bei manchen DAX-Unternehmen scheinen die
Dinge in Bewegung zu kommen. SAP, ein Unternehmen
aus meinem Wahlkreis - deshalb freue ich mich auch darüber -, hat in diesem Jahr zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte eine Frau in den Vorstand berufen.
Gleiches gilt für BASF. Gleiches steht, wenn man einem
Bericht der FAZ aus dieser Woche Glauben schenken
mag, bei Daimler bevor.
Als erstes der DAX-30-Unternehmen hat sich die
Deutsche Telekom im März dieses Jahres verpflichtet,
bis Ende 2015 30 Prozent der oberen und mittleren Führungspositionen im Unternehmen mit Frauen zu besetzen. Die Telekom hat sich also aus freien Stücken, ohne
gesetzliche Vorgabe, für eine Frauenquote von 30 Prozent entschieden. Wenn Sie anführen, die Telekom bestehe darauf, dass es zu einer gesetzlichen Regelung
kommt, sage ich Ihnen: Ich freue mich, dass die Telekom
bei 30 Prozent angekommen ist. Aber sie soll die Forderung nach gesetzlichen Regelungen noch nicht erheben.
Wer bei 30 Prozent ist, kann sicherlich noch etwas zulegen.
({14})
Mit all dem, was ich dargestellt habe, ist das Ziel einer
angemessenen Vertretung von Frauen in Unternehmen
noch nicht erreicht. Aber wir haben den Eindruck, dass im
jetzt zu Ende gehenden Jahr 2010 viel mehr in Bewegung
gekommen ist als in dem Jahrzehnt davor. Aber wenn
man alle Unternehmen über einen Kamm schert, wie das
in dem Gesetzentwurf der Grünen vorgesehen ist, muss
man sich schon fragen, ob man die strukturelle Vielfalt
unserer Wirtschaft hinreichend berücksichtigt. Der
Frauenanteil ist in den verschiedenen Wirtschaftsbereichen und Branchen sehr unterschiedlich ausgeprägt. Er
liegt im Dienstleistungsbereich bei 57 Prozent, im verarbeitenden Gewerbe bei nur 25 Prozent. Da muss man sich
schon fragen, ob es wirklich sachgerecht ist, für beide Bereiche genau den gleichen Schwellenwert festzulegen.
Klar ist auch: Wer den Anteil von Frauen in Führungspositionen nachhaltig erhöhen möchte, braucht ein
Gesamtkonzept. Er braucht nicht ein reines Stückwerk
wie den vorliegenden Gesetzentwurf der Grünen, der nur
einen kleinen Ausschnitt adressiert, nämlich die Situation in Aufsichtsräten.
({15})
Wir brauchen mehr Frauen nicht nur in Aufsichtsräten,
sondern auch in Vorständen und in den nachfolgenden
Führungsebenen.
({16})
Um den Frauenanteil dort nachhaltig zu erhöhen,
brauchen wir viele andere Weichenstellungen. Wir
brauchen Weichenstellungen im Bereich der Familienpolitik, wir brauchen wichtige Weichenstellungen auch
in der Wissenschafts- und in der Schulpolitik. Wer den
Anteil von Frauen in Führungspositionen etwa in Maschinenbauunternehmen erhöhen möchte, wird langfristig keinen Erfolg haben, wenn es nicht gelingt, den Anteil von Frauen im Maschinenbaustudium zu erhöhen.
Wer den Anteil von Frauen im Maschinenbaustudium erhöhen möchte, der wird nicht umhinkommen, auch die
schulischen Schwerpunktsetzungen von Mädchen und
Jungen kritisch zu hinterfragen. - Dies alles zeigt: Es
geht nicht um Stückwerk; es geht um ein durchdachtes,
umfassendes Gesamtkonzept. Es geht um eine Gesamtkonzeption, die sich nicht nur mit einem einzigen Symptom befasst, sondern die auch auf die strukturellen Ursachen der Probleme eingeht.
Der vorliegende Gesetzentwurf der Grünen ist aber
nicht nur in seinem Grundansatz falsch, weil er auf staatlichen Zwang statt auf einen klugen Stufenplan setzt;
({17})
Er ist mit seiner isolierten Fixierung auf den Aufsichtsrat
von Unternehmen auch perspektivisch verengt. Außerdem überzeugt er in vielen Regelungsdetails nicht. Ist es
wirklich angemessen, allein die Börsennotierung zum
Anknüpfungspunkt für eine Frauenquote im Aufsichtsrat
zu nehmen?
({18})
Ist es wirklich angemessen, dass ein börsennotiertes Unternehmen mit 50 Mitarbeitern schärferen Regeln unterliegen soll als ein nicht börsennotiertes Unternehmen mit
490 Mitarbeitern? Wohl kaum.
({19})
Ist es wirklich angemessen, dass ein Familienunternehmen, in dem vielleicht in einer Generation nur drei
Schwestern oder drei Brüder für eine Aufsichtsratstätigkeit zur Verfügung stehen, genauso behandelt wird wie
der internationale Großkonzern? Ganz gewiss nicht.
({20})
Nach allem bleibt festzuhalten: Es besteht Handlungsbedarf. Aber es geht richtigerweise nicht um gesetzlichen Zwang. Es geht um einen durchdachten Stufenplan. Es geht um ein intelligentes Gesamtkonzept,
und es geht um die konsequente Verbesserung der Rahmenbedingungen, um Familie und Karriere unter einen
Hut zu bringen. Deshalb wird die CDU/CSU-Bundestagsfraktion den vorliegenden Gesetzentwurf der Grünen
ablehnen.
Herzlichen Dank.
({21})
Die Kollegin Dr. Eva Högl hat jetzt für die SPD-Fraktion das Wort.
({0})
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Ich muss es zu Beginn noch einmal sagen: Ich finde
es extrem peinlich - auch wenn es ein Freitagnachmittag
ist -, dass bei dieser wichtigen Debatte die Bundesfrauenministerin nicht anwesend ist.
({0})
Frau Schröder exponiert sich quasi täglich zum Thema
Quote und erklärt uns, dass Frauen keine Quote wollen,
dass sie überhaupt nicht in Führungspositionen wollen
und dass man sie nicht umerziehen muss. Sie hätte sich
hier dieser Debatte stellen müssen; denn Politik findet
im Deutschen Bundestag statt und nicht in irgendwelchen Talkshows.
({1})
Herr Harbarth, Sie haben gesagt, es bestehe Handlungsbedarf, und von einem Stufenplan gesprochen.
Ihre Ministerin Schröder hat erst in dieser Woche gesagt,
dass es diesen Stufenplan nicht gibt - weder Stufen noch
einen Plan -, und das Vorhaben gänzlich gecancelt. Das
kann man nachlesen. Ich bitte Sie, mit Ihrer Ministerin
noch einmal darüber zu sprechen und zu klären, was
denn nun der Fall ist.
({2})
- Das hat sie öffentlich geäußert. Das steht heute in der
taz.
({3})
- Prüfen Sie das einmal; das ist nicht meine Aufgabe.
({4})
Frau Ministerin Schröder wird uns hier sicherlich erklären, ob es einen Stufenplan gibt und wie er aussieht. Sie
haben ja Handlungsbedarf konstatiert.
Kommen wir wieder zur Sache zurück. Ich möchte
daran erinnern, dass wir im letzten Jahr zwei ganz tolle
Jubiläen gefeiert haben, nämlich 90 Jahre Frauenwahlrecht und 60 Jahre Grundgesetz. Frau Künast hat es
schon gesagt: Das sind Meilensteine der Gleichstellung
von Frauen und Männern, Meilensteine der Gleichberechtigung. Ich erinnere bei dieser Gelegenheit gerne daran, dass es mutige Frauen waren - allen voran Elisabeth
Selbert -, die im Parlamentarischen Rat durchgesetzt haben, dass im Grundgesetz steht: „Männer und Frauen
sind gleichberechtigt.“ Das ist keine Beschreibung einer
Tatsache, sondern das ist für uns im Deutschen Bundestag, für uns als Gesetzgeber, ein Handlungsauftrag.
({5})
In den über 60 Jahren seit Verkündung des Grundgesetzes ist einiges passiert; das wollen wir gar nicht in
Abrede stellen. Dennoch haben wir noch immer einen
geschlechtsspezifischen Arbeitsmarkt. Armut ist in
Deutschland weiblich. Wir haben eine entsetzliche Unterrepräsentanz - darum geht es heute in dieser Debatte von Frauen in Führungspositionen, und zwar in allen Bereichen der Gesellschaft: in Wissenschaft, Wirtschaft,
Politik, Verwaltung, überall. Heute geht es um die Wirtschaft. Ich bin Ihnen, der Fraktion der Grünen, ausdrücklich dankbar, dass Sie mit Ihrem Gesetzentwurf den
Blick auf diesen unerträglichen Zustand in der Wirtschaft lenken.
Wir alle sind uns einig - ich muss das etwas einschränken: vielleicht mit Ausnahme des Kollegen
Buschmann
({6})
und der Ministerin Schröder -, dass wir an dem Zustand
etwas ändern müssen und Handlungsbedarf haben. Ich
will kurz sagen, dass es nicht nur ungerecht ist, dass
Frauen nicht in Führungspositionen sind - das ist nicht
nur eine Frage der Gerechtigkeit -, sondern es ist
schlicht und einfach dumm, keine Frauen in Führungspositionen zu haben.
({7})
Alle Studien zeigen - es sind Studien von Unternehmen,
die nicht verdächtig sind, von Grün und Rot unterwandert zu sein -, dass Unternehmen besser aufgestellt sind,
wenn sie Frauen in Führungspositionen haben. Diese
Tatsache ist, glaube ich, unbestritten.
Jetzt streiten wir trefflich darum, ob wir eine Frauenquote brauchen oder nicht. Meine Damen und Herren,
Sie können uns gerne vorwerfen, dass wir nur eine
Selbstverpflichtung der Wirtschaft auf den Weg gebracht
haben. Jetzt stellen wir aber fest - das haben einige gesagt; Frau Kollegin Winkelmeier-Becker hat das sehr
schön für ihre Fraktion ausgeführt -, dass Handlungsbedarf besteht. Da können wir nicht sagen: Rot-Grün hat
damals nur eine Selbstverpflichtung auf den Weg gebracht. Wir brauchen jetzt ein Gesetz, wir brauchen jetzt
Druck, wir brauchen jetzt Sanktionen, weil sich sonst
nichts ändert.
({8})
Der nächste Hinweis richtet sich insbesondere an die
Adresse derjenigen, die immer von der Vereinbarkeit
von Familie und Beruf reden; manchmal meinen sie es
gut, manchmal wollen sie sich dahinter verstecken. Es ist
keine Frage der Vereinbarkeit von Familie und Beruf,
ob Frauen in Führungspositionen sind; denn sonst wären
die Vorstandsetagen voll von kinderlosen Frauen, von
denen es in unserem Land leider sehr viele gibt. Es geht
hier um eine frauenpolitische Frage. Frauen werden systematisch - egal ob sie Kinder haben oder nicht - von
Führungspositionen ferngehalten.
({9})
Ich wollte einmal mit dem Vorurteil aufräumen, dass es
nur mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu tun
hat.
Ich möchte noch etwas zur Quote sagen. Ministerin
Schröder sagt, Frauen wollten gar nicht in die Vorstände,
sie wollten sich das nicht antun. Viele, auch Herr
Buschmann, haben gesagt: Wo sind denn die Frauen? Es
gebe sie gar nicht; durch eine Quote entstehe, wie man
am Beispiel Norwegen sehe, ein selbstreferenzielles
System.
({10})
Die Situation ist so: Frauen müssen heute immer noch
besser sein als Männer. Das ist, glaube ich, unbestritten:
Frauen sind besser ausgebildet und müssen immer noch
besser sein. Ich sage ganz offen: Wir sind bei der Gleichstellung von Frauen und Männern erst dann am Ziel,
wenn genauso viele durchschnittliche Frauen Positionen
in den Vorstandsetagen eingenommen haben wie durchschnittliche Männer.
({11})
Ich bitte Sie - insbesondere Sie, Frau WinkelmeierBecker, und, wenn Sie sie haben, Ihre Mitstreiter in der
Fraktion -, der Ministerin einmal deutlich zu sagen, dass
sie aufhören soll, mit altbackenen Vorurteilen aus der
Mottenkiste gegen Feminismus zu wettern, und stattdessen die Realität in unserem Land zur Kenntnis nehmen
soll, dass sie als Frauenministerin - Herr Staatssekretär,
vielleicht sind Sie so freundlich und sagen es ihr - endlich etwas für die Frauen im Land tun muss.
({12})
Sie haben es in der Hand, die Situation zu verbessern.
Zum Schluss richte ich mich an die Adresse der Kolleginnen und Kollegen von der Fraktion der Grünen. Ich
finde es sehr schade, dass Sie nicht die Vorstände in Ihrem Gesetzentwurf berücksichtigt haben. Ich halte es für
dringend erforderlich, dass Frauen nicht nur in den Aufsichtsräten sitzen, sondern auch dort, wo die Entscheidungen getroffen werden.
({13})
Auch die SPD wird deshalb einen Gesetzentwurf vorlegen. Wir werden uns klar dazu bekennen, dass wir nicht
nur eine Frauenquote für Aufsichtsräte brauchen und
durchsetzen werden, sondern auch eine Frauenquote für
Vorstände.
Ich bedanke mich bei allen Kolleginnen und Kollegen, die uns dabei unterstützen, dass wir bei der Gleichstellung ein ganzes Stück weiterkommen. Vielleicht können wir nach den Jubiläen des Frauenwahlrechts und des
Grundgesetzes bald einen weiteren Meilenstein setzen
und mehr Frauen in Führungspositionen bringen.
Herzlichen Dank.
({14})
Jetzt hat die Kollegin Nicole Bracht-Bendt für die
FDP-Fraktion das Wort.
({0})
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten
Damen und Herren! 40 Prozent Frauen in Aufsichtsräten
wünsche ich mir als frauenpolitische Sprecherin der
Liberalen auch. Ich teile Ihre Auffassung, liebe Kolleginnen und Kollegen der Grünen, dass die Berücksichtigung von mehr Frauen in Führungspositionen schon
lange überfällig ist. Fest steht: An Schulen und Universitäten sind Frauen sehr erfolgreich. In vielen Studiengängen sind mehr als die Hälfte der Studierenden Frauen. In
manchen Fächern, zum Beispiel Jura, machen Frauen die
besseren Examen. Gleichzeitig ist nicht einmal jedes
zehnte Aufsichtsratsmitglied in börsennotierten Unternehmen eine Frau, und diese vertreten meist nicht die
Anteilseigner, sondern die Arbeitnehmer. Noch ernüchternder sieht es in der Vorstandsebene aus. In den deutschen börsennotierten Unternehmen sitzen 21 Frauen
- gerade einmal 3 Prozent - in den Vorständen. Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger hat in ihrer Rede zum neuen Governance Kodex im Sommer
darauf hingewiesen, dass sie ohne Raumnot alle Aufsichtsrätinnen zur Vollversammlung in ihr Büro einladen
kann. Dass sich das ändert, wollen wir alle.
({0})
Eine Quote ist allerdings nicht die Lösung. Eine Frauenquote stärkt die Rolle der Frau nicht wirklich.
({1})
Gesetzliche Quoten sind zu starr. Ein Maschinenbaukonzern, dessen Belegschaft immer noch überwiegend aus
männlichen Ingenieuren besteht, würde mehr Probleme
bei der Erfüllung der Quote haben als ein Unternehmen,
das schon heute auf den unteren und mittleren Ebenen
einen hohen Frauenanteil in der Belegschaft hat. Vergessen wir nicht die mittelständischen inhabergeführten Unternehmen. Viele von ihnen werden heute von Frauen
geführt. Von einer Quote wollen hier die wenigsten etwas wissen.
In der Debatte um die Quote wird gern Norwegen als
Vorzeigeland gepriesen. Dabei wird allerdings außer
Acht gelassen, dass Unternehmen dort nicht selten ihre
Rechtsform ändern, um Sanktionen zu verhindern, oder
männliche Kollegen entlassen, weil ansonsten die 40-Prozent-Quote nicht eingehalten würde.
({2})
Das kann nicht unser Ziel sein; das ist zumindest nicht
das Ziel der Liberalen.
Im Koalitionsvertrag haben wir vereinbart, zur Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen zunächst
auf verbindliche Berichtspflichten und transparente
Selbstverpflichtung zu setzen.
({3})
Berichtspflicht und Selbstverpflichtung setzt der Governance Kodex um. Der Kodex verlangt, klare Ziele in der
Frauenförderung zu formulieren und diese Ziele bei den
Wahlvorschlägen zu berücksichtigen.
Frau Bracht-Bendt, lassen Sie eine Zwischenfrage zu?
Nein, ich lasse sie nicht zu. Die Zeit ist schon fortgeschritten, und wir wollen zum Ende kommen.
Frauenförderung ist für mich der Schlüssel zu mehr
Frauen in Aufsichtsräten. Immer wieder höre ich, dass
für die Besetzung von Aufsichtsratsposten nicht genügend qualifizierte Frauen zur Verfügung stünden. Dem
widerspreche ich. Keiner kann mir weismachen, dass die
vielen hochqualifizierten Frauen mit Studienabschluss,
vielfach promoviert, plötzlich alle vom Erdboden verschluckt sind oder den Aufsichtsratsposten nicht wollen.
Der Grund, warum nach qualifizierten Frauen für Aufsichtsratsposten teilweise noch Ausschau gehalten werden muss, liegt doch viel mehr darin, dass Frauen häufig
keine jahrelange Vorstandstätigkeit in einem börsennotierten Unternehmen vorweisen können. Aber das kann
man den Frauen nicht zum Vorwurf machen. Deshalb
müssen wir dafür sorgen,
({0})
dass die Frauen in die Lage versetzt werden, die Anforderungen an Aufsichtsrätinnen zu erfüllen.
Dazu brauchen wir aber keine Quote. Denkbar wäre
eine Qualifizierungsoffensive für Aufsichtsratsanwärterinnen und auch -anwärter und eine Lockerung bei den
Anforderungen an Aufsichtsräte. Warum muss ein Sitz
im Aufsichtsrat zwingend mit einer jahrelangen Vorstandstätigkeit verbunden sein? Warum greift man nicht
mehr auf das Wissen von Wissenschaftlerinnen zurück
oder auf die erfahrenen Wirtschaftsprüferinnen und Juristinnen? Die Berufserfahrung in unterschiedlichsten
Branchen, im Ausland und Erfahrungen in Konfliktsituationen können sehr wertvoll für einen Aufsichtsrat
sein. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wir müssen sofort handeln, damit schon 2013, wenn in den meisten
Unternehmen Neuwahlen stattfinden, mehr Frauen in
Aufsichtsräte einziehen.
Bei der Frühförderung von Kindern sagen wir Liberale immer, dass es uns darum geht, früh Chancen zu eröffnen. Es geht uns um Chancengleichheit von Anfang
an. Bei der Debatte um Frauen in Aufsichtsräten und
Vorständen muss das genauso sein. Auch hier geht es um
Chancengleichheit von Anfang an. Es geht um faire
Chancen im Wettbewerb. Wir Liberale wollen keine Ergebnisgleichheit, das ist Sozialismus.
({1})
Wir wollen Chancengleichheit für Frauen und Männer von Anfang an.
Herzlichen Dank.
({2})
Hubertus Heil hat das Wort für die SPD-Fraktion.
({0})
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Als die Debatte begonnen hat, war ich sehr hoffnungsfroh, weil neben der Einbringung des Gesetzentwurfs durch Frau Künast und neben den Redebeiträgen
von den Kollegen aus meiner Fraktion Sie, Frau
Winkelmeier-Becker, vielen meiner Kolleginnen und
Kollegen mit der Beschreibung Ihrer Position durchaus
aus dem Herzen gesprochen haben. Ich hatte gehofft,
dass sich bei Ihnen an diesem Punkt etwas bewegt hat,
muss aber leider feststellen, dass Sie offensichtlich weder für die Mehrheit Ihrer Fraktion noch für die Koalition sprechen;
({0})
denn dann haben wir die Rede des Kollegen Buschmann
gehört.
({1})
Kollege Buschmann, da wir hier über Führungskräfte
reden, muss ich Ihnen eines sagen: Die Idee Ihrer Fraktion, Sie mit diesem Weltbild in dieser Debatte reden zu
lassen, ist die schlechteste Personalentscheidung, seit
Caligula sein Pferd zum Konsul ernannt hat.
({2})
Ich sage Ihnen das ganz deutlich, und ich mache das
auch an zwei, drei Beispielen fest; denn Sie haben sich
offensichtlich mit vielem beschäftigt, aber nicht mit der
Sache.
Man darf sich nicht nur die Situation in Norwegen anschauen, sondern muss auch andere europäische Länder, die mittlerweile nachziehen, in den Blick nehmen.
({3})
- Ich will Ihnen das sagen.
({4})
- Darf ich Ihnen ganz kurz antworten? Seien Sie mal
nicht so nervös. Wir können das vernünftig miteinander
besprechen.
({5})
In Norwegen gibt es Erfolge.
({6})
Ihr Argument gegen Norwegen ist, dass dort Männerseilschaften durch Frauenseilschaften ersetzt werden.
Dazu sage ich nur: Wenn schon Seilschaften, dann gleiHubertus Heil ({7})
ches Recht für alle. Das gilt auch für die private Wirtschaft.
({8})
Die Niederlande werden nachziehen, Spanien wird nachziehen und andere auch.
Ich sage Ihnen noch etwas, Herr Buschmann: Sie führen immer das Argument an, es gehe einzig und allein
um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Unabhängig davon, dass es bei diesem Thema nicht nur um
Frauen, sondern auch um Männer geht,
({9})
sage ich Ihnen: Nach Ihrer Logik, nach der das der einzige Grund dafür ist, dass nicht mehr Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten sitzen, müssten die Vorstände
und Aufsichtsräte voller kinderloser Frauen sein, die es
in Deutschland auch gibt. Aber das ist nicht der Fall.
({10})
Deswegen müssen Sie sich von Ihren Kolleginnen - hinter Ihnen sitzt eine, die sich vielleicht besser auskennt;
auch neben Ihnen sitzt eine - eines sagen lassen - für
uns Geschlechtsgenossen ist das kein Ruhmesblatt -:
Neben dem Problem der Vereinbarkeit von Beruf und
Familie gibt es auch eine strukturelle Diskriminierung
von Frauen, was ihren Aufstieg in Führungspositionen in
der Privatwirtschaft betrifft, und das ist nicht in Ordnung.
Ihre Häme mir gegenüber ist vergleichbar mit der
Häme, die Thomas Sattelberger von der Telekom zu spüren bekommen hat, als er bei der Telekom die Quote eingeführt hat.
({11})
Das ist die Häme von Männern, die es nicht begriffen
haben. Gott sei Dank gibt es auch andere.
({12})
Ich sage Ihnen: Das ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit und des Grundgesetzes der Bundesrepublik
Deutschland, nach dem Männer und Frauen gleichberechtigt sind, und zwar nicht nur auf dem Papier, sondern tatsächlich, sondern das ist schlicht und ergreifend
auch eine Frage der ökonomischen Vernunft; das sage
ich als Wirtschaftspolitiker.
Frau Winkelmeier-Becker, ich räume ein, dass das,
was Sie beschrieben haben, richtig ist. Der Debattenstand in meiner Partei und der damaligen Regierung entsprach vor zehn Jahren - das haben Sie zu Recht kritisch
angemerkt - genau dem, der jetzt in Ihrer Fraktion vorherrscht. Man hat gehofft, mit freiwilligen Vereinbarungen in diesem Bereich voranzukommen.
({13})
- Frau Pawelski, hören Sie doch einmal einen Moment
zu, damit wir das Argument austauschen können. Ich
weiß, dass auch Sie das Richtige wollen. - Damals gab
es bei uns ganz viele, die gesagt haben: „Wir müssen
versuchen, das auf freiwilliger Basis durchzuführen“,
und Argumente der FDP und der CDU/CSU genutzt haben. Wenn man aber merkt, dass sich in zehn Jahren zu
wenig bewegt hat - die Zahlen liegen ja vor -, dann ist
es Zeit, Frau Winkelmeier-Becker, nicht wiederum auf
die Freiwilligkeit zu setzen, sondern dann müssen Taten
folgen. Lassen Sie uns das gemeinsam machen.
({14})
Ich habe nicht nur die Sorge, dass Sie in Ihrer Fraktion in der Minderheit sind, sondern ich befürchte angesichts der Äußerungen, die Ihre Ministerin, Frau
Schröder, in der Süddeutschen Zeitung getätigt hat,
({15})
und angesichts der Äußerungen aus dem Ministerium,
nach denen Sie nicht einmal einen Stufenplan vorhaben
- weder einen Plan noch eine Stufe -, dass sich unter Ihrer Ministerin gar nichts bewegt, es nur Appelle und freiwillige Vereinbarungen gibt. Ich sage Ihnen nicht nur im
Interesse der Frauen in diesem Land, sondern explizit im
Interesse des Standorts Deutschland: Trauen Sie starken
Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten etwas zu. Es
wird nicht zum Schaden unseres Landes sein. Norwegen
macht uns das vor. Wir sollten diesen Weg weitergehen.
Herzlichen Dank.
({16})
- Das kann ich Ihnen sagen: Schweden,
({17})
Niederlande,
({18})
Spanien.
({19})
Alle gehen diesen Weg.
({20})
Das hatte schon fast die Qualität einer Kurzintervention, da Sie noch einmal an das Rednerpult zurückgegangen sind.
({0})
Jetzt hat die Kollegin Nadine Schön für die CDU/
CSU-Fraktion das Wort.
({1})
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Sehr geehrter Herr Heil, Sie sagten, dass Sie vor zehn
Jahren so geredet haben und seitdem so viel schlauer geworden sind. Aber Sie waren vor fünf Jahren an der Regierung und haben gar nichts vorgelegt,
({0})
weder einen Stufenplan noch ein Konzept, geschweige
denn einen Gesetzentwurf.
({1})
Jetzt kommen Sie uns bitte nicht damit, dass Sie jetzt so
viel weiter sind. Auch in den letzten Jahren haben wir
von Ihnen nicht wahnsinnig viel gesehen.
({2})
Wenn wir uns anschauen, wie Deutschland vom Ausland gesehen wird, dann stellen wir fest, dass das sehr
positive Bilder sind. Der Wirtschaftsmotor brummt. Wir
liegen, was die Produktion und die Wachstumsraten angeht, an der Spitze. Nicht so rosig sieht es aber beim
Thema Gleichberechtigung aus, und auch das ist ein
Wirtschaftsfaktor; das will ich als Mitglied sowohl im
Wirtschaftsausschuss als auch im Frauenausschuss betonen.
Wir wissen, wie es in Deutschland beim Thema
„Frauen in Führungspositionen“ aussieht. Die Zahlen
sind genannt worden: In Norwegen sind über 32 Prozent
der Vorstands- und Aufsichtsratsposten mit Frauen besetzt, in Schweden und Finnland 29 Prozent und in
Deutschland 9 Prozent. Wir sind zwar der europäische
Wirtschaftsmotor, aber gleichstellungspolitisch sind wir
noch auf den Abstiegsrängen. Das darf nicht der Normalzustand bleiben. Das können wir nicht hinnehmen.
({3})
Es gibt aber nicht den einen Grund dafür, und deshalb
gibt es auch nicht die eine Lösung für das Problem. Damit würden wir es uns wirklich zu einfach machen.
Werfen wir einen kurzen Blick auf die Gründe. Es
gibt vorgeschobene Gründe, und es gibt echte Gründe,
die hier eine Rolle spielen.
Grund Nummer eins ist, es gebe nicht genug qualifizierte Frauen. Ein Blick in unsere Hochschulen beweist
das Gegenteil: Schon jetzt gibt es beispielsweise bei der
Bertelsmann-Stiftung einen Pool von High Potentials,
von möglichen Kandidatinnen für Aufsichtsräte. Diese
jungen Frauen sind gut ausgebildet. Sie sind motiviert
und qualifiziert. Sie wären ein Juwel für jedes Unternehmen. Auch wenn es gerade im technischen Bereich noch
mehr werden könnten: Es gibt gute Frauen, und es werden immer mehr. Deshalb kann mangelnde Qualifikation
nicht dauerhaft das Argument sein.
Als zweiten Grund hören wir immer, Frauen fehlten
Führungskompetenzen. Frauen könnten das nicht, wird
manchmal sogar gesagt. Auch das ist offensichtlich
falsch. Werfen wir nur einen Blick auf die Unternehmen
beispielsweise im Sozial- und Gesundheitsbereich. Hier
gibt es sehr viele weibliche Chefs, Frauen in Führungspositionen. Das beweist: Frauen können sehr wohl führen. Sie können sehr wohl betrieblich organisieren. Zu
sagen, Frau hätten keine Führungskompetenzen, Frauen
könnten das nicht, ist abstrus, substanzlos und, so würde
ich sagen, auch unverschämt.
({4})
Eine dritte Begründung, die schon eher einleuchtet
- dies ist schon öfter genannt worden -, ist die Tatsache,
dass es nach wie vor schwierig ist, Karriere und Kinder
unter einen Hut zu bringen. Leider heißt es noch immer
zu häufig: Entweder-oder. Hier müssen wir ran. Das ist
ein Thema für die Frauen; das muss aber auch ein Thema
für die Männer sein. Karriere mit Kindern muss die
Regel werden, und zwar für Frauen und für Männer.
({5})
Dabei helfen die Partnermonate beim Elterngeld.
({6})
Dabei helfen die Betreuungsmöglichkeiten. Dabei helfen
neue Arbeitszeitmodelle wie die 30-Stunden-Woche.
Dabei hilft ein neues Miteinander im Unternehmen zwischen Beschäftigten und Chefs. Es darf nicht heißen
„Karriere nur ohne Kinder“ oder „Karriere trotz Kindern“, sondern es muss heißen: Karriere mit Kindern. Das muss die Zukunft sein, sowohl bei den Frauen als
auch bei den Männern.
({7})
Ein weiterer Grund, der immer wieder genannt wird,
ist, dass Frauen nicht wollen. Tatsächlich sind wir
Frauen, auch wenn es um die eigene Karriere geht,
manchmal viel zu zurückhaltend. Wir trauen uns die größere Aufgabe nicht zu.
({8})
Wir zögern, wägen ab, und am Ende des Tages macht
dann der vor Selbstbewusstsein strotzende Kollege den
Job. Da liegt es natürlich auch an den Frauen selbst, etwas zu ändern, mutiger und forscher zu werden und etwas einzufordern.
Man kann aber nicht sagen, dass die Frauen an allem
schuld sind; denn Frauen kämpfen nur für eine Position,
wenn sie das Ziel für erstrebenswert halten.
({9})
Nadine Schön ({10})
Der Charme von Führungsetagen ist zurzeit eher begrenzt. Es gibt eine Anwesenheitskultur. Es gibt Intrigen, Machogehabe und die 70-Stunden-Woche. Für viele
Frauen wirkt das abschreckend. Jetzt kann man natürlich
sagen: Pech gehabt! Dann müsst ihr eben draußen bleiben. - Man kann daraus aber auch schließen, dass sich
das Klima in den Chefetagen ändern muss, damit sie sowohl für Frauen als auch für Männer attraktiv sind.
({11})
Sehr gut erkannt, liebe Kollegin. Das ändert sich erst,
wenn Frauen drin sind.
Das möchte ich Ihnen gerne an einem Gedankenexperiment verdeutlichen. Nehmen Sie - das ist bei diesen
Temperaturen etwas schwierig - als Beispiel eine Grillparty. Wenn ein Mann eine Grillparty plant, dann gibt es
dort Feuer, Fleisch, kaltes Bier und vielleicht noch eine
Bierzeltgarnitur. Frauen gehen so etwas anders an. Ihnen
ist das zu trist; bei ihnen kommen ein paar Dinge hinzu,
zum Beispiel Windlichter und ein frischer Salat als Beilage. Klar ist: Solange nur Männer die Grillparty vorbereiten, wird es bei Bier, Fleisch und Feuer bleiben.
({12})
Wieso sollte man daran etwas ändern?
({13})
Es gefällt ja allen beteiligten Männern. Ist nur eine Frau
dabei, wird sie sich im Zweifel anpassen. Es ändert sich
erst dann etwas, wenn mehrere Frauen in dieser Runde
sind und den Schneid haben, ihre Vorstellungen durchzusetzen. Dann wird die Party auch für andere Frauen
attraktiv.
Genauso ist es in Führungsgremien. Frauen sollen
dort nicht etwas schöner machen.
({14})
- Natürlich spreche ich nicht von einer Party. Ich will Ihnen an diesem Beispiel verdeutlichen, dass es eine qualifizierte Größe von Frauen braucht, um in einer Runde etwas zu ändern.
({15})
- Ich weiß gar nicht, wieso Sie sich aufregen. Wenn Sie
das Bild nicht verstanden haben, erkläre ich es Ihnen
noch einmal.
({16})
Fakt ist: Es braucht eine qualifizierte Größe, sei es in
Aufsichtsräten, sei es in Führungsetagen oder anderen
Bereichen, um die Mentalität, die Kultur zu ändern.
Wieso fehlt diese qualifizierte Größe?
({17})
Bleiben wir bei dem Bild: Es gibt einige Männer, die
lieber alleine grillen, die unter sich bleiben und einen
Männerabend ohne Schnickschnack machen.
({18})
Diese Männer gibt es auch in den Führungsetagen. Sie
bleiben lieber unter sich, sie wollen keine Frauen dabei
haben. Andere Männer haben Angst - ich bleibe bei dem
Beispiel -, dass die Würstchen nicht reichen. Sie sind eh
knapp. Auch die Posten in den Gremien sind nicht im
Überfluss vorhanden.
({19})
Wieder andere wollen gerne, dass andere mitfeiern,
aber außer den ihnen schon bekannten Personen fällt ihnen niemand ein; diese sind auch in Ordnung und passen
gut zu den anderen. So verhält es sich auch oft bei der
Rekrutierung von Führungspersonen in Unternehmen:
Man nimmt den, den man kennt. Wieder andere würden
sich über weitere Gäste freuen, wissen aber nicht, wie sie
diese ansprechen sollen. Auch in den Firmen gibt es unterschiedliche Muster: von wirklicher Ablehnung bis zur
Unkenntnis, wie man jemanden ansprechen kann.
({20})
Das Ende vom Lied ist: Die Grillparty - lieber Kollege, dies ist ein Bild, um eine gewisse Mentalität zu
verdeutlichen ({21})
bleibt eine reine Männerparty; das ist schade. Auch Sie
wissen: Der Party geht dadurch einiges verloren, und
auch in den Betrieben geht einiges verloren. Es ist unbestritten - das wurde schon gesagt -, dass gemischte
Führungsteams erfolgreicher sind. In Zeiten des Fachkräftemangels muss sich jedes Unternehmen fragen, ob
man es sich leisten kann, so viel Potenzial brachliegen
zu lassen.
({22})
Die Erkenntnis, dass man gemischte Teams braucht,
ist also vorhanden, auch die Erkenntnis, dass es einer
qualifizierten Größe bedarf. Damit sind wir bei der
Nadine Schön ({23})
Frage, wie wir dies erreichen. Im Koalitionsvertrag wird
ein Stufenplan angekündigt. In der ersten Stufe werden
Berichtspflichten vorgesehen. Ein Stufenplan muss aber
mehr als eine Stufe haben.
({24})
Die Gruppe der Frauen unserer Fraktion schlägt als
zweite Stufe eine Selbstverpflichtung vor.
({25})
Alle großen mitbestimmungspflichtigen Unternehmen
sollten sich gemischte Teams in Führungspositionen und
Aufsichtsräten als Ziel setzen; diese sollten zu mindestens 30 Prozent aus Frauen bestehen.
({26})
- Dies soll nicht erst bis 2050 erreicht werden. 2013 ist
die nächste Runde; dies ist ein interessantes Datum.
Dann werden wir sehen, ob die freiwillige Selbstverpflichtung zum gewünschten Ziel führt.
Wenn das nicht gelingt, dann muss es eine dritte Stufe
geben.
({27})
In diesem Fall muss es eine gesetzliche Regelung geben.
({28})
Ich hätte kein Problem damit, das schon jetzt gesetzlich
vorzuschreiben. Wir müssen aber erst abwarten, wie sich
die Dynamik entwickelt. Wenn sie nicht zum Erfolg
führt, müssen wir die Stellschrauben enger ziehen. Dann
muss der Gesetzgeber verbindliche Quoten festlegen.
({29})
Frau Schön, Sie kommen bitte zum Ende.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir liegen beim
Ziel nicht weit auseinander, und wir liegen beim Weg
nicht weit auseinander. Lassen Sie uns darüber in Ruhe
sprechen. Wir finden Ihren Gesetzentwurf eigentlich gut.
Wir sind an einer engen Zusammenarbeit bei diesem
Thema interessiert. Auf diese Zusammenarbeit freue ich
mich.
({0})
Ich denke aber, es ist besser, wenn wir das fair und miteinander statt gegeneinander machen. Wir sollten nicht
versuchen, uns gegenseitig zu diskreditieren.
Vielen Dank.
({1})
Damit schließe ich die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzentwur-
fes auf Drucksache 17/3296 an die Ausschüsse vorge-
schlagen, die Sie in der Tagesordnung finden. Die Feder-
führung ist jedoch strittig. Die Fraktionen der CDU/CSU
und der FDP wünschen Federführung beim Rechtsaus-
schuss, Bündnis 90/Die Grünen beim Ausschuss für Fa-
milie, Senioren, Frauen und Jugend.
Ich lasse zuerst über den Überweisungsvorschlag der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen abstimmen. Wer
stimmt für diesen Überweisungsvorschlag? - Die Ge-
genstimmen? - Enthaltungen? - Der Überweisungsvor-
schlag ist bei Zustimmung durch die Oppositionsfraktio-
nen abgelehnt. Die Koalitionsfraktionen haben dagegen
gestimmt.
Ich lasse jetzt über den Überweisungsvorschlag der
Fraktionen der CDU/CSU und der FDP abstimmen, also
Federführung beim Rechtsausschuss. Wer ist dafür? -
Wer ist dagegen? - Enthaltungen? Gibt es keine. Dann
ist dieser Überweisungsvorschlag angenommen.
Der Tagesordnungspunkt 32 ist abgesetzt und soll zu
einem späteren Termin wieder aufgesetzt werden,
ebenso der Tagesordnungspunkt 33.
Ich rufe jetzt den Tagesordnungspunkt 34 a und b auf:
a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stärkung der Pressefreiheit im Straf- und Strafprozessrecht ({0})
- Drucksache 17/3355 Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss ({1})
Innenausschuss
Ausschuss für Kultur und Medien
b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Volker
Beck ({2}), Tabea Rößner, Kai Gehring, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes zum Schutz von Journalisten
und der Pressefreiheit im Straf- und Strafprozessrecht
- Drucksache 17/3989 Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss ({3})
Innenausschuss
Ausschuss für Kultur und Medien
Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Reden zu
diesem Tagesordnungspunkt zu Protokoll zu geben. -
Ich sehe, damit sind Sie einverstanden. Es handelt sich
um die Kolleginnen und Kollegen Ansgar Heveling,
Christine Lambrecht, Halina Wawzyniak, Volker Beck
und den Parlamentarisches Staatssekretär Max Stadler.1)
Die Gesetzentwürfe auf den Drucksachen 17/3355
und 17/3989 sollen an die Ausschüsse überwiesen wer-
den, die in der Tagesordnung stehen. Gibt es dazu ander-
weitige Vorschläge? - Das ist nicht der Fall. Dann ist so
beschlossen.
1) Anlage 6
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Wir sind damit am Schluss der heutigen Tagesordnung.
Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bundestages auf Mittwoch, den 15. Dezember 2010, 13 Uhr,
ein.
Genießen Sie das Wochenende, den zweiten Advent
und die gewonnenen Einsichten.
Die Sitzung ist geschlossen.