Hinweis: Der Redeinhalt enthält nur die tatsächlich gesprochenen Worte des jeweiligen Politikers. Jede Art von Zwischenruf oder Reaktion aus dem Plenum wird aus dem Redeinhalt gelöscht und durch eine Positions-ID im Format ({ID}) ersetzt.
Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die
Sitzung ist eröffnet.
Ich begrüße Sie alle sehr herzlich zu unseren heutigen
abschließenden diesjährigen Haushaltsberatungen.
Wir setzen die Haushaltsberatungen - Tagesord-
nungspunkt I - fort:
a) Zweite Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2011 ({0})
- Drucksachen 17/2500, 17/2502 -
b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses ({1}) zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung
Finanzplan des Bundes 2010 bis 2014
- Drucksachen 17/2501, 17/2502, 17/3526 Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Barthle
Carsten Schneider ({2})
Roland Claus
Ich rufe den Tagesordnungspunkt I.18 auf:
Einzelplan 10
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
- Drucksachen 17/3510, 17/3523 Berichterstattung:
Abgeordnete Georg Schirmbeck
Heinz-Peter Haustein
Roland Claus
Zum Einzelplan 10 liegt je ein Änderungsantrag der
Fraktion der SPD, der Fraktion Die Linke und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vor.
Interfraktionell wurde vereinbart, darüber eineinhalb
Stunden zu debattieren. - Ich sehe, damit sind Sie einverstanden. Dann können wir so verfahren.
Ich eröffne die Aussprache. Als erster Redner hat das
Wort der Kollege Ulrich Kelber für die SPD-Fraktion.
({3})
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
Herren! In Deutschland und in der Europäischen Union
werden derzeit für den Verbraucherschutz wichtige Fragen entschieden. Die Frage hier ist: Wo war die Ministerin bei der Behandlung dieser Themen?
({0})
Dieser Deutsche Bundestag debattiert ein sogenanntes Energiekonzept, durch das das Oligopol von Energiekonzernen, das den Verbraucherinnen und Verbrauchern
schadet, auf Jahrzehnte zementiert werden soll. Dazu
gibt es kein Wort der Verbraucherschutzministerin. Dieser Deutsche Bundestag hat in der letzten Sitzungswoche
über eine sogenannte Gesundheitsreform entschieden,
durch die die Finanzierung von Gesundheit einseitig auf
die Seite der Patienten, also der Verbraucherinnen und
Verbraucher, gelegt wird. Gleichzeitig wurden Versicherungskonzernen und Pharmakonzernen zusätzliche Einnahmen gesichert. Von der Verbraucherschutzministerin
gab es zu diesem Thema nur ein Lächeln.
In der Europäischen Union wird über die Gemeinschaftsaufgabe Agrarpolitik entschieden, über die Frage,
wie die Agrarpolitik bis 2020 ausgerichtet sein soll. Eine
öffentliche Diskussion, eine Einbindung der Zivilgesellschaft finden nicht statt. Die Ministerin schweigt nur.
Hinter den Türen praktiziert man lobbyverhaftetes,
krampfhaftes Festhalten an überkommenen Strukturen.
So gibt man jeden Einfluss in Europa auf.
({1})
Redetext
Es gibt die Methode Aigner. Erster Bestandteil ist:
Ankündigen und nicht einlösen. Ich nehme das Beispiel
des Datenschutzes. Die neuen sozialen Netzwerke, die
Datensammlungen der Banken, die Datensammlungen
der Versicherungskonzerne, das alles sind Themen, um
die sich eine Verbraucherschutzministerin in Deutschland kümmern sollte. Ergebnis: Ilse Aigner kündigt ihr
Konto bei einem sozialen Netzwerk. Entschuldigung, so
hilflos darf eine deutsche Ministerin einfach nicht wirken. Das ist nicht in Ordnung. Sie hätten dort ansetzen
müssen, wo Sie Möglichkeiten zur Einflussnahme gehabt hätten. Sie hätten etwa das sogenannte Safe-HarborAbkommen mit den USA revidieren können, damit auch
deutsche Daten dort geschützt sind. Da hätten Sie tätig
werden müssen und nicht bloß Ihren eigenen Account
kündigen dürfen. Das ist etwas zu wenig.
({2})
Ein anderes Thema: giftiges Kinderspielzeug. Noch
in der Großen Koalition, in der Sie schon Ministerin waren, gab es dazu einen gemeinsamen Beschluss von
CDU/CSU und SPD. Zwei Jahre lang ist nichts passiert.
Vor einigen Wochen wurde ein Arbeitskreis in Brüssel
gegründet. Wo ist der Druck aus Deutschland?
Ein letztes Beispiel. Sie haben gesagt, dass die Gelder
für Strafen, die das Kartellamt gegenüber Firmen verhängt, die Kartelle gebildet und den Verbraucherinnen
und Verbrauchern geschadet haben, abgeschöpft und zur
Stärkung des Verbraucherschutzes eingesetzt werden; die
entsprechende Ankündigung ist mehrfach nachlesbar.
Was ist passiert? Ich habe den gesamten Haushalt zehnmal durchgelesen - Peter Bleser, verbraucherschutzpolitischer Sprecher der CDU/CSU, vielleicht habe ich etwas
übersehen -: Nichts steht drin; die Ankündigung wurde
wieder nicht eingehalten.
({3})
Schlimmer aber noch, als Dinge anzukündigen und
nicht einzulösen, ist es, nette Dinge anzukündigen und
das Gegenteil zu tun. Da ist das Beispiel der Grünen
Gentechnik. Wenn die Ministerin als CSU-Politikerin
unterwegs ist, vermittelt sie den Eindruck, man sei dagegen; in Wirklichkeit wird in Europa kein Einsatz gezeigt,
wenn jetzt die Chance besteht, dafür zu sorgen, dass in
Zukunft die Nationalstaaten darüber entscheiden. Sie
wollen die Nulltoleranz gegenüber nicht getesteten,
nicht zugelassenen genetisch veränderten Organismen in
Deutschland aufgeben. Sie wollen Deutschland zum
Freilandversuch für nicht getestete GVO machen.
({4})
Zudem wollen Sie - man muss nur in den Haushalt
schauen - zusammen mit Ministerin Schavan in den
nächsten sechs Jahren 2,4 Milliarden Euro für die Bioökonomieforschung ausgeben. Schaut man hinter die
Kulissen, dann erkennt man: Bei dem Titel geht es um
nichts anderes als um die Förderung der Forschung im
Bereich der Grünen Gentechnik mit 2,4 Milliarden Euro,
zusätzlich zu den Mitteln aufgeschüttet, die es schon
heute gibt.
({5})
Das ist der entscheidende Punkt. Es geschieht trotz des
klaren Urteils des Bundesverfassungsgerichtes, das eine
klatschende Ohrfeige für Schwarz-Gelb und ihre Position zur Grünen Gentechnik war.
({6})
- 2,4 Milliarden Euro in sechs Jahren, Herr Kollege. Sie
sollten den Haushalt, den Sie heute Nachmittag in namentlicher Abstimmung verabschieden wollen, lesen,
damit Sie wissen, was drinsteht; zumindest wir von der
Opposition tun das.
Der Betrag von 2,4 Milliarden Euro ist deswegen
spannend, weil wir auch einen Haushaltstitel haben, der
„Zuschüsse zur Förderung des ökologischen Landbaus“
heißt. Er beträgt nicht 2,4 Milliarden Euro in sechs Jahren, sondern 16 Millionen Euro.
({7})
- 16 Millionen Euro im Jahr; das sind 96 Millionen Euro
in sechs Jahren, Herr Schirmbeck.
({8})
Das ist weniger als 2,4 Milliarden Euro. - Schwarz-Gelb
hat hier gesagt: Auch alle anderen sollen auf diese Mittel
zugreifen können, auch die Pestizidforschung und die
Gentechnikforschung. Das heißt, die Mittel dieses Miniprogramms für den ökologischen Landbau werden von
Ihnen für den eigentlichen Zweck weiter zusammengestrichen.
({9})
Sie reden immer gerne von Transparenz; aber wo sind
Ihre Vorschläge, wie das Verbraucherinformationsgesetz
weiter ausgestaltet werden soll? Ihr eigenes Haus hat
eine Umfrage durchgeführt, um herauszufinden, was die
Verbraucherinnen und Verbraucher wünschen und für
sinnvoll halten. Als die Ergebnisse vorlagen, haben Sie
in Europa genau das Gegenteil ausgehandelt.
Es ist das eine, dass man etwas ankündigt und es dann
nicht einlöst oder das Gegenteil macht. Das andere ist
Ihr mangelnder Einfluss im Kabinett. Der Bundeswirtschaftsminister plant, die Schlichtungsstelle Energie
beim BDEW anzusiedeln. Das ist der Berufsverband der
Energie- und Wasserwirtschaft, in dem die vier großen
Energiekonzerne über 60 Prozent der Stimmrechte verfügen. Frau Ministerin, glauben Sie wirklich, dass dieser
Verband eine Schlichtungsstelle einrichten wird, die zugunsten der Verbraucherinnen und Verbraucher entscheidet? Oder wird die Schlichtungsstelle eher zugunsten der
Konzerne entscheiden, die im Verband 60 Prozent der
Stimmrechte halten?
Nach der Finanzkrise war der Anlegerschutz ein
wichtiges verbraucherschutzpolitisches Thema. Am ersten Entwurf eines entsprechenden Gesetzes war die Verbraucherschutzministerin gar nicht beteiligt. Der jetzige
zweite Entwurf sieht keine Regelung für den gesamten
grauen Kapitalmarkt vor. Da kann man als Ministerin
nicht nur lächeln; da müsste man kämpfen.
Ich gebe zu: Das Eckpunktepapier zum Datenschutz
aus dem Verbraucherschutzministerium war ambitioniert. Der Innenminister hat aber die Umsetzung blockiert. Wo werben, wo kämpfen Sie für Ihre Inhalte? Das
bleibt der Öffentlichkeit verborgen.
({10})
In der letzten Haushaltsdebatte haben wir aufgezeigt,
dass Sie eine Ankündigungsministerin sind. Das reicht
aber nicht mehr als Beschreibung; das kann man nicht
einfach wiederholen.
({11})
Es gibt Bereiche, in denen Sie gehandelt haben; oft war
es das Gegenteil von dem, was Sie vorher vertreten haben. Für ein solches Verhalten gab es früher im öffentlich-rechtlichen Fernsehen eine Sendung: Vorsicht Falle!
Nepper, Schlepper, Bauernfänger. Das umschreibt die
Arbeit der deutschen Verbraucherschutzministerin.
Vielen Dank.
({12})
Das Wort hat nun der Kollege Georg Schirmbeck für
die CDU/CSU-Fraktion.
({0})
Sehr verehrte Frau Präsidentin! Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen! Ich darf mich zuerst ganz herzlich bei der Haushaltsabteilung des Ministeriums bedanken. Die Zusammenarbeit war wie in den vergangenen
Jahren erstklassig; das darf ich einmal so sagen. Der eine
oder andere kann das ja vielleicht Herrn Hahn und seiner
Mannschaft übermitteln. Im Haushaltsausschuss hat man
Gelegenheit, die Haushaltsabteilungen der verschiedenen Ministerien kennenzulernen. Ich glaube, Frau Ministerin, Ihre Truppe ist nicht die schlechteste. Ich würde
sagen: Ausgezeichnete Zusammenarbeit!
({0})
Herr Kelber hat hier eben ausgeführt, dass Sie keinen
Einfluss haben. Ich kann feststellen, dass das, was wir
mit den Fachpolitikern und dem Ministerium verabredet
haben, in den Beratungen im Haushaltsausschuss ohne
große Diskussion reibungslos durchgelaufen ist.
({1})
Das zeigt, dass das professionell vorbereitet und überzeugend aufbereitet worden ist. So kann man erfolgreiche Politik machen. Dazu, dass Sie, Herr Kelber, sich
hier hingestellt und gesagt haben, die Ministerin habe
keinen Einfluss, sage ich: Nein, im Gegenteil, sie arbeitet ganz hervorragend. Das gilt auch für die Zusammenarbeit mit Peter Haustein, mit dem die Zusammenarbeit
ebenfalls Spaß macht.
({2})
Herr Kelber, Sie haben die große Gabe, hier eine
Haushaltsrede zu halten und dabei eigentlich gar nicht
über den Haushalt zu sprechen.
({3})
Deshalb ist es meine Aufgabe, Ihnen etwas dazu zu sagen. Nehmen Sie einmal zur Kenntnis, dass wir in diesem Jahr weniger Mittel zur Verfügung haben. Wenn wir
redlich miteinander umgehen, müssen wir uns eingestehen, dass wir auch in den kommenden Jahren weniger
Mittel zur Verfügung haben werden.
({4})
Die Kunst liegt darin, Politik zu machen und dabei mit
dem vorhandenen Geld auszukommen. Wir kommen mit
dem Geld aber nur aus, wenn wir in den verschiedenen
Bereichen effizienter werden. Wenn Sie als der größte
Lobbyist, den der Deutsche Bundestag überhaupt hat,
hier sagen, wir machten Lobbypolitik, dann müssten Sie
auch einmal sehen, welche Anträge Sie stellen. Sie sagen: Da 1 Million Euro mehr, da 500 000 Euro mehr und
da und da und da. - Das ist genau die Klientelpolitik, die
wir nicht machen.
({5})
Wir finanzieren Zukunft. Wir finanzieren soziale Sicherheit. Nehmen Sie einmal zur Kenntnis, dass von unserem Etat in Höhe von 5,4 Milliarden Euro 3,7 Milliarden Euro für die soziale Sicherheit im ländlichen Raum
ausgegeben werden. Darauf sind wir stolz. Diese soziale
Sicherheit garantieren wir auch für die Zukunft.
({6})
Sie haben eben ausgeführt, die Ministerin halte nicht
Wort. Wir halten Wort. Bei dem, was wir in den vergangenen Jahren angekündigt haben, halten wir Wort. Wir
haben gesagt, welche Mittel wir für das Grünlandmilchprogramm zur Verfügung stellen, und diese Mittel sind
in diesen Haushalt eingestellt worden. Wir halten also
Wort.
({7})
Wir haben gesagt, was wir bezüglich der Gasölverbilligung vorhaben. Diese Mittel sind zur Verfügung gestellt worden, auch wenn uns das schwergefallen ist,
weil die Mittel insgesamt weniger geworden sind. Also
können sich unsere Bauern im ländlichen Raum auf uns
verlassen. Wir haben Wort gehalten.
({8})
Dann stellen Sie sich hier als der Schutzheilige des
Verbraucherschutzes hin. Tatsache ist, dass die Mittel,
die wir in den vergangenen Jahren für Verbraucherschutz
in den Haushalt eingestellt haben, auch in diesem Jahr
eingestellt wurden. Zusätzlich nehmen wir neues Geld in
die Hand, das vom Finanzminister zur Verfügung gestellt wurde. Das sind 10 Millionen Euro, um eine neue
Stiftung Verbraucherschutz einzurichten. Sie müssen
doch akzeptieren, dass es eine Leistung ist, in Zeiten
knapper Kassen 10 Millionen Euro zur Verfügung zu
stellen.
({9})
Worum geht es eigentlich?
({10})
Es geht darum, Deutschland zukunftsfähig zu machen.
Gerade im ländlichen Raum, in der Landwirtschaft, in
der Forstwirtschaft, im Gartenbau und in der Fischerei,
müssen wir forschen und entwickeln, damit wir uns den
zukünftigen Herausforderungen stellen können. Das ist
wichtig für die wirtschaftliche Entwicklung. Das ist aber
auch unter dem Gesichtspunkt des Verbraucherschutzes
wichtig. Wir dürfen feststellen: Für die Ressortforschung, die wir vor zwei Jahren umgebaut haben, bei der
eine gute Arbeit geleistet wird, bei der immer effizienter
gearbeitet wird, stellen wir für die Institute im nächsten
Jahr in aller Regel mehr Geld zur Verfügung. Auch das
ist eine Leistung, über die wir sprechen sollten; denn in
diesen Bereichen entscheidet sich die Zukunftsfähigkeit
dieser Branche. In diesen Bereichen entscheidet sich, ob
wir in Zukunft im ländlichen Raum Wohlstand generieren können. Wir haben in diesem Bereich ein Weltklasseniveau, das wir weiter ausbauen wollen. Darauf sind
wir stolz, und das lassen wir uns hier nicht kleinreden.
({11})
Unser Engagement für diesen Bereich zeigt sich beispielsweise auch daran, dass wir die Mittel für die
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe aufgestockt haben. Ich sage immer: Vor dem Hintergrund knapper Mittel machen wir aus 50 53 Millionen Euro. Auch das ist
eine Leistung. Wir machen der Wirtschaft und den Forschungsinstituten damit ein Angebot. Auch darauf können wir stolz sein.
Die UNO ist eine Organisation, die sich um alle großen Themen dieser Welt kümmert. Also gibt es mal das
Jahr des Wassers und mal das Jahr des Verbraucherschutzes.
Nächstes Jahr gibt es das Jahr der Wälder. Der Bund,
aber auch die Länder und der eine oder andere Verband
machen dazu Öffentlichkeitsarbeit. Es werden Informationsbroschüren gedruckt, Anzeigen geschaltet und Veranstaltungen durchgeführt. Aber wir tun nicht nur das.
Wir geben auch zusätzliches Geld, um die Qualität unserer Böden zu verbessern, die durch Umweltverschmutzung versauert sind. Wir reden also nicht nur, sondern
wir machen ganz konkret etwas, indem wir Mittel zur
Verfügung stellen. Wir machen aber noch etwas anderes:
Obwohl überall Stellen abgebaut werden, schaffen wir in
diesem Bereich zusätzliche Stellen für Förster, um die
Qualität unserer Arbeit auch zukünftig zu verbessern.
Das ist eine Investition in die Zukunft.
({12})
Ich hatte die Ehre, am Montag und Dienstag mit
Staatssekretär Müller in Moskau zu sein. Wenn man dort
mit den verantwortlichen Agrarpolitikern spricht, dann
stellt man fest, dass wir in Deutschland eigentlich alles
haben, was sie gebrauchen können. Wenn wir ihnen im
Rahmen von Gesprächen und eines Erfahrungsaustausches zeigen, wie man das eine oder andere entwickeln
kann, dann haben wir ungeahnte Möglichkeiten, dorthin
zu exportieren und unsere Dienstleistungen, Waren,
Tiere und Ideen zu verkaufen. Herr Staatssekretär
Müller, die Arbeit, die Sie im Bereich der Exportförderung leisten, ist beispielhaft für eine gute Wirtschaftspolitik, die wir in Deutschland betreiben müssen, um
Wertschöpfung im ländlichen Raum zu generieren. Deshalb sind die Mittel dafür im Haushalt nicht gekürzt worden.
({13})
Wir machen innerhalb dieses Einzelplans auch etwas,
was vielen nicht bekannt ist: Wir lassen ein Fischereiforschungsschiff bauen, um auf diesem Gebiet führend
in der Welt zu sein und um neue Erkenntnisse zu erlangen. Ein solches Schiff hat es in dieser Form auf der
Welt noch nicht gegeben. Wir werden eine entsprechende Ingenieurleistung an das Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei vergeben.
Auch da haben wir zusätzliche Planstellen bekommen.
Ich betone das deswegen, weil sonst immer Stellen eingespart werden müssen. Mit diesen neuen Stellen sorgen
wir dafür, dass wir mehr Expertise beim Bundesforschungsinstitut haben werden. Mit diesem Fischereiforschungsschiff werden wir die Dienstleistungen zur
Verfügung stellen können, die für die Erforschung des
Fischbestandes in unseren Weltmeeren notwendig ist.
Auch da gehen wir also mit gutem Beispiel voran.
Wir konnten die Ansätze - über diesen Punkt habe ich
in den letzten beiden Haushaltsberatungen schon gesprochen - bei der GAK nicht in der Höhe halten, die bisher
im Haushalt vorgesehen war. Wenn nämlich kein zusätzGeorg Schirmbeck
liches Geld zur Verfügung steht, müssen wir überlegen,
woher wir die Mittel nehmen können. Deswegen war die
Kürzung bei der GAK unabwendbar. Das war vorhersehbar; das habe ich wiederholt angekündigt. Aus heutiger
Sicht muss ich sagen: Ich kann nicht vorhersagen, welches Niveau wir im nächsten Jahr halten können. Wenn
man in anderen Bereichen Schwerpunkte setzt, dann
muss man auch aufzeigen, was man bei der GAK nicht
mehr leisten kann. Wir wollen nämlich nicht so tun, als
könnten wir zaubern.
Man muss aber auch diesen Punkt sehen: Herr Kelber,
Sie haben vorhin gesagt, die Ministerin habe ihre
Stimme nicht erhoben, als es um das EEG ging.
({14})
Das EEG bedeutet für viele Bereiche im ländlichen
Raum Wirtschaftsförderung. Viele Bauern profitieren
davon. Wir müssen aber auch sehen, dass es konkurrierende Interessen im ländlichen Raum gibt. Der eine oder
andere Wirtschaftsbereich wird vom EEG nicht profitieren. Nehmen wir das Beispiel Biogasförderung. Der eine
Bauer ist in diesem Bereich unternehmerisch tätig und
hat durch die Förderung einen Vorteil. Der andere Bauer
beklagt, dass die Pachtpreise steigen und dass er über gewisse Flächen nicht verfügen kann. Auch da gibt es also
unterschiedliche Interessen. Aber insgesamt führt das
EEG dazu, dass es mehr Wertschöpfung im ländlichen
Raum gibt, sodass man sagen kann: Der eine oder andere
hat als Energiewirt jetzt eine Chance, die er in der Vergangenheit nicht gehabt hat.
({15})
Ich darf zusammenfassen und feststellen: Dies ist ein
berechenbarer Haushalt. Wie wir es vorhergesagt haben,
haben wir Wort gehalten. Wir haben Schwerpunkte gesetzt, die die positive Entwicklung im ländlichen Raum
fördern. Wenn ich heute durch unsere Landschaften
fahre, dann stelle ich fest: Überall in der Landwirtschaft
und in der Forstwirtschaft wird gebaut. Es wird in einem
Umfang investiert, den wir in der Vergangenheit nicht
gekannt haben. Das führt zu einer guten Konjunktur
- wie überall in Deutschland - in der Land- und Forstwirtschaft. Über diese wirtschaftliche Entwicklung
freuen wir uns.
Dies ist ein guter Etat. Ich sage herzlichen Dank dafür, dass Sie unsere Arbeit so tatkräftig unterstützen.
({16})
Das Wort zu einer Kurzintervention hat der Kollege
Ulrich Kelber.
({0})
Herr Kollege Schirmbeck, das haben Sie sich selbst
zuzuschreiben, weil Sie sich einen Spaß daraus machen,
mich in jeder Ihrer Reden als Lobbyisten zu beschimpfen, und zwar persönlich. Sie beziehen sich dabei darauf,
dass mein Kreisverband - ich glaube, es gibt keinen
Kreisverband der CDU, der das Gleiche macht - über
das gesetzliche Maß hinaus alle Spenden veröffentlicht
und sie einmal jährlich über die Medien verbreitet. Übrigens haben die Bonnerinnen und Bonner das mit einem
Direktmandat honoriert, obwohl bei den Zweitstimmen
die CDU 10 Prozent vorn gelegen hat.
Ich finde es nur dreist, dass Sie das tun. Ihr Kreisverband veröffentlicht nichts. Sie persönlich sind unter den
Top Ten bei der Zahl der Nebenjobs der Mitglieder im
Deutschen Bundestag,
({0})
und für Ihre Dienstwagenaffäre interessiert sich der
Staatsanwalt. Ich glaube, Sie sollten ganz vorsichtig sein
in dem Doppelglashaus, in dem Sie sitzen.
({1})
Herr Kollege Schirmbeck.
Herr Kollege Kelber, nehmen wir mal das Letztere.
Für meine Dienstwagenaffäre interessiert sich nicht der
Staatsanwalt. Das ist eine ganz falsche Aussage, um das
hier mal so festzustellen.
({0})
Im Übrigen werfen wir Ihnen auch überhaupt nicht vor,
dass Sie Spenden annehmen.
({1})
- Das ist ja ganz schön. Dass die Organisationen, die Sie
stützen, nennenswerte Spenden geben, ist alles zulässig,
und das werden Sie ordentlich deklariert haben. Nur, der
FDP beispielsweise vorzuwerfen, dass sie Spenden von
einer bestimmten Interessengruppe erhält, obwohl Sie
selbst von einer Interessengruppe bzw. ihrer Organisation Spenden bekommen, ist unredlich.
({2})
Wenn ein Kreisverband, hinter dem ein Abgeordneter
steht, 100 000 Euro bekommt und eine Bundesorganisation 1 Million erhält, dann ist die Million, würde ich sagen, doch ein relativ übersichtlicher Betrag.
In jeder Debatte hier kommen Sie immer mit diesen
Vorwürfen. Wenn Sie diese Vorwürfe hier immer wieder
erheben, dann müssen Sie sich von mir gefallen lassen,
dass ich Ihnen das andere auch immer wieder vorhalte,
und das wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich
Ihnen das aufs Butterbrot geschmiert habe.
({3})
Nun hat die Kollegin Karin Binder für die Fraktion
Die Linke das Wort.
({0})
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Meine Damen und Herren! Nur 1 Prozent der Mittel des
Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz soll in die direkte Verbraucherpolitik
fließen. Mit Blick auf die mangelhafte Anlageberatung
bei Banken, Abzocke am Telefon und im Internet, Gift in
Kinderspielzeug und zunehmende Probleme mit Verbrauchertäuschung bei Lebensmitteln stellt die Linke
fest: Frau Aigner, Ihre Bemühungen sind unzureichend.
({0})
Es reicht nicht, die EU-Kommission um die Änderung einer Richtlinie zu bitten. Den Missbrauch von Verbraucherdaten beenden Sie nicht mit der Kündigung der
Mitgliedschaft bei Facebook, Schadstoffe in Kinderspielzeug verhindern Sie nicht durch Pressemitteilungen
und Sonntagsreden.
Die Schwerpunkte der politischen Arbeit eines Ministeriums zeigen sich normalerweise in der Haushaltsplanung. Der vorliegende Entwurf zeigt dies allerdings
nicht.
Die Opposition hat bereits im Vorfeld der heutigen
Debatte die Missstände im Aigner-Ministerium offengelegt. Erstens. Der Verbraucherhaushalt ist ideenlos und
orientiert sich vor allem an den Interessen der Lebensmittelindustrie. Zweitens. Die grundlegenden Pflichtaufgaben werden vernachlässigt. Drittens. Die Verbraucherinnen und Verbraucher bleiben außen vor.
Wieso und warum, das sage ich Ihnen jetzt. - In Artikeln der Wirtschaftspresse wird die Lebensmittelindustrie als Gewinnerin der Krise bezeichnet. Nahrungsmittel werden immer gebraucht, und der Preisdruck
deutscher Discounter auf die Hersteller hat dafür gesorgt, dass deutsche Hersteller im Ausland inzwischen
verstärkt absetzen können und schon seit 2008 deutliche
Zuwächse in ihren Auslandsumsätzen verzeichnen.
({1})
Diese Krisengewinnler bekommen nun noch Steuergelder obendrauf, um weiter Werbung im Ausland zu machen. Im ministerialen Sprachgebrauch heißt das: Verstärkung der Außenhandelsbeziehungen.
({2})
Kleine Betriebe, die Lebensmittel aus der Region vor
Ort vermarkten wollen, also die regionale Wirtschaft und
Beschäftigung stärken, gehen wieder einmal leer aus.
Das ist nicht im Interesse der Verbraucherinnen und Verbraucher.
({3})
Ein weiterer Kritikpunkt: Das Ministerium kommt
seiner grundgesetzlichen Pflicht zur Gesundheitsvorsorge nicht nach. Wie das? Durch den Streichungshaushalt der Bundesregierung können im Bundesinstitut für
Risikobewertung, BfR, wichtige Aufgaben nicht oder
nur unzulänglich wahrgenommen werden.
({4})
Dort sind mittlerweile 40 Stellen unbesetzt, die aber zur
Erfüllung gesetzlicher Pflichtaufgaben dringend erforderlich wären. Obwohl sie vom Bundestag beschlossen
sind, werden sie von Frau Aigner nicht freigegeben.
Zur Erinnerung: Das BfR hat die gesetzliche Aufgabe, den höchstmöglichen Schutz der Menschen vor
gesundheitlichen Gefahren zu gewährleisten. Vor dem
Hintergrund globalisierter Märkte, ständig neuer Zusatzstoffe und Chemiecocktails in Lebensmitteln und Verbrauchsgütern, zum Beispiel in Spielzeug, steht das Institut vor enormen Aufgaben. Mit der Umsetzung des
europäischen Chemikalienrechts wurden dem BfR zusätzliche Aufgaben übertragen. Während Frau Aigner
spart, gelangen immer neue Schadstoffe in die Verkaufsregale. So funktioniert das nicht. Verbraucherschutz
sieht anders aus.
({5})
Ein weiteres Beispiel. Verbraucherinnen und Verbraucher wünschen sich eine klare Kennzeichnung der
Lebensmittel. Die Lebensmittelindustrie hingegen versucht zunehmend, die Menschen zu täuschen. Was ist
hier das Rezept der Ministerin? Der sogenannte mündige
Verbraucher kann herausfinden, was in den Lebensmitteln ist, indem er es auf der Verpackungsrückseite nachliest. Dort steht es in 1,2 Millimeter kleiner Schrift.
({6})
Frau Aigner, eine klare Kennzeichnung der Nährwerte mit den Ampelfarben haben Sie mit allen Mitteln
bekämpft. Warum? Bei vielen Fertigprodukten hätten die
Hersteller zugeben müssen, dass sie zu viel Zucker, Fett
oder Salz einsetzen. Die Hersteller wären also als Dickmacher der Nation aufgeflogen. Schutz von Verbraucherinnen und Verbrauchern sieht anders aus, Frau Aigner.
Viele Menschen wünschen sich auch eine klare Kennzeichnung zur Gentechnik. Im Jahre 2008 hat das Ministerium das Label „Ohne Gentechnik“ aus dem Hut gezaubert. Trotz einiger Kritik im Detail sage ich: Dies ist
eine nachvollziehbare Kennzeichnung. Aber man muss
sie auch wollen. Das Label ist jedoch mehr oder weniger
unter dem Ladentisch verschwunden.
Das Bio-Siegel zeigt beeindruckend, wie ein solches
Label von den Verbraucherinnen und Verbrauchern anKarin Binder
genommen wird, wenn man es entsprechend bekannt
macht und bewirbt. 90 Prozent der Menschen kennen
das Bio-Siegel, aber bisher kennen nur 14 Prozent der
Menschen die Kennzeichnung „Ohne Gentechnik“. Das
belegt eine aktuelle Untersuchung der Fachhochschule
Münster. Es wäre notwendig, hier Mittel in die Hand zu
nehmen, Frau Aigner, aber Sie überlassen die Verbraucherinnen und Verbraucher sich selbst. Verbraucherschutz sieht anders aus, Frau Ministerin.
Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit, meine Damen und Herren.
({7})
Das Wort hat der Kollege Heinz-Peter Haustein für
die FDP-Fraktion.
({0})
Sehr verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten
Damen und Herren! Heute geht es um den Einzelplan 10. Auf der Anzeigetafel dort drüben steht: Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz. Bei dem Wort
„Ernährung“ können wir ruhig etwas mehr nachdenken.
Ich kann mich gut daran erinnern, dass meine Großmutter in ihrer Bodenkammer immer einen Betonkübel mit
Getreide hatte, weil sie den Hungerwinter 1917 erlebt
hatte. Wir tun so, als sei die Versorgung mit Lebensmitteln ganz normal. Ich kann mich gut erinnern, zu Ostzeiten, in der DDR, sagte man: Ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein. - Nitschewo, nichts!
({0})
Wir können froh und dankbar sein, dass wir ein Ministerium haben, das kompetent ist und die Aufgaben wahrnimmt, dass wir Fachpolitiker haben, die sich darum
kümmern,
({1})
dass alles in die richtigen Bahnen gelenkt wird, dass wir
Haushälter wie Schorsch Schirmbeck haben, die mit mir
und den anderen Berichterstattern zusammen die Zahlen
in eine ordentliche Form gießen. Deshalb, liebe Freunde,
brauchen wir keine Angst haben, dass sich so etwas wie
der Hungerwinter 1917 wiederholt.
({2})
Schauen Sie sich diesen Haushalt an. Wir haben gespart; denn sparen ist das Gebot der Stunde. Wir können
nicht noch mehr Schulden auf unsere Kinder verlagern.
Die Einsparung beträgt 6 Prozent. Das entspricht 345 Millionen Euro - ein ganzer Batzen Geld. So verbleiben in
diesem Haushalt noch 5,491 Milliarden Euro.
Nun zeigt sich das soziale Gewissen dieser Regierung: 68 Prozent davon fließen in den Bereich Soziales.
({3})
Damit werden die Bauern, die Landwirte unterstützt.
Wir sorgen dafür, dass die Lohnnebenkosten konstant
bleiben; denn der Bauer, der Landwirt, unsere Freunde
in der Fischerei befinden sich im Wettbewerb. Sie sind
Unternehmer. Unternehmer müssen von der Politik erwarten können, dass sie die notwendigen Rahmenbedingungen bekommen, um im Wettbewerb mit ihren Kollegen im Ausland, in Europa, weltweit zu bestehen.
Insofern haben wir richtige Prioritäten gesetzt.
Erstens wird der Agrardiesel - ein wichtiges Instrument für unsere Landwirtschaft - weiter gestützt.
({4})
Allerdings sind unsere Landwirte auch bei einem Steuersatz von 26 Cent pro Liter benachteiligt. In Frankreich
zahlen die Bauern nur 5,5 Cent pro Liter.
({5})
Zweitens haben wir dafür gesorgt, dass die Lohnnebenkosten konstant bleiben.
Drittens - dieser Punkt wurde bereits erwähnt komme ich auf den Ökolandbau zu sprechen.
({6})
Ich sage euch: Der Ökolandbau ist ein wichtiges Element und hat Zukunft.
({7})
Da es gerade um den Haushalt geht, nenne ich Ihnen die
Zahlen: Von 16 Millionen Euro haben wir 2007 nur
13,6 Millionen Euro, 2008 nur 12,1 Millionen Euro und
2009 nur 14 Millionen Euro abgerufen.
({8})
Liebe Freunde, es ist doch recht und billig, dass wir den
Rahmen der Möglichkeiten der Antragstellung verbreitern.
({9})
Wir wollen auch anderen die Möglichkeit geben, Fördermittel zu beantragen.
({10})
- Wer schreit, hat unrecht.
({11})
Die Forschungsausgaben für gesunde Ernährung,
nachhaltigen Gartenbau, Landwirtschaft, Forstwirtschaft
und Klimaschutz haben wir sogar aufgestockt. Sie betragen 8,5 Millionen Euro. Das sind 3,2 Millionen Euro
mehr, als 2009 abgeflossen sind.
Nun komme ich zum Verbraucherschutz, liebe
Freunde.
({12})
Die Stiftung Warentest ist für uns, die Verbraucher, ein
wichtiger Indikator. Weil ihr immer von Klientelpolitik
redet: Natürlich sind die Verbraucher unsere Klientel,
und wir kümmern uns um sie.
({13})
Auch in diesem Jahr stellen wir der Stiftung Warentest,
obwohl wir sparen müssen, 20 Millionen Euro zur Verfügung; denn diese Stiftung braucht mehr Stiftungskapital. Damit wird sie unabhängiger von Zinsschwankungen und freier in ihren Entscheidungen.
Alles in allem ist das ein solides Zahlenwerk. Wir
können froh sein, dass die christlich-liberale Koalition
regiert,
({14})
die sich für Bauern, Landwirte und unsere Landwirtschaft einsetzt.
({15})
Schaut nicht so schwarz in die Zukunft! Wir bekommen
das in unserem Land hin. Freut euch mit uns über den
Aufschwung, und freut euch mit uns darüber, dass die
christlich-liberale Koalition regiert.
({16})
In diesem Sinne, liebe Freunde, ein herzliches und
weihnachtliches Glückauf aus dem Erzgebirge!
({17})
Nächster Redner ist der Kollege Alexander Bonde für
die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.
Frau Präsidentin! Sehr verehrte Damen und Herren!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Debatte zeigt eines: Der Beitrag von Schwarz-Gelb zum Jahr der Wälder
besteht aus Pfeifen im Walde.
({0})
Wir diskutieren über den Einzelplan des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Den Bereich Verbraucherschutz hat die Ministerin quasi verpixeln lassen. Da passiert nichts. Da gibt es
nichts, was sich vorzeigen lässt. Was uns bleibt, ist die
Debatte über die Landwirtschaft. Es ist wichtig, dass wir
diese Diskussion führen; denn an dieser Stelle nehmen
Sie tatsächlich Veränderungen vor.
In der ersten Lesung dieses Haushalts haben wir
schon über Ihre Fixierung auf den Export und Ihren großen Stolz auf die Finanzierung der Weltschweinekonferenz und Ähnliches diskutiert. Wir haben im Laufe der
Beratungen überhaupt keine Veränderungen bei diesen
Prioritätensetzungen gesehen. Beim Thema Landwirtschaft haben Sie eine ganz klare Ausrichtung auf eine
bestimmte Klientel, eine bestimmte Großstruktur. Es
gibt eine klare Auseinandersetzung in der Frage: Geht es
uns eigentlich auch darum, die Qualität in der Landwirtschaft auch bei kleinen Betrieben in schwierigen Regionen wie im Schwarzwald aufrechtzuerhalten? Um diese
Auseinandersetzung geht es bei diesem Einzelplan. Da
helfen Wohlfühlappelle aus Sachsen relativ wenig; denn
hier geht es um eine harte Strukturentscheidung, die Sie
mit diesem Haushalt weiterführen.
({1})
Am deutlichsten wird das bei Ihrem Umgang mit dem
Bundesprogramm Ökologischer Landbau. Da haben
Sie in den letzten Jahren immer versucht, zu kürzen.
({2})
Sie haben dann - zu Recht - öffentlich richtig Druck bekommen. Opposition und Verbände konnten Ihnen nämlich deutlich machen, dass das nicht durchsetzbar ist.
Am Ende des Prozesses sind Sie dann zurückgerudert.
Dieses Mal haben Sie eine andere Strategie gewählt. Im
Fachausschuss haben Sie die Diskussion verweigert und
keine Anträge eingebracht.
({3})
Im Haushaltsausschuss hatten wir das Vergnügen, über
Berichterstattergespräche eine Debatte zu führen. Aber
auch da stand kein Antrag der Koalition im Raum. Erst
ganz am Schluss, nämlich in der Bereinigungssitzung,
kam dann der Antrag.
Dieses Mal haben Sie versucht, es schlauer zu machen, indem Sie nicht kürzen, sondern durch die Hintertür zweckentfremden.
({4})
Was ist da passiert? Die Koalition hat versucht, die
Zweckbestimmung zu verändern. Das ist sozusagen
eine Kürzung durch Fußnote, um es für die Menschen
draußen einmal zu übersetzen. Sie haben nämlich die
Zweckbestimmung des Bundesprogramms Ökologischer
Landbau von „Förderung des ökologischen Landbaus“
um „andere nachhaltige Formen der Landwirtschaft“ erweitert. Nun habe ich als Grüner nichts gegen Nachhaltigkeit.
({5})
Aber Ihre Definition von Nachhaltigkeit, die wir in der
Befragung im Ausschuss aus Ihnen herausgekitzelt haben, ist: Sie gehen davon aus, dass alles, was irgendwie
wächst, nachhaltig ist. Mit Verlaub, da springen Sie einfach zu kurz; denn mit genau dieser Erweiterung des
Programms öffnen Sie die Tür dafür, dass alles und jedes
aus diesem Programm gefördert werden kann. Wir sind
gespannt, ob versucht wird, die nächste Weltschweinekonferenz auch noch hier hineinzudrücken.
({6})
Da haben wir Sie erwischt. Stehen Sie wenigstens dazu!
Sie begehen hier einen Anschlag auf den Ökolandbau,
liebe Kolleginnen und Kollegen.
({7})
Es ist auch kein Zufall, dass Sie das tun. Im Bund kürzen Sie den Bereich der Forschungsgrundlagen und die
Weiterentwicklung dieses wichtigen Felds. Schauen wir
uns einmal an, was Sie in Landesverantwortungen tun:
Auch dort kappen Sie durch Zweckentfremdung die Gelder.
Schauen wir einmal vor Ort: In Baden-Württemberg
hat die CDU gerade ihren Landwirtschaftsminister ausgetauscht. Was war das Erste, was er gemacht hat? Er ist
eine zentrale Frage für diejenigen Bauern, die auf Ökolandbau umstellen wollen, angegangen. Sie alle wissen,
dass die ersten drei Jahre Umstellung die schwierigsten
sind. Hier braucht der Landwirt Unterstützung. Hinterher ist es für ihn ein gutes Geschäftsfeld. Aber die Umstellung ist der Schlüsselpunkt. Die Union in BadenWürttemberg hatte eine Verbesserung der Umstellungshilfen angekündigt. Das Erste, was der CDU-Landwirtschaftsminister nach seinem Amtsantritt gemacht hat,
ist, genau diese Mittel zu streichen, das heißt Hunderten
von Landwirten die Perspektive der Umstellung zu nehmen. Das hat nichts mit Vertrauensschutz und nichts mit
einer Priorität auf den Ökolandbau zu tun. Genau das
machen Sie auch mit dem Bundesprogramm. Das ist
eine abgekartete Strategie. Geben Sie das wenigstens offen zu!
({8})
Die Kolleginnen und Kollegen aus Schleswig-Holstein
könnten das Gleiche über die dortige schwarz-gelbe Regierung berichten. Am Ende geht es um eine harte Auseinandersetzung.
Kollege Schirmbeck, Sie haben mir nach meiner letzten Rede vorgeworfen, ich stünde für eine Museumsund Nostalgielandwirtschaftspolitik.
({9})
Ich kann Ihnen sagen: Damit sind Sie bei der ehemaligen
CDU-Wählerschaft im Schwarzwald gut angekommen,
die endgültig verstanden hat, dass die CDU die Bauern
im Regen stehen lässt.
({10})
Die Leute haben verstanden, dass Sie sich im Kern auf
ganz wenige Agrargroßkonzerne in dieser Republik konzentrieren und dass das, was Sie als Landwirtschaftspolitik bezeichnen, eine Verödungsstrategie für den ländlichen Raum ist.
({11})
Dieser Debatte stellen wir uns offen.
Ich habe da eine andere Vorstellung. Wir haben Ihnen
vorgelegt, wie man mit dem Agraretat auf Bundesebene
eine andere Steuerung vornehmen kann, wie man kleine
Familienbetriebe im ländlichen Raum in den Fokus nehmen kann und wie man innovative Formen der Landwirtschaft in den Blick nehmen kann, bei denen die
Frage des Klimaschutzes ernst genommen wird. Da
kneifen Sie überall. Die Leute müssen das jetzt bewerten. Mit Landwirtschaftspolitik hat das, was hier als Etat
vorliegt, längst nichts mehr zu tun.
Herzlichen Dank.
({12})
Nun hat die Bundesministerin Ilse Aigner das Wort.
({0})
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Es geht heute um den Haushalt des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Ich kann nur sagen: Er steht auf einer
sehr soliden, guten Basis,
({0})
die Verlässlichkeit ausstrahlt. Ich bedanke mich bei allen, die dazu beigetragen haben: bei den Berichterstattern, aber auch bei den Agrar- und Verbraucherpolitikern
insbesondere der Koalition.
({1})
Wir haben kürzen müssen; das ist richtig - Kollege
Schirmbeck hat das angesprochen -, weil es auch zu einer verantwortlichen Politik gehört, dass man sich in den
schwierigen Zeiten, in denen wir uns befinden, der Gesamtverantwortung stellt. Ich halte es für nicht verantwortlich und auch für nicht nachhaltig, dies zu verleugnen.
({2})
Wir haben das aber mit Maß und Ziel gemacht, und insbesondere da, wo es uns besonders wichtig ist, haben wir
Verlässlichkeit gezeigt.
Der größte Teil des Haushaltes - zwei Drittel - steht
für die Agrarsozialpolitik zur Verfügung. Ich gehe nicht
davon aus, dass Sie hier kürzen wollen.
({3})
- Ich wollte das nur einmal festgestellt haben; der Umfang der Kürzungsvorschläge ist ja sehr übersichtlich. Es ist gerade für kleine und mittlere Betriebe eine wichtige Strukturmaßnahme, die Mittel für die Agrarsozialpolitik dezidiert in unveränderter Höhe beizubehalten
und damit auch für diese Betriebe Verlässlichkeit zu erreichen.
Wir haben auch in schwierigen Zeiten Verlässlichkeit
beim Sonderprogramm Landwirtschaft gezeigt, und wir
haben insbesondere im Innovations- und Forschungsbereich Verlässlichkeit gezeigt.
Sehr geehrter Herr Kelber, Sie haben den BioÖkonomieRat und die biobasierte Wirtschaft kritisiert.
({4})
Dadurch zeigt sich letztendlich die Scheinheiligkeit, die
Sie hier an den Tag legen.
({5})
Es geht hier nicht um eine einzelne Sparte, sondern es
geht um eine Riesenherausforderung. Sie sagen immer
nur, wir dürften dies und jenes nicht tun. Es stellt sich
die Frage, wo die Energie von morgen eigentlich herkommt. Hier wird die biobasierte Wirtschaft einen ganz
wesentlichen Beitrag leisten müssen.
({6})
Wir wissen natürlich auch, dass das nicht ganz ohne
Schwierigkeiten gehen wird. Um vielleicht einmal die
Größenordnung klarzumachen: Um dies zu erreichen,
brauchen wir eine Verzweieinhalbfachung der Biomasse.
({7})
Das wird mit den bisherigen Konzepten nicht funktionieren.
({8})
- Natürlich, wir haben die Mittel für die Fachagentur
Nachwachsende Rohstoffe und diese Bereiche nicht gekürzt, sondern aufgestockt,
({9})
weil wir intelligente Bereiche brauchen und gerade eine
Mehrfach- bzw. Kaskadennutzung favorisieren müssen,
um Flächenkonkurrenzen zu vermeiden.
({10})
Deshalb zeigen wir auch hier Verlässlichkeit. Wir brauchen eine vernünftige Basis für die Gemeinsame Agrarpolitik.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, in dieser
Woche stand die Gemeinsame Agrarpolitik im Fokus.
Es ist noch nichts zu entscheiden, Herr Kelber; das sollten Sie vielleicht wissen. Wir stehen am Beginn von
langwierigen Verhandlungen.
({11})
Es gibt erste Vorschläge von Kommissar Dacian Ciolos.
Ich finde, das ist eine gute Grundlage, auf der wir diskutieren können.
Bevor wir darüber diskutieren, sollten wir aber genau
hinschauen, was wir in Deutschland schon gemacht haben. Wo stehen wir momentan?
Es gibt in Deutschland künftig keine produktionsfördernden Prämien mehr. Es erfolgt eine absolute Entkopplung; es wird keine Butterberge und keine Milchseen mehr geben. Es wird keine historischen Prämien
mehr geben. Das heißt: Derjenige, der früher einmal viel
produziert hat, erhält nicht automatisch in der Zukunft
auch viel, sondern wir stellen komplett auf eine regional
einheitliche Flächenprämie um. Das ist eine riesige
Umverteilung.
Den Grünlandstandorten werden 500 Millionen Euro
zusätzlich zur Verfügung gestellt. Sie sollten vielleicht
einmal zur Kenntnis nehmen, dass es in der Agrarpolitik
schon ein weitgehendes Greening gibt.
({12})
Hier werden wir weitermachen. Es ist überhaupt keine
Frage, dass wir weiter darüber verhandeln.
Was haben wir sonst noch alles? Wir haben 5 Millionen Hektar Grünland. 500 Millionen Euro fließen in
diese Förderung. Wir haben 10 Prozent Natura-2000Flächen und stecken 640 Millionen Euro in Agrarumweltmaßnahmen.
Wir sind selbstverständlich für neue Argumente zugänglich; das ist keine Frage. Entscheidend ist aber das
Wie. Es bringt nichts, wenn zum Schluss nur die Bürokratie blüht. Notwendig ist eine eindeutige Zuordnung
zur ersten und zweiten Säule. Es darf kein Durcheinander geben, in dem sich die Länder letztlich nicht mehr
beim Administrieren des Ganzen helfen können. Wir
werden alle Vorschläge gut und intensiv prüfen und sind
für gute Vorschläge offen.
({13})
Wir haben schon Vorschläge bekommen. Wir wissen,
dass eine gewisse Angleichung zwischen den osteuropäiBundesministerin Ilse Aigner
schen und den westeuropäischen Ländern notwendig ist.
Wir brauchen aber keine einheitliche Flächenprämie,
wie sie vorgeschlagen worden ist. Die haben wir verhindert.
({14})
Wir sind dazu bereit, auch hierüber weiter zu verhandeln. Das habe ich übrigens schon immer gesagt. Deshalb habe ich in diesem Jahr 16 europäische Länder besucht, um mit den Kolleginnen und Kollegen dort direkt
zu diskutieren.
Das ist vielleicht der Unterschied zwischen Ihnen und
mir: Ich mache nicht alles über die Presse.
({15})
- Nein. ({16})
Gerade in diesem Bereich - das ist der Unterschied; das
können Sie vielleicht nicht unterscheiden - ist es entscheidend, mit den Menschen direkt vor Ort zu diskutieren, um zu wissen, wo die Verhandlungslinien sind.
Wir haben mindestens zwei Jahre Verhandlungen vor
uns, in denen wir die Weichen für die Agrarpolitik stellen. Ich glaube, wir sind dafür sehr gut aufgestellt. Ich
darf noch einmal ausdrücklich betonen: Andere Länder
in der Europäischen Union müssen erst einmal zu unserem Status aufschließen.
({17})
Ich kann Sie auf die Pressemitteilungen und Pressekundgebungen der Kommission verweisen. Es wird uns auch
attestiert, dass wir weiter sind als alle anderen. Deshalb
bauen wir darauf auf.
Wir haben bereits die Unterstützung benachteiligter
Gebiete insbesondere in solchen Regionen wie denen geregelt, Kollege Bonde, aus der Sie oder ich kommen. Es
gibt diese Unterstützung bereits. Wir haben bereits Agrarumweltmaßnahmen durchgeführt. Wir haben ökologische Elemente aufgenommen, und wir haben andere
Maßnahmen getroffen, egal ob für Klein- oder Großbetriebe.
({18})
Entscheidend ist für uns, dass die Flächenbewirtschaftung nach guten und qualitativ hochwertigen Standards
erfolgt, egal wie groß der Betrieb ist. Die Flächenbewirtschaftung ist für uns die entscheidende Grundlage.
({19})
Da es hier im Fokus gestanden hat, werde ich auch etwas zur Verbraucherpolitik sagen, sehr geehrter Herr
Kelber.
({20})
Es ehrt mich, dass Sie mich mittlerweile als für alles zuständig betrachten. Es zeigt aber, dass es Ihnen offensichtlich richtig wehtut, wie gut unsere Verbraucherpolitik mittlerweile ist. Das ärgert Sie richtig, und das ist
auch gut so.
({21})
Ich muss mich ausdrücklich bei den Kolleginnen und
Kollegen insbesondere der christlich-liberalen Koalition
bedanken. Sie haben einige Punkte aufgeführt. Ich greife
nur die Verbraucherstiftung heraus.
({22})
Nicht nur bei der Verbraucherstiftung, sondern auch bei
der Stiftung Warentest haben wir Wort gehalten. Wir stecken insgesamt 50 Millionen Euro in die Stiftung Warentest
({23})
und 10 Millionen Euro in die Stiftung Verbraucherschutz. Das haben wir angekündigt, und wir setzen das
auch um.
({24})
Sie haben noch andere Punkte angesprochen, zum
Beispiel die Qualitätsoffensive bei den Verbraucherfinanzen. Wer hat denn das Thema aufgegriffen? Wer hat
das alles vorangetrieben? Wir haben ein Beratungsprotokoll angekündigt.
({25})
Das haben wir übrigens noch gemeinsam umgesetzt. Wir
haben das Beratungsprotokoll. Wir haben die Haftung
verschärft. Jetzt kommt der Beipackzettel; da sind wir
mitten in den Beratungen. Wir regeln den grauen Kapitalmarkt, sowohl was die Produkte als auch was die Personen angeht.
({26})
- Ja, selbstverständlich werden wir das machen. Wir
sind dabei.
({27})
- Das ist doch gerade in der Mache. Seien Sie nicht so
ungeduldig. Bald ist Weihnachten. Vielleicht kriegen Sie
es noch vor Weihnachten.
({28})
Wir sind hier auf einem sehr guten Weg. Wir haben es
angekündigt, und wir setzen es auch um; das ist entscheidend. Es ist gerade in der Mache.
({29})
Ein weiterer Punkt ist die Datensicherheit. Herr Kollege Bonde, Sie haben gesagt, es werde alles verpixelt.
Warum wird es denn verpixelt? Weil eine Verbraucherministerin mit dafür gesorgt hat, dass es gerade für
Google die schärfsten Standards in diesem Bereich gibt.
Sonst würde das nämlich gar nicht stattfinden.
({30})
Das werden wir weiter umsetzen. Am 7. Dezember wird
der Gesetzentwurf vorgelegt, der die groben Linien regelt: Bewegungsprofile und Personenprofile werden ausgeschlossen. So werden wir weitermachen. Wir haben es
angekündigt, und wir setzen es auch um.
({31})
Ein wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang ist aus
meiner Sicht die Kompetenz der Verbraucherinnen
und Verbraucher. Daher habe ich zu einer Netzwerkkonferenz eingeladen. Ziel ist es, gemeinsam mit den
Ländern den Lehrkräften unter die Arme zu greifen, damit sie im Unterricht die Alltagskompetenz der Verbraucherinnen und Verbraucher in allen Bereichen steigern
können. Dafür werden wir qualifizierte Angebote sichten und im Sommer nächsten Jahres auf den Weg bringen. Es gibt 100 Projekte.
({32})
- Nein, das befindet sich schon auf dem Weg; wir haben
von den Verbraucher- und Kultusministerien der Länder,
die sich beteiligten wollen, eine hervorragende Resonanz bekommen. Insofern stellen nicht nur die Regeln
einen wichtigen Kernpunkt dar. Auch die Verbraucherbildung und die Verbraucherkompetenz sind wichtige
Punkte. Wir haben dies nicht nur angekündigt, sondern
wir setzen es auch um.
Vielen herzlichen Dank.
({33})
Nächster Redner ist der Kollege Rolf Schwanitz für
die SPD-Fraktion.
({0})
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Jenseits des politischen Streits, Frau Ministerin, will ich
zu Beginn schlicht und einfach ein herzliches Dankeschön an Sie und die Haushaltsabteilung Ihres Ministeriums für die Informationen und die Zusammenarbeit bei
der nicht einfachen Beratung sagen.
Wir haben heute die zweite und dritte Lesung. Eigentlich könnte ich erneut meine Rede aus der ersten Lesung
halten; denn die Chance, diesen verkorksten Einzelplan 10
zu verbessern, ist nicht genutzt worden. Ich halte dies
schlicht und einfach einmal fest.
({0})
Ich habe damals auf drei grundsätzliche Defizite dieses Einzelplans 10 hingewiesen. Erstens. Der Einzelplan 10
mutiert immer mehr zu einem dauerhaften Subventionshaushalt. Zweitens. Die Strukturpolitik bzw. die investiven Elemente im Einzelplan 10 nehmen immer mehr ab.
Drittens. Noch immer nehmen wir bei dem wichtigen
Aspekt der Verbraucherpolitik eine Leerstelle wahr. Es
ist quasi keine Bewegung nach vorne zu spüren.
({1})
All diese drei Punkte bestehen auch nach der parlamentarischen Beratung fort.
({2})
Eigentlich muss man hinzufügen: Durch die parlamentarische Beratung ist die Lage an wichtigen Stellen sogar
schlechter geworden; darauf werden wir noch zu sprechen kommen müssen.
Ich will für die Öffentlichkeit festhalten: Sie steigern
die Subventionen, die Sie hier im Gießkannenprinzip
ausbringen - sie sind in der schwierigen Preissituation
der Milchbauern geboren -, in 2011 noch einmal um
300 Millionen Euro. Zusammen mit dem Vorjahr werden
es bis Ende 2011 insgesamt 700 Millionen Euro sein, die
zusätzlich ausgeschüttet werden.
({3})
Sie agieren nicht problembezogen, sondern mit der
Gießkanne. Sie agieren nicht investiv, sondern laufen der
Marktentwicklung rein konsumtiv hinterher. Darüber hinaus hat Ihre Politik Schlagseite in den süddeutschen
Raum. Das ist Vergangenheitspolitik, meine Damen und
Herren.
({4})
Doch damit nicht genug. Sie steigern die Subventionen
beim Agrardiesel ab 2011 um weitere 260 Millionen
Euro pro Jahr. Dies sind dauerhafte Subventionen, die
künftig Jahr für Jahr anfallen und gegenfinanziert werden müssen.
({5})
Das ist reine Klientelpolitik à la CSU.
({6})
An anderer Stelle in diesem Bundeshaushalt - das
will ich Ihnen nicht ersparen - werden Leistungen für
Arbeitslose, für Familien und für sozial Schwache zuRolf Schwanitz
sammengestrichen. Das hat mit einem Zukunftspaket ich will dieses „BMF-Sprech“ noch einmal in den Mund
nehmen; so ist es nämlich tituliert worden - rein gar
nichts zu tun.
({7})
Im Gegenteil: Ich habe viele Einzelplanberatungen in
dieser Woche gehört. Die Koalition klopft sich bei jedem
Einzelplan ob der Haushaltskonsolidierungen, die da
vorgenommen würden, auf die Schultern. Hier werden
aber weiterhin neue Dauersubventionen, deren Volumen
pro Jahr größer als eine Viertelmilliarde Euro ist, ausgebracht. Das ist die Situation. Noch nie sind Wort und Tat
so weit auseinandergefallen, wie es hier momentan der
Fall ist.
({8})
Der Preis, den die Agrarpolitik dafür zu zahlen hat, ist
hoch; denn die Investitionen und die Förderprogramme werden zusammengestrichen: 100 Millionen
Euro weniger bei der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ und
50 Millionen Euro weniger im Investitions- und Programmhaushalt, um hier nur die größten Brocken zu
nennen.
Ich erinnere an den Koalitionsvertrag. Dort ist ausgeführt, dass die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der
Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ eigentlich ausgebaut werden soll. Nun opfern Sie dieses Projekt des
Koalitionsvertrages - es ist erst ein Jahr her, dass das
niedergeschrieben wurde - zugunsten einer dauerhaften,
neuen Subventionspolitik. Das ist die Situation.
({9})
Damit werden 2011 Ausgaben in Höhe von 165 Millionen Euro für die Strukturpolitik in den ländlichen
Räumen und für die Landwirtschaft verschwinden; denn
es geht nicht nur um die 100 Millionen Euro des Bundes,
sondern auch um Landesmittel in Höhe von 65 Millionen Euro, die quasi nicht mehr aktiviert werden können. Das ist eindeutig eine rückwärtsgewandte Politik.
({10})
Ich bin mir sicher, dass es noch in einem anderen
Punkt ein böses Erwachen bei den Landwirten geben
wird. Die globale Minderausgabe in Höhe von 50 Millionen Euro, die der ursprüngliche Entwurf als Gegenfinanzierung vorsah, haben Sie nur zur Hälfte aufgelöst.
Bis jetzt weiß niemand, wo die anderen 25 Millionen
Euro eingespart werden müssen. Das wird wahrscheinlich bei weiteren Programmtiteln der Fall sein. Damit ist
der Protest vorprogrammiert.
Ich möchte aus dem wunderbaren 3 Millionen Euro
teuren Brief von Frau Merkel zitieren, der in allen Zeitungen zu lesen war:
Wir sparen, um handlungsfähig zu bleiben und investieren zu können.
Den Einzelplan 10 kann Frau Merkel dabei nicht im
Blick gehabt haben. Hören Sie mit dieser Märchenstunde auf!
({11})
Zu diesem Bild einer rückwärtsgewandten Politik
- das haben eigentlich alle angesprochen; ich erspare es
Ihnen auch nicht - gehört auch das, was beim Ökolandbau geschieht. Sie haben das Bundesprogramm „Ökologischer Landbau“ nun auch für sogenannte andere geöffnet. Das bedeutet faktisch eine Reduzierung für
diejenigen, die es eigentlich brauchen. Das Signal an die
konventionelle Landwirtschaft ist schlicht und einfach
fatal. Herr Haustein, ich finde es schäbig, dass das
Ministerium zuerst das Ganze so organisiert, dass die
Fördermittel für die Forschungsvorhaben nicht vollständig abfließen, um dann mit Hinweis darauf zugunsten
von Kürzungen zu argumentieren. Schauen Sie sich die
Briefe an, die von den Verbänden kommen!
({12})
Ich habe gelesen, dass das Haus schon am 17. November
mit sofortiger Wirkung die Bewilligung der Bescheide
gestoppt hat.
({13})
Abgesehen von der Frage, ob das der geltenden Rechtslage entspricht - wir sind schließlich noch in der zweiten
bzw. dritten Lesung -, scheint das Haus förmlich darauf
gewartet zu haben, endlich beim Ökolandbau zuschlagen
zu können. Das ist entlarvend.
({14})
Abschließend möchte ich eine Bemerkung zur Verbraucherpolitik machen. Das, was Sie bei der Stiftung
Warentest machen - Frau Aigner, Sie haben sich gerade
noch selber dafür gelobt -, ist ein echtes Danaergeschenk. Die Erhöhung des Stiftungskapitals bezahlt
die Stiftung mit einer überproportionalen Kürzung der
Zuführungen. Da wird nicht mehr, sondern weniger Verbraucherpolitik ankommen. Das werden die Menschen
im Lande merken.
({15})
Wir unterstützen das nicht.
Herzlichen Dank.
({16})
Nächster Redner ist der Kollege Michael Goldmann
für die FDP-Fraktion.
({0})
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Herzlichen Dank, Frau Aigner, für Ihre substanzielle
Rede, für die klare Darstellung der Situation der Land8354
wirtschaft, der Ernährungswirtschaft und des Verbraucherschutzes in Deutschland. Mir fällt im Moment kein
Land in der Welt ein, das sich mit uns vergleichen kann.
Unsere Landwirte sind bestens aufgestellt. Unsere Landwirte sind optimistisch. Unsere Ernährungswirtschaft ist
in einem Maße exportfähig, dass andere neidisch auf uns
werden und unsere Entwicklungsmöglichkeiten einschränken wollen. Der Verbraucherschutz in Deutschland ist so weit fortgeschritten, dass wir Schwierigkeiten
haben, ihn auf europäischer Ebene für alle Länder durchzusetzen.
({0})
Ich finde, vor diesem Hintergrund sollte man die Kirche im Dorf lassen. Der eine oder andere, der hier
spricht, sollte sich darüber im Klaren sein, welche Außenwirkung erzielt wird, wenn wir uns gegenseitig beleidigen und bestimmte Dinge falsch darstellen.
({1})
Zum Ökolandbau will ich gleich noch etwas sagen.
({2})
- Herr Schwanitz, wenn Sie so freundlich wären, mir zuzuhören, dann wäre das prima.
Ich habe mich darüber gewundert, welches Verständnis Sie von Steuersenkungen haben. Sind Sie der Meinung, dass Steuersenkungen Subventionen sind? Sind
Sie der Meinung, dass die Senkung der Lohnsteuer eine
Subvention für den Arbeitnehmer ist? Oder ist das vielleicht eine Chance zur Marktteilnahme für die Arbeitnehmerin und den Arbeitnehmer? Genau das machen wir
bei unseren Bauern. Wir sorgen dafür, dass der gemeinsame Agrarmarkt, der immer europäisch geprägt ist, vor
Ort ankommt. Deswegen ist es richtig, dass wir den
Agrardieselsteuersatz absenken. Er ist damit, nebenbei
bemerkt, immer noch auf einem Niveau, das wesentlich
höher ist als das Niveau in fast allen anderen europäischen Partnerländern. Ich finde, das ist der richtige Weg.
({3})
Ich meine, dass wir sehr viel richtig gemacht haben.
Ich finde es schon witzig, wenn heute hier erklärt wird,
die Kuhprämie sei falsch, man aber auf der anderen Seite
bei BDM-Demonstrationen kräftig mitgemacht hat. Die
Kuhprämie ist die beste Öko- und Klimaprämie, die wir
jemals ausgezahlt haben.
({4})
Sie kommt genau dort an, wo die Ökobilanzen positiv
sind, nämlich auf dem Grünland.
({5})
Das sollte einer, der hier einen Fachbeitrag leisten will,
eigentlich wissen.
({6})
Was die Gemeinsame Agrarpolitik betrifft, schließe
ich mich nachdrücklich und in völliger Übereinstimmung den Ausführungen von Frau Aigner an. Wir haben
viel zu verteidigen. Liebe Freunde - liebe Mitstreiter,
sage ich besser -, lesen Sie doch zum Beispiel agrarheute vom gestrigen Tag. Darin steht, dass die Wertschöpfung der deutschen Landwirtschaft 43 Milliarden
Euro beträgt. Dort steht weiter:
Mittlerweile machen Experten in der deutschen
Tierhaltung jedoch sogar eine regelrechte wirtschaftliche „Boom-Phase“ aus …
Dies schlage sich in 2,5 Millionen Arbeitsplätzen im
Sektor Milch, Fleisch und Eier nieder. Sie als Sozialdemokraten sollten für den Erhalt und die Schaffung von
Arbeitsplätzen Verantwortung zeigen und diese Entwicklung begrüßen. Sie sollten sich fragen: Ist dieser
Haushalt geeignet, diesen Prozess fortzusetzen, oder ist
er es nicht? - Ich sage: Wir machen in diesem Haushalt
alles richtig. Auch wir hätten uns an der einen oder anderen Stelle gerne mehr gewünscht, aber aus Verantwortung für die finanzielle Gesamtsituation haben wir diesen Weg beschritten, der genau der richtige ist.
Wir sind auch in Sachen Kinderspielzeug auf dem
richtigen Weg. Ich staune über die Frechheit, die Sie in
der politischen Diskussion zeigen; denn bis vor kurzem
hatten Sie die Verantwortung für diesen Bereich. Jetzt
sind wir auf einem guten Weg und bekommen eine gute
Lösung, die der Situation insgesamt gerecht wird.
({7})
Lassen Sie mich noch ein letztes Wort zum Ökolandbau sagen. Wir stehen dazu, dass jeder Ökoantrag, der
sauber gestellt wird, auch zukünftig bedient wird.
({8})
Nur, was hätten Sie denn gemacht, wenn Sie festgestellt
hätten, dass von den 16 Millionen Euro im jeweiligen
Jahr noch jede Menge übrig bleibt?
({9})
Frau Tackmann, wenn wir damit in die Haushaltsberatungen gegangen wären, dann hätte man uns diese Haushaltsstelle zusammengestrichen. Was haben wir klugerweise gesagt? Wir haben darauf hingewiesen, dass auch
der Verein Neuland eine Form nachhaltigen Wirtschaftens praktiziert. Warum sollen wir in diesem Bereich unter Wahrung des Kernansatzes also nicht in die Breite
gehen? Auch diese Position ist absolut in Ordnung. Ihre
Angriffe in diesem Bereich sind unbegründet.
Herzlichen Dank.
({10})
Alexander Süßmair ist der nächste Redner für die
Fraktion Die Linke.
({0})
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich muss schon sagen: Bei den Beiträgen von Frau
Ministerin Aigner und den Rednern der schwarz-gelben
Koalition habe ich mir gedacht, dass es doch etwas zu
früh für die Märchenstunde ist;
({0})
denn Sie von der schwarz-gelben Koalition tun so, als ob
bei der Landwirtschaft in Deutschland alles in Ordnung
wäre, als ob Sie alles getan hätten, um den Bäuerinnen
und Bauern zu helfen, und ihnen höchstens hier und da
die EU dazwischenfunkt.
Mit der Realität hat dieses Märchen aber nichts zu
tun. Viele Betriebe - egal ob kleiner bäuerlicher Familienvertrieb oder Großbetrieb - stehen mit dem Rücken
zur Wand. Im Geschäftsjahr 2007/2008 betrug der
durchschnittliche Gewinn pro Familienarbeitskraft in
den Betrieben 32 200 Euro, ein Jahr später, also im aktuellen Geschäftsjahr, nur noch 24 400 Euro. Das ist ein
Viertel weniger. Bei den Milchbetrieben sind es nur noch
20 500 Euro.
({1})
Davon muss man aber noch die Beiträge für die landwirtschaftliche Sozialversicherung bezahlen und Investitionen im Betrieb vornehmen. Wer hier von einer guten
Situation redet, hat, glaube ich, den Bezug zur Realität
verloren.
({2})
Ein Hauptgrund für die schlechte Situation vieler Betriebe sind nach wie vor die zu niedrigen Erzeugerpreise.
Dazu kommen auch noch immer extremere Schwankungen.
({3})
Die Schwankungen werden nun international auch noch
durch Spekulationen auf Agrarrohstoffe - also zum Beispiel Weizen oder Mais - verstärkt. Was aber Kinder
schon wissen, gilt auch für Finanzspekulanten: Mit Lebensmitteln spielt man nicht.
({4})
Hinzu kommt eine neue Bedrohung für die landwirtschaftlichen Betriebe, und zwar ist das die Spekulation
mit Grund und Boden. Nach einer aktuellen Umfrage
des Magazins Börse Online wird inzwischen mehr
Ackerland von Kapitalanlegern als von landwirtschaftlichen Betrieben erworben. Dadurch steigen die Preise für
Ackerland und infolgedessen auch die Pachten. Diese
Entwicklung wird die finanzielle Situation der Agrarbetriebe noch weiter verschärfen. Wir von der Linken sagen dazu: Ackerland ist kein Spekulationsobjekt, Ackerland gehört in die Hände von Bäuerinnen und Bauern.
({5})
Doch Schwarz-Gelb redet sich die Realität schön und
sieht der Entwicklung tatenlos zu. Wenn Sie einmal was
tun, dann kommt nur Schmarren dabei heraus. Vor zwei
Wochen konnten wir das eindringlich erleben, als Sie am
zuständigen Fachausschuss vorbei im Haushaltsausschuss das Bundesprogramm „Ökolandbau“ für „andere
nachhaltige Formen der Landwirtschaft“ geöffnet haben,
was immer das auch heißen mag. Schon die 16 Millionen Euro, die derzeit im Bundesprogramm eingestellt
sind, genügen nicht für eine konsequente Forschungsförderung für die nachhaltige Ökolandwirtschaft. Die Linke
hat deshalb eine Aufstockung der Mittel für den Ökolandbau um 9 Millionen Euro beantragt. Das haben Sie
abgelehnt.
Wie sieht es bei der Milchpolitik aus? Selbst das
Bundeskartellamt hat nach seiner Sektorenuntersuchung
des Milchmarktes in Deutschland große Nachteile für
die Milchbauern festgestellt und Vorschläge unterbreitet,
wie man diese beseitigen könnte.
({6})
Auch die EU hat ähnliche Vorschläge gemacht - zum
Beispiel die Förderung von Erzeugergemeinschaften -,
damit die Milcherzeuger eine stärkere Position und eine
größere Verhandlungsmacht gegenüber den Molkereien
und der Lebensmittelindustrie bekommen. Wir von der
Linken haben vorgeschlagen, 100 Millionen Euro aus
dem Grünlandmilchprogramm des Bundes in die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur
und des Küstenschutzes“ umzuschichten. Dadurch hätte
man zum Beispiel die Stärkung von Erzeugergemeinschaften finanzieren und die Entwicklung im ländlichen
Raum fördern können. Dies wäre vor allem für Ostdeutschland sehr wichtig gewesen.
({7})
Auch das haben Sie abgelehnt.
Damit Sie nicht meinen, dass das alles nur irgendwelche komischen linken Spinnereien sind: Sogar in den
USA, in Australien und Neuseeland - diese Länder haben bekanntlich keine sozialen Planwirtschaften - denkt
man über eine stärkere Regulierung des Milchmarktes
und die Einführung von Mindestpreisen für Milch nach.
Wer aber nach allem, was in den letzten Jahren passiert
ist, eine Agrarpolitik macht, die immer noch dogmatisch
auf den totalen Markt setzt, hat nichts, aber auch gar
nichts verstanden.
Eine nachhaltige, ökologische und sozial verantwortungsvolle Politik für die Landwirtschaft sieht anders
aus. Wir von der Linken treten dafür ein, dass man die
Spekulation auf Lebensmittel und Ackerland verbietet.
({8})
Wir treten dafür ein, dass man die Exportförderung in
Höhe von 5 Millionen Euro streicht und stattdessen regionale und lokale Vermarktung fördert.
({9})
Faire Preise für Erzeuger erfordern aber auch gute Löhne
für gute Arbeit - Stichwort Mindestlöhne - sowie eine
gute soziale Absicherung. Aber Sie von der Regierung
wollen das alles nicht. Sie machen keine Politik für
Landwirte und Verbraucher.
({10})
Frau Ministerin Aigner, meine Damen und Herren, da
Sie anscheinend Märchen so lieben, sage ich es einmal
anders: Wer nichts tut und nichts begreift, das Bäumchen
nicht schüttelt und das Brot verbrennen lässt, der steht
am Ende als Pechmarie da. Wir befürchten, dass in diesem schwarz-gelben Pechregen die ganze bäuerliche
Landwirtschaft in Deutschland zugrunde geht. Das wollen wir von der Linken verhindern.
Vielen Dank.
({11})
Das Wort hat nun die Kollegin Cornelia Behm,
Bündnis 90/Die Grünen.
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Die sogenannte christlich-liberale Koalition
hat eine ganz neue Kultur - ich sollte besser sagen: Unkultur - in den Parlamentarismus eingeführt: Entschieden wird nicht mehr nach Abwägung von Pro und Contra, Fachpolitiker müssen nicht mehr beteiligt werden,
Entscheidungen werden verkündet.
({0})
So geschehen bei der Atomgesetznovelle, und so geschehen beim Haushalt 2011.
Herr Schirmbeck, ich kann Ihr Lob an die Haushälter
des BMELV nur schwer teilen. Sie taten sich diesmal
nämlich sehr schwer bei der Herausgabe von Daten an
die Opposition. Die Bereinigungssitzung wurde wirklich
zu einer beispiellosen Nacht-und-Nebel-Aktion. Die Koalition peitschte mit ihrer Mehrheit folgenschwere Änderungsanträge durch. Sie machte das, weil möglicherweise sonst die eigenen Fachpolitiker ein Veto hätten
einlegen können. Auf diese Weise wurden beispielsweise bundesweit 12 000 Hektar wertvolle Naturschutzflächen aus dem Nationalen Naturerbe gekickt, so wurde
die vom Ältestenrat beschlossene Klimaneutralisierung
der Dienstreisen von Bundestag und Bundesregierung
gestrichen, und so wurde das Bundesprogramm „Ökolandbau“ zu Grabe getragen.
Wir wissen ja, dass bei der Koalition der Ökolandbau
nicht beliebt ist. Er taugt eben nicht für den Durchmarsch der Agrarkonzerne.
({1})
Er leistet aber genau das, was die Verbraucher wollen,
genau das, was Umwelt-, Natur- und Tierschützer fordern. Aber das ist eben nicht schön für Monsanto, für
BASF, für Syngenta und Co.
({2})
Am Ökolandbau können sie nichts verdienen. Deshalb
soll er sich nicht ausweiten dürfen. Deswegen muss man
ihm die Mittel entziehen.
({3})
Die schwarz-gelbe Koalition - das kann ich in Ihre
Richtung sagen, Herr Goldmann -, bestens geübt in der
Klientelpolitik, wie ihr Deal mit der Mövenpick-Steuer
gezeigt hat,
({4})
hat sich da prompt etwas einfallen lassen, nämlich die
Öffnung der Zweckbestimmung beim Bundesprogramm
auf „andere nachhaltige Formen der Landwirtschaft“.
Eine rechtssichere Definition dafür gibt es zwar nicht,
aber die brauchen Sie auch nicht. Was Schwarz-Gelb unter nachhaltiger Landwirtschaft versteht, ist schließlich
sattsam bekannt, gibt es doch die von Ihnen hofierte Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft, die FNL.
Die Mitgliederliste liest sich wie ein Who’s who der industriellen Landwirtschaft und der Gentechnik. Da sind
sie wieder: Monsanto, BASF, Syngenta und der Verband
der Chemischen Industrie.
({5})
Sie sind zwar nicht angewiesen auf die 16 Millionen
Euro, die im Bundesprogramm „Ökolandbau“ stecken.
Aber wenn diese 16 Millionen Euro Forschungsmittel in
ihre Projekte fließen, kann man den Ökolandbau empfindlich treffen. Das ist dann gleich am 17. November
eingeleitet worden.
Noch am 15. und 16. November fand übrigens ein
großer Workshop beim vTI in Braunschweig zur Evaluation des Bundesprogramms statt. Da zogen die Experten
eine sehr positive Bilanz des Bundesprogramms „Ökolandbau“, und sie unterstrichen die Notwendigkeit der
Fortsetzung des Programms.
({6})
Dann kommt am 17. eben der Stopp der Förderanträge,
unter denen eigentlich nur noch die Unterschrift fehlte.
Herr Haustein, zur angeblichen Nichtausnutzung der
Finanzmittel: Nach Angaben der BLE, die das Programm verwaltet, wurde das Bundesprogramm in der
Vergangenheit zu 90 bis 100 Prozent ausgeschöpft. Lediglich haushaltsrechtliche Vergabebestimmungen setzten der Mittelverwendung Grenzen. Ich könnte Ihnen
jetzt aufzählen, wie da getrickst worden ist. Viele förderwürdige Anträge wurden abgelehnt, weil angeblich
keine ausreichenden Finanzmittel da waren. Aber das
können Sie alles nachlesen.
Die Kanzlerin sprach jüngst vom Herbst der Entscheidungen. Dann wird in diesem Herbst die Sense eben einmal an den Ökolandbau angelegt. Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Koalition, es wird Ihnen auf
Dauer nicht gelingen, den Ökolandbau am Wachsen zu
hindern. Spätestens im nächsten Frühling wird es grün
im Land, und besonders im ökologischen Landbau. Da
können Sie ganz sicher sein.
({7})
Peter Bleser ist der nächste Redner für die CDU/
CSU-Fraktion.
({0})
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Auch bei
einer Agrardebatte gilt es, den Überblick über die Gesamtsituation des Landes zu behalten. Da muss man
schon feststellen, dass wir insgesamt ein enormes Einsparpotenzial zu realisieren hatten und haben, um dieses
Land nicht in eine Situation zu bringen, in die Griechenland und vielleicht einige andere Staaten geraten sind
oder geraten könnten.
({0})
Für uns war es natürlich nicht schön, dass der Finanzminister auch unserem Haushalt Einsparungen abverlangt hat. 6 Prozent weniger. 350 Millionen Euro mussten zugeordnet werden. Wir haben ganz klar gesagt: Wir
wollen keine Kürzungen in einkommenswirksamen Bereichen für die Landwirte.
({1})
Wir haben gesagt: Wir wollen keine Kürzung in die Zukunft, nämlich bei Forschung.
({2})
Und wir haben gesagt: Wir müssen Akzente setzen, zum
einen den Verbraucherschutz stärken, 10 Millionen Euro
mehr in die Stiftung,
({3})
und zum anderen die wettbewerbsfähige Landwirtschaft
weiter fördern. Alle diese Grundsatzziele sind mit diesem Haushalt eingehalten worden.
({4})
Meine Damen und Herren, ich gebe ganz offen zu:
Wir hatten über viele Monate eine Deckungslücke von
über 100 Millionen Euro. Dass man sich dann jeden
Haushaltstitel anschaut, ist doch völlig normal. Dass
man dann unter den genannten Prämissen auf den Titel
„Ökolandbau“ zu sprechen kommt, ist auch logisch, zumal ({5})
darüber möchte ich das geneigte Publikum einmal in
Kenntnis setzen - hier Propagandamittel ausgegeben
werden für eine bestimmte Produktionsrichtung,
({6})
die ich überhaupt nicht negativ beurteile. Ganz im Gegenteil. Die Entscheidung, ob diese im Markt platziert
wird, soll der Verbraucher treffen. Aber wenn hier für
Karstadt 47 000 Euro für Kochinformationsveranstaltungen ausgegeben werden, wenn für Hoffahrten von Schulklassen nur für Ökobetriebe 27 000 Euro ausgegeben
werden,
({7})
wenn Millionen für Informationsmaterial ausgegeben
werden, das eindeutig politisch orientiert ist, dann kann
man doch fragen: Ist das in Zeiten knapper Haushaltsmittel noch notwendig, oder ist die PR in diesem Bereich
in den öffentlichen Medien längst ausreichend? Das war
unsere Intention.
({8})
- Wissen Sie, Herr Kelber, nachdem Sie hier geredet haben, war ich mir wieder einmal sicher, dass unsere Position in der Agrarpolitik richtig ist, was mich wiederum
erfreut.
Zurück. Wir haben deswegen gesagt, wir wollen den
Titel nicht streichen, wir weiten ihn auf. Das ist auch gelungen. Ich habe auch mit dem Vorsitzenden des BÖLW,
des Bundes der Ökologischen Lebensmittelwirtschaft,
gesprochen. Wir haben die Wogen wieder geglättet.
({9})
Ich rate uns allen dazu, hier die Schärfe herauszunehmen. Fakt ist: Nicht ein einziger Euro ist einem ökologisch wirtschaftenden Landwirt verloren gegangen,
nicht ein einziger. Es geht hier um PR-Mittel und nichts
anderes.
({10})
Zu Recht ist heute darauf hingewiesen worden, dass
im Haushalt des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz die entsprechenden Mittel
zur Verfügung gestellt werden. Erlauben Sie mir, dass
ich heute einmal mehr auf den Verbraucherschutz eingehe.
({11})
Er ist in den letzten Monaten in der Tat zu einem ganz
wichtigen Thema geworden. Frau Ministerin, ich be8358
danke mich sehr dafür, dass Sie in vielen Bereichen Vorreiterin waren und mit Ihrer Staatssekretärin Klöckner
wirklich Maßstäbe gesetzt haben, wie wir sie sonst in
Europa nicht finden. Herzlichen Dank dafür!
({12})
Es war zum Beispiel nur durch den Einsatz der Ministerin - ohne Gesetzesvorhaben - möglich, dass bei
Google Street View die Privatsphäre geschützt werden
kann, indem Widerspruchsmöglichkeiten geschaffen
worden sind. Das ist etwas, was andere überhaupt nicht
gemerkt haben. Herr Kelber, das gilt insbesondere für
Ihre Fraktion.
Wir sind dabei, die Ergebnisse unserer Aktion „sauberes Telefon“ in Gesetzestexte zu gießen.
({13})
Die Novellierung des Telekommunikationsgesetzes
wird jetzt auf den Weg gebracht. Wir sind uns in der Koalition schon einig, Herr Kollege Schweickert: Warteschleifen, bis eine menschliche Stimme ertönt, werden
zukünftig kostenfrei sein. Dergleichen haben Sie in den
letzten Jahren nicht zustande gebracht.
({14})
Wir werden eine Preisansagepflicht bei Anbieterwechsel
einführen. Auch im Mobilfunkbereich werden wir eine
Widerspruchsmöglichkeit einführen, damit dort endlich
die Abzocke beendet wird. Sie hat zu großer Verärgerung geführt; denn viele sind über den Tisch gezogen
worden.
({15})
Frau Ministerin hat es schon gesagt: Unter dem Beratungsprotokoll müssen künftig zwei Unterschriften stehen. Der Kunde weiß dann, in welcher Weise er beraten
worden ist. Er kann das später dokumentieren. Missbrauch - er ist in der Tat häufig vorgekommen - wird so
reduziert. Das alles sind Dinge, die im Bereich des Verbraucherschutzes auf den Weg gebracht worden sind.
Wir gehen weiter. Frau Ministerin hat angekündigt,
dass sie nächstes Jahr ein Verbraucherportal „Wahrheit
und Klarheit“ bei der Verbraucherschutzzentrale in Hessen einrichtet.
({16})
- Dagegen bin ich nicht.
({17})
- Nein, das stimmt überhaupt nicht. Ich bin der größte
Unterstützer dieses Vorhabens und lasse mich da von
niemandem übertreffen.
({18})
Es gibt in der Lebensmittelbranche einige Dinge, die im
buchstäblichen Sinne über den guten Geschmack hinausgehen. Ich verweise auf den Analogkäse, der mit Käse
nichts zu tun hat. Es gibt den Klebeschinken, der kein
richtiger Schinken ist. Außerdem gibt es Hühnersuppe,
die auch nicht im Entferntesten etwas mit Hühnern zu
tun hat. Wir müssen dem Verbraucher ermöglichen, dass
er sich bei solchen Fragestellungen, die nach Recht und
Gesetz nicht zu beanstanden sind - oft ist das Kleingedruckte entscheidend -, an ein Portal wenden kann, um
Aufklärung zu erhalten. Dieses Portal wird keine Prangerfunktion haben, sondern letztlich hoffentlich dazu
dienen, dass wir das Deutsche Lebensmittelbuch verbessern.
({19})
Herr Kelber, wir haben das Verbraucherinformationsgesetz
({20})
nach fünf Jahren endlich durchgebracht. Wir werden es
jetzt verbessern. Wir denken darüber nach - die ersten
Entscheidungen sind schon getroffen -, bestandskräftige
Ermittlungen oder Feststellungen bei Gesetzesverstößen
gleich ins Netz zu stellen. Wer Fragen hat, kann sich
gleich im Internet informieren.
({21})
Das sind Verbesserungen, die ebenfalls zu einer Erleichterung führen werden.
Ich möchte noch den Teil Ernährung ansprechen. Die
Ernährung ist mittlerweile zu einem großen Problem in
der Welt geworden; der Hunger nimmt nicht ab, er nimmt
zu. Wir haben zwei Delegationsreisen durchgeführt. Die
Kollegen Max Lehmer, Röring und Holzenkamp waren
mit in Äthiopien. Wir waren letzte Woche mit der Frau
Ministerin in Indien. Die Frage der Welternährung wird
eine zentrale Zukunftsfrage sein. Wenn wir dieses Problem nicht lösen, werden wir über alle anderen Bereiche
nicht sprechen müssen.
Aufgrund der Bevölkerungsentwicklung müssen bis
2050 70 Prozent der Nahrungsmittel erzeugt werden. Da
sind die Bedarfe für Energie, für Rohstoffe für die Industrie noch nicht eingerechnet. Ohne Effizienzsteigerungen
wird es in diesem Bereich nicht gehen.
({22})
Wir müssen alles daransetzen, unser gesamtes wissenschaftliches Know-how und unsere fähigsten Köpfe zu
mobilisieren, um dieses Problem anzugehen. Das ist eine
Aufgabe, die auch wir, die Abgeordneten des deutschen
Parlaments, bewältigen müssen. Deswegen werden wir
- das ist mit der Koalition abgesprochen, Herr Kollege
Goldmann und Frau Happach-Kasan - im Frühjahr eine
Anhörung zum Thema Welternährung durchführen. Das
bietet uns die Gelegenheit, einmal darüber zu diskutiePeter Bleser
ren, ob die europäische Agrarpolitik in der von der Kommission gewünschten neuen Ausrichtung richtig ist.
Herr Kollege.
Ich kann da nur eines sagen - das muss ich ablesen;
da will ich sehr präzise sein -
Ja, wenn es bei dem einen bleibt, wäre das gerade
noch im Toleranzbereich.
Herr Präsident, ich habe noch 26 Sekunden Redezeit. Wenn die Kommission bei ihrer These bleibt und in der
ersten Säule ein sogenanntes Screening einführt - das
heißt, Produktionsreduzierung ist erwünscht -, dann betreibt sie eine Politik, die die Subventionierung des Hungers in der Welt zur Folge hat.
({0})
Das dürfen wir nicht durchgehen lassen. Ich fasse zusammen: Wir lehnen die Neuausrichtung in der jetzigen
Form ab.
Ich will zum Schluss noch einmal unsere Grundsätze
nennen.
Nein, nein!
Wir wollen - Herr Präsident - mehr Menschen in der
Agrarwirtschaft halten.
Wer das beim ersten Vortrag nicht begriffen hat, möge
das im Protokoll nachlesen.
Wir möchten, dass unsere Natur nachhaltig bewirtschaftet wird. Dies haben wir in diesem Haushalt in Zahlen gegossen.
Herzlichen Dank.
({0})
Das Wort erhält jetzt die Kollegin Waltraud Wolff für
die SPD-Fraktion.
({0})
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Liebe Zuschauerinnen und Zuhörer! Die Märchenstunde des Peter B. ist vorbei;
({0})
wir wenden uns wieder dem Haushalt zu.
Es ist noch kein Jahr her, dass Sie, Frau Ministerin, in
der ersten Lesung zum Haushalt 2010 die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur
und des Küstenschutzes“ in den höchsten Tönen gelobt
haben:
Es handelt sich um gut eingesetztes Geld, es fließt
in den ländlichen Raum …
Der agrarpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion,
Kollege Bleser - er hat hier gerade gesprochen -, hat die
Aufstockung der Mittel für die GAK in einer Pressemitteilung als Teil der verlässlichen Agrarpolitik von Union
und FDP bezeichnet. Damals wurden die Mittel für die
GAK aufgestockt, heute wird gekürzt. Das heißt, mit
dem vorliegenden Haushalt wird deutlich: Alles Sonntagsreden, alles, wie es gerade passt.
({1})
Fakt ist: Die Mittel für die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“
werden gekürzt. Die ländlichen Räume stehen bei dieser
Koalition auf dem Abstellgleis. Das ist die Verlässlichkeit, die die Landwirte und der ländliche Raum haben.
Die GAK scheint zum Pingpongball des Agrarhaushalts
zu werden, heute so und morgen anders.
Frau Aigner, Sie haben bei der Einbringung des Haushaltes 2011 von der Herausforderung gesprochen, die
Maßnahmen der GAK zu überdenken und ihre Prioritäten
neu zu setzen, in Richtung einer nachhaltigen Bewirtschaftung, einer wettbewerbsfähigen Landwirtschaft und
einer Schaffung von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum.
Sie haben gesagt:
Das Prinzip der Nachhaltigkeit kommt … aus der
Forstwirtschaft. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass gerade mein Haus das nachhaltige Regierungshandeln ganz extrem unterstützt.
Dieser Haushalt spricht doch wohl eine ganz andere
Sprache: Sie streichen und kürzen all das, was nachhaltig ist.
({2})
Das Bundesprogramm „Ökolandbau“ ist schon angesprochen worden. Warum müssen Sie sich das heute öfter anhören? Ganz einfach: weil es sinnbildlich für die
schwarz-gelbe Agrarpolitik steht.
({3})
Nicht alle Landwirte können Biobauern werden; das
wissen wir. Aber wir wissen auch: Die Landwirtschaft
Waltraud Wolff ({4})
wird nachhaltiger produzieren müssen. Wenn Sie nun die
Mittel für das Bundesprogramm „Ökolandbau“ kürzen
- wir haben darüber gesprochen -, muss man einmal
konstatieren: Der Ökolandbau hat in der Vergangenheit
doch eindeutig bewiesen, dass anderes Wirtschaften
möglich ist und sogar erfolgreich sein kann. Das wollen
Sie von der Koalition einfach nicht wahrhaben; darum
ist der Ökolandbau Ihnen ein Dorn im Auge. Das ist
doch die Wahrheit.
({5})
Es ist aber nicht nur der Ökolandbau. Vorgestern hat
Frau Merkel an dieser Stelle den Grünen vorgehalten,
„ziemlich fest mit dem Wort ‚dagegen‘ verbandelt“ zu
sein. Vielleicht hätte sich die Bundeskanzlerin einmal in
die Arbeitsgruppen von FDP und Union setzen und zuhören sollen; denn da war alles gegen den Ökolandbau,
({6})
gegen eine nachhaltigere europäische Agrarpolitik, gegen mehr Klimaschutz in der Landwirtschaft, gegen
mehr Tierschutz durch einen Tierschutz-TÜV, gegen die
Interessen der Verbraucherinnen und Verbraucher bei der
Grünen Gentechnik.
({7})
Weil die Kanzlerin von der Adventszeit gesprochen hat,
gegen die die Grünen sein sollen, muss ich der Wahrheit
halber hinzufügen, dass die Union und die FDP dagegen
sind, das Spielzeug, das Weihnachten unter dem Christbaum liegt, für unsere Kinder sicherer zu machen. Vielen
herzlichen Dank im Namen aller deutschen Kinder!
({8})
Meine Damen und Herren, ich kritisiere hier nicht
nur. Wir als SPD haben gute Vorschläge gemacht. Wir
haben Sie aufgefordert, das Bundesprogramm „Ökologischer Landbau“ aufzustocken. Wir haben sogar vorgeschlagen, zusätzlich ein Bundesprogramm zur Förderung der nachhaltigen Landwirtschaft aufzulegen. Das
wäre klug gewesen. Wir haben Sie auch aufgefordert,
die drastischen Kürzungen bei der Gemeinschaftsaufgabe zurückzunehmen. Alles ist abgelehnt worden.
({9})
Frau Aigner hat von der Aufgabe gesprochen, die
Prioritäten für die Gemeinschaftsaufgabe neu zu setzen.
Ich frage mich: Wo sind denn die Vorschläge? Es gibt sie
einfach nicht.
Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
Kollegen Goldmann?
Ja, gerne. - Bitte schön.
Frau Kollegin Wolff, ich musste das erst einmal einen
Moment verdauen. Deswegen melde ich mich erst jetzt. Mein Sohn und seine Frau haben uns einen kleinen Bubi
geschenkt. Er ist zwei Jahre alt. Eigentlich gebe ich mir
Mühe, dem Kind gerecht zu werden.
Sie haben vorhin gesagt, dass ich mit Verantwortung
dafür trage, dass wir nach wie vor Kinderspielzeug auf
dem Markt haben, das diesem Kind möglicherweise
Schaden zufügt.
({0})
- Langsam, Frau Wolff. Ein bisschen vorsichtig! - Sind
Sie nicht auch der Meinung, dass wir hier, im Plenum,
einen Antrag verabschiedet haben, in dem wir uns ganz
entschieden dagegen wenden, dass Kinderspielzeug, das
die Kinder natürlich auch in den Mund nehmen, den
Kindern schadet? Erinnern Sie sich vielleicht daran, dass
wir uns fraktionsübergreifend im Ausschuss darum bemüht haben, auf europäischer Ebene eine Regelung zu
erwirken, die in besonderer Weise dazu beiträgt, dass
Kinderspielzeug in der Europäischen Gemeinschaft besser geschützt wird, als das bis jetzt der Fall ist? Würden
Sie daher nicht doch sagen, dass die von Ihnen eben benutzte Formulierung eine wirkliche Beleidigung eines
jeden in Sachen Kinderspielzeug verantwortlich handelnden Politikers ist?
({1})
Herr Goldmann, ich danke Ihnen sehr für diese Frage.
So kann ich das noch ein bisschen weiter ausführen.
Natürlich haben wir uns im Ausschuss darüber unterhalten.
({0})
Natürlich ist auch von der Koalition etwas vorgelegt
worden.
({1})
- Verabschiedet worden. - Sie müssen doch aber zugeben, dass es große Lücken gibt. Sie haben wieder Prüfaufträge vergeben. Sie haben sich gegen eine verpflichtende Prüfung der Sicherheit gestellt.
({2})
Das ist doch die Wahrheit. Wir haben als SPD im Juni
dieses Jahres eine Offensive gestartet. Der hätten Sie zustimmen müssen, dann hätten wir wirklich Nägel mit
Köpfen machen können. Darum ist das, was ich hier gesagt habe, auch keine Beleidigung. Vielen Dank. Ich
denke, das ist ausreichend.
({3})
Ich möchte zur GAK zurückkommen. Bei diesem
Thema bin ich stehen geblieben. Frau Aigner hat gesagt:
Wir haben hier Prioritäten zu setzen. - Wir wissen, dass
wir vor einer Agrarreform in Europa stehen. Wir wissen,
dass wir neue Herausforderungen zu bestehen haben, und
wir wissen, dass die Instrumente, die wir in Deutschland
haben, noch lange nicht ausreichen. Warum gibt es denn
keine Möglichkeit, voranzugehen und zu sagen: „Lasst
uns überlegen, ob wir die Gemeinschaftsaufgabe ,Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes‘ in eine
Gemeinschaftsaufgabe für den ländlichen Raum umwandeln müssen“?
({4})
Warum geht die Ministerin denn nicht voran? Nein,
das tut sie nicht. Davor hat sie Angst, weil das eine
Grundgesetzänderung beinhalten würde.
({5})
Frau Ministerin, die Oppositionsfraktionen wären an Ihrer Seite. Sie sind weder für Klimaschutz noch für Wassermanagement. Bodenschutz spielt bei Ihnen keine
Rolle, und die Wertschöpfung im ländlichen Raum steht
auch nicht zur Debatte. Das stellen wir fest, wenn wir uns
diesen Haushalt anschauen.
({6})
Dafür spielen aber Subventionen für fossilen Agrardiesel
und die Kürzung der Mittel für die GAK eine entscheidende Rolle. Das ist einfach beschämend. Es ist nicht
nachhaltig, sondern es ist rückwärtsgewandt. So ist es
heute auch schon von meinem Kollege Schwanitz gesagt
worden. Die Regierung hat nichts zu bieten. Deshalb
können wir diesem Haushalt nicht zustimmen.
({7})
Für eine Kurzintervention erhält der Kollege Professor Schweickert das Wort.
Frau Kollegin Wolff, sind Sie bereit, zur Kenntnis zu
nehmen, dass in dem verabschiedeten Antrag sehr wohl
enthalten ist, dass wir uns für eine verpflichtende Drittprüfung von Kinderspielzeug auf europäischer Ebene
einsetzen und dieses fordern und dass das Ansinnen aus
dem Hause Aigner sowie aus dem Hause Brüderle zusammen unterstützt wird?
({0})
Frau Kollegin Wolff, zur Erwiderung. - Bitte schön.
Herr Kollege Schweickert, ich kann allen Menschen,
die uns jetzt zuhören und die sich für das Thema interessieren, nur bitten, Ihren Antrag und unseren Antrag nebeneinanderzulegen.
({0})
Dann können sie ganz eindeutig sehen: Sie haben unseren Antrag als Grundlage genommen und ihn einfach
verwässert.
({1})
Es fehlen wichtige Punkte bei der Kontrolle, die für die
Sicherheit von Spielzeug notwendig sind.
({2})
Nächste Rednerin ist die Kollegin Christel HappachKasan für die FDP-Fraktion.
({0})
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Gerade das letzte Geplänkel hat deutlich gemacht, dass diese Debatte den Menschen im Lande und
denjenigen, die uns zuhören, nicht gerecht wird.
({0})
Es wurden unsachliche Äußerungen gemacht, die einfach nicht akzeptabel sind.
Ich möchte deutlich auf eines hinweisen: Der Anteil
der Sozialausgaben am gesamten Bundeshaushalt beträgt 55 Prozent. Am Haushalt des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz haben
die Sozialausgaben einen Anteil von 68 Prozent. Vor
diesem Hintergrund hätte ich von der SPD-Fraktion ganz
gerne gewusst, wie denn angesichts der hohen Ausgaben
für den Sozialbereich mehr Mittel für Investitionen zur
Verfügung gestellt werden können.
({1})
- Nein. Wir werden die Subventionen für Agrardiesel
nicht kürzen. Wir wollen nämlich, dass die Landwirtschaft wettbewerbsfähig bleibt.
Wir wollen, dass das europäische Landwirtschaftsmodell, das nach meiner Auffassung und nach Auffassung der gesamten FDP-Fraktion deutlich besser ist als
Landwirtschaftsmodelle in den USA, in Australien und
Neuseeland, zu einem Erfolg geführt wird. Ich bin
Ministerin Aigner sehr dankbar, dass sie hier noch einmal konkret gesagt hat, was dieses Agrarmodell ausmacht. Wir als FDP-Bundestagsfraktion stehen hinter
diesem Modell. Wir sind allerdings der Auffassung, dass
es in den kommenden Jahren hier noch zu einer Verbesserung kommen muss.
Frau Kollegin, möchten Sie eine Zwischenfrage des
Kollegen Kelber zulassen?
({0})
Herr Kollege Kelber, Sie haben mit Ihren Zwischenrufen sehr dazu beigetragen, das Niveau dieser Debatte
abzusenken. Deswegen kann ich leider keine Frage zulassen, so gerne ich mich mit Ihnen auseinandersetze.
({0})
- Wenn es um Mut geht, Herr Kelber, bin ich Ihnen allemal überlegen. Darüber brauchen wir nicht zu diskutieren.
({1})
Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir das
europäische Landwirtschaftsmodell nur dann zum Erfolg
führen können, wenn wir es schaffen, die Wertschöpfung
im ländlichen Raum zu verbessern. Gerade deswegen
- wir wissen, Deutschland ist ein Milchland - müssen
wir im Milchbereich darauf achten, die Wertschöpfung
aus der Milch zu steigern. Wir haben festgestellt, dass in
Frankreich und Italien eine deutlich höhere Wertschöpfung aus der Milch erzielt wird. Wir müssen ebenfalls
dahin kommen.
Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir mit
der Strukturierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes
im kommenden Jahr den Veredlungsbetrieben der Tierhaltung keine Konkurrenz machen dürfen. Diese müssen
ihre Preise am Markt erwirtschaften. Für die Stromeinspeisung gibt es politisch festgesetzte Preise.
Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass Nahrungsmittelproduktion sehr viel mehr zu Arbeitsplätzen
im ländlichen Raum beiträgt, als es bei einem Produkt
wie Strom der Fall ist. Vor diesem Hintergrund müssen
wir unsere Nahrungsmittelproduktion und unsere Landwirte schützen. So werden Arbeitsplätze im ländlichen
Raum erhalten.
Wir müssen auch in der Mitte von Berlin daran denken: Der ländliche Raum hat für die Menschen in
Deutschland eine erhebliche Bedeutung. Er ist ein ganz
anderer ländlicher Raum als in den USA. Ich muss Ihnen
ehrlich sagen, ich wundere mich schon, dass bei einem
Haushalt von 5,7 Milliarden Euro die 16 Millionen Euro
für das Ökolandbauprogramm hier in der Debatte im
Mittelpunkt stehen. Was ist eigentlich mit den anderen?
Sind Sie sich eigentlich bewusst, dass jeder Ökolandbauer alle anderen Möglichkeiten in Anspruch nehmen
kann und auch in Anspruch nimmt, wie jeder andere
Landwirt auch?
({2})
Das gilt zum Beispiel für die Unfallversicherung, das
gilt für die Sozialausgaben. Im Übrigen können natürlich
auch im Rahmen des Innovationsprogramms Anträge für
eine ökologische Ausgestaltung der Landwirtschaft gestellt werden.
({3})
Selbstverständlich, alle anderen Programme sind für
Ökolandbaubetriebe offen. Deswegen ist es richtig, dass
wir dieses Programm weiter geöffnet haben.
({4})
- Können Sie nicht einfach mal aufhören dazwischenzurufen?
({5})
Ich glaube, es ist der Sache nicht gemäß, und wenn die
SPD meint, in einer so schlechten Position zu sein, dass
sie zwischenrufen muss, dann tut es mir herzlich leid.
Es gibt einen einzigen Punkt, in dem wir uns mit dem
Koalitionspartner nicht so ganz einig sind. Das ist das
Internetportal. Den Konflikt haben wir miteinander
ausgetragen. Ich glaube, wir werden langfristig gesehen
zu einer angemessenen Lösung kommen.
Ich bitte Sie alle, diesem Haushalt zuzustimmen, weil
er ein Haushalt ist, der sowohl den Sparauftrag erfüllt als
auch die Landwirtschaft zukunftsfest macht, dem Verbraucherschutz einen angemessenen Stellenwert gibt
und der Ernährungswirtschaft sichere Rahmenbedingungen gibt. In diesem Sinne stimmen Sie bitte dem Haushalt zu.
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.
({6})
Letzter Redner zu diesem Einzeletat ist der Kollege
Franz-Josef Holzenkamp für die CDU/CSU-Fraktion.
({0})
Die Kolleginnen und Kollegen, die wegen der bevorstehenden weiteren Abstimmungen in den Plenarsaal
kommen, bitte ich, einen der wenigen noch verfügbaren
freien Plätze einzunehmen und der Debatte bis zum
Schluss halbwegs konzentriert zu folgen.
Bitte schön, Herr Kollege Holzenkamp.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die
Opposition, wie selbst hier heute Morgen vielfach ausgesprochen, spricht hier von Märchen. Wir als Koalition
sprechen von einem wunderbaren, von einem tollen, von
einem lebendigen Bereich der Land- und Ernährungswirtschaft in Deutschland, leistungsstark und wunderbar
aufgestellt.
({0})
Herr Bonde, Sie reden von der Verödung der Landschaft, des ländlichen Raums durch Strukturen, die Sie
nicht in Ordnung finden. Ich kann Ihnen nur sagen, wenn
Sie Strukturen einfrieren wollen - darüber haben Sie gesprochen -, dann versündigen Sie sich am ländlichen
Raum. Da, wo wettbewerbsfähige Strukturen sind, haben
wir einen blühenden ländlichen Raum und blühende
Landwirtschaft.
({1})
Meine Damen und Herren, Agrarwirtschaft mit
270 Milliarden Euro Wirtschaftsleistung in der Kette,
das kann sich sehen lassen. Über 350 000 bäuerliche Familienbetriebe mit 1,3 Millionen Beschäftigten und
4,5 Millionen Beschäftigte in der gesamten Kette, das ist
eindrucksvoll, das ist Zukunft. Das geht nur, wenn wir
auf Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft setzen.
Da setzen wir als Koalition an. Es ist schon eine großartige Leistung,
({2})
dass die Land- und Ernährungswirtschaft es geschafft
hat, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher in
Deutschland lediglich noch 11 Prozent ihres Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben müssen.
({3})
Meine Damen und Herren, was man auch deutlich unterstreichen muss: Diese Branche, die Land- und Ernährungswirtschaft, hat sich in der Krise als besonders stabilisierender Faktor bewährt. Wir hatten ein wesentliches
Problem im Milchbereich. Darüber haben wir heute
Morgen schon debattiert. Wir haben nicht zugeschaut,
wir haben in der Koalition gehandelt. Das ist gelebte soziale Marktwirtschaft.
Meine Damen und Herren, wenn ich mich an die Diskussionen vor einigen Monaten erinnere, an die populistischen Forderungen einiger Protagonisten unter uns
nach Quotenkürzungen, frage ich heute: Was wäre denn
dann passiert? Dann hätten wir die Märkte, die sich
heute anbieten, überhaupt nicht bedienen können. Also,
man muss nicht das tun, was vermeintlich gut ankommt,
sondern man muss das tun, worauf es ankommt, und das
machen wir in unserer Koalition.
({4})
Der Einzelplan 10 zeigt Verantwortung für unser
Land. Wir leisten den notwendigen Konsolidierungsbeitrag, und wir machen intelligente Haushaltsführung, und
zwar mit einer zielgenauen Mittelverwendung zur Wettbewerbsstärkung und damit für die Zukunft.
({5})
Wir stehen vor großen Aufgaben. Das ist angeklungen. Wir müssen unseren Beitrag zur Welternährung
leisten, auch in Deutschland.
({6})
- Herr Kelber, Sie haben keine Kinderstube gehabt. Hören Sie auf, zu schreien, sonst sind Sie am Wochenende
heiser. Das lohnt sich nicht.
({7})
Wir müssen unseren Beitrag zur Energieversorgung
leisten. Schon heute macht die Biomasse 70 Prozent der
erneuerbaren Energien aus; deren Anteil insgesamt liegt
bei 10 Prozent. Auch hier sind Grenzen gesetzt. Wir
wollen auch unseren Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen leisten. Das geht nur über Forschung
und Innovation. Die entsprechenden Mittel sind wesentlich und vor allen Dingen zielgenau verstärkt worden.
Herr Kelber, Sie sprachen vorhin von Pestizidforschung. Wenn man solch einen Begriff in den Mund
nimmt, hat man bestimmte Ziele. Ich kann Ihnen nur sagen: Wir reden von Pflanzenschutz. Wir Landwirte wollen Pflanzen schützen und keine Pest verbreiten. Das
möchte ich deutlich unterstreichen.
({8})
Der Export, der hier immer von der linken Seite kritisiert wird, ist wichtig; denn wir sind bei einigen Produkten Nettoexporteur. Wir sind erfolgreich. Darüber sollten
wir uns freuen. Die hohe Nachfrage spricht eindeutig für
die hohe Qualität unserer Produkte. Wir sollten stolz auf
das sein, was wir können. Ich bin dem BMELV sehr
dankbar, dass es dies so intensiv unterstützt.
Zum Verbraucherschutz. Viele einzelne Punkte sind
schon angesprochen worden; diese möchte ich nicht wiederholen. Aber eines möchte ich an dieser Stelle sagen:
Wir haben in unserem Bereich noch nie so viel gestaltet
wie jetzt. Ob bei Finanzprodukten, ob bei Nahrungsmit8364
teln, ob beim Kampf gegen Abzocke im Internet oder am
Telefon, unsere Ministerin ist vorne dran. Dafür herzlichen Dank, liebe Bundesministerin Ilse Aigner.
({9})
Der Unterschied zwischen uns, zwischen der linken
und der rechten Seite, ist - dies möchte ich an dieser
Stelle deutlich sagen -: Sie wollen dem Bürger alles vorschreiben, Sie wollen ihn gängeln. Sie wollen die Vormundschaft übernehmen. Das wollen wir nicht.
({10})
Das führt zu Unmündigkeit. Das ist mit unserem Gesellschaftsbild nicht vereinbar. Das wollen und das machen
wir nicht.
({11})
- Wenn viele im Saal sind, muss man lauter reden, alle
haben den Anspruch, gut zu hören.
Meine Damen und Herren, es ist einiges zur Gemeinsamen Agrarpolitik gesagt worden. Die Reform der
Gemeinsamen Agrarpolitik - unsere Bundesministerin,
Herr Kelber, hat schon darauf hingewiesen - wird nicht
heute entschieden; das sollten Sie wissen. Kluge Menschen sollten wissen, dass man klug verhandeln muss.
Wir sind in einem sehr frühen Stadium der Verhandlungen. Ich möchte deutlich festhalten: Die große Vorleistung der deutschen Landwirte, die Entkopplung der Ausgleichszahlungen, wird überhaupt nicht berücksichtigt.
Das ist für uns nicht zu akzeptieren.
({12})
Außerdem beinhalten diese Vorschläge zu einer Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik ein großes Maß an
zusätzlicher Bürokratie. Lesen Sie sich diese Listen einmal durch.
({13})
Pro Reihe findet man eine neue Verordnung. Das ist
Cross Compliance. Ich will deutlich sagen: Es reicht.
Wir wollen keine Antragswirtschaft, sondern eine erfolgreiche Landwirtschaft.
({14})
Schauen wir uns unsere Ladentheken an. Dort finden wir
wunderbare Produkte aus der Welt, aus Südamerika, aus
Neuseeland, aus dem asiatischen Raum. Für diese Produkte gelten all diese Vorschriften nicht. Deshalb wollen
wir keine zusätzlichen Auflagen.
({15})
Ich möchte abschließend noch einen Punkt ansprechen. Es geht auch darum, wie sich unsere Position als
Nettozahler entwickelt. Wir müssen, gerade im Zuge der
Finanz- und Wirtschaftskrise, wahnsinnig viel leisten;
das wissen wir alle. Wir mussten schwierige Dinge beschließen, in Deutschland und europaweit. Aber es kann
nicht sein - das beinhalten diese Vorschläge -, dass wir
die Position Deutschlands als Nettozahler weiter verschlechtern. Das akzeptieren wir nicht. Wir werden Ilse
Aigner dabei unterstützen, diese Forderung durchzusetzen.
Herzlichen Dank.
({16})
Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen nun zur Abstimmung über den Einzel-
plan 10 - Bundesministerium für Ernährung, Landwirt-
schaft und Verbraucherschutz - in der Ausschussfas-
sung.
Mir liegen hierzu Erklärungen nach § 31 der Ge-
schäftsordnung zur Abstimmung der Kolleginnen und
Kollegen Dr. Christel Happach-Kasan, Hans-Michael
Goldmann, Professor Schweickert, Rainer Erdel und
Dr. Edmund Peter Geisen vor, die wir zu Protokoll neh-
men1), und drei Änderungsanträge zu diesem Einzelplan,
über die wir zuerst abstimmen.
Ich rufe zunächst den Änderungsantrag der SPDFraktion auf der Drucksache 17/3846 auf. Wer stimmt
für diesen Änderungsantrag? - Wer stimmt dagegen? Wer enthält sich? - Der Änderungsantrag ist mit der
Mehrheit der Koalition gegen die Stimmen der Opposition abgelehnt.
Ich rufe den Änderungsantrag der Fraktion Die Linke
auf der Drucksache 17/3847 auf. Wer stimmt für diesen
Änderungsantrag? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält
sich? - Der Änderungsantrag ist mit großer Mehrheit abgelehnt.
Ich rufe den Änderungsantrag der Fraktion Bündnis 90/
Die Grünen auf der Drucksache 17/3858 auf. Wer
stimmt für diesen Antrag? - Wer stimmt dagegen? - Wer
enthält sich? - Auch dieser Antrag ist mehrheitlich abgelehnt.
Wir kommen nun zur Abstimmung über den Einzelplan 10 in der Ausschussfassung. Wer stimmt für diesen
Einzeletat in der vom Ausschuss erstellten Fassung?
- Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Der Einzelplan ist mit der Mehrheit der Koalition gegen die
Stimmen der Opposition angenommen.
Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt I.19 auf:
Einzelplan 32
Bundesschuld
- Drucksache 17/3521 Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Barthle
Carsten Schneider ({0})
Dr. Gesine Lötzsch
Eine zusätzliche Aussprache ist hierzu nicht vorgese-
hen. Dieses Thema hat in den Haushaltsberatungen eine
hinlänglich breite Berücksichtigung gefunden.
1) Anlage 2
Präsident Dr. Norbert Lammert
Wir kommen daher sofort zur Abstimmung über den
Einzelplan 32 in der Ausschussfassung. Wer stimmt für
diesen Einzelplan? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält
sich? - Der Einzelplan ist mit der Mehrheit der Koalition
gegen die Stimmen der Opposition angenommen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt I.20 auf:
Einzelplan 60
Allgemeine Finanzverwaltung
- Drucksache 17/3522 Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Barthle
Carsten Schneider ({1})
Dr. Gesine Lötzsch
Auch hier ist eine zusätzliche Aussprache nicht vorgesehen.
Wir kommen zur Abstimmung über den Einzelplan 60 in der Ausschussfassung. Dazu liegen fünf Änderungsanträge vor, über die wir zuerst abstimmen.
Wir beginnen mit der Abstimmung über den Änderungsantrag der Fraktion Die Linke auf der Drucksache
17/3851, zu dem namentliche Abstimmung verlangt
wurde.
Ich darf die Schriftführerinnen und Schriftführer bitten, die vorgesehenen Plätze einzunehmen. - Darf ich
um einen Hinweis bitten, ob jeweils zwei Schriftführerinnen oder Schriftführer an jeder der Abstimmungsurnen anwesend sind? - Das ist der Fall. Dann eröffne
ich die Abstimmung.
Darf ich fragen, ob noch ein Mitglied im Haus anwesend ist, das seine Stimmkarte nicht abgegeben hat? Ich darf noch einmal fragen, ob irgendein Mitglied seine
Stimmkarte noch nicht abgegeben hat. - Das scheint
nicht der Fall zu sein. Dann schließe ich die Abstimmung.
Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit
der Auszählung zu beginnen. Das Ergebnis der Abstimmung teilen wir Ihnen später mit.
Wir setzen nun die Abstimmung über die Änderungsanträge fort und kommen zu drei weiteren Änderungsanträgen der Fraktion Die Linke.
({2})
- Ich darf um ein bisschen Aufmerksamkeit bitten. Es ist
gar nicht mehr nötig, sich dort oben noch um die nicht
mehr vorhandenen Abstimmungsurnen zu ballen, weil
die nächsten namentlichen Abstimmungen erst in etwa
90 Minuten beginnen, jedenfalls nach der Aussprache
zur dritten Runde des Haushalts. Zwischendurch wird
noch unterbrochen. Deswegen könnte man jetzt in Ruhe
den Hinweisen folgen, welche Anträge zur Abstimmung
stehen.
Wir setzen also die Abstimmung über die Änderungsanträge fort und kommen zu drei weiteren Änderungsanträgen der Fraktion Die Linke.
Wir kommen zunächst zu dem Änderungsantrag auf
Drucksache 17/3848. Wer stimmt für diesen Antrag? Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Der Antrag
ist mit Mehrheit abgelehnt.
Wir kommen zu dem Änderungsantrag auf Drucksache 17/3849. Wer stimmt für diesen Antrag? - Wer
stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Der Antrag ist
ebenfalls mehrheitlich abgelehnt.
Wir kommen zu dem Änderungsantrag auf Drucksache 17/3850. Wer stimmt für diesen Antrag? - Wer
stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Der Antrag ist
mit großer Mehrheit abgelehnt.
Wir kommen nun zu dem Änderungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/3901.
Wer stimmt für diesen Antrag? - Wer stimmt dagegen? Wer enthält sich? - Der Änderungsantrag ist abgelehnt.
Bis zum Vorliegen des Ergebnisses der namentlichen
Abstimmung unterbreche ich nun die Sitzung. Erst wenn
uns das Ergebnis des Änderungsantrages vorliegt, können wir naturgemäß die Schlussabstimmung über den
Einzelplan 60 in der Ausschussfassung vornehmen. Danach rufe ich das Haushaltsbegleitgesetz 2011 auf.
Die Sitzung ist unterbrochen.
({3})
Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet.
Ich gebe das von den Schriftführerinnen und Schriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstimmung bekannt: Abgegeben wurden 564 Stimmen. Mit Ja
haben gestimmt 66 Kolleginnen und Kollegen, mit Nein
437. Es gab 61 Enthaltungen. Damit ist der Änderungsantrag abgelehnt.
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 564;
davon
ja: 66
nein: 437
enthalten: 61
Ja
DIE LINKE
Jan van Aken
Agnes Alpers
Dr. Dietmar Bartsch
Herbert Behrens
Matthias W. Birkwald
Christine Buchholz
Eva Bulling-Schröter
Dr. Martina Bunge
Roland Claus
Sevim Dağdelen
Dr. Diether Dehm
Heidrun Dittrich
Werner Dreibus
Klaus Ernst
Nicole Gohlke
Diana Golze
Annette Groth
Dr. Gregor Gysi
Heike Hänsel
Dr. Rosemarie Hein
Inge Höger
Andrej Hunko
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Ulla Jelpke
Dr. Lukrezia Jochimsen
Katja Kipping
Jan Korte
Katrin Kunert
Caren Lay
Sabine Leidig
Michael Leutert
Stefan Liebich
Ulla Lötzer
Dr. Gesine Lötzsch
Thomas Lutze
Ulrich Maurer
Dorothee Menzner
Kornelia Möller
Niema Movassat
Wolfgang Nešković
Thomas Nord
Petra Pau
Jens Petermann
Yvonne Ploetz
Ingrid Remmers
Paul Schäfer ({0})
Michael Schlecht
Dr. Ilja Seifert
Kathrin Senger-Schäfer
Raju Sharma
Dr. Petra Sitte
Kersten Steinke
Sabine Stüber
Dr. Kirsten Tackmann
Frank Tempel
Alexander Ulrich
Kathrin Vogler
Johanna Voß
Halina Wawzyniak
Harald Weinberg
Katrin Werner
Jörn Wunderlich
Nein
CDU/CSU
Peter Altmaier
Peter Aumer
Thomas Bareiß
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck
({1})
Manfred Behrens ({2})
Dr. Christoph Bergner
Peter Beyer
Clemens Binninger
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Börnsen
({3})
Wolfgang Bosbach
Norbert Brackmann
Klaus Brähmig
Michael Brand
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Gitta Connemann
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Dr. Thomas Feist
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer ({4})
Dirk Fischer ({5})
Axel E. Fischer ({6})
Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Dr. Hans-Peter Friedrich
({7})
Michael Frieser
Erich G. Fritz
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Alexander Funk
Ingo Gädechens
Dr. Thomas Gebhart
Norbert Geis
Alois Gerig
Eberhard Gienger
Michael Glos
Josef Göppel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Ute Granold
Reinhard Grindel
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Dr. Karl-Theodor Freiherr
zu Guttenberg
Olav Gutting
Florian Hahn
Holger Haibach
Dr. Stephan Harbarth
Jürgen Hardt
Dr. Matthias Heider
Mechthild Heil
Frank Heinrich
Rudolf Henke
Michael Hennrich
Jürgen Herrmann
Ansgar Heveling
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Christian Hirte
Robert Hochbaum
Karl Holmeier
Joachim Hörster
Anette Hübinger
Thomas Jarzombek
Dieter Jasper
Dr. Franz Josef Jung
Andreas Jung ({8})
Dr. Egon Jüttner
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster
Siegfried Kauder ({9})
Dr. Stefan Kaufmann
Roderich Kiesewetter
Ewa Klamt
Volkmar Klein
Jürgen Klimke
Julia Klöckner
Axel Knoerig
Jens Koeppen
Dr. Kristina Schröder
Manfred Kolbe
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Rüdiger Kruse
Bettina Kudla
Dr. Hermann Kues
Günter Lach
Dr. Karl A. Lamers
({10})
Andreas G. Lämmel
Katharina Landgraf
Ulrich Lange
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Dr. Ursula von der Leyen
Ingbert Liebing
Matthias Lietz
Dr. Carsten Linnemann
Patricia Lips
Dr. Jan-Marco Luczak
Dr. Michael Luther
Karin Maag
Dr. Thomas de Maizière
Hans-Georg von der Marwitz
Andreas Mattfeldt
Stephan Mayer ({11})
Dr. Michael Meister
Maria Michalk
Dr. Mathias Middelberg
Philipp Mißfelder
Dietrich Monstadt
Marlene Mortler
Dr. Gerd Müller
Stefan Müller ({12})
Nadine Schön ({13})
Dr. Philipp Murmann
Bernd Neumann ({14})
Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Henning Otte
Dr. Michael Paul
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Christoph Poland
Ruprecht Polenz
Eckhard Pols
Daniela Raab
Thomas Rachel
Dr. Peter Ramsauer
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche ({15})
Lothar Riebsamen
Josef Rief
Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Johannes Röring
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Erwin Rüddel
Albert Rupprecht ({16})
Dr. Annette Schavan
Dr. Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Norbert Schindler
Tankred Schipanski
Christian Schmidt ({17})
Patrick Schnieder
Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Armin Schuster ({18})
Johannes Selle
Reinhold Sendker
Dr. Patrick Sensburg
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Carola Stauche
Dr. Frank Steffel
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Dieter Stier
Gero Storjohann
Stephan Stracke
Max Straubinger
Karin Strenz
Thomas Strobl ({19})
Lena Strothmann
Michael Stübgen
Dr. Peter Tauber
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Vogel ({20})
Stefanie Vogelsang
Andrea Astrid Voßhoff
Dr. Johann Wadephul
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Marcus Weinberg ({21})
Peter Weiß ({22})
Sabine Weiss ({23})
Ingo Wellenreuther
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Karl-Georg Wellmann
Peter Wichtel
Annette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth WinkelmeierBecker
Dagmar Wöhrl
Dr. Matthias Zimmer
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew
SPD
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Heinz-Joachim Barchmann
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Klaus Barthel
Sören Bartol
Bärbel Bas
Dirk Becker
Uwe Beckmeyer
Lothar Binding ({24})
Gerd Bollmann
Klaus Brandner
Willi Brase
Edelgard Bulmahn
Ulla Burchardt
Petra Crone
Dr. Peter Danckert
Martin Dörmann
Elvira Drobinski-Weiß
Garrelt Duin
Sebastian Edathy
Siegmund Ehrmann
Dr. h. c. Gernot Erler
Petra Ernstberger
Karin Evers-Meyer
Elke Ferner
Gabriele Fograscher
Dr. Edgar Franke
Peter Friedrich
Michael Gerdes
Martin Gerster
Iris Gleicke
Günter Gloser
Ulrike Gottschalck
Angelika Graf ({25})
Michael Groschek
Michael Groß
Wolfgang Gunkel
Hans-Joachim Hacker
Bettina Hagedorn
Michael Hartmann
({26})
Hubertus Heil ({27})
Rolf Hempelmann
Dr. Barbara Hendricks
Gustav Herzog
Gabriele Hiller-Ohm
Petra Hinz ({28})
Frank Hofmann ({29})
Christel Humme
Josip Juratovic
Oliver Kaczmarek
Dr. h. c. Susanne Kastner
Lars Klingbeil
Dr. Bärbel Kofler
Fritz Rudolf Körper
Anette Kramme
Angelika Krüger-Leißner
Ute Kumpf
Christine Lambrecht
Christian Lange ({30})
Dr. Karl Lauterbach
Steffen-Claudio Lemme
Burkhard Lischka
Gabriele Lösekrug-Möller
Kirsten Lühmann
Caren Marks
Hilde Mattheis
Petra Merkel ({31})
Ullrich Meßmer
Dr. Matthias Miersch
Franz Müntefering
Dr. Rolf Mützenich
Andrea Nahles
Thomas Oppermann
Holger Ortel
Aydan Özoğuz
Heinz Paula
Johannes Pflug
Joachim Poß
Dr. Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr. Sascha Raabe
Mechthild Rawert
Gerold Reichenbach
Dr. Carola Reimann
Sönke Rix
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Karin Roth ({32})
Marlene Rupprecht
({33})
Anton Schaaf
Axel Schäfer ({34})
Bernd Scheelen
Marianne Schieder
({35})
Werner Schieder ({36})
Ulla Schmidt ({37})
Silvia Schmidt ({38})
Carsten Schneider ({39})
Swen Schulz ({40})
Ewald Schurer
Frank Schwabe
Dr. Martin Schwanholz
Stefan Schwartze
Rita Schwarzelühr-Sutter
Dr. Carsten Sieling
Peer Steinbrück
Dr. Frank-Walter Steinmeier
Christoph Strässer
Franz Thönnes
Wolfgang Tiefensee
Rüdiger Veit
Ute Vogt
Dr. Marlies Volkmer
Andrea Wicklein
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Dr. Dieter Wiefelspütz
({41})
Uta Zapf
Dagmar Ziegler
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries
FDP
Jens Ackermann
Christian Ahrendt
Christine AschenbergDugnus
Daniel Bahr ({42})
Florian Bernschneider
Sebastian Blumenthal
Claudia Bögel
Nicole Bracht-Bendt
Klaus Breil
Rainer Brüderle
Angelika Brunkhorst
Marco Buschmann
Sylvia Canel
Helga Daub
Reiner Deutschmann
Dr. Bijan Djir-Sarai
Patrick Döring
Mechthild Dyckmans
Rainer Erdel
Jörg van Essen
Ulrike Flach
Dr. Edmund Peter Geisen
Heinz Golombeck
Miriam Gruß
Joachim Günther ({43})
Heinz-Peter Haustein
Manuel Höferlin
Elke Hoff
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Heiner Kamp
Michael Kauch
Dr. Lutz Knopek
Pascal Kober
Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Sebastian Körber
Holger Krestel
Patrick Kurth ({44})
Heinz Lanfermann
Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Sabine LeutheusserSchnarrenberger
Lars Lindemann
Christian Lindner
Dr. Martin Lindner ({45})
Michael Link ({46})
Dr. Erwin Lotter
Oliver Luksic
Horst Meierhofer
Patrick Meinhardt
Gabriele Molitor
Jan Mücke
Petra Müller ({47})
Burkhardt Müller-Sönksen
Dr. Martin Neumann
({48})
Dirk Niebel
Hans-Joachim Otto
({49})
Cornelia Pieper
Gisela Piltz
Dr. Christiane RatjenDamerau
Dr. Birgit Reinemund
Dr. Peter Röhlinger
Dr. Stefan Ruppert
Björn Sänger
Frank Schäffler
Christoph Schnurr
Jimmy Schulz
Marina Schuster
Werner Simmling
Judith Skudelny
Dr. Hermann Otto Solms
Joachim Spatz
Dr. Rainer Stinner
Stephan Thomae
Serkan Tören
Johannes Vogel
({50})
Dr. Daniel Volk
Dr. Guido Westerwelle
Dr. Claudia Winterstein
Hartfrid Wolff ({51})
Enthalten
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Kerstin Andreae
Marieluise Beck ({52})
Volker Beck ({53})
Birgitt Bender
Ekin Deligöz
Katja Dörner
Hans-Josef Fell
Dr. Thomas Gambke
Kai Gehring
Britta Haßelmann
Bettina Herlitzius
Priska Hinz ({54})
Ulrike Höfken
Dr. Anton Hofreiter
Bärbel Höhn
Ingrid Hönlinger
Thilo Hoppe
Uwe Kekeritz
Katja Keul
Memet Kilic
Sven-Christian Kindler
Maria Klein-Schmeink
Ute Koczy
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Tom Koenigs
Oliver Krischer
Agnes Krumwiede
Fritz Kuhn
Renate Künast
Markus Kurth
Undine Kurth ({55})
Monika Lazar
Nicole Maisch
Agnes Malczak
Jerzy Montag
Kerstin Müller ({56})
Beate Müller-Gemmeke
Dr. Konstantin von Notz
Omid Nouripour
Friedrich Ostendorff
Dr. Hermann Ott
Lisa Paus
Brigitte Pothmer
Tabea Rößner
Claudia Roth ({57})
Krista Sager
Manuel Sarrazin
Elisabeth Scharfenberg
Christine Scheel
Dr. Gerhard Schick
Dorothea Steiner
Dr. Wolfgang StrengmannKuhn
Hans-Christian Ströbele
Dr. Harald Terpe
Markus Tressel
Daniela Wagner
Dr. Valerie Wilms
Josef Philip Winkler
Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Einzelplan 60, Allgemeine Finanzverwaltung, in der Ausschussfassung. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Damit ist der Einzelplan angenommen bei Zustimmung durch die Koalition und
Ablehnung durch die Oppositionsfraktionen.
Ich rufe jetzt Tagesordnungspunkt I.21 auf:
Haushaltsgesetz 2011
- Drucksachen 17/3524, 17/3525 Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Barthle
Carsten Schneider ({58})
Roland Claus
Eine Aussprache ist in der zweiten Beratung nicht
vorgesehen.
Bevor wir in die Abstimmungen eintreten, möchte ich
auf die drei noch stattfindenden namentlichen Abstimmungen hinweisen: Zunächst werden wir im Anschluss
über den Änderungsantrag der Fraktion der SPD zum
Haushaltsgesetz namentlich abstimmen. Nach der dritten
Beratung des Haushaltsgesetzes erfolgt die namentliche
Schlussabstimmung. Nach den Abstimmungen über
13 Entschließungsanträge folgt eine namentliche Abstimmung über den Antrag auf Zurückweisung eines
Einspruchs des Bundesrates. Hierzu ist dann die Kanzlermehrheit erforderlich. Warum das nicht Kanzlerinnenmehrheit heißt, weiß ich nicht.
Wir kommen in zweiter Beratung zur Abstimmung
über das Haushaltsgesetz 2011 in der Ausschussfassung.
Hierzu liegen zwei Änderungsanträge vor, über die wir
zuerst abstimmen.
Wir beginnen mit dem Änderungsantrag der Fraktion
der SPD auf Drucksache 17/3870, zu dem namentliche
Abstimmung verlangt wurde.
Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die
vorgesehenen Plätze einzunehmen. - Sind alle Urnen besetzt? - Das ist der Fall. Dann eröffne ich die Abstimmung.
Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das die
Stimmkarte nicht abgeben konnte? - Das ist nicht der
Fall. Dann schließe ich die Abstimmung und bitte die
Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen. Das Ergebnis der Abstimmung wird
Ihnen später bekannt gegeben.
Wir kommen nun zu dem Änderungsantrag der Fraktion Die Linke auf Drucksache 17/3852. Wer stimmt für
den Änderungsantrag? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Der Änderungsantrag ist bei Zustimmung
durch die einbringende Fraktion abgelehnt. Die Koalitionsfraktionen waren dagegen. SPD und Bündnis 90/
Die Grünen haben sich enthalten.
Bis zum Vorliegen des Ergebnisses der namentlichen
Abstimmung unterbreche ich die Sitzung.
({59})
Die Sitzung ist wieder eröffnet.
Ich gebe Ihnen das von den Schriftführerinnen und
Schriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen
Abstimmung bekannt: Teilgenommen haben 555 Kolleginnen und Kollegen. Mit Ja haben gestimmt 178, mit
Nein 313. Es gab 64 Enthaltungen. Damit ist der Änderungsantrag abgelehnt.
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 555;
davon
ja: 178
nein: 313
enthalten: 64
Ja
SPD
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Heinz-Joachim Barchmann
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Klaus Barthel
Sören Bartol
Bärbel Bas
Dirk Becker
Uwe Beckmeyer
Lothar Binding ({0})
Klaus Brandner
Willi Brase
Edelgard Bulmahn
Ulla Burchardt
Petra Crone
Dr. Peter Danckert
Martin Dörmann
Elvira Drobinski-Weiß
Garrelt Duin
Sebastian Edathy
Siegmund Ehrmann
Petra Ernstberger
Karin Evers-Meyer
Elke Ferner
Gabriele Fograscher
Dr. Edgar Franke
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Peter Friedrich
Michael Gerdes
Martin Gerster
Iris Gleicke
Günter Gloser
Ulrike Gottschalck
Angelika Graf ({1})
Michael Groschek
Michael Groß
Wolfgang Gunkel
Hans-Joachim Hacker
Bettina Hagedorn
Michael Hartmann
({2})
Hubertus Heil ({3})
Rolf Hempelmann
Dr. Barbara Hendricks
Gustav Herzog
Gabriele Hiller-Ohm
Petra Hinz ({4})
Christel Humme
Josip Juratovic
Oliver Kaczmarek
Dr. h. c. Susanne Kastner
Lars Klingbeil
Fritz Rudolf Körper
Anette Kramme
Angelika Krüger-Leißner
Ute Kumpf
Christine Lambrecht
Christian Lange ({5})
Dr. Karl Lauterbach
Steffen-Claudio Lemme
Burkhard Lischka
Gabriele Lösekrug-Möller
Kirsten Lühmann
Caren Marks
Hilde Mattheis
Petra Merkel ({6})
Ullrich Meßmer
Dr. Matthias Miersch
Franz Müntefering
Dr. Rolf Mützenich
Andrea Nahles
Thomas Oppermann
Aydan Özoğuz
Heinz Paula
Johannes Pflug
Joachim Poß
Dr. Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr. Sascha Raabe
Mechthild Rawert
Gerold Reichenbach
Dr. Carola Reimann
Sönke Rix
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Karin Roth ({7})
Marlene Rupprecht
({8})
Anton Schaaf
Bernd Scheelen
Marianne Schieder
({9})
Ulla Schmidt ({10})
Silvia Schmidt ({11})
Carsten Schneider ({12})
Swen Schulz ({13})
Ewald Schurer
Frank Schwabe
Dr. Martin Schwanholz
Stefan Schwartze
Rita Schwarzelühr-Sutter
Dr. Carsten Sieling
Peer Steinbrück
Dr. Frank-Walter Steinmeier
Christoph Strässer
Franz Thönnes
Wolfgang Tiefensee
Rüdiger Veit
Ute Vogt
Dr. Marlies Volkmer
Andrea Wicklein
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Dr. Dieter Wiefelspütz
Uta Zapf
Dagmar Ziegler
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Kerstin Andreae
Marieluise Beck ({14})
Volker Beck ({15})
Birgitt Bender
Ekin Deligöz
Katja Dörner
Hans-Josef Fell
Dr. Thomas Gambke
Kai Gehring
Britta Haßelmann
Bettina Herlitzius
Priska Hinz ({16})
Ulrike Höfken
Dr. Anton Hofreiter
Bärbel Höhn
Ingrid Hönlinger
Thilo Hoppe
Uwe Kekeritz
Katja Keul
Memet Kilic
Sven-Christian Kindler
Maria Klein-Schmeink
Ute Koczy
Tom Koenigs
Oliver Krischer
Agnes Krumwiede
Fritz Kuhn
Renate Künast
Markus Kurth
Undine Kurth ({17})
Monika Lazar
Nicole Maisch
Agnes Malczak
Jerzy Montag
Kerstin Müller ({18})
Beate Müller-Gemmeke
Dr. Konstantin von Notz
Omid Nouripour
Friedrich Ostendorff
Dr. Hermann Ott
Lisa Paus
Brigitte Pothmer
Tabea Rößner
Claudia Roth ({19})
Krista Sager
Manuel Sarrazin
Elisabeth Scharfenberg
Christine Scheel
Dr. Gerhard Schick
Dorothea Steiner
Dr. Wolfgang StrengmannKuhn
Hans-Christian Ströbele
Dr. Harald Terpe
Markus Tressel
Daniela Wagner
Dr. Valerie Wilms
Josef Philip Winkler
Nein
CDU/CSU
Peter Altmaier
Peter Aumer
Thomas Bareiß
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck
({20})
Manfred Behrens ({21})
Dr. Christoph Bergner
Peter Beyer
Clemens Binninger
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Börnsen
({22})
Wolfgang Bosbach
Norbert Brackmann
Klaus Brähmig
Michael Brand
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Gitta Connemann
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Dr. Thomas Feist
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer ({23})
Dirk Fischer ({24})
Axel E. Fischer ({25})
Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Dr. Hans-Peter Friedrich
({26})
Michael Frieser
Erich G. Fritz
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Alexander Funk
Ingo Gädechens
Dr. Thomas Gebhart
Norbert Geis
Alois Gerig
Eberhard Gienger
Michael Glos
Josef Göppel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Ute Granold
Reinhard Grindel
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Dr. Karl-Theodor Freiherr
zu Guttenberg
Olav Gutting
Florian Hahn
Holger Haibach
Dr. Stephan Harbarth
Jürgen Hardt
Dr. Matthias Heider
Mechthild Heil
Frank Heinrich
Rudolf Henke
Michael Hennrich
Jürgen Herrmann
Ansgar Heveling
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Christian Hirte
Robert Hochbaum
Karl Holmeier
Joachim Hörster
Anette Hübinger
Thomas Jarzombek
Dieter Jasper
Dr. Franz Josef Jung
Andreas Jung ({27})
Dr. Egon Jüttner
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster
Siegfried Kauder ({28})
Dr. Stefan Kaufmann
Roderich Kiesewetter
Ewa Klamt
Volkmar Klein
Jürgen Klimke
Julia Klöckner
Axel Knoerig
Jens Koeppen
Dr. Kristina Schröder
Manfred Kolbe
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Rüdiger Kruse
Bettina Kudla
Dr. Hermann Kues
Günter Lach
Dr. Karl A. Lamers
({29})
Andreas G. Lämmel
Katharina Landgraf
Ulrich Lange
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Dr. Ursula von der Leyen
Ingbert Liebing
Matthias Lietz
Dr. Carsten Linnemann
Patricia Lips
Dr. Jan-Marco Luczak
Dr. Michael Luther
Karin Maag
Dr. Thomas de Maizière
Hans-Georg von der Marwitz
Andreas Mattfeldt
Stephan Mayer ({30})
Dr. Michael Meister
Maria Michalk
Dr. Mathias Middelberg
Philipp Mißfelder
Dietrich Monstadt
Marlene Mortler
Dr. Gerd Müller
Stefan Müller ({31})
Nadine Schön ({32})
Dr. Philipp Murmann
Bernd Neumann ({33})
Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Henning Otte
Dr. Michael Paul
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Christoph Poland
Ruprecht Polenz
Eckhard Pols
Daniela Raab
Thomas Rachel
Dr. Peter Ramsauer
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche ({34})
Lothar Riebsamen
Josef Rief
Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Johannes Röring
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Erwin Rüddel
Albert Rupprecht ({35})
Dr. Annette Schavan
Dr. Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Norbert Schindler
Tankred Schipanski
Christian Schmidt ({36})
Patrick Schnieder
Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Armin Schuster ({37})
Johannes Selle
Reinhold Sendker
Dr. Patrick Sensburg
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Carola Stauche
Dr. Frank Steffel
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Dieter Stier
Gero Storjohann
Stephan Stracke
Max Straubinger
Karin Strenz
Thomas Strobl ({38})
Lena Strothmann
Michael Stübgen
Dr. Peter Tauber
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Vogel ({39})
Stefanie Vogelsang
Andrea Astrid Voßhoff
Dr. Johann Wadephul
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Marcus Weinberg ({40})
Peter Weiß ({41})
Sabine Weiss ({42})
Ingo Wellenreuther
Karl-Georg Wellmann
Peter Wichtel
Annette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth WinkelmeierBecker
Dagmar Wöhrl
Dr. Matthias Zimmer
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew
FDP
Jens Ackermann
Christian Ahrendt
Christine AschenbergDugnus
Daniel Bahr ({43})
Florian Bernschneider
Sebastian Blumenthal
Claudia Bögel
Nicole Bracht-Bendt
Klaus Breil
Rainer Brüderle
Angelika Brunkhorst
Marco Buschmann
Sylvia Canel
Helga Daub
Reiner Deutschmann
Dr. Bijan Djir-Sarai
Patrick Döring
Mechthild Dyckmans
Rainer Erdel
Jörg van Essen
Ulrike Flach
Dr. Edmund Peter Geisen
Heinz Golombeck
Miriam Gruß
Joachim Günther ({44})
Heinz-Peter Haustein
Manuel Höferlin
Elke Hoff
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Heiner Kamp
Michael Kauch
Dr. Lutz Knopek
Pascal Kober
Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Sebastian Körber
Holger Krestel
Patrick Kurth ({45})
Heinz Lanfermann
Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Sabine LeutheusserSchnarrenberger
Lars Lindemann
Christian Lindner
Dr. Martin Lindner ({46})
Michael Link ({47})
Dr. Erwin Lotter
Oliver Luksic
Horst Meierhofer
Patrick Meinhardt
Gabriele Molitor
Jan Mücke
Petra Müller ({48})
Burkhardt Müller-Sönksen
Dr. Martin Neumann
({49})
Dirk Niebel
Hans-Joachim Otto
({50})
Cornelia Pieper
Gisela Piltz
Dr. Christiane RatjenDamerau
Dr. Birgit Reinemund
Dr. Peter Röhlinger
Dr. Stefan Ruppert
Björn Sänger
Frank Schäffler
Christoph Schnurr
Jimmy Schulz
Marina Schuster
Werner Simmling
Judith Skudelny
Dr. Hermann Otto Solms
Joachim Spatz
Dr. Rainer Stinner
Stephan Thomae
Serkan Tören
Johannes Vogel
({51})
Dr. Daniel Volk
Dr. Guido Westerwelle
Dr. Claudia Winterstein
Hartfrid Wolff ({52})
Enthalten
DIE LINKE
Jan van Aken
Agnes Alpers
Dr. Dietmar Bartsch
Herbert Behrens
Matthias W. Birkwald
Christine Buchholz
Eva Bulling-Schröter
Dr. Martina Bunge
Roland Claus
Sevim Dağdelen
Heidrun Dittrich
Werner Dreibus
Nicole Gohlke
Diana Golze
Annette Groth
Dr. Gregor Gysi
Heike Hänsel
Dr. Rosemarie Hein
Inge Höger
Andrej Hunko
Ulla Jelpke
Dr. Lukrezia Jochimsen
Katja Kipping
Jan Korte
Katrin Kunert
Caren Lay
Sabine Leidig
Michael Leutert
Stefan Liebich
Ulla Lötzer
Dr. Gesine Lötzsch
Thomas Lutze
Ulrich Maurer
Dorothee Menzner
Kornelia Möller
Niema Movassat
Wolfgang Nešković
Thomas Nord
Petra Pau
Jens Petermann
Yvonne Ploetz
Ingrid Remmers
Paul Schäfer ({53})
Michael Schlecht
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Dr. Ilja Seifert
Kathrin Senger-Schäfer
Raju Sharma
Dr. Petra Sitte
Kersten Steinke
Sabine Stüber
Dr. Kirsten Tackmann
Frank Tempel
Alexander Ulrich
Kathrin Vogler
Johanna Voß
Halina Wawzyniak
Harald Weinberg
Katrin Werner
Jörn Wunderlich
Wir kommen zur Abstimmung über das Haushaltsgesetz 2011 in der Ausschussfassung. Wer stimmt dafür? Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Damit ist das
Haushaltsgesetz 2011 in zweiter Beratung angenommen
bei Zustimmung der Koalition und Gegenstimmen der
Opposition.
Wir kommen zum Finanzplan des Bundes 2010 bis
2014 auf den Drucksachen 17/2501 und 17/2502. Der
Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 17/3526, den Finanzplan zur Kenntnis zu
nehmen. Wer stimmt für die Beschlussempfehlung? Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Die Beschlussempfehlung ist angenommen bei Zustimmung der Koalition und der SPD-Fraktion. Dagegen haben gestimmt
Bündnis 90/Die Grünen und die Linke.
Ich rufe jetzt den Tagesordnungspunkt V auf:
Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2011 ({54})
- Drucksachen 17/2500, 17/2502, 17/3501,
17/3502, 17/3504 bis 17/3514, 17/3516, 17/3519
bis 17/3522, 17/3523, 17/3524, 17/3525 Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Barthle
Carsten Schneider ({55})
Roland Claus
Es wurden insgesamt 13 Entschließungsanträge eingebracht, über die wir nach der Schlussabstimmung abstimmen werden. Ich weise nochmals darauf hin, dass
die Schlussabstimmung über das Haushaltsgesetz namentlich erfolgt.
Interfraktionell ist verabredet worden, zwei Stunden
für die Aussprache vorzusehen. - Dazu sehe und höre
ich keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.
Das Wort hat der Kollege Carsten Schneider für die
SPD-Fraktion.
({56})
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wir haben die Haushaltswoche hinter uns. Die Debatten
zum Haushalt 2011 wurden in unterschiedlicher Qualität
und Intensität geführt. Wir führen die Debatten vor dem
Hintergrund einer kritischen Situation auf den internationalen Finanzmärkten. Der Brand ist noch nicht gänzlich
gelöscht und flackert immer wieder auf. Ein wichtiges
Thema ist dabei die Staatsfinanzierung - Stichwort: Irland - in Europa. Darauf werde ich später noch eingehen.
Die Kernfrage ist, ob dieser erste schwarz-gelbe
Haushalt und die Finanzplanung, die wir eben zur
Kenntnis genommen haben, den Anforderungen, die das
Grundgesetz mit der Schuldenbremse stellt, gerecht
werden. Dabei sind auch die Verlautbarungen der Bundeskanzlerin auf europäischer Ebene von Bedeutung.
Wir haben viel darüber debattiert, ob die Maßnahmen,
die Sie getroffen haben, sozial gerecht und ausgewogen
sind.
({0})
Da muss ich Sie nicht weiter katholisch machen. Sie sind
es nicht. Die Maßnahmen gehen eindeutig zulasten der
Arbeitnehmer, der Arbeitslosen und der Rentner in diesem Land. Sie sparen zulasten der Zukunft. Sie lassen
diejenigen, die die Krise verursacht haben, Spekulanten
und Banken, vollkommen ungeschoren davonkommen.
Das ist der große Fehler dieses Haushalts.
({1})
Konsolidierung braucht ein gesellschaftliches Backing. Wir brauchen dazu die Unterstützung der Bevölkerung. Wir sehen in anderen Teilen Europas, wie kritisch die Situation sein kann. Die Unterstützung der
Bevölkerung suchen Sie aber nicht. Sie haben vielmehr
mit den Maßnahmen, was die Kürzungen im Sozialbereich betrifft, maßgeblich die Ideologie der FDP durchgesetzt. Wir tragen das nicht mit. Wir haben Anträge eingebracht, in denen wir klar dargelegt haben, wie wir die
Schuldenbremse einhalten und wie wir für einen sozialen Ausgleich sorgen können. Das könnten wir durch die
Einführung eines erhöhten Spitzensteuersatzes, die Einführung eines Mindestlohns und durch die Rücknahme
der Steuergeschenke an Hoteliers und andere, die zu Beginn des Jahres hier im Deutschen Bundestag verabschiedet worden sind.
Ich will auf die Schuldenbremse zurückkommen. Der
Bundestag nimmt das Budgetrecht als höchstes Recht des
Parlamentes wahr. Ich habe in den letzten drei Monaten
erlebt, dass die Koalitionsabgeordneten dieses Recht vollkommen aus der Hand gegeben haben. Der Bundestag ist
aufgrund der nicht nachvollziehbaren Berechnungen des
Finanzministeriums einer Selbstentmachtung einen weiteren Schritt entgegengegangen. Herzlichen Glückwunsch,
FDP.
({2})
Carsten Schneider ({3})
Ich möchte zu dieser Frage, die ich wirklich für eine sehr
grundsätzliche Frage halte - es geht um die Gewaltenteilung zwischen Regierung und Parlament -, noch etwas sagen.
({4})
Wir sehen hier kein selbstständiges Parlament mehr,
({5})
sondern wir stehen vor der Situation, dass Sie dem Bundestag Macht und die Fähigkeit, ein Gegengewicht zur
Regierung zu bilden, entzogen haben. Sie haben das im
Kern noch nicht einmal zur Kenntnis genommen.
({6})
Wir werden zum Schluss namentlich abstimmen.
Dem Berechnungsverfahren zur Schuldenbremse, die im
Kern nichts anderes angibt als die maximale Höhe, die
die Verschuldung erreichen darf, welches das Bundesfinanzministerium durchgeführt hat, trauen wir nicht. Sie
alle können deshalb dem Bundesfinanzministerium das
Vertrauen entziehen und haben heute die Gelegenheit,
das Parlament zu stärken. Ich bin gespannt.
({7})
Sie loben sich, Sie würden so stark konsolidieren.
({8})
Zuerst war eine Kreditaufnahme von 80 Milliarden
Euro geplant, jetzt liegt sie bei 50 Milliarden Euro. Ist
das eigentlich Ihre Leistung, und ist das ausreichend?
Ihre Leistung, Herr Fricke, ist es nicht. Das ist vielmehr
konjunkturell bedingt. Es ist die Leistung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in diesem Land und, mit
Verlaub, zum Teil auch Ausfluss der Regierungspolitik
- ich erinnere an die Konjunkturprogramme - der SPD.
({9})
- Dass Sie das nicht hören wollen, ist klar. Aber so viel
zur Wahrheit.
Ich würde Ihnen empfehlen, einmal den Monatsbericht der Bundesbank vom November zu lesen. Normalerweise ist es so: Wenn Sie konjunkturell bedingte
Mehreinnahmen haben, müssen Sie die zur dauerhaften
Senkung der Kreditaufnahme nutzen. Das schreiben Sie
im Übrigen ja auch den Griechen und einigen anderen
- ich meine, nicht zu Unrecht - vor.
({10})
Was genau machen Sie aber? Dieser Haushaltsentwurf enthielt zu Beginn des Gesetzgebungsverfahrens
eine höhere Kreditaufnahme. Die wird jetzt gesenkt.
Konjunkturell bedingt - also einfach dadurch, dass es
besser läuft - haben wir aber Mehreinnahmen von
11,2 Milliarden Euro bei Steuern und Zinsen bzw. Minderausgaben auf dem Gebiet des Arbeitsmarktes zu verzeichnen. Um wie viel sinkt jetzt die Kreditaufnahme?
Um 9,1 Milliarden Euro. Sie, meine Damen und Herren,
haben 2,1 Milliarden Euro während des Verfahrens verprasst. Das ist die Wahrheit.
({11})
An dieser Stelle zitiere ich den Bundesbankbericht,
der auch zum Thema Schuldenbremse sehr ausführlich
ist:
Im Hinblick auf die neue Schuldenbremse ist kritisch zu beurteilen, dass offenbar bereits im ersten
Jahr von einer konsequenten Umsetzung abgesehen
wird.
Er führt weiter aus:
Da die krisenbedingten Belastungen für den Bundeshaushalt nun offenbar deutlich geringer ausfallen als befürchtet, ist der Ausgangswert und damit
der Neuverschuldungsspielraum bis 2015 entsprechend niedriger anzusetzen.
Das tun Sie aber nicht. - Weil es so profund ist, zitiere
ich weiter:
Dadurch ergeben sich für die kommenden Jahre höhere Verschuldungsspielräume
- das ist die Kritik der SPD, die von der Bundesbank
hier bestätigt wird, meine Damen und Herren -,
bei deren Ausnutzung die notwendige Konsolidierung - wie so oft - in guten Zeiten auf künftige
Jahre verschoben würde.
Meine Damen und Herren, es ist Fakt: Das beschließen Sie hier im Bundestag in zwei Stunden. Das geht
vollkommen fehl. Man kann sich nicht in Europa als
Schulmeister aufführen und zu Hause die Hausaufgaben
nicht machen.
({12})
Ich zitiere weiter aus dem Bundesbankbericht:
Die klar dokumentierte Regelintention der neuen
Schuldenbremse, die in der Währungsunion derzeit
auch für andere Länder als Vorbild zur Sicherung
tragfähiger Staatsfinanzen angesehen wird, würde
damit gleich bei der ersten Anwendung in bedenklicher Weise übergangen und das Vertrauen in die
langfristige Wirksamkeit der Reform entsprechend
untergraben.
Meine Damen und Herren, das ist eine klassische
Sechs für Ihre Finanzpolitik. Die taugt nichts, sie ist unsolide und unsozial.
({13})
Was hat der Herr Finanzminister in Bezug auf andere
finanzpolitische Fragen gemacht? Es gab viele Ankündigungen und kaum Ergebnisse. Was ist mit der Mehrwertsteuerreform? Es wurden eine Kommission eingesetzt
Carsten Schneider ({14})
und der Koalitionsausschuss damit befasst. Die brachten
das Ergebnis: Darüber soll nicht entschieden werden.
Bei der Gemeindefinanzreform kann er sich gegen die
FDP nicht durchsetzen.
({15})
Zusammenfassend stelle ich fest: Sie haben keinerlei
Antworten.
Erwähnen muss ich noch den Punkt des systemischen
Risikos der Landesbanken. Auf uns bzw. die Länder
rollt ein mächtiger Tornado zu. Sie jedoch erwecken
nicht mal den Anschein eines Versuchs, zu einem Gespräch einzuladen - außer zu dem Kaffeekränzchen, das
Sie hatten -, um hier eine Neuordnung zu schaffen.
Denn es ist natürlich Aufgabe des Bundes, zumindest die
Gesprächsführung in die Hand zu nehmen und die Betreffenden zu zwingen, ihre Probleme offen darzulegen.
Dagegen ist Irland gar nichts. Auch da passiert nichts.
Wenn ich das alles unterm Strich nach einjähriger Arbeit, Herr Bundesfinanzminister, zusammenfasse, muss
ich sagen, dass Sie den Ansprüchen, die Sie an sich
selbst gestellt hatten und die in der Öffentlichkeit formuliert wurden, nicht gerecht werden. Im Gegenteil, Sie
sind ein schwacher Finanzminister. Sie haben in wesentlichen Punkten versagt.
({16})
Nur so kann ich mir erklären, warum die Bundeskanzlerin so kräftig an Ihnen festhält. Denn was kann einem
Kabinettschef Besseres passieren als ein Finanzminister,
der keinen Ärger macht, sondern alles mehr oder weniger durchwinkt?
({17})
Ich will aber noch zu dem zweiten Punkt, der uns bewegt, kommen, nämlich Irland bzw. die europäische
Krise. Die Situation dort ist sehr kritisch. Sie haben uns
im Mai - im Rahmen einer Tröpfchentaktik - erst das
Problem Griechenland auf den Tisch gelegt. Dann haben
Sie uns den Rettungsschirm vorgelegt, von dem Sie
nicht wussten, dass er verabschiedet werden sollte. Frau
Merkel, Sie sind nach Brüssel geflogen und sind überrascht worden. Dort ist ein Rettungsschirm über
750 Milliarden Euro verabschiedet worden; der entsprechende Gesetzentwurf zum Rettungspaket wurde dann
hier in den Bundestag eingebracht. Die Kernaussage
war: Die Summe ist so groß, und der Rettungsschirm
wirkt allein dadurch so abschreckend, dass er nie in Anspruch genommen wird.
({18})
- Das war die Aussage der Bundesregierung.
Jetzt stelle ich fest: Genau das passiert nicht. Die Abschreckung hat nicht funktioniert. Sie werden nächste
Woche kommen und sagen: Irland braucht Geld. Wie wir
uns verhalten werden, hängt davon ab, welche Konditionen Sie dort ausgehandelt haben werden. Die Fragen
sind: Werden die Finanzmärkte gezähmt? Wer zahlt eigentlich die Zeche für die Krise? Ist unlauterer Steuerwettbewerb in der Europäischen Union weiterhin Konsens?
Es bleibt also festzuhalten, dass dieser große Schirm,
die Macht der großen Zahlen, an dessen Zustandekommen Sie nur gering beteiligt waren, den Sie dann aber
letztendlich hier mit einer Woche Beratungszeit durchgepeitscht haben, nicht funktioniert hat.
Deswegen, meine Damen und Herren von der Bundesregierung, Herr Finanzminister, gilt: Sie sind und
bleiben Getriebene und Gehetzte der Märkte. Wir haben
nicht das Primat der Politik, im Gegenteil. Auch wenn
die Bundeskanzlerin das am Mittwoch behauptet hat, ist
es de facto nicht so. Jede neue Ausweitung der Spreads,
jede Ausweitung der Zinsspanne, führt zu Verunsicherung.
({19})
Es hilft nichts - ich weiß, dass Ihnen das wehtut, Herr
Fricke -,
({20})
hier immer wieder mit der Tröpfchentaktik zu kommen.
Das wird zu keiner Beruhigung führen, weil nach Irland
Portugal folgen wird. Das ist vollkommen klar. Danach
wird man sich die Nächsten herausbrechen.
({21})
Es werden Spanien oder Italien sein. Die FAZ spekuliert
darüber. Damit ist vollkommen klar: Dieser Schirm wird
nicht ausreichen.
({22})
Deswegen ist es so, dass Sie, meine Damen und Herren von der Koalition, bei der Regulierung der internationalen Finanzmärkte versagt haben. Nichts ist in
Seoul durchgesetzt worden: keine Finanztransaktionsteuer auf europäischer Ebene, keine stärkere Bankenaufsicht. Es gab auch keine Antworten auf die elementaren Fragen, wie es insgesamt mit dem Euro weitergeht.
Meine Damen und Herren, das ist ernüchternd und erschütternd.
({23})
Wir brauchen hier aber eine Bundesregierung, die weiß,
was sie will, die einen klaren Fahrplan hat und die nicht
so ungeschickt agiert, dass sie redet, bevor sie weiß, was
sie will, was ja zu noch stärkerer Verunsicherung führt.
Wir brauchen eine Bundesregierung, die führt. Ich hoffe,
dass zumindest die Partner auf europäischer Ebene das
Notwendige durchsetzen werden.
Vielen Dank.
({24})
Norbert Barthle hat jetzt das Wort für die CDU/CSUFraktion.
({0})
Sehr verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen
und Kollegen! In der Schlussrunde dieser Haushaltsdebatte will ich zuallererst einen ganz herzlichen Dank an
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Haushaltsausschusses, aber auch in unseren Büros richten. Wir haben
tatsächlich arbeitsreiche Wochen hinter uns. Diesen
Dank haben sie verdient.
({0})
Ich will auch einen Dank an die Kolleginnen und Kollegen im Haushaltsausschuss richten, und zwar nicht nur
an die aus der Koalition, sondern auch an die aus der Opposition, die zumindest weitestgehend konstruktiv mitgearbeitet haben. Ich kann es mir aber nicht verkneifen,
noch einmal daran zu erinnern, dass in der Bereinigungssitzung der letzte und raffiniert eingefädelte Versuch, die
Koalition zum Kippen zu bringen, gescheitert ist.
({1})
Selbst nachts um drei war die Koalition arbeitsfähig, widerstandsfähig und geschlossen und hat die Mehrheit gestellt.
({2})
Selbst um diese Uhrzeit sind noch Anträge abgelehnt
worden. Auch das hat ein Lob verdient.
({3})
Nun ist am Freitag bei der abschließenden Beratung
des Haushaltes auch Zeit, die Woche nochmals Revue
passieren zu lassen.
Die Haushaltswoche und die hier gehörten Reden
kann man zum Beispiel Revue passieren lassen, indem
man einen Blick in die Presselandschaft wirft; dieser
lohnt sich wirklich. Es reicht, die Überschriften zu lesen.
Ich zitiere mit Erlaubnis der Frau Präsidentin. Die Welt
schreibt als Kopfnote für die Kanzlerin: „Note 1“.
Bravo! Die Sächsische Zeitung schreibt: „Wo ist eigentlich die SPD geblieben?“ Die Süddeutsche Zeitung beantwortet das: „Die SPD, ein erloschener Vulkan“. Die
Neue Zürcher Zeitung schreibt: Die Unionsparteien im
Aufwind. - Bei einer solchen Presselandschaft sind wir
Haushälter sehr zufrieden.
({4})
Daraus erklärt sich aber auch ein Stück weit die aggressiv vorgetragene und falsche Rede des Kollegen von der
SPD. Wenn man so dasteht, dann wird man nervös, dann
wird man aggressiv.
Wenn ich die Woche weiter Revue passieren lasse,
komme ich zu der Feststellung, dass uns zunächst einmal
vorgeworfen wurde, wir würden zu wenig sparen. Diese
Behauptung wird allein schon durch das reine Zahlenwerk widerlegt. Im Vergleich zu 2010 wurde der Etat
von 319 auf 305 Milliarden Euro zurückgeführt. Das ist
eine Hausnummer: fast 14 Milliarden Euro weniger an
Ausgaben gegenüber dem Haushalt 2010, aber auch weniger Ausgaben gegenüber dem Regierungsentwurf. Das
war die Leistung der Parlamentarier. Gegenüber dem
Regierungsentwurf haben wir weitere Einsparungen vorgenommen und konnten so die Nettokreditaufnahme
noch einmal um mehr als 9 Milliarden Euro senken.
Auch das darf nicht verschwiegen werden.
({5})
Gleichzeitig hören wir vonseiten der Opposition als
Kritik bei jedem Einzelplan und bei vielen Einzelposten,
das sei unteretatisiert bzw. unterfinanziert. Sie müssen
sich einmal darüber im Klaren werden, was eigentlich
gilt.
An dieser Stelle bitte ich uns alle, noch einmal sorgfältig nachzudenken. Immer dann, wenn bei der Beratung eines Einzelplans oder einer bestimmten Maßnahme über Mehrausgaben, über mehr Geld berichtet
wird, klatscht das ganze Haus. Wenn sich die Opposition
darüber beschwert, dass irgendwo gespart wird, dann
klatscht die gesammelte Opposition. Darüber sollten wir
ernsthaft nachdenken, meine Damen und Herren. Denn
eines ist doch klar: Wer nach Europa blickt, wer in die
Welt blickt, sieht, dass die Zeit der Ausgabenzuwächse,
der wachsenden Haushalte, der Möglichkeit, mehr Geld
auszugeben, vorbei ist. Wenn man mehr Geld ausgeben
will, hat man eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Erstens
kann man die Einnahmeseite verbessern.
({6})
- Da kommt sofort Beifall von der Linken. Auch die
SPD ist immer noch auf dem Trip. Auch die Grünen, die
gern vom neuen Denken fabulieren, sind noch genau in
dieser Denkweise verhaftet;
({7})
Einnahmeseite verbessern, mehr Geld bei den Bürgerinnen und Bürgern holen, um dann wieder verteilen zu
können.
({8})
Das ist der falsche Weg.
Neues Denken heißt, strukturell zu sparen. Strukturell
zu sparen, heißt, auf der Ausgabenseite zu sparen. Genau das machen wir, macht die Koalition aus CDU/CSU
und FDP; denn dieses Sparen ist auf Dauer wirksam, ist
nachhaltig, nicht gestützt auf konjunkturelle Effekte. Genau das machen wir.
({9})
Meine Damen und Herren, wenn Sie sich die verschiedenen Politikbereiche anschauen, stellen Sie fest,
dass das geht. Denn das ist genau das, was die Bundeskanzlerin immer meint, wenn sie sagt: Wir müssen, Priorität Nummer eins, konsolidieren.
({10})
Das ist das, was der Finanzminister meint, wenn er sagt:
wachstumsorientiertes Sparen. Wenn Sie sich anschauen, was der Herr zu Guttenberg mit seiner Bundeswehrreform macht, stellen Sie fest, dass das genau dies
ist.
({11})
Wenn Sie sich angucken, was der Kollege Niebel macht,
stellen Sie fest: Es ist genau dies. Wenn Sie sich anschauen, was die Frau Schröder macht,
({12})
stellen Sie fest: Es ist genau dies.
Denn die Zeiten, in denen wir in der Denkweise verharren können: „Wir brauchen mehr Geld, um Politik zu
gestalten“, sind vorbei. Politikgestaltung der Zukunft
heißt, mit dem gleichen Geld oder gar mit weniger Geld
gestalten und Besseres machen. Das ist der Grundansatz,
dem wir nachfolgen und den wir in realistische Politik
umsetzen.
({13})
Da ist das für die Öffentlichkeit mit dem Haushalt
eine ganz einfache Sache. Heute früh haben wir den
Landwirtschaftsetat beraten. Jeder Landwirt, jeder Weinbauer, jeder Obstbauer weiß es: Wer gute Früchte ernten
will, muss zuvor den Wildwuchs beschneiden. Wer
schöne Äpfel ernten will, muss die wilden Zweige entfernen. Die muss man wegschneiden. Dann gibt es eine
gute Ernte. Das machen wir. Mit unserem Haushalt
schaffen wir die Voraussetzungen für Wachstum, für
wirtschaftlichen Erfolg, für Investitionen, für ein gutes
Klima in diesem Land. Denn dieses Klima hängt davon
ab, dass wir verlässliche Staatsfinanzen haben, eine verlässliche Währung. Dafür setzen wir uns ein.
({14})
Nun lassen Sie mich noch auf die von dem Kollegen
aus der SPD immer wieder vorgetragene Kritik an der
Schuldenbremse eingehen. Er beruft sich auf den Bundesrechnungshof, auf den Sachverständigenrat, auf die
Bundesbank.
({15})
Wenn man das genau nachliest, stellt man sehr schnell
fest, dass alle drei an keiner Stelle sagen, es bestehe eine
rechtliche Verpflichtung, die Schuldenbremse ständig
neu anzupassen. Nirgendwo! Im Gegenteil, Sie appellieren lediglich
({16})
an uns, so viel wie irgend möglich zu sparen. Und genau
das tun wir, meine Damen und Herren.
({17})
Wir unterschreiten die Höchstgrenze der Nettokreditaufnahme um über 4 Milliarden Euro,
({18})
selbst unter Einberechnung der Konjunkturkomponente.
Wir brauchen diese Appelle von Ihnen also überhaupt
nicht.
({19})
Denn es ist schon unsere Denkweise, dass wir nicht so
viele Schulden machen, wie erlaubt ist, sondern nur so
wenig Schulden wie irgend möglich. So denken wir. Da
brauchen wir Ihre Ratschläge überhaupt nicht.
({20})
Jetzt muss ich noch etwas zur Denkweise der SPD sagen. Die Denkweise der SPD wird an der Stelle demaskiert. Der Kollege Schneider hat dieses tolle Schaubild,
diese Sprungschanze gezeigt und dem Finanzminister
vorgeworfen, er erarbeite sich eine Kriegskasse, indem
er Verschuldungsspielräume ausnutze.
({21})
Genau so denken Sie. So denken wir aber nicht.
({22})
Wir nutzen die Verschuldungsspielräume, die eventuell
bestehen, nicht aus, sondern wir machen so wenig Schulden wie irgend möglich. Das demaskiert Ihre Denkweise, und das unterscheidet Sie von uns.
({23})
Ich muss ein Thema aufgreifen, das in dieser Woche
immer wieder eine Rolle gespielt hat - das sei mir ge8376
stattet, da ich insofern persönlich vorbelastet bin -: die
Olympiaverweigerung der Grünen.
({24})
Ich schließe mich an dieser Stelle dem Appell des Sportministers an. Er hat klipp und klar gesagt: Es wäre
schön, wenn dieses Haus geschlossen diese Bewerbung
unterstützen würde.
({25})
Er muss nämlich im Juni des kommenden Jahres nach
Durban zur Vergabe der Olympischen Winterspiele.
Wenn dort entschieden wird, soll Münchens Olympiabewerbung erfolgreich sein. Die Erfolgschancen dieser
Bewerbung wären viel größer, wenn er sagen könnte:
Das gesamte Parlament unterstützt diese Bewerbung.
({26})
Doch die Grünen verweigern sich und sind dagegen.
({27})
Am 27. März kommenden Jahres wird in BadenWürttemberg der Landtag neu gewählt. Die Grünen wollen, dass man dabei über Stuttgart 21 abstimmt.
({28})
Ich werde allen meinen Skifahrern sagen: Ihr stimmt
auch über die Olympiabewerbung 2018 ab. Jeder soll
wissen, worüber er abstimmt.
({29})
Nebenbei bemerkt: Ich bin ehrenamtlicher Präsident
des Verbandes für das Skilehrwesen. Schneesportlehrer
gibt es allein in Deutschland mehr, als die Grünen Mitglieder haben. Diese Lehrer sind gute Multiplikatoren;
auch das sollten Sie sich vor Augen führen. Sie haben
Ihrem sportpolitischen Sprecher Winnie Hermann schon
die Füße weggeschlagen. Korrigieren Sie diesen Lapsus!
Dann kommen wir uns näher.
({30})
Abschließend möchte ich auf eine Anzeige der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft eingehen. Sie hat die
Überschrift: „Wer seinen Haushalt im Griff hat, verdient
Respekt.“ Wir erwarten uns von der Öffentlichkeit weder Lobeshymnen noch Schimpftiraden, auch von der
Opposition nicht. Wir erwarten lediglich Respekt. Ich
glaube, den haben wir verdient.
Herzlichen Dank.
({31})
Ich erteile das Wort dem Kollegen Steffen Bockhahn
für die Fraktion Die Linke.
({0})
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
Herren! 48,4 Milliarden Euro neue Schulden! Das ist der
Haushalt, den uns die schwarz-gelbe Koalition vorlegt,
und das ist der Haushalt, für den sie ein Lob haben will.
48,4 Milliarden Euro neue Schulden, das ist die zweithöchste Neuverschuldung, die es in der Geschichte der
Bundesrepublik Deutschland je gegeben hat. Dafür wollen Sie ein Lob haben. Das ist unglaublich.
({0})
Sie sagen, Sie seien ganz stolz darauf, dass Sie viele
Ausgaben gekürzt haben und dass Sie einen Schritt in
Richtung Haushaltskonsolidierung machen. Es ist
wahr: Sie haben Ausgaben gekürzt. Das Dramatische
dabei ist: Sie kürzen die Ausgaben so, dass Sie weitere
neue Einnahmen für die Staatskasse verhindern. Das ist
doppelt kontraproduktiv. Es besagt, wie die Neuverschuldung künftig aussehen wird: Sie wird infolge Ihrer
Politik steigen, weil die Einnahmen verloren gehen.
Was meine ich damit ganz konkret? Sie kürzen wieder
und wieder bei den sozial Benachteiligten,
({1})
bei den Menschen, die ohnehin schon wenig Kaufkraft
haben, bei denen, die jeden Monat überlegen müssen,
wie sie die täglichen Ausgaben überhaupt finanzieren
können; ihnen greifen Sie erneut in die Tasche. Das ist
tatsächlich treffsichere Politik, allerdings nur dann,
wenn Sie die Binnenkonjunktur, die Kaufkraft abwürgen
wollen. Das hat nämlich zur Folge, dass Sie sich der
Steuereinnahmen berauben, die Sie dringend brauchen,
um den Haushalt zu konsolidieren.
({2})
Sie kürzen Ausgaben, indem Sie bei sozial Benachteiligten streichen oder ihnen neue Lasten auferlegen, zum
Beispiel bei der Kopfpauschale im Gesundheitssystem.
Machen wir uns doch nichts vor: Wir als Bundestagsabgeordnete mit einem entsprechenden Einkommen könnten die Kopfpauschale ohne Probleme bezahlen. Die
meisten von Ihnen sind vermutlich privat versichert; insofern trifft Sie das nicht so sehr. Auch die freiwillig gesetzlich Krankenversicherten, die etwa unser Einkommen haben, können sich das durchaus leisten. Es wird
keinen Einfluss darauf haben, ob sie sich zu Weihnachten dieses oder jenes noch extra kaufen, ob sie in den Urlaub fahren, ob sie im Einzelhandel vor Ort einkaufen
gehen; denn ihr Einkommen reicht insgesamt.
Aber was machen Sie bei den Geringverdienenden in
Deutschland? Was machen Sie bei der Krankenschwester? Was machen Sie bei der Verkäuferin? Sie greifen
schamlos in deren Portemonnaie und Sie vernichten damit weitere Arbeitsplätze, weil Sie die Kaufkraft gefährSteffen Bockhahn
den. Diese Euros fließen in schwarze Löcher der Pharmalobby etc. pp., aber nicht dahin, wohin sie gehören, in
den Handel usw., also dorthin, wo Arbeitsplätze geschaffen werden.
({3})
Es ist schlimm genug, dass Sie in der Breite so vorgehen. Aber dazu ist es auch noch regional alles andere als
ausgewogen. Die entsprechenden Zahlen stammen nicht
von mir; der Paritätische Wohlfahrtsverband, der wahrlich nicht als Lobbyorganisation der FDP gilt - er darf
trotzdem wahrgenommen werden -, hat ausgerechnet,
dass die durch Ihr Kürzungspaket verursachte Pro-KopfBelastung im Osten der Republik 76 Euro beträgt, im
Westen 37 Euro.
({4})
Das heißt, ein weiteres Mal verschärfen Sie die Konflikte im Einkommensbereich zwischen Ost und West.
Ein weiteres Mal tun Sie nicht etwas für die Einheit dieses Landes, sondern Sie spalten.
({5})
Als ob das nicht schlimm genug wäre, nehmen Sie dabei nicht einmal zur Kenntnis, dass die verfügbaren
Einkommen in den neuen Ländern schon heute viel
geringer sind als im Westen; sie erreichen nur 83 Prozent
des Niveaus in Westdeutschland. Ich komme aus Mecklenburg-Vorpommern - aus Rostock -; das ist das Land
in Deutschland, in dem die durchschnittlich niedrigsten
Löhne gezahlt werden. Da gibt es immer wieder Leute,
gerade von der CDU und der FDP, die das als Standortvorteil bezeichnen.
({6})
Das ist kein Standortvorteil; das ist einfach nur verrückt.
Es bedeutet nämlich, die Chance zu nehmen, dass sich
die Wirtschaft von sich heraus entwickeln kann; denn es
fehlt die Kaufkraft. Das vernichtet Arbeitsplätze und Zukunftsperspektiven; das ist eine Folge Ihrer Politik.
({7})
Nun sagen Sie uns immer, dass wir gut aus der Krise
herausgekommen seien, weil Sie die Weichen richtig gestellt hätten. Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass
wir, wenn überhaupt, trotz Ihrer Politik, nicht aber wegen Ihrer Politik aus der Krise herauskommen. Schauen
wir uns die Situation im Jahr 2008 an: Deutschland war
Exportweltmeister; keine andere Nation hat so viele
Waren und Güter exportiert wie die Bundesrepublik
Deutschland.
({8})
Dann kam die Krise, und es gab einen großen Einbruch.
Interessanterweise war aus bestimmten Kreisen plötzlich
etwas zu hören, was vorher nie wirklich wahr gewesen
sein sollte, nämlich dass wir uns auch um die Binnenkaufkraft kümmern müssen. Plötzlich stellten wir fest,
dass wir uns auch um die eigenen Märkte kümmern müssen. Dann haben Sie manchmal sogar so getan, als wenn
Sie in die Richtung etwas unternehmen wollten.
Aber was ist heute bei Ihnen davon übrig geblieben?
Sie geben selber zu, dass dieser Aufschwung vor allen
Dingen deshalb zustande kommt, weil der Export wieder
in Gang gekommen ist. Das stimmt auch: Der Export ist
wieder in Gang gekommen. Aber unabhängig davon,
dass er noch lange nicht das Niveau von Anfang 2008
wieder erreicht hat, sollten Sie sich einmal anschauen,
wohin wir exportieren. Die Exporte gehen vor allen Dingen in ein Land: nach China. Ich will es nicht übertreiben, aber man muss gewissermaßen feststellen, dass Sie
den Aufschwung davon abhängig machen, ob uns die
Kommunistische Partei Chinas gewogen ist oder nicht.
({9})
Kommen wir zurück ins Inland und schauen wir uns
an, was Sie da alles kaputtmachen; das ist schwer beeindruckend. Sie kürzen Programme, die man nachweislich
als konjunkturfördernd bezeichnen muss: bei der Städtebauförderung und bei der energetischen Gebäudesanierung. Das sind Programme, die Folgeinvestitionen
nach sich ziehen, die acht- bis neunmal so hoch sind wie
die ursprüngliche Subvention.
Was will ich damit sagen? Wenn wir ein solches Programm durchführen, führt jeder Euro, den wir investieren,
zu Folgeinvestitionen von 8 bis 9 Euro aus privater Hand.
Diese Aufträge gehen direkt an kleine und mittelständische Unternehmen, an die Handwerksbetriebe etc. pp.
({10})
Im Übrigen eröffnet das den Kommunen in Deutschland,
die Sie schon pleite gemacht haben, die Möglichkeit,
überhaupt zu investieren. Sie streichen diese Programme. Damit streichen Sie Arbeitsplätze. Sie greifen
in die Unternehmen ein, indem Sie ihnen die Existenzgrundlage entziehen. Das muss Ihnen klar sein.
({11})
Mit Ihren Ausgabenkürzungen von heute verursachen
Sie definitiv - das kann man schon jetzt sehen - die Einnahmeprobleme von morgen. Was machen Sie denn, wenn
Sie die Rentenversicherungsbeiträge für Arbeitslosengeld-II-Empfänger kürzen? Sie schaffen damit nichts
anderes als Altersarmut. Sie schaffen mit diesen Kürzungen die Altersarmut von morgen.
({12})
Das bedeutet, dass mehr und mehr alte Menschen, die
sich Zeit ihres Lebens engagiert und gearbeitet haben,
die etwas für dieses Land getan haben - ({13})
- Herr Fricke, auch bei denjenigen, die aufstockendes
Arbeitslosengeld II bekommen, wird gekürzt. Das wissen Sie ganz genau. Machen Sie es sich nicht zu einfach!
({14})
Fakt ist: Sie schaffen mit diesen Kürzungen die Altersarmut von morgen. Diese Kosten verschieben Sie
wieder zu den Kommunen; denn sie sind für die Grundsicherung zuständig. Damit nehmen Sie den Kommunen
wiederum Einnahme- bzw. Investitionsmöglichkeiten.
Das führt ein weiteres Mal dazu, dass kleine und mittelständische Unternehmen keine Investitionsaufträge der
öffentlichen Hand bekommen können. Sie schaffen Probleme für die Kommunen und damit für den gesamten
Haushalt. Was Sie da tun, ist dramatisch.
Zum Schluss dieser Runde möchte ich in guter alter
Tradition noch einmal Danke sagen, nicht unbedingt der
Koalition für diesen Haushaltsentwurf, aber doch den
vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Sekretariats des Haushaltsausschusses, die ganz fleißig gearbeitet haben, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der
Fraktionen und natürlich auch den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die erstens sehr lange und zweitens sehr fleißig gearbeitet haben. Deswegen haben Sie
ordentliche Änderungsanträge bekommen. Leider scheinen Sie sie nicht annehmen zu wollen.
Vielen Dank.
({15})
Der Kollege Dr. Jürgen Koppelin hat jetzt das Wort
für die FDP-Fraktion.
({0})
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Diese Woche der Diskussion über den Bundeshaushalt 2011 hat deutlich gemacht, dass die Opposition keinerlei Alternativen zum Konsolidierungskurs der Koalition hat. Ich glaube, das kann man hier als Ergebnis
festhalten.
({0})
Die politische Opposition in einem Parlament hat eine
Rolle, und zwar hat sie Alternativen zur Regierung aufzuzeigen. Diese Alternativen haben wir bei Ihnen vermisst. Die einzige Alternative, die Sie aufgezeigt haben,
war: erhebliche Mehrausgaben in allen Bereichen. Das
war Ihre Alternative.
({1})
Ansonsten haben Sie nur gejammert und geklagt.
({2})
Die Opposition hat versucht, den Menschen in unserem Lande in dieser Woche einzureden, dass es überall
in der Welt toll laufe, nur Deutschland das große Sorgenkind sei. So haben Sie das verkauft.
({3})
Das geht aber völlig an der Realität vorbei. Das glaubt
Ihnen keiner mehr.
Ich kann ja verstehen, dass die Opposition Schwierigkeiten mit ihren Redenbeiträgen hat.
({4})
Immerhin hat die Koalition hervorragende Arbeit in der
Haushalts- und Finanzpolitik geleistet. Auch unsere
Wirtschaftspolitik ist erfolgreich.
({5})
Das ärgert Sie. Dabei sollten Sie sich eigentlich für
Deutschland darüber freuen, dass wir so gut dastehen
und das geleistet haben.
({6})
Wir sind sehr stolz darauf, dass diese Koalition für
unser Land hervorragende Zahlen vorweisen kann. Man
kann fast von einem zweiten Wirtschaftswunder sprechen: Wachstum und damit weniger Arbeitslose, liebe
Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, das ist
die beste Sozialpolitik - und nicht das Verteilen von
oben, was Sie machen wollen. Was wir machen, ist besser, als rote Fahnen am 1. Mai oder bei irgendwelchen
Demos zu schwenken.
({7})
Auch dieser Haushalt trägt dazu bei, dass wir Arbeitsplätze in unserem Land schaffen und sichern können.
Das ist wichtig, und das haben wir gewollt.
Die Debatten in dieser Woche haben gezeigt - ich
sage das noch einmal -, dass Sie keine Alternative zum
klaren Kurs der Koalition beim Schuldenabbau haben.
„Schuldenabbau“ heißt allerdings auch, dass man nicht
alle Wünsche erfüllen kann. Aber wir haben zumindest
Prioritäten gesetzt.
Zuerst nenne ich - das hat oberste Priorität - die Förderung der Bildung. Bildung steht bei dieser Koalition
ganz oben.
Ich sage Ihnen in aller Deutlichkeit zur Reform des
Gesundheitssystems, die Minister Rösler vorgelegt hat:
Die Menschen draußen werden an der Wirklichkeit merken, dass Sie nur Schauermärchen erzählt haben. Davon
bin ich fest überzeugt.
({8})
Über Ihre Gesundheitspolitik unter Ulla Schmidt hat sich
höchstens Herr Seehofer gefreut. Die übrige Republik
hat sich darüber geärgert.
Auch die große Reform der Bundeswehr ist ein großes Werk. Wir bringen sie voran. Das ist nicht einfach.
So etwas haben Sie doch gar nicht geschafft.
({9})
Nun kommt der Kollege Carsten Schneider und erinnert uns wieder einmal an die Schuldenbremse.
({10})
Lieber Kollege Carsten Schneider, Sie müssen uns nicht
an die Schuldenbremse erinnern,
({11})
wenn Sie selbst Ausgabenanträge stellen - noch und
noch. Sie müssen uns nicht an die Schuldenbremse erinnern, wenn Sie in Nordrhein-Westfalen Schulden aufnehmen - noch und noch.
({12})
Sie müssten in Nordrhein-Westfalen jedes Jahr 850 Millionen Euro einsparen. Aber was machen Sie? Sie
nehmen für das neue Haushaltsjahr noch einmal 8 Milliarden Euro neu auf. Wie wollen Sie denn die Schuldenbremse in NRW einhalten? Gehen Sie in den Landtag
und erzählen Sie das Ihren Leuten von den Sozialdemokraten und den Grünen! Da wären Sie mit Ihren Beiträgen zum Thema Schuldenbremse besser aufgehoben.
({13})
Auch Sie von den Grünen haben Mitverantwortung.
Ihre Debattenbeiträge in dieser Woche bestanden aber
nur aus Ihrem Programm „Wir sind gegen alles!“. Das
lassen wir Ihnen nicht durchgehen.
({14})
Aus Zeitgründen will ich das an nur einem Beispiel deutlich machen. Sie wettern gegen die Atomenergie. Sie
wettern gegen den Betrieb von Atomkraftwerken.
({15})
Das kann man kritisch sehen. Aber, liebe Kolleginnen
und Kollegen, erzählen Sie draußen im Lande doch einmal, was Sie unter Rot-Grün gemacht haben! Sie haben
Ausfuhrgenehmigungen für AKWs erteilt - noch und
noch. Sie haben Hermesbürgschaften für AKWs gegeben - noch und noch, zum Beispiel für Geschäfte mit
China.
({16})
- Ich habe die Liste da, lieber Kollege. Das ist alles
nachlesbar. - Erinnern Sie sich an Ihre Regierungszeit
und tun Sie draußen nicht so, als seien Sie die Gutmenschen!
({17})
Dann wird noch die Situation bei den Kommunen
beklagt. Die finanzielle Situation der Kommunen ist
wirklich ernst. Darauf hat meine Kollegin Gisela Piltz
schon hingewiesen, als wir noch in der Opposition waren. Nur, erst jetzt, wo Sie in der Opposition sind, fällt
Ihnen plötzlich ein, wie die Finanzsituation der Kommunen ist? Wir waren es, die Sie damals darauf aufmerksam gemacht haben.
({18})
- Bevor Sie jetzt Zwischenrufe machen, möchte ich den
früheren Finanzminister Peer Steinbrück zitieren. Er hat
vor nicht allzu langer Zeit gesagt - ich glaube, es war
vor der Bertelsmann-Stiftung, aber auch im Plenum hat
er sich ähnlich geäußert -:
Die positive Entwicklung der Finanzen wird sich
bei den Kommunen bis 2010 erkennbar fortsetzen.
Sie wird stärker ausfallen als bei Ländern und beim
Bund.
So Peer Steinbrück.
({19})
Sie haben die Finanzen der Kommunen schöngeredet
und Ihre Augen vor diesen Problemen verschlossen, obwohl wir Ihnen die Realität dargestellt hatten. Jetzt in
der Opposition fällt Ihnen plötzlich dieses Thema ein.
Nein, so wird hier nicht gespielt!
({20})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, aus Zeitgründen
will ich nur noch auf einen Punkt eingehen. Ich will den
Sozialdemokraten einmal verdeutlichen, wo sie stehen.
Man liest in diesen Tagen sehr Interessantes über den
Zustand der SPD. Der eine oder andere sucht vielleicht
nach einem Buch, das er zu Weihnachten verschenken
kann. Ich habe ein Buch von Frau Nahles mitgebracht,
das ich nicht zum Verschenken empfehle, aus dem ich
aber zitieren will. Darin heißt es - es ist wirklich sensationell -:
Die Bewältigung der Finanzkrise, die noch längst
nicht abgeschlossen ist, bietet zugleich die Chance,
ein neues sozialdemokratisches Jahrzehnt einzuläuten.
({21})
Dafür braucht eine erneuerte SPD klare Leitsätze.
Sie muss die Zeit in der Opposition für einen Aufbruch nutzen. Sie muss sich nicht nur personell,
sondern auch programmatisch neu aufstellen.
Darf ich Ihnen mal etwas sagen? Wir können nicht so
lange warten, bis Sie sich personell und programmatisch
neu aufgestellt haben. Schon an diesem Wochenende
müssen wir handeln.
({22})
In diesem Buch - es fällt mir sehr schwer, aber ich empfehle es zur Lektüre - erfahren Sie sehr viel über den Zustand der Sozialdemokraten.
({23})
Mir gefällt besonders, was Peer Steinbrück
({24})
in seinem Buch
({25})
gesagt hat. Auf Seite 463 kann man lesen:
Das Soziale in der Politik reicht nicht. Darauf verlegt sich die SPD am liebsten, weil sie es am besten
kann und dort die größten Wohlfühlerlebnisse hat.
Dabei entgeht ihr allerdings, dass ihr wirtschaftspolitisches Bein zu kurz ist und sie deshalb im
Kreis läuft.
({26})
Genau das haben Sie in dieser Woche gezeigt.
Sie können dem Haushalt zustimmen. Der Haushalt
ist in Ordnung.
Herzlichen Dank für Ihre Geduld.
({27})
Alexander Bonde hat das Wort für Bündnis 90/Die
Grünen.
Frau Präsidentin! Sehr verehrte Damen und Herren!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Nach dem literarischen
Exkurs will ich Sie kurz darauf aufmerksam machen, dass
wir uns in der Aussprache über den Bundeshaushalt 2011
befinden. Wir sprechen also über ein Zahlenwerk, das die
schwarz-gelbe Mehrheit in diesem Haus verantwortet.
Dieses Zahlenwerk packt 48,4 Milliarden Euro neue
Schulden auf den schon vorhandenen Schuldenberg des
Bundes obendrauf. Der Rekordwert aus der Zeit vor der
Krise, den Theo Waigel zu verantworten hat, wird um
mehr als 20 Prozent übertroffen. Das geschieht zu einem
Zeitpunkt, an dem die Regierung von einem XXLWachstum spricht.
Mit diesem Haushalt versuchen Sie, sich an der
Schuldenbremse zu orientieren. Das ist auch richtig.
Aber Sie tun dies, indem sie ausschließlich die fiskalische Verschuldung im Blick haben und die durch Sie
verursachte zusätzliche ökologische und soziale Verschuldung einfach ignorieren.
({0})
Bei Ihnen wird die Konsolidierungsleistung ausschließlich von den Schwachen erbracht.
Es geht aber auch anders. Die Schuldenbremse ist
eine zentrale Frage. Es wurde hier schon mehrfach über
die Genese der Schuldenbremse diskutiert. Ich will dazu
Folgendes sagen: Kollege Kuhn und ich haben uns in die
Diskussion im Rahmen der Föderalismuskommission II
schon früh mit einem Modell der Grünen eingemischt.
Da gab es Differenzen zu Ihrer Position. Eine Differenz
betraf die Berechnungsmethode. Unser Modell war in
diesem Punkt klarer und hätte nicht zu einem Schlagabtausch mit Zahlendiagrammen geführt. Durch unser Modell wäre auch nicht die Frage aufgeworfen worden, wie
das eigentlich bei den Ländern funktionieren soll. Denn
wir wissen doch alle nicht, wie die Länder bei null am
Ende der Verschuldungslinie ankommen sollen. Wir haben auch über die Frage der qualitativen Unterlegung
von Schulden gesprochen. Das heißt: Für was darf man
Schulden aufnehmen? Dabei spielt der Begriff Nettoinvestition eine wichtige Rolle.
Sie haben sich uns nicht angeschlossen und ein eigenes Modell im Bundestag durchgesetzt. Ich will hier
deutlich sagen: Die von Ihnen verabschiedete Schuldenbremse ist nicht das Optimum, aber sie gilt.
({1})
Jetzt stellt sich aber die Frage, wie man die Schuldenbremse einhält. Dazu haben wir Ihnen ein alternatives
Modell vorgeschlagen.
Wir glauben nicht, dass die Konsolidierung allein auf
der Ausgabenseite hinzubekommen ist. Hier werden Sie
Mut brauchen, die Frage des Subventionsabbaus ernsthaft anzugehen. Wir haben Ihnen in den Ausschussberatungen und auch in der laufenden Woche eine Reihe von
Vorschlägen gemacht, wie man Subventionsabbau sinnvoll zur Haushaltskonsolidierung nutzen kann und - mit
Blick auf die ökologisch schädlichen Subventionen gleichzeitig die Ökologisierung, die Modernisierung
unserer Volkswirtschaft voranbringt, wie man also sowohl haushalterische als auch ökologische Verbesserungen erreichen kann. Diese Vorschläge haben Sie abgelehnt. Wir haben Ihnen auch Vorschläge gemacht, wo
man in diesem Bundeshaushalt mehr sparen kann. Auch
diese Vorschläge haben Sie abgelehnt.
Ebenso haben Sie unsere moderaten Vorschläge in
Bezug auf sozial gerechte Mehreinnahmen abgelehnt,
mit denen ein Beitrag zur Konsolidierung erbracht werden muss, und zwar insbesondere dann, wenn wir die
Frage der Konsolidierung der Haushalte von Ländern
und Kommunen ernst nehmen. Sie werden die Konsolidierung auf keinen Fall allein auf der Ausgabenseite des
Bundes erreichen. Das wissen Sie, und deshalb wissen
Sie auch, dass Ihre Strategie im Bund am Ende nicht
funktioniert und keine gesamtgesellschaftliche Lösung
bringt.
({2})
Ich will zum Schluss dieser Beratungen auch noch
einmal auf ein paar andere kritische Punkte deutlich eingehen. Was Sie machen, ist brandgefährlich, auch mit
Blick auf den Arbeitsmarkt. Sie verlassen sich zu sehr
darauf, dass das gute Wachstum dieses Jahres in den
nächsten Jahren anhält. Bei der Bundesagentur für Arbeit, die uns dadurch gut aus der Krise gebracht hat, dass
sie vor der Krise einen hohen Liquiditätspuffer hatte
- ohne diesen wären wir mit Maßnahmen wie Kurzarbeit
und anderen, die ja richtig waren, in eine ganz andere
Lage gekommen -, arbeiten Sie, obwohl wir wissen,
dass die Krise wiederkommen kann, nicht am Aufbau einer neuen Reserve, sondern Sie entziehen ihr Geld. Sie
schieben Verschuldung des Bundes durch die Umwandlung von Darlehen in Zuschüsse in die Bundesagentur
für Arbeit - Beitragsdruck plus Verschuldung in der
Agentur - und entziehen der BA die Insolvenzreserve in
Höhe von 1,1 Milliarden Euro. Sie schwächen damit
systematisch die Chance der BA, den Liquiditätspuffer,
den wir in der Krise dringend gebraucht haben, erneut
aufzubauen. Das ist brandgefährlich, liebe Koalitionäre,
was Sie an dieser Stelle machen.
({3})
Da entsteht Druck auf die Beiträge und ein systematisches Verhindern des Wiederaufbaus wirksamer Krisenmechanismen.
Geld haben Sie dann an anderen Stellen für Dinge, die
Sie wichtiger finden. Wir haben in den Beratungen ja erlebt, welche mächtigen Lobbys ihre geringfügigen Beteiligungen am Sparpaket wieder herausverhandelt bekommen haben. Wer in dieser Republik viel Geld hat,
kommt durch zur Kanzlerin; wer kein Geld hat, wird im
Haushalt abgespeist. Das ist die Lehre, die wir aus diesen Beratungen leider ziehen müssen.
({4})
Die Zeche zahlen unsere Kinder, denen Sie neben den
Schulden noch den Atommüll vor die Füße kippen, denen Sie eine strukturelle Unterfinanzierung der Länder
und Gemeinden und damit massive Nachteile in Bezug
auf ihre Bildungschancen hinterlassen.
({5})
Das ist die schmutzige Seite dieses schwarz-gelben
Haushalts.
({6})
Die gravierende Frage für uns alle ist ja - um auf die
Schuldenbremse zurückzukommen -: Wie bewältigen
wir die Herausforderung, von heute 48,4 Milliarden
Euro Neuverschuldung auf knapp unter 10 Milliarden
Euro in 2016 herunterzukommen? Da ist ja der Finanzplan wichtig, der gerade vom Parlament verabschiedet
worden ist. Herr Minister Schäuble, Sie werden nachher
noch reden. Ich will von Ihnen einmal wissen, ob dieser
Finanzplan eigentlich gilt. Vor zwei Tagen haben wir bei
der Diskussion über den Bundeswehretat erlebt, dass
sich Minister zu Guttenberg, der nach dem Finanzplan
eine große Sparleistung erbringt - für 2014 sind
4,3 Milliarden Euro an Einsparungen in seinem Etat eingeplant -, hier vorn nicht zum Finanzplan bekannt hat.
Der Minister hat auf Fragen aus der Opposition, ob der
Finanzplan gilt und er diese Einsparungen wirklich erbringen wird, viel geredet, und das Einzige, was klar
wurde, war: Er steht nicht zu diesem Finanzplan, sondern der Basar ist eröffnet. Es kann ja sein, dass er sich
für 2014 schon als Kanzler sieht. Aber für uns stellt sich
die Frage: Gilt der Finanzplan, und gilt der Weg, den
diese Koalition hier mit Blick auf die Einhaltung der
Schuldenbremse beschrieben hat? Bisher gibt es hier
mehr Fragen als Antworten von Ihrer Seite.
({7})
Das sind nicht die einzigen Löcher, die Sie hinterlassen. Ich jubele nicht darüber, dass die Finanzplanung der
Koalition wie ein Schweizer Käse dasteht, sondern es
macht mir Sorgen. Es macht mir gerade angesichts der
Diskussion, die wir jetzt bezüglich Irland gemeinsam
verantwortlich führen müssen, Sorgen. Man sollte in der
aktuellen wirtschafts- und währungspolitischen Situation
nicht mit solchen Fassadenkonsolidierungen, nicht mit
wachstumsträumerischen Reden und auch nicht mit
Steuersenkungsforderungen, wie sie der Wirtschaftsminister aufstellt, operieren. Mir macht es Sorge, was
Sie, liebe Koalitionäre, hier hinterlassen.
Herzlichen Dank.
({8})
Herrmann Gröhe hat das Wort für die CDU/CSUFraktion.
({0})
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Aufgabe einer Haushaltsdebatte ist es, die großen Linien der Politik, die Alternativen zwischen Opposition und Regierung, aber auch die gemeinsame Verantwortung für unser Land deutlich werden zu lassen. Willy
Brandt hat dazu in einer Regierungserklärung im Oktober 1969 Folgendes formuliert - ich zitiere -:
Im sachlichen Gegeneinander und im nationalen
Miteinander von Regierung und Opposition ist es
unsere gemeinsame Verantwortung und Aufgabe,
dieser Bundesrepublik eine gute Zukunft zu sichern.
({0})
Gemessen an diesem Maßstab hat die Opposition in
dieser Haushaltswoche, allen voran die Partei Willy
Brandts, kläglich versagt.
({1})
Bevor Sie sich aufregen, nenne ich ein weiteres Zitat.
Wie liest sich die Bewertung Ihrer Oppositionsarbeit in
der Bilanz Ihres Seeheimer Kreises? Ich zitiere Ihre Genossen:
… die SPD kommt kaum vor, ist und wird nicht gefragt. Das ist kein Zufall.
Es ist in der Tat kein Zufall, sondern das Ergebnis einer überaus fragwürdigen Oppositionsstrategie. Diese
Strategie hat uns Ihr Vorsitzender Gabriel bereits im Januar dieses Jahres mitgeteilt - ich zitiere erneut -:
Den Spruch „Erst das Land, dann die Partei“ habe
man fünf Jahre lang gehört … „Wir müssten mit
dem Klammerbeutel gepudert sein, das weiter zu
treiben.“
Was ist aus der Partei Willy Brandts geworden, wenn
die Loyalität zu unserem Land in dieser Weise relativiert
wird?
({2})
Wer so handelt, versagt sogar als Opposition, aber da
richtet er zumindest weniger Schaden an. Die Kritik der
Seeheimer zusammenfassend lässt sich sagen: Wer
nichts zu sagen hat, wird halt auch nicht gefragt. Das ist
die Bilanz nach einem Jahr Führungsduo Gabriel/
Steinmeier.
Die Bilanz der christlich-liberalen Koalition ist folgende: Wir führen Deutschland klug aus der Krise.
({3})
Ich erinnere an die Situation in Deutschland vor einem
Jahr: 5 Prozent Minuswachstum infolge der schwersten
Wirtschafts- und Finanzmarktkrise seit Jahrzehnten, dramatische Sorgen um den Arbeitsmarkt. Und heute?
Heute ist Deutschland wieder die Wachstumslokomotive
in Europa. Heute sind so viele Menschen in West und
Ost - ich wiederhole: in West und Ost - in Arbeit wie nie
zuvor seit der Wiedervereinigung. Um diese Erfolgsgeschichte beneiden uns viele in der Welt. Das ist das Ergebnis harter Arbeit für Deutschland im Geist der sozialen Marktwirtschaft zusammen mit den Sozialpartnern.
Darauf sind wir stolz.
({4})
Wir stellen die Weichen für eine gute Zukunft unseres Landes. Mit dem Bundeshaushalt, den wir heute verabschieden, stellen wir uns unserer Verantwortung für
kommende Generationen und werden ihr gerecht. Wir
führen die krisenbedingt massiv angestiegene Staatsverschuldung zurück und nehmen mit der Beachtung der
Schuldenbremse Kurs auf einen ausgeglichenen Bundeshaushalt. Das ist die Antwort auf die fundamentale Gerechtigkeitsfrage unserer Zeit. Wir hören auf, auf Kosten
unserer Kinder und Enkel zu leben.
({5})
Jetzt geht es darum, Kurs zu halten. Bei allen erfreulichen Mehreinnahmen, bei aller erfreulichen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt bleibt Haushaltskonsolidierung das Gebot der Stunde. Wir halten Kurs. Wir stehen
für unsere Überzeugungen ein. Mit rotem Wegducken
und grüner Verantwortungsverweigerung ist kein Staat
zu machen.
({6})
Wir stehen für solide Staatsfinanzen. Deshalb bekennen wir uns zu den notwendigen Sparmaßnahmen. Wir
erleben doch gerade in diesen Tagen, dass überschuldete
Staaten zum Spielball der Spekulation zu werden drohen. Da sind entschiedene Maßnahmen gegen verantwortungslose Spekulanten notwendig.
({7})
Die Bundesrepublik Deutschland ist maßgeblich an den
internationalen Anstrengungen beteiligt. Man kann weltweit beobachten, dass solide Staatsfinanzen die Grundlage für nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg sind.
({8})
Was macht Rot-Grün? Die nordrhein-westfälische
Minderheitsregierung startet mit einer Rekordneuverschuldung,
({9})
einem unbezahlbaren linken Wünsch-dir-was auf Kosten
kommender Generationen. Das ist zutiefst unsozial.
({10})
Wir haben die Kraft, politische Prioritäten zu setzen:
für Bildung und Forschung, für unsere Familien, für
wirkliche Integrationspolitik, für eine zukunftsfähige Infrastruktur. Wir stehen für unsere Überzeugungen ein,
wenn es darum geht, unsere sozialen Sicherungssysteme
zukunftsfest zu machen; denn Solidarität braucht Verlässlichkeit. Wir stehen für gute Chancen aller in dieser
Gesellschaft. Uns liegen insbesondere die Bildungschancen der Kinder Langzeitarbeitsloser am Herzen.
({11})
Faire Aufstiegschancen und nicht dauerhafte Abhängigkeit von staatlicher Unterstützung, das ist vernünftige
Sozialpolitik.
Meine Damen, meine Herren, Deutschland ist wieder
da: Krisenbekämpfung made in Germany. Deshalb ist
Deutschland Vorbild. Deshalb ist Deutschland Vorreiter.
Was Angela Merkel auf europäischer Ebene und auf
G-20-Ebene gelungen ist, ist ein ganz entscheidender
Politikwechsel,
({12})
hin zu einer Ordnung der internationalen Finanzmärkte:
Bekenntnis zu nachhaltiger Finanzpolitik, weg von der
Defizitpolitik, hin zu globaler Verantwortung.
({13})
Mit einem Satz: Ludwig Erhard hat die soziale Marktwirtschaft in Deutschland eingeführt, mit Angela Merkel
wird sie zum Exportschlager.
({14})
Wir stehen dafür ein, dass Deutschland Kurs hält.
Vertrauen kann man nur gewinnen, wenn man Überzeugungen hat. Doch die Politik der SPD wird dadurch bestimmt - ich zitiere ein letztes Mal die Seeheimer -,
„dass sie mal Hü und mal Hott zum selben Thema sagt“.
Die SPD schwankt, sie ist orientierungslos geworden.
Und die Grünen?
({15})
Die sind dagegen. Ein spannender Ideenwettbewerb
sieht wahrlich anders aus.
({16})
Wir stehen zum Beispiel für ein Energiekonzept, das
die Brücke ins Zeitalter erneuerbarer Energien baut.
({17})
Wir investieren massiv. Die Grünen sagen, sie seien gegen Atomkraft
({18})
- hören Sie zu -, schreiben im Stadtrat von Bielefeld
aber zusammen mit der SPD im Koalitionsvertrag im
Hinblick auf die Stadtwerke fest, das Kernkraftwerk
Grohnde bis 2018 oder - jetzt zitiere ich aus dem rotgrünen Koalitionsvertrag - „bei Laufzeitverlängerung
bis zum Laufzeitende“ nutzen zu wollen. So viel zu Ihrer
Glaubwürdigkeit.
({19})
Die Grünen sind auch gegen neue Kohlekraftwerke,
es sei denn, die Stadtwerke Tübingen sind mit tatkräftiger Unterstützung des grünen Oberbürgermeisters an einem neuen Kraftwerk beteiligt. Sie sind gegen das sauberste Kohlekraftwerk Europas in Datteln, natürlich aber
auch gegen das Pumpspeicherwerk am Schluchsee.
({20})
In Niedersachsen, Brandenburg und Thüringen sind
Sie gegen neue Starkstromleitungen. Es gibt kaum eine
Infrastrukturmaßnahme - von der Stadtautobahn Berlin
und der Brücke über den Fehmarnbelt bis zur ICE-Strecke Hannover-Hamburg-Bremen -, gegen die Sie nicht
zum Widerstand aufrufen. Auf eines kann man sich bei
Ihnen verlassen: Sie sind dagegen.
({21})
Noch im Jahre 2005 haben SPD und Grüne im Deutschen Bundestag für Stuttgart 21 gestimmt.
({22})
Wird es konkret, schlagen sich die Genossen in die Büsche, und die Grünen schüren den Protest.
({23})
Frau Künast hat uns wissen lassen: Sie haben die
Meinungsführerschaft in der Opposition. Da ist wahrscheinlich sogar etwas dran. Wenn rote Opportunisten
und grüne Neinsager zusammenkommen, haben die
Neinsager eben das letzte Wort.
({24})
Ich weiß, Sie hören das nicht gerne.
Sie sind aber nicht nur gegen etwas; Sie sind auch für
etwas, nämlich für das Abkassieren der Mittelschicht.
Das haben wir beim Parteitag erfahren. Ein Polizeikommissar, der in diesen Tagen in Berlin für unsere Sicherheit sorgt, wird durch Ihre Beschlüsse, sollten sie Realität werden - aber keine Sorge, dazu wird es nicht
kommen -, um monatlich 135 Euro mehr belastet.
({25})
Sie schwächen die Mitte. Wir brauchen eine starke
Mitte für Freiheit und Solidarität. Starke Mitte, verlässliche Solidarität - dafür steht dieser Haushalt, und dafür
steht diese Koalition.
({26})
Der Kollege Klaus Hagemann hat jetzt das Wort für
die SPD-Fraktion.
({0})
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrte Damen und
Herren! Sehr geehrter Herr Gröhe, Hochmut und Arroganz kommen vor dem Fall.
({0})
Das muss ich nach Ihrer Rede deutlich sagen. Mit dieser
Rede, die Sie sicherlich schon einmal auf Ihrem Bundesparteitag gehalten haben, die voll Floskeln und leeren
Aussagen ist, werden Sie nicht weit kommen.
Fassen wir einmal kurz zusammen: Wer eine Nettoneuverschuldung von fast 49 Milliarden Euro für das
Jahr 2011 hinlegt, der darf nicht so arrogant reden, wie
Sie es hier getan haben.
({1})
Noch besser ist Herr Waigel gewesen, der eine noch höhere Neuverschuldung hingelegt hat. Und dann geben
Sie hier solche großen Töne von sich. Ich glaube, dass
das nicht berechtigt ist; denn solide Staatsfinanzen
müssen weiter erarbeitet werden.
Wer hauptsächlich im Bereich des Sozialen, des
Einzelplans 11, kürzt, der ist nicht auf dem richtigen
Weg. Das möchte ich Ihnen sagen. Wer das Programm
„Soziale Stadt“, das sich wirklich bewährt hat, deutlich
nach unten fährt, der ist nicht auf dem richtigen Weg.
({2})
Deswegen ist das zurückzuweisen. Von daher ist diese
Arroganz und diese Überheblichkeit, die Sie hier gezeigt
haben, nicht angebracht.
Wir sollten deutlich sehen, dass die Krise noch nicht
überwunden ist.
({3})
- Jetzt lasst doch mal die SPD weg
({4})
und mich meine Punkte hier vortragen; wir betrachten
jetzt die Krise. - Die Krise in Europa ist noch nicht überwunden, weil die Konzepte, die beispielsweise von der
FDP wie eine Monstranz vorneweggetragen worden
sind, nicht greifen, sondern in die Krise geführt haben.
({5})
Da ist Irland das beste Beispiel.
Bei der Haushaltsberatung im Frühjahr zum laufenden Haushalt hatten wir die Griechenland-Krise. Jetzt,
bei den Beratungen für 2011, haben wir die Irland-Krise.
Dazwischen hatten wir noch den Rettungsschirm mit
750 Milliarden Euro zu beschließen. Außerdem war
noch ein Stresstest der Banken zu machen. 91 Banken
wurden dem Stresstest unterzogen. Er hat keine Wirkung
gezeigt, und auch die Entscheidungen haben keine Wirkung gezeigt.
Schwarz-Gelb und auch der Bundesfinanzminister
verfahren immer nach einem bestimmten Muster: Erst
machen Gerüchte die Runde. Anschließend wird von der
Bundesregierung und von Schwarz-Gelb abgewiegelt.
Gewisse Entwicklungen werden geleugnet. Wenn man
Fragen stellt, bekommt man laue Antworten. Im Parlament werden keine Antworten gegeben. Das können wir
im Haushaltsauschuss oder auch im Unterausschuss zu
Fragen der Europäischen Union immer wieder feststellen. Und plötzlich, ganz plötzlich, fällt es vom Himmel:
Dann werden durch den Bundesfinanzminister und
durch die Bundeskanzlerin hektische Notrunden eingeläutet. Es werden kurzerhand Fakten geschaffen, und das
Parlament wird überhaupt nicht beteiligt. Das ist die Kritik.
({6})
Wo bleibt die Beteiligung des Parlaments auch in der jetzigen Situation wieder? Deswegen haben wir einen Antrag gestellt, eine Sondersitzung des Haushaltsausschusses einzuberufen, gerade in der schwierigen Krise, in der
wir uns jetzt befinden.
Was hat die Bundesregierung seit Mai dieses Jahres
wirklich bewirkt? Ich möchte hier Frau Koch-Mehrin zitieren. Frau Koch-Mehrin ist Vizepräsidentin des Europaparlaments
({7})
und Präsidiumsmitglied der FDP. Sie sagte:
Sie
- Frau Merkel, die Bundeskanzlerin, ist damit gemeint hatte den deutschen Steuerzahlern klipp und klar
versprochen: Deutschland gibt Griechenland Milliardenhilfen, dafür wird aber der Stabilitätspakt für
den Euro verschärft. Dieses Versprechen hat Merkel
gebrochen.
({8})
- Das sagt Frau Koch-Mehrin, und wenn das schon vom
Koalitionspartner gesagt wird, wird sicherlich etwas
dran sein.
In unserem Lande gefragt: Wo bleibt denn die freiwillige Beteiligung der Banken und der Versicherungen an
den Kosten der Krise?
({9})
Herr Bundesfinanzminister, ich habe Sie schon im Mai
dieses Jahres, nein, im September dieses Jahres gefragt
({10})
- im September, Herr Kollege Fricke, Herr Oberlehrer
Fricke; danke schön -,
({11})
wie viel Geld von den Banken und Versicherungen in
diesen Fonds eingegangen ist. Ich warte auf eine Aussage dazu; denn ich habe noch immer keine Antwort auf
die Frage bekommen, welche Summe eingegangen ist.
Wie will denn die Bundesregierung - das ergibt sich
nämlich daraus - auf EU-Ebene glaubwürdig die Beteiligung des Finanzsektors einfordern, wenn sie noch nicht
einmal die Hausaufgaben bei uns im Lande gemacht hat
und die Beteiligung der Banken und Versicherungen, die
ja gezockt haben, gar nicht deutlich wird? Das ist das,
was ich einfordere und was geschehen muss.
({12})
Herr Finanzminister, wann legen Sie denn das Konzept für die angekündigte Finanztransaktionsteuer vor?
Am Sankt-Nimmerleins-Tag oder wann? Das müssen
wir doch betrachten.
Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, Sie haben am
Mittwoch gesagt: Die Politik hat das Primat und nicht
die Wirtschaft.
({13})
Dieser Satz ist völlig richtig. Den kann auch ich unterschreiben.
Was werden Sie jetzt aber tun - das ist auch in Ihrer
Regierungserklärung am Mittwoch nicht deutlich geworden -, um diesen richtigen Gedanken durchzusetzen?
Die Bürgerinnen und Bürger haben doch das Gefühl,
dass die Banker, die gezockt haben, verschont bleiben
und dass sie, nämlich die Menschen draußen, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die Kosten zu tragen
haben. Wenn die nächste Krise kommt, dann wird es
nämlich wieder heißen: „Wir müssen den Banken helfen“, weil sie too big to fail sind, also zu groß, um sie kaputtgehen zu lassen.
Irland - ich zitiere jetzt den CSU-Abgeordneten Ferber aus dem Europäischen Parlament - war das Zockerparadies. Er sagte, das irische Staatsdefizit sei hausgemacht, weil man bewusst weggeschaut und keine
Kontrolle durchgeführt habe.
Wer muss denn nun zahlen? Wir sehen in den Konzepten - man muss fragen: Stimmen die Konzepte? -,
dass in allererster Linie die Arbeitnehmer in Irland zu
bezahlen haben, dass das Kindergeld gekürzt wird, dass
die Mehrwertsteuer erhöht wird und dass andere soziale
Leistungen eingeschränkt werden. Das hören wir auch
von Portugal und Griechenland. Ist das wirklich das Europa, das wir wollen,
({14})
nämlich ein unsoziales Europa, nur weil hier einige gezockt haben? Dem kann ich hier nicht folgen.
({15})
Ein unsoziales Europa sollten wir ablehnen; denn
das kann ja auch zur Radikalisierung in den Ländern
führen. Ob es einer Exportnation wie Deutschland guttut, wenn es hier zur Radikalisierung kommt und wenn
die Binnennachfrage nachlässt? Die Menschen haben ja
unsere Produkte gekauft. Ich frage mich, ob wir hier auf
dem richtigen Weg sind.
Noch einmal: Ich möchte ein soziales Europa. Das
möchte ich hier unterstreichen.
({16})
Ein Satz, den Jean-Claude Juncker, seines Zeichens
luxemburgischer Ministerpräsident und Vorsitzender der
Euro-Gruppe, im Rheinischen Merkur gesagt hat, gibt
mir sehr zu denken. Er sagte:
Dass in Deutschland Bund und Kommunen das europäische Gemeinwohl langsam aus den Augen
verlieren, das macht mir schon Sorgen.
Wenn ein so besonnener Mann, der zu Ihrer Parteifamilie gehört, Frau Bundeskanzlerin, so spricht, dann
müssen wir uns wirklich fragen: Sind wir in der Europapolitik auf dem richtigen Weg? Denn es fehlt ein klares
Konzept, das verständlich, nachvollziehbar und transparent ist. Das wird auch in der Presse immer wieder herausgestellt - ich zitiere -: „Merkel provoziert Anstieg
der Risikoaufschläge“. Die Welt spricht vom „MerkelCrash“ und das Handelsblatt vom „Merkel-Aufschlag“.
Wo sind die Konzepte, die jetzt vorgelegt werden müssen?
({17})
Ich möchte noch einmal Frau Koch-Mehrin zitieren.
Sie scheint den Durchblick zu haben, sonst wäre sie
nicht im Präsidium der FDP. Frau Koch-Mehrin sagt:
Im Augenblick muss man sich Merkels
- damit ist die Bundeskanzlerin gemeint Haltung zur Euro-Krise regelrecht zusammenklauben.
Daran muss auch etwas sein.
({18})
Lassen Sie mich zum Schluss noch einen Punkt ansprechen.
Vielleicht nur noch einen Satz.
Wir haben große Aufgaben vor uns. Wir müssen den
Haushalt der Europäischen Union für 2011 im Blick haben, der noch streitig ist. Bisher ist noch keine Einigung
gefunden worden, weil keine geeigneten Vorschläge in
Sicht sind.
Ich sehe das Zeichen.
Das ist gut. Es reicht aber nicht.
Wir müssen uns insbesondere auch auf die finanzielle
Vorausschau ab 2014 vorbereiten. Auch hierzu liegen
keine abgestimmten Konzepte der Koalition vor.
Vielen Dank.
({0})
Das Wort hat Otto Fricke für die FDP-Fraktion.
({0})
Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Hagemann, das mit dem Oberlehrer
will ich der Hitze der Diskussion zuschreiben.
({0})
Ich habe es immer so verstanden, dass wir als Haushälter
nicht Lehrende, sondern immer und in diesen Zeiten erst
recht Lernende sind. Das heißt auch, dass wir uns jeweils
an die Situation mit ihren Zahlen, Daten und Fakten anpassen. Dafür brauchen wir Mitarbeiter. Weil schon
vielen gedankt worden ist, will ich das auch tun. Sie sind
diejenigen, die nachts in den Büros unsere Anträge umschreiben, Berechnungen machen, die Zahlen stellen und
uns helfen, an vielen Stellen unsere Arbeit zu leisten: in
den Abgeordnetenbüros, in den Ministerien und im
Haushaltsausschuss, an vielen Stellen.
({1})
Ohne sie könnten wir unsere Arbeit nicht machen. Das
ist eine Gesamtaufgabe. Deshalb von unserer Seite ausdrücklich herzlichen Dank. Ich glaube, das gilt für alle.
({2})
Bei dem, was der Kollege Schneider zum Verständnis
des Haushaltsausschusses gesagt hat, folge ich dem, was
der Kollege Barthle gesagt hat. Wir haben, wie wir wissen, ein kollegiales Verhältnis, weil wir nächtelang zusammenarbeiten. Dass es kleinere Scharmützel gibt,
gehört dazu; das hat es immer schon gegeben. Herr Kollege Schneider, wenn Sie sagen, dass das Königsrecht
des Parlaments wegfallen würde, wie erklären Sie sich
dann, dass diese Koalition und heute auch dieses Parlament beim Haushalt eine Rekordveränderung gegenüber
der Planung der Regierung vornimmt?
({3})
- Sagen Sie nicht, weil es so gut läuft. Es ist auch schon
in anderen Regierungszeiten gut gelaufen. Auch in Ihrer
Regierungszeit ist es gut gelaufen, auch wenn ich immer
noch nicht weiß, warum.
Wir machen das.
({4})
Es ist ein starkes Parlament, das der Regierung selbstbewusst begegnet, aber auch vertrauensvoll mit ihr zusammenarbeitet. Das müssen Sie akzeptieren, statt zu versuchen, den Parlamentarismus weiter nach unten zu
ziehen.
({5})
Jetzt komme ich zu dieser Woche. Vielleicht erinnert
sich die Opposition noch daran, wie es früher einmal
hieß, sowohl in Zeiten von Rot-Grün als auch in Zeiten
der Großen Koalition: Die Haushaltswoche ist eine Woche der Generalabrechnung der Opposition mit der Regierung. Können Sie mir verraten, wann in dieser Woche
Ihre Generalabrechnung stattgefunden hat?
({6})
Da war nichts. Es gab Reden über Details und Bigotterie
über die Frage, was richtiges Sparen ist. Es gab juristisch
wahnsinnig interessante Ausführungen, Kollege
Schneider, zu unterschiedlichen Ansätzen für Konjunkturkomponenten und volkswirtschaftlich wahnsinnig interessante Diskussionen über die Frage, ob in der Frage,
wie Konjunktur im Aufstieg zu bewerten ist und was
Struktur ist, das HP-Verfahren oder irgendein anderes
Verfahren verwendet wird.
({7})
Herr Schneider, das Problem, das Sie und die gesamte
Opposition haben,
({8})
ist, dass die Bürger wissen und merken: Es muss gespart
werden. Es geht nicht anders.
({9})
Alle Vorschläge der SPD, der Linken erst recht, aber
auch der Grünen, die Ausgaben hochzufahren, sind zwar
fromme Wünsche, aber sie entsprechen nicht der Realität, und sie widersprechen im Gegensatz zu unseren Vorschlägen der Verfassung.
({10})
Meine Damen und Herren, ich finde, man muss es
noch einmal für den Bürger festhalten: Der Kurswechsel
in der Haushaltspolitik ist vollzogen. Wir gehen an die
Ausgaben ran, die Ausgabenkurve zeigt das deutlich.
Was in elf Jahren SPD-Finanzministerium nicht gelungen ist, machen wir jetzt. Wir haben in diesem Jahr eine
Rekordabsenkung - in diesem Umfang ist sie noch nie
zuvor einer Koalition, einer Regierung gelungen Otto Fricke
({11})
um 30 Milliarden Euro gegenüber dem Ansatz. Ich darf
daran erinnern, dass Sie im Rahmen der Haushaltsdiskussion im Frühjahr des Jahres noch angezweifelt haben,
ob die 80 Milliarden Euro überhaupt ausreichen.
({12})
Wir haben dies in Rekordzeit geschafft, und das ist der
erste Teil einer Wende in der Haushaltspolitik.
({13})
Kommen wir zum zweiten Teil der Wende. Vergleichen wir doch einmal die Zahlen, die für das Jahr 2011
geplant waren. Trotz all der Risiken besteht immer noch
die Möglichkeit, dass wir auch im Jahr 2011 den Ansatz
senken. Dann liegen wir 30 Milliarden Euro unter der
Planung Ihres letzten Finanzministers Peer Steinbrück.
({14})
Das ist der zweite Beweis dafür, dass wir eine Wende in
der Haushaltspolitik geschafft haben.
({15})
Darüber hinaus ist der Haushalt in die Zukunft gerichtet. Er stärkt die Stärken - das gilt für die Bereiche Forschung, Bildung und Mittelstand ({16})
und wird gleichzeitig der Verantwortung einer sozialen
Marktwirtschaft gerecht, indem er die Sozialquote auf
einem Niveau hält, das Rot-Grün nie erreicht hat.
({17})
Das ist der Unterschied zwischen Ihrem Reden und unserem Handeln. Wir machen das, was diese soziale
Marktwirtschaft von uns verlangt, und Sie sind - ich
glaube, auch da wird die SPD von den Grünen irgendwann übernommen - nur dagegen.
({18})
Meine Damen und Herren, kommen wir zu der Frage,
ob man der Opposition nicht doch ein bisschen glauben
kann, obwohl es ihr nicht gelingt, eine Generalabrechnung vorzunehmen. Schließlich sind es auch kluge
Menschen.
({19})
Da kann man sagen: Na ja, gut, vielleicht machen sie es
da, wo sie es können, anders. Sie kennen meinen Hinweis darauf, dass die Kernbotschaft dieser Woche eigentlich wie folgt lautet: Hier im Bund, wo christlich
regiert wird, wird
({20})
die Verschuldung abgebaut, und in Nordrhein-Westfalen,
dem größten und stärksten Land der Bundesrepublik
Deutschland, wird die Verschuldung aufgebaut. Das ist
die Realität, und an dieser müssen Sie sich messen lassen.
({21})
Aber keine Angst! Es geht mit Nordrhein-Westfalen
weiter. Ich weiß nicht, ob Sie schon die neuen rot-grünen
Ideen aus Nordrhein-Westfalen kennen. Also, die NRWLandesregierung will die Sparvorgaben für die Gemeinden lockern. Es heißt, dass man ein Gesetz plant, das es
den Gemeinden erlaubt, den Konsolidierungszeitraum,
der auf drei Jahre festgelegt ist, schlichtweg zu ignorieren.
({22})
Rot-Grün sagt zu dem, was in Nordrhein-Westfalen
gemacht werden soll, nichts anderes, als dass dort die
Schuldenaufnahme gebremst werden soll. Zur Frage des
Abbaus der Verschuldung sagt die rot-grüne Landesregierung: Das müsst ihr nicht beachten.
({23})
Genau dasselbe würden Sie tun, wenn Sie hier an der
Regierung wären. Sie würden sagen: Es ist alles so
schrecklich. Es tut uns leid, aber wir können es nicht anders. - Das ist Ihre Argumentation.
({24})
Zum Primat der Politik; das will ich am Schluss
doch noch sagen. Sie sagen, der Primat der Politik gelte
nicht. Dazu kann ich nur sagen: Wer elf Jahre lang im
Finanzministerium dafür gesorgt hat, dass der Primat der
Politik nicht gilt, dass ein Markt nicht existiert, weil man
keinen Rahmen setzt, weil man nicht kontrolliert und
weil man nicht zuschlägt, der kann hier nicht sagen:
Wenn ihr als christlich-liberale Koalition die Aufgabe
übernehmt, die Finanzmärkte wieder zu Märkten zu machen, dann macht ihr es falsch.
Wir räumen euren Mist weg, und wir machen es
gerne. Denn das ist es, wofür uns der Bürger seine
Stimme gegeben hat und auch wieder geben wird.
Herzlichen Dank.
({25})
Barbara Höll hat das Wort für die Fraktion die Linke.
({0})
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Liebe Besucher und Besucherinnen auf der
Besuchertribüne, insbesondere aus Mecklenburg-Vorpommern!
({0})
Selten ist ein so unausgeglichener Haushalt vorgelegt
worden wie dieser. 30,3 Milliarden Euro wollen Sie die
nächsten Jahre allein im Sozialbereich kürzen - aber
nicht bei den Reichen und Vermögenden. Sie finden das
alles toll und sind stolz darauf, dass Sie bei den Men8388
schen kürzen, die jeden Cent umdrehen müssen. Wir lehnen das ab.
({1})
Sie müssen endlich auch die Verursacher der Finanzkrise
heranziehen.
({2})
Sie machen eines: Sie nutzen die krisenhafte Situation
schamlos aus, um die Gesellschaft weiter zu spalten. Das
ist verantwortungsloses Handeln. Erst verlängern Sie gegen die Mehrheit der Bevölkerung die Laufzeiten der
Atomkraftwerke, kürzen unter anderem bei der beruflichen Bildung, schaffen das Elterngeld für ALG-II-Bezieher ab,
({3})
streichen den Heizkostenzuschuss beim Wohngeld,
schaffen den befristeten Zuschlag beim ALG II ab, und
obendrein zocken Sie die Menschen im Gesundheitssystem durch Ihre Kopfpauschale und die Praxisgebühr ab.
Das sind rosige Zukunftsaussichten zumindest für Ihre
finanzstarken Lobbygruppen, Atomindustrie und Pharmaindustrie!
({4})
Zappenduster wird es hingegen bei der Bevölkerung,
während Ihre Politik im wahrsten Sinne des Wortes
strahlt.
Eine Woche Haushaltsdebatte, viele gute Alternativvorschläge - auch von uns, der Linken -, aber Sie bleiben stur. Selbst die neueste Steuerschätzung bringt Sie
nicht dazu, wenigstens einmal nachzudenken und vielleicht einen Teil der Sozialkürzungen zurückzunehmen;
denn das würde - das sagte schon mein Vorredner
Steffen Bockhahn - zu weiteren Belastungen in der Zukunft führen. Nein, das geht nicht. Aber beim ermäßigten Mehrwertsteuersatz für das Hotel- und Gaststättengewerbe waren Sie ganz schnell. Da sind Sie stur und
halten daran fest, obwohl angeblich kein Geld da ist.
Hier tut sich Ihr Mantra auf: Wir haben kein Geld und
müssen sparen. - Dabei beschneiden Sie zugunsten von
Einzelinteressen die Lebensqualität und die Lebensperspektiven von Millionen Menschen. Auch die Kommunen lassen Sie am ausgestreckten Arm verhungern.
Aber genau dort spielt sich das Leben der meisten Menschen ab.
({5})
Statt über eine gerechte Steuer- und Ausgabenpolitik
nachzudenken, bedienen Sie eben nur die Interessen von
starken Lobbygruppen und führen dann noch eine Steuerdiskussion, die völlig sinnlos ist. Aber nutzt dies der
Mehrzahl der Menschen? Nein, insbesondere denen
nicht, die - auch aufgrund Ihrer Politik - zu Minilöhnen
arbeiten und trotz Arbeit zum Amt gehen müssen, um
ihre Löhne aufzustocken.
Die Linke fordert einen Mindestlohn. In 20 von
27 EU-Ländern existiert dieser, ohne dass es zum Verlust von Arbeitsplätzen kam.
({6})
Viele Probleme könnten gelöst sein. Ein Mindestlohn
hätte auch positive finanzielle Auswirkungen. Allein
2009 wurden 11 Milliarden Euro Steuergelder verbraten,
um Löhne aufzustocken. Sie laden die Unternehmen
förmlich dazu ein, Hungerlöhne zu zahlen. Für uns ist es
vor allem eine Frage der Würde, Mindestlöhne zu zahlen, damit die Menschen von ihrer Hände Arbeit leben
können. Aber Ihnen ist das völlig egal.
({7})
Damit treiben Sie die Spaltung der Gesellschaft immer
weiter voran.
Sie wissen, dass im Jahre 2008 jeder sechste Haushalt
- ein Drittel dieser Gruppe sind Alleinerziehende - von
Armut bedroht war und dass derzeit 1,4 Millionen Menschen - 1,4 Millionen! - ihre Löhne aufstocken müssen,
da diese zum Leben nicht reichen. Sie wissen auch, dass
gleichzeitig die Anzahl der Vermögensmillionäre wieder
rasant nach oben geschnellt ist, und zwar von
809 700 im Jahr 2008 auf 861 500 im Jahr 2009. All das
wissen Sie. Aber Sie handeln nicht. Ich sage Ihnen auch,
warum: Sie wollen es einfach nicht. Geld ist genug da.
Sie müssten genau hinschauen und handeln.
({8})
Während Sie den Verursachern der Krise flugs einen
Rettungsschirm von 480 Milliarden Euro aufgespannt
haben und schon wieder dicke Boni wie eh und je gezahlt werden, Spekulanten so weitermachen wie zuvor,
lassen Sie nur die Bürgerinnen und Bürger blechen. Wir
würden uns wünschen, dass Sie einmal willens wären,
innerhalb einer Woche Milliarden auch für Kitaplätze,
für Kommunen und für Programme zur sozialen Stadtentwicklung zur Verfügung zu stellen.
({9})
Durch die Bankenabgabe, als Krisenvorsorge gedacht,
wollen Sie nur 1,2 Milliarden Euro jährlich einnehmen.
Danach darf die nächste Krise erst in 70 bis 150 Jahren
kommen. Nein, sie wird eher kommen. Dann werden
wieder die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, die Bürgerinnen und Bürger blechen müssen. Es muss Schluss
sein mit Ihrer Politik „Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren“.
({10})
Wir brauchen endlich ein tragfähiges Steuerkonzept.
Wer einen zukunftsfähigen Haushalt aufstellen will,
muss sich der weiteren Spaltung der Gesellschaft entgegenstellen. Das verlangt Umverteilung auch in der
Einnahmepolitik. Es kann nicht angehen, dass Sie weiterhin die Auffassung vertreten: „Wir holen uns das Geld
von der Masse der Bevölkerung“ - von Rentnerinnen
und Rentnern, Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen,
Arbeitslosen, Familien, Alleinerziehenden -, um dann
wenige mit Gold zu füttern. Ich zeige Ihnen nochmals alternative Finanzierungsquellen auf. Allein die FinanzDr. Barbara Höll
transaktionsteuer, die dazu dient, die Finanzmärkte zu
regulieren, würde 27 Milliarden Euro einbringen. Eine
große Summe! Erheben Sie endlich wieder eine Vermögensteuer! Über die Größenordnung können wir uns
gerne streiten. Unser Vorschlag liegt auf dem Tisch:
1 Millionen Euro als Freibetrag und dann eine ordentliche Besteuerung in Höhe von 5 Prozent.
({11})
Zur Atomkraft. Wir sind strikt gegen die Verlängerung der Laufzeiten. Wir fordern von Ihnen: Schöpfen
Sie endlich die Extragewinne der Energiekonzerne ab.
({12})
Erheben Sie eine Steuer auf die Sondergewinne aus dem
Emissionshandel. Allein das bringt Einnahmen in Höhe
von 2,8 Milliarden Euro. Eine Sondersteuer für Atomkraftwerke ergibt 2,2 Milliarden Euro, eine Steuer auf
die Sondergewinne aus dem Emissionshandel für fossile
Kraftwerke 1,4 Milliarden Euro. Die Möglichkeiten sind
vorhanden. Sie könnten tätig werden.
Wir haben Ihnen darüber hinaus eine sozial gerechte
Einkommensteuerreform vorgeschlagen, und zwar eine
finanzierbare Einkommensteuerreform, die tatsächlich
diejenigen entlastet, die es verdient haben, nämlich die
Personen mit einem zu versteuernden Einkommen bis
70 245 Euro. Die werden nach unserem Konzept entlastet. Natürlich werden die Personen mit einem Einkommen oberhalb dieser Grenze belastet. Das ist klar; denn
die Reform muss bezahlt werden. Aber sie ist möglich.
({13})
Noch ein letzter Gedanke. Es ist wahrlich ein Skandal, dass in der Bundesrepublik Deutschland der Steuervollzug nicht ordentlich kontrolliert wird. Dadurch gehen jährlich bis zu 30 Milliarden Euro verloren. Ein
einziger Betriebsprüfer erwirtschaftete im Jahr 2009 im
Schnitt 1,4 Millionen Euro an Steuernachzahlungen.
Werden Sie endlich gemeinsam mit den Ländern aktiv.
Allein diese Vorschläge würden über 50 Milliarden
Euro einbringen. Werden Sie endlich aktiv, wenn Sie den
sozialen Frieden nicht gefährden wollen. Ändern Sie
Ihre Politik grundlegend. Schauen Sie nach Stuttgart,
schauen Sie ins Wendland. Die Bevölkerung ist Ihre
Politik leid. Korrigieren Sie Ihre Fehlentscheidungen des
Herbstes, damit es in diesem Land tatsächlich vorwärts
geht.
({14})
Stephan Kühn hat jetzt für das Bündnis 90/Die Grünen das Wort.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Blicken
wir auf diese Woche zurück, konkret auf den Dienstag.
An diesem Tag hat der Bundesminister der Finanzen diesen Haushalt, dieses Sparpaket, als einen wesentlichen
Beitrag zur Reduzierung der öffentliche Defizite gefeiert. Die Kommunen können kaum gemeint gewesen
sein. Mit 12 Milliarden Euro haben die Kommunen in
Deutschland in diesem Jahr ein Rekorddefizit zu verzeichnen.
({0})
Bis 2013 wird sich dieses Defizit um 40 Milliarden Euro
erhöhen. Der haushaltspolitische Sprecher der CDU/
CSU-Fraktion, Norbert Barthle, wollte uns am Dienstag
weismachen, dass die Koalition wesentliche Erfolge bei
der Ausgabenkürzung vollbracht habe.
({1})
- Ja, aber nicht etwa durch Aufgabenkritik oder Prioritätensetzung, sondern nur dadurch, dass Sie weitere Ausgaben und Aufgaben auf die Kommunen übertragen haben. Damit werden diese weiter belastet. - Ich möchte
dazu fünf Beispiele nennen:
Erstens. Streichung des Bundeszuschusses für die
Rentenversicherung der Arbeitslosengeld-II-Bezieher.
Die Zahl der potenziellen Grundsicherungsempfänger
im Alter wird steigen. Dafür sind die Kommunen zuständig. Was folgt daraus? Eine Mehrbelastung für die Kommunen.
Zweitens. Streichung des Heizkostenzuschusses beim
Wohngeld. Das ist nichts anderes als ein neuer Verschiebebahnhof hin zum Arbeitslosengeld II. Die Kürzungen
werden die Geringverdiener veranlassen, statt Wohngeld
ergänzend Arbeitslosengeld II zu beantragen. Der Deutsche Städtetag rechnet mit Mehrbelastungen der Kommunen in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrages.
Drittens. Kürzung der Mittel für das Marktanreizprogramm für erneuerbare Energien. Vom Marktanreizprogramm profitieren das lokale Handwerk und der Mittelstand, die durch das Programm neue Arbeitsplätze
schaffen und sie erhalten sollen. Diese Unternehmen
zahlen ihre Steuern noch vor Ort. Die Kürzung bedeutet
also Steuermindereinnahmen für die Kommunen.
Viertens. Kürzung der Mittel für die Städtebauförderung um 25 Prozent. Sie lassen die Kommunen bei der
Bewältigung des demografischen Wandels und bei den
Anforderungen des Klimaschutzes allein.
({2})
Fünftens. Bei dem Programm „Soziale Stadt“ haben
Sie sich etwas Besonderes einfallen lassen.
({3})
Dieses Programm hat einen starken Präventionscharakter. Es geht darum, zu verhindern, dass bestimmte Stadtteile in eine Abwärtsspirale geraten. Durch Investitionen
in die Köpfe, nämlich durch Integrations- und Bildungsmaßnahmen, will man dieses Abgleiten verhindern. In
diesem Bereich kürzen Sie, obwohl Sie immer behaupten, Mittel für Integrations- und Bildungsausgaben würden nicht gestrichen. Die Erfahrung lehrt: Nur wenn man
stabile Stadtquartiere hat, gelingt es, private Investoren
zu Investitionen zu bewegen. Ansonsten werden auch
die privaten Investitionen, die baulichen Investitionen
nicht stattfinden.
({4})
Diese Stadtteile werden allein gelassen, und die Kommunen sind finanziell nicht in der Lage, das allein zu
stemmen.
In Bezug auf das CO2-Gebäudesanierungsprogramm möchte ich daran erinnern, dass es hier nicht nur
um private Investitionen geht, sondern auch um KfWProgramme für öffentliche Bau- und Sanierungsmaßnahmen, zum Beispiel für Schulen. Hier wird massiv gekürzt. Diese Gelder werden in den nächsten Jahren nicht
reichen, um den Sanierungsstau, der für die Kommunen
von existenzieller Bedeutung ist, abzubauen. Im Gegenteil, der Sanierungsstau bei Investitionen wird in den
Kommunen größer werden. Ich erinnere daran, dass
60 Prozent der öffentlichen Investitionen in unseren
Kommunen getätigt werden. Darüber hinaus gefährden
Sie kleine und mittelständische Unternehmen, die vor
Ort ihre Steuern zahlen.
Ich komme zum Schluss. In dieser Woche wurde sehr
häufig über unseren Parteitag gesprochen, obwohl keiner von Ihnen da war und auch keiner von Ihnen die Beschlüsse gelesen hat. Deshalb empfehle ich jetzt im
Nachgang, sich folgende Lektüre - nämlich den Beschluss zu „Demokratie braucht starke Kommunen“ vorzunehmen. Darin werden Sie lesen, dass wir für eine
aufgabengerechte Finanzausstattung der Kommunen, für
die Einhaltung des Konnexitätsprinzips - also: wer bestellt, muss auch bezahlen - und für eine neue Berechnungsgrundlage - sie soll sich an den tatsächlichen Kosten orientieren - des Bundesanteils an den Kosten der
Unterkunft sind. Übrigens sind wir für und nicht gegen
die Gewerbesteuer. Wir wollen sie zu einer kommunalen
Wirtschaftssteuer weiterentwickeln. Die FDP will sie
abschaffen. Wir sind für die Aufhebung des Kooperationsverbots zwischen Bund und Kommunen bei den
wichtigen Zukunftsinvestitionen Bildung, Umwelt und
Soziales.
({5})
Wir sind also für und nicht dagegen. Wir sind für
starke Kommunen und für eine faire Finanzausstattung,
damit überhaupt kommunale Selbstbestimmung wieder
stattfinden kann. Sie, meine Damen und Herren, sind es,
die sich mit Ihrer Politik gegen die Kommunen stellen.
Nicht wir, Sie sind die Dagegen-Parteien.
({6})
Das Wort hat der Bundesminister Dr. Wolfgang
Schäuble.
({0})
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Gegen Ende der Haushaltsberatungen will ich
zuerst einmal den Mitgliedern des Haushaltsausschusses, seiner Vorsitzenden, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Ausschuss und in den Fraktionen sowie in
den Ministerien - auch im Bundesfinanzministerium für die viele und gute Arbeit herzlich danken.
({0})
Der Kollege Hagemann hat zu Recht gesagt: Wir haben auch im Haushalt 2011 eine hohe Neuverschuldung. Das ist ja gar keine Frage. Dass sie niedriger ist,
als wir noch vor einigen Monaten befürchtet haben, ist
auch wahr. Deswegen ist es schon so: Wir sind auf dem
richtigen Kurs. Aber weil wir auf dem richtigen Kurs
sind, müssen wir diesen Weg auch weiter fortsetzen.
Herr Kollege Bonde, Sie haben gefragt: Gilt der
Finanzplan? Natürlich gilt er.
({1})
- Das wissen alle Mitglieder der Koalition und alle
Minister.
({2})
- Ja klar, es wird auch in der Zukunft so sein, dass wir in
Bezug auf Einzelfragen in den kommenden Jahren im
Lichte neuerer Entwicklungen Entscheidungen immer
ein Stück weit anpassen müssen. Das haben wir auch in
diesem Jahr getan. Sie haben es doch im März/April
nicht für möglich gehalten, dass wir die Schuldenbremse des Grundgesetzes einhalten würden. Wir haben
sie eingehalten. Wir haben ein paar Veränderungen vorgenommen, aber wir haben sie eingehalten.
({3})
Man hat es in diesem Lande und international nicht für
möglich gehalten, dass man das machen und gleichzeitig
Wachstum in unserem Lande generieren kann. Wir haben eine wachstumsfreundliche Exit-Strategie gefunden,
und wir gehen genau diesen Weg weiter. Die Zahlen am
Arbeitsmarkt zeigen, dass das eine Politik ist, die den
Menschen in diesem Lande dient und die mehr soziale
Sicherheit in diesem Lande schafft. Deswegen gehen wir
diesen Weg auch weiter.
({4})
Der Kollege Fricke hat zu Recht gesagt: Wir haben
den Kurswechsel in der Finanz- und Haushaltspolitik
geschafft.
({5})
Jetzt gilt es, Kurs zu halten. Das ist wichtig. Ich habe in
meinem Beitrag am Dienstag gesagt: Es ist oft genug in
der Vergangenheit der Fehler passiert, dass wir konjunkturelle Spielräume strukturell verschenkt haben. Wir,
CDU/CSU und FDP, sind entschlossen, diesen Fehler
nicht mehr zu machen, sondern den jetzt eingeschlagenen Weg, der ja der richtige ist, konsequent fortzusetzen.
({6})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir beschließen
diesen Haushalt in einem außergewöhnlich kritischen
und schwierigen europäischen und internationalen Umfeld.
({7})
Irland hat am vergangenen Wochenende den Antrag auf
finanziellen Beistand gestellt. Wir sind in intensiven Beratungen. Wir hoffen, wir gehen davon aus, dass bis zum
Wochenanfang die notwendigen Verabredungen zwischen EZB, Europäischer Kommission und IWF getroffenen sind. Natürlich haben wir verabredet - das wird
auch eingehalten -, dass wir den Haushaltsausschuss
über jeden neuen Stand bei den Verhandlungen informieren. Die entsprechenden Verabredungen sind getroffen.
Wir werden, sobald wir Entscheidungen offiziell mitteilen können - Sie müssen ja getroffen sein, bevor man sie
verbindlich mitteilen kann -, auch formell den Haushaltsausschuss unterrichten. Zuvor haben wir aber durch
telefonische Kontakte zu jedem Zeitpunkt jedwede
Unterrichtung sichergestellt. Mir liegt daran, dass so verfahren wird. Ich glaube auch, dass wir zu einem vernünftigen Ergebnis kommen, um die beunruhigende Wirkung, die dieser Antrag Irlands auf die Märkte hat, und
die Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben, zu begrenzen und möglichst rasch zu überwinden.
({8})
Die Krise in Irland, die ja von den irischen Banken
ausgeht, zeigt im Übrigen, wie gut und wichtig es ist,
dass wir mit dem Gesetz zur Restrukturierung der Banken einen dauerhaften Mechanismus geschaffen haben.
Ich bin froh, dass der Bundesrat heute seine notwendige
Zustimmung zu diesem Gesetz gegeben hat.
({9})
Wir sind auch bei der Bewältigung der Folgen der
Finanz- und Bankenkrise aus dem Jahr 2008 in unserem
Land noch nicht am Ende. Vielmehr liegt eine Menge
schwerer verantwortungsvoller Aufgaben vor uns; diese
müssen mit großer Sorgfalt und Umsicht sowie mit möglichst wenig Spekulationen - das würde ja nur Verunsicherung auf den Märkten hervorrufen - bewältigt werden. Wenn sich daran alle halten, Herr Kollege Danckert
- to whom it may concern -, ist das sehr hilfreich. All
die Verunsicherungen und Spekulationen, die wir im Augenblick auf den internationalen Märkten haben, dienen
der Stabilität von Wirtschaft und Finanzen in Deutschland, in Europa und weltweit nicht. Deswegen leiste ich
keinen Beitrag dazu, diese Spekulationen zu vermehren.
({10})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben im Jahre
2008, als wir vor der Notwendigkeit standen, ohne entsprechendes Instrumentarium kurzfristig die Überlebensfähigkeit der Banken zu sichern, richtig gehandelt
- das wird ja nicht bestritten -, indem wir Übergangslösungen geschaffen haben. Damals haben wir aber zugleich gesagt: Auf Dauer brauchen wir einen besseren
Mechanismus. Diesen haben wir jetzt mit dem Bankenrestrukturierungsgesetz geschaffen, das nun verabschiedet, ausgefertigt und in Kraft gesetzt werden kann.
Etwas Entsprechendes brauchen wir auch für den
Euro. Für den Euro haben wir bis zum Jahr 2013 durch
die schwierigen Entscheidungen, die wir in den ersten
Monaten dieses Jahres bis hin zum Mai getroffen haben,
die notwendige Vorsorge getroffen. Die Irland-Krise
kann mit diesem Instrumentarium gemeistert und bewältigt werden. Natürlich stellt aber auch das nur eine Übergangslösung dar. Deshalb arbeiten wir mit Hochdruck
daran, eine Dauerlösung für die Zeit ab 2013 zu schaffen. Dazu hat der Europäische Rat die notwendigen
Grundentscheidungen getroffen. Jetzt muss daran gearbeitet werden, dass in der Sitzung des Europäischen Rates am 16. und 17. Dezember all dieses konkretisiert
wird; denn wir brauchen eine dauerhafte Lösung für die
gemeinsame europäische Währung.
Angesichts großer Verunsicherung und vieler banger
Fragen unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger will ich
noch einmal sagen: Man muss bei allem, was wir diskutieren, immer sagen: Wir Deutsche profitieren von der
gemeinsamen europäischen Währung in einem Maße,
wie wir es uns gar nicht jeden Tag wieder und wieder
klarmachen.
({11})
Unsere wirtschaftliche Lage hängt entscheidend von unseren Erfolgen auf den Weltmärkten ab.
Herr Minister, möchten Sie eine Zwischenfrage gestatten?
Nein, ich möchte das jetzt einmal im Zusammenhang
vortragen, weil wichtig ist, dass wir es wieder und wieder sagen. Wir verschwenden nicht das Geld unserer
Steuerzahler für irgendjemand anders, der in Europa angeblich weniger solide ist oder so, sondern wir nehmen
unsere eigenen Interessen, unsere Verantwortung für unsere Zukunft in der richtigen Weise wahr, wenn wir auf
politische und ökonomische Integration in Europa setzen, wenn wir die gemeinsame europäische Währung,
die zu unserem Vorteil ist, stabil halten. Das ist unsere
Verpflichtung und unsere Arbeit.
({0})
Wir hätten nicht den wirtschaftlichen Erfolg, wir hätten nicht das hohe Maß an Beschäftigung und die Gott
sei Dank geringer gewordene Arbeitslosigkeit, wenn wir
diese gemeinsame europäische Währung nicht hätten.
Deswegen werden wir weiter daran arbeiten, sie stabil
und nachhaltig zu halten. Dazu brauchen wir eine Dauer8392
lösung, die eng angelehnt sein wird - das sage ich all
denjenigen, die alle möglichen haltlosen Spekulationen
in die Welt setzen - an das, was wir an Instrumentarien
in der europäischen Finanzierungsfaszilität haben. Sie
wird den IWF einbeziehen. Sie wird die bewährten, von
den Finanzmärkten gekannten Verfahrensweisen und Erfahrungen des IWF einbeziehen. Wir werden natürlich
die Gläubiger einbeziehen müssen, indem wir bei der
Ausgabe von Anleihen in den Collective Action Clauses
unter bestimmten Voraussetzungen Mehrheitsentscheidungen von Gläubigern ermöglichen, die dann fallbezogen, je nach Situation, Case by Case, in dem Management umgesetzt werden können, wie wir das jetzt auch
in der europäischen Finanzierungsfaszilität haben.
Wenn wir so eine Lösung finden, wird das nicht zur
Verunsicherung der Märkte, sondern - ganz im Gegenteil - zur Versicherung der Märkte führen. Genau dafür
arbeiten wir. Ich bin zuversichtlich, dass wir das in den
nächsten Tagen auch schaffen werden.
({1})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn ich Sie bitte,
dem Bundeshaushalt 2011 Ihre Zustimmung zu geben,
({2})
kann ich das guten Gewissens und aus Überzeugung tun.
Sie leisten mit der Zustimmung, mit der Verabschiedung
des Bundeshaushalts 2011 einen Beitrag dazu, dass unser Land in schwierigen Zeiten einen guten Weg findet,
dass wir wirtschaftlich weiter vorankommen, dass wir
so, wie es die Bundeskanzlerin am Anfang der Legislaturperiode gesagt hat, am Ende stärker aus der Krise herauskommen, als wir in sie hineingegangen sind, dass
wir die Krise auch als Chance nutzen, um uns für eine
Zukunft in Nachhaltigkeit und Stabilität besser zu wappnen. Wir sind auf dem richtigen Weg. Der Weg bleibt anstrengend. Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, er
lohnt sich im Interesse unserer Verantwortung für die
Zukunft. Deswegen bitte ich Sie um Zustimmung zum
Haushalt 2011.
({3})
Petra Merkel hat jetzt das Wort für die SPD-Fraktion.
({0})
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Dr. Schäuble, Sie
können vieles von uns verlangen. Aber die Bitte, dem
Haushalt zuzustimmen, geht zu weit. Das können Sie sicherlich selbst verstehen.
({0})
Sie sind mit dem Sparpaket für den Haushalt 2011
angetreten, das bei den Haushaltsberatungen insgesamt
eine große Rolle gespielt hat. Das Sparpaket, das, wie
Sie meinen, wegen der Schuldenbremse nötig ist - zur
Schuldenbremse komme ich nachher noch einmal -, ist
ein Sparpaket, das die Lasten einseitig verteilt. Die Einseitigkeit ist allerdings nicht der Schuldenbremse geschuldet.
({1})
Denn weder Sie, Frau Bundeskanzlerin, noch Sie,
Herr Finanzminister, weder Sie, liebe Kolleginnen und
Kollegen, noch ich sind von diesen Sparmaßnahmen betroffen.
({2})
Wir alle hier leisten keinen Beitrag zu dem Sparpaket.
Aber Langzeitarbeitslose werden unter diesem Sparpaket leiden. Sie von der schwarz-gelben Koalition kürzen
die Eingliederungsmaßnahmen bei der Bundesagentur
für Arbeit. Sie schaden also genau den Menschen, die
häufig vielfältige Probleme haben und Unterstützung
brauchen, um auf den Arbeitsmarkt zu gelangen.
Wir alle hier haben keine Nachteile. Aber Arbeitslosengeld-II-Empfängerinnen werden unter diesem Sparpaket
leiden. Sie von der schwarz-gelben Koalition nehmen den
häufig alleinerziehenden Frauen das Erziehungsgeld
weg, 300 Euro im Monat. Das sind diejenigen Menschen,
die das Geld ausgeben und nicht in Anlagen spekulieren.
Wir alle hier müssen uns nicht einschränken; aber die
Mieterinnen und Mieter, die den Wohngeldzuschuss
brauchen, werden unter diesem Sparpaket leiden. Sie von
der schwarz-gelben Koalition nehmen ihnen den Heizkostenzuschuss weg. Außerdem werden die ganz normalen Mieterinnen und Mieter mit Fernwärmeheizung unter
diesem Sparpaket leiden; denn Sie von der schwarz-gelben Koalition streichen die Steuererleichterungen für
Fernwärme und sorgen damit für höhere Mieten.
({3})
Am verheerendsten ist: Die Ballungsräume in
Deutschland werden ebenfalls unter diesem Sparpaket
leiden. Sie von der schwarz-gelben Koalition reden vollmundig von Integration und streichen die Mittel für das
Programm - na, was - „Soziale Stadt“ von 95 Millionen Euro auf 25,8 Millionen Euro zusammen. Noch einmal: Die Mittel für die „Soziale Stadt“ werden nicht nur
für Baumaßnahmen genutzt, sondern auch für Projekte
zur Aktivierung von Menschen, die sich in Stadtteilen
mit erheblichen sozialen Schwierigkeiten engagieren,
die nicht aufgeben, sondern neue soziale Verbindungen
und Bindungen entwickeln.
({4})
Es geht um Mittel für Stellen der Quartiersmanager.
Wir als Abgeordnete werden sehr wohl spüren, dass
die Städte in Deutschland unter diesem Sparpaket leiden. Sie von der schwarz-gelben Koalition streichen die
Städtebauförderung um ein Viertel. Das hat negative
Auswirkungen auf das Handwerk vor Ort und damit auf
die Arbeitsplätze. Sie hätten das Ruder noch in den letzten Monaten bei den Beratungen des Haushalts 2011 herumreißen können. Wir haben im Haushaltsausschuss
Anhörungen zu Ihren Gesetzentwürfen durchgeführt.
Petra Merkel ({5})
Was haben Sie mit den Stellungnahmen der Sachverständigen eigentlich gemacht?
Der Paritätische Gesamtverband hat einen Atlas der
Sozialkürzungen der Bundesregierung 2011-2014 aufgelegt. Ich kann Ihnen nicht ersparen, ein Bild aus diesem
Atlas hochzuhalten, weil es so augenscheinlich ist. Das
schwarz-gelbe Sparpaket ist eindeutig ein Lastenpaket
für den Osten und für einige Regionen in Westdeutschland; sie sind im Norden, im Saarland und woanders.
Nicht betroffen ist der reichere Süden.
({6})
- Ja, es ist pro Kopf. Es ist die Einnahmekraft, die genau
in diesen Regionen verloren geht.
({7})
Deswegen ist das, was da vermittelt wird, so dramatisch.
Ganz klar: Das schwarz-gelbe Sparpaket verschärft
die ungleichen Lebensverhältnisse in Deutschland. Sie
sparen genau bei denen, wo es kaum Spielräume zum
Sparen gibt, wo jeder Euro zählt, und nicht dort, wo das
Geld ein wenig lockerer sitzt, nicht dort, wo es den Leuten gut geht. Was ist das für ein Verständnis von Gerechtigkeit, und was ist das für ein Verständnis von Ausgleich und sozialem Zusammenhalt?
({8})
Können Sie sich noch daran erinnern, wie am 5. Oktober 2008 die Bundeskanzlerin und der damalige Finanzminister Steinbrück vor die Presse traten und sagten: „Die
Spareinlagen sind sicher“? Diejenigen, die durch den
Bankenrettungsschirm, also durch das Eintreten des Staates, Sicherheit bezüglich Spareinlagen, Versicherungen
und Anlagevermögen erhalten haben, müssen sich nicht
sorgen. Übrigens müssen sich auch die Banker und die
Banken nicht sorgen. Sie werden vom schwarz-gelben
Sparpaket keinen Hauch spüren. So sieht Gerechtigkeit
bei Schwarz-Gelb aus.
({9})
Die SPD-Bundestagsfraktion legt ihre eigenen Vorstellungen zum Haushaltsgesetz mit einem Entschließungsantrag, Drucksache 17/3912, vor, Kollege Koppelin. Ich
führe hier fünf unserer Vorschläge an, durch die der deutsche Staat handlungsfähig wird - die Handlungsfähigkeit
steht bei uns im Mittelpunkt -:
Erstens. Ein gesetzlicher, flächendeckender Mindestlohn
({10})
führt sowohl zu staatlichen Mehreinnahmen als auch zu
Mehreinnahmen von gesetzlicher Renten-, Kranken- und
Pflegeversicherung und zur Entlastung der Bundesagentur für Arbeit. Die Menschen müssen von ihrem Einkommen leben können und dürfen nicht auf das Aufstocken angewiesen sein. Das ist gerecht.
({11})
Zweitens. Der Spitzensteuersatz bei der Einkommensteuer ist von 42 Prozent auf 49 Prozent zu erhöhen
bei einem Bruttojahreseinkommen von - hören Sie gut
hin! - 100 000 Euro für Ledige und 200 000 für Verheiratete. Das bedeutet Mehreinnahmen des Bundes von
circa 2,8 Milliarden Euro. So werden stärkere Schultern
mehr tragen.
Drittens. Die SPD-Fraktion ist für eine Rücknahme
des sogenannten Wachstumsbeschleunigungsgesetzes mit
Ausnahme der Erhöhung des Kindergeldes. Sie alle erinnern sich an die Mövenpick-Spende und die Steuersenkung für Hoteliers. Das brächte allein für den Bund Einnahmen in Höhe von circa 1,8 Milliarden Euro. Auch
Länder und Gemeinden würden profitieren.
Viertens. Ein neu gestaltetes Kernbrennstoffsteuergesetz würde zu Mehreinnahmen von 1,2 Milliarden Euro
führen. Wir wollen diese Mittel teilweise für das Gebäudesanierungsprogramm und für klimaschützende Investitionen verwenden. Das schafft Arbeitsplätze.
({12})
Nicht zuletzt, fünftens. Es muss endlich eine Bundessteuerverwaltung oder ein ähnliches Instrument eingeführt werden. Denn jeder in Deutschland muss seine
Steuern zahlen, unabhängig vom Bundesland. Dafür haben wir die Unterstützung des Bundesrechnungshofs.
Allein diese Maßnahme brächte zusätzliche Steuereinnahmen in Milliardenhöhe, die dem Staat jetzt entgehen.
({13})
Ich komme zur Schuldenbremse. Die im Grundgesetz
festgeschriebene neue Schuldenregel wird zum ersten
Mal beim Haushalt 2011 angewandt. Dabei haben Sie, die
Bundesregierung, schon jetzt Gegenwind von den Sachverständigen bekommen. Die glorreichen Drei, Bundesrechnungshof, Bundesbank und Sachverständigenrat für
Wirtschaft, fordern eine aktuelle Neuberechnung des Sockels, der Ausgangshöhe der Schuldenbremse. Nach Auffassung des Bundesrechnungshofs setzt die Regierung
den Kreditspielraum für die kommenden Jahre deutlich
zu hoch an. Dieses Vorgehen sei „mit dem Sinn und
Zweck der neuen Schuldengrenze kaum vereinbar“.
Der Sachverständigenrat für Wirtschaft hat in seinem
jüngsten Jahresgutachten eine fundierte Neuberechnung
des strukturellen Defizits vorgelegt. Demnach ergibt sich
für 2010 eine Ausgangsverschuldung von 40 Milliarden
Euro anstatt der 53 Milliarden Euro, die Sie, Herr Finanzminister, für die nächsten Jahre zugrunde legen.
Diese Differenz von 13 Milliarden Euro wird erhebliche
Auswirkungen auf die Verschuldung im Jahr 2011 und in
den kommenden Jahren haben; denn wir zahlen allein
für diese 13 Milliarden Euro knapp 300 Millionen Euro
zusätzliche Schuldzinsen.
({14})
Die Schuldenregel ist „trocken“, doch vielen ist inzwischen klar: Der Einstieg in die Schuldenbremse ist
Petra Merkel ({15})
von großer Bedeutung. Wie beim Bau einer Treppe wird
jetzt - nur in diesem Jahr - die Höhe der Abwärtsstufen
bei der Aufnahme neuer Schulden in den Jahren 2011 bis
2016 festgelegt. Sie legen für dieses Jahr - anders als es
der Sachverständigenrat vorschlägt - nicht die aktuellen
Steuereinnahmen zugrunde, sondern erhöhen künstlich
die Stufen. Sie nehmen ein Polster von 13 Milliarden
Euro ins nächste Jahr mit. Warum? Sie wollen damit
eine Steuersenkung im Wahljahr 2013 vorbereiten. Das
wird eine Steuersenkung auf Pump. Sie wird schon jetzt
mit der Festlegung der hohen Stufen vorbereitet.
({16})
Zum Schluss möchte ich etwas als Vorsitzende des
Haushaltsausschusses sagen. Wir haben 60 Stunden lang
über den Haushalt 2011 beraten. Wir haben über
1 104 Anträge abgestimmt. Die Bereinigungssitzung hat
- ich kann sagen: wie immer - bis morgens um vier Uhr
gedauert. Sie alle wissen: Wir Abgeordnete können vieles, aber nicht alles; wir sind auf die Zuarbeit angewiesen.
Deswegen danke ich besonders den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern des Sekretariats des Haushaltsausschusses,
die heute ausnahmsweise hier hinten sitzen - was wären
wir ohne Sie -,
({17})
den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Caterings - was
wären wir ohne ihre Versorgung -, den Saaldienern, den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Ministerien, besonders des Finanzministeriums, dem Minister, den
Staatssekretären - Staatssekretär Kampeter hat die Nacht
der Bereinigungssitzung mit uns verbracht -, den Vertretern des Bundesrechnungshofs und natürlich unseren eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Allen ganz
herzlichen Dank für Ihre Arbeit und Ihr Engagement!
Schließlich ein Dank an alle Kolleginnen und Kollegen
im Haushaltsausschuss für die Zusammenarbeit. Eines
ist sicher: Der nächste Haushalt kommt bestimmt.
Danke sehr.
({18})
Das Wort hat nun Florian Toncar für die FDP-Fraktion.
({0})
Vielen Dank. - Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Am Ende der Haushaltsberatungen 2011 und fast am Jahresende kann man die Frage
stellen: Steht Deutschland heute besser da als vor einem
Jahr?
({0})
Wenn man sich die Fakten anschaut, dann erkennt man:
Das Wirtschaftswachstum übertrifft alle Erwartungen;
die Arbeitslosigkeit ist deutlich gesunken; die Renten
steigen wieder; auch die Löhne werden in nächster Zeit
vermutlich wieder steigen. Man muss also sagen: Für die
meisten Menschen gibt es Grund zur Zuversicht; dem
Land geht es insgesamt deutlich besser als noch vor
zwölf Monaten.
({1})
Nun mögen Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von
der Opposition, sagen, das sei die Leistung der Bürger.
Da sagen wir von der Koalition: Genauso ist es; das ist
die Leistung der Bürger. Deswegen lassen wir die Bürger
machen und behindern sie nicht dabei.
({2})
Dafür haben wir durch eine Steuerentlastung zum 1. Januar 2010 gesorgt, die die Bürger, gerade die Mittelschicht und die Familienunternehmen, deutlich entlastet
hat.
Außerdem legen wir trotz einer äußerst angespannten
Finanzlage in diesem Haushalt einen Schwerpunkt auf
die Bildung. Das zeigen die Rekordausgaben. Keine
Bundesregierung hat je so viel für Bildung und Forschung ausgegeben wie diese. Das zeigt, dass wir auf die
Bürger setzen, um durch die Krise zu kommen.
({3})
Und Sie? Im Gegensatz dazu stellen Sie, immer wenn
es um den Haushalt geht, die Frage: Was braucht der
Staat, um durch diese Krise zu kommen? Wir fragen uns
zuerst: Was brauchen die Bürgerinnen und Bürger, um
durch diese Krise zu kommen? Das ist der fundamentale
Unterschied zwischen Ihnen und uns.
({4})
So verständlich und grundsätzlich richtig es war, dass
man in der unmittelbaren Krise Ende 2008 und Anfang
2009 Konjunkturprogramme aufgelegt hat - manches
war richtig, manches, wie die Abwrackprämie, aber auch
völlig überflüssig -, so klar muss man heute, am Ende
des Jahres 2010, sehen, dass eine schuldenfinanzierte
Stimulierung der Wirtschaft durch Konjunkturprogramme nur eine Übergangslösung, aber keine nachhaltige Lösung sein kann. Man kann nicht immer wieder
darauf verweisen, dass das der Schlüssel zum Aufschwung ist. Das war er vielleicht vor einem Jahr, das ist
aber keine Lösung für die nächsten Jahre in Deutschland.
({5})
Aus diesem Grund bemüht sich die Koalition, durch
die Erhöhung der Ausgaben im Bereich Bildung - Stichwort: Bildungschancen -, durch die Verbesserung der
Wachstumschancen für Familienunternehmen, durch Veränderungen im steuerlichen Bereich und durch sinnvolle
Investitionen Wachstumschancen zu schaffen und die
Wirtschaft wieder in Gang zu bringen. Das funktioniert
aber nur dann, wenn man das mit einer Politik der strikten
Haushaltskonsolidierung verbindet. Wir machen das
vor allem durch eine Ausgabenbegrenzung und -reduzierung in einem Umfang, wie das zuvor kaum eine Regierung gemacht hat. Bei allem Respekt vor vielen Entscheidungen, die während der Krise in der Zeit der Großen
Koalition richtigerweise getroffen worden sind: Letzten
Endes ist es politisch immer noch wesentlich einfacher,
80 Milliarden Euro schuldenfinanziert auf bestimmte
Verwendungszwecke zu verteilen, als 80 Milliarden Euro
in vier Jahren einzusparen. Das ist ein gewaltiger Unterschied und eine politische Herausforderung, der wir uns
stellen.
({6})
Die Alternativvorschläge der Opposition gehen nur in
eine Richtung. Sie nennen das „Einnahmeerhöhungen“.
Man könnte auch schlicht sagen: Steuererhöhungen. Sie
wollen das Geld, das der Staat nicht hat, beim Bürger holen. Das gilt insbesondere für Bündnis 90/Die Grünen,
die uns einen ganzen Katalog mit Steuererhöhungsvorschlägen vorgelegt haben.
({7})
Am letzten Wochenende haben sie in Freiburg noch
mehr Steuererhöhungen beschlossen.
({8})
Ich glaube, dass das etwas ist, womit wir uns auseinandersetzen müssen.
({9})
Sie wollen insbesondere Energie teurer machen. Ihre
Liste besteht fast ausschließlich aus Maßnahmen zur
Verteuerung der Energie. Sie müssen sich doch einmal
mit der Frage auseinandersetzen, womit der Umwelt,
aber auch den Arbeitsplätzen in unserem Land gedient
ist. Wenn wir in Deutschland einseitig die Energie verteuern und die Produktion dann irgendwo im benachbarten oder fernen Ausland stattfindet, dann ist damit nichts
erreicht, aber viel zerstört. Deswegen ist das, was Sie
hier vorschlagen, der falsche Ansatz.
({10})
Was auch ganz deutlich wird, ist Ihre Haltung zu Familienunternehmen. Sie wollen insbesondere für Personengesellschaften die Steuern anheben. Sie wollen die
Einkommensteuer erhöhen. Es sind die Familienunternehmen, die inhabergeführten Unternehmen, die diese
Steuer zahlen. Wenn man sich einmal anschaut, wer Arbeitsplätze in diesem Land schafft, wer die Ausbildungsleistung erbringt, wer die jungen Leute also ausbildet, und
wenn man berücksichtigt, dass viele Familienunternehmer in den nächsten Jahren an die Altersgrenze kommen
und ihr Unternehmen eigentlich gerne übergeben würden,
dann muss man doch sagen: Etwas Schädlicheres, als Familienunternehmen Knüppel zwischen die Beine zu werfen, kann man für Arbeitsplätze, Ausbildung und Wirtschaft in Deutschland nicht machen. Wir machen das
jedenfalls nicht. Wir wollen die steuerlichen Bedingungen verbessern und vereinfachen.
({11})
Man kann festhalten: Die Grünen sind nicht nur gegen Infrastruktur, wo immer sie ausgebaut werden soll,
({12})
sie sind nicht nur gegen Wirtschaftswachstum, sie sind
nicht nur gegen Export, was man oft von ihnen hört, sondern sie sind auch - das zeigt das, was Sie hier vorlegen gegen eine wettbewerbsfähige Industrie in Deutschland
und gegen Familienunternehmen.
({13})
Genau die Stärken, die uns in der Krise ausgezeichnet
haben, wollen Sie weiter schwächen. Ich glaube, das
muss man deutlich herausarbeiten. Sie sind eine Gefahr
für den Wohlstand und gleichzeitig ein Wohlstandsphänomen.
({14})
Diese Regierung hat bisher möglicherweise den Fehler
gemacht, diese Schizophrenie nicht deutlich genug herauszuarbeiten. Aber auch das wird sich in den nächsten
Monaten ändern. Darauf können Sie sich verlassen.
Wir haben aufgrund der Euro-Krise - das will ich zuletzt sagen - eine politisch sehr schwierige Situation in
Europa. Wir haben einen glaubwürdigen Rettungsmechanismus geschaffen. Aber wir wollen natürlich alles
dafür tun, dass es in Zukunft nicht wieder zu solchen Situationen kommt. Deshalb war die Haltung der Bundesregierung völlig richtig, die Haushaltsdisziplin in Europa
zu stärken und Vorschläge zu machen, wie eine bessere
Absicherung in Zukunft mit Auflagen und Beteiligung
des Internationalen Währungsfonds erreicht werden
kann.
Eines ist schon erstaunlich - das soll meine letzte Bemerkung sein -: Herr Hagemann, Ihre Kritik an der Bundeskanzlerin, dass sie Ihrer Meinung nach die Zinsaufschläge für andere Staatsanleihen in die Höhe treibt,
läuft im Kern auf die Forderung hinaus, die Banken zu
100 Prozent abzusichern. Aber ordnungspolitisch ist
ausschließlich richtig, dass private Gläubiger, Banken
und Investoren, einen Teil des Risikos tragen müssen,
wenn sie in Staaten, die zu viele Schulden machen, investieren.
({15})
Das ist für die Zukunft der einzige Weg. Ich wundere
mich schon sehr, dass ausgerechnet die Sozialdemokraten die privaten Gläubiger nicht in Haftung nehmen wollen. Wir werden dies tun, weil es für Europa gut ist und
weil es den Euro nachhaltig sichert.
({16})
Das Wort hat nun Hans Michelbach für die CDU/
CSU-Fraktion.
({0})
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Wer von uns hätte vor einem Jahr zu hoffen
gewagt, dass die heutige Haushaltsverabschiedung nicht
nur in eine Phase der Wirtschaftserholung,
({0})
sondern sogar in eine wirtschaftliche Aufbruchzeit fällt?
Gleichzeitig kommen wir bei der Konsolidierung mit
Einhaltung der Schuldenbremse wesentlich voran. Das
ist ein Erfolg.
Am Ende dieser Haushaltswoche können wir festhalten: Das Wachstum liegt über 3 Prozent, und die Arbeitslosigkeit ist unter der 3-Millionen-Marke. Es gibt einen
Beschäftigungsrekord mit nahezu 41 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland. Das ist nach dem größten Konjunktureinbruch in der Nachkriegsgeschichte ein großer
Erfolg. Das ist ein Erfolg dieser Koalition.
({1})
Am Ende dieser Haushaltswoche bleibt somit festzuhalten: Unser Land ist unter der Führung der Bundeskanzlerin auf einem hervorragenden, zukunftsfesten
Kurs.
({2})
Unser Land hat sich vom kranken Mann Europas unter
Rot-Grün zur Wachstumslokomotive unter SchwarzGelb entwickelt. Auf diesem Kurs wird die Koalition unser Land weiter erfolgreich führen.
({3})
Dagegen ist die rot-rot-grüne Opposition in diesem
Hause auch in den vergangenen vier Tagen jeden Ansatz
für eine zukunftsorientierte Politik schuldig geblieben.
Was wesentlich ist: Der Kronzeuge für die Richtigkeit
dieser Aussage ist die SPD selbst. Der Seeheimer Kreis
schreibt wörtlich:
Unsere Wirtschaftspolitik lässt kaum eine ordnungspolitische Linie erkennen.
Weiter heißt es:
Die SPD hat keine schlüssige Antwort auf die Frage
vieler Menschen …
Dieser Selbsterkenntnis ist nichts hinzuzufügen. Heute
hat eine große Tageszeitung auf ihrer Titelseite die
Schlagzeile „Weckruf für Gabriel“. Morgen könnte diese
Schlagzeile schon lauten: Weckruf für Gabriel. Aber er
und die SPD schnarchen weiter.
({4})
Wir lassen uns von den Erfolgen nicht blenden. Wir
kämpfen uns aus der Krise heraus. Das Leistungsniveau
von 2008 werden wir erst 2012 wieder erreichen. Aber
eines steht fest: In der Krisenbewältigung hat die Bundesregierung national und international zielgerichtet,
schnell und erfolgreich gehandelt.
({5})
Natürlich gibt es Herausforderungen. Wir dürfen
nicht vergessen, dass von den Finanz- und Währungsmärkten, von der Weltkonjunktur und auch von der
Schuldenpolitik einzelner Euro-Länder nach wie vor
hohe Risiken ausgehen. Die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte in ganz Europa muss oberste Priorität haben.
Wir haben mit dem Euro-Rettungsschirm bis 2013 für
andere Staaten Hilfen geleistet, Kredite verbürgt. Deshalb muss deutlich die Frage gestellt werden: Ist diese
Hilfe angemessen? Ich sage: Diese Hilfe nutzt uns
selbst, ist im Interesse Deutschlands. Der Euro ist für unseren Wohlstand und für Wachstum und Beschäftigung
in Deutschland von höchster Wichtigkeit. Deswegen ist
es wichtig, dass wir diese Interessen nicht vergessen und
dass wir deutlich machen: Der Euro scheitert nicht. Wir werden nach 2013 ein neues Restrukturierungsmodell vorlegen.
Ich bin gegen eine Vollkaskoversicherung. Es kann
doch nicht sein, dass das Ausfallrisiko nicht in eine
Marktwirtschaft gehören soll. Ich sage: Das Ausfallrisiko gehört in eine Marktwirtschaft und muss auch von
denen getragen werden, die hohe Zinsen einnehmen.
Deswegen ist es ganz wichtig, dass wir für die Zukunft
Sanktionsmechanismen einführen und damit eine
Grundlage für Stabilität schaffen, den Stabilitäts- und
Wachstumspakt erneuern und nicht seine Aushöhlung
und Aufweichung betreiben, wie es unter Rot-Grün geschehen ist. Das hat dem Stabilitäts- und Wachstumspakt
geschadet.
({6})
Wir wollen auch im Bereich der Wirtschafts- und
Steuerpolitik eine neue Vertrauensbasis. Ich glaube, das
ist ein wesentlicher Punkt für die Zukunft. Wir haben mit
dem Wachstumsbeschleunigungsgesetz die unteren
Einkommen, die Familien und die Unternehmen entlastet;
({7})
ferner haben wir die degressive Abschreibung, die Absetzbarkeit von privaten Aufwendungen für handwerkliche Leistungen geregelt. Das ist die Wahrheit an der
Steuerfront. Das hat auch zu dieser Wachstumsentwicklung geführt.
({8})
Es wird auch in der Zukunft keinen Stillstand in der
Steuerpolitik geben. Wir legen jetzt ein Konzept für eine
Steuervereinfachung vor. Wir wollen Pauschalierungen, damit der Steuerzahler durch diese Vereinfachung
entlastet wird. Ich glaube, das ist ein wesentlicher Fortschritt. Wenn es gelänge, die Werbungskostenpauschale
für Arbeitnehmer einzuführen, wäre dies ein großer
Schritt für 20 Millionen Steuerzahler in diesem Land.
Das ist der richtige Weg, um bei den Menschen neues
Vertrauen zu schaffen. Deswegen werden wir auch hier
ein Gesamtkonzept vorlegen.
({9})
Die Gemeindefinanzreform ist auf der Agenda. Die
Gemeindefinanzen werden von uns konjunkturfester gemacht werden. Das, was Rot-Grün mit der Hinzurechnung von Mieten, Pachten und Leasingraten gemacht
hat,
({10})
hat den Kommunen geschadet, weil damit Krisenfestigkeit verloren gegangen ist. Deswegen muss dies wieder
korrigiert werden.
({11})
Unser steuerpolitisches Gesamtkonzept kann man so
umreißen: einfache, gerechte und niedrige Steuern.
Ich bin dafür, dass auch eine Krisenbewältigungsdividende, eine Konjunkturdividende, wenn wir Spielräume
dafür haben, für die Arbeitnehmer möglich gemacht
werden soll. Wir haben jetzt eine Entwicklung - das
kann nicht sein -, dass bei Lohnerhöhungen die Arbeitnehmer weniger Netto haben. Wir wollen, dass sie mehr
Netto erhalten,
({12})
und wir wollen keine Steuererhöhungsorgien, die RotRot-Grün immer wieder veranstaltet. Das ist der große
Unterschied zwischen uns.
({13})
Ich darf zum Abschluss deutlich machen, dass wir die
Konsolidierung des Haushalts in wesentlichen Schritten
fortsetzen werden, dass wir die Wachstumsanreize, die
Leistungsanreize für die Bevölkerung, für die Wirtschaft
weiter stärken werden. Das ist für die Zukunftsperspektive der Menschen der richtige Ansatz. Ich bitte Sie daher, diesem Haushalt als Fundament für die Zukunftsfestigkeit unseres Landes zuzustimmen.
Herzlichen Dank.
({14})
Als letztem Redner in dieser Debatte erteile ich Kollegen Leo Dautzenberg für die CDU/CSU-Fraktion das
Wort.
({0})
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Der Haushalt 2011 markiert
einen wichtigen Wendepunkt. Wir verlassen die krisenbedingte expansive Haushaltspolitik und beschreiten
jetzt konsequent den erforderlichen Weg der Konsolidierung, den uns sowohl die Schuldenbremse als auch
die Maastricht-Kriterien vorgeben. Diesen Weg wollen
wir als CDU/CSU-Fraktion aber auch beschreiten; denn
die Haushaltskonsolidierung ist die entscheidende
Grundlage, um weiterhin zukunftsgestaltend für unser
Land tätig zu sein.
Dabei kommt uns natürlich die erfreuliche konjunkturelle Entwicklung zugute. Aber diese konjunkturelle
Entwicklung wäre nicht so positiv, wenn wir nicht rechtzeitig die politischen Entscheidungen zu ihrer Beschleunigung getroffen hätten. Sie ist also auch eine Folge der
wachstumsorientierten Finanzpolitik der christlich-liberalen Koalition.
({0})
Es ist schon darauf hingewiesen worden, dass wir mit
dem Wachstumsbeschleunigungsgesetz sowohl unternehmensspezifische Steuerentlastungen umgesetzt haben als auch erbschaftsteuerliche Belastungen abgemildert und Familien mit Kindern entlastet haben. Das zeigt
sich jetzt in den positiven Konjunkturdaten. Darüber hinaus sind EU-Vorgaben umgesetzt worden. Wir haben
das Haushaltsbegleitgesetz verabschiedet. Das Jahressteuergesetz 2010, mit dem im Wesentlichen steuertechnische Anpassungen vorgenommen werden, reiht sich in
unseren steuerpolitischen Kurs für mehr Wachstum und
Beschäftigung ein. Wir streben einen Dreiklang aus
Steuervereinfachung, Subventionsabbau und einer Neuregelung beim ermäßigten Mehrwertsteuersatz an. Wenn
dann Potenzial übrig bleibt, werden wir in dieser Legislaturperiode den Einstieg in die Entlastung gerade auch
der unteren und mittleren Einkommen vollziehen.
({1})
Dieser Haushalt ist die Grundlage dafür, diese Perspektiven für die Zukunft realisieren zu können. Die Gemeindefinanzreform steht weiterhin auf der Agenda.
Wir haben den hohen Anspruch, der kommunalen Ebene
künftig mit einer gewinnbezogenen kommunalen Unternehmensteuer mit Hebesatzrecht - dies soll als Ersatz für
die Gewerbesteuer dienen - die notwendige Grundlage
für ihr eigenes Wirtschaften und für Einnahmeerzielung
zu geben. Wenn dann noch ein kommunales Hebesatzrecht auf den Gemeindeanteil an der Einkommensteuer
eingeführt wird, ist das eine Abrundung dieser Reform.
Herr Kollege Scheelen, um Transparenz zu schaffen,
muss der kommunale Anteil an der Einkommensteuer,
auf den einzelnen Einkommensteuerzahler bezogen, dargestellt werden. Dadurch wird deutlich, wie der einzelne
Bürger an der Finanzierung der kommunalen Ebene beteiligt ist. Wir wollen nicht, dass die Bürger durch ein
Hebesatzrecht am kommunalen Anteil belastet werden.
Vielmehr muss es ein selbstständiger Anteil sein. Das,
was die Wirtschaft bisher im Rahmen der Gewerbesteuer
erbracht hat, muss weiterhin aus diesem Bereich generiert werden.
Die Vorstellung der Grünen zur Steuerpolitik wurde
- es ist schon darauf hingewiesen worden - auf ihrem
Parteitag deutlich. Sie sind durch das Umfragehoch beflügelt und sagen, dass sie mit ihrer Politik die neue
Mitte angesprochen haben. An dieser Stelle muss man
darauf hinweisen, dass es ihr Ziel ist, die neue Mitte mit
weiteren Steuerbelastungen zu überziehen.
({2})
Das ist das genaue Gegenteil von dem, was wir wollen.
({3})
Gestatten Sie mir, zum Schluss dieser Haushaltsdebatte einige Schwerpunkte der Finanzmarktgesetzgebung zu nennen. Wir kommen aus der Finanzkrise,
({4})
die zu einer Wirtschaftskrise wurde, und diese hat sich
zu einer Staatsverschuldungskrise entwickelt. Wir müssen dafür sorgen, dass die Finanzmärkte wieder ihre
dienende Funktion für die Volkswirtschaften und die
Weltwirtschaft übernehmen. Sie dürfen kein Eigenleben
führen. Dafür haben wir auf nationaler Ebene die notwendigen Maßnahmen ergriffen.
Das Finanzmarktstabilisierungsgesetz und das Finanzmarktstabilisierungsfortentwicklungsgesetz - beide laufen Ende dieses Jahres aus - waren, methodisch gesehen,
der richtige Ansatz, um die Bankenkrise zu überwinden
und damit die Finanzmärkte und unsere Wirtschaft insgesamt zu stabilisieren. Auch im internationalen Vergleich
kann dieser Ansatz durchaus mithalten. Während in anderen Ländern, zum Beispiel im angelsächsischen Raum,
häufig Methodenwechsel vorgenommen wurden, haben
wir mit diesen Gesetzen den richtigen Weg beschritten.
Nun gilt es - das hat der Minister schon betont -, diese
Gesetzgebung mit dem Gesetz zur Bankenrestrukturierung, dem Restrukturierungsgesetz, fortzusetzen. Das ist
für den Finanzmarkt die richtige Fortentwicklung. Wer
hätte vor der Krise zum Beispiel damit gerechnet, dass es
bald ein Insolvenzrecht für den Finanzsektor geben wird?
Damit schaffen wir besondere Grundlagen, um Finanzinstitute restrukturieren bzw. abwickeln zu können. Das
wäre nach dem geltenden Insolvenzrecht für die gewerbliche Wirtschaft nicht möglich.
({5})
Mit dem Restrukturierungsfonds, der aus der Bankenabgabe gespeist wird, und dem begleitenden präventiven
Einsatz der Finanzmarktaufsicht, die wir neu strukturieren müssen, damit sie ihre Arbeit auf die mit dem Restrukturierungsgesetz einhergehenden neuen Erfordernisse ausrichten kann, sind wir auf dem richtigen Weg.
Dies könnte sogar eine Benchmark für entsprechende
Lösungen auf europäischer Ebene sein.
({6})
Herr Minister, wir sind dankbar, dass der Bundesrat dem
Restrukturierungsgesetz heute zugestimmt hat, sodass es
ab dem 1. Januar 2011 eine Anschlussregelung geben
wird.
Zum Schluss komme ich auf die Euro-Krise zu sprechen. Es ist unerhört und unverschämt, wie die Kanzlerin
und der Finanzminister von interessierter Seite sowohl
auf europäischer Ebene als auch von angelsächsischer
Seite dafür beschimpft werden, dass sie einen Beitrag
dazu geleistet haben, für den Euro-Raum nach der Ablösung des Rettungsschirms im Jahre 2013 ein weiteres Instrument zur Euro-Stabilisierung zu entwickeln. Private
Gläubiger sollen künftig an den Kosten von Finanzmarktkrisen beteiligt werden. Es ist richtig, bereits jetzt über
dieses Thema zu diskutieren; denn die Beteiligung privater Gläubiger ist notwendig. Darüber hinaus ist zu kritisieren, dass der Bundesbankpräsident vorgeschlagen hat,
das Volumen des Rettungsschirms zu erhöhen. Das sind
die falschen Signale.
({7})
Vielmehr sollten wir die Lösungen, die bisher gefunden
wurden, vernünftigen Folgelösungen zuführen. Dabei
sind wir auf dem richtigen Wege.
Meine Damen und Herren, hier schließt sich der
Kreis: Die Euro-Krise ist auch auf europäischer Ebene
eine Staatsverschuldungskrise. Wenn wir mit gutem Beispiel vorangehen, indem wir unsere nationalen Haushalte konsolidieren, kann Deutschland für andere Nationen im Euro-Raum ein Vorbild sein.
Vielen Dank.
({8})
Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Schlussabstimmung über das Haus-
haltsgesetz 2011. Das sind die Drucksachen 17/2500,
17/2502, 17/3501, 17/3502, 17/3504 bis 17/3514,
17/3516 und 17/3519 bis 17/3525. Es ist namentliche
Abstimmung verlangt. Hierzu liegen drei persönliche
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Erklärungen von den Kollegen Lothar Binding, Bärbel
Kofler und Ingbert Liebing vor.1)
Ich weise darauf hin, dass nach dieser namentlichen
Abstimmung noch einfache Abstimmungen über Ent-
schließungsanträge und später noch eine weitere nament-
liche Abstimmung zur Zurückweisung eines Bundesrats-
beschlusses folgen werden.
Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die
vorgesehenen Plätze einzunehmen. - Sind an allen Ur-
nen jeweils zwei Schriftführer? - Das ist offensichtlich
der Fall. Dann eröffne ich die Abstimmung.
Haben alle anwesenden Kolleginnen und Kollegen
ihre Stimmkarte abgegeben? - Das ist der Fall. Dann
schließe ich die Abstimmung. Ich bitte die Schriftführe-
rinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu begin-
nen. Das Ergebnis der Abstimmung wird Ihnen später
bekannt gegeben.2)
Wir setzen die Abstimmungen fort und kommen zu
den Entschließungsanträgen. Wegen der Übersichtlich-
keit wäre es förderlich, wenn die lieben Kolleginnen und
Kollegen Platz nehmen würden. Bis zur zweiten nament-
lichen Abstimmung dauert es noch ein bisschen.
Wir beginnen jetzt mit den Abstimmungen und stim-
men zunächst über zwei Entschließungsanträge der
Fraktion der SPD ab.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschlie-
ßungsantrag auf Drucksache 17/3911. Wer stimmt da-
für? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Der Ent-
schließungsantrag ist mit den Stimmen von CDU/CSU,
FDP und Linken gegen die Stimmen der SPD und der
Grünen abgelehnt.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschlie-
ßungsantrag auf Drucksache 17/3912. Wer stimmt da-
für? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Der Ent-
schließungsantrag ist gegen die Stimmen der SPD-
Fraktion mit den Stimmen der anderen Fraktionen abge-
lehnt.
Wir stimmen nun über sechs Entschließungsanträge
der Fraktion der Linken ab.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschlie-
ßungsantrag auf Drucksache 17/3902. Wer stimmt da-
für? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Der Ent-
schließungsantrag ist mit den Stimmen der beiden
Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der Linken bei
Stimmenthaltung von SPD und Grünen abgelehnt.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschlie-
ßungsantrag auf Drucksache 17/3905. Wer stimmt dafür? -
Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Der Entschlie-
ßungsantrag ist gegen die Stimmen der Linksfraktion mit
den Stimmen der übrigen Fraktionen des Hauses abge-
lehnt.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschlie-
ßungsantrag auf Drucksache 17/3907. Wer stimmt da-
für? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Der Ent-
schließungsantrag ist mit den Stimmen der beiden
1) Anlagen 3 und 4
2) Ergebnis Seite 8400 C
Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der Linken bei
Stimmenthaltung von SPD und Grünen abgelehnt.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag auf Drucksache 17/3908. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen von CDU/CSU
und FDP gegen die Stimmen von Linken und Grünen bei
Stimmenthaltung der SPD abgelehnt.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag auf Drucksache 17/3910. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Der Entschließungsantrag ist gegen die Stimmen der Fraktion
der Linken mit den Stimmen der übrigen Fraktionen des
Hauses abgelehnt.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag auf Drucksache 17/3913. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Der Entschließungsantrag ist mit der gleichen Mehrheit wie
zuvor abgelehnt.
Schließlich kommen wir zur Abstimmung über fünf
Entschließungsanträge der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag auf Drucksache 17/3903. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen der beiden
Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der Grünen bei
Enthaltung von SPD und Linken abgelehnt.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag auf Drucksache 17/3904. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen der beiden
Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der drei Oppositionsfraktionen abgelehnt.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag auf Drucksache 17/3906. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen von CDU/CSU,
SPD und FDP gegen die Stimmen von Grünen und Linken abgelehnt.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag auf Drucksache 17/3909. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Der
Entschließungsantrag ist mit den Stimmen der beiden Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der Grünen und der
Linken bei Enthaltung der SPD abgelehnt.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag auf Drucksache 17/3914. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen der beiden
Koalitionsfraktionen, der SPD und der Linken gegen die
Stimmen der Grünen abgelehnt.
Das waren die Abstimmungen über die Entschließungsanträge.
Bis zum Vorliegen des Ergebnisses der namentlichen
Abstimmung unterbreche ich die Sitzung.
({0})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die unterbrochene
Sitzung ist wieder eröffnet.
Ich gebe das von den Schriftführerinnen und Schriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstimmung über den von der Bundesregierung eingebrachten
Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2011, Haushaltsgesetz 2011 - die Drucksachennummern hatte ich
vorhin genannt -, bekannt: abgegebene Stimmen 577.
Mit Ja haben gestimmt 323,
({0})
mit Nein haben gestimmt 253, Enthaltungen 1. Der Gesetzentwurf ist damit angenommen.
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 577;
davon
ja: 323
nein: 253
enthalten: 1
Ja
CDU/CSU
Peter Altmaier
Peter Aumer
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck
({1})
Manfred Behrens ({2})
Dr. Christoph Bergner
Peter Beyer
Clemens Binninger
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Börnsen
({3})
Wolfgang Bosbach
Norbert Brackmann
Klaus Brähmig
Michael Brand
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Gitta Connemann
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Dr. Thomas Feist
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer ({4})
Dirk Fischer ({5})
Axel E. Fischer ({6})
Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Dr. Hans-Peter Friedrich
({7})
Michael Frieser
Erich G. Fritz
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Alexander Funk
Ingo Gädechens
Dr. Thomas Gebhart
Norbert Geis
Alois Gerig
Eberhard Gienger
Michael Glos
Josef Göppel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Ute Granold
Reinhard Grindel
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Dr. Karl-Theodor Freiherr
zu Guttenberg
Olav Gutting
Florian Hahn
Holger Haibach
Dr. Stephan Harbarth
Jürgen Hardt
Dr. Matthias Heider
Mechthild Heil
Ursula Heinen-Esser
Frank Heinrich
Rudolf Henke
Michael Hennrich
Jürgen Herrmann
Ansgar Heveling
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Christian Hirte
Robert Hochbaum
Karl Holmeier
Joachim Hörster
Anette Hübinger
Thomas Jarzombek
Dieter Jasper
Dr. Franz Josef Jung
Andreas Jung ({8})
Dr. Egon Jüttner
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster
Siegfried Kauder ({9})
Dr. Stefan Kaufmann
Roderich Kiesewetter
Eckart von Klaeden
Ewa Klamt
Volkmar Klein
Jürgen Klimke
Julia Klöckner
Axel Knoerig
Jens Koeppen
Dr. Kristina Schröder
Manfred Kolbe
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Rüdiger Kruse
Bettina Kudla
Dr. Hermann Kues
Günter Lach
Dr. Karl A. Lamers
({10})
Andreas G. Lämmel
Katharina Landgraf
Ulrich Lange
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Dr. Ursula von der Leyen
Ingbert Liebing
Matthias Lietz
Dr. Carsten Linnemann
Patricia Lips
Dr. Jan-Marco Luczak
Dr. Michael Luther
Karin Maag
Dr. Thomas de Maizière
Hans-Georg von der Marwitz
Andreas Mattfeldt
Stephan Mayer ({11})
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Maria Michalk
Dr. Mathias Middelberg
Philipp Mißfelder
Dietrich Monstadt
Marlene Mortler
Dr. Gerd Müller
Stefan Müller ({12})
Nadine Schön ({13})
Dr. Philipp Murmann
Bernd Neumann ({14})
Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Henning Otte
Dr. Michael Paul
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Christoph Poland
Ruprecht Polenz
Eckhard Pols
Daniela Raab
Thomas Rachel
Dr. Peter Ramsauer
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche ({15})
Lothar Riebsamen
Josef Rief
Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Johannes Röring
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Erwin Rüddel
Albert Rupprecht ({16})
Dr. Annette Schavan
Dr. Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Norbert Schindler
Tankred Schipanski
Christian Schmidt ({17})
Patrick Schnieder
Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Armin Schuster ({18})
Detlef Seif
Johannes Selle
Reinhold Sendker
Dr. Patrick Sensburg
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Carola Stauche
Dr. Frank Steffel
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Dieter Stier
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Gero Storjohann
Stephan Stracke
Max Straubinger
Karin Strenz
Thomas Strobl ({19})
Lena Strothmann
Michael Stübgen
Dr. Peter Tauber
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Vogel ({20})
Stefanie Vogelsang
Andrea Astrid Voßhoff
Dr. Johann Wadephul
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Marcus Weinberg ({21})
Peter Weiß ({22})
Sabine Weiss ({23})
Ingo Wellenreuther
Karl-Georg Wellmann
Peter Wichtel
Annette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth WinkelmeierBecker
Dagmar Wöhrl
Dr. Matthias Zimmer
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew
FDP
Jens Ackermann
Christian Ahrendt
Christine AschenbergDugnus
Daniel Bahr ({24})
Florian Bernschneider
Sebastian Blumenthal
Claudia Bögel
Nicole Bracht-Bendt
Klaus Breil
Rainer Brüderle
Angelika Brunkhorst
Ernst Burgbacher
Marco Buschmann
Sylvia Canel
Helga Daub
Reiner Deutschmann
Dr. Bijan Djir-Sarai
Patrick Döring
Mechthild Dyckmans
Rainer Erdel
Jörg van Essen
Ulrike Flach
Dr. Edmund Peter Geisen
Dr. Wolfgang Gerhardt
Heinz Golombeck
Miriam Gruß
Joachim Günther ({25})
Heinz-Peter Haustein
Manuel Höferlin
Elke Hoff
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Heiner Kamp
Michael Kauch
Dr. Lutz Knopek
Pascal Kober
Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Sebastian Körber
Holger Krestel
Patrick Kurth ({26})
Heinz Lanfermann
Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Sabine LeutheusserSchnarrenberger
Lars Lindemann
Christian Lindner
Dr. Martin Lindner ({27})
Michael Link ({28})
Dr. Erwin Lotter
Oliver Luksic
Horst Meierhofer
Patrick Meinhardt
Gabriele Molitor
Jan Mücke
Petra Müller ({29})
Burkhardt Müller-Sönksen
Dr. Martin Neumann
({30})
Dirk Niebel
Hans-Joachim Otto
({31})
Cornelia Pieper
Gisela Piltz
Dr. Christiane RatjenDamerau
Dr. Birgit Reinemund
Dr. Peter Röhlinger
Dr. Stefan Ruppert
Björn Sänger
Frank Schäffler
Christoph Schnurr
Jimmy Schulz
Marina Schuster
Werner Simmling
Judith Skudelny
Dr. Hermann Otto Solms
Joachim Spatz
Dr. Max Stadler
Torsten Staffeldt
Dr. Rainer Stinner
Stephan Thomae
Serkan Tören
Johannes Vogel
({32})
Dr. Daniel Volk
Dr. Guido Westerwelle
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff ({33})
Nein
SPD
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Heinz-Joachim Barchmann
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Klaus Barthel
Sören Bartol
Bärbel Bas
Dirk Becker
Uwe Beckmeyer
Lothar Binding ({34})
Gerd Bollmann
Klaus Brandner
Willi Brase
Edelgard Bulmahn
Petra Crone
Dr. Peter Danckert
Martin Dörmann
Elvira Drobinski-Weiß
Garrelt Duin
Sebastian Edathy
Siegmund Ehrmann
Petra Ernstberger
Karin Evers-Meyer
Elke Ferner
Gabriele Fograscher
Dr. Edgar Franke
Dagmar Freitag
Peter Friedrich
Sigmar Gabriel
Michael Gerdes
Martin Gerster
Iris Gleicke
Günter Gloser
Ulrike Gottschalck
Angelika Graf ({35})
Michael Groschek
Michael Groß
Wolfgang Gunkel
Hans-Joachim Hacker
Bettina Hagedorn
Michael Hartmann
({36})
Hubertus Heil ({37})
Rolf Hempelmann
Dr. Barbara Hendricks
Gustav Herzog
Gabriele Hiller-Ohm
Petra Hinz ({38})
Frank Hofmann ({39})
Dr. Eva Högl
Christel Humme
Josip Juratovic
Oliver Kaczmarek
Dr. h. c. Susanne Kastner
Lars Klingbeil
Dr. Bärbel Kofler
Daniela Kolbe ({40})
Fritz Rudolf Körper
Anette Kramme
Angelika Krüger-Leißner
Ute Kumpf
Christine Lambrecht
Christian Lange ({41})
Dr. Karl Lauterbach
Steffen-Claudio Lemme
Burkhard Lischka
Gabriele Lösekrug-Möller
Caren Marks
Hilde Mattheis
Petra Merkel ({42})
Ullrich Meßmer
Dr. Matthias Miersch
Franz Müntefering
Dr. Rolf Mützenich
Andrea Nahles
Dietmar Nietan
Thomas Oppermann
Holger Ortel
Aydan Özoğuz
Heinz Paula
Johannes Pflug
Joachim Poß
Dr. Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr. Sascha Raabe
Mechthild Rawert
Gerold Reichenbach
Dr. Carola Reimann
Sönke Rix
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Karin Roth ({43})
Marlene Rupprecht
({44})
Anton Schaaf
Axel Schäfer ({45})
Bernd Scheelen
Marianne Schieder
({46})
Werner Schieder ({47})
Ulla Schmidt ({48})
Silvia Schmidt ({49})
Carsten Schneider ({50})
Swen Schulz ({51})
Ewald Schurer
Frank Schwabe
Dr. Martin Schwanholz
Stefan Schwartze
Rita Schwarzelühr-Sutter
Dr. Carsten Sieling
Sonja Steffen
Peer Steinbrück
Dr. Frank-Walter Steinmeier
Christoph Strässer
Franz Thönnes
Wolfgang Tiefensee
Rüdiger Veit
Ute Vogt
Dr. Marlies Volkmer
Andrea Wicklein
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Dr. Dieter Wiefelspütz
({52})
Uta Zapf
Dagmar Ziegler
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries
DIE LINKE
Jan van Aken
Agnes Alpers
Dr. Dietmar Bartsch
Matthias W. Birkwald
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Christine Buchholz
Eva Bulling-Schröter
Dr. Martina Bunge
Roland Claus
Sevim Dağdelen
Dr. Diether Dehm
Heidrun Dittrich
Werner Dreibus
Klaus Ernst
Nicole Gohlke
Diana Golze
Annette Groth
Dr. Gregor Gysi
Heike Hänsel
Dr. Rosemarie Hein
Inge Höger
Andrej Hunko
Ulla Jelpke
Dr. Lukrezia Jochimsen
Jan Korte
Katrin Kunert
Caren Lay
Sabine Leidig
Michael Leutert
Stefan Liebich
Ulla Lötzer
Dr. Gesine Lötzsch
Thomas Lutze
Ulrich Maurer
Dorothee Menzner
Kornelia Möller
Niema Movassat
Wolfgang Nešković
Thomas Nord
Petra Pau
Jens Petermann
Yvonne Ploetz
Ingrid Remmers
Paul Schäfer ({53})
Michael Schlecht
Dr. Ilja Seifert
Kathrin Senger-Schäfer
Raju Sharma
Sabine Stüber
Dr. Kirsten Tackmann
Frank Tempel
Dr. Axel Troost
Alexander Ulrich
Kathrin Vogler
Johanna Voß
Halina Wawzyniak
Harald Weinberg
Katrin Werner
Jörn Wunderlich
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Kerstin Andreae
Marieluise Beck ({54})
Volker Beck ({55})
Birgitt Bender
Ekin Deligöz
Katja Dörner
Hans-Josef Fell
Dr. Thomas Gambke
Kai Gehring
Britta Haßelmann
Bettina Herlitzius
Priska Hinz ({56})
Ulrike Höfken
Dr. Anton Hofreiter
Bärbel Höhn
Ingrid Hönlinger
Thilo Hoppe
Uwe Kekeritz
Katja Keul
Memet Kilic
Sven-Christian Kindler
Maria Klein-Schmeink
Ute Koczy
Tom Koenigs
Oliver Krischer
Agnes Krumwiede
Fritz Kuhn
Renate Künast
Markus Kurth
Undine Kurth ({57})
Monika Lazar
Nicole Maisch
Agnes Malczak
Jerzy Montag
Kerstin Müller ({58})
Beate Müller-Gemmeke
Dr. Konstantin von Notz
Omid Nouripour
Friedrich Ostendorff
Dr. Hermann Ott
Lisa Paus
Brigitte Pothmer
Tabea Rößner
Claudia Roth ({59})
Krista Sager
Manuel Sarrazin
Elisabeth Scharfenberg
Christine Scheel
Dr. Gerhard Schick
Dorothea Steiner
Dr. Wolfgang StrengmannKuhn
Hans-Christian Ströbele
Dr. Harald Terpe
Markus Tressel
Jürgen Trittin
Daniela Wagner
Wolfgang Wieland
Dr. Valerie Wilms
Josef Philip Winkler
Enthalten
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Ich rufe nun den Zusatzpunkt 2 auf:
Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/
CSU und der FPD
Zurückweisung des Einspruchs des Bundesrates gegen das Sechste Gesetz zur Änderung des
Zweiten Buches Sozialgesetzbuch
- Drucksachen 17/41, 17/137, 17/143, 17/355,
17/3949, 17/3950 Der Präsident des Bundesrates hat soeben schriftlich
mitgeteilt, dass der Bundesrat in seiner heutigen Sitzung
beschlossen hat, gegen das Sechste Gesetz zur Änderung
des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch Einspruch einzulegen.
({60})
Es liegt ein Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und
FDP auf Zurückweisung des Einspruchs des Bundesrates
vor.
Bevor wir zur Abstimmung über den Antrag kommen, bitte ich um Ihre Aufmerksamkeit für einige Hinweise zum Abstimmungsverfahren. Es ist namentliche
Abstimmung verlangt. Hierzu liegen mir zwei Meldungen zur Erklärung zur Abstimmung vor. Ich rufe zunächst den Kollegen Volker Beck und dann die Kollegin
Dagmar Enkelmann auf.
({61})
- Das ist nach § 91 unserer Geschäftsordnung zulässig.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Unsere
Fraktion ist für den Einspruch des Bundesrates und dagegen, ihn hier zurückzuweisen.
({0})
Wir sind dagegen, die Kommunen und die Länder auf
Kosten des Bundes auszuplündern. Dazu stehen wir, und
zwar auch gemeinsam mit Teilen der Union.
Zum dritten Mal wird der Satz für die Bundesbeteiligung an den Kosten der Unterkunft gesenkt. Im letzten
Jahr waren es 25,4 Prozent. Kommt der Gesetzentwurf
durch Zurückweisung des Einspruches durch, werden es
künftig nur noch 23,6 Prozent sein, und das vor dem
Hintergrund, dass der Bund in diesen Wochen mit den
Beschlüssen zum Haushalt und zum Haushaltsbegleitgesetz die Länder erheblich in ihrer Finanzkraft schwächt,
was unmittelbar auf die Kommunen durchschlägt.
Die Brennelementesteuer wirkt sich, weil sie als Betriebsausgabe abgesetzt werden kann, so aus, dass die
Steuereinnahmen der Länder sinken werden. Durch die
Volker Beck ({1})
Streichung des ALG-II-Rentenbeitrags kommt es langfristig zu einer stärkeren Belastung der Kommunen, weil
der Bedarf an Sozialleistungen steigen wird. Durch die
Streichung des Heizkostenzuschusses wird die Zahl der
ALG-II-Bezieher und damit auch die Belastung der
Kommunen steigen. Durch die Regelsatzerhöhung beim
ALG II, die wir alle wollen, werden sich die Belastungen der Kommunen ebenfalls erhöhen. Die Ausweitung
der Hinzuverdienstgrenzen wird zu einem Anstieg der
Zahl der ALG-II-Bezieher führen. Folgekosten aus dem
SGB XII und Streichungen bei der Städtebauförderung
schlagen unmittelbar auf die Finanzkraft der Kommunen
durch.
({2})
Selbst wenn man früher die Begründung dieses Gesetzentwurfs vielleicht verstehen konnte - wir haben sie
nie verstanden -, müsste man ihn heute ablehnen, weil er
zu einer erneuten Schwächung der kommunalen Finanzkraft und zur Schwächung der Länder führt, sodass sie
die Belastungen nicht ausgleichen können.
({3})
Wir wissen uns in großer brüderlicher Gemeinschaft
mit der CDU in Nordrhein-Westfalen. Der damalige Arbeitsminister, Herr Laumann, hat zu diesem Gesetzentwurf gesagt, die Art und Weise der Berechnungen sei ungeeignet und ungerecht. Dies hat er am 21. November
2009 gesagt. Am 18. Dezember 2009 sagte er:
Statt einer versprochenen Entlastung von jährlich
450 Millionen bei den Kosten der Unterkunft für
die Hartz-IV-Empfänger werden die nordrheinwestfälischen Kommunen 2009 mit 63 Millionen
Euro Mehrkosten und im nächsten Jahr sogar mit
voraussichtlich 96 Millionen Euro belastet … Der
Bund darf die Kommunen nicht auf ihren Kosten
sitzen lassen.
Recht hatte Herr Laumann.
({4})
Am 21. Oktober dieses Jahres hat die CDU Nordrhein-Westfalen in einer Pressekonferenz noch einmal
deutlich gemacht:
Die „größten Kostentreiber“ bei den Kommunen,
wie etwa Kosten für Unterkunft und Heizung für
Langzeitarbeitslose oder Kosten für die Kinderund Jugendhilfe, seien durch Bundesgesetze veranlasst. Zudem „geht es um mehr als Geld“: Es gehe
darum, den Kommunen wieder mehr Gestaltungsmöglichkeiten zu geben.
In einem Beschluss der CDU-Landtagsfraktion heißt
es in eine ganz andere Richtung gehend als Ihr Gesetzentwurf:
Die Kosten der Unterkunft und Heizung für Langzeitarbeitslose und ihre Familien werden in diesem
Jahr voraussichtlich auf bundesweit 11 Milliarden
Euro ansteigen.
Und die Conclusio der CDU-Landtagsfraktion Nordrhein-Westfalens ist:
Der Bund wird aufgefordert, sich ab 2011 dynamisch zur Hälfte am Aufwand für die Soziallasten
zu beteiligen.
({5})
Bundesweit läge die Beteiligung des Bundes in
2010 damit bei rund 21 Milliarden Euro.
Wir reden hier über eine Absenkung auf 23,6 Prozent
und nicht über eine Heraufsetzung auf 50 Prozent, wie es
Ihre Partei in Nordrhein-Westfalen verlangt. Damit ist
klar, wo die CDU Nordrhein-Westfalen steht.
Wir, das heißt: Rot-Grün, haben im Landtag von
Nordrhein-Westfalen - und jetzt bitte ich auch die Kollegen von der SPD, zuzuhören - gemeinsam mit der CDUFraktion einen Antrag zur Finanzkraft der Kommunen
verabschiedet, in dem es heißt:
Der Bund muss sich ab 2011
- den Satz kennen Sie schon dynamisch zur Hälfte am Aufwand für die Soziallasten beteiligen. … Die Landesregierung wird entsprechende Bundesratsinitiativen ergreifen und sich
insbesondere für einen erfolgreichen Abschluss des
auf Initiative von Nordrhein-Westfalen in Gang gesetzten Vermittlungsverfahrens … einsetzen.
Wenn Sie heute hier diesen Einspruch zurückweisen,
schlagen Sie der CDU in Nordrhein-Westfalen ins Gesicht. Ich habe gehört, der Vorsitzende des CDU-Landesverbands NRW ist Mitglied des Hohen Hauses und der
Bundesregierung. Herr Röttgen, stellen Sie sich an die
Seite von Herrn Laumann! Lehnen Sie die Zurückweisung mit Ihrer Landesgruppe ab! Denn mit den Stimmen
der CDU-Landesgruppe und der Opposition hätten wir
die Situation, dass dieser Einspruch nicht die erforderliche Mehrheit finden würde. Damit täten Sie ein gutes
Werk für die Kommunen und die Landesfinanzen.
Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Ende kommen.
({0})
Ich komme zum Schluss. - Ein Wort noch zur SPD.
({0})
Herr Kollege, Sie müssen zum Ende kommen.
Ich darf Sie auf die Geschäftsordnung hinweisen. Erklärungen zur Abstimmung nach § 91 unterliegen keiner
Redezeitvereinbarung. Brechen Sie nicht erneut das Geschäftsordnungsrecht.
({0})
Volker Beck ({1})
Zur SPD in aller Ruhe: Sollten Sie heute nicht mit
Nein stimmen, würde natürlich gelten, was Garrelt Duin
in diesen Tagen gesagt hat. Wir als Grüne sagen ganz offen: Wir sind dagegen;
({2})
wir sind gegen Bundespolitik auf Kosten der Kommunen. Wir sind dafür; wir sind für handlungsfähige Kommunen, für starke Länder und für eine faire Finanzverteilung zwischen Bund, Ländern und Kommunen.
({3})
Das Wort zu einer Erklärung nach § 91 unserer Geschäftsordnung, wobei sinngemäß § 31 Anwendung findet, hat nun Kollegin Enkelmann.
Darüber hinaus hat sich - das ist nicht überraschend Kollege Carsten Schneider zu einer ebensolchen Erklärung gemeldet.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Der Einspruch des Bundesrates ist in der Tat
mehr als berechtigt.
({0})
Die Absenkung des Bundesanteils bei den Kosten der
Unterkunft führt zu einer deutlichen Mehrbelastung der
Kommunen. In meinem eigenen Wahlkreis, dem Landkreis Märkisch-Oderland, kommt es zu Mehrausgaben
von mehr als 1 Million Euro. Das bedeutet in der Konsequenz, dass die Kreisumlage erhöht wird. Das bedeutet
für die Gemeinden in der Konsequenz, dass ihnen weniger Geld für Kultur, Sport und vieles andere zur Verfügung steht. Das heißt, Sie belasten die Kommunen mit
dieser Entscheidung.
({1})
Ein Problem, das im Vermittlungsausschuss eine
Rolle gespielt hat - ich kann Sie hier nicht außen vor lassen, liebe Kolleginnen und Kollegen von SPD und Grünen -, ist allerdings die Berechnungsformel, die Sie damals im Zusammenhang mit Hartz IV vereinbart haben.
({2})
Nach dieser Formel wird allein die Zahl der Bedarfsgemeinschaften angerechnet, aber nicht die tatsächlichen
Kosten der Unterkunft. Wegen dieses Problems sind wir
im Vermittlungsausschuss nicht weitergekommen. Wir
werden also erst dann eine Lösung finden, wenn wir hier
mit Mehrheit vereinbaren, dass die tatsächlichen Kosten
der Unterkunft übernommen werden. Dann lassen wir
die Kommunen nicht im Regen stehen. Die Linke wird
eine entsprechende Initiative im Bundestag starten.
({3})
Nun hat Kollege Carsten Schneider Gelegenheit zu
einer Erklärung nach § 91 unserer Geschäftsordnung.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vor
dieser Abstimmung gab es die Beschlussfassung zum
Bundeshaushalt 2011. Dieser sieht für die kommunalen
Finanzen gravierende Veränderungen vor. So gibt es
Kürzungen im Bereich der Städtebauförderung. Änderungen ergeben sich aber auch durch die Brennelementesteuer, die gerade den Bundesrat passiert hat. Dies alles
führt zu deutlichen Mindereinnahmen der Kommunen
und der Länder in den nächsten Jahren. Für uns ist die
Balance der Interessen von Ländern, Kommunen und
des Bundes nicht mehr gegeben.
Aus diesem Grund sage ich Ihnen klipp und klar: Wir
haben im Haushaltsausschuss des Bundestages einen
Antrag zur Stärkung der kommunalen Finanzen eingebracht, der vorsieht, die Mittel zur Deckung der Kosten
für die Unterkunft um 400 Millionen Euro zu erhöhen.
({0})
Das geht auf unseren Beschluss vom März dieses Jahres
zurück, der vorsieht, einen Rettungsschirm für die Kommunen aufzuspannen. Zudem haben wir beschlossen,
das Ungleichgewicht zwischen finanziell starken und finanziell schwachen Kommunen durch eine stärkere Beteiligung des Bundes an den Kosten der Grundsicherung
- wir schlagen 300 Millionen Euro vor -, die vor allem
die sozial schwachen Kommunen belasten, zu beseitigen.
Weil Sie diesen Anträgen, die dazu dienen, die Kommunen gezielt zu entlasten und ihre Leistungsfähigkeit
dauerhaft zu stabilisieren, nicht gefolgt sind, weisen wir
den Einspruch des Bundesrates nicht zurück.
Vielen Dank.
({1})
Nun noch ein erläuternder Satz zur Abstimmung:
Nach Art. 77 Abs. 4 des Grundgesetzes ist für die Zurückweisung eines Einspruchs des Bundesrates die
Mehrheit der Mitglieder des Deutschen Bundestages erforderlich. Das sind mindestens 312 Stimmen. Wer den
Einspruch zurückweisen will, muss mit Ja stimmen.
Wir kommen jetzt zur namentlichen Abstimmung
über den Antrag der Fraktionen von CDU/CSU und FDP
auf Drucksache 17/3950. Ich bitte die Schriftführerinnen
und Schriftführer, die vorgesehenen Plätze einzunehmen. - Haben alle Schriftführerinnen und Schriftführer
die vorgesehenen Plätze eingenommen? - Das ist der
Fall. Dann eröffne ich die namentliche Abstimmung.
Ist noch eine Kollegin oder ein Kollege anwesend, die
oder der nicht abgestimmt hat? - Das ist offensichtlich
nicht der Fall. Dann schließe ich die Abstimmung. Ich
bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der
Auszählung zu beginnen. Bis zum Vorliegen des ErgebVizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse
nisses der namentlichen Abstimmung unterbreche ich
die Sitzung.
Die Sitzung ist unterbrochen.
({0})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die unterbrochene
Sitzung ist wieder eröffnet.
Ich teile das von den Schriftführerinnen und Schriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstimmung über den Antrag der Fraktionen der CDU/CSU
und der FDP zur Zurückweisung des Einspruchs des
Bundesrates gegen das Sechste Gesetz zur Änderung des
Zweiten Buches Sozialgesetzbuch mit: abgegebene
Stimmen 573. Mit Ja haben gestimmt 323, mit Nein haben gestimmt 250, Enthaltungen keine. Der Antrag ist
damit mit der erforderlichen Mehrheit angenommen.
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 573;
davon
ja: 323
nein: 250
Ja
CDU/CSU
Peter Altmaier
Peter Aumer
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck
({0})
Manfred Behrens ({1})
Dr. Christoph Bergner
Peter Beyer
Clemens Binninger
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Börnsen
({2})
Wolfgang Bosbach
Norbert Brackmann
Klaus Brähmig
Michael Brand
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Gitta Connemann
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Dr. Thomas Feist
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer ({3})
Dirk Fischer ({4})
Axel E. Fischer ({5})
Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Dr. Hans-Peter Friedrich
({6})
Michael Frieser
Erich G. Fritz
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Alexander Funk
Ingo Gädechens
Dr. Thomas Gebhart
Norbert Geis
Alois Gerig
Eberhard Gienger
Michael Glos
Josef Göppel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Ute Granold
Reinhard Grindel
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Dr. Karl-Theodor Freiherr
zu Guttenberg
Olav Gutting
Florian Hahn
Holger Haibach
Dr. Stephan Harbarth
Jürgen Hardt
Dr. Matthias Heider
Mechthild Heil
Ursula Heinen-Esser
Frank Heinrich
Rudolf Henke
Michael Hennrich
Jürgen Herrmann
Ansgar Heveling
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Christian Hirte
Robert Hochbaum
Karl Holmeier
Joachim Hörster
Anette Hübinger
Thomas Jarzombek
Dieter Jasper
Dr. Franz Josef Jung
Andreas Jung ({7})
Dr. Egon Jüttner
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster
Siegfried Kauder ({8})
Dr. Stefan Kaufmann
Roderich Kiesewetter
Eckart von Klaeden
Ewa Klamt
Volkmar Klein
Jürgen Klimke
Julia Klöckner
Axel Knoerig
Jens Koeppen
Dr. Kristina Schröder
Manfred Kolbe
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Rüdiger Kruse
Bettina Kudla
Dr. Hermann Kues
Günter Lach
Dr. Karl A. Lamers
({9})
Andreas G. Lämmel
Katharina Landgraf
Ulrich Lange
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Dr. Ursula von der Leyen
Ingbert Liebing
Matthias Lietz
Dr. Carsten Linnemann
Patricia Lips
Dr. Jan-Marco Luczak
Dr. Michael Luther
Karin Maag
Dr. Thomas de Maizière
Hans-Georg von der Marwitz
Andreas Mattfeldt
Stephan Mayer ({10})
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Maria Michalk
Dr. Mathias Middelberg
Philipp Mißfelder
Dietrich Monstadt
Marlene Mortler
Dr. Gerd Müller
Stefan Müller ({11})
Nadine Schön ({12})
Dr. Philipp Murmann
Bernd Neumann ({13})
Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Henning Otte
Dr. Michael Paul
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Christoph Poland
Ruprecht Polenz
Eckhard Pols
Daniela Raab
Thomas Rachel
Dr. Peter Ramsauer
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche ({14})
Lothar Riebsamen
Josef Rief
Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Johannes Röring
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Erwin Rüddel
Albert Rupprecht ({15})
Dr. Annette Schavan
Dr. Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Norbert Schindler
Tankred Schipanski
Christian Schmidt ({16})
Patrick Schnieder
Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Armin Schuster ({17})
Detlef Seif
Johannes Selle
Reinhold Sendker
Dr. Patrick Sensburg
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Carola Stauche
Dr. Frank Steffel
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Dieter Stier
Gero Storjohann
Stephan Stracke
Max Straubinger
Karin Strenz
Thomas Strobl ({18})
Lena Strothmann
Michael Stübgen
Dr. Peter Tauber
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Vogel ({19})
Stefanie Vogelsang
Andrea Astrid Voßhoff
Dr. Johann Wadephul
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Marcus Weinberg ({20})
Peter Weiß ({21})
Sabine Weiss ({22})
Ingo Wellenreuther
Karl-Georg Wellmann
Peter Wichtel
Annette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth WinkelmeierBecker
Dagmar Wöhrl
Dr. Matthias Zimmer
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew
FDP
Jens Ackermann
Christian Ahrendt
Christine AschenbergDugnus
Daniel Bahr ({23})
Florian Bernschneider
Sebastian Blumenthal
Claudia Bögel
Nicole Bracht-Bendt
Klaus Breil
Rainer Brüderle
Angelika Brunkhorst
Ernst Burgbacher
Marco Buschmann
Sylvia Canel
Helga Daub
Reiner Deutschmann
Dr. Bijan Djir-Sarai
Patrick Döring
Mechthild Dyckmans
Rainer Erdel
Jörg van Essen
Ulrike Flach
Dr. Edmund Peter Geisen
Dr. Wolfgang Gerhardt
Heinz Golombeck
Miriam Gruß
Joachim Günther ({24})
Heinz-Peter Haustein
Manuel Höferlin
Elke Hoff
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Heiner Kamp
Michael Kauch
Dr. Lutz Knopek
Pascal Kober
Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Sebastian Körber
Holger Krestel
Patrick Kurth ({25})
Heinz Lanfermann
Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Sabine LeutheusserSchnarrenberger
Lars Lindemann
Christian Lindner
Dr. Martin Lindner ({26})
Michael Link ({27})
Dr. Erwin Lotter
Oliver Luksic
Horst Meierhofer
Patrick Meinhardt
Gabriele Molitor
Jan Mücke
Petra Müller ({28})
Burkhardt Müller-Sönksen
Dr. Martin Neumann
({29})
Dirk Niebel
Hans-Joachim Otto
({30})
Cornelia Pieper
Gisela Piltz
Dr. Christiane RatjenDamerau
Dr. Birgit Reinemund
Dr. Peter Röhlinger
Dr. Stefan Ruppert
Björn Sänger
Frank Schäffler
Christoph Schnurr
Jimmy Schulz
Marina Schuster
Werner Simmling
Judith Skudelny
Dr. Hermann Otto Solms
Joachim Spatz
Dr. Max Stadler
Torsten Staffeldt
Dr. Rainer Stinner
Stephan Thomae
Serkan Tören
Johannes Vogel
({31})
Dr. Daniel Volk
Dr. Guido Westerwelle
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff ({32})
Nein
SPD
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Heinz-Joachim Barchmann
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Klaus Barthel
Sören Bartol
Bärbel Bas
Dirk Becker
Uwe Beckmeyer
Lothar Binding ({33})
Gerd Bollmann
Klaus Brandner
Willi Brase
Edelgard Bulmahn
Petra Crone
Dr. Peter Danckert
Elvira Drobinski-Weiß
Garrelt Duin
Sebastian Edathy
Siegmund Ehrmann
Petra Ernstberger
Karin Evers-Meyer
Elke Ferner
Gabriele Fograscher
Dr. Edgar Franke
Dagmar Freitag
Peter Friedrich
Michael Gerdes
Martin Gerster
Iris Gleicke
Günter Gloser
Ulrike Gottschalck
Angelika Graf ({34})
Michael Groschek
Michael Groß
Wolfgang Gunkel
Hans-Joachim Hacker
Bettina Hagedorn
Michael Hartmann
({35})
Hubertus Heil ({36})
Rolf Hempelmann
Dr. Barbara Hendricks
Gustav Herzog
Gabriele Hiller-Ohm
Petra Hinz ({37})
Frank Hofmann ({38})
Dr. Eva Högl
Christel Humme
Josip Juratovic
Oliver Kaczmarek
Dr. h. c. Susanne Kastner
Lars Klingbeil
Dr. Bärbel Kofler
Daniela Kolbe ({39})
Fritz Rudolf Körper
Anette Kramme
Angelika Krüger-Leißner
Ute Kumpf
Christine Lambrecht
Christian Lange ({40})
Dr. Karl Lauterbach
Steffen-Claudio Lemme
Burkhard Lischka
Gabriele Lösekrug-Möller
Caren Marks
Hilde Mattheis
Petra Merkel ({41})
Ullrich Meßmer
Dr. Matthias Miersch
Franz Müntefering
Dr. Rolf Mützenich
Andrea Nahles
Dietmar Nietan
Holger Ortel
Aydan Özoğuz
Heinz Paula
Johannes Pflug
Joachim Poß
Dr. Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr. Sascha Raabe
Mechthild Rawert
Gerold Reichenbach
Dr. Carola Reimann
Sönke Rix
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Karin Roth ({42})
Marlene Rupprecht
({43})
Anton Schaaf
Axel Schäfer ({44})
Bernd Scheelen
Marianne Schieder
({45})
Werner Schieder ({46})
Ulla Schmidt ({47})
Silvia Schmidt ({48})
Carsten Schneider ({49})
Swen Schulz ({50})
Ewald Schurer
Frank Schwabe
Dr. Martin Schwanholz
Stefan Schwartze
Dr. Carsten Sieling
Sonja Steffen
Peer Steinbrück
Dr. Frank-Walter Steinmeier
Christoph Strässer
Franz Thönnes
Wolfgang Tiefensee
Rüdiger Veit
Ute Vogt
Dr. Marlies Volkmer
Andrea Wicklein
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Dr. Dieter Wiefelspütz
({51})
Uta Zapf
Dagmar Ziegler
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse
DIE LINKE
Jan van Aken
Agnes Alpers
Dr. Dietmar Bartsch
Matthias W. Birkwald
Christine Buchholz
Eva Bulling-Schröter
Dr. Martina Bunge
Roland Claus
Sevim Dağdelen
Dr. Diether Dehm
Heidrun Dittrich
Werner Dreibus
Klaus Ernst
Nicole Gohlke
Diana Golze
Annette Groth
Dr. Gregor Gysi
Heike Hänsel
Dr. Rosemarie Hein
Inge Höger
Andrej Hunko
Ulla Jelpke
Dr. Lukrezia Jochimsen
Jan Korte
Katrin Kunert
Caren Lay
Sabine Leidig
Michael Leutert
Stefan Liebich
Ulla Lötzer
Dr. Gesine Lötzsch
Thomas Lutze
Ulrich Maurer
Dorothee Menzner
Kornelia Möller
Niema Movassat
Wolfgang Nešković
Thomas Nord
Petra Pau
Jens Petermann
Yvonne Ploetz
Ingrid Remmers
Paul Schäfer ({52})
Michael Schlecht
Dr. Ilja Seifert
Kathrin Senger-Schäfer
Raju Sharma
Sabine Stüber
Dr. Kirsten Tackmann
Frank Tempel
Dr. Axel Troost
Alexander Ulrich
Kathrin Vogler
Johanna Voß
Halina Wawzyniak
Harald Weinberg
Katrin Werner
Jörn Wunderlich
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Kerstin Andreae
Marieluise Beck ({53})
Volker Beck ({54})
Birgitt Bender
Ekin Deligöz
Katja Dörner
Hans-Josef Fell
Dr. Thomas Gambke
Kai Gehring
Britta Haßelmann
Bettina Herlitzius
Priska Hinz ({55})
Ulrike Höfken
Dr. Anton Hofreiter
Bärbel Höhn
Ingrid Hönlinger
Thilo Hoppe
Uwe Kekeritz
Katja Keul
Memet Kilic
Sven-Christian Kindler
Maria Klein-Schmeink
Ute Koczy
Tom Koenigs
Oliver Krischer
Agnes Krumwiede
Fritz Kuhn
Renate Künast
Markus Kurth
Undine Kurth ({56})
Monika Lazar
Nicole Maisch
Agnes Malczak
Jerzy Montag
Kerstin Müller ({57})
Beate Müller-Gemmeke
Dr. Konstantin von Notz
Omid Nouripour
Friedrich Ostendorff
Dr. Hermann Ott
Lisa Paus
Brigitte Pothmer
Tabea Rößner
Claudia Roth ({58})
Krista Sager
Manuel Sarrazin
Elisabeth Scharfenberg
Christine Scheel
Dr. Gerhard Schick
Dorothea Steiner
Dr. Wolfgang StrengmannKuhn
Hans-Christian Ströbele
Dr. Harald Terpe
Markus Tressel
Jürgen Trittin
Daniela Wagner
Wolfgang Wieland
Dr. Valerie Wilms
Josef Philip Winkler
Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tagesordnung. Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen
Bundestages auf Mittwoch, den 1. Dezember 2010,
13.00 Uhr, ein.
Die Sitzung ist geschlossen.