Hinweis: Der Redeinhalt enthält nur die tatsächlich gesprochenen Worte des jeweiligen Politikers. Jede Art von Zwischenruf oder Reaktion aus dem Plenum wird aus dem Redeinhalt gelöscht und durch eine Positions-ID im Format ({ID}) ersetzt.
Die Sitzung ist eröffnet. Liebe Kolleginnen und Kol-
legen, ich begrüße Sie herzlich zum letzten Tag unserer
Haushaltsberatungen.
Bevor wir die abschließenden Debatten zum Entwurf
des Bundeshaushalts für das nächste Jahr fortsetzen,
möchte ich Sie über eine Vereinbarung im Ältestenrat
unterrichten. Der Ältestenrat ist übereingekommen, die
langjährige parlamentarische Praxis, bei einzelnen Ta-
gesordnungspunkten die Reden zu Protokoll zu geben,
mehr als bislang zu formalisieren. Das Thema ist allen
bestens vertraut und hängt kausal mit den ausufernden
Tagesordnungen insbesondere donnerstags bis spät in
den Abend zusammen.
Nach dieser Vereinbarung sollen künftig in der Ple-
nartagesordnung die Punkte kenntlich gemacht werden,
für die vorab im Ältestenrat vereinbart wurde, die Aus-
sprache zu Protokoll zu nehmen. Eine Aussprache findet
abweichend von einer solchen Vereinbarung dann statt,
wenn sie bis 18 Uhr des Vortages von einer Fraktion
oder von 5 Prozent der Mitglieder des Bundestages ver-
langt wird. Jede Fraktion kann im Regelfall einen Rede-
beitrag in angemessenem Umfang zu Protokoll geben
- das gilt naturgemäß für die Tagesordnungspunkte, für
die dieses Verfahren vorgesehen ist -; der Umfang je
Fraktion soll sich an den auf die Fraktionen entfallenden
Redezeiten bei einer Debatte von 30 Minuten orientie-
ren. Die Beiträge sollen dem Sitzungsvorstand spätes-
tens bis zum Aufruf des Tagesordnungspunktes vorlie-
gen.
Die neue Verfahrensweise wollen wir mit Beginn des
kommenden Jahres im Hinblick auf eine eventuelle Än-
derung der Geschäftsordnung erproben. Wir werden se-
hen, wie das funktioniert und ob es gegenüber der bishe-
rigen Übung einen spürbaren Fortschritt darstellt. Wenn
das der Fall ist, dann werden wir die gerade vorgetrage-
nen Regelungen in die Geschäftsordnung einfügen.
Die Ausschüsse werden darüber hinaus gebeten, das
Instrument der erweiterten öffentlichen Ausschussbera-
tungen des § 69 a der Geschäftsordnung intensiver zu
nutzen.
Sind Sie mit diesem Vorschlag einverstanden? - Dazu
höre ich keinen Widerspruch. Dann verfahren wir so.
Der Ältestenrat hat im Übrigen vereinbart, in der
nächsten Sitzungswoche keine Befragung der Bundesre-
gierung durchzuführen. Sind Sie auch damit einverstan-
den? - Ich sehe Erleichterung auf der Regierungsbank und
Einvernehmen im Plenum. Dann ist das so beschlossen.
Wir setzen die Haushaltsberatungen - Tagesord-
nungspunkt II - fort:
a) Zweite Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2008 ({0})
- Drucksachen 16/6000, 16/6002 -
b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses ({1}) zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung
Finanzplan des Bundes 2007 bis 2011
- Drucksachen 16/6001, 16/6002, 16/6426 Berichterstattung:
Abgeordnete Otto Fricke
Carsten Schneider ({2})
Anja Hajduk
Wir kommen zu Tagesordnungspunkt II.18:
Einzelplan 09
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
- Drucksachen 16/6409, 16/6423 Berichterstattung:
Abgeordnete Kurt J. Rossmanith
Klaus-Peter Willsch
Ulrike Flach
Anna Lührmann
Redetext
Präsident Dr. Norbert Lammert
Zum Einzelplan 09 liegen je ein Änderungsantrag der
FDP sowie der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vor.
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. - Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zunächst dem Kollegen Rainer Brüderle für die FDP-Fraktion.
({3})
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Bundesregierung hat jetzt fast eine Woche lang ihre Politik
und ihren Haushaltsentwurf im Parlament gefeiert. Aber
die schwarz-roten Festspieltage sind vorbei; die Götterdämmerung ist angebrochen.
({0})
Dass die Kassenlage beim Bundesfinanzminister und
bei den Sozialversicherungen derzeit vergleichsweise
günstig ist, liegt am Aufschwung. Das liegt an der Weltkonjunktur, an der Restrukturierung unserer Wirtschaft
und an vernünftigen Abschlüssen der Tarifvertragsparteien. Es geht Deutschland aber nur gut, wenn es auch
der Wirtschaft gut geht. Dann sinkt die Arbeitslosigkeit.
Das belegen die gestern veröffentlichten Zahlen zum Arbeitsmarkt eindrucksvoll.
Wichtigste politische Aufgabe ist es jetzt, den Aufschwung zu verstetigen und für schlechtere Zeiten vorzusorgen.
({1})
Wenn die schwarz-rote Koalition ihre historische
Chance der großen Mehrheit - sie hat eine Mehrheit von
73 Prozent im Deutschen Bundestag - nicht nutzt, kann
es passieren, dass das Vertrauen der Deutschen in die
Politik dauerhaft beschädigt wird. Sie laufen Gefahr, Ihren Amtseid zu brechen.
({2})
Sie müssen sich dem Wohl des deutschen Volkes widmen und seinen Nutzen mehren. Ihre Stillstandspolitik
wendet aber nicht Schaden von unserem Land ab.
({3})
Für das kommende Jahr gelten moderate, reduzierte
Wachstumsperspektiven. Das liegt an der Finanzmarktkrise, an dem hohen Ölpreis, dem schwachen Dollar und
an den Risiken draußen in der Welt. Eine Inflationsrate
von 3 Prozent wie in diesem Monat ist ein Alarmsignal.
Zwei Effekte drohen: Inflation ist immer unsozial, weil
die Kleinen enteignet werden; die Cleveren, die Windigen kommen durch. Auch der Konsumklimaindex sinkt
deutlich.
Auch wissen wir nicht, wie stark die Auswirkungen
der Turbulenzen auf den Weltfinanzmärkten sind. Nicht
nur bei der Industriebank IKB, sondern auch bei anderen
Banken tun sich neue Probleme auf. Es war schon immer
fragwürdig, dass die staatliche Förderbank, die Kreditanstalt für Wiederaufbau, sich an einer privaten Geschäftsbank beteiligt hat.
({4})
Das rächt sich heute. Im Wirtschaftsministerium scheint
sich die Einsicht durchzusetzen, dass dies falsch war und
ist. Im Finanzministerium braucht man wahrscheinlich
noch etwas Weiterbildung.
Muss es denn immer eine Krise geben, bis man den
Marktkräften den Spielraum gibt, den sie brauchen?
Besser wäre es, die Wachstumskräfte, bevor die Krise
kommt, bevor Schwierigkeiten da sind, zu stärken. Wenn
wir wieder in einem Abschwung sind, die Arbeitslosigkeit zunimmt, sich die Arbeitslosenzahlen wieder erhöhen, ist es zu spät. Wir wollen mehr Wachstum und mehr
Wohlstand für alle.
Bei der Politik der Bundesregierung droht ein Abschwung für alle, wie es Herr Jörges im Stern dieser
Woche durchaus zutreffend formuliert hat. Durch die gegenwärtige Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik wird
unsere Wirtschaft nicht gestärkt. Im Gegenteil: Sie wird
geschwächt. Verlängerte Arbeitslosengeldzahlungen,
staatlich initiierte Mindestlöhne für Briefträger, Abschottung gegen Staatsfonds, eine mangelnde Öffnung
der Finanzmärkte, eine intransparente Unternehmensbesteuerung, ein Hin und Her bei der Erbschaftsteuer - das
ist die Realität, wie wir sie erleben, ja erleiden müssen.
Stärkt das das Wachstum? Schafft das Arbeitsplätze?
Hilft das den Menschen? Nein, das hilft den Menschen
nicht. Dies schafft keine Arbeitsplätze und stärkt auch
nicht das Wachstum. Es lassen sich noch viele Beispiele
dieser verfehlten Politik anführen.
Das ist der Standort Deutschland, wie er derzeit von
Ihnen geprägt wird. Es reicht doch nicht aus, mehr in
Bildung und Forschung zu investieren - so wichtig das
ist -, wenn eine Erfindung anschließend wegen schlechter Standortbedingungen nicht in Deutschland, sondern
draußen in der Welt, an anderen Standorten produziert
wird. Wir wollen die Arbeitsplätze hier in Deutschland
haben.
Bei der Steinkohlenförderung ist nach Jahrzehnten
endlich ein Ende absehbar. Das dauert viel zu lange und
ist viel zu teuer; aber ein Ende ist zumindest erkennbar.
Wir hoffen, dass Sie nicht doch noch in letzter Minute
von den Exit-Klauseln, den Ausstiegsklauseln, Gebrauch
machen.
({5})
Bei der Energiepolitik gibt es Streit zwischen Wirtschafts- und Umweltministerium. Das Wirtschaftsministerium ist eher für die großen Stromkonzerne, das Umweltministerium für die Abspaltung der Netze. Klarheit
besteht in der Energiepolitik nicht. Man weiß nicht, was
die Bundesregierung will.
Die jetzt offensichtlich getroffene Vereinbarung zum
Postmindestlohn ist nichts anderes als die Fortsetzung
des Postmonopols mit anderen Mitteln.
({6})
Mit marktwirtschaftlicher Erneuerung und Öffnung hat
diese Vereinbarung absolut nichts zu tun. Ich habe noch
die Reden der Kollegen von der CDU/CSU in der letzten
Debatte zu diesem Thema im Ohr. Mindestlohn ist keine
Lösung; das ist maximaler Unsinn. Mit dem Thema
Mindesteinkommen muss man sich beschäftigen. Das
Wort „Ordnungspolitik“ sollte die Union so schnell nicht
mehr in den Mund nehmen. Sie ist beim Mindestlohn
voll umgefallen. Es kommt so, wie ich es vorhergesehen
habe: Sie macht mit Hurra mit.
({7})
Bei den Staatsfonds hat man sich relativ schnell darauf geeinigt, dass man eingreifen will. Das ist ein Rückfall in Renationalisierung, das ist Abschottung. Das gilt
sowohl für das Außenwirtschaftsgesetz als auch für andere Regelungen. Man sollte von einem minimalinvasiven Eingriff - so wird es im Ministerium genannt - die
Finger lassen. „Minimalinvasiv“ heißt auf Deutsch: kleines Loch, große Auswirkung. Das sollte man bedenken.
({8})
Die Bundeskanzlerin hat hier am Mittwoch gesagt,
Deutschland müsse sich auch um die Sicherung seiner
eigenen kritischen Infrastruktur - was immer eine kritische Infrastruktur ist - kümmern und eine Novelle des
Außenwirtschaftsgesetzes erarbeiten. Sie hat Frankreich
als lobendes Beispiel erwähnt. In Frankreich werden aus
nationalem Interesse sogar Joghurthersteller geschützt.
Werden demnächst auch in Deutschland Joghurthersteller von Schutzmaßnahmen profitieren können? Das ist
nun wirklich keine Öffnung in Richtung Zukunft, sondern ein Schritt zurück.
({9})
Die Europäische Kommission
Herr Kollege, Sie denken bitte an die Zeit.
- der letzte Satz - hat zahlreiche Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland angestrengt, weil sie den
Wettbewerb verletzt sieht. Ich nenne als Beispiele das
Schornsteinfegergesetz, das Telekommunikationsgesetz
und die Wettbewerbsverzerrung bei den Postdiensten.
Hier sollten Sie Abhilfe schaffen. Wir brauchen Mut
zum Markt und dürfen uns nicht einigeln, abschotten
und an den warmen Kachelofen setzen. Das erhöht nur
die Infektionsgefahr. Wir müssen die Immunsysteme
stärken. Mehr Markt, mehr Wachstum, mehr Wohlstand das ist der Weg.
({0})
Das Wort erhält nun der Kollege Kurt Rossmanith für
die CDU/CSU-Fraktion.
({0})
Guten Morgen, Herr Präsident! Guten Morgen, meine
verehrten Kolleginnen und Kollegen!
({0})
Ich freue mich, dass Sie nach den drei Tagen, in denen
wir intensiv diskutiert haben, heute zu dieser relativ frühen Stunde schon so munter sind.
Lieber Kollege Brüderle, ich glaube, die Götterdämmerung, die Sie hier an die Wand gemalt haben, ist bei
Ihrer Fraktion eingetreten. Das, was Sie gesagt haben, ist
in Teilen richtig, aber Sie haben leider Gottes den völlig
falschen Umkehrschluss gezogen. Wir haben uns die
Maxime gegeben: Sanieren, Reformieren, Investieren.
({1})
Genau deshalb können wir jetzt schon einen Erfolg einfahren. Sie haben dargestellt, dass der gestiegene Ölpreis
auch die Inflationsrate antreibt. Der Höhenflug des Euro
bedrückt uns natürlich im Bereich des Exports, wo wir
nach wie vor Weltspitze sind, sehr. Dennoch können wir
heuer und auch im nächsten Jahr, wenn auch in etwas
schwächerer Form, weiterhin auf Wirtschaftswachstum
setzen. Der Ifo-Geschäftsklima-Index und auch die aktuellen Umfragen des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft haben gezeigt, dass auch das kommende Jahr ein
positives Wirtschaftsjahr, ein Wachstumsjahr sein wird.
Das ist gut und auch richtig. Als ein ganz wesentlicher
Punkt hat die Konsolidierung des Haushaltes dazu beigetragen. Ein weiterer wesentlicher und wichtiger Punkt ist
die Halbierung des Beitragssatzes zur Arbeitslosenversicherung. Das heißt, die Bundesregierung und die Koalition handeln an dieser Stelle entsprechend.
Wir haben im Haushaltsausschuss auch die Nettoneuverschuldung in diesem Entwurf gegenüber dem Ansatz
um etwa 1 Milliarde Euro auf jetzt 11,9 Milliarden Euro
abgesenkt.
({2})
Wir kommen damit dem Ziel, spätestens im Jahre 2011
- das betone ich ausdrücklich - einen ausgeglichenen
Bundeshaushalt zu haben, wesentlich näher. Ich glaube,
dass wir, die Bundesrepublik Deutschland, durch diese
Wirtschaftspolitik, die wir umsetzen, zum Wachstumsmotor in Europa und deshalb auch ein anerkannter Partner in der Welt geworden sind.
Sie haben die Arbeitslosenquote angesprochen: Sie
ist im November gegenüber dem Oktober noch einmal
gesunken. Natürlich wissen wir, dass 3,4 Millionen Arbeitslose 3,4 Millionen Arbeitslose zu viel sind. Wir
müssen weiter daran arbeiten, diese Quote zu senken.
Sie wissen allerdings auch: Wir haben mit
40,4 Millionen Erwerbstätigen einen Rekordstand an Erwerbstätigen. Wir haben in der Zwischenzeit 27,5 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Mittlerweile wird in der Wirtschaft schon wieder davon gesprochen, dass Fachkräfte fehlen. 400 000 Fachkräfte
fehlen uns derzeit in der Wirtschaft.
({3})
Das Bundesministerium für Wirtschaft hat also den zentralen Auftrag, getragen von der Koalition, erfüllt. Das
zeigen auch die Zahlen im Einzelplan.
Wir haben den Plafond in Höhe von 6,2 Milliarden
Euro, der von der Bundesregierung im Entwurf für das
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie vorgesehen war, im Haushaltsausschuss - das legen wir
heute mit der Bitte um Zustimmung dem gesamten Parlament vor - um rund 155 Millionen Euro erhöht. Wir
haben das nicht gemacht, weil wir das Geld nur so rausschmeißen wollen. Wir müssen und wollen durch einen
entsprechenden Mitteleinsatz etwas für die Stärkung der
Wirtschaftskraft tun. Deshalb heißt es auch: Konsolidieren und Investieren. Diese 155 Millionen Euro sind für
investive, nicht für konsumtive Ausgaben in diesem Bereich.
({4})
Innovation und Technologie: 2,14 Milliarden Euro;
das ist etwa ein Drittel des gesamten Haushalts des
Bundesministeriums für Wirtschaft. Das Entscheidende
ist - Sie sind darauf eingegangen, Kollege Brüderle -:
Es ist das erste Mal, dass der Ansatz für die Steinkohle
nicht der höchste im Haushalt des Bundesministeriums
für Wirtschaft und Technologie ist; der Mittelansatz für
Innovation und Technologie ist höher. Das ist der richtige Weg.
({5})
Mittelstandsförderung. Wir sind für alle Industrieund Wirtschaftsbereiche, aber wir alle wissen natürlich,
dass bei uns in der Bundesrepublik Deutschland der Mittelstand das Herzstück, der Motor für wirtschaftliche
Leistungsfähigkeit und -kraft ist. Deshalb haben wir die
Mittel hierfür entsprechend angepasst. Das heißt, es werden 630 Millionen Euro wiederum für investive Ausgaben in diesem Bereich zur Verfügung gestellt.
Der Hochtechnologiestrategie der Bundesregierung
bzw. der, wie es auf Deutsch heißt, Hightech-Strategie
kommt eine Schlüsselrolle zu. Kernstück ist das Zentrale
Innovationsprogramm Mittelstand - ZIM abgekürzt; bei
uns muss man ja alles abkürzen -, für das 246 Millionen
Euro eingesetzt werden. Das bringt Beschäftigungspotenzial.
Positive Entwicklungen sind auch bei der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ zu verzeichnen. Dazu will ich einen
Satz sagen. Wir haben lange miteinander gerungen, weil
wir wussten, dass für die 50 Millionen Euro, die hier zusätzlich angesetzt werden sollten, nicht einfach durch
Kürzung in anderen Bereichen ein Ausgleich geschaffen
werden konnte.
({6})
Die letztendliche Entscheidung, liebe Kollegin Flach,
war pro. Die Länder, die anteilsmäßig den gleichen Betrag ansetzen müssen, konnten in den Jahren 2004 bis
2006 im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe rund
6,1 Milliarden Euro an Bewilligungen erteilen, was ein
Gesamtinvestitionsvolumen von knapp 30 Milliarden
Euro angestoßen hat. Dadurch wurden fast 100 000 Dauerarbeitsplätze geschaffen und knapp 215 000 Dauerarbeitsplätze gesichert.
({7})
Diese Leistung kann man nicht hoch genug einschätzen.
Mit den 50 Millionen Euro zusätzlichen Mitteln für die
Gemeinschaftsaufgabe können Investitionen in Höhe
von bis zu 150 Millionen Euro angestoßen werden, die
im Wesentlichen mittelständischen und kleinen Unternehmen zugute kommen.
Zur maritimen Wirtschaft wird sicherlich der Kollege
Kröning noch etwas sagen. Auch hier geht es um eine
Zukunftstechnologie; wir haben entsprechende Schwerpunkte gesetzt.
Die Außenwirtschaftsförderung ist ebenfalls ein
Schwerpunkt.
({8})
Hier sind wir allerdings noch nicht am Ende. Ich bin sehr
dankbar, dass wir uns alle darin einig sind, dass eine Novellierung bzw. eine Fortentwicklung unserer außenwirtschaftlichen Instrumentarien notwendig ist.
Zwei Sätze zu dem Änderungsantrag der FDP, für den
ich durchaus viel Sympathie habe. Es geht um die Streichung des Mittelansatzes im Titel für die deutsche Unterstützung der Abrüstungsprojekte in Russland. Da
muss ich Ihnen allerdings sagen: Wir müssen vertragstreu bleiben. Deshalb kann man den Mittelansatz
nicht einfach streichen. Wir haben uns im Juni 2002 bei
dem G-8-Gipfeltreffen in Kananaskis in Kanada mit den
anderen G-8-Staaten vertraglich dazu verpflichtet. Aber
- das wissen Sie auch aus dem Berichterstattergespräch wir haben die Bundesregierung aufgefordert, uns bis
Mai kommenden Jahres, vor den Haushaltsberatungen
2009, darzulegen, wie hier eventuell eine Absenkung erfolgen kann. Die Abrüstung würde - das ist ein zweites
Argument - deutschen Unternehmen übertragen. Das
würde entsprechende Arbeitsplätze schaffen.
Auch zur Luftfahrtförderung wäre viel zu sagen,
ebenso zur Steinkohle.
Ja, das geht aber nicht mehr.
Ich sehe, dass das so ist, Herr Präsident.
Es tut mir in der Seele weh.
Den Änderungsantrag der Grünen müssen wir ablehnen. Lesen Sie ihn einmal selber durch! Ich weiß nicht,
wer Ihnen das aufgeschrieben hat. Das ist völliger Unfug, weil wir das alles schon gemacht haben. Übrigens
lag das Jahr 2005, auf das sich Ihr Antrag bezieht, noch
in Ihrer Regierungsverantwortung; da waren Sie selber
mit dabei. Daran sollten Sie sich vielleicht erinnern.
Abschließend darf ich mich bei allen sehr herzlich bedanken, die mitgewirkt haben: bei den Mitberichterstattern Volker Kröning, Klaus-Peter Willsch, Ulrike Flach,
Kollegin Lührmann, Kollegen Claus; von der Bundesregierung bei dem Herrn Bundesminister und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, aber auch, weil das immer
wieder vergessen wird, bei den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern der Haushaltsarbeitsgruppen der Fraktionen
und natürlich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
des Haushaltsausschusses. Herzlichen Dank! Ich glaube,
wir haben eine gute Bilanz im Haushaltsausschuss vorgelegt.
Herr Kollege!
Deshalb kann das ganze Haus dem Haushalt zustimmen.
Ich danke Ihnen.
({0})
Es fehlte bedauerlicherweise der Dank an den amtierenden Präsidenten, der für den ausführlichen Dank so
viel zusätzliche Redezeit eingeräumt hat.
({0})
Nächste Rednerin ist die Kollegin Ulla Lötzer, Fraktion Die Linke.
({1})
Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Herr
Brüderle, die Zeiten des Feierns sind vorbei. Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung ist nicht frei von Risiken.
Es ist nicht zu übersehen, dass der Dollar fällt und Exporte teurer werden. Es ist nicht zu übersehen, dass die
Krise in den USA noch nicht ausgestanden ist. Viele
Käufe dort waren und sind Käufe auf Pump. Die USA
werden nicht länger Wachstumslokomotive des Weltmarktes sein, was sie seit den 90er-Jahren waren. Die
Preise für Güter des täglichen Bedarfs und die Rohstoffpreise steigen. - So weit stimme ich mit Ihnen überein;
aber, keine Angst, bei den Maßnahmen hört es auf.
Herr Glos, Sie haben in dieser Woche in der Berliner
Zeitung gesagt:
Wir haben in unserer Wachstumsprognose die Risiken berücksichtigt.
Es geht aber nicht darum, die richtige Prognose zu stellen. Sie sind nicht der Buchhalter der Nation, sondern als
Wirtschaftsminister gefragt.
({0})
Es geht auch nicht darum, Schwarzmalerei zu betreiben
und eine Weltwirtschaftskrise an die Wand zu malen. Es
geht um die simple Frage, ob Sie die Zeit des Aufschwungs nutzen, um den Binnenmarkt jetzt oder in Zukunft zu stärken und die Exportabhängigkeit zu reduzieren. Es geht schlichtweg um die Frage: Sichern Sie die
Konjunktur gegen Risiken ab? Im Gegensatz zu Ihnen,
Herr Rossmanith, muss ich diese Frage mit Nein beantworten.
Schauen wir uns Ihr gefeiertes strategisches Dreieck
an. Ein wichtiger Teil der Binnennachfrage sind die Investitionen. Der Kauf von Maschinen und der Bau von
Gebäuden nehmen beim Wirtschaftswachstum eine
Schlüsselstellung ein. Die verschiedenen Steuerreformen, die Lohnzurückhaltung und die Senkung der Lohnnebenkosten sollten Deutschland einen Investitionsboom
bescheren. Doch davon ist die deutsche Wirtschaft weit
entfernt. Das sind die Ergebnisse einer Analyse des Instituts für markroökonomische Forschung, die am
Dienstag veröffentlicht wurden.
Trotz Aufschwungs und sprudelnder Gewinne fiel der
Anteil der Nettoinvestitionen seit 1991 von 11 auf 4 Prozent zurück. Die USA und Großbritannien legten seit
1995 um 60 Prozent zu, Frankreich um 40 Prozent.
Deutschland legte im gleichen Zeitraum um nur 7 Prozent zu. Die Zunahme im Jahr 2007 ändert an diesen
Verhältnissen nichts.
Sie preisen Ihr Zukunftsprogramm für öffentliche Investitionen, obwohl Sie dabei erst recht eine schlechte
Figur machen.
({1})
1970 wurden noch fast 5 Prozent der Wertschöpfung für
öffentliche Investitionen ausgegeben. Auch mit der für
2008 vorgesehenen Steigerung kommen Sie bei weitem
nicht an diesen Wert heran. In den Folgejahren werden
Sie das erst recht nicht schaffen. Bis 2011 wollen Sie den
Anteil der öffentlichen Investitionen am Bruttoinlandsprodukt auf unter 1 Prozent senken.
Nach wie vor ist Deutschland Schlusslicht. Das Geld
fehlt für die Daseinsvorsorge, für Infrastrukturmaßnahmen, im Bereich Bildung und Forschung, für die Schaffung zukunftsfähiger Arbeitsplätze. Die geplanten Steuermehreinnahmen fehlen. Geld fehlt auch für die
Sanierung des Haushalts. Deshalb fordern wir Sie zu einer Wende auf: Schaffen Sie Zukunftsinvestitionsprogramme auf europäischem Niveau! Das nutzt allen, auch
dem sozialökologischen Umbau und der Wirtschaft.
({2})
Durch eine Steigerung des privaten Konsums wird die
Binnennachfrage nicht gestärkt. Wie auch? Laut Ihrer
Aussage haben angeblich 1 Million Menschen keine
Angst mehr vor Arbeitslosigkeit. Das ist eine Luftnummer. Airbus-Chef Enders holte letzte Woche die Beschäftigten zusammen und sagte, dass der Dollarverfall
Airbus 100 Millionen Dollar koste, das sei lebensbedrohlich. Ob mehr als die geplanten 10 000 Arbeitsplätze gestrichen werden sollen, sagte er noch nicht. Die Verlagerung von Arbeitsplätzen in den Dollarraum
sei der sicherste Weg, behaupten andere. Und Sie behaupten, die Menschen hätten keine Angst mehr vor Arbeitslosigkeit? Ja, es gibt einen Zuwachs bei der Beschäftigung. Er resultiert aber aus Leiharbeits- und
befristeten Beschäftigungsverhältnissen, die von Unsicherheit geprägt sind. Aber Unsicherheit macht den
Menschen Angst. Wenn Sie ihnen diese Angst nehmen
wollen, müssen Sie zumindest die Leiharbeit und die
Möglichkeiten befristeter Beschäftigung begrenzen.
({3})
Die private Nachfrage ist nach wie vor von Konsumflaute geprägt. Trotz Konjunktur und zusätzlicher
Beschäftigung weist der Einzelhandel im Vergleich zum
Vorjahr ein Umsatzminus aus. Im Namen der Wettbewerbsfähigkeit wurden die Reallöhne auf einen Tiefpunkt gesenkt. In Frankreich erhalten Leiharbeiterinnen
und Leiharbeiter einen Zuschlag von 10 Prozent als Risikoprämie. Hier verdienen sie 20 bis 50 Prozent weniger
als Beschäftigte in der Stammbelegschaft.
Durch die Inflation haben Hartz-IV-Bezieher seit
2003 7,5 Prozent ihres Einkommens eingebüßt. Das sind
26 Euro im Monat - angesichts dieser Grundsicherung
ist das ein großer Batzen -, die für Essen, für lebensnotwendige Anschaffungen und für Weihnachtsgeschenke
für die Kinder fehlen. Ihre Verweigerung der Einführung
von Mindestlöhnen für alle, Kolleginnen und Kollegen
der CDU/CSU, und Ihre Verweigerung der Anhebung
der Grundsicherung für Hartz-IV-Bezieher machen Sie
zu einer Regierung der Hungerlöhne und der Armut,
nicht des Aufschwungs und der Teilhabe.
({4})
Es ist nicht nur eine Frage der Teilhabegerechtigkeit,
auch eine wirtschaftspolitische Wende zur Stärkung der
Binnennachfrage macht die Einführung von gesetzlichen Mindestlöhnen von mindestens 8,44 Euro und
eine Anhebung der Grundsicherung auf 435 Euro
dringend notwendig. Sie machen eine Wirtschaftspolitik,
die nach wie vor darauf setzt, mit anderen Ländern im
Dumping zu konkurrieren, um ihnen Exportmarktanteile
abzujagen. Wir wollen eine Wende in der Wirtschaftspolitik, die den Binnenmarkt stärkt, die Teilhabe der meisten Menschen am Aufschwung sichert und damit den
Aufschwung gegen Risiken absichert.
Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.
({5})
Nächster Redner ist der Kollege Volker Kröning,
SPD-Fraktion.
({0})
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Nach Haushaltsberatungen, die vom Frühsommer bis zum Spätherbst dauern, kann man kaum noch etwas Neues sagen.
({0})
Außerdem drohen Haushaltsberatungen nach meinem
Gefühl immer mehr zu denaturieren. Sind sie noch
Haushaltsberatungen, oder sind sie nicht von Anfang bis
Ende mehr fachpolitische Beratungen? Aus diesem
Grund will ich mich ähnlich wie Kollege Rossmanith auf
unseren Job konzentrieren, den wir nämlich als Berichterstatter zu erledigen haben, weil es sich gegenüber dem
Steuerzahler einfach nicht gehört, Haushaltspolitik bloß
hinter verschlossenen Türen zu machen.
({1})
Jedes Ministerium gibt nach der sogenannten Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses einen Text und
eine Tabelle heraus, so auch das Bundesministerium für
Wirtschaft und Technologie. Abgesehen von einigen Bewertungen, über die man geteilter Meinung sein kann,
liefert das Ministerium die entscheidenden Fakten. Sie
finden sich - das sei auch den Zuhörerinnen und Zuhörern gesagt - im Internet. Was der Haushaltsausschuss zu
dem Einzelplan 09 - so heißt der Einzelplan des Ministeriums für Wirtschaft und Technologie - beschlossen hat,
liegt Ihnen in den Drucksachen 16/6409 und 16/6423 vor
und ist damit zu Protokoll gegeben.
Ich will im Wesentlichen Folgendes festhalten:
Mit 6,2 Milliarden Euro Baransätzen für 2008 und
2,4 Milliarden Euro Verpflichtungsermächtigungen,
über die im kommenden Jahr für die folgenden Jahre
verfügt werden kann, steht das Ministerium mit seinen
Behörden an sechster Stelle der 14 Ressorthaushalte.
Dazu gehört - das muss klargestellt werden - eine stattliche Anzahl hoch profilierter Ämter, Anstalten und
Agenturen, von denen im Parlament sehr wenig die Rede
ist, die aber im Land eine sehr große Bedeutung haben.
Was uns die Fachpolitiker der Koalition für den Haushalt mitgegeben haben, ist in unseren Vorschlägen berücksichtigt, und zwar im Wesentlichen bei der Gemeinschaftsaufgabe „Regionale Wirtschaftsstruktur“. Davon
war schon die Rede.
({2})
Es muss allerdings etwas Wasser in den Wein getan werden. Denn die globale Minderausgabe ist von 50 auf
75 Millionen Euro erhöht worden. Das Ressort muss im
laufenden Haushaltsjahr also nach eigenen Vorstellungen einsparen, das heißt Prioritäten setzen.
({3})
Wir haben für mehr Transparenz und Effizienz bei
Innovationen und Mittelstand gesorgt; davon war im Zusammenhang mit dem sogenannten ZIM schon die Rede.
Dem Ministerium und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Fachabteilung und der Haushaltsabteilung
gilt Dank, dass sie zur Schaffung von mehr Transparenz
und mehr Effizienz beigetragen haben. Das neue stärker
als bisher technologisch ausgerichtete Mittelstandsprogramm, genannt ZIM, unterlegt zum ersten Mal die Berechtigung der Ressortbezeichnung Wirtschaft und Technologie; dazu möchte ich das Haus beglückwünschen.
Weiter ausgebaut wird die technologische Kompetenz
besonders in folgenden Feldern: der Luft- und Raumfahrt, der maritimen Wirtschaft, der Informations- und
Kommunikationstechnik und nicht zuletzt der Energie.
Hier haben wir es in fast allen Fällen mit wichtigen
Schnittstellen zwischen diesem Ministerium und anderen Ministerien zu tun. Ich nenne, ohne auf Einzelheiten
einzugehen, beispielhaft das Verkehrsministerium und
das Umweltministerium.
Im Haushaltsausschuss fällt uns auf, dass die Wirksamkeit der Haushaltspolitik und des Haushaltsvollzugs
aus einer Hand an Bedeutung gewinnt. Ich will deshalb
nicht anstehen, zu sagen, dass die Parlamentarischen
Staatssekretäre, die sozusagen die Verbindungsleute zwischen dem Haus, dem Minister, dem Parlament und seinen Ausschüssen sind, einen sehr guten Job machen.
({4})
Außenwirtschaft bleibt ein Schwerpunkt des Ministeriums; darin sind sich der Minister, der tüchtig reist
und dabei wichtige Kontakte knüpft, die Fachpolitiker
und wir Haushälter einig. Welche Resonanz dies in der
deutschen Wirtschaft hat, ist erst kürzlich beim Außenwirtschaftstag in Bremen deutlich geworden, der nach
Auskunft der Industrie- und Handelskammern der erfolgreichste Außenwirtschaftstag seit Menschengedenken war. Es ist erstmals ein Länderschwerpunkt gesetzt
worden, und der König von Jordanien hat teilgenommen.
Auch sein anschließender Besuch bei der Bundeskanzlerin in Berlin in einer außenpolitisch durchaus wichtigen
Zeit hat dies unterstrichen.
({5})
Aufgabenkritik und Personalentwicklung sind in
diesem Jahr im Haushaltsausschuss mehr als früher ein
Beratungsschwerpunkt gewesen. Herr Kollege
Rossmanith, ich freue mich, dass dieses Thema in diesem Ressort ernst genommen wird. So konnte dem Bundeskartellamt, dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, der Bundesnetzagentur und der
Bundesagentur für Außenwirtschaft, genannt bfai, dabei
geholfen werden, ihre wachsenden Aufgaben besser als
bisher zu erfüllen. Was das Bundeskartellamt und die
Bundesnetzagentur betrifft, so ist dies für den Kampf gegen überzogene Energiepreise besonders wichtig; ich
glaube, das darf ich nicht nur für mich, sondern für uns
alle sagen.
({6})
Die Zusammenführung von Invest in Germany und
der Bundesagentur für Außenwirtschaft, die wir uns für
2008/2009 vorgenommen haben, begleiten wir weiterhin
verantwortlich. Was die Personalverstärkung in diesem
Bereich angeht - Aufgabenkritik soll nicht nur Einsparung, sondern auch Verstärkung heißen -, so kann Ihr
Haus, Herr Minister, der Arbeitsgruppe der SPD, glaube
ich, besonders dankbar sein.
({7})
Wie bedeutsam Qualitätssicherung und Qualitätsverbesserung sind, lässt sich an einem Beispiel ablesen,
über das Sie wahrscheinlich alle überrascht sein werden,
nämlich der Bundesanstalt für Geowissenschaften und
Rohstoffe. Diese Bundesanstalt ist kürzlich vom Wissenschaftsrat evaluiert worden. Wie Sie wissen, hat der
Haushaltsausschuss vor Jahren den Anstoß gegeben, die
Ressortforschung zu evaluieren. Das ist ein großräumiger und langwieriger Prozess. Der Bundesanstalt für
Geowissenschaften und Rohstoffe ist vom Wissenschaftsrat exzellente Arbeit attestiert worden; ich glaube,
das verdient den Beifall des Parlaments.
({8})
Haushaltspolitik, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist
ohne die Überwachung des Haushaltvollzuges unvollständig. Der Haushaltsausschuss hat keineswegs nur im
zweiten Halbjahr zu tun, sondern auch im ersten Halbjahr. Darum erlauben Sie mir einige Hinweise auf Anstrengungen, die uns im neuen Jahr bevorstehen und
über die wir beizeiten Rechenschaft ablegen wollen.
Wenn es darum geht, sogenannte qualifizierte Sperren
auch und nicht zuletzt im Einzelplan 09 aufzuheben,
werden wir besonders auf den Vollzug des Haushalts
achten. Es geht eben nicht nur um pauschale Ausgabenermächtigungen, sondern es geht auch um die Kontrolle
darüber, dass das Steuergeld sinnvoll und mit einem guten Ergebnis angelegt wird.
Zwei Themen brennen uns besonders unter den Nägeln: Erstens beschäftigt uns das Zusammenwirken von
Staat und Wirtschaft sowie von Bund und Ländern bei
der Umsetzung der Hightech-Strategie zur Steigerung
der Ausgaben für Forschung und Entwicklung auf 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, zu der wir uns auch im
Rahmen der Europäischen Union verpflichtet haben.
Zweitens geht es uns ganz entscheidend um die Umsetzung der neuen Förderlinie „Integrierte Technologieprojekte“ in der Luftfahrtforschung. Bei der Luftfahrtförderung machen wir nicht weiter wie bisher, sondern
versuchen, stärker als bisher auch den Mittelstand über
die Zulieferindustrie zu erreichen. Somit ist auch die
Luftfahrtförderung nicht nur für große, sondern auch für
kleine und mittlere Unternehmen durchaus ein Schwerpunkt.
({9})
Zu beiden Stichworten will ich dennoch auch ein kritisches Wort sagen. Nach den Weichenstellungen dieser
Bundesregierung in Genshagen und Meseberg, aber auch
der Vorgängerregierung für die FuE-Strategie ist es für
mich fast unerträglich, dass nur Informationen über die
Finanzbeiträge des Bundes im Vorgängerjahr pünktlich
zu den Haushaltsberatungen für das nachfolgende Jahr
vorliegen. Das geht so nicht weiter. Besonders die Beiträge der Länder müssen dem Bundesparlament genauso
früh bekannt sein wie der Beitrag des Bundes. Von einer
Ländergesamtheit kann nicht die Rede sein, wenn sie
nicht auch bereit und in der Lage ist, ihre Ergebnisse zur
FuE-Strategie aus dem Vorjahr zur Mitte des folgenden
Jahres vorzulegen.
({10})
Man kann es auch anders ausdrücken: Es gibt keine einheitlichen, rechtzeitig verfügbaren verlässlichen Datengrundlagen für die Haushaltswirtschaft im Gesamtstaat;
in einem großen Unternehmen ist das eine Selbstverständlichkeit. Wir werden hier Abhilfe schaffen, und
zwar nicht nur im Haushaltsausschuss. Herr Kollege
Körper, der hier im Saal ist, wird das auch in der Bundesstaatskommission unterstützen. Es geht um sehr viel
Steuergeld. Wenn die FuE-Strategie der Hauptpfad für
nachhaltiges Wachstum ist, müssen wir auch in der Lage
sein, den Bürgerinnen und Bürgern innerhalb der Dauer
einer Wahlperiode darüber Rechenschaft abzulegen.
Ein ebenso deutliches Wort möchte ich noch zur Aufstockung der Luftfahrtförderung sagen: Wir werden
ihre Wirkung genau kontrollieren, und zwar unter den
beiden Gesichtspunkten der Wertschöpfung in Deutschland und der Wertschöpfung in den einzelnen Regionen
der Bundesrepublik an den Standorten von Airbus, den
Standorten der Zulieferindustrie und gerade auch an den
Standorten der Unternehmungen, die jetzt in Gesprächen
mit Airbus zum Erwerb einzelner Werke sind. Dies interessiert uns bei dem neuen Produkt A350 genauso wie
bei dem jetzt endlich an den Markt gehenden Produkt
A380.
An die Adresse der PDS, der sogenannten Linken,
sage ich: Das hochpolitische Unternehmen Airbus bzw.
EADS, das nach unserem Dafürhalten privat geführt und
verantwortet werden muss, wird unsere Aufmerksamkeit
weiterhin brauchen und auch erhalten.
({11})
Neue Politikansätze wie die Kulturwirtschaft, die
mehrere Ressorts - in diesem Falle sind es das Haus des
Bundesbeauftragten für Kultur und Medien und das
BMWT, wie ich gern anstelle des Kürzels BMWi sage auszuführen haben, werden von den Kollegen Fachpolitikern begleitet werden. Was auf diesem Feld - ich
möchte fast sagen: kreativ - im Sachhaushalt und im
Personalhaushalt bewilligt worden ist - klein, aber oho -,
werden wir uns dann beim Haushalt 2009 noch einmal
ansehen.
Das Gleiche gilt für Probleme, die noch nicht gelöst
sind. Damit meine ich auch die regionale Politik, die
Strukturpolitik für Regionen und in den Regionen. So erfreulich es ist, dass wir die Mittel für die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ erneut aufstocken konnten, so zweifelhaft sind doch
die Verteilungswirkungen im gesamten Land, gerade
dann, wenn Länder nicht in der Lage sind, zu kofinanzieren.
({12})
Die Mittel aus der Gemeinschaftsaufgabe kommen - das
muss einmal klar ausgesprochen werden - im Verhältnis
von 6 zu 1 dem Osten Deutschlands zugute. Bei aller Loyalität zum Aufbau Ost gestatte ich mir die Anmerkung:
Wir müssen lernen, über regionale Strukturschwächen in
ganz Deutschland nachzudenken, auch in Teilen großer
Länder wie Nordrhein-Westfalen. Wir müssen aber auch
über solche Effekte nachdenken wie die, dass Länder die
Mittel wegen mangelnder Finanzkraft gar nicht abrufen
können.
({13})
Und wir müssen sehen, dass andererseits Länder wie
Bremen, die große Anstrengungen zur Stärkung ihrer
Wirtschaftskraft unternehmen, diese Leistungen in der
Finanzkraft nicht wiedererkennen.
Noch zwei übergreifende Bemerkungen zur Bundesverwaltung; dann möchte ich gerne wieder der Fachpolitik Raum geben. Aufgabenkritik und Personalentwicklung in den einzelnen Ressorts wie in der gesamten
Bundesverwaltung müssen und werden uns Haushälter
weiter beschäftigen. Wir haben in diesem Jahr einen alle
Einzelpläne übergreifenden Bericht erhalten, und wir haben beschlossen, der Bundesregierung den Auftrag für
einen weiteren Bericht im nächsten Jahr zu geben. Unser
Ziel ist es, die sattsam bekannte Rasenmähermethode
durch mehr Aufgabenkritik und Aufgabenoptimierung
abzulösen. Dass das eine wohltuende Wirkung entfaltet,
hat sich gerade in diesem Jahr am Wirtschaftsministerium gezeigt.
Weit über die routinemäßige Ausgabenkontrolle und
Ausgabensteuerung hinaus muss uns die Effizienz des
staatlichen Aufgabenvollzugs interessieren, auch im
bundesstaatlichen Verhältnis. Das Sondergutachten, das
der Präsident des Bundesrechnungshofes kürzlich als
Beauftragter für die Wirtschaftlichkeit der Verwaltung
der Kommission zur Modernisierung der Bund-LänderFinanzbeziehungen vorgelegt hat, liegt auch dem Haushaltsausschuss vor. Auf Nachfrage eines Mitglieds der
Bundesregierung, nämlich des Chefs des Bundeskanzleramtes, in der Kommission hat der Bundesrechnungshof
inzwischen auch die Wirkungen von mehr Aufgabenkritik
und Aufgabenoptimierung im bundesstaatlichen Verhältnis quantifiziert: Die Wirkungen belaufen sich auf zweistellige Milliardenbeträge. Das dürfen wir nicht ignorieren, das dürfen wir nicht ausschlagen.
Die Bundeskanzlerin hat am Mittwoch den Bürokratieabbau und den Ansatz des Normenkontrollrates besonders gelobt. Ich bin überzeugt, dass auf dem Feld der
Verwaltungsmodernisierung im Bundesstaat ein riesiges
Potenzial liegt, das wir für neue Zwecke - sei es Haushaltskonsolidierung, sei es eine neue Verteilung im Bundesstaat oder auch für Steuer- und Abgabenentlastungen verwenden können. Bei der Sanierung der Staatsfinanzen dürfen wir diese Option nicht ignorieren, und schon
gar nicht diese Koalition.
({14})
Ich bitte, den Einzelplan in der vorliegenden Fassung
anzunehmen. Wir Koalitionäre gehen guten Gewissens
in das neue Haushaltsjahr, in das neue Kalenderjahr, das
uns Mögliche und vor allen Dingen das Nötige getan zu
haben.
Vielen Dank.
({15})
Ich erteile das Wort der Kollegin Christine Scheel,
Bündnis 90/Die Grünen.
Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!
Bundespräsident Köhler hat unlängst gesagt, dass sich
die Wirtschaftspolitik eben nicht auf den Lorbeeren der
Konjunktur ausruhen darf. Auch der Sachverständigenrat hat angemahnt, dass wir weitere Reformen in diesem
Land brauchen. Wir haben festgestellt, dass es diese in
der Wirtschaftspolitik überhaupt nicht gibt. Deswegen
besteht für die nächsten Jahre ein großes Risiko.
({0})
Herr Rossmanith, es ist richtig, zu betonen, dass der
Mittelstand das Herzstück ist. Wenn man aber darüber
nachdenkt, was vonseiten der Regierung in diesem Kontext insgesamt getan worden ist, dann muss man feststellen, dass die in den letzten Jahren beispielsweise im Bereich der neuen Energien und auch in der
Medizintechnik entstandenen Arbeitsplätze deshalb entstanden sind, weil noch in der rot-grünen Zeit gute Rahmenbedingungen geschaffen worden sind. Diese guten
Rahmenbedingungen haben gewirkt und zu
1,5 Millionen neuen Arbeitsplätzen geführt, und das ist
gut.
({1})
Sie aber versuchen, anstatt diese Entwicklung weiter
zu befördern, mit einem Klein-Klein Schwerpunkte zu
formulieren. Sie haben Schwerpunkte aufgezählt, aufgrund deren ganz deutlich wurde, dass es in der Wirtschaftspolitik der Großen Koalition eben keine Strategie
und keine klare Linie gibt, die zeigt, dass etwas dahintersteckt, was die Leute mitreißt, wodurch man Lust bekommt, zu investieren, und dass es mit dem Land vorangeht. Sie verlieren sich stattdessen im Klein-Klein.
Das ist ein Problem für den Standort Deutschland,
weil sich - das können wir sehen - andere Länder weiterentwickeln und es dort mittlerweile durchaus auch
mehr Innovationen als in der Bundesrepublik gibt.
({2})
- Ich bitte Sie, der Spruch „Sanieren, Reformieren und
Investieren“ ist mittlerweile so was von abgedroschen,
man kann es fast nicht mehr hören. Es wäre ja gut, wenn
man diesen sogenannten Dreiklang inhaltlich füllen
würde. Als Beschwörungsformel - das ist er bei Ihnen
nur noch - stellt er aber keine gute Wirtschaftspolitik
dar. Auch das ist ein Problem, vor dem wir stehen; denn
eine Beschwörungsformel allein bedeutet eben nicht,
dass man auch eine gute Politik macht.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag beklagt zu Recht, dass wir in der Bundesrepublik Deutschland 400 000 Fachkräfte zu wenig haben. Ich bin einmal gespannt, was der Minister zu dieser Situation sagt.
Wir wissen natürlich, dass auch die Wirtschaft ihren Teil
dazu beitragen muss, dass hier mehr ausgebildet wird. In
den verschiedenen Branchen der Wirtschaft müssen
mehr Fachkräfte ausgebildet werden. Das ist klar. Die
Rahmenbedingungen müssen aber auch gesetzt werden.
Wir brauchen nicht nur eine bessere und mehr Ausbildung in den verschiedenen Sektoren, sondern wir brauchen auch zusätzliche Zugangsmöglichkeiten, Herr Minister Glos. Ich hoffe, dass Sie auch einmal darüber
nachdenken, ob es nicht Sinn macht, die Zugangsmöglichkeiten für Hochqualifizierte aus aller Welt endlich zu
verbessern, indem wir die Jahreseinkommensgrenze senken, um denjenigen mehr Chancen zu eröffnen, die in
Deutschland letztendlich nicht nur arbeiten, sondern
auch dafür stehen, dass in Deutschland weitere Arbeitsplätze entstehen können. Deswegen brauchen wir beides: Wir brauchen eine bessere Ausbildung hier, wir
brauchen aber auch bessere Zugangsmöglichkeiten.
({3})
Das darf man nicht gegeneinander ausspielen. Man
darf in diesem Bereich nicht nur „Hü!“ sagen, sondern
man muss auch „Hott!“ sagen und das irgendwie zusammenführen, damit das Ganze einen Sinn macht.
({4})
- Ich habe gesagt, man muss es zusammenführen. Wenn
man es zusammenführt, dann fährt man gerade, lieber
Herr Kollege Rossmanith.
Wir haben in dieser Woche auch gehört, dass das
Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung die Innovationsfähigkeit der Bundesrepublik Deutschland im Vergleich zu der des Auslandes als schwierig bezeichnet
hat. Das heißt, die Innovationsfähigkeit geht zurück. Aus
diesem Grund meinen wir, dass hier die Investitionen gesteigert werden müssen, mit denen das Ziel einer ökologischer Modernisierung verfolgt wird, die wir in der
Bundesrepublik Deutschland dringend brauchen. Hier
entstehen die Arbeitsplätze, hier geht etwas voran.
Man darf also nicht einfach nur Industrieunternehmen
subventionieren. Ich schaue einmal meine Bayern hier
an.
({5})
Für den Transrapid stehen 925 Millionen Euro im Bundeshaushalt. Sie sagen: Das ist eine super Industriepolitik. Ich kann nur sagen: Das ist sie nicht.
({6})
Ich finde es äußerst problematisch, wenn die SPD oder
die CSU hier die Industrieförderung abnickt und gleichzeitig in Bayern mit einem Volksbegehren gegen den
Transrapid vorgeht. Das ist Doppelzüngigkeit, und zwar
von beiden großen Fraktionen. Das muss man deutlich
sagen.
({7})
Man kann nicht das Volksbegehren in Bayern unterschreiben und gleichzeitig hier die Mittel für den Transrapid in den Haushalt einstellen.
({8})
Die Investitionsunsicherheit muss beseitigt werden.
Die Binnenkonjunktur muss gestärkt werden. Gleichzeitig müssen wir weiter reformieren, um voranzukommen.
Die Menschen wollen wissen, wohin die Reise geht. Wir
wollen nicht, dass die betriebene Politik als Investitionsrisiko bezeichnet wird.
Herr Glos, bitte seien Sie kein Investitionsrisiko!
Achten Sie darauf, dass es bei den Investitionen vorangeht! Treten Sie nicht auf die Bremse! Machen Sie eine
Politik, die für die Zukunft unseres Landes gut ist und
die sich nicht im Klein-Klein verliert!
Danke schön.
({9})
Das Wort erhält nun der Bundeswirtschaftsminister
Michael Glos.
({0})
Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!
Als Erstes möchte ich die Angriffe der Frau Kollegin
Scheel auf die SPD in Bayern mit Nachdruck zurückweisen.
({0})
Wirtschaft ist nicht Selbstzweck, erst recht nicht Wirtschaftspolitik. Sie muss den Menschen dienen. Wir
freuen uns, dass unsere Wirtschaftspolitik auch dazu geführt hat, dass die Arbeitslosigkeit in Deutschland nun
auf dem niedrigsten Stand seit 14 Jahren ist.
({1})
Mich freut ganz besonders, dass es aufgrund der besseren Wirtschaftslage gelungen ist, mehr jungen Leuten einen Ausbildungsplatz zu vermitteln. Dafür möchte ich
mich bei der Wirtschaft ganz herzlich bedanken. Die
Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist im
Oktober 2007 um 9,4 Prozent im Vergleich zu Oktober
2006 gestiegen. Ich meine, das ist ein großartiger Erfolg.
({2})
Ich verstehe die Opposition. Sie haben es bei den
Mehrheitsverhältnissen in diesem Hause nicht leicht.
Aber ich kann Sie beruhigen: Wir sind ein Stück weit
mit uns selber befasst, um uns zu koordinieren. Insofern
machen wir manchmal Opposition in der Koalition, weil
wir sogar das besser können als Sie.
Auch wenn es immer geleugnet wird: Der Aufschwung ist inzwischen bei den Menschen angekommen. Die Reallöhne werden steigen genauso wie die
Zahl der Arbeitsplätze. Beides schafft Nachfrage und
stützt Wachstum. Daran wird sich nichts ändern. Es wird
beklagt - das ging durch die Zeitungen -, dass wir vorübergehend leider einen - wie ich meine: nur kurzfristig
wirkenden - stärkeren Preisanstieg von 3 Prozent zu
verzeichnen haben. Das wird sich wieder normalisieren,
insbesondere im nächsten Jahr, wenn der Basiseffekt der
Mehrwertsteuererhöhung, die einen Preisanstieg um
1 Prozent bedingt hat, wegfällt. Dann werden wir wieder
zu einer Preissteigerungsrate kommen, die leichter verkraftbar ist. Die momentane Entwicklung ist auf einen
statistischen Effekt zurückzuführen.
Hinzu kommt, dass die gefühlte Preissteigerung höher
ist, insbesondere bei Nahrungsmitteln - allerdings betrifft das nur einzelne Produkte -, obwohl diese von der
Mehrwertsteuererhöhung gar nicht betroffen sind. Die
Menschen fühlen die Preissteigerung besonders stark bei
den Energiepreisen. Die Öl- und Gaspreise sind hoch.
Wir werden in der nächsten Woche im Kabinett ein
Energiepaket verabschieden - das werden wir dann in
den Bundestag einbringen -, das uns längerfristig von
Energieimporten unabhängiger machen soll und das die
Energieeffizienz verbessern soll. Aber machen wir uns
nichts vor: All das ist natürlich nicht umsonst oder zum
Nulltarif zu haben.
Die Weltwirtschaft birgt natürlich Risiken, die auch
uns betreffen. Das will ich in keiner Weise bagatellisieren. Die Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten sind aber nicht allein der amerikanischen Hypothekenbankkrise geschuldet. Auch die IKB in
Deutschland steckt in einer Krise. Davon ist unsere Förderbank, die KfW, als Haupteignerin betroffen. Bei den
Geschäften der IKB gab es sträflichen Leichtsinn.
Wir werden das alles genau zu untersuchen haben.
Wir haben heute eine Sondersitzung des Aufsichtsrates.
Ich kann nur sagen: Bevor man die modernen Finanzinstrumente anwendet, muss man deren Wirkung genau
kennen. Ich hoffe, dass die großen deutschen Geschäftsbanken und Landesbanken die Wirkungen genau gekannt haben, bevor sie solche Produkte angeboten haben.
Zu den Risiken will ich sagen: Die hohen Energiepreise, insbesondere der steigende Ölpreis, der sich allerdings in dieser Woche wieder etwas abgeflacht hat, sind
ein latentes Dauerrisiko für unseren Aufschwung.
Zurück zu der Krise, die von den USA ausgeht: Sie
geht mit einem sinkenden Dollar einher. Wir haben eine
starke Aufwertung des Euro zu verkraften. Ich bin für
stabile Währungen; es ist gut, wenn der Wert unserer
Währung steigt. Aber wenn das zu rasch geschieht, dann
gibt es Befürchtungen, dass der Export darunter leidet.
Deswegen kann ich unseren Freunden in den Vereinigten
Staaten nur sagen: Es bringt auf die Dauer nicht einmal
der amerikanischen Volkswirtschaft etwas, wenn man
den Dollarkurs zu sehr absacken lässt. Wenn der Boom
nicht durch die notwendigen strukturellen Anpassungsmaßnahmen der US-Wirtschaft begleitet und das Erreichte nur durch die schwache Währung hervorgerufen
wird, dann hat man letztlich mit Zitronen gehandelt.
Der Euro bleibt eine Erfolgsgeschichte. Währungsrelationen müssen sich im Zeitablauf immer wieder anpassen können. Doch das, was im Moment abläuft, hat, wie
gesagt, mit langsamer Wertkorrektur nichts zu tun. Wir
müssen das alles einkalkulieren, wenn wir Wachstumsprognosen abgeben. Ich glaube, dass wir mit den
2 Prozent, die wir für das nächste Jahr angekündigt haben, immer noch auf der sicheren Seite sind.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, angesichts
der Risiken für die Konjunktur gibt es nur eine Lehre:
Statt den Reformkurs rückwärts abzuwickeln, brauchen
wir weiterhin eine breite Schneise für Wachstum. Wir
können uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen.
({3})
Ich möchte keinen Rückbau, wie es so schön heißt, wenn
man in die Straßen Stolperschwellen einbaut. Ich möchte
keine Stolperschwellen auf dem Weg zu mehr Wachstum
in Deutschland. Mit dem Aufschwung ist es so wie mit
einer wertvollen Kristallvase: Wenn man sie fallen lässt,
dann ist sie kaputt. Es wäre mühevoll, den Aufschwung
wieder in Gang zu bringen.
Wir haben die Mahnungen des Sachverständigenrats, der uns berät und dessen Ratschläge wir ernst nehmen sollen - Frau Scheel, die Mitglieder des Sachverständigenrats sind immer noch dieselben, die in Zeiten
einer anderen Regierung berufen worden sind; ich habe
sie beibehalten, und insofern haben wir da eine Kontinuität -, ernster genommen, als das bei der Vorgängerregierung der Fall war.
({4})
Jedenfalls ermutigt uns der Sachverständigenrat in seinem neuen Gutachten, das den Titel „Das Erreichte nicht
verspielen“ trägt, an den richtigen Reformen, die gemacht worden sind, festzuhalten.
Ich meine, dass es ganz wichtig ist, dass der Beitrag
zur Arbeitslosenversicherung jetzt auf 3,3 Prozent abgesenkt worden ist. Das war von der Kassenlage der
Bundesagentur für Arbeit her tragbar. Ich weise die Behauptung zurück, dass Müntefering nur zugestimmt
habe, um seinen Nachfolger Scholz nicht in Versuchung
zu führen, zu viele Maßnahmen mit den Überschüssen
zu finanzieren. Die Senkung ist von den Zahlen her gedeckt. Aber was bedeutet das - da bin ich wieder bei den
Verbrauchern - für die Kaufkraft im Land? Diese Absenkung gegenüber 2006 bedeutet, dass 11,5 Milliarden
Euro weniger an Arbeitskosten für die Betriebe anfallen
und 11,5 Milliarden Euro mehr netto direkt den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zur Verfügung stehen
und deren Kaufkraft stärken.
({5})
Ich meine, dass man oft einfach darüber hinweggeht. Ich
finde, man muss auch das hier nennen.
Die Arbeitskräfte und der Arbeitsmarkt sind angesprochen worden. Wir brauchen weiterhin einen
Niedriglohnbereich.
({6})
Das gehört nach wie vor auf unsere Agenda. Mein Haus
hat dazu ein entsprechendes Modell vorgelegt. Das hat
vor allen Dingen den Vorteil, dass es vernünftige Arbeitsanreize setzt, Sprungstellen im Einkommensverlauf
vermeidet und Mitnahmeeffekte weitgehend ausschließt.
Vor allem lässt es sich einfach in das Hartz-IV-System
integrieren. Ich glaube, wir müssen um diese Dinge miteinander ringen.
Um die Konjunktur zu stützen, brauchen wir auch
weiterhin Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt. Deshalb
halte ich es für falsch, die Zeitarbeit zu beenden oder so
zu regeln, dass sie uninteressant wird, ohne auf der anderen Seite die Arbeitsgesetzgebung flexibel zu gestalten.
({7})
Ein Letztes: Die Aufgaben meines Hauses sind sehr
vielfältig. Wenn ich sie alle schildern sollte, brauchte ich
meine Redezeit allein dafür. Wir werden weiterhin sehr
intensiv über die Energiepolitik diskutieren müssen, und
zwar nicht nur wegen der hohen Preise, sondern auch
wegen der Maßnahmen, die wir für den Klimaschutz ergreifen. Das muss so geschehen, dass diese Maßnahmen
weiterhin Beschäftigung bringen, zum Beispiel für das
Handwerk in der energetischen Gebäudesanierung. Das
muss aber auch so geschehen, dass es für die Verbraucher bezahlbar bleibt. Wir haben die großen Energiekonzerne so hart angefasst, wie es noch nie eine Regierung
getan hat. Herr Brüderle, insofern lagen Sie vollkommen
daneben, als Sie mich als Paten der großen Energiekonzerne geziehen haben. Ich war bis jetzt die größte Enttäuschung der großen Energiekonzerne, weil noch niemand ein so hartes Kartellrecht auf den Weg gebracht
hat. Ich bedanke mich dafür, dass es beschlossen worden
ist, damit wir denen besser auf die Finger schauen können.
({8})
Herr Minister, möchten Sie eine Zwischenfrage beantworten?
Herr Präsident, ich habe das gehört. - Ich kann nur
wiederholt sagen: Energiekonzerne, lasst, was die angekündigten Preiserhöhungen anbelangt, die die Kirche im
Dorf. Das muss nicht so sein.
({0})
Herr Präsident, ich habe Ihre Mahnung ernst genommen. Ich bedanke mich herzlich auch bei all denen, die
geholfen haben, dass der Einzelplan 09 rund geworden
ist.
Danke schön.
({1})
Nicht immer, wenn der Präsident den Versuch unternimmt, zu Wort zu kommen, will er auf das unverzügliche Ende der Rede drängen. Manchmal will er Gelegenheit zu einer Zwischenfrage geben, die die Redezeit
verlängert.
Nun hat das Wort die Kollegin Ulrike Flach von der
FDP-Fraktion.
({0})
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Minister, natürlich freut sich auch die FDP über eine boomende Wirtschaft, nur sehen wir natürlich an vielen Stellen, dass die Weltwirtschaft Ihnen ganz kräftig unter die
Arme gegriffen hat.
({0})
Wir sehen aber auch das, was Sie etwas bagatellisierend
sagten, nämlich dass die Inflation in diesem Land dazu
beitragen wird, dass die Menschen eine ganze Reihe von
Misserfolgen haben werden. Diese wischen Sie gern einfach vom Tisch.
({1})
Wenn Sie sagen, die Reallöhne seien gestiegen, dann
müssen Sie gleichzeitig sagen, dass die Inflation diese
Reallöhne in den letzten zwei Jahren aufgefressen hat.
({2})
Sie haben genau das nicht getan, was Sie eben am
Schluss Ihrer Rede versuchten, den Energieunternehmen
in die Tasche zu legen. Sie hätten zum Beispiel mit uns
gemeinsam - übrigens auch mit Herrn Meister - dafür
streiten können, dass die Stromsteuer gesenkt wird.
({3})
Wir haben gestern mit Herrn Gabriel lange darüber diskutiert. An dieser Stelle haben Sie sich sozusagen in die
Büsche des Wirtschaftsministeriums zurückgezogen.
Gesiegt hat die SPD, nicht die CDU. Das ist nicht im
Sinne dieses Wirtschaftstandortes.
({4})
Lassen Sie mich etwas zur KfW sagen. Sie haben
eben zu Recht gesagt, dass wir hier in Zukunft aufpassen
müssen. Es wäre uns nur viel lieber gewesen, wenn Sie
schon jetzt aufgepasst hätten. Herr Steinbrück ist hier an
allererster Stelle zu nennen. Sie wissen, dass Sie Herrn
Steinbrück in der Aufsicht im nächsten Jahr sozusagen
begleitend ablösen werden. Ich rechne damit, dass die
Sache dann besser wird. Es ist ein Skandal, was bei der
KfW abläuft. Es ist gerade vor dem Hintergrund ein
Skandal, dass dies eine Bank ist, die sich besonders für
die Mittelstandsförderung einsetzen müsste.
Herr Glos, Sie haben schon in der letzten Debatte
vollmundig gesagt, es gehe diesem Land gut. Schon damals haben Sie Bezug darauf genommen, was mit diesem Haushalt abläuft. Sie haben gesagt: Alles, was auf
Pump finanziert wird, lehne ich natürlich ab. - Damit
sind wir bei dem Thema des heutigen Tages. Sie haben
zu Recht darauf hingewiesen, dass man nicht neue Aufgaben schaffen kann, die bei nachlassender Konjunktur zurückschlagen. Aber genau das - eine nachlassende
Konjunktur - werden wir in den nächsten Monaten zu
erwarten haben.
({5})
Sie sind angesichts dessen eben nicht als Sparminister
vorangegangen; vielmehr haben Sie und diese Bundesregierung - trotz Steuermehreinnahmen in den letzten
zwei Jahren in Höhe von 50 Milliarden Euro - jedes Jahr
neue Schulden gemacht: Der „ordnungspolitische Priester“ Glos hat seit 2005 dazu beigetragen, dass wir eine
Neuverschuldung von 54 Milliarden Euro haben. Unter
„ordnungspolitischem Gewissen dieser Regierung“ verstehe ich etwas anderes.
({6})
Übrigens waren Sie auch im Hinblick auf Ihr eigenes
Ministerium nicht gerade ein Sparminister. Ich teile die
Bedenken des Kollegen Kröning, was die Gemeinschaftsaufgabe - 50 Millionen Euro plus! - angeht. Ich
weiß, dass auch Kollege Rossmanith das sehr kritisch
sieht. Ich vermute, dass Frau Bulmahn wegen dieser Angelegenheit eine schlaflose Nacht gehabt hat; denn ein
Plus bei der Gemeinschaftsaufgabe bedeutet zwangsläufig ein Minus bei der globalen Minderausgabe. Davon
betroffen sind natürlich genau diejenigen Titel, die Sie
mit Ihrer Hightech-Strategie besonders fördern wollen.
Sie reißen sozusagen mit dem Hinterteil das ein, was Sie
mit den Händen angeblich aufgebauen.
({7})
Das Thema Forschungsförderung hat uns in den
letzten zwölf Monaten intensiv beschäftigt. Herr Glos,
Sie haben gemeinsam mit Frau Schavan viel Geld in die
Hand genommen; aber Sie kommen an dem Fakt einfach
nicht vorbei, dass 8 Prozent der kleinen und mittleren
Unternehmen mit einem Jahresumsatz von bis zu
1 Million Euro laut der Studie des Instituts der deutschen
Wirtschaft in den letzten Jahren eben keine Forschungsgelder erhalten haben, während jedes dritte Großunternehmen in den letzten fünf Jahren solche Gelder bekommen hat. Das heißt, an Ihrer Förderstrategie ist ganz
offensichtlich etwas falsch.
({8})
Wenn Sie im Hinblick auf den Osten extrapolieren,
dann werden Sie natürlich feststellen - das wird Ihnen
jeden Tag in den Medien gesagt -, dass die von Ihnen
bisher eingesetzten Mittel dort nicht so angekommen
sind, wie Sie sich das vorstellen. Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle hat letzte Woche noch einmal
ausdrücklich darauf hingewiesen - auch Sie selbst haben
es gesagt -, dass wir diese Lücke in absehbarer Zeit
nicht werden schließen können.
Unter dem Strich gilt: Dieses Ministerium ist nach
wie vor ein Subventionsministerium. Es ist offensichtlich nicht in der Lage, die Förderprogramme erfolgreich,
effizient und Arbeitsplätze schaffend umzusetzen, wie es
eigentlich der Fall sein sollte.
({9})
Herr Glos - hören Sie mir ausnahmsweise einmal zu! -,
Sie sind außerdem für einen sehr traditionellen Bereich
zuständig, nämlich für den der Luft- und Raumfahrt.
Wir haben in diesen Tagen in unseren Reihen so manche
sorgenvolle Gesichter gesehen. Ich glaube, dass wir das
Thema Airbus noch lange nicht abschließend behandelt
haben. Denken Sie daran, dass Herr Enders darauf hingewiesen hat, dass er hier eine lebensbedrohende Situation sieht. Es geht auch dabei um Arbeitsplätze; da
stimme ich dem Kollegen Kröning völlig zu.
({10})
- Lieber Kurt, du gibst mir das Stichwort:
Zum Abschluss möchte ich auf den Aspekt Mond eingehen. Ich will diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen und darauf hinweisen, dass Sie dabei
sind, viel Geld in die Hand zu nehmen, um sozusagen
auf den Mond zu fliegen:
({11})
„Peterchens Mondfahrt“ mit einer Sonde, lieber Kurt,
die man eigentlich nicht brauchte, weil man sehr gut die
anderer Länder benutzen könnte. Ich empfehle den
Haushältern der Großen Koalition, sich zu überlegen, ob
wir uns wirklich hinaus zum Mond, an den Mond heran,
um den Mond herum bewegen sollten, während andere
Länder dort oben Instrumente haben, an deren Nutzung
man sich beteiligen könnte. Das sparte Kosten. Ich empfehle uns allen gemeinsam, im nächsten Jahr endlich einmal gemeinsam über eine Raumfahrtstrategie zu reden; denn dieses Land hat noch keine. Diese Gespräche
würden belegen, dass wir für Ihre Pläne viele Gelder
ausgeben müssten.
Herr Glos, Sie sind an dieser Stelle gefordert, nicht
nur Geld für Technologie auszugeben, sondern auch eine
Strategie zu entwickeln und vernünftig zu planen. Da bin
ich ganz bei Herrn Kröning: Wir wollen gute Ergebnisse;
aber wir wollen auch, dass vorher gut überlegt und diskutiert wird. Ich hoffe, das wird in den nächsten zwölf
Monaten endlich der Fall sein.
({12})
Der Kollege Dr. Rainer Wend ist der nächste Redner
für die SPD-Fraktion.
({0})
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben heute wieder einmal die Aufführung des
Kollegen Brüderle und der Kollegin Lötzer erlebt, wer
die beste Kassandra geben, wer das grausigste Katastrophenszenario über uns Land legen kann. Gehen Sie
beide doch einmal in einen Wettbewerb um konstruktive
Vorschläge für die Verbesserung der Situation.
({0})
Davon hätte unser Land mehr als von ständig wiederholten Katastrophenszenarien.
({1})
Auf einen Punkt muss ich eingehen, Herr Kollege
Brüderle, weil Sie wieder das Thema IKB und KfW angesprochen und der KfW ihre Beteiligung an der IKB
vorgeworfen haben. Wie war denn die Historie? Nachdem sich die Allianz aus dem Eigentümerkreis verabschiedet hat, lag die Wirtschaft doch auf Knien, dass die
Beteiligung nicht ins Ausland gehen, sondern an der
Mittelstandsbank hier in Deutschland gehalten werden
möge, und die KfW wurde gebeten, sich daran zu beteiligen. Sie hat es getan; dann kann man sie aber heute nicht
dafür kritisieren, dass sie es damals getan hat. Vielmehr
sollte man dankbar sein, dass sie damals als Gesellschafterin in die IKB hineingegangen ist.
Dass bei der IKB die Dinge falsch gelaufen sind, weiß
man, und insofern muss auch die Staatsanwaltschaft ermitteln. Das betrifft nicht nur die IKB. Das Gerücht,
dass es vor allen Dingen öffentliche Banken seien, ist
tatsächlich ein Gerücht, weil die privaten Banken mindestens in derselben Weise wie die öffentlichen Banken
in die Subprime-Krise verwickelt sind. Die Ideologie
sollte zurückstehen, und man sollte sehen, was man tun
kann, um mit dieser Problematik fertig zu werden.
({2})
Gerade die FDP muss sich fragen lassen, weil Sie Jahr
um Jahr die Liberalisierung der Finanzmärkte gepredigt
haben: Sollte es Ihnen denn nicht zu denken geben, was
jetzt passiert ist? Sollten Sie denn nicht mit uns sagen:
„Wir brauchen mehr Transparenz, wir brauchen mehr
Kontrolle und nicht mehr Liberalisierung auf den
Finanzmärkten“? Vor dieser Frage stehen wir doch.
({3})
Also nehmen Sie bitte zur Kenntnis: Der Haushalt
entwickelt sich positiv. Wir haben die niedrigste Arbeitslosenquote seit 1993. Wir haben stabiles Wirtschaftswachstum. Das ist gut; jedoch sagen uns die Sachverständigen: Ruht euch nicht darauf aus, sondern macht
weiter. - Darin hat Kollegin Scheel recht: Wir müssen
weitermachen. Wer glaubt, wir hätten in den letzten fünf
Jahren, in denen wir viel Gutes erreicht haben - Steuerreform Hans Eichel, Arbeitsmarktreformen Rot-Grün,
Steuerreform Peer Steinbrück, Haushaltskonsolidierung
Peer Steinbrück, alles gute Sachen, die wir auf den Weg
gebracht haben -, genügend getan, und das sei es gewesen, der täuscht sich. Es ist ein dauernder Prozess von
Reformen, mit denen wir unser Land wettbewerbsfähig
halten müssen.
Zwei Dinge will ich nennen, die wir als Große Koalition vor uns haben und schaffen müssen. Das eine ist die
Erbschaftsteuerreform. Wir sind auf gutem Wege und
wollen dem Mittelstand helfen,
({4})
Eigenkapital zu halten und Beschäftigung zu sichern.
({5})
Zum anderen wünsche ich mir, dass wir im Bereich
der haushaltsnahen Dienstleistungen besser werden.
Meine Damen und Herren, dort liegt Beschäftigungspotenzial brach; diese Tätigkeiten werden zurzeit in
Schwarzarbeit oder in Improvisation geleistet.
({6})
Dort können wir etwas tun, indem wir Haushalte wie andere Arbeitgeber behandeln und erklären, dass die Aufwendungen umfänglich steuerlich geltend gemacht werden kann.
Herr Kollege Wend, gestatten Sie eine Zwischenfrage
des Kollegen Hoppe?
Ja, selbstverständlich.
Sehr geehrter Herr Kollege Wend, erlauben Sie mir,
eine Sache anzusprechen, die im Haushaltsverfahren geschehen ist. Ich möchte gern wissen, wie Sie dazu stehen.
Im Haushaltsverfahren ist der Etat des Wirtschaftsministeriums um einen völlig neuen Haushaltstitel ergänzt worden, nur, um ein höchst umstrittenes Projekt
der Entwicklungshilfe im weitesten Sinne zu realisieren.
({0})
Ich spreche hierbei von dem Stadtbahnprojekt in HoChi-Minh-Stadt.
({1})
Dagegen hat sich das Entwicklungshilfeministerium mit
Händen und Füßen gewehrt, weil es hierbei nicht um die
Realisierung eines U-Bahn-Projektes, sondern darum
geht,
({2})
dass Siemens und nicht ein anderer Anbieter den Zuschlag bekommt. Im Haushaltsverfahren ist dieses Projekt dann in den Etat des Wirtschaftsministeriums ausgelagert worden.
({3})
Ich frage Sie als Fachpolitiker, wie Sie zu diesem Vorgang stehen.
Wir haben das gut gemacht. Ich unterstütze es,
({0})
weil das Außenwirtschaftsförderung ist, für die wir
Sozialdemokraten immer in besonderer Weise gestanden
haben. Es ist also eine gute Maßnahme. - Vielen Dank
für diese Frage.
({1})
In dem Bereich haushaltsnahe Dienstleistungen können wir besser werden und Beschäftigung schaffen. Die
Reformen müssen also weitergehen, um unsere Gesellschaft wettbewerbsfähig zu halten.
Es gibt aber auch eine andere Seite, und da bitte ich,
nach Frankreich zu schauen, wo in den Vorstädten Autos brennen. Warum geschieht das? Das sind selbstverständlich Verbrechen, denen aber zugrunde liegt, dass
sich ein zunehmender Teil der französischen Gesellschaft ausgegrenzt fühlt und sich nicht mehr mit dieser
Gesellschaft identifiziert. In diesem Zusammenhang
müssen wir uns fragen, ob nicht auch in Deutschland
Tendenzen vorhanden sind, die eine fehlende Identifikation begründen können.
Wenn einerseits Arbeitnehmer mit einem Stundenlohn von 3, 4 oder 5 Euro nach Hause gehen und andererseits die Manager von Unternehmen Millionärsgehälter kassieren, dann ist das ein Missverhältnis in unserer
Gesellschaft. Mit einer solchen Gesellschaft kann man
sich auf Dauer nicht mehr identifizieren. Wir müssen etwas gegen diese Ungerechtigkeit tun.
({2})
Was können wir tun? Die Mindestlöhne sind ein
Schritt. Wir freuen uns sehr, dass es gestern im Postbereich zu einer Verständigung gekommen ist. Herzlichen
Glückwunsch an alle, die daran beteiligt waren! Das ist
ein großartiger Erfolg.
({3})
Es ist ein Anfang. Es muss aber auch in weiteren Branchen vorangehen. Wir müssen umsetzen, was wir uns bis
Ende März in der Koalition vorgenommen haben, nämlich auch im Bewachungsgewerbe und in der Zeitarbeit
zu Mindestlöhnen zu kommen.
Herr Pofalla, der Generalsekretär der CDU, hat gesagt: Der Postmindestlohn war ein großer Erfolg für die
CDU. - Wir gönnen ihm für die nächsten Monate noch
viele weitere Erfolge im Mindestlohnbereich in vielen
Branchen.
({4})
Er hat uns an seiner Seite.
Wachstum und Beschäftigung sichern und soziale Gerechtigkeit sind für ein modernes Land zwei Seiten einer
Medaille. Die Große Koalition wird daran weiter arbeiten.
({5})
Das Wort erhält die Kollegin Sabine Zimmermann,
Fraktion Die Linke.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Meine Damen und Herren! Herr Dr. Wend, wenn Sie
sich beschweren, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit 5 Euro nach Hause gehen, während die
Chefs der großen Unternehmen Millionen kassieren,
dann muss ich Sie darauf hinweisen, dass Sie das noch
gesetzlich absichern. Insofern ist es eine Unverschämtheit, wenn Sie das hier anprangern.
({0})
Die Regierung spricht von einem Aufschwung für
alle. Aber wer sind alle? Einer profitiert in jedem Fall
davon: Porsche-Chef Wiedeking erhält dieses Jahr eine
Vergütung von rund 50 Millionen Euro. Millionen Menschen sind dagegen froh, wenn sie ihr Einkommen
halten können. Das betrifft nicht nur Arbeitnehmer, Arbeitslose und Rentner, sondern auch viele kleine Selbstständige. An dieser Stelle macht die Regierung nichts.
Mir scheint, die Regierung hat den Ernst der Lage noch
nicht erkannt. Es droht ein Absturz der Konjunktur.
Damit es nicht wieder heißt, die Linke übe sich in
Schwarzmalerei, führe ich hier Otto Kentzler, den Präsidenten des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks an. Er sagte diese Woche, ihm werde angst und
bange, wenn er sich die jüngsten Zahlen anschaut. Ich
zitiere:
In einigen Gewerken bricht der Umsatz regelrecht
ein - bei Sanitär, Heizung und Klima sogar um
20 Prozent. Beim privaten Wohnungsbau sieht es
ähnlich aus. Die öffentliche Hand investiert zu wenig in Tief- und Straßenbau und das Kfz-Handwerk
kommt nicht auf die Beine. Da braut sich Unheil
zusammen.
Lieber Kollege Glos, ich frage Sie: Warum hält die
Bundesregierung stur an ihrem Sanierungskurs fest? Ist
es nicht notwendig, die Staatsausgaben zu erhöhen, um
die Binnennachfrage zu stärken?
({1})
Wenn Sie schon nicht auf die Linke hören wollen, dann
hören Sie doch wenigstens auf den Zentralverband des
Deutschen Handwerks.
({2})
Die Große Koalition ist nun zwei Jahre im Amt. In
dieser Zeit hat sie Politik gegen die Mehrheit des Volkes
gemacht. Dazu gehört auch die Mehrzahl der 3,4 Millionen kleinen und mittleren Unternehmen in diesem Land.
Die Hälfte davon sind Einmannbetriebe, die sich kaum
über Wasser halten können. Für die kleinen Handwerker
vor Ort tut die Regierung nichts.
Ein Beispiel ist das Thema Breitband. Mehr als
2 000 Gemeinden haben immer noch keinen schnellen
Internetanschluss. In Mecklenburg-Vorpommern zum
Beispiel fehlt jedem vierten Gewerbegebiet ein schneller
Anschluss. Vieles wird heute aber online erledigt. Ohne
einen schnellen Zugang zum Netz hat man schlechte
Geschäftsverbindungen zur Bank, zum Kunden, zum
Auftraggeber bis hin zum Finanzamt. Ohne modernen
Internetanschluss werden diese Regionen von der wirtschaftlichen Entwicklung einfach abgekoppelt.
Thema Fördermittel. Herr Rossmanith hat es angesprochen und erklärt, wie wichtig die GA ist. In den
strukturschwachen Regionen Deutschlands sind dieses
Jahr dreimal mehr Gelder beantragt worden, als bewilligt werden können. Die Zielgruppe ist hier der Mittelstand.
Was macht die Regierung? Erst kürzt sie den Haushaltstitel um 100 Millionen Euro. Dann stockt sie die
Gelder wieder um 50 Millionen Euro auf, weil die Länder und Kommunen Druck gemacht haben. Schließlich
feiern Sie dies als Erfolg, wohl wissend, dass mehr Mittel gebraucht werden. Die Linke fordert, die sogenannte
Gemeinschaftsaufgabe, wie in der Koalitionsvereinbarung versprochen, in der Höhe des Jahres 2006 weiterzufinanzieren. Da haben wir sogar Herrn Tiefensee an unserer Seite.
({3})
Thema Zahlungsmoral. Wir befinden uns im wirtschaftlichen Aufschwung. Dennoch stapeln sich bei jedem zehnten Betrieb unbezahlte Rechnungen in einem
Ausmaß, dass die Existenz dieser Betriebe bedroht ist.
Die Verursacher sind oft große Unternehmen, die ihre
wirtschaftlich starke Position ausspielen. Die Linke fordert einen Handwerkerhilfsfonds für unverschuldet in
Not geratene Kleinunternehmen. Die Regierung lehnt
dies ab.
({4})
Ein Wort noch zur Postliberalisierung. Die Teilliberalisierung hat bei uns zu einem beispiellosen Sozialdumping geführt. Ich möchte gar nicht daran denken,
was ab Januar passieren wird, wenn die Regierung den
Postmarkt völlig freigibt. Bereits vor einem Jahr gab es
10 000 Briefträger in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung, die so wenig verdient haben, dass sie ihr
Einkommen mit Hartz IV aufstocken mussten. Der Staat
übernimmt hier einen Teil des Lohnes. Im Januar waren
es 8,5 Milliarden Euro für 1 Million Menschen.
Ich komme zum Schluss.
({5})
Ihre Politik belastet nicht nur die Menschen, sie belastet
auch den Haushalt. Da macht die Linke nicht mit.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
({6})
Die Kollegin Anna Lührmann hat nun das Wort für
die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Ich möchte heute über eine Branche sprechen,
deren Zahl der Arbeitsplätze in Deutschland von
67 000 in 1998 auf 231 000 in 2006 gestiegen ist, eine
Branche, deren Volumen am Weltmarkt sich von 30 Milliarden Euro in 2000 auf 60 Milliarden Euro in 2007 verdoppelt hat. Die Prognose ist: Es geht in den nächsten
Jahren so weiter. Ich möchte über eine Branche in
Deutschland sprechen, die sehr exportintensiv ist. Es
gibt je nach Sparte Exportquoten zwischen 35 und
80 Prozent. Sie werden sich schon denken können, über
welche Branche ich spreche: über die der erneuerbaren
Energien. Dank des Erneuerbare-Energien-Gesetzes haben wir nicht nur den Anteil an klimafreundlichem
Strom deutlich erhöht. Nebenbei sind auch ein sehr
wichtiger Wirtschaftszweig und eine ganze Menge Arbeitsplätze in Deutschland entstanden. Das ist nachhaltige Klimaschutz- und Wirtschaftspolitik.
({0})
Was macht der Wirtschaftsminister? Was macht Herr
Glos? Man könnte doch eigentlich davon ausgehen, dass
sich der Wirtschaftsminister mit einer solch erfolgreichen Entwicklung schmückt. Das Gegenteil ist der Fall.
Ich will drei Überschriften aus den letzten Monaten aus
Tickermeldungen und Zeitungen zitieren; es gäbe noch
deutlich mehr zur Auswahl. Die AP schrieb: „Glos geht
auf Distanz zu Gabriels Klima-Plänen“. Im Handelsblatt
stand: „Glos lehnt EU-Emissionsvorgaben ab“. In der
Berliner Zeitung stand: „Glos bremst den Ausbau umweltfreundlicher Kraftwerke“.
Herr Glos, damit verpassen Sie einen wichtigen Zukunftstrend und vernachlässigen einen relevanten Teil
der deutschen Wirtschaft. Herr Glos, Sie sollten sich
Fossil-Wirtschaftsminister nennen. Dann weiß gleich jeder, wie Sie in Deutschland Ihren Job verstehen.
({1})
Vor allem bei der Unterstützung des Exportes erneuerbarer Energien, also deutscher Spitzentechnologie,
schlafen Sie.
({2})
Die Welt schreibt am 23. Oktober 2007:
Die Deutsche Bank erwartet von der Bundesregierung Unterstützung beim weiteren Ausbau der
Windenergie …
Und dies vor allem beim Export.
Herr Glos, das ist Ihr Job und nicht, permanent im
Kabinett auf die Klimabremse zu treten. Wir Grüne haben deshalb eine deutliche Aufstockung der Mittel für
die Exportinitiative Erneuerbare Energien gefordert, damit diese Erfolgsstory weitergehen kann.
({3})
Als Fossil-Wirtschaftsminister kümmern Sie sich aber
lieber um die weitere Förderung der Steinkohle. Damit
komme ich auf den faulen Steinkohlekompromiss zu
sprechen.
Erstens haben Sie einen Ausstieg eventuell für 2018
vereinbart. Es wäre ohne Weiteres möglich gewesen,
schon 2012 sozialverträglich auszusteigen. NRW will ja
schon 2014 aussteigen. Durch einen früheren Ausstieg
könnten allein bis 2018 8,4 Milliarden Euro eingespart
werden.
({4})
Das ist eine stolze Summe. Damit könnte man eine
ganze Menge zukunftsfähige Arbeitsplätze fördern.
({5})
Ein zweites Thema sind die Weltmarktpreise. Herr
Rossmanith, Sie haben das Thema in Ihrer Rede vorhin
ja ganz kurz angesprochen. Da Sie jetzt immer dazwischen rufen, will ich Ihnen noch einmal erklären, was
unter Rot-Grün vereinbart wurde. Auf Druck der Grünen
wurde vereinbart,
({6})
dass steigende Weltmarktpreise automatisch zu weniger
Subventionen führen.
({7})
Ich will das kurz erläutern. Der für die Subventionen zugrunde gelegte Preis liegt bei 40 Euro pro Tonne, der
Preis für Kohle aus Drittländern liegt nun aber bei
63 Euro pro Tonne. Das ist eine Differenz von 23 Euro
pro Tonne. Es ist doch logisch, dass mehr Erlöse zu weniger Absatzbeihilfen führen müssen.
({8})
Herr Glos, Sie haben die Vereinbarung im Haushalt des
letzten Jahres zumindest teilweise umgesetzt: Wegen der
steigenden Weltmarktpreise haben Sie weniger Subventionen gezahlt. Mit dem Kohlekompromiss wurde diese
sinnvolle Regelung einfach aufgehoben. Dadurch verzichten Sie allein in diesem Haushalt auf 711 Millionen
Euro. Herr Glos, Sie haben sich von Ihrem Vorgänger
Werner Müller über den Tisch ziehen lassen. Das können
wir hier nicht durchgehen lassen.
({9})
- Herr Kampeter, wo Sie schon die ganze Zeit dazwischen rufen, sage ich Ihnen: Sie haben noch die Möglichkeit, diesen Fehler zu korrigieren. Sie können gleich
einfach unserem Antrag zustimmen, in dem wir ganz
klare Regelungen aufzeigen. Es geht um 711 Millionen
Euro für den Bundeshaushalt.
({10})
Drittens ist an diesem faulen Steinkohlekompromiss
zu kritisieren, dass Sie für den Bund schlecht verhandelt
haben. Wie ich bereits gesagt habe, steigt NordrheinWestfalen schon 2014 aus. Für die verbleibenden vier
Jahre übernimmt der Bund einfach die Subventionszahlungen. Wir haben es ja. Außerdem haben Sie ohne Not
große Haftungsrisiken für den Bund übernommen. Das
wäre auch nicht notwendig gewesen.
({11})
An einer Stelle sind wir noch relativ zufrieden, Herr
Kampeter. Sie haben im Haushaltsausschuss auf unsere
Kritik reagiert. Der Bundesrechnungshof darf jetzt zumindest prüfen, was in der Zukunft bei der Steinkohle
passiert.
Aber noch aus einem anderen Grund ist dieser Kompromiss insgesamt schlecht zu bewerten: Sie haben nämlich eine Sprechklausel, eine Gesprächsklausel, eingeführt. So soll 2018 noch einmal darüber geredet werden,
ob es auch wirklich beim Ausstieg aus der Steinkohle
bleibt.
Frau Kollegin, bis zum Jahr 2012 gibt es noch weitere
Gelegenheiten, das zu erläutern, aber heute nicht mehr.
({0})
Das werde ich sicherlich auch tun, Herr Präsident. Noch ein Hinweis zum Schluss: Werner Müller hat ganz
klar gesagt, er gehe davon aus, dass ab 2012 weiter subventioniert wird. Damit ist ganz klar, Herr Glos: Sie werfen den fossilen Energieträgern die Kohle hinterher. Bei
den Zukunftstechnologien pennen Sie allerdings. Vor
diesem Hintergrund bitte ich Sie alle, unserem Antrag
heute zuzustimmen.
Vielen Dank.
({0})
Das Wort erhält der Kollege Laurenz Meyer, CDU/
CSU.
({0})
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die
gute Ausgangslage im Herbst 2007 ist hier vielfach erwähnt worden, auch wenn ein Teil der Oppositionsfraktionen sie immer noch nicht wahrnimmt. Dabei scheint
es sich schlicht um Wirklichkeitsverweigerung zu handeln.
({0})
Anders lässt sich das angesichts der Zahlen am Arbeitsmarkt und der innerhalb von zwei Jahren veränderten
Verschuldungssituation nicht erklären.
({1})
Herr Brüderle, es wäre schön gewesen, wenn Sie in
Rheinland-Pfalz jemals ähnliche Tendenzen nur ansatzweise zu vertreten gehabt hätten. Aber das müssen Sie
schon mit sich selber ausmachen. Vermutlich haben Sie
einfach die Rede, die Sie vor zwei Jahren gehalten haben, noch einmal aus dem Computer abgerufen und per
Zufallsgenerator die Sätze in anderer Reihenfolge ausspucken lassen, sodass Sie die alte Rede jetzt wieder
vortragen konnten.
({2})
Ich möchte zu einigen ganz konkreten Punkten, die
wir vor der Brust haben, Stellung nehmen und weniger
zu dem, was Sie zur Vergangenheit gesagt haben.
Die derzeitige Arbeitsmarktlage - das haben einige
Kollegen in der vollen Schärfe noch nicht erkannt - ist
natürlich zu wesentlichen Teilen darauf zurückzuführen,
dass damals die rot-grüne Koalition gemeinsam mit uns
wichtige Veränderungen vorgenommen hat - auch im
Laurenz Meyer ({3})
Bereich der Zeitarbeit. Ich sage hier klipp und klar, dass
wir die Erfolge, die hier zu verzeichnen sind, nicht gefährden werden. Bei Menschen in Zeitarbeit gibt es eine
ganz klare Entwicklung: Zunächst fand bei ihnen kein
Übergang in feste Beschäftigungsverhältnisse statt, aber
seit Frühsommer dieses Jahres übernehmen Firmen diese
Menschen in starkem Maße. Das ist eine sehr positive
Entwicklung. Wir werden alles tun, um diesen Kamineffekt zu fördern und ihn nicht zu stören.
({4})
Ich habe den Eindruck - ich sage das aus Sicht eines
Wirtschaftspolitikers -, dass wir uns ein klein wenig zu
viel - manche sogar ausschließlich - mit der Lage der
Transferempfänger in Deutschland beschäftigen und
dass wir bei den Themen ein bisschen zu kurz springen,
({5})
die etwas mit den Arbeitnehmern zu tun haben, deren
Einkommen direkt oberhalb des Einkommens eines
Transferempfängers liegt. Ich sage hier klipp und klar,
dass wir als Unionsfraktion diese Gruppe ganz stark in
den Blick nehmen. Angefangen haben wir schon mit der
Veränderung beim Beitrag zur Arbeitslosenversicherung. Wir müssen nun alles tun, damit in dieser guten
Lage Folgendes zum Tragen kommt: Wer arbeitet, soll
mehr in der Tasche haben als der, der nicht arbeitet. Das
ist unsere klare Philosophie.
({6})
Die muss auch bei den Sozialversicherungsbeiträgen,
beim Stichwort „haushaltsnahe Dienstleistungen“ usw.
zum Ausdruck gebracht werden.
Lassen Sie mich an der Stelle ein ganz klares Wort
zum Thema „Mindestlöhne bei der Post“ sagen.
({7})
Die Situation ist aufgrund der Gesetzeslage und formal
völlig eindeutig. Die Koalition kann den Tarifvertrag beschließen; nach der Rechtslage müsste sie ihn sogar beschließen.
({8})
Die Frage ist schlicht und ergreifend, welche Schlüsse
wir für die Zukunft daraus ziehen. Dazu sage ich Ihnen
ganz klar: Das Verhalten der Post - ich meine nicht die
Arbeitnehmer, ich meine auch nicht Verdi - ist nur dadurch zu erklären, dass das Unternehmen die ganze Zeit
über versucht hat, mit dem System „Mindestlöhne und
Entsendegesetz“ Wettbewerbspolitik zu betreiben.
({9})
Diesen Punkt müssen wir im Auge behalten; denn für
das, was ein paar Zehntausend Arbeitnehmer jetzt an sozialer Sicherung zusätzlich haben - das begrüßen wir -,
trägt letztlich der Verbraucher die Last.
({10})
Er hat wegen mangelnden Wettbewerbs nämlich mehr zu
zahlen. Was die weiteren Branchen angeht, wo wir ja
nicht auf der Basis des Postgesetzes argumentieren müssen, wo wir nicht zehn Jahre an eine bestimmte Situation
gebunden sind, müssen wir im Auge haben, ob das nicht
von den großen Arbeitgebern, von den großen Unternehmen in ähnlicher Art und Weise versucht werden wird.
Wir haben eine ganze Reihe von Punkten vor der
Brust, an denen wir noch hart arbeiten müssen. Ich
nenne das Stichwort Wagniskapital. Hier müssen wir
zum Beispiel noch nacharbeiten, Herr Finanzminister.
Ich verstehe Rechnungen des Finanzministeriums, ehrlich gesagt, überhaupt nicht, nach denen hier Steuerausfälle zu verzeichnen sein werden.
({11})
Steuerausfälle kommen doch gar nicht zustande. Steuerausfälle kommen doch überhaupt nur in den Fällen zustande, in denen es um ein ertragreiches Unternehmen
geht. Das zahlt aber hinterher Körperschaftsteuer, Einkommensteuer und Gewerbesteuer. Diese Beträge, die
da hereinkommen, müssen mit den Aufwendungen verrechnet werden. Ich sage Ihnen: Die Rechnung geht immer positiv aus. Das führt nicht zu einer Mehrbelastung
für den Staat, sondern zu Mehreinnahmen.
({12})
Herr Kollege Meyer, möchten Sie eine Zwischenfrage
des Kollegen Fricke beantworten.
Bitte.
Herr Kollege Meyer, Sie versuchen sich ja jetzt hier
so ein bisschen als das letzte ordnungspolitische Feigenblatt der CDUler darzustellen, die noch glauben, zu wissen, wie Marktwirtschaft funktioniert. Das nehme ich Ihnen auch gerne ab. Sie haben beim Thema Mindestlohn
hier schön ausgeführt, wie Sie der SPD nachgegeben haben. Sie haben aber nicht - da würde ich mich freuen,
wenn Sie das jetzt hier coram publico tun - erklärt, dass
Sie mit Ihrer Fraktion, mit der CDU/CSU, keine weiteren Mindestlohnvereinbarungen in dieser Legislaturperiode mitmachen. Können Sie mir diese beruhigende
Auskunft geben?
Nein.
({0})
Die will ich auch nicht geben; das sage ich Ihnen ganz
klar. Wir haben uns vorgenommen, in den Branchen, in
denen sozialunverträgliche Zustände herrschen oder
nach Öffnung der Arbeitsmärkte drohen könnten, für
Laurenz Meyer ({1})
Untergrenzen zu sorgen, die eine soziale Absicherung
garantieren.
({2})
Das ist unser Vorhaben. Dabei wissen wir ganz genau,
dass das ordnungspolitisch gesehen immer ein Ritt auf
der Rasierklinge ist. Wir haben diese Gesetzeslage aber
schon in der Vergangenheit, übrigens zusammen mit der
FDP, geschaffen. Auch das Postgesetz, auf das sich diese
Regelung bezieht, ist damals von einer Regierung aus
Union und FDP beschlossen worden.
({3})
Die SPD, damals in der Opposition, hat daran mitgewirkt. Das war also ein Gemeinschaftswerk, das uns
heute bindet. Aber unser Vorhaben, da, wo es notwendig
ist, für soziale Mindestabsicherung zu sorgen, ist klar.
({4})
Löhne von 3 oder 4 Euro wollen wir nicht vertreten.
Deshalb wollen wir hier Regelungen einziehen.
Wir wollen allerdings gleichzeitig den Wettbewerb in
den Branchen erhalten. Deshalb werden wir dem Anliegen großer Arbeitgeber, die auf diese Weise die Konkurrenz der kleinen und mittleren Unternehmen ausschalten
wollen, nicht Folge leisten.
Meine Damen und Herren, wir haben das Thema Erbschaftsteuer und das Thema Mitarbeiterbeteiligung vor
der Brust. Hier gibt es positive Signale. Herr Minister
Steinbrück - gestern haben wir zu diesem Thema zusammengesessen -, eine kleine Anmerkung: Achten Sie
doch bitte darauf, dass Mitarbeiterbeteiligungsmodelle
nicht konterkariert werden, indem in den Regelungen
zur Erbschaftsteuer zum Beispiel selbst Sachleistungen
mit zu den beschlossenen 70 Prozent gezählt werden. So
könnte es passieren, dass keine Gewinnbeteiligung mehr
zustande kommt, weil man fürchtet, darauf hinterher
Erbschaftsteuer zahlen zu müssen.
Wir haben das Thema mehr Transparenz bei Unternehmensbeteiligungen vor der Brust. Herr Brüderle,
hier habe ich eine ganz klare - noch stärker als meine
Fraktion - ordnungspolitische Sichtweise. Ich will nicht,
dass der deutsche Staat sich an Unternehmen beteiligt,
um politisch tätig zu werden. Wenn ich das aber nicht
will, dann kann ich doch erst recht nicht dafür sein, dass
sich der russische Staat oder der chinesische Staat an unseren Unternehmen beteiligt und politisch Einfluss
nimmt!
({5})
Deshalb bitte ich Sie, Ihre ordnungspolitischen Grundsätze an dieser Stelle einmal zu überdenken.
({6})
Dass man hier für Mindestbedingungen und mehr Transparenz sorgt, halte ich für völlig richtig und notwendig.
({7})
Den Vorschlag zum Thema Energie und CO2, der
jetzt auf dem Tisch liegt, von dem wir aber noch nicht
den Eindruck haben, dass das alles bis in die letzte Verwinkelung durchdacht ist, werden wir im Parlament
noch im Einzelnen durchzugehen und zu prüfen haben,
ob er in sich stringent ist und vor allen Dingen einem genügt: die angestrebten und festgelegten Ziele so effizient
wie eben möglich zu erreichen und die Belastungen für
die Verbraucher in Grenzen zu halten, sodass die Programme in der Zukunft überhaupt noch mitgetragen werden.
Lassen Sie mich einen letzten Punkt ansprechen, den
Bereich Forschung und Entwicklung. Ich sage klipp und
klar: Wir haben da viel erreicht. Herr Brüderle, Sie haben das Innovationsklima angesprochen, übrigens negativ, was ich überhaupt nicht verstehe. Schauen Sie sich
die Zahlen zur Stimmungslage an: Am Ende der Regierungszeit der rot-grünen Koalition haben 40 Prozent der
Unternehmen in Deutschland gesagt, in Deutschland
herrsche ein Klima, das Innovationen, Forschung und
Entwicklung möglich macht. Diese Zahl ist innerhalb
von zwei Jahren auf 80 Prozent gestiegen. Das sind
keine statistischen Zufälligkeiten, sondern Erfolge im
Bereich Forschung und Entwicklung,
({8})
und zwar von allen gemeinsam: von Frau Dr. Schavan,
Michael Glos und anderen, die das zu vertreten haben.
Deshalb sage ich auch ganz klar, dass die Umsetzung
von Projekten wie Transrapid und Galileo - Leuchttürme für unsere Forschung und Entwicklung! ({9})
von uns möglich gemacht werden muss, um zu zeigen:
Wir entwickeln nicht nur in Deutschland, wir forschen
nicht nur in Deutschland, sondern wir sind auch bereit
zur Umsetzung. Gewisse Leuchttürme braucht man in
dem Zusammenhang allemal, um diese Politik auch in
den Augen der Menschen sichtbar zu machen. Auf diesem Weg müssen wir weitergehen.
({10})
Kriterium für die Unionsfraktion ist auch in der Großen Koalition: Es ist besser, mit 40 oder 50 Prozent in
die richtige Richtung zu gehen, als es anderen zu überlassen, mit 100 Prozent in die falsche Richtung zu gehen.
({11})
Letzte Rednerin zu diesem Einzelplan ist die Kollegin
Andrea Wicklein, SPD-Fraktion.
({0})
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Der Haushalt für Wirtschaft und Technologie
setzt deutliche Schwerpunkte für Ostdeutschland. Der
Aufwuchs bei den Förderprogrammen kann sich in jeder
Hinsicht sehen lassen. Gerade jetzt, in Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs, lautet unsere Botschaft: Wir
fördern weiter Investitionen, wir fördern die Forschung
im Mittelstand, wir fördern Existenzgründungen und
Forschungsnetzwerke und wir fördern die Markteinführung von Produkten. Dafür gibt es gute Gründe. Wir
müssen erreichen, dass Ostdeutschland nach und nach
auf eigenen Füßen stehen kann. Bis zum Auslaufen der
EU-Förderperiode im Jahr 2013 und des Solidarpaktes
im Jahr 2019 bleibt nicht mehr viel Zeit. Diese Zeit müssen wir nutzen, um die ostdeutschen Regionen nach
vorne zu bringen, damit die Menschen Arbeit haben und
von ihrer Arbeit leben können.
Wenn wir uns die wirtschaftliche Situation in den ostdeutschen Ländern anschauen, wird zweierlei klar:
Einerseits nehmen sie eindeutig am Aufschwung teil.
Daran besteht kein Zweifel. Die Auftragsbücher vieler
Unternehmen sind voll. Das verarbeitende Gewerbe verzeichnet hohe Zuwachsraten. Der Export entwickelt sich
positiv. Die Situation im Baugewerbe hat sich verbessert, was gut für die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist.
Im November 2007 lag die Arbeitslosigkeit im Osten
zwar immer noch bei 13 Prozent, 2005 waren es aber
noch 19 Prozent.
Andererseits ist aber auch klar, dass die Schere zwischen Ost und West sich mittelfristig nur schließen lässt,
wenn der Osten beim Wachstum die Nase vorn hat. Die
Voraussetzungen dafür sind aber immer noch schwer zu
erfüllen. Nach wie vor hat die ostdeutsche Wirtschaft
strukturelle Nachteile, die sich nicht von heute auf
morgen beheben lassen. Das Bruttoinlandsprodukt pro
Einwohner liegt im Osten bei knapp 70 Prozent des
Bruttoinlandsproduktes pro Einwohner im Westen. Es
gibt zu wenig Großbetriebe und zu wenig Unternehmenszentralen. Während im Westen jeder fünfte Beschäftigte
in einem Großbetrieb arbeitet, ist es im Osten nicht einmal jeder zehnte. Dagegen hat Ostdeutschland deutlich
mehr Klein- und Kleinstbetriebe. Diese haben vor allem
bei Investitionen und im Bereich Forschung und Entwicklung Schwierigkeiten. Auf 10 000 Erwerbstätige
kommen im Osten 46 FuE-Beschäftigte. Im Westen sind
es fast doppelt so viele.
Der Haushalt 2008 des Ministeriums für Wirtschaft
und Technologie setzt genau hierfür die richtigen
Schwerpunkte. Wir führen die Investitions- und Innovationsförderung fort und konzentrieren uns dabei auf
Wachstumsbranchen. Wir setzen den Hebel bei den kleinen und mittelständischen Unternehmen an und stärken
sowohl die Industrieforschung als auch einzelbetriebliche Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Wir unterstützen innovative Netzwerke und Forschungskooperationen.
Was heißt das konkret? Die Förderung innovativer
Wachstumsträger, Inno-Watt, wird um rund 5 Millionen
auf 107 Millionen Euro erhöht.
({0})
Im Förderwettbewerb „Netzwerkmanagement-Ost“,
NEMO, wird ebenfalls nochmals zugelegt. Die Fördersumme steigt auf fast 9 Millionen Euro. Die Fördersumme für die Forschungszusammenarbeit erhöhen
wir um 34 Millionen Euro auf 209 Millionen Euro.
({1})
Ich bin vor allem sehr froh - das wurde hier schon
mehrfach gesagt -, dass wir im Haushalt bei der
Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen
Wirtschaftsstruktur“ eine Kürzung verhindern konnten. Heute beschließen wir, dass Investitionen in strukturschwachen Regionen in Ost und West weiterhin mit
insgesamt 650 Millionen Euro vom Bund gefördert werden.
({2})
Auf diese Gemeinschaftsaufgabe sollte künftig ein
Schwerpunkt gelegt werden, weil sie wesentlich effizienter und zielgenauer ist als andere Förderinstrumente.
Hier wird nicht mit der Gießkanne gefördert, sondern
nach Indikatoren, die von der EU zertifiziert sind. Ostdeutschland ist leider nach wie vor in Gänze Ziel-1-Gebiet. Deshalb fließen auch die meisten Fördermittel der
GA nach Ostdeutschland. Wir haben dadurch mit dieser
GA seit 1991 960 000 neue Arbeitsplätze geschaffen
und 1,5 Millionen gesichert und mit unserer Bundesförderung Investitionen in Höhe von 192 Milliarden Euro
angestoßen. Ich glaube, das ist eine Bilanz, die sich sehen lassen kann.
({3})
Es gibt zweifelsohne viele Erfolge in der Aufbauarbeit,
aber es ist noch viel zu tun. Wir brauchen eine stärkere
Dynamik. Das setzt neue Technologien und neue Produkte voraus und erfordert hoch motivierte, qualifizierte
Fachkräfte. Die anhaltende Abwanderung von Fachkräften aus Ostdeutschland droht von daher zur Wachstumsbremse zu werden. Deshalb ist in Ostdeutschland
der Mindestlohn ein wichtiges Thema. Wir haben dort
im Vergleich zu den westlichen Bundesländern nach wie
vor Lohnunterschiede von 20 bis sogar 40 Prozent. Das
führt dazu, dass die guten Fachkräfte gehen. Das kann
der Wirtschaftsstandort Ostdeutschland nicht lange
durchhalten.
Frau Kollegin.
Herr Präsident, ich bin sofort am Ende meiner Rede.
Mit dem Haushalt des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie leistet die Regierungskoalition
einen wichtigen Beitrag zum Aufschwung Ost. Wir haben die entscheidenden Programme fortgeführt und ausgebaut. Die Rahmenbedingungen stimmen. Sie bilden
die Voraussetzung dafür, dass wir noch mehr Arbeitsplätze und damit Perspektiven für die Menschen in OstAndrea Wicklein
deutschland schaffen. Ich bitte Sie daher um Zustimmung zu diesem Einzelplan.
Ganz herzlichen Dank.
({0})
Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den Einzelplan 09, Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, in der Ausschussfassung. Hierzu liegen Änderungsanträge vor, über die wir zuerst abstimmen.
Wer stimmt für den Änderungsantrag der FDP-Fraktion auf Drucksache 16/7339? - Wer stimmt dagegen? Wer enthält sich der Stimme? - Der Änderungsantrag ist
mit breiter Mehrheit abgelehnt.
Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/7329? - Wer
stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Auch dieser Änderungsantrag ist abgelehnt.
Wir stimmen nun über den Einzelplan 09 in der Ausschussfassung ab. Wer stimmt für diesen Einzelplan? Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Der Einzelplan 09 ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der Oppositionsfraktionen angenommen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt II.19 auf:
Einzelplan 32
Bundesschuld
- Drucksache 16/6421 Berichterstattung:
Abgeordnete Otto Fricke
Jochen-Konrad Fromme
Carsten Schneider ({0})
Anja Hajduk
Hierzu ist keine Aussprache vorgesehen. Wir kommen also gleich zur Abstimmung über den Einzelplan 32
in der Ausschussfassung. Wer stimmt dafür? - Wer
stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Dieser Einzelplan
ist mit gleichen Mehrheiten angenommen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt II.20 auf:
Einzelplan 60
Allgemeine Finanzverwaltung
- Drucksache 16/6422 Berichterstattung:
Abgeordnete Otto Fricke
Jochen-Konrad Fromme
Carsten Schneider ({1})
Anja Hajduk
Berichterstatter sind die gleichen Kollegen.
({2})
- Ich weise darauf hin, dass der Kollege Kampeter, der
hier gar nicht zu den Berichterstattern gehört, Wert darauf legt, in diesem Zusammenhang noch einmal genannt zu werden.
Auch hier ist eine Aussprache nicht vorgesehen. Wir
kommen zur Abstimmung über den Einzelplan 60, Allgemeine Finanzverwaltung, in der Ausschussfassung.
Hierzu liegen ein Änderungsantrag von der Fraktion der
FDP und drei Änderungsanträge der Fraktion Die Linke
vor.
Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion der
FDP auf Drucksache 16/7338? - Wer stimmt dagegen? Wer enthält sich? - Der Änderungsantrag ist mit breiter
Mehrheit abgelehnt.
Abstimmung über die Änderungsanträge der Fraktion
Die Linke. Wer stimmt für den Änderungsantrag auf
Drucksache 16/7330? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Auch dieser Änderungsantrag ist mit breiter
Mehrheit abgelehnt. Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Drucksache 16/7331? - Wer stimmt dagegen? Enthaltungen? - Abgelehnt. Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Drucksache 16/7332? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Auch dieser Änderungsantrag hat keine Mehrheit.
Wer stimmt für den Einzelplan 60, Allgemeine
Finanzverwaltung, in der Ausschussfassung? - Wer
stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Wiederum mit
den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der Oppositionsfraktionen so beschlossen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt II.21 auf:
Haushaltsgesetz 2008
- Drucksachen 16/6424, 16/6425 Berichterstattung:
Abgeordnete Otto Fricke
Carsten Schneider ({3})
Anja Hajduk
Wo ist Kollege Kampeter?
({4})
- Richten Sie ihm bitte aus, dass die Namen der Berichterstatter wunschgemäß vorgetragen wurden.
Eine Aussprache ist in der zweiten Beratung nicht
vorgesehen. Also kommen wir sofort zur Abstimmung
über das Haushaltsgesetz 2008 in der Ausschussfassung.
Auch hierzu liegen zwei Änderungsanträge der Fraktion Die Linke vor, über die wir zunächst abstimmen.
Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Drucksache
16/7333? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? Der Änderungsantrag ist abgelehnt.
Präsident Dr. Norbert Lammert
Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Drucksache
16/7334? - Wer stimmt dagegen? - Das war die gleiche
Mehrheit.
({5})
- Aha. Dieser Änderungsantrag ist also mit einer anderen Mehrheit als der vorherigen abgelehnt.
({6})
- Zumindest für die FDP; denn sonst hätten Sie diesen
Zwischenruf nicht gemacht. Das halten wir gerne im
Protokoll fest.
({7})
Wer stimmt für das Haushaltsgesetz 2008 in der Ausschussfassung? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält
sich? - Das Haushaltsgesetz 2008 ist mit den Stimmen
der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der Oppositionsfraktionen angenommen.
Wir kommen nun zum Finanzplan des Bundes 2007
bis 2011 auf den Drucksachen 16/6001 und 16/6002. Der
Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 16/6426, den Finanzplan zur Kenntnis zu
nehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Die Beschlussempfehlung ist angenommen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt III auf:
Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2008 ({8})
- Drucksachen 16/6000, 16/6002, 16/6401 bis
16/6414, 16/6416, 16/6419 bis 16/6422, 16/6423,
16/6424, 16/6425 Berichterstattung:
Abgeordnete Otto Fricke
Carsten Schneider ({9})
Anja Hajduk
Es liegen insgesamt 16 Entschließungsanträge vor,
über die wir nach der Schlussabstimmung abstimmen
werden. Ich weise darauf hin, dass wir über das Haushaltsgesetz am Schluss der Debatte namentlich abstimmen werden.
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. - Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält die Kollegin Ulrike Flach für die FDP-Fraktion.
({10})
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es wird
Sie vielleicht überraschen: Ich möchte heute ein Lob für
einen Finanzminister aussprechen.
({0})
Bevor Ihre Überraschung zu groß wird, weise ich darauf
hin: Dieses Lob gilt nicht Ihnen, Herr Steinbrück, sondern Ihrem Vorgänger, Hans Eichel,
({1})
der auch von uns immer sehr gerne als „Schulden-Hans“
bezeichnet wurde. Am heutigen Tag sollten wir allerdings einmal die Zahlen vergleichen. Denn was die Zahlen angeht, steht Hans Eichel trotz berechtigter Kritik
über viele Jahre deutlich besser da als Sie, Herr
Steinbrück.
({2})
Erstens. In sieben Jahren Rot-Grün, also sogar einschließlich des Intermezzos von Lafontaine, stiegen die
Gesamtausgaben des Bundes nicht so stark wie in drei
Jahren Steinbrück. Von 1999 bis 2006 war es eine Steigerung um 14,1 Milliarden Euro, von 2006 bis 2008 war
es eine Steigerung um 22 Milliarden Euro. Es ist einfach, festzustellen, wer von beiden mehr Geld ausgegeben hat.
({3})
Zweitens. Die Ausgabenquote des Bundes steigt im
Dreijahreszeitraum von 2006 bis 2008 um 1 Prozent, in
der Ära Eichel sank sie um 1,3 Prozent.
({4})
Es findet ganz offensichtlich keine qualitative Konsolidierung statt.
({5})
Drittens. Sie, Herr Steinbrück, können zusätzliche
Steuereinnahmen in Höhe von 50 Milliarden Euro verzeichnen. Ich wiederhole: 50 Milliarden Euro. Hans
Eichel musste in den letzten Jahren, in denen er die Verantwortung trug, Jahr für Jahr mit schlechteren Einnahmen leben, als prognostiziert war. Bei Ihnen ist es umgekehrt: Die Weltkonjunktur befindet sich im Aufschwung.
Hans Eichel hingegen musste mit den Negativeffekten
einer abschwingenden Konjunktur fertig werden.
Viertens. Durch Ihre Steuererhöhungen haben Sie
die Belastungen der Bürger in einem Ausmaß erhöht,
wie es in den letzten 30 Jahren nicht der Fall war. Die
Steuerquote stieg um 2,1 Prozentpunkte. Unter Eichel ist
sie um - man höre und staune - 2,3 Prozentpunkte gesunken.
Liebe Kollegen, von jemandem, der so viel Glück und
so hohe Einnahmen wie Herr Steinbrück hat, muss man
wahrlich größere Anstrengungen zum Abbau der Neuverschuldung erwarten.
({6})
Es wäre möglich gewesen, schon 2008 und nicht erst
2011 einen Haushalt ohne Nettoneuverschuldung vorzulegen. Das haben Sie bis zum heutigen Tage aber nicht
geschafft.
Was Sie, Herr Steinbrück, abliefern, lässt mich zum
Schluss dieser Haushaltsberatungen sagen: Wenn wir
schon keinen FDP-Finanzminister haben - was sehr
schade für dieses Land ist -,
({7})
dann wäre es fast noch besser gewesen, Hans Eichel
weiterhin als Finanzminister zu haben. Dann hätten wir
zumindest einen Haushalt mit einer vernünftigeren Entwicklung.
({8})
Das Wort hat der Kollege Carsten Schneider für die
SPD-Fraktion.
({0})
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wir haben nun eine Woche Haushaltsdebatte hinter uns.
Zu Beginn der Woche war ich noch ganz gespannt. Aber
jetzt muss ich leider feststellen: So wenig Opposition
war selten.
({0})
Ich nehme Ihr Lob für Hans Eichel gern mit. Ich teile
Ihre Einschätzung, was seine Person und was seine Finanzpolitik betrifft.
({1})
Ich teile aber nicht Ihre Einschätzung der Arbeit von
Peer Steinbrück. Denn Peer Steinbrück ist nicht nur für
diese Regierung, sondern auch für dieses Land einer der
Stabilitätsanker.
({2})
Die von ihm verantwortete Finanzpolitik, über die wir
heute zur Halbzeit der Großen Koalition beschließen
werden - und ich denke, dass wir bei den guten Argumenten, die vorgetragen wurden, eine Mehrheit dafür
finden werden -, schließt nahtlos an die wirtschaftliche
Entwicklung an. Als Ergebnis der Haushaltsberatungen
haben wir nicht nur eine Verstärkung der Investitionen;
({3})
ich werde noch kurz auf die einzelnen Bereiche zu sprechen kommen. Vielmehr gibt es auch eine deutliche
Senkung der Kreditaufnahme, und zwar nicht nur gegenüber dem, was die Regierung vorgeschlagen und beschlossen hat, sondern vor allen Dingen gegenüber dem
Vorjahr. Denken Sie nur daran, wie wir 2005/2006 mit
einem strukturellen Defizit von fast 60 Milliarden Euro
in diese Regierung gegangen sind.
Auch durch die Einsicht unseres Koalitionspartners
haben wir dazu beitragen, dass die Steuerquote von
19,9 Prozent im Jahr 2005 auf jetzt 22,2 Prozent gestiegen ist, was gerade einmal im Mittelfeld der europäischen Länder - also im EU-Durchschnitt - liegt. Frau
Flach, Sie haben das gerade als etwas sehr Negatives angesprochen. Ich bin zwar grundsätzlich der Auffassung,
dass man den Menschen von dem, was sie verdienen,
möglichst viel belassen soll. Aber man muss auch dafür
sorgen, dass der Staat ausreichende finanzielle Mittel zur
Verfügung hat, um seine Aufgaben erfüllen zu können.
({4})
Sie haben bei den Bezugsgrößen mit vielen Zahlen
umherhantiert. Ich will jetzt noch ein paar - diesmal aber
richtige - hinzufügen: Hinsichtlich der Staatsausgaben
ist nicht entscheidend, wie hoch die von Ihnen genannte
Ausgabensteigerung ist, sondern die Staatsquote ist entscheidend, also der Anteil, den der Staat an der gesamten
Wirtschaftsleistung hat.
({5})
Und die Staatsquote ist seit 1996 - da waren Sie im Übrigen noch in der Regierung - von einem Höhepunkt von
über 48 Prozent auf jetzt 43,8 Prozent gesunken. Das ist
ein sensationeller Wert. Wer hätte das gedacht? Als Sozialdemokrat muss man sich dann fragen, ob das so weitergehen soll, oder ob es nicht auch Bereiche gibt, in denen wir die Ausgaben verstärken sollten.
Sie kritisieren zu Unrecht die Bereiche, in denen wir
mehr Geld ausgeben. Denn zum Beispiel die Erhöhung
des BAföG um 10 Prozent ist eine Zukunftsinvestition.
({6})
Die Mehrausgaben von jeweils gut 2 Milliarden Euro für
die Kinderbetreuung - sowohl in die Infrastruktur und
als auch in die Betreuung selbst - sind ebenfalls richtige
und zukunftsweisende Investitionen.
Diese Woche gab es ja zwei markante Veröffentlichungen: Zum einen ist die Arbeitslosigkeit im November noch einmal deutlich zurückgegangen auf eine Quote
von 8,1 Prozent bzw. eine Zahl von 3,3 Millionen Arbeitslosen. Bei den unter 25-Jährigen und bei den über
55-Jährigen gab es im Vergleich zum Vorjahresmonat einen Rückgang um jeweils 20 Prozent. Das sind deutliche
Erfolge unserer Regierungspolitik - natürlich nicht nur
Carsten Schneider ({7})
unserer Regierungspolitik, aber doch zu einem angemessenen Teil.
Das Zweite war die Vorstellung der Ergebnisse der
neuen IGLU-Studie. Ich sage Ihnen als Haushälter - da
ist man ja manchmal als Zahlenkasper verschrien -: Wir
haben für Bildung durchaus schon einen größeren Ansatz. Ich zitiere einmal aus der Pressemitteilung der Kultusministerkonferenz und des Bildungs- und Forschungsministeriums, die zu dem Schluss kommen:
Die Abhängigkeit der Kompetenzentwicklung von
der sozialen Herkunft bleibt eine zentrale Herausforderung der Bildungspolitik.
Und unter dem Punkt „Soziale Unterschiede“ heißt es
- ich zitiere weiter -:
Schüler aus den unteren und oberen sozialen
Schichten unterscheiden sich in ihren Leseleistungen erheblich. Die Differenz liegt in Deutschland
bei 67 Punkten und damit über dem internationalen
Mittelwert.
Auch wenn die Ergebnisse besser geworden sind, reichen unsere Bemühungen also noch lange nicht aus. Um
die soziale Spaltung in diesem Land zu überwinden,
braucht man gerade im Bildungsbereich eine gute staatliche Infrastruktur. Denn Bildung ist der Schlüssel für die
Entwicklung eines Menschen, dafür, dass er die Möglichkeit hat, etwas aus sich zu machen, seine Stärken zu
stärken. Für diese Infrastruktur stellen wir im Nachtragshaushalt, wie erwähnt, 4 Milliarden Euro für Kinderbetreuungsangebote zur Verfügung.
({8})
Wir haben in der Frage des Betreuungsgeldes zugegebenermaßen einen Dissens mit unserem Koalitionspartner, der Union. Ich selbst bin der Auffassung - ich
denke, ich bin da fast einig mit der Familienministerin -,
dass wir tunlichst die Finger davon lassen sollten, ausgerechnet denjenigen, bei denen die Kinder Bildung am nötigsten haben, nämlich den sozial schwierigen Elternhäusern, finanzielle Anreize zu geben, ihre Kinder zu Hause
zu lassen
({9})
und ihnen die frühkindliche Bildung vorzuenthalten,
die Kindergarten und Krippe mit sich bringen. Es gibt
mittlerweile empirische Belege, dass genau das eintritt,
was befürchtet wird. Das Land Thüringen hat nämlich
ein solches Betreuungsgeld von 150 Euro eingeführt für
Eltern, die ihre Zweijährigen zu Hause lassen. Was ist
das Ergebnis? Nun geben nicht mehr 80 Prozent, sondern nur noch 72 Prozent der Eltern ihr zweijähriges
Kind in eine Krippe. Gerade diejenigen, deren Kinder es
am nötigsten haben - ich habe es vorhin gesagt -, nehmen lieber die 150 Euro mit und sparen sich auch noch
den Kindergartenbeitrag. Da wird aber an der falschen
Stelle gespart, und das ist sozial ungerecht.
({10})
Ich glaube, dass wir mit diesem Haushaltsentwurf die
zweite Halbzeit dieser Regierungsperiode gut einleiten.
Wir senken die Kreditaufnahme um weitere 1 Milliarde
Euro. Damit sparen wir uns im nächsten Jahr Zinsausgaben in Höhe von 50 Millionen Euro. Es gibt ein starkes Vertrauen in die Finanzpolitik. Das ist auch für die
Wirtschaftspolitik wichtig, insbesondere, was das Verbrauchervertrauen betrifft, aber auch was das Vertrauen
derjenigen betrifft, die uns - zum Großteil sind das ja institutionelle Anleger - ihre Mittel zur Verfügung stellen
für die in den vergangenen Jahren horrende Kreditaufnahme. Wir liegen mittlerweile bei einer Verschuldung
des Bundes von 925 Milliarden Euro. Aber wir haben
das beste Rating aller Länder weltweit. Das heißt, es gibt
ein großes Vertrauen der Anleger in die Bundesrepublik. Wir werden dieses Vertrauen rechtfertigen, indem
wir - das ist mein persönliches Ziel - in die Phase kommen, unsere in den vergangenen drei Jahrzehnten angefallenen Schulden zu tilgen. Ich denke, dass wir damit in
der Großen Koalition auf einem guten Weg sind, und bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.
({11})
Das Wort hat die Kollegin Dr. Gesine Lötzsch für die
Fraktion Die Linke.
({0})
Vielen Dank. - Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Herr Steinbrück hat am Dienstag in
seiner Rede darauf verwiesen, dass die Bürgerinnen und
Bürger erwarten, dass der Haushalt konsolidiert wird.
Damit, Herr Steinbrück, sind wir vollkommen einverstanden. Wir als Linke sind allerdings der Auffassung,
dass wir gar keine neuen Schulden aufnehmen müssten,
wenn die Bundesregierung die Reichtümer besteuerte,
die sich in diesem Land anhäufen, allerdings bei immer
weniger Menschen.
({0})
Doch dazu fehlen dieser Bundesregierung der Wille und
das Rückgrat.
Wir brauchen, um das noch einmal zu unterstreichen,
eine Vermögensteuer, eine höhere Erbschaftsteuer und
einen höheren Einkommensteuersatz. Keine Angst:
Das sind, um dieses Missverständnis gar nicht erst aufkommen zu lassen, noch gar keine sozialistischen Forderungen. Denn all dies gibt es bereits in vielen hochentwickelten kapitalistischen Ländern wie Großbritannien,
Dänemark und den USA. Und dass in den USA der Sozialismus droht, davon haben wir, glaube ich, noch nichts
gehört.
({1})
Herr Steinbrück verweist gern auf die Weisheit der
Bürger, die Anschaffungen je nach Portemonnaielage
gegebenenfalls verschieben. Ja, Herr Steinbrück, viele
Bürger handeln so, nicht aber diese Koalition aus CDU,
CSU und SPD. Die Koalition steht vor der Frage, welche
Prioritäten sie setzen soll; denn für die Erfüllung aller
Wünsche reicht es nie im Leben. Wollen Sie zum BeiDr. Gesine Lötzsch
spiel die Kinderarmut in Deutschland bekämpfen, oder
wollen Sie lieber ein paar große Anschaffungen im Rüstungsbereich tätigen?
({2})
Für ein Kind eines ALG-II-Empfängers sehen Sie
2,50 Euro am Tag fürs Essen vor. Wäre es da nicht angemessen, den ALG-II-Satz für Kinder zu erhöhen oder
wenigstens einen Weihnachtszuschlag zu zahlen? - Nein,
die Koalition denkt nicht an die 2,6 Millionen armen
Kinder in diesem Land, sondern macht lieber ein paar
große Anschaffungen, wie den Schützenpanzer Puma,
der den Steuerzahler über 3,4 Milliarden Euro kosten
wird. Das ist eine falsche Verteilung der Mittel.
({3})
Um gleich beim Thema Kinder zu bleiben: Es gibt
immer wieder Politikerinnen und Politiker von CDU und
SPD, die sich gegen eine Kindergelderhöhung aussprechen und damit offensichtlich auch Erfolg haben.
({4})
Sie sind der Meinung, dass das Geld nicht bei den Kindern, sondern bei den Vätern und Müttern ankommt, die
sich davon Bier, Schnaps oder einen Plasmabildschirm
kaufen.
({5})
Sie nutzen die wenigen schlechten Beispiele als Vorwand, um einen Inflationsausgleich für Hartz-IVEmpfänger abzulehnen. Dabei wissen Sie alle, dass gerade die Menschen, die Hartz IV empfangen, seit dem
Jahr 2003 einen Kaufkraftverlust von 26 Euro pro Monat
hinnehmen mussten. Das ist für diese Menschen nicht zu
verkraften.
({6})
Meine Damen und Herren, Sie lehnen ein Weihnachtsgeld für die Kinder von ALG-II-Empfängern ab,
Sie lehnen eine Kindergelderhöhung ab, und Sie kaufen
lieber den Schützenpanzer Puma für mehr als 3,4 Milliarden Euro. Das ist eine verantwortungslose Politik.
Ich habe diesen Schützenpanzer Puma nur als ein Beispiel herausgepickt; denn es ist viel zu wenig bekannt,
dass der drittgrößte Haushalt dieser Regierung mit knapp
30 Milliarden Euro der Rüstungshaushalt ist. Was könnte
man mit 30 Milliarden Euro nicht alles Sinnvolles anfangen!
({7})
Herr Steinbrück, dafür scheint immer Geld im Portemonnaie zu sein. Herr Finanzminister, wann haben Sie
eigentlich einmal ein Rüstungsprojekt verschoben? - Sie
können sich jetzt natürlich sehr intensiv mit Herr
Steinmeier unterhalten. Das ist immer eine beliebte Methode. Trotzdem wird das an Ihr Ohr dringen. Sie haben
ja zwei Ohren. Das wird schon gelingen. - Wann haben
Sie eigentlich einmal ein Rüstungsprojekt verschoben,
weil nicht genug Geld in der Kasse war? - Ich kann
mich nicht daran erinnern. Um keine Unklarheiten aufkommen zu lassen: Wir als Linke wollen solche Anschaffungen nicht nur verschieben, wir wollen sie ganz
verhindern.
({8})
Wir brauchen diesen Panzer ebenso wenig wie den
Transrapid in München oder das Schloss in Berlin. Doch
auf diese Anschaffungen wollen Sie ja auf gar keinen
Fall verzichten. Um zu den Kindern zurückzukommen:
Fallen Sie also nicht über die Eltern her, die ihr Leben
nicht in den Griff bekommen, mit ihren Kindern überfordert sind und sich manchmal auch für sinnlose Anschaffungen verschulden. Sie sind nämlich keinen Deut besser.
Herr Pflüger, ein ehemaliger Kollege von uns und
ehemaliger Staatssekretär im Verteidigungsministerium,
jetzt Fraktionsvorsitzender der CDU in Berlin,
({9})
- wir alle hier im Saal wissen, dass er niemals Regierender Bürgermeister Berlins wird ({10})
hat sich in einer Fernsehsendung während einer Diskussion mit mir dazu verstiegen, zu fordern, diesen Familien
das Kindergeld zu kürzen.
({11})
Da frage ich Sie alle doch: Wem wäre mit solch einer
Kürzung geholfen? Den Kindern etwa?
Meine Damen und Herren, ich habe übrigens schon
zu Beginn dieser Legislaturperiode die Bundeskanzlerin
aufgefordert, einen Kinderarmutsgipfel einzuberufen,
doch leider hat sie diesen Gedanken nicht aufgegriffen.
In Anbetracht von 2,6 Millionen armen Kindern und des
Unwillens der Regierung, etwas gegen die Armut dieser
2,6 Millionen Kinder zu tun, kann man diesen Haushalt
wirklich nicht als Zukunftshaushalt bezeichnen.
({12})
Vom Münchener Bischof Marx stammt der kluge
Spruch: „Wer den Zeitgeist heiratet, ist morgen schon
Witwer“.
({13})
Meine Damen und Herren von der SPD, Sie haben 2005
den neoliberalen Zeitgeist geheiratet und werden 2009
als Witwer dastehen, wenn Sie sich jetzt nicht auf Ihre
solidarischen Wurzeln besinnen.
({14})
Deshalb empfehlen wir Ihnen: Gehen Sie ins Trennungsjahr, bevor es zu spät ist!
Die Linke lehnt den Haushalt ab.
({15})
Das Wort hat der Kollege Dr. Norbert Röttgen für die
Unionsfraktion.
({0})
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Der Vorsitzende der SPD-Fraktion, Peter Struck,
hat in der Kanzlerdebatte zu Recht ausgeführt: Große
Koalition bedeutet große Verantwortung. - Weil das
nach meiner Meinung stimmt und weil wir dem gerecht
werden wollen, müssen wir genau bestimmen, worin die
große Verantwortung dieser Großen Koalition besteht.
({0})
Ich glaube, dass die Haushaltspolitik und die Haushaltswoche ganz besonders geeignet sind, deutlich zu machen, was die Aufgabe und die besondere Verantwortung
der Großen Koalition ist.
({1})
Wir haben in diesem Land seit über 40 Jahren über unsere Verhältnisse gelebt. Das ist ungefähr der Zeitraum
zwischen den beiden großen Koalitionen. In diesem
Zeitraum haben alle, die heute hier vertreten sind, regiert: Die CDU/CSU hat regiert. Die SPD hat regiert.
Die FDP hat regiert. Die Grünen haben regiert; das ist
noch gar nicht so lange her.
({2})
Über die unrühmlichste Regierungszeit, meine Damen
und Herren von der Linken, wollen wir am besten
schweigen.
({3})
Dass wir über unsere Verhältnisse gelebt haben, dass
wir mehr ausgegeben als eingenommen haben, begann
mit Millionenbeträgen, damals noch in D-Mark. Mit der
parteiübergreifenden Methode, Probleme zu vertagen,
statt sie zu lösen, haben wir es von Millionenbeträgen
bei der Nettokreditaufnahme zu 40 Milliarden Euro
Zinslast für aufgenommene Schulden gebracht. Das ist
die Entwicklung in den letzten 40 Jahren. Der Unterschied besteht nun darin, dass die Oppositionsfraktionen
heute an dieser Methode festhalten, während die jetzige
Regierungskoalition einen Politikwechsel herbeigeführt
hat.
({4})
Meine Damen und Herren von den Grünen, Sie und
insbesondere Ihre Führung waren auf Ihrem Parteitag
mehr in Sorge um sich als um eine seriöse Finanzpolitik.
({5})
Sie haben sich um sich selbst gekümmert und haben Ihren Anspruch an finanzielle Seriosität aufgegeben. Frau
Hajduk, das ist eine langfristige Fehlinvestition, die Sie
dort getätigt haben.
Die FDP fordert ganz nonchalant Steuersenkungen in
Milliardenhöhe. Der Fraktionsvorsitzende kümmert sich
bei der Gegenfinanzierung ausgiebig um die Entwicklungshilfe für China, die nach seinen Angaben im engeren Sinne 67 Millionen Euro ausmacht. Mit Haushaltskonsolidierung hat das alles nichts mehr zu tun. Dafür ist
die Diskrepanz zwischen Forderungen und Gegenleistungen zu groß.
({6})
Bei der PDS will ich erst gar nicht nachrechnen, welche
finanziellen Folgen ihre Vorschläge hätten.
({7})
Ich stelle in der Schlussrunde der Haushaltsberatungen fest: Die Große Koalition setzt dem anhaltenden
Wettbewerb der Oppositionsfraktionen um Versprechungen das Prinzip der Generationenverantwortung entgegen.
({8})
Das ist der politische Wechsel, der in Deutschland stattgefunden hat. Das Prinzip der Generationenverantwortung ist ein Leitmotiv der Großen Koalition unter der
Bundeskanzlerin Angela Merkel. Es drückt sich im
Haushalt aus; darauf wurde schon vielfach hingewiesen.
Man muss nur vergleichen - darauf hat bereits der Bundesfinanzminister hingewiesen -: Während der erste
Haushalt, den die Große Koalition aufgestellt hat, als
Erbe von Rot-Grün noch knapp 40 Milliarden Euro neue
Schulden vorsah, also ungefähr so viel wie die zu tragende Zinslast, ist die Nettokreditaufnahme zwei Jahre
später auf rund 12 Milliarden Euro, also auf weniger als
ein Drittel, gesunken. Ein ausgeglichener Bundeshaushalt ist zum Greifen nahe und wird wahrscheinlich 2011
erreicht. Dann wird es nach Jahrzehnten wieder ein ausgeglichenes Verhältnis von Einnahmen und Ausgaben
geben. Das ist nicht postulierte, sondern praktizierte Generationengerechtigkeit.
({9})
Generationengerechtigkeit ist ein Leitmotiv nicht nur
im Haushalt. Die Rente mit 67 stellt das gleiche Prinzip
dar. Die Probleme in der Sozialversicherung wurden in
der Politik ähnlich lange verdrängt. Diese Große Koalition handelt nun.
Wenn das Sozialstaatsversprechen auch noch für die
nächste Generation, zum Beispiel für die meiner Kinder,
gilt und diese sich darauf verlassen können soll, dann
muss sich die Elterngeneration verändern und länger arbeiten. Dies ist ein alternativloser Weg. Darum sage ich
all denjenigen, die gegen die Rente mit 67 sind, von der
nach einem langfristigen Übergangsprozess die heute
40-Jährigen betroffen sein werden: Wer gegen diesen
Prozess polemisiert, vergeht sich gegen die Generation
unserer Kinder. Das darf nicht sein.
({10})
Generationenverantwortung betrifft genauso die Klimapolitik und die Familienpolitik. Generationenverantwortung ist ein Prinzip der Vernunft. Es ist ein moralisches Prinzip, auf das wir unsere Politik stützen. In
dieser Kombination kann Politik nicht besser sein. Das
ist aber auch ein demokratiepolitisches Thema, ein
machtpolitisches Thema. Es ist darum ein Thema der
Großen Koalition, dass sich die Großen zusammentun
und sich an die Wähler von heute mit den Worten wenden: Wir verlangen und erbitten von euch eine Anstrengung im Interesse eurer Kinder und Enkelkinder. Ihr seid
diejenigen, die heute über Macht und über Wahlen entscheiden. - Obwohl das machtpolitisch so ist, wollen wir
etwas für die nächsten Generationen tun. Das ist ein großes Prinzip der Großen Koalition.
({11})
Mit diesem Prinzip haben wir Erfolg, einen enormen
Erfolg. Das muss ich am Ende dieser Haushaltsdebatte
als wirklich erfreulich konstatieren. Dieser Erfolg umfasst den Zeitraum vom SPD-Parteitag bis zum Vorabend des CDU-Parteitags. Mein Eindruck ist, dass wir
alle inzwischen wieder sagen: Wenn wir schon erfolgreich sind, dann können wir das eigentlich auch gegenüber den Wählern zugeben. - So sollten wir gemeinsam
entschlossen und freudig vor die Wähler treten.
({12})
Ich sage aber auch: Zwei Jahre Erfolg sind gut, aber
nicht genug. Wir wollen weitermachen. Wir sind entschlossen, diesen Kurs fortzusetzen, und daran darf und
wird es keinen Zweifel geben. Ich glaube, unsere Fraktion glaubt, dass wir das am besten mit dem Dreiklang
von Bildung, Wachstum und Arbeit tun. Dieser Dreiklang prägt die Zukunftsprojekte unseres Landes. Das
Zukunftsprojekt schlechthin unseres Landes heißt Bildung. Bildung ist die Schlüssel- und Schicksalsfrage unseres Landes. Bildung ist die Voraussetzung für die Entfaltung des Einzelnen. Diejenigen, die Gesellschaft und
Staat vom Einzelnen her denken, müssen so anfangen:
Bildung richtet sich an den einzelnen Menschen um seiner selbst willen, um ihn zur Entfaltung seiner Anlagen
bringen zu können. Bildung ist die Bedingung des ökonomischen Erfolges unserer Gesellschaft. Bildung ist
eine Bedingung für Gerechtigkeit in einer Gesellschaft.
Ich gehöre zu denen, die dieses Wort nicht inflationär in
der Politik verwenden. Gerade darum möchte ich sagen:
Wir haben auf diesem Gebiet noch nicht genug Verbesserungen erreicht. Wenn immer noch 10 Prozent eines
jeden Jahrgangs - das sind 80 000 junge Menschen Jahr für Jahr die Schule ohne Abschluss verlassen, dann
programmieren wir sie zu beruflichen Verlierern. Wir
dürfen uns damit nicht abfinden, und wir dürfen unsere
Verantwortung auch nicht mit dem Hinweis auf verfassungsrechtliche Zuständigkeiten ablehnen. Bildung ist
ein nationales Thema. Wir wollen keinem Zuständigkeiten wegnehmen, aber wir wollen die Probleme lösen,
und auch das ist eine Verantwortung dieses Hauses.
({13})
Wir als CDU/CSU sind die Partei des Eigentums.
Auch Erben gehört zum Eigentum. Vermögen soll und
kann vererbt werden. In gleicher Weise möchte ich sagen: Chancen und Aufstieg dürfen keine Frage des Erbens sein, sondern sind eine Frage des Erwerbens, und
zwar nicht nach Herkunft, sondern nach Leistung. Das
ist unsere gesellschaftspolitische Grundauffassung.
({14})
So, wie wir Bildung brauchen, brauchen wir Wachstum. Ohne Bildung kein Wachstum. Ohne Köpfe kein
Wachstum. Es gibt noch andere Voraussetzungen für
Wachstum, an denen wir weiter arbeiten wollen.
({15})
Nur weil wir zwei Jahre Wachstum hatten, haben wir
kein Abonnement darauf; vielmehr müssen wir etwas
dafür tun. So, wie wir Köpfe brauchen, brauchen wir übrigens auch Kapital für Wachstum. Wir brauchen es für
Innovationen, für Investitionen und für Arbeitsplätze.
Darum wäre es falsch, wenn wir ausländische Investitionen in unserem Land diskreditieren oder diffamieren
würden.
Ich stelle hier fest: Wir wollen und wir brauchen in
Deutschland auch ausländisches Kapital. Wir wollen
weltweit ein attraktiver Investitionsstandort sein.
({16})
Wer Wachstum will, weil es den Menschen dient, der
muss auch Wettbewerb wollen. Wir wollen Wettbewerb, wir wollen mehr Wettbewerb.
({17})
- Danke für das Stichwort Post. Wir haben viel über die
Post diskutiert. Vielleicht darf auch einmal festgestellt
werden, dass wir, obwohl das Postmonopol noch um
zwei Jahre hätte verlängert werden können, was viele
andere Länder auch gemacht haben, jetzt auch im Briefdienstleistungsbereich den Wettbewerb eingeführt haben. Das ist ein entscheidender Fortschritt für Wettbewerb, und wir werden auf den Energiemärkten das
Gleiche tun.
({18})
Wir werden Bürokratie abbauen und wir brauchen
noch weitere Reformen des Arbeitsmarktes. Wir werden
diese auch durchführen. Arbeitsmarktreformen schaffen
keinen Arbeitsplatz, aber sie senken die Schwelle des
Wachstums, das sich auf dem Arbeitsmarkt auswirkt.
Heute schon brauchen wir weniger Wachstum, um Beschäftigung zu erreichen. Das ist ein großer Erfolg.
Kollege Röttgen, Sie müssen jetzt bitte zum Schluss
kommen.
Ich will einen letzten Punkt ausführen. Der dritte Bereich ist Arbeit. Ich möchte mit einem Appell schließen:
Wir dürfen uns nicht mit Arbeitslosigkeit abfinden. Wir
waren und sind enorm erfolgreich bei dem Abbau von
Arbeitslosigkeit und bei dem Aufbau von Beschäftigung, aber wir dürfen nicht die Haltung einnehmen, die
sagt: Jetzt ist es genug. 3,3 Millionen Arbeitslose sind
immer noch zu viel. Wir wollen die Bedingungen für Beschäftigung verbessern. Das ist unser wichtigstes Ziel.
Nicht die Alimentation von Arbeitslosigkeit, sondern die
Schaffung von Beschäftigung wird uns auch in den
nächsten zwei Jahren verbinden, um diesen Kurs fortzusetzen. Eine Große Koalition mag ein Ausnahmefall
sein. Eine Große Koalition ist in besonderer Weise auf
Zeit angelegt, aber eine Große Koalition hat auch besondere Pflichten. Wir werden dieser Verantwortung und
diesen Pflichten auch in den nächsten zwei Jahren nachkommen.
({0})
Zu einer Kurzintervention hat der Kollege Volker
Schneider das Wort.
Herr Kollege Röttgen, da Sie eben die Kolleginnen und
Kollegen in diesem Haus angesprochen haben, die - wie
Sie es genannt haben - gegen die Rente mit 67 polemisieren und das als unverantwortlich bezeichnen, erlaube
ich mir festzustellen, dass Ihr Auftritt rhetorisch natürlich sehr stark war,
({0})
dass dies aber nicht die Substanz Ihrer Aussagen ersetzt.
({1})
Fakt ist und bleibt, dass in der Endstufe der Rente mit 67
- also im Jahr 2029 - die Ersparnis der Deutschen Rentenversicherung Bund bei gerade einmal 0,3 bis
0,5 Beitragspunkten liegen wird. Das hat die Deutsche
Rentenversicherung Bund ausgerechnet. Ich weiß nicht,
ob davon das Wohl und Wehe der deutschen Rentenversicherung abhängig ist. Sie selbst haben beschlossen,
dass die Beiträge zu den Betriebsrenten beitragsfrei bleiben sollen. Das wird die Deutsche Rentenversicherung
Bund 0,4 bis 0,8 Beitragspunkte kosten. Ich frage Sie: Ist
das dann nicht genauso unverantwortlich?
({2})
Herr Dr. Röttgen, Sie verzichten auf eine Erwiderung? - Dann hat der Kollege Alexander Bonde für die
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen das Wort.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Werter Kollege Röttgen, ich habe mit großem Interesse
zugehört, wie Sie hier die Zukunftsfrage Bildung buchstabiert haben und wie Sie signalisiert haben, dass wir
uns nicht mit dem abfinden dürfen, was wir im Moment
in den Bereich der Bildung investieren. Wir haben eine
große Verantwortung, dies anzugehen.
Wir sind hier in einer Haushaltsdebatte. Wenn ich dies
ernst nehme und mitrechne, was das bedeutet; wenn ich
mir anschaue, was das für die Frage bedeutet, ob wir den
Schnitt der OECD-Ausgaben erreichen, dann komme ich
zu einer interessanten Zahl, und an dieser Stelle müssen
Sie ehrlich werden.
Ein Großteil der auf dem Parteitag der Grünen beschlossenen Forderung von 60 Milliarden Euro, die Sie
uns ankreiden, entspricht exakt den Summen, die Sie
hier verkündet haben und bei denen Sie von der CDU
sich weigern, ein Preisschild darauf zu machen.
({0})
Wenn Sie das, was Sie hier verkünden, ernst meinen,
dann geben Sie offen zu: Der überwiegende Teil dessen,
was wir Grüne von Bund, Ländern und Kommunen einfordern, wird auch von Ihnen gefordert. Sie verschweigen aber den Preis, und Sie haben nicht den Mut, das
hier offen zu sagen.
({1})
Nach dieser Haushaltswoche müssen wir eines feststellen: An vielen Stellen fehlt der Mut, den zahlreichen
Bekundungen und Zielvorgaben Taten folgen zu lassen.
Sie haben am Anfang verkündet, Sie setzten auf den
Dreiklang von Konsolidieren, Reformieren und Investieren. Wenn man sich am Ende dieser Haushaltswoche
Ihre Zahlen genau anschaut, dann erkennt man, dass es
eigentlich ein Dreiklang von Konsumieren, Referieren
und Irritieren ist.
({2})
Die Einnahmen Ihres Haushalts steigen um 2,7 Prozent, die Ausgaben dagegen um 4 Prozent. Schon daran
erkennt man, wie viel Mut und wie viel Kraft tatsächlich
in das Sparen gesteckt worden sind und an welchen Stellen Ausgabenwünsche das eigentliche Leitmotiv dieser
Koalition sind.
Das ist noch genauer zu erkennen, wenn wir uns einmal anschauen, wie die strukturelle Lücke dieses Bundeshaushalts aussieht, also die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben. Dabei geht es darum, dass man
nicht nur die Neuverschuldung, sondern auch die Erlöse
aus Privatisierungen - also das Volksvermögen, das Sie
„vervespern“, um Ihren Haushalt zu finanzieren - in die
Rechnung einbezieht. Unter diesem Aspekt weist der
Bundeshaushalt 2008 eine strukturelle Lücke von
22,6 Milliarden Euro auf. Der entsprechende Wert des
Vorjahres lag noch bei 19 Milliarden Euro. Das heißt,
Sie haben das strukturelle Defizit dieses Haushalts in
einer Größenordnung von knapp vier Milliarden Euro
vergrößert, anstatt es zu verkleinern, und das trotz bester
Einnahmesituation und trotz bester Weltkonjunktur.
({3})
Das, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Großen
Koalition, ist nun wahrlich keine große haushaltspolitische Leistung.
Sie präsentieren uns hier eine nicht besonders ambitionierte Nettokreditaufnahme. Im Finanzplan 2009 ist
für die Nettokreditaufnahme ebenfalls eine zweistellige
Milliardensumme vorgesehen. 2010 soll sie dann endlich einmal eine einstellige Milliardensumme sein. Im
Jahr 2011 soll mit der Neuverschuldung dann Schluss
sein. Sie setzen bei all dem darauf, dass die Konjunktur
weiterhin munter brummt. Die Eintrübungen, die die
Steuerschätzer Ihnen bereits jetzt in die Bücher schreiben, haben nirgends in diesem Haushalt ihren Widerhall
gefunden. Da sind Sie nicht bereit, vorzubauen.
Nach den Prognosen werden die Steuereinnahmen
auch 2008 wachsen, im Vergleich zu 2007 um etwa
2,7 Prozent. Wenn man sieht, wie Sie in diesem Jahr - es
gab hohe zweistellige Wachstumsraten in den vorangegangenen Quartalen - operiert haben, dann muss man
sich langsam Sorgen darüber machen, wie munter Sie
auf dieser großen Konjunkturwelle schweben und hoffen, dass alles so bleibt. Herr Minister, erlauben Sie mir
in diesem Zusammenhang einen persönlichen Tipp. Wer
auf einer großen Welle reitet, der läuft Gefahr, vor lauter
Jubel nicht zu merken, dass die Welle bricht und er im
Riff landet.
({4})
Wenn Sie weiterhin den Wellenreiter geben, dann verpassen Sie, die Chancen dieses Bundeshaushalts zu nutzen. Wir Grüne haben in vielen Anträgen dokumentiert,
dass man die Neuverschuldung deutlich schneller senken
kann, wenn man bereit ist, in anderen Bereichen neue
Akzente zu setzen. Wir haben Ihnen Vorschläge gemacht, mit denen man die Neuverschuldung dieses Jahr
auf 6,4 Milliarden Euro senken kann, um damit in die
Vorsorge für konjunkturell schwächere Zeiten einzusteigen.
Sie müssen die Reformaktivitäten, die Sie einfordern, natürlich auch unterstützen. Da bewegen Sie sich
an vielen Stellen im Fahrwasser der Vorgängerregierung:
Es kommt nichts Neues. Die Reformagenda ist groß,
aber viele Probleme sind ungelöst. Ich verweise auf Bereiche wie Pflege, Arbeitsmarkt, Mindestlohn, Straffung
der Arbeitsmarktinstrumente, Gesundheitsreform - da
haben Sie nichts als Murks hinterlassen - und Unfallversicherung.
In der Föderalismuskommission sitzt man seit mittlerweile einem Jahr zusammen. Von der Ankündigung,
dass große Mehrheiten große Taten vollbringen, ist bisher nur ein großes Warten geblieben. Wir sind sehr gespannt, was Sie da tun.
({5})
Wenn wir uns Ihre Subventionspolitik anschauen,
stellen wir fest: Auch da fehlt der Mut zu Handlungen
und zu Reformen.
Unsere größte Kritik an Ihnen: Sie nutzen den Bundeshaushalt nicht, um über die Ressorts eine Linie zur
Beantwortung der zentralen Fragen zu entwickeln. Am
deutlichsten wird das in der Frage Klimaschutz. Es
nutzt uns wenig, wenn der Umweltminister in den Zeitungen „Wir haben kaum noch Zeit“ verkündet, Ihr
Haushalt aber eine andere Sprache spricht. Sie haben Ihr
Versprechen, das Sie international gemacht haben,
Deutschland werde den CO2-Ausstoß um 40 Prozent reduzieren, mit einem Klimaschutzprogramm in Höhe
von 2,6 Milliarden Euro unterlegt. Das sind übrigens alles Ausgaben, die schon vor der Ankündigung des Programms im Haushalt standen. Insofern haben Sie etwas
gut verpackt, aber nichts gemacht.
Analysieren wir das, was in diesem Haushalt möglich
wäre, dann kommen wir zu dem, was wir Grüne Ihnen in
Form eines Klimaschutzhaushalts vorgelegt haben. Dazu
gehört die Anstrengung bei allen Einzelplänen und nicht
der Glaube, der kleine Umweltetat könnte die Aufgabe
der CO2-Einsparung in Deutschland lösen. Wir sind die
Etats durchgegangen, um Ihnen zu zeigen: Haushaltspolitik, wenn man sie ernst nimmt und bereit ist, sie als
Instrument zu setzen, kann aktiv zum Klimaschutz beitragen. Wir haben Ihnen auch belegt, was der Haushalt
in Sachen ökologischer Beschaffung mehr machen kann:
in Sachen Forschung für Klimaschutz, in Sachen klimafreundlicher Mobilität und klimafreundlichen Wohnens,
bei der Ökologisierung der Landwirtschaft wie auch hinsichtlich ökologischer und klimaschutzpolitischer
Schwerpunkte in der internationalen Zusammenarbeit.
Aber wir haben Ihnen auch gezeigt, dass der ökologische Aspekt von Subventionen, also die Beantwortung
der Frage, wo wir heute umweltschädliches Verhalten
subventionieren, und die Steuergesetzgebung entscheidende Hebel für eine positive Klimaschutzpolitik sein
können. Sie weigern sich aber bisher, diese Hebel einzusetzen.
({6})
Denn die größten Steuervergünstigungen auch in diesem
Bundeshaushalt und die größten Finanzhilfen gehen immer an die größten Klimasünder. Das ist die Klimapolitik der Großen Koalition.
Beim Abbau der ökologisch schädlichen Subventionen - über die Steinkohle haben wir gerade schon diskutiert - müssen wir noch einmal über die Problematik der
Stromsteuer bei bestimmten Unternehmen sprechen. Es
stellen sich Fragen zur Steuerbefreiung für Mineralölbelieferer und für grenzüberschreitende Flüge, die Sie noch
immer von der Mehrwertsteuer ausnehmen. Ähnliches
gilt an vielen anderen Stellen. Genau da, wo Subventionen ökologisch und fiskalisch schädlich sind, ökonomisch fragwürdige Effekte erzeugen und auch wettbe13774
werbsverzerrende Wirkung haben, versagen Sie. Das ist
ökologisch falsch; aber es ist auch ordnungspolitisch
falsch, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Koalition.
({7})
Bei den gezielten Maßnahmen - ich nenne nur den
Stromsparfonds - ist die Frage: Wie bekommen wir es
eigentlich hin, die Bestprodukte in Bezug auf den Stromverbrauch zu fördern? Auch an dieser Stelle herrscht in
Ihrem Programm gähnende Leere.
Alle Maßnahmen, die wir Ihnen im grünen Klimaschutzhaushalt vorgeschlagen haben, haben wir gegenfinanziert.
({8})
Wir spielen hier nicht ökologisches „Wünsch dir was“.
({9})
Es geht um Erlöse aus dem Emissionshandel und um
Einsparungen durch den Abbau der genannten ökologisch schädlichen Subventionen. Wir zeigen Ihnen mit
diesem Haushalt und dem von uns vorgelegten Entschließungsantrag, dass man in 2008 haushaltskonform
2,6 Milliarden Euro zusätzlich für ganz konkreten Klimaschutz ausgeben kann, wenn man es will.
({10})
Über die gesamte Finanzplanperiode können wir mit
dem, was wir Ihnen vorschlagen, noch erheblich höhere
Summen generieren. Mit dem grünen Klimaschutzhaushalt liegt eine haushaltspolitische Antwort auf die Frage
vor, wie man 30 Millionen Tonnen CO2 einsparen kann.
Das entspricht der Jahresproduktion von fünf Kohlekraftwerken. Ich halte eine stärkere Reaktion von Ihnen
auf unsere Vorschläge für angebracht. Trotz Ihrer internationalen Ankündigungen, liebe Bundesregierung, haben Sie in diesem Haushalt Ihre Hausaufgaben nicht gemacht.
({11})
Dieser Klimaschutzhaushalt kostet nicht nur Geld,
sondern eröffnet im Gegenteil durch eine andere Gestaltung der Subventionen ganz neue Spielräume. Damit
kann dieser Haushalt auf eine produktive Schiene gebracht und können strukturelle Lücken geschlossen werden. Auf einer guten Konjunktur, über die wir uns alle
freuen, darf man sich nicht ausruhen. Vielmehr ist Handeln angesagt, nicht aber das große Geschachere, wie
diese Koalition es macht.
Das große Geschachere hat in diesen Haushaltsverhandlungen Ausmaße angenommen, die wir noch nicht
erlebt haben. Wir haben erlebt, wie von Vertretern dieser
Koalition nachts um zwölf noch Ausgabenwünsche aus
den Taschen gezogen wurden,
({12})
wie nachts um zwölf Minden, der Wahlkreis von Herrn
Kampeter, millionenschwer bedacht wurde, wie die
Häuser zum Schluss noch einmal mit Planstellen für Parteigenossen und Parteifreunde beschenkt wurden.
Sie haben in diesem Haushalt nicht saniert, Sie haben
nicht konsolidiert, sondern haben sich schamlos selbst
bedient; Sie haben jetzt auch noch die Dreistigkeit, sich
hier hinzustellen, um Ihren Dreiklang von Sanieren,
Konsolidieren usw. zu verkünden.
({13})
Ich finde, diese Koalition weist eine unheimlich gute
Bilanz auf, wenn es um das Mitnehmen geht. Ein Blick
auf die Zahlen macht aber deutlich: Außer Spesen nichts
gewesen. Ich habe den Eindruck, dass das Lob, das die
Kollegin Flach dem Finanzminister Eichel gemacht hat,
berechtigt war.
Herr Kollege Bonde, die Tatsache, dass Sie der letzte
Redner Ihrer Fraktion sind, gibt Ihnen keinen Kredit bei
der Redezeit.
Ich bedanke mich für 30 Sekunden Dispens, liebe
Frau Präsidentin.
({0})
Das Wort hat der Bundesminister der Finanzen, Peer
Steinbrück.
({0})
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Wir haben in den letzten dreieinhalb Tagen seit
Beginn dieser Haushaltsdebatte viele ermutigende Reden, wie ich finde, gehört. Wir haben aber auch eine
Reihe von Reden gehört, bei denen ich den Eindruck
hatte, dass der Erkenntnisgewinn begrenzt war.
Wenn Sie, Frau Flach, die Courage gehabt hätten,
meinen Vorgänger etwas früher zu loben,
({0})
dann wäre das beeindruckend gewesen. Dann hätte ich
gesagt: Donnerwetter, Sie zeigen Mumm. Aber meinen
Vorgänger erst jetzt - nach vielen Ihrer Einlassungen, die
ich ebenfalls noch im Ohr habe - zu loben, ist ein ziemlich durchsichtiger Beitrag.
({1})
Wenn Sie, Frau Lötzsch, darauf hinweisen, dass mit
den Linken die Nettokreditaufnahme sofort auf null gesenkt werden könnte, dann steht das in Kontrast zu den
von Ihnen geforderten Mehrausgaben, die sich auf die
schwindelerregende Summe von ungefähr 150 Milliarden Euro belaufen. Dabei habe ich den Eindruck, dass
Ihre Gegenfinanzierungsvorschläge schon theoretisch
nicht annähernd in der Lage sind, die 150 Milliarden Euro Mehrausgaben, die gegenüber der Bevölkerung zu vertreten wären, abzudecken. Insofern präsentieren Sie ziemlich viel heiße Luft.
({2})
Wenn Sie an die Erbschaftsteuer herangehen wollen,
dann müssen Sie den Menschen sagen, um wie viel Sie
sie erhöhen wollen.
({3})
Das derzeitige Volumen beträgt ungefähr 4 Milliarden
Euro. Sagen Sie den Menschen, dass Sie es auf
8 Milliarden, 12 Milliarden oder 15 Milliarden Euro erhöhen wollen, was nur etwa 10 Prozent der von Ihnen
vorgeschlagenen Mehrausgaben von 150 Milliarden
Euro entspricht.
Wenn Sie die Vermögensteuer wieder einführen wollen, deren Nettoeinnahme nach Abzug des administrativen Mehraufwands zum Zeitpunkt ihres Auslaufens
4 Milliarden bis 5 Milliarden Euro betrug, dann sollten
Sie angeben, wie hoch der Steuersatz nach Ihren Vorstellungen sein soll. Wenn Sie den Einkommensteuerspitzensatz erhöhen wollen, stellt sich die Frage, welche
Auswirkungen das auf den linear-progressiven Tarif und
damit auch für Facharbeiterinnen und Facharbeiter in
Deutschland hat, die diese Progressionszone sehr schnell
erreichen.
({4})
Wenn Sie dies alles im Rahmen einer solchen Haushaltsdebatte zusätzlich erklären würden, dann wäre Ihr
Beitrag beeindruckender. Stattdessen beschränken Sie
sich auf die Aussage, mit Ihnen könnte die Nettokreditaufnahme auf null gesenkt werden. Gleichzeitig sehen
Sie 150 Milliarden Euro Mehrausgaben vor, weil diese
Gesellschaft zu einer Vollkaskogesellschaft werden
soll, in der alle von staatlichen Transferzahlungen profitieren sollen.
Ich habe den Eindruck, dass in manchen Beiträgen die
Verdrängungsleistung größer war als ihre Substanz.
({5})
Wenn ich der Versuchung widerstehe, die Verhältnisse
schöner zu reden, als sie sind, könnten Sie von der Opposition sich gelegentlich dazu hinreißen lassen, die guten Entwicklungen zu beschreiben.
({6})
- Sie haben als mein Nachredner die Möglichkeit, Herr
Fricke, zum Beispiel darauf hinzuweisen, was Herr
Brüderle, Herr Koppelin und andere ausgelassen haben.
Wir sind in den letzten Jahren im Standortranking
besser geworden. Wir haben mitten in dieser Haushaltsdebatte die erfreuliche Nachricht vernommen, dass die
Arbeitslosigkeit im November so niedrig ist wie seit
14 Jahren nicht mehr. Die Staatsquote ist deutlich gesenkt worden. Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen
Unternehmen ist deutlich besser geworden. Das vorhandene Potenzial wächst schneller. Ich könnte diese Aufzählung fortsetzen.
Wenn dies gelegentlich in die Reden der Opposition
Eingang finden würde, dann würde ich nicht der Versuchung erliegen, von den Problemen abzulenken, die wir
nach wie vor zu bewältigen haben. Das könnte solche
Haushaltsdebatten übrigens auch interessanter machen,
weil sie differenzierter wären.
({7})
Wenn wir aus diesem Ritual herausfinden würden - vielleicht können wir uns das für die Haushaltsdebatte in einem Jahr vornehmen -, dann wäre die Debatte sicherlich
auch für unsere Zuhörer interessanter.
Dasselbe gilt mit Blick auf andere Beiträge heute
Morgen. Wenn Herr Brüderle mit Blick auf die Erbschaftsteuer als Erstes begrüßt hätte, dass 85 Prozent des
betrieblichen Vermögens nach zehn Jahren erbschaftsteuerfrei gestellt werden, dass also das Vorhaben der
Regierung ein Erbschaftsteuerprivileg für die Vererbung
von Betriebsvermögen darstellt, und erst danach vielleicht einige Kritikpunkte angesprochen hätte, dann
wäre die Reihenfolge richtig gewesen.
Dasselbe gilt mit Blick auf die Hinweise zu den Mindestlöhnen. Was die FDP dort vertritt, ist die systematische Ausbeutung deutscher Steuerzahler, die bei
Niedriglöhnen durch Aufstockung obendrauf legen sollen. Wie sich das mit Ihrem ordnungspolitischen Weltbild vereinbaren lässt, ist mir ein absolutes Rätsel.
({8})
Sie erwarten, dass niedrige Löhne durch staatliche
Transferleistungen aufgestockt werden. Das ist Ihr Plädoyer.
({9})
- Warum stellen Sie sich dann gegen Mindestlöhne im
Briefzustellbereich?
({10})
Im Übrigen habe ich nicht den Eindruck, dass in den
vielen Ländern in Europa, die schon längst Mindestlöhne eingeführt haben, der Sozialismus eingezogen ist.
({11})
Auch vor diesem Hintergrund verstehe ich viele Ihrer
Einlassungen nicht.
Dasselbe gilt mit Blick auf die Staatsfonds. Können
Sie sich nicht vorstellen, dass wir in Deutschland über
die Chancen und Risiken solcher Investitionen nachdenken, nachdem die USA, das Vereinigte Königreich und die
Franzosen das alles schon getan haben? Ist das so absurd?
({12})
- Ich weiß nicht, ob ich deren Arbeitsrecht will.
({13})
Ich weiß nicht, was das Arbeitsrecht damit zu tun hat,
wenn ich mich mit dem Thema Staatsfonds beschäftige.
({14})
Die USA haben längst einen Instrumentenkasten entwickelt, nachdem sie sich mit dieser Frage beschäftigt
haben. Die Briten und die Franzosen haben entsprechende rechtliche Regelungen erlassen, weil sie sich die
Frage gestellt haben, wie bei einem rasant wachsenden
Volumen dieser Staatsfonds mit eventuellen politischen
Risiken umzugehen ist, wenn sie Technologie absorbieren, wenn sie zum Beispiel ein Medienunternehmen
übernehmen und die politische Meinungsbildung in
Deutschland beeinflussen wollen und wenn sie zum Beispiel in sensitive Netzstrukturen hinein wollen. All dies
ist eine legitime Fragestellung, ohne dass dies unter dem
Rubrum der Ordnungspolitik, man wolle ausländische
Investitionen abwehren, debattiert wird. Das ist überhaupt nicht die Absicht, die sich damit verbindet.
Manche Ihrer Reden sind nach dem Motto geführt
worden: Deutschland darf es nicht zu gut gehen, damit
ich den Stoff für Oppositionsreden nicht verliere.
({15})
Gebetsmühlenhaft wird immer wieder ein schnellerer
Haushaltsausgleich angemahnt. Wir werden uns dort
nicht einigen. Wenn die Bundesregierung von Ihnen aufgefordert wird, im Jahre 2008 oder 2009 einen ausgeglichenen Bundeshaushalt vorzulegen, dann bedeutet dies
weniger für Forschung und Entwicklung. Dies bedeutet
weniger für BAföG und die Förderung der Akademikerquote.
({16})
Dies bedeutet kein Geld für die Exzellenzinitiative und
den Hochschulpakt.
({17})
Dies bedeutet kein Geld für Kinderbetreuung und kein
Geld für die innere Sicherheit. Dies bedeutet kein Geld,
um die Bundeswehr in den Stand zu versetzen, ihren
ausländischen Verpflichtungen nachzukommen. Es gibt
kein Gebäudesanierungsprogramm und keine Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur.
({18})
Das ist Ihre Position.
({19})
- Nein, so machen wir das keineswegs, Herr
Westerwelle! Sie wissen doch, dass wir allein für Forschung und Entwicklung 6,5 Milliarden Euro mehr ausgeben.
({20})
Sie wissen, dass wir mehr für das BAföG tun. Sie wissen, dass wir mehr für die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur ausgeben. Sie wissen, dass der Bund bereit
ist, mehr Geld in die Kinderbetreuung zu investieren.
Das ist Ihnen doch geläufig. Wo liegt da die Kritik? Wir
folgen damit nach wie vor unserem Ansatz, dass die
Haushaltskonsolidierung zwar erbracht werden muss, es
deshalb aber nicht zum Stillstand der gestaltenden Politik kommen darf, die dieses Land voranbringt.
({21})
Sie halten uns immer das Liberale Sparbuch vor, um
damit entsprechende Fotos zu bewirken. Das erlebe ich
jetzt das dritte Mal.
({22})
- Genau, das da. Ich weiß gar nicht: Ist eigentlich immer
nur der Deckel neu oder auch der Inhalt?
({23})
Keiner fragt nach der Qualität dieser 400 Vorschläge.
Keiner fragt nach dem Realitätstest. Einige dieser Vorschläge sind übrigens haushaltsrechtlich überhaupt nicht
umsetzbar. Einige sind so populistisch, dass man gar
nicht weiß, ob Sie sie ernst meinen, zum Beispiel die
Abschaffung des Bundespresseamtes. Schaffen Sie doch
die Pressestelle der FDP ab, dann denken wir darüber
nach!
({24})
Einige sind absolut unverantwortlich. Da werden zum
Beispiel Kürzungen von insgesamt rund 80 bis 90 Millionen Euro im Bereich der humanitären Hilfsmaßnahmen im Ausland außerhalb der Entwicklungshilfe und
im Bereich der Unterstützung von internationalen Maßnahmen auf Gebieten der Krisenprävention, der Friedenserhaltung und der Konfliktbewältigung gefordert.
Ich halte es für unverantwortlich, was Sie dort vorschlagen.
({25})
Einiges ist schlicht und einfach rückständig. Aus meiner Sicht ist es unvertretbar, zu sagen: Wir kürzen die
Leistungen für die Eingliederung in Arbeit um 1,5 Milliarden Euro. Was würde diese Rücknahme der Förderung bedeuten? Dies wäre absolut kontraproduktiv und
wäre eine weitere Gefahr für die Entwicklung des Arbeitsmarktes.
({26})
Das sind aber Ihre Vorschläge; ich könnte sie noch weiter durchgehen.
Dasselbe gilt natürlich auch, Frau Hajduk - bei allem
Respekt gegenüber Ihrem Kenntnisreichtum -,
({27})
wenn Sie mir sagen, eine Halbierung der Nettokreditaufnahme könne man ganz schnell im nächsten Jahr erreichen. Ihr 60-Milliarden-Euro-Programm, das Sie auf
dem Parteitag beschlossen haben, wird Ihre Arbeit im
Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages ziemlich beschweren - das wissen Sie -,
({28})
insbesondere mit Blick auf die Gegenfinanzierungsvorschläge, die ähnlich vage und kaum durchführbar sind
wie die Vorschläge von der linken Seite.
({29})
Auch wenn ich Ihre Vorschläge ernster nehme als das,
was ich von der linken Seite höre, besteht das Hauptproblem für mich darin, dass Sie mit einer solchen Summe
von 60 Milliarden Euro den Menschen etwas vorgaukeln. In dieser Dimension ist das hoch gefährlich. Sie
stellen den Menschen Verbesserungen in Aussicht, obwohl Sie genau wissen, dass es dem widerspricht, was
Herr Röttgen richtigerweise dargestellt hat. Wir müssen
nämlich den Menschen zunehmend signalisieren, dass
wir nicht mehr über unsere Verhältnisse leben können,
wenn wir die Regeln der Generationengerechtigkeit
nicht verletzen wollen.
({30})
Herr Bundesminister, gestatten Sie eine Zwischenfrage der Kollegin Hajduk?
Bitte sehr.
Sehr geehrter Herr Finanzminister, darf ich hoffen, Peer Steinbrück, Bundesminister der Finanzen:
Die Antwort lautet: Ja.
({0})
- dass Sie an einer Stelle mit uns gemeinsam arbeiten
wollen? Denn es ist sinnvoll und richtig, der Gesellschaft auch zu sagen, dass es einen Preis hat, wenn wir
in der Bildungspolitik gesamtstaatlich einen großen
Schritt nach vorne machen wollen, und dass es auch im
Sinne von Transparenz nicht falsch sein kann, zu sagen,
in welcher Dimension diese Investitionsnotwendigkeit
besteht.
Darf ich auf Ihr Engagement hoffen, Bildungsinvestitionen als gesamtstaatliche Aufgabe auch im Rahmen
der Föderalismuskommission voranzubringen? Herr
Bonde hat schon ausgeführt, dass es sich hierbei um
mindestens zwei Drittel der angegebenen Kosten handelt, die wir auf dem Parteitag als mehrjähriges Programm vorgeschlagen haben. Darf ich hoffe, dass Sie
dies ebenfalls als eine wirksame neue Prioritätensetzung
der Haushaltspolitik verstehen? Darf ich weiterhin hoffen, dass wir uns da im Hinblick auf eine Ziellinie annähern können?
Die Ziellinie ist nicht das Problem, Frau Hajduk, insbesondere bezogen auf notwendige Bildungsinvestitionen. Die Frage ist: Wie unterlege ich das mit einer
Gegenfinanzierung, die nicht mit Kollateralschäden an
anderer Stelle so verbunden ist, dass andere gemeinsame
Zielsetzungen verletzt werden?
Ich sage: Sie gaukeln den Menschen damit etwas vor.
Ich empfinde es als unseriös, gerade in einer Zeit, in der
wir, wie ich glaube, den Menschen eher sagen müssen:
Wir müssen uns gemeinsam ziemlich anstrengen, um
solche Ziele zu erreichen. Vertraut nicht zu sehr darauf,
dass der öffentliche Geldhahn immer weiter aufgedreht
wird; denn dort sind wir bestimmten Beschränkungen
unterworfen.
Solche Zahlen, wie Sie sie in die Welt setzen, sind in
meinen Augen hoch gefährlich, weil die Menschen den
Eindruck gewinnen könnten, es gehe so weiter wie bisher. Eigentlich müssten wir den Menschen sagen: Nein,
es geht leider nicht so weiter wie bisher. - Das ist mein
Einwand.
({0})
Ich sehe, auch Herr Gysi ist inzwischen eingetroffen.
Herr Gysi, herzlich willkommen!
({1})
Herr Gysi, Sie sprachen zum wiederholten Mal von
15 Prozent Körperschaftsteuer. Damit wollen Sie natürlich den Menschen suggerieren: Guckt mal, wie niedrig
die Unternehmensbesteuerung in Deutschland ist. - Ich
weiß nicht, ob Sie das vorsätzlich im Sinne von Desinformation tun oder ob Sie es sagen, weil Sie es nicht
besser wissen. Da Sie aber gemeinsam mit der Kanzlerin
ein integriertes Schulsystem besucht haben, glaube ich,
es ist vorsätzliche Desinformation.
({2})
Sie verschweigen dabei, dass es natürlich nicht nur
um 15 Prozent Körperschaftsteuer geht. Es geht darüber
hinaus auch noch um die Gewerbesteuer, die in anderen
Ländern nicht zu zahlen ist, und um den Soli. Erlauben
Sie mir noch den zusätzlichen Satz - er soll nicht pädagogisch klingen -: Sie müssen bei der Besteuerung auch
noch zwischen der Gesellschaftsebene und der Gesellschafterebene unterscheiden. Wenn Sie das alles berücksichtigen, kommen Sie auf eine Besteuerung der Kapitalgesellschaften von durchschnittlich 48 Prozent. Wenn
Sie also beim nächsten Mal hier wieder von 15 Prozent
Körperschaftsteuer sprechen, werde ich auf der Regierungsbank verzweifeln.
({3})
- Bei manchen Reden, ja, Herr Westerwelle. Es gibt
auch Reden aus Ihren Reihen, bei denen ich verzweifle.
({4})
Ich weiß um die Risiken, denen die wirtschaftliche
Entwicklung ausgesetzt ist. Die Stichworte kennen Sie
alle. Auf der anderen Seite gibt es aber auch viele gegenläufige Prozesse. Es ist bemerkenswert, wie die deutsche
Wirtschaft den starken Euro bisher bewältigen konnte.
Ich rate auch dazu, sich zu diesem Thema gelegentlich
differenzierte Zahlen anzusehen. Der nominale Aufwertungseffekt des Euro liegt in der Tat bei 12,9 Prozent,
aber der sogenannte - reale - handelsgewichtete Aufwertungseffekt liegt unter Berücksichtigung der verbesserten Importpreise für unser Land lediglich bei
4 Prozent. Das ist ein Hinweis darauf, dass man diese
Debatte nicht allzu hysterisch, nicht allzu aufgeregt führen sollte. Das gilt ebenfalls mit Blick auf andere Erscheinungsformen. Fazit: Etwas mehr Vorsicht und etwas mehr Augenmaß auf allen Seiten!
Ich habe den Eindruck, man könnte das nächste Mal
eine etwas ausgewogenere und differenziertere Haushaltsdebatte führen.
Herzlichen Dank.
({5})
Das Wort zu einer Kurzintervention hat der Kollege
Gregor Gysi.
({0})
Auf jeden Fall freue ich mich, dass Sie sich freuen.
Herr Bundesfinanzminister, ich wollte zu Ihrem Zahlenspiel gerne auf zwei Umstände hinweisen. Es gibt
eine OECD-Statistik, die zwei interessante Faktoren aufzeigt - Sie sind darauf eingegangen -:
Erstens. In den OECD-Ländern liegen die Einnahmen
aus Grund-, Vermögen- und Erbschaftsteuer im Durchschnitt bei 1,9 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, in
Deutschland nur bei 0,9 Prozent. Das ist also weniger als
die Hälfte des Durchschnitts der OECD-Länder.
Zweitens zu den Unternehmensteuern - Sie legten
darauf Wert -: Der OECD-Durchschnitt liegt bei
3,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, in Deutschland
sind es 1,3 Prozent. Das ist deutlich weniger als die
Hälfte.
Sie kommen darum nicht herum: Im OECD-Vergleich
liegen Ihre Sätze für Vermögen- und Unternehmensteuer
deutlich unter dem Durchschnitt. Das ist unsere Kritik,
und die wird auch bestehen bleiben.
({0})
Herr Gysi, die Frage ist: Was lehrt uns das jetzt? Sie
haben recht damit, dass die sogenannte Substanzbesteuerung, also die Besteuerung ertragsunabhängiger Elemente, in Deutschland niedriger ist als im OECD-Vergleich. Aber wollen wir das angesichts der starken
Mittelstandsabhängigkeit in Deutschland ändern? Das ist
die entscheidende Frage.
({0})
Tatsache ist, dass dieses besondere Segment, das in
Frankreich, in Großbritannien und auch in anderen europäischen Ländern weniger ausgeprägt ist, von einer höheren Ertragsbesteuerung sehr viel stärker erwischt
würde, als das in anderen Ländern der Fall wäre. Wenn
Sie das wollen, müssen Sie das sagen. Nur müssen Sie in
Ihren Reden dann auch die damit verbundenen Folgen
darlegen; das tun Sie aber nie. Sie setzen einfach Ihr statistisches Wissen ein, um irgendetwas zu suggerieren
oder zu insinuieren.
Bezogen auf die Steuer- und Abgabenquote befindet
sich Deutschland nach den richtigen Maßnahmen dieser
und der Vorgängerkoalition etwa im guten Mittelfeld in
Europa. Dies ist vor dem Hintergrund des Steuerwettbewerbs, der in der EU nun einmal vorhanden ist, auch
richtig, wenn wir zur Finanzierung öffentlicher Leistungen Steuersubstrat in Deutschland halten wollen. Da unterscheiden wir uns. So einfach ist das.
Der Hinweis darauf, dass die ertragsunabhängige Besteuerung bei uns niedriger ist, sagt allein noch nichts
darüber aus, ob es mit Blick auf die Situation des deutschen Mittelstands wünschenswert wäre, zu dem zu
kommen, wofür Sie plädieren.
({1})
Das Wort hat der Kollege Otto Fricke für die FDPFraktion.
({0})
Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Etwas ist von den Rednern bisher vergessen worden; das hole ich nach. Ich darf mich beim Sekretariat
des Haushaltsausschusses für 52 Stunden Ausschusssitzungen mit über 1 000 Anträgen und Tausenden von Seiten ganz herzlich bedanken.
({0})
Ich darf mich dafür bedanken, dass die Leistung morgens um neun genauso gut war wie morgens um halb
drei. Haushalt - das darf man nicht vergessen - ist auch
Arbeit. Der Dank geht insofern natürlich auch an die
Mitarbeiter des BMF, die ihren Teil dazu beigetragen haben.
({1})
Ich habe es jetzt zum ersten Mal erlebt, dass ich auf
eine Frage eines Bürgers zum Thema Haushalt keine
Antwort geben konnte. Er hat mich gefragt: Herr Fricke,
wenn Sie jetzt Eichel und Steinbrück vergleichen: Wer
von den beiden ist eigentlich der bessere Sparminister,
wenn man überhaupt von Sparen sprechen kann? Ich bin
gespannt, ob die Große Koalition eine Antwort auf diese
Frage hat. Ich selbst habe sie auch nach stundenlangen
Beratungen hier im Plenum noch nicht gefunden. Ich
versuche, einmal darzustellen, warum es darauf wahrscheinlich keine Antwort gibt.
Beim Abbau der Neuverschuldung, beim eisernen
Sparkurs gibt es keine wirklichen Unterschiede, wenn
man hinter die Werbefassade schaut. Herr Steinbrück,
Hand aufs Herz: Würden Sie sich als Sparminister bezeichnen? Das würde mich interessieren.
Wenn wir dem Bürger erklären wollen, ob es dem
Staat bei der Verschuldung gut geht, wird immer irgendeine Zahl herausgepickt. Das ist sehr schön. Dann
wollen wir einmal vergleichen: 30 Milliarden Euro betrug die wirkliche Neuverschuldung am Ende der Regierungszeit von Rot-Grün. Dazu sagt der Bürger: Ja, und?
Da gibt es doch Steuermehreinnahmen. - Dann sagt man
dem Bürger: Die Große Koalition hat inzwischen bei
euch 50 Milliarden Euro abkassiert. - Dann sagt der
Bürger: Das ist ja toll, dann haben wir 2008 wahrscheinlich einen Überschuss von 20 Milliarden Euro! - Als
Opposition muss man dann dem Bürger erklären: Lieber
Bürger, diese Regierung kann nicht mit Geld umgehen.
Sie hat nicht ein Plus von 20 Milliarden Euro, sondern
ein Minus von 11,9 Milliarden Euro, sie hat weitere
Schulden für dich und deine Kinder angehäuft. - Das ist
der falsche Weg.
({2})
Dabei könnte schon im Jahre 2008 die Null stehen.
Herr Minister, der Vorschlag mit dem Sparbuch ärgert
Sie. Aber warum ärgert er Sie? Weil er konkret ist. Würden wir keine Vorschläge machen, würden Sie sagen:
Was höre ich denn von der FDP an Vorschlägen? - Sie
hören welche; aber Sie können sie nicht mehr hören,
weil Sie genau wissen, dass darin etwas steckt: Sparvorschläge über 11,8 Milliarden Euro. Würden Sie sie umsetzen, wären wir auf Null.
({3})
Keine neuen Schulden, keine zusätzlichen Zinsen, nichts
derart. Aber Sie kommen mit irgendwelchen Argumenten, wie schrecklich das sei.
Nehmen wir doch einmal das Presseamt des Bundes.
Hierzu liegt ein Kürzungsvorschlag von 78 Millionen
Euro vor. Wissen Sie, dass 37 000 Familien mit zwei
Kindern und einem Einkommen von 30 000 Euro ihre
gesamte Jahreslohnsteuer dafür zahlen müssen, dass dieses Presseamt existiert? Und wofür? Um zusätzliche
Werbung zu machen, obwohl die eigentliche Pressearbeit über die einzelnen Ministerien läuft. Das ist nichts
anderes als zusätzliches Geld, das der Bürger, der hart
arbeiten muss, zahlen muss.
({4})
Sie sagen, die Vorschläge aus dem Sparbuch würden
nichts bringen. Wir als kleine Fraktion sagen, wo wir
sparen wollen. Sie als große Fraktion haben an keiner
einzigen Stelle in diesem Haushalt 2008 wirklich Ihre
Ausgaben heruntergefahren. Im Gegenteil, Sie haben
überall noch draufgesattelt.
({5})
Sie sprechen immer von der niedrigsten Nettokreditaufnahme. Das ist, als würde man einen Bürger im Monat November fragen: Kommst du mit dem Geld aus? Wenn er noch Weihnachtsgeld bekommen hat, sagt er:
Ja, ich komme aus. - Aber das Jammern im Januar, wenn
die Versicherungsbeiträge usw. fällig werden, ist riesengroß.
Ihnen, liebe Großkoalitionäre, droht im nächsten Jahr
das ganz böse Erwachen - leider; aber Sie sind, wie ich
Ihnen zeigen werde, selber daran schuld, denn Sie haben
keinerlei Vorsorge getroffen.
({6})
Bei der Politik, egal auf welcher Ebene, muss der
Bürger beim Geld auf eine einzige Sache ganz genau
schauen: Geben die Politiker mehr von meinem Geld
aus? Steigen die Ausgaben? ({7})
Das Wirtschaftswachstum ist dafür eine Orientierung.
Diese Bundesregierung hat bisher nichts anderes betrieben, als die Ausgaben immer um 4 Prozent zu steigern,
obwohl das Wirtschaftswachstum maximal 2,5 Prozent
betrug. Daran zeigt sich, wo Sie die Fehler machen: Die
Wirtschaft wächst weit langsamer als die Ausgaben, was
nichts anderes heißt als: Das, was Sie jetzt ausgeben, ist
das, was wir in den nächsten Jahren wieder an Schulden
haben werden und irgendwann an Zinsen werden zurückzahlen müssen. Das kann nicht die Lösung sein.
({8})
Man könnte noch denken, dafür wird in die Zukunft
investiert. Das haben wir hier auch gehört. Übrigens, all
den Anträgen, mit denen Sie kürzen wollen, hat die FDP
zugestimmt, weil sie nämlich an den Stellen sparen will,
wo nicht zukunftsgewandt, sondern rückwärtsgewandt
agiert wird.
({9})
Ich will nicht wieder das Beispiel Entwicklungshilfe
bringen. Aber dieses Denken - wir sind immer noch das
tolle Deutschland, das der ganzen Welt, selbst wenn sie
mit uns konkurriert, helfen muss - ist schlichtweg rückwärtsgewandt. Gehen Sie in die Zukunft. Da machen wir
mit. Wenn Sie in die Vergangenheit gehen, werden Sie
uns nie an Ihrer Seite haben.
({10})
Ein zweiter Hinweis. Sie tun so, als gebe es in diesem
Haushalt die niedrigste Nettokreditaufnahme. Sie haben
dabei aber einen Trick angewendet. Sie haben am Dienstag mit dem Nachtragshaushalt für 2007 noch schnell
2 Milliarden Euro angesetzt, die Sie eigentlich erst in
späteren Jahren ausgeben. Wenn Sie in der Bereinigungssitzung nicht die Ausgabe zusätzlicher 2,5 Milliarden Euro beschlossen hätten, was Sie nicht hätten tun
müssen, dann wären Sie schon im Jahr 2007 auf genau
11,9 Milliarden Euro gekommen. Das heißt: Wir sind am
Ende des Sparens; es geht eigentlich schon wieder aufwärts. Das nächste Jahr wird zeigen - da bin ich mir sicher -, dass wir wieder die alten Fehler machen.
({11})
Die Probleme sind riesengroß: Die Zinsen sind hoch.
Sie können nicht gesenkt werden; ob sie steigen, ist noch
die Frage. Die Inflationsrate ist hoch. Wir hoffen zwar,
dass sie nicht so hoch bleibt, aber auch das wäre möglich. Sie haben gesagt, dass der hohe Eurokurs nicht so
schlimm sei. Bis jetzt stimmt das. Der Eurokurs wird
aber so hoch bleiben, und wir werden entsprechende Reaktionen erleben. Wenn die Amerikaner darauf reagieren, wird die Sache mit dem Eurokurs noch ein weiteres
Stückchen schlimmer. Wir haben eine Bankenkrise. Herr
Steinbrück, dazu habe ich von Ihnen nichts gehört. Zum
Thema IKB hätte ich gerne etwas gehört. Warum fließen
da noch einmal Milliarden an Steuergeldern hin? Sie hätten diesbezüglich für Klarheit sorgen können.
({12})
Die Fragen, wessen Schuld das ist oder wer das gemacht
hat, sind nicht entscheidend. Entscheidend ist: Das Geld
ist weg, und der Steuerzahler blutet dafür!
({13})
Wir wissen, dass wir, wenn sich von dem, was als
dunkle Wolken aufzieht, nur ein bisschen bewahrheitet
und das Wachstum nur um 0,1 oder 0,2 Prozentpunkte
sinkt, schon wieder nahe an 16, 17 oder 18 Milliarden
Euro Neuverschuldung sind. Davon wollten Sie doch eigentlich wegkommen. Es wäre für Sie, für den Staat,
selbst für die FDP das Schlimmste, wenn wir im Jahr
2008 eine höhere Verschuldung hätten als im Jahr 2007.
Ich will aber nicht nur über Ihre Zukunftspläne sprechen. Ich will auch über das sprechen, was die Große
Koalition gegenwärtig macht: Sie macht eine Echternacher Springprozession - zwei vor, einen zurück;
dann denkt sie, das könnte man auch umgekehrt machen:
einen vor und zwei zurück. Beim Arbeitslosengeld I
gehen Sie wieder zurück. Beim GKV-Zuschuss haben
Sie sich inzwischen so gewunden, dass Sie gar nicht
mehr wissen, wo Sie das Geld hernehmen wollen. Jetzt
die Einigung beim Mindestlohn. Ich glaube, ich habe
Herrn Müntefering erst jetzt richtig verstanden. Als Herr
Müntefering sagte, dass Schwarz ein ganz tiefes Rot ist,
wusste er schon, dass die CDU/CSU beim Mindestlohn
einknicken und mitmachen würde. Das kann ich erst
jetzt richtig verstehen.
({14})
Steuersenkungen? Nein. - Halt! Eine Steuersenkung
hat diese Große Koalition gemacht, aber nicht für die
Schwachen. Was ist gesenkt worden? Der Mehrwertsteuersatz - halten Sie sich fest - für Skilifte. Wenn Hartz-IVEmpfänger künftig mal Skilifte nutzen - so zynisch ist
das ja -, stellen sie fest, dass sie nicht mehr 19 Prozent,
sondern 7 Prozent zahlen müssen. Auf Mineralwasser
zahlen sie aber weiterhin 19 Prozent Mehrwertsteuer.
Das halte ich für ein komisches Verständnis von Sozialpolitik.
({15})
Große Koalition - kleiner Mut; kleinere Fraktion großer Mut. Eines muss man ganz klar sagen: Was Sie
im nächsten Jahr erwarten wird, ist die Tatsache, dass
diese Große Koalition anders handelt, als es der Finanzminister in einem seiner Bücher geschrieben hat. Er hat
vom vorsorgenden Sozialstaat gesprochen. Zum vorsorgenden Sozialstaat gehört ein vorsorgender Haushalt,
der einem bei kleinen Krisen noch die Möglichkeit lässt,
umzusteuern. Sie hätten selbst bei der kleinsten Krise
nicht mehr die Möglichkeit, umzusteuern. Sie mögen
vielleicht auf dem richtigen Weg sein, aber Sie gehen ihn
in die völlig falsche Richtung.
Herzlichen Dank.
({16})
Das Wort hat der Kollege Ernst Hinsken für die
Unionsfraktion.
({0})
Verehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und
Kollegen! Über diesen Bundeshaushalt wird nun seit
mehr als drei Tagen diskutiert. Heute, in der Schlussrunde, ziehen wir ein Resümee. Eingangs möchte ich
darauf verweisen - das ist der Tenor, der auch draußen
vernommen werden kann -, dass das ein solider Haushalt ist und es wieder aufwärts geht. Die Bürger spüren
das und gehen gerne mit.
Herr Kollege Brüderle, Sie haben heute Morgen von
„schwarz-roten Festspieltagen“ gesprochen, die nun vorbei seien. Sie haben eine „Götterdämmerung“ angekündigt. Nein, wir haben allen Grund, zufrieden zu sein,
weil vom Haushaltsausschuss und insbesondere vom
Bundesfinanzminister Meisterarbeit geleistet wurde.
Man konnte die positive Stimmung bei diesen Debatten nachhaltig spüren. Die Politik der Bundesregierung
wirkt, und die Menschen haben wieder Hoffnung. Nun
liegen zwei Merkel-Jahre hinter uns. Ich meine: Es waren zwei gute Jahre.
({0})
Denn ein positiver Punkt reiht sich an den nächsten: Die
Reform der sozialen Sicherungssysteme, mehr Investitionen in Forschung und Entwicklung und der Ausbau
der steuerlichen Rahmenbedingungen für das bürgerschaftliche Element sind wesentlich.
({1})
In der Klimapolitik hat die Bundesregierung auf internationaler und europäischer Ebene Maßstäbe gesetzt. Die
Verbesserung der inneren und äußeren Sicherheit steht
ganz oben auf der Agenda und ist bei unserem Bundesinnenminister Schäuble in besten Händen.
({2})
Wir alle sollten heute zufrieden sein und uns darüber
freuen, dass einige Aspekte verzeichnet werden können,
die vor zwei, drei Jahren niemand erwartet hätte. Das
Haushaltsdefizit des Bundes wurde in den letzten beiden
Jahren halbiert, und die Maastricht-Kriterien werden
wieder eingehalten. Das war in den vergangenen Jahren
keine Selbstverständlichkeit.
({3})
2011 - das haben wir soeben gehört - wird es wieder
einen ausgeglichenen Haushalt geben.
({4})
Erinnern wir uns: Vor zwei Jahren mussten wir bei
jeder Gelegenheit darauf verweisen, dass wir in der Bundesrepublik Deutschland täglich 1 000 Arbeitsplätze
verlieren. Was können wir der Öffentlichkeit jetzt mitteilen? - Jeden Tag werden fast 2 000 neue Arbeitsplätze
geschaffen.
({5})
Das kommt nicht von ungefähr, sondern ist auf die erfolgreiche Politik dieser Bundesregierung unter Angela
Merkel zurückzuführen.
({6})
Wir haben die niedrigste Arbeitslosigkeit seit 14 Jahren.
Besonders für die Jugend freut mich, dass 60 000 neue
Ausbildungsverträge abgeschlossen werden konnten und
dass erstmals 47 000 Betriebe in der Bundesrepublik
Deutschland bereit waren, Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen.
({7})
Diese Liste der Erfolge ist noch nicht zu Ende. Die
Staatsquote sinkt von 46,9 Prozent in 2005 auf 43,3 Prozent in 2008. Die Lohnzusatzkosten, die vor allen Dingen die Wirtschaft belasten, werden auf circa 40 Prozent
reduziert. Ein ganz besonderes Paradestück ist für mich,
dass innerhalb von drei Jahren die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung von 6,5 Prozent auf 3,3 Prozent reduziert werden; das bedeutet eine Entlastung für Arbeitnehmer und Arbeitgeber in der Größenordnung von
jährlich 23 Milliarden Euro. Auch das muss hier vertreten und gesagt werden.
({8})
Das ist die stärkste Senkung von Lohnnebenkosten, die
jemals von einer Bundesregierung beschlossen wurde.
Ich meine, man sollte auch darauf verweisen, dass Wirtschaftsminister Glos ein besonderes Augenmerk auf den
Mittelstand richtet.
({9})
Die größte Geißel für den Mittelstand ist die enorme
Bürokratie. Deshalb wurde mit den Mittelstandsentlastungsgesetzen der Hebel angesetzt, diese Bürokratie zurückzudrängen. Es lohnt sich, bei dieser Gelegenheit auf
Folgendes zu verweisen: In 20 Bereichen wurde in der
Zwischenzeit die Bürokratie zurückgedrängt. Sicher, es
ist noch viel zu tun. Es lohnt sich, weil gerade im Mittelstand die meisten Arbeitsplätze entstanden sind, 80 Prozent allein in den letzten zwei Jahren.
Lassen Sie mich zum Schluss - ich bin ja Tourismusbeauftragter der Bundesregierung - noch einen Punkt
ansprechen: Der Tourismus ist ein Barometer der wirtschaftlichen Entwicklung. Wir können feststellen, dass
die Tourismuswirtschaft eine Aufwärtsentwicklung erfährt. Im vergangenen Jahr waren 351 Millionen Übernachtungen zu verzeichnen. Diese Zahl wird in diesem
Jahr gesteigert. Wir können uns glücklich schätzen, dass
in diesem Jahr die Zahl der Urlaubsgäste, die aus dem
Ausland nach Deutschland kommt, um fast 10 Prozent
und die Zahl der Inlandstouristen um 4 Prozent gestiegen ist, und das, obwohl schon im letzten Jahr ein enormer Zuwachs zu verzeichnen war.
({10})
Das lässt hoffen, und das freut mich.
Ich meine, wir befinden uns auf dem richtigen Weg.
Darum möchte ich sagen: Die Bundesregierung ist gut
beraten, diesen Haushalt so auszufüllen, wie er aufgelegt
ist. Das ist der richtige Weg und der richtige Fingerzeig
für die Zukunft.
Herzlichen Dank.
({11})
Das Wort hat der Kollege Roland Claus für die Fraktion Die Linke.
({0})
Frau Präsidentin! Sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr gern schließe ich mich namens meiner Fraktion dem Dank des Kollegen Otto Fricke an das Sekretariat des Haushaltsauschusses an. Ich gestatte mir - ich
glaube, das tue ich im Namen aller Mitglieder des Haushaltsausschusses -, auch dem Vorsitzenden unseres Ausschusses, Otto Fricke, herzlich für seine Amtsführung zu
danken.
({0})
- Den verspäteten Beifall des Kollegen Kampeter wollte
ich gern abwarten.
Bevor ich etwas zum Haushalt sage, komme ich nicht
umhin, mit einigen alten Hüten aufzuräumen, die Sie,
Herr Bundesfinanzminister, herausholten, indem Sie behaupteten, wir würden Mehrausgaben in Höhe von
150 Milliarden Euro fordern. Wenn Sie einen Blick in
unsere Anträge werfen, werden Sie feststellen: Was diesen Haushalt betrifft, geht es um 28 Milliarden Euro.
Herr Bundesfinanzminister, ich stelle fest: Sie operieren
im Deutschen Bundestag mit dem Übertreibungsfaktor
fünf. Das können wir Ihnen nicht durchgehen lassen.
({1})
Da ich weiß, dass Sie unser Steuerkonzept und unsere
übrigen Vorschläge im BMF berechnen lassen, muss ich
Ihnen sagen: Wenn Sie alle Eckpunkte des Bremer Programms, das die SPD beschlossen hat, berücksichtigen,
werden Sie in ähnlichen Dimensionen landen.
({2})
Deshalb ist es unredlich und unter Ihrem Niveau, uns so
etwas zu unterstellen.
({3})
Ich darf doch wohl fragen: War es ein anderer Peer
Steinbrück, der als Ministerpräsident von NordrheinWestfalen die Einführung der Vermögensteuer gefordert
hat? War das ein anderer Peer Steinbrück als der, mit
dem wir es jetzt zu tun haben? Herr Minister, lassen Sie
sich das gesagt sein!
({4})
Ich will auf den Zusammenhang zwischen dem Haushalt und der Lage in den neuen Bundesländern zu sprechen kommen. Denn was den Osten angeht, ist das, was
die Bundesregierung abgeliefert hat, eine komplette
Fehlanzeige. Ich finde, Sie machen einen gigantischen
Doppelfehler, wenn Sie den Osten für erledigt erklären.
Erstens nutzen Sie nicht die riesigen Chancen und die
Transformationserfahrungen, die im Osten in über
15 Jahren gesammelt wurden, und zweitens ignorieren
Sie die Gefahren, die durch die Abkehr von der Demokratie in ganzen ostdeutschen Landstrichen anzutreffen
sind.
Natürlich findet man in diesem Haushalt auch eine
Menge vernünftiger Vorschläge zur Entwicklung der
Lage in den neuen Bundesländern. Wir finden aber:
Das Gute und Vernünftige, das Sie planen, planen Sie
nur zögerlich und halbherzig - Stichwort: CO2-Sanierungsprogramm -, während Sie unsinnige und schlechte
Vorhaben mit vollen Händen planen. Man kann also
ganz schlicht und einfach sagen: Vom Guten zu wenig,
vom Schlechten zu viel.
({5})
Ein paar Stichworte, um das zu belegen: Sie alle haben uns hier erklärt, dass es notwendig sei, eine neue
Symbiose bzw. eine neue Verbindung von lebenslangem
Lernen und Erwerbstätigkeit - wir fügen hinzu: und von
sozialer Grundsicherung - herzustellen. Ich stelle dazu
fest: Das föderale Bildungssystem der Bundesrepublik
ist final gescheitert. Es wäre an der Zeit, endlich ein einheitliches Bildungssystem zu schaffen, das den Erfordernissen der Zukunft gerecht wird. Hier könnte man von
der DDR manches lernen.
({6})
Ich habe mich darüber gefreut, dass es gestern beim
Thema Postmindestlohn zu einem Kompromiss gekommen ist. Über eines ärgere ich mich aber: Warum verdammt noch mal musste es wieder einen Abschlag für
den Osten geben?
({7})
Wenn man in zwei Jahren ohnehin für eine Angleichung
sorgen will, warum jetzt erneut diese Erniedrigung? Ich
weiß, dass auch die Tarifpartner diese Vereinbarung akzeptiert haben. Daher klammere ich Verdi an dieser
Stelle nicht von meiner Kritik aus. Auch die Kollegen
von Verdi haben, was den Osten betrifft, die Schere im
Kopf.
({8})
Es ist nicht hinnehmbar, wiederum eine solche Diskriminierung zu beschließen.
Wir fordern seit langem die Ost-West-Angleichung
der Renten und haben Ihnen zahlreiche Vorschläge unterbreitet, wie die Benachteiligung ganzer Berufsgruppen überwunden werden kann. Wir freuen uns darüber,
dass es gestern erste Signale gab, dass die von Ihnen beabsichtigte frühe Zwangsverrentung etwas später erfolgen soll. Wir stellen dazu fest: Die Politik der Linken
wirkt. Erst vorgestern haben wir Ihnen angekündigt,
dazu die namentliche Abstimmung zu fordern. Dass
manche Medien nun gleich einen Linksruck bei den
Agenda-Parteien sehen wollen, kann ich nicht nachvollziehen.
({9})
Aber ich merke, dass die linke Politik wirkt, und wir
werden das Instrument der namentlichen Abstimmung
weiter nutzen.
Ich komme zur Unternehmensförderung. Wenn
man sich den Haushalt diesbezüglich genau anschaut
- dazu hatte ich viele Gelegenheiten -, wird man feststellen, dass die allermeisten Mittel nicht dorthin gehen,
wo sie am nötigsten gebraucht werden, sondern an
staatsnahe Monopolisten. Sie bauen darauf, dass diese
dann Wunderdinge vollbringen. Viel zu wenig Geld ist
für kleine und mittelständische Unternehmen sowie für
Existenzgründer - insbesondere im Osten - eingeplant.
({10})
- Das ist überhaupt kein Quatsch. Das können Sie an
vielen Stellen nachlesen.
({11})
Dieser Haushalt verpasst die Chance, die Angleichung der Lebensverhältnisse in Ost und West voranzubringen, er verpasst die Chance, etwas für die Einheit zu
tun. Frau Bundeskanzlerin, ich weiß, dass viele Ostdeutsche Ihre Amtsführung mit besonderer Sensibilität verfolgen.
Kollege Claus, auch Sie müssen bitte zum Schluss
kommen.
Mit diesem Haushalt haben Sie die meisten Ostdeutschen enttäuscht. Deshalb können wir ihm nicht zustimmen.
({0})
Das Wort hat der Kollege Bernhard Brinkmann für
die SPD-Fraktion.
({0})
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege
Claus, in einem Punkt sind wir uns einig: Auch ich
möchte zu Beginn meiner Ausführungen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Sekretariats, des Ministeriums und allen, die mitgeholfen haben, dass wir heute
den Bundeshaushalt 2008 beschließen können, ein herzliches Dankeschön ausrichten.
({0})
Allerdings ist es dann schon vorbei mit den Gemeinsamkeiten. Denn wenn die Forderungen, die Sie zum
Haushalt 2008 aufgestellt haben, Wirklichkeit würden,
dann hätten wir es tatsächlich mit jährlich wiederkehrenden Ausgabensteigerungen in Höhe von 150 Milliarden
Euro zu tun. Dazu gibt es eine Liste, die ich Ihnen gern
liefere. Wenn Sie den Beweis antreten, dass es sich tatsächlich nur um 25 Milliarden Euro handelt, wie Sie
eben angedeutet haben, dann hätten wir uns gewaltig
vertan. Davon gehe ich aber nicht aus, weil da solide gerechnet worden ist.
({1})
Ich will einen zweiten Punkt ansprechen, der in den
Haushaltsberatungen ebenfalls schon eine Rolle gespielt
hat. Es gibt ein Sparbuch der FDP-Fraktion.
({2})
Als ich noch jünger war, haben meine Eltern mir beigebracht, dass ein Sparbuch etwas ist, worauf sich ein Guthaben befindet. In dem Buch der FDP gibt es aber kein
Guthaben, sondern es finden sich Sparvorschläge in einer bestimmten Größenordnung darin.
({3})
Wir kennen das seit vielen Jahren: Diese Sparvorschläge
sind letztendlich in 90 Prozent aller Fälle nicht umsetzbar; auch darauf ist schon Bezug genommen worden.
({4})
Ich will nur ein Beispiel herausgreifen, das deutlich
macht, welche Luftbuchungen zum größten Teil dahinter
stehen. Sie wollen allen Ernstes den Zuschuss an die
Krankenversicherung streichen.
({5})
Sie wollen die dafür vorgesehenen 2,5 Milliarden Euro
streichen und nehmen damit billigend in Kauf
({6})
- das ist so; das müssten Sie bei Ihrem wirtschaftspolitischen Sachverstand durchaus nachvollziehen können -,
dass die Beiträge zur Krankenversicherung steigen.
Wenn die Lohnnebenkosten steigen, dann geht das zulasten von Arbeitsplätzen, und die Arbeitslosigkeit steigt.
({7})
Das hat den weiteren Effekt, dass es weniger Einnahmen
für die sozialen Sicherungssysteme gibt. Darum kann
man diesen Vorschlag auch nur ganz deutlich zurückweisen.
({8})
Ich will noch auf einen Punkt eingehen, den man
nicht oft genug erwähnen kann, auch wenn es einem hier
immer wieder als Eigenlob vorgeworfen wird. Ich
möchte nicht wissen, was wäre, wenn die Freien Demokraten mit auf der Regierungsbank sitzen würden
({9})
und wir diese Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt hätten.
Sie würden das jeden Tag groß feiern, Sie würden das jeden Tag in den Mittelpunkt Ihrer Ausführungen stellen.
({10})
Wir sind stolz darauf, dass die Arbeitslosigkeit um
diese Größenordnung reduziert werden konnte, dass sie
auch im November gesunken ist, dass sie bei den älteren
Arbeitslosen sinkt,
({11})
dass sie bei den jungen Arbeitslosen sinkt. Wir werden
diesen Weg, der mit der Agenda 2010 begonnen worden
ist und den Franz Müntefering fortgesetzt hat, konsequent fortführen.
({12})
Bernhard Brinkmann ({13})
Olaf Scholz wird ihn ebenfalls sehr erfolgreich fortsetzen.
({14})
Wir sollten endlich das Positive in den Fokus der Öffentlichkeit stellen und nicht in vielen Bereichen dieses
Land schlechtreden! Wir sollten stolz darauf sein, dass
die Menschen jeden Morgen mit ihrer Arbeit in den Betrieben, in den Verwaltungen und wo auch immer diese
Leistung erbringen. Ferner sollten wir auch denen danken, die dazu beigetragen haben, dass die Arbeitslosigkeit auf diesen Stand gesunken ist, nämlich den Betrieben, die eingestellt haben, und den vielen Beschäftigten
bei der Bundesagentur und bei den Jobcentern. Sie leisten eine tolle Arbeit. Sie haben Dank und Anerkennung
verdient und keine Kritik.
({15})
Was würden Sie zu der Tatsache sagen, dass der
Arbeitslosenversicherungsbeitragssatz fast halbiert worden ist? Die Arbeitgeber sind um 11,5 Milliarden Euro
entlastet worden - das wollen Sie doch immer -, und
auch die Arbeitnehmer sind um 11,5 Milliarden Euro
entlastet worden. Das ist für die Binnenkaufkraft wichtig; auch das muss man noch einmal deutlich herausstellen.
({16})
Wir haben 2007 erneut, nach 2005 und 2006, eine Rekordeinnahme bei der Gewerbesteuer. Das haben die
Kommunen in unserem Land bitter nötig. Das trägt zur
Entkrampfung der Finanzsituation der Kommunen in
Deutschland bei.
Von der linken Seite dieses Hauses ist viel über
Steuerpolitik gesprochen worden. Ich habe eine herzliche Bitte an Sie von der Linken: Würden Sie zumindest
zur Kenntnis nehmen, dass die unteren Einkommensgruppen, für die Sie ja angeblich jeden Tag streiten,
({17})
noch 1998 einen Eingangssteuersatz von knapp 26 Prozent hatten? Jetzt liegt der Eingangssteuersatz bei
15 Prozent. Das ist eine Senkung um 40 Prozent. Das
entlastet untere Einkommensgruppen, das kommt bei denen an, die jeden Euro bitter nötig haben.
({18})
Ich will noch eines hinzufügen - auch das kann man
nicht oft genug wiederholen -: Herr Kollege Fricke, die
Familie mit zwei Kindern, die Sie vorhin angesprochen
haben, kann dank der Steuerpolitik der Vorgängerregierung bis zu 37 500 Euro im Jahr verdienen, ohne Steuern
zahlen zu müssen, wenn wir berücksichtigen, dass das
Kindergeld dreimal angepasst worden ist.
({19})
Zuvor hat diese Familie noch Tausende Euros Steuern
gezahlt. Ich gebe Ihnen gleich die Tabelle, aus der Sie ersehen können, dass die Entlastung bei 30 000 Euro Jahresbrutto eine Größenordnung von mehreren Tausend
Euro erreicht.
({20})
Auch das sollten wir den Menschen im Lande sagen
({21})
und ihnen nicht ständig die Steuererhöhungsorgie vor
Augen führen.
({22})
Das verwirrt die Menschen und führt nicht dazu, dass die
Stimmung in diesem Land besser wird.
Von der linken Seite dieses Hohen Hauses hört man ja
oft, die Soldatinnen und Soldaten unserer Bundeswehr
führten einen völkerrechtswidrigen Krieg. Dazu will ich
sagen: Meine Damen und Herren von der Linken, hören
Sie bitte mit diesen Äußerungen auf! Schauen Sie sich
einmal an, was unsere Soldatinnen und Soldaten bei ihren Auslandseinsätzen für wertvolle Arbeit leisten!
({23})
Ich bin stolz darauf, dass sie diese wertvolle Arbeit leisten. Das sollten wir den Soldatinnen und Soldaten, die
einen gefährlichen Einsatz leisten, auch einmal sagen.
Also hören Sie bitte mit diesen Äußerungen auf! Fahren
Sie nicht nur zu Herrn Milošević - das können Sie ja
nicht mehr, er ist verstorben -, fahren Sie auch einmal zu
den Soldatinnen und Soldaten, die im Ausland im Einsatz sind, und schauen Sie sich an, was dort über Jahre
geleistet worden ist: für die schwächsten Menschen der
Gesellschaft in Afghanistan, Kosovo und an vielen anderen Plätzen der Welt.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Frau Kollegin
Flach, der Vorgängerfinanzminister, Hans Eichel, hat Ihr
Lob mit Sicherheit zur Kenntnis genommen.
({24})
Peer Steinbrück hat völlig recht: Wenn Sie das zur richtigen Zeit ausgesprochen hätten, wäre es noch redlicher
gewesen.
({25})
Aber ich sage es einmal so: Wenn die Financial Times
Deutschland diesen Finanzminister zum besten Finanzminister Europas kürt,
({26})
dann kann die Haushalts- und Finanzpolitik dieses
Ministers, dieser Regierung und dieser Koalition wohl
kaum schlecht sein. Es ist eine gute und solide Haushaltspolitik; auch darauf möchte ich an dieser Stelle
noch einmal sehr deutlich hinweisen.
({27})
Es war auch dieser Finanzminister,
({28})
Bernhard Brinkmann ({29})
der vor knapp einem Jahr für die Helden des Alltags, die
23 bis 24 Millionen ehrenamtlich tätigen Menschen in
Deutschland, etwas getan hat.
({30})
Wir sollten diesen 23 bis 24 Millionen Menschen in
Deutschland sagen: Jeder angelegte Euro für die Verbesserungen beim Ehrenamt, die von dieser Koalition auf
den Weg gebracht worden sind, ist ein gut angelegter
Euro. Diese Helden des Alltags haben Dank, Respekt
und Anerkennung verdient.
({31})
Ich könnte noch viele weitere Punkte anführen. Sie
sind heute Morgen auch schon zur Sprache gekommen.
({32})
Zum Schluss möchte ich auf eines hinweisen: Ein
ausgeglichener Bundeshaushalt ist in Sichtweite. Wir
setzen diese konsequente Haushalts- und Finanzpolitik
sehr solide fort.
Ich bitte Sie um Ihre Zustimmung zu diesem Haushalt
und bedanke mich für die Aufmerksamkeit.
({33})
Für die Unionsfraktion hat nun der Kollege Steffen
Kampeter das Wort.
({0})
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Zu Beginn möchte ich für die Haushaltsberatungen, die wir in den letzten Monaten durchgeführt haben,
Dank aussprechen. Ich bedanke mich erst einmal bei den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Sekretariates des
Haushaltsausschusses, aber auch beim Vorsitzenden des
Haushaltsausschusses, der das entgegen allen Unkenrufen sehr fair, anständig und umsichtig gemacht hat, und
bei den Kolleginnen und Kollegen des Haushaltsausschusses für die gute und kameradschaftliche Zusammenarbeit.
Der erste übergreifende Impetus und die erste allgemeine Begeisterung kamen zu Beginn der Haushaltsberatung auf, als die Kollegin Lührmann ihre Vermählung
bekannt gegeben hat. Wir waren uns einig, dass das ein
herausragendes Ereignis der diesjährigen Sitzungsperiode ist.
Ich zolle der Bundesregierung meinen Respekt dafür,
dass sie während der Bereinigungssitzung bis um halb
drei morgens an den Beratungen des Parlamentes mitgewirkt hat. Selbst amtierende Kabinettsmitglieder waren
bis in die frühen Morgenstunden sehr präsent. Ich finde,
das hat sich gelohnt. Die Nettokreditaufnahme sinkt weiter. Dies ist die erste gute Botschaft dieser Haushaltsberatung.
({0})
Die Nettokreditaufnahme sinkt, und wir haben gemeinsam fest im Blick, dass wir für die Bürgerinnen und
Bürger in diesem Land spätestens im Jahre 2011 keine
neuen Schulden mehr machen wollen. Danach wollen
wir dazu überleiten, den Schuldenstand in der Bundesrepublik Deutschland erstmals seit Menschengedenken
wieder abzubauen.
Die Staatsquote sinkt kontinuierlich - auch mit diesem Haushalt -: weniger Staat, mehr Freiheit und Entscheidungsfreiheit für die Bürger. Auch die Sozialversicherungsabgaben sinken, und zwar unter 40 Prozent.
Die Menschen haben hierdurch einen erheblichen Profit.
Diese generationengerechte Stabilitätspolitik zahlt
sich für die Menschen in unserem Lande aus. Sie spüren
es. Gestern hat die Bundesagentur für Arbeit zwei Botschaften verkündet: Bei der Beschäftigung und der Erwerbstätigkeit in der Bundesrepublik Deutschland haben
wir Höchststände zu verzeichnen, und wir haben die seit
14 Jahren niedrigste Arbeitslosigkeit in unserem Land.
({1})
Die Menschen kommen wieder in Arbeit - auch ältere.
Die Beschäftigungsquote der Älteren steigt, und auch
das Phänomen der Langzeitarbeitslosigkeit bekommen
wir in den Griff. Dies sind gute Botschaften aufgrund
unserer generationengerechten Stabilitätspolitik.
({2})
Ich habe in dieser Woche gelernt, dass die Realität der
größte Feind der Fiktion ist. Das scheint mir auch für
viele Beiträge aus der Opposition zu gelten. Sie haben
eine etwas schwierige Wahrnehmung solch positiver
Entwicklungen. Es ist ja nicht erforderlich, dass die
Opposition unsere Arbeit lobt, aber sie darf auch kein
fiktionales Bild von der Realität in diesem Lande zeichnen, sondern sie muss diese positiven Entwicklungen im
Interesse der Menschen, denen sie alle nutzen, auch einmal akzeptieren. Sie darf sich nicht in einer oppositionellen Scheinwelt ergehen.
({3})
Es ist auch deutlich geworden, dass wir bei der Betrachtung dieser Realität nicht stehen bleiben, sondern
im Interesse der Menschen für mehr Arbeit, für mehr
Beschäftigung, für mehr Sicherheit und für mehr Bildung in diesem Land weitermachen wollen. Bei der Aufstellung dieses Haushaltes haben wir deswegen auch
wichtige Entscheidungen im investiven Bereich getroffen. Ich nenne als Beispiel das Plus bei den Verkehrsinvestitionen. Ein leistungsfähiges Land braucht leistungsfähige Verkehrswege. Ich nenne als weiteres Beispiel die
Investitionen in die Kinderbetreuungsinfrastruktur. Wir
wollen den Menschen das Ja zur Familie auch organisatorisch erleichtern. Das sind gute Zukunftsentscheidungen, die mit diesem Haushalt getroffen worden sind.
({4})
Ich will nicht verschweigen, dass ich auch stolz darauf bin, dass wir in Kultur investieren. Wir sind das
Land der Dichter und Denker.
({5})
Wir haben eine große historische Tradition. Dieser werden wir mit dem größten nationalen Kulturinvestitionsprogramm gerecht. Dies ist eine Politik, die weit über
den Tag, weit über die Legislaturperiode hinaus unserem
Land guttut. Dies ist eine erfolgreiche Politik im Interesse der Menschen.
({6})
Vier Tage hatte die Opposition nun die Möglichkeit,
ihre Alternativen zu dieser Politik aufzuzeigen.
({7})
Von einzelnen Ausnahmen abgesehen, wirkte diese Opposition so lustlos, so langweilig, so schlecht aufgestellt,
so substanzlos und vor allen Dingen so kleinkariert wie
kaum eine Opposition zuvor. Gnade unserem Land,
wenn so die Regierung von morgen aussieht! Eigentlich
ist es die Funktion der Opposition, deutlich zu machen,
dass sie es besser kann. Aber Sie können es leider nicht,
leider für Sie, gut für unser Land.
({8})
Frau Künast, was Sie und Ihre Kollegen heute und in
den letzten Tagen geboten haben, stand sehr im Schatten
Ihres Parteitages. Von jemandem, der den Bürgerinnen
und Bürgern dieses Landes einen ungedeckten Scheck in
Höhe von 60 Milliarden Euro präsentiert, nehmen wir
keine Ratschläge entgegen, wie wir null Neuverschuldung für Deutschland machen können. Es darf nicht
wahr sein, wie unseriös und unsolide Sie argumentieren.
({9})
Es verwundert niemanden, wenn solche Leute wie Herr
Metzger Ihre Partei verlassen.
({10})
Es ist beschämend, dass Ihre haushaltspolitische Sprecherin in dieser Woche auf die Frage, woher die
60 Milliarden Euro kommen sollen, lediglich zurückgefragt hat: Warum sind Sie denn gegen Bildungsausgaben? Nein, wir sind natürlich nicht gegen Bildungsausgaben. Aber wir sind gegen diejenigen, die eine
Kuschelpolitik mit Freibieranspruch machen und dem
Bürger nicht die Rechnung präsentieren. Das ist unseriös, unsolide und unverantwortlich gegenüber den Menschen in unserem Land.
({11})
Noch zwei Beispiele aus Ihren Anträgen, meine Damen und Herren von der Opposition, mit denen Sie angeblich die Nettokreditaufnahme senken wollen. Sie
schlagen vor, weniger Geld für die Kohle auszugeben.
Ich habe mir das angeschaut und mich gefragt, ob wir einen Fehler gemacht haben; denn ich war immer dafür,
die Kohlesubventionen zu verringern. Nein, Sie schlagen vor, in bestehende rechtliche Zusagen einzugreifen
und den Kohlekompromiss aufzukündigen. Das ist kein
Einsparvorschlag; das ist Rechtsbruch. Das nutzt nicht
dem Steuerzahler; das nutzt den Rechtsanwälten, die
sich vor Gericht darüber streiten können. Das ist unsolide; das ist Blödsinn. So kann man als Opposition keine
seriöse Politik betreiben.
({12})
Die Liberalen, deren Anspruch es ist, die Regierung
von morgen zu stellen, haben uns zum wiederholten Mal
ein Sparbuch vorgelegt. Als Erstes muss ich dazu anmerken: Das Sparbuch ist ein bisschen aufgeblasen. Anständigerweise bedruckt man Papier beidseitig. Aber bei
diesem Sparbuch ist jede Seite nur einmal bedruckt. Das
bedeutet nichts anderes, als dass dort mehr Schein als
Sein drin ist. Das ist das Charakteristische dieses Sparbuches.
({13})
Die unsolide Art wird noch an einer anderen Stelle deutlich. Wenn man den Zuschuss an die Krankenversicherung streicht, bedeutet das höhere Beiträge, netto weniger für die Menschen, mehr Arbeitslosigkeit und höhere
Staatsausgaben. Das ist eine liberale Luftbuchung, kein
Einsparvorschlag.
({14})
- Herr Fricke, ab und zu ist mal eine Seite beidseitig bedruckt; wahrscheinlich, weil es sonst zu dick geworden
wäre.
Wie kleinkariert die Liberalen vorgehen, zeigt, dass
sie die Mittel für die Kriegsgräberfürsorge um ein Drittel
kürzen wollen.
({15})
Ich glaube nicht, dass es am mangelnden historischen
Bewusstsein der Liberalen liegt. Vielmehr wurde es um
des Effekts willen ein bisschen schlampig gemacht, damit man eine weitere Einsparung vorweisen konnte. Ich
glaube gar nicht, dass die Liberalen gegen die Kriegsgräberfürsorge sind. Aber das zeigt, wie solide dieses Sparbuch ist. Es ist kein Sparbuch, sondern ein dicker
Schmierzettelblock, leider nicht mehr.
({16})
Dieses Sparbuch ist der Jäger 90 der Liberalen.
({17})
Frau Matthäus-Maier war auch einmal in der FDP. Das
darf hier erwähnt werden. Sie hat uns jahrelang damit
gequält. Wenn ich sie heute frage, dann schmunzelt sie
mich an und weiß ganz genau, dass es unsolide war, den
Jäger 90 damals als Argument anzuführen. Genauso unsolide ist es, jedes Jahr mit einem solch substanzlosen,
„alternativlosen“ Buch zu nerven. Wo ist eigentlich die
Opposition, die Alternativen aufzeigt und nicht mit
Schmierzetteln den Deutschen Bundestag in die Irre führen will?
({18})
Nun komme ich zum Konglomerat von ehemaligen
SED-, PDS- und DKP-Funktionären.
({19})
Ihr Konzept ist relativ einfach: Abkassieren und Umverteilen. Ich will das dahin gehend zusammenfassen, dass
jeder, der in Deutschland arbeitet oder arbeiten will, sich
Sorgen machen muss, wenn diese Konzepte in die Wirklichkeit umgesetzt werden. Sie sind ein Programm für
Arbeitslosigkeit und weitgehende Verarmung. Sie sind
populistisch und verantwortungslos.
({20})
Auch dieser Teil der Opposition ist von wenig Substanz
geprägt. Wir werden die Erfolge, die wir bei Beschäftigung, Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und Staatskonsolidierung haben, nicht fortsetzen können, wenn wir
auch nur ein Jota dieses Populismus von DKP-Funktionären, SED-Altoberen und anderen übernehmen würden.
({21})
Der von Frau Kollegin Künast zum kommunistischen
Kolumnisten geadelte Hugo Müller-Vogg schreibt in Bezug auf die Grünen - aber das gilt für alle -:
Politik als Wunschkonzert, Programme als Geschenkkatalog ohne Preisangabe: In der Opposition
machen die Grünen es sich bequem - und sich
selbst völlig unglaubwürdig.
Das ist völlig zutreffend.
({22})
Dem kann man eigentlich im Hinblick auf die Opposition nicht mehr viel hinzufügen.
({23})
Ich will schließen. Wir haben in dieser Woche mehrfach von der FDP ein Buch bekommen.
({24})
Wenn man ein Geschenk bekommt, dann soll man überlegen, ob man vielleicht etwas zurückschenken kann.
Der Kollege Westerwelle, der hinten mit der Bundeskanzlerin wichtige Gespräche führt, hat dokumentiert,
dass er in Sachen Siebenjähriger Krieg und Varusschlacht im Jahre 9 Nachhilfe braucht. Er kommt wie ich
aus Nordrhein-Westfalen. Ich habe mir das schwer erarbeiten müssen. Deswegen wollen wir zum Abschluss
dieser Debatte dem Kollegen Westerwelle eine aktuelle
Ausgabe einer Zeitschrift über die Varusschlacht übergeben. Sie ist bebildert und nicht sehr anspruchsvoll, auch
für Abgeordnete geeignet.
({25})
Damit bedanken wir uns für das Geschenk des Sparbuchs. Wir antworten mit Varus.
In diesem Sinne wünschen wir weiterhin gute Beratung. Jetzt steht Ihrer Abreise nichts mehr entgegen. Wir
können abstimmen.
Herzlichen Dank, Frau Präsidentin.
({26})
Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Schlussabstimmung über das
Haushaltsgesetz 2008. Das betrifft die Drucksachen 16/6000,
16/6002, 16/6401 bis 16/6414, 16/6416 und 16/6419 bis
16/6425. Es ist namentliche Abstimmung verlangt.
Ich weise Sie darauf hin, dass nach dieser namentlichen Abstimmung noch weitere, einfache Abstimmungen über Entschließungsanträge folgen werden.
Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die
vorgesehenen Plätze einzunehmen. Sind alle Schriftführerinnen und Schriftführer an ihrem Platz? - Das ist der
Fall. Ich eröffne die Abstimmung.
Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimme nicht abgegeben hat? - Das ist nicht der Fall. Ich
schließe die Abstimmung und bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen.
Das Ergebnis der Abstimmung wird Ihnen später bekannt gegeben.
Wir setzen die Abstimmungen fort und kommen zu
den Entschließungsanträgen. Liebe Kolleginnen und
Kollegen, wenn Sie an den Abstimmungen teilnehmen
wollen, dann bitte ich Sie, Platz zu nehmen. Notwendige
Gespräche können Sie vor dem Plenarsaal fortsetzen.
({0})
Wir setzen die Abstimmungen fort und beginnen mit
der Abstimmung über den Entschließungsantrag der
Fraktionen der CDU/CSU und der SPD. Wer stimmt für
den Entschließungsantrag auf Drucksache 16/7358? Die Gegenprobe! - Wer enthält sich? - Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen der CDU/CSU-Fraktion und der SPD-Fraktion gegen die Stimmen der Fraktion Die Grünen und bei Enthaltung der Fraktion Die
Linke und der Fraktion der FDP angenommen.
Wir fahren fort mit der Abstimmung über fünf Entschließungsanträge der Fraktion der FDP.
Vizepräsidentin Petra Pau
Wer stimmt für den Entschließungsantrag auf
Drucksache 16/7308? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Der Entschließungsantrag ist abgelehnt.
Wer stimmt für den Entschließungsantrag auf Drucksache 16/7312? - Die Gegenprobe! - Gibt es Enthaltungen? - Das ist nicht der Fall. Der Entschließungsantrag
ist damit abgelehnt.
Wer stimmt für den Entschließungsantrag auf Drucksache 16/7322? - Wer stimmt dagegen? - Gibt es Enthaltungen? - Der Entschließungsantrag ist damit abgelehnt.
Wir kommen zum Entschließungsantrag auf Drucksache 16/7336. Wer stimmt für den Entschließungsantrag? - Wer stimmt dagegen? - Gibt es Enthaltungen? - Das ist nicht der Fall. Der Entschließungsantrag
ist gegen die Stimmen der Antragsteller abgelehnt.
Wer stimmt für den Entschließungsantrag auf Drucksache 16/7337? - Die Gegenprobe! - Wer enthält sich? Der Entschließungsantrag ist abgelehnt.
Wir kommen nun zu den drei Entschließungsanträgen
der Fraktion Die Linke.
Wer stimmt für den Entschließungsantrag auf Drucksache 16/7315? - Wer stimmt dagegen? - Gibt es Enthaltungen? - Der Entschließungsantrag ist gegen die
Stimmen der Antragsteller abgelehnt.
Wir kommen zum Entschließungsantrag auf Drucksache 16/7328. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Damit ist auch dieser Entschließungsantrag abgelehnt.
Wer stimmt für den Entschließungsantrag auf Drucksache 16/7335? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält
sich? - Der Entschließungsantrag ist damit ebenfalls abgelehnt.
Wir kommen schließlich zur Abstimmung über sieben
Entschließungsanträge der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen.
Wer stimmt für den Entschließungsantrag auf Drucksache 16/7299? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält
sich? - Der Entschließungsantrag ist abgelehnt.
Wer stimmt für den Entschließungsantrag auf Drucksache 16/7306? - Wer stimmt dagegen? - Gibt es Enthaltungen? - Das ist nicht der Fall. Dann ist auch dieser
Entschließungsantrag abgelehnt.
Wer stimmt für den Entschließungsantrag auf Drucksache 16/7307? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält
sich? - Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen
der Koalitionsfraktionen und der FDP-Fraktion gegen
die Stimmen der Antragsteller bei Enthaltung der Fraktion Die Linke abgelehnt.
Wer stimmt für den Entschließungsantrag auf Drucksache 16/7316? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält
sich? - Der Entschließungsantrag ist abgelehnt.
Wir kommen zum Entschließungsantrag auf Drucksache 16/7318. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Gibt es Enthaltungen? - Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen der CDU/CSU-Fraktion, der
SPD- Fraktion, der FDP-Fraktion und der Fraktion Die
Linke gegen die Stimmen der Antragsteller abgelehnt.
Wer stimmt für den Entschließungsantrag auf Drucksache 16/7319? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält
sich? - Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen
der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der Oppositionsfraktionen abgelehnt.
Wer stimmt schließlich für den Entschließungsantrag
auf Drucksache 16/7323? - Wer stimmt dagegen? - Gibt
es Enthaltungen? - Der Entschließungsantrag ist abgelehnt.
Soeben übermitteln mir die Schriftführerinnen und
Schriftführer das Ergebnis der namentlichen Abstimmung. Ich danke ihnen recht herzlich für ihre Arbeit.
({1})
Ich muss die Sitzung also nicht unterbrechen und gebe
Ihnen das von den Schriftführerinnen und Schriftführern
ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstimmung,
Schlussabstimmung über das Haushaltsgesetz 2008, bekannt: Abgegebene Stimmen 552. Mit Ja haben gestimmt 408, mit Nein haben 144 gestimmt, es gab keine
Enthaltungen. Das Haushaltsgesetz 2008 ist angenommen.
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 552;
davon
ja: 408
nein: 144
enthalten: 0
Ja
CDU/CSU
Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Albach
Peter Altmaier
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Dr. Wolf Bauer
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck
({2})
Veronika Bellmann
Dr. Christoph Bergner
Otto Bernhardt
Peter Bleser
Antje Blumenthal
Dr. Maria Böhmer
Jochen Borchert
Wolfgang Börnsen
({3})
Wolfgang Bosbach
Klaus Brähmig
Michael Brand
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Monika Brüning
Georg Brunnhuber
Cajus Caesar
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Dr. Stephan Eisel
Anke Eymer ({4})
Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer ({5})
Dirk Fischer ({6})
Axel E. Fischer ({7})
Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich
({8})
Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Dr. Michael Fuchs
Vizepräsidentin Petra Pau
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Peter Gauweiler
Dr. Jürgen Gehb
Norbert Geis
Eberhard Gienger
Ralf Göbel
Josef Göppel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Ute Granold
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Dr. Karl-Theodor Freiherr zu
Guttenberg
Olav Gutting
Gerda Hasselfeldt
Ursula Heinen
Uda Carmen Freia Heller
Michael Hennrich
Jürgen Herrmann
Bernd Heynemann
Peter Hintze
Robert Hochbaum
Franz-Josef Holzenkamp
Joachim Hörster
Anette Hübinger
Hubert Hüppe
Susanne Jaffke
Dr. Peter Jahr
Dr. Hans-Heinrich Jordan
Dr. Franz Josef Jung
Andreas Jung ({9})
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Alois Karl
Bernhard Kaster
Siegfried Kauder ({10})
Volker Kauder
Eckart von Klaeden
Jürgen Klimke
Julia Klöckner
Jens Koeppen
Kristina Köhler ({11})
Manfred Kolbe
Norbert Königshofen
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Johann-Henrich
Krummacher
Dr. Hermann Kues
Dr. Karl A. Lamers
({12})
Andreas G. Lämmel
Katharina Landgraf
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Ingbert Liebing
Eduard Lintner
Dr. Klaus W. Lippold
Patricia Lips
Dr. Michael Luther
Stephan Mayer ({13})
Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Friedrich Merz
Laurenz Meyer ({14})
Maria Michalk
Dr. h. c. Hans Michelbach
Dr. Eva Möllring
Marlene Mortler
Dr. Gerd Müller
Hildegard Müller
Carsten Müller
({15})
Stefan Müller ({16})
Bernward Müller ({17})
Bernd Neumann ({18})
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Eduard Oswald
Henning Otte
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Ruprecht Polenz
Daniela Raab
Thomas Rachel
Dr. Peter Ramsauer
Peter Rauen
Eckhardt Rehberg
Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Franz Romer
Johannes Röring
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Albert Rupprecht ({19})
Peter Rzepka
Anita Schäfer ({20})
Hermann-Josef Scharf
Dr. Wolfgang Schäuble
Hartmut Schauerte
Dr. Annette Schavan
Dr. Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Norbert Schindler
Georg Schirmbeck
Bernd Schmidbauer
Christian Schmidt ({21})
Andreas Schmidt ({22})
Ingo Schmitt ({23})
Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Wilhelm Josef Sebastian
Horst Seehofer
Kurt Segner
Marion Seib
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Gero Storjohann
Andreas Storm
Max Straubinger
Thomas Strobl ({24})
Michael Stübgen
Hans Peter Thul
Antje Tillmann
Arnold Vaatz
Volkmar Uwe Vogel
Andrea Astrid Voßhoff
Gerhard Wächter
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Marcus Weinberg
Peter Weiß ({25})
Gerald Weiß ({26})
Ingo Wellenreuther
Karl-Georg Wellmann
Annette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Willy Wimmer ({27})
Elisabeth WinkelmeierBecker
Dagmar Wöhrl
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew
SPD
Dr. Lale Akgün
Gregor Amann
Gerd Andres
Niels Annen
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Ernst Bahr ({28})
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Klaus Barthel
Sören Bartol
Sabine Bätzing
Dirk Becker
Uwe Beckmeyer
Klaus Uwe Benneter
Dr. Axel Berg
Ute Berg
Petra Bierwirth
Lothar Binding ({29})
Volker Blumentritt
Kurt Bodewig
Clemens Bollen
Gerd Bollmann
Dr. Gerhard Botz
Klaus Brandner
Willi Brase
({30})
Edelgard Bulmahn
Marco Bülow
Ulla Burchardt
Dr. Michael Bürsch
Christian Carstensen
Marion Caspers-Merk
Dr. Peter Danckert
Dr. Herta Däubler-Gmelin
Karl Diller
Martin Dörmann
Dr. Carl-Christian Dressel
Elvira Drobinski-Weiß
Garrelt Duin
Detlef Dzembritzki
Sebastian Edathy
Siegmund Ehrmann
Hans Eichel
Petra Ernstberger
Karin Evers-Meyer
Annette Faße
Elke Ferner
Gabriele Fograscher
Rainer Fornahl
Gabriele Frechen
Dagmar Freitag
Peter Friedrich
Sigmar Gabriel
Martin Gerster
Iris Gleicke
Günter Gloser
Renate Gradistanac
Dieter Grasedieck
Monika Griefahn
Gabriele Groneberg
Achim Großmann
Wolfgang Grotthaus
Hans-Joachim Hacker
Bettina Hagedorn
Klaus Hagemann
Alfred Hartenbach
Michael Hartmann
({31})
Nina Hauer
Hubertus Heil
Dr. Reinhold Hemker
Rolf Hempelmann
Dr. Barbara Hendricks
Gustav Herzog
Petra Heß
Gabriele Hiller-Ohm
Stephan Hilsberg
Petra Hinz ({32})
Gerd Höfer
Iris Hoffmann ({33})
Frank Hofmann ({34})
Eike Hovermann
Klaas Hübner
Christel Humme
Lothar Ibrügger
Johannes Jung ({35})
Johannes Kahrs
Ulrich Kasparick
Dr. h. c. Susanne Kastner
Ulrich Kelber
Hans-Ulrich Klose
Dr. Bärbel Kofler
Walter Kolbow
Fritz Rudolf Körper
Karin Kortmann
Rolf Kramer
Anette Kramme
Ernst Kranz
Nicolette Kressl
Vizepräsidentin Petra Pau
Dr. Hans-Ulrich Krüger
Angelika Krüger-Leißner
Jürgen Kucharczyk
Helga Kühn-Mengel
Ute Kumpf
Christine Lambrecht
Christian Lange ({36})
Dr. Karl Lauterbach
Helga Lopez
Gabriele Lösekrug-Möller
Dirk Manzewski
Lothar Mark
Caren Marks
Katja Mast
Hilde Mattheis
Markus Meckel
Petra Merkel ({37})
Ulrike Merten
Dr. Matthias Miersch
Ursula Mogg
Detlef Müller ({38})
Michael Müller ({39})
Gesine Multhaupt
Dr. Rolf Mützenich
Andrea Nahles
Thomas Oppermann
Holger Ortel
Johannes Pflug
Joachim Poß
Christoph Pries
Dr. Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr. Sascha Raabe
Mechthild Rawert
Maik Reichel
Dr. Carola Reimann
Christel RiemannHanewinckel
Walter Riester
Sönke Rix
René Röspel
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Karin Roth ({40})
Michael Roth ({41})
Ortwin Runde
Marlene Rupprecht
({42})
Anton Schaaf
Axel Schäfer ({43})
Bernd Scheelen
Marianne Schieder
Dr. Frank Schmidt
Ulla Schmidt ({44})
Silvia Schmidt ({45})
Carsten Schneider ({46})
Olaf Scholz
Ottmar Schreiner
Reinhard Schultz
({47})
Swen Schulz ({48})
Ewald Schurer
Frank Schwabe
Dr. Angelica Schwall-Düren
Dr. Martin Schwanholz
Rolf Schwanitz
Rita Schwarzelühr-Sutter
Wolfgang Spanier
Dr. Margrit Spielmann
Jörg-Otto Spiller
Dr. Ditmar Staffelt
Dieter Steinecke
Ludwig Stiegler
Rolf Stöckel
Christoph Strässer
Dr. Peter Struck
Joachim Stünker
Dr. Rainer Tabillion
Jella Teuchner
Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Jörn Thießen
Rüdiger Veit
Simone Violka
Jörg Vogelsänger
Dr. Marlies Volkmer
Hedi Wegener
Andreas Weigel
Petra Weis
Gunter Weißgerber
Gert Weisskirchen
({49})
Lydia Westrich
Dr. Margrit Wetzel
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Dr. Dieter Wiefelspütz
Dr. Wolfgang Wodarg
Waltraud Wolff
({50})
Heidi Wright
Uta Zapf
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries
Nein
FDP
Jens Ackermann
Dr. Karl Addicks
Christian Ahrendt
Daniel Bahr ({51})
Uwe Barth
Angelika Brunkhorst
Ernst Burgbacher
Patrick Döring
Jörg van Essen
Otto Fricke
Paul K. Friedhoff
Horst Friedrich ({52})
Dr. Edmund Peter Geisen
Dr. Wolfgang Gerhardt
Joachim Günther ({53})
Dr. Christel Happach-Kasan
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Michael Kauch
Dr. Heinrich L. Kolb
Hellmut Königshaus
Gudrun Kopp
Jürgen Koppelin
Heinz Lanfermann
Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Ina Lenke
Sabine LeutheusserSchnarrenberger
Michael Link ({54})
Markus Löning
Horst Meierhofer
Patrick Meinhardt
Jan Mücke
Burkhardt Müller-Sönksen
Dirk Niebel
Cornelia Pieper
Jörg Rohde
Frank Schäffler
Dr. Konrad Schily
Dr. Hermann Otto Solms
Dr. Max Stadler
Dr. Rainer Stinner
Carl-Ludwig Thiele
Florian Toncar
Dr. Guido Westerwelle
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff ({55})
Martin Zeil
DIE LINKE
Hüseyin-Kenan Aydin
Dr. Dietmar Bartsch
Dr. Lothar Bisky
Heidrun Bluhm
Eva Bulling-Schröter
Sevim Dağdelen
Dr. Diether Dehm
Werner Dreibus
Dr. Dagmar Enkelmann
Klaus Ernst
Diana Golze
Heike Hänsel
Hans-Kurt Hill
Cornelia Hirsch
Inge Höger
Dr. Barbara Höll
Ulla Jelpke
Dr. Lukrezia Jochimsen
Dr. Hakki Keskin
Katja Kipping
Jan Korte
Katrin Kunert
Oskar Lafontaine
Michael Leutert
Dr. Gesine Lötzsch
Ulrich Maurer
Kornelia Möller
Kersten Naumann
Wolfgang Nešković
Dr. Norman Paech
Bodo Ramelow
Elke Reinke
Paul Schäfer ({56})
({57})
Dr. Herbert Schui
Dr. Ilja Seifert
Dr. Petra Sitte
Frank Spieth
Dr. Kirsten Tackmann
Dr. Axel Troost
Alexander Ulrich
Jörn Wunderlich
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Marieluise Beck ({58})
Cornelia Behm
Birgitt Bender
Grietje Bettin
Ekin Deligöz
Dr. Thea Dückert
Dr. Uschi Eid
Hans-Josef Fell
Kai Gehring
Britta Haßelmann
Winfried Hermann
Peter Hettlich
Priska Hinz ({59})
Ulrike Höfken
Dr. Anton Hofreiter
Bärbel Höhn
Ute Koczy
Sylvia Kotting-Uhl
Fritz Kuhn
Renate Künast
Markus Kurth
Undine Kurth ({60})
Monika Lazar
Nicole Maisch
Jerzy Montag
Kerstin Müller ({61})
Winfried Nachtwei
Omid Nouripour
Brigitte Pothmer
Claudia Roth ({62})
Krista Sager
Elisabeth Scharfenberg
Irmingard Schewe-Gerigk
Dr. Gerhard Schick
Rainder Steenblock
Silke Stokar von Neuforn
Dr. Harald Terpe
Jürgen Trittin
Wolfgang Wieland
Josef Philip Winkler
Margareta Wolf ({63})
Fraktionslose Abgeordnete
Henry Nitzsche
Gert Winkelmeier
Vizepräsidentin Petra Pau
({64})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind damit am
Schluss unserer heutigen Tagesordnung.
Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bundestages auf Mittwoch, den 12. Dezember 2007, 13 Uhr,
ein.
Die Sitzung ist geschlossen.