Hinweis: Der Redeinhalt enthält nur die tatsächlich gesprochenen Worte des jeweiligen Politikers. Jede Art von Zwischenruf oder Reaktion aus dem Plenum wird aus dem Redeinhalt gelöscht und durch eine Positions-ID im Format ({ID}) ersetzt.
Die Sitzung ist eröffnet. Guten Morgen, liebe Kolle-
ginnen und Kollegen!
Wir setzen die Haushaltsberatungen - Tagesord-
nungspunkt I - fort:
a) Zweite Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2010 ({0})
- Drucksachen 17/200, 17/201 -
b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses ({1}) zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung
Finanzplan des Bundes 2009 bis 2013
- Drucksachen 16/13601, 17/626 Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Barthle
Carsten Schneider ({2})
Roland Claus
Dazu rufe ich den Tagesordnungspunkt I.18 auf:
Einzelplan 15
Bundesministerium für Gesundheit
- Drucksachen 17/614, 17/623 Berichterstattung:
Abgeordnete Alois Karl
Ulrike Flach
Sven-Christian Kindler
Zu Einzelplan 15 liegen drei Änderungsanträge der
Fraktion Die Linke vor.
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. - Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.
({3})
Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen
Ewald Schurer für die SPD-Fraktion das Wort.
({4})
Guten Morgen, Herr Präsident! Werte Kolleginnen
und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Der Einzelplan 15 hat in den letzten Jahren einen deutlichen Aufwuchs erfahren, einen höheren als andere Einzelpläne, und zwar durch die Zuschüsse aus dem Steuertopf für den Gesundheitsfonds. Dieser Fonds ist zwar
nur eine Kapitalsammelstelle, aber die Zuwächse sind
vorhanden. Im Haushalt 2010 sind das 15,7 Milliarden
Euro, die sich wie folgt aufsplitten: 11,8 Milliarden Euro
für gesellschaftlich notwendigen Bedarf, also Zuschüsse
an die GKV, und 3,9 Milliarden Euro für die zunächst
einmaligen krisenbedingten Zuschüsse für die Ausfälle
in der GKV durch die Wirtschafts-, Finanz- und Konjunkturkrise.
Der materielle Kern des Einzelplans beträgt nach ursprünglich 467 Millionen Euro nach eigenen Berechnungen nur noch circa 430 Millionen Euro. Da wurden Sparvorstellungen zum Haushalt realisiert. Wenn ich mir das
Sparen anschaue, werte Kolleginnen und Kollegen, dann
muss ich aber sagen: Da machen Sie schon Ihre ersten
Fehler.
Ich erwähne ausdrücklich einen Bereich, der für mich
und auch für uns, glaube ich, eine große politische Bedeutung hat, nämlich: Prävention, Aufklärung und Programmmaßnahmen, zum Beispiel auf dem sehr wichtigen Gebiet des Drogen- und Suchtmittelmissbrauchs.
Wer die praktischen Zahlen kennt, Herr Minister, und
weiß, was die Studien aussagen, die von Ihrer Amtsvorgängerin veröffentlicht wurden, müsste einsehen, dass es
einen großen und anhaltenden Bedarf gibt, Modell- oder
Aufklärungsmaßnahmen zu finanzieren. Was machen
Sie? Genau an dieser Stelle fangen Sie an, rigide zu kürzen. Titel 531 66 - Aufklärungsmaßnahmen auf dem
Gebiet des Drogen- und Suchtmittelmissbrauchs -:
Redetext
minus 500 000 Euro. Titel 684 69 - Modellmaßnahmen
und Forschungsvorhaben auf dem Gebiet des Drogenund Suchtmittelmissbrauchs -: minus 740 000 Euro. Das
sind die falschen Weichenstellungen bei dem ansonsten
natürlich wichtigen Bestreben, den Haushalt zu konsolidieren.
({0})
Herr Minister, natürlich beschäftige ich mich als
Haushälter auch mit Ihren gesundheitsökonomischen
Überlegungen. Ich frage mich, welche Logik sie in sich
tragen, wenn es um das Ziel geht, das System umzubauen.
({1})
- Ich komme dazu. - In der Generaldebatte am Mittwoch hatte die Frau Bundeskanzlerin Angela Merkel
nun wirklich alles versucht, um Herrn Rösler beizuspringen; das kann man wirklich sagen. Sie hatte zwei Grundaussagen getroffen. Sie hat erstens ihre Hausphilosophie
noch einmal erneuert, dass künftig Solidarität im System
nur noch über den Steuerausgleich zu bewerkstelligen
ist. Das ist ja die Formel, die Sie im Land predigen. Die
zweite war das Bekenntnis dazu, die Lohnnebenkosten
von den steigenden Gesundheitskosten zu entkoppeln.
Das waren also die beiden Grundaussagen, die die Frau
Bundeskanzlerin in den Mittelpunkt gestellt hat.
({2})
- Ich hoffe, dass Sie nachher die Chance haben, sich
wirklich manifest dazu zu äußern.
So wollen Sie die Gesundheitskosten begrenzen. Das
ist zunächst einmal ein ehrenwertes Ziel, geht aber, so
glaube ich, zulasten der Versicherten; ich werde auch sagen, warum.
Wenn Sie die Arbeitgeberbeiträge im Rahmen der
volkswirtschaftlichen Wertschöpfungskette einfrieren,
dann gefährden Sie das bewährte paritätische System.
Im Gesundheitsbereich gibt es 4,6 Millionen Beschäftigte und zahlreiche hochqualifizierte Jobs. Dort wird
mittlerweile ein Neuntel des Bruttoinlandsproduktes erwirtschaftet. Sie gefährden diese Wertschöpfungskette
durch ein ideologisches Versatzstück namens - ich kann
mich an den genauen Ausdruck nicht mehr erinnern Kopfgeldpauschale.
({3})
Sie variieren Ihre fachlichen Begründungen. Aber am
Schluss bleibt folgende Erkenntnis: Alle sollen einkommensunabhängig die gleichen Beiträge zahlen. Es ist
also egal, wie viel man verdient.
({4})
Sie wollen 40 Millionen Menschen zu Bittstellern eines
komplizierten Antragsverfahrens machen. Damit verunsichern Sie die Menschen. Viele werden sich fragen, ob
sie die eine oder andere medizinische Leistung noch bezahlen können, vor allen Dingen wenn man in Vorleistung treten muss.
Herr Minister, ich unterstelle Ihnen, dass Sie einen
Paradigmenwechsel im Gesundheitssystem wollen; das
ist offensichtlich. Liebe Freunde von der CSU, haben
Herr Söder und Herr Seehofer nicht recht, wenn sie
- wie Seehofer vorgestern in hart aber fair - von einer
geplanten Demontage der Solidarität im System sprechen? Liegt Herr Seehofer damit so falsch?
({5})
Hat er nicht recht, wenn er Herrn Karl Lauterbach oder
der geschätzten Kollegin Elke Ferner beispringt?
({6})
Herr Minister, so wie es aussieht, würden
50 Millionen Versicherte der GKV - einschließlich der
Mitversicherten sind es sogar 70 Millionen Menschen im Extremfall zu Bittstellern. Ich muss Ihnen unterstellen, dass Ihre Strategie auf eine Abschaffung des Sachkostenprinzips hinausläuft und dass schließlich ein Kostenerstattungsprinzip gilt. Das alleine würde nach
meiner Meinung zu einer manifesten Leistungsausgrenzung der Menschen führen, die keinen dicken Geldbeutel haben. Diese müssen sich dann zweimal überlegen,
ob sie in Vorleistung gehen. Schon wenige Hundert Euro
wären eine große ökonomische Belastung für viele
Haushalte mit Kindern oder für Menschen, die keine
Gutverdiener sind.
({7})
Blackboxmodelle haben einen gewissen Charme. Es
herrschen Laborbedingungen. Wenn Sie aber die Fachwelt und die Leistungserbringer im System fragen, dann
werden Sie feststellen, dass diese von Ihrem System - so
ist es in der Ärzte Zeitung zu lesen - nicht überzeugt
sind. Aktuelle Umfragen haben ergeben: Mehr als
80 Prozent der Versicherten sowie der Patientinnen und
Patienten versprechen sich von Ihrer Kopfprämie oder
Kopfgeldprämie - wie immer sie auch heißen mag nichts Gutes. Sie haben eine negative Gefühlslage, ohne
vielleicht immer genau zu wissen, worum es geht.
Herr Minister, wenn Sie das bewährte Finanzierungssystem, durch das Arbeitgeber und Arbeitnehmer im
Rahmen der Wertschöpfungskette zu gleichen Teilen belastet werden - das ist der Grundsatz - und in das auch
Steuermittel zur Erfüllung gesellschaftlich notwendiger
Aufgaben fließen, durch eine fragile Konstruktion eines
steuerfinanzierten Sozialausgleichs ersetzen wollen,
dann muss ich Ihnen als Haushälter sagen: Das Geld ist
nicht da. Der Gesamthaushalt hat ein Volumen von über
320 Milliarden Euro. Der Anteil der Nettokreditaufnahme liegt bei 25 Prozent.
({8})
Allein der Bund muss aufgrund der Folgewirkungen der
internationalen Finanzkrise neue Kredite in Höhe von
rund 80 Milliarden Euro aufnehmen. Herr Rösler, in der
letzten Stufe Ihres Modells geht es nicht um 10 Milliarden, sondern um 35 Milliarden Euro steuerfinanzierte
Zuschüsse. Das ist objektiv eine ökonomische Unmöglichkeit. Sie müssen sich darauf einstellen: Sie werden
auf diesem Weg, auf den Sie sich katapultiert haben, keinen Erfolg haben. Sie werden keine Chance haben.
({9})
Wenn ich mir Herrn Singhammer und den Kollegen Karl
von der CSU anschaue, dann weiß ich, dass sie aus München kein Go! für Ihr Hasardeurspiel, Herr Minister, bekommen werden, das ein bewährtes Finanzsystem in Gefahr bringt.
Ideologie ist sicherlich nicht schlecht. Bei wohlwollender Betrachtungsweise ist Ideologie so etwas wie Programmatik, also ein Ansinnen, etwas zu verändern. Sie
sollten aber darüber nachdenken, dass Sie hier ideologische Versatzstücke in den praktischen Vollzug bringen
wollen. Sie und auch der Herr Staatssekretär machen den
Menschen, wie ich finde, bei Ihren Auftritten Angst, anstatt ihnen Orientierung zu geben. Die Menschen müssen Angst um den sozialen Ausgleich in der Gesellschaft
und davor haben, wie es weitergehen soll.
({10})
Wenn man die Entwicklung von Reichtum und Armut in
dieser Gesellschaft betrachtet, dann kommt man zu dem
Schluss, dass das Sachleistungsprinzip für die Menschen eine wichtige ökonomische und gesundheitspolitische Grundlage darstellt, auf die zu verzichten sich die
Menschen schlicht und einfach nicht leisten können. Das
ist für mich der entscheidende Punkt.
Am Schluss möchte ich Ihnen sagen: Sie müssten drei
Aufgaben erfüllen, um diesen Irrweg zu verlassen. Ich
meine das nicht persönlich und nicht böse. Ich glaube,
dass Sie subjektiv einen guten Weg finden wollen, objektiv aber die falschen Rezepturen haben. Ich möchte
Ihnen daher drei Bitten bzw. Empfehlungen geben: Erstens. Halten Sie an der paritätischen Finanzierung fest.
Bauen Sie diese wieder aus und ergänzen Sie sie da, wo
gesamtgesellschaftliche Aufgaben erfüllt werden müssen, durch Steuermittel.
({11})
Zweitens. Versuchen Sie die Kostensteigerungen, die im
System tatsächlich vorhanden sind - Krankenhäuser,
Pharmamarkt -, durch Effizienzsteigerung in den Griff
zu bekommen. Packen Sie den Stier der Pharmaindustrie
bei den Hörnern! Beweisen Sie Ihre Kraft! Das ist ganz
wichtig. Drittens. Steuern Sie die ärztliche Versorgung,
vor allen Dingen durch eine gute Abstimmung zwischen
Kliniken und niedergelassenen Ärzten. - Wenn Sie diese
drei Punkte beherzigen würden, hätten Sie eine Chance,
aus der verfahrenen Situation herauszukommen. Dann
hätte das Gesundheitssystem eine gute Zukunft.
Wir Sozialdemokraten sind doch die Letzten, die
nicht für Beratung zur Verfügung stünden. Nicht nur der
Kollege Lauterbach, der dafür prädestiniert ist,
({12})
sondern auch andere Kolleginnen und Kollegen bieten
Ihnen jede Menge Sachverstand an. Das ist besser, als
sechs oder sieben Ministerkollegen einzuladen, die im
Wesentlichen fachfremd sind und zum Thema Gesundheit nichts beizusteuern haben. Holen Sie sich Sachverstand von den Krankenkassen, von den Leistungserbringern, den Patienten und den Versicherten. Versammeln
Sie diese an einem Know-how-Tisch und lassen Sie sich
von diesen beraten. Das täte uns allen gut.
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.
({13})
Das Wort hat nun Ulrike Flach für die Fraktion der
FDP.
({0})
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Als
Hauptberichterstatterin für dieses Ministerium möchte
ich mich erst einmal bei den Kollegen bedanken, die uns
positiv begleitet haben. Ich möchte mich auch bei Ihnen,
Herr Schurer, bedanken,
({0})
auch wenn wir inhaltlich an vielen Stellen verschiedener
Meinung sind. Ich möchte mich weiterhin beim Ministerium bedanken. Es hat uns auch in schweren Stunden positiv begleitet und uns viel zugeliefert. So können wir
weitermachen.
({1})
Lieber Herr Schurer, der Haushalt des Bundesgesundheitsministeriums hat bekanntlich eine etwas eigenwillige Struktur. Wir haben den gesetzlich vorgeschriebenen
Zuschuss zum Gesundheitsfonds, in diesem Jahr übrigens mit einem einmaligen Zuschuss von 3,9 Milliarden
Euro, die notwendig waren, weil Sie, lieber Herr
Schurer, uns eine Lücke hinterlassen haben. Wenn wir
uns auf Ihren Sachverstand verlassen würden, hätten wir
wahrscheinlich noch größere Lücken.
({2})
Die neue Regierung hat schnell gehandelt und verhindert, dass die Beiträge erhöht werden müssen. Auch das
muss wieder gesagt werden. Wir haben daneben Programmtitel und die nachgeordneten Behörden, die nur
rund 450 Millionen Euro ausmachen.
Wenn man diese Struktur sieht, wird klar, dass wir mit
den Einsparungen von immerhin 40 Millionen Euro das
Ministerium doch recht hart herangenommen haben. Wir
haben einen Haushalt vorgefunden, der noch von dem
politischen Wunschzettel von Ulla Schmidt geprägt war.
Wir haben auch feste Verträge vorgefunden, aus denen
wir, die wir eine neue politische Einstellung haben, nicht
sofort aussteigen können. Wir haben trotzdem einige
Pflänzchen, die, ehrlich gesagt, eher der medialen Darstellung der Vorgängerin von Herrn Rösler dienten, beschnitten, so zum Beispiel im Zusammenhang mit der
von Ihnen eben angesprochenen Prävention oder bei
Modellmaßnahmen zum Suchtmittelmissbrauch.
({3})
Damit kein Irrtum aufkommt: Prävention ist für uns ein
Schwerpunktthema. Nur, wollen Sie den Leuten wirklich
klarmachen, dass wir eine Telefonhotline brauchen, über
die die Leute angerufen und gefragt werden, ob sie aufgehört haben, zu rauchen? Das hat uns Ulla Schmidt hinterlassen. Wollen Sie dafür Geld ausgeben? Ich frage
mich, ob der Steuerzahler sein Geld nicht lieber behält
und auf vernünftige Programme der neuen Regierung
wartet.
({4})
Übrigens stellt sich in diesem Zusammenhang auch
die Frage: Warum müssen Kitakinder in Berlin dazu bewegt werden, an einem Zirkusprogramm teilzunehmen?
Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
Kollegen Lauterbach?
Ja, natürlich.
Frau Flach, ich kann Ihrer Logik nicht folgen.
({0})
Sie tragen vor, Prävention habe Priorität für Sie. Gleichzeitig entfallen die einzigen konkreten Kürzungen, die
Sie bisher vorgeschlagen haben, auf diesen Bereich.
Diese Logik erschließt sich mir nicht, Frau Flach.
({1})
Lieber Herr Lauterbach, hätten Sie die Sparvorschläge der FDP in Ruhe zur Kenntnis genommen und
würden Sie auf das warten, was ich Ihnen in wenigen Sekunden erzähle, dann wüssten Sie, dass das natürlich
nicht die einzigen Kürzungsvorschläge sind. Das ist der
eine Punkt.
({0})
Das Zweite: Jede Regierung hat das Recht, ihre politischen Schwerpunkte zu setzen.
({1})
Die Schwerpunkte der Ulla Schmidt sind nicht die
Schwerpunkte des Philipp Rösler.
({2})
Wir werden die Fehler der Ulla Schmidt natürlich nicht
in die nächste Generation weitertragen. - Herzlichen
Dank.
({3})
Ich will in meiner Rede fortfahren und damit ein bisschen zur Erleuchtung beitragen. Angesichts der Haushaltslage sind wir an solche Titel herangegangen, bei
denen zu kürzen dem Hause wehtut. Wir haben Kürzungen bei den Bezügen der Beamten durchgeführt, bei
Dienstreisen, bei der Öffentlichkeitsarbeit - bei Ulla
Schmidt ein sehr beliebtes Spektrum -, beim Geschäftsbedarf und bei der Software. Ganz nebenbei haben wir
Sparvorschläge in Höhe von immerhin noch 6 Millionen
Euro aus unserem hochgeliebten Liberalen Sparbuch
umgesetzt.
({4})
Ich weiß nicht, was Sie da quält. Die Haushälter der FDP
haben an diesem Haushalt ziemlich massiv gearbeitet.
Die vor dem Hintergrund der milliardenschweren
Steuerzuschüsse an den Gesundheitsfonds kleinen Korrekturen werden natürlich nicht ausreichen. Da befinden
wir uns mit unserer Sorge um das Gesundheitssystem
auf demselben Weg, Herr Schurer. Wenn wir die Wachstumsschwäche der GKV-Einkommensbasis nachhaltig
verbessern und Beitragserhöhungen verhindern wollen
- darum geht es -, dann brauchen wir eine große und
eine nachhaltige Korrektur bei der Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung.
({5})
170 Milliarden Euro werden in diesem Jahr vom Gesundheitsfonds an die Kassen verteilt. Es fehlen 4 Milliarden Euro - das ist eine Erbschaft von Ihnen -, was
über Zusatzbeiträge ausgeglichen werden muss. Die Experten haben uns in diesen Tagen gesagt: Für die nächsten Jahre müssen wir mit Fehlbedarfen bis zu 15 Milliarden Euro rechnen.
({6})
Das, lieber Herr Schurer, sind - trotz allem, was Sie eben
so filibusternd von sich gegeben haben - die Auswirkung und die Logik Ihrer Gesetze.
({7})
Die SPD stiehlt sich angesichts dieser desolaten finanzpolitischen Lage gesundheits- und haushaltspolitisch aus
der Verantwortung.
({8})
Wer fordert, die Zusatzbeiträge wieder abzuschaffen
- die er selbst eingeführt hat - und den unter Rot-Grün
eingeführten Sonderbeitrag der Versicherten und die Praxisgebühr, der muss ernsthaft die Frage beantworten,
wie diese Ausfälle kompensiert werden sollen. Da kommen Sie mit Ihrer Bürgerversicherung, lieber Herr
Lauterbach. Von dieser Versicherung höre ich jetzt in der
vierten oder fünften Sitzung etwas, ohne dass wir von
Ihnen auch nur eine einzige Seite vorgelegt bekommen
haben.
({9})
Sie bleiben uns Ihr Konzept schuldig. Immer wieder verweisen Sie pauschal, auch im Hinblick auf die Ausgabenseite.
({10})
- Ich rede doch mit Herrn Lauterbach, lieber Herr
Lange.
Angesichts Ihrer Vorschläge im Ausgabenbereich
muss ich an dieser Stelle noch einmal darauf verweisen,
dass die SPD von 1998 bis 2009 an der Regierung war.
Die Ausgaben der GKV für Arzneimittel haben sich in
dieser Zeit von 19,2 Milliarden Euro auf 32,4 Milliarden
Euro erhöht. Was sind das denn für Arbeitsergebnisse?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir an dieser Stelle irgendetwas von Ihnen übernehmen.
({11})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, dieser Haushalt, der
erste Haushalt der Ära Rösler, zeigt, dass die Koalition
auf dem richtigen Weg ist. Die Regierungskommission
wird eine tragfähige Finanzierung mit einer einkommensunabhängigen Prämie mit steuerlichem Sozialausgleich
vorlegen.
({12})
Die Vorschläge zur Kostendämpfung bei den patentgeschützten Arzneimitteln sind eine gute Basis für Eingriffe auf der Ausgabenseite. Der Haushalt des BMG
zeigt, dass die Zeit der Schmidt’schen Klientelpolitik
vorbei ist
({13})
und dass endlich Platz für nachhaltige Strukturen geschaffen wird.
Herzlichen Dank.
({14})
Das Wort hat nun Michael Leutert für die Fraktion
Die Linke.
({0})
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die
Bürgerinnen und Bürger interessiert im Gesundheitsbereich in erster Linie, dass sie im Krankheitsfall die
bestmögliche Versorgung erhalten und dass diese auch
bezahlbar ist. Um die Finanzierung dieser Leistungen
wird in der Politik seit Jahren heftig gestritten. Was den
Bürger allerdings als Ergebnis dieser Debatten erreicht,
kann man mit den Worten „permanente Verschlechterung“ zusammenfassen.
Da ist zum Beispiel der Ärztemangel und die damit
verbundenen langen Wartezeiten auf einen Arzttermin
zu nennen. Insbesondere in den ländlichen Räumen fehlen Ärzte; die Wege sind zu lang. Da geht es zum Beispiel um das Thema der schlechteren Behandlung und
der schlechteren Pflege. Das Schlagwort „blutige Entlassung“ ist ja jedem hier ein Begriff. Da sind zum Beispiel
die Arztpraxen, die privatversicherte Patienten bevorzugt behandeln oder, noch schlimmer, nur diese behandeln. Die erste Frage beim Arzt lautet eben nicht mehr:
„Was fehlt Ihnen?“, sondern die erste Frage beim Arzt
lautet heutzutage: „Sind Sie privat versichert oder Kassenpatient?“.
({0})
- Na, dann gehen Sie einmal zum Arzt und fragen nach.
({1})
Und es findet natürlich immer wieder der Griff in die
Geldbörse der Bürgerinnen und Bürger statt: Zuzahlung
zu Arzneimitteln, Praxisgebühr, Erhöhung der Kassenbeiträge usw. usf.
Herr Minister Rösler, Sie setzen diese Politik der Verschlechterung nahtlos fort und führen seit Amtsantritt
eine Debatte um die Kopfpauschale. Aber ob 25 oder
29 Euro - was bei den Bürgerinnen und Bürgern wieder
einmal ankommt, ist, dass es bald wieder einen Griff in
die private Haushaltskasse geben wird. Jeder bereitet
sich natürlich auf diese weiteren Einschnitte vor. Unklug
war es allerdings von Ihnen, Herr Minister, die Einfüh2956
rung einer Kopfpauschale mit dem eigenen Kopf, der eigenen politischen Zukunft, zu verbinden.
({2})
Wie lange wollen Sie eigentlich noch bis zu Ihrem Rücktritt warten, frage ich Sie.
({3})
Die Kanzlerin hat Ihnen in Ihrer Kommission sieben
weitere Minister als Aufpasser zur Seite gestellt. Die Minister der Union sympathisieren zwar mit Ihren Ideen
- davon bin ich überzeugt -, aber sie wissen auch, dass
die Kopfpauschale für die Union zu dem werden kann,
was Hartz IV für die SPD geworden ist.
({4})
Wenn die Kopfpauschale kommt, bringt das für Millionen von Haushalten in Deutschland eine Schlechterstellung mit sich. Millionen würden dann zu Bittstellern gegenüber dem Staat gemacht. Das sind alles Wählerinnen
und Wähler, auch von Ihnen. Wenn die Union zwischen
der Einführung einer Kopfpauschale - und als Folge
Wahlniederlagen - oder dem Kopf des Ministers wählen
muss, dann ist, wie ich denke, der Kopf des Ministers ein
lukrativeres Geschäft.
({5})
Nun haben Sie zur Ablenkung die Debatte um die
Ausgabenbegrenzung bei den Arzneimitteln angeschoben. Der Nebel hat sich wieder verzogen. Was allerdings
während des Nebels geschah, ist genau das Gegenteil
- Stichwort: Klientelpolitik - davon, der Pharmalobby
Paroli zu bieten. Die einzige sinnvolle Maßnahme, die
im Zuge der Gesundheitsreform des Jahres 2004 unter
Ulla Schmidt eingeführt wurde, haben Sie begonnen zu
schleifen. Sie haben erst einmal im Apparat aufgeräumt
und den Chef des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen beiseiteräumen lassen.
({6})
Was am 15. März in Spiegel Online unter der Überschrift
„Operation Hippokrates“ zu lesen war, liest sich wie ein
Räuberroman. Mit allen erdenklichen Mitteln und Tricks
ging es dem Chef des Instituts, Peter Sawicki, zielgerichtet an den Kragen.
({7})
Der war natürlich Ihnen und der Pharmaindustrie - ich
nenne wieder das Stichwort Klientel - seit langem ein
Dorn im Auge. Das ist ja auch kein Wunder, wenn der
Chef des Instituts, welches für die Kosten-Nutzen-Bewertung von Arzneimitteln verantwortlich ist, feststellt:
Die pharmazeutische Industrie betrachtet Deutschland
als Selbstbedienungsladen.
({8})
Das, Herr Rösler, sind zusammengefasst die Ergebnisse Ihrer bisherigen Zeit als Gesundheitsminister. Dabei könnten Sie doch mit ganz einfachen Mitteln vorweisbare Ergebnisse bringen, Ergebnisse im Übrigen,
die bei den Menschen auch einmal für eine positive Erfahrung sorgen würden:
({9})
Sie könnten zum Beispiel zur Senkung der Arzneimittelkosten den Vorschlag der Linken unterstützen. Ich fordere Sie auf: Senken Sie die Mehrwertsteuer auf Arzneimittel.
({10})
Für Steuersenkungen ist die FDP doch immer zu haben.
In dem Bereich könnten wir es doch einmal machen.
({11})
Sie könnten auch unserem Antrag zustimmen, die nichtkommerzielle Pharmaforschung zu stärken. Das wäre
doch auch in Ihrem Interesse, Herr Minister, wenn es Ihnen wirklich um die Beschränkung der Macht der Pharmakonzerne geht.
({12})
Sie könnten sich mit uns gemeinsam an anderer Stelle
dafür einsetzen, dass der Investitionsstau von 50 Milliarden Euro bei den Krankenhäusern aufgelöst wird. - Das
wären Maßnahmen, mit denen altbekannte Probleme gelöst oder die Fehlentwicklungen der vergangenen Jahre
korrigiert werden könnten. Im Übrigen wären das Maßnahmen, von denen die Bürgerinnen und Bürger tatsächlich etwas hätten und die sie sofort spüren würden.
Die Linke - das ist bekannt - ist gegen eine weitere
Privatisierung und Kommerzialisierung im Gesundheitswesen.
({13})
Krankenhäuser und Arztpraxen sind keine Profitcenter,
sondern Einrichtungen der öffentlichen Daseinsvorsorge. Sie gehören dementsprechend geschützt.
({14})
Sie wissen genau, dass die Menschen in unserem
Land keine Zweiklassenmedizin wollen.
({15})
Die Linke steht an ihrer Seite. Deshalb sind wir der Meinung, dass der solidarische Charakter der Krankenversicherung erhalten und gestärkt werden muss. Letztlich
halten wir eine solidarische Bürgerversicherung für
den geeigneteren Weg, die Gesundheitsversorgung auf
gleichem Niveau für alle sicherzustellen. Wir halten die
Bürger- und Bürgerinnenversicherung für einen geeigneteren Weg, eine soziale und gerechte Finanzierung des
Gesundheitssystems zu realisieren.
({16})
Solange Sie diese Forderung im Haushalt nicht realisiert
haben, können und werden wir diesem Haushalt nicht
zustimmen.
({17})
Das Wort hat nun Kollege Alois Karl für die CDU/
CSU-Fraktion.
({0})
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten
Damen und Herren Kolleginnen und Kollegen! Lieber
Herr Dr. Rösler! Herr Kollege Leutert, ich möchte kurz
auf Ihre Rede eingehen. Ich muss sagen, das war eine
von den Reden, von der ich den Anfang schon wieder
vergessen habe.
({0})
Den mittleren Teil habe ich nicht verstanden. Das Ende
habe ich herbeigesehnt. So ist das mit manchen Reden,
die man hier hört.
({1})
Ich danke dem Ältestenrat - der nicht häufig gelobt
wird -, dass er den Haushaltsansatz des Gesundheitsministers als Höhepunkt,
({2})
quasi als Schlussstein wie in einem gotischen Gewölbe,
an das Ende der politischen Auseinandersetzung gesetzt
hat.
({3})
Ich danke auch Ihnen, Herr Rösler,
({4})
und Ihren eloquenten Staatssekretären für die - „Einflüsterungen“ hätte ich beinahe gesagt - guten Gespräche.
Auch mit Ihnen, liebe Frau Flach, haben wir den vorliegenden Haushalt nach vielen Sitzungen auf den Weg gebracht.
Es wurde bereits angesprochen, dass der Haushalt ungewöhnlich ist. Es ist ein Rekordhaushalt. In Zeiten, in
denen Sparen angesagt ist, ist das für sich gesehen kein
Ruhmesblatt. Trotzdem haben wir das Volumen des
Haushalts um über 16 Milliarden Euro - um über
39 Prozent - ansteigen lassen.
({5})
Wir mussten durch die krisenbedingten zusätzlichen
Ausgaben dem Haushalt einmalig 3,9 Milliarden Euro
zuschießen, um die Zuschüsse an den Gesundheitsfonds
einigermaßen in den Griff zu bekommen. Ich hatte eigentlich gedacht - in den Gesprächen mit Ihnen, Herr
Bundesminister, deutete einiges darauf hin -, dass diese
3,9 Milliarden Euro nicht nötig sein werden, weil sich
die Konjunktur gegenüber 2009 verbessern wird. Trotzdem ist es richtig, was Sie gesagt haben: Die 3,9 Milliarden Euro gehen nicht verloren, sondern fließen in die
Rücklagen des Gesundheitsfonds. - So wird das sicherlich auch kommen.
Ich glaube übrigens schon, dass es eine starke Leistung des Bundesgesundheitsministers war, dass er in den
ersten Tagen seiner Amtszeit - ich glaube, es war am
2. November - mit dem Finanzminister verhandelt und
3,9 Milliarden Euro bekommen hat. Es wurde, wie in
dieser Koalition üblich ist, eine schnelle Lösung gefunden und saubere Arbeit geleistet. Herzlichen Glückwunsch, sehr geehrter Herr Dr. Rösler.
({6})
Dieser Haushalt zeichnet sich auf der einen Seite
durch Sparsamkeit aus. Frau Kollegin Flach ist darauf
ja schon eingegangen. Ich brauche nur noch einige wenige Punkte zu erwähnen:
Die Mittel für die Öffentlichkeitsarbeit sind um
20 Prozent gekürzt worden. Auch die Zuschüsse für die
Erstattung der GKV-Beiträge für Aussiedler konnten
deutlich gekürzt werden. Ich muss auch sagen, dass ich
die Sache mit den Präventions- bzw. Aufklärungsmaßnahmen anders sehe als Sie, Herr Schurer: 13,2 Millionen Euro standen in den letzten Jahren immer im Haushalt. So ist es auch bei diesem Haushalt. Keine Kürzung,
was die Prävention auf diesem Gebiet anbelangt. Keine
Kürzung, was die Aufklärung anbelangt.
({7})
Herr Schurer, ich bin allerdings schon der Meinung,
dass wir dieses Thema im Rahmen der nächsten Haushaltsberatungen in den Mittelpunkt rücken müssen.
({8})
Es geht zum Beispiel um die Gelder, die wir für Aidsvorsorge und -aufklärung in der Ukraine einsetzen.
Sextourismus ist sicherlich eine unappetitliche Sache,
aber in Zeiten der völligen Freizügigkeit, in Zeiten der
offenen Grenzen können wir das nicht kontrollieren. Die
bisherigen Maßnahmen werden fortgesetzt, aber wir
können auch im nächsten Haushalt die Mittel nicht so erhöhen, um die Aufklärungsmaßnahmen auch auf das
sonstige Osteuropa, auf Afrika und auf Asien auszudehnen. Wir müssen in den nächsten Haushaltsberatungen
auf diesem Gebiet mehr Haushaltsdisziplin an den Tag
legen.
({9})
Erfreulich ist, dass wir 25 Millionen Euro entsperren
konnten für die Stiftung, die jenen materielle Hilfe zukommen lässt, die vor über 20 Jahren mit HIV infiziert
worden sind.
({10})
So können wir diese Stiftung wenigstens materiell unterstützen. Die immaterielle Not dieser Menschen kann sowieso nicht gelindert werden.
Trotz des Willens, zu sparen, haben wir auf der anderen Seite auch investiert. Wir werden investieren, und
zwar intelligent.
({11})
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, das BfArM, wird in personeller Hinsicht deutlich
gestärkt. Das hat damit zu tun, dass dieses Institut jedes
Arzneimittel, bevor es auf den Markt kommt, auf seine
Unbedenklichkeit untersucht. Dafür fallen Gebühren an.
Durch das zusätzliche Personal können jetzt in kürzerer
Zeit mehr Arzneimittel getestet werden. Das will die Industrie so. Das kommt dem Patienten zugute. Die Pharmaindustrie muss die Zulassungskosten sowieso bezahlen. Also fließt das Geld lieber jetzt als später. Ich finde,
das, was wir hier auf den Weg gebracht haben, ist intelligentes Investieren.
({12})
Wir investieren auch in das Robert Koch-Institut,
die zentrale Forschungs- und Referenzeinrichtung der
Bundesrepublik, wenn es um die Biomedizin geht. Das
Robert Koch-Institut ist auch zuständig für die Erkennung und Schadensbegrenzung bei Anschlägen mit biologischen Agenzien. 2001, nach den Anschlägen von
New York, hat die Regierung Schröder/Fischer die Neubaumaßnahme auf den Weg gebracht. Aber es krankt bei
der Umsetzung, um in der Sprache des Haushaltes zu
bleiben. Obwohl jetzt neun Jahre vergangen sind, ist vor
lauter Planung, vor lauter Visionen und vor lauter Kostenschätzungen noch nichts Wesentliches geschehen. Ich
hoffe, dass mit unseren Haushaltsansätzen, sehr geehrte
Frau Flach, wir es wenigstens noch erleben können, dass
der erste Stein gelegt wird. Das zieht sich in der Tat
schon neun Jahre so hin.
({13})
- Der Herr Schurer möchte eine Zwischenfrage stellen.
Ich wollte Sie gerade fragen. Jetzt fragen Sie mich.
Daher erteile ich großzügig Genehmigung.
({0})
Herr Kollege Karl, wir beide sind ja Haushälter und
deswegen noch mehr als alle anderen zur Wahrheit verpflichtet.
({0})
Wahrheit und Klarheit! Kontrolle des Parlaments! - Kollege Karl, haben Sie schon einmal etwas von dem Programm „RKI 2010“ gehört? Da ist über drei Jahre im
Personalbereich und bei der Ausstattung dieses Spitzeninstitutes, dieses Referenzinstitutes der deutschen Gesundheitsmedizin viel gemacht worden, auch mit viel
Geld. Ich wollte Ihnen das begleitend andienen und dazu
sagen: Die Probleme des RKI sind nach meiner Meinung
nicht umfänglich, aber weitgehend gelöst worden, auch
durch gute Planungen der ehemaligen Bundesregierung.
Haben Sie das zur Kenntnis genommen? Das ist Punkt
eins.
Punkt zwei ist: Sie arbeiten sich jetzt an guten, substanziellen Themen aus dem Bereich des BMG ab; das
akzeptiere ich. Aber etwas vermisse ich. Ich habe den
Freundinnen und Freunden der CSU, mit denen ich immer wieder sehr gerne diskutiere und den Dialog suche,
ein Dialogangebot gemacht; ich nenne es einmal so.
({1})
Ich habe aber noch nichts gehört. Ich würde Sie oder
Ihre Kollegen um eine manifeste Einschätzung bitten,
wie Sie die Einwürfe sozusagen von der Seite des Spielfelds sehen, die der bayerische Gesundheitsminister,
Herr Söder, und der bayerische Ministerpräsident, Horst
Seehofer, immer wieder machen. Sie sagen: Nein, diesen
Paradigmenwechsel weg von der Solidarität, eine
Durchbrechung der Parität können wir nicht mitmachen.
Mit uns geht das auf jeden Fall nicht. - Ich würde Sie
bitten, hier einmal eine Einschätzung vorzunehmen. Ich
bin davon überzeugt, dass die Menschen im Lande auf
eine Antwort vonseiten der CSU warten. Man ist ein bisschen verunsichert, was jetzt zählt. Zählt das aus München, haben Sie hier eine eigene Meinung, oder haben
Sie die gleiche Meinung?
Herr Kollege.
Man muss da ein bisschen Orientierung schaffen.
Danke schön.
Danke schön,
Lieber Herr Schurer, ich verstehe ja Ihre Intention,
noch einmal ein Referat über das zu halten, was Sie vorhin schon nicht ganz klar vorgetragen haben.
({0})
Meine Redezeit beträgt noch 3 Minuten und 33 Sekunden. Ich komme auf dieses Thema also noch zu sprechen.
({1})
Sie können es offensichtlich kaum erwarten. Dass dieses
Thema - ich nehme es jetzt vorweg - noch nicht abgeschlossen ist, hat der Bundesgesundheitsminister häufig
gesagt. Auch die Bundeskanzlerin hat hier häufig ausgeführt, dass uns dieses Thema in den nächsten Jahren sehr
intensiv begleiten wird.
Um Ihre Frage zu beantworten: Ich bin der Meinung,
dass es nicht sein kann, dass sich die Kosten der Arbeit
jedes Mal erhöhen, wenn die Gesundheit teurer wird.
Das ist ein Stück, das wir nicht weiterführen können.
({2})
Dass eine gewisse Abkopplung der Nebenkosten von
den Gesundheitskosten stattfinden muss, muss doch jedem klar sein.
({3})
Auf die Ergebnisse dieser Kommission, Herr Rösler,
sind wir natürlich gespannt. Politischer Dialog und politische Auseinandersetzung müssen sein. Sie können aber
nicht im Vorfeld beendet werden, Herr Schurer. Sie werden sich noch wundern, welch tolle Ergebnisse wir am
Ende der Diskussion und des Dialogs haben werden.
({4})
Ich fahre in meiner Rede fort. Ich bin der Meinung
- das ist vorhin schon ausgeführt worden -, dass wir
auch im Gesundheitswesen auf die Gleichwertigkeit der
Lebensbedingungen in Stadt und Land achten müssen.
Die Frage der Ärzteversorgung auf dem flachen Land
wird uns in den nächsten Jahren umtreiben. Die ländlichen Räume könnten deutlich ärmer werden, wenn wir
es nicht schaffen, dort in der Zukunft genügend Ärzte zu
installieren.
Der Bundesminister legt sich augenblicklich mit vielen Interessengruppen an.
({5})
Wer sich mit der Pharmaindustrie anlegt, muss harte
Bandagen anlegen.
({6})
Kurzfristige Erfolge wird es kaum geben. Trotzdem
meine ich: Viel Feind, viel Ehr, lieber Herr Gesundheitsminister, das wird eine Überschrift für Ihre Arbeit sein.
Aber wenn Sie diese Pläne weiterhin mit Konsequenz,
Nachdruck und großem Einsatz betreiben, werden Sie
unsere Unterstützung haben.
({7})
Die Monopolstellung der Pharmaindustrie bei der Gestaltung der Preise für Arzneimittel muss gebrochen
werden.
({8})
Ich glaube, dass das von Ihnen zunächst ins Spiel gebrachte Einsparvolumen von 2 Milliarden Euro - die Literatur spricht davon, dass noch genug Potenzial nach
oben vorhanden ist - zunächst einmal ein guter Anfang
ist. Zwangsrabatte und Preismoratorien sind gewiss
schnell wirkende Kostenbremsen. Wenn man bedenkt,
dass eine Anhebung der Herstellerrabatte um nur
1 Prozent eine Einsparung zugunsten der GKV in Höhe
von etwa 100 Millionen Euro bedeutet, dann wissen wir,
auf welchem Gebiet wir angreifen müssen. Hierbei haben Sie unsere Unterstützung, Herr Rösler.
({9})
Es geht aber nicht allein um kurzfristige, sondern
auch um langfristige Lösungen.
({10})
Ich denke an Festbetragslösungen auch für patentgeschützte Arzneimittel, insbesondere dann, wenn es sich
um Analogpräparate handelt. Diese müssen in die Verträge, die zwischen den Krankenkassen und der Pharmaindustrie geschlossen werden, einbezogen werden.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Arzneimittelkosten sind in den letzten zehn Jahren um
50 Prozent oder mehr gestiegen.
({11})
Man hat geradezu den Eindruck, dass in das Gesundheitssystem gar nicht so viel Geld hineingepumpt werden kann, wie Jahr für Jahr durch übermäßige Medikation und viel zu hohe Medikamentenpreise hinausfließt.
Ich meine, hier ist der richtige Ort, um darauf hinzuweisen, dass die Arzneimittelbepreisung für niemanden ein Selbstbedienungsladen sein darf. Bei der
Gestaltung der Arzneimittelpreise scheint jegliche Disziplin verlorengegangen und Maßlosigkeit aufgekommen
zu sein.
({12})
Hier müssen wir in der Tat eingreifen und Vergleiche im
Hinblick auf Kosten und Nutzen auf den Weg bringen.
({13})
Das IQWiG ist nicht geschwächt worden, das IQWiG ist
in seiner vollen Blüte erhalten.
({14})
Der Haushaltsansatz betrug in den letzten Jahren und beträgt in diesem Jahr 800 000 Euro.
Lieber Herr Bundesminister, wir sind gespannt, was
Sie im Hinblick auf die Handelsspannen des Pharmagroßhandels und damit auch bezüglich der Gestaltung
der Rabatte für Apotheken unternehmen werden. Wir
sind auch gespannt, welche Einsparpotenziale Sie hier
feststellen, was zulasten des Großhandels und was zulasten der Apotheken geht. Lassen Sie sich dabei nicht von
Querschüssen aus Bayern irritieren. Ich meine namentlich den dortigen Wirtschaftsminister, Ihren Parteifreund
Martin Zeil, der sich dazu geäußert hat.
({15})
Meine Damen und Herren, der demografische Wandel erfordert viel. Er erfordert auch ein Umdenken bei
der Finanzierung.
({16})
Ich habe es angesprochen: Es kann nicht richtig sein,
dass die Gesundheitskosten allein an den Lohnnebenkosten hängen.
({17})
Es liegen schwierige Aufgaben vor uns, die wir auch im
Rahmen der nächsten Haushalte zu bewältigen haben.
Für den Haushalt 2010, sehr geehrter Herr Gesundheitsminister, gebe ich Ihnen unser Plazet. Wir stimmen dem
Haushalt zu. Wir meinen, dass Sie gute Arbeit geleistet
haben.
Vielen herzlichen Dank.
({18})
Das Wort hat nun Sven-Christian Kindler für die
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen
und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Bundeskanzlerin hat am Mittwoch in ihrer Rede zum Kanzleramtsetat erklärt, es sei nicht fair, dass die Opposition
beim Thema Gesundheit immer Dinge behauptet, die
nicht stimmen.
({0})
Die Beobachtung, dass viel über die Unsinnigkeit der
Kopfpauschale hergezogen wird, ist richtig. Die Behauptung der Kanzlerin ist dennoch in mehrfacher Hinsicht
falsch.
({1})
Erstens wird die Kopfpauschalendiskussion wesentlich durch Mitglieder der Parteien, die die Regierungsfraktionen stellen, mit Hohn und Spott befeuert. Oder
zählt Frau Bundeskanzlerin die Herren Seehofer, Söder
und Dobrindt mittlerweile schon zur Opposition?
({2})
Zweitens stützen wir Grünen uns bei der Bewertung
des Regierungshandelns auf Fakten, die uns die Regierung liefert.
Beim Thema Gesundheitsreform treiben Sie ein doppeltes Spiel: Einerseits wird im Hinblick auf die Regierungskommission immer darauf verwiesen, dass nichts
feststehe. Andererseits gackert der Hühnerhaufen täglich
wild aufs Neue los. Auch der Bundesgesundheitsminister beteiligt sich rege am Diskussionsprozess. So verkommt Ihre Gesundheitspolitik doch in Wahrheit zur
Gesprächstherapie in Ihrer zerrütteten eheähnlichen
Wunschkoalition.
({3})
Aber nun wird sich die „unfaire“ Opposition einmal
den Fakten widmen. Wenn das Versprechen eines umfassenden Sozialausgleichs erfüllt werden soll, dann wird
die Einführung einer Kopfpauschale erstens teuer für
den Bundeshaushalt und zweitens für die Bürgerinnen
und Bürger zu einem bürokratischen Mehraufwand führen.
Die Rahmendaten sind im Wesentlichen klar. Bei der
vollen Umwandlung des bisherigen Systems in ein
Kopfpauschalensystem ist ein Sozialausgleich mit
Steuermitteln in Höhe von 22 bis 35 Milliarden Euro
notwendig. Fragt man den Finanzminister, wie sich dann
die Einkommensteuer verändern müsste, erfährt der erstaunte Haushälter: Der Spitzensteuersatz müsste im
günstigsten Fall auf 73 Prozent steigen, im ungünstigsten Fall sogar auf 100 Prozent. Das ist anscheinend die
neue FDP-Steuerpolitik.
({4})
Aber auch die kleine Zusatzpauschale, gewissermaßen 29,99 Euro, kann nicht der richtige Weg sein.
Denn selbst für den mit ungefähr 5 Milliarden Euro vergleichsweise günstigen Sozialausgleich würde der Bundeshaushalt 2010 die Mittel nicht hergeben, erst recht
nicht, wenn die Steuersenkung kommt, die die FDP zumindest bis zur NRW-Wahl fordern wird.
({5})
Wie sich die innere Logik dieser Reformen zusammenbringen lässt, kann anscheinend nur ein Orakel sagen. Die einzige Antwort der FDP ist: Das geht irgendwie. Eigentlich muss einen das erstaunen: Nach elf
Jahren in der Opposition hat die FDP gerade einmal zwei
politische Themen, nämlich Steuersenkung und Kopfpauschale, und sie hat anscheinend keine Minute überlegt, ob diese beiden Konzepte überhaupt zusammenpassen.
({6})
Am schlimmsten finde ich persönlich, dass Sie, wenn
der Steuerzuschuss kommt, Millionen Menschen, die
sich ihre Krankenversicherung bisher leisten konnten, zu
Bittstellern degradieren, die zum Sozialamt gehen müssen.
({7})
Man kann also nur zu der Bewertung kommen, dass
die Kopfpauschale Kleinverdiener und Geringverdiener
stärker belasten würde als Besserverdiener, dass die
Kopfpauschale Nonsens sei, dass die Kopfpauschale
blanke Illusion sei, dass die Kopfpauschale - egal ob
groß oder klein - unsolidarisch sei usw. usf. Diese Bewertung finden Sie vielleicht unfair; aber dann melden
Sie sich bitte bei der CSU.
Vielen Dank.
({8})
Das Wort hat nun Kollege Jens Spahn für die CDU/
CSU-Fraktion.
({0})
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Gesundheitspolitik ist im Grunde die soziale Frage des
21. Jahrhunderts; denn anders als bei den anderen sozialen Sicherungssystemen geht es hier nicht nur und nicht
unmittelbar um Geld, sondern um Lebensqualität und,
wenn es ganz hart kommt, um zusätzliche Lebensjahre.
({0})
Wir stehen bei diesem wichtigen sozialen Sicherungssystem vor großen Herausforderungen. Die erste ist die
demografische Entwicklung. Wir werden alle gemeinsam - auch Sie, Frau Bunge - älter in diesem Land. 2050
wird ein Drittel der Bevölkerung über 60 sein.
({1})
Das ist an und für sich schön; aber für die sozialen Sicherungssysteme ist es eine Herausforderung.
Die zweite Herausforderung ist der medizinische
Fortschritt. Erkrankungen, die vor zwanzig oder dreißig
Jahren nicht einmal diagnostiziert werden konnten, können heute behandelt werden. So sind viele zusätzliche
Lebensjahre möglich.
Eine dritte große Herausforderung für uns - das sage
ich als Münsterländer, also als jemand, der aus einer eher
ländlichen Region kommt - ist die Frage, wie wir eine
flächendeckende Versorgung sicherstellen.
({2})
Ich behaupte: Gerade die gute flächendeckende medizinische Versorgung - 365 Tage im Jahr, 7 Tage die Woche, 24 Stunden am Tag, und das nicht nur in Berlin,
nicht nur in Hamburg, nicht nur in Düsseldorf, nicht nur
in München, sondern auch in den ländlichen Regionen:
in der Eifel, in Mecklenburg-Vorpommern, im Bayerischen Wald - ist das Qualitätsmerkmal des deutschen
Gesundheitssystems, durch das sich unser System von
anderen Gesundheitssystemen deutlich abhebt.
({3})
Wer sich diesen Herausforderungen stellen will und
die Qualität, die wir haben, halten will, der wird auf die
Kostenentwicklung eine Antwort finden müssen. Denn
eines ist klar: Es wird auf jeden Fall teurer werden. Soviel wir uns auch bemühen werden, Effizienzreserven zu
heben und da, wo es geht, ohne Qualitätsverlust zu sparen, die ehrliche Botschaft muss lauten: Es wird teurer.
Wir haben in dieser Woche erste Schätzungen gehört,
wie sich das Defizit im nächsten Jahr entwickeln wird.
Je nachdem, wovon man ausgeht, wird das Defizit zwischen 7 und 15 Milliarden Euro liegen. Der Wert in der
Mitte - 11 Milliarden Euro - macht die Größe der Herausforderungen, vor denen wir stehen, deutlich, macht
deutlich, dass das Gesundheitssystem so, wie es heute
ist, aber auch das System mit dem Zusatzbeitrag, das wir
übrigens gemeinsam verabschiedet haben, liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD, spätestens im nächsten Jahr an Grenzen stoßen wird. Das System kann also
nicht bleiben, wie es heute ist. Darauf braucht es Antworten, liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD,
Geschrei hilft nicht.
({4})
Wenn man Sie so reden hört - Herr Schurer hat geredet; gleich wird Herr Lauterbach reden -, bekommt man
öfters den Eindruck, es wäre der 2. Februar.
({5})
Am 2. Februar ist nämlich Murmeltier-Tag.
({6})
Wenn ich Sie in den Debatten, die wir führen, reden
höre, geht es mir wie Phil in Und täglich grüßt das Murmeltier. Woche für Woche wird Ihre Abkehr von elf Jahren Regierungspolitik immer deutlicher. Ihr neuer Parteivorsitzender, Sigmar Gabriel, hat kürzlich gesagt,
künftig gelte: „Zuerst die Partei, dann das Land“, das sei
das neue Motto der SPD.
({7})
- Das hat er so gesagt. Das können wir gerade in der Gesundheitspolitik sehr deutlich erleben.
({8})
Sie verabschieden sich von allem, was Sie in den letzten elf Jahren an Erkenntnissen gewonnen haben:
({9})
in der Frage der Entlastung der Arbeitskosten von den
steigenden Gesundheitskosten, in der Frage der Zuzahlung, in der Frage der Zusatzbeiträge, die wir in der Großen Koalition verabschiedet haben. Sie machen im
Grunde eine Abrechnung - das haben wir Ihnen schon
deutlich gesagt; das setzen Sie hier fort - vor allem mit
den Ministerjahren von Ulla Schmidt.
({10})
Sie müssen den Menschen erklären, warum heute nicht
mehr gelten soll, was noch vor einem Jahr in den Debatten auch im Deutschen Bundestag von Ihrer Seite aus
klar und deutlich gesagt wurde. Das ist im Moment in
den Debatten Ihr Problem.
({11})
- Ablenkung ist ein gutes Stichwort, Herr Kollege
Lauterbach. Jede Woche kündigen Sie aufs Neue ein
durchgerechnetes Konzept zur Bürgerversicherung an.
({12})
Sie haben hier im Deutschen Bundestag im Dezember
angekündigt, Sie würden ein durchgerechnetes Konzept
- ich habe mir das Protokoll geben lassen - zur Bürgerversicherung vorlegen. Auf dieses durchgerechnete
Konzept warten wir bis heute ebenso wie auf eine Antwort.
Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
Kollegen Lauterbach?
Bitte schön.
Herr Spahn, können Sie uns erklären, weshalb Sie uns
mit falschen Darstellungen dessen, was Sie glauben, was
wir in der Vergangenheit gemacht oder gesagt hätten, die
Zeit stehlen, statt Ihre konkreten Vorschläge - Sie regieren doch, nicht wir ({0})
vorzulegen? Erklären Sie uns doch, weshalb von Ihrem
Minister nichts kommt, sodass Sie über unsere vergangene Regierung reden müssen und nicht über das sprechen, was Sie jetzt tun könnten, Herr Spahn.
({1})
Über Ihre vergangene Regierung muss man deswegen
reden, weil wichtige Erkenntnisse, die wir in der Großen
Koalition gemeinsam gewonnen haben und die Sie auch
schon in der rot-grünen Regierungszeit gewonnen hatten
und die wir auch hier schon diskutiert haben, dass nämlich die von mir dargestellte ständige Steigerung der
Kosten im Gesundheitswesen nicht automatisch und
ständig die Arbeitskosten belasten darf,
({0})
heute von Ihnen infrage gestellt werden. Sie müssen beantworten, warum das so ist. Dieser Frage müssen Sie
sich einmal stellen.
({1})
Angesichts dieser Debatten scheinen Sie eher erschrocken zu sein, dass wir in einigen Feldern das, was
Sie in elf Jahren Regierungszeit im Bundesministerium
für Gesundheit nicht geschafft haben, nun tatkräftig angehen.
({2})
Wir werden - darauf hat der Kollege gerade schon
hingewiesen - bei der Preisfindung im Arzneimittelbereich das, was Sie in elf Jahren nicht geschafft haben,
durchsetzen,
({3})
nämlich dass wir bei Arzneimitteln nur für einen tatsächlich erwiesenen Zusatznutzen dauerhaft mehr Geld zahlen, sodass es hier eine Verbindung zwischen Preis und
Nutzen gibt. Sie haben elf Jahre lang regiert und das
nicht geschafft.
({4})
Nun sind Sie erschrocken darüber, dass es nun gerade
eine bürgerliche Koalition ist, die das erreichen wird.
Warten Sie ab! Wir werden das noch dieses Jahr hinbekommen!
({5})
Ich will noch einige Sätze zum IQWiG sagen, zum
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen und seiner Kosten-Nutzen-Bewertung.
Warten Sie erst einmal ab, was am Ende herauskommt!
Ich sage Ihnen: Wir werden das IQWiG, das Institut für
die Nutzenbewertung von Arzneimitteln, im Zweifel
personell, inhaltlich und in den Verfahren eher stärken
als schwächen.
({6})
Messen Sie uns an unseren Taten, nicht an Ihren eigenen
Worten!
({7})
Sie scheinen in noch einem weiteren Punkt erschrocken darüber zu sein, dass wir etwas wahrmachen, wovon Sie viele Jahre lang nur geredet haben.
({8})
Sie haben immer eingefordert - in der Zielsetzung nicht
einmal zu Unrecht -, dass es für die gesetzliche Krankenversicherung eine breitere Finanzierungsgrundlage geben muss. Es kann nicht sein, dass alleine die abhängig Beschäftigten und insbesondere ihre Arbeitgeber
mit ihren Beiträgen das Gesundheitswesen finanzieren.
({9})
Wir haben dankenswerterweise in der Großen Koalition einen ersten Schritt gemacht, indem wir die Zusatzbeiträge eingeführt haben, die sich nun langsam entwickeln. Der entscheidende Punkt, um den es jetzt geht, ist,
dass wir einen steuerfinanzierten Sozialausgleich einführen wollen,
({10})
der - das wissen wir im Übrigen ganz genau - natürlich
möglichst einfach und möglichst ohne großen zusätzlichen bürokratischen Aufwand funktionieren muss,
({11})
der aber als steuerfinanzierter Sozialausgleich das Gesundheitswesen und insbesondere den Sozialausgleich
auf breitere Schultern stellen wird. Er wird auch zusätzliche Einnahmen wie Zinsen und Miet- und Kapitaleinkünfte durch die Steuern, die darauf erhoben werden, berücksichtigen.
({12})
Damit erreichen wir das, wovon Sie seit vielen Jahren
reden, aber bis heute nicht ansatzweise ein Konzept vorgelegt haben. Das ist es doch, was Sie an dem, was wir
jetzt angehen, so wurmt.
({13})
Insofern kann ich Ihnen, weil Sie gerade ja auch nach
konkreten Vorschlägen fragten, nur sagen: Die Grundlinie ist klar, die Zielrichtung auch. Wir wollen den
Einstieg in eine lohnunabhängige Finanzierung - insbesondere auch für eine zukünftige moderate Kostenentwicklung -, bei der es nicht automatisch aufgrund der
Steigerungen der Ausgaben im Gesundheitswesen zu einer Erhöhung der Arbeitskosten kommt. Mit dieser klaren Zielvorgabe haben wir einen ebenso klaren Auftrag
an die Regierungskommission erteilt, die in dieser Woche zum ersten Mal getagt hat.
Ich empfehle Ihnen, diese Kommission jetzt einmal in
Ruhe arbeiten zu lassen, damit sie die Ergebnisse nach
und nach erarbeiten und dann vorlegen kann,
({14})
also einfach noch zwei, drei Monate zu warten, bis es
erste Ergebnisse der Regierungskommission und eine
erste Richtung gibt, um dann tatsächlich in die inhaltliche Auseinandersetzung einzusteigen, anstatt hier murmeltierartig jede Woche mit uns die gleiche Debatte zu
führen.
({15})
Lieber Herr Kollege Lauterbach, vielleicht haben Sie
bis dahin ja auch ein paar Zahlen zu Ihrem eigenen Konzept. Dann könnten Sie sich inhaltlich so einbringen, wie
der Kollege Schurer das gerade für die SPD-Fraktion angekündigt hat. Das wäre ja auch schon einmal eine
Menge wert.
({16})
Es gibt eine weitere Anfrage bezüglich einer Zwischenfrage, und zwar des Kollegen Lemme.
Bitte.
Herr Abgeordneter Spahn, woher nehmen Sie denn
die notwendigen Steuermittel in Höhe von 5 Milliarden
Euro? Der Haushalt wird ja heute hier verabschiedet.
Wenn Sie das anpeilen, was Minister Rösler der Öffentlichkeit schon angedeutet hat, nämlich eine Kopfpauschale von 29 Euro, dann fehlt Ihnen ja dieser steuerliche Anteil. Woher nehmen Sie den aus dem
Nachtragshaushalt, und wann ist damit zu rechnen?
({0})
Herr Kollege, wir reden gerade über den
Haushalt 2010. Im Übrigen hat das mit diesem Haushalt
noch gar nichts zu tun.
({0})
Daneben sind die Zahlen, die Sie genannt haben, keine
Zahlen, die - das hat der Minister auch schon dargestellt irgendetwas mit dem Ministerium zu tun haben, sondern
sie sind Gott weiß wo aus der Welt gegriffen worden.
Ohne Zweifel haben Sie aber recht, dass wir für den
steuerfinanzierten Sozialausgleich auch Geld aus dem
Bundeshaushalt brauchen; das ist ja überhaupt keine
Frage.
({1})
Genau deswegen sitzen ja die mitbeteiligten und auch
mitbetroffenen Ressorts in dieser Regierungskommission mit am Tisch, um gemeinsam eine Lösung zu finden.
({2})
Eines geht aber eben nicht: Die Linke stellt hier Anträge, 3 Milliarden Euro zusätzlich für Krankenhäuser
und andere Dinge zur Verfügung zu stellen, ohne zu sagen, wie das finanziert werden soll. Ihr Kollege
Lauterbach sagte in einer gemeinsamen Diskussion allgemein - ich kann mich noch gut daran erinnern -: Die
künftigen Kosten der demografischen Entwicklung sollten wir einfach irgendwie aus dem Bundeshaushalt finanzieren.
Glauben Sie mir: Wir werden ein sauber finanziertes
Konzept vorlegen. Dafür sitzt die Regierungskommission zusammen,
({3})
und sie diskutiert eben nicht nur in Überschriften, wie
man sich das in der Opposition wohl leider erlauben
kann.
({4})
Deswegen bleibe ich bei dem, was ich auch in den
vergangenen Debatten gesagt habe.
({5})
Wir werden - ({6})
- Herr Präsident.
Es gibt den Wunsch, eine weitere Zwischenfrage zu
stellen. - Bitte schön.
Kollege Spahn, ich spreche Sie als Haushälterin und
unabhängig von dem an, was wir hier jetzt über die
Kopfpauschale diskutieren.
Ich möchte Sie an die Gesundheitsreform 2007 erinnern. Im Haushaltsausschuss, dem wir damals gemeinsam angehört haben, war für die Jahre 2007 bis 2016
eine Unterfinanzierung von aufsummiert 90 Milliarden
Euro absehbar. Diese kam durch die Leistungen zustande, die wir in der Großen Koalition gemeinsam und
solidarisch für die Menschen und für die Patienten wollten, für die es aber noch keine Gegenfinanzierung gab außer dem, was wir gemeinsam wollten und auch gemacht haben: Wir haben zugesagt, dass das aus Steuermitteln geschehen wird. Wir wollten damals eine solide
Gegenfinanzierung aufbauen.
({0})
Das ist damals an der CDU/CSU gescheitert.
Kollege Spahn, jetzt ist es aber so, dass dieser in
Treppenform ansteigende Steuerzuschuss geblieben ist
({1})
und dass Sie mit der neuen Koalition beschlossen haben,
die Arbeitgeberbeiträge zu deckeln.
({2})
Stimmen Sie mir zu,
({3})
dass Sie die Versicherten und die Steuerzahler durch die
Deckelung der Arbeitgeberbeiträge ab 2011 mit diesen Mehrausgaben letzten Endes alleinlassen, ohne ein
Gegenfinanzierungskonzept zu haben?
Die einfache Antwort wäre: Nein. Ich möchte aber zu
zwei Dingen, die Sie mir unterstellt haben, etwas sagen.
Erstens. Sie haben mal wieder den Begriff der Kopfpauschale, von dem ich nicht weiß, woher er kommt, verwendet.
({0})
- Sie können einmal versuchen, darüber nachzudenken.
Wir gehen jetzt schließlich ins Wochenende. - Allein der
Umstand, dass wir die beitragsfreie Mitversicherung von
Ehepartnern und Kindern beibehalten,
({1})
macht deutlich, dass es im Ergebnis nicht um einen ProKopf-Beitrag gehen wird,
({2})
sondern dass wir eine Lösung jenseits dessen finden
werden. Dies wird im Übrigen im Rahmen eines vernünftigen steuerfinanzierten Sozialausgleichs geschehen. Vielleicht geht das zur Abwechslung in Ihren Kopf
hinein.
({3})
- Ich bin gerade dabei, Ihre Frage zu beantworten.
Zweitens. Sie haben gesagt, wir hätten die Absicht,
den Arbeitgeberbeitrag festzuschreiben. Ich weiß nicht,
ob Sie sich daran erinnern, dass wir das bereits zusammen mit Ihnen gemacht haben.
({4})
Wir haben mit der Einführung des Gesundheitsfonds die
automatische Beitragssatzentwicklung bei den Krankenkassen durch eine zentrale Festsetzung des Beitragssatzes durch die Bundesregierung nach vorheriger Befassung durch den Bundestag abgelöst.
({5})
Das ist nichts anderes als eine Festschreibung des Arbeitgeberbeitrags, die Sie vor wenigen Monaten noch für
notwendig gehalten haben.
({6})
Ich bleibe dabei: Sie müssen einmal erklären, wieso
heute nicht mehr gelten soll, was noch vor wenigen Monaten gegolten hat. Dieses Glaubwürdigkeitsproblem haben Sie in all diesen Debatten, liebe Frau Kollegin
Hagedorn.
({7})
Insofern bleibe ich im Ergebnis bei dem, was ich auch
schon in den vergangenen Wochen gesagt habe: Wir gehen frohen Mutes gemeinsam mit dem Minister und unserem Koalitionspartner an diese Aufgabe heran,
({8})
weil wir glauben, dass die Perspektive steigender Gesundheitskosten, die sich aus der demografischen Entwicklung und dem medizinischen Fortschritt ergeben,
und das Ziel, für den sozialen Ausgleich eine breitere
Finanzierungsgrundlage zu schaffen, es notwendig machen, über Wochen und Monate intensiv und gründlich
zu diskutieren und daran zu arbeiten. Wir müssen sehen,
wie man dies umsetzen kann, ohne es mit Kampfbegriffen kaputtzumachen. Wir wollen dieses Ziel erreichen,
weil es ein hehres Ziel ist, das nicht die Partei in den
Vordergrund stellt. Es soll ein zukunftsfähiges Konzept
für das Land erarbeitet werden. Sie sollten an Inhalten
arbeiten, nicht an Überschriften. Vielleicht wäre das ein
Ansatz dafür, sich in der Opposition eine neue Rolle zu
suchen.
({9})
Das Wort hat nun Elke Ferner für die SPD-Fraktion.
({0})
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wenn man sich die Reden der schwarz-gelben Koalition
anhört,
({0})
dann kann man wirklich nur sagen: Die schwarz-gelben
Chaostage gehen weiter. Ich hätte mir gewünscht, dass
die Kollegen von der CSU einmal klar und deutlich sagen, ob sie denken, dass der bayerische Gesundheitsminister und der bayerische Ministerpräsident und CSUVorsitzende recht haben, und ob sie deren Haltung unterstützen.
({1})
Wir fragen uns auch, ob sie die Kosten, die sich durch
die demografische Entwicklung und den medizinischen
Fortschritt ergeben, künftig allein und unsolidarisch - es
ist unsolidarisch, den Arbeitgeberbeitrag einzufrieren auf die Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung
verlagern wollen; so wollen es die schwarz-gelbe Koalition und insbesondere Herr Rösler. Eine Antwort darauf
habe ich heute Morgen noch nicht gehört.
({2})
Man muss sich einmal anschauen, was in den letzten
Tagen so hin- und hergeworfen wurde: So bezeichnet
zum Beispiel der eine den anderen als Quartalsspinner.
Herr Söder sagt: Er ist gegen eine Kopfprämie, egal ob
groß oder klein.
({3})
Frau Merkel sagte am Mittwoch in Ihrer Rede: Das
Wichtigste in der Gesundheitspolitik ist, dass die Arbeitgeberbeiträge festgeschrieben werden.
({4})
Da frage ich mich, in welchem Land wir eigentlich leben. Das Wichtigste in der Gesundheitspolitik ist, auch
künftig sicherzustellen, dass alle Menschen, unabhängig
von ihrem Einkommen und unabhängig von ihrer Krankenversicherung, eine medizinisch hochwertige Versorgung bekommen, und zwar dann, wenn sie sie brauchen,
und nicht nur dann, wenn sie das Geld dafür haben.
({5})
Wer den Arbeitgeberbeitrag festschreiben will,
muss den Menschen klar und deutlich sagen, wie der
Rest bezahlt werden soll.
({6})
Aber das tun Sie nicht. Sie faseln hier davon, wenn das
über Steuern finanziert werde mit einem Sozialausgleich
- der weder finanzierbar noch organisierbar ist -, sei das
alles viel gerechter. Herr Spahn, welche Steuern wollen
Sie denn erhöhen? Sie haben eben gesagt, künftig sollen
auch Zinseinkünfte, Kapitaleinkünfte zur Finanzierung
herangezogen werden. Welche Steuer wollen Sie ganz
konkret erhöhen?
({7})
Wenn Sie keine Steuer erhöhen wollen, heißt das, es gibt
keinen Sozialausgleich, zumindest keinen ausreichenden, und das wiederum bedeutet, dass die Menschen höhere Krankenversicherungsbeiträge zahlen müssen, und
zwar die GKV-Mitglieder allein. Das ist der Ausstieg aus
einem bewährten, solidarisch finanzierten System.
({8})
Das kann man vielleicht als kleine Fraktion wie die FDP
wollen; aber eine große Fraktion wie die CDU/CSU ist
wirklich schlecht beraten, einen solchen Weg zu gehen.
({9})
Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
Kollegen Lotter von der FDP-Fraktion?
Aber sehr gerne.
Frau Kollegin Ferner, die strikte Bindung der Gesundheitskosten an die Arbeitskosten hat, weil man die
Arbeitskosten nicht ausufern lassen wollte, zu einem
Budgetierungsdruck geführt, der schon nah an der Rationierung war. Stimmen Sie mir zu, dass, wenn die Arbeitgeberkosten festgeschrieben werden, ein enormer Druck
aus diesem System herausgenommen wird
({0})
und die am Gesundheitswesen Beteiligten dann in der
Lage sind, das für ihre Patienten zu tun und zu verordnen, was notwendig und angezeigt ist?
({1})
Ich bedanke mich sehr für diese Frage. Sie zeigt nämlich wirklich, wes Geistes Kind Sie sind.
({0})
Wenn Sie den Arbeitgeberbeitrag festschreiben, erreichen Sie zunächst einmal eines: dass ein wichtiger
Player in dem ganzen Finanzierungssystem künftig überhaupt kein Interesse mehr daran hat, auf die Ausgabenseite zu achten.
({1})
Wenn Sie sagen, das führe dazu, dass mehr verschrieben
wird - in Klammern: das kostet dann auch mehr - und
dass das dann bezahlt werden kann, frage ich Sie: Von
wem soll das denn bezahlt werden? Von den Versicherten oder von den Patienten über Zuzahlungen? Das werden Sie uns hoffentlich irgendwann noch erzählen, vor
der NRW-Wahl sicher nicht mehr,
({2})
weil das dann doch zu viele abschrecken würde, einen
gravierenden Fehler bei ihrer Wahlentscheidung zu machen. Das zeigt genau, wes Geistes Kind Sie sind. Sie
wollen die Versicherten mehr belasten als bisher und die
Arbeitgeber aus der Kostenverantwortung entlassen. Das
wird mit uns nicht zu machen sein. Die Menschen in
Nordrhein-Westfalen werden am 9. Mai an der Wahlurne
die Möglichkeit haben, darüber abzustimmen.
({3})
Ein zweiter Punkt, dem ich mich jetzt widmen will:
Wir haben von Herrn Rösler die ganze Zeit nichts anderes gehört, als dass er die Kopfpauschale will.
({4})
Es soll einen automatischen Sozialausgleich geben kein Mensch weiß, wie das gehen soll. Außerdem hören
wir, die Arzneimittelausgaben sollen jetzt begrenzt werden und der Pharmaindustrie gehe es an den Kragen.
({5})
Wo sind denn die Vorschläge dazu? Ich habe bisher
noch keinen Vorschlag auf dem Tisch dieses Hauses gesehen.
({6})
- Es ist sehr parlamentarisch, Herr Lanfermann, dass Sie
es nicht für notwendig halten, das, was in Gesetzen geregelt werden soll, dem Bundestag zur Beratung vorzulegen.
({7})
Drittens will ich einen Blick auf die Defizitentwicklung werfen. Das Bundesversicherungsamt geht von bis
zu 15 Milliarden Euro im nächsten Jahr aus. In Sachen
Ausgabenbegrenzung geschieht nichts, zumindest bisher
nicht.
({8})
- Je länger Sie warten, umso schwieriger wird es. Das
weiß eigentlich jeder, der sich in dem System auch nur
ein bisschen auskennt. - Wenn man sich einmal anschaut, was diese 15 Milliarden Euro für die Mitglieder
der GKV bedeuten, kommt man auf 24 Euro pro Monat
und Kopf. Das kann man ja wollen; aber dann sagen Sie
mir bitte, mit welcher Begründung die Sekretärin genauso 24 Euro bezahlen soll wie ihr Chef.
({9})
Weil sie ein niedrigeres Einkommen hat? Weil sie von einer Steuerentlastung, die Sie durchführen wollen - dann
wieder nicht und dann wieder doch -, weniger profitiert
als ihr Chef? Warum soll das eigentlich so geregelt werden? Ich frage mich, welches Verständnis von Solidarität
Sie haben. Keines, muss ich feststellen. Das Schlimme
ist, dass auch die Union sich davon verabschiedet hat.
({10})
Jetzt möchte ich noch etwas zu den Vorwürfen von
Herrn Spahn sagen. Wir haben nie den Arbeitgeberbeitrag
({11})
einfrieren wollen. Nie! Das wissen Sie ganz genau.
({12})
- Nein, schauen Sie mal in das Gesetz. Lesen bildet bekanntlich, Herr Kollege. Wir haben ihn nicht dauerhaft
eingefroren.
({13})
Sie wollten erst wieder an den Beitrag heran, wenn die
Einnahmen des Fonds nur noch 90 Prozent der Ausgaben der GKV ausmachen. Wir haben gesagt, dass schon
bei 98 Prozent eingegriffen werden muss. Das Ganze ist
ein Kompromiss gewesen.
({14})
Das wissen Sie genauso gut wie ich. Vor allen Dingen
können Sie uns nicht vorwerfen, dass wir unsere Position durchsetzen wollen genauso wie Sie, die Sie schon
immer das Einfrieren des Arbeitgeberbeitrages und eine
Entsolidarisierung im Gesundheitswesen wollten.
({15})
Der Unterschied zwischen Schwarz-Gelb und uns ist
folgender: Sie wollen die Versicherten alleine die zukünftig zusätzlichen Kosten tragen lassen. Wir wollen
eine solidarische Finanzierung. Sie machen Politik gegen die Mehrheit der Bevölkerung, und wir machen
Politik für die Mehrheit der Bevölkerung.
({16})
Die Wähler und Wählerinnen in Nordrhein-Westfalen
werden das am 9. Mai entsprechend quittieren.
Herzlichen Dank.
({17})
Das Wort hat nun der Bundesminister für Gesundheit,
Philipp Rösler.
({0})
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Zunächst einmal möchte ich die gute Tradition
fortsetzen und mich bei den Berichterstattern des
Einzelplans 15 ausdrücklich auch im Namen aller meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die gute Zusammenarbeit bedanken. Die Ergebnisse für den Haushalt waren nicht immer angenehm, aber zumindest die
menschliche Zusammenarbeit.
Die Gesundheitspolitik steht vor großen Aufgaben.
Sie wurden schon zu Recht beschrieben. Wir werden immer älter, wir werden auch gesünder älter. Wir freuen
uns über den medizinisch-technischen Fortschritt. Er ist
ein Segen für die Menschheit. Aber all das muss natürlich auch bezahlt werden. Deswegen müssen wir hier
alle ehrlich zu den Menschen sein. Zur Wahrheit gehört
dann eben, dass Gesundheit und Gesundheitsversorgung
in Zukunft besser werden, aber eben nicht billiger. Diese
Wahrheit gehört zur Ehrlichkeit einer jeden gesundheitspolitischen Debatte einfach dazu.
({0})
Weil das so ist, brauchen wir ein robustes Finanzierungssystem. Die Menschen müssen die Sicherheit haben und die Gewissheit bekommen, dass das Geld, das
sie heute einbezahlen, morgen auch für Vorsorge und
Versorgung tatsächlich zur Verfügung steht. Diese Gewissheit haben sie bisher nicht. Wir sind als christlichliberale Regierungskoalition angetreten, diese Gewissheit herzustellen.
({1})
Ihr Finanzierungssystem, in dem wir uns heute befinden,
({2})
ist nicht in der Lage, diese Sicherheit den Menschen
weiterhin zu geben,
({3})
weil es sich im Prinzip in einem Zustand befindet wie
eine Straße nach einem elf Jahre langen Winter. Überall
tun sich neue Löcher auf. Es reicht eben nicht, einfach
nur Notreparaturen durchzuführen. Statt Flickschusterei
brauchen wir endlich ein solides Finanzierungsfundament für unsere gesetzliche Krankenversicherung.
({4})
Gerade jetzt in Krisenzeiten sehen wir doch die Konjunkturanfälligkeit reiner lohnbezogener Beiträge. Wir
gleichen einen Großteil durch 3,9 Milliarden Euro aus,
weil wir alle wissen, dass es fatal wäre, den Beitragssatz
in der jetzigen Krisenzeit zu erhöhen. Das würde nämlich zu mehr Arbeitslosigkeit und zu weniger Einnahmen
aus sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung führen. Dieses System schadet dem Arbeitsmarkt, auch der
Krankenversicherung und damit den Menschen insgesamt. Deswegen ist es richtig, die Krankenversicherungskosten auf der einen Seite von den Lohnzusatzkosten auf der anderen Seite stärker zu entkoppeln als
bisher; denn wir wollen nicht weniger Arbeitsplätze,
sondern endlich wieder mehr.
({5})
Wir wollen auch mehr Gerechtigkeit. Ich habe Ihnen
eine kurze Situationsbeschreibung mitgebracht. Ich darf
zitieren: Angenommen, ein Bankdirektor mit 1 Million
Euro Jahresgehalt wäre bei der AOK versichert. Als
Spitzenverdiener zahlt er 296,25 Euro.
({6})
Das entspricht einem Beitragssatz von 0,36 Prozent seines Bruttogehaltes. Wörtlich heißt es weiter:
Die Haushälterin des Bankiers und ihr als Gärtner angestellter Ehemann, Jahresgehalt jeweils 25 000 Euro,
sind auch noch bei der AOK.
Zusammen zahlen sie 329,17 Euro an die Krankenkasse. Das sind gut 30 Euro mehr als ihr Chef.
Das, meine Damen und Herren, sind keine Zahlen von
CDU/CSU oder FDP, sondern Zahlen aus dem Spiegel
der letzten Woche. Der Spiegel steht ja nicht im Verdacht, ein reines Regierungsverlautbarungsblatt zu sein.
({7})
Deswegen darf ich das Zitat weiterführen:
Willkommen in der gesetzlichen Krankenversicherung - dem vermutlich einzigen Solidarsystem der
Welt, wo Putzfrauen bisweilen ihre Chefs subventionieren …
Wer das System noch solidarisch nennt, der hat es
nicht verstanden.
({8})
Das ist das Gegenteil von sozialer Gerechtigkeit, und
deswegen werden wir das System verbessern.
({9})
Die Regierungskommission wird dazu die richtigen Vorschläge unterbreiten.
Wir wollen die Einnahmeseite stabilisieren,
({10})
und zwar durch einen höheren Anteil einkommensunabhängiger Beiträge. Wir werden jeden, je nach seiner
Leistungsfähigkeit, zu einem steuerfinanzierten Solidarausgleich heranziehen. Wir werden dafür sorgen, dass
nur diejenigen Hilfe erhalten, die unsere Unterstützung
wirklich benötigen.
({11})
In unserem System wird es jedenfalls keinen Solidarausgleich für Banker geben. Unser System ist gerechter und
sorgt endlich für mehr Solidarität in der Krankenversicherung.
({12})
Wir werden aber nicht nur die Einnahmeseite stabilisieren, sondern auch auf die Ausgaben achten. Wir sind
es den Menschen schuldig, dafür zu sorgen, dass sie
nicht mehr als notwendig für die Krankenversicherung
bezahlen.
({13})
- Das beste Beispiel ist der Arzneimittelsektor. Sie,
Herr Kollege, mit all Ihren Vertretern der ehemals großen Volkspartei SPD hatten elf Jahre lang Zeit, etwas im
Arzneimittelsektor zu tun.
({14})
Sie haben einfach weggesehen, als die Arzneimittelindustrie den Menschen die Preise diktiert hat. Sie sind
die Letzten, die uns an dieser Stelle Ratschläge erteilen
sollten.
({15})
Wir brauchen Innovationen im Arzneimittelmarkt.
Wir wollen auch eine schnelle Markteinführung. Trotzdem können wir nicht akzeptieren, dass die Industrie den
Menschen die Preise diktiert. Das geht nämlich zulasten
der Versicherten, zulasten der Patientinnen und Patienten.
Deswegen brauchen wir ein neues Preissystem. Künftig muss jedes Unternehmen, das einen höheren Preis
haben will, zunächst einmal einen höheren Nutzen für
Patientinnen und Patienten belegen. Ich finde, die Industrie ist diesen Beweis bisher schuldig geblieben. Deswegen werden wir sie gesetzlich dazu verpflichten, einen
solchen Beweis in Form von Studien vorzulegen. Wir jedenfalls lassen unsere Patientinnen und Patienten nicht
im Stich.
({16})
Diese Studien werden dann selbstverständlich die
Grundlage für Vertragsverhandlungen zwischen den
Kassen auf der einen Seite und der Industrie auf der anderen Seite sein. Seien Sie versichert: Wir werden dafür
sorgen, dass die Partner sich an einem Tisch zusammenfinden, um schnellstmöglich Verträge abzuschließen;
({17})
denn neben den mittel- und langfristigen Maßnahmen
werden wir selbstverständlich auch schnell wirksame Instrumente einsetzen, beispielsweise Preismoratorien
oder verpflichtende Rabatte. Diese Maßnahmen und Instrumente werden so lange erhalten bleiben, bis die mittel- und langfristigen Instrumente anfangen zu wirken.
Gute Versorgung mit Medikamenten zu niedrigeren Preisen, das, meine Damen und Herren, ist unser Ziel.
({18})
Wir als Regierungskoalition werden dabei erfolgreich
sein und dieses Ziel auch erreichen.
({19})
Sie sehen bei diesen Haushaltsberatungen: Selbstverständlich kann es gelingen, auf der Einnahmeseite das
System robuster und stabiler zu gestalten und die Ausgaben besser als bisher zu kontrollieren. Wir sind angetreten, damit im deutschen Gesundheitssystem endlich etwas passiert. Wir werden ein Gesundheitssystem auf den
Weg bringen, das zukunftsorientiert zu Ende gedacht ist
({20})
und endlich wieder sozial gerecht ist. Das haben wir den
Menschen versprochen, und das, meine Damen und Herren, werden wir auch einhalten.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
({21})
Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich dem
Kollegen Fritz Kuhn.
({0})
Herr Minister, Sie haben Ehrlichkeit als Prinzip in der
Gesundheitspolitik reklamiert. Das kann man natürlich
immer tun, weil es niemanden gibt, der gegen Ehrlichkeit ist. Aber Sie haben nicht gesagt, was Sie wollen.
Wenn die Forderung nach Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit irgendeinen Sinn haben soll, dann muss man in der
aktuellen Diskussion sagen, in welche Richtung man gehen will. Das haben Sie noch nicht einmal ansatzweise
gemacht. Sie sind im Allgemeinen geblieben.
({0})
- So wach, wie ich bin, ist so schnell kein anderer.
({1})
Ich habe mich aus folgendem Grund zu dieser Kurzintervention gemeldet: Sie diskutieren über die Einführung einer kleinen Kopfpauschale oder eines kleinen Gesundheitsbeitrages, wie Sie es nennen. Es ist übrigens
kein besonderer Ausweis von Konsequenz, wenn man
nach 140 Tagen Regierung und Koalitionsverhandlungen eine Kommission aus acht Ministern - das ist das
halbe Kabinett - braucht, um endlich zu sagen, in welche
Richtung man gehen will.
({2})
Wenn ich mir das Verhältnis von großer Kopfpauschale zu kleiner Kopfpauschale anschaue, dann fällt mir
ein Vergleich aus der Landwirtschaft ein: Ob nun ein
großer Haufen oder ein kleiner Haufen stinkt, beide stinken; beide sind Mist. Der Weg, den Sie gehen, ist nicht
vernünftig.
({3})
- Sie können doch niemandem im Land erklären, warum
Sie etwas Großes nicht machen können, weil Teile der
eigenen Regierung sagen, das sei Mist, wohl aber etwas
Kleines nach dem Motto: Das bekommen wir schon hin.
Zur Gerechtigkeit. Wenn Sie sagen, eine Kopfpauschale - ob groß oder klein - sei gerechter, dann müssen
Sie auch sagen, wie Sie sich das steuerlich vorstellen.
Herr Rösler, Sie, der Sie einer Partei angehören, die für
Steuersenkungen eintritt und sogar eine Flattax von
35 Prozent für Bestverdienende will, können hier doch
niemandem erzählen, dass die zusätzlichen Belastungen
durch den Sozialausgleich im Gesundheitswesen von denen bezahlt werden, die Sie steuerlich massiv entlasten
wollen. Sie werden nicht bestreiten können, dass eine
Senkung des Spitzensteuersatzes von 42 auf 35 Prozent
eine Entlastung für Bestverdienende ist.
Vor diesem Hintergrund frage ich Sie - das ist ehrlich
gemeint -: Warum behaupten Sie, dass eine kleine Kopfpauschale für mehr Gerechtigkeit sorgt, weil der Sozialausgleich über Steuern finanziert wird?
({4})
Herr Minister.
Vielen Dank. Ich helfe gern. - Zuerst zu der Frage, in
welche Richtung die Arbeit der Regierungskommission
gehen soll. Das ist einfach und klar zu beschreiben. Das
ist auch nachzulesen; das steht im Koalitionsvertrag. Ich
schicke Ihnen diesen gerne zu. Es lohnt sich übrigens,
sich auch alle anderen Kapitel durchzulesen. Herr Kollege, die Aufgabe der Regierungskommission ist nicht,
das endgültige System zu beschreiben - das steht bereits
im Koalitionsvertrag -, sondern, den Weg vom Zustand
heute zum Idealzustand von morgen genau vorzugeben;
denn nach elf Jahren roter und rot-grüner Gesundheitspolitik
({0})
wird man nicht von heute auf morgen das System
schlagartig verbessern können.
Wir werden daher in kleinen Schritten - das macht
Sinn - auch einkommensunabhängige Beiträge einführen; denn wir dürfen weder die steuerlichen Finanzierungssysteme noch die Menschen überfordern. Diese
Vorgehensweise ist richtig. Das Ziel ist klar benannt. Der
Weg dorthin wird von der Regierungskommission beschrieben. Wir wollen eine vernünftige Gesundheitsversicherung, die solidarischer und gerechter ist als all das,
was Sie bisher auf den Weg gebracht haben.
({1})
Das Wort hat nun Kollege Harald Weinberg für die
Fraktion Die Linke.
({0})
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Meine Damen und Herren! Herr Rösler sprach
gerade von einer Gewissheit, die man habe. Die einzige
Gewissheit, die wir bisher haben, ist, dass diese Gesundheitsprämie für die Versicherten, vor allem für die
schlecht verdienenden Versicherten, teurer wird.
({0})
Was wird tatsächlich angegangen? Die Bundesregierung verweigert bislang der Opposition sämtliche Auskünfte über ihre Vorhaben in der Gesundheitspolitik mit
dem Hinweis, das werde die Regierungskommission
schon regeln; so lange müsse man eben Geduld haben.
Aber weder wir noch die Menschen draußen wollen sich
weiter gedulden. Die Menschen draußen verlieren die
Geduld - die Umfragen zeigen das deutlich -, wahrscheinlich weil ihre Erfahrungen mit Regierungskommissionen - wenn man zum Beispiel an die Hartz-Kommission denkt - nicht die allerbesten sind.
({1})
In der aktuellen gesundheitspolitischen Debatte gibt
es immer wieder Auseinandersetzungen um die Begriffe.
Herr Spahn von der Union und Herr Lanfermann von der
FDP würden uns ja am liebsten verbieten, von einer
Kopfpauschale zu reden. Stattdessen sollen wir schön
brav immer „einkommensunabhängige Gesundheitsprämie mit automatischem Sozialausgleich“ sagen.
({2})
Einmal abgesehen davon, dass das ein Begriffsungetüm
ist, kann man nur sagen: Netter Versuch, Herr Spahn;
netter Versuch, Herr Lanfermann. Herr Bahr von der
FDP, heute Staatssekretär, hat früher an dieser Stelle den
Versuch unternommen, Begriffsklärungen mithilfe des
Duden herbeizuführen. Wir tun es Ihnen einfach einmal
gleich: Unter dem Stichwort „Kopfpauschale“ finden Sie
dort - Zitat -:
von allen Versicherten in gleicher Höhe zu entrichtender Beitrag zur Krankenversicherung.
({3})
Wenn wir von dem Detail der Familienversicherung einmal absehen, dann ist es genau das, was Sie einführen
wollen.
({4})
- Nun seien Sie einmal ruhig! - Jeder und jede soll
denselben Beitrag zahlen. Was, denken Sie, Herr
Lanfermann, steht im Duden unter dem Stichwort „Gesundheitsprämie“? Nichts, kein Eintrag.
({5})
Laut Duden gibt es dieses Wort gar nicht. Es ist eine Erfindung von Ihnen und von Herrn Spahn, von all denen,
die die Kopfpauschale einführen wollen, ohne dass die
Bevölkerung es merkt.
({6})
Ich sage Ihnen aber: Dieser Versuch geht schief. Die
Menschen sind nicht so dumm, dass sie sich von Ihnen
hinters Licht führen lassen.
({7})
Den Kampf um die Begriffshoheit haben Sie längst verloren. Deshalb wiederhole ich hier in aller Deutlichkeit:
Die Kopfpauschale ist unsozial, die Kopfpauschale ist
unfinanzierbar, auch die schrittweise Einführung der
Kopfpauschale ist ein Anschlag auf den Sozialstaat. Die
Kopfpauschale muss weg.
({8})
Zum Schluss muss noch über ein Stück Schmierentheater gesprochen werden; es war gerade hier Thema.
Der Gesundheitsminister merkt langsam, dass er etwas
machen muss. Er kann nicht immer nur unterhaltsame
Anekdoten von sich geben, gute Miene zum bösen Spiel
machen und ansonsten untätig bleiben.
({9})
Das kauften Ihnen die Medien und die Öffentlichkeit vor
einigen Monaten ab, jetzt aber nicht mehr. Es wird überall berichtet, dass die Kosten aus dem Ruder laufen, vor
allen Dingen die der Arzneimittel; das war gerade
Thema. Nun denkt sich Minister Rösler: Von mir als
FDP-Mitglied - Sie wissen, eine Übersetzung von FDP
ist: Freundeskreis der Pharmaindustrie ({10})
erwartet niemand, dass ich der Pharmaindustrie die Rendite kürze, aber die Menschen im Land fänden das vielleicht gut. Also tue ich einmal so, als ob. Ich treffe mich
mit den Vertretern der Pharmaindustrie hinter verschlosHarald Weinberg
senen Türen und frage sie, welche Vorschläge sie haben,
um die Pillen billiger zu machen.
Nun gut, die Pharmaindustrie macht dann einen Vorschlag, nämlich dass die großen Konzerne nicht mehr für
alle Krankenkassen zugleich die Preise festsetzen sollen,
sondern zukünftig mit jeder einzelnen Kasse in Verhandlungen treten sollen. Dreimal dürfen Sie raten, wer gewinnt, wenn ein multinationaler Konzern mit einer
Betriebskrankenkasse in Verhandlungen tritt. Und nun
kommt das Theater: Herr Rösler sagt in der Bild-Zeitung: Ich lege die Pharmaindustrie an die Leine. Ihr dürft
nicht mehr allen Krankenkassen zugleich die Preise
diktieren, sondern müsst zukünftig Verhandlungen mit
jeder einzelnen Kasse führen. - Die Pharmaindustrie tut
so, als wäre sie hart getroffen, ist es aber nicht. Sie ist
wieder einmal geschickt um eine wirkliche Preisregulierung der Arzneimittel herumgekommen. Das glauben
Sie nicht? Im Spiegel vom 15. März - auch Herr Rösler
hat gerade aus dem Spiegel zitiert - ist der Vorsitzende
des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie,
Bernd Wegener, zitiert. Er sagt dort wortwörtlich:
Interessant, dass man uns zu unseren eigenen Vorschlägen zwingen will.
Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen.
Vielen Dank.
({11})
Das Wort hat nun Birgitt Bender für die Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Minister Rösler, wenn man Ihnen zuhört, dann muss man
sagen: Sie unterschätzen den IQ Ihres Publikums erheblich.
({0})
Denn wer soll glauben, was Sie da erzählen? Nach Ihrer
Darstellung ist der Bankdirektor Mitglied der gesetzlichen Krankenversicherung. Ha, ha! In Deutschland ist er
in der Regel Mitglied einer privaten Krankenversicherung. Wollen Sie das ändern und ihn in das Solidarsystem einbeziehen? Nein, das wollen Sie nicht. Sie haben
in den Koalitionsvertrag eine Bestandsgarantie für die
PKV geschrieben. Also, was soll das Argument?
({1})
Ein kleiner Tipp: Da, wo es Kopfgeldsysteme, deren
Fan Sie sind, gibt, nämlich in den Niederlanden und in
der Schweiz, ist der Bankdirektor allerdings mit dabei,
immerhin. Aber genau das will die FDP verhindern, um
die Privilegien der Besserverdienenden zu verteidigen.
({2})
Jetzt komme ich auf Ihr Rechenbeispiel zu sprechen.
Nehmen wir einmal an, der Bankdirektor wäre tatsächlich in der GKV und zahlte die 296 Euro Kopfpauschale.
Wie sähe es bei Ihrem Kopfgeldsystem aus? Dieser
Bankdirektor würde in Zukunft 140 Euro oder 150 Euro
zahlen.
({3})
Wenn man eine Grundschule besucht hat, dann weiß
man, dass das die Hälfte von dem ist, was er bis dahin
gezahlt hat.
({4})
Würde das durch Steuermittel kompensiert? Nein. Sie
wollen die Steuern doch gar nicht erhöhen. Im Gegenteil: Sie wollen den Spitzensteuersatz, den der Bankdirektor zahlt, auch noch reduzieren. Dennoch erzählen
Sie hier etwas von Solidarität. Dazu sagt man in der Umgangssprache: Hallo?
({5})
Da stimmt doch etwas nicht.
Herr Minister, immer wieder hört man hier von Ihnen
- es ist schon ein Hammer -: Große Aufgaben liegen vor
uns; ein robustes Finanzierungssystem brauchen wir.
Was passiert? Sie setzen eine Kommission ein. Diese
Kommission besteht noch nicht einmal aus Fachleuten;
Fachkenntnis dürfte da eher hinderlich sein. Ihnen assistieren zwei FDP-Minister, die noch nie etwas vom Gesundheitssystem gehört haben, und Sie werden von fünf
Ministern aus der Union misstrauisch überwacht. Sie
sind vor allem in dieser Kommission, um zu verhindern,
dass vor der NRW-Wahl irgendetwas Böses passiert. Bis
dahin soll sowieso Ruhe sein.
({6})
Ist das eine gute Nachricht? Nein, ist es nicht. Es ist
ein Skandal. Was ist denn mit dem Gesundheitssystem
los? Allein in diesem Jahr fehlen 4 Milliarden Euro. Im
nächsten Jahr sind es - das ist kein Geheimnis; das haben Sie sich gerade vortragen lassen - 15 Milliarden
Euro, die dem System fehlen. Woher könnte man dieses
Geld nehmen? Ein Steuerzuschuss in Höhe von
15 Milliarden Euro? Haben Sie nicht. Beitragserhöhungen, etwa 1,5 Beitragssatzpunkte paritätisch? Wollen Sie
nicht. Kopfgeld - dies lässt sich umrechnen in 25 Euro
pro Person -: Genau das könnte Ihr Ziel sein. Aber da ist
noch nicht eingepreist, dass der Finanzminister kommen
und
({7})
im nächsten Jahr garantiert sagen wird: 16 Milliarden
Euro Steuerzuschuss, darüber reden wir aber noch einmal.
({8})
Herr Schäuble, ich bin mir sicher, dass ich in Ihrem
Sinne rede. Das, was die FDP plant, wird mit einem Fragezeichen versehen, und dann wird die Kopfpauschale,
durch die einseitig die Versicherten belastet werden,
noch einmal höher.
Fazit: Ruhe ist nur bis zur NRW-Wahl am 9. Mai.
Dann folgen vier weitere Sitzungen dieser Kommission.
Diese Sitzungen wird man damit verbringen, einen
Kompromiss zu inszenieren. Wie könnte dieser Kompromiss aussehen? Den Testballon mit 29 Euro Kopfpauschale, eingepreist 0,9 Beitragssatzpunkte, die bisher
von den Versicherten gezahlt werden, haben Sie schon
steigen lassen. Wie geht es dann weiter? Die Geringverdienenden brauchen einen Sozialausgleich. In Ihrer
Rechnung sind das 5 Milliarden Euro - Geld, das Sie
nicht haben. Durchschnittsverdienende zahlen im Jahr
100 Euro mehr und Gutverdienende ab einem Einkommen von 3 200 Euro würden entlastet. Ich gratuliere!
Ich sage Ihnen, Herr Minister: Ein solcher Teilausstieg aus dem Solidarsystem ist ebenfalls ein Ausstieg.
Natürlich verfolgen Sie damit das Ziel des Komplettausstiegs. Die Versicherten sollen in Zukunft höher belastet
werden - das hat der Kollege Lotter vorhin mit bemerkenswerter Unbefangenheit gesagt; da spürt man den
politischen Neuling -, und die Arbeitgeber sollen an der
Finanzierung nicht mehr beteiligt werden. Man glaubt,
dass man mehr Geld ins System holen kann, wenn man
den Versicherten in die Tasche langt. Das ist ungerecht,
und es wird auch nicht funktionieren.
({9})
Sollen wir glauben, dass die CDU das nach den Wahlen in NRW verhindern wird? Nein! Die CDU wird sehr
einverstanden sein. Sollen wir glauben, dass die CSU,
die sich derzeit als Held des Solidarsystems gibt, das
verhindern wird? Schauen wir uns einmal an, was
Markus Söder letzte Woche im Bayerischen Landtag gesagt hat. Da wurde er von einer grünen Abgeordneten
gefragt, wie er den Passus im Koalitionsvertrag interpretiere, dass man einkommensunabhängige Arbeitnehmerbeiträge wolle. Seine Antwort war so: Die Anforderung
der Einkommensunabhängigkeit beziehe sich nicht auf
den ganzen Krankenversicherungsbeitrag, sondern nur
auf den Zusatzbeitrag, eine Kopfpauschale in ihrer
reinen Form lehne er ab. Im Klartext: Eine kleine Kopfpauschale ist mit der CSU sehr wohl zu machen. Diese
Haltung unterscheidet sich aber gar nicht von dem, was
Sie, Herr Minister, inzwischen sagen. Sie haben ja inzwischen auch schon von der großen Ankündigung auf
den kleinen Einstieg umgestellt.
Frau Kollegin, Sie müssen bitte zum Schluss kommen.
Mache ich. - Der CSU wird nur wichtig sein, dass das
Geld aus dieser Kopfpauschale nicht in den Finanzausgleich der Kassen einbezogen wird, damit dieses Geld in
Bayern hängen bleibt. Auch das ist dann wieder ein
Stück Entsolidarisierung.
({0})
Wir glauben, dass diese Kommission dazu da ist,
Frau Kollegin!
- ein Theaterstück aufzuführen, bei dem das herauskommt, was ich eben gesagt habe. Wir werden das zu
verhindern wissen.
({0})
Das Wort hat nun Kollege Rolf Koschorrek, CDU/
CSU-Fraktion.
({0})
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir
sind in den Beratungen zum ersten Haushalt der neuen
Regierung und des neuen Ministers Rösler selbstbewusst
an die Arbeit gegangen und haben deutlich gemacht,
dass wir zu dem stehen, was vorher in der Gesundheitspolitik gemacht worden ist, und dass es uns nicht darum
geht, alles schlechtzureden, was vorher gelaufen ist, aber
sehr wohl darum, die Dinge weiterzuentwickeln. Wir
führen Bewährtes fort und wollen die Finanzierung angefangener Projekte auch in Zukunft weiter sicherstellen. Ich nenne in diesem Zusammenhang die Verbesserung der Versorgung Pflegebedürftiger, die Förderung
der Kindergesundheit und natürlich auch die Verbesserung der Versorgung chronisch Kranker. Kurz gesagt:
Wir machen nicht alles anders, aber Vieles und Wesentliches deutlich besser.
Wichtige Entscheidungen, die angesichts der Veränderungen in unserer immer älter werdenden Gesellschaft
und auch infolge der Einflüsse der Globalisierung nötig
sind, wurden jahrelang aus ideologischen Gründen im
BMG verhindert und verschleppt. Wir müssen jetzt
längst überfällige Weichenstellungen vornehmen und
haben keine Zeit mehr zu verlieren, um tragfähige und
nachhaltige Lösungen auf den Weg zu bringen. Dabei
geht es nicht allein um die zukunftsfeste Finanzierung
unseres Gesundheitssystems, die seit Monaten im Zentrum der öffentlichen Diskussion steht, oder um Einsparungen im Arzneimittelbereich.
Ich rate den Kolleginnen und Kollegen der Opposition, nicht immer jede Parole, die in irgendeinem sozialistischen Kampfblatt montagmorgens durch den Äther
geistert,
({0})
hier gleich zur Grundlage bzw. zur Basis der Regierungspolitik zu machen, sondern einmal abzuwarten,
was denn die sehr wohl kompetent besetzte Kommission der Regierung berät. Wir werden im Laufe dieses
Jahres einen entsprechenden Vorschlag auf dem Tisch
haben und können diesen dann sicherlich auch mit dem
von Herrn Lauterbach angekündigten durchgerechneten
Konzept einer Bürgerversicherung seitens der SPD vergleichen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir mit dem,
was wir gemeinsam mit Minister Rösler und der Regierungskommission dort entwickeln werden, am Ende zeigen können, dass es nachhaltiger, gesellschaftlich verträglicher und vor allen Dingen auch gerechter sein wird.
({1})
Lassen Sie mich aber den Fokus auch auf einige andere Bereiche der Gesundheitspolitik der nächsten Monate und auch Jahre richten. Wir haben uns einige Baustellen vorgenommen. Neben den mit der Neuordnung
im Arzneimittelbereich verbundenen Einsparungen haben wir noch mehr vor. Ich möchte einige Stichworte
nennen:
Wir werden uns der Sicherung der ärztlichen Versorgung in der Fläche widmen.
Wir werden neue Approbationsordnungen für Ärzte
und Zahnärzte auf den Weg bringen.
Wir werden den Aufbau einer telematischen Infrastruktur beschleunigen.
Wir werden neue Gebührenordnungen zunächst im
privatärztlichen und privatzahnärztlichen Bereich auf
den Weg bringen.
Als letzte Baustelle haben wir uns die Angleichung
der zahnärztlichen Honorare zwischen Ost und West
vorgenommen.
Das sind nur einige Beispiele für die Bereiche, in denen wir umgehend Initiativen ergriffen haben. Wir arbeiten daran, schnellstmöglich in Gesprächen mit den Betroffenen zu tragfähigen Ergebnissen zu kommen.
Die längst überfällige Novellierung der seit 1988 unveränderten Gebührenordnung für Zahnärzte bringen
wir als Erstes auf den Weg.
({2})
- Es geht nicht um arme Zahnärzte, liebe Kolleginnen
und Kollegen, überhaupt nicht. Aber eine Gebührenordnung, deren Inhalt in wissenschaftlich-fachlicher Hinsicht seit 1988 nicht weiterentwickelt worden ist, erfüllt
die Bedürfnisse der Versorgung für die Jahre 2010 und
folgende nicht mehr. Zur Finanzierung dieses Bereichs
kommen wir später. Es geht zunächst um das Definieren
einer wissenschaftlichen Gebührenordnung, die dringend überfällig ist,
({3})
und das nicht nur im zahnmedizinischen Bereich, sondern auch im ärztlichen Bereich; denn die Gebührenordnungen sind nicht mehr zeitgemäß - das müssen wir akzeptieren - und in Anbetracht der Tatsache, dass die
derzeitige Gebührenordnung seit 1988 gilt, mache ich
keinen Hehl daraus, dass die ein oder andere wirtschaftliche Anpassung dieser Gebührenordnung erforderlich
ist.
Das werden wir in einer konstruktiven Zusammenarbeit zwischen Politik, Leistungserbringern, aber auch
den Kostenerstattern im Bereich der privaten Krankenversicherung sowie der Beihilfestellen lösen. Ich bin zuversichtlich - die Vorgespräche sind gut verlaufen -,
dass wir schon in den nächsten Wochen Eckpunkte vereinbaren und zügig, möglichst noch im Laufe dieses Jahres, vorschlagsreif entwickeln können. Die Gebührenordnung für Zahnärzte wird eine Blaupause für das sein,
was im ärztlichen Bereich ansteht. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch dort zu tragfähigen und zukunftsfesten Konzepten kommen.
Im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung,
was die Angleichung der Verhältnisse zwischen den
neuen Bundesländern und den restlichen Bundesländern
angeht, ist eine letzte Aufgabe übriggeblieben, und zwar
die Angleichung der Honorare im zahnmedizinischen
Bereich. Auch diese Aufgabe müssen wir angehen, das
ist längst überfällig. Es ist nicht mehr zu rechtfertigen,
dass unterschiedliche Honorare gezahlt werden, wenn
man bedenkt, dass sich die Lebens- und Arbeitsverhältnisse zum Großteil angeglichen haben, und auch vor
dem Hintergrund, dass in allen anderen Bereichen eine
Angleichung bereits durchgeführt worden ist.
({4})
Die Gesundheitspolitik darf sich nach unserer Überzeugung den notwendigen Neuansätzen nicht länger verweigern. Die älter werdende Gesellschaft in Deutschland, die Folgen der globalisierten Wirtschaft und der
medizinische Fortschritt, der allen Patienten in unserem
Lande zugänglich sein und bleiben muss, verlangen von
uns Mut für Neuerungen. Wir brauchen eine verbesserte
telematische Infrastruktur. Angesichts der älter werdenden Bevölkerung, aber auch angesichts der zunehmenden Zahl von chronisch erkrankten Menschen, die
dank des medizinischen Fortschritts länger leben und damit länger chronisch krank sind, können wir nicht darauf
verzichten, uns der neuen technischen Möglichkeiten bei
der Betreuung dieser Patienten zu bedienen.
Wir müssen erhebliche Anstrengungen machen, dass
die Infrastruktur für telematische Anwendungen in der
Bundesrepublik verbessert wird. Wir haben das Problem, dass wir durch die in Teilen sehr skurrile und auch
durchaus unsinnige Diskussion über die Einführung und
Organisation der E-Card in den letzten Jahren einiges an
Gelände verbrannt und Zeit verloren haben. Aber auch
dort sind wir willens und in der Lage, die Bestandsaufnahme sehr schnell voranzutreiben und zusammen mit
den Kostenerstattern und Leistungserbringern tragfähige
Konzepte zu erarbeiten, um zu schlanken Strukturen und
datensicheren Verhältnissen zu kommen, um dafür zu
sorgen, dass daraus weitere telemedizinische Entwicklungen, Qualitäten und Schnittstellen definiert werden,
sodass ein Wettbewerb um die beste Versorgung und die
beste Qualität auf dem Markt stattfinden wird.
Wir haben in den nächsten Jahren einiges vor. Unter
anderem wollen wir als Querschnittsaufgabe zusammen
mit den Kollegen aus dem Bereich des Bundesministeriums für Forschung und Bildung und des Wirtschaftsministeriums dafür sorgen, unseren Nachholbedarf
- zum Beispiel die Versorgungsforschung in der Bundesrepublik Deutschland - zu beheben und diesen Bereich nachhaltig auf eine bessere Grundlage zu stellen.
In den Haushalten der drei Ministerien ist eine entsprechende Steigerung der zur Verfügung stehenden Mittel
vorgesehen.
Wir haben eine gute Versorgung, aber um sie besser
zu machen, müssen wir wesentlich mehr über die Versorgungsstruktur in der Bundesrepublik Deutschland
wissen. Dieses Vorhaben werden wir auf den Weg bringen. Wir wollen, dass Deutschland auch in den nächsten
Jahrzehnten eines der international besten Gesundheitssysteme behält. Nach all den Gesundheitsreformen der
letzten Jahre, die hauptsächlich der kurzfristigen Kostensenkung dienten, müssen wir das System nachhaltig neu
justieren und nicht immer komplizierter, sondern transparenter machen und für alle Beteiligten die Mitwirkungsmöglichkeiten deutlich verstärken. Deshalb richten wir den Blick nach vorne und arbeiten für ein
System, das über den Tag hinaus zukunftsfähig sein
wird.
Herzlichen Dank.
({5})
Das Wort hat nun Karl Lauterbach für die SPD-Fraktion.
({0})
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Ich habe mich extra an das Ende der Rednerliste
meiner Partei setzen lassen,
({0})
weil ich auf die inhaltlichen Aussagen und Ankündigungen des Ministers reagieren wollte. Ich kann nur sagen:
Das hat sich nicht gelohnt. Es ist nichts gesagt worden,
worauf ich reagieren könnte.
({1})
Was haben wir gehört? Was haben wir gelernt?
({2})
Wir haben gelernt, dass es die Wahrheit ist, dass wir älter
werden und das Gesundheitssystem teurer wird. Wer hat
das je bestritten? Wir haben nicht einen einzigen konkreten Vorschlag gehört. Gar nichts.
({3})
Oder täusche ich mich? Ist hier jemand im Haus, der
vom Minister heute einen einzigen konkreten Vorschlag
zur Gesundheitspolitik gehört hat?
({4})
- Niemand.
({5})
Somit kann ich nur auf das reagieren, was ich schon
vor der Rede wusste. Seit Mittwoch gibt es die Kommission zur Gesundheitsreform. So soll die Kopfpauschale
in Deutschland eingeführt werden. Das ist, wenn man so
will, die Abrissbirne für unser Solidarsystem. Das ist,
wenn man so will, ein Himmelfahrtskommando. Daher
wird sofort das halbe Kabinett zur Verstärkung gerufen,
um diese Aufgabe wuppen zu können, weil man ganz
genau weiß, wie unbeliebt das ist. Es soll nicht den Ausstieg aus der Kernenergie geben, sondern den Ausstieg
aus dem Solidarsystem, aus einer gerechten und durchfinanzierten Gesundheitsversorgung, und das ist eine
Aufgabe.
Bei allem Respekt vor den zum Teil bereits eingearbeiteten, zum Teil fachfremden Ministern: Unterschätzen Sie diese Aufgabe nicht.
({6})
Es ist so: Selbst 75 Prozent der FDP-Wähler lehnen die
von Ihnen gewünschte Kopfpauschale ab
({7})
und 80 Prozent der Nicht-FDP-Wähler. Oder sollte ich
vielleicht sagen: 75 Prozent der ehemaligen FDP-Wähler lehnen diese Kopfpauschale ab?
({8})
Herr Rösler, bei allem Respekt, Sie haben sich Sorgen
gemacht über die Größe der „ehemals großen“ Volkspartei SPD. Zunächst einmal: Der Lack ist noch nicht
ganz ab. Größer als Sie sind wir allemal. Machen Sie
sich lieber Sorgen über Ihre zukünftige Größe und nicht
über unsere. Wir sind im Aufwind, Sie sind im Abwind,
({9})
und das verdanken wir unter anderem Ihrer Arbeit, Herr
Rösler.
({10})
Die einzige Verstärkung im Kabinett, die man sich
hier gewünscht hätte, ich sage einmal: die einzige Fachfrau im Kabinett zur Kopfpauschale, ist nicht dabei.
({11})
Das ist nämlich Frau Merkel selbst. Frau Merkel ist dafür nicht dumm genug. Sie kennt den alten Spruch der
Industrie: Einen Fehler zu machen, ist verzeihlich, aber
wer den Fehler wiederholt, fliegt raus. Die Gefahr ist
hier groß; denn Frau Merkel, die Bundeskanzlerin, ist
mit der Kopfpauschale schon einmal auf die Nase gefallen. Sie wird zusehen, wie es Herrn Rösler ergeht. Sie
selbst wird sich daran nicht die Finger verbrennen. Das
Leipziger Programm hat die Union damals Stimmen
ohne Ende gekostet. Das ist der Weg, den die FDP jetzt
antritt. Das ist das, was Ihnen bei der Nordrhein-Westfalen-Wahl bevorsteht. Erinnern Sie sich an meine
Worte.
({12})
Was soll bis zur NRW-Wahl passieren? Mit Täuschungsmanövern soll in der Öffentlichkeit die Absicht
der Kommission verschleiert werden. Mal heißt es, die
Kopfpauschale ist gar keine Kopfpauschale, sondern nur
eine Prämie pro Kopf. Aber worin liegt der Unterschied
zwischen einer Pauschale pro Kopf und einer Kopfpauschale?
({13})
Ich frage Sie: Was sollen diese billigen semantischen
Tricks? Wen glauben Sie damit noch täuschen zu können?
Dann heißt es, es gäbe einen Sozialausgleich. Man
kann aber nicht sagen, wer diesen bezahlt, wie er bezahlt
und wie lange er bezahlt wird. Das Einzige, was wir hören, ist, dass er automatisch fließen soll. Das erinnert
mich an den biblischen Spruch von der wundersamen
Brotvermehrung. Bitte machen Sie sich doch nichts vor:
Wenn nicht klar ist, wer bezahlt, woher das Geld kommt,
wenn Bund, Länder und Kommunen pleite sind, was soll
denn dann automatisch fließen? Das ist doch plumpe
Wählertäuschung.
({14})
Daher würde es mich schon interessieren, was Herr
Schäuble wirklich über diese Pläne denkt, was hier seiner Meinung nach wirklich gespielt wird, wer das seiner
Meinung nach bezahlen soll. Hier werden bis zu
35 Milliarden Euro notwendig. Aber wir befinden uns
im Prinzip in einer Situation, in der wir knapp an einem
Nothaushalt vorbeischrammen.
({15})
Was haben wir in der Gesundheitspolitik bisher erlebt? Wir haben nur eine allgemeine Verunsicherung der
Bevölkerung erlebt
({16})
und einen absurden Vorschlag zum Thema Pharmaindustrie.
({17})
Den Vorschlag, den die Pharmaindustrie selbst unterbreitet hat, wollen Sie uns jetzt verkaufen. Bei dem Vorschlag geht es darum, dass die Pharmaindustrie wie die
Teppichhändler erst die Preise um 20 Prozent erhöht,
was dann wieder zurückverhandelt werden soll. Dieser
Vorschlag ist so schlecht, dass sich sogar die Teppichhändler bei mir beschwert haben, dass sie mit den unseriösen Geschäftspraktiken der FDP nicht in Zusammenhang gebracht werden wollen.
({18})
Wenn es so weit ist - bei allem Respekt vor dieser
Handelsgruppe; nicht alle Teppichhändler sind unseriös;
({19})
auch das sind Wähler -, dass selbst die Teppichhändler
die ehemalige Wirtschaftspartei FDP schmähen, wie
weit ist es gekommen, wie weit sind die Vorschläge, die
wir heute hören, von einer seriösen Gesundheits-, Haushalts- und Finanzpolitik entfernt? Wir hören keinen einzigen konkreten Vorschlag. Die Vorschläge, die wir hören, sind entweder unseriös oder nicht finanzierbar oder
beides.
({20})
Demnächst sollen bis zu 35 Milliarden Euro aus einem - ich nenne es einmal so - automatischen Sozialausgleich kommen.
({21})
Dabei sind Sie nicht in der Lage, die sinnvollen Vorbeugeprogramme, die jetzt laufen, ausreichend zu finanzieren.
Sie müssen in diesem Haushalt 500 000 Euro bei Programmen für Bewegung und ausgewogene Ernährung sparen.
Sie sparen 400 000 Euro bei der Armutsbekämpfung. Sie
schränken um 1,24 Millionen Euro bei Programmen gegen
den Drogenmissbrauch ein. 400 000 Euro sparen Sie bei
der Bekämpfung von HIV-Infektionen. Sie müssen bei
den Kränksten und Ärmsten einzelne kleine Eurobeträge
einsammeln. Sie müssen die Vorbeugung beschneiden,
und erzählen uns hier Märchen über einen - nicht finanzierten - automatischen Sozialausgleich,
({22})
für den niemand zahlen wird, zuletzt der Gutverdienende, der von Ihren Steuervorschlägen noch eine Entlastung erwartet. Auch das ist ein Teil der Wahrheit.
Herr Kollege, Sie müssen zum Ende kommen.
({0})
Ich komme zum Ende; dies wird mein letzter Satz. Die Wahrheit ist: Wir werden älter, und die Gesundheitsversorgung wird teurer. Aber die Wahrheit ist auch: Es
darf nicht allein um die Entlastung der Arbeitgeber und
der Gutverdiener gehen. Es muss auch um die Weiterführung eines Solidarsystems gehen, auf welches wir
bisher gemeinsam stolz waren. Das werden Sie auch mit
der Abrissbirne, mit Ihrem gesamten halben Kabinett
nicht abreißen können.
({0})
Das Wort hat nun Rudolf Henke für die CDU/CSUFraktion.
({0})
Herr Präsident! Verehrte Damen! Meine Herren!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Herr
Lauterbach, Sie waren jetzt vier Jahre lang in der
Schmollecke der SPD-Fraktion.
({0})
Vier Jahre lang haben Sie hinnehmen müssen, dass Ulla
Schmidt die Gesundheitspolitik gestaltet hat. Sie hatten
vier Jahre Zeit, sich auf den Zeitpunkt der Übernahme
der gesundheitspolitischen Führungsrolle in der SPD
vorzubereiten. Wie schlecht haben Sie sich eigentlich in
den vier Jahren vorbereitet, um jetzt in dieser Haushaltsdebatte eine solche Rede zu halten?
({1})
Hier hätten Sie auftrumpfen können. Hier hätten Sie
die ganze Kritik, die Sie seit einem halben Jahr vortragen, und Ihre Alternative beschreiben können.
({2})
Hier hätten Sie sagen können, wie Ihr Konzept einer
Bürgerversicherung aussieht. Aber weder Sie erläutern
Ihr Konzept einer Bürgerversicherung noch die Grünen
noch die Linke. Sie tun nur eines: Sie versuchen, mit
Blick auf den Muttertag, auf den Termin der nordrheinwestfälischen Landtagswahl,
({3})
durch das Erzeugen von Verhetzungspotenzial Stimmung zu machen, Punkte zu machen, eine unsachliche
Debatte zu führen und in diese Wahlauseinandersetzung
einzugreifen.
({4})
Sie missbrauchen diese Haushaltsdebatte zum Wahlkampf.
({5})
Um das zu verdecken, arbeiten Sie mit semantischen
Tricks, die unglaublich sind.
({6})
Verehrter Herr Kollege Lauterbach, Sie können das
eigentlich besser. Eigentlich sind Sie in der Lage, zu unterscheiden.
({7})
- Ich bin sehr gut in der Lage, zu unterscheiden. - Ich
habe mir genau gemerkt,
({8})
dass Herr Lauterbach hier behauptet und in den Mittelpunkt stellt, dass die Politik der Koalition darauf gerichtet sei, den Ausstieg aus dem Solidarsystem herbeizuführen.
({9})
Ich sage Ihnen: Das, was Sie mit Ihrer Bürgerversicherung anstreben, ist die Vorbereitung auf einen Ausstieg
aus dem Solidarsystem. Ich werde Ihnen jetzt erklären,
warum.
Herr Kollege, gestatten Sie vorher eine Zwischenfrage des Kollegen Lauterbach?
Ja, natürlich. Wenn mir das nicht von der Redezeit abgezogen wird, gerne.
Herr Henke, ich bin konkret gewesen und habe ein
paar Vorschläge gemacht. Aber hier ist niemand, der sich
mit den Vorschlägen von Herrn Rösler beschäftigt hat.
Tragen Sie doch Ihre eigenen Vorschläge vor,
({0})
ob positiv oder negativ, was auch immer. Aber ich bin
doch noch nicht der Minister,
({1})
sondern Herr Rösler ist der Minister. Wo sind denn Ihre
konkreten Vorschläge? Nennen Sie Ihre eigenen Vorschläge. Wir regieren doch noch nicht, Herr Henke.
({2})
Lieber Herr Lauterbach, das, was Sie in den Mittelpunkt der Debatte stellen, ist doch die Frage,
({0})
ob mit einem steuerfinanzierten Sozialausgleich,
({1})
wie er in allen Vorschlägen der Koalition und in der gesamten Philosophie des Gesundheitsministers enthalten
ist, oder mit einem beitragsfinanzierten Sozialausgleich
besser auf die heutige Situation reagiert werden kann.
Das, was Sie immer in den Vordergrund rücken, ist, dass
Sie unter allen Umständen und egal zu welchen Kosten
und Bedingungen am beitragsfinanzierten Sozialausgleich als dem einzigen Instrument festhalten wollen,
dem Sie überhaupt attestieren, das Prädikat „solidarisch“
zu verdienen. Genau damit zementieren Sie eine finanzielle Engführung dessen, was im Gesundheitswesen zu
leisten ist.
Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie gesagt haben, es
besteht Konsens darüber, dass wir eine Alterung der Bevölkerung zu verzeichnen haben und dass der demografische Wandel seinen Preis verlangt. Ich bin Ihnen dankbar dafür, dass Sie sagen, der medizinische Fortschritt
führt dazu, dass das Gesundheitswesen teurer wird. Aber
dann müssen Sie doch auch eine Antwort auf die Frage
geben, wie Sie in dem von Ihnen propagierten Alternativmodell einer Bürgerversicherung den Solidarausgleich verbessern wollen.
({2})
Mit genau dieser Frage möchte ich mich jetzt gerne
auseinandersetzen, weil sie die Kernfrage ist: Brauchen
wir bei der Finanzierung der Gesundheitsversorgung
eine Stärkung der steuerfinanzierten Anteile, oder brauchen wir eine Konzentration allein auf die Beitragsfinanzierung? Das ist die Kernfrage.
({3})
Sie weigern sich natürlich, Ihr angeblich klug konstruiertes Modell auch nur ein einziges Mal konkret zu beschreiben,
({4})
weil Sie wissen, dass dieses Modell ohne Zukunft ist,
wenn die Bürger erfahren, wie Ihr Modell konkret aussieht.
({5})
Sie wissen, dass es verfassungsrechtlich völlig ausgeschlossen ist, eine Bürgerversicherung einzuführen, in
der Abgaben erhoben werden, für die das Äquivalenzprinzip verlassen wird. Aber Sie täuschen die Bürger,
indem Sie sie darüber im Unklaren lassen.
({6})
Von der vermeintlich idealen Solidaritätsleistung in
der Bürgerversicherung sind gerade die ausgenommen,
denen es am besten geht, während gleichzeitig die
durchschnittliche Belastung der mittleren Schichten weit
stärker steigt, als es bei jedwedem einkommensunabhängigen Beitrag mit sozialem Ausgleich je der Fall sein
könnte.
Wo wir soziale Verantwortung ernst nehmen, da setzen Sie sich für ein Modell ein, das nichts und niemanden so sehr schont wie den leistungslosen Wohlstand.
({7})
Mittwochs beklagen Sie hier den leistungslosen Wohlstand, und freitags werben Sie mit Ihrem Eintreten für
die Bürgerversicherung dafür, leistungslosen Wohlstand
zu belohnen. Unsere Überzeugung ist, dass eine Zusatzfinanzierung, in der Steuermittel den Sozialausgleich organisieren, eine stärkere Beteiligung derer sicherstellt,
die auf der sonnigsten Seite des Lebens stehen. Das ist
der Unterschied: Wir nehmen das Solidaritätsgebot
ernst, aber Sie tun nur so, als nähmen Sie es ernst, und
versuchen, ein Verwirrspiel zu spielen.
({8})
Herr Lauterbach, vielleicht gestatten Sie mir, dass ich
Ihnen in Erinnerung rufe, was die SPD-Fraktion zu Zeiten Ihrer Vorgänger über die Bürgerversicherung gedacht
hat:
Eine ganz entscheidende Frage bei der Bürgerversicherung ist, bis zu welchem Einkommen Beiträge
gezahlt werden müssen.
({9})
Hier gibt es die Überlegung, die Beitragsbemessungsgrenze deutlich anzuheben oder sie ganz aufzuheben. Das wird uns aus verfassungsrechtlichen
Gründen aber nicht gelingen. Man kann nicht die
Beitragsbasis beliebig ausweiten, ohne die Leistun2978
gen anzupassen. Das hat das Bundesverfassungsgericht in mehreren Urteilen deutlich gemacht. Daher
wird die Grenze wohl in der Nähe des heutigen Betrags … bleiben … Das heißt, auch bei einer Bürgerversicherung werden die Gutverdienenden auf
einen großen Teil ihres Einkommens keine Beiträge
zahlen.
({10})
Besonders deutlich wird das Problem, wenn auch
noch Zinsen oder Mieteinnahmen einbezogen werden. Davon sind dann nämlich nur die Bezieher von
geringen und mittleren Einkommen betroffen. Die
Reichen werden verschont. Das ist nicht das, was
ich mir unter einer guten Bürgerversicherung vorstelle.
Das hat Frau Schaich-Walch, damals stellvertretende
Fraktionsvorsitzende der SPD, im Jahr 2003 erklärt.
({11})
Daran hat sich nichts geändert.
({12})
Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Ende kommen.
Ja. - Wir haben diese Debatte fortgeführt. Deswegen
sind wir überzeugter denn je, dass es richtig ist, den Solidarausgleich stärker auf Steuermittel abzustellen, als Sie
es wollen.
({0})
Das ist der konzeptionelle Unterschied, der in dieser Debatte deutlich wird.
({1})
Ich bedanke mich sehr für die Aufmerksamkeit.
({2})
Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den Einzelplan 15 - Bundesministerium für Gesundheit - in der
Ausschussfassung. Hierzu liegen drei Änderungsanträge der Fraktion Die Linke vor, über die wir zuerst abstimmen.
Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Drucksache 17/1037? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält
sich? - Der Änderungsantrag ist bei Zustimmung der
Fraktion Die Linke mit den Stimmen des übrigen Hauses
abgelehnt.
Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Drucksache 17/1038? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? Der Änderungsantrag ist mit der gleichen Mehrheit wie
zuvor abgelehnt.
Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Drucksache 17/1039? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? Der Änderungsantrag ist mit den Stimmen der Fraktionen der CDU/CSU, der FDP und von Bündnis 90/Die
Grünen gegen die Stimmen der Linksfraktion bei
Stimmenthaltung der SPD abgelehnt.
Wir kommen nun zu der Abstimmung über den
Einzelplan 15 in der Ausschussfassung. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Der
Einzelplan 15 ist mit den Stimmen der beiden Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der drei Oppositionsfraktionen angenommen.
Ich rufe auf:
Einzelplan 32
Bundesschuld
- Drucksache 17/621 Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Barthle
Carsten Schneider ({0})
Dr. Gesine Lötzsch
Eine Aussprache ist nicht vorgesehen. Wir kommen
daher gleich zur Abstimmung über den Einzelplan 32 Bundesschuld - in der Ausschussfassung. Wer stimmt
dafür? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Der
Einzelplan ist mit den Stimmen der beiden Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der drei Oppositionsfraktionen angenommen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich rufe jetzt auf:
Einzelplan 60
Allgemeine Finanzverwaltung
- Drucksache 17/622 Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Barthle
Carsten Schneider ({0})
Dr. Gesine Lötzsch
Auch hier ist eine Aussprache nicht vorgesehen.
Bevor wir dem Einzelplan 60 in der Ausschussfassung zustimmen können, müssen wir über zwei Änderungsanträge befinden, die die Fraktion Die Linke eingebracht hat.
Wir kommen zunächst zu dem Änderungsantrag auf
der Drucksache 17/1040. Wer stimmt gegen diesen Änderungsantrag? - Wer enthält sich? - Damit ist der Änderungsantrag abgelehnt.
Wer stimmt für den Änderungsantrag auf der
Drucksache 16/1041? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Der Änderungsantrag ist abgelehnt.
Wir stimmen jetzt über den Einzelplan 60 - Allgemeine Finanzverwaltung - in der Ausschussfassung ab.
Präsident Dr. Norbert Lammert
Stimmt jemand gegen diesen Einzelplan 60? - Wer enthält sich? - Der Einzelplan ist in der Ausschussfassung
damit mehrheitlich angenommen.
Ich rufe nun auf:
Haushaltsgesetz 2010
- Drucksachen 17/624, 17/625 Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Barthle
Carsten Schneider ({1})
Roland Claus
Auch hier ist eine Aussprache in der zweiten Beratung nicht vorgesehen.
Wir kommen daher gleich zur Abstimmung über das
Haushaltsgesetz in der Ausschussfassung. Hierzu liegt
ein Änderungsantrag der Fraktion Die Linke auf der
Drucksache 17/1009 vor, über den wir zuerst abstimmen. Wer stimmt für diesen Änderungsantrag? - Wer
stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Der Änderungsantrag ist mit Mehrheit abgelehnt.
Wer stimmt für das Haushaltsgesetz 2010 in der Ausschussfassung? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält
sich? - Das Haushaltsgesetz ist mit der Mehrheit der
Koalition gegen die Oppositionsfraktionen angenommen.
Wir kommen nun zum Finanzplan des Bundes 2009
bis 2013 auf den Drucksachen 16/13601 und 17/626.
Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung
auf Drucksache 17/626, den Finanzplan zur Kenntnis zu
nehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Die erkennbar große Mehrheit des Hauses ist bereit, den Finanzplan
zur Kenntnis zu nehmen, was hiermit so protokolliert
wird.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt II auf:
Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2010 ({2})
- Drucksachen 17/200, 17/201, 17/601 bis 17/616,
17/619 bis 17/622, 17/623, 17/624, 17/625,
17/1077 Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Barthle
Carsten Schneider ({3})
Roland Claus
Es wurden insgesamt 13 Entschließungsanträge eingebracht, über die wir nach der Schlussabstimmung abstimmen werden. Ich weise darauf hin, dass wir später
über das Haushaltsgesetz sowie über einen Entschließungsantrag der Fraktion der SPD namentlich abstimmen werden.
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache zwei Stunden vorgesehen. - Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache und erteile der Kollegin
Petra Merkel für die SPD-Fraktion das Wort.
({4})
Herr Präsident! Sehr geehrten Damen und Herren!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Bei der Schlussrunde
der ersten Lesung des Haushalts 2010 im Januar stand
ich auch hier und habe gesprochen. Wenn ich jetzt überlege, was in den letzten acht Wochen dazwischen passiert ist, dann stelle ich fest, dass wir lange und intensive
Beratungen hinter uns haben.
Die einzelnen Fachausschüsse haben zum Haushalt
2010 getagt. Meine Kolleginnen und Kollegen aus dem
Haushaltsausschuss haben in Berichterstatterrunden beraten. Vor allen Dingen gab es lange Sitzungen im Haushaltsausschuss: 8 Sitzungen, runde 80 Stunden, über
1 130 Anträge haben wir im Haushaltsausschuss abgestimmt, damit wir hier im Plenum in dieser Woche die
abschließenden Beratungen des Haushalts 2010 durchführen konnten. Wir sind jetzt wenige Meter vor dem
Ziel.
„Sind Sie denn mit dem Ergebnis zufrieden?“, wurde
ich am Tag nach der Bereinigungssitzung von der Presse
gefragt. Na ja, ich war erst einmal froh, dass ich nach der
14-stündigen Bereinigungssitzung, die erst gegen
3.30 Uhr morgens beendet war, wieder aus den Augen
gucken konnte. Das ging sicherlich allen Kolleginnen
und Kollegen so. Natürlich kann kein Haushälter und
keine Haushälterin mit einer Nettokreditaufnahme von
80,2 Milliarden Euro zufrieden sein.
({0})
Das ist nun einmal eine Rekordverschuldung.
({1})
Das ist wahrlich kein Grund zum Jubeln.
({2})
Jetzt kommt sicherlich der Hinweis darauf, dass im
Verlauf der parlamentarischen Beratungen immerhin
5,6 Milliarden Euro eingespart werden konnten. Ja, das
stimmt.
({3})
Aber das ist nicht Ihr Verdienst, liebe Kolleginnen und
Kollegen von der schwarz-gelben Koalition. Das ist auf
eine bessere Konjunktur und auf zum Glück weniger
Ausgaben für Arbeitslosigkeit zurückzuführen.
80,2 Milliarden Euro schmerzen mich besonders, weil
Peer Steinbrück 2008 dicht vor dem Ziel war, keine
neuen Schulden mehr aufnehmen zu müssen. Dann kam
die Finanz- und Wirtschaftskrise. Wir haben gehandelt.
Wir mussten riesige Summen in die Hand nehmen und
wieder Schulden machen, um der Krise zu begegnen.
Petra Merkel ({4})
Das war erfolgreich. Die Konjunkturpakete haben gewirkt, die Kurzarbeit ist ein gutes Instrument, die wirtschaftliche Entwicklung verlief besser als erwartet. Der
Haushalt 2009 - Steinbrücks letzter - konnte mit fast
15 Milliarden Euro geringerer Schuldenaufnahme als
geplant abgeschlossen werden. So weit zum vergangenen Jahr.
({5})
Davon profitieren jetzt Sie von der schwarz-gelben
Koalition. Sie haben erst einmal noch einen kräftigen
Schluck genommen, statt sofort die zusätzlichen Einnahmen zu nutzen und auf die Schuldenaufnahme zu
verzichten; denn das neue Jahr begann mit dem Inkrafttreten Ihres schwarz-gelben Wachstumsbeschleunigungsgesetzes, das seinem Namen nicht gerecht werden
wird. Selbst der Sachverständigenrat mahnt Sie in seinem Jahresgutachten, die Zukunft nicht aufs Spiel zu
setzen.
Zurück zu den 80,2 Milliarden Euro Nettoneuverschuldung in diesem Jahr. Ein Leitartikel in der Berliner
Morgenpost - wahrlich kein sozialistisches Kampfblatt,
Herr Koschorrek - stammt von Jochim Stoltenberg und
ist überschrieben mit: „Ein Haushalt ohne politischen
Ehrgeiz“. Ich zitiere daraus:
Das können die Schönfärber in der schwarz-gelben
Koalition selbst wohl nicht ganz ernst meinen: Als
Sparkurs zu bewerten, was jetzt nach den sogenannten Bereinigungsverhandlungen im Haushaltsausschuss mit den Stimmen von CDU, CSU und
FDP für den Bundesetat 2010 beschlossen worden
ist, kommt im freundlicheren Betrachtungsfall ritualhafter Parteilichkeit gleich, bei realistischer
Bewertung verantwortungsloser finanzpolitischer
Ignoranz.
Ich habe mich morgens nach der Bereinigungssitzung
mit kleinen Augen, aber wachem Verstand immer wieder
gefragt: Warum hat Schwarz-Gelb nicht wenigstens versucht, unter 80 Milliarden Euro Neuverschuldung zu
bleiben? Warum ist es nicht „nur“ eine Verschuldung,
die im Bereich der 70er-Marge bleibt? Meine Erfahrungen in einer Regierungsfraktion liegen ja noch nicht so
lange zurück. Ich bin mir sicher, Peer Steinbrück hätte
uns getrieben, dass wir unter 80 Milliarden Euro kommen - ganz sicher.
({6})
Was fällt auf? Bei Steinbrück lag die strukturelle
Verschuldung, nämlich die Verschuldung, die Investitions- und Wachstumsförderung bedingt, bei knapp
40 Milliarden Euro. Ihre liegt jetzt bei 68 Milliarden
Euro. Sie müssen doch erklären, warum Sie trotz besserer wirtschaftlicher Entwicklung und trotz einer nicht so
stark wie befürchtet gestiegenen Arbeitslosigkeit eine so
hohe Verschuldung aufnehmen. Sie hätten locker unter
eine Neuverschuldung von 80 Milliarden Euro kommen
können. Wenn Sie gewollt hätten, dann hätten Sie durchaus bei 77 bis 78 Milliarden Euro landen können. Das alles hat mit der Schuldenbremse zu tun.
Vom Haushalt 2011 an gilt die Schuldenbremse, das
Ergebnis der Föderalismuskommission II. Ich war dort
Mitglied und kann mich gut an die Verhandlungen erinnern. Damals war die Haltung der Vertreter von Schwarz
und der Vertreter von Gelb - noch nicht in einer Koalition, aber ganz im Geiste eines unsichtbaren Bandes eindeutig: Erklärtes Ziel war die Nullschuldenregel. Der
Staat sollte keinen Puffer haben und keine strukturellen
Schulden aufnehmen dürfen, also nicht die Möglichkeit
haben, Investitionen und Wachstum mit Schulden zu fördern - weder der Bund noch die Länder. Die Regel
konnte gar nicht streng genug sein. Und jetzt dieses Ergebnis im Haushalt 2010!
Eines steht fest: Mit diesem Haushalt verschafft sich
Schwarz-Gelb ein Polster. Mit diesem Haushalt legt
Schwarz-Gelb die Höhe der Stufen für die nächsten
sechs Jahre fest; denn 2016 muss eine Neuverschuldung
in Höhe von 0,35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts eingehalten werden. Anders ausgedrückt: 2016 dürfen die
strukturellen Schulden nicht höher als ungefähr
8 Milliarden Euro sein. Das bedeutet pro Jahr durchschnittlich 10 Milliarden Euro bis zu 15 Milliarden Euro
- wenn die Zinsen steigen - Kürzungen im Haushalt. Sie
schaffen sich jetzt das Polster, aus dem Sie dann zumindest in den ersten Jahren wie bei einer Luftmatratze die
Luft rauslassen können.
({7})
Ich komme jetzt zum nächsten Punkt. Das ist Haushaltstechnik. Hier sehe ich gerade uns Haushälter gefordert. Gerade bei einer so hohen Neuverschuldung müssen wir viel stärker als früher den tatsächlichen
Mittelabfluss kontrollieren.
Man wirft uns ja durchweg in allen Fraktionen Buchhaltermentalität vor. Manchmal ist Buchhaltung aber
ganz gut. Wir müssen das Soll durchgehend mit dem Ist
vergleichen. Wir müssen den aktuellen Stand des gesamten Haushalts regelmäßig bei der Verwaltung abfragen
und von ihr erhalten. Nur so können wir Haushälter erkennen, wo die Mittel abfließen, wo Reste sind und wo
Luft ist. Es reicht nicht mehr aus, einmal im Jahr die
Liste mit den Istmitteln in die Hand zu bekommen.
Wir wissen doch: Der Bund hat kein Geld, die Kommunen erst recht nicht, und die Länder auch nicht. Gerade weil das so ist, muss es zumindest jetzt einen Konsens dahin gehend geben, dass die Steuern in allen
Bundesländern in gleichem Maße erhoben werden müssen, Stichwort: Bundessteuerverwaltung. Meine Fraktion hat sich im Rahmen der Föderalismuskommission
dafür eingesetzt, dieses Thema endlich in Angriff zu
nehmen. Schätzungen zufolge wurde von jährlichen
Mehreinnahmen in Höhe von mindestens 8 Milliarden
Euro ausgegangen. Die Bundessteuerverwaltung bringt
auch eine Vereinfachung und eine Entbürokratisierung
mit sich. Herr Finanzminister Schäuble, auch Sie müssen
ein Interesse daran haben. Diskutieren Sie mit Ihren Kolleginnen und Kollegen aus den Ländern, auf welche
Petra Merkel ({8})
Weise Steuern zu erheben sind. Diskutieren Sie mit ihnen bitte noch einmal über eine Regelung in Bezug auf
eine Bundessteuerverwaltung. Es gibt verschiedene Modelle; diese liegen alle vor.
Es ist wirklich ein Skandal, wenn in einem Bundesland Steuerfahnder aus dem Amt gedrängt oder gemobbt
werden, weil sie zu erfolgreich sind. In einer Zeit, in der
diskutiert wird, ob Steuerdaten-CDs aus der Schweiz gekauft werden, um so Steuerhinterzieher zu verfolgen,
müssen wir im eigenen Land doch alle Möglichkeiten
ausschöpfen, um die dem Staat zustehenden Steuern zu
erhalten.
({9})
Ich komme zum Schluss. Für mich war es eine Premiere; denn es war der erste Etat, den ich als Vorsitzende
des Haushaltsausschusses begleiten konnte. Deshalb
möchte ich mich jetzt bei einigen Menschen bedanken:
Herr Finanzminister Schäuble, ich danke Ihnen ganz besonders, dass Sie heute an der Abschlussrunde teilnehmen. Gestatten Sie mir außerdem ein ganz persönliches
Wort: Wir alle haben uns Sorgen um Sie gemacht. Wir
hoffen sehr, dass Sie die nächste Zeit nutzen, um Kraft
zu tanken, und sich diese Zeit auch nehmen können. Sie
haben harte Wochen und Monate vor sich. Denn Sie
müssen Ihre Kolleginnen und Kollegen von einem rigiden Sparkurs überzeugen.
({10})
Dafür wünschen wir Ihnen viel Erfolg.
({11})
Ich möchte mich ganz offiziell bei meinen Kolleginnen und Kollegen im Haushaltsausschuss für die gute
Zusammenarbeit bedanken. Mein Dank gilt auch den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des gesamten Haushaltsausschusssekretariats, die die langen Sitzungen vorbereitet, nachbereitet und uns während der Sitzungen bis
in die Morgenstunden begleitet haben. Einige von ihnen
haben hinter der Bundesratsbank Platz genommen.
({12})
Ich bedanke mich außerdem bei den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern der Ministerien, beim Parlamentarischen Staatssekretär Steffen Kampeter, beim Rechnungshof und bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
der Fraktionen sowie aus den Abgeordnetenbüros. Auch
wenn Sie es nicht so recht glauben: Ich freue mich schon
auf die Beratungen für den nächsten Haushalt, die im
Herbst stattfinden werden.
Schönen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
({13})
Zunächst freuen wir uns auf die nächste Rede, die
vom Kollegen Norbert Barthle für die CDU/CSU-Fraktion gehalten wird.
({0})
Ich weise vorsichtshalber darauf hin, dass die vorgesehene Redezeit zur Verlesung des dicken Bandes, das
Sie mitgebracht haben, sicher nicht reicht.
({1})
In Ordnung. - Herr Präsident! Meine sehr verehrten
Damen und Herren! Ich will sagen: Heute ist ein schöner
und ein guter Tag.
({0})
Denn wir können heute den Bundeshaushalt 2010 abschließend beraten. Nach langer harter Arbeit wird er
dem Bundespräsidenten und dem Bundesrat übergeben
und somit in das Gesetzblatt gehievt. Damit endet nicht
nur der Winter, sondern auch die vorläufige Haushaltsführung.
({1})
Lassen Sie mich nach diesen Beratungen zunächst allen Kolleginnen und Kollegen im Haushaltsausschuss
und deren Mitarbeitern einen ganz herzlichen Dank aussprechen. Ich weiß, wie viel Arbeit dahintersteckt. Ich
möchte auch dem Haushaltsausschusssekretariat, das
uns unter neuer Führung hervorragend unterstützt hat,
ganz herzlich danken: herzliches Dankeschön. Ich danke
natürlich auch der Frau Vorsitzenden für die gute Führung. Liebe Frau Kollegin, ich wünsche Ihnen noch eine
jahrelange, vielleicht auch jahrzehntelange Ausübung
dieser Aufgabe.
({2})
Mein herzlicher Dank richtet sich auch an Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und seine Staatssekretäre. Dies gilt natürlich auch für sein Haus, das uns
unter neuer Führung bestens unterstützt hat.
({3})
Lassen Sie mich nun auf den Haushalt zurückkommen. Die Fakten bleiben Tatsachen, auch wenn es vonseiten der Opposition immer wieder anders dargestellt
wird. Wir befinden uns in einer historischen Krisensituation. Dieser historischen Krisensituation ist auch
eine historisch hohe Nettokreditaufnahme geschuldet.
Das erfreut niemanden in diesem Hause, im Gegenteil.
Nicht nur wir Haushälter sehen das mit großer Sorge und
empfinden diesen Schuldenberg sozusagen fast als körperlich spürbare Last. Ich bin deshalb unserer Bundeskanzlerin sehr dankbar, dass sie diese bedrückende Situation in aller Deutlichkeit dargelegt hat.
Aber der Schuldenberg liegt nicht am mangelnden
Sparwillen der christlich-liberalen Koalition,
({4})
weit gefehlt. Denn trotz der Krise haben wir die Nettokreditaufnahme durch schwierige, schmerzhafte Einschnitte um 5,6 Milliarden Euro abgesenkt;
({5})
das sind 6,5 Prozent. Eigentlich waren es sogar
5,9 Milliarden Euro. Da wir aber auf der Einnahmeseite
sehr vorsichtig kalkuliert haben, verbleiben 5,6 Milliarden Euro. Nennen Sie mir eine andere Koalition als die
der christlich-liberalen, die so etwas schon einmal geschafft hätte! Da werden Sie wahrscheinlich sprachlos
bleiben müssen.
({6})
Schauen wir uns einmal die Sparbemühungen der Opposition an. Denn eines muss festgehalten werden: Eine
um 1 oder 2 Milliarden Euro niedrigere Nettokreditaufnahme rettet die Welt nicht. Mehr war aber auch bei der
Opposition nicht zu sehen.
Schaue ich mir die Änderungsanträge der SPD an,
stelle ich fest, dass mit ihnen unter dem Strich eine um
2 Milliarden Euro niedrigere Nettokreditaufnahme vorgesehen ist als bei der Koalition. So weit, so gut. Bei genauerer Betrachtung der Einzelpläne aber sieht man,
dass in Summe 840 Millionen Euro mehr ausgegeben
werden sollten, die Einsparungen aber nur durch niedrigere Zins-ausgaben, eine globale Minderausgabe und unrealistisch angesetzte Steuermehreinnahmen erreicht
werden sollten. Das sind, mit Verlaub, Luftbuchungen.
({7})
- Doch, schauen Sie es nach.
Ähnlich sieht es bei den Grünen aus. Die Grünen
wollten über alle Haushalte hinweg 14 Milliarden Euro
mehr ausgeben. Auch hier sollten Einsparungen nur
durch unrealistische Steuermehreinnahmen und eine um
1,1 Milliarden Euro geringer veranschlagte Position bei
den Zinsausgaben erfolgen. Auch das sind Haushaltstricks.
({8})
Dass die Grünen überdies im Verteidigungsetat mal eben
1,8 Milliarden Euro kürzen wollten, will ich nur am
Rande erwähnen, vielleicht auch in Richtung des Kollegen Johannes Kahrs, der unsere Einsparungen vehement
kritisiert hat, obwohl auch die SPD-Fraktion fast
140 Millionen Euro in diesem Etat einsparen wollte.
Dann weiß der Kollege Kahrs, wo seine wahren Freunde
sind.
Jetzt lassen Sie mich noch auf die Linken blicken. Die
Änderungsanträge der Linken zeigen, dass trotz einer
Kürzungsorgie von 3,7 Milliarden Euro im Verteidigungsetat
({9})
unter dem Strich 44 Milliarden Euro mehr ausgegeben
werden sollten, frei nach dem Motto: Im Himmel ist
Jahrmarkt, wir schöpfen aus dem Vollen.
Herr Kollege Barthle, der Kollege Bonde wollte vermutlich zu Ihren Anmerkungen zu den Vorschlägen der
Grünen noch eine Zwischenfrage stellen.
Gerne.
Herr Kollege Barthle, sind Sie bereit, Ihre doch sehr
reduzierten Lesekünste auf das gesamte Antragswerk der
Grünen auszuweiten und zu bestätigen, dass wir mit den
Haushaltskonzepten, die wir Ihnen vorgelegt haben, unter anderem durch den Abbau von klima- und umweltschädlichen Subventionen in Höhe von 9 Milliarden
Euro und durch eine vorgeschlagene Reduzierung im
Haushalt in einer Größenordnung von 4,7 Milliarden
Euro, ein Paket geschnürt haben, mit dem wir einerseits
belegt haben, dass wir sowohl die eine oder andere von
uns gewünschte Investition mehr hätten tätigen können,
aber andererseits auch gezeigt haben, dass die Nettoneuverschuldung für dieses Jahr um 7,5 Milliarden Euro
niedriger hätte liegen können als bei Ihrer Rekordverschuldung?
Lieber Herr Kollege Bonde, ich gehe gerne nochmals
mit Ihnen jeden einzelnen Antrag der Grünen durch. Ich
habe die Auflistung in meinem Büro; wir können sie uns
gerne anschauen. Dann kann ich Ihnen zeigen, dass Sie
zwar innerhalb der einzelnen Einzelpläne durchaus Gegenfinanzierungen für die von Ihnen geplanten Mehrausgaben vorgesehen hatten, dass aber über alle Einzelpläne
hinweg - mit Ausnahme der Einzelpläne 32 und 60 - unter dem Strich 14 Milliarden Euro Mehrausgaben blieben. Das können wir uns gerne noch einmal anschauen;
dann werden auch Sie vielleicht schlauer werden. Danke.
({0})
Vor diesem Hintergrund erscheinen viele der in dieser
Woche hier aus den Reihen der Opposition vorgetragenen Vorwürfe in einem ganz anderen Licht. Da wurde
immer wieder behauptet, wir wollten gar nicht, nicht
ernsthaft oder zu wenig sparen. Das relativiert sich sehr
schnell.
Lassen Sie mich an dieser Stelle noch kurz zurückkommen auf die ominöse 900-Millionen-Euro-Sperre
bei den Eingliederungshilfen für Langzeitarbeitslose.
({1})
Das war schon eine besondere Nummer. Da stellen die
Haushälter der SPD-Fraktion diese Sperre als Kürzung
dar. Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel bringt es gar
fertig, öffentlich per Pressemitteilung nur noch von KürNorbert Barthle
zung zu reden. Dabei kennen die erfahrenen Kollegen im
Haushaltsausschuss den Unterschied zwischen einer
Sperre und einer Kürzung ganz genau. Darüber hinaus
wissen sie sogar, dass wir in aller Regel - mit wenigen
Ausnahmen - diese Sperre irgendwann im Haushaltsausschuss aufheben.
({2})
Sie wird also nicht zu einer Kürzung führen. Das wissen
Sie genau. Trotzdem stellen Sie es in der Öffentlichkeit
anders dar. Das finde ich nicht korrekt.
({3})
An diesem geradezu paradigmatischen Beispiel kann
man sehen, dass viele der hier aus den Reihen der Opposition vorgetragenen Kritikpunkte billige Effekthascherei und teilweise Polemik waren. Leider ist in dieser
Woche die Kritik teilweise in persönliche Diffamierungen ausgeartet. Da wünsche ich mir für künftige Haushaltsberatungen wieder etwas mehr Kultur in den Debatten.
({4})
Herr Kollege Barthle, möchten Sie eine Zwischenfrage der Kollegin Hagedorn beantworten?
Gerne.
Ich will zwischendurch darauf hinweisen, dass ich
aufgrund der von uns vereinbarten Gesamtredezeit nicht
geneigt bin, eine sich abzeichnende substanzielle Ausweitung der Debattenzeit durch eine Fülle von Zusatzfragen und Kurzinterventionen zuzulassen.
({0})
Ich möchte daher schon jetzt um eine freiwillige Sortierung entsprechender Wünsche bitten. - Bitte, Frau Kollegin Hagedorn.
Die Anzahl der Wünsche nach Zwischenfragen wird
sich sicherlich reduzieren, wenn das, was hier vorgetragen wird, auch den Tatsachen entspricht.
Herr Kollege Barthle, zu der 900-Millionen-EuroSperre. Ich habe nicht von einer Kürzung, sondern von
einer faktischen Kürzung gesprochen. Sie haben vorhin
gesagt, dass jede Sperre irgendwann einmal aufgehoben
wird.
Nicht jede, aber viele.
Irgendwann, haben Sie gesagt.
Als wir in der Bereinigungssitzung mit Frau von der
Leyen über die Sperre gesprochen haben, habe ich sie
gefragt, wann diese Sperre aufgehoben sein muss, damit
die 900 Millionen Euro noch in diesem Jahr für aktive
Arbeitsmarktpolitik ausgegeben werden können. Die
Ministerin hat daraufhin gesagt, sie müsste spätestens in
der Plenarwoche im April aufgehoben werden, damit das
Geld noch ausgegeben werden kann. Können Sie das bestätigen? Wird Schwarz-Gelb die Sperre am 21. April in
der Haushaltsausschusssitzung aufheben?
Verehrte Frau Kollegin, ich möchte Ihnen Folgendes
antworten:
Erstens. Sie haben tatsächlich von einer faktischen
Kürzung gesprochen. Aber darunter versteht die Öffentlichkeit eben eine Kürzung. Ihre feine Unterscheidung
versteht kein Mensch.
({0})
Zweitens. Sie haben vollkommen recht: Die Frau Ministerin hat im Ausschuss dargelegt, dass es sinnvoll und
gut wäre, wenn diese Sperre noch in den ersten beiden
Quartalen aufgehoben werden könnte, möglichst bis
Ende April. In diesem Monat haben wir noch eine Sitzungswoche. Ich bin sehr zuversichtlich, dass es unserer
Ministerin, die sehr tüchtig ist, gelingen wird, bis zu
diesem Termin ein Konzept vorzulegen, das zeigt, wie
dieses Geld zweckentsprechend, zielgerichtet und ökonomisch sinnvoll eingesetzt werden kann.
Verehrte Frau Kollegin, ich muss Ihnen noch eines sagen: Die SPD hat dieses Land elf Jahre lang regiert. Da
kann es nicht falsch sein, einmal nachzuschauen, ob das
Geld tatsächlich ökonomisch sinnvoll und zielgerichtet
eingesetzt wird. Dies ist im Sinne von uns Haushältern.
({1})
Zurück zum Haushalt 2010. Wir haben erste Signale
hin zu einer Konsolidierungspolitik für künftige Haushalte bereits in diesem Gesetz gegeben. Ich erinnere
daran: Im Bereich der Verwaltungs- und Personalkosten
haben wir 500 Millionen Euro eingespart. Rund 2 600 Stellen brutto werden durch eine wieder eingeführte pauschale Stelleneinsparung abgebaut.
An dieser Stelle möchte ich gerne mit Erlaubnis des
Präsidenten aus der Neuen Osnabrücker Zeitung zitieren. Dort gab es am 16. März Lob vom Bund der Steuerzahler. Das ist ja eher die Ausnahme als die Regel. Der
Präsident des Bundes der Steuerzahler, Herr Däke, wird
folgendermaßen zitiert:
Die Änderungen zeigten, „dass das Parlament sein
Budgetrecht ernst nimmt und nicht jedem Wunsch
der Bundesregierung erliegt“ …
Das bestätigt die Anstrengungen von uns Haushältern.
Ich gebe dieses Lob gerne an die gesamte christlich-liberale Koalition weiter.
({2})
Wir alle wissen, dass man es sich beim Sparen bei den
Ausgaben nicht leicht machen darf. Das ist ein schwieriges Unterfangen. Dabei gibt es immer wieder auch
scharfen Gegenwind aus den Reihen der Fachpolitiker,
aus den Ländern, aus den Kommunen. Deshalb haben
wir uns in mühevoller Kleinarbeit darangemacht, diese
5,9 Milliarden Euro einzusparen. Das lassen wir uns von
niemandem, auch nicht von der Opposition, madigmachen. Das ist eine großartige Leistung in diesem Haushalt.
Wir haben den Blick schon auf die Maastricht-Kriterien und auf die Schuldenbremse gerichtet. Das steht
vor uns. Die Bundeskanzlerin hat in ihrer Rede dazu gesagt: Es wird eine Herkulesaufgabe sein, die Vorgaben
zu erfüllen. Wir werden uns mit großem Elan daranmachen.
Die Schuldenbremse ist ein historischer Erfolg der
letzten Legislaturperiode. Gerade in dieser Krisenzeit
zeigt die Schuldenbremse bereits, dass sie ihre Wirkung
entfalten wird. Das wird den Druck zur Konsolidierung
aufrechterhalten, und dafür bin ich sehr dankbar.
Nun gab es in diesen Tagen die Aufforderung der EUKommission an Deutschland, noch mehr zu sparen. Das
betrifft aber nicht den jetzigen Haushalt; das betrifft
kommende Haushalte. Das betrifft natürlich insbesondere unsere Partnerländer. Wenn ich dorthin schaue,
stelle ich fest, dass wir mit unserer Defizitquote von
5,5 Prozent an der Spitze liegen. Das ist im Vergleich zu
Frankreich - 8 Prozent -, Spanien - rund 10 Prozent und Großbritannien - rund 13 Prozent - deutlich besser.
Das heißt, dieses Land wurde und wird gut regiert. Wir
stehen in dieser Krisenzeit besser da als so manch andere. Deshalb hat Jean-Claude Juncker dieser Tage das
deutsche Modell der Schuldenbremse als ein Modell für
die Euro-Zone in ganz Europa dargestellt. Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.
({3})
Meine Damen und Herren, damit Sie auch sehen, dass
wir nicht nur in Milliarden- oder Millionenbeträgen denken, habe ich den ersten Band des Haushalts 2009 mitgebracht. Der gesamte Haushalt erscheint ja in zwei Bänden. Die sind mir zu schwer; deshalb habe ich nur einen
Band mitgebracht. Wir Haushälter haben auch im Kleinen gespart. Wir werden den Haushalt 2010 nicht mehr
vielhundertfach in zwei solch dicken Bänden drucken,
sondern nur noch in geringer Stückzahl. Wir werden ihn
für die Kolleginnen und Kollegen in elektronischer Form
zur Verfügung stellen. Dann kann sich jeder den Part
ausdrucken, den er braucht, und wird nicht von zwei
schweren Bänden sozusagen erschlagen. Auch da sparen
wir also Geld ein.
Sie sehen: Wir Haushälter lassen keine Gelegenheit
aus, mit dem Geld der Steuerzahler sorgsam umzugehen.
In diesem Sinne freue ich mich auf die künftigen Haushaltsberatungen.
Danke schön.
({4})
Zu einer Kurzintervention erhält der Kollege Kahrs
das Wort.
Lieber Norbert, du hast gesagt, dass die SPD sich zu
Recht über die Kürzungen im Verteidigungsbereich
aufgeregt hat.
({0})
Den Vorgang muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Der Inspekteur des Heeres hat alle
91 Flugabwehrpanzer Gepard, jede Menge Schützenpanzer Marder und die Panzerhaubitzen stillgelegt, weil
schon jetzt kein Geld mehr für Munition und Instandhaltung vorhanden ist. In dieser Situation der Bundeswehr
- mit Einsätzen in Afghanistan, auf dem Balkan und anderswo - habt ihr in laufender Sitzung über 450 Millionen Euro aus dem Verteidigungsetat herausgestrichen:
100 Millionen Euro beim A400M, 30 Millionen Euro
beim Tiger, 30 Millionen Euro beim NH-90 usw. Zu allem gibt es feste Verträge. Da kommt man gar nicht heran. Das heißt, der Staatssekretär Wolf muss im laufenden Haushaltsjahr 450 Millionen Euro aus dem
Verteidigungsetat herausstreichen, wo doch schon jetzt
Panzer stillgelegt werden, weil nicht genug Geld da ist.
Das Ganze habt ihr gemacht, ohne eure eigenen Fachpolitiker, die von der CDU/CSU, zu beteiligen. Das
Ganze habt ihr gemacht ohne Wissen eures Ministers.
Das Ganze habt ihr gemacht ohne Absprachen mit den
Staatssekretären. Das heißt, ihr habt in einer Nacht-undNebel-Aktion den Verteidigungshaushalt rasiert. Nichts
gegen Sparen, aber es muss schon schlau sein. Das ist
hier nicht der Fall.
Im nächsten Jahr werden die Soldaten an allen Ecken
und Enden bespart werden: bei Infrastruktur, bei Instandhaltung; das tägliche Leben wird eingeschränkt und das nach all den warmen Worten, die ihr bei dem
Beschluss zu Afghanistan gefunden habt, dass nämlich
den Soldaten, die wir irgendwo hinschicken, immer das
beste Gerät mitgegeben wird. Ich finde, das ist schäbig.
({1})
Ihr hättet wenigstens mit euren Fachpolitikern, dem Kollegen Beck und den anderen Kollegen aus dem Verteidigungsausschuss, reden können, um zu erfahren, was sie
zu dem Thema sagen. Fragt doch mal den Minister, warum er in der Debatte über den Einzelplan seines Ministeriums nicht geredet hat! Fragt doch mal die Staatssekretäre und die Berichterstatter!
Ich finde, so kann man mit der Bundeswehr, der
Truppe nicht umgehen: auf der einen Seite schöne, wohlfeile Sonntagsreden halten und auf der anderen Seite unabgestimmt einen Haushalt regelrecht rasieren, der sowieso schon knapp genäht ist, ohne eine Alternative
anzubieten. Norbert, das hat nichts mit Sparen zu tun.
Das ist eine unintelligente Schikane eines Ministers. Das
hat die Armee nicht verdient.
({2})
Herr Kollege Barthle, da Sie offenbar erwidern wollen: Ich habe eigentlich den Eindruck, dass es noch genügend Redner gibt - angefangen mit dem Finanzminister bis zu den Kollegen aus der Fraktion -, die auf die
angesprochenen Fragen antworten können, sodass wir
wiederum im Sinne des vereinbarten Gesamtzeitbudgets
auf eine weitere Erwiderung verzichten können. Können
wir das machen?
Nur einen Satz. Ich mache es ganz kurz.
Gut, einen Satz.
Herr Kollege Kahrs, ich will nicht auf die Einzelheiten eingehen, da das zu weit führen würde. Nur so viel:
Wir erleben hier ein Phänomen, das man häufiger beobachten kann. Dort, wo wir gespart haben, schreien die
jeweiligen Fachpolitiker: Hilfe, bei uns nicht, lieber woanders! - Dort, wo es Zuwächse gibt, heißt es: Ihr habt
zu wenig draufgelegt. Warum nicht mehr? - Das kann
man durch jeden Einzelplan durchdeklinieren. Aber dieses Spiel hilft uns nicht weiter.
Herzlichen Dank.
({0})
Die Kollegin Gesine Lötzsch ist die nächste Rednerin
für die Fraktion Die Linke.
({0})
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie, Frau Bundeskanzlerin Merkel, haben am Mittwoch in Ihrer Rede kein Wort darüber verloren, wie Sie
den Haushalt langfristig sanieren wollen. Wir reden hier
über 80 Milliarden Euro Neuverschuldung. Hinzu kommen über 27 Milliarden Euro Kapitalhilfen und fast
17 Milliarden Euro für den Tilgungsfonds. Das macht in
der Summe über 124 Milliarden Euro. Frau Merkel,
mehr Haushaltsnotstand geht wirklich nicht.
({0})
Frau Merkel, Sie haben eine Rede gehalten, die ich - um
einen Begriff der Börsensprache aufzugreifen - als einen
typischen Leerverkauf bezeichne.
({1})
Sie haben eine große Steuerreform versprochen, ohne
dafür einen einzigen Euro in der Tasche zu haben. Was
Sie wirklich haben, ist über 1 Billion Euro Schulden.
Damit sich die Zuschauer das vorstellen können:
1 Billion ist eine Zahl mit zwölf Nullen. Sie, Frau
Merkel, gehen riskante Wetten ein und hoffen, dass die
Einnahmeverluste durch Wunder ausgeglichen werden.
Aber solche Wunder gibt es in der Politik nicht. Machen
Sie endlich eine vernünftige, nachhaltige Politik und sichern Sie die Einnahmeseite des Haushaltes!
({2})
Statt die Einnahmen zu sichern, diskutieren Sie über
eine wirklich irrwitzige Idee. Sie wollen noch vor der
Wahl in Nordrhein-Westfalen quasi als Geschenk für die
Wählerinnen und Wähler - eigentlich als Geschenk für
Herrn Rüttgers, den Sie vor dem Untergang retten wollen - Steuersenkungen mit einem Volumen von 10 Milliarden Euro beschließen. Sie haben das halbherzig dementiert. Aber ich glaube, wenn wir am kommenden
Sonntagabend den Fernseher einschalten, dann werden
wir sehen, dass Sie Ihre Meinung geändert haben. Ich
sage Ihnen ganz deutlich: Für mich wäre es wirklich ein
Missbrauch der Demokratie, wenn die Vorsitzenden der
Koalitionsparteien am Sonntag eine Blitzsteuerreform,
wie sie es offensichtlich geplant haben, beschließen würden. Es darf nicht sein, dass wir hier im Parlament eine
ganze Woche um einen vernünftigen Haushalt ringen
und dann am Wochenende eine Steuerreform von drei
Parteivorsitzenden beschlossen wird. So sieht seriöse,
demokratische Politik nicht aus, Frau Merkel.
({3})
Ich will Ihnen erklären, welche Gemeinsamkeiten
zwischen der Arbeit der Bundesregierung und dem Kölner U-Bahn-Bau bestehen. Beide haben die Stützpfeiler
verkauft und wundern sich nun, dass alles zusammenbricht. Der Bundeshaushalt, über den wir reden, hat nur
noch zwei Stützpfeiler: die Lohnsteuer und die Mehrwertsteuer. Den Stützpfeiler Gewinnsteuer haben die Regierungen der letzten 20 Jahre für ein paar Spenden an
ihre Klientel verkauft.
({4})
Der Anteil der Einnahmen aus der Gewinnsteuer am gesamten Steueraufkommen betrug 1960, also vor 50 Jahren, 35 Prozent. Heute beträgt er nur noch 20 Prozent.
Das heißt, um es zu übersetzen: Die Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer müssen nahezu die gesamte Steuerlast
allein tragen. Das ist verantwortungslos, und das ist
keine soziale Politik.
({5})
Ich füge hinzu: Der Pfeiler Lohnsteuer gerät durch den
wachsenden Niedriglohnsektor weiter unter Druck. Wer
prekäre Arbeitsverhältnisse zum Standard machen will,
der darf sich nicht wundern, wenn Steuern und Sozialabgaben spärlicher fließen. Darum brauchen wir endlich
den gesetzlichen flächendeckenden Mindestlohn und
vernünftige Arbeitsverhältnisse.
({6})
Damit hätten wir nebenbei endlich auch europäischen
Standard erreicht, wo sich die Regierung doch gerne als
Lehrmeister Europas aufspielt. Wenn wir uns an europäischen Standards orientieren würden, dann müssten wir
diese Maßnahme endlich im Bundestag beschließen.
Wir als Linke wollen nicht, dass der Bundeshaushalt
das gleiche Schicksal wie das Kölner Stadtarchiv erlei2986
det. Darum fordern wir, dass wieder starke Pfeiler in unser Steuersystem eingezogen werden. Das ist nämlich
die Voraussetzung für einen funktionierenden Sozialstaat. Wir, die Linke, sind die einzige Partei, die wirklich
eine deutliche Umverteilung von oben nach unten will.
Ich sage Ihnen, meine Herren und Damen von der FDP,
auch: Armut kann man nur bekämpfen, wenn man
Reichtum begrenzt. Das ist unsere Position. Ihre ist es
nicht, das weiß ich.
({7})
Die Bundeskanzlerin und auch andere haben immer wieder darauf hingewiesen, dass wir immer mehr Geld für
Soziales ausgeben müssen. Das wird als Ausweis einer
besonders guten Sozialpolitik angeführt. Das stimmt
nicht. Das ist kein Ausweis einer guten Sozialpolitik,
sondern Ausweis einer ganz schlechten Arbeitsmarktund Wirtschaftspolitik.
({8})
Wenn diese Regierung prekäre Arbeitsverhältnisse und
Minijobs zur Dauereinrichtung machen will, dann wird
sich diese Situation immer mehr verschärfen. Wir brauchen, um unseren Haushalt zu stützen, um die Sozialkassen zu stärken und um den Menschen die Möglichkeit zu
geben, in Würde zu arbeiten, endlich gute Arbeit zu guten Löhnen, aber keine prekären Verhältnisse.
({9})
Die Bundeskanzlerin hat die Lohnzurückhaltung der
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gelobt und die
Gier der Manager getadelt. Schauen wir uns einmal an,
ob die Manager diesen Tadel beherzigen. Er hat sie überhaupt nicht beeindruckt. Es ist doch geradezu unanständig, dass Herr Ackermann, der diese Krise durch sein
Verhalten mit verursacht hat und der durch hochriskante
Spekulationen sein Geld verdient, jetzt schon wieder ein
Gehalt von fast 10 Millionen Euro im Jahr bekommt. Da
können Sie sehen, Frau Merkel, wie Ihre Tadel wirken.
Augenscheinlich sind die gar nicht ernst gemeint. Was
tun Sie wirklich, um die Gier zu begrenzen? Wir brauchen endlich Gesetze zur Finanzmarktregulierung.
({10})
Der Internationale Währungsfonds, IWF, soll noch in
diesem Jahr einen Vorschlag zur Beteiligung der Banken
an den Krisenkosten vorlegen. Warum eigentlich nur
eine Beteiligung? Warum, frage ich Sie, gilt nicht die
alte Regel, dass derjenige, der einen Schaden verursacht,
auch dafür aufkommen muss? Wir als Linke werden uns
nicht damit abfinden, dass die Banken nur einen symbolischen Beitrag zahlen sollen. Wir haben klare Forderungen an die Banken. An dieser Stelle zeigt sich, dass unsere Forderung richtig war, den Rettungsschirm für die
Banken mit klaren Bedingungen zu verbinden. Sie haben
das abgelehnt. Jetzt haben Sie keinerlei Druckmittel gegen die Banken in der Hand. Das ist nicht hinnehmbar.
Sie lassen sich weiter von den Banken erpressen. Diese
Politik muss endlich beendet werden.
({11})
Wenn ich die Kanzlerin am Mittwoch richtig verstanden
habe - davon gehe ich aus -, dann will sie den Bankenschirm zu einer Dauereinrichtung machen. Das heißt im
Klartext: Die Banken können jetzt die Gewissheit haben,
dass der Staat sie immer auffangen wird, auch wenn sie
in den Kasinos der Welt weiter zocken und die Banker
dicke Boni einstreichen.
({12})
Ich kann wiederholen, was ich schon am Dienstag gesagt
habe: Dieser Haushalt ist gut für Spekulanten, aber
schlecht für Menschen, die einer ehrlichen Arbeit nachgehen, und ganz schlecht für Arbeitslose. Kehren Sie
endlich um! Gestalten Sie eine soziale, gerechte und
nachhaltige Politik! Die ist an diesem Haushalt nicht ablesbar. Darum werden wir ihn ablehnen.
Vielen Dank.
({13})
Nächster Redner ist der Kollege Jürgen Koppelin für
die FDP-Fraktion.
({0})
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Nach den vielen Beratungen im Haushaltsausschuss und
den vielen Debatten hier im Plenum zum Bundeshaushalt 2010 wird heute ein Bundeshaushalt in schwieriger
finanz- und wirtschaftspolitischer Zeit verabschiedet.
Genauso wie meine Vorredner möchte ich erst einmal
den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Haushaltsausschusses einen ganz herzlichen Dank sagen. Ich
möchte mich auch für die faire Zusammenarbeit mit den
Kolleginnen und Kollegen aller Fraktionen bedanken,
bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger; das ist
ganz klar.
Wir hatten einen schwierigen Haushalt zu beraten.
Schwierig war er dadurch, dass er noch vom Finanzminister Steinbrück vorgelegt wurde.
({0})
- Ja, sicher. Das ist doch bekannt; das ist kein Geheimnis. - Er hatte eine sehr hohe Neuverschuldung vorgesehen. Unsere Koalition hatte sich ganz fest vorgenommen, sich mit einer Neuverschuldung in der von
Steinbrück geplanten Höhe nicht der deutschen Öffentlichkeit zu präsentieren. Uns war zwar klar, dass wir mit
einer hohen Neuverschuldung leben müssen; aber sie
sollte weniger hoch ausfallen.
Kollegin Merkel von der SPD - Sie sind hier heute als
haushaltspolitische Sprecherin aufgetreten -, Sie sagen,
die Neuverschuldung könnte geringer als 80 Milliarden
Euro sein.
({1})
- „Deutlich“. - Dazu sage ich Ihnen Folgendes:
Erstens. Wir betreiben keine Schönfärberei, sondern
wir wollen Haushaltswahrheit und Haushaltsklarheit.
Zweitens. Dieser Vorwurf geht doch ins Leere. Würden wir all den von Ihnen gestellten Erhöhungsanträgen
folgen, dann würde die Neuverschuldung noch höher als
von Steinbrück vorgesehen ausfallen.
({2})
- Empören Sie sich ruhig. - Ich nenne nur ein Beispiel:
Haben Sie in der Kulturdebatte hier einen einzigen
Streichvorschlag gemacht, oder haben Sie eine einzige
Kürzung für in Ordnung erklärt? Stattdessen haben Sie
zig Erhöhungsvorschläge gemacht und haben uns dafür
kritisiert, dass wir an diversen Stellen nicht mehr Mittel
zur Verfügung stellen. Lesen Sie nach, was Sie gesagt
haben, als Sie hier am Rednerpult gestanden haben.
Ähnlich war es bei allen anderen Beratungen: Sie haben
nur Erhöhungsvorschläge gemacht.
Ich sage Ihnen bei dieser Gelegenheit auch: Ich bin
sehr stolz darauf, dass wir über 50 Prozent der Punkte
unseres Liberalen Sparbuchs - wir haben es hier lange
Zeit präsentiert - durchgesetzt haben.
({3})
Ich schaue jede Woche in die Spiegel-Bestsellerliste.
Allmählich müsste auch das Liberale Sparbuch dort erscheinen, so oft ist das zitiert worden.
({4})
Das Verlangen danach ist anscheinend groß. Vielleicht
stimmt mit dieser Liste etwas nicht. Ich kann nur sagen:
Wir haben das Liberale Sparbuch nicht zu den Akten gelegt. Wir arbeiten die darin enthaltenen Punkte weiter ab.
Ich muss die Opposition fragen: Wo sind Ihre Einsparvorschläge gewesen? Sie können uns kritisieren,
auch im Hinblick auf dieses Sparbuch - das muss man
aushalten können -; aber legen Sie doch selber einmal
ein solches Sparbuch vor. Das tun Sie nicht; denn dann
müssten Sie Farbe bekennen und erklären, an welchen
Stellen gespart werden sollte. Allerdings täten Sie damit
auch Ihrer Klientel weh, und deswegen verweigern Sie
sich dem. Sie sind nicht in der Lage, ein solches Sparbuch vorzulegen.
({5})
Ich fordere Sie auf, bis zu den nächsten Haushaltsberatungen selber ein solches Sparbuch vorzulegen.
Die einzige Alternative zu unserer Politik und zur
Politik dieser Koalition, die ich in dieser Woche gehört
habe, war die Kritik der Sozialdemokraten an der Erhöhung des Kindergeldes.
({6})
- Das können Sie nachlesen. Auch der Kollege
Schneider hat diese Erhöhung in seiner Rede kritisiert. Ich nenne Ihnen den Unterschied zwischen Ihrer und unserer Politik: Wir haben das Kindergeld angehoben. Wir
sind für eine gerechte Familienbesteuerung. Sie hingegen haben - das war eine Ihrer letzten großen Taten 5 Milliarden Euro für die Abwrackprämie bereitgestellt.
Das ist der Unterschied zwischen Ihnen und uns.
({7})
Ein Wort zu den Grünen. Wenn wir hier noch eine
Woche länger debattiert hätten, dann hätte ich womöglich geglaubt, die FDP sei der Erfinder von Hartz IV
gewesen; so haben Sie hier diskutiert. Sonst kam gar
nichts. Sie hatten nur ein einziges Motto: Sie haben sich
am Parteivorsitzenden der FDP, am Außenminister, abgearbeitet.
({8})
Ich will das einmal an einem Beispiel erläutern: Es ist
doch peinlich, wenn man hier in einer Diskussion über
den Justizetat fast den Eindruck gewinnt, Herr
Westerwelle sei der neue Justizminister, da Sie sich
hauptsächlich mit ihm beschäftigen. Warum konnten Sie
nicht zur Sache kommen? Warum konnten Sie mit uns
nicht sachlich diskutieren? Sie hatten nur ein Thema.
Das war mehr als peinlich.
({9})
Ich möchte auf einen weiteren Aspekt aufmerksam
machen. Hier ist kritisiert worden, wir hätten keine Sympathie für die Kommunen, die sich in einer schwierigen
Finanzsituation befänden. Ich kann Ihnen sagen: Es
stimmt, deren Finanzsituation ist schwierig. Nur, darauf
haben wir Freien Demokraten, zum Beispiel meine Kollegin Piltz und andere, schon seit mehreren Jahren hingewiesen.
Was haben Sie denn gemacht? Sie haben sich doch
darum überhaupt nicht gekümmert. Soll ich Ihnen sagen,
was Sie gemacht haben? Ich sage es Ihnen:
({10})
Peer Steinbrück hat mehrfach in seinen Reden bis zum
Schluss hier erklärt, dass es den Städten doch besser
gehe als dem Bund. Das hat er hier wörtlich erklärt. Sie
hatten damals Redeverbot; Sie durften nichts dazu sagen.
({11})
Jetzt sind Sie in der Opposition und beklagen die Situation der Kommunen. Auch dieses Themas werden wir
uns annehmen.
Schade, dass Peer Steinbrück sich hier nicht selber
äußern kann; denn man liest ja im Spiegel, Peer
Steinbrück habe Redeverbot - nicht von der SPD; das
kommt vielleicht noch - bis zum Sommer, bis zum Erscheinen seines Buches, für das er ein Honorar in Höhe
von 200 000 Euro bekommt. Bis dahin dürfe er keine
Aussage machen. Das finde ich interessant. Ich hätte
gerne einmal gehört, wie der Abgeordnete Steinbrück zu
den Aussagen in seinen früheren Reden steht.
({12})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, nach Verabschiedung des Etats 2010 werden wir Haushaltspolitiker der
Koalition uns umgehend mit den Vorarbeiten zum Haushalt 2011 beschäftigen. Es ist uns klar, beim Haushalt
2011 müssen wir noch größere Anstrengungen unternehmen. Das haben wir uns als Ziel vorgenommen. Es muss
ein Haushalt der Bescheidenheit werden.
({13})
Wir müssen weitergehen auf dem Wege der Konsolidierung, und vor allem sollten Sie, damit meine ich alle Minister und Ministerinnen, bei Ihren Vorschlägen für den
Haushalt 2011 darauf achten, dass wirklich nur Notwendiges von Ihnen gewünscht und verlangt wird. Möglichkeiten zur Erhöhung sehe ich nicht. Ehe Sie auf die Idee
kommen, starke Anhebungen zu fordern oder Wunschkataloge vorzulegen, sollten Sie sich vielleicht vorher
lieber mit den Haushaltspolitikern in Verbindung setzen,
damit Sie nicht nur eine Absage vom Finanzminister bekommen. Von unserer Seite sehe ich keine Chance für
solche Pläne. Also, auch für Sie gilt schon für den Entwurf: Sparen, sparen und noch einmal sparen! Das halten wir für einen wichtigen Schritt.
({14})
Als Obmann der FDP-Fraktion im Haushaltsausschuss möchte ich mich ganz herzlich vor allem natürlich bei meinen Kolleginnen und Kollegen der Union für
eine sehr, sehr faire und sachliche Zusammenarbeit bedanken. Hierbei denke ich vor allem an den Obmann
Barthle; das ist ganz klar. Wir sind miteinander immer in
einem guten Gespräch gewesen. Ich möchte aber auch
Ihnen, Herr Minister Schäuble, Ihrem Ministerium und
Ihrem Staatssekretär Kampeter Dank sagen. Es war eine
hervorragende Zusammenarbeit, es war eine harmonische Zusammenarbeit. Man hatte kaum den Eindruck,
dass da Vertreter mehrerer Parteien zusammensitzen; das
sage ich sogar in Richtung CSU. Es war eine hervorragende Zusammenarbeit, für die ich mich zu bedanken
habe.
Ich bin guten Mutes, dass wir in dieser Art der guten
Zusammenarbeit den Haushalt 2011 ebenfalls meistern
werden - der Kollege Meister redet ja gleich noch - in
der Verantwortung gegenüber dem deutschen Steuerzahler. Ansonsten sind wir niemandem verantwortlich.
Herzlichen Dank.
({15})
Das Wort hat nun der Kollege Sven Kindler für die
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen
und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Seit ich
letzten Oktober in den Bundestag gewählt wurde, werde
ich häufig gefragt, warum ich unbedingt Mitglied des
Haushaltsausschusses werden wollte.
({0})
Ich werde gefragt: Ist das nicht langweilig? Geht es da
nicht um trockene Rechnerei und endlose Zahlenkolonnen? Ich antworte immer: Das ist eine hochspannende,
hochinteressante Aufgabe, weil ja der Haushalt in Zahlen gegossene Politik darstellt. Außerdem finden die
meisten politischen Projekte ja schon lange Eingang in
den Bundeshaushalt, bevor sie dann Realität werden.
Der Bundeshaushalt ist also eigentlich auch in Zahlen
dargestellte politische Zukunft; das gilt aber nicht für
diesen Bundeshaushalt: Er ist leider in Zahlen gegossene
Vergangenheit.
({1})
Die Bundeskanzlerin predigt ja immer, die Bundesrepublik müsse gestärkt aus der Krise herausgehen. Das
ist auch richtig. Wir haben nicht nur eine extrem schwere
Wirtschafts- und Finanzkrise. Wir haben auch eine sehr
gefährliche Klimakrise. Wir haben eine globale Ernährungskrise; denn es hungern über 1 Milliarde Menschen.
Wir brauchen Antworten auf diese verschiedenen Krisen, die sich gegenseitig bedingen. Aber diese Antworten finden wir nicht im Bundeshaushalt, und das trotz
einer Rekordverschuldung, einer Neuverschuldung in
Höhe von 80,2 Milliarden Euro. Und das ist noch nicht
einmal das ganze Ausmaß der Verschuldung; denn die
Schattenhaushalte, die sich nicht im Haushalt finden lassen, lassen Sie immer gerne unter den Tisch fallen.
Nimmt man nämlich die krisenbedingten Sonderausgaben für Bankenrettung und für den Investitions- und Tilgungsfonds hinzu, liegt die wahre Neuverschuldung im
Jahr 2010 sogar bei 126 Milliarden Euro.
Der bisherige Schuldenrekordhalter war ja Bundesfinanzminister Theo Waigel mit rund 40 Milliarden Euro
im Jahr 1996. Auch das geschah damals unter einer
schwarz-gelben Regierung. Doch jetzt verdreifachen
Sie, Herr Schäuble, diese einheitsbedingte Rekordverschuldung. Respekt: Verdreifachung! Da heißt es immer, Mitte-Links-Regierungen könnten nicht mit Geld
umgehen. Wenn ich mir Ihren Haushalt so anschaue,
muss ich sagen: Sie, Konservative und Wirtschaftsliberale, können nicht mit Geld umgehen.
({2})
Es stimmt: Dieser Haushalt wird in einer wirtschaftlich schwierigen Lage aufgestellt. Es stimmt auch, dass
die hohe Verschuldung größtenteils darauf zurückzuführen ist. Politik muss darauf reagieren - Herr Schäuble,
ich komme gleich darauf zu sprechen -, besser gesagt:
müsste; denn Sie reagieren nicht. Sie schrauben die Ausgaben nach oben, aber ändern nichts an der Struktur. Sie
steuern nicht um. Dieser Haushalt ist ein Haushalt der
verpassten Chancen, weil er keine Rendite für die Zukunft bringt.
({3})
Die schwarz-gelbe Koalition rühmt sich, dass sie die
Neuverschuldung gesenkt hätte. Aber haben Sie wirklich
gespart? Haben Sie unsinnige Ausgaben gekürzt? Haben
Sie falsche Subventionen gestrichen? Das alles haben
Sie nicht gemacht. Sie haben leider nichts anderes gemacht, als die konjunkturelle Entwicklung und ihre positiven Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt zu berücksichtigen. Das alles haben wir aber der Leistung von
Betrieben, Gewerkschaften und Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmern zu verdanken. Mit Sparanstrengung hat
das nichts zu tun.
({4})
Wir haben Ihnen aufgezeigt, wie man sparen kann. Es
ist nicht so, als ob es kein Sparpotential im Haushalt
gebe, zum Beispiel bei den Subventionen, mit denen Sie
immer noch den Klimawandel befeuern statt ihn zu bekämpfen.
({5})
Der Staat fördert mit Milliardensummen die Anschaffung von schweren Dienstwagen mit hohem CO2-Ausstoß, die schmutzige Kohleenergie und befreit die Flugunternehmen bei Inlandsflügen von der Kerosinsteuer.
Der Abbau dieser ökologisch schädlichen Subventionen
und Steuervergünstigungen würde allein im Bundeshaushalt 2010 rund 8,5 Milliarden Euro bringen. Wir
hätten damit eine doppelte Rendite: Einerseits hätten wir
Einsparungen, andererseits betrieben wir Klimaschutz.
Es kann nicht sein, dass wir weiterhin mit Milliardensummen den Klimawandel subventionieren.
({6})
Aber wenn schon nicht gespart wird, wird dann wenigstens gestaltet? Werden im Haushalt neue Schwerpunkte gesetzt? Wird in Zukunftsbereiche wie Bildung
oder Umwelt investiert? Werden soziale Ungleichheiten
angegangen? Stellt sich die Koalition ihrer internationalen Verantwortung? Das kann man anhand einiger Beispiele prüfen.
Zu den Zukunftsinvestitionen. Umweltminister
Röttgen hat während der Haushaltsdebatte am Dienstag
wieder einmal sehr allgemein über die Verbindung von
Ökologie und Ökonomie gesprochen. Er hat aber nicht
erklären können, warum ausgerechnet im Umweltetat
bei dem Titel zur Förderung von Einzelmaßnahmen zur
Nutzung erneuerbarer Energien 20 Millionen Euro gekürzt werden und rund ein Viertel - 115 Millionen Euro gesperrt ist. Wenn die Sperre nicht zurückgenommen
wird, muss Minister Röttgen - im schlechtesten Fall eine Kürzung von 135 Millionen Euro verantworten, und
das bei einem Titel, bei dem es um konkrete Maßnahmen
geht, wie zum Beispiel den Austausch von Wärmepumpen oder Mini-KWK-Anlagen. Dadurch werden
Energiekosten gespart, das entlastet die Umwelt, und es
schafft vor allen Dingen Arbeitsplätze beim Handwerk
und bei kleinen und mittleren Unternehmen.
({7})
Das ist das Fatale an der Kürzung und der Sperre: Sie
wracken nicht nur den Klimaschutz ab, sondern Sie gefährden gleichzeitig auch Arbeitsplätze. Mit der Verbindung von Ökonomie und Ökologie hat das nichts zu tun.
({8})
Ich komme zum Thema soziale Ungerechtigkeiten.
Was machen Sie in diesem Bereich? Setzen Sie sich dafür ein, die soziale Schere in unserem Land zu schließen? Nein, das machen Sie nicht! Das Verfassungsgericht hat festgestellt, dass das Hartz-IV-Niveau nicht
verfassungskonform berechnet wird. Zusammen mit den
Wohlfahrts- und Sozialverbänden setzen wir uns dafür
ein, dass die Regelsätze beim Arbeitslosengeld II auf
mindestens 420 Euro steigen. Außerdem müssen wir
Kinderarmut bekämpfen. Dazu brauchen wir eine eigenständige Berechnung der Kinderregelsätze und perspektivisch eine Kindergrundsicherung.
Wir fordern das nicht einfach nur, sondern wir haben
im Haushaltsverfahren eine solide Gegenfinanzierung
vorgelegt.
({9})
Es war keine Überraschung, dass Sie auf unsere Vorschläge nicht eingegangen sind. Was machen Sie
stattdessen? Sie sperren 900 Millionen Euro für die Wiedereingliederungshilfe von Langzeitarbeitslosen. Herr
Kollege Koppelin, dass der selbsternannte Sozialstaatsbeauftragte der Bundesregierung, Herr Westerwelle, von
spätrömischer Dekadenz spricht
({10})
und gegen angeblich leistungsunwillige Arbeitslosengeld-II-Empfänger hetzt, finde ich extrem unseriös, vor
allem angesichts der Tatsache, dass nur sehr wenig
Sanktionen verhängt werden und insgesamt 1,4 Millionen Menschen aufstocken, also ALG II beziehen, obwohl sie arbeiten gehen. Es ist also nicht nur inhaltlich
falsch, sondern extrem unanständig. Das vergrößert die
Spaltung unserer Gesellschaft.
({11})
Ich komme jetzt zu den internationalen Verpflichtungen, die die Bundesrepublik Deutschland eingegangen ist. Die Bundesrepublik hat als Industriestaat im
Norden eine besondere Verantwortung für globale Probleme wie den Klimawandel oder den Hunger. Deshalb
hat sich die Bundesregierung auch verpflichtet, die
ODA-Quote zu erfüllen und 2010 0,51 Prozent des Bruttonationaleinkommens für Entwicklungszusammenarbeit
bereitzustellen. Außerdem haben sich Kanzlerin Merkel
und Umweltminister Röttgen in Kopenhagen verpflich2990
tet, 420 Millionen Euro zusätzlich - ich betone: zusätzlich - für Klimaschutz in Entwicklungsländern bereitzustellen. Doch in beiden Fällen haben sie unversehens
und ohne Scham die Versprechen gebrochen. Das ist
eine Bankrotterklärung der Bundesregierung. Damit verspielen Sie die Glaubwürdigkeit der Bundesrepublik auf
dem internationalen Parkett.
({12})
Damit ist klar: Die richtigen Schwerpunkte werden in
diesem Haushaltsentwurf nicht gesetzt. Die Rekordverschuldung wird nicht genutzt, um Investitionen in die
Zukunft zu ermöglichen. Das ist ganz und gar nicht generationengerecht. Der Gestaltungsspielraum wird durch
zusätzliche Zinsbelastungen weiter eingeschränkt, und
Sie investieren nicht in Projekte, von denen Kinder und
Jugendliche heute und in Zukunft profitieren würden.
Warum nicht? Sie meinen, dafür sei kein Geld da. Aber
warum ist kein Geld da? Weil Sie, statt in den sozialökologischen Umbau der Wirtschaft zu investieren, lieber Klientelgeschenke verteilen. Das konnte man ganz
klar am „Schuldenbeschleunigungsgesetz“ sehen, mit
dem Sie vor allem Erben, Gutverdiener und Hoteliers
entlastet haben.
({13})
Wer aber in die Zukunft und in soziale Gerechtigkeit
investieren will, darf die Einnahmen des Staates nicht
weiter verkleinern, weil er ihn sonst irgendwann handlungsunfähig macht. Im Gegenteil: Für eine gerechte
Zukunft brauchen wir eine Einnahmeverbreiterung.
Diejenigen, die vor der Finanzkrise von den laxen Regulierungen profitiert haben, müssen jetzt, in der Krise, an
den Kosten der Krise beteiligt werden.
({14})
Deshalb fordern wir eine Abgabe auf große Vermögen und setzen uns für eine Finanztransaktionsteuer ein,
damit auch die Spekulationen auf den Finanzmärkten
eingeschränkt werden. Frau Bundeskanzlerin, Sie haben
sich verbal für eine solche Steuer eingesetzt, gemacht
haben Sie bisher aber noch gar nichts. Dieser Haushaltsentwurf macht klar: Ihnen fehlt der Wille, aus der Finanzkrise zu lernen und endlich umzusteuern.
({15})
Wie geht es nun weiter?
({16})
Sie denken kein Stück über das Jahr 2010 hinaus. Sie haben keinen aktuellen Finanzplan vorgelegt. Sie haben
vergessen, einen einzubringen. Stattdessen haben Sie,
Herr Schäuble, in allerletzter Minute den alten Finanzplan Ihres Vorgängers vorgelegt. Dass dieser Finanzplan
völlig veraltet und damit wertloser Schrott ist, ist Ihnen
offensichtlich total egal. Hauptsache, Sie müssen vor der
NRW-Wahl keine Giftlisten vorlegen, in denen aufgeführt wird, wo gestrichen werden soll.
({17})
Dabei wäre es doch für alle interessant, auch für die
Wählerinnen und Wähler, wie das alles zusammengehen
soll. Einerseits haben Sie eine Rekordverschuldung, die
Sie in den kommenden Jahren abbauen müssen, andererseits haben Sie die Steuern gesenkt. Sie diskutieren über
die Abschaffung der Gewerbesteuer, obwohl die Kommunen sowieso schon unter Ihrem Steuersenkungswahn
leiden,
({18})
und jetzt wollen Sie auch noch Ihren Kopfpauschalennonsens finanzieren und weitere Steuersenkungen
durchführen.
Das heißt dann: 10 Milliarden Euro Senkung der Neuverschuldung, 10 Milliarden Euro Kopfpauschale und
bis zu 20 Milliarden Euro Steuersenkungen. Insgesamt
sind das bis zu 40 Milliarden Euro, die Sie finanzieren
müssen. Herr Schäuble, wo wollen Sie das eigentlich
hernehmen? Das passt alles nicht zusammen. Damit treiben Sie den Bundeshaushalt und die Kommunen weiter
in den Ruin.
({19})
Wenn man wie ich frisch in den Bundestag gewählt
worden ist, ist am Anfang vieles neu und ungewohnt.
({20})
Da ist es wirklich schön, wenn einem eine Sache vertraut
ist, wenn da etwas ist, das man kennt. So hat sich bei mir
ein Gefühl eingestellt, das mich durch meine ganze
Kindheit und meine Jugendzeit begleitet hat und mich
der Politik nahegebracht hat. Schon damals habe ich verstanden - das bestätigt sich leider jeden Tag aufs Neue -:
Schwarz-Gelb kann es einfach nicht.
Vielen Dank.
({21})
Das Wort hat nun der Bundesfinanzminister
Dr. Wolfgang Schäuble.
({0})
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Gegen Ende der Haushaltsberatungen möchte
ich mich zunächst bedanken bei den Mitgliedern und der
Vorsitzenden des Haushaltsausschusses, bei den MitarBundesminister Dr. Wolfgang Schäuble
beitern des Haushaltsausschusses und allen Abgeordneten, bei den Mitarbeitern des Bundesfinanzministeriums,
besonders bei den Parlamentarischen und beamteten
Staatssekretären. Dass wir am 19. März 2010 im Bundestag den Haushalt 2010 verabschieden können, beruht
auf einer Anstrengung aller, in ungewöhnlich kurzer Zeit
die vorläufige Haushaltsführung zu Ende zu bringen. Ich
möchte mich für die gute Zusammenarbeit bedanken.
Ich bedanke mich auch für die guten Wünsche an mich;
ich kann sie gebrauchen und werde davon Gebrauch machen.
({0})
Wie auch immer Sie das interpretieren wollen.
Herr Kollege Kindler, die Argumente sind zwar schon
oft vorgebracht und oft widerlegt worden, aber - vielleicht haben auch Sie das früher gehört - repetitio est
mater studiorum, die Wiederholung ist die Mutter des
Lernens. Warum haben wir es geschafft, den Haushalt so
schnell vorzulegen, den Entwurf so schnell zu beraten
und zu verabschieden? Wir sind von einem Haushaltsentwurf ausgegangen, den wir schon in der vergangenen
Legislaturperiode aufgestellt haben. Sonst wäre das
nicht möglich gewesen.
({1})
Diesen haben wir um bestimmte Sofortmaßnahmen zum
1. Januar 2010 ergänzt. Wir haben darauf verzichtet, eine
Fortschreibung der mittelfristigen Finanzplanung vorzulegen, was gesetzlich möglich war. Sie wird mit dem
nächsten Haushaltsentwurf vorgelegt. Ferner haben wir
die wirtschaftliche Lage und die Situation auf dem
Arbeitsmarkt dazu genutzt, die Verschuldung weiter
zurückzuführen. Die Neuverschuldung ist mit 80,2 Milliarden Euro außergewöhnlich hoch, und das macht
Sorgen. Übrigens, Frau Kollegin Merkel, ob es nun
79,9 oder 80 Milliarden Euro sind, ist nicht so wichtig.
({2})
- Na gut. - Wissen Sie, es hat mit Kosmetik zu tun, ob
man die Zahl nun knapp unter oder knapp über
80 Milliarden Euro ansetzt. Wir haben uns bei den Haushaltsberatungen sehr bewusst für Substanz statt Kosmetik entschieden.
({3})
Dahinter verbirgt sich genau wie hinter Ihrer Doppelkritik ein Problem - liebe Kolleginnen und Kollegen,
das wissen wir doch alle; Kollege Koppelin hat es gerade
noch einmal beschrieben und glossiert -: Sie kritisieren
natürlich auf der einen Seite, dass die Verschuldung viel
zu hoch ist. Zugleich kritisieren Sie, dass wir viel zu wenig ausgeben. Das passt nicht richtig zusammen. Sie
müssten dann Steuererhöhungen fordern. Sie nennen das
Subventionsabbau, aber in Wahrheit meinen Sie, wenn
Sie Subventionsabbau sagen, Steuererhöhungen; damit
wir uns da klar verstehen.
({4})
Wir glauben, dass in der gegebenen wirtschaftlichen Gesamtsituation Steuererhöhungen für die weitere wirtschaftliche Entwicklung Gift wären.
({5})
Nun stehen wir vor dieser außergewöhnlich anstrengenden und herausfordernden Aufgabe, die die Bundeskanzlerin am Mittwoch in der Generalaussprache beschrieben hat: Auf der einen Seite müssen wir in einer
ungewöhnlich schwierigen und unsicheren wirtschaftlichen Lage Schritt für Schritt die Voraussetzungen für
wirtschaftliche Nachhaltigkeit, Leistungsfähigkeit und
Wettbewerbsfähigkeit gewährleisten. Übrigens ist in diesem Haushalt eine Stärkung der Aufwendungen für Forschung und Bildung von 12 Milliarden Euro für diese
Legislaturperiode enthalten. Das sind Aufwendungen für
die Infrastruktur, für die Zukunftssicherung unseres Landes.
({6})
Auf der anderen Seite müssen wir die kurzfristig zu hohe
Neuverschuldung in den Haushalten von Bund, Ländern
und Gemeinden zurückführen.
Die Bundeskanzlerin hat zu Recht gesagt, dass dies
vor dem Hintergrund einer älter werdenden Gesellschaft
geschehen muss, einer Gesellschaft, die durch rückläufige Geburtenzahlen und - das ist ein Glück für uns alle steigende Lebenserwartung geprägt ist.
Diesen Dreiklang müssen wir leisten. Er ist ungewöhnlich herausfordernd. Deswegen ist es richtig, dass
wir den Haushalt für das Jahr 2010 mit dieser Neuverschuldung, auf Sicht und mit den Impulsen, die wir gesetzt haben, so umsetzen, wie wir ihn jetzt zur Verabschiedung vorschlagen. Deswegen bitte ich Sie um
Zustimmung zum Bundeshaushalt 2010.
({7})
Im internationalen bzw. europäischen Vergleich sind
wir übrigens gar nicht so schlecht. Die britische Zeitschrift The Economist - in britischen Zeitschriften werden wir nicht immer nur gelobt - hat davon gesprochen,
Deutschland sei wirtschaftspolitisches Vorbild.
({8})
- Daran haben wir alle mitgewirkt. Herr Kollege
Schneider, Sie sollten bei Ihrer Kritik gelegentlich bedenken, dass ich immer erwähnt habe: Der erste Entwurf
dieses Haushalts ist noch von meinem Vorgänger
Steinbrück in der vergangenen Legislaturperiode vorgelegt worden. Warum die Gräben tiefer machen, als sie
sind? Die Aufgabe ist groß genug. Wir sollten die Gräben nicht tiefer machen, als sie sind.
({9})
Auch hinter mancher kritischen Aussage unserer französischen Freunde verbirgt sich ein Stück weit Lob dafür, dass Deutschland seine Aufgabe relativ gut macht.
({10})
Ich glaube, dass wir in Europa alle miteinander darauf
setzen müssen, die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken; das
ist auch der Inhalt der Lissabon-Strategie. Deswegen
werde ich weiterhin dafür eintreten, dass Deutschland
wettbewerbsfähig bleibt und dass sich die, die vielleicht
ein bisschen schwächer sind, anstrengen und nicht umgekehrt. Sonst wird das nämlich nicht funktionieren.
({11})
Den Entwurf dieses Haushalts werden wir im Kabinett vor der Sommerpause verabschieden, einschließlich
einer Fortschreibung der mittelfristigen Finanzplanung.
Diese wird so ehrgeizig, wie es der Kollege Koppelin
gerade beschrieben hat. Das erfordert das Grundgesetz.
Diese Herausforderung müssen wir vor dem Hintergrund
unseres föderalen Systems bewältigen.
Frau Kollegin Merkel, es nützt nichts: Ob eine Bundessteuerverwaltung leistungsfähiger wäre oder nicht,
darüber kann man endlos streiten. Aber die Ordnung des
Grundgesetzes ist so, wie sie ist.
({12})
Deswegen werden wir diese Herausforderung im föderalen Verständnis unseres Bundesstaates bewältigen.
({13})
- Bitte?
({14})
- Dazu muss man das Grundgesetz ändern.
({15})
Aber dafür hatten Sie in der Föderalismusreformkommission II keine Mehrheit. Das Grundgesetz gilt in
der Form, in der es jetzt ist.
({16})
Ich bin überzeugt, dass unser föderales System leistungsfähig ist. Ich bin überzeugt, dass wir diese Aufgaben meistern. Deswegen hat die Koalition beschlossen,
dass wir uns zunächst der nachhaltigen Stärkung der
Finanzbasis der Kommunen widmen; mit dieser Arbeit
haben wir genauso begonnen wie mit der Arbeit an der
Reform unseres Gesundheitssystems. Das ist die Grundlage unseres föderalen Systems: eine nachhaltige Stärkung der Selbstständigkeit und Leistungsfähigkeit unserer kommunalen Selbstverwaltung. Dabei muss man die
Ausgaben- und die Einnahmeseite betrachten und ohne
Tabus vorgehen. Nur so können wir diese Aufgabe bewältigen.
({17})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Schuldenbremse des Grundgesetzes werden wir in der Tat erfüllen
müssen. Das heißt, wir müssen das strukturelle Defizit in
den kommenden Jahren um etwa 10 Milliarden Euro
jährlich zurückführen. Ich warne Neugierige: Im Jahre
2011 ist die Anstrengung vergleichsweise gering. Im
Jahre 2012 wird sie größer, und im Jahre 2013 wird sie
noch größer. Das muss jeder und jede wissen. Aber diese
Aufgabe müssen wir erfüllen. Damit halten wir den
Europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt ein.
Sollte ihn die Bundesrepublik Deutschland nicht einhalten, würde er scheitern. Wenn er scheitert, scheitert mehr
als nur der Europäische Stabilitäts- und Wachstumspakt.
({18})
Wir brauchen in dieser Welt der Globalisierung ein
starkes, ein verlässliches, ein handlungsfähiges Europa
und eine starke europäische Währung. Wir müssen unsere Verantwortung auch vor diesem Hintergrund sehen.
Mit dem Dank für die gute Zusammenarbeit bei der
Beratung des Haushalts 2010 verbinde ich die Bitte um
Unterstützung und gute Zusammenarbeit bei der Bewältigung der noch schwierigeren Aufgabe der Beratung des
Haushalts 2011 und bei der mittelfristigen Finanzplanung.
Herzlichen Dank.
({19})
Nächster Redner ist der Kollege Joachim Poß für die
SPD-Fraktion.
({0})
Sie können ja mitklatschen, Herr Kauder.
({0})
Sehr geehrter Herr Präsident! Lieber Herr Schäuble, wir
wollen die Gräben nicht tiefer machen; aber wir wollen
die Realität in diesem Lande beschreiben.
({1})
Auch nach Ihrer Rede gilt: Sie haben in keinem Bereich ein Konzept für die nächsten Jahre: nicht für die
Stabilisierung der Finanzsituation der Kommunen, nicht
für die Haushalts- und nicht für die Steuerpolitik und
auch nicht dafür, wie es an den Finanzmärkten weitergehen soll. Das ist die Realität.
({2})
Zur Realität gehört, dass in Ihrem Ministerium, dem
Finanzministerium - einem der wichtigsten Ministerien -,
Stillstand herrscht, weil der Ressortchef seinem Haus jegliche Aktivität verboten hat. Die Bundeskanzlerin redet
zu allen möglichen Fragen viel - so hier am Mittwoch -;
aber bei keinem der Schlüsselprobleme der deutschen
Politik bekommt sie in dieser Koalition Boden unter die
Füße. Das ist die Realität.
({3})
Diese Regierung, lieber Kollege Barthle, haben die
Bürgerinnen und Bürger - das kann man nach dieser
Woche wohl sagen - nicht verdient. Sie versagen angesichts der Probleme, die Sie lösen sollen. Das ist die Situation.
({4})
Davon haben Frau Merkel und Herr Schäuble in dieser Woche mit betulichen Reden abzulenken versucht.
Auch der europäische Währungsfonds ist so ein Ablenkungsthema. Man könnte noch mehr sagen, zum Beispiel dazu, was die Äußerungen von Frau Merkel europapolitisch bedeuten und wie das zu bewerten ist; aber
dazu bleibt hier nicht die Zeit. Sie haben in dieser Woche
versucht, sich in einer bestimmten Weise zu inszenieren.
Ihre Redebeiträge hatten ein Ziel: zu zeigen, dass die
Kanzlerin und der Finanzminister alles im Griff haben
und beide stetig und solide an der Lösung auch der größten Probleme arbeiten;
({5})
denn damit hätten Sie das Vertrauen der Bürgerinnen
und Bürger verdient. Das ist Ihnen aber nicht gelungen,
Frau Merkel, Herr Schäuble.
({6})
Die Fakten und die Wirklichkeit lassen sich durch eine
Rede nicht verdecken.
({7})
Die Menschen sind kritisch geworden in den letzten Wochen und Monaten, und sie werden immer kritischer.
({8})
Deswegen ist in den letzten Tagen wieder die Steuerpanik
bei Ihnen ausgebrochen. Immer, wenn Sie nicht weiterwissen, kommen Sie - das ist schon irrational - auf das
Steuerthema. Dabei hatten Sie einander im „Borchardt“
versprochen, bis zur NRW-Wahl Ruhe zu halten. Einige
Wochen hat das erstaunlicherweise geklappt. Aber jetzt
geht es wieder rund, und jeder ist sich selbst der
Nächste, wie in diesen Tagen wieder zu hören und zu lesen ist. Zu Recht wächst bei Ihnen die Angst vor der
Wahl in NRW. Die Regierungskoalition sucht ihr Heil
jetzt in hektischen Aktivitäten. Entgegen Ihrer Inszenierung wurde in dieser Woche überdeutlich: Frau Merkel
hat nichts im Griff, liebe Kolleginnen und Kollegen.
({9})
An keiner Stelle arbeiten Sie seriös und überlegt an der
Lösung der anstehenden Probleme. Schon Ihre Koalitionsvereinbarung passt nicht zur Lage. Von Anfang an
haben Sie die wirtschaftliche, die soziale und die finanzielle Realität ignoriert. An dieser Realität scheitern Sie
zurzeit; der Realität kann man sich eben nicht entziehen.
Jetzt kommt Frau Merkel und verlangt „neues Denken“. Was soll das heißen? Mit welchem neuen Denken
wollen Sie die Probleme, von denen ich gerade gesprochen habe, bewältigen? Sie haben keine Antworten, und
auch in dieser Woche sind keine gekommen.
({10})
Deswegen verspielen Sie schrittweise das Vertrauen
der Bürgerinnen und Bürger. Taktisch versuchen Sie damit umzugehen, indem Sie die Regierungstätigkeit bis zur
Landtagswahl einstellen, und haben daher strikte Weisung an Ihr Haus erteilt, Herr Schäuble, nicht zu arbeiten,
weder an einem Haushaltskonsolidierungskonzept noch
an steuerpolitischen Positionen. Aus der Finanzmarktabteilung kommt auch nichts Eigenes. Die wenigen Finanzmarktgesetze, die Sie bisher in fünf langen Monaten vorgelegt haben, sind weitgehend die Umsetzung von EUVerordnungen und -richtlinien; nichts darüber hinaus.
Die letzten Wochen waren mit Blick auf die NRWWahl voll von Ankündigungen aus Ihren Reihen: Bankenabgabe, neues Bankeninsolvenzrecht, die Neustrukturierung der Aufsicht oder auch das Verbot von Leerverkäufen. All das soll bald kommen. Aber, Herr Schäuble,
warum soll irgendjemand Ihren in den letzten Wochen gemachten Ankündigungen Glauben schenken, wo doch
Ihre bisherige Regierungszeit an dieser Front so gar
nichts bewegt hat? Warum sollte Ihnen da jemand glauben, Herr Schäuble? Mit dieser Vorgehensweise vertreten
Sie keine glaubwürdige Politik mehr. Ankündigungspolitik ist das, nichts anderes.
({11})
Sie sind doch mit Ihrem Koalitionspartner in allen
Fragen über Kreuz. Ihre Kanzlerin hat Sie vorgestern im
Bundestag bei der Bankenabgabe höchstselbst gestoppt.
({12})
- Ja, lesen Sie einmal nach, was Frau Merkel zur Bankenabgabe gesagt hat
({13})
und in welchem Verhältnis das zu Ihrer Ankündigung
steht, Sie würden noch im April ein Konzept vorlegen.
So sieht es aus, wenn die neue Regierung an den Problemen arbeitet.
Herr Schäuble, Sie werden schon im Bundeskabinett
keinen Entwurf zu einer Bankenabgabe durchbekommen, weder im April noch später,
({14})
weil Sie dazu nie und nimmer einen Konsens in der Regierungskoalition erreichen werden. Sie und die Kanzlerin sind zu schwach, um sich gegen die Bankenlobbyisten
in der FDP und in Ihrer eigenen Partei durchzusetzen.
({15})
Ich zitiere aus dem Handelsblatt vom Dienstag zum
Thema Bankenabgabe:
In der Union zeigte man sich überrascht über die
Ankündigung,
- die Ankündigung Schäubles schon im April einen Regierungsbeschluss herbeizuführen.
Herr Wissing von der FDP wird zitiert: „Noch ist kein
Konsens in Sicht.“
({16})
Das ist Ihre Finanzmarktpolitik: reine Ankündigungen vor der NRW-Wahl, die dann auch noch in der Koalition relativiert und dementiert werden.
In der Steuerpolitik, Herr Schäuble, sind Sie der verantwortliche Minister. Aber ich frage Sie zur Idee eines
5- bis 10-Milliarden-Euro-Paketes, die jetzt in der Koalition herumgeistert: Was wissen Sie eigentlich davon?
Werden Sie hier von der Kanzlerin und den Koalitionspartnern vorgeführt?
Es gibt keine einzige Vorstellung, kein Papier aus
dem Hause Schäuble darüber, was steuerpolitisch jetzt
passieren soll. Sie überlassen das Feld den Steuerfantasten der FDP und in Ihren eigenen Reihen. Es kann doch
wohl nicht angehen, dass ein so wichtiges Land wie unser Land de facto von Steuerfantasten geführt wird.
({17})
Politische Führung, lieber Herr Kollege Schäuble, lieber
Herr Minister, sieht anders aus.
Von Ihnen kommt immer nur ein Satz, nämlich der
Verweis auf die Steuerschätzung im Mai. Als ob man
im Mai etwas grundlegend Neues für die Entscheidungen in der Steuerpolitik erfahren würde! Eine solch billige Ausrede ist weit unter Ihrem Niveau.
({18})
Auch Sie gehen die Dinge ausschließlich parteipolitischtaktisch an, so wie die Bundeskanzlerin.
({19})
Aber allein mit Taktik löst sich kein einziges Sachproblem. Bisher haben Sie kein einziges Sachproblem gelöst.
({20})
Inzwischen schauen auch internationale Organisationen mit immer größerer Sorge auf die politischen Führungsprobleme in unserem Lande. Dass jetzt wieder die
Steuerpanik in der Regierung ausbricht, wird mit Sicherheit nicht zur Beruhigung unserer Partner in Europa und
beim Internationalen Währungsfonds beitragen. Die EUKommission hat Ihnen in dieser Woche eine schwere
Rüge erteilt. Die deutsche Regierung, so die Kommission, müsse ihre Konsolidierungsstrategie endlich präzisieren.
({21})
Bisher reiche die Konsolidierung allerdings nicht aus.
Die größten Gefahren seien die Steuersenkungspläne der
Koalition. - Ein klarer Schuss vor den Bug der Bundesregierung!
Die EU-Kommission zeigt die Klarheit, die Sie verweigern, die die Menschen aber immer stärker von Ihnen
einfordern werden. Die Wunschkombination SchwarzGelb scheitert an der Praxis. Das konnten wir in den letzten Monaten jeden Tag erleben. In dieser Woche konnten
wir es noch besser beobachten als sonst.
({22})
Otto Fricke ist der nächste Redner für die FDP-Fraktion.
({0})
Geschätzter Präsident! Meine sehr geehrten Damen
und Herren! Herr Poß, eigentlich fühlt man sich ja zu einer sofortigen Replik veranlasst, aber das will ich heute
nicht tun.
Ich will auf etwas hinweisen, was mir gestern Abend
aufgefallen ist: Ich war in der vergangenen Nacht vor
20 Jahren zum ersten Mal in meinem Leben in Berlin,
und es war für mich, damals noch als Student in einer
spontanen Aktion aus Freiburg kommend, schon bemerkenswert, zu sehen, was alles in einem Land möglich ist,
wenn man ein Ziel hat. Schauen Sie sich an, was wir in
den 20 Jahren alles geschafft haben, was das für eine
Herkulesaufgabe in diesen 20 Jahren war, wer die Verantwortung gehabt hat, wie Wahlen überraschend ausgehen können und wie dann andere Leute Verantwortung
übernehmen und die Arbeit machen.
Sie werden sich wundern, was diese Koalition in den
vier Jahren, für die sie den Auftrag hat - Sie können so
viel reden, wie Sie wollen: Sie wird den Auftrag behalten -, noch erreichen wird. Sie werden sich auch über
das wundern, was im Bereich des Haushalts noch alles
kommen wird und was ohne auch nur einen einzigen
konstruktiven Vorschlag von der Opposition gemacht
werden muss, weil Sie nicht in der Lage sind, Wahrheiten auf den Tisch zu legen, sondern nur kritisieren können.
({0})
Es ist viel von Herkulesaufgaben geredet worden. Dabei ist mir als Erstes eingefallen, dass es ja eigentlich
„Herakles“ - er war ja ein Grieche - heißt und dass
„Herkules“ der lateinische Name ist. Bleiben wir aber
bei dem Begriff der Herkulesaufgaben.
Es waren die zwölf Arbeiten des Herkules - oder des
Herakles; wie man will -, die wichtig waren. Wenn ich
nach links gucke, würde mir bei manchen Dingen als
Erstes der Augiasstall einfallen, aber belassen wir es lieber bei der Aufzählung von zwölf Punkten.
Wir haben 310 Ausgabensenkungen vorgenommen,
bei denen Sie fast immer mit Nein gestimmt haben, weil
Ihnen nichts anderes einfiel. Wir haben kurzfristig die
Hilfe für Haiti gesichert. Wir haben mehrere Steuersenkungen - unsere Steuersenkungen und übrigens auch Ihre
Steuersenkungen aus den Zeiten der Großen Koalition und unsere Kindergelderhöhung eingearbeitet. Wir haben
Subventionen gekürzt. Sicherlich kann man noch viel
weiter gehen, aber wir haben damit angefangen. Wir haben die CO2-Gebäudesanierung gesichert. Wir haben bei
den Flexibilisierungen pauschale Kürzungen vorgenommen. Wir haben Deckungsverbünde entflochten. Wir haben nicht bei den Sozialleistungen gekürzt. Wir haben die
NKA so weit wie noch nie reduziert. Wir haben andererseits die Mittel für Bildung und Forschung und für die
Kultur erhöht. Wir haben die Verwaltungsausgaben des
Staates, des Bundes, reduziert, was anderen Ebenen unseres Landes sehr schwerfällt, und wir haben den Personalabbau vorangetrieben. Schließlich - das ist der zwölfte
Punkt; zählen Sie nach - haben wir die Investitionen konstant gehalten.
({1})
Das ist eine Herkulesaufgabe, die wir in dieser Legislaturperiode wiederholen werden. Das ist die erste, und
es werden weitere folgen. Sie werden weiterhin auf den
Zuschauerplätzen sitzen bleiben.
({2})
Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, die sich in den
letzten Wochen ja mehr oder weniger im Windschatten
befunden hat und meint, es seien eigene Leistungen, hat
hier gerade wieder wunderbar vorgetragen, wie viel anders sie das machen würde und dass sie ja ganz gerechte
Steuererhöhungen vorschlagen würde.
({3})
Wenn es dann aber um die konkreten Steuererhöhungen und darum geht, den Bürgern konkret zu sagen, wo
Sie ihnen in den nächsten Jahren das Geld aus der Tasche nehmen wollen, dann bleiben Sie die Antwort
schuldig,
({4})
bewegen Sie sich in grünen Fantastereien und erzählen,
es sei alles gerecht. Rechnen Sie einmal aus, was Ihre
Anträge bedeuten!
({5})
Bei dem Papier, das wir erhalten haben, kann ich das im
Übrigen auch der SPD nur empfehlen.
Sie versuchen das immer auf 2 Milliarden Euro herunterzurechnen, wenn es im wirklichen Leben tatsächlich 8 oder 9 Milliarden Euro sind, und dann sagen Sie
immer: Tut uns leid, wir haben uns halt verrechnet.
({6})
Ich glaube nicht, dass es Ihnen gelingen wird, auf Dauer
in diesem Windschatten zu fahren. Sie müssen dann
auch Farbe bekennen,
({7})
und die Farbe ist dann leider nicht grün, sondern eher
grau.
({8})
Meine Damen und Herren, ich möchte einen ganz
wichtigen Punkt noch einmal klarmachen, weil das auch
seitens der Vorsitzenden des Haushaltsausschusses angesprochen wurde, die ich zu ihrer Arbeit, aber natürlich
auch zu ihrem Sekretariat beglückwünschen möchte.
Frau Merkel,
({9})
Sie sagen immer, die Koalition habe das nur durch günstigere wirtschaftliche Bedingungen erreicht.
({10})
Ich erinnere die Bürger draußen daran: Es hat in der Vergangenheit immer wieder günstigere wirtschaftliche Bedingungen gegeben.
({11})
Der Unterschied war aber: Wann immer die SPD an der
Regierung war, haben Sie gesagt: Oh, wir haben günstigere wirtschaftliche Bedingungen. Könnte nicht der Sozialminister Scholz noch ein paar Milliarden Euro ausgeben? Könnte man nicht da und nicht dort noch ein
bisschen mehr ausgeben? - Jedes Mal, sobald die wirtschaftlichen Bedingungen besser waren, haben Sie die
Ausgaben gesteigert.
Das tun wir nicht. Im Gegenteil: In vertrauensvoller
Zusammenarbeit - ich will das nochmals betonen - senken wir die Ausgaben in einem Rekordtempo, was Sie
uns nicht zugetraut haben, worüber Sie jetzt aber gar
nicht mehr gerne reden wollen.
({12})
Ich möchte noch auf den Stil der Haushaltsberatungen
zu sprechen kommen. Ich habe hier wirklich viele Stunden gesessen und mir Reden zu unterschiedlichen Bereichen angehört. Im Rahmen der Fachdiskussionen hat
niemand gesagt - das sollte der Bürger bei aller Kritik an
einer Regierung in einer Demokratie berücksichtigen -:
Lassen Sie uns an dieser Stelle mehr sparen. Lassen Sie
uns da weniger ausgeben. Lassen Sie uns an jener Stelle
etwas herunterfahren. ({13})
Die Linken sprechen immer von Verteilung - das ist ungefähr alles, was sie wollen - und fordern, international
eingegangene Verpflichtungen aufzukündigen.
({14})
Andere sprechen von Ökologie. Über die SPD wollte ich
an dieser Stelle eigentlich nicht mehr reden. Ein großer
Sozialdemokrat, der aufgrund seiner Lebensleistung in
die Geschichtsbücher eingegangen ist, hat aber einmal
gesagt: Opposition ist Mist. - Deswegen muss man aber
keinen Mist machen und erst recht nicht Mist reden.
Herzlichen Dank.
({15})
Ich erteile das Wort der Kollegin Barbara Höll für die
Fraktion Die Linke.
({0})
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Herr Barthle, vorneweg eine Bemerkung:
Diesen Haushalt als Kunstwerk zu bezeichnen, ist eine
Beleidigung der Kunst.
({0})
Die Bundeskanzlerin nannte am Mittwoch hinsichtlich der Verschuldung zwar Zahlen. Das war aber nicht
einmal die halbe Wahrheit; denn gerade in der Debatte
über den Bundeshaushalt müssen wir die Situation des
gesamten Gemeinwesens im Blick haben. Genau in diesem Moment beträgt die Verschuldung der öffentlichen
Haushalte 1,684689 Billionen Euro. Die letzten Zahlen
ändern sich so schnell, dass ich sie hier gar nicht vorlesen kann. Die Schulden nehmen pro Sekunde um
4 481 Euro zu. Das macht eine Pro-Kopf-Verschuldung
in Höhe von 20 610 Euro. Das sind die Fakten, denen
wir uns stellen müssen.
Sie aber betreiben eine Politik nach dem SanktFlorians-Prinzip - verschon’ mein Haus, zünd’ andre an -,
indem Sie die Belastungen auf die Länder und insbesondere die Kommunen, auf die Bürgerinnen und Bürger
abwälzen. So haben Sie zum Beispiel den Zuschuss des
Bundes für die Unterkunftskosten der Bezieherinnen und
Bezieher von Hartz-IV-Leistungen rückwirkend ab Januar gekürzt, und zwar von 26 Prozent auf 23,6 Prozent.
({1})
Das heißt, Sie lassen die Kommunen auf Problemen sitzen, die sie weder verursacht haben noch lösen können.
Gerade für Städte wie meine Heimatstadt Leipzig bedeuten diese verringerten Bundeszuschüsse enorme Mehrkosten. Das geht zulasten der Erfüllung von freiwilligen
Aufgaben wie Kultur und Sport, aber auch Bildung insbesondere der jüngeren Generation.
({2})
Wir fordern Sie auf: Sorgen Sie für die Umsetzung
der finanziellen Eigenverantwortung der Kommunen. Geben Sie ihnen ausreichende Möglichkeiten zur
Selbstfinanzierung. Wandeln Sie die Gewerbesteuer in
eine Gemeindewirtschaftsteuer um. Unser Vorschlag
dazu liegt auf dem Tisch.
({3})
Sie sparen bei den Kommunen; Sie sparen aber auch
an vielen anderen Stellen. Herr Bundesfinanzminister
Schäuble sagte, dieser Haushalt sei ein Haushalt der
Notwendigkeit. Da stellt sich schon die Frage: Sind alle
Dinge, die im Haushalt zu finden sind, notwendig? Ist
der Eurofighter notwendig,
({4})
der untaugliche NATO-Hubschrauber,
({5})
das Großraumtransportflugzeug A400M?
({6})
Wir als Linke sagen klar: Nein.
({7})
Notwendig sind lebenswerte Kommunen, in denen
sich alle Bürgerinnen und Bürger, Kinder, Rentner, Kulturschaffende und Arbeiter, wohlfühlen können.
({8})
Frau Merkel, Ihrer Regierung und Ihrer Koalition fällt
nichts weiter ein als Sparmaßnahmen auf Kosten der
Mehrheit der Bevölkerung. Am Mittwoch kündigten Sie
notwendige jährliche Einsparungen in Höhe von 10 Milliarden Euro an. Die Vermögenden und die Unternehmen
werden sicher nicht belastet werden.
Ich möchte ein Beispiel aus diesem Haushalt nennen.
Es gab einmal einen Goldenen Plan Ost - wir waren
immer für einen Goldenen Plan Ost und West - für die
Förderung von Sportstätten. Dafür waren 2 Millionen
Euro vorgesehen. Diese sind in der letzten Sitzung, der
Bereinigungssitzung, gestrichen worden. Dadurch können in den neuen Bundesländern jährlich drei bis vier
Sportstätten nicht mehr saniert werden. Diese Sanierung
aber wäre lebenswert, nicht der Eurofighter.
({9})
Wir suchen trotz des Urteils des Bundesverfassungsgerichts vergebens eine Erhöhung der Hartz-IV-Regelsätze für Kinder. Wir suchen vergebens die überfällige
Angleichung des Rentenwertes Ost an den Rentenwert
West. Ebenso suchen wir vergebens die Schließung der
Überführungslücke im Rentenrecht. Ich kann Ihnen sagen: Die in der DDR geschiedenen Frauen sind sehr verbittert, dass diese Regierung scheinbar auf eine biologische Lösung hofft.
Trauen Sie sich doch endlich einmal an den Geldbeutel derjenigen heran, die das finanziell locker verkraften:
an die Profiteure der Finanzkrise, Vermögende und Spitzenverdiener! Die Idee einer Bankenabgabe ist endlich
auch bei Ihnen angekommen; aber mit der Umsetzung
lassen Sie sich fahrlässig viel Zeit. Angekündigt ist wieder: irgendwie vor dem Sommer, vielleicht, ein bisschen.
({10})
Zudem spielen Sie die Bankenabgabe auch noch gegen
die notwendige Finanztransaktionsteuer aus, statt die
Kraft und den Mut zu entwickeln, beides durchzusetzen;
denn beides ist notwendig, um Finanzmärkte zu regulieren, Spekulationen zu begrenzen und Einnahmen zu erzielen. Doch Ihnen fällt lediglich eine Kopfpauschale in
der gesetzlichen Krankenversicherung ein, sozial ungerecht wie Ihre gesamte Politik.
({11})
Wir fordern Sie als Linke auf: Führen Sie endlich den
gesetzlichen Mindestlohn ein,
({12})
da auch dadurch die sozialen Sicherungssysteme gestärkt und die Steuereinnahmen erhöht werden! Ein Mindestlohn gibt vielen Menschen ihre Würde zurück - das
sollte für uns entscheidend sein -,
({13})
Menschen, die heute trotz Erwerbsarbeit auf staatliche
Unterstützung angewiesen sind. Des Weiteren würde ein
gesetzlicher Mindestlohn dafür sorgen, dass die Binnennachfrage gestärkt wird und Handelsungleichgewichte
abgebaut werden.
Damit sind wir beim Thema Gerechtigkeit. Gerechtigkeit heißt auch, gerecht zu besteuern. Ihr laut Koalitionsvertrag geplanter Stufentarif für die Einkommensteuer, von dem wir nicht wissen, wann er kommen
wird, ist alles andere als gerecht. Jeder Stufentarif verstößt gegen das Gerechtigkeitsprinzip der Besteuerung
nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit; denn er
entlastet vorrangig Bezieher hoher Einkommen und reißt
riesige Finanzlöcher, die im Endeffekt zu weiteren Einsparorgien führen. Laut Bundesfinanzministerium ist zumindest der FDP diese Entlastung der Reichen 67 Milliarden Euro wert. Dabei muss der Bund in diesem
Haushalt 80 Milliarden Euro Schulden aufnehmen.
Trotzdem sind Sie der Ansicht, dass Sie die 67 Milliarden Euro für den Stufentarif aufbringen können, nach
dem Motto: Das Geld haben wir locker, auch wenn wir
uns wieder Geld borgen müssen.
Besteuern Sie endlich Kapitalerträge genauso hoch
wie Lohneinkommen! Die Abgeltungsteuer gehört abgeschafft. Erhöhen Sie den Spitzensteuersatz! Heben Sie
die Körperschaftsteuersätze an! Drücken Sie bei der
Bankenabgabe und der Finanztransaktionsteuer aufs
Tempo! Und erheben Sie endlich wieder die Vermögensteuer!
({14})
Dadurch ließen sich die 25 Milliarden Euro für Kinderbetreuung, die Anhebung des Rentenwertes Ost auf das
Niveau West, einen Hochschulpakt und die Aufstockung
der Hartz-IV-Regelsätze locker finanzieren.
Herr Barthle, es ist schlicht gelogen, wenn Sie am
Ende der Haushaltsberatungen sagen, wir hätten keine
Gegenfinanzierungsvorschläge gemacht.
({15})
Eine Vielzahl von Vorschlägen liegt auf dem Tisch. Man
muss sich natürlich die Mühe machen, diese zu lesen
und vielleicht auch geistig zu verarbeiten.
({16})
Tun Sie nicht so, als ob es keine Vorschläge gäbe! Wir
Linken bieten konkrete Alternativen für eine sozial gerechte, demokratische Politik. Ihren Haushalt können
wir nur ablehnen.
Ich danke Ihnen.
({17})
Dr. Michael Meister ist der nächste Redner für die
CDU/CSU-Fraktion.
({0})
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Kollege Barthle ist ein aufrechter und wahrhaftiger Kollege.
Die Beleidigung lassen wir uns als Fraktion nicht gefallen.
({0})
Der Kollege Barthle macht hervorragende Arbeit im
Haushaltsausschuss.
({1})
Ich stelle erstens fest, dass die Bundesrepublik
Deutschland hervorragend vorbereitet in die Wirtschafts- und Finanzkrise gegangen ist - das ist ein Verdienst der Arbeit, die wir seit 2005 geleistet haben - und
dadurch überhaupt in der Lage war, Krisenbekämpfung
aktiv zu betreiben.
Ich stelle zweitens fest: Wir haben in dieser Haushaltsdebatte gesehen, dass das außergewöhnliche Defizit
- ein Defizit in Höhe von 80 Milliarden Euro hatten wir
noch nie - eine Folge bewusst getroffener politischer
Entscheidungen ist, durch Konjunkturprogramme und
über das Wirkenlassen der automatischen Stabilisatoren
der Wirtschafts- und Finanzkrise entgegenzusteuern. Damit haben wir die Krise entschärft. Die Folge ist das
extrem hohe Defizit, das wir dieses Jahr in Kauf nehmen
müssen.
({2})
Ich stelle drittens fest: Wir, die christlich-liberale Koalition und die Bundesregierung, haben eine Strategie,
wie wir dieses extrem hohe Defizit zurückführen können.
({3})
Diese Strategie, die deutlich geworden ist, besteht aus
drei Elementen. Diese Elemente sind: erstens sparsame
Haushaltsführung, zweitens Anregen von Wachstum und
drittens die Bereitschaft, Strukturen in diesem Land auf
den Prüfstand zu stellen.
({4})
Zu diesen drei Elementen will ich etwas sagen.
Zum ersten Element. Wir haben in den Haushaltsberatungen mit der Rückführung der Nettokreditaufnahme um 5,6 Milliarden Euro unseren Sparwillen klar
und deutlich bewiesen. Herr Kollege Schneider hat vorhin dazwischengerufen. Deswegen möchte ich ihm direkt antworten. Sie haben zu Beginn der Haushaltswoche ein Programm vorgelegt, das den Bund jedes Jahr
14 Milliarden Euro mehr kosten würde. Wo ist denn Ihr
Beitrag zum Sparen? Sie machen Vorschläge, die uns auf
Dauer jedes Jahr teuer zu stehen kommen würden. Wir
haben den Willen, zu sparen. Wir haben eine andere
Strategie als Sie, Herr Schneider.
({5})
Ich will betonen: Für uns heißt Sparen nicht Einnahmeverbesserung durch Steuererhöhungen. Das war die
Antwort, die der Kollege vom Bündnis 90/Die Grünen
gegeben hat. Er hat davon gesprochen, man müsse die
Basis verbreitern, auf der Steuern erhoben werden.
({6})
Er hat davon gesprochen, dass wir in Deutschland keine
energieintensive Industrie mehr haben wollen.
({7})
Schauen Sie sich doch mal Großbritannien an. Dort hat
die Industriepolitik dazu geführt, dass es keine Industrie
mehr gibt. Wir können sehen, was mit einem solchen
Land in der Finanz- und Wirtschaftskrise geschieht. Das,
was Sie hier vorschlagen, ist doch keine zukunftsfähige
Politik für die Bundesrepublik Deutschland.
({8})
Zum zweiten Element. Sparen alleine reicht nicht.
Wir müssen auch gezielt Wachstumsimpulse setzen,
um die Einnahmebasis zu stärken, zu stabilisieren und
auszuweiten.
({9})
Wir sind sehr wohl der Meinung, dass es richtig war, die
Menschen im Jahr 2010 in der Krise um 24 Milliarden
Euro zu entlasten und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass
die Sozialbeiträge nicht ansteigen. Das war eine richtige
politische Entscheidung als Impuls für mehr Wachstum.
Ich will Ihnen noch Folgendes sagen: Wir werden
eine Steuerreform auf den Weg bringen, die das Ziel hat,
das deutsche Steuerrecht einfacher zu gestalten; denn die
Komplexität des Steuerrechts ist ein massives Hindernis
für Wirtschaftswachstum in diesem Land. Deswegen ist
Steuervereinfachung für uns ein wichtiges Thema.
({10})
Wir wollen die Menschen auch motivieren, mehr Leistung zu erbringen. Wenn sie mehr Leistung erbringen,
dann können wir ihnen aber nicht gleichzeitig einen
Großteil der Mehreinnahmen, die sie erwirtschaften,
wegbesteuern. Deswegen werden wir etwas gegen die
kalte Progression und den Mittelstandsbauch im Steuerrecht tun.
({11})
Jetzt sagen viele, wir wären nach der Steuerschätzung nicht schlauer. Ich sage, wir werden im Mai
schlauer sein als heute.
({12})
Die letzte Steuerschätzung, mit der der mittelfristige
Finanzplanungszeitraum in Augenschein genommen
wurde, datiert vom Mai 2009. Damals gab es ganz andere Beschäftigungszahlen und Wachstumszahlen, als
wir sie heute erwarten können. Deshalb gehe ich fest
davon aus, dass uns die Steuerschätzung im Mai neue
Erkenntnisse bringen wird, auf deren Basis wir in sachlicher und nicht in politischer Weise diesen Wachstumsimpuls geben können. Diese Geduld muss man an den
Tag legen. Wir haben sie. Wir werden dann handeln,
wenn wir die sachlichen Grundlagen haben.
({13})
Zum dritten Element. Ja, wir brauchen Strukturänderungen in diesem Land. Wir brauchen mehr Forschung und Entwicklung. Wir brauchen weniger Bürokratie. Dies sind nur zwei Beispiele. Auch hier will ich
darauf hinweisen, lieber Herr Schneider: Was haben Sie
denn vorgeschlagen? Sie haben zu Beginn dieser Woche
nicht vorgeschlagen, wie Strukturen zukunftsfähig weiterentwickelt werden können, sondern Sie haben vorgeschlagen, durchgeführte Strukturreformen zurückzudrehen. Zurück in die Vergangenheit - das ist nicht die
Antwort, die wir brauchen. Wir brauchen keine Verfestigung der Arbeitslosigkeit, sondern Flexibilität, um Arbeitslosigkeit in Deutschland abzubauen. Deshalb müssen wir für neue Strukturreformen offen sein.
({14})
Diese Strategie hilft übrigens auch den Kommunen.
Ein riesiges Problem der Kommunen sind steigende Arbeitslosenzahlen und, dadurch verursacht, steigende SoDr. Michael Meister
zialausgaben. Deshalb ist jeder Beitrag, den wir zu mehr
Beschäftigung leisten, auch eine Maßnahme zugunsten
der kommunalen Haushalte.
({15})
Deshalb sind wir an der Stelle auf dem richtigen Weg.
({16})
Wir wollen nicht das, was Sie verkünden. Wir möchten die Kommunen nicht in eine stärkere Abhängigkeit
von Bund und Ländern bringen, sondern wir stehen für
eine Politik, die mehr kommunale Selbstverwaltung zum
Ziel hat.
({17})
Deshalb wollen wir den Kommunen nicht Schecks aus
Berlin überbringen, sondern wir wollen mit ihnen darüber diskutieren, wie die kommunale Selbstverwaltung
gestärkt werden kann.
({18})
Dafür müssen wir den Kommunen auf der Ausgabenseite mehr Freiraum geben, und wir müssen ihre Einnahmeseite verstetigen und stabilisieren. Deshalb freue ich
mich darüber, dass der Bundesfinanzminister die Gemeindefinanzkommission eingerichtet hat. Ich möchte
an Sie appellieren, möglichst zügig und schnell zu arbeiten, damit wir über die Kommunen nicht nur reden, sondern ihnen am Ende des Tages auch helfen; denn das ist
der entscheidende Punkt.
({19})
Jetzt möchte ich einmal etwas zur Frage der Wettbewerbsfähigkeit sagen. Alle Debatten, die wir nach
dem Motto „Wir sind zu wettbewerbsfähig“ führen, sind
doch nicht von dieser Welt.
({20})
Wir mögen das in Deutschland diskutieren. Es gibt vielleicht noch den einen oder anderen, der das in Europa
diskutiert. Aber die eigentliche Herausforderung liegt
nicht in Deutschland oder in Europa; die eigentliche Herausforderung liegt darin, was in Asien - in China, in Japan, in Indien - geschieht. Es geht darum, dass wir als
Europäer und als Deutsche in diesem Wettbewerb bestehen können. Ich behaupte: Da sind wir zwar fit, aber
nicht so fit, dass wir auf dem Stand stehen bleiben dürfen. Deshalb müssen wir an dieser Stelle weiter nach
vorn gehen, Forschung, Innovation, Flexibilität in unserem Land nach vorn bringen.
Ich trete dafür ein, dass wir im Haushalt trotz des Sparens die Mittel für Projektförderung ausweiten und mehr
Geld dahin lenken, gleichzeitig aber über die Frage
nachdenken, ob wir neben der Projektförderung eine
steuerliche Forschungsförderung einführen können. Das
haben wir uns im Koalitionsvertrag gemeinsam als
Prüfaufgabe gestellt. Wir werden prüfen, ob wir damit
einen Schritt weiterkommen und Deutschland für die
Zukunft innovationsfähiger aufstellen können.
({21})
Jetzt komme ich zum Thema Finanzmärkte. Das ist
eine wesentliche Basis für die Frage, ob es uns gelingt,
den Staatshaushalt, die Finanzen für künftige Generationen wohl zu ordnen. Wir haben die klare Botschaft gesendet: Wir wollen Märkte, Marktteilnehmer, Produkte
in Zukunft beaufsichtigen, und zwar umfassend, was
nicht heißt, dass wir keine Wettbewerbswirtschaft mehr
zulassen. Wir definieren aber, dass wir eine bessere Regulierung für alle Marktteilnehmer, für alle Produkte und
für alle Finanzmärkte brauchen.
An dieser Stelle möchte ich an etwas erinnern, Herr
Schneider; vielleicht haben Sie damals noch nicht so gut
aufgepasst.
({22})
Die Finanzmarktpolitik in Deutschland, wie sie heute ist,
wurde wesentlich von Ihnen mitbestimmt. Sie wurde in
der Zeit zwischen 1998 und 2005 gemacht. Deshalb
müssten Sie, wenn Sie hier alles kritisieren, einmal in
den Spiegel schauen und nicht immer zu anderen hin.
Das würde der Debatte guttun.
({23})
Wir wollen eindeutig Vergütungsregeln ändern - das
haben wir bereits gemacht -, weil wir glauben, dass Vergütungsregeln ein Problem waren. Wir sind dabei, ein
Gesetz zum Thema Rating zu machen, um das Problem
der Ratingagenturen aufzugreifen und zu erreichen, dass
sie nicht unreguliert tätig sind. Wir sind dabei, ein neues
Insolvenzrecht für Banken zu erarbeiten, damit in Zukunft nicht mehr derjenige aufgefangen wird, der Misswirtschaft betrieben hat, sondern das System stabilisiert
wird und wieder die Grundregel gilt: Wer in der Marktwirtschaft Misswirtschaft betreibt, geht aus dem Markt
und wird nicht künstlich im Markt gehalten.
({24})
Das sind richtige Positionen. Die werden wir umsetzen - in aller Ruhe und Gelassenheit,
({25})
sodass die nächste Krise vielleicht weniger wahrscheinlich wird.
Wir werden als Nächstes das Thema Verbraucherschutz angehen, weil wir natürlich auch einen Schirm
für unsere Mitbürger brauchen. An der Stelle werbe ich
für ein bestimmtes Verbraucherbild. Wir dürfen dem
Verbraucher die Entscheidung nicht abnehmen; aber wir
müssen darauf achten, dass er wirklich in der Lage ist,
Entscheidungen zu treffen. Deshalb brauchen wir Information und Transparenz für einen mündigen Verbraucher. Wir brauchen Verantwortung für all diejenigen, die
Information kommunizieren und Entscheidungen treffen. Deshalb wird das Thema „Verantwortung und Haf3000
tung“ im Mittelpunkt stehen müssen. Außerdem rate ich
uns, Verbraucherschutz nicht als Instrument zu nehmen,
Wettbewerb auszuhebeln. Wir brauchen wettbewerbsneutrale Lösungen: mehr Schutz für die Verbraucher,
aber kein Aushebeln des Wettbewerbs; denn der ist auch
im Interesse der Verbraucher dringend notwendig.
({26})
Letzte Bemerkung zum Thema Finanzmarkt. Mich
hat in dieser Woche gestört, dass wir - bedauerlicherweise - aufgrund der Haltung der britischen Regierung
nicht in der Lage waren, auf europäischer Ebene Regelungen betreffend die Hedgefonds zu treffen. Ich appelliere an unsere Bundesregierung, in dieser Richtung weiter tätig zu sein; denn es kann nicht sein, dass wir
einfach so lange zuschauen, bis das nächste Problem da
ist. Wir wissen, dass es Probleme geben kann. Deshalb
brauchen wir eine vernünftige Aufsicht und Transparenz.
({27})
Ich sehe das Bankenthema wenig entspannt. Ich
glaube, wir sind noch mitten in der Finanzkrise. Wir haben sie noch nicht hinter uns. Die Anforderung der
Märkte an uns wird über die Finanzkrise hinaus sein, das
Eigenkapital der Banken zu stärken. Deshalb müssen wir
das Ganze von der Zeitschiene und vom Zusammenwirken her so klug organisieren, dass es noch möglich ist,
dass sich die Realwirtschaft und die Privaten von den
Banken finanzieren lassen können. Deshalb appelliere
ich, keine Schnellschüsse zu machen. In Zukunft darf
nicht der Steuerzahler, sondern muss das Finanzsystem
selbst die Kosten von Fehlentwicklungen tragen. Wenn
die Bundesregierung uns zeitnah Vorschläge dazu macht,
Herr Finanzminister, werden wir sie wohlwollend prüfen
und diskutieren.
Vielen Dank.
({28})
Klaus Brandner ist der nächste Redner für die SPDFraktion.
({0})
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten
Damen und Herren! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!
In der Abschlussrunde der Haushaltsberatungen kann
man nur ein Resümee ziehen: Diese Regierung ist rekordverdächtig. Kollege Meister, Sie haben gerade ein
weiteres Beispiel für diesen Rekordverdacht gegeben,
indem Sie einen Kanon an Unverbindlichkeiten und Ankündigungen angestimmt haben. Das passt genau zur
Politik der Bundesregierung.
({0})
Die Regierung ist rekordverdächtig, wenn es um negative Schlagzeilen geht. Sie ist rekordverdächtig, wenn es
um Zank, Streit und Chaos geht. Sie ist rekordverdächtig
wegen einer Neuverschuldung von sage und schreibe
80,2 Milliarden Euro. Für diese Rekorde können Sie
keine Medaillen erwarten; denn für diese Resultate haben Sie - Kollege Barthle, Sie haben uns einen schönen
Tag angekündigt - die Note „mangelhaft“ verdient. Das
kann man nicht anders beschreiben.
({1})
Anstatt die Schulden abzubauen, betreiben Sie Klientelpolitik und verteilen Steuergeschenke an reiche Erben
und Hoteliers.
({2})
Als angeblich soziale Komponente erhöhen Sie zwar das
Kindergeld. Aber das kommt bei den Grundsicherungsempfängern gar nicht und bei den Beziehern hoher Einkommen doppelt an. Das nennen Sie auch noch sozial.
Die Belastungen aufgrund der hohen Schulden haben zukünftige Generationen zu tragen. Für die Mehrheit der
Bürger enthält das von Ihnen verpackte Geschenk unangenehme Überraschungen. Statt dafür zu sorgen, dass
die Bürger mehr netto vom Brutto haben, wie Sie es gebetsmühlenartig wiederholen, holen Sie die Kosten
durch Abgaben, Gebühren und Zinsen wieder herein.
({3})
In diesem Zusammenhang darf ich auf Sie verweisen,
Herr Meister. Sie haben wieder ein einfacheres Steuersystem angemahnt. Ihre Gesetzgebung zur Hoteliersteuer ist der beste Beweis dafür, dass Sie den Bürokratieabbau nicht ernst nehmen. Herr Meister, Sie haben
damit ein Meisterstück dafür abgeliefert, wie man es
nicht machen darf.
({4})
Bei Ihrer Politik muss ich an eine Inschrift an einem
Fachwerkhaus in der alten Stadt Rheda-Wiedenbrück in
meinem Wahlkreis Gütersloh denken: „Hüte dich vor
den Katzen, die vorne lecken und hinten kratzen.“ Ihre
Politik ist ein gigantisches Täuschungsmanöver. Auch
das ist rekordverdächtig.
({5})
Dieses Täuschungsmanöver setzt schon jetzt bei den
Jüngsten an. Wir alle sind uns wohl darüber einig, dass
gute Bildung der Schlüssel für den Einstieg in ein erfolgreiches Berufsleben und der Ausgangspunkt für die
Teilhabe in unserer Gesellschaft ist. In eine gute Bildungsinfrastruktur müssen vorrangig die Finanzmittel
fließen. Stattdessen setzen Sie die finanzielle Grundlage
der Kommunen aufs Spiel. Ob bei der Erbschaftsteuer,
den Unternehmensteuern, der Mehrwertsteuer oder dem
Kindergeld, überall zahlen die Kommunen mit. Im
Gegenzug werden die Kitagebühren erhöht, die Schulbibliotheken werden nicht mehr ausreichend gefördert,
Schwimmbäder und Theater werden geschlossen, und
für die Benutzung von Sportplätzen und Sporthallen
müssen Gebühren eingeführt oder deutlich erhöht werden. Das führt nicht zu mehr netto vom Brutto, sondern
das führt zu weniger netto vom Brutto.
({6})
Ihre Aufgabe wäre stattdessen, durch Investitionen in
Bildung dafür zu sorgen, dass junge Menschen auf die
Arbeit von morgen vorbereitet sind. Dabei geht es aber
nicht um Arbeit um jeden Preis. Nicht billig ist besser.
Auch gilt nicht der Satz: „Sozial ist, was Arbeit schafft“,
sondern: „Sozial ist, was gute Arbeit schafft“. Wir brauchen gute Arbeit zu fairen Bedingungen.
({7})
Was unternehmen Sie? Nehmen wir das Beispiel der
Generation Praktikum. Der Missbrauch von Praktikanten wird nicht beendet. Prekäre Beschäftigungsverhältnisse nehmen immer weiter zu. Was lesen wir heute?
Anstatt sie einzuschränken, sollen sie erleichtert werden.
Das ist genau das Gegenteil von dem, was Sie im Koalitionsvertrag als Sicherung des Kündigungsschutzes beschrieben haben. Sie sorgen für mehr Unsicherheit anstatt für mehr Sicherheit. Da sollten Sie den Hebel
ansetzen.
({8})
Lassen Sie mich zur Leiharbeit und dem gesetzlichen
Mindestlohn kommen. Das sind Baustellen, wo Sie die
Würde der Arbeit wiederherstellen könnten. Aber bei Ihnen ist hier durchweg Fehlanzeige. Jetzt lese ich, dass
sich die konservative französische Regierung wegen des
fehlenden Mindestlohns in Deutschland über eine Wettbewerbsverzerrung zwischen den beiden Volkswirtschaften beschwert. Auf Exportüberschüsse, die mit
Niedriglöhnen und schlechten Arbeitsbedingungen erzielt werden, dürfen wir nun gerade nicht stolz sein.
({9})
Wir sollten vielmehr auf Arbeit, die unter guten Bedingungen qualitativ hochwertige Produkte und Dienstleistungen schafft, stolz sein. Ich kann Ihnen nur anheimstellen, sich daran zu orientieren.
Bei einigen Themen spitzen Sie, immer wenn es eng
wird, die Lippen. Dann kündigen Sie an, was Sie vielleicht vorhaben. Ich denke an die Ankündigungen von
Frau von der Leyen im Zusammenhang mit der Zeitarbeit oder auch an Herrn Rüttgers, der Hartz IV als
himmelschreiendes Unrecht empfindet. Das gilt auch für
den nordrhein-westfälischen Arbeits- und Sozialminister
Karl-Josef Laumann, den ich sonst schätze, der nach einem gesetzlichen Mindestlohn für die Zeitarbeitsbranche
ruft. Aber wenn es konkret wird, dann bleiben die Ergebnisse aus. Es reicht nicht, dass man die Lippen spitzt,
man muss auch pfeifen. Man muss die Dinge konkret angehen. Ansonsten bleibt man unglaubwürdig.
({10})
Da Sie, außer bei der Neuverschuldung, mit Ihrem
Haushalt kein ausreichendes Wachstum erzeugen, führen
Ihre Maßnahmen zu allem Möglichen, aber nicht zu
mehr qualitativ hochwertigen Arbeitsplätzen. Genau das
aber wäre die Voraussetzung für einen nachhaltigen
Schuldenabbau.
Auch den Rentnern in unserem Land bietet die Regierung nichts. Es gibt keine Rentenerhöhung auf lange
Sicht. Wir müssen uns vor Augen führen, dass in diesem
Jahr die Renten in Westdeutschland um 2,1 Prozent gesenkt werden müssten. Das ist einmalig in Deutschland.
Würde es passieren, dann würde das zu großer Verunsicherung und zu einer weiteren Schwächung der Binnennachfrage führen. Man kann nur durch ordentlich bezahlte Arbeit einen solchen Trend stoppen. Auf dem
Gebiet ist bei Ihnen Fehlanzeige.
({11})
In diesem Haushaltsjahr stellen Sie die falschen Weichen. Ihr sogenanntes Wachstumsbeschleunigungsgesetz
ist doch in Wahrheit, wie Sie selbst wissen und wie in
vielen Presseveröffentlichungen nachzulesen war, ein
Wachstumsverhinderungsgesetz.
({12})
Statt einer Traumkoalition erleben wir jeden Tag einen
Regierungsalbtraum, verzweifelte Kommunen und einen
Anstieg von Gebühren und Abgaben. Ihnen fehlen wegen Ihrer inneren Zerrissenheit der Mut und die Kraft,
aus der Krise die richtigen Schlüsse zu ziehen. Wachstum erzielt man anders. Wachstum und Arbeit schaffen
wir durch höhere Bildungsinvestitionen. Wachstum und
Arbeit schaffen wir durch finanziell gesunde Kommunen. Sie stemmen den Löwenanteil öffentlicher Investitionen, Investitionen in neue Technologien für die Märkte
von morgen, in Schlüsselfelder wie Energieeffizienz, Materialeffizienz, erneuerbare Energien, Antriebstechnologien und in eine verbesserte Kommunikationsinfrastruktur.
({13})
Wachstum und Arbeit schaffen wir durch mehr Binnennachfrage, nicht zuletzt durch bessere Löhne und mehr
Einkommensgerechtigkeit sowie durch Entlastungen für
die Menschen, die es am meisten brauchen.
Lassen Sie mich zum Schluss sagen: Wachstum und
Arbeit schaffen wir auch durch mehr solidarische Beteiligung derer, die es am besten verkraften können. Dieser
Aspekt fehlt in Ihrem Haushalt 2010. Angesichts solch
gravierender Mängel können wir diesem Haushalt nicht
zustimmen.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
({14})
Das Wort hat nun der Kollege Dr. Hans Michelbach
für die CDU/CSU-Fraktion.
({0})
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Diese Haushaltswoche neigt sich dem Ende entgegen. Es
ist an der Zeit, ein Fazit zu ziehen: Unsere christlichliberale Koalition steht für eine Krisenbewältigung und
für einen Neuaufschwung. Die Opposition dagegen redet
alles schlecht. Das ist der Unterschied, den wir heute zur
Kenntnis nehmen müssen.
({0})
Wo bleibt denn Ihre Alternative? Neid, Angst, Mangelverwaltung, Steuererhöhungen, Ausgabenmehrungen sind
eben keine Alternative.
Wir reagieren in kurzer Zeit auf die tiefgreifende Finanzmarktkrise und den schwersten Wirtschaftseinbruch
der Nachkriegszeit. Das sind die Tatsachen. Wir lassen,
ökonomisch richtig, die automatischen Stabilisatoren
wirken. Wir stellen wirtschaftliche Dynamik in den Mittelpunkt, und wir schaffen eine neue Vertrauensbasis für
Wirtschaft und Arbeitsplätze. Es ist eine Tatsache: Dieser Haushalt ist antizyklisch, krisenbekämpfend, arbeitsplatzschaffend, wachstums- und investitionsfreundlich.
Wir verfolgen eine klare Wachstumsstrategie für neue
Sicherheit, Konsolidierung und wirtschaftlichen Aufschwung.
Für die Realwirtschaft ist wichtig, dass wir zunächst
einmal für einen stabileren Finanzmarkt sorgen. Die
christlich-liberale Koalition hat bewirkt, dass die Politik
- das ist wesentlich - wieder das Primat über die Finanzmärkte hat. Diese Koalition hat die Finanzierungschancen für die Wirtschaft wieder in Gang gebracht. Das hilft
allen, insbesondere im Hinblick auf Investitionen und
Arbeitsplätze in diesem Land.
({1})
Wir sanieren und regulieren die Finanzmärkte neu.
Wir haben Schutzschirme aufgespannt und Konjunkturpakete geschnürt. Wir haben den Kreditmediator eingeführt. Wir haben bereits neue Finanzmarktrichtlinien
verabschiedet. Wir haben die Stärkung der Finanzmarktund Versicherungsaufsicht vorgenommen. Wir haben die
Regelungen über die Angemessenheit der Vorstandsvergütung und das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz verabschiedet.
Zweifellos müssen wir noch mehr verabschieden.
Denn eine solche Finanzmarktkrise darf sich nie mehr
wiederholen. Das ist die Botschaft, die wir senden müssen.
({2})
Wir werden ein neues Insolvenzrecht, neue Ratingverordnungen, ein Verbot ungedeckter Leerverkäufe und sicher auch eine Regelung zur Kostenbeteiligung der Banken auf den Weg bringen. Hier ist Vernunft angesagt.
Wer nationale Alleingänge startet, begibt sich nämlich
auf den Holzweg. Das Beschreiten internationaler
Wege ist notwendig, wenn wir unsere Wettbewerbsfähigkeit erhalten wollen.
Wir wollen natürlich keine Substanzbesteuerung. Eines darf nicht passieren: dass die Bankkunden und die
Kreditnehmer in Zukunft über eine Bankenabgabe die
Zeche zahlen; das wollen wir nicht. Vielmehr wollen wir
Wettbewerbsfähigkeit auf internationaler Basis und die
Stärkung unserer Realwirtschaft.
Wir kämpfen gegen die Verletzung des Europäischen
Stabilitäts- und Wachstumspakts, für dessen Schaffung Theo Waigel mitverantwortlich ist. Wir als wirtschaftliche Lokomotive in Europa müssen bei der Einhaltung dieses Pakts natürlich Vorbild sein. Ich bin
zuversichtlich, dass wir über die mittelfristige Finanzplanung diese Vorbildfunktion in Europa übernehmen.
Wer soll denn das sonst tun, meine Damen und Herren?
({3})
Deswegen ist es so wichtig, dass keine Nivellierung
der Wirtschaftsleistung Deutschlands stattfindet.
Diese wirtschaftsstarke Nation ist für ganz Europa wichtig und bedeutend. Wenn man nämlich zwei Kranke ins
Bett legt, kommt noch lange kein Gesunder heraus. Deswegen ist Nivellierung das Falscheste, was man in diesem Bereich tun könnte.
({4})
Wir haben ein klares Konzept zur Stabilisierung des
Finanzmarktes. Vonseiten der Regierungskoalition möchte
ich Ihnen einmal sagen: Rot-Grün hat in der Vergangenheit die Kasinotüren weit geöffnet. Heute tun Sie so, als
ob Sie nicht gewusst hätten, dass man da Roulette spielt.
Sie haben nämlich letzten Endes die Deregulierung der
Hedgefonds vorgenommen.
({5})
Sie haben die Steuerfreiheit für Veräußerungsgewinne
von Konzernen eingeführt. Da wurde Roulette gespielt.
Das ist der Ausgangspunkt für das Finanzmarktkasino.
({6})
Sie von Rot-Grün sind die Verursacher hiervon. Das ist
Tatsache, meine Damen und Herren.
({7})
Im Übrigen, der Finanzminister hieß damals Hans
Eichel.
Meine Damen und Herren, wir wollen, dass unsere
Realwirtschaft wieder neue Leistungsanreize bekommt.
Für die Stärkung der Binnenwirtschaft haben wir
Steuersenkungen beim Tarif in Höhe von 20 Milliarden
Euro, Kindergelderhöhungen und Korrekturen bei den
krisenverschärfenden Elementen der Unternehmen- und
Erbschaftsteuer vorgenommen. Ich kann nicht verstehen,
wenn ausgerechnet Manager dies nicht anerkennen. Es
war eine große Leistung, dass wir Korrekturen bei der
Substanzbesteuerung vorgenommen haben und damit
die Möglichkeiten der Verlustnutzung in den Unternehmen zur Sanierung und Erhaltung der Arbeitsplätze wieder gestärkt haben. Das war eine großartige Leistung, die
wir hier vollbracht haben.
({8})
Wir wollen weiterhin eine Steuerreform, die zu mehr
Vereinfachung und Gerechtigkeit führt, zum Beispiel
durch Reduzierung der kalten Progression, weil das den
Menschen, der Wirtschaft und den Arbeitsplätzen in unserem Land dient. Hierzu gibt es keine Alternative. Wir
wollen, dass sich Leistung in Deutschland wieder lohnt,
meine Damen und Herren.
({9})
Wenn Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, sagen, bei all dem handle es sich letztendlich um
Steuergeschenke, dann entgegne ich Ihnen darauf: Sie
haben ein falsches Staatsverständnis. Sie glauben, dass
alles Geld der Bürger zunächst dem Staat gehört.
({10})
Das Geld gehört aber zunächst den Bürgern selbst; diese
müssen bereit sein, einen entsprechenden Obolus zu leisten. Hier liegt der entscheidende Unterschied zwischen
Ihrer und unserer Philosophie.
({11})
Abschließend möchte ich folgendes Fazit ziehen: Wir
werden die Haushaltskonsolidierung vornehmen, neues
Wachstum schaffen, die Sozialsysteme stabilisieren. Die
Herausforderung ist zweifellos groß, weil das Ganze mit
einer dramatischen Veränderung des Altersaufbaus unserer Gesellschaft einhergeht.
({12})
Das ist die Herausforderung, vor der wir stehen. Wir
werden diese Herausforderung offensiv und positiv angehen.
Herzlichen Dank.
({13})
Nächster Redner ist der Kollege Florian Toncar für
die FDP-Fraktion.
({0})
Vielen Dank, Frau Präsidentin. - Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Dieser Haushalt ist das Beste, was
man in der jetzigen Lage aus der Haushaltssituation machen kann. Er ist ein Haushalt, der angesichts der Lage,
in der wir uns befinden, ausgesprochen gelungen ist.
({0})
Ich möchte schon sagen, weil Sie, Kollege Bonde, wie
eigentlich immer bei mir üblich, dazwischenrufen: Es ist
unredlich,
({1})
dass die Opposition hier den Eindruck erweckt, dass
man mit einer Neuverschuldung in einer ganz anderen
Größenordnung arbeiten könnte.
({2})
Man kann über jeden einzelnen Posten sprechen und sagen, da oder da wäre etwas anderes sinnvoller. Aber der
Eindruck, den Sie erwecken, der ist einfach unredlich.
Ich möchte einmal daran erinnern, Kollege Bonde,
womit Sie abgetreten sind, als Sie im Jahre 2005 von den
Bürgerinnen und Bürgern abgewählt worden sind.
({3})
Da hatten wir nicht einmal eine im Ansatz vergleichbare
Wirtschaftskrise. Die Neuverschuldung, für die Sie auch
persönlich mit verantwortlich waren, betrug 4,2 Prozent
des Bruttoinlandsproduktes. Deutschland war damals eines der Sorgenkinder Europas. Heute ist das nicht der
Fall. Heute gehört Deutschland, was die Neuverschuldung angeht, zur Spitzengruppe Europas.
({4})
Ich glaube, das ist ein beträchtlicher Unterschied, auf
den man hinweisen sollte.
({5})
- Das sind Tatsachen. Sie kennen die gesamte Problematik. Bei Rot-Grün war das jahrelang ein Problem.
Es ist mitnichten so, dass die Höhe der diesjährigen
Neuverschuldung irgendjemanden beruhigen könnte. Sie
wissen, wie das alles zusammenhängt. Das hat mit der
Krise zu tun, die weltweit zuschlägt.
({6})
Herr Kollege Bonde, es wäre redlich, wenn Sie darauf
hinweisen würden, wie hoch die Neuverschuldung in
den Ländern ist, die mit Deutschland verglichen werden
können: in den USA zweistellig, Großbritannien zweistellig, Frankreich über 8 Prozent, Italien fast zweistellig
und Spanien zweistellig. Das sind Industrieländer wie
Deutschland, die von uns nicht weit weg sind. Die Neuverschuldung liegt dort weit höher als in Deutschland.
Es wäre redlich, das zu erwähnen. Bei all den Sorgen,
die wir uns um den Haushalt machen müssen, stelle ich
fest: Wir machen es besser als alle vergleichbaren Länder um uns herum.
({7})
Sie als Opposition haben darauf hingewiesen, dass es
im vorliegenden Haushalt im Vergleich zum Regierungsentwurf - auch im Vergleich zum Entwurf von Minister
Steinbrück im letzten Jahr - Entlastungen durch die
konjunkturelle Entwicklung und eine günstigere Arbeitsmarktentwicklung gegeben hat. Wir haben bereits darauf
hingewiesen, dass wir die frei gewordenen Mittel für den
Abbau der Staatsschulden verwenden.
Sie haben verschwiegen - das wäre bei einer vollständigen Darstellung Ihrerseits zu erwarten gewesen -, dass
wir im selben Zeitraum erhebliche Zusatzbelastungen
hatten,
({8})
für die wir Vorsorge treffen mussten. Als Ihre Regierungsmitglieder im letzten Oktober abgetreten sind, haben Sie uns ein heruntergewirtschaftetes Gesundheitssystem hinterlassen. Einen Monat nach der Wahl ist
herausgekommen, dass der Gesundheitsfonds eine Lücke von 3,9 Milliarden Euro aufweist, die wir mit Mitteln aus dem vorliegenden Haushalt stopfen müssen. Es
sind Belastungen hinzugekommen, die Sie uns aufgebürdet haben und die wir im vorliegenden Haushalt berücksichtigen mussten.
({9})
Selbstverständlich gab es weitere Belastungen, die
wir einarbeiten mussten, wie die Afghanistankonferenz
und die UN-Klimakonferenz in Kopenhagen.
({10})
Man muss feststellen: Wir haben trotz dieser Zusatzbelastungen und unter Berücksichtigung der Entlastungen
einen Haushalt hinbekommen, der hinsichtlich der geplanten Neuverschuldung deutlich unter dem liegt, was
im letzten Jahr von Herrn Steinbrück und auch im zweiten Regierungsentwurf vorgesehen war.
({11})
Die Frage ist, wie wir wieder zu mehr Wirtschaftswachstum kommen. Die Kolleginnen und Kollegen von
der Union haben bereits darauf hingewiesen, dass die
Koalition beabsichtigt, in diesem Jahr das Thema Steuern anzugehen.
({12})
Ich kann mich dieser Absicht nur anschließen, und zwar
aus zwei Gründen. Was das Wirtschaftswachstum angeht, haben wir in der momentanen Situation zwei Probleme: Das eine ist der Bereich der privaten Investitionen. Sie bleiben aus, weil Unternehmen oft nicht richtig
planen können und daher zurückhaltend sind. Das andere - das ist eine dauerhafte Schwäche Deutschlands ist der private Konsum, also das, was die Bürgerinnen
und Bürger für ihren Bedarf ausgeben bzw. ausgeben
können. An diesen beiden Punkten können Steuersenkungen ansetzen und für die Wirtschaft tatsächlich etwas
erreichen. Wir wollen diese Punkte angehen. Wir wollen
eine Entlastung der Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen, weil das fair ist und vor allem die Schwäche
unserer Binnenkonjunktur beseitigt. Das ist die Voraussetzung dafür, dass es wirtschaftlich wieder bergauf gehen kann.
Darüber hinaus wollen wir eine Entlastung im investiven Bereich, Stichwort steuerliche Forschungsförderung. Es stellt sich die Frage, wie wir mit Investitionen,
Abschreibungen und all den Instrumenten umgehen, die
Unternehmen jetzt brauchen, damit sie wieder investieren können. Diese Strategie ist abgestimmt. Wir werden
im nächsten Jahr die Schuldenbremse, die es in Deutschland zum Glück gibt, penibel einhalten. Wir werden den
Haushalt Schritt für Schritt konsolidieren. Dieser Haushalt ist ein Anfang. Wir haben bereits einiges eingespart.
Diesen Weg werden wir weitergehen.
({13})
Nun bitte ich Sie noch um Aufmerksamkeit für den
letzten Redner in dieser Debatte. Es ist der Kollege Leo
Dautzenberg für die CDU/CSU-Fraktion.
({0})
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Zum Haushalt ist ausreichend viel gesagt worden. Darüber ist ausreichend debattiert worden. Ich möchte für meine Fraktion dennoch
einige Dinge zur Finanzmarktproblematik und zur
Finanzmarktpolitik darlegen, weil der Bund bei vielen
finanzmarktpolitischen Aufgaben in einer finanziellen
Verantwortung steht. Dieser Verantwortung kommen wir
in Form bestimmter Sonderfonds und Sonderhaushalte
nach. Deshalb gehört es zu einer Haushaltsdebatte, dass
wir auch Bereiche des Finanzmarktes beleuchten. Aufgrund der Folgen der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise
wurde der Bund schließlich in erheblichem Maße in Anspruch genommen.
Verehrter Herr Kollege Poß, Ihr Vorhalt geht im
Grunde fehl. Ich glaube, Sie sollten unser gemeinsames
Wirken hier nicht unter Wert verkaufen.
({0})
Das gilt insbesondere für das, was wir mit dem Finanzmarktstabilisierungsgesetz und den WeiterentwicklunLeo Dautzenberg
gen dieses Gesetzes auf den Weg gebracht haben, und
dafür, wie wir die Stabilisierung des Finanzmarktes betrieben haben.
({1})
Wir als Union werden die Politik auf dieser Grundlage
fortsetzen.
Wenn Sie dem Minister hier vorhalten, er hätte sich
vorschnell zum EWF, zum Europäischen Währungsfonds, geäußert, sage ich Ihnen: Nehmen Sie bitte zur
Kenntnis, dass er unabhängig von der Situation Griechenlands das Erfordernis anderer Strukturen und Mechanismen als Handlungskasten sieht, um den Euro zukünftig weiterhin stabil zu halten. Wenn man das unter
das Thema „Europäischer Währungsfonds“ subsumiert,
kann das von der Aufgabenstellung her im Grunde nur
richtig sein. Was damit in keiner Weise beabsichtigt war
- das ist hier immer klargestellt worden -, ist, den Eindruck zu vermitteln, dass wir nur vordergründig einen
Fonds gründen wollen, der nichts anderes als einen
Finanzausgleich herbeiführen soll. Das kann vielleicht
am Ende eines Prozesses stehen, wenn der Instrumentenkasten für eine Fortentwicklung des Stabilitätspaktes
und der Maastricht-Verträge für alle Staaten vorhanden
ist. Von daher war das ein richtiger Beitrag, der in die
Zukunft wies.
({2})
Was haben wir bisher schon auf den Weg gebracht?
Das waren nationale Stützungsmaßnahmen. Es gibt
jetzt eine stärkere Aufsicht über die Ratingagenturen;
das werden wir umsetzen. Es gibt höhere Eigenkapitalvorgaben, auch vom Baseler Ausschuss, die wir umzusetzen haben. Außerdem haben wir ein Gesetz zur
Angemessenheit der Vorstandsvergütung auf den Weg
gebracht.
({3})
Außerdem kann die Aufsicht über die Finanzinstitute
jetzt aufgrund der Aufsichtsrichtlinie auch auf die Vergütungssysteme in den Banken im Bereich unterhalb der
Vorstandsebene Einfluss nehmen.
({4})
Das sind doch entscheidende Beiträge, die wir schon auf
den Weg gebracht haben.
Herr Kollege Poß, es wäre hilfreich gewesen, wenn
Sie es positiv unterstützt hätten, als sich unsere Regierung und unser Finanzminister am Montag auf der Finanzministerkonferenz für eine Regulierung von Hedgefonds eingesetzt haben. Da Großbritannien sich gegen
die Umsetzung sperrt, müssen wir doch nachdrücklich
um Unterstützung nachsuchen, damit wir auch auf diesem Gebiet eine Regulierung auf den Weg bringen können,
({5})
damit wir das umsetzen können, was in unserem Koalitionsvertrag steht. In Zukunft soll es keine Finanzmärkte, keine Finanzprodukte mehr geben, die nicht einem Mindestmaß an Regulierung unterliegen.
({6})
Von daher sollten wir positiv registrieren, dass die
Vorschläge, die Obama vorgelegt hat, zeigen, dass in den
USA zumindest Handlungsbedarf erkannt worden ist.
Wir sollten die Zeit nutzen, um das auch auf unserer
Ebene, auf europäischer Ebene nach vorne zu bringen.
Wir sollten mit nationalen Maßnahmen anfangen.
({7})
Wir haben schon vor Monaten Eckpunkte vorgestellt
- das war nicht überraschend; denn daran arbeiten wir
schon seit Monaten - und gesagt, wo wir auf nationaler,
europäischer und internationaler Ebene Handlungsbedarf hinsichtlich der Regulierung der Finanzmärkte sehen. Das ist im Grunde - ich nenne das einmal so - unser
Dreiklang: eine verbesserte, effektivere Finanzaufsicht
- durch Bündelung der Finanzaufsicht bei der Bundesbank - verbunden mit einem weiter gehenden Insolvenzrecht für Finanzinstitute und einem Restrukturierungsfonds, der diese Maßnahmen begleiten und auf den Weg
bringen soll.
Das wollen wir mit einer Sonderabgabe für den
Finanzsektor verbinden. Ich betone bewusst Finanzsektor, weil wir neben den Banken auch den Versicherungsbereich einbeziehen müssen. Von daher sollte Herr
Brüderle überlegen, ob es sinnvoll ist, von Anfang an bestimmte Bereiche des Bankensektors davon auszuschließen. Gehen Sie davon aus, dass wir eine solche Sonderabgabe in den jeweiligen Säulen des Bankensektors nach
Risikogewichtung und nicht pauschal für den ganzen
Banken- und Finanzsektor vornehmen werden.
({8})
Von daher, Kollege Poß, sind wir hier auf gutem Wege.
Gehen Sie davon aus, dass der Finanzminister und die
Bundesregierung uns auf Grundlage dieser Forderungen
im Frühjahr rechtzeitig Eckpunkte zu diesen Bereichen
präsentieren werden.
({9})
Wir gehen davon aus, dass wir dies dann auch auf
europäischer Ebene durchsetzen können.
({10})
Wir müssen aufpassen, dass die Maßnahmen, die wir national in Gang setzen, mit den EU-Vorgaben kompatibel
sind; sonst wäre das im Endeffekt kontraproduktiv.
({11})
Noch eines: Denen, die hier immer betonen, man
sollte einige Bereiche des Finanzsektors von der Sonderabgabe ausschließen, weil sie die Krise nicht mit verur3006
sacht haben, muss ich sagen: Wenn der Staat und damit
der Steuerbürger die erfolgten Rettungsaktionen nicht
unternommen hätte, wäre der gesamte Finanzbereich in
Mitleidenschaft gezogen worden. Deshalb sollte man
keinen Bereich von Anfang an aus einer bestimmten
Pflicht entlassen. Wie gesagt, die Sonderabgabe wird
risikoadjustiert sein.
Daran sehen Sie: Die Union bleibt in der Finanzpolitik auf Kurs.
({12})
Schritt für Schritt werden wir die richtigen Maßnahmen
umsetzen. Wir setzen darauf, dass wir sie auch auf internationaler Ebene umsetzen können, um damit einen wesentlichen Beitrag zu leisten.
Vielen Dank.
({13})
Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen nun zur Schlussabstimmung über das
Haushaltsgesetz 2010. Es geht dabei um die Druck-
sachen 17/200, 17/201, 17/601 bis 17/616, 17/619 bis
17/625 sowie 17/1077. Es ist namentliche Abstimmung
verlangt. Ich weise darauf hin, dass nach dieser nament-
lichen Abstimmung noch eine weitere namentliche so-
wie zahlreiche einfache Abstimmungen über Entschlie-
ßungsanträge folgen werden.
Ich bitte nun die Schriftführerinnen und Schriftführer,
ihre vorgesehenen Plätze an den Urnen einzunehmen. -
Ist dies erfolgt? Sind die Plätze an den Urnen alle be-
setzt? - Das ist der Fall. Dann eröffne ich die Abstim-
mung.
Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimme bei dieser ersten namentlichen Abstimmung
nicht abgegeben hat? - Ich frage vorsichtshalber noch
einmal, da gerade noch Stimmen abgegeben wurden:
Haben alle anwesenden Abgeordneten ihre Stimme ab-
gegeben? - Das ist der Fall. Dann schließe ich die Ab-
stimmung und bitte die Schriftführerinnen und Schrift-
führer, mit der Auszählung zu beginnen. Das Ergebnis
der Abstimmung wird Ihnen später bekannt gegeben.1)
Wir setzen die Abstimmungen fort und kommen nun
zu den Entschließungsanträgen. Wir beginnen mit der
Abstimmung über drei Entschließungsanträge der Frak-
tion der SPD.
Über den Entschließungsantrag auf Drucksache 17/1083
soll namentlich abgestimmt werden. Dazu bitte ich die
Schriftführerinnen und Schriftführer, ihre Plätze wieder
einzunehmen. Ist das erfolgt? Sind alle Plätze an den Ur-
nen besetzt? - Das ist der Fall. Dann eröffne ich die Ab-
stimmung.
Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das die
Stimme nicht abgegeben hat? - Das ist offensichtlich
1) Ergebnis Seite 3007 C
nicht der Fall. Dann schließe ich die Abstimmung und
bitte auch hier die Schriftführer um die Auszählung.
Auch dieses Ergebnis wird Ihnen später bekannt gege-
ben.2)
Nun, liebe Kolleginnen und Kollegen, bitte ich Sie,
nach Möglichkeit Platz zu nehmen, damit wir die weite-
ren Abstimmungen vornehmen können und wir hier eine
Übersicht über die Mehrheitsverhältnisse haben.
Wir kommen zum Entschließungsantrag der Fraktion
der SPD auf Drucksache 17/1082. Wer stimmt dafür? -
Wer ist dagegen? - Enthaltungen? - Der Entschließungs-
antrag ist abgelehnt mit den Stimmen der Koalitionsfrak-
tionen bei Gegenstimmen der Oppositionsfraktionen.
Wir kommen zum Entschließungsantrag der Fraktion
der SPD auf Drucksache 17/1088. Wer stimmt dafür? -
Wer ist dagegen? - Enthaltungen? - Der Entschließungs-
antrag ist ebenfalls abgelehnt mit den Stimmen der Ko-
alitionsfraktionen, der Fraktion Bündnis 90/Grünen und
der Fraktion Die Linke bei Gegenstimmen der SPD-
Fraktion.
Wir stimmen nun über sechs Entschließungsanträge
der Fraktion Die Linke ab, zunächst über den Entschlie-
ßungsantrag auf Drucksache 17/1081. Wer stimmt
dafür? - Wer ist dagegen? - Enthaltungen? - Der Ent-
schließungsantrag ist mit den Stimmen der Koalitions-
fraktionen und den Stimmen der Fraktion Bündnis 90/
Die Grünen und der SPD abgelehnt gegen die Stimmen
der Linken.
Entschließungsantrag auf Drucksache 17/1084. Wer
stimmt dafür? - Wer ist dagegen? - Enthaltungen? -
Auch dieser Entschließungsantrag ist abgelehnt mit dem
gleichen Stimmenverhältnis.
Entschließungsantrag auf Drucksache 17/1086. Wer
stimmt dafür? - Wer ist dagegen? - Enthaltungen? - Auch
dieser Entschließungsantrag ist mit dem gleichen Stim-
menergebnis abgelehnt.
Wir kommen zum Entschließungsantrag auf Druck-
sache 17/1087. Wer stimmt dafür? - Wer ist dagegen? -
Enthaltungen? - Der Entschließungsantrag ist ebenfalls
abgelehnt mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und
der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen bei Enthaltung der
Fraktion der SPD gegen die Stimmen der Linken.
Entschließungsantrag auf Drucksache 17/1089. Wer
stimmt dafür? - Wer ist dagegen? - Enthaltungen? - Der
Entschließungsantrag ist abgelehnt gegen die Stimmen
der Fraktion Die Linke mit den Stimmen aller übrigen
Fraktionen.
Nun kommen wir zum Entschließungsantrag auf
Drucksache 17/1090. Wer stimmt dafür? - Wer ist dage-
gen? - Enthaltungen? - Der Entschließungsantrag ist ab-
gelehnt mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen bei
Enthaltung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und der
SPD-Fraktion gegen die Stimmen der Fraktion Die
Linke.
2) Ergebnis Seite 3009 D
Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Nun kommen wir zur Abstimmung über vier Entschließungsanträge der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Zunächst der Entschließungsantrag auf Drucksache 17/1085. Wer ist dafür? - Wer stimmt dagegen? Enthaltungen? - Der Entschließungsantrag ist abgelehnt
mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der Fraktion der Linken bei Enthaltung der Fraktion der SPD gegen die Fraktion der Grünen.
Entschließungsantrag auf Drucksache 17/1091. Wer
stimmt dafür? - Wer ist dagegen? - Enthaltungen? - Der
Entschließungsantrag ist ebenfalls abgelehnt mit den
Stimmen der Koalitionsfraktionen und der SPD-Fraktion
bei Enthaltung der Fraktion Die Linke gegen die Stimmen der Grünen.
Entschließungsantrag auf Drucksache 17/1092. Wer
stimmt dafür? - Wer ist dagegen? - Enthaltungen? - Der
Entschließungsantrag ist gegen die Stimmen der Grünen
mit den Stimmen aller übrigen Fraktionen abgelehnt.
Entschließungsantrag auf Drucksache 17/1093. Wer
stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? Auch dieser Entschließungsantrag ist mit dem gleichen
Stimmenergebnis abgelehnt.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Ergebnisse der
namentlichen Abstimmungen liegen noch nicht vor.
Deshalb unterbreche ich die Sitzung bis zum Vorliegen
der Ergebnisse der beiden namentlichen Abstimmungen.
({0})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die unterbrochene
Sitzung ist wieder eröffnet.
Es liegen nun die von den Schriftführerinnen und
Schriftführern ermittelten Ergebnisse der beiden
namentlichen Abstimmungen vor, die ich Ihnen gerne
bekannt geben möchte.
Zunächst das Ergebnis der namentlichen Schlussabstimmung über den Gesetzentwurf der Bundesregierung,
das heißt über das Haushaltsgesetz 2010: abgegebene
Stimmen 569. Mit Ja haben gestimmt 313, mit Nein haben gestimmt 256, Enthaltungen gab es keine. Der Gesetzentwurf ist damit angenommen.
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 569;
davon
ja: 313
nein: 256
Ja
CDU/CSU
Ilse Aigner
Peter Altmaier
Peter Aumer
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck
({0})
Manfred Behrens ({1})
Veronika Bellmann
Dr. Christoph Bergner
Peter Beyer
Steffen Bilger
Clemens Binninger
Peter Bleser
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Börnsen
({2})
Wolfgang Bosbach
Norbert Brackmann
Klaus Brähmig
Michael Brand
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Dr. Helge Braun
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Gitta Connemann
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Dr. Thomas Feist
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer ({3})
Dirk Fischer ({4})
Axel E. Fischer ({5})
Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich
({6})
Michael Frieser
Erich G. Fritz
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Alexander Funk
Ingo Gädechens
Dr. Peter Gauweiler
Dr. Thomas Gebhart
Norbert Geis
Alois Gerig
Eberhard Gienger
Josef Göppel
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Astrid Grotelüschen
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Dr. Karl-Theodor Freiherr
zu Guttenberg
Olav Gutting
Florian Hahn
Holger Haibach
Dr. Stephan Harbarth
Jürgen Hardt
Dr. Matthias Heider
Ursula Heinen-Esser
Frank Heinrich
Michael Hennrich
Jürgen Herrmann
Ansgar Heveling
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Robert Hochbaum
Karl Holmeier
Franz-Josef Holzenkamp
Joachim Hörster
Anette Hübinger
Thomas Jarzombek
Dr. Dieter Jasper
Dr. Franz Josef Jung
Dr. Egon Jüttner
Bartholomäus Kalb
Steffen Kampeter
Bernhard Kaster
Volker Kauder
Siegfried Kauder ({7})
Dr. Stefan Kaufmann
Roderich Kiesewetter
Eckart von Klaeden
Volkmar Klein
Jürgen Klimke
Julia Klöckner
Axel Knoerig
Jens Koeppen
Manfred Kolbe
Hartmut Koschyk
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Rüdiger Kruse
Bettina Kudla
Dr. Hermann Kues
Günter Lach
Dr. Karl A. Lamers
({8})
Andreas G. Lämmel
Katharina Landgraf
Ulrich Lange
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Dr. Ursula von der Leyen
Ingbert Liebing
Matthias Lietz
Dr. Carsten Linnemann
Patricia Lips
Dr. Jan-Marco Luczak
Dr. Michael Luther
Karin Maag
Dr. Thomas de Maizière
Andreas Mattfeldt
Stephan Mayer ({9})
Dr. Angela Merkel
Maria Michalk
Dr. Mathias Middelberg
Philipp Mißfelder
Dietrich Monstadt
Marlene Mortler
Dr. Gerd Müller
Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Stefan Müller ({10})
Nadine Müller ({11})
Dr. Philipp Murmann
Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Eduard Oswald
Henning Otte
Dr. Michael Paul
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Christoph Poland
Ruprecht Polenz
Eckhard Pols
Lucia Puttrich
Daniela Raab
Thomas Rachel
Dr. Peter Ramsauer
Eckhardt Rehberg
Lothar Riebsamen
Josef Rief
Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Johannes Röring
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Erwin Rüddel
Albert Rupprecht ({12})
Anita Schäfer ({13})
Dr. Annette Schavan
Dr. Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Norbert Schindler
Tankred Schipanski
Georg Schirmbeck
Christian Schmidt ({14})
Patrick Schnieder
Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Dr. Kristina Schröder
({15})
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Armin Schuster ({16})
Detlef Seif
Johannes Selle
Reinhold Sendker
Dr. Patrick Sensburg
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Carola Stauche
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Dieter Stier
Gero Storjohann
Stephan Stracke
Max Straubinger
Karin Strenz
Thomas Strobl ({17})
Lena Strothmann
Michael Stübgen
Dr. Peter Tauber
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Vogel ({18})
Stefanie Vogelsang
Andrea Astrid Voßhoff
Dr. Johann Wadephul
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Marcus Weinberg ({19})
Peter Weiß ({20})
Sabine Weiss ({21})
Ingo Wellenreuther
Karl-Georg Wellmann
Peter Wichtel
Annette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth WinkelmeierBecker
Dagmar Wöhrl
Dr. Matthias Zimmer
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew
SPD
Marco Bülow
FDP
Jens Ackermann
Christine AschenbergDugnus
Daniel Bahr ({22})
Florian Bernschneider
Sebastian Blumenthal
Claudia Bögel
Nicole Bracht-Bendt
Klaus Breil
Rainer Brüderle
Angelika Brunkhorst
Sylvia Canel
Helga Daub
Reiner Deutschmann
Dr. Bijan Djir-Sarai
Patrick Döring
Mechthild Dyckmans
Rainer Erdel
Jörg van Essen
Otto Fricke
Paul K. Friedhoff
Dr. Edmund Peter Geisen
Dr. Wolfgang Gerhardt
Hans-Michael Goldmann
Heinz Golombeck
Joachim Günther ({23})
Dr. Christel Happach-Kasan
Heinz-Peter Haustein
Manuel Höferlin
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Heiner Kamp
Michael Kauch
Dr. Lutz Knopek
Pascal Kober
Dr. Heinrich L. Kolb
Hellmut Königshaus
Sebastian Körber
Patrick Kurth ({24})
Heinz Lanfermann
Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Sabine LeutheusserSchnarrenberger
Lars Lindemann
Christian Lindner
Dr. Martin Lindner ({25})
Michael Link ({26})
Oliver Luksic
Horst Meierhofer
Patrick Meinhardt
Gabriele Molitor
Jan Mücke
Petra Müller ({27})
Burkhardt Müller-Sönksen
Dr. Martin Neumann
({28})
Dirk Niebel
Hans-Joachim Otto
({29})
Cornelia Pieper
Gisela Piltz
Dr. Birgit Reinemund
Dr. Peter Röhlinger
Dr. Stefan Ruppert
Björn Sänger
Frank Schäffler
Christoph Schnurr
Jimmy Schulz
Marina Schuster
Dr. Erik Schweickert
Werner Simmling
Judith Skudelny
Dr. Hermann Otto Solms
Joachim Spatz
Torsten Heiko Staffeldt
Dr. Rainer Stinner
Stephan Thomae
Serkan Tören
Johannes Vogel
({30})
Dr. Daniel Volk
Dr. Guido Westerwelle
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff ({31})
Nein
SPD
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Klaus Barthel
Sören Bartol
Sabine Bätzing
Dirk Becker
Uwe Beckmeyer
Lothar Binding ({32})
Willi Brase
Bernhard Brinkmann
({33})
Edelgard Bulmahn
Martin Burkert
Petra Crone
Dr. Peter Danckert
Elvira Drobinski-Weiß
Garrelt Duin
Sebastian Edathy
Siegmund Ehrmann
Dr. h. c. Gernot Erler
Petra Ernstberger
Karin Evers-Meyer
Gabriele Fograscher
Dr. Edgar Franke
Dagmar Freitag
Peter Friedrich
Sigmar Gabriel
Michael Gerdes
Martin Gerster
Iris Gleicke
Günter Gloser
Ulrike Gottschalck
Angelika Graf ({34})
Michael Groschek
Michael Groß
Wolfgang Gunkel
Hans-Joachim Hacker
Klaus Hagemann
Michael Hartmann
({35})
Hubertus Heil ({36})
Dr. Barbara Hendricks
Gustav Herzog
Gabriele Hiller-Ohm
Petra Hinz ({37})
Frank Hofmann ({38})
Dr. Eva Högl
Christel Humme
Josip Juratovic
Oliver Kaczmarek
Dr. h. c. Susanne Kastner
Ulrich Kelber
Lars Klingbeil
Hans-Ulrich Klose
Dr. Bärbel Kofler
Daniela Kolbe ({39})
Anette Kramme
Nicolette Kressl
Angelika Krüger-Leißner
Ute Kumpf
Christine Lambrecht
Christian Lange ({40})
Steffen-Claudio Lemme
Burkhard Lischka
Gabriele Lösekrug-Möller
Kirsten Lühmann
Caren Marks
Katja Mast
Petra Merkel ({41})
Ullrich Meßmer
Dr. Matthias Miersch
Franz Müntefering
Dr. Rolf Mützenich
Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Andrea Nahles
Dietmar Nietan
Manfred Nink
Thomas Oppermann
Holger Ortel
Aydan Özoğuz
Heinz Paula
Dr. Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr. Sascha Raabe
Mechthild Rawert
Gerold Reichenbach
Dr. Carola Reimann
Sönke Rix
René Röspel
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Marlene Rupprecht
({42})
Anton Schaaf
Axel Schäfer ({43})
Bernd Scheelen
Marianne Schieder
({44})
Werner Schieder ({45})
Ulla Schmidt ({46})
Silvia Schmidt ({47})
Carsten Schneider ({48})
Olaf Scholz
Ottmar Schreiner
Swen Schulz ({49})
Frank Schwabe
Dr. Angelica Schwall-Düren
Dr. Martin Schwanholz
Rolf Schwanitz
Stefan Schwartze
Dr. Carsten Sieling
Sonja Steffen
Peer Steinbrück
Dr. Frank-Walter Steinmeier
Christoph Strässer
Kerstin Tack
Franz Thönnes
Wolfgang Tiefensee
Rüdiger Veit
Ute Vogt
Dr. Marlies Volkmer
Andrea Wicklein
Dr. Dieter Wiefelspütz
Waltraud Wolff
({50})
Uta Zapf
Dagmar Ziegler
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries
DIE LINKE
Agnes Alpers
Dr. Dietmar Bartsch
Herbert Behrens
Karin Binder
Matthias W. Birkwald
Heidrun Bluhm
Steffen Bockhahn
Eva Bulling-Schröter
Dr. Martina Bunge
Roland Claus
Sevim Dağdelen
Dr. Diether Dehm
Heidrun Dittrich
Werner Dreibus
Dr. Dagmar Enkelmann
Klaus Ernst
Wolfgang Gehrcke
Annette Groth
Dr. Gregor Gysi
Heike Hänsel
Inge Höger
Andrej Konstantin Hunko
Ulla Jelpke
Dr. Lukrezia Jochimsen
Katja Kipping
Jan Korte
Jutta Krellmann
Katrin Kunert
Caren Lay
Sabine Leidig
Ralph Lenkert
Stefan Liebich
Ulla Lötzer
Thomas Lutze
Ulrich Maurer
Dorothée Menzner
Cornelia Möhring
Niema Movassat
Wolfgang Nešković
Thomas Nord
Petra Pau
Jens Petermann
Richard Pitterle
Yvonne Ploetz
Paul Schäfer ({51})
Michael Schlecht
Dr. Herbert Schui
Dr. Ilja Seifert
Raju Sharma
Dr. Petra Sitte
Kersten Steinke
Sabine Stüber
Alexander Süßmair
Dr. Kirsten Tackmann
Frank Tempel
Alexander Ulrich
Kathrin Vogler
Sahra Wagenknecht
Halina Wawzyniak
Jörn Wunderlich
Sabine Zimmermann
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Kerstin Andreae
Volker Beck ({52})
Cornelia Behm
Alexander Bonde
Ekin Deligöz
Katja Dörner
Hans-Josef Fell
Dr. Thomas Gambke
Kai Gehring
Britta Haßelmann
Bettina Herlitzius
Winfried Hermann
Priska Hinz ({53})
Ulrike Höfken
Dr. Anton Hofreiter
Bärbel Höhn
Ingrid Hönlinger
Uwe Kekeritz
Memet Kilic
Maria Anna Klein-Schmeink
Ute Koczy
Oliver Krischer
Agnes Krumwiede
Stephan Kühn
Renate Künast
Markus Kurth
Undine Kurth ({54})
Monika Lazar
Nicole Maisch
Agnes Malczak
Jerzy Montag
Kerstin Müller ({55})
Beate Müller-Gemmeke
Ingrid Nestle
Dr. Konstantin von Notz
Omid Nouripour
Friedrich Ostendorff
Dr. Hermann Ott
Lisa Paus
Brigitte Pothmer
Tabea Rößner
Claudia Roth ({56})
Krista Sager
Manuel Sarrazin
Christine Scheel
Dr. Gerhard Schick
Dr. Frithjof Schmidt
Dorothea Steiner
Dr. Wolfgang StrengmannKuhn
Hans-Christian Ströbele
Dr. Harald Terpe
Markus Tressel
Daniela Wagner
Wolfgang Wieland
Dr. Valerie Wilms
Josef Philip Winkler
({57})
Nun kommen wir zu dem Ergebnis der namentlichen
Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion der SPD auf Drucksache 17/1083: abgegebene
Stimmen 565. Mit Ja haben gestimmt 253, mit Nein 311,
eine Enthaltung. Dieser Entschließungsantrag ist damit
abgelehnt.
Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 565;
davon
ja: 253
nein: 311
enthalten: 1
Ja
SPD
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Klaus Barthel
Sören Bartol
Sabine Bätzing
Dirk Becker
Uwe Beckmeyer
Lothar Binding ({58})
Willi Brase
Bernhard Brinkmann
({59})
Edelgard Bulmahn
Marco Bülow
Martin Burkert
Petra Crone
Dr. Peter Danckert
Elvira Drobinski-Weiß
Garrelt Duin
Sebastian Edathy
Siegmund Ehrmann
Dr. h. c. Gernot Erler
Petra Ernstberger
Karin Evers-Meyer
Gabriele Fograscher
Dr. Edgar Franke
Dagmar Freitag
Peter Friedrich
Michael Gerdes
Martin Gerster
Iris Gleicke
Günter Gloser
Ulrike Gottschalck
Angelika Graf ({60})
Michael Groschek
Michael Groß
Wolfgang Gunkel
Hans-Joachim Hacker
Klaus Hagemann
Michael Hartmann
({61})
Hubertus Heil ({62})
Dr. Barbara Hendricks
Gustav Herzog
Gabriele Hiller-Ohm
Petra Hinz ({63})
Frank Hofmann ({64})
Dr. Eva Högl
Christel Humme
Josip Juratovic
Oliver Kaczmarek
Dr. h. c. Susanne Kastner
Ulrich Kelber
Lars Klingbeil
Hans-Ulrich Klose
Dr. Bärbel Kofler
Daniela Kolbe ({65})
Anette Kramme
Nicolette Kressl
Angelika Krüger-Leißner
Ute Kumpf
Christine Lambrecht
Christian Lange ({66})
Steffen-Claudio Lemme
Burkhard Lischka
Gabriele Lösekrug-Möller
Kirsten Lühmann
Caren Marks
Katja Mast
Petra Merkel ({67})
Ullrich Meßmer
Dr. Matthias Miersch
Franz Müntefering
Dr. Rolf Mützenich
Andrea Nahles
Dietmar Nietan
Manfred Nink
Thomas Oppermann
Holger Ortel
Aydan Özoğuz
Heinz Paula
Dr. Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr. Sascha Raabe
Mechthild Rawert
Gerold Reichenbach
Dr. Carola Reimann
Sönke Rix
René Röspel
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Marlene Rupprecht
({68})
Anton Schaaf
Axel Schäfer ({69})
Bernd Scheelen
Marianne Schieder
({70})
Werner Schieder ({71})
Ulla Schmidt ({72})
Silvia Schmidt ({73})
Carsten Schneider ({74})
Olaf Scholz
Ottmar Schreiner
Swen Schulz ({75})
Frank Schwabe
Dr. Angelica Schwall-Düren
Dr. Martin Schwanholz
Rolf Schwanitz
Stefan Schwartze
Dr. Carsten Sieling
Sonja Steffen
Peer Steinbrück
Christoph Strässer
Kerstin Tack
Franz Thönnes
Wolfgang Tiefensee
Rüdiger Veit
Ute Vogt
Dr. Marlies Volkmer
Andrea Wicklein
Dr. Dieter Wiefelspütz
Waltraud Wolff
({76})
Uta Zapf
Dagmar Ziegler
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries
DIE LINKE
Agnes Alpers
Dr. Dietmar Bartsch
Herbert Behrens
Karin Binder
Matthias W. Birkwald
Heidrun Bluhm
Steffen Bockhahn
Eva Bulling-Schröter
Dr. Martina Bunge
Roland Claus
Sevim Dağdelen
Dr. Diether Dehm
Heidrun Dittrich
Werner Dreibus
Dr. Dagmar Enkelmann
Klaus Ernst
Wolfgang Gehrcke
Annette Groth
Dr. Gregor Gysi
Heike Hänsel
Inge Höger
Andrej Konstantin Hunko
Ulla Jelpke
Dr. Lukrezia Jochimsen
Katja Kipping
Jan Korte
Jutta Krellmann
Katrin Kunert
Caren Lay
Sabine Leidig
Ralph Lenkert
Stefan Liebich
Ulla Lötzer
Thomas Lutze
Ulrich Maurer
Dorothée Menzner
Cornelia Möhring
Niema Movassat
Wolfgang Nešković
Thomas Nord
Petra Pau
Jens Petermann
Richard Pitterle
Yvonne Ploetz
Paul Schäfer ({77})
Michael Schlecht
Dr. Herbert Schui
Dr. Ilja Seifert
Raju Sharma
Dr. Petra Sitte
Kersten Steinke
Sabine Stüber
Alexander Süßmair
Dr. Kirsten Tackmann
Frank Tempel
Alexander Ulrich
Kathrin Vogler
Sahra Wagenknecht
Halina Wawzyniak
Jörn Wunderlich
Sabine Zimmermann
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Kerstin Andreae
Volker Beck ({78})
Cornelia Behm
Ekin Deligöz
Katja Dörner
Hans-Josef Fell
Dr. Thomas Gambke
Kai Gehring
Britta Haßelmann
Bettina Herlitzius
Winfried Hermann
Priska Hinz ({79})
Ulrike Höfken
Dr. Anton Hofreiter
Bärbel Höhn
Ingrid Hönlinger
Uwe Kekeritz
Memet Kilic
Maria Anna Klein-Schmeink
Ute Koczy
Oliver Krischer
Agnes Krumwiede
Stephan Kühn
Markus Kurth
Undine Kurth ({80})
Monika Lazar
Nicole Maisch
Agnes Malczak
Jerzy Montag
Kerstin Müller ({81})
Beate Müller-Gemmeke
Ingrid Nestle
Dr. Konstantin von Notz
Omid Nouripour
Friedrich Ostendorff
Dr. Hermann Ott
Lisa Paus
Brigitte Pothmer
Tabea Rößner
Claudia Roth ({82})
Krista Sager
Manuel Sarrazin
Christine Scheel
Dr. Gerhard Schick
Dr. Frithjof Schmidt
Dorothea Steiner
Dr. Wolfgang StrengmannKuhn
Hans-Christian Ströbele
Dr. Harald Terpe
Markus Tressel
Daniela Wagner
Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Wolfgang Wieland
Dr. Valerie Wilms
Josef Philip Winkler
Nein
CDU/CSU
Ilse Aigner
Peter Altmaier
Peter Aumer
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck
({83})
Manfred Behrens ({84})
Veronika Bellmann
Dr. Christoph Bergner
Peter Beyer
Steffen Bilger
Clemens Binninger
Peter Bleser
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Börnsen
({85})
Wolfgang Bosbach
Norbert Brackmann
Klaus Brähmig
Michael Brand
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Dr. Helge Braun
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Gitta Connemann
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Dr. Thomas Feist
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer ({86})
Dirk Fischer ({87})
Axel E. Fischer ({88})
Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich
({89})
Michael Frieser
Erich G. Fritz
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Alexander Funk
Ingo Gädechens
Dr. Peter Gauweiler
Dr. Thomas Gebhart
Norbert Geis
Alois Gerig
Eberhard Gienger
Josef Göppel
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Astrid Grotelüschen
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Dr. Karl-Theodor Freiherr zu
Guttenberg
Olav Gutting
Florian Hahn
Holger Haibach
Dr. Stephan Harbarth
Jürgen Hardt
Dr. Matthias Heider
Ursula Heinen-Esser
Frank Heinrich
Michael Hennrich
Jürgen Herrmann
Ansgar Heveling
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Robert Hochbaum
Karl Holmeier
Franz-Josef Holzenkamp
Joachim Hörster
Anette Hübinger
Thomas Jarzombek
Dr. Dieter Jasper
Dr. Franz Josef Jung
Dr. Egon Jüttner
Bartholomäus Kalb
Steffen Kampeter
Bernhard Kaster
Volker Kauder
Siegfried Kauder ({90})
Dr. Stefan Kaufmann
Roderich Kiesewetter
Eckart von Klaeden
Volkmar Klein
Jürgen Klimke
Julia Klöckner
Axel Knoerig
Jens Koeppen
Manfred Kolbe
Hartmut Koschyk
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Rüdiger Kruse
Bettina Kudla
Dr. Hermann Kues
Günter Lach
Dr. Karl A. Lamers
({91})
Andreas G. Lämmel
Katharina Landgraf
Ulrich Lange
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Dr. Ursula von der Leyen
Ingbert Liebing
Matthias Lietz
Dr. Carsten Linnemann
Patricia Lips
Dr. Jan-Marco Luczak
Dr. Michael Luther
Karin Maag
Dr. Thomas de Maizière
Andreas Mattfeldt
Stephan Mayer ({92})
Dr. Angela Merkel
Maria Michalk
Dr. Mathias Middelberg
Philipp Mißfelder
Dietrich Monstadt
Marlene Mortler
Dr. Gerd Müller
Stefan Müller ({93})
Nadine Müller ({94})
Dr. Philipp Murmann
Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Eduard Oswald
Henning Otte
Dr. Michael Paul
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Christoph Poland
Ruprecht Polenz
Eckhard Pols
Lucia Puttrich
Daniela Raab
Thomas Rachel
Dr. Peter Ramsauer
Eckhardt Rehberg
Lothar Riebsamen
Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Johannes Röring
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Erwin Rüddel
Albert Rupprecht ({95})
Anita Schäfer ({96})
Dr. Annette Schavan
Dr. Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Norbert Schindler
Tankred Schipanski
Georg Schirmbeck
Christian Schmidt ({97})
Patrick Schnieder
Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Dr. Kristina Schröder
({98})
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Armin Schuster ({99})
Detlef Seif
Johannes Selle
Reinhold Sendker
Dr. Patrick Sensburg
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Carola Stauche
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Dieter Stier
Gero Storjohann
Stephan Stracke
Max Straubinger
Karin Strenz
Thomas Strobl ({100})
Lena Strothmann
Michael Stübgen
Dr. Peter Tauber
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Vogel ({101})
Stefanie Vogelsang
Andrea Astrid Voßhoff
Dr. Johann Wadephul
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Marcus Weinberg ({102})
Peter Weiß ({103})
Sabine Weiss ({104})
Ingo Wellenreuther
Karl-Georg Wellmann
Peter Wichtel
Annette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth WinkelmeierBecker
Dagmar Wöhrl
Dr. Matthias Zimmer
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew
FDP
Jens Ackermann
Christine AschenbergDugnus
Daniel Bahr ({105})
Florian Bernschneider
Sebastian Blumenthal
Claudia Bögel
Nicole Bracht-Bendt
Klaus Breil
Rainer Brüderle
Angelika Brunkhorst
Sylvia Canel
Helga Daub
Reiner Deutschmann
Dr. Bijan Djir-Sarai
Patrick Döring
Mechthild Dyckmans
Rainer Erdel
Jörg van Essen
Otto Fricke
Paul K. Friedhoff
Dr. Edmund Peter Geisen
Dr. Wolfgang Gerhardt
Hans-Michael Goldmann
Heinz Golombeck
Joachim Günther ({106})
Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Dr. Christel Happach-Kasan
Heinz-Peter Haustein
Manuel Höferlin
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Heiner Kamp
Michael Kauch
Dr. Lutz Knopek
Pascal Kober
Dr. Heinrich L. Kolb
Hellmut Königshaus
Sebastian Körber
Patrick Kurth ({107})
Heinz Lanfermann
Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Sabine LeutheusserSchnarrenberger
Lars Lindemann
Christian Lindner
Dr. Martin Lindner ({108})
Michael Link ({109})
Oliver Luksic
Horst Meierhofer
Patrick Meinhardt
Gabriele Molitor
Jan Mücke
Petra Müller ({110})
Burkhardt Müller-Sönksen
Dr. Martin Neumann
({111})
Dirk Niebel
Hans-Joachim Otto
({112})
Cornelia Pieper
Gisela Piltz
Dr. Birgit Reinemund
Dr. Peter Röhlinger
Dr. Stefan Ruppert
Björn Sänger
Frank Schäffler
Christoph Schnurr
Jimmy Schulz
Marina Schuster
Dr. Erik Schweickert
Werner Simmling
Judith Skudelny
Dr. Hermann Otto Solms
Joachim Spatz
Torsten Heiko Staffeldt
Dr. Rainer Stinner
Stephan Thomae
Serkan Tören
Johannes Vogel
({113})
Dr. Daniel Volk
Dr. Guido Westerwelle
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff ({114})
Enthaltung
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Damit sind wir am Ende der Debatte über den Haushalt 2010 und auch am Schluss unserer heutigen Tagesordnung.
Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bundestages auf Mittwoch, 24. März 2010, 13 Uhr, ein.
Ich wünsche Ihnen ein angenehmes, wenn auch kurzes Wochenende und schließe die Sitzung.