Hinweis: Der Redeinhalt enthält nur die tatsächlich gesprochenen Worte des jeweiligen Politikers. Jede Art von Zwischenruf oder Reaktion aus dem Plenum wird aus dem Redeinhalt gelöscht und durch eine Positions-ID im Format ({ID}) ersetzt.
Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die
Sitzung ist eröffnet.
Wir setzen die Haushaltsberatungen - Tagesord-
nungspunkt I - fort:
a) Zweite Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2006
({0})
- Drucksachen 16/750, 16/1348 -
b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses ({1}) zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung
Finanzplan des Bundes 2005 bis 2009
- Drucksachen 16/751, 16/1348, 16/1327 Berichterstattung:
Abgeordnete Otto Fricke
Steffen Kampeter
Carsten Schneider ({2})
Anja Hajduk
Wir kommen zunächst zur gestern vertagten Abstimmung über den Einzelplan 10 in der Ausschussfassung
- Tagesordnungspunkt I.17 -:
Einzelplan 10
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
- Drucksachen 16/1310, 16/1324 Berichterstattung:
Abgeordnete Georg Schirmbeck
Ernst Bahr ({3})
Michael Leutert
Hierzu liegt ein Änderungsantrag der Fraktion des
Bündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache 16/1882 vor,
über den wir zuerst abstimmen. Die Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen verlangt namentliche Abstimmung. Ich bitte alle Kolleginnen und Kollegen, bei dieser und den gegen 13 Uhr folgenden namentlichen
Abstimmungen sorgfältig darauf zu achten, dass die
Stimmkarten, die Sie verwenden, auch Ihren eigenen
Namen tragen. Ich bitte nun die Schriftführerinnen und
Schriftführer, die vorgesehenen Plätze einzunehmen.
Sind die Plätze an den Urnen besetzt? - Das ist der
Fall. Dann eröffne ich die Abstimmung.
Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimme nicht abgegeben hat? - Das ist offensichtlich
nicht der Fall. Dann schließe ich die Abstimmung und
bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der
Auszählung zu beginnen.
Bis zum Vorliegen des Ergebnisses der namentlichen
Abstimmung unterbreche ich die Sitzung.
({4})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die unterbrochene
Sitzung ist wieder eröffnet. Ich bitte herzlich, Platz zu
nehmen.
Ich gebe das von den Schriftführerinnen und Schriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstimmung über den Änderungsantrag der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache 16/1882 bekannt:
Abgegebene Stimmen 542. Mit Ja haben gestimmt 92,
mit Nein haben gestimmt 450, Enthaltungen keine. Der
Änderungsantrag ist damit abgelehnt.
Redetext
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 542;
davon
ja: 92
nein: 450
Ja
CDU/CSU
Henry Nitzsche
DIE LINKE
Hüseyin-Kenan Aydin
Karin Binder
Dr. Lothar Bisky
Eva Bulling-Schröter
Dr. Martina Bunge
Sevim Dagdelen
Dr. Diether Dehm
Werner Dreibus
Dr. Dagmar Enkelmann
Klaus Ernst
Wolfgang Gehrcke
Diana Golze
Dr. Gregor Gysi
Heike Hänsel
Lutz Heilmann
Hans-Kurt Hill
Cornelia Hirsch
Dr. Barbara Höll
Dr. Lukrezia Jochimsen
Dr. Hakki Keskin
Katja Kipping
Jan Korte
Katrin Kunert
Oskar Lafontaine
Michael Leutert
Ulla Lötzer
Dorothee Menzner
Kornelia Möller
Kersten Naumann
Wolfgang Neskovic
Dr. Norman Paech
Petra Pau
Bodo Ramelow
Elke Reinke
Paul Schäfer ({0})
Volker Schneider
({1})
Dr. Ilja Seifert
Dr. Petra Sitte
Frank Spieth
Dr. Kirsten Tackmann
Alexander Ulrich
Jörn Wunderlich
Sabine Zimmermann
BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN
Kerstin Andreae
Marieluise Beck ({2})
Volker Beck ({3})
Cornelia Behm
Birgitt Bender
Grietje Bettin
Ekin Deligöz
Dr. Ursula Eid
Hans Josef Fell
Britta Haßelmann
Winfried Hermann
Priska Hinz ({4})
Ulrike Höfken
Dr. Anton Hofreiter
Bärbel Höhn
Thilo Hoppe
Ute Koczy
Sylvia Kotting-Uhl
Fritz Kuhn
Renate Künast
Undine Kurth ({5})
Markus Kurth
Monika Lazar
Dr. Reinhard Loske
Jerzy Montag
Kerstin Müller ({6})
Winfried Nachtwei
Brigitte Pothmer
Claudia Roth ({7})
Elisabeth Scharfenberg
Christine Scheel
Irmingard Schewe-Gerigk
Dr. Gerhard Schick
Rainder Steenblock
Silke Stokar von Neuforn
Hans-Christian Ströbele
Dr. Harald Terpe
Jürgen Trittin
Wolfgang Wieland
Margareta Wolf ({8})
fraktionslos
Gert Winkelmeier
Nein
CDU/CSU
Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Albach
Peter Altmaier
Thomas Bareiß
Dr. Wolf Bauer
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck
({9})
Veronika Bellmann
Dr. Christoph Bergner
Otto Bernhardt
Clemens Binninger
Peter Bleser
Antje Blumenthal
Dr. Maria Böhmer
Jochen Borchert
Wolfgang Börnsen
({10})
Wolfgang Bosbach
Klaus Brähmig
Michael Brand
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Monika Brüning
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Hubert Deittert
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Georg Fahrenschon
Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust
Enak Ferlemann
Hartwig Fischer ({11})
Dirk Fischer ({12})
Axel E. Fischer ({13})
Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich
({14})
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Jürgen Gehb
Dr. Reinhard Göhner
Josef Göppel
Dr. Wolfgang Götzer
Ute Granold
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Karl-Theodor Freiherr zu
Guttenberg
Olav Gutting
Holger Haibach
Gerda Hasselfeldt
Uda Carmen Freia Heller
Michael Hennrich
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Robert Hochbaum
Klaus Hofbauer
Franz-Josef Holzenkamp
Joachim Hörster
Anette Hübinger
Hubert Hüppe
Susanne Jaffke
Dr. Peter Jahr
Dr. Hans-Heinrich Jordan
Andreas Jung ({15})
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster
Siegfried Kauder ({16})
Volker Kauder
Eckart von Klaeden
Jürgen Klimke
Julia Klöckner
Jens Koeppen
Manfred Kolbe
Norbert Königshofen
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Johann-Henrich
Krummacher
Dr. Hermann Kues
Andreas G. Lämmel
Katharina Landgraf
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Ingbert Liebing
Eduard Lintner
Dr. Klaus W. Lippold
Dr. Michael Luther
Stephan Mayer ({17})
Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Laurenz Meyer ({18})
Maria Michalk
Hans Michelbach
Philipp Mißfelder
Dr. Eva Möllring
Marlene Mortler
Carsten Müller
({19})
Stefan Müller ({20})
Bernward Müller ({21})
Dr. Gerd Müller
Hildegard Müller
Bernd Neumann ({22})
Michaela Noll
Franz Obermeier
Eduard Oswald
Henning Otte
Rita Pawelski
Dr. Peter Paziorek
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Dr. Friedbert Pflüger
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Daniela Raab
Hans Raidel
Peter Rauen
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche ({23})
Klaus Riegert
Franz Romer
Johannes Röring
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Albert Rupprecht ({24})
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Peter Rzepka
Anita Schäfer ({25})
Hermann-Josef Scharf
Dr. Wolfgang Schäuble
Dr. Annette Schavan
Dr. Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Norbert Schindler
Georg Schirmbeck
Bernd Schmidbauer
Christian Schmidt ({26})
Andreas Schmidt ({27})
Ingo Schmitt ({28})
Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Wilhelm Josef Sebastian
Horst Seehofer
Kurt Segner
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Gero Storjohann
Andreas Storm
Thomas Strobl ({29})
Lena Strothmann
Michael Stübgen
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Uwe Vogel
Andrea Astrid Voßhoff
Gerhard Wächter
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Peter Weiß ({30})
Gerald Weiß ({31})
Ingo Wellenreuther
Karl-Georg Wellmann
Anette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth WinkelmeierBecker
Dagmar Wöhrl
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew
SPD
Dr. Lale Akgün
Gregor Amann
Gerd Andres
Niels Annen
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Ernst Bahr ({32})
Doris Barnett
Klaus Barthel
Sören Bartol
Sabine Bätzing
Dirk Becker
Uwe Beckmeyer
Klaus Uwe Benneter
Dr. Axel Berg
Ute Berg
Petra Bierwirth
Lothar Binding ({33})
Volker Blumentritt
Kurt Bodewig
Gerd Bollmann
Dr. Gerhard Botz
Klaus Brandner
Willi Brase
Bernhard Brinkmann
({34})
Marco Bülow
Martin Burkert
Dr. Michael Bürsch
Christian Carstensen
Marion Caspers-Merk
Dr. Peter Danckert
Dr. Herta Däubler-Gmelin
Karl Diller
Martin Dörmann
Dr. Carl-Christian Dressel
Elvira Drobinski-Weiß
Garrelt Duin
Detlef Dzembritzki
Siegmund Ehrmann
Hans Eichel
Petra Ernstberger
Annette Faße
Elke Ferner
Gabriele Fograscher
Rainer Fornahl
Gabriele Frechen
Dagmar Freitag
Peter Friedrich
Sigmar Gabriel
Martin Gerster
Iris Gleicke
Günter Gloser
Renate Gradistanac
Angelika Graf ({35})
Dieter Grasedieck
Monika Griefahn
Kerstin Griese
Gabriele Groneberg
Achim Großmann
Wolfgang Grotthaus
Wolfgang Gunkel
Hans-Joachim Hacker
Bettina Hagedorn
Klaus Hagemann
Alfred Hartenbach
Michael Hartmann
({36})
Nina Hauer
Hubertus Heil
Reinhold Hemker
Rolf Hempelmann
Dr. Barbara Hendricks
Petra Heß
Gabriele Hiller-Ohm
Petra Hinz ({37})
Gerd Höfer
Frank Hofmann ({38})
Eike Hovermann
Klaas Hübner
Christel Humme
Lothar Ibrügger
Brunhilde Irber
Johannes Jung ({39})
Josip Juratovic
Johannes Kahrs
Ulrich Kasparick
Dr. h.c. Susanne Kastner
Ulrich Kelber
Christian Kleiminger
Hans-Ulrich Klose
Astrid Klug
Dr. Bärbel Kofler
Karin Kortmann
Rolf Kramer
Anette Kramme
Ernst Kranz
Nicolette Kressl
Angelika Krüger-Leißner
Dr. Hans-Ulrich Krüger
Jürgen Kucharczyk
Helga Kühn-Mengel
Ute Kumpf
Dr. Uwe Küster
Christine Lambrecht
Christian Lange ({40})
Dr. Karl Lauterbach
Waltraud Lehn
Helga Lopez
Gabriele Lösekrug-Möller
Lothar Mark
Caren Marks
Katja Mast
Hilde Mattheis
Markus Meckel
Petra Merkel ({41})
Ulrike Merten
Dr. Matthias Miersch
Ursula Mogg
Marko Mühlstein
Detlef Müller ({42})
Michael Müller ({43})
Gesine Multhaupt
Dr. Rolf Mützenich
Thomas Oppermann
Holger Ortel
Heinz Paula
Johannes Pflug
Christoph Pries
Dr. Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr. Sascha Raabe
Mechthild Rawert
Steffen Reiche ({44})
Maik Reichel
Gerold Reichenbach
Dr. Carola Reimann
Christel RiemannHanewinckel
Walter Riester
Sönke Rix
Rene Röspel
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Karin Roth ({45})
Michael Roth ({46})
Marlene Rupprecht
({47})
Anton Schaaf
Axel Schäfer ({48})
Bernd Scheelen
Dr. Hermann Scheer
Marianne Schieder
Otto Schily
Ulla Schmidt ({49})
Silvia Schmidt ({50})
Dr. Frank Schmidt
Heinz Schmitt ({51})
Carsten Schneider ({52})
Olaf Scholz
Ottmar Schreiner
Reinhard Schultz
({53})
Swen Schulz ({54})
Ewald Schurer
Frank Schwabe
Dr. Angelica Schwall-Düren
Dr. Martin Schwanholz
Rolf Schwanitz
Rita Schwarzelühr-Sutter
Wolfgang Spanier
Dr. Margrit Spielmann
Jörg-Otto Spiller
Dr. Ditmar Staffelt
Andreas Steppuhn
Ludwig Stiegler
Rolf Stöckel
Christoph Strässer
Dr. Peter Struck
Joachim Stünker
Dr. Rainer Tabillion
Jella Teuchner
Dr. h.c. Wolfgang Thierse
Jörn Thießen
Franz Thönnes
Hans-Jürgen Uhl
Rüdiger Veit
Simone Violka
Dr. Marlies Volkmer
Hedi Wegener
Andreas Weigel
Petra Weis
Gert Weisskirchen
({55})
Lydia Westrich
Dr. Margrit Wetzel
Andrea Wicklein
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Dr. Dieter Wiefelspütz
Engelbert Wistuba
Dr. Wolfgang Wodarg
Waltraud Wollf
({56})
Heidi Wright
Uta Zapf
Manfred Zöllmer
FDP
Jens Ackermann
Dr. Karl Addicks
Christian Ahrendt
Daniel Bahr ({57})
Angelika Brunkhorst
Ernst Burgbacher
Patrick Döring
Mechthild Dyckmans
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Jörg van Essen
Otto Fricke
Paul K. Friedhoff
Horst Friedrich ({58})
Dr. Edmund Peter Geisen
Hans-Michael Goldmann
Miriam Gruß
Joachim Günther ({59})
Dr. Christel Happach-Kasan
Birgit Homburger
Michael Kauch
Dr. Heinrich L. Kolb
Hellmut Königshaus
Gudrun Kopp
Heinz Lanfermann
Sibylle Laurischk
Ina Lenke
Sabine LeutheusserSchnarrenberger
Michael Link ({60})
Patrick Meinhardt
Jan Mücke
Burkhardt Müller-Sönksen
Detlef Parr
Cornelia Pieper
Gisela Piltz
Jörg Rohde
Frank Schäffler
Dr. Konrad Schily
Marina Schuster
Dr. Hermann Otto Solms
Dr. Max Stadler
Dr. Rainer Stinner
Carl-Ludwig Thiele
Florian Toncar
Christoph Waitz
Dr. Guido Westerwelle
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff ({61})
Martin Zeil
Wir kommen nun zur Abstimmung über den
Einzelplan 10 in der Ausschussfassung. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Der Einzelplan ist mit den Stimmen von CDU/CSU und SPD gegen die Stimmen der drei anderen Fraktionen
angenommen.
Ich rufe nun Einzelplan 09 und Zusatzpunkt 8 auf:
I.18 Einzelplan 09
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
- Drucksachen 16/1309, 16/1324 Berichterstattung:
Abgeordnete Kurt J. Rossmanith
Klaus-Peter Willsch
Ulrike Flach
Anna Lührmann
ZP 8 Beratung des Antrags der Abgeordneten Matthias
Berninger, Dr. Thea Dückert, Margareta Wolf
({62}), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Deutsche Steinkohle AG muss zügig belastbares Datenmaterial vorlegen
- Drucksache 16/1672 Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie ({63})
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Haushaltsausschuss
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache zwei Stunden vorgesehen. - Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem
Kollegen Rainer Brüderle, FDP-Fraktion.
({64})
Nicht jeder hat meine Rede verstanden. - Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Deutschland ist ein
Sanierungsfall. Die Lage ist ernst, so ernst, dass die
Mehrwertsteuererhöhung, die größte Steuererhöhung,
die diese Republik je erlebt hat, nicht ausreicht, die Lage
zu verbessern. Das sagt die Bundeskanzlerin. Recht hat
sie.
({0})
Die Lage wird durch die Mehrwertsteuererhöhung
noch schlechter. Die Steuererhöhung ist die falsche Antwort auf die Probleme unseres Landes.
({1})
Wie lösen wir die Probleme wirklich? Die Union sieht
zur Steuererhöhung keine Alternative. Ich kann Ihnen
nur raten: Hören Sie auf den ökonomischen Sachverstand in unserem Land! Wenn Sie das täten, dann bekämen Sie eine Idee davon, was zu tun ist. Die Menschen
mit diesem Sachverstand wissen es besser als Sie. Sie
wissen, dass wir Entlastung, nicht Belastung brauchen,
dass wir mehr Freiraum und Freiheit, nicht mehr Bevormundung und Einengung brauchen. Die Strategie ist
nicht stimmig.
Bei der letzten Haushaltsberatung haben Sie, Herr
Glos, die damalige Regierung gemahnt, endlich auf den
ökonomischen Sachverstand zu hören. Jetzt haben Sie
die Chance, das selbst zu tun und die auf dem ökonomischen Sachverstand basierenden Ratschläge umzusetzen.
Tun Sie es!
({2})
Bisher haben Sie leider noch keinen Unfug der großen Koalition verhindert. Manche sehen in Ihnen ja
schon den Problembären der Regierung,
({3})
so eine Art Bruno oder JJ1 der deutschen Volkswirtschaft.
({4})
- Den kennen Sie nicht? Sie müssen ab und zu Zeitung
lesen, Frau Künast. Das ist halt schwierig.
({5})
- Entschuldigung. Sie wird in bestimmten Teilen von
Berlin natürlich nicht so gut verstanden.
Die wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstitute
haben im Frühjahrsgutachten davor gewarnt, zu glauben,
die Konjunktur - sie erfährt eine Belebung - sei schon
so günstig, dass man die Strukturreform jetzt nicht mehr
angehen müsse, der Handlungsbedarf nicht mehr gegeben sei. Im Gegenteil: Er ist unverändert groß. Wir sind
bereits - so sagen die Fachleute - in der Spätphase des
Aufschwungs. Da ist ein Großteil schon absolviert. Wir
sind vom Export abhängig. In der Weltwirtschaft wird es
viele Faktoren geben, die die Dynamik schwächer werden lassen. Von daher werden wir keine Zusatzimpulse
bekommen; die Impulse werden eher schwächer.
Zu den Maßnahmen, die Sie angehen müssen, zum
Rüstzeug für eine bessere wirtschaftliche Entwicklung,
gehört eine Unternehmensteuerreform, die den Namen
verdient. Darüber gibt es bisher keine Klarheit. Sie haben nur in einem Klarheit geschaffen: in der Mehrbelastung des Mittelstands. Sie haben aber keine Klarheit darüber geschaffen, wo es Entlastung gibt. Ich bleibe
dabei: Sie nehmen weg, Sie geben nichts und Sie schaffen keine Klarheit für die Investitionsentscheidungen in
den Betrieben. Unklarheit ist Gift für die Wirtschaft. Sie
muss rechnen können. Rechnen kann man nur bei Klarheit. Die Klarheit gibt es aber nicht.
({6})
Dazu gehören die betrieblichen Öffnungsklauseln, damit Mitarbeiter und Unternehmensleitung ihren Weg für
ein erfolgreiches Handeln finden können. Ihnen diese
Möglichkeit zu geben, das haben Sie, Herr Glos, mit uns
immer wieder gefordert. Heute ist das völlig vergessen;
kein Wort mehr von der Möglichkeit für betriebliche
Bündnisse für Arbeit.
Eine Privatisierungsoffensive bräuchten wir dringend. Der Staatsanteil ist entschieden zu hoch. Wenn die
Verbände der mittelständischen Wirtschaft tagen, höre
ich immer ein Hohelied. Es wird gesagt, wie tüchtig und
brav alle sind. Nur, man gibt ihnen keinen Spielraum dafür, dass sie aus ihrer Tüchtigkeit mehr machen, mehr
Arbeitsplätze schaffen und ein höheres Ergebnis erzielen
können. Wir müssen Handschellen abnehmen, damit
diejenigen, die in unserem Land etwas tun wollen, dies
auch tun können - zu unser aller Nutzen.
({7})
In der Sozialversicherung müssen die Prinzipien der
Eigenvorsorge und Eigenverantwortung Raum bekommen. Was die Gesundheitsreform angeht, entwickelt sich
- das wurde schon mehrfach angesprochen - ein Horrorszenarium. Das ist das Gegenteil von den Bedingungen, die es Mittelstand und Wirtschaft erlauben, Neues
auf den Weg zu bringen.
Ich nenne die Stichworte: Antidiskriminierungsgesetz, Reichensteuer, Mindestlohn. Ihr Konjunkturpaket
besteht weitgehend aus Subventionen. Das ist weiter der
falsche Weg. Das ist nicht der Ansatz, um voranzukommen.
Sie wollen in diesem Jahr nicht sparen. Nur
100 Millionen Euro sparen Sie in diesem Haushalt ein,
weil Sie - so sagen Sie - den Aufschwung nicht gefährden wollen. Wahrscheinlich sagen Sie im nächsten Jahr,
dass Sie die Haushaltskonsolidierung wegen des einsetzenden Abschwungs nicht fortsetzen können. Wenn
das so weitergeht, dann werden wir den Haushalt nie in
Ordnung bringen. Deshalb muss eine solide Politik die
Grundlage sein.
Wir müssen beim Staat das machen, was jeder Bürger
in unserem Land macht: Wenn wir mehr ausgeben, als
wir einnehmen, müssen wir uns nach der Decke strecken
und dürfen uns nur das erlauben, was wir uns auch erlauben können.
({8})
Sie machen es anders. Die Bürger werden abkassiert.
Das ist das falsche Denken beim Staat.
({9})
Sie müssen den Haushalt konsolidieren, ja. Aber Sie
machen es von der falschen Seite. Von der Ausgabenseite und nicht von der Einnahmeseite müssen Sie es machen. Die Einnahmen des Bundes sind von Januar bis
Mai um fast 11 Prozent gestiegen. Sie nehmen ständig
mehr Geld ein. Es ist also nicht so, dass weniger Geld in
die Kasse hineinkommt. Aber das Problem ist, dass Sie
mit dem Geld nicht umgehen können. Deswegen kommen Sie mit dem Haushalt einfach nicht klar.
Ein Unternehmen saniert man nicht, indem man zur
Bank geht und immer neue Kredite aufnimmt. Ein Unternehmen saniert man, indem man Kosten reduziert, die
Effizienz steigert, neue Produkte entwickelt und eine intelligente Strategie entwirft. Das ist der Weg, wie man
eine Sanierung vornimmt. Aber genau diesem Weg verschließen Sie sich.
({10})
Sie müssen es also genau umgekehrt machen: Sie müssen der Wirtschaft mehr Luft zum Atmen geben und bessere Bedingungen schaffen, damit die Wirtschaft mehr
wächst. Herr Ramsauer, ohne mehr Wachstum werden
Sie den Haushalt nie in Ordnung bringen. Wachstum ist
die Grundvoraussetzung dafür, den Haushalt zu sanieren.
Sie machen es aber umgekehrt. Im Grundgesetz ist
verankert, dass nicht mehr Schulden gemacht werden
sollen, als Investitionen erfolgen. Sie behaupten aber,
Sie müssten zur Abwehr des gesamtwirtschaftlichen Ungleichgewichtes die Verschuldung über diese Grenze erhöhen. Das ist nicht nur vom Wortlaut, sondern auch
vom Geiste der Verfassung her ein Verfassungsbruch.
({11})
Ein weiterer Punkt ist für mich genauso schwerwiegend. Was Sie machen, ist ökonomisch unsinnig; denn
so können Sie die Wirtschaft nicht in Gang bringen. Es
gibt also einen doppelten Grund, die Strategie zu ändern.
Eine Konsequenz Ihres falschen Handelns ist, dass
Sie das Vertrauen, das die große Koalition in der Bevölkerung hatte, bereits zum großen Teil verspielt haben.
Bisher verdient die Bundesregierung allenfalls den goldenen Goleo für eine schlechte, aber nicht für eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik.
Es wird höchste Zeit, Herr Bundeswirtschaftsminister. Sie sind aufgrund Ihrer Aufgabenstellung das ordnungspolitische Gewissen der Regierung. Sie müssen
diesem Spuk an Unfreiheit und Staatsinterventionismus
ein Ende bereiten, Herr Glos. Franken gelten als mutig.
Hauen Sie also endlich auf den Tisch und machen Sie
Schluss mit Marx und Murks! Das Land hat eine bessere
Politik verdient.
({12})
Ich erteile das Wort Kollegen Kurt Rossmanith, CDU/
CSU-Fraktion.
({0})
Einen schönen guten Morgen, Herr Präsident! Meine
sehr verehrten Damen und Herren Kollegen! Was Kollege Brüderle gerade dargestellt hat, war eine Art Schauermärchen. Wir sollten versuchen - das sollten auch Sie,
Herr Brüderle, und die FDP tun -, dieses Land nicht
schlecht zu reden.
({0})
- Sie müssen die ganze Wahrheit sehen und nicht nur die
Hälfte.
Wir haben schon während des Wahlkampfs offen und
ehrlich gesagt, was notwendig ist. Das übersetzen wir
jetzt in aktive Politik. Sie können doch nicht negieren,
dass wir eine so gute wirtschaftliche Situation haben wie
seit 16 Jahren nicht mehr. Alle Zeichen deuten auf eine
positive Entwicklung.
Sie kritisieren die Mehrwertsteuererhöhung. In diesem Zusammenhang zitieren Sie Institute, die Sie aber
nicht namentlich nennen. Ich will es etwas konkreter
machen: Das Ifo-Institut vertritt die Position, dass es
durch die Mehrwertsteuererhöhung im nächsten Jahr
keinen Dämpfer für die Konjunktur geben wird. Denn
der entscheidende Punkt ist - das haben Sie selber gesagt -, dass aufgrund der Mehreinnahmen bei der Mehrwertsteuer die Lohnzusatzkosten gesenkt werden. Sie
liegen ab dem nächsten Jahr unter 40 Prozent. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer sorgt also für eine Entlastung
bei den Sozialversicherungsbeiträgen.
Man kann nicht wie Sie einfach sagen: sparen, sparen,
sparen. Sparen ist sicherlich ein wichtiger Aspekt. Wir
wollen neben sanieren und reformieren aber auch investieren. Entscheidend ist dabei, die wirtschaftlichen Investitionen nicht zu vergessen. Man wäre ein schlechter
Kaufmann und ein schlechter Volkswirtschaftler, wenn
man nicht bedenken würde, dass Investitionen für die
Zukunft notwendig und erforderlich sind.
({1})
Was brauchen wir in diesem Land? Wir brauchen für
unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger in diesem Land
immer noch rund 4,5 Millionen neue Arbeitsplätze bzw.
dank der jüngsten erfreulichen Entwicklung etwas weniger. Wir können nämlich jetzt insofern einen positiven
Trend verzeichnen, als über 300 000 zusätzliche Arbeitsplätze entstanden sind. Wir müssen nun dafür sorgen,
dass sich dieser Trend fortsetzt. Deshalb ist es wichtig
- ich bin überzeugt davon, dass das geschehen wird -,
dass der von uns eingebrachte Einzelplan des Bundesministers für Wirtschaft und Technologie in seinen Eckdaten den Dreiklang von sanieren - investieren - reformieren unterstützt.
Die Gesamtausgaben von 5,72 Milliarden Euro für
Wirtschaft und Technologie stellen gegenüber dem bereinigten Haushalt des Vorjahres - diese Bereinigung ist
nötig, weil das Ministerium geteilt wurde und der Bereich Arbeit wieder einem anderen Ministerium zugeteilt
wurde - eine Erhöhung von 1,1 Milliarden Euro dar.
({2})
Man sollte schon nach außen hin vertreten, dass diese
Aufstockung von 1,1 Milliarden im Forschungsbereich
Teil der 6-Milliarden-Initiative bis zum Jahr 2009 sind.
Wo können wir denn Arbeitsplätze schaffen? Da wir in
Deutschland keine natürlichen Ressourcen haben, ist es
doch notwendig, Forschung und Zukunftstechnologien
zu stärken, indem der Bundestag für entsprechende
staatliche Rahmenbedingungen sorgt.
Mit diesem Dreiklang sanieren - investieren - reformieren verfolgen wir hauptsächlich ein Ziel, nämlich
Arbeitsplätze zu schaffen.
Die genannte Hochtechnologieinitiative ist dabei ein
ganz wesentlicher Punkt.
Daneben muss das Bundesministerium für Wirtschaft
und Technologie auch einen Beitrag zur Konsolidierung
des Bundeshaushaltes leisten; diesen haben Sie völlig
negiert. Dabei leistet es für die Sanierung des Bundeshaushaltes einen nicht unwesentlichen Beitrag. Diese Linie werden wir in den kommenden Jahren weiter verfolgen.
Ich glaube aber, dass die vornehmste Aufgabe, die
von wirtschaftspolitisch Handelnden gefordert wird, die
Schaffung von Rahmenbedingungen ist, die nicht einengen. Gerade dieses Ziel verfolgen wir mit unseren Reformansätzen. Sie können doch nicht verlangen, dass
nach einem guten halben Jahr schon alles Wirkung zeigt.
({3})
Die große Koalition hat aber nach einem guten halben
Jahr schon vieles auf den Weg gebracht und wird noch
einiges Weitere auf den Weg bringen.
So haben wir für die Energieforschung, die eine ganz
wichtige Zukunftstechnologie ist, beispielsweise
130 Millionen Euro vorgesehen. Was würden Sie, meine
verehrten Kolleginnen und Kollegen von der FDP, denn
sagen, wenn wir da überhaupt nichts machen würden?
Sie fordern - in diesem Punkt haben Sie Recht - die Unterstützung und Stärkung der Forschung an Zukunftstechnologien. Dazu gehört dann natürlich auch das finanzielle Engagement.
Rund 600 Millionen Euro beträgt der Haushaltsansatz
für den Bereich, der den Motor unserer Wirtschaft ausmacht, nämlich die Mittelstandsförderung.
Für Forschung, Entwicklung und Innovation im Mittelstandsbereich sind 480 Millionen Euro vorgesehen.
Das ist schon eine namhafte Summe. Weil gerade die
kleinen und mittelständischen Unternehmen nicht in der
Lage sind, Forschungsvorhaben ganz alleine zu schultern, ist es notwendig, sie entsprechend zu unterstützen.
Es ist ja nicht so, dass dieses Geld großen Unternehmen
zugute kommt. Vielmehr sind wir uns bewusst, dass der
mittelständische Bereich bei Zukunftstechnologien eine
feste Größe in der Bundesrepublik Deutschland darstellt.
({4})
Zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit kleiner und
mittlerer Unternehmen stehen 120 Millionen Euro zur
Verfügung. Auch das ist ein ganz wichtiger Posten, weil
wir wissen, dass in diesen Unternehmen Arbeitsplätze
geschaffen werden.
Was die Außenwirtschaft betrifft, so können wir uns
nicht darauf ausruhen, dass wir Exportweltmeister sind.
Das wollen wir selbstverständlich auch in Zukunft bleiben. Jedoch muss etwas dafür getan werden, damit das
so bleibt. Mit den 36 Millionen Euro, die für Auslandsmessen vorgesehen sind, unterstützen wir wiederum besonders die kleinen und mittleren Unternehmen. Damit
werden sie in die Lage versetzt, ihre hoch innovativen
Produkte auf Auslandsmessen zu präsentieren. Nur so
sind diese Unternehmen in der Lage, ihre Produkte auf
ausländischen Märkten anzubieten.
Die Luft- und Raumfahrt stellt eine Zukunftstechnologie dar. Das ist ein ganz wichtiger Bereich.
({5})
Wir sollten uns in diesem Zusammenhang nicht von der
Diskussion in unserem westlichen Nachbarland, die ich
von Staats wegen sehr bedaure, verrückt machen lassen.
Ich will andere Regierungen nicht kritisieren, aber das,
was sich vorgestern in der Nationalversammlung abgespielt hat, halte ich nicht für glücklich. Das war kein
Glücksfall in der Geschichte des gemeinsamen Unternehmens. Hier sollte man Ruhe bewahren. Bei diesem
großartigen Produkt kam es aufgrund technischer Abstimmungen zu einer Verzögerung bei der Auslieferung.
Man konnte den engen Zeitrahmen, den man sich gesteckt hatte, nicht einhalten. Die Techniker glauben nun
einmal gerne, dass die Dinge schneller vorangehen, als
es in der Realität der Fall ist. Die Probleme gibt es nicht
nur bei europäischen Luftfahrtunternehmen, sondern
auch bei denen jenseits des Atlantiks. Auch die Entwicklung des Dreamliners liegt nicht im Zeitrahmen und es
wird Verzögerungen geben. Ich sehe das alles sehr gelassen und hoffe, dass wieder Ruhe hereinkommt und dass
man vonseiten der Politik nicht noch Öl ins Feuer gießt.
Die Steinkohlesubvention macht einen wesentlichen
Teil des Haushaltes aus. Lassen Sie mich deshalb etwas
zu dem Antrag der Kolleginnen und Kollegen der Fraktion der Grünen sagen. Der Antrag ist im Prinzip nicht
falsch.
({6})
Nur ist dieser Antrag längst überholt. Hätten Sie Ihre Berichterstatterin gefragt, dann hätte sie Ihnen sagen können, dass den Forderungen, die Sie in Ihrem Antrag
aufstellen, längst entsprochen worden ist. Das Bundesministerium für Wirtschaft hat in Abstimmung mit der
Landesregierung von Nordrhein-Westfalen erstens mit
dem Bergbau gemeinsam die notwendigen Grunddaten
geklärt und die RAG bzw. die Deutsche Steinkohle AG
verpflichtet, konkrete Rechnungen vorzulegen.
({7})
Zweitens wird das von Ihnen geforderte Gutachten - das
muss vorher natürlich inhaltlich geklärt werden - in Auftrag gegeben. Ich kann Ihnen nur empfehlen, den Antrag
zurückzuziehen, wenn Sie auf der Höhe der Zeit bleiben
wollen. Er ist mehr als überholt.
({8})
Kollege Rossmanith, gestatten Sie eine Zwischenfrage der Kollegin Lührmann?
Selbstverständlich, Herr Präsident.
Bitte schön.
Sehr geehrter Herr Kollege Rossmanith, es freut
mich, dass Sie etwas zu dem Posten sagen, der ein Drittel des Wirtschaftsetats ausmacht, nämlich zu der Steinkohlesubvention. Es freut mich, zu hören, dass die Bundesregierung ein Gutachten in Auftrag gegeben hat. Ich
habe mich bemüht, den entsprechenden Titel für das
Gutachten zum Börsengang der RAG herauszufinden.
Die Antwort auf meine Frage liegt jetzt in der Geheimschutzstelle. Vielleicht können Sie mir öffentlich beantworten, welches Gutachten unter welchem Titel die Bundesregierung in Auftrag gegeben hat.
Sie haben ferner gesagt, dass sämtliche Teile unseres
Antrages überholt sind. Ihnen ist sicherlich aufgefallen,
dass in unserem Antrag steht, dass wir aus dem subventionierten Bergbau aussteigen wollen. Mich würde interessieren, ob Ihr Koalitionspartner das genauso sieht.
Erstens. Ich spreche hier für die CDU/CSU-Fraktion.
Ich sehe, dass wir in der Koalition auch diesbezüglich
übereinstimmen.
Zweitens. Wenn dieses Gutachten in der Geheimschutzstelle liegt, dann liegt das sicherlich daran, dass es
betriebsinterne Daten enthält, die man nicht einfach öffentlich preisgeben kann. Frau Kollegin Lührmann, Sie
haben die Zugangsberechtigung. Sie können dieses Gutachten und den Auftrag also in der Geheimschutzstelle
einsehen. Ich empfehle Ihnen, dies zu tun. Dann werden
Sie alle Informationen, die Sie wünschen, erhalten. Im
Übrigen: Das ist richtig so; deswegen haben wir das so
vorgesehen.
Ich sage noch einmal: Ihr Antrag ist vom Grundprinzip her nicht falsch, er ist aber überholt, weil allen Forderungen bereits entsprochen wird. Deshalb empfehle
ich Ihnen, im Anschluss an die Debatte in die Geheimschutzstelle zu gehen. Dort werden Sie die Informationen finden.
({0})
Herr Präsident, ich will und muss zum Ende kommen.
An und für sich wollte ich noch einen Punkt - es ist eine
Aufforderung - ansprechen: Wir müssen dafür Sorge tragen - ich weiß, dass wir alle uns darüber einig sind -,
dass auch in diesem Jahr jeder junge Mensch, der eine
Ausbildungsstelle sucht, auch eine erhält.
({1})
Ich halte das für eine Aufgabe, der wir uns gemeinsam
widmen müssen. Ich appelliere auch an die Wirtschaft;
denn auch sie muss die demografische Entwicklung beachten und sehen, dass die Anzahl der jungen Menschen
in Zukunft leider Gottes immer weiter sinkt. Deswegen
ist es wichtig, heute auszubilden.
Ich darf mich sehr herzlich bedanken, und zwar nicht
nur für die Aufmerksamkeit zu dieser frühen Morgenstunde, sondern auch bei den Kolleginnen und Kollegen
Berichterstattern sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses und des Finanzministeriums.
Ich empfehle und bitte Sie, dem Einzelplan 09 zuzustimmen.
({2})
Ich erteile das Wort Kollegen Herbert Schui, Fraktion
Die Linke.
({0})
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Am vergangenen Mittwoch haben sich die Redner der Koalition
gegenseitig wegen ihres Mutes gelobt. Herr Struck von
der SPD nennt die Entscheidung von Herrn Müntefering,
ein Renteneintrittsalter von 67 Jahren zu fordern, mutig.
Herr Kollege Scholz, SPD, sagt, dass die gegenwärtigen
Kürzungen bei der Sozialpolitik an eine der mutigsten
Reformpolitiken der letzten Jahrzehnte anknüpfen. Er
stellt fest: Wir sind miteinander mutig. Das ist also eine
große Koalition der Mutigen.
({0})
Ist es aber wirklich mutig, den Sozialstaat zu beseitigen? Ist es mutig, es den Machtlosen zu nehmen, die Armen ärmer zu machen? Ich erinnere an das Hartz-IVOptimierungsgesetz. Die meisten Mitglieder des Kabinetts haben im vergangenen Herbst eine religiöse Eidesformel gewählt. Deswegen ist es, so meine ich, zulässig,
ihren mutigen Kampf gegen die Armen unter christlichmoralischen Gesichtspunkten zu beurteilen.
({1})
Wie stehen Sie zu dem Satz: „Was ihr dem geringsten
meiner Brüder getan habt...“ - wie das Zitat weitergeht,
können Sie bei Ihren Ministern oder der Frau Bundeskanzlerin erfragen.
({2})
Mutig wäre es, den geringsten Brüdern - und sicherlich auch den Schwestern - nichts anzutun, sondern sich
mit den Mächtigen anzulegen. Nehmen Sie es doch mit
den Unternehmen auf!
({3})
Frau Merkel hat am vergangenen Mittwoch davon geredet, dass bei der Unternehmensteuerreform mutige
Schritte gemacht werden. Dieser Mut bedeutet:
8 Milliarden Euro mehr Gewinn durch die Halbierung
des Körperschaftsteuersatzes. Wirklich mutig wäre es
dagegen, die Steuern auf Gewinne, Dividenden, Zinseinnahmen und hohe Vermögen zu erhöhen.
({4})
Schon etwas mutig ist dagegen, dass Herr Minister
Steinbrück einräumt, dass die Regelgrenze in Art. 115
des Grundgesetzes zwar überschritten wird, dass dies
aber keineswegs verfassungswidrig ist. Hier hat der Finanzminister Recht. Ich will noch einige Gründe beisteuern, damit noch deutlicher wird, wie sehr er Recht
hat.
Durch Art. 115 des Grundgesetzes wird bekanntlich
eine Kreditaufnahme, die die öffentlichen Investitionen
übersteigt, erlaubt, wenn dies zur Abwehr einer Störung
des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts notwendig
ist.
({5})
- Wir sind beim Haushalt. - Was die Merkmale eines
solchen Gleichgewichts sind, wird in § 1 des Stabilitätsgesetzes definiert, nämlich ein stabiles Preisniveau, ein
hoher Beschäftigungsstand, ein außenwirtschaftliches
Gleichgewicht und ein angemessenes Wachstum.
Keineswegs im Gleichgewicht sind aber der Arbeitsmarkt und die Außenwirtschaft. Die Arbeitslosenquote
beträgt 11,7 Prozent, der Handelsbilanzüberschuss beDr. Herbert Schui
trägt 161 Milliarden Euro und der Leistungsbilanzüberschuss beträgt 92 Milliarden Euro. Damit ist gesagt:
Auch der Überschuss der Außenwirtschaftsbilanz bedeutet ein Ungleichgewicht. Gemäß dem Stabilitätsgesetz
werden durch dieses Ungleichgewicht Kreditaufnahmen
ermöglicht, die die Investitionen des Staates übersteigen.
Nun sagen Sie nicht, man könne nichts dagegen tun,
weil die deutschen Produkte ja so wettbewerbsfähig, das
heißt, so billig und von so hoher Qualität, sind, dass
überall ein Markt für sie gefunden wird. Die Lösung des
Problems der Herstellung eines außenwirtschaftlichen
Gleichgewichts heißt: nicht weniger deutsche Exporte,
aber mehr Importe nach Deutschland. Diese hängen vom
deutschen Wirtschaftswachstum ab. Dazu muss die
Nachfrage in Deutschland steigen. Das ist dann der Fall,
wenn die Löhne und Sozialeinkommen zunehmen; denn
von einem Euro zusätzlichem Einkommen werden etwa
28 Cent für Importgüter ausgegeben. Mit Haushaltsdefiziten lässt sich zusätzliches Wachstum anschieben,
immer vorausgesetzt, dass durch die Mehrwertsteuererhöhung nicht an anderer Stelle eine Nachfragelücke
geschaffen wird. Das Wachstum kann nur durch eine angemessene Einkommensverteilung aufrechterhalten werden.
({6})
Die allgemeine Schlussfolgerung heißt: Der Haushalt
ist deswegen im Einklang mit der Verfassung, weil durch
Haushaltsdefizite mehr Nachfrage geschaffen wird und
weil mehr Nachfrage zu mehr Wachstum führt. Wachstum ist gut für den Arbeitsmarkt, es bringt aber auch die
Außenwirtschaftsbilanz ins Gleichgewicht. Das ist so,
weil mehr Wachstum höhere Importe bedeutet.
Deutschland braucht also eine Politik, die zu mehr
Nachfrage und Wachstum führt, damit die Handelspartner nicht genötigt werden, ihr Wachstum beispielsweise
durch Zinserhöhungen zu drosseln, wie dies in den USA
der Fall ist. Wir provozieren durch unsere Außenhandelsüberschüsse, dass sich die Weltkonjunkturlokomotive Vereinigte Staaten genötigt sieht, das Wachstum zu
drosseln, um mit ihren Defiziten klarzukommen.
Frau Merkel hat in ihrer Rede beim Bundesverband
der Deutschen Industrie am vergangenen Dienstag gesagt: Wir wissen, dass eine Mehrwertsteuererhöhung
von faktisch 2 Prozent natürlich Auswirkungen auf die
Konjunktur haben kann. Ähnlich äußerte sich Herr Kauder am Mittwoch hier im Bundestag: Für den Weg aus
dem Verschuldungsstaat gibt es aus Sicht der Koalition
keine überzeugende Alternative neben der Erhöhung der
Mehrwertsteuer. Ähnlich sah das Finanzminister Steinbrück am 19. Mai 2006: Ohne eine Erhöhung der Mehrwertsteuer laufe man in eine Schuldenfalle hinein. Auch
wenn sie in dieser Phase für konjunkturpolitisch schädlich zu halten sei: Dieser Nachteil sei gegenüber anderen
Nachteilen abzuwägen.
Mit etwas Mut allein schon zum Denken sind die folgenden Nachteile tatsächlich gegeneinander abzuwägen:
Eine höhere Mehrwertsteuer senkt das Wachstum aus
Nachfragegründen ab. Unzutreffend wird behauptet,
dass höhere Steuern auf Gewinne aus Kostengründen
das Wachstum verringern. Aber lassen wir dieses Kostenargument einmal gelten. Dann ist doch politisch abzuwägen, ob der Haushalt durch eine Steuererhöhung
konsolidiert werden soll, die das Einkommen der großen
Mehrheit der Bevölkerung schmälert, oder durch die Erhöhung von Steuern, die einzig aus dem Gewinneinkommen gezahlt werden. Es gibt also bei der Konsolidierung
der Haushalte eine Alternative zur Mehrwertsteuererhöhung.
({7})
Hat Ihnen der Mut gefehlt, an diese Alternative auch nur
zu denken, oder stehen Sie am Ende auf der falschen
Seite?
Vielen Dank.
({8})
Ich erteile das Wort Kollegen Volker Kröning, SPDFraktion.
({0})
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Wie bei der ersten Lesung des Bundeshaushaltes
2006 vor knapp drei Monaten wird der Einzelplan 09 für
Wirtschaft und Technologie auch in der zweiten Lesung
am Schluss der Haushaltswoche debattiert, auf dem prominenten Platz vor den Einzelplänen 32 und 60, Bundesschuld und Allgemeine Finanzverwaltung. Wie auch immer man das interpretieren will: Die Überleitung zur
dritten Lesung ist erkennbar.
Die Beiträge von Herrn Brüderle und Herrn Schui haben
gezeigt, dass wir bereits mitten in der Abschlussrunde
sind. Beide haben sich erkennbar sowohl mit Bundesminister Glos als auch mit Bundesminister Steinbrück
gerieben. Doch wie so oft, Herr Brüderle, war Ihre Rede
mehr eine Büttenrede als ein Sachbeitrag. Herr Professor
Schui, so interessant Ihre Grundsatzausführungen waren,
so wenig helfen sie praktisch weiter. Es ist auch bezeichnend, dass dazu gar keine Anträge vorliegen.
({0})
Aus unserer Sicht kann man nur sagen: Wirtschaft
und Finanzen bleiben unser Schicksal. Sie bleiben - das
sage ich ganz offen - die Bewährungsprobe der großen
Koalition. Das war auch von 1966 bis 1969 so. Doch wie
zweischneidig historische Vergleiche sind, zeigt die andere Bewährungsprobe, die uns vor der Sommerpause
bevorsteht, nämlich die Modernisierung der bundesstaatlichen Ordnung. Auch dabei streiten wir darüber, welche
Anforderungen die Entscheidungssituation hier und
heute an uns Politiker stellt. Es ist Spekulation, wie die
nächste Generation über unsere Entscheidungen denken
wird. Schlüsse von damals auf heute sind nicht möglich,
zum Beispiel dahin gehend, dass wir uns gegenüber
1969 korrigieren wollten und wir heute auf dem besten
Wege seien, Fehler zu machen. Wir handeln mit dem
besten Wissen und Gewissen, Fehler zu korrigieren und
nachhaltige Politik zu machen.
Auch bei Wirtschaft und Finanzen kommt es darauf
an, eine strenge Analyse anzustellen und die Problemlösungen darauf aufzubauen. In finanzpolitischer Hinsicht hat uns dazu kürzlich die EU-Kommission ins
Stammbuch geschrieben, dass sich die Bilanz des ersten
Jahres nach der Reform des Stabilitäts- und Wachstumspaktes zwar sehen lassen kann, dass zentrale Probleme
aber noch ungelöst sind. Zitat:
Die größte Herausforderung besteht jedoch nach
wie vor darin, über die Korrektur übermäßiger Defizite hinauszugehen und durch Verstärkung der
Konsolidierungsbemühungen in besseren Zeiten
mittelfristig eine sichere Haushaltsposition zu erreichen.
Das heißt beinhart, liebe Kolleginnen und Kollegen
gerade auch von der Opposition, dass wir uns sowohl um
mehr Einnahmen kümmern müssen - besonders bei den
steuerlichen Begünstigungen und Ausnahmen - als auch
und vor allem um mehr Ausgabendisziplin.
({1})
Herr Brüderle, Stabilität und Wachstum, das Mischungsverhältnis und die Verteilung beider Anstrengungen auf
der Zeitachse sind Regierungskunst. Da sind wir uns sicherlich im Ob einig und streiten uns nur über das Wie.
Herr Kollege Schui, es wird in den nächsten Jahren,
sowohl was die Haushaltsdisziplin als auch was die
Haushaltsstrukturen angeht, darum gehen, den Doppelkurs von Stabilität und Wachstum weiter zu verdeutlichen und zu verstärken.
Am Haushalt des Wirtschaftsministeriums interessiert, welche Beiträge dieses Ressort zur Sanierung der
Staatsfinanzen und zur Lösung der strukturellen Probleme leistet. Da wir uns in der zweiten und noch nicht
in der dritten Lesung befinden, möchte ich, wie es auch
der Kollege Rossmanith getan hat, einen Schwerpunkt
als Haushälter setzen. Es müssen keine Einzelheiten aufgezählt werden, auch nicht als Referat zu den Einzelplanberatungen in den Monaten März und April 2006.
Der Bericht des Haushaltsausschusses liegt Ihnen vor;
auf knappen drei Seiten geht es darin um den Haushalt
für Wirtschaft und Technologie.
Welche sind unsere Grundlinien? Gegenüber 2005
wächst der Haushalt um 1,1 Milliarden Euro auf 5,7 Milliarden Euro. In der mittelfristigen Finanzplanung ist
eine Steigerung auf 5,9 Milliarden Euro vorgesehen. Um
das nicht mit falschem Ausgabenwachstum zu verwechseln: Das geht zurück auf den Neuzuschnitt des Ressorts,
vor allen Dingen auf die Verstärkung des Teils Wirtschaft um den Teil Technologie, und auf das 6-Milliarden-Euro-Programm, mit dem die Bundesrepublik
Deutschland energisch die Lissabonstrategie verfolgt.
Die globale Minderausgabe, die im Entwurf der
Bundesregierung mit einer Höhe von 85 Millionen Euro
angesetzt war, ist auf Vorschlag der Koalitionsfraktionen
im Haushaltsausschuss bereits um 35 Millionen Euro gesenkt worden. 50 Millionen Euro müssen im Haushaltsvollzug also noch folgen.
Sorgen bereitet uns, und zwar über die Parteigrenzen
hinweg, die Steigerung der globalen Minderausgabe in
der bisherigen mittelfristigen Finanzplanung, in den Jahren 2007 bis 2009.
({2})
Sie soll sich nahezu verdreifachen. Dies könnte zu einem
Zielkonflikt zwischen Konsolidierung und Innovation
führen. Darauf machen wir die Bundesregierung unmittelbar vor der Aufstellung des Haushaltes 2007 und der
Fortschreibung der mittelfristigen Finanzplanung bis
zum Jahre 2010, dem Zieljahr der Lissabonstrategie,
aufmerksam.
Ich erlaube mir, davor zu warnen, diesen Konflikt, der
nicht nur im Einzelplan 09 sichtbar wird, sondern auch
in anderen Haushalten - besonders allerdings im Haushalt Wirtschaft und Technologie -, im Haushalts-Soll zu
verschleiern und die Budgetverantwortung durch globale
Minderausgaben von der Haushaltsaufstellung durch das
Parlament in den Haushaltsvollzug durch die Bundesregierung zu verlagern, also den Versuch zu unternehmen,
die Lösung dieses Konflikts in der Bewirtschaftung des
Haushalts und im Haushalts-Ist zu vergraben bzw. - so
könnte man es auch nennen - zu verwursten.
({3})
Das ist nicht mein Verständnis von erklärter und vollzogener Politik.
Herr Kollege Rossmanith, Herr Kollege Willsch und
ich haben als Berichterstatter der Koalition das in unseren Kräften Stehende getan. Sogar weitgehend im Einvernehmen mit der Opposition, jedenfalls mit dem früheren Koalitionspartner, den Grünen, und dem BeinaheKoalitionspartner, der FDP, haben wir für die Teilauflösung der globalen Minderausgabe 2006 gesorgt. Schon
während der Beratungen am 6. April dieses Jahres haben
wir zudem die Freigabe von Mitteln für Forschung und
Entwicklung in den Ressorts Bildung und Wirtschaft
durchgesetzt. - Das könnte eigentlich noch einmal mit
Beifall versehen werden, aber es ist offenbar hinreichend
bekannt.
({4})
Bei derselben Gelegenheit haben wir die Bundesregierung um einen Bericht über die Erfüllung des 3-Prozent-Ziels bis zur Mitte des Jahres gebeten.
({5})
- Das wird uns noch begleiten, Herr Schui. - Im Kern
geht es uns um die Frage - so heißt es im Beschluss des
Haushaltsausschusses -, wie das Ziel, die Ausgaben für
Forschung und Entwicklung bis 2010 auf insgesamt
3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes zu steigern, von
den Akteuren - dem Bund und den Ländern auf der einen Seite und der Wirtschaft auf der anderen Seite - erreicht werden kann.
Deshalb freue ich mich, dass diese Debatte just an
dem Tag stattfindet, an dem die in der Bundesregierung
für dieses übergreifende Politikthema verantwortliche
Ministerin, Frau Schavan, die Forschungsunion zwischen Staat und Wirtschaft begründet. Das ist ein neuer
Name für etwas, was auf den Innovationspakt zwischen
Bundeskanzler Schröder und den Regierungschefs der
Länder auf der einen und Spitzenvertretern der deutschen Wirtschaft auf der anderen Seite zurückgeht; mehr
als zwei Jahre ist das jetzt her. Frau Schavan befindet
sich dabei in bester Tradition ihrer Vorgängerin, der Kollegin Edelgard Bulmahn.
({6})
Wie ernst das Glaubwürdigkeitsproblem ist, das wir
sowohl am kurzen wie auch am langen Ende der Finanzplanung lösen müssen, hat der Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands 2006 gezeigt,
den der Bundestag zusammen mit der Stellungnahme
des Bundesrates am 19. Mai 2006 diskutiert hat. Es muss
klar ausgesprochen werden - gerade wenn man Stabilität
und Wachstum auf neuen Wegen erreichen will -:
Deutschland verliert im internationalen Vergleich innovativer Volkswirtschaften immer noch an Boden. Wir
haben noch nicht genügend Boden wettgemacht, geschweige denn uns wieder ins vordere Feld vorgearbeitet.
({7})
Wie es besser gehen kann, will ich kurz am Beispiel
der maritimen Wirtschaft zeigen - ich muss ja nun im
Gegensatz zu dir, Kurt, ein Nordthema wählen -: Dieses
Politikfeld wird auch während der Präsidentschaft
Deutschlands in der Europäischen Union im ersten
Halbjahr 2007 und mit Blick auf das kürzlich vorgelegte
Grünbuch der Europäischen Kommission „Die künftige
Meerespolitik der Europäischen Union: eine europäische
Vision für Ozeane und Meere“ eine Rolle spielen. Herr
Minister Glos hat als Koordinator für diesen kleinen,
aber feinen Wirtschaftszweig innerhalb der Bundesregierung vor einiger Zeit eine bemerkenswerte Rede gehalten, von der in der Presse leider nicht genügend zu lesen
war. Deshalb fordere ich ihn heute ein bisschen heraus.
Ich freue mich übrigens, Herr Minister, dass Sie ähnlich
wie Ihr Vorgänger die Küste schon einmal in Augenschein genommen haben: Minister Clement war damals
in Bremerhaven, Sie waren in Stralsund - das nenne ich
innerdeutsche Verteilungsgerechtigkeit.
({8})
Die Neuausrichtung der Schiffbau- und Schifffahrtspolitik der Bundesregierung - vier Maritime Konferenzen und bemerkenswerte Ergebnisse sind der beste Beleg für Innovationspolitik -, die unter Bundeskanzler
Schröder begann und auf der die Bundeskanzlerin für die
nächste Maritime Konferenz in Hamburg aufbauen kann,
bestand in der Abkehr von der Subventionierung von
Kaufverträgen, den so genannten Wettbewerbshilfen.
Die Neuausrichtung setzte sich EU-konform mit den so
genannten Innovationshilfen fort, rückzahlbaren Zuwendungen in Höhe von 20 Prozent der Aufwendungen,
rückzahlbar allerdings nur für den Fall, dass es gelingt,
das Produkt am Markt anzubringen. Parallel ist ein neues
Zinsausgleichssystem, das so genannte CIRR, eingeführt worden, das den Reedern einen Anreiz gibt, Aufträge an deutsche Werften zu vergeben. Zusätzlich hat es
in den letzten Wochen eine viel versprechende Verständigung zwischen dem Bundesministerium für Wirtschaft
und Technologie und den Wirtschaftsministerien - vielfach auch Ministerien für Wirtschaft und Häfen - der
Küstenländer gegeben. Die Länder erklären sich bereit,
die Kofinanzierung der bisherigen Wettbewerbshilfen
analog zur Luftfahrtforschung auf die Innovationsförderung zu übertragen. Im Gegenzug hat sich der Bund bereit erklärt, die CIRR-Finanzierung fortzusetzen und sie
ganz zu schultern. Diese Vereinbarung fügt sich finanziell und konzeptionell in den Innovationspakt ein. Sie
ist ein Beispiel für branchenbezogene Innovationspakte,
von denen wir viele mehr brauchen. Ich hoffe, dass es
Ihnen, Herr Minister Glos, in den Verhandlungen mit Ihren Kollegen in den Chefgesprächen zum Haushalt 2007
gelingt, diese Vereinbarung unterzubringen. Was Ihnen
nicht gelingt, wird uns noch parlamentarisch beschäftigen müssen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, das Beispiel, das
ich gewählt habe, illustriert allerdings leider auch, woran
es dem Standort Deutschland ebenso wie an hinreichenden Mitteln für Forschung und Entwicklung immer noch
mangelt: Wie fast in der gesamten Industrie sucht der
Schiffbau nämlich händeringend Nachwuchs, und zwar
nicht nur Handwerker, sondern auch Ingenieure. Pro
Jahr schließen nur 70 junge Leute ihre Ausbildung an
den sechs schiffstechnischen Studiengängen in Deutschland ab, während 120 Ingenieure pro Jahr allein in dieser
Branche gebraucht werden. Die Zulieferindustrie sucht
darüber hinaus zurzeit rund 1 500 Ingenieure, wie die
Verbände VSM und VDMA übereinstimmend berichten.
Der Staat ist also gefordert. Immerhin hat die Branche
eine Ausbildungsquote - nämlich ein Verhältnis von
Auszubildenden zur Gesamtbelegschaft - zu bieten, die
höher ist als im Durchschnitt aller Branchen, nämlich
6 Prozent.
({9})
Und - auch das könnte zu einem Innovations- und Ausbildungspakt gehören -: Die Branche ist bereit, diese
Quote zu steigern.
({10})
Herr Minister Glos, Sie haben neulich zusammen mit
Ihrem Kollegen Müntefering an alle Mitglieder des
Deutschen Bundestages appelliert, in ihren Wahlkreisen
für zusätzliche Ausbildungsplätze zu sorgen. Das ist
breit gehört worden. Wir an der Küste machen das.
Wenn Sie mitmachen, wird uns das umso leichter fallen.
Ich begrüße, dass Sie sich in diesen Tagen auf der
Spitzenebene mit Vertretern der deutschen Wirtschaft
getroffen haben, um die Gewinnung von Ausbildungsplätzen ohne Nachhilfe des Gesetzgebers zu intensivie3850
ren. Dies bleibt eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft.
Dies bleibt ebenso eine Aufgabe beider Ebenen, sowohl
des Bundes als auch der Länder. Es bleibt auch deshalb
besonders eine Aufgabe der Länder, weil es - diese
Klage hören wir immer wieder - nicht nur zu wenig
Ausbildungsplätze, sondern auch nicht genügend gut
ausgebildete Absolventen von den Schulen gibt. Das
muss sich ändern. Auch dies muss zum Thema gesamtstaatlicher Politik gemacht werden.
({11})
Auch nach der Verfassungsreform wird der Bundestag
hier ein Mitspracherecht behalten.
Neben den finanziellen und personellen Rahmenbedingungen von Innovation kommt es auf gute Gesetzgebung an, wie es neuerdings nach Wiederentdeckung der
Tugend des guten Regierens heißt. Die Koalition kann
die Verabschiedung des Gesetzes über den Normenkontrollrat in der letzten Sitzungswoche und des Mittelstandsentlastungsgesetzes in der nächsten Woche auf ihrer Habenseite verbuchen. Auch dies zählt zu den vielen
Bausteinen der ersten 200 Tage. Wir reden nicht über
das, was im Lande schlecht ist, sondern wir reden über
das, was wir getan haben und tun wollen, um es besser
zu machen.
Das Wirtschaftsministerium wird sich - davon haben
wir Haushälter uns überzeugt - mit Kreativität an der Sisyphusarbeit des Bürokratieabbaus und der guten Gesetzgebung weiterhin beteiligen, und zwar auch im Häuserkampf.
({12})
- Im Kampf der Ressortinteressen! - Es verdient dabei
alle Unterstützung durch die Spitzen und im Zusammenwirken mit dem Parlament. Das Ressort hat dafür wie an
anderen Stellen zusätzliche Personalmittel erhalten, und
zwar - damit Sie auch dies nicht missverstehen - im Gegenzug zu Einsparungen, die es in anderen Bereichen
nachgewiesen hat.
Herr Bundesminister Müntefering hat in diesen Tagen
angekündigt, die Abrechnung der Sozialversicherungsbeiträge zu vereinfachen, die zu einer jährlichen
Zusatzbelastung für die deutsche Wirtschaft in Höhe von
8 Millionen Euro geführt hat. Ich danke Ihnen für diese
Initiative, Herr Minister. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales will die umstrittene Regelung schnell
ändern. Ich rege namens der SPD-Fraktion an, diesen
Punkt schon in der nächsten Woche in das erste Mittelstandsentlastungsgesetz aufzunehmen.
({13})
Zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen aus
dem Ausschuss für Wirtschaft und Technologie ist mir
daran gelegen, für das zweite Halbjahr 2006 ein zweites
Mittelstandsentlastungsgesetz vorbereiten zu lassen.
Der Maßnahmenkatalog, den das Bundeskabinett von
Ihnen, Herr Minister Glos, im Frühjahr erhalten hat, umfasst 37 Vorhaben und im Parlament gibt es etliche weitere Ideen. Ich will nur ein Beispiel nennen: die Kfz-Zulassung. Der Streik im öffentlichen Dienst hat uns
hinreichend deutlich gezeigt, dass wir auch da im besten
Sinne eines Benchmarking Anlass haben, von den Erfahrungen anderer Länder innerhalb der Europäischen
Union zu lernen. Wir sollten den Rückenwind der Föderalismusreform nutzen, um zu versuchen, unser bundesstaatliches Regelwerk weiter zu öffnen.
Es bleibt eine wichtige Aufgabe für das Ressort und
das Bundeskabinett insgesamt, die Bemühungen der
Länder und der Europäischen Union um Bürokratieabbau und eine bessere Gesetzgebung zu unterstützen. Wir
haben auf allen drei Ebenen den Auftrag, kleine und
mittlere Unternehmen - ich nenne sie lieber direkt, als
den diffusen Begriff Mittelstand zu gebrauchen - darin
zu unterstützen, sich besser im Dschungel staatlicher Regelungen zurechtzufinden. Noch besser wäre es, einen
Teil dieses Dschungels niederzuschlagen.
Was die Einrichtung des Normenkontrollrates und
die skeptische Begleitmusik angeht, die in diesem Zusammenhang zu hören war, darf ich als Haushälter hervorheben, dass der Haushaltsausschuss parallel zu seiner
Stellungnahme zu dem Gesetz die Bundesregierung aufgefordert hat, zusätzliche Verwaltungskosten so gering
wie möglich zu halten und dabei insbesondere so weit
wie möglich auf externe Berater zu verzichten. Wir werden auch überwachen, ob sie unserer Forderung nachkommt; die Möglichkeiten der Haushälter dazu sind unauffällig, aber spitz.
({14})
Zusätzliche Ausgaben sind im jeweiligen Einzelplan und
ausnahmsweise auch durch Ressortumlage einzusparen.
Mit anderen Worten: Es entsteht kein Mehraufwand. Ich
weise also den Vorwurf zurück, wir bekämpften Bürokratie mit Bürokratie.
({15})
Der Haushaltsausschuss begrüßt, dass Herr Minister
Glos den Geschäftsbereich seines Ressorts einer umfassenden Aufgabenkritik unterziehen will. Effizienzsteigerung heißt nicht nur, mit weniger Mitteln die gleiche
Leistung zu erzielen, sondern auch, aufgaben- und bedarfsgerechte Schwerpunkte zu bilden.
Deshalb hat der Ausschuss auf Antrag der Koalitionsfraktionen und mit Unterstützung von FDP und Grünen
bei Enthaltung der Linken beschlossen, im Bereich der
Außenwirtschaft die Standortwerbe- und Akquisitionsgesellschaften Invest in Germany und Industrial Investment Council zusammenzulegen und die Verknüpfung
mit den Auslandshandelskammern und der Bundesagentur für Außenwirtschaftsinformation zu verstärken.
Wenn der deutsche Export - auf den oft unsere Aufmerksamkeit fixiert ist und auf den wir zu Recht stolz
sind - auch mittelfristig dazu beitragen soll, das Wachstum zu stabilisieren, verdient sein weltweites Netzwerk
die Unterstützung des Parlaments. Wir können uns nicht
darauf ausruhen, was in diesem Bereich erreicht wurde.
Weitere kritische Vorschläge sind vorstellbar und liegen im Haushaltsausschuss - ich hoffe, auch im FachVolker Kröning
ausschuss - bereits vor. Ich will dem jetzt nicht vorgreifen. Lassen Sie mich stattdessen versuchen, den Kreis zu
schließen.
Wenn man den Tenor der ersten Beratung im März
mit der heutigen Debatte vergleicht, so ist man versucht,
einen Kernbegriff der Konjunkturberichterstattung der
letzten Wochen aufzugreifen. Es war von einem „Höhepunkt“ - so das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung - und von einem „Siedepunkt“ - so der Deutsche
Industrie- und Handelskammertag - die Rede. Ich finde,
es verrät viel über den Stand der Wirtschaftswissenschaft
und die Wirtschaftspolitik, dass immer wieder solch eine
blumige Ersatzsprache gewählt wird, die weder die Wissenschaft noch die Politik zufrieden stellen kann.
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau hat in diesen Tagen festgestellt, dass der Mittelstand sein Stimmungshoch erreicht hat. Auch das ist eine zwiespältige Aussage. Dies sollte keine Momentaufnahme bleiben, Herr
Kollege Brüderle. Ich hoffe, dass der Mittelstand mit
dazu beitragen wird, die konjunkturelle Entwicklung zu
stabilisieren. Das haben wir uns vorgenommen. Der
Haushalt für Wirtschaft und Technologie soll dazu einen
Beitrag leisten. Ich bitte deshalb wie mein Kollege von
der Union um Zustimmung zu diesem Einzelplan.
Vielen Dank.
({16})
Ich erteile das Wort Kollegin Thea Dückert, Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die
konjunkturelle Situation ist gut; das, glaube ich, kann
man feststellen. Das ist aber kein Lob für diese Regierung; denn eines ist sicher: Der Bundeswirtschaftsminister hat mit dieser positiven wirtschaftlichen Entwicklung
nichts zu tun. Es gibt sie eher trotz des Wirtschaftsministers.
({0})
Wirklich dramatisch ist, dass der Wirtschaftsminister der
Bundesrepublik Deutschland tatkräftig dazu beiträgt,
dass wir zukünftig auf einen konjunkturpolitischen
Abenteuerkurs geraten.
Das prognostizierte Wachstum in Deutschland liegt
zwischen 1,8 und 2 Prozent. Wir haben vorhin gehört,
dass die Steuereinnahmen jeden Monat stärker sprudeln.
Trotzdem stellt dieser Wirtschaftsminister eine Störung
des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts fest. Ich
frage Sie, Herr Glos: Welche Wachstumsraten müssen
eigentlich erreicht werden, welche zusätzlichen Steuereinnahmen müssen erzielt werden, bevor Ihnen die
Schamesröte ins Gesicht steigt, wenn Sie so etwas verkünden?
({1})
Die konjunkturelle Situation ist günstig. Sie aber treiben die Neuverschuldung auf einen historischen Höchststand. Der Grund ist, dass dieser Regierung die Kraft
fehlt zu einer haushaltspolitischen Konsolidierung, die
durch dringend überfällige Strukturreformen zu erreichen ist.
({2})
Dafür gibt es viele Beispiele im Haushalt. Das beste Beispiel für Ihren Haushalt, Herr Glos - es wurde vorhin
schon angesprochen -, liegt auf der Hand: die Steinkohlesubventionierung. Der Kollege Rossmanith hat hier
verkündet, dass es dazu eine Art geheime Verschlusssache gebe.
({3})
Wir jedenfalls sind der Ansicht, dass es hier Einsparpotenzial gibt.
Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
Kollegen Rossmanith?
Ja, gerne.
Frau Kollegin Dückert, darf ich Sie darauf aufmerksam machen, dass die Frage, ob es dazu etwas in der Geheimschutzstelle gebe, nicht von mir gestellt wurde, sondern von der Kollegin Lührmann?
({0})
Meine Antwort darauf war: Wenn dem so sein sollte,
dann hat das sicherlich seine Bewandtnis, möglicherweise wegen Daten, die innerbetrieblich begründet
sind. - Ich habe jedoch nicht gesagt, dass es dort etwas
gebe.
Lieber Herr Kollege Rossmanith, ich bin ganz sicher,
dass es eine Bewandtnis hat, warum Sie versuchen, in
dieser zentralen Frage nicht Ross und Reiter zu nennen,
und kein Ausstiegsszenario darstellen. Immerhin sind
ein Drittel der Mittel des Haushalts des Wirtschaftsministers an die Steinkohlesubventionierung gebunden.
Ich verstehe Ihr Verhalten auch. Sie haben in Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit der FDP und uns Grünen einen Antrag für den Ausstieg aus der Steinkohlesubventionierung auf den Weg gebracht. In Berlin haben
Sie aber das Problem, in einer Art rot-schwarzem Ent3852
scheidungsknäuel zu sein; Sie blockieren sich selbst.
Deswegen sprechen Sie in diesem Bereich - so verstehe
ich das jedenfalls - von Geheimschutzsachen.
({0})
Meine Kollegin Lührmann kümmert sich um dieses Problem. Sie wird Ihnen nachher detailliert dazu Auskunft
geben. Mir fehlt die Zeit dazu.
Meine Damen und Herren, mit diesem Beispiel wollte
ich deutlich machen, dass Ihnen schlichtweg der Mut zu
strukturellen Reformen für eine Haushaltskonsolidierung fehlt. Das ist auch der Grund dafür, warum dieser
Wirtschaftsminister mit seinem Haushalt, der einen Anteil daran hat, dass die Mehrwertsteuer erhöht wird, dazu
beiträgt, dass wir in Deutschland auf einen konjunkturpolitischen Abenteuerkurs geraten.
Herr Glos, Sie haben bei Ihrem Amtsantritt verkündet, Sie wollten eine Art Wachhund sein und Laut geben,
wenn es in den Bereichen Steuern, Arbeit und Gesundheit nicht klappt. Dazu kann ich nur sagen: Sie haben
gleich die Gelegenheit, Ihre laute Stimme zum Beispiel
gegen das unsinnige Vorgehen zu erheben, eine Mehrwertsteuererhöhung für das nächste Jahr anzukündigen.
({1})
Gestern wurde im KfW-Ifo-Mittelstandsbarometer
deutlich gemacht - dies wurde vorhin schon angesprochen -: Wir befinden uns möglicherweise schon auf dem
Stimmungshoch. In dieser Situation mit einer Mehrwertsteuererhöhung daherzukommen, ist ein Harakirikurs.
Japan hat uns vorgemacht, was da passieren kann. Der
Präsident des Deutschen Handwerkskammertages, Herr
Kentzler, aber auch Wissenschaftler wie Professor
Schneider aus Linz haben deutlich gemacht, was uns bei
dieser Entwicklung droht. Es ist abzusehen, dass das
Jahr 2007, vorbereitet und unterstützt durch unseren
Wirtschaftsminister, das Jahr wird, in dem die mühsam
erarbeitete Trendwende in der Entwicklung der
Schwarzarbeit, also der Rückgang der Schwarzarbeit,
den wir durch rot-grüne Reformen erreicht haben, umgedreht wird. Dann, Herr Minister, werden Sie kein Minister für mehr Arbeit sein, sondern ein Minister für mehr
Schwarzarbeit. Das ist schlecht für dieses Land.
({2})
Wir alle wissen, dass Herr Glos sozusagen schon vor
dem Anpfiff eingewechselt worden ist. Meine Sportlehrerin hätte bei einer Bewertung seiner Leistung bis heute
gesagt: Michael hat sich bemüht, hat aber offensichtlich
andere Begabungen.
({3})
Sie sagen uns immer wieder - ich vermute, das werden Sie nachher auch tun -: All das, was Sie machen,
richtet sich vor allem darauf, mehr Beschäftigung in
Deutschland zu schaffen. Da frage ich, Herr Minister:
Was ist denn mit der Ankündigung, die Lohnnebenkosten unter die 40-Prozent-Marke zu setzen? Das haben
Sie sich vorgenommen und das zu erreichen wäre für die
Schaffung von mehr Beschäftigung auch notwendig. Ich
sehe zwar, dass Sie etwas im Bereich der Arbeitskosten
- unter anderem finanziert durch die Streichung von
Mitteln für Integrationsmaßnahmen - tun werden. Aber
ich sehe zuvor die Mehrwertsteuererhöhung, die erhöhten Beiträge zur Rentenversicherung und, wie von der
Kanzlerin tagtäglich angekündigt - auch vorgestern wieder -, Beitragssteigerungen im Gesundheitswesen. Man
kann also absehen, dass für Ihre arbeitsmarkt- und beschäftigungspolitisch wichtige Absicht, die Lohnnebenkosten zu senken, eine Gesamtstrategie fehlt.
Ich sage Ihnen deshalb: Schauen Sie sich an, was zum
Beispiel die Grünen zu diesem Thema vorschlagen.
({4})
Wenn wir mehr Beschäftigung erreichen wollen, dann
müssen wir die Lohnnebenkosten gezielt im Bereich der
geringeren Einkommen senken, weil wir durch diese
Senkung der Lohnnebenkosten eine höhere Beschäftigung von Geringqualifizierten erreichen, ohne dass diese
Menschen ein geringeres Einkommen haben. Wir haben
ein Progressivmodell vorgeschlagen. Herr Minister, ich
bin gern bereit, Ihnen das zu erläutern. Wenn Sie in diesem Bereich keine eigenen Ideen haben, dann können
wir Ihnen gerne helfen.
({5})
Der Generalsekretär der SPD, Hubertus Heil, hat
kürzlich gefragt - es ist noch nicht lange her -: Wer ist
eigentlich der Wirtschaftsminister in diesem Land? Ich
muss Ihnen ehrlich sagen: Wenn es um die wesentlichen
wirtschaftspolitischen Fragen geht, fragen auch wir uns
das.
({6})
Eine dieser wirtschaftspolitischen Fragen möchte ich Ihnen nennen: Die Ausbildungsplatzsituation ist dramatisch. Dramatisch sind aber auch die Handlungsunfähigkeit und die Untätigkeit des Ministers.
({7})
Der Mittelstand, die kleinen und mittleren Betriebe, haben eine durchschnittliche Ausbildungsquote von
8 Prozent. Das ist ganz sicherlich eine Folge des Ausbildungsplatzpaktes und des Drucks, den die rot-grüne Regierung damals ausgeübt hat.
Wenn die großen Unternehmen in diesem Land diese
Quote oder im Durchschnitt vielleicht 7 Prozent erreichen würden, dann gäbe es diese Ausbildungsplatznot
nicht. Da muss ich fragen: Wo bleibt der Minister? Herr
Minister, meine Fraktion hat Ihre Arbeit gemacht und recherchiert, um herauszubekommen: Wo ist denn die
Lücke? Wir haben herausgefunden, dass die großen
Stars der Wirtschaft in Deutschland, die DAX-Unternehmen, einiges nachzuholen haben, um es freundlich auszudrücken.
({8})
Es gibt unter den Stars der deutschen Wirtschaft allerdings auch Highlights: Das ist zum Beispiel TUI; das ist
Metro; das ist Bayer. Sie haben eine Ausbildungsquote
zwischen 11,4 und 8,2 Prozent.
({9})
Aber es gibt auch in erheblicher Zahl schwarze Schafe.
Sie sind verantwortungslose schwarze Schafe in Bezug
auf ihre eigene Entwicklung und auf die wirtschaftliche
Entwicklung Deutschlands insgesamt. Ich nenne beispielsweise VW mit einer Ausbildungsquote von
4,4 Prozent.
({10})
Das ist Conti mit einer Ausbildungsquote von
3,9 Prozent. Das sind Infineon und Fresenius mit einer
Ausbildungsquote von jeweils 3 Prozent.
({11})
Das wunderbare Schlusslicht - „wunderbar“ ist hier in
Anführungszeichen zu verstehen - ist Adidas mit einer
Ausbildungsquote von 2 Prozent: 17 Azubis bei 2 000
Beschäftigten! Wir vermuten, dass Adidas mehr Verträge mit Fußballmillionären als mit Azubis hat. Das ist
ein Skandal.
({12})
Herr Glos, ich gebe Ihnen gern unsere Liste; ich habe
sie mitgebracht. Nicht alle Unternehmen haben uns geantwortet. Ich denke, Sie sollten diese Liste vervollständigen und dann veröffentlichen. Sie sollten nach dieser
Sitzung nach nebenan, zur Adidas-Arena, gehen; Adidas
ist ja ein großer Sponsor bei der Fußballweltmeisterschaft.
({13})
Sie, Herr Minister, und auch Frau Merkel haben immer wieder verkündet, Sie wollen alles für Arbeit, Beschäftigung und Ausbildung tun. Es bleibt da auch vieles
zu tun. Wir haben Vorschläge vorgelegt, denen Sie sich
zuwenden sollten, etwa eine steuerfreie Gewinnrücklage
für zukünftige Beschäftigung bei kleinen und mittleren
Betrieben. Es ist überhaupt nicht einzusehen, warum im
Steuerrecht zukünftige Maschinen mehr zählen sollen
als zukünftige Arbeitsplätze. Wo ist schließlich Ihr Einsatz, Herr Minister, gegen die Subventionierung des Arbeitsplatzexports? Jährlich 5 Milliarden Euro werden dafür bereitgestellt.
Ich möchte meiner Kollegin Frau Lührmann nichts
von ihrer Redezeit wegnehmen. Deswegen muss ich an
dieser Stelle Schluss machen.
({14})
Nur noch das Folgende: Weder hat dieser Minister einen
ordnungspolitischen Plan vorgegeben noch hat er irgendeine Maßnahme eingeleitet, die der Beschäftigung
dient.
({15})
Wir brauchen in Deutschland ein Konzept, das Laptop
und Lederhose verbindet, um das mehr auf Bayrisch auszudrücken, damit es bei den Betreffenden auch ankommt. Dieser Minister bietet aber leider nur die Lederhose. Ich habe den Eindruck, der Finanzminister hat ihm
auch diese schon mehr oder weniger ausgezogen.
Ich danke Ihnen.
({16})
Ich erteile das Wort Bundesminister Michael Glos.
({0})
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte mich als Erstes ganz herzlich bei den
Mitgliedern des Haushaltsausschusses und insbesondere
bei den Berichterstattern für den Einzelplan 09 für die
gute Beratung und die faire Zusammenarbeit, auch für
die Anmerkungen und Hilfen, die mein Haus bekommen
hat, bedanken. Hier geht es ja nicht um mein Haus oder
mich, sondern um die deutsche Wirtschaft insgesamt.
Wenn es der deutschen Wirtschaft gut geht, profitieren
wir alle davon.
({0})
Es macht großen Sinn, an die Ausbildungsbereitschaft
der Unternehmungen - sie ist zum großen Teil vorhanden - zu appellieren. Aber Firmen zu beschimpfen oder
sie an den Pranger zu stellen, halte ich für den falschen
Weg.
({1})
Es ist sicherlich besser, selber ein gutes Beispiel zu geben. Dazu kann ich in aller Bescheidenheit sagen: Das
Bundeswirtschaftsministerium hat zusammen mit seinen
nachgeordneten Behörden eine Ausbildungsquote von
10,85 Prozent. Wir bilden mehr als 500 junge Leute aus
und versuchen überall, wo es möglich ist, neue Ausbildungsplätze zu schaffen und so die Quote zu steigern.
Außerdem bemüht sich mein Haus zusammen mit dem
Bundesministerium für Bildung und Forschung - das
klappt zunehmend besser - sehr stark um neue Ausbildungsordnungen und -berufe sowie um aufeinander
abgestimmte Ausbildungsmodule mit verkürzten Ausbildungszeiten.
Das alles sowie der Ausbildungspakt mit der Wirtschaft ist meiner Meinung nach der richtige Weg. Ich
möchte mich bei den hieran beteiligten Ministerinnen
und Ministern bedanken. Wir arbeiten intensiv zusammen, auch mit dem Bundesarbeitsminister. Auch Herr
Kollege Müntefering hat in seiner Haushaltsrede ausführlich darauf hingewiesen.
Ich rufe an dieser Stelle allen Unternehmern zu: Bilden Sie heute aus! Sie tun damit Gutes nicht nur für unser Land und die jungen Menschen, sondern auch für
sich selbst. Es ist eine Win-win-Situation; denn wie wir
wissen, wird bald Fachkräftemangel in unserer Wirtschaft herrschen. Mut zur Ausbildung ist daher gefragt.
({2})
Es geht nicht darum, wie in der Vergangenheit möglichst
teure Werbeagenturen einzuschalten. Es ist sicherlich
gut, dafür zu werben und ein bisschen Lärm zu machen.
Aber es darf nicht wie bei einem Feuerwerk sein: Alles
zerplatzt schnell und nur noch der Gestank vom Abschuss bleibt übrig. Vielmehr muss nachhaltig gehandelt
werden; das geschieht auch.
Ich bin den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der
Kammern und der anderen Organisationen genauso wie
Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen, dankbar, die sich
vor Ort für die Schaffung von Ausbildungsplätzen einsetzen. Das kann man dort am allerbesten machen. Ein
Minister kann nur beispielhaft ein paar Betriebe besuchen. Das habe ich am Tag der Ausbildung getan. Aber
die eigentliche Arbeit muss vor Ort geleistet werden.
Am 14. Juli treffen sich zudem die Partner des Ausbildungspaktes. Zusammen mit diesen werden Herr Müntefering und ich darüber nachdenken, wie die zur Verfügung stehenden Mittel insbesondere für diejenigen
besser ausgeschöpft werden können, die aufgrund mangelnder Qualifikation schwer vermittelbar sind. Es gibt
also eine gemeinsame große Kraftanstrengung der Bundesregierung, um den jungen Leuten mit Rat und Tat zu
helfen.
({3})
Unser gutes duales Ausbildungssystem ist einer der
Gründe, warum wir Exportweltmeister sind und in den
handwerklichen und technologischen Bereichen - diese
sind sehr eng miteinander verzahnt - die besten Qualitätsprodukte entwickeln und herstellen. Dies hat uns
auch in unsteten Zeiten international wettbewerbsfähig
gehalten. Es ist großartig, dass die Bundesrepublik
Deutschland die Handelsnation Nummer eins in der Welt
geblieben ist, obwohl so große Player wie China und Indien hinzugekommen sind. Ich kämpfe um offene
Märkte; denn von den sich mit der Globalisierung und
den Marktöffnungen bietenden Chancen profitiert in allererster Linie unser Land. Wenn wir diese Chancen
nicht nutzen, fallen wir automatisch in einer sich verändernden Welt zurück.
({4})
Herr Kollege Kröning, Sie haben darauf hingewiesen,
dass es Deutschland inzwischen an Ingenieuren fehlt.
Das von Ihnen genannte Beispiel hat man mir an der
Küste bestätigt, aber dieser Mangel an Ingenieuren
macht sich im ganzen Land breit. Nach mir vorliegenden
Zahlen fehlen bundesweit 18 000 Ingenieure. Auf der
anderen Seite sind 54 000 Ingenieure arbeitslos gemeldet. Es gibt offenbar noch zu wenig Flexibilität und eine
zu geringe Bereitschaft, umzuziehen. Zudem ist meiner
Ansicht nach die Wirtschaft nicht in ausreichendem
Maße bereit, auf ältere Kräfte, insbesondere bei den Ingenieuren, zurückzugreifen, obwohl diese sehr viel Erfahrung haben. Ich appelliere daher, bei der Einstellung
von Ingenieuren nicht nur nach jungen Hochschulabgängern zu suchen, sondern auch das Potenzial der älteren
Kräfte zu nutzen.
({5})
Ich möchte auf ein paar Fragen eingehen, die gestellt
worden sind. Die Mehrwertsteuererhöhung ist notwendig, um den Haushalt zu stabilisieren. Es wird mittel- und längerfristig keinen Aufschwung geben, wenn
die öffentlichen Finanzen nicht stabilisiert sind.
({6})
Frau Kollegin Dückert, ich bewundere Ihren Mut; ich
mag es sehr gerne, wenn jemand mutig ist. Es gehört
sehr viel Mut dazu, wenn man Mitverantwortung für
fünf Haushalte hintereinander hat, die international vereinbarten Zielen und teilweise auch unserer eigenen Verfassung zuwidergelaufen sind, und nun uns für die Finanzpolitik, die wir machen, in dieser Art und Weise
kritisiert.
({7})
Offenbar ist Ihnen nichts Besseres eingefallen.
({8})
Aber zurück zu den gestellten Fragen. Natürlich werden wir die maritimen Aktivitäten weiterhin unterstützen. Ich finde es sehr gut, dass sich die Wirtschaft mit
den Landesregierungen und der Bundesregierung zusammengefunden hat und einen, wie ich meine, zukunftsgerichteten Pakt für die maritime Wirtschaft eingegangen ist. Ich konnte mich - Sie, Herr Kollege
Kröning, haben es gesagt - vor Ort von der Leistungsfähigkeit überzeugen. Dieser Pakt ist ein Beispiel dafür,
dass unser Land, die Bundesrepublik Deutschland, mit
weltwirtschaftlichen Verwerfungen, die sich durch den
sehr hohen Energiepreis ergeben, besser fertig wird als
andere Länder, nicht nur, weil wir eine hohe Energieeffizienz und immer noch preiswerten Strom aus Stromquellen,
die zum Teil umstritten sind, zur Verfügung haben - auf
dieses Thema will ich ausnahmsweise nicht eingehen;
Herr Gabriel, der sich immer freut, wenn ich darauf eingehe, ist nicht hier -, sondern auch, weil die deutsche
Wirtschaft in der Lage ist, das große Kapital, das sich in
einzelnen Teilen der Welt ballt, ein Stück weit zu recyceln und in Aufträge für die deutsche Wirtschaft umzulenken.
Eines habe ich bei der maritimen Wirtschaft gelernt:
Nicht nur im Bereich der großen Kreuzfahrtschiffe wird
mit am meisten Geld verdient und gibt es eine wunderbare Auftragslage - das wusste ich schon; sie haben sicher auch, wenn wir immer älter werden, eine gewisse
Zukunft -;
({9})
sondern wir sind ebenfalls Weltmeister im Bau ungeheuer teurer Yachten, die mit großer Diskretion behandelt werden. Aber wenn das Gewinn nach Deutschland
und vor allen Dingen Arbeit an der Küste bringt, dann ist
mir das recht.
({10})
Das ist einfach eine Tatsache und es ist ein kleines Beispiel für unsere technologische Leistungsfähigkeit.
Ich hoffe, dass sich auch beim Airbus die Turbulenzen wieder legen. Es macht keinen Sinn, wenn sich der
Staat - deswegen habe ich mich mit Erklärungen zurückgehalten - zu sehr einmischt. Es ist in allererster Linie
Sache der Industrie, das wieder in Ordnung zu bringen.
Die Beteiligten sollen aufhören, miteinander um Posten
usw. zu streiten; sie sollen die Ärmel hochkrempeln und
schauen, dass bei diesem Hochtechnologieprodukt, das
Europa beim zivilen Flugzeugbau wieder an die Weltspitze katapultiert hat, weitere Fortschritte gemacht und
nach den Schwierigkeiten, die es gegeben hat, endlich
Lösungen gefunden werden, meine sehr verehrten Damen und Herren.
({11})
Ein Wort noch zu den gestellten Fragen bezüglich der
Steinkohle. Bei der deutschen Steinkohle stehen in diesem Jahr, wie ich meine, wichtige Entscheidungen an.
Sie müssen in Ruhe getroffen werden. Dabei geht es
nicht nur um den geplanten Börsengang der RAG, sondern auch darum, eine Anschlussfinanzierung bei der
deutschen Steinkohle für die Zeit nach 2009 zu finden.
Eine entsprechende Verpflichtungsermächtigung muss
bald im Haushalt aufgenommen werden. Im Moment
wird darum gerungen - auf Fachebene, zwischen dem
Bund und dem Land Nordrhein-Westfalen, aber auch mit
der IG BCE -, wie viel Steinkohle in Deutschland nach
2009 gefördert werden soll
({12})
und inwieweit das mit öffentlicher Hilfe unterstützt
wird.
Dass wir dabei kräftig nach unten müssen, ist, glaube
ich, zwischen allen Bänken dieses Hauses unumstritten.
Es gibt natürlich die Intervention der Industrie, die sich
darum herum entwickelt hat und sagt: Wir brauchen
auch in Zukunft einen gewissen Produktionsumfang im
Bergbau, damit wir den Maschinenbau, der rund um den
Bergbau existiert und international führend ist, hier erhalten.
({13})
Darum kümmern wir uns.
Deswegen wird es zu den Fragen der RAG-Privatisierung ein Gutachten geben, das wir nach europäischen
Bedingungen ausschreiben mussten. An der Ausschreibung haben sich 19 Interessenten beteiligt. Wir wollen
die Privatisierung nicht verzögern, sondern möglichst
schnell behandeln. Wir brauchen dafür eine ganze Reihe
von Entscheidungsgrundlagen, die erarbeitet werden, um
dann abwägen zu können, wie sinnvoll oder wie wenig
sinnvoll die Privatisierung aus der Sicht des Bundes und
damit aus der Sicht der öffentlichen Hand ist. Der Bund
würde letztlich auf den Garantien sozusagen hängen
bleiben, soweit künftige Bergschäden usw. nicht durch
Kapital abgedeckt sind. Wir werden das in Ruhe klären.
Abgesehen von Firmendaten, die natürlich nicht öffentlich zugänglich sind, gibt es keinerlei Interesse von
mir, irgendetwas geheim zu halten. Ich bin grundsätzlich
dafür, in meiner Politik alles transparent zu machen und
dafür auch den Bürgern Rede und Antwort zu stehen.
({14})
Wir sollten eines nicht machen, was meines Erachtens
so typisch deutsch ist, und damit komme ich noch einmal zum Fußball. Kaum ist ein Spiel gewonnen, sagt
man: Aber das nächste Spiel werden wir verlieren. - So
heißt es auch jetzt schon wieder: Die Konjunktur ist
zwar so gut wie seit zehn Jahren nicht mehr, aber sie
wird sofort wieder abbrechen.
({15})
Wenn wir eine solche Mentalität haben, dann kann es
nur ganz schwer vorwärts gehen.
({16})
Deswegen sage ich: Lassen wir uns doch von dem Optimismus anstecken, der durch den Fußball auch hier wieder eingezogen ist!
Ich bin gespannt, was davon übrig bleibt. Ich habe
manchmal den Eindruck: Fußball ist deswegen so beliebt, weil man da nur zuschauen muss, wie sich
22 Leute unter Anleitung eines Schiedsrichters abstrampeln, und man sich in der Zuschauerrolle so richtig wohl
fühlen kann. Aber wir alle müssen in Deutschland Mitspieler werden,
({17})
Mitspieler in der deutschen Wirtschaft, Mitspieler, wenn
es darum geht, unser Land nach vorn zu bringen. Ich
sehe darin eine große Chance.
Herzlichen Dank.
({18})
Ich erteile das Wort Kollegin Ulrike Flach, FDP-Fraktion.
({0})
Herr Präsident! Liebe Kollegen und Kolleginnen!
Herr Minister Glos, selbstverständlich ist es immer gut,
wenn man gemeinsam mit der Nationalmannschaft fiebert. Aber mit dem, was Sie zur Ausbildung gesagt haben, passt das nicht zusammen. Warme Worte, ein bisschen herumreisen und sich in den Ministerien
gegenseitig bestätigen, wie schön man das gemacht hat,
wird auf diesem schwierigen Gebiet der Ausbildungspolitik nicht reichen, Herr Glos.
({0})
Die FDP hat in der Vergangenheit immer wieder darauf hingewiesen, dass es notwendig ist - da waren wir
eigentlich oft Seite an Seite -, die Lehrlingsgehälter etwas zu senken.
({1})
Deshalb erwarte ich von Ihnen eine Initiative. Ich erinnere mich an Diskussionen im Wirtschaftsausschuss. Da
waren wir immer einer Meinung. Es ist ein CDU/CSUMinister, der hier sitzt. Herr Glos, Sie sollten dies dann
auch einfach mal umsetzen. Das wäre schön.
({2})
Frau Dückert, Sie haben uns zur Ausbildungsbereitschaft von Unternehmen in Deutschland eine Liste vorgelegt. Es wäre ehrlicher gewesen, wenn Sie an dieser
Stelle das hinzugefügt hätten, was uns Herr Gabriel vor
ein paar Tagen gesagt hat, nämlich: Gerade die hoch
subventionierten Betriebe im Umweltbereich sind es, die
zu wenig ausbilden. Ein Schnitt von 4,6 Prozent - die
Betriebe sind, wie gesagt, mit Steuergeldern subventioniert - ist nicht viel, Frau Dückert. Es wäre seinerzeit eigentlich Ihre Aufgabe gewesen, mit Herrn Minister Trittin dafür zu sorgen, dass das besser wird.
({3})
Wir sind noch in den Haushaltsberatungen. Lassen
Sie mich ein paar Worte zu dem Thema sagen, das uns
bei diesen Beratungen auch im Wirtschaftsausschuss
und im Haushaltsausschuss immer umgetrieben hat: Dieses Ministerium soll eigentlich eine Technologieschmiede sein. - Die FDP hat nach all diesen Beratungen keine Veränderung im positiven Sinne sehen
können. Wir haben es hier mit einem Ministerium zu
tun, das nach vielen Jahren offensichtlich subventionsvergessener Minister nach wie vor ein Bauchladen der
Subventionitis ist. Dieses Ministerium ist nach wie vor
weit davon entfernt, eine Technikschmiede zu sein und
Innovationen zu fördern.
Herr Glos, Sie unterscheiden sich eigentlich nicht von
Ihren Vorgängern. Sie reisen herum und geben den guten
Onkel. Inzwischen haben Sie bei den Kollegen im Haushaltsausschuss eine leichte Beunruhigung hervorgerufen.
Die Haushälter haben über die Fraktionsgrenzen hinweg
einen Antrag verabschiedet, der genau in diese Richtung
weist: Sie sollen sich endlich daranmachen, Ihre verschiedenen Projekte einer gründlichen Aufgabenkritik
zu unterziehen.
({4})
Entscheidend ist, dass endlich evaluiert wird und dass
die Steuergelder effizient eingesetzt werden. Das ist in
den letzten Jahren aber nicht passiert. Nichts deutet darauf hin, dass es beim Haushalt 2006 besser werden
würde.
Ich will ein Beispiel anführen. Frau Schavan hat ein
Programm mit dem Namen EXIST aufgelegt, welches
durch das Forschungsministerium wettbewerbsorientiert
angelegt worden war. Das Erste, was das ordnungspolitisch hoch angesiedelte Wirtschaftsministerium getan
hat, war, den Wettbewerbsgedanken aus diesem Programm zu streichen. Jetzt gibt es keinen Wettbewerb
mehr, und zwar mit der wunderschönen Begründung
- typisch für ein Subventionsministerium -, dass ohne
Wettbewerb mehr Antragsteller gefördert werden können. Mit anderen Worten: Masse statt Klasse. Aber genau das sollte nicht passieren. Ich frage mich: Wie wollen Sie an dieser Stelle Effizienz durchsetzen und
- Herrn Steinbrück zuliebe - vor allen Dingen für den
Haushalt etwas Gutes tun?
Herr Glos, Sie haben eben etwas zur Förderung der
Steinkohle gesagt. Ich möchte gerne darauf eingehen.
Die FDP hat sich nicht nur darauf beschränkt, um einen
Bericht zu bitten. Herr Rossmanith hat völlig Recht,
wenn er sagt - es ist nämlich der alte Bericht -, dass Sie
uns alte Kamellen heute vorlegen. Ich bin nicht der Meinung, dass die Aufbewahrung in der Geheimschutzstelle
etwas mit Geheimhalterei zu tun hat. Denn jeder von uns
Abgeordneten kann dort in den Bericht schauen. So
furchtbar geheim ist dieser Bericht also nicht.
Wir haben im Haushaltsausschuss eine Kürzung der
Mittel um 600 Millionen Euro beantragt. Natürlich
wurde dieser Antrag von Ihnen abgelehnt.
({5})
Herr Glos, das ist nicht, wie Sie an anderer Stelle immer
so gerne sagen, ein unsolider Antrag. Er ist schon sehr
solide.
Ich möchte darauf hinweisen - Herr Kollege Friedhoff hat es damals selber erlebt -, wie früher verhandelt
wurde. Natürlich wurde im Rahmen von Anschlussverhandlungen immer um Senkungen gerungen. Natürlich
wäre es Ihnen möglich gewesen, genauso für diesen
Haushalt zu verfahren. Warum haben Sie es nicht getan?
({6})
Warum lehnt Ihr Ministerium zum Beispiel das so rigoros ab, was in Nordrhein-Westfalen gemacht wird? Die
Ruhrkohle AG ist offensichtlich in der Lage, in Nordrhein-Westfalen 50 Millionen Euro an Subventionen zurückzuzahlen. Warum soll das auf Berliner Ebene nicht
gehen? In Nordrhein-Westfalen wartet die CDU auf das
Geld. Aber in Berlin will die CDU noch darüber nachdenken, weil es ja sein könnte, dass die Ruhrkohle entstandene Kosten gegenrechnet, was bedeutet, dass die
Voraussetzung für eine Rückzahlung nicht gegeben
wäre. Dies ist die Haltung eines Ministeriums, das die
Ordnungspolitik im Kabinett vertreten soll!
({7})
- Lieber Kollege Kampeter, ich wäre froh, wenn Sie wie
Ihre Kollegen in Nordrhein-Westfalen etwas mehr den
Etat im Blick hätten! Das täte dem Bundeshaushalt sehr
gut.
({8})
Lassen Sie mich noch auf einen Punkt kommen, den
Sie eben angeführt haben und bei dem uns Kurt Rossmanith aufgefordert hat, Ruhe zu bewahren. Es geht um das
Thema Airbus. Herr Minister, ich bin froh, dass Sie wenigstens vorhin etwas dazu gesagt haben. Denn in den
letzten Wochen haben wir von Ihnen dazu nichts gehört,
worüber wir nicht froh waren. Wir haben es hier mit einer Subventionsmaßnahme zu tun, die seit vielen Jahrzehnten von allen Parteien getragen wird. Wir haben es
hier mit einem Imperium zu tun, für das in den nächsten
Jahren Verpflichtungsermächtigungen in Höhe von fast
1 Milliarde Euro im Haushalt eingestellt sind. In diesem
Imperium wurden offensichtlich sehr viele falsche Managemententscheidungen getroffen. Bei fast allen Produktlinien dieses Glanzstückes der deutschen Wirtschaft,
wie Sie immer so schön sagen, gibt es große Probleme.
Herr Glos, Haushälter haben die Pflicht, auf das Geld
des Steuerzahlers zu achten. Das werden wir auch tun.
Wir erwarten von einem Wirtschaftsminister, dass er genau an dieser Stelle, da in den nächsten Jahren Steuergelder in Höhe von bis zu 1 Milliarde Euro dafür aufgewendet werden, auch deutlich sagt: Wir erwarten von
Airbus, dass entsprechende Konsequenzen vor Ort gezogen werden.
({9})
Sie können sich nicht herausreden, indem Sie einfach
darauf verweisen, dass darüber irgendwo in anderen
Ländern entschieden wird.
Als wir Sie im Zusammenhang mit einer anderen Sache zur neuen Zusammensetzung des Vorstands befragt
haben, haben wir von Ihnen eine wunderbare Antwort
bekommen. Sie sagten: Wir entnehmen die Bilanzen den
Zeitungen. - Es geht meines Erachtens nicht an, dass das
Wirtschaftsministerium eine solche Einstellung zu Geldern an den Tag legt
({10})
- ja, Frau Hajduk, das ist wirklich dramatisch -, die der
Steuerzahler aufbringt. Und das in einer Zeit, in der Sie
gleichzeitig die größte Steuererhöhung in der bundesdeutschen Geschichte durchziehen!
({11})
Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
Kollegen Kröning? Sie können damit Ihre Redezeit verlängern.
Ich danke Ihnen für den Hinweis, Herr Präsident. - Ja,
gerne.
Herr Präsident, ich werde die Debattenzeit mit Sicherheit nicht allzu sehr verlängern. - Frau Kollegin Flach,
Sie müssen sich natürlich am Bundesminister reiben.
Können Sie denn dem Hause bestätigen, dass Herr Minister Glos im Haushaltsausschuss zugesichert hatte, in
vollem Umfang über den Stand bei Airbus einschließlich
der Frage der Beziehungen zwischen Europa und den
USA zu informieren, und dass in seinem Auftrag Herr
Staatssekretär Adamowitsch vor der Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses alle Berichterstatter von
Koalition und Opposition informiert hat? Ich verstehe
überhaupt nicht, warum Sie jetzt öffentlich Kritik üben
und der Sache schaden, statt ihr zu nützen. Ich bitte dafür
um eine Erklärung.
Herr Kröning, ich schätze Sie sehr. Hier handelt es
sich allerdings um ein Projekt, das so milliardenschwer
ist und in den Medien so hoch gehandelt wird, dass ich
es für unverantwortlich halte, dass der Kreis der Berichterstatter weder eine schriftliche Unterlage bekommen
hat - so toll sieht es für uns Berichterstatter aus, Frau
Lührmann war ja dabei -, noch die Folien ausgehändigt
bekam; da wurde auf den Geheimschutz verwiesen. Dabei ist es unsere Aufgabe, die Gelder der Steuerzahler zu
bewahren
({0})
und solche Projekte in diesem Lande offen zu diskutieren.
({1})
Ich erwarte von einem Ministerium also, dass es auch
dazu Stellung nimmt. Das hat nichts damit zu tun, dass
man der Industrie schaden wolle. Ich habe weiß Gott den
Eindruck, als ob sich dieses Unternehmen in den letzten
Monaten und Jahren selbst genug geschadet hat.
({2})
Herr Glos, ich hätte jetzt gerne noch etwas zu dem
Thema gesagt, das auch Sie mangels Redezeit nur ganz
kurz ansprechen konnten: Die Beziehung zwischen Ihnen und Herrn Gabriel ist offensichtlich eine unendliche
Liebesgeschichte.
({3})
Ich wäre froh, wenn es in den nächsten Tagen oder Wochen endlich einmal zu einer Klärung kommen würde, in
welche Richtung die Energiepolitik dieser Bundesregierung geht. Das würde auch uns Haushältern die Arbeit
erleichtern. Sie setzen in den beiden Haushalten unterschiedliche Schwerpunkte. Das ist nicht sehr konsistent.
Ich hoffe, der Haushalt 2007 wird in dieser Frage eine
deutliche Verbesserung mit sich bringen.
Danke.
({4})
Das Wort hat nun Kollegin Edelgard Bulmahn, SPDFraktion.
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Statistisch gesehen wird Deutschland in
Deutschland immer Weltmeister - so ist auf einem großen Werbeplakat in der Straße Unter den Linden zu lesen. Ich füge optimistisch hinzu: hoffentlich auch fußballerisch gesehen.
Das, was beim Fußball gilt, dass man nur dann eine
Chance hat, Weltmeister zu werden, wenn man exzellente Fußballer, das heißt gut ausgebildete Fußballer, hat,
gilt auch für die Wirtschaft. Deshalb sage ich ganz klar
und ohne Wenn und Aber: Wir müssen es auch in diesem
Jahr schaffen, jedem Jugendlichen einen Ausbildungsplatz zu vermitteln.
({0})
Gut ausgebildete Arbeitskräfte bzw. Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter fallen nicht vom Himmel, sondern sie
müssen vorher ausgebildet werden. Deshalb ist es die
vornehmste Aufgabe von Unternehmen, jungen Menschen die Möglichkeit zu einer guten, qualifizierten Ausbildung zu geben. Ich sage ausdrücklich, dass die
Chance auf einen Arbeitsplatz auch die wichtigste Voraussetzung dafür ist, dass junge Menschen eine Lebensperspektive sehen.
Deshalb sollten wir auch im Zusammenhang mit der
Unternehmensteuerreform noch einmal deutliche Worte
gerade an die großen Unternehmen, die ihrer Ausbildungsverantwortung nicht gerecht werden, richten.
({1})
Ich bin sehr froh, dass wir auch in diesem Jahr wieder
den Ausbildungspakt haben und die Bundeskanzlerin
sehr deutliche Worte an die Adresse auch der großen Unternehmen gerichtet hat. Ich bin davon überzeugt, dass
sie das auch weiterhin tun wird. Mit dem Ausbildungspakt ist es uns in den letzten Jahren gelungen, eine Verbesserung der Situation herbeizuführen. Ich weiß, dass
das nicht von alleine geschieht, sondern dass wir alle gemeinsam Verantwortung tragen.
Auf einem anderen Spielfeld sind wir schon lange
Weltmeister, nicht nur statistisch gesehen, sondern real,
nämlich beim Export. Wir wissen aber auch - diese
Weisheit gilt nicht nur für Fußballspiele, sondern auch
für den Export -: Das nächste Spiel ist immer das härteste. Wir müssen uns schon heute fragen, was wir leisten müssen, um unsere Position als Exportweltmeister zu
verteidigen, und was wir verbessern müssen, um auch in
den kommenden Jahren an der ersten Stelle zu bleiben.
Es ist richtig, dass Minister Glos sagt, dass hier an erster
Stelle die Spieler selbst, also die Unternehmen, gefragt
sind. Die Unternehmen müssen neben ihrer traditionellen Stärke, gute Produkte herzustellen und eine hohe
Qualität zu gewährleisten - das ist unser Pfund, mit dem
wir auf dem Weltmarkt wuchern können -, auch die
neuen Tugenden wie zum Beispiel Kreativität und Flexibilität noch stärker entwickeln. Ich sage ausdrücklich:
Sie müssen auch dafür Sorge tragen, dass sie gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben; denn
das ist ihre Zukunft.
({2})
Gefragt ist aber auch die Politik. Sie ist - wenn auch
stärker im europäischen und globalen Kontext - nicht
nur für die Rahmenbedingungen verantwortlich, sondern
sie trägt auch eine hohe Verantwortung für den Kern jeder wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, nämlich für
Innovation. Deshalb setzt die Koalition hier einen ganz
klaren Schwerpunkt. Nur an der Spitze des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts wird unser rohstoffarmes Land seine Zukunftschancen wahren können. Forschung und Entwicklung finden in Deutschland bereits
auf einem hohen Niveau statt. Deutschland ist das Erfinderland. „Deutschland hat seinem Ruf als Land der Erfinder im vergangenen Jahr wieder alle Ehre gemacht“.
Das sagte der Präsident des Europäischen Patentamts
Anfang dieser Woche. Bei den weltmarktrelevanten Patenten liegt Deutschland an der zweiten Stelle hinter den
USA und vor Japan.
In ihrem wirtschaftspolitischen Jahresbericht hat die
OECD im vergangenen Jahr bestätigt, dass Deutschland
nach Großbritannien das attraktivste Zielland für Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen von US-Unternehmen ist, die im Ausland tätig sind.
Diese Position können wir nur wahren, wenn wir alles
daransetzen, auch tatsächlich vorne zu bleiben. Entscheidend für diese Stärke, entscheidend für die Innovationskraft, die unsere Unternehmen haben, ist vor allem der
schnelle Weg vom Wissen zu den Märkten. Bei einem
schnellen, effizienten, gut funktionierenden Wissensund Technologietransfer spielt die gute Zusammenarbeit
zwischen Unternehmen und Wissenschaft eine ganz wesentliche Rolle.
({3})
Deshalb haben wir hier einen Schwerpunkt gesetzt.
Dabei kommt neben den forschungsstarken großen Unternehmen den mittelständischen Unternehmen - dem
innovativen Mittelstand - eine ganz besondere Rolle
zu. Das bedeutet eine Politik für Wachstum und Beschäftigung und damit auch für eine Stärkung des Binnenmarktes. Herr Schui, das geht auch an die Adresse
der Linken. Eine Politik für Wachstum und Beschäftigung muss eine Politik für innovative kleine und mittlere Unternehmen sein. Es muss eine Politik sein, die
Hürden, die es noch für kleine und mittlere Unternehmen gibt, die innovativ sind, wegräumt. Es muss eine
Politik sein, die mehr Anreize für die Stärkung der Kooperationsfähigkeit gerade der kleinen und mittleren
Unternehmen setzt. Hier setzt der Haushalt des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie deshalb
die Akzente.
Ich will nur einige Programme nennen, nicht alle. Mit
Pro Inno II wird das 1999 aufgelegte Programm Innovationskompetenz weitergeführt. Dieses Programm zielt
auf die nachhaltige Stärkung der Innovationskraft und
Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen. Wir haben die Mittel für dieses Programm deutlich
aufgestockt, und zwar von 157 Mil-lionen Euro auf
176 Millionen Euro. Wir werden dieses Programm in
den kommenden Jahren fortsetzen, weil wir wissen, dass
die Unternehmen diese Unterstützung, diesen Anstoß,
diesen Anreiz brauchen. Im Übrigen zeigt eine Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung, dass dieses Programm wirkt.
Ein zweites Beispiel: das Programm zur Förderung
von innovativen Netzwerken. Dieses Programm zielt
ebenso wie viele Programme des Wirtschaftsministeriums, aber auch des Bundesministeriums für Bildung
und Forschung auf den Aufbau von Netzwerken zwischen wissenschaftlichen Einrichtungen und Unternehmen. Im Rahmen dieses Programms werden große Verbundprojekte gefördert. Auch dieses Programm zeigt
Wirkung.
Zum Programm Exist. Frau Flach, Sie haben gesagt,
dass das wettbewerbliche Verfahren hierbei abgeschafft
worden ist. Das ist falsch.
({4})
Das Programm ist - damals noch unter meiner Federführung - in Modellregionen erprobt worden. Dieses Programm wird jetzt - ich selbst habe damit begonnen bundesweit ausgedehnt. Das Verfahren wird aber natürlich wettbewerblich bleiben.
({5})
Jetzt können sich aber nicht nur Modellregionen um die
Förderung bewerben. Am Anfang hatten wir eine kleine
Anzahl von Modellregionen, dann haben wir die Förderung auf mehrere Regionen ausgeweitet und jetzt wird
das Programm bundesweit ausgeschrieben, sodass auch
Verbünde, die in anderen Regionen angesiedelt sind, die
Möglichkeit haben, sich um die Förderung zu bewerben.
Das ist vernünftig.
({6})
Wie wichtig Innovationen für die Beschäftigungsentwicklung sind, zeigt eine Studie des ZEW. Danach
stockten diejenigen Unternehmen des verarbeitenden
Gewerbes, die neue Produkte auf den Markt gebracht haben, im Zeitraum von 2000 bis 2002 ihr Personal um
durchschnittlich 5,3 Prozent auf. Dagegen mussten Unternehmen ohne Innovation ihr Personal im gleichen
Zeitraum um 1,2 Prozent reduzieren. Deswegen sage ich
ausdrücklich: Eine Politik, die das Ziel hat, mehr Arbeitsplätze in Deutschland zu wahren bzw. zu schaffen,
muss auf die Stärkung der Innovationskraft der Unternehmen setzen. Das ist der entscheidende Ansatz.
({7})
Ein wichtiger Anreiz, um Kooperationen zwischen
Wirtschaft und Wissenschaft zu fördern, den Technologietransfer zu beschleunigen und auszuweiten sowie den
Innovationserfolg zu erhöhen, ist die nunmehr vorgesehene Forschungsprämie für Kooperationsprojekte zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, die der Bundesverband der Deutschen Industrie im Übrigen vorgeschlagen
hat. Die Vorteile einer solchen Forschungsprämie für
alle Beteiligten liegen auf der Hand: Die Unternehmen
selbst bestimmen Inhalte und Ziele der Forschungsvorhaben.
Neue Ideen können dadurch sowohl in den Unternehmen als auch in den Forschungseinrichtungen schneller
aufgegriffen werden, weil die Forschungsprämie sehr
unbürokratisch gehandhabt wird und themenoffen ist.
Gerade die kleinen und mittleren Unternehmen werden
ermutigt, stärker auf die Forschungseinrichtungen in ihrer Region, seien es Fachhochschulen, Universitäten
oder außeruniversitäre Forschungsinstitute, zuzugehen.
Die Forschungsprämie steigert damit den Innovationserfolg gerade der kleinen und mittleren Unternehmen und
kreiert Wachstum und Beschäftigung.
({8})
Ich hoffe sehr, dass es uns gemeinsam gelingt, dies
umzusetzen. Ich sage ausdrücklich: Wir sollten dieses
Instrument gerade bei den kleinen und mittleren Unternehmen zusätzlich - nicht als Alternative, sondern zusätzlich - zu den bereits vorhandenen Instrumenten einsetzen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Erfolge im Innovationswettlauf stellen sich nur dann ein, wenn der Schutz
von Erfindungen international gewahrt wird. Das ist jedoch immer seltener der Fall. Das Volumen der Produktpiraterie beläuft sich inzwischen auf rund 450 Milliarden Dollar jährlich. Dem Schutz von Produkten und
Produktionsverfahren kommt deswegen eine wichtige
Aufgabe bei der Sicherung unserer Wettbewerbsfähigkeit zu.
({9})
Der Raub des geistigen Eigentums hat inzwischen dramatische Folgen für Deutschland: Zwei Drittel der deutschen Maschinenbau- und Anlagenunternehmen erlitten
2005 Schäden durch Produktpiraterie, so die Angabe des
Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau.
Beim Nachbau beschränkt man sich inzwischen im Übrigen nicht mehr auf das Herstellen von Ersatzteilen, sondern in rund 43 Prozent aller Fälle sind es ganze Maschinen. Daneben gibt es einen Trend zu Hightechprodukten
jeglicher Art, also Produkten, die dem neuesten Stand
der Technik entsprechen. Deshalb muss der Kampf gegen die Produktpiraterie und gegen den Diebstahl von
Patenten und geschützten Verfahren, der nichts anderes
ist, von der EU gemeinsam mit den USA wirklich nachhaltig vorangetrieben werden.
({10})
Es war gut und richtig, dass die Bundeskanzlerin dieses Thema in China nachdrücklich angesprochen hat. Ich
hoffe, dass es der Bundeskanzlerin gelingt, mit den anderen G-8-Staaten zu einer abgestimmten Strategie zu
gelangen; denn wenn es uns nicht gelingt, unseren Vorsprung und unsere Errungenschaften, die wir durch eine
gute und starke Forschung und durch schnelle Innovationen erreicht haben, zu sichern, dann hat das für uns alle
weltweit katastrophale Folgen.
({11})
Ich will einen dritten Punkt nennen, der für innovationsstarke Unternehmen wichtig ist, nämlich die
Bereitstellung von Kapital. Die Bereitstellung von Kapital erfordert Mut - das ist richtig -, auch Mut zum Risiko. Hier müssen wir noch deutlich besser werden.
Die EU-Kommission hat in einer Unternehmensbefragung aufzeigen können, dass mehr als 60 Prozent aller Innovationsvorhaben in Deutschland an der Finanzierung scheiterten. Der Risikokapitalmarkt und vor allen
Dingen der Beteiligungskapitalmarkt in Deutschland
sind nicht so entwickelt, wie wir sie brauchen und wie es
notwendig ist.
Auch hier hat es in den vergangenen Jahren Fortschritte gegeben. Mit dem neu gestalteten ERP/EIFDachfonds, den wir hier eingerichtet haben, sind wir gerade bei der Entwicklung des Risikokapitalmarkts einen
guten Schritt vorangekommen. Aber auch der ERPStartfonds spielt eine wichtige Rolle. Mit beiden Fonds
zielen wir im Übrigen auch darauf ab, dass nicht nur
über Steuermittel Kapital zur Verfügung gestellt wird,
sondern dass über diese Steuermittel auch privates Wagniskapital mobilisiert wird.
Ich sage aber ausdrücklich: Das, was wir hier geschaffen haben, reicht noch nicht aus. Deshalb werden
wir bei der Entwicklung des Risikokapitalmarkts und
auch bei der Entwicklung des Beteiligungskapitalmarkts
weitere Schritte vorankommen müssen. Das ist geplant
und das werden wir auch anpacken.
({12})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, nachhaltige Erfolge
auf all diesen Feldern schaffen wir nur, wenn es uns gelingt, die Zusammenarbeit zwischen der Wirtschaft und
der Forschung zu intensivieren. Dafür spielt die AiF, die
Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen, eine besonders wichtige Rolle.
({13})
Es freut mich außerordentlich - vielen Dank auch an die
Haushälter -, dass es uns gelungen ist, hier eine deutliche Erhöhung durchzusetzen.
({14})
Aus meiner langjährigen Erfahrung weiß ich, wie wichtig die Arbeit der AiF ist. Ich bin mir sicher, dass sie mit
dem jetzigen Haushaltsansatz und dem sehr eng geknüpften Netz, das sie mit ihren Mitgliedsfirmen und
Forschungsinstituten aufgebaut hat, erfolgreich und gut
arbeiten und der Nachfrage gerecht werden kann.
({15})
Eingangs sagte ich: Am Ende zählen Tore. Tore kann
man bekanntlich nur schießen, wenn man couragiert
nach vorne spielt. Genau das tun wir mit diesem Haushalt und das werden wir auch in den kommenden Jahren
tun.
Vielen Dank.
({16})
Das Wort hat der Kollege Roland Claus, Fraktion Die
Linke.
({0})
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Herr Bundeswirtschaftsminister, der Sie sich gerade auf den Weg machen,
({0})
ich hoffe, auf einen guten und mutigen - das war ja keineswegs kritisch gemeint -, als der Entwurf Ihres Etats
das Licht dieses Plenarsaals erblickte, haben Sie aus dem
Bundeswirtschaftsministerium vollmundig kommentiert,
dieser Etat sei der Dreiklang aus Sanieren, Reformieren
und Investieren. Die Abteilung Überschriften Ihres Hauses hatte also wieder ganze Arbeit geleistet. Herausgekommen sind leider, das müssen wir heute feststellen, allenfalls Stückwerk und Misstöne.
Mein Kollege Herbert Schui hat bereits den vermeintlichen und viel beschworenen Mut der großen Koalition
zur Sprache gebracht. Mir fällt dazu nur ein: Hochmut
kommt vor dem Fall.
({1})
Wir sagen Ihnen auch deutlich: Ihren gefühlten Aufschwung, den Sie hier vielfach beschwören, spürt die
Mehrheit der Bevölkerung in diesem Lande nicht. Sie
sind dabei, ein weiteres Mal den Bundestag mit dem
wirklichen Leben zu verwechseln und sich hier einzureden, dass alles gut wird. Das können die meisten Menschen in unserem Lande nicht nachvollziehen. Wenn das
nur Selbstbetrug wäre, wäre es noch zu ertragen. Aber es
ist auch eine Irreführung der Öffentlichkeit.
({2})
Der Wirtschaftsetat ist immer das Beziehungsgefüge
zwischen Staat und Wirtschaft. Statt einer zukunftsorientierten volkswirtschaftlichen Entwicklung Förderung angedeihen zu lassen, zementieren Sie alten Lobbyismus.
So ist der Haushalt des Wirtschaftsministers ein Zahlenwerk des organisierten Lobbyismus. Wenn man sich im
Ministerium umschaut, dann sieht man: An den Schaltstellen dieses Ministeriums agieren die Gesandten der
großen Industrie- und Energiekonzerne.
Das Ergebnis liegt auf der Hand. Sie wollten den
Strommarkt liberalisieren. Herausgekommen sind eine
Monopolisierung und steigende Energiepreise. Ich
möchte Ihnen ein Beispiel aus meinem Wahlkreis nennen. Ich stehe mit großer Achtung vor den Leistungen
der Werktätigen am Chemiestandort in Leuna. Dort bemühen sich kreative Menschen, mit innovativen Lösungen am Markt zu neuen Ergebnissen zu kommen. Aufgefressen werden all ihre Bemühungen von den - in der
Chemieindustrie besteht nun einmal eine hohe Energieintensität - übermäßigen Energiepreisen. Damit machen Sie Aufschwung kaputt. Wir finden, hier werden
die Regierung und insbesondere der Wirtschaftsminister
ihrer Verantwortung nicht gerecht.
({3})
Stattdessen sehen Sie zu, wie allein zwei große deutsche Unternehmen im Zusammenhang mit der Maut
gegenüber dem Staat mehr als 3 Milliarden Euro an
Schulden einwirtschaften. Das sind nicht nur Schulden
gegenüber dem Staatswesen, sondern es sind auch
Schulden gegenüber dem Gemeinwohl. Wenn dann
meine Fraktion einfordert, dass wenigstens ein Teil dieser Schulden eingetrieben werden müsste, dann kommen
Sie uns mit Schiedsverfahren und der Unlösbarkeit dieser Aufgabe. Das entspricht nicht Ihrer Verantwortung.
Hier werden Sie Ihrer Verantwortung einfach nicht gerecht.
({4})
Es gibt noch viele weitere Beispiele von Fehlsubventionen, die auch in diesem Haushalt wieder festgeschrieben sind. Ich möchte noch ein Beispiel nennen. Sie subventionieren weiterhin die Verbrennung von Altöl. Das
mag für manche Industriezweige lukrativ sein. Aber für
die Recyclingfirmen in Deutschland, die auf Weltspitzenniveau Altöl recyceln können, schaffen Sie Probleme. Sie verstellen ihnen den Weg zu weiteren Spitzenleistungen auf dem Weltmarkt. Wir finden, dass das
eine Fehlsubvention ist.
Hier muss auch einmal gesagt werden, dass es manchmal schon ein Erfolg wäre, wenn Ihre Koalition Bedingungen der Marktwirtschaft wieder herstellen würde.
Das muss Ihnen ein Sozialist in diesem Hause sagen.
({5})
Wenn man dann einmal kritisiert, dass Sie dies oder
das falsch machen, dann fällt Ihnen als Kompetenzbeweis immer nur ein, uns aufzuzählen, dass Sie für dieses
und jenes viel Geld ausgeben und dass das doch gut sein
muss. Sie denken, das wäre schon der Kompetenzbeweis. Wir sagen Ihnen: Wenn Sie dieses Geld ausgeben
- das ist unbestritten -, aber damit die Wirkung, die Sie
der Öffentlichkeit versprechen, nicht erzielen, dann beweist das nur eines: Sie können mit Geld nicht umgehen
und mit viel Geld schon gar nicht, meine Damen und
Herren von der Koalition.
({6})
Nun fällt Ihnen ein - das steht uns ja bevor -, erneut
die Unternehmensteuern zu senken. Falls Ihnen dabei
das Beispiel der Slowakei als Niedrigstunternehmensteuerland vorschwebt, muss ich Ihnen sagen: Die dortige Regierung ist gerade als Ergebnis einer solchen verfehlten Politik abgewählt worden. Machen Sie auf
diesem Weg nur weiter!
({7})
Wir alle verneigen uns - daran beteilige ich mich
gern - vor dem Mittelstand, vor kleinen und mittelständischen Unternehmen, und vor Existenzgründern. Hierfür sind im Haushalt des Wirtschaftsministeriums
schöne Titel gefunden worden. Aber Sie alle, meine Damen und Herren von der Koalition, erleben doch die
Realität. In Gesprächen mit Vertretern kleiner und mittelständischer Unternehmen stellen wir fest, dass ein
Fakt bundesweit zu beobachten ist: Die Mittel, die für
diese Unternehmen gebraucht würden, kommen überhaupt nicht an, weil die großen Unternehmerverbände
durch ihren organisierten Lobbyismus diese Mittel, die
Sie zur Förderung kleiner und mittelständischer Unternehmen eingestellt haben, längst abgegriffen haben. Was die
Kreditvergabe der Banken betrifft, wissen wir: In Deutschland ist es Realität, dass man einen 30-Millionen-EuroKredit leichter bekommt als einen 30 000-Euro-Kredit.
Das, finden wir, darf so nicht bleiben.
({8})
Sie haben die Chance, unserem Antrag zuzustimmen
und für die Förderung des Absatzes ostdeutscher Produkte etwas mehr Geld in den Wirtschaftsetat einzustellen. Ich will deutlich sagen: Wir wollen keinen Streichelzoo für ostdeutsche Unternehmen schaffen, sondern
lediglich für Chancengleichheit am Markt sorgen. Die
Chancengleichheit am Markt muss endlich hergestellt
werden.
Meine Damen und Herren von der Koalition, ich
möchte Sie daran erinnern - meine Vorrednerin hat das
bereits angesprochen -, dass Sie in Ihrer Koalitionsvereinbarung im Hinblick auf den Aufbau Ost versprochen
haben, die Kreditbedingungen für kleine und mittelständische Unternehmen bzw. die Bedingungen für die Bildung von Risikokapital zu verbessern. Das ist nicht mit
der Beschlussfassung zu Basel II erledigt.
Ebenfalls muss ich Sie daran erinnern, dass Sie im
Zusammenhang mit diesem Versprechen auch einen Termin genannt haben. In Ihrer Koalitionsvereinbarung
steht als Termin: Mitte des Jahres 2006. Die Mitte des
Jahres 2006 haben wir erreicht. Auf dem Tisch liegt bisher nichts. Kommen Sie Ihrer Schuld nach und legen Sie
endlich einen Vorschlag vor, zu dem wir uns äußern können!
({9})
An vielen Stellen ist angeregt worden, Innovationen
zu befördern.
Herr Kollege Claus, gucken Sie bitte einmal auf Ihre
Uhr.
Frau Präsidentin, ich komme Ihrem Anliegen gerne
nach.
({0})
Herr Kollege Claus, das ist unser gemeinsames Anliegen. Ihre Redezeit ist bereits um gut eine Minute überschritten.
Damit ist mir klar, dass ich zum Ende kommen muss.
Ich will meinen Schlusssatz formulieren: Herr Minister
Glos, auch wenn Sie gerade erfolgreich Ihren ehrbaren
Berufsstand, den des Müllermeisters, gegen die Angriffe
des großen Kapitals verteidigt haben, was uns Hochachtung abnötigt, muss ich Ihnen sagen: Für unsere Zustimmung zum Haushalt Ihres Ministeriums reicht das nicht
aus.
Vielen Dank.
({0})
Das Wort hat der Kollege Alexander Dobrindt, CDU/
CSU-Fraktion.
({0})
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Claus,
das, was Sie hier abgesondert haben, hat eher etwas mit
alten Klassenkampftheorien als mit moderner Wirtschaftspolitik zu tun. Das muss man einmal ganz klar sagen.
({0})
Nur Unternehmerschelte zu betreiben und zu sagen, dass
Geld abgegriffen, aber nichts geleistet wird - so einfach
kann man es sich nicht machen.
Sehr geehrter Herr Bundesminister Glos, ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie dem Thema Ausbildung in
Ihrer Rede einen so großen Raum gewidmet und deutlich
gemacht haben, dass in diesem Jahr trotz der enormen
und erfolgreichen Bemühungen der Wirtschaft unter
Umständen eine schwierige Situation entstehen könnte.
Deswegen ist es besonders wichtig, dass Sie sich dieses
Themas annehmen, dass Sie den Paktlenkungsausschuss
eingeladen haben und den Ausbildungspakt weiterentwickeln wollen, um eine Verbesserung der Lehrstellensituation zu erreichen, und dass Sie die dazu notwendigen Beratungen durchführen.
Gerade den Jugendlichen in unserem Land, die auf
der Suche nach einer Lehrstelle sind, geht es nicht nur
darum, einen Ausbildungsplatz zu bekommen, sondern
vor allem auch darum, einen Platz in unserer Gesellschaft zu finden. Die Politik hat, genauso wie die Wirtschaft, die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass die jungen Leute nicht aus unserer Gesellschaft ausgesperrt
werden und dass Arbeitsplätze für sie zur Verfügung gestellt und gesichert werden.
Die Arbeitslosigkeit hat unser Land leider Gottes
nach wie vor fest im Griff. Auch wenn die Zahl der Arbeitslosen, wie jetzt vermeldet wird, im Juni wieder
sinkt, ist es so, dass die Langzeitarbeitslosigkeit nach
wie vor steigt. Die Arbeitslosigkeit ist in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen: Jeder von Ihnen, jeder
von uns hat heute in seiner Verwandtschaft, in seiner Bekanntschaft wohl irgendjemanden, der von Arbeitslosigkeit betroffen ist, oder jemanden, der mit der Angst vor
Arbeitslosigkeit konfrontiert ist. Aus diesem Dilemma
werden wir nur herauskommen, wenn wir Wachstumsimpulse in unserem Land freisetzen.
({1})
Reformieren und investieren zugleich, darin liegt der
Schlüssel für die kurzfristigen und langfristigen Maßnahmen, die wir brauchen, um Wachstum und Beschäftigung zu schaffen. Der vorliegende Haushalt setzt, insbesondere für den Mittelstand, bei Forschung und
Entwicklung ein deutliches Zeichen, sowohl bei Innovationen als auch bei Wettbewerb als auch bei Neugründungen, also bei all dem, was bei den Mittelständlern vor
Ort sehr schnell zu Wachstum und Beschäftigung führt.
Es gibt sicher kein Patentrezept, wie man mehr Beschäftigung schaffen kann, es gibt kein Patentrezept, wie
man die Probleme schnell lösen kann. Aber ich glaube,
es ist entscheidend, dass Politik die Probleme endlich
nicht mehr in die Zukunft, auf die nächste Generation,
verlagert, sondern dass wir das Zukunftsinteresse vor
das Gegenwartsinteresse stellen. Das ist den meisten
Menschen in unserem Land übrigens nichts Fremdes,
wie der viel missbrauchte Satz „Ich will, dass es meinen
Kindern einmal besser geht“ zeigt. Das ist es: Das Zukunftsinteresse vor das Gegenwartsinteresse stellen.
Da haben wir sicherlich noch eine ganze Reihe von
Aufgaben vor uns: Wir brauchen eine Erbschaftsteuerreform, die es möglich macht, dass Unternehmen in
Deutschland ohne hohe Belastungen von der nächsten
Generationen übernommen und weitergeführt werden
können, ohne gleichzeitig die notwendige Flexibilität zu
verlieren. Wir brauchen eine Reform der sozialen
Sicherungssysteme, die den Faktor Arbeit entlastet. Auf
diesem Weg sind wir mit der Absenkung des Beitrags
zur Arbeitslosenversicherung von 6,5 Prozent auf
4,5 Prozent zum 1. Januar nächsten Jahres einen ersten
Schritt gegangen. Einer der wesentlichen Punkte in unserem Programm ist selbstverständlich der Abbau von
Bürokratie. Mit der Installierung eines Normenkontrollrates, der messbar machen wird, welche Kosten den Unternehmen vor Ort durch ein geplantes Gesetz entstehen,
sind wir dabei auf einem guten Weg.
Wir werden nächste Woche im Deutschen Bundestag
ein erstes Mittelstandsentlastungsgesetz in zweiter und
dritter Lesung beschließen. Mit einer Reihe von Sofortmaßnahmen sollen viele Unternehmen von Bürokratie
entlastet werden. Beispielsweise sollen die Unternehmen
von einem Großteil der Statistikpflichten befreit werden.
Dies wird die Unternehmen spürbar entlasten. Wir wollen dabei nicht stehen bleiben: Es wird dieses Jahr ein
weiteres Mittelstandsentlastungsgesetz geben, mit dem
Hemmnisse für Unternehmen bzw. für Gründer von uns
enttarnt und abgeschafft werden.
Bürokratie ist aber nicht nur auf der nationalen Ebene
zu bekämpfen. Ein Großteil dessen, was wir an Bürokratie inzwischen identifizieren konnten, kommt aus
Europa. Zu oft wird das Subsidiaritätsprinzip verletzt.
Ich bin der Überzeugung, dass wir europäische Regelungen brauchen - aber nur dann, wenn es einen Mehrwert
gibt. Deswegen ist es wichtig, dass wir Anfang nächsten
Jahres, wenn Deutschland die Ratspräsidentschaft in der
Europäischen Union übernimmt, den Abbau von Bürokratie auf der europäischen Ebene zu einem zentralen
Punkt unserer Arbeit machen. Hierum bitte ich die Bundesregierung eindringlich.
({2})
Eine Reihe von Kolleginnen und Kollegen hat im
Laufe der Haushaltsdebatte in den letzten Tagen die begeisterte Stimmung der Menschen anlässlich der Fußballweltmeisterschaft beschrieben und dargestellt, welche Wachstumskräfte aus so einem Ereignis, aus so einer
Begeisterung entstehen können. Vor drei Wochen hat
meine Heimat den Wettbewerb für die Ausrichtung der
Ski-WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen gewonnen.
({3})
Wir werden also 2011 eine neue Weltmeisterschaft in
Deutschland haben. Ich glaube, dass auch diese Weltmeisterschaft große Begeisterung auslösen und große
Wachstumsreserven in Deutschland mobilisieren kann.
Ich lade Sie alle dazu ein, mitzuhelfen, damit auch dieses
Ereignis ein sportliches Highlight wird, das Deutschland
weiter nach vorne bringt.
Danke schön.
({4})
Nächste Rednerin ist die Kollegin Anna Lührmann,
Bündnis 90/Die Grünen.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Lieber Herr Rossmanith! Wir von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen haben heute einen Antrag
eingebracht, in dem wir den Ausstieg aus dem subventionierten Bergbau fordern.
({0})
- Sie haben jetzt schon wieder gesagt, dieser Antrag sei
überflüssig. Vorhin haben Sie gesagt, er sei im Grunde
nicht falsch. Wenn dem so ist, dann kann ja die CDU/
CSU unserem Antrag zustimmen.
({1})
Wie das geht, haben Ihnen Ihre Kolleginnen und Kollegen im Landtag in Nordrhein-Westfalen schon vorgemacht. Der Antrag, den wir hier einbringen, wurde wortgleich im März dieses Jahres von einer Jamaikakoalition
im Landtag in Nordrhein-Westfalen beschlossen, also
auch mit Ihren Stimmen. Das ist ein gutes Modell und
wesentlich besser als das Gemurkse, das Sie hier zu dem
Thema im Bundestag veranstalten.
({2})
Dieser Antrag besteht aus zwei Teilen: Im ersten Teil
fordern wir die DSK, die Deutsche Steinkohle AG, auf,
Szenarien für einen sozialverträglichen Auslauf des subventionierten Bergbaus vorzulegen. Gerade für die Beschäftigten, aber auch für alle anderen Menschen im
Land ist es wichtig, zu wissen, woran sie sind - das muss
hier endlich diskutiert werden - und dass wir Geld für
zukunftsorientierte Ausgaben umschichten können.
Im zweiten Teil des Antrags geht es darum, durch ein
unabhängiges Gutachten den geplanten Börsengang der
RAG untersuchen zu lassen.
({3})
- Es ist eine super Sache, dass die Regierung dieses Gutachten endlich auf den Weg gebracht hat. Aber, Herr
Kollege Rossmanith, Sie wissen genauso gut wie ich:
Der Teufel steckt im Detail.
Ich habe die Regierung schon gefragt, wie genau der
Auftrag für dieses Gutachten aussieht, um zu wissen,
was die Gutachter für teures Geld erforschen sollen. Daraufhin wurde mir gesagt, der Auftrag für dieses Gutachten sei geheim. Ich weiß nicht, was daran geheim sein
soll. Ich glaube eher, diese Geheimniskrämerei rührt daher, dass Sie nicht öffentlich über die Steinkohle diskutieren und der Öffentlichkeit nicht klar machen wollen,
dass es in der Koalition zum Thema Steinkohle einen
riesigen Konflikt gibt und Sie sich nicht einigen werden.
({4})
Wir als Grüne hingegen haben nicht nur diesen Antrag, sondern auch andere Anträge zu diesem Thema eingebracht, die auch den Haushalt 2006 betreffen. Wir haben festgestellt, dass die Weltmarktpreise für
Steinkohle in den letzten Jahren ziemlich stark gestiegen sind. Bei der Berechnung für die Steinkohlesubventionen wurde immer von Preisen von um die 40 Euro pro
Tonne ausgegangen. Im Jahr 2004 lag der Preis schon
bei um die 55 Euro pro Tonne, im Jahr 2005 bei 65 Euro
pro Tonne. Dadurch wird ganz klar, dass die Wirtschaft
Subventionen zurückzahlen muss, weil sie für die Verstromung zu viel Subventionen erhalten hat. Deshalb
fordern wir in unseren Anträgen - das ist ein sehr kluger
Vorschlag -, dass sich die Regierung darum kümmern
soll, dass die Subventionen zurückgezahlt werden.
Dass dies möglich ist, haben auch wieder die Kolleginnen und Kollegen in NRW gezeigt.
({5})
Die „Rheinische Post“ vom 17. Juni dieses Jahres meldet, dass für 2006 insgesamt deutliche Rückzahlungen
zu erwarten sind. Für den Bund würden das - mit diesen
Zahlen rechnet man in Nordrhein-Westfalen 200 Millionen Euro bedeuten, und zwar allein für das
Jahr 2006. Wir haben bei unseren Berechnungen noch
andere Jahre hinzugenommen. Das zeigt: Wenn Sie,
Herr Glos, Ihre Hausaufgaben machen und sich um das
Thema wirklich kümmern und auch die Fertigstellung
der Abrechnung vorantreiben würden,
({6})
sodass die Wirtschaft in die Verantwortung genommen
und das Geld zügig zurückgezahlt würde, dann würden
wir noch für diesen Haushalt eine enorme Entlastung erreichen.
({7})
Diese „Kohle“ brauchen wir für Investitionen in Zukunftsbereiche dringend. Wir brauchen sie auch dringend für die Energiequellen, die wir auch in Zukunft
nutzen können. Dazu gehören auch die erneuerbaren
Energien.
Wir als Grüne haben in diesem Zusammenhang konkrete Vorschläge vorgelegt. Deshalb bitte ich Sie, unseren Anträgen zuzustimmen, damit wir unseren Energiebedarf in der Zukunft sichern können.
({8})
Nächster Redner ist der Kollege Professor Dr. Heinz
Riesenhuber, CDU/CSU-Fraktion.
({0})
Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Ich habe mit Vergnügen der Rede von Frau Flach
zugehört. Bei ihr lernt man immer etwas dazu.
({0})
Liebe Frau Flach, Sie haben sich mit dem Vorwurf an
unseren verehrten Wirtschaftsminister gewandt, dass das
Ministerium keine Technologieschmiede, sondern ein
Subventionsministerium sei.
({1})
Das ist ein bitterer Vorwurf.
({2})
Nun stellt sich die Frage, was eine Technologieschmiede sein könnte. Sie sind ja liberal. Sie gehen nicht
davon aus, dass der Staat die neuen Techniken erfindet.
({3})
Es ist schon eine große Leistung des Staates, wenn er die
Unternehmen nicht daran hindert, das zu tun, was sie
wollen. Wenn der Staat nicht bei der Arbeit stört, dann
ist das eine glanzvolle Leistung.
({4})
Insofern soll der Staat keine Technologien schmieden; er
soll vielmehr die Voraussetzungen dafür schaffen.
Unter diesem Gesichtspunkt ist das, was unser hochverehrter Wirtschaftsminister in seinem Ministerium in
Angriff genommen hat, von strategischer Weisheit und
umfassender Vernunft.
({5})
Wir alle wissen, dass noch einiges in der Mache ist. Vieles ist Gemeinschaftsarbeit. Deshalb sind wir so glücklich, dass die SPD auf unserer Seite ist.
({6})
Wir bauen darauf, dass auch Sie auf unserer Seite sind,
meine Damen und Herren von der FDP, auch wenn Herr
Koppelin - die Stimme der Vernunft in der FDP - heute
nicht anwesend ist.
({7})
Was kann ein Ministerium tun? Wir sehen mit Interesse, wie der Wirtschaftsminister zusammen mit dem
Herrn Finanzminister die Unternehmensteuerreform
so prägt, dass der Unternehmungsgeist der Unternehmen
wächst, dass Unternehmen in anderen Ländern erkennen, wie stark der Standort Deutschland ist, und dass
nicht mehr von prospektiven Spitzensteuersätzen, sondern von realen Steuersätzen ausgegangen wird, die entsprechend abgebildet werden.
Zum Bürokratieabbau ist Bedeutendes gesagt worden. Dass die Regierung den Normenkontrollrat eingesetzt hat, dass wir das niederländische Standardkostenmodell einführen, um die Bürokratiekosten besser
berechnen und damit auch besser bekämpfen zu können,
ist die strategische Voraussetzung dafür, dass neue Technologien entstehen.
Wir gehen diese Aufgabe aber auch im Haushalt des
Einzelplanes an. Dabei steht der Wirtschaftsminister
durchaus noch am Beginn seiner Arbeit.
({8})
Unsere Freunde von der SPD haben zuvor mit den Grünen regieren müssen. Deshalb ist nicht alles so vollkommen, wie es sein sollte.
({9})
Wir gehen jetzt die Punkte an, die noch problematisch
sind.
Der erste Schritt war, die Bugwellen abzubauen. In
vielen Programmen - das hat Frau Bulmahn zu Recht
festgestellt - gab es beachtliche Bugwellen, weil Projekte, die fertig geplant und positiv begutachtet waren,
wegen Haushaltsproblemen nicht zeitgerecht gestartet
werden konnten. Das sind wir zunächst angegangen.
Jetzt erweitert sich langsam der Horizont. Die Welt wird
frei. Wir können sie frohgemut gestalten. Jetzt fragt sich,
was wir als Nächstes angehen.
Ich bin immer noch bei Ihrer Bemerkung mit der
Technologieschmiede. Es gibt einige Bereiche, in denen
zumindest die Industrie auf kluge Weise schmiedet. Bei
unserem Weltraumprogramm hat der ESA-Ministerrat
klug und erfolgreich verhandelt.
({10})
Im Haushalt des Wirtschaftsministers sind dafür zusätzliche Mittel in beachtlicher Höhe - es sind meines
Wissens über 90 Millionen Euro bis 2009 - vorgesehen.
({11})
Das ist zu begrüßen.
({12})
Bei der Konzeption ist darauf geachtet worden, dass
die Rolle Deutschlands in der Führung und Gestaltung
des Systems stark ist. Die Erdbeobachtungssysteme, die
zwei Erdbeobachtungssatelliten, die Beteiligung an Galileo und die Funktion von Oberpfaffenhofen und Darmstadt machen deutlich, dass wir über eine Vielzahl von
starken und lebendigen Projekten verfügen, die ausverhandelt und gut organisiert sind.
({13})
Beim Nationalen Weltraumprogramm werden wir
noch einiges tun müssen. Meines Wissens stehen immerhin rund 167 Millionen Euro zur Verfügung, um in diesem Bereich einen Beitrag dazu zu leisten, dass unsere
mittelständischen Unternehmen systemfähig werden
bzw. Subsysteme und Systeme liefern können. Genauso
wichtig ist die Entwicklung in der Luftfahrtforschung.
Da werden wir in absehbarer Zeit ein neues mittelfristiges Programm auflegen. Im Grunde haben wir hier eine
gute und stetige Entwicklung zu verzeichnen mit einer
gezielten Unterstützung des Mittelstands.
Ich freue mich sehr, dass ich alle Ihre Fragen an die
Technologieschmiede sachdienlich beantworten kann.
({14})
In mehreren Reden ist der Mittelstand angesprochen
worden. Das ist natürlich ein zentrales Thema. Wir haben
die Aufwendungen für diesen Bereich gewaltig gesteigert, indem wir 50 Millionen Euro draufgelegt haben.
Dabei hat uns der Haushaltsausschuss in Herzlichkeit begleitet, wofür wir ausdrücklich danken. Das ist eine sehr
gute Sache.
Dass wir damit eine Strategie verfolgen, die Raum für
Neues schafft, wird ein interessanter neuer Schritt sein.
So stellt das Wirtschaftsministerium Überlegungen zum
Bereich „Innovation und Normung“ an. Das ist ein neuer
strategischer Bereich, wo etwas zusammengeführt wird.
Zudem wird über die öffentliche Nachfrage nachgedacht, über Einstiegsprogramme in die Forschung für
den Mittelstand und branchenübergreifende Wettbewerbe innerhalb der IGF.
({15})
Das Ministerium setzt in unterschiedlichen Bereichen
neue Paradigmen.
Das Faszinierende an dem Forschungshaushalt ist,
dass mir manche Programme aus der Zeit vor der deutschen Einheit bekannt sind. Das ist nicht unbedingt Ausdruck einer Innovationskraft. Programme müssen neu
entstehen. Sie müssen aber auch sterben können.
({16})
Frei lebt, wer sterben kann, Freunde! Wir müssen also
darangehen, Freiraum für Neues zu schaffen. Ideen sind
da.
Bei den Fragen, auf die wir noch keine Antworten haben, ist auch unsere hochverehrte Opposition zur konstruktiven Mitarbeit herzlich eingeladen ist: Wie kommen wir dahin, dass der Mittelstand, dass ein junges
Unternehmen sein Produkt schneller auf den Markt bringen kann? Frau Bulmahn hat zu Recht gesagt, dass wir
das Volk der Erfinder sind. Beim Europäischem Patentamt haben wir im letzten Jahr 23 800 Patente angemeldet, die Amerikaner 32 700; Amerika ist aber sehr viel
größer als wir. In Erfindungen sind wir gut. Wie aber bekommen wir die PS auf die Straße? Wie setzen wir das
um?
({17})
Wie kommen wir besser in den Markt? Wie helfen wir
den Start-ups, zu verstehen, dass sie nicht nur einen
tüchtigen Buchhalter brauchen - der ist immer sehr bedeutend -, sondern dass sie einen Betriebswirt, einen
Wirtschaftler mit Biss und Unternehmungsgeist als Partner brauchen? Sie brauchen nicht nur den genialen Ingenieur, der zum Kunden geht, sich rausschmeißen lässt,
wieder hingeht, wieder rausgeschmissen wird und dann
endlich, wenn der Kunde so genervt ist, dass er es nicht
mehr aushält, den Auftrag bekommt. Davon leben die
Unternehmen. Sie leben nicht von Erfindungen in Papierform. Es geht darum, lebenden Menschen zu helfen,
den Sprung in den Markt zu schaffen. Sie müssen den
entsprechenden Geist entwickeln und den Biss und die
Entschlossenheit haben, dies umzusetzen.
({18})
Liebe liberale Freundinnen und Freunde, wir sind hier
nicht die Technologieschmiede. Wir schaffen die Voraussetzungen. Es geht hier um das Private-Equity-Gesetz und die Frage der Besteuerung der Venture-CapitalFonds. Es geht darum, die Schwierigkeiten für die Business Angels zu überwinden. Ich bestehe nicht darauf,
das an der Wesentlichkeitsgrenze der Beteiligungen festzumachen; es gibt andere Modelle. Wesentlich aber ist,
dass wohlhabende Leute, die es in unserem Lande Gott
sei dank gibt, die Lust an etwas Neuem haben, die in
junge Unternehmen investieren und sie mit Rat und Geld
begleiten wollen, sich voll engagieren, und nicht nur in
Form einer Beteiligung in Höhe von 1 Prozent; dafür
kämpft niemand. Der Mensch kämpft nur fürs eigene
Geld, wenn er in der Wirtschaft tätig ist. Das ist gut so.
Erhard sprach von der List der Marktwirtschaft, die den
Egoismus des Einzelnen zur Weisheit des Erfolges umwandelt.
Herr Kollege, wir würden Ihnen noch furchtbar gerne
sehr lange zuhören.
Dann tun Sie das.
({0})
Das geht leider nicht. Das kann ich nicht zulassen,
Herr Kollege Riesenhuber.
Hochverehrte Frau Präsidentin, dann muss ich leider
alle grundsätzlichen Aussagen, die noch ausstehen, auf
die nächste Debatte verschieben.
({0})
In der grundsätzlichen Diskussion, die wir hier führen, habe ich mit Freude festgestellt, dass viele von der
Fußballweltmeisterschaft Kenntnis genommen haben.
Es ist jetzt üblich - das ist auch prima -, damit die Reden zu beschließen. Dies habe ich von den Kollegen gelernt.
Einen heimlichen Wunsch möchte ich in diesem Zusammenhang äußern: Wenn die Begeisterung und die
Freude, wie sie sich in den Sätzen „Wir sind Deutschland“, „Wir sind stolz auf das, was wir können“, „Wir
wollen die Besten sein“ ausdrückt, nicht nur eine Sache
des Sports, sondern auch eine Sache der Unternehmen,
der Wissenschaft und der Start-ups ist, wenn die Leute
nicht neidisch auf eine Leistung sind, sondern stolz auf
das, was sie erreicht haben, wenn dies nicht ein Gegenstand der Abneigung, sondern des Respekts und der
Freude ist, weil das uns alle voranbringt, dann haben wir
eine andere Welt. Deshalb lasst uns Fußball spielen!
({1})
Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den Einzelplan 09 - Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie - in der Ausschussfassung. Wer stimmt dafür? Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Der Einzelplan 09 ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen bei
Gegenstimmen der Oppositionsfraktionen angenommen.
Zusatzpunkt 8. Interfraktionell wird Überweisung der
Vorlage auf Drucksache 16/1672 an die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie
damit einverstanden? - Das ist der Fall. Dann ist die
Überweisung so beschlossen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt I.19 auf:
Einzelplan 32
Bundesschuld
- Drucksache 16/1321 Berichterstattung:
Abgeordnete Jochen-Konrad Fromme
Carsten Schneider ({0})
Dr. Gesine Lötzsch
Eine Aussprache ist nicht vorgesehen.
Wir kommen daher gleich zur Abstimmung über den
Einzelplan 32 - Bundesschuld - in der Ausschussfassung. Wer stimmt dafür? - Gegenstimmen? - Enthaltungen? - Der Einzelplan 32 ist mit den Stimmen der Koalition bei Gegenstimmen der Fraktionen der Opposition
angenommen.
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Ich rufe Tagesordnungspunkt I.20 auf:
Einzelplan 33
Versorgung
- Drucksache 16/1324 Berichterstattung:
Abgeordnete Anja Hajduk
Jens Spahn
Bettina Hagedorn
Roland Claus
Eine Aussprache ist nicht vorgesehen.
Abstimmung über die Beschlussempfehlung des
Haushaltsausschusses zu dem Einzelplan 33 - Versorgung. Der Haushaltsausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/1324 unter Nr. 2,
den Einzelplan 33 aufzuheben.
({1})
Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen
der Fraktionen der Linke, der SPD, der CDU/CSU und
der FDP bei Enthaltung der Grünen angenommen.
Ich rufe Tagesordnungspunkt I.21 auf:
Einzelplan 60
Allgemeine Finanzverwaltung
- Drucksache 16/1323 Berichterstattung:
Abgeordnete Otto Fricke
Carsten Schneider ({2})
Anja Hajduk
Eine Aussprache ist nicht vorgesehen.
Wir kommen deshalb zur Abstimmung über den
Einzelplan 60 - Allgemeine Finanzverwaltung - in der
Ausschussfassung. Es liegt ein Änderungsantrag der
Fraktion Die Linke vor, über den wir zuerst abstimmen.
Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Drucksache 16/1893? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? Der Änderungsantrag ist mit den Stimmen der SPD, des
Bündnisses 90/Die Grünen, der CDU/CSU und der FDP
bei Gegenstimmen der Fraktion Die Linke abgelehnt.
Wer stimmt für den Einzelplan 60 in der Ausschussfassung? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Der
Einzelplan 60 ist mit den Stimmen der Koalition bei Gegenstimmen der Fraktionen der Opposition angenommen.
Ich rufe Tagesordnungspunkt I.22 auf:
Haushaltsgesetz 2006
- Drucksachen 16/1325, 16/1326 Berichterstattung:
Abgeordnete Steffen Kampeter
Carsten Schneider ({3})
Dr. Gesine Lötzsch
Eine Aussprache ist nicht vorgesehen.
({4})
Wir kommen deshalb zur Abstimmung über das
Haushaltsgesetz 2006 in der Ausschussfassung. Wer
stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? Das Haushaltsgesetz 2006 ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen bei Gegenstimmen der Oppositionsfraktionen angenommen..
Abstimmung über die Beschlussempfehlung des
Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die
Bundesregierung über den Finanzplan des Bundes 2005
bis 2009; das sind die Drucksachen 16/751, 16/1348 und
16/1327. Der Ausschuss empfiehlt auf Drucksache
16/1327, den Finanzplan des Bundes 2005 bis 2009 zur
Kenntnis zu nehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen von
SPD, CDU/CSU und FDP bei Gegenstimmen der Fraktion Die Linke
({5})
und Enthaltungen der Grünen angenommen.
Ich rufe Tagesordnungspunkt II auf:
Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2006
({6})
- Drucksachen 16/750, 16/1348, 16/1301 bis
16/1313, 16/1319 bis 16/1321, 16/1323, 16/1324,
16/1325, 16/1326 Berichterstattung:
Abgeordnete Steffen Kampeter
Carsten Schneider ({7})
Dr. Gesine Lötzsch
Es liegen drei Entschließungsanträge der Fraktion der
FDP, ein Entschließungsantrag der Fraktion Die Linke
sowie zwei Entschließungsanträge der Fraktion des
Bündnisses 90/Die Grünen vor, über die wir nach der
Schlussabstimmung abstimmen werden. Ich weise darauf hin, dass wir später über das Haushaltsgesetz sowie
über den Entschließungsantrag der Fraktion Die Linke
namentlich abstimmen werden.
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache zwei Stunden vorgesehen. - Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.
Ich gebe zunächst das Wort der Kollegin Ulrike
Flach, FDP-Fraktion.
({8})
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Der Finanzminister hat am Dienstag eine philosophische
Vorlesung gehalten. Seine Philosophie ist, dass der gute
und wohlmeinende Staat am besten weiß, wie man mit
dem Geld der Bürger umgeht. Wer auf die hohen Steuerlasten der Bürger hinweist, zeichnet, so Steinbrück, ein
Zerrbild eines irrsinnigen Steuerstaates. Laut KarlBräuer-Institut lag die Belastung der Einkommen mit
Steuern und Abgaben 2005 bei 51,5 Prozent. Bis 2009
wird diese Quote auf 53 Prozent steigen. Wenn ein Staat
seinen Bürgern über die Hälfte des Einkommens abnimmt, dann ist das vielleicht nicht irrsinnig, aber es ist
in jedem Falle unsinnig.
({0})
Ihr Kronzeuge, den Sie, Herr Steinbrück, als fiskalisches Vorbild preisen, ist der ehemalige Finanzminister
der USA, Robert Rubin. Rubinomics ist das, was Sie
als eine Politik der doppelten Tonlage verstehen, eine
Kombination aus Steuererhöhungen und Sparmaßnahmen, wie sie Rubin 1995 bis 1999 in den USA angewandt hat.
Zum Erfolg des Finanzministers Rubin, Herr Steinbrück, gehören aber auch einige Wahrheiten, die Sie in
diesem Zusammenhang wohlweislich nicht nennen: Rubins Amtszeit war die Zeit der Hightech- und Internetblase, in der beinahe täglich Unternehmen an die Börse
gingen. Damit hatte auch die Clinton-Administration übrigens nicht gerechnet, die 1993 sogar ein Konjunkturprogramm geplant hatte, aber nicht durchsetzen konnte.
Die Börse trieb das Wachstum massiv an, über Rubins
Amtszeit hinaus bis zum Jahr 2000.
In Deutschland aber haben wir seit Jahren niedrige
Wachstumsraten, sogar negative Wachstumsraten. Wir
haben keinen Börsenhype, sondern sinkende Einkommen im Vergleich zu vielen EU-Ländern. Darauf wollen
Sie jetzt diese massive Steuererhöhung packen? Dass
das die Konjunktur mit Sicherheit schwächt, zu dieser
Voraussage brauchen wir noch nicht einmal - das kann
man mit dem einfachen Bleistift rechnen - die unzähligen Expertenmeinungen der vergangenen Wochen.
({1})
Übrigens, Herr Steinbrück, ist auch Herr Rubin mehr
als skeptisch, was die Übertragung seiner Maßnahmen
auf Deutschland angeht. Der „Spiegel“ hat im Juni 2005
Robert Rubin befragt, ob die Situation, die er 1995 in
den USA vorfand, mit der in Deutschland vergleichbar
sei. Seine Antwort darauf scheinen Sie nicht registriert
zu haben; sie war sehr einfach und sehr klar: Nein. Nein,
sagte er, die Situation war vollkommen anders. Die USA
hatten zwar ein erhebliches Haushaltsdefizit, aber wir
waren eine Gesellschaft mit flexiblem Arbeitsmarkt und
der Bereitschaft zum Wandel. - Das ist der Punkt, Herr
Steinbrück. Was Deutschland denn tun solle, um aus der
Krise herauszukommen, wurde er weiter gefragt. Rubin
sagte dazu:
Deutschlands Arbeitsmarktgesetze sind sehr restriktiv, die Sozialleistungen sehr hoch. Und Sie
- die Deutschen haben sicherlich ein demografisches Problem. Das
sind Punkte, die Sie angehen müssen.
({2})
Das aber heißt, wenn schon Robert Rubin Ihr Vorbild ist,
dann bitte mit aller Konsequenz: Der Arbeitsmarkt
muss dereguliert werden und die hohen Sozialstandards
müssen auf den Prüfstand. Das ist genau die Politik, die
Ihnen die Liberalen seit vielen Jahren empfehlen, die Sie
aber - vor allen Dingen Sie von der Linken - ständig als
gesellschaftliche Horrorvision angeprangert haben.
({3})
Herr Steinbrück, Rubinomics ist nichts für Deutschland, zumindest nicht für ein Deutschland mit einer Regierung, an der die SPD beteiligt ist. Es fehlt Ihnen und
der großen Koalition ein langfristiges gemeinsames Reformkonzept. Unsere demografische Entwicklung ist
- anders als in den USA - eine tickende Zeitbombe für
die deutschen Sozialsysteme. Sie aber vertändeln die
Zeit - gerade wieder - mit mühsam errungenen Kompromissen der Koalitionsrunden, von deren Ergebnis noch
nicht einmal Ihr eigenes Ministerium überzeugt ist, wie
wir tagtäglich in den Zeitungen lesen können.
Das Fazit Ihres ersten Aufschlags auf der bundespolitischen Bühne, Herr Steinbrück, ist frustrierend.
({4})
Der größten Steuererhöhung in der bundesdeutschen Geschichte steht nur Ihre verbale Strategie zur Rückführung der Strukturprobleme auf der Ausgabenseite gegenüber. Solange dem so ist, Herr Steinbrück, ist jeder
Schluck aus der Steuerpulle eine kurzfristige Maßnahme, die nur die Symptome lindert. Auf die Erfolge
von Herrn Rubin werden Sie wohl sehr lange warten
müssen.
({5})
Nächster Redner ist der Kollege Joachim Poß, SPDFraktion.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Liebe Kollegin Flach, was uns beide, insbesondere Sie
aber von Herrn Steinbrück, grundsätzlich unterscheidet,
ist: Während wir in der wirtschaftlichen, der sozialen
und der finanziellen Realität konkret ansetzen und diese
schrittweise verbessern wollen, sind Ihre Vorschläge
nichts anderes als Wunsch und Wolke und haben mit der
wirtschaftlichen, der sozialen und der finanziellen Realität in diesem Land nichts zu tun; das ist Ihr Ansatz. Das
unterscheidet Sie von der großen Koalition. Während
wir realitätstüchtig sind und versuchen, uns dem schwierigen Veränderungsprozess zu stellen, äußern Sie nur
Wünsche, die Sie nicht erfüllen könnten - das wissen Sie
selber -, wenn Sie in der Regierungsverantwortung wären. Einen solchen Politikansatz sollten Sie den Wählerinnen und Wählern eigentlich nicht zumuten.
({0})
Ich glaube, Sie haben in Herrn Rubin im Verhältnis
zu Peer Steinbrück zu viel hineininterpretiert. Herr
Steinbrück hat nie behauptet, dass die heutige Situation
in Deutschland mit der in den USA im Jahre 1995 vergleichbar ist.
({1})
- Nein. Die Clinton-Administration hat zusammen mit
der Fed nach den riesengroßen Defiziten aus der
Reagan-Ära die richtigen Antworten auf die gegebene
ökonomische Situation gefunden. Aber wir müssen die
richtigen Antworten auf die Situation in der Bundesrepublik Deutschland finden, und zwar unter anderem vor
dem besonderen Hintergrund der Überwindung der deutschen Teilung. Das ist der Unterschied.
({2})
Im Übrigen sind die Zahlen und Fakten, die Herr
Steinbrück am vergangenen Dienstag genannt hat, durch
die Studien zum Beispiel der OECD und des Internationalen Währungsfonds gedeckt. Ich weiß daher nicht, wie
Sie dazu kommen, seine Angaben in Abrede zu stellen
und sich dabei auf den Bund der Steuerzahler zu berufen. An Ihrer Stelle wäre ich bei dem etwas vorsichtiger,
liebe Kollegin Flach.
Wir verkennen nicht, dass es in den letzten Jahren gerade in der Haushaltspolitik erbitterte Kämpfe zwischen
CDU/CSU einerseits und den Regierungsparteien SPD
und Bündnis 90/Die Grünen andererseits gegeben hat,
und zwar insbesondere darüber, wie in haushaltspolitischer Hinsicht auf die fast vierjährige wirtschaftliche
Stagnation in Deutschland reagiert werden sollte. Aber
umso erfreulicher ist, dass man nun zu erfolgreicher Zusammenarbeit zusammengefunden hat, in deren Mittelpunkt die realistische Auseinandersetzung mit den konkret zu lösenden Problemen steht. Dafür gebührt den
Obleuten Carsten Schneider und Steffen Kampeter stellvertretend für ihre Arbeitsgruppen aller Dank.
({3})
Dank gebührt auch dem Sekretariat des Haushaltsausschusses und den Fachleuten des Bundesfinanzministeriums für ihre wie immer gute Unterstützung. Ohne sie
wäre das alles nicht möglich gewesen.
({4})
Durch die Beratungen und Beschlüsse im Haushaltausschuss konnte der Bundeshaushalt 2006 wetterfester
gemacht werden. Ein guter Teil der globalen Minderausgaben konnte aufgelöst werden, was dem Etat von vornherein mehr Treffsicherheit gibt. Die Steuerschätzung
von Mai, die die Budgetansätze bei den Steuereinnahmen bestimmt, hat die interne Steuerschätzung des Bundesfinanzministeriums vom Januar bestätigt, ja sogar
übertroffen. Denn die Wirtschaft in Deutschland entwickelt sich Gott sei Dank 2006 bisher sehr erfreulich.
Überschattet wurden die Haushaltsberatungen über
mehrere Wochen durch eine - wie ich fand, etwas überflüssige - aufgeregte Debatte über die Kosten der
Grundsicherung für Arbeitsuchende. Es war deshalb gut,
dass Franz Müntefering als der zuständige Fachminister,
der über den besten Einblick in die komplizierte Materie
verfügt, am 2. Juni vor der Bundespressekonferenz die
Dinge zurechtgerückt und dargelegt hat, wo wir bei
Hartz IV stehen. Insbesondere hat er richtig gestellt,
dass es bei Hartz IV in den letzten Monaten keine Kostenexplosion gegeben hat.
({5})
„Kostenexplosion“ ist eine Begrifflichkeit, die, aus welchem Grund auch immer, allein dem Ziel dient, das gemeinsame Projekt der Grundsicherung für Arbeitsuchende insgesamt zu diskreditieren.
Dabei müsste doch jedem verständigen Menschen
klar sein, dass die knapp anderthalb Jahre, die es das
Arbeitslosengeld II jetzt gibt, für eine fundierte Beurteilung der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe nicht ausreichen.
({6})
Es handelt sich immerhin um eine der größten Sozialreformen in der Geschichte der Bundesrepublik
Deutschland mit sehr schwierigen Umstellungen für alle
Beteiligten. Deswegen sage ich auch mit Blick auf den
Koalitionspartner, womöglich auf Politiker, die sich jetzt
nicht hier im Raum befinden, die aber Generalrevision
und anderes mehr fordern - das sage ich insbesondere in
Richtung NRW -, dass sie sich etwas Puste für die lange
Strecke aufbewahren sollten, die noch vor uns liegt. Die
Umstellung ist wirklich für alle Beteiligten sehr schwierig. Auch der Bundesrechnungshof, der sehr sachlich
Mängel aufgezeigt hat, hat keine Generalrevision oder
eine grundlegende Neugestaltung der Grundsicherung
gefordert.
Was wir in der Koalition hierzu vereinbart haben, ist
sachgerecht. Wir machen das Fortentwicklungsgesetz,
dem der Bundesrat am 7. Juli hoffentlich zustimmt. Das
wird die Kostensituation erheblich verbessern. Wir haben im Haushalt 2006 Vorsorge für den Fall getroffen,
dass es doch zu höheren Ausgaben für das Arbeitslosengeld II kommen sollte. Der Haushaltsausschuss hat beschlossen, sich in der zweiten Jahreshälfte der beobachteten Vollzugsdefizite gezielt anzunehmen.
Das alles sind, glaube ich, die richtigen Schritte. Das
Ganze wird dann im Herbst im Zusammenhang mit den
Themen Kombilohn, Mindestlohn und Niedriglohnbereich diskutiert werden. Denn wir dürfen nicht vergessen: In vielen Fällen stellt das Arbeitslosengeld II eine
Aufstockung von Lohn und Gehalt oder sonstigen Einkünften dar.
Ich bin mir sicher, liebe Kolleginnen und Kollegen:
Wenn wir gegen Jahresende die Beratung des Bundes3870
haushaltes 2007 abschließen, werden wir alle nötigen
Maßnahmen ergriffen haben, damit die Kosten für das
Arbeitslosengeld II und Hartz IV nicht die haushaltspolitischen Ziele unterlaufen,
({7})
die sich die Koalition aus SPD und CDU/CSU gesetzt
hat.
Der Bundeshaushalt 2006 ist ein Übergangshaushalt.
({8})
So haben wir es in der Koalitionsvereinbarung festgelegt. In diesem Jahr nehmen wir bewusst eine hohe Nettokreditaufnahme des Bundes hin, weil wir nicht durch
zusätzliche harte Einschnitte in Investitionen und nachfragewirksame Sozialleistungen die gute Entwicklung
der deutschen Wirtschaft beeinträchtigen wollen. In diesem Haushalt 2006 läuft das 25-Milliarden-EuroImpulsprogramm der Regierung - bzw. 37-MilliardenEuro-Impulsprogramm mit Länderanteil - an, mit der
Fortführung der CO2-Gebäudesanierung, mit zusätzlichen Mitteln für die Forschung und die Verkehrsinfrastruktur und mit der steuerlichen Absetzbarkeit zum Beispiel von Handwerkerleistungen.
({9})
Davon, lieber Kollege Koppelin, profitiert die mittelständische Wirtschaft massiv; das ist wichtig für die Beschäftigung in der mittelständischen Wirtschaft.
({10})
Es wäre gut, wenn Sie bei Ihrer traditionellen Verbindung zum Mittelstand diese Botschaft mit vertreten
würden. Denn wir brauchen zusätzliche Beschäftigung
im Mittelstand.
({11})
Unser Kalkül ist klar und einleuchtend. Wir, das heißt
Bund und Länder, tun in einem Wirtschafts- und Finanzpakt alles, damit sich die Wirtschaft in Deutschland in
diesem Jahr so gut und stabil entwickelt, dass die aus
Gründen der Konsolidierung notwendige Mehrwertsteuererhöhung nicht zu der befürchteten konjunkturellen Delle führt. Wenn man sich die aktuelle Wirtschaftsentwicklung vorurteilsfrei anschaut - da stelle ich nicht
auf die gegenwärtig gute Stimmung durch die WM ab;
es gibt andere Anzeichen -, kommt man zu dem Ergebnis, dass es diese Delle so nicht geben wird. Das ist auch
die aktuelle Einschätzung des Ifo-Instituts. Die OECD
hat sich ebenfalls in diesem Sinne geäußert.
Ich habe Verständnis für das Verhalten der Oppositionsparteien. Das ist das übliche Oppositionsritual. Man
kann nicht erwarten, dass die Opposition den Weg der
Regierung vernünftig und angemessen findet, schon gar
nicht, wenn dieser Weg vernünftig und angemessen ist.
So ist es nun einmal.
({12})
Herr Kollege Poß, gestatten Sie eine Zwischenfrage
des Kollegen Koppelin?
Ja, natürlich; gern.
Herr Kollege Poß, erinnere ich mich richtig, dass Sie
vor der Bundestagswahl zur damaligen Forderung der
Union, durch eine Erhöhung der Mehrwertsteuer um
zwei Prozentpunkte eine Senkung des Beitragssatzes für
die Arbeitslosenversicherung zu finanzieren, eine Presseerklärung herausgegeben haben - ich lese Ihre Presseerklärungen immer mit großem Interesse -, in der Sie
dargelegt haben, dass die Erhöhung um zwei Punkte
nicht ausreichen wird, sondern dass man dafür mehr
brauchen wird? Jetzt versuchen Sie, das gleiche Ziel mit
der Erhöhung der Mehrwertsteuer um einen Punkt zu erreichen. Können Sie mir sagen, warum Sie das damals so
erklärt haben, heute in der Regierungspolitik aber nicht
entsprechend handeln?
Zunächst einmal finde ich es gut, dass Sie meine Presseerklärungen lesen, Herr Kollege Koppelin.
({0})
- Das kann ich jetzt leider nicht bestätigen.
({1})
Ich finde das ganz gut, weil man so voneinander lernen
kann.
Ich habe damals nicht nur eine Presseerklärung herausgegeben.
({2})
Es waren in dem Zusammenhang sehr wahrscheinlich
20. Es gab auch noch andere öffentliche Erklärungen.
Diesen Erklärungen habe ich nichts hinzuzufügen.
Sie wissen, Kollege Koppelin, dass beginnend im Oktober/November deutlich wurde: Wir haben es in einem
ganz bestimmten Bereich des Arbeitsmarkts mit einem
starken Kostenanstieg gegenüber den ursprünglichen
Einschätzungen zu tun. Außerdem haben wir in der
Koalition einen Wirtschafts- und Finanzpakt vereinbart.
Wenn man aus den Fehlern der Vergangenheit lernen
und sich nicht gegenseitig blockieren will, dann gehört
dazu, dass Bund und Länder konstruktiv zusammenwirken und dass auch beide handlungsfähig sein müssen.
({3})
Das gilt auch für die öffentlichen Haushalte von Bund
und Ländern. Dieser Situation ist die Erhöhung der
Mehrwertsteuer um 2 Prozentpunkte geschuldet. Hinzu
kommt eine Erhöhung um einen Punkt zur Finanzierung
der Senkung des Beitragssatzes zur Arbeitslosenversicherung.
({4})
Was ich in meiner Presseerklärung dargestellt habe,
ist in der Tat, dass die Rechnung, die von der damaligen
Opposition im Zusammenhang mit der angepeilten
Mehrwertsteuererhöhung und der Arbeitslosenversicherung vorgelegt wurde, nicht zutrifft. Dem habe ich auch
jetzt nichts mehr hinzuzufügen.
Ich hoffe, es ist klar geworden: Einen Punkt verwenden wir zur Senkung des Beitragssatzes für die Arbeitslosenversicherung und jeweils einen Punkt für die Länderebene und für den Bund.
Vor einem möchte ich warnen, Herr Koppelin. Wie
die letzten Jahre gezeigt haben, kann man durch Krisengerede und Schwarzmalerei viel an wirtschaftlicher Zuversicht und guter Perspektive kaputtmachen. Deutschland ist kein Sanierungsfall. Wir haben bei den
öffentlichen Finanzen Sanierungsaufgaben. Natürlich
- das muss man ganz deutlich sagen - haben wir Sanierungsaufgaben. Aber deswegen wird Deutschland nicht
zum Sanierungsfall.
Heribert Prantl hat gestern in der „Süddeutschen Zeitung“ bestechend präzise formuliert:
Mit Katastrophalisierungs-Rhetorik … kann man
die Menschen nicht zum Mitmachen gewinnen.
Motivation wird so nicht geschaffen.
Man muss hier auch die Wirtschaftsverbände kritisieren, die nämlich kein gutes Spiel treiben. Egal was die
Regierung macht - nie ist das für die Wirtschaftsverbände in Ordnung und genug; nie ist ihres Erachtens die
Situation in Deutschland so, dass Unternehmen Anreiz
hätten, zu investieren, nie sind die Wirtschaftsverbände
mit dem zufrieden, was die Regierung macht. Das war in
den letzten Jahren so und das geht jetzt weiter. Die Verbände sind offensichtlich nicht flexibel genug, sich umzustellen. Daher frage ich die Herren vom BDI, von der
BDA und von den anderen Verbänden: Wie erklären Sie
sich die exorbitanten Gewinne, die deutsche Unternehmen seit geraumer Zeit wieder einfahren? Ist das nicht
Grund genug, zu investieren? Insofern sind die Wirtschaftsverbände nichts anderes als Lobbyisten für Einzelinteressen und so verhalten sie sich auch. Das gleiche
Muster findet man hier im Bundestag bei der FDP. Deswegen komme ich auf Ihr dickes „Sparbuch“ auch nicht
zu sprechen.
({5})
Nur an einer Stelle sind Ihre Änderungsanträge sehr
ernst zu nehmen. Sie haben vorgeschlagen, die Eingliederungshilfe und die Verwaltungskosten bei der Grundsicherung in einem Ausmaß zu kürzen, das nur den
Schluss zulässt: Die FDP will die Bundesagentur für
Arbeit zerschlagen. Sie will den Ausstieg des Staates
aus der Förderung und Vermittlung von Langzeitarbeitslosen. Das ist ein Politik- und Staatsverständnis, das
meilenweit von unserem entfernt ist. Dazu wird Ihnen
niemand von uns die Hand reichen.
({6})
Ich bin fest davon überzeugt, dass dieser Haushalt
2006 ein wichtiger Schritt zu dem Ziel ist, das die große
Koalition gemeinsam erreichen will, nämlich stabiles
und andauerndes Wirtschaftswachstum, das sich endlich
in einem deutlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit niederschlägt. In der Folge soll es eine nachhaltige Rückführung der viel zu hohen öffentlichen Verschuldung auf
allen Ebenen des Staates geben.
Um dieses Ziel zu erreichen, beschließen wir nächste
Woche ein Steueränderungsgesetz, mit dem wir steuerliche Vergünstigungen reduzieren wollen. Das wird uns
Ärger einbringen. Denn viele Betroffene werden die
Maßnahmen nur schwer akzeptieren. Diese Maßnahmen
sind aber notwendig und den strukturellen Problemen
der öffentlichen Haushalte geschuldet.
In dem Gesetz, das wir in der nächsten Woche verabschieden, ist eine Zusatzabgabe vorgesehen. Menschen
mit sehr großer wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit sollen damit einen angemessenen Beitrag zur Finanzierung
des Staates leisten und ihrer gesellschaftliche Verantwortung gerecht werden. Mit diesem Aufschlag auf die
Einkommensteuer für Höchstverdiener wird kein einziger Steuerpflichtiger aus Deutschland vertrieben. Eine
gegenteilige Behauptung wäre absoluter Humbug. Die
Spitzenverdiener unseres Landes sind auch in Deutschland geblieben, als es vor einigen Jahren noch einen
Spitzensteuersatz in Höhe von 53 Prozent gegeben hat.
Gestatten Sie eine Zwischenfrage der Kollegin
Winterstein?
Gerne.
Herr Poß, ich habe eine Frage zum Thema Eingliederungsmaßnahmen. Sie haben gerade gesagt, dass es uns
darum gehe, die entsprechenden Strukturen zu zerschlagen. Stimmen Sie mir zu, dass im letzten Jahr 3,5 Milliarden Euro für die durchgeführten Maßnahmen ausgegeben wurden? Sind Sie der Meinung, dass letztes Jahr
all das, was in Bezug auf Eingliederungsmaßnahmen gelaufen ist, eine Katastrophe war?
Wie beurteilen Sie die Situation in diesem Jahr? In
diesem Jahr sind in den ersten vier Monaten 1,4 Milliarden Euro für diese Maßnahmen ausgegeben worden.
Sind Sie der Meinung, dass in den ersten vier Monaten
eine völlig unzureichende Arbeit im Bereich der Eingliederungsmaßnahmen geleistet worden ist und dass es daher die Notwendigkeit gibt, in den nächsten Monaten all
das noch einzubringen, was einzubringen man im letzten
Jahr und in den ersten vier Monaten dieses Jahres versäumt hat?
Zunächst einmal will ich sagen, dass ich die Zahlen
nicht bestreite, Frau Kollegin. Ich habe im Zusammenhang mit diesem Thema nur dargestellt, in welchem Prozess wir uns befinden. Sie wollen etwas anderes; Ihr Generalsekretär Niebel hat auch nie einen Hehl daraus
gemacht. Sie wollen die Zerschlagung der Bundesagentur für Arbeit. Insofern sind diese Anträge für Sie Mittel
zum Zweck. Darauf wollte ich hinweisen.
({0})
Ich möchte aber keine Diskussion darüber unterbinden,
wie man die Maßnahmen noch effizienter gestalten
könnte.
Herr Kollege, die Frau Kollegin Winterstein möchte
noch eine zweite Zwischenfrage stellen.
({0})
Aber natürlich.
Ich kann Ihre Ausführungen nicht so stehen lassen
und möchte daher nachhaken. Ganz konkret: Es geht um
die Summe in Höhe von 3,5 Milliarden Euro, die letztes
Jahr ausgegeben wurde. Sie haben für dieses Jahr im
Haushalt 6,5 Milliarden Euro für diesen Bereich angesetzt. Ich möchte von Ihnen gerne wissen, ob Sie der
Meinung sind, dass die von uns vorgeschlagene Kürzung
um 3 Milliarden Euro sinnvoll ist. Wir haben uns vorgestern anhören müssen, dass wir diejenigen seien, die den
Langzeitarbeitslosen Geld wegnehmen wollten, was
aber nicht der Fall ist. Sind Sie der Meinung, dass die
Arbeitsagenturen letztes Jahr ihre Arbeit ordentlich gemacht haben, dass diese Arbeit in diesem Jahr daher in
gleicher Weise fortgeführt werden sollte und deswegen
der Ansatz in Höhe von 3,5 Milliarden Euro völlig ausreichend ist?
({0})
Die Mängel, die im letzten Jahr zu verzeichnen waren, wurden von niemandem geleugnet. Ich denke, dass
Herr Müntefering auf diesen Punkt in der Fachdebatte
eingegangen ist.
({0})
Aber das heißt doch nicht, dass wir die Perspektive für
die Langzeitarbeitslosen verkürzen sollten, indem wir
Ihrem Antrag folgen.
Ich komme aus einem Wahlkreis, in dem das Problem
der Arbeitslosigkeit leider eine sehr große Rolle spielt.
Herr Müntefering und ich haben uns vor einiger Zeit mit
den Verantwortlichen vor Ort getroffen. Das Geld wird
dort dringend gebraucht. Deswegen geben wir den beteiligten Akteuren das Geld, das in diesem Jahr zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit gebraucht wird,
und nichts anderes.
Im Übrigen ändert das nichts an der Aussage, die ich
vorhin getroffen habe. Ihr Generalsekretär Niebel hat nie
einen Zweifel daran gelassen, dass Sie die Agentur zerschlagen wollen. Sie sollten sich dann auch hier dazu bekennen.
({1})
Bis zur Sommerpause, meine Damen und Herren,
werden Eckpunkte für die Unternehmensteuerreform
vorgestellt werden, auf die sich CDU/CSU und SPD
schon im Koalitionsvertrag verständigt haben. Die Ziele
dieser Unternehmensteuerreform sind anspruchsvoll.
Der Wirtschafts- und Investitionsstandort Deutschland
soll nach außen und auch nach innen gestärkt werden,
mit entsprechend positiven Wirkungen auf Wachstum
und Beschäftigung.
Die steuerlichen Gestaltungsspielräume, die viele Unternehmen, wie wir wissen, immer noch nutzen, um im
Inland erzielte Gewinne steuersparend ins Ausland zu
verlagern, müssen eingedämmt werden, um die Steuerbasis der Bundesrepublik Deutschland nachhaltig zu sichern. Das sehen auch alle Länderfinanzminister so.
Ein weiteres Ziel ist die weitgehende Rechtsformund Finanzierungsneutralität.
Sehr wichtig ist auch der Erhalt bzw. die Sicherung
der in den letzten Jahren immer solider gewordenen
Steuerbasis der Kommunen. Daran sollten wir alle interessiert sein, denn jeder von uns erlebt in seinem Wahlkreis vor Ort, in welch schwieriger finanzieller Lage sich
immer noch viele Kommunen befinden.
Schließlich muss die Reform so gestaltet sein, dass sie
die öffentlichen Haushalte nicht überfordert.
Im Bundesfinanzministerium wurde in den letzten
Wochen und Monaten sehr intensiv darüber beraten, wie
ein Konzept aussehen könnte, das diese vielen, nicht immer konfliktfreien Ziele vernünftig unter einen Hut
bringt. Peer Steinbrück hat dabei ganz wichtige Marken
gesetzt; diesen stimme ich ausdrücklich zu.
Ich halte es genauso wie Peer Steinbrück für richtig,
nicht den weitgehenden Systemänderungen zu folgen,
die die Stiftung Marktwirtschaft und der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen
Entwicklung vorgeschlagen haben. Das Steuerrad lässt
sich nicht dauernd neu erfinden. Es muss aber anerkannt
werden: Beide Institutionen haben eine respektable Arbeit geleistet und viele wertvolle Überlegungen angestellt. Ich glaube allerdings, die von beiden Institutionen
behaupteten starken positiven Wirkungen ihrer Vorschläge beruhen mehr auf Wunschvorstellungen als auf
belastbaren Ableitungen und Prognosen. Zudem haben
wir zur Kenntnis zu nehmen, dass Bund, Länder und
Kommunen durch Fehlbeträge in zweistelliger Milliardenhöhe belastet würden. Das können wir uns definitiv
nicht leisten.
Ich begrüße außerdem ausdrücklich, dass der Bundesfinanzminister die Gewerbesteuer auch weiterhin für einen unverzichtbaren Bestandteil der Kommunalfinanzen
wie auch der Unternehmensbesteuerung hält.
({2})
Ich sehe das genauso, da ich nach wie vor keine Alternative sehe, um den Kommunen eine vergleichbare finanzielle Sicherheit und damit auch Planungssicherheit zu
geben.
Es liegt in der Natur der Sache, dass es bei diesem
sehr komplexen Thema unterschiedliche Sichtweisen
gibt. Am nächsten Sonntag wird sich der Koalitionsausschuss mit dem Thema befassen. Ich hoffe, dass die
Überlegungen des Bundesfinanzministers zu einer Reform der Unternehmensbesteuerung führen, die weitreichende Zustimmung findet.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
({3})
Zu einer Kurzintervention gebe ich das Wort dem
Kollegen Franz Müntefering.
Ich wollte den Kollegen Poß ansprechen und deutlich
machen, dass ich völlig mit dem übereinstimme, was er
bezüglich des Titels Eingliederungshilfen bei den Argen gesagt hat. Das, was Teile des Hauses dazu gesagt
haben - das ist ja auch eben wieder geschehen -, geht an
der Lebenswirklichkeit völlig vorbei.
Wir haben den Argen bisher 85 Prozent der Eingliederungshilfen zur Verfügung gestellt. Dieses Geld haben
sie eingeplant. Damit wurden bisher eine ganze Reihe
von Eingliederungsmaßnahmen für die betroffenen Arbeitslosen finanziert. Eine Kürzung des Titels, wie von
einigen gewollt, um 3 Milliarden Euro würde dazu führen, dass unmittelbar und sofort jede diesbezügliche Tätigkeit in den Argen eingestellt werden müsste. Angesichts der Situation auf dem Arbeitsmarkt dürfte das
nicht in unserem Sinne sein. Deshalb lehnen wir das mit
Entschiedenheit ab und deshalb hat Herr Poß Recht,
wenn er deutlich macht, dass das nicht geht.
Was die Koalition hier vorgesehen hat, ist verantwortbar, denn es führt dazu, dass 1,1 Milliarden Euro von
den insgesamt 10 Milliarden Euro, die für Verwaltung
und Eingliederung zur Verfügung stehen, gesperrt sind
und das auch bleiben, falls die Auszahlungsbeträge
24,4 Milliarden Euro übersteigen sollten. Mit den jetzt
zur Verfügung gestellten 85 Prozent - so viel ist das in
etwa - werden wir die in diesem Jahr anstehenden Aufgaben erfüllen können. Es ist Aufgabe der Argen, dafür
zu sorgen, dass die Menschen wieder an den Arbeitsmarkt herangeführt werden. Deshalb ist es gut, dass sich
die Koalition sehr pragmatisch verhalten hat.
Die Streichung von 3 Milliarden Euro würde die Arbeitslosen dramatisch treffen. Das wollen wir nicht. Ich
bitte den Deutschen Bundestag ganz dringend, an der
Stelle konsequent zu bleiben und dafür zu sorgen, dass
die 6,5 Milliarden Euro mit der Sperrung von 1,1 Milliarden Euro bestehen bleiben.
({0})
Das Wort hat die Kollegin Dr. Gesine Lötzsch.
({0})
- Der Herr Kollege Poß wollte nicht antworten; das hat
er mir signalisiert. Deswegen gebe ich das Wort der Kollegin Dr. Gesine Lötzsch, Fraktion Die Linke.
({1})
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sekretariats! SPD
und CDU/CSU streiten bis aufs Messer, wer für den Sanierungsfall Deutschland die Verantwortung trägt.
({0})
Ist es Schuld der Regierung Kohl oder der Regierung
Schröder?
({1})
Ich glaube, wir können uns schnell darauf einigen, dass
es an beiden Regierungen gelegen hat. Ich finde es gegenüber den Sozialdemokraten nicht gerecht, wenn die
Verantwortung alleine auf die Schröder-Regierung reduziert wird; denn die große Koalition gab es schon unter
der Regierung Schröder. Die Gesundheitsreform, die
Steuerreform und die Hartz-Reformen waren das Ergebnis einer ganz großen Koalition von CDU, CSU, SPD
und den Grünen.
({2})
Wer sich die Ergebnisse dieser Reformen anschaut,
muss feststellen, dass sie alle grandios gescheitert sind.
Die Gesundheitsreform 2004 hat die Mitglieder der
Krankenkassen nicht entlastet, sondern weiter belastet.
Die Lohnnebenkosten wurden nicht gesenkt, die Krankenkassenbeiträge steigen weiter und die Patienten müssen bei Medikamenten, Behandlungen und Krankenhausaufenthalten kräftig zuzahlen. Die Menschen sind
durch diese Reform nicht gesünder, die Patienten dafür
ärmer geworden. Die Gesundheitsreform hat sich nur für
die großen Pharmakonzerne wirklich gelohnt. Die Tatsache, dass die Kassen jetzt 2 Milliarden Euro mehr für
Pillen als für Honorare ausgeben, ist wirklich ungesund.
Übrigens wurde mit der Gesundheitsreform auch beschlossen, dass die Vorstände der Krankenkassen ab
März 2004 ihre Gehälter veröffentlichen müssen. Bis
heute weigern sich 17 Kassenvorstände, diese gesetzli3874
che Pflicht zu erfüllen. Die Regierung ist untätig. Dabei
stellt die Veröffentlichung für diese Vorstände gar keine
Gefahr dar, da das Kassenmitglied gar nicht vergleichen
kann, ob sich der eigene Vorstand über alle Maßen selber
bedient. Der Bundesanzeiger, der für die Veröffentlichung dieser Vorstandsgehälter zuständig ist, hat gegenüber dem Wissenschaftlichen Dienst des Parlaments erklärt, dass eine Gesamtübersicht über die Einkünfte der
Vorstände aus finanziellen Gründen nicht möglich sei.
Ist es nicht erstaunlich, dass es der Bundesagentur für
Arbeit gelingt, 5 Millionen Arbeitslose zu überwachen,
es aber den Aufsichtsbehörden der Krankenkassen bisher nicht gelungen ist, eine Übersicht über die Gehälter
von knapp 260 Kassenvorständen zu erstellen? Das ist
doch ein Widerspruch bzw. eine Schieflage.
({3})
Das von mir in Auftrag gegebene Gutachten zeigt, dass
die Gehälter der Kassenvorstände in vielen Fällen eben
nicht dem Prinzip der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit entsprechen. Einige Vorstände und Aufsichtsräte der
Krankenkassen verwechseln offensichtlich Selbstverwaltung mit Selbstbedienung.
Ich habe Ihnen das so ausführlich dargestellt, um zu
zeigen, dass unterschiedliche Messlatten angelegt werden.
Eine unterschiedliche Messlatte verwendet die Bundesregierung auch bei der Steuerpolitik. Diese Koalition
hat mit der Steuerreform die Staatsfinanzen in eine
schwere Krise getrieben; denn die zerrütteten Staatsfinanzen sind kein Naturereignis, das über uns gekommen
ist, sondern das Ergebnis Ihrer Politik.
({4})
Die rot-grüne Regierung hat die Steuern um über
50 Milliarden Euro gesenkt. Insbesondere große Unternehmen wurden durch diese Steuerreform begünstigt.
({5})
Hinzu kommt, dass viele große Unternehmen clevere
Steueranwälte beschäftigen, die mit allen Mitteln versuchen, die zu zahlenden Steuern zu minimieren. Die Steuergesetzgebung bietet dafür nicht nur Schlupflöcher,
sondern Scheunentore, durch die kofferweise das Geld
am Fiskus vorbei in Sicherheit gebracht werden kann.
Im letzten Jahr haben Steuerprüfer allein von Großunternehmen Steuernachzahlungen in Höhe von 10,87 Milliarden Euro gefordert. Nach Aussage der Bundesregierung haben diese Unternehmen immer noch zu wenig
Steuern gezahlt. Das Problem sind fehlende Steuerprüfer. Ist es nicht eine unglaubliche Unverfrorenheit und
ein Ausdruck von Undankbarkeit, wenn die Arbeitgeberverbände unentwegt niedrige Steuern fordern, die Regierungen dem immer wieder nachkommen und die Großunternehmen trotzdem versuchen, 10 Milliarden Euro in
einem Jahr zu unterschlagen? Das ist Sozialbetrug auf
ganz hohem Niveau.
({6})
Zu diesem Steuerbetrug habe ich von unserem Finanzminister übrigens noch nichts gehört. Vielleicht sagt
er in seiner sich anschließenden Rede etwas dazu. Herr
Steinbrück schickt lieber eine Steuersenkung in Höhe
von 8 Milliarden Euro hinterher.
({7})
Der Finanzminister hat sich über eine Forderung unserer Fraktion empört und gesagt, wir wollten 1 Milliarde Euro zusätzlicher Haushaltsmittel ausgeben. Sie
bezeichnen unsere Forderungen als utopisch. Das sind
sie natürlich nicht, vorausgesetzt, Sie, Herr Steinbrück,
würden Ihren Job gut machen und endlich die Steuerschulden der großen Unternehmen eintreiben.
({8})
Es geht aber nicht nur um die großen Unternehmen.
Ein ehemaliger Angehöriger der bayerischen Finanzverwaltung bedankte sich für die Rede, die ich am Dienstag
im Bundestag gehalten habe.
({9})
Er schrieb mir - ich darf zitieren -:
In den 15 Jahren als Finanzbeamter konnte ich genügend Einblicke in unsere Strukturen gewinnen.
Ich erinnere mich an folgendes Beispiel: Ehemann
höherer Beamter und Jurist, 500 000 DM Jahreseinkommen; Ehefrau Fachärztin für Kieferorthopädie, 1,5 Millionen DM Jahreseinkommen. Bezahlte
Steuern 0 DM.
Am Interessantesten war es im Finanzamt Starnberg. Dort waren ganze Steuerbezirke mit Verlusteinkünften verseucht. Ins Finanzamt gegangen, den
Offenbarungseid geleistet und anschließend im Jaguar zur Yacht am Starnberger See davongebraust!
({10})
Die Fälle, von denen hier berichtet wird, sind keine
Einzelfälle.
Das Finanzvermögen privater Haushalte wuchs im
vergangen Jahr um 180 Milliarden Euro auf insgesamt
4,26 Billionen Euro. Seit 1990 hat sich das Geldvermögen der Bundesbürger verdoppelt. Es ist nur sehr unterschiedlich verteilt. Die unteren 50 Prozent der Haushalte
verfügen über lediglich 4 Prozent des Nettovermögens,
während die oberen 10 Prozent der Haushalte über
47 Prozent verfügen. Das ist eine Schieflage, die nicht
hinzunehmen ist.
({11})
Diese Regierung wirkt wie ein Verstärker. Sie macht
Reiche noch reicher und Arme noch ärmer. Damit spaltet
sie unsere Gesellschaft.
Auch die dritte große Reform, die Arbeitsmarktreform, ist, was entsetzlich ist, grandios gescheitert. Wir
haben nicht mehr versicherungspflichtige Arbeitsplätze,
sondern weniger. Dafür haben wir einen dramatischen
Anstieg bei den Minijobs, von denen keiner leben kann.
Nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft
Köln leben 17 Prozent der Niedriglohnbezieher in Haushalten, deren Einkommen unter der Armutsgrenze liegt.
Knapp 4 Millionen Menschen bekommen weniger als
7,50 Euro pro Stunde für Ihre Arbeit. In den alten Bundesländern sind 6 Prozent der Beschäftigten im Niedriglohnsektor tätig, im Osten Deutschlands sind es
20 Prozent. Wir brauchen endlich einen gesetzlichen
Mindestlohn, damit ein Mensch von seiner eigenen Arbeit in Würde leben kann.
({12})
Drei große Reformen sind grandios gescheitert. Der
Staat steckt in einer schweren Finanzkrise, aber die Regierenden machen einfach weiter. In der DDR nannte
man in den 80er-Jahren diese Art Wirklichkeitsverweigerung und Selbstherrlichkeit das Politbürosyndrom.
({13})
- Genau. - Davor kann ich Sie nur warnen; denn dieses
Syndrom ist gefährlich und die schwierige Behandlung
ist keine Kassenleistung.
({14})
Die Kanzlerin wurde auf einer Veranstaltung des
Bundesverbandes der Deutschen Industrie vom Präsidenten des BDI für ihre Regierungsleistung heftig kritisiert. In manchen Punkten teilt die Linke sogar die Auffassung des BDI. Die Mehrwertsteuererhöhung ist außer
Wahlbetrug natürlich auch ökonomischer Unsinn.
({15})
Das ist die größte Steuererhöhung in der Geschichte
Deutschlands.
Sie wird die Schwarzarbeit kräftig befördern. Nach
einer Studie des renommierten Schwarzmarktexperten
Friedrich Schneider beträgt das Gesamtvolumen der
deutschen Schattenwirtschaft 346 Milliarden Euro. Das
entspricht fast 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. In
den USA macht die Schattenwirtschaft - so Ergebnisse
der Forschung - nur 7,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Durch die Mehrwertsteuererhöhung wird sich
das Volumen der Schwarzarbeit um 5 Milliarden Euro
erhöhen. Das können Sie in wissenschaftlichen Untersuchungen nachlesen. Das heißt, die Einnahmen werden
nicht in der Höhe fließen, wie sie sich der Finanzminister verspricht, weil ein Teil der Menschen von der Bundesregierung wieder in die Schwarzarbeit abgedrängt
wird. So wird der Finanzminister wieder zum Schattenminister.
Meine Damen und Herren, die Kanzlerin erklärte
Deutschland vor den Arbeitgebern zum „Sanierungsfall“. Gemeint ist eigentlich etwas anderes. Es ist eine
unnötige Anbiederung an die Arbeitgeber. Wenn die
Kanzlerin den „Sanierungsfall Deutschland“ ausruft,
dann wissen die Bürgerinnen und Bürger, was das bedeutet. Das bedeutet Personalabbau, Kürzung von sozialen Leistungen und weniger Geld, dafür aber immer
mehr Arbeit für die Menschen.
Ich habe den Eindruck, diese Regierung hat Angst vor
den Herausforderungen. Sie hat nämlich Angst, sich mit
den wirklich Mächtigen in diesem Land anzulegen.
({16})
Sie hat Angst, diese immer ungerechtere und unsozialere
Gesellschaft wieder ins Lot zu bringen.
Durch diesen Haushalt, über den wir heute abzustimmen haben, wird nichts besser, aber vieles schlechter gemacht. Darum lehnen wir als Linksfraktion den Haushalt
entschieden ab.
Vielen Dank.
({17})
Das Wort hat der Kollege Dr. Peter Ramsauer, CDU/
CSU-Fraktion.
({0})
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wer diese
Haushaltsdebatte in den letzten vier Tagen genau verfolgt hat, dem hat sich ganz deutlich gezeigt, dass wir
alle miteinander über Partei- und Fraktionsgrenzen hinweg Verantwortung für unser Land tragen. Durch diese
Debatte wurde uns auch nahe gelegt, unsere Rivalitäten
über Partei- und Fraktionsgrenzen hinweg hinter dieser
Verantwortung für unser Land zurückzustellen.
({0})
Deutschland ist ein starkes Land. Das hat sich nicht
nur auf dem grünen Rasen, sondern auch durch all seine
Anlagen in der Wirtschaft gezeigt - tüchtige Arbeitnehmer, tüchtige Unternehmer und tüchtige Erfinder mit
Forschergeist -, wie der Kollege Riesenhuber am Ende
seiner Rede mit einer großartigen Conclusio festgestellt
hat. Deswegen habe ich kein Verständnis dafür, dass die
Oppositionsredner - ich nenne jetzt nur einmal den Kollegen Brüderle und die Kollegin Dückert - den Wirtschaftsminister schlechtreden. Eine solche Unkultur gibt
es in keinem anderen Land.
({1})
- Herr Kollege Beck, der Sie die Kolleginnen und Kollegen in diesem Hause regelmäßig schikanieren, Sie haben
überhaupt keine Berechtigung, anderen Ratschläge zu
geben.
({2})
So, wie Sie Ihr Amt als Parlamentarischer Geschäftsführer ausüben, kann ich das Wort schikanieren nur unterstreichen. Das ist eine Schande.
({3})
Kollegin Dückert, es mutet schon komisch an, dass
ausgerechnet Sie dem deutschen Wirtschaftsminister ein
Zeugnis ausstellen wollen.
({4})
Wie ernst die Grünen diese Haushaltsdebatte nehmen,
zeigt sich zum Beispiel daran, dass sich der ehemalige
Vorzeigegrüne Joschka Fischer das letzte Mal vor über
drei Wochen in diesem Haus hat sehen lassen, nämlich
am 1. Juni 2006.
({5})
In dieser Woche war er überhaupt nicht hier. Das ist allerhand. Ich muss allerdings auch einmal etwas Positives
sagen: Ich kann nur dazu gratulieren, dass er sich, wie
man heute der Presse entnehmen kann, demnächst aus
diesem Hause verabschiedet.
({6})
Herr Brüderle - er ist gerade nicht da -, ich finde es
auch recht merkwürdig, dass sich die FDP hier darüber
erregt, dass die Mehrwertsteuer erhöht wird, während sie
die zusätzlichen Mehrwertsteuereinnahmen in den Ländern, in denen sie mitregiert, sehr gerne einheimst. Das
passt auch nicht sehr gut zusammen.
({7})
- Sie freuen sich über diese zusätzlichen Einnahmen.
({8})
Frau Kollegin Dückert, das Allerbeste ist, dass ausgerechnet Sie als Vertreterin der Grünen danach fragen,
wie viel Wachstum notwendig sei, um eine zusätzliche
Beschäftigung in diesem Land zu erzeugen. Das fragt
ausgerechnet Ihre Partei, für die immer das Schlimmste,
was es überhaupt gibt, wirtschaftliches Wachstum war.
({9})
Wir haben nicht nachgelassen, zu begründen, dass es
ohne wirtschaftliches Wachstum nun einmal nicht geht.
Deshalb haben Sie uns immer als Zukunftsverweigerer
hingestellt und gesagt, die Zukunft liege im Nullwachstum.
({10})
Inzwischen hat sich gezeigt, dass das verheerend war.
Die letzten sieben Jahre Ihrer Regierungsbeteiligung waren verheerend für dieses Land.
({11})
Herr Kollege Ramsauer, gestatten Sie eine Zwischenfrage der Kollegin Dückert? - Bitte.
Ich habe zwar nicht Ja gesagt, aber meinetwegen.
- ich wollte Sie fragen, ob Ihnen entgangen ist, dass
ich mit dem Hinweis auf die Wachstumsprognosen von
1,8 bis 2 Prozent für dieses Jahr und dem Hinweis auf
die monatlich steigenden Steuereinnahmen den Wirtschaftsminister gefragt habe, ab welcher Wachstumsrate er schamesrot wird, wenn er die Störung des
gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichtes ausruft. Bei
diesen Wachstumsraten wird er es ja noch nicht.
({0})
Ich wollte Sie weiterhin fragen, ob es Ihnen nicht
peinlich ist,
({1})
dass der Wirtschaftsminister der Bundesrepublik
Deutschland in diesem günstigen konjunkturellen Umfeld die Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichtes ausruft?
({2})
Ich könnte Ihre dritte Frage auch gleich aufrufen. Ich
kann Ihnen nur eines sagen: Bevor Sie sich über die angeblich schlimmen Zustände in unserem Land beklagen
- Sie haben als die Bankrotteure von einst überhaupt
kein Recht dazu -, sollten Sie vielmehr dem deutschen
Wirtschaftsminister Rückendeckung geben,
({0})
wenn er sich beispielsweise beim Ausbildungspakt mit
aller Energie dafür einsetzt, dass wir zusätzliche Lehrstellen bekommen.
({1})
Damit würden Sie denjenigen, die jetzt noch eine Lehrstelle suchen, viel mehr helfen als mit dem theoretischen
Unfug, den Sie hier dozieren. Geben Sie dem Wirtschaftsminister lieber Rückendeckung in diesen wichtigen Fragen. Gestern hat der Wirtschaftsminister die
Situation im Wirtschaftsministerium eindeutig dargestellt. Die Situation ist ermutigend. Daher sollten wir
ihm nicht in den Rücken fallen, sondern ihm gefälligst
helfen.
({2})
Ich appelliere natürlich auch an die Wirtschaft - das
sage ich als Unternehmer und als gelernter Handwerksmeister -, über den momentanen Bedarf hinaus auszubilden und die fertig Ausgebildeten später auch einzustellen. Denn die Lehrlinge von heute sind die Fachkräfte
von morgen. Wenn man in der Welt einigermaßen viel
herumgekommen ist, dann weiß man, dass kein Berufsausbildungssystem dieser Welt mehr gerühmt und als
Modell herangezogen wird als das deutsche duale Ausbildungssystem.
({3})
Das ist den tüchtigen Meisterinnen und Meistern im
Handwerk und in der Industrie und den Lehrern in den
berufsbildenden Schulen zu verdanken, die ausbilden,
die ihr Wissen, ihre Erfahrung und ihr Können an die
junge Generation weitergeben.
Wir sollten auf das großartige Potenzial in diesem
Lande stolz sein und nicht darüber nörgeln. Wir sollten
es rühmen und loben,
({4})
damit die Menschen in der Wirtschaft die entsprechende
Motivation erfahren und sehen, welchen Rückhalt sie in
diesem Parlament, in der großen Koalition und bitte
schön auch in der Opposition haben.
Damit bin ich beim Thema Stimmung. Reden wir die
Stimmung doch nicht schlecht.
({5})
Es ist einige Male betont worden, dass sich anhand der
Weltmeisterschaft zeigt, dass wir Deutsche, obwohl
viele im Ausland uns das nicht zutrauen, uns über unsere
Erfolge auch freuen können.
({6})
Wir sollten stolz darauf sein und uns darüber freuen,
dass die Stimmung in der Wirtschaft steigt. Ich habe als
Diplomkaufmann gelernt, dass die Stimmung und die
Psychologie die halbe Miete in der Wirtschaft sind.
(Beifall bei der CDU/CSU - ({7})
Wenn wir sie schlechtreden, dann sind wir selber daran schuld, dass sie nicht gut ist. Es kann aufwärts gehen
und wir haben die Fähigkeiten und die Kraft dazu.
Mit dem Wachstum geht es aufwärts. Die Binnenkonjunktur ist belebt. Wir haben eine sehr positive Entwicklung der Steuereinnahmen. Wir haben eine positive Entwicklung auf den Arbeitsmärkten.
({8})
Das ist ein Erfolg der neuen Bundesregierung und keine
Fortentwicklung der Politik der alten Bundesregierung.
Frau Kollegin Dückert, auch das kann ich Ihnen noch als
Antwort zurufen.
Herr Kollege Ramsauer, gestatten Sie eine weitere
Zwischenfrage des Kollegen Bonde? Ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie dies mit einem lauten und deutlichen
Ja bekunden würden und nicht nur mit einem Handzeichen.
Ja.
({0})
Herr Kollege, darf ich Ihrem Aufruf, diese Republik
nicht schlechtzureden, entnehmen, dass Sie die Äußerung der Bundeskanzlerin Merkel, Deutschland sei ein
Sanierungsfall, nicht teilen?
({0})
Haben Sie sozusagen mit Ihrer Kritik an der Opposition
die Bundeskanzlerin gleich mit gemeint? Vielleicht können Sie uns etwas genauere Auskunft dazu geben, wie
das zusammenpasst.
Als große Überschrift haben wir über unseren Koalitionsvertrag den Dreiklang aus Sanieren, Reformieren
und Investieren gesetzt.
({0})
Uns war immer klar, dass wir in die Zukunft unseres
Landes investieren müssen.
({1})
Hier bewahrheitet sich der kluge Spruch eines Philosophen, der einmal gesagt hat: Die Stärke einer Periode bemisst sich nicht daran, was in ihr geerntet wird, sondern
daran, was in ihr ausgesät wird.
({2})
Auch die Stärke der großen Koalition wird sich eines Tages daran messen lassen, was wir aussäen. Wir werden
auch aussäen. Die Grünen haben sieben Jahre lang geerntet. Die Folgen können wir heute spüren. Wir säen
wieder aus. Darauf können Sie sich verlassen. Jetzt dürfen Sie sich wieder setzen.
({3})
Besonders froh bin ich, dass wir uns in unserem letzten Koalitionsgespräch am vergangenen Sonntagabend
gegenseitig fest versichert haben, dass der Haushalt des
Jahres 2007, der vom Kabinett im Juli dieses Jahres beschlossen wird und schon in wenigen Wochen in die
erste Beratung geht, wieder dem Art. 115 des Grundgesetzes und den Maastrichtkriterien genügen wird.
({4})
Ohne solide Staatsfinanzen ist keine solide und nachhaltige Staatsentwicklung möglich. Herr Finanzminister
Steinbrück, im Namen meiner Fraktion betone ich noch
einmal, dass Sie unseren Rückhalt haben und sich auf
uns verlassen können.
({5})
Finanzpolitische Solidität ist ein Markenzeichen der
Politik der Union.
({6})
In diesem Zusammenhang möchte ich gerne ein
Stichwort aufgreifen, das meine beiden Vorredner genannt haben: Die Entwicklung bei Hartz IV bzw. beim
Arbeitslosengeld II versetzt uns alle in Sorge.
({7})
Heute wurde die Meldung verbreitet, dass die Ausgaben
für Hartz IV in den ersten fünf Monaten dieses Jahres,
verglichen mit demselben Zeitraum des Vorjahres, von
10,2 Milliarden Euro auf über 11,5 Milliarden Euro gestiegen sind. Das entspricht einer Steigerung von
13,3 Prozentpunkten. Wir sind uns alle einig, dass das so
nicht weitergehen darf. Egal ob eine Generalrevision
oder einzelne Korrekturen gefordert werden, sicher ist,
({8})
dass wir die Dinge so, wie sie gegenwärtig sind, nicht
treiben lassen können. Herr Finanzminister, das wissen
wir.
Von Teilen der Opposition wird argumentiert, es sei
zutiefst ungerecht und sozialer Kahlschlag, wenn man
hier Korrekturen vornimmt.
({9})
Ich dagegen frage: Ist es denn ungerecht, von einem
Hartz-IV- bzw. ALG-II-Empfänger zu verlangen, dass er
im Rahmen seiner Fähigkeiten einen Beitrag zur Bewältigung seiner Lebenssituation leistet?
({10})
Wie gerecht ist es - das ist ein konkreter Fall aus einem
Krankenhaus in meinem Wahlreis -, dass einem Hartz-IVEmpfänger, der ins Krankenhaus kommt, auf Kosten des
Steuerzahlers bzw. des Krankenhauses sofort ein Fernsehgerät freigeschaltet wird, während sich die Oma, die
im Zimmer neben ihm liegt und keine Hartz-IV-Empfängerin ist, das Freischalten des Fernsehers nicht leisten
kann, weil sie das Ganze von ihrer geringen Rente selbst
bezahlen muss? Ist das sozial gerecht? Ich halte das für
alles andere als gerecht.
({11})
In der gleichen Agenturmeldung steht eine interessante Zahl: Die Unterkunftskosten - darin sind natürlich
auch die Heizkosten enthalten - sind im erwähnten Zeitraum um 300 Millionen Euro gestiegen, von 1,3 Milliarden Euro im Vorjahr auf jetzt mehr als 1,6 Milliarden
Euro. Ist es sozial gerecht, dass der Arbeitnehmer durch
die Steuern, die er zahlt, die Heizkostensteigerungen, zu
denen es aufgrund des starken Winters kam, für den
Hartz-IV-Empfänger mitfinanziert, dass er aber die Erhöhung der Heizkosten, die bei ihm selbst anfallen, aus
seinem eigenen Netto zu tragen hat? Auch das halte ich
nicht für sozial gerecht.
Was sollen wir eigentlich einem Arbeitnehmer sagen,
der mit erhöhten Heizkosten konfrontiert ist und seine
Steuern zahlen muss, warum aus seinen Steuern für die
Hartz-IV-Empfänger die Kostenfreiheit für Heizkosten
getragen wird? All das passt hinten und vorne nicht zusammen. Seien Sie also vorsichtig mit der Behauptung,
dass es von vornherein unsozial sei, hier Korrekturen
vorzunehmen. Denken Sie auch an die Schwachen in unserer Gesellschaft.
({12})
- Ich danke für den Beifall der Liberalen. Es tut mir im
Herzen weh - ich bin nämlich mindestens so liberal wie
Sie auf der rechten Seite -,
({13})
dass solche Querschüsse oft ausgerechnet von Ihnen
kommen. Dennoch freue ich mich über Ihren Beifall.
Deshalb habe ich von Teilen der Opposition gesprochen.
({14})
Wir müssen auch - das sage ich jetzt an die Adresse
der Grünen und der Linken - auf diejenigen sozial
Schwachen in unserer Gesellschaft schauen, die ihre Familien von ihrem eigenen Einkommen ernähren und
nicht von Transferzahlungen!
({15})
Das ist ausgewogene Sozial- und Wirtschaftspolitik.
Mit Blick auf die großen Reformvorhaben der kommenden Monate sage ich: Ich bin froh, dass wir in der
kommenden Woche - mit Sicherheit, möchte ich sagen der Föderalismusreform zum Durchbruch verhelfen
werden. Sie ist ein großartiger Meilenstein und zeigt,
dass die große Koalition, dass diese Regierung wirklich
handlungsfähig ist und Weichen für die Zukunft unseres
Landes stellen kann. Wir müssen jetzt mit dem gleichen
Elan, meinetwegen auch mit der gleichen Verbissenheit
im Detail, die uns manchmal große Schwierigkeiten gemacht hat, den zweiten Teil der Föderalismusreform anpacken: die Neuregelung der Finanzströme. Das war ein
Anliegen der FDP, es ist aber natürlich auch ein Anliegen von uns. Es mag schon sein, dass es hier und da
manchmal schwierig wird. Wenn es nach meiner Fraktion geht, und das ist auch meine persönliche Meinung,
dann könnte man bei diesem zweiten Teil der Föderalismusreform das Gespräch über eine Länderneugliederung
noch einmal aufnehmen.
({16})
Denn ich weiß nicht, ob das, was wir uns in Deutschland
auf diesem Gebiet leisten, mit Blick in die weite Zukunft
der Weisheit letzter Schluss ist. Man denke an die Neugliederung des Länderfinanzausgleichs, in dessen
Rahmen die Probleme zwischen Geber- und Nehmerländern zur Sprache kommen werden. Man wird sich fragen, ob man sich kleine - sehr kleine - Länder auf Dauer
leisten kann. Als Beispiel kann ich am unverdächtigsten
Berlin und Brandenburg nennen. Leider ist diese Fusion
gescheitert. Aber wir sollten nicht nachlassen, auch hier
zu Fortschritten zu kommen.
({17})
Deutschland kann sich darauf verlassen, dass wir in
den kommenden Wochen zu einer vernünftigen Grundlage für die Gesundheitsreform kommen. Es ist eine
ganz wichtige Botschaft und kann, bei allen Einsparungsanstrengungen, in der öffentlichen Debatte nicht
oft genug gesagt werden: Wenn wir uns Spitzenmedizin
in unserem Lande auf Dauer leisten wollen, wird die - so
formuliere ich es gerne - Veranstaltung „Gesundheit“
insgesamt nicht billiger, sondern eher teurer. Ich habe
mir bei einer interessanten Diskussion in dieser Woche
wieder einmal von einem jungen Menschen ernsthaft anhören müssen - nicht hier in Berlin, sondern woanders -,
ob es denn sein müsse, dass man einem über 80-Jährigen
Menschen noch teure Operationen angedeihen lässt.
Meine Damen und Herren, über solche Sichtweisen bin
ich empört! Denn es ist zutiefst inhuman, solche medizinischen Möglichkeiten, die es vor 20, 30 Jahren noch
nicht gegeben hat, den Menschen zu verweigern - auch
wenn sie sehr teuer sind. Diese Leistungen müssen für
alle erhalten bleiben.
({18})
Wenn wir sie durch Einsparungen am anderen Ende
nicht finanzieren können, müssen wir klar Ja sagen zu
dem Preis, den wir für die Spitzenmedizin, welche wir
den Menschen bieten, zahlen müssen. Das ist der Preis
für mehr Gesundheit, für größere Lebensfreude und für
ein längeres Leben.
Dazu sage ich in aller Deutlichkeit: Ich glaube, bei einem Gesamtausgabenvolumen der gesetzlichen Krankenversicherungen von ungefähr 145 Milliarden Euro
sind im ersten Anlauf sicherlich noch nicht alle Einsparungsmöglichkeiten ausgereizt. Die Kollegen in der Arbeitsgruppe arbeiten mit unglaublicher Energie und mit
einem wahnsinnigen Zeiteinsatz.
({19})
Ihnen muss man auch einmal ganz herzlich danken! Sie
arbeiten nicht nur unter der Woche fast Tag und Nacht,
sondern auch samstags und sonntags.
Ich möchte Sie ermuntern, alles daran zu setzen, dass
wir bei diesem Volumen zu größeren Einsparungen als
den jetzt absehbaren 2 Milliarden Euro kommen. Es
muss bei einem Volumen von 145 Milliarden Euro möglich sein, an dauerhaften Einsparungen mehr als 2 Milliarden Euro herauszuholen. Die Menschen in unserem
Lande fühlen sich massiv betroffen, wenn ständig von irgendwelchen Steuererhöhungen zusätzlich zu den bereits beschlossenen Belastungen gesprochen wird. Wir
müssen den Menschen das Signal geben, dass rigoroses
Sparen das allererste Mittel ist.
Herr Kollege, darf ich Sie an Ihre Redezeit erinnern?
Sparen geht vor Belastungserhöhungen.
({0})
Ich komme zum Schluss. Da die Schlussrunde auch
immer die Gelegenheit zum Dank ist, möchte ich mich
für die gute Zusammenarbeit in der Führung der großen
Koalition herzlich bedanken.
({1})
- Ja, die Zusammenarbeit in der Führung der großen
Koalition klappt ganz hervorragend.
Ich möchte mit einem Wort schließen, das Peter
Struck in seiner Etatrede am Mittwoch geprägt hat: Wir
alle sind zum Erfolg verdammt. Daran arbeiten wir im
Schweiße unseres Angesichts.
({2})
Vielen herzlichen Dank.
({3})
Das Wort hat die Kollegin Anna Lührmann,
Bündnis 90/Die Grünen.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Auch ich möchte mich zu Beginn meiner
Rede bedanken, und zwar beim Sekretariat des Haushaltsausschusses, das uns während der Beratungen großartig unterstützt hat.
({0})
Herr Kollege Ramsauer, Ihrem Dank an die große
Koalition kann ich mich aber nicht anschließen.
({1})
Das sage ich nicht aus reiner Oppositionsrhetorik heraus,
weil das von der Opposition nun einmal erwartet wird.
Vielmehr kann ich mir eine Regierungspolitik vorstellen,
für die ich mich bedanken und die ich auch unterstützen
würde. Ein Beispiel wäre, wenn morgen die Zeitungen
titeln könnten: Wir sind Weltmeister! Noch nie hat eine
Regierung so wenig Schulden gemacht. Noch nie hat
eine Regierung so stark in Zukunft investiert. - Gäbe es
eine solche Überschrift in den Zeitungen, würde ich die
Politik der großen Koalition unterstützen.
Leider, Herr Ramsauer, sieht die Realität anders aus.
Die Koalition hat viel angekündigt. Doch geblieben sind
nur geplatzte Seifenblasen und die Überschrift: Wir sind
Weltmeister! Noch nie hat sich eine Regierung vorgenommen, so viele neue Schulden aufzunehmen und auf
Kosten der künftigen Generationen zu leben. - Das ist
ein Armutszeugnis, finde ich.
Der Haushalt, über den wir hier in der Schlussrunde
reden, sieht ganz bewusst die Aufnahme von 38 Milliarden Euro neuer Schulden vor. Das sind 7 Milliarden
Euro mehr als 2006. Das ist die höchste Nettokreditaufnahme, die sich je eine Regierung bei der Einbringung
eines Haushaltes vorgenommen hat,
({2})
obwohl die wirtschaftliche Entwicklung so positiv ist
wie seit sechs Jahren nicht mehr und die Steuereinnahmen sprudeln wie seit Jahren nicht mehr. Das zeigt, Herr
Ramsauer, dass Sie kein Recht haben, hier von Haushaltskonsolidierung und einer Sparpolitik zu reden.
({3})
Sie sind ziellos und nehmen sich nicht einmal vor, zu
sparen; denn Sie haben es in den Haushaltsberatungen
noch nicht einmal versucht.
Besonders enttäuscht bin ich von den Kolleginnen
und Kollegen der großen Koalition im Haushaltsausschuss.
({4})
Als uns Herr Steinbrück den Regierungsentwurf vorgelegt hat, bin ich davon ausgegangen, dass Sie danach
noch einmal verstärkte Anstrengungen zum Sparen unternehmen, wie das die Pflicht - daran liegt seine Ehre eines jeden Haushälters ist. Schließlich müssen wir darauf achten, dass Mittel für vernünftige Aufgaben so
sparsam wie möglich eingesetzt werden.
({5})
Genau das haben Sie uns auch angekündigt, Herr Kampeter. Ich darf Sie aus dem „Handelsblatt“ vom
10. März 2006 zitieren - vielleicht hören Sie mir dann
auch zu -:
({6})
Wir werden uns stärker in die Planungen der Einzeletats einmischen, als dies früher üblich war.
({7})
Interessant! Die Überschrift lautete übrigens: „Haushälter wollen Steinbrück toppen“. Die „Frankfurter Rundschau“ titelte: „Haushälter wollen stärker sparen“. Dabei
zitiert die Zeitung auch Sie, Herr Kollege Schneider.
Den ganzen März und April über habe ich gedacht,
wir Grüne müssten uns im Haushaltsausschuss richtig
anstrengen, weil die große Koalition noch ordentliche
Sparvorschläge vorlegen würde. Aber was ist dabei herausgekommen? Bei einer Nettokreditaufnahme von
über 38 Milliarden Euro brüsten Sie sich jetzt damit,
dass Sie 100 Millionen Euro zusätzlich einsparen.
({8})
Das ist ein Witz. Sie haben noch nicht einmal versucht,
mehr einzusparen. Deshalb haben Sie auch kein Recht,
uns etwas über Haushaltskonsolidierung zu erzählen.
({9})
Die Wahrheit ist: Die große Koalition ist eine Koalition der teuren Kompromisse. Ich will das an einem
Beispiel illustrieren. Es kann auch in einer Ehe vorkommen, dass sich die Partner nicht darauf einigen können,
wo sie ihren Wohnsitz nehmen wollen. In diesem Fall
könnte eine Lösung darin bestehen, Schulden aufzunehmen, um zwei Wohnsitze unterhalten zu können. Das ist
zwar ziemlich absurd, aber nach dieser absurden Logik
funktioniert die große Koalition.
Ich will das am Beispiel des BND-Umzuges illustrieren. Von der SPD und großen Teilen der CDU wurde der
Umzug des BND nach Berlin vorgeschlagen. Zurzeit
wird der Bau eines teuren neuen Gebäudes - die Kosten
dafür betragen etwa 500 Millionen Euro - geplant. Die
CSU wollte den BND verständlicherweise in Pullach
halten,
({10})
damit Bayern davon weiter profitiert.
({11})
Wie sieht die Lösung der großen Koalition aus? Weil
sie sich nicht zwischen Berlin und Bayern entscheiden
kann, unterhält sie künftig BND-Sitze an beiden Standorten und belastet damit den Steuerzahler.
({12})
Das ist keine solide Haushaltspolitik. Es zeigt, dass Sie
nicht in der Lage sind, Entscheidungen zu treffen.
({13})
Ich will ein zweites Beispiel anführen, das die Zerstrittenheit deutlich macht: Sie können sich nicht einmal
auf eine Analyse einigen, wie es um Deutschland steht.
Frau Merkel spricht vom „Sanierungsfall Deutschland“.
Herr Poß hingegen wirft jedem Besserwisserei vor, der
etwas Vergleichbares sagt.
({14})
Wenn Sie sich nicht einmal auf eine Analyse einigen
können, dann ist der Ehekrach vorprogrammiert. Er wird
auch schon sichtbar. Ich bitte Sie, diesen Ehekrach nicht
auf dem Rücken des Landes auszutragen.
({15})
Wenn es zwischen Fachpolitikern Streit gibt, ist es eigentlich die Aufgabe eines Finanzministers, diesen zu
schlichten und haushaltspolitische Prioritäten zu setzen.
Herr Steinbrück, Ihre Rede vom vergangenen Dienstag hat gezeigt, dass Sie das nötige Selbstbewusstsein
haben und es sich durchaus zutrauen würden, Streit in
der Koalition zu schlichten und für ein Regierungsprogramm zu sorgen. Sie haben in Ihrer Rede am Dienstag
gesagt:
Glauben Sie nicht den Zeitungsartikeln; glauben
Sie mir!
In derselben Rede haben Sie zwei Punkte angesprochen. Zum einen haben Sie festgestellt, dass die Einsparvorschläge der Grünen in Höhe von 6 Milliarden Euro nicht realisierbar seien. Zum anderen haben
Sie ausgeführt, dass die zusätzliche Nettokreditaufnahme im Wesentlichen durch das neue Wachstums- und
Innovationsprogramm begründet sei.
Ich kann aber belegen, dass Einsparungen in Höhe
von 6 Milliarden Euro möglich sind, ohne beim Wachstums- und Innovationsprogramm auch nur 1 Cent zu
kürzen. Um das zu verdeutlichen, will ich fünf Punkte
nennen, auf die sich unsere Änderungsanträge beziehen.
Wir haben vorgeschlagen, in fünf großen Blöcken im
Haushalt Einsparungen vorzunehmen.
({16})
Zunächst sollten wir - das haben auch Herr Schneider
und Herr Kampeter ursprünglich vorgeschlagen - die
Steuermehreinnahmen zur Konsolidierung des Haushaltes nutzen. Des Weiteren schlagen wir Einsparungen im
Verteidigungsetat und bei der Steinkohle vor. Beim Subventionsabbau gehen wir weiter als Sie. Darüber hinaus
sehen wir zusätzliche Ausgabenkürzungen vor. Innerhalb dieser fünf großen Blöcke ergeben sich Einsparmöglichkeiten in Höhe von 6 Milliarden Euro.
Lassen Sie mich näher auf die einzelnen Blöcke eingehen. Erstens. Wir haben die Steuermehreinnahmen
in Höhe von ungefähr 1,5 Milliarden Euro in den Haushalt eingestellt.
({17})
Wir Grüne haben zudem hinsichtlich der Steuermindereinnahmen Verschiedenes vorgeschlagen; zum Beispiel
lehnen wir die Kürzung der Regionalisierungsmittel ab.
Damit kommen wir insgesamt auf mögliche zusätzliche
Steuermehreinnahmen in Höhe von 1,3 Milliarden Euro,
die wir für die Haushaltskonsolidierung nutzen wollen.
Zweitens. Unsere Kürzungsvorschläge im Verteidigungsbereich
({18})
ermöglichen Einsparungen in Höhe von ungefähr
1,2 Milliarden Euro. Alle Kürzungsvorschläge beziehen
sich auf unsinnige Rüstungsvorhaben, die noch aus der
Zeit des Kalten Krieges stammen und nicht durchgeführt
werden sollten.
({19})
Wir halten es für sinnvoller, eine schlagkräftige Berufsarmee aufrechtzuerhalten.
Über den dritten Punkt - die Steinkohlesubventionen - haben wir schon im Zusammenhang mit dem
Wirtschaftsetat gestritten. Wenn Sie hier endlich Ihre
Hausaufgaben machen würden und wegen des gestiegenen Weltmarktpreises für Steinkohle auch weniger an
Subventionen zahlen würden, könnten wir Einsparungen
in Höhe von 800 Millio-nen Euro erzielen. Darum kümmern Sie sich aber nicht. Sie trauen sich nicht, weil Sie
bei diesem Thema zu zerstritten sind.
Der vierte Bereich ist der Subventionsabbau; das ist
immer ein sehr wichtiger Bereich. Wir haben deshalb
zum Haushaltsbegleitgesetz eine ganze Reihe von Vorschlägen mit Einsparungen in einer Größenordnung von
1,3 Milliarden Euro gemacht, die alle realisierbar wären.
Sie können sich die Vorschläge ansehen. Es geht darin
zum Beispiel um die Ausnahmen bei der Ökosteuer, das
Herstellerprivileg in der Mineralölwirtschaft und die
Pendlerpauschale. Allein in diesem Jahr könnten wir dadurch 1,25 Milliarden Euro einsparen. Im Jahr 2009
wird sich dieser Betrag sogar auf 5 Milliarden Euro erhöhen. Wenn Sie unseren Vorschlägen gefolgt wären,
hätten Sie in den nächsten Jahren einen viel größeren finanzpolitischen Handlungsspielraum.
Der fünfte Kürzungsvorschlag in Höhe von ungefähr
1,4 Milliarden Euro bezieht sich auf alle Einzelpläne. Es
geht um die Einsparung der Staatssekretäre, die Sie zusätzlich eingestellt haben, um Einsparungen von Personalkosten, Kosten für Geschäftsbedarf, Trennungsgelder,
Bewirtschaftungskosten sowie Kosten für Öffentlichkeitsarbeit, Dienstreisen, Mieten, Verbrauchsmittel und
Sachverständige. Das alles sind Posten, bei denen Kürzungen möglich wären. Das ist solide belegt, auch mit
Unterstützung des Bundesrechnungshofes.
Ich fasse zusammen: Wenn Sie den Mut gehabt hätten, zu konsolidieren, dann hätten Sie die Möglichkeit
dazu gehabt. Wir haben Ihnen konkrete Vorschläge dazu
unterbreitet, die realisierbar wären. Sie haben sich aber
nicht getraut, zu konsolidieren. Sie haben es noch nicht
einmal versucht. Ich hätte mich gefreut, wenn Sie unseren Anträgen im Haushaltsausschuss zugestimmt hätten.
({20})
Das Beste kommt aber noch, meine Damen und Herren. Wir haben es nicht nur geschafft, konkrete Kürzungsvorschläge mit einem Volumen von 6 Milliarden
Euro zu machen, die dazu geführt hätten, die Nettokreditaufnahme um 6 Milliarden Euro zu reduzieren. Wir
haben es auch geschafft, Vorschläge für einen Zukunftshaushalt vorzulegen, also Vorschläge für Investitionen in
Wachstum und Zukunft. Ich will Ihnen auch dafür einige
konkrete Beispiele nennen.
Wir haben erstens ein Konzept einer Kinderbetreuungskarte vorgelegt, das es ermöglicht, jedem Kind unter drei Jahren in Deutschland einen Kinderbetreuungsplatz zur Verfügung zu stellen. Dieses Konzept ist auch
gegenfinanziert. Ich nenne Ihnen die Voraussetzungen:
Erstens muss ein Rechtsanspruch für einen Kinderbetreuungsplatz für die unter 3-Jährigen eingeführt werden, und zwar jetzt. Wir dürfen damit nicht bis 2008
warten, wie es die große Koalition vielleicht vorhat. Zweitens darf nicht nur darüber geredet werden, das
Ehegattensplitting zu kappen, wie es Teile der CDU machen, um dieses Thema dann vielleicht irgendwann einmal für ihr Grundsatzprogramm zu verwenden. Wir
müssen es jetzt kappen. Die dadurch generierten Mehreinnahmen in Höhe von mehr als 5 Milliarden Euro wollen wir investieren. - Die dritte Voraussetzung ist, ein
Geldleistungsgesetz zu schaffen. Dadurch würde den Eltern das Geld wie beim Wohngeld direkt zur Verfügung
gestellt werden. - Jede Familie mit Kindern unter drei
Jahren würde dann eine Kinderbetreuungskarte bekommen, mit der sie vor Ort in die Einrichtung ihrer Wahl
gehen kann. Dabei ist egal, ob sie eine anerkannte Tagesbetreuung wählt oder eine Kinderkrippe. Durch unsere
Politik hätten die Eltern etwas Konkretes. Das kann man
von Ihren Ansätzen wirklich nicht behaupten.
({21})
Wir Grüne setzen mit unserem Zukunftshaushalt eine
deutliche Priorität im Bereich der Familie.
Eine zweite Priorität setzen wir im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit. Wir bekennen uns zu dem
Ziel, zu dem sich Deutschland international verpflichtet
hat, nämlich 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts bis
2015 für Entwicklungszusammenarbeit auszugeben. Das
haben wir auch mit konkreten Anträgen im Haushaltsausschuss belegt. Alle Vorschläge sind gegenfinanziert.
Sie hätten ihnen zustimmen können. Wir tun also nicht
nur etwas für die Familien in Deutschland, sondern auch
für die internationale Gerechtigkeit und damit auch für
unsere Interessen in der Welt.
({22})
Ein dritter Bereich, in dem wir unsere Priorität in der
Haushaltspolitik setzen, ist die ökologische Modernisierung. Hier mussten wir zunächst einmal durch einen
Änderungsantrag einen Ihrer Kahlschlagvorschläge zurückweisen. Sie kürzen die Regionalisierungsmittel für
den öffentlichen Personennahverkehr. Ich habe es ganz
konkret bei mir vor Ort im Rhein-Main-Verkehrsverbund gesehen: Da fallen Züge aus; da werden Preise
drastisch erhöht.
({23})
- Das geschieht. - All das wird dazu führen, dass noch
weniger Leute sich dafür entscheiden, den öffentlichen
Personennahverkehr zu nutzen. Das zeigt, dass Sie unser
Anliegen, dass wir mehr Verkehr auf der Schiene brauchen und den Leuten Alternativen zum Auto bieten müssen, nicht ernst nehmen. Deshalb wollen wir diese Kürzungen zurücknehmen.
Wir haben konkrete Gegenfinanzierungsvorschläge
dazu vorgelegt. Das heißt, Sie brauchen diese Kürzungen gar nicht vorzunehmen, sondern könnten an anderer
Stelle sparen. Aber dazu fehlt Ihnen offenbar der Mut.
({24})
Sie tragen dies lieber auf dem Rücken der kleinen Leute
aus, die auf den öffentlichen Personennahverkehr angewiesen sind.
({25})
Im Hinblick auf eine ökologische Modernisierung haben wir als einen weiteren Punkt neue Programme zur
Erforschung der Grundlagen erneuerbarer Energien und
zur Erforschung von Speichertechnologien beantragt,
damit wir vom Öl unabhängig werden. Auch hierzu liegen konkrete Gegenfinanzierungsvorschläge vor. All das
sind Sachen, die machbar sind.
Auch in einem anderen Punkt wollen wir Ihre Kahlschlagpolitik beenden. Sie wollen die Integrationsmittel kürzen. Da zeigt sich noch einmal, was die große Koalition eigentlich ist. Frau Böhmer erzählt uns allen
immer, die große Koalition sei die Koalition, die etwas
für Integration in Deutschland tue. Gleichzeitig kürzen
Sie die Mittel für Integrationskurse um 32 Prozent. Das
ist ein Skandal.
({26})
Wir haben Ihnen vorgemacht, wie man den Haushalt
stärker konsolidieren könnte - das heißt, wir wollen
6 Milliarden Euro weniger Schulden aufnehmen - und
wie man gleichzeitig im Haushalt
Frau Kollegin!
- ich komme damit zum Schluss - Prioritäten für die
Zukunft setzen kann. Wir haben Ihnen dazu konkrete
Anträge vorgelegt. Wir haben im Haushaltsausschuss in
400 Anträgen Vorschläge gemacht, die umsetzbar sind.
Wir wollen deutlich weniger Schulden und mehr Investitionen in die Zukunft. Die große Koalition hingegen
plant eine Nettokreditaufnahme,
Frau Kollegin, schauen Sie bitte einmal auf Ihre Uhr!
- die noch nie so groß gewesen ist. Das ist eine große
Koalition der verpassten Chancen. Deshalb würde ich
Sie bitten, unserem Entschließungsantrag und nicht dem
Haushalt der großen Koalition zuzustimmen.
({0})
Das Wort hat der Bundesminister der Finanzen, Peer
Steinbrück.
({0})
Herr Koppelin, Sie sind in dieser Beziehung gar nicht
gefährdet.
(Heiterkeit und Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP]:
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Ich möchte mich zunächst sehr
herzlich bei den Koalitionsfraktionen für die Unterstützung der finanzpolitischen Strategie der Bundesregierung, die in vielen Beiträgen, auch namentlich an mich,
den zuständigen Minister, gerichtet, zum Ausdruck kam,
bedanken.
({0})
Mir ist sehr bewusst, dass diese finanzpolitische Strategie der Bundesregierung trockenes Brot ist. Sie ist unter
den obwaltenden Bedingungen nicht beifallheischend.
Sie löst keine Begeisterung aus. Aber mit Blick auf andere infrage kommende Strategien ist sie weniger schädlich.
({1})
Mir ist in dieser Debatte insbesondere klar geworden,
dass die Opposition kein eigenes schlüssiges, überzeugendes finanzpolitisches Konzept dagegenstellen kann.
Sie klagen an; Sie üben punktuelle Kritik. Das ist Ihr gutes Recht; aber Sie ziehen sich darauf zurück. Insofern
sind Ihre Beiträge vornehmlich aus der Rolle definiert,
in der Sie sind: in der Opposition.
Dass Sie dabei insbesondere die Mehrwertsteuererhöhung zum Gegenstand Ihrer Vorhaltungen machen,
ist verständlich. Ich bin dafür, dass wir da ganz redlich
miteinander umgehen. Zur Redlichkeit gehört: Weite
Teile meiner Partei und weite Teile der Union sind in Sachen Mehrwertsteuer mit einer anderen Position in den
Bundestagswahlkampf gegangen. Ich für meinen Teil
- all diese Zitate können Sie gerne wiederholen - habe
keine Mühe, zuzugeben, dass auch ich eine Bewertung
vorgenommen habe, die auf die Konjunkturschädlichkeit
abhob. Aber es wäre genauso redlich, wenn Sie vor dem
Hintergrund der Lage, in der wir uns befinden, ersatzweise für die Mehrwertsteuererhöhung etwas vorschlagen würden,
({2})
was weniger Verwerfungen und geringere schädliche Effekte für Wachstum und Beschäftigung in der Bundesrepublik Deutschland hätte.
({3})
Diesem Anspruch auf Redlichkeit werden Sie nicht gerecht. Dieses ständige Hinweisen auf die Mehrwertsteuererhöhung ist irgendwann einmal ermüdend und auch
nicht mehr originell.
Insofern wäre ich dankbar dafür, wenn wir in der Tat
in einen Wettbewerb über alternative finanzpolitische
Strategien eintreten könnten. Ich höre Ihnen gerne zu,
auch deswegen, um dazuzulernen für den Fall, dass Sie
etwas anbieten, was für die wirtschaftliche und beschäftigungspolitische Entwicklung in der Bundesrepublik
Deutschland erkennbar nicht mit den Nachteilen verbunden ist, die es bei einer Mehrwertsteuererhöhung unabweisbar gibt.
Ich möchte hinzufügen, dass manche dieser Effekte in
meinen Augen unnötig dramatisiert werden, auch von
den wissenschaftlichen Expertisen in der Bundesrepublik Deutschland. Die Bundesregierung ist umzingelt
von Expertisen und Gutachten zu Wachstumsraten, zur
Inflationswirkung von Mehrwertsteuererhöhungen und
zu Wachstumsimplikationen von Mehrwertsteuererhöhungen. Diese Expertisen und Gutachten haben eine
Bandbreite, in der man sich kaum noch zurechtfinden
kann.
Dass die Opposition an den wirtschafts- und finanzpolitischen Realitäten nicht vorbeikommt, möchte ich in
den Vordergrund stellen. Sie werden zugeben müssen
- zu diesem Analyseergebnis kommen auch viele unverdächtige Protagonisten, nicht nur die Bundesregierung
selber -, dass wir vornehmlich - ich sage mit Absicht:
vornehmlich - ein strukturelles Einnahmeproblem im
Bundeshaushalt und übrigens auch in vielen Länderhaushalten haben. Es ist festzustellen, dass keine Konsolidierung der öffentlichen Haushalte ohne mehr Wachstum gelingen wird. Wir werden allerdings umgekehrt
auch kein nachhaltiges Wachstum ohne erhebliche Konsolidierungsanstrengungen bekommen. Beides bedingt
sich gegenseitig.
Ich bin mir auch sicher, dass wir - zusätzlich zu mehr
Wachstum, das wir brauchen - gleichzeitig, um die öffentlichen Haushalte zu konsolidieren, unabweisbar unsere sozialen Sicherungssysteme robuster machen müssen: gegen Konjunkturverläufe, gegen die Erosion der
sozialversicherungspflichtigen Arbeits- und Beschäftigungsverhältnisse, gegen die Demografie.
Wir werden, wie ich glaube, insbesondere auch Verbesserungen auf dem Arbeitsmarkt erzielen müssen,
um die öffentlichen Haushalte instand zu setzen und in
Zukunft mehr als bisher zu finanzieren.
Die Konsolidierungsvorschläge der Opposition - ich
halte daran fest, Frau Lührmann - sind nicht realitätsfest; sie sind wirklichkeitsfremd. In vielen Beiträgen von
beiden Seiten der Koalition ist dies belegt worden.
Selbstverständlich ist beim Verteidigungshaushalt nichts
drin; bei den Eingliederungshilfen ist auch nichts drin.
Auch Ihr Hinweis auf die Steinkohle und die Weltmarktpreisentwicklung ist hinfällig. Sie müssten wissen, dass
es längst eine Justierung und Koppelung an die Weltmarktpreisentwicklung gibt; man muss allerdings erst
einmal die Berechnungen haben, die ich in meinem Beitrag am Dienstag dargelegt habe, ehe man dann auch die
Kohlebeihilfen nachjustieren kann.
({4})
Insofern sind die Summen, die Sie in Aussicht stellen,
absolut irreal.
({5})
Wenn Sie, Frau Lührmann - um darauf einzugehen
und hier keinen falschen Eindruck zuzulassen -, sagen,
die Bundesregierung könnte nicht belegen, dass die Erhöhung der Nettokreditaufnahme vom letzten Jahr auf
dieses Jahr - dass sind ungefähr 7 bis 8 Milliarden Euro
mehr - durch das Wachstums- und Impulsprogramm belegt ist, dann kann ich nur sagen: 3,5 Milliarden Euro
dieses Aufwuchses von 8 Milliarden Euro gehen zurück
auf die gezielte, vorsätzliche Politik dieser Bundesregierung, Wachstum und Beschäftigung über ein solches Impulsprogramm zu finanzieren. Das ist der Beginn des
25-Milliarden-Euro-Programms, das auf Länderseite
und auch im Bereich privater Investitionen die Multiplikatorwirkungen haben wird, die ich Ihnen dargelegt
habe.
({6})
Wir brauchen eine strukturelle und nachhaltige Verbesserung der öffentlichen Haushalte. Insofern sind auch
Ad-hoc-Eingriffe, wie sie in dem berühmten Buch beschrieben werden, das von Herrn Koppelin immer hochgehalten wird, damit es mit aufs Foto kommt,
({7})
nicht das, was wir brauchen.
({8})
Wir brauchen nicht solche Ad-hoc-Eingriffe in bestehende Verträge und Erfüllungsansprüche, wie sie insbesondere von der FDP vorgeschlagen werden, sondern
wir brauchen ein langfristig nachhaltiges Muster, um unsere öffentlichen Haushalte zu konsolidieren.
Wir bringen diese Konsolidierung zusammen voran.
Ich möchte deutlich bestätigen, was Herr Poß sagte: Dieser Haushalt 2006 - so ist die Koalition angetreten - ist
gerade mit Blick auf die konjunkturelle Entwicklung ein
Haushalt des Überganges.
({9})
- Herr Koppelin, „Pest und Cholera“, „Marx und
Murks“, „Gammelfleisch“: Das sind die Begriffe, die Sie
und Herr Brüderle in den letzten Tagen geprägt haben.
({10})
Einem besonderen intellektuellen Anspruch folgen diese
Begriffe nun auch nicht. Irgendwann ermüdet das ein
bisschen.
({11})
Wir kennen uns schon seit mehreren Jahrzehnten. Ich
hätte eigentlich gedacht, dass Ihr Selbstanspruch ein bisschen höher ist, als nur mit „Gammelfleisch“ und „Pest
und Cholera“ zu operieren. Es ist auch nicht erkennbar,
dass Sie uns inhaltlich etwas entgegenzusetzen haben.
Herr Brüderle hat hier zwei Büttenreden abgeliefert,
nicht mehr. Das ist in Ordnung, die haben Unterhaltungswert, darüber kann man sich freuen - aber mehr
auch nicht.
({12})
- Ja, wenn man so etwas sagt, dann kommen Sie mit
„Oberlehrer“. Das ist auch ein bisschen einfach.
({13})
Sie möchten offensichtlich kritisieren, aber ich bezeichne Sie nicht als Oberlehrer. Sie müssen aber nicht
glauben, ich würde einfach nur meine Wange hinhalten,
damit Sie kritisieren können. Nein, das muss schon etwas interessanter sein. Florettfechten dürfen wir auch.
Das mit dem Oberlehrer schminken Sie sich einmal ab.
({14})
Das wird nach einer gewissen Zeit auch langweilig.
({15})
- Ja, dann sehen Sie das eben so. Ich kann damit leben,
meine Familie auch.
({16})
Wir betreiben im Jahre 2006 eine behutsame Konsolidierung. Wir steigen ein mit 2,5 Milliarden Euro, durch
Kürzungen und auch durch den Abbau von Steuervergünstigungen. Wir geben gleichzeitig, wie ich mehrmals
dargelegt habe, einen Impuls, der sich in den FolgejahBundesminister Peer Steinbrück
ren fortsetzt. Ich mache darauf aufmerksam, dass wir mit
dem Haushaltsplanentwurf 2007, der in wenigen Tagen dem Kabinett vorgelegt wird, auf den angekündigten
Kurs einschwenken. Wir werden zum Beispiel die Nettokreditaufnahme vom derzeit vorgesehenen Niveau von
knapp über 38 Milliarden Euro auf 21 Milliarden bis
22 Milliarden Euro herunterschrauben. Wir sind in der
Lage, mit dem Haushalt 2007 die Regelgrenze des
Art. 115 des Grundgesetzes einzuhalten. Wir werden unseren an Brüssel adressierten Ankündigungen Rechnung
tragen. Wir werden deutlich unter der 3-Prozent-Grenze
bleiben. Dieser Kurs wird sich in den Haushaltsjahren
2008 und 2009 fortsetzen.
({17})
Das sind wichtige konstitutive Ziele, denen sich alles
unterzuordnen hat. Darauf werden auch der Haushaltsplanentwurf und die mittelfristige Finanzplanung, die
das Kabinett voraussichtlich am 5. Juli beschließen wird,
ausgerichtet.
({18})
- Kann ich Ihnen behilflich sein, Frau Hajduk?
({19})
Wie ich sehe, gibt es schon eine bilaterale Verständigung darüber, dass der Minister eine Zwischenfrage der
Kollegin Hajduk zulässt.
Bitte schön.
Wenn ich jetzt Nein sagen würde, Herr Präsident, was
würde dann passieren?
Zu spät. Ich habe die Zwischenfrage damit zugelassen.
({0})
Bitte, Frau Hajduk.
Behilflichkeit schafft manchmal Fakten, Herr Minister. - Sie haben gerade einige Zielstellungen des demnächst vom Kabinett zu entscheidenden Haushaltsplans
2007 dargelegt. Sie haben deutlich gemacht, dass dann
die Regelgrenze des Art. 115 des Grundgesetzes eingehalten werden soll. Im Hinblick darauf gibt es aber
- wenn man die diesjährige Nettokreditaufnahme von
über 38 Milliarden Euro zugrunde legt - die erhebliche
Differenz von rund 17 Milliarden Euro. Darf ich Sie fragen - Sie haben ja die Absicht, strukturelle Fortschritte
im Haushalt zu erzielen -, in welcher Größenordnung
Sie bei entsprechend geringerer Nettokreditaufnahme
Privatisierungseinnahmen benötigen? Es wäre fair, wenn
Sie diese Frage beantworteten; denn dann könnte man
sehen, ob Ihnen eine strukturelle Konsolidierung gelingt
oder ob Sie in erheblichem Maß auf Einmaleinnahmen
angewiesen sind, wie beispielsweise die Erlöse aus Privatisierungen, die 2006 noch nicht realisiert wurden,
oder die vorzeitigen Schuldenrückzahlungen Russlands,
Stichwort „Windfall-Profits“. Liege ich mit meiner Annahme richtig, dass Sie auf Einmalmaßnahmen angewiesen sind, wenn Sie es schaffen wollen?
({0})
Sie liegen insofern richtig, als die Senkung der Nettokreditaufnahme auf folgenden wichtigen Säulen basiert: Die erste Säule sind Haushaltskürzungen. Die
zweite ist der Abbau von Steuersubventionen. Die dritte
sind in der Tat Einmaleffekte. In welcher Dimension sie
sich bewegen, kann ich Ihnen auswendig nicht sagen.
Ich kann mich aber erinnern, dass ich dem Haushaltsausschuss dazu Rede und Antwort gestanden habe. Die
Koalition hat zudem ein Finanztableau für die Verteilung
der Einmaleinnahmen beschlossen; das ist weitestgehend bekannt. Sie hat gezielt vereinbart, die Einmaleinnahmen nicht kurzfristig in den Jahren 2006 und 2007,
sondern eher in den Folgejahren einzusetzen. Ich glaube
- das ist aus der Hüfte geschossen; ich kann das nicht
notariell beglaubigen lassen -, dass im Jahr 2007 Privatisierungseinnahmen mit einem Volumen von über
6 Milliarden Euro eingeplant sind. Wie Sie sicherlich
wissen, sind diese nicht Maastricht-relevant, sondern nur
im Hinblick auf die Regelgrenze des Art. 115 des
Grundgesetzes relevant.
Was die aktuellen Entschuldungsaktivitäten im Falle
Russlands betrifft, so war immer ein bestimmter Betrag
eingeplant, der - das haben wir nicht vergessen - unschädlich ist. Die Aries-Operation haben sicherlich einige in diesem Haus noch gut bzw. schlecht in Erinnerung; ich weiß es nicht so genau. Nach weiter gehenden
Einigungen mit Russland, die nach den jüngsten Sitzungen des Pariser Clubs nicht ausgeschlossen sind, könnte
es zu weiteren vorzeitigen Tilgungen kommen. Diese
Mittel müssten aber für die Bedienung von Verpflichtungen eingesetzt werden, die wir an anderer Stelle haben,
und können nicht eins zu eins für den Haushalt gehoben
werden. Genauere Zahlen zu der Verteilung der Einmaleinnahmen im Rahmen dessen, was ratsam ist, öffentlich
zu machen, gebe ich gerne im Haushaltsausschuss. Sie
können sich sicherlich vorstellen, dass vorzeitige Ankündigungen von Vermögensveräußerungen negative
Auswirkungen auf den Preis haben, den ich für den
Haushalt und die Bundesrepublik Deutschland erzielen
möchte.
({0})
Frau Hajduk, ich möchte Ihrer am vergangenen
Dienstag gemachten Äußerung, dass die Bundesregierung regungslos verharre - das erinnert mich ein bisschen an den Begriff „rückholbare Endlagerung“ -,
({1})
eine Aufzählung aller von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen, die der Haushaltsverbesserung dienen, entgegenhalten, auch wenn ich Gefahr
laufe, Sie zu langweilen.
Insgesamt gibt es bis 2009 Verbesserungen für den
Bundeshaushalt in einer Größenordnung von 80 Milliarden Euro und für den gesamtstaatlichen Haushalt in einer Größenordnung von 117 Milliarden Euro, worauf die
Länder und die Kommunen zwingend angewiesen sind.
Die meisten Beiträge, auch in der Bundesratssitzung in
der letzten Woche, in der es unter anderem um das Haushaltsbegleitgesetz ging, rankten sich um dieses Thema;
für die überwiegende Anzahl der deutschen Länder ist
es von erheblicher Bedeutung, was der Deutsche Bundestag beschließt, damit sie das bereits im Aufstellungsverfahren berücksichtigen und die Regelgrenze ihrer
jeweiligen Landesverfassung einhalten können. Umgekehrt hat die Schuldenpolitik der Länder - bzw. haben,
positiv betrachtet, die Spielräume, die sie auch durch Beschlüsse des Deutschen Bundestages erhalten - eine erhebliche Auswirkung darauf, wie wir uns mit Blick auf
das Maastrichtkriterium weiter aufstellen können.
Deshalb ist die eine oder andere Stimme in manchen
Ländern doch etwas verwunderlich gewesen, die sich
massiv gegen die politischen Nachteile einer Mehrwertsteuererhöhung gewendet, aber die jeweiligen haushaltswirksamen Vorteile sehr gerne in Anspruch genommen
hat, wozu auch ein früherer FDP-Landesfinanzminister
gehörte. Jener hatte bereits im Vorgriff auf eine Bundesratssitzung, von der er gar nicht wusste, ob er dabei sein
kann, die mit der Mehrwertsteuererhöhung verbundenen
Mehreinnahmen in seinen Haushaltsplan eingestellt.
({2})
Da kann man nur sagen: Der Mann hat eine gehörige
Portion Pragmatismus, jedenfalls mehr als seine hiesigen
Parteikollegen im Bundestag.
({3})
Ich darf, Frau Hajduk, auf das Bild des regungslosen
Verharrens zurückkommen. Nur, um noch einmal darzustellen, was diese Bundesregierung in haushalts- und
finanzpolitischer Hinsicht in wenigen Monaten gemacht
hat: Gesetz zur Abschaffung der Eigenheimzulage - verkündet; Gesetz zum Einstieg in ein steuerliches Sofortprogramm - verkündet; Gesetz zur Beschränkung der
Verlustverrechnung - verkündet; Gesetz zur steuerlichen
Förderung von Wachstum und Beschäftigung - verkündet; Gesetz zur Eindämmung missbräuchlicher Steuergestaltung - verkündet; Steueränderungsgesetz 2007 gerade in der parlamentarischen Beratung; Investitionszulagengesetz 2007 - wird gerade parlamentarisch beraten; Gesetz über steuerliche Begleitmaßnahmen zur Einführung der Europäischen Gesellschaft - wird im
Kabinett wahrscheinlich am 5. oder 12. Juli verabschiedet;
({4})
SGB-II-Änderungsgesetz - verkündet am 30. März, tritt
voraussichtlich am 1. Juli in Kraft; SGB-II-Fortentwicklungsgesetz.
Vor diesem Hintergrund zu behaupten, wir befänden
uns in einer regungslosen Verharrung oder die Bundesregierung würde nichts tun, ist Agitation und Propaganda. Jedenfalls ist es eine Kritik, die uns erkennbar
nicht treffen muss.
({5})
Ich will abschließend sagen, Frau Flach: Ihre ganze
Rede baute sich auf der These auf, Herr Rubin sei mein
Vorbild.
({6})
- Nein, das habe ich nicht gesagt. Ich habe Herrn Rubin
eingeladen und war daran interessiert, mit ihm, und übrigens mit vielen anderen, zu debattieren. Die Veranstaltung wurde von vielen sehr positiv kommentiert; denn
wir können von dem lernen, was die Amerikaner in den
90er-Jahren in der Clinton-Administration gemacht haben, in einer ganz ähnlichen Situation wie der, in der wir
heute sind.
({7})
- Doch, wir sind in einer sehr ähnlichen Situation. - In
Amerika ist es durch eine Kombination von Steuererhöhungen innerhalb von fünf Jahren gelungen, das irrsinnige Haushaltsdefizit von, glaube ich, fast 350 Milliarden Dollar abzubauen und einen Überschuss von fast
20 oder 30 Milliarden Dollar zu erzielen.
Niemand hat behauptet, dass das eins zu eins auf die
Bundesrepublik Deutschland übertragbar sei.
({8})
- Nein, das ist nicht der Fall. Das ist ein Pappkamerad,
den Sie aufbauen müssen, um draufhauen zu können
oder um ein Bild zu haben. - Unter dem Strich bleibt,
dass es sinnvoll ist, so einem Mann einmal zuzuhören
und von ihm zu lernen.
({9})
Nichts anderes war der Grund, einen solchen Mann einzuladen.
Für mich war beeindruckend, dass Ihr Fraktionskollege Herr Solms in einem seiner Beiträge einen verfassungsrechtlichen Diskurs zum Ehegattensplitting gemacht hat. Ich hätte mich gefreut, wenn er einen
ähnlichen verfassungsrechtlichen Diskurs über den
Art. 115 Grundgesetz gemacht hätte - als kundiger Thebaner. Dass er der Bundesregierung vorwirft, vorsätzlich
einen verfassungswidrigen Haushalt vorzulegen, zeigt,
dass er den Art. 115 weniger kennt als die einschlägigen
verfassungsrechtlichen Bestimmungen im Grundgesetz
bzw. die einschlägige Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zum Ehegattensplitting.
({10})
- Das hatten wir eben schon von Ihrer Fraktion, Herr
Westerwelle; da waren Sie noch nicht da.
({11})
Der Begriff Oberlehrer fiel schon.
Trotzdem darf man als Regierungsmitglied darauf
hinweisen, dass es schon ein starkes Stück ist, wenn gesagt wird, da werde vorsätzlich ein verfassungswidriger Haushalt vorgelegt.
({12})
Wenn man sich dagegen wehrt und von Ihnen nur dieses
Echo bekommt, dann ist das zu dünn, Herr Westerwelle;
da muss schon etwas mehr kommen.
Die Bundesregierung wird verfassungsrechtlich sehr
gut begründen können, dass diese Kreditaufnahme zur
Abwehr eines wirtschaftlichen Ungleichgewichts nach
Art. 115 Grundgesetz durchaus möglich, durchaus erlaubt und damit keineswegs verfassungswidrig ist.
Im Übrigen wäre ich an Ihrer Stelle etwas vorsichtig.
Ich knüpfe damit an den ersten Teil meiner Einlassungen
vom Dienstag an, die jedenfalls in Teilen - ob bewusst
oder eher fahrlässig, sei dahingestellt - missverstanden
worden sind. Ich bin nicht so sicher, ob es vor dem Hintergrund dessen, dass wir in unseren öffentlichen Reden
die Selbstachtung und auch die Achtung der Politiker in
der öffentlichen Wahrnehmung nicht beschädigen sollten, richtig ist, sich gegenseitig voreilig Verfassungsbruch vorzuwerfen.
({13})
Ich thematisiere die Bereitschaft, sich in der Geschwindigkeit gegenseitig Lüge und Betrug, Trickserei
und Verfassungsbruch vorzuwerfen. Ich versuche, mir
vorzustellen, wie das auf diejenigen wirkt, die sehen,
wie wir wechselseitig miteinander umgehen.
({14})
Vielleicht könnten wir uns dann doch darauf verständigen, dass eine solche Bemerkung, in diesem Fall von
Herrn Solms, von mir kritisch hinterfragt werden darf,
ohne dass ich mir gleich dieses Echo einhandele, Herr
Westerwelle.
({15})
Ist es nicht der Mühe wert, darüber nachzudenken oder
sich einmal sehr viel ernsthafter darüber auszutauschen,
vielleicht auch von diesem Pult und von der Position des
Zuhörers aus?
({16})
- Das kenne ich alles schon.
Der Haushalt 2006 ist ein Haushalt des Übergangs.
Die Bewährungsprobe für die Bundesregierung kommt
mit dem Haushalt 2007. Ihr werden wir uns in wenigen
Tagen stellen. Ich werde Ihnen und anderen nicht in
Aussicht stellen können, dass die nächsten Haushaltsoperationen weniger schwierig werden.
({17})
Die Haushaltsproblematik wird uns in dieser Legislaturperiode durchgängig beschäftigen. Wenn wir sie bewältigen wollen, müssen wir uns, was wir auch den Bürgerinnen und Bürgern dieses Landes abverlangen, den
Realitäten stellen. Dazu möchte ich auch und gerade die
Oppositionsfraktionen einladen.
Herzlichen Dank.
({18})
Das Wort hat nun der Vorsitzende des Haushaltsausschusses, der Kollege Otto Fricke für die FDP-Fraktion.
({0})
Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Als Erstes darf ich als Ausschussvorsitzender danken, nicht nur dem Finanzministerium für seine Zuarbeit, nicht nur den Kolleginnen und Kollegen im
Ausschuss für die umfangreiche Arbeit, nicht nur den
Mitarbeitern der Kolleginnen und Kollegen und der
Fraktionen, sondern insbesondere auch - das sage ich
jetzt einmal so - meinem Haushaltssekretariat, das harte
Arbeit geleistet hat.
({0})
Wir hatten acht Sitzungen, über 50 Stunden netto Tagungszeit, oft bis spät abends. Wir hatten auch das Haushaltsbegleitgesetz zu beraten. Wir hatten - das möchte
ich an dieser Stelle einmal festhalten; das ist in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland noch nie vorgekommen; Herr Steinbrück, da sehen Sie die Ernsthaftigkeit des Disputs dann doch - 1 300 Änderungsanträge
im Haushaltsverfahren. Das zeigt, dass man als Opposition zumindest versucht, an bestimmten Stellen anzusetzen.
Ein kleiner Hinweis noch, Herr Steinbrück: Wir werden wieder erleben, dass Sie manche der Vorschläge der
Opposition, die Sie jetzt noch kritisieren, im Jahr 2007
auf einmal aufgreifen werden, weil Sie sie - leider ein
Jahr zu spät - als richtig erkennen.
({1})
Ich danke auch dem Kabinett und insbesondere der
Bundeskanzlerin. Alle sind im Haushaltsausschuss gewesen. Es war das erste Mal seit Helmut Kohl im
Jahre 1997, dass - in dem Fall - eine Bundeskanzlerin
an der Beratung teilgenommen hat. Ich denke, dass das
im Verhältnis von Exekutive und Legislative angemessen war.
({2})
Ich hoffe, dass neben allem Streit die Zusammenarbeit
auch weiterhin gut funktionieren wird.
({3})
Was ist die besondere Bedeutung von Haushaltspolitik? Was ist das Spezielle an der Haushaltspolitik im
Vergleich zu anderen Politikfeldern? Haushaltspolitik ist
nicht pure Buchhalterei, wie der Kollege Wieland hier
gesagt hat. Herr Wieland, Sie sollten mit Ihren Haushältern vielleicht einmal ein bisschen darüber reden. Ein
Haushälter, der nicht weiß, um welche politischen Inhalte es geht, ist kein guter Haushälter.
Es zählen im Haushalt nicht Wünsche, nicht gute Absichten, geschweige denn Wolkenkuckucksheime und
schon gar nicht Ideologien. Es zählen im Haushalt die
tatsächlichen Zahlen und das, was mit diesen tatsächlichen Zahlen passiert. Wie sind die tatsächlichen Zahlen?
Das ist das, worum es eigentlich geht. Es geht nicht um
irgendwelche Versprechungen, Wünsche oder Ähnliches, sondern um Fakten.
Die Zahlen zum Zeitpunkt der Verabschiedung sind
die folgenden: Die Neuverschuldung beträgt 38,2 Milliarden Euro. Letztes Jahr betrug sie noch 22 Milliarden
Euro. Im Übrigen stieg diese Zahl im Vollzug noch auf
31,2 Milliarden Euro. Die Ausgaben betragen 261,6 Milliarden Euro. Das sind 7,3 Milliarden Euro mehr als im
letzten Jahr. Auch da gab es im letzten Jahr einen Anstieg im Vollzug. Wenn das mit dem Vollzug so weitergeht, dann fürchte ich, dass es dieses Jahr noch schlimmer wird, als es sich zur Mitte dieses Jahres darstellt.
Man könnte der Meinung sein, dass Sie es wenigstens
bei den Investitionen schaffen, ein wenig erfolgversprechende Zahlen vorzulegen. Doch bei den Investitionen
sinkt der Anteil von 9,0 auf 8,9 Prozent. Das ist zwar nur
eine Differenz von 0,1 Prozentpunkten. Trotzdem kann
man sagen, dass dies kein Zeichen dafür ist, dass es
wirklich nach oben geht.
({4})
Was bedeutet das? Wir sind uns alle einig, dass der
Vertrag von Maastricht, selbst in seiner völlig aufgeweichten Form, gebrochen wird. Wir erfüllen mit dem
Haushalt, der heute mit Koalitionsmehrheit beschlossen
wird, die Maastrichtkriterien nicht.
Herr Steinbrück, bevor wir zu falschen Exegesen
kommen, möchte ich sagen: Wir verletzen mit diesem
Haushalt die Regelgrenze in Art. 115 Grundgesetz.
({5})
Man sollte sich nicht rühmen, eine Regel der Verfassung
zu verletzen. Auch wenn man es im Detail ziseliert,
bleibt es dabei: Es ist eine Verletzung der Regel.
({6})
- Herr Kollege Kampeter, das ist der Unterschied zwischen mir als Juristen und Verfassungspatrioten und Ihnen:
({7})
Mich stört es, wenn eine Regel der Verfassung verletzt
wird. Mich stört es auch, wenn auf eine Ausnahme zugegriffen werden muss. Das ist der Unterschied in unserer
Argumentation.
({8})
- Das habe ich eben nicht gesagt, Herr Kollege Kampeter.
({9})
- Es war nur ein kleiner Hinweis auf das, was ich gesagt
habe.
Diese Koalition hat eine Zweidrittelmehrheit in beiden Kammern. Sie kann alle Möglichkeiten der Geschäftsordnung nutzen, Gesetze zu beschleunigen. Teilweise wird die Geschäftsordnung in nicht gerade
parlamentarisch einwandfreier Weise angewandt. Die
Frage lautet: Wer, wenn nicht die große Koalition mit ihrer großen Mehrheit, könnte die Haushaltsprobleme
wenn schon nicht sofort, so doch relativ schnell lösen?
({10})
- Herr Tauss, gerade Sie reden von Geduld!
({11})
Verehrte Frau Bundeskanzlerin und verehrte Koalitionäre, Sie haben jetzt, also am Anfang der Legislaturperiode, die Möglichkeit, die notwendigen Maßnahmen auf
den Weg zu bringen, auch wenn sie schmerzhaft sind.
Ich muss leider konzedieren, dass Sie Angst vor dem
Wähler haben. Denn immer wenn man die Wahrheit ungeschminkt ausspricht, führt das zunächst einmal zu einer Abstrafung durch den Wähler. Ich frage Sie: Wann,
wenn nicht jetzt, wo es so wenige Wahlen gibt, ist es
möglich, Reformen auf den Weg zu bringen? Wie, wenn
nicht auf ehrliche Weise, soll man die notwendigen Maßnahmen begründen? Diese sind kurzfristig zwar
schmerzhaft. Aber langfristig gesehen versprechen sie
Heilung im weitesten Sinne.
Sie tun nichts. Warum tun Sie nichts? - Weil immer
noch ein großer grüner Graben zwischen diesen beiden
Fraktionen besteht.
({12})
Sie können sich noch nicht einmal darauf verständigen,
ob Deutschland ein Sanierungsfall ist. Selbst das gelingt Ihnen nicht.
Frau Bundeskanzlerin, ich will Sie jetzt einmal ein
wenig vor Ihrem Koalitionspartner in Schutz nehmen.
({13})
Sie haben Recht: Deutschland ist ein Sanierungsfall.
Liebe Kollegen von der SPD, wenn der Wirtschafts- und
der Finanzminister eine Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts wiederholt feststellen, dann kann
man nicht mehr behaupten, dass Deutschland kein Sanierungsfall sei. Die Feststellung, dass das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht gestört ist, zeigt, dass in diesem Land weiterhin ein enormer Sanierungsbedarf
besteht.
({14})
Der zweite Grund, warum Sie es so nicht schaffen
können, ist, dass Sie bei den Ausgaben nicht so kürzen
können, wie Sie bei den Steuererhöhungen draufsatteln. Eine Rekordsteuererhöhung haben Sie schon verabschiedet. Weil die Steuererhöhungen der SPD so gut gefallen, versuchen Sie - so liest man in den Zeitungen;
man kann es fast als einen sportlichen Wettbewerb ansehen -, diese Steuererhöhung noch zu toppen. Denn im
Zuge der Gesundheitsreform wollen Sie die nächste Rekordsteuerreform durchsetzen. Ich bin wirklich gespannt, ob Sie es schaffen, an dieser Stelle die Steuereinnahmen um weitere 40 Milliarden Euro zu erhöhen.
Weil das Haushaltsjahr 2006 quasi schon zu Ende
geht, möchte ich etwas zu dem Haushalt 2007 sagen,
mit dem der Finanzminister viel Arbeit hat. Ich habe
manchmal das Gefühl, er arbeitet sich eher an uns ab,
weil er im Moment über die internen Kämpfe in der Öffentlichkeit nichts sagen kann.
({15})
Ich will kurz auf folgenden Punkt hinweisen: Wir haben trotz der zusätzlichen Steuereinnahmen ein Problem
mit Blick auf Art. 115 des Grundgesetzes. Nach der
Finanzplanung haben wir gegenwärtig eine Differenz
von 1,3 Milliarden Euro. Aber es gibt doch die Risiken
bei den Unterbringungskosten im Zusammenhang mit
Hartz IV. Wir haben die Probleme im Gesundheitssystem und bei den Zinsen.
Ein kurzer Hinweis zu Zinsen und Inflation: Selbstverständlich wird die Mehrwertsteuererhöhung Auswirkungen auf die Preissteigerung haben. Über die Höhe
können wir uns streiten, aber es wird sie geben. Angesichts einer Inflationsrate von über 2 Prozent in Europa
bedeutet das, dass sie auch im nächsten Jahr über
2 Prozent liegen wird. Was heißt das? Die Zinsen werden steigen. In diesem Zusammenhang ein Hinweis für
Kundige: Wenn die Zinsbelastung des Bundes um
0,11 Prozentpunkte steigt - das kann man kaum darstellen -, dann muss der Bund 1 Milliarde Euro mehr pro
Jahr an Zinsen zahlen. Bei einer Steigerung um
0,15 Prozentpunkte wäre schon die Lücke zwischen
Neuverschuldung und Investitionen geschlossen; damit
wäre alles vorbei. Ich rede hier natürlich vom Steigen
der durchschnittlichen Zinsbelastung des Bundes und
nicht vom Anstieg der Zinsraten. Herr Minister, Sie
könnten einmal das Gremium für Kreditfinanzierung besuchen und sich das dort ausrechnen lassen.
Herr Steinbrück, ich glaube Ihnen, auch aufgrund
meines christlichen Menschenbildes, dass Sie sparen
wollen. Das geht aber nicht auf dem Wege, wie Sie es
sich vorstellen. Da helfen auch keine Ausführungen wie:
Der Staat sind wir alle. Das erinnert mich ein wenig an:
L’État c’est moi. Nein, ich glaube, die Postulierung einer
Deutungshoheit der Regierung bezüglich der Frage, was
richtig oder falsch ist, die leider auch Herr Ramsauer beanspruchte, ist nicht der richtige Weg. Verwechseln Sie
bitte nicht das Wohl des Staates mit dem Wohl der Regierung.
({16})
Herr Steinbrück, Niederlagen fügt Ihnen doch nicht
die Opposition zu. Diese fügt Ihnen Nadelstiche zu, die
vielleicht unangenehm sind. Aber wir stellen nicht die
Mehrheit. Niederlagen fügen Ihnen andere zu, nämlich
die, die die Mehrheit stellen. So sagt Herr Müntefering
den Kommunen einfach einmal zu, dass sie etwas mehr
als 3 Milliarden Euro zusätzlich für die Wohngeldzahlungen bekommen. Wie viel sie im nächsten Jahr bekommen, steht noch gar nicht fest. Darauf bin ich gespannt. Frau Merkel erzielt eine tolle Einigung auf
europäischer Ebene; diese kostet aber letztlich jedes Jahr
1 Milliarde Euro mehr. Frau von der Leyen braucht eine
halbe Milliarde mehr für das Erziehungsgeld,
({17})
Frau Schmidt will bei der Gesundheitspolitik so lächeln
wie unter Eichel und denkt sich, irgendwo werde sie das
Geld schon herbekommen, selbst wenn weniger geraucht werden sollte. So wird das jetzt wohl auch wieder
passieren. Die Länder schaffen es, dass die vorgesehenen Kürzungen für den Nahverkehr nicht so stark ausfallen, und der Außenminister hat gestern gesagt, natürlich
hätte er gerne möglichst viel Geld für die auswärtige
Kulturpolitik.
({18})
Applaus kommt von allen Fachpolitikern der Koalitionsparteien. Aber auch das fällt am Ende wieder auf Sie,
Herr Steinbrück, zurück.
Ganz besonders deutlich machte in diesem Zusammenhang eine Wortmeldung des Kollegen Brandner von
der SPD, wie man eigentlich denkt. Nachdem festgestellt
wurde, dass bei den Kommunen die Einnahmen sprudeln
- das stimmt ja auch -, kam eine wunderschöne Erklärung: Diese Einnahmen sollten nicht zur Rücklagenbildung oder zum Sanieren benutzt werden, sondern ausgegeben werden. Genau das passiert im Moment: Jedes
Mal, wenn diese Regierung mehr Geld einnimmt, kommen sofort Politiker und sagen, sie wüssten genau, wofür
es dauerhaft ausgegeben werden kann.
({19})
Das Allerbeste kommt nun: Andrea Nahles, die im
Moment leider nicht da ist, sagt:
Wir nehmen über die Mehrwertsteuererhöhung …
eine deutliche Masse mehr an Steuern ein.
- „Masse“ ist in diesem Zusammenhang wirklich ein
schöner Begriff.
Wir werden wahrscheinlich zum ersten Mal die
Maastrichtkriterien erfüllen. Dann haben wir eigentlich eine ganz solide Basis für den Haushalt
2007.
Herr Steinbrück, wer trotz der bevorstehenden massiven
Steuererhöhungen sagt, es reiche aus, die Maastrichtkriterien zu erfüllen, sich aber nicht um die Vorschriften
der Verfassung kümmert, der fällt in den Andrea-Graben
Ihrer Haushaltspolitik.
({20})
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren, zum Abschluss noch ein kurzer Hinweis: Das Wort
vom Haushalt als Schicksalsbuch der Nation bewahrheitet sich in diesen Tagen immer mehr. Nicht umsonst
spricht man ja im Zusammenhang mit dem Haushalt
auch von Wahrheit und Klarheit. Ich will nicht bestreiten, dass wir noch die Möglichkeit haben, umzusteuern.
Aber bei einer Gesamtverschuldung des Bundes von gegenwärtig rund 900 Milliarden Euro, also dem Vierfachen der Jahresbruttoeinnahmen, muss doch irgendwann
jeder einsehen, dass es zum Umsteuern nicht reicht, das
Rad ein bisschen zu drehen, sondern dass es nötig ist, es
mehrfach umzudrehen. Das müssen Sie tun. Die Koalition sagt, dies sei ein Haushalt des Übergangs. Wir als
FDP fürchten, das ist ein Haushalt des Niedergangs. Wir
hoffen, dass Sie dennoch die Kraft finden, mit Ihrer
Mehrheit und Ihren Möglichkeiten Ihre Verantwortung
wahrzunehmen, den Niedergang zu stoppen und dafür zu
sorgen, dass dieses Land - das hat es nämlich verdient weiter blühen und gedeihen kann.
Herzlichen Dank.
({21})
Das Wort erhält nun der Kollege Norbert Barthle für
die CDU/CSU-Fraktion.
({0})
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Derzeit spricht das ganze Land über
Fußball, was mich als Sportler sehr freut. Dennoch will
ich daran erinnern, dass schon am 1. Juli in Straßburg die
93. Tour de France beginnt. Bis wir in die Sommerpause
gehen, wird schon die Hälfte der Etappen vorbei sein.
Wir Politiker üben uns derzeit in einer anderen Disziplin.
Auf Neudeutsch würde man sie Budgeting nennen. Wir
haben gerade einmal die erste Etappe hinter uns. In wenigen Minuten wird der Haushalt 2006 hier verabschiedet werden.
Es war kein ganz leichtes Stück Arbeit, das wir hinter
uns haben. Es hat ganz schön geschlaucht. Vor allem die
Bergetappen haben geschlaucht. Koalition und Opposition haben gemeinsam durch zumindest größtenteils
sachliche Arbeit dazu beigetragen, dass dieser Haushalt
verabschiedet werden kann. Schon in wenigen Wochen
werden wir uns dem Haushalt 2007 widmen dürfen. Es
ist sicherlich kein Geheimnis, wenn ich sage, dass die
kommenden Haushalte noch wesentlich ambitionierter
ausfallen werden müssen als der diesjährige.
({0})
Bevor ich auf diesen Haushalt zu sprechen komme,
will ich auf die Opposition eingehen. Frau Kollegin
Lührmann, Sie haben wissentlich unterschlagen, dass
wir in diesem Haushalt Mehrausgaben für den Arbeitsmarkt in Höhe von 4 Milliarden Euro etatisiert haben. Das hätte die Neuverschuldung absenken können.
Sie haben wissentlich unterschlagen, dass wir auch Mindereinnahmen zu gewärtigen haben. Das haben wir in
diesem Haushalt berücksichtigt. Das unterscheidet diesen Haushalt von denjenigen, für die Sie Verantwortung
getragen haben. Damals wurden nämlich immer Nachtragshaushalte eingebracht,
({1})
bei denen die Neuverschuldung wesentlich höher war als
im Entwurf. Das machen wir nicht.
({2})
Man kann feststellen, dass die Grünen offensichtlich
sehr gerne die sieben Jahre ihrer Regierungsverantwortung vergessen und sich in der Opposition sehr wohl fühlen.
Noch ein Wort zur FDP. Die Art und Weise, wie die
FDP das Thema Mehrwertsteuererhöhung gemeinsam
mit ihren Truppen in den großen Medien traktiert, ärgert
mich schon etwas. Ich würde mir von Ihnen etwas mehr
Ehrlichkeit und Pragmatismus erwarten.
({3})
Bereits in der Debatte am Dienstag haben der Finanzminister Steinbrück und der Kollege Westerwelle die
Klingen gekreuzt und sich gegenseitig Wahlkampfaussagen vorgehalten. Das hilft uns nicht weiter. Selbstverständlich hat die SPD gegen die Mehrwertsteuererhöhung polemisiert, selbstverständlich hat sie unsere
ehrliche Wahlkampfaussage angegriffen. Aber genauso
wie sich die SPD der Kraft der Realität gebeugt hat, hätten Sie von der FDP beim Blick in die strukturellen Abgründe dieses Haushalts und der kommenden Haushalte
einer Mehrwertsteuererhöhung zugestimmt. Davon bin
ich ganz fest überzeugt.
({4})
Ihr gespaltenes Verhalten - einerseits das auf Bundesebene, andererseits das auf der Ebene der Länder, in
denen Sie mitregieren - erweckt den Eindruck des Unseriösen. Der Gipfel des Klamauks war der Brief des Kollegen Brüderle an die Mittelständler der Union. Das war
wirklich der Höhepunkt.
({5})
Nur noch ein Wort zu Ihrer schönen Aktion mit dem
„Sparbuch“: Vielleicht stecken darin manche richtigen
Vorschläge.
({6})
Aber darin steckt auch viel Quatsch. Ich will ein Beispiel
herausgreifen. Sie schlagen vor, im Einzelplan 20 - Bundesrechnungshof - die Mittel für Dienstreisen um
15 Prozent zu kürzen. Wenn wir die fleißigen Prüfer des
Bundesrechnungshofs an ihre Sessel ketten, wenn wir
aus den fleißigen Bienen, die im Land Prüfaufträge
wahrnehmen, Sesselfurzer machen, dann können wir die
Stellen gleich streichen. Das wäre kontraproduktiv zu allen Einsparanstrengungen. Es bleibt dabei: In diesem
Buch steckt viel Unsinn. Es steckt viel darin, was nicht
sorgfältig ausgearbeitet wurde. Damit sei auch dieses gesagt.
({7})
Zurück zum Haushalt. Hauptziel dieses Haushalts ist
die Haushaltssanierung. Das ist das Ziel, das sich die
große Koalition auf die Fahne geschrieben hat. Meine
Vorredner haben schon darauf hingewiesen: Wir wollen
die Stabilitätskriterien des Maastrichtvertrages und das
Verfassungsgebot des Grundgesetzes ab 2007 wieder
einhalten. Die Inanspruchnahme der Ausnahmemöglichkeit, die der Art. 115 des Grundgesetzes vorsieht, darf
selbstverständlich nicht zur Regel werden. Kurzum: Wir
haben es mit einem Übergangshaushalt zu tun. Das ist
eine Zwischenetappe. Die schweren Bergetappen liegen
bis 2009 noch vor uns.
Lassen Sie mich bei dieser Gelegenheit die Frage aufwerfen, warum wir eigentlich sparen, warum wir, auch
mit unpopulären Maßnahmen - sie stecken zum Beispiel
im Haushaltsbegleitgesetz; Finanzminister Steinbrück
hat vorhin alle aufgezählt -, die Neuverschuldung absenken wollen. Wir, die Abgeordneten der großen Koalition,
müssen sparen, weil wir unser Verhalten vor unseren
Kindern und Enkelkindern ansonsten nicht rechtfertigen
können.
({8})
Wenn wir das Thema Generationengerechtigkeit
ernst nehmen, dann führt an diesem steinigen Weg nichts
vorbei. An jedem Wochenende, wenn ich heimkomme,
werde ich persönlich daran erinnert; denn dann sehe ich
meine 14- und 9-jährigen Buben. Ich mag mir ehrlich
gesagt nicht vorstellen, dass sie mir in 20 Jahren einmal
die Frage stellen: Warum hast du es zugelassen, dass
sich die Verschuldungsspirale immer weiter dreht, wo du
doch an der zuständigen Stelle politische Verantwortung
getragen hast? Niemand von uns darf zulassen, dass es
dazu kommt.
({9})
Wir wissen doch genau: Wenn Schulden für nicht in
Zukunft wirkende Leistungen gemacht werden, werden
Gestaltungsspielräume für die nachrückenden Generationen reduziert. Die Konsequenzen, die daraus folgen
würden, wären dramatisch. Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung und die Bertelsmann-Stiftung
haben mit ihrem Schuldenmonitor aufgezeigt, dass sich
die Schulden bis 2010 verdoppeln und bis 2020 sogar
fast vervierfachen würden, wenn wir die Politik der Vorjahre fortsetzen würden. Insofern ist ein Umsteuern dringend notwendig.
Die Situation ist heute schon bedrückend. Allein der
Bund zahlt jeden Tag 100 Millionen Euro für Schuldenzinsen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, stellen Sie sich
vor, welche Verkehrsprojekte man zum Beispiel mit den
100 Millionen Euro, die zurzeit jeden Tag allein für
Schuldenzinsen ausgegeben werden, machen könnte.
Das heißt, dass nicht erst unsere Kinder die Lasten der
Politik der Vorjahre tragen, sondern uns schon heute die
Folgen der in den Vorjahren entstandenen Verschuldung
drücken. Wir müssen Subventionen selbst dann kürzen,
wenn wir sie richtig finden, wie zum Beispiel die Eigenheimzulage. Wir müssen Mittel für Investitionen strecken und Sozialleistungen deckeln.
Schon heute zahlen wir alle, Junge und Alte, Gesunde
und Kranke, Arbeitnehmer und Arbeitslose, für die Versäumnisse der Vorjahre. Deshalb ist es bedrückend, dass
die neuen Schulden, die wir in diesem Jahr aufnehmen,
gerade einmal ausreichen - Kollege Schneider hat das in
der Eingangsrede schon erwähnt -, um die Zinslast der
alten Schulden abzudecken.
Deshalb gibt es meines Erachtens keine andere Konsequenz, als an den Schuldenabbau heranzugehen. Wenn
wir die unsichtbare Verschuldung - ich meine die Renten- und Pensionsansprüche -, über die wir selten sprechen, weil sie in den öffentlichen Haushalten nicht ausgewiesen ist, hinzurechnen, dann wird noch klarer, wie
dringlich die Aufgabe ist. Es bleibt nur eine Schlussfolgerung: Wir dürfen das Ziel, mit jeder Form der Neuverschuldung grundsätzlich Schluss zu machen, niemals
aufgeben. Langfristig gesehen müssen die Einnahmen
die Ausgaben bestimmen und nicht umgekehrt.
Bayern hat gezeigt, dass es machbar ist, die Neuverschuldung mit einem engagierten Vorgehen zurückzuführen. Baden-Württemberg folgt diesem Beispiel und
will dieses Ziel in fünf Jahren erreichen.
({10})
Deshalb wird auch auf unserer Ebene immer wieder der
Vorschlag geäußert, ein Verschuldungsverbot grundgesetzlich zu verankern. Ich meine, mittelfristig sollten wir
das angehen. Das wäre ein Zeichen des Vertrauens in die
Politik.
({11})
Allerdings muss man auch sagen, dass die Konsolidierung der Haushalte nur gelingt, wenn Bund, Länder und
Gemeinden zusammen an einem Strang ziehen. Wir alle
wissen, was passiert, wenn Landesregierungen eben
nicht diese Disziplin aufbringen und nicht dort kürzen
und streichen, wo es wehtut. Deshalb freut es mich, dass
eine neue Bewegung in die Diskussion kommt; denn
externen Druck erhalten die Länder im Gegensatz zu anderen Gebietskörperschaften nicht. Dem Bund schaut
die EU-Kommission auf die Finger - Stichwörter:
Maastricht und Strafzahlungen - und auf die Gemeinden
achtet die kommunale Finanzaufsicht, während die Länder nur ihren Wählerinnen und Wählern verantwortlich
sind. Deshalb begrüße ich es sehr, dass die Diskussion
über einen nationalen Stabilitätspakt wieder aufgekommen ist. Ich lobe ausdrücklich den sächsischen Ministerpräsidenten Georg Milbradt, der diese Debatte angestoßen hat und mit Nachdruck vorantreibt.
({12})
Ich meine, es ist an der Zeit, dass auch wir, dieses
Hohe Haus, uns mit diesem Thema beschäftigen. Wer
sonst, wenn nicht wir, die große Koalition mit diesen
Mehrheiten im Bundestag und im Bundesrat, sollte die
Kraft haben, ein solches Vorhaben anzustoßen? Seit der
deutschen Wiedervereinigung wissen wir doch, wie eng
Zeitfenster für solch große Vorhaben sein können. Lassen Sie uns also die Gelegenheit nutzen und dies tun. Ich
meine, wenn wir dies engagiert anpacken, dann könnte
daraus sogar eine der historischen Leistungen der großen
Koalition dieser Legislaturperiode erwachsen. Ich plädiere dafür.
({13})
Zu den langfristigen Problemen, die ich aufgezeigt
habe, kommt noch die demografische Entwicklung, die
wir alle kennen. Es ist nun einmal eine Tatsache, dass in
Zukunft eine schrumpfende Zahl von Mitbürgern die
derzeit immer noch steigenden Lasten der Vergangenheit
abtragen muss. Auch dadurch wird die Situation verschärft. Gleichzeitig müssen wir natürlich auch die derzeit bestehenden Haushaltsrisiken in unserer Finanzund Haushaltspolitik beachten. Lassen Sie mich noch einige Beispiele nennen.
Die Eckpunkte der geplanten Gesundheitsreform werden demnächst offen gelegt. Ich bin überzeugt davon,
dass das nicht ohne Auswirkungen auf die Haushalte
bleiben wird. Auch bei Hartz IV lauern noch Gefahren,
auf die wir im Laufe dieses Jahres vermutlich noch werden eingehen müssen. Die Zinsausgaben, die allein in
diesem Jahr bei 40 Milliarden Euro liegen, unterliegen
selbstverständlich Zinsschwankungen. Ich will mir nicht
vorstellen, was passieren würde, wenn wir nur 1 Prozent
höhere Zinsen zahlen müssten.
Mein Fazit: Die Haushälter der großen Koalition, aber
auch das gesamte Parlament, wir alle - das Haushaltsrecht ist ja das Königsrecht des Parlaments -, haben bei
der Erstellung der Haushaltsentwürfe für die kommenden Jahre eine große Verantwortung zu tragen.
Durch die Beratungen haben wir in diesem Haushalt 2006 neue Schwerpunkte gesetzt. Wir haben den
Entwurf der Bundesregierung bearbeitet und - das sollte
man auch nicht verschweigen - die Neuverschuldung reduziert. Herr Kollege Fricke, daneben haben wir die Investitionsquote erhöht. Das ist die Leistung der Parlamentarier, die ich einmal ganz bewusst benennen
möchte.
({14})
Außerdem haben wir strukturell umgesteuert. Wir haben
die Versorgungsleistungen des Bundes dezentralisiert,
also wieder den einzelnen Häusern zugewiesen. Ich bin
überzeugt, dass sich auch dies positiv auf die Haushaltsdisziplin auswirken wird.
({15})
Deshalb komme ich zu dem Resümee, dass diese
große Koalition ihre erste große Bewährungsprobe, die
Aufstellung des 06er-Haushalts, bestanden hat. Das gibt
uns Mut und Kraft, die noch schwierigere Aufgabe der
Aufstellung des 07er-Haushaltes engagiert anzugehen.
An dieser Stelle möchte ich dann doch gerne wieder
auf den Fußball zurückkommen: Genauso geschlossen,
entschlossen und zuversichtlich, wie die gesamte deutsche Fangemeinde hinter der deutschen Nationalmannschaft steht, werden wir Großkoalitionäre auch hinter Ihnen, verehrter Herr Finanzminister Steinbrück, und
hinter unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel stehen,
({16})
wenn es darum gehen wird, die ganzen Partikularinteressen abzuwehren und solide Haushalte vorzulegen.
Herzlichen Dank.
({17})
Ich erteile nun dem Kollegen Gunter Weißgerber,
SPD-Fraktion, das Wort.
Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Peter Struck
sprach diese Woche davon, dass es für ihn eine völlig
neue Erfahrung sei, in einer großen Koalition Haushaltsberatungen durchzuführen. Ich muss sagen: Es gibt hier
im Plenum einige Kollegen, die diese Erfahrung schon
einmal gemacht haben. In der letzten frei gewählten
Volkskammer kam es auch zu Haushaltsberatungen. Es
kam zu einer ersten Lesung. Es kam auch zu Haushaltsausschussberatungen. Aber zur zweiten und dritten Lesung ist es nicht mehr gekommen. Die deutsche Einheit
kam dazwischen. Das war gut so.
({0})
Anders als damals werden wir unseren Haushalt ins Gesetzblatt bringen.
({1})
Vor dem Hintergrund der Reformen der letzten Jahre
und der falschen Behauptungen, wir betrieben eine unsoziale Politik, habe ich mir einige Ausgabeposten des
ersten gesamtdeutschen Bundeshaushaltes angesehen.
1991 veranschlagte das Arbeits- und Sozialministerium
rund 45 Milliarden Euro. Heute sind es 120 Milliarden
Euro. Für diesen Bereich betrug der Etat 1991 rund
21 Prozent an den damals rund 209 Milliarden Euro Gesamtausgaben des Bundeshaushalts. Für 2006 liegt der
Anteil bei 46 Prozent an den jetzt 261,7 Milliarden Euro
Gesamtausgaben des Bundeshaushalts. Wer von einem
unsozialen Staat spricht und es eigentlich besser weiß,
der führt die Menschen bewusst hinter die Fichte.
({2})
Für Verkehr und Bau wurden 1991 22 Milliarden
Euro eingeplant. Für 2006 rechnen wir mit 24 Milliarden
Euro. Eigentlich müssten wir die 3,3 Milliarden Euro
aus dem Investitionsförderungsgesetz hinzurechnen, die
die Länder seit 2003 überwiesen bekommen. Dann lägen
wir bei 27 Milliarden Euro. Auch das ist eine Steigerung
auf sehr hohem Niveau.
1991 sah der Etat des Verteidigungsministeriums
- der immer eine Fundgrube für Finanzierungsvorschläge ist - 27 Milliarden Euro vor. Heute rechnen wir
mit 24 Milliarden Euro. Das ist eine klare Absenkung.
Gemessen an den weltweit hinzugekommenen Aufgaben
in diesem Bereich kann nur von einer gewaltigen Konsolidierung und Effizienzsteigerung gesprochen werden,
an der zwei SPD-Verteidigungsminister maßgeblich beteiligt waren.
({3})
Die Zinsen für die Bundesschulden sollten sich 1991
auf 26 Milliarden Euro belaufen. Für 2006 rechnen wir
mit 39 Milliarden Euro. Wir alle wissen, dass wir in der
Schuldenfalle sitzen.
Für die deutsche Einheit sind noch immer die Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur von besonderer
Bedeutung. 2019 läuft der Solidarpakt aus. Bis dahin
müssen endgültig alle Verkehrsprojekte „Deutsche Einheit“ realisiert sein. Spätestens 2019 müssen die ostdeutschen Bundesländer - dann ohne zusätzliche Hilfen - die
gleichen Chancen wie die westdeutschen Länder haben.
Zur Chancengleichheit trägt eine ausgezeichnete Verkehrsinfrastruktur maßgeblich bei. Das ist eine Binsenweisheit.
Gut zu hören, dass der Bundesverkehrsminister inzwischen sogar davon ausgeht, dass das finanziell
schwierigste Verkehrsprojekt Deutsche Einheit, die
Schienenverbindungen 8.1 und 8.2 Nürnberg-ErfurtHalle/Leipzig, bereits bis 2017 realisiert sein könnte. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass von den 4,3 Milliarden Euro, die nach den Genshagener Beschlüssen
zum Rahmenplan Verkehr 2006 bis 2010 zusätzlich bereitgestellt werden, auch für diesen Streckenausbau Mittel zur Verfügung stehen.
Am Beispiel meiner Region Leipzig-Halle lässt sich
der Chancenzuwachs für eine infrastrukturell entwickelte Region bereits heute leicht nachvollziehen. BMW,
Porsche und DHL sind nach Leipzig gekommen, weil
die Verkehrsinfrastruktur hier bereits jetzt hervorragend
ist und sie im Vollzug der VDE-Projekte ausgezeichnet
werden wird. Natürlich können auch etliche andere ostdeutsche Regionen ebenso beispielhaft herangezogen
werden. Mit dieser guten Infrastruktur sind selbstverständlich noch lange nicht alle Probleme gelöst. Doch
ergeben sich auf der Grundlage einer modernen Verkehrsinfrastruktur große Chancen und Möglichkeiten.
Auf Ostdeutschland bezogen muss dies heißen: Liebe
Landsleute im Westen und im Osten der Republik,
möchtet ihr in Zukunft auch ostdeutsche Geberländer im
gesamtdeutschen Länderfinanzausgleich versammelt sehen? Dann nehmt die Lasten noch einige Zeit in Kauf.
Gemeinsam schaffen wir in der Republik das, was der
Fußball derzeit in der Fußballwelt schafft: ein sympathisches gesamtdeutsches Gefühl.
({4})
Innerdeutsch haben wir noch eine Aufgabe vor uns,
die es endlich und endgültig zu erledigen gilt. Ich meine
die SED-Opfer-Entschädigung, in der Öffentlichkeit
auch als Opferrentendiskussion bekannt. Das ist eher ein
Thema für den Haushalt 2007. Allerdings haben wir gerade den 17. Juni hinter uns gebracht, mit allen dazugehörigen Diskussionen. Ich denke, die betroffenen Menschen erwarten auch diesbezüglich ein Signal.
Richtig ist: Seit 1990 wurde in diesem Bereich viel
getan. Wir haben die Haftentschädigung, den Ausgleich
beruflicher Benachteiligungen für Opfer politischer Verfolgung und vieles andere geregelt. Viele SED-Opfer leben dennoch unter sozial schwierigeren Verhältnissen als
ihre früheren Drangsalierer. Das darf nicht so bleiben.
({5})
Deshalb haben wir uns innerhalb der Koalition darauf
verständigt, dieses Defizit endlich aus der Welt zu schaffen. Ob es letztlich auf eine Opferrente, einen Zuschlag
nach Bedürftigkeit oder eine andere Lösung hinauslaufen wird, werden unsere Diskussionen und die parlamentarischen Beratungen ergeben. Ich sage aber noch einmal: Wir werden das bis zum Ende dieses Jahres
gemeinsam regeln.
({6})
Der Bundeshaushalt 2006 ist ein realistischer Haushalt. Er ist ein Haushalt des Übergangs. Er bietet die
Grundlage zur weiteren Konsolidierung der Staatsfinanzen und zur Einhaltung der Maastrichtdefizitgrenze ab
dem Jahr 2007, eventuell schon ab 2006.
Vielen Dank.
({7})
Letzter Redner in der Haushaltsdebatte ist der Kollege Jochen-Konrad Fromme, CDU/CSU-Fraktion.
({0})
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Zunächst möchte ich mich beim Sekretariat und
beim Haushaltsminister dafür bedanken, dass man uns
so fleißig zugearbeitet hat. Wie Sie wissen, geht in der
Politik nichts ohne die fleißigen Bienchen im Hintergrund.
({0})
Politik beginnt mit der Betrachtung der Realität, ganz
egal, wie man sie beschreibt; das gilt für uns alle. Täglich können wir Meldungen zur Kenntnis nehmen, in denen es heißt, dass sich die wirtschaftliche Situation verbessert. Der Abbau der Arbeitsplätze ist gestoppt.
Offensichtlich sind wir aus der Negativspirale herausgekommen. Das heißt nicht, dass wir schon dort sind, wo
wir sein möchten. Aber immerhin haben wir den Negativtrend gebrochen. Das ist ein Zeichen für einen Stimmungswandel in unserem Land. Auch das gehört zur
Betrachtung der Realität.
({1})
Wichtig für die Schaffung von Wachstum sind ausgeglichene öffentliche Finanzen. Das lehrt uns die Wissenschaft und das zeigt der Blick in andere Länder. Nur
dann, wenn beides gewährleistet ist, kann es zu einer
Aufwärtsentwicklung kommen. Genau das ist die Doppelaufgabe, die sich uns zur Stunde stellt: auf der einen
Seite die Sanierung der Haushalte, auf der anderen Seite
die Pflege der Binnenkonjunktur; der Export läuft ohnehin gut.
({2})
Leider können wir diese zwei Ziele nicht, wie uns manche Wissenschaftler empfehlen, nacheinander angehen,
sondern wir müssen sie gleichzeitig in Angriff nehmen.
Deshalb haben wir Schwierigkeiten.
Ich will deutlich beschreiben, wo wir stehen: Die
Ausgaben betragen 262 Milliarden Euro, die ordentlichen Einnahmen 193 Milliarden Euro. Das heißt, es fehlen 69 Milliarden Euro. Wer jetzt meint, wir könnten
diese Lücke in einem Schritt schließen, der muss sich die
Ausgaben vergegenwärtigen: 80 Milliarden Euro für die
Rente, 38 Milliarden Euro für den Arbeitsmarkt,
40 Milliarden Euro für die Zinsen und 24 Milliarden
Euro für die Bundeswehr. Der Block, den man noch beeinflussen kann, hat eine Größenordnung von 79 Milliarden Euro. Die bestehende Lücke ist fast genauso groß.
Deswegen können wir uns diesem Ziel nur in Schritten
nähern. Genau das tut die Koalition.
Der Finanzminister hat vorhin aufgezählt, welche
Maßnahmen wir schon auf den Weg gebracht haben.
Aber es darf nicht so bleiben, dass wir wie in der Vergangenheit jeden fünften Euro für Kreditzinsen ausgeben. Das ist, als würde man sich zu Hause das Butterbrot
auf Kredit kaufen und am nächsten Tag nicht wissen,
wie man ihn abzahlen soll. Das kann nicht gut gehen.
Deshalb muss das geändert werden.
({3})
Natürlich kann man sich immer darüber streiten, auf
welchem Wege man das am besten erreichen kann. Daher haben wir dazu eine Anhörung durchgeführt. In dieser Anhörung wurde keine Alternative zu unseren Vorschlägen genannt. Sie wurden allenfalls kritisiert. Wer
die Mehrwertsteuererhöhung kritisiert, der muss aber
auch sagen - das gehört zur vollen Wahrheit -, dass der
reduzierte Mehrwertsteuersatz nicht angehoben wird und
dass zwei Drittel der Ausgaben der Haushalte mit geringem Einkommen von der Mehrwertsteuererhöhung
überhaupt nicht berührt werden, weil es sich dabei um
Ausgaben für solche Güter handelt, auf die entweder der
reduzierte Mehrwertsteuersatz zu zahlen ist oder die
überhaupt nicht der Mehrwertsteuer unterliegen. Auch
das muss gesagt werden, wenn man die Mehrwertsteuererhöhung kritisiert.
({4})
Aus diesem Grund hat das Ifo-Institut festgestellt, dass
die Mehrwertsteuererhöhung die Konjunktur nicht nachhaltig schädigen wird. Deswegen ist dies ein verantwortlicher Schritt.
Die Opposition kritisiert, dass wir die Nettoneuverschuldung nicht so stark gesenkt haben, wie wir das vorhatten. Nehmen Sie bitte schön zur Kenntnis, dass uns
allein während des Beratungsverfahrens 4 Milliarden
Euro an zusätzlichen Ausgaben ins Haus gehagelt sind,
die wir nicht einfach so kompensieren konnten. Sie beklagen, der Haushalt sei verfassungswidrig; wir sehen
das übrigens nicht so. Auch Ihre Vorschläge hätten den
Haushalt, in Summe, nach Ihrer Lesart nicht verfassungsgemäß gemacht. Wir hätten dieses Ziel also gar
nicht erreichen können.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ein Kritiker ist jemand, der sehr böse wird, wenn dem Publikum etwas gefällt, was er nicht mag - genau deswegen schimpft die
Opposition so auf uns ein.
({5})
Herr Koppelin, Sie haben uns ein Sparbuch überreicht. Zunächst war ich groß in Sorge, ob sich der Finanzminister nicht ganz schnell beim Bundestagspräsidenten melden muss, weil er ein Geschenk von Wert
bekommen hat. Aber auf Ihrem Sparbuch war leider
nichts drauf, weswegen wir damit zur Sanierung nichts
anfangen können.
({6})
Meine sehr verehrten Damen und Herren von der
FDP, schauen wir uns doch einmal Ihre Sparvorschläge
an: Sie schlagen zum Beispiel vor, bei den Rüstungsausgaben zu kürzen, wohl wissend, dass dann eine Vertragsstrafe fällig würde. Was macht das denn für einen Sinn?
Man müsste diese Strafe zahlen, hätte aber nicht einmal
das Gut, das man so später wenigstens verkaufen kann.
Frau Lührmann, Sie haben die Frage der Subventionierung der Steinkohle angesprochen. Wer hat denn den
rechtskräftigen Bescheid ausgestellt, sodass wir heute
nicht so stark kürzen können, wie wir das eigentlich
möchten? Das waren doch Sie: als Sie noch mit an der
Regierung waren.
({7})
Herr Kollege Fromme, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Koppelin?
({0})
Aber bitte.
Im Übrigen bitte ich all die Kollegen, die offenkundig
keine Zwischenfrage stellen wollen, nicht durch unnötiges Herumstehen diesen falschen Eindruck zu erwecken.
({0})
Bitte schön.
Kollege Fromme, Sie haben etwas zu den Vorschlägen der FDP zur Kürzung bei den Rüstungsausgaben gesagt. Darf ich Sie daran erinnern, dass gleich lautende
Anträge von der Union ein Jahr zuvor gestellt worden
sind?
Würden Sie bitte auch noch etwas zu unseren 60 Anträgen sagen - original CDU-Anträge -, die wir schon in
der Oppositionszeit gemeinsam gestellt haben und die
Sie jetzt abgelehnt haben? Sind unsere Anträge etwa unsolide gewesen?
Aber Herr Kollege Koppelin! Wir befinden uns doch
in genau derselben Situation wie Ihre Parteifreunde in
Nordrhein-Westfalen:
Erstens. Zwischen dem Zeitpunkt, als wir die Anträge
gestellt haben, und heute hat sich die Lage an vielen
Punkten stark verändert.
({0})
So habe ich eben schon von den zusätzlichen Aufwendungen für den Arbeitsmarkt in Höhe von
4 Milliarden Euro gesprochen, die uns überrascht haben.
Zweitens muss man doch sehen: Wenn man in der Regierung ist, kann man nicht alle Dinge machen, die sich
bei idealistischer und vordergründiger Betrachtung in
der Opposition leicht angehen lassen.
({1})
Es gab einmal einen Spruch in der Werbung: Mühe allein reicht nicht. - Genau so ist es mit Ihrem Sparbuch.
({2})
Verehrte Kolleginnen und Kollegen, wir haben gespart: Wir haben bei den Verwaltungsausgaben des Bundes, die 15 Milliarden Euro betragen, 1 Milliarde Euro
weggenommen - und das in einem Jahr! Das ist ein harter Einschnitt gegenüber unserem Personal. Wenn das
keine Sparmaßnahme ist, dann weiß ich auch nicht! Wir
haben die Versorgungsaufwendungen bewusst in die
Einzeletats aufgenommen, weil wir für mehr Transparenz sorgen wollen, damit sparsamer mit diesen Dingen
umgegangen wird.
({3})
Herr Kollege Döring, Sie haben hier kritisiert, dass
die Länder bei den Regionalisierungsmitteln gar nicht so
stark einsparen könnten, wie wir das ursprünglich vorgesehen haben. Da kann ich nur sagen: Das kann nur Ländern passieren, die auf dem Baum geschlafen haben. Seit
Jahren gibt es eine Diskussion über die Angemessenheit
der Regionalisierungsmittel. Seit Jahren haben die Länder diese Revision verzögert: weil sie wussten, sie bekommen zu viel. Im Übrigen haben die Länder die
Koalitionsvereinbarung begleitet. Sie wissen also seit einem Dreivierteljahr, was auf sie zukommt. Deswegen
kann das so kein Argument sein.
({4})
Leider können wir den Haushalt nicht so sanieren,
Herr Kollege Koppelin, wie Sie das in Ihrem Versprecher am Mittwoch zum Ausdruck gebracht haben. Sie
haben erklärt: Geld können wir nicht drucken; denn dafür brauchen wir den Minister. - Wir können eben kein
Geld drucken, weil wir keine Inflation herbeiführen wollen. Deswegen müssen wir diesen Haushalt durch Einsparungen solide finanzieren.
({5})
Die Koalition ist gerade einmal sieben Monate am
Werk. Ich erinnere alle, die jetzt ungeduldig werden, an
Folgendes: Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. Man
kann nicht alles gleichzeitig erledigen. Wir wollen die
Dinge nacheinander solide angehen, und zwar Schritt für
Schritt. Die Liste, die der Finanzminister vorhin vorgelesen hat, war schon deutlich und beachtlich.
Aber man muss auch sehen: Das Wahlergebnis, das
uns eine große Koalition beschert hat, hat uns natürlich
auch einen Zustand beschert, der nicht ganz einfach zu
handhaben ist. Hier stehen sich zwei ordnungspolitische
Ansätze gegenüber, die nur sehr schwer miteinander zu
vereinbaren sind.
({6})
Die eine Seite will mehr Staat und die andere Seite will
weniger Staat. Hier zu einem Kompromiss zu kommen,
ist schwierig. Deswegen dauert manches länger, als wir
uns das selber vorstellen. Aber das hat der Wähler so
entschieden.
({7})
Darüber dürfen wir uns nicht beklagen, sondern wir
müssen das zur Kenntnis nehmen und damit entsprechend umgehen.
Geld erwerben, erfordert Klugheit. Geld bewahren,
erfordert eine gewisse Weisheit. Geld schön auszugeben,
ist eine Kunst. - Dieser Haushalt ist ein kleiner Schritt
auf diesem Weg. Ich lade alle ein, uns auf diesem Weg
zu folgen.
({8})
Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Schlussabstimmung über das
Haushaltsgesetz 2006; Drucksachen 16/750, 16/1348,
16/1301 bis 16/1313, 16/1319 bis 16/1321 und 16/1323
bis 16/1326. Mir liegt gemäß § 31 der Geschäftsordnung
eine persönliche Erklärung des Kollegen Dr. Peter Dan-
ckert, SPD-Fraktion, zu dieser Schlussabstimmung vor.
Ich weise schon jetzt darauf hin, dass nach dieser na-
mentlichen Abstimmung noch einige Abstimmungen zu
Entschließungsanträgen, darunter eine weitere namentli-
che Abstimmung, folgen werden.
Ich bitte die Schriftführer und Schriftführerinnen die
vorgesehenen Plätze einzunehmen, damit wir zunächst
die Schlussabstimmung über das Haushaltsgesetz 2006
durchführen können.
Ich eröffne die Abstimmung.
Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimmkarte nicht abgeben hat? Dann bitte ich, das jetzt
zu tun. - Ich sehe niemanden, der noch mit letzter An-
strengung an eine Urne strebte. Dann schließe ich die
Abstimmung und bitte die Schriftführerinnen und
Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen. Das Er-
gebnis der Abstimmung wird Ihnen später bekannt gege-
ben.1)
Ich bitte jetzt einen kleinen Augenblick um Aufmerk-
samkeit, damit wir die wenigen verbleibenden Abstim-
mungen mit einem hinreichenden gemeinsamen Ver-
ständnis, worum es eigentlich geht, in Ruhe durchführen
können. Es gibt eine Reihe von Entschließungsanträgen
der FDP-Fraktion sowie der Fraktion Die Linke und der
Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen.
Für den Entschließungsantrag der Fraktion Die Linke
ist namentliche Abstimmung beantragt worden. Ich lasse
zunächst über die anderen Entschließungsanträge ab-
stimmen und dann über den Antrag der Fraktion Die
Linke.
Entschließungsantrag der FDP-Fraktion auf Druck-
sache 16/1874. Wer möchte diesem Entschließungsan-
trag zustimmen? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält
sich der Stimme? - Der Entschließungsantrag ist mit
Mehrheit abgelehnt.
Entschließungsantrag der FDP-Fraktion auf Druck-
sache 16/1903. Wer für diesen Entschließungsantrag
1) Ergebnis Seite 3897 A
stimmt, den bitte ich um das Handzeichen. - Wer stimmt
dagegen? - Wer enthält sich? - Dann ist auch dieser Ent-
schließungsantrag abgelehnt.
Entschließungsantrag der FDP-Fraktion auf Druck-
sache 16/1904. Wer für diesen Entschließungsantrag
stimmt, den bitte ich um das Handzeichen. - Wer stimmt
dagegen? - Wer enthält sich der Stimme? - Auch dieser
Antrag ist mit einer großen Mehrheit abgelehnt.
Wir kommen zu zwei Entschließungsanträgen der
Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen. Wer stimmt für
den Entschließungsantrag auf Drucksache 16/1883? - Wer
stimmt dagegen? - Wer enthält sich der Stimme? - Der
Antrag ist mit großer Mehrheit abgelehnt.
Wer stimmt für den Entschließungsantrag auf Druck-
sache 16/1884? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält
sich der Stimme? - Auch dieser Entschließungsantrag ist
abgelehnt.
Wir kommen dann zu dem Entschließungsantrag der
Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/1875. Auch zu
diesem Antrag ist namentliche Abstimmung beantragt.
Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit in-
zwischen hoffentlich entleerten Abstimmungsurnen die
Voraussetzung für eine nicht wiederholungsbedürftige
zweite namentliche Abstimmung zu schaffen.
Ich weise schon jetzt darauf hin, dass ich nach Ab-
schluss dieser Abstimmung bis zur Vorlage der Ergeb-
nisse die Sitzung unterbrechen werde. Weitere Abstim-
mungen sind dann nicht mehr durchzuführen.
Sind alle Urnen besetzt? - Das scheint der Fall zu
sein. Dann eröffne ich die Abstimmung.
Gibt es noch eine Kollegin oder einen Kollegen, der
seine Stimmkarte nicht abgeben konnte? - Das scheint
nicht der Fall zu sein. Dann schließe ich die zweite na-
mentliche Abstimmung und bitte die Schriftführerinnen
und Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen.2)
Ich unterbreche die Sitzung bis zur Bekanntgabe der
beiden Abstimmungsergebnisse.
({0})
Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet.
Ich begrüße alle anwesenden Kolleginnen und Kollegen auf das Herzlichste. Ich bitte um Verständnis, dass
ich im Interesse einer Beschleunigung der verbleibenden
Sitzung nicht jeden einzeln begrüße.
({0})
- Das war glücklicherweise kein Antrag, sondern ein
Zwischenruf, der natürlich seinen verdienten Nieder-
schlag im Protokoll findet.
Die beiden Abstimmungen sind wie folgt ausgegan-
gen.
2) Ergebnis Seite 3899 C
Präsident Dr. Norbert Lammert
Ich teile zunächst das von den Schriftführerinnen und
Schriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen
Schlussabstimmung über den von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr
2006 mit. Abgegebene Stimmen 558. Mit Ja haben gestimmt 409, mit Nein haben gestimmt 149, Enthaltungen
keine. Damit ist der Gesetzentwurf angenommen.
({1})
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 558;
davon
ja: 409
nein: 149
Ja
CDU/CSU
Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Albach
Peter Altmaier
Thomas Bareiß
Dr. Wolf Bauer
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck
({2})
Veronika Bellmann
Dr. Christoph Bergner
Otto Bernhardt
Clemens Binninger
Carl-Eduard von Bismarck
Renate Blank
Peter Bleser
Antje Blumenthal
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Börnsen
({3})
Wolfgang Bosbach
Klaus Brähmig
Michael Brand
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Monika Brüning
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Hubert Deittert
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Georg Fahrenschon
Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust
Enak Ferlemann
Hartwig Fischer ({4})
Dirk Fischer ({5})
Axel E. Fischer ({6})
Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich
({7})
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Peter Gauweiler
Dr. Jürgen Gehb
Norbert Geis
Eberhard Gienger
Ralf Göbel
Dr. Reinhard Göhner
Josef Göppel
Dr. Wolfgang Götzer
Ute Granold
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Karl-Theodor Freiherr zu
Guttenberg
Olav Gutting
Holger Haibach
Gerda Hasselfeldt
Uda Carmen Freia Heller
Michael Hennrich
Bernd Heynemann
Ernst Hinsken
Robert Hochbaum
Klaus Hofbauer
Franz-Josef Holzenkamp
Joachim Hörster
Anette Hübinger
Hubert Hüppe
Susanne Jaffke
Dr. Peter Jahr
Dr. Hans-Heinrich Jordan
Andreas Jung ({8})
Dr. Franz Josef Jung
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster
Siegfried Kauder ({9})
Volker Kauder
Eckart von Klaeden
Julia Klöckner
Jens Koeppen
Kristina Köhler ({10})
Manfred Kolbe
Norbert Königshofen
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Johann-Henrich
Krummacher
Dr. Hermann Kues
Andreas G. Lämmel
Katharina Landgraf
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Ingbert Liebing
Eduard Lintner
Patricia Lips
Dr. Michael Luther
Stephan Mayer ({11})
Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Friedrich Merz
Maria Michalk
Hans Michelbach
Philipp Mißfelder
Dr. Eva Möllring
Marlene Mortler
Carsten Müller
({12})
Stefan Müller ({13})
Bernward Müller ({14})
Hildegard Müller
Bernd Neumann ({15})
Henry Nitzsche
Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Eduard Oswald
Henning Otte
Rita Pawelski
Dr. Peter Paziorek
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Dr. Friedbert Pflüger
Beatrix Philipp
Daniela Raab
Thomas Rachel
Peter Rauen
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche ({16})
Klaus Riegert
Franz Romer
Johannes Röring
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Albert Rupprecht ({17})
Peter Rzepka
Anita Schäfer ({18})
Hermann-Josef Scharf
Dr. Wolfgang Schäuble
Dr. Annette Schavan
Dr. Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Norbert Schindler
Georg Schirmbeck
Bernd Schmidbauer
Christian Schmidt ({19})
Andreas Schmidt ({20})
Ingo Schmitt ({21})
Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Wilhelm Josef Sebastian
Kurt Segner
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Gero Storjohann
Andreas Storm
Max Straubinger
Thomas Strobl ({22})
Lena Strothmann
Michael Stübgen
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Uwe Vogel
Andrea Astrid Voßhoff
Gerhard Wächter
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Marcus Weinberg
Peter Weiß ({23})
Ingo Wellenreuther
Karl-Georg Wellmann
Anette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth WinkelmeierBecker
Matthias Wissmann
Dagmar Wöhrl
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew
SPD
Dr. Lale Akgün
Gregor Amann
Gerd Andres
Niels Annen
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Ernst Bahr ({24})
Doris Barnett
Klaus Barthel
Sören Bartol
Präsident Dr. Norbert Lammert
Sabine Bätzing
Dirk Becker
Uwe Beckmeyer
Klaus Uwe Benneter
Dr. Axel Berg
Ute Berg
Petra Bierwirth
Lothar Binding ({25})
Volker Blumentritt
Kurt Bodewig
Gerd Bollmann
Dr. Gerhard Botz
Klaus Brandner
Willi Brase
Bernhard Brinkmann
({26})
Marco Bülow
Ulla Burchardt
Martin Burkert
Dr. Michael Bürsch
Christian Carstensen
Marion Caspers-Merk
Dr. Peter Danckert
Dr. Herta Däubler-Gmelin
Karl Diller
Martin Dörmann
Dr. Carl-Christian Dressel
Elvira Drobinski-Weiß
Garrelt Duin
Detlef Dzembritzki
Sebastian Edathy
Siegmund Ehrmann
Hans Eichel
Petra Ernstberger
Annette Faße
Elke Ferner
Gabriele Fograscher
Rainer Fornahl
Gabriele Frechen
Dagmar Freitag
Peter Friedrich
Sigmar Gabriel
Martin Gerster
Iris Gleicke
Günter Gloser
Renate Gradistanac
Angelika Graf ({27})
Dieter Grasedieck
Monika Griefahn
Kerstin Griese
Gabriele Groneberg
Achim Großmann
Wolfgang Grotthaus
Wolfgang Gunkel
Hans-Joachim Hacker
Bettina Hagedorn
Klaus Hagemann
Alfred Hartenbach
Michael Hartmann
({28})
Nina Hauer
Hubertus Heil
Reinhold Hemker
Rolf Hempelmann
Dr. Barbara Hendricks
Petra Heß
Gabriele Hiller-Ohm
Petra Hinz ({29})
Gerd Höfer
Iris Hoffmann ({30})
Frank Hofmann ({31})
Eike Hovermann
Klaas Hübner
Christel Humme
Lothar Ibrügger
Brunhilde Irber
Josip Juratovic
Johannes Kahrs
Ulrich Kasparick
Dr. h.c. Susanne Kastner
Ulrich Kelber
Christian Kleiminger
Astrid Klug
Dr. Bärbel Kofler
Karin Kortmann
Rolf Kramer
Anette Kramme
Ernst Kranz
Nicolette Kressl
Angelika Krüger-Leißner
Dr. Hans-Ulrich Krüger
Jürgen Kucharczyk
Helga Kühn-Mengel
Ute Kumpf
Dr. Uwe Küster
Christine Lambrecht
Christian Lange ({32})
Dr. Karl Lauterbach
Waltraud Lehn
Helga Lopez
Gabriele Lösekrug-Möller
Dirk Manzewski
Lothar Mark
Caren Marks
Katja Mast
Hilde Mattheis
Markus Meckel
Petra Merkel ({33})
Ulrike Merten
Dr. Matthias Miersch
Ursula Mogg
Marko Mühlstein
Detlef Müller ({34})
Michael Müller ({35})
Gesine Multhaupt
Dr. Rolf Mützenich
Thomas Oppermann
Holger Ortel
Heinz Paula
Johannes Pflug
Christoph Pries
Dr. Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr. Sascha Raabe
Mechthild Rawert
Steffen Reiche ({36})
Maik Reichel
Gerold Reichenbach
Dr. Carola Reimann
Christel RiemannHanewinckel
Walter Riester
Sönke Rix
Rene Röspel
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Karin Roth ({37})
Michael Roth ({38})
Marlene Rupprecht
({39})
Anton Schaaf
Axel Schäfer ({40})
Bernd Scheelen
Dr. Hermann Scheer
Marianne Schieder
Otto Schily
Ulla Schmidt ({41})
Silvia Schmidt ({42})
Dr. Frank Schmidt
Heinz Schmitt ({43})
Carsten Schneider ({44})
Olaf Scholz
Ottmar Schreiner
Reinhard Schultz
({45})
Swen Schulz ({46})
Ewald Schurer
Frank Schwabe
Dr. Angelica Schwall-Düren
Dr. Martin Schwanholz
Rolf Schwanitz
Rita Schwarzelühr-Sutter
Wolfgang Spanier
Dr. Margrit Spielmann
Jörg-Otto Spiller
Dr. Ditmar Staffelt
Andreas Steppuhn
Ludwig Stiegler
Rolf Stöckel
Christoph Strässer
Dr. Peter Struck
Joachim Stünker
Dr. Rainer Tabillion
Jörg Tauss
Jella Teuchner
Dr. h.c. Wolfgang Thierse
Jörn Thießen
Franz Thönnes
Hans-Jürgen Uhl
Rüdiger Veit
Simone Violka
Dr. Marlies Volkmer
Hedi Wegener
Andreas Weigel
Petra Weis
Gert Weisskirchen
({47})
Lydia Westrich
Dr. Margrit Wetzel
Andrea Wicklein
Dr. Dieter Wiefelspütz
Engelbert Wistuba
Dr. Wolfgang Wodarg
Waltraud Wollf
({48})
Heidi Wright
Uta Zapf
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries
Nein
CDU/CSU
Gerald Weiß ({49})
FDP
Jens Ackermann
Dr. Karl Addicks
Christian Ahrendt
Daniel Bahr ({50})
Uwe Barth
Ernst Burgbacher
Patrick Döring
Mechthild Dyckmans
Jörg van Essen
Otto Fricke
Paul K. Friedhoff
Horst Friedrich ({51})
Dr. Edmund Peter Geisen
Hans-Michael Goldmann
Miriam Gruß
Joachim Günther ({52})
Dr. Christel Happach-Kasan
Birgit Homburger
Michael Kauch
Dr. Heinrich L. Kolb
Hellmut Königshaus
Gudrun Kopp
Heinz Lanfermann
Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Ina Lenke
Sabine LeutheusserSchnarrenberger
Michael Link ({53})
Markus Löning
Patrick Meinhardt
Jan Mücke
Burkhardt Müller-Sönksen
Detlef Parr
Cornelia Pieper
Gisela Piltz
Jörg Rohde
Frank Schäffler
Dr. Konrad Schily
Marina Schuster
Dr. Max Stadler
Florian Toncar
Christoph Waitz
Dr. Guido Westerwelle
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff ({54})
Martin Zeil
DIE LINKE
Hüseyin-Kenan Aydin
Karin Binder
Dr. Lothar Bisky
Heidrun Bluhm
Eva Bulling-Schröter
Dr. Martina Bunge
Sevim Dagdelen
Dr. Diether Dehm
Präsident Dr. Norbert Lammert
Werner Dreibus
Dr. Dagmar Enkelmann
Klaus Ernst
Wolfgang Gehrcke
Diana Golze
Dr. Gregor Gysi
Heike Hänsel
Lutz Heilmann
Hans-Kurt Hill
Cornelia Hirsch
Dr. Barbara Höll
Ulla Jelpke
Dr. Lukrezia Jochimsen
Dr. Hakki Keskin
Katja Kipping
Monika Knoche
Jan Korte
Katrin Kunert
Oskar Lafontaine
Michael Leutert
Ulla Lötzer
Dorothee Menzner
Kornelia Möller
Kersten Naumann
Wolfgang Neskovic
Dr. Norman Paech
Petra Pau
Bodo Ramelow
Elke Reinke
Paul Schäfer ({55})
Volker Schneider
({56})
Dr. Ilja Seifert
Dr. Petra Sitte
Frank Spieth
Dr. Kirsten Tackmann
Alexander Ulrich
Jörn Wunderlich
Sabine Zimmermann
BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN
Kerstin Andreae
Volker Beck ({57})
Cornelia Behm
Birgitt Bender
Matthias Berninger
Grietje Bettin
Ekin Deligöz
Dr. Ursula Eid
Hans Josef Fell
Joseph Fischer ({58})
Kai Gehring
Katrin Göring-Eckardt
Britta Haßelmann
Winfried Hermann
Peter Hettlich
Priska Hinz ({59})
Ulrike Höfken
Bärbel Höhn
Thilo Hoppe
Ute Koczy
Sylvia Kotting-Uhl
Fritz Kuhn
Renate Künast
Undine Kurth ({60})
Markus Kurth
Monika Lazar
Dr. Reinhard Loske
Jerzy Montag
Kerstin Müller ({61})
Winfried Nachtwei
Brigitte Pothmer
Claudia Roth ({62})
Krista Sager
Elisabeth Scharfenberg
Christine Scheel
Irmingard Schewe-Gerigk
Dr. Gerhard Schick
Rainder Steenblock
Silke Stokar von Neuforn
Hans-Christian Ströbele
Dr. Harald Terpe
Jürgen Trittin
Wolfgang Wieland
Josef Philip Winkler
Margareta Wolf ({63})
fraktionslos
Gert Winkelmeier
Nun das von den Schriftführerinnen und Schriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten
Dr. Gesine Lötzsch, Dr. Dietmar Bartsch, Roland Claus
und anderer namentlich aufgeführter Mitglieder sowie
der Fraktion Die Linke zur dritten Beratung des von der
Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans. Abgegebene Stimmen 556. Mit Ja haben gestimmt 50, mit
Nein haben gestimmt 506, Enthaltungen keine. Damit ist
dieser Entschließungsantrag abgelehnt.
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 556;
davon
ja: 50
nein: 506
Ja
DIE LINKE
Hüseyin-Kenan Aydin
Karin Binder
Dr. Lothar Bisky
Heidrun Bluhm
Eva Bulling-Schröter
Dr. Martina Bunge
Sevim Dagdelen
Dr. Diether Dehm
Werner Dreibus
Dr. Dagmar Enkelmann
Klaus Ernst
Wolfgang Gehrcke
Diana Golze
Dr. Gregor Gysi
Heike Hänsel
Lutz Heilmann
Hans-Kurt Hill
Cornelia Hirsch
Dr. Barbara Höll
Ulla Jelpke
Dr. Lukrezia Jochimsen
Dr. Hakki Keskin
Katja Kipping
Monika Knoche
Jan Korte
Katrin Kunert
Oskar Lafontaine
Michael Leutert
Ulla Lötzer
Dorothee Menzner
Kornelia Möller
Kersten Naumann
Wolfgang Neskovic
Dr. Norman Paech
Petra Pau
Bodo Ramelow
Elke Reinke
Paul Schäfer ({64})
Volker Schneider
({65})
Dr. Ilja Seifert
Dr. Petra Sitte
Dr. Kirsten Tackmann
Alexander Ulrich
Jörn Wunderlich
Sabine Zimmermann
BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN
Winfried Nachtwei
fraktionslos
Gert Winkelmeier
Nein
CDU/CSU
Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Albach
Peter Altmaier
Thomas Bareiß
Dr. Wolf Bauer
Günter Baumann
Veronika Bellmann
Dr. Christoph Bergner
Otto Bernhardt
Clemens Binninger
Carl-Eduard von Bismarck
Renate Blank
Peter Bleser
Antje Blumenthal
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Börnsen
({66})
Wolfgang Bosbach
Klaus Brähmig
Michael Brand
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Monika Brüning
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Hubert Deittert
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Georg Fahrenschon
Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust
Enak Ferlemann
Präsident Dr. Norbert Lammert
Hartwig Fischer ({67})
Dirk Fischer ({68})
Axel E. Fischer ({69})
Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich
({70})
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Peter Gauweiler
Dr. Jürgen Gehb
Norbert Geis
Eberhard Gienger
Ralf Göbel
Dr. Reinhard Göhner
Josef Göppel
Dr. Wolfgang Götzer
Ute Granold
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Karl-Theodor Freiherr zu
Guttenberg
Olav Gutting
Holger Haibach
Gerda Hasselfeldt
Uda Carmen Freia Heller
Michael Hennrich
Bernd Heynemann
Ernst Hinsken
Robert Hochbaum
Klaus Hofbauer
Franz-Josef Holzenkamp
Joachim Hörster
Anette Hübinger
Hubert Hüppe
Susanne Jaffke
Dr. Peter Jahr
Dr. Hans-Heinrich Jordan
Andreas Jung ({71})
Dr. Franz Josef Jung
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster
Siegfried Kauder ({72})
Volker Kauder
Eckart von Klaeden
Julia Klöckner
Jens Koeppen
Kristina Köhler ({73})
Manfred Kolbe
Norbert Königshofen
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Johann-Henrich
Krummacher
Dr. Hermann Kues
Andreas G. Lämmel
Katharina Landgraf
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Ingbert Liebing
Eduard Lintner
Patricia Lips
Dr. Michael Luther
Stephan Mayer ({74})
Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Friedrich Merz
Maria Michalk
Hans Michelbach
Philipp Mißfelder
Dr. Eva Möllring
Marlene Mortler
Carsten Müller
({75})
Stefan Müller ({76})
Bernward Müller ({77})
Hildegard Müller
Bernd Neumann ({78})
Henry Nitzsche
Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Eduard Oswald
Henning Otte
Rita Pawelski
Dr. Peter Paziorek
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Dr. Friedbert Pflüger
Beatrix Philipp
Daniela Raab
Thomas Rachel
Peter Rauen
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche ({79})
Klaus Riegert
Franz Romer
Johannes Röring
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Albert Rupprecht ({80})
Peter Rzepka
Anita Schäfer ({81})
Hermann-Josef Scharf
Dr. Wolfgang Schäuble
Dr. Annette Schavan
Dr. Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Norbert Schindler
Georg Schirmbeck
Bernd Schmidbauer
Christian Schmidt ({82})
Andreas Schmidt ({83})
Ingo Schmitt ({84})
Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Wilhelm Josef Sebastian
Kurt Segner
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Gero Storjohann
Andreas Storm
Max Straubinger
Thomas Strobl ({85})
Lena Strothmann
Michael Stübgen
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Uwe Vogel
Andrea Astrid Voßhoff
Gerhard Wächter
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Marcus Weinberg
Peter Weiß ({86})
Gerald Weiß ({87})
Ingo Wellenreuther
Karl-Georg Wellmann
Anette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth WinkelmeierBecker
Matthias Wissmann
Dagmar Wöhrl
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew
SPD
Dr. Lale Akgün
Gregor Amann
Gerd Andres
Niels Annen
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Ernst Bahr ({88})
Doris Barnett
Klaus Barthel
Sören Bartol
Sabine Bätzing
Dirk Becker
Uwe Beckmeyer
Klaus Uwe Benneter
Dr. Axel Berg
Ute Berg
Petra Bierwirth
Lothar Binding ({89})
Volker Blumentritt
Kurt Bodewig
Gerd Bollmann
Dr. Gerhard Botz
Klaus Brandner
Willi Brase
Bernhard Brinkmann
({90})
Marco Bülow
Ulla Burchardt
Martin Burkert
Dr. Michael Bürsch
Christian Carstensen
Marion Caspers-Merk
Dr. Peter Danckert
Dr. Herta Däubler-Gmelin
Karl Diller
Martin Dörmann
Dr. Carl-Christian Dressel
Elvira Drobinski-Weiß
Garrelt Duin
Detlef Dzembritzki
Sebastian Edathy
Siegmund Ehrmann
Hans Eichel
Petra Ernstberger
Annette Faße
Elke Ferner
Gabriele Fograscher
Rainer Fornahl
Gabriele Frechen
Dagmar Freitag
Peter Friedrich
Sigmar Gabriel
Martin Gerster
Iris Gleicke
Günter Gloser
Renate Gradistanac
Angelika Graf ({91})
Dieter Grasedieck
Monika Griefahn
Kerstin Griese
Gabriele Groneberg
Achim Großmann
Wolfgang Grotthaus
Wolfgang Gunkel
Hans-Joachim Hacker
Bettina Hagedorn
Klaus Hagemann
Alfred Hartenbach
Michael Hartmann
({92})
Nina Hauer
Hubertus Heil
Reinhold Hemker
Rolf Hempelmann
Dr. Barbara Hendricks
Petra Heß
Gabriele Hiller-Ohm
Petra Hinz ({93})
Gerd Höfer
Iris Hoffmann ({94})
Frank Hofmann ({95})
Eike Hovermann
Klaas Hübner
Christel Humme
Lothar Ibrügger
Brunhilde Irber
Josip Juratovic
Johannes Kahrs
Ulrich Kasparick
Dr. h.c. Susanne Kastner
Ulrich Kelber
Christian Kleiminger
Astrid Klug
Dr. Bärbel Kofler
Präsident Dr. Norbert Lammert
Karin Kortmann
Rolf Kramer
Anette Kramme
Ernst Kranz
Nicolette Kressl
Angelika Krüger-Leißner
Dr. Hans-Ulrich Krüger
Jürgen Kucharczyk
Helga Kühn-Mengel
Ute Kumpf
Dr. Uwe Küster
Christine Lambrecht
Christian Lange ({96})
Dr. Karl Lauterbach
Waltraud Lehn
Helga Lopez
Gabriele Lösekrug-Möller
Dirk Manzewski
Lothar Mark
Caren Marks
Katja Mast
Hilde Mattheis
Markus Meckel
Petra Merkel ({97})
Ulrike Merten
Dr. Matthias Miersch
Ursula Mogg
Marko Mühlstein
Detlef Müller ({98})
Michael Müller ({99})
Gesine Multhaupt
Dr. Rolf Mützenich
Thomas Oppermann
Holger Ortel
Heinz Paula
Johannes Pflug
Christoph Pries
Dr. Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr. Sascha Raabe
Mechthild Rawert
Steffen Reiche ({100})
Maik Reichel
Gerold Reichenbach
Dr. Carola Reimann
Christel RiemannHanewinckel
Walter Riester
Sönke Rix
Rene Röspel
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Karin Roth ({101})
Michael Roth ({102})
Marlene Rupprecht
({103})
Anton Schaaf
Axel Schäfer ({104})
Bernd Scheelen
Dr. Hermann Scheer
Marianne Schieder
Otto Schily
Ulla Schmidt ({105})
Silvia Schmidt ({106})
Dr. Frank Schmidt
Heinz Schmitt ({107})
Carsten Schneider ({108})
Olaf Scholz
Ottmar Schreiner
Reinhard Schultz
({109})
Swen Schulz ({110})
Ewald Schurer
Frank Schwabe
Dr. Angelica Schwall-Düren
Dr. Martin Schwanholz
Rolf Schwanitz
Rita Schwarzelühr-Sutter
Wolfgang Spanier
Dr. Margrit Spielmann
Jörg-Otto Spiller
Dr. Ditmar Staffelt
Andreas Steppuhn
Ludwig Stiegler
Rolf Stöckel
Christoph Strässer
Dr. Peter Struck
Joachim Stünker
Dr. Rainer Tabillion
Jörg Tauss
Jella Teuchner
Dr. h.c. Wolfgang Thierse
Jörn Thießen
Franz Thönnes
Hans-Jürgen Uhl
Rüdiger Veit
Simone Violka
Dr. Marlies Volkmer
Hedi Wegener
Andreas Weigel
Petra Weis
Gert Weisskirchen
({111})
Lydia Westrich
Dr. Margrit Wetzel
Andrea Wicklein
Dr. Dieter Wiefelspütz
Engelbert Wistuba
Dr. Wolfgang Wodarg
Waltraud Wollf
({112})
Heidi Wright
Uta Zapf
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries
FDP
Jens Ackermann
Dr. Karl Addicks
Christian Ahrendt
Daniel Bahr ({113})
Uwe Barth
Ernst Burgbacher
Patrick Döring
Mechthild Dyckmans
Jörg van Essen
Otto Fricke
Paul K. Friedhoff
Horst Friedrich ({114})
Dr. Edmund Peter Geisen
Hans-Michael Goldmann
Miriam Gruß
Joachim Günther ({115})
Dr. Christel Happach-Kasan
Birgit Homburger
Michael Kauch
Dr. Heinrich L. Kolb
Hellmut Königshaus
Gudrun Kopp
Heinz Lanfermann
Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Ina Lenke
Sabine LeutheusserSchnarrenberger
Michael Link ({116})
Markus Löning
Patrick Meinhardt
Jan Mücke
Burkhardt Müller-Sönksen
Detlef Parr
Cornelia Pieper
Gisela Piltz
Jörg Rohde
Frank Schäffler
Dr. Konrad Schily
Marina Schuster
Dr. Max Stadler
Florian Toncar
Christoph Waitz
Dr. Guido Westerwelle
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff ({117})
Martin Zeil
BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN
Kerstin Andreae
Volker Beck ({118})
Cornelia Behm
Birgitt Bender
Matthias Berninger
Grietje Bettin
Ekin Deligöz
Dr. Ursula Eid
Hans Josef Fell
Joseph Fischer ({119})
Kai Gehring
Katrin Göring-Eckardt
Britta Haßelmann
Winfried Hermann
Peter Hettlich
Priska Hinz ({120})
Ulrike Höfken
Bärbel Höhn
Thilo Hoppe
Ute Koczy
Sylvia Kotting-Uhl
Fritz Kuhn
Renate Künast
Undine Kurth ({121})
Markus Kurth
Monika Lazar
Dr. Reinhard Loske
Jerzy Montag
Kerstin Müller ({122})
Brigitte Pothmer
Claudia Roth ({123})
Krista Sager
Elisabeth Scharfenberg
Christine Scheel
Irmingard Schewe-Gerigk
Dr. Gerhard Schick
Rainder Steenblock
Silke Stokar von Neuforn
Hans-Christian Ströbele
Dr. Harald Terpe
Jürgen Trittin
Wolfgang Wieland
Josef Philip Winkler
Margareta Wolf ({124})
Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tagesordnung.
Wie versprochen wünsche ich Ihnen allen, stellvertretend auch für diejenigen, die leider nicht mehr dabei sein
können, ein besonders schönes Wochenende, verbunden
mit der ausdrücklichen Hoffnung, dass die Ereignisse in
den Stadien und außerhalb der Stadien die außergewöhnlich freundliche, wenn nicht euphorische Stimmung,
über die wir uns in den ersten beiden Wochen so gefreut
haben, in die nächste Woche retten.
Ich berufe die nächste Sitzung auf Mittwoch, den 28.
Juni 2006, 13 Uhr, ein.
Alles Gute!
Die Sitzung ist geschlossen.