Hinweis: Der Redeinhalt enthält nur die tatsächlich gesprochenen Worte des jeweiligen Politikers. Jede Art von Zwischenruf oder Reaktion aus dem Plenum wird aus dem Redeinhalt gelöscht und durch eine Positions-ID im Format ({ID}) ersetzt.
Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die
Sitzung ist eröffnet.
({0})
Die heutige Sitzung habe ich gemäß Art. 39 Abs. 3
Satz 3 des Grundgesetzes in Verbindung mit § 21 Abs. 2
der Geschäftsordnung auf Verlangen der Fraktionen einberufen.
({1})
Bevor wir in die Tagesordnung eintreten,
({2})
möchte ich dem Kollegen Jürgen Koppelin, der am
14. September seinen 60. Geburtstag gefeiert hat, nachträglich im Namen des ganzen Hauses herzlich gratulieren.
({3})
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf:
Beratung des Antrags der Bundesregierung
Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in
Afghanistan unter Führung der NATO auf
Grundlage der Resolutionen 1386 ({4}) vom
20. Dezember 2001, 1413 ({5}) vom 23. Mai
2002, 1444 ({6}) vom 27. November 2002,
1510 ({7}) vom 13. Oktober 2003, 1563 ({8})
vom 17. September 2004 und 1623 ({9}) vom
13. September 2005 des Sicherheitsrates der
Vereinten Nationen
- Drucksache 15/5996 Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss ({10})
Rechtsausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO
Eine Aussprache ist jetzt nicht vorgesehen. Die Kolleginnen Petra Pau und Gesine Lötzsch haben jedoch beantragt, vor der Ausschussüberweisung eine Aussprache
von zwei Stunden durchzuführen. Zu diesem Antrag erteile ich Kollegin Pau das Wort.
({11})
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zur
Debatte und Entscheidung steht heute die Fortsetzung
der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an
dem Einsatz einer Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan. Wir schlagen vor, dazu
nach § 80 Abs. 4 der Geschäftsordnung eine erste Lesung durchzuführen. Sie haben sich allerdings auf ein
verkürztes Verfahren geeinigt. Das heißt, Sie wollen diesen Antrag ohne Debatte an die Ausschüsse überweisen.
Ich begründe unseren Antrag in sechs Punkten: Erstens verlangen wir eine Aussprache, weil nach uns die
zuständigen Ausschüsse über den vorliegenden Antrag
beraten werden und in Kenntnis der Argumente aus den
Fraktionen eine Beschlussempfehlung vorbereiten sollten.
({0})
Das ist im Übrigen das übliche Verfahren.
Sinnvoll wäre es außerdem, die Meinungen der Fraktionen und der einzelnen gewählten Abgeordneten
kennen zu lernen, da ich aus den unterschiedlichen Fraktionen - die einen befinden sich heute noch in Regierungsverantwortung, die anderen noch in der Opposition - andere Töne als bei vorherigen Abstimmungen
gehört habe.
Der zweite Grund für eine Debatte: Im Antrag der Bundesregierung wird von der Fortsetzung eines bestehenden
Redetext
Mandats der Bundeswehr gesprochen. Das ist extrem
tief gestapelt; denn tatsächlich soll nicht nur das Mandat
verlängert, sondern auch das Personal aufgestockt und
das Einsatzgebiet ausgeweitet werden. Es handelt sich
also um eine neue Qualität.
Drittens beantragen Gesine Lötzsch und ich eine Debatte, weil die Bundesregierung bisher jegliche Bilanz
der Afghanistaneinsätze der Bundeswehr vermissen
lässt. Es gibt nicht einmal offizielle Zahlen, zum Beispiel zu verwundeten und getöteten Soldaten des KSK.
In der vergangenen Woche hat sich die Bundesregierung
mir gegenüber geweigert, hierzu eine Bilanz vorzulegen.
Der vierte Grund: Liest man im Antrag der Bundesregierung das Großgedruckte, dann stellt man fest, dass
es dort vor allem um ein erweitertes Einsatzgebiet geht.
Liest man aber das kleiner Gedruckte, das im Antrag
charmant Versteckte, dann wird sehr schnell klar: Die
Bundeswehr kann und soll künftig in ganz Afghanistan
unter NATO-Befehl agieren. Auch darüber sollten wir
hier reden, bevor die Ausschüsse tagen und wir hier zur
Abstimmung kommen.
Der fünfte Grund für eine Debatte: Sie alle wissen,
dass wir in einer prekären Situation sind. Der
15. Deutsche Bundestag hat eigentlich keine Legitimation mehr, weit reichende Beschlüsse zu fassen. Er
wurde auf Wunsch des Bundeskanzlers aufgelöst.
({1})
Der neue, 16. Deutsche Bundestag ist so gut wie gewählt, also legitimiert, weit reichende Entscheidungen
zu treffen. Nun gibt es Fristen; aber wir sollten zumindest nicht so tun, als würden wir uns mit diesem Thema
nicht auseinander setzen. Ich finde, umso mehr sollten
wir ein transparentes Verfahren für diese weit reichende
Entscheidung wählen.
Sechster Grund für eine Debatte: Wer die Bundeswehr ins Ausland schickt, begibt sich in eine permanente
Erklärungspflicht gegenüber den Soldatinnen und Soldaten, noch mehr aber gegenüber den Bürgerinnen und
Bürgern - die übrigens auch für die Kosten dieses Einsatzes aufkommen müssen: Wir entscheiden heute
Nachmittag über 318 Millionen Euro.
Und: Die selten gefragten Bürgerinnen und Bürger
haben Fragen, zum Beispiel die ganz simple nach dem
Grund des Einsatzes. Wir erinnern uns: Die Soldatinnen
und Soldaten wurden damals mit dem Auftrag, Bin
Laden zu fassen, losgeschickt.
({2})
Nun fragen die Bürgerinnen und Bürger: Was ist daraus
geworden? Welche Bilanz legt uns die Bundesregierung
hier vor?
({3})
Also meine Bitte: Folgen Sie unserem Antrag! Geben
Sie in einer zweistündigen Plenardebatte die notwendigen Antworten zu allen Mandaten in Afghanistan und
zur Bilanz und zum Zusammenwirken der unterschiedlichen eingesetzten Kräfte. Sie würden sich damit selbst
ernst nehmen, aber auch den Deutschen Bundestag und
die parlamentarische Demokratie - und vor allem die
Bürgerinnen und Bürger.
({4})
Ich erteile das Wort Kollegen Wilhelm Schmidt.
Guten Morgen, Herr Präsident, liebe Kolleginnen und
Kollegen! Im Namen aller Fraktionen des Hauses antworte ich auf diesen Geschäftsordnungsantrag der Kolleginnen Pau und Lötzsch und stelle fest, dass wir in diesem Falle überhaupt kein besonderes Verfahren gewählt
haben; wir haben vielmehr schon dreimal an einem einzigen Tag entschieden: im Zusammenhang mit dem
Kosovo, mit Mazedonien und auch mit Somalia. Von daher ist das jetzige Verfahren nichts Ungewöhnliches.
Ein Zweites ist: Die Kolleginnen Pau und Lötzsch
müssen sich schon klar werden, was sie denn eigentlich
wollen. Auf der einen Seite sagen sie, was wir heute hier
machen, ist - wenn ich es richtig verstanden habe - am
Rande der Verfassungsmäßigkeit; auf der anderen Seite
haben sie doch nur eine zweistündige Debatte beantragt.
Damit akzeptieren sie doch eigentlich den Ablauf dieses
Verfahrens. Ich kann also nur sagen: Auch hier an dieser
Stelle völlig danebengegriffen! Wir werden auch deswegen den Ablauf so gestalten, wie wir es miteinander vereinbart haben.
({0})
Dass der Deutsche Bundestag hier verfassungsgemäß handelt, liegt auf der Hand, weil wir, der Deutsche
Bundestag der 15. Wahlperiode, noch im Amt sind, und
zwar so lange, bis der neue Deutsche Bundestag - jener
der 16. Wahlperiode - zusammengetreten ist. Von daher hat dieser Bundestag alle Entscheidungsbefugnisse
und -rechte, auch in zusätzlichen Sondersitzungen wie
dieser heute.
Das Informationsbedürfnis der Kolleginnen und Kollegen aus dem Bundestag wird in den jetzt folgenden
Ausschusssitzungen zunächst unter den Fachleuten geklärt und befriedigt. Natürlich werden dort Ihre Rechte,
teilzunehmen, nicht beschnitten. Im Übrigen ist es so,
dass natürlich auch die Bürgerinnen und Bürger dieses
Landes bei der zweiten Debatte, heute Nachmittag ab
14 Uhr, in vollem Umfange informiert werden. Also gibt
es auch dort kein Defizit.
({1})
Wilhelm Schmidt ({2})
Über die inhaltliche Seite - das ist ja der etwas verkorkste Versuch von Ihnen, bei dieser Gelegenheit noch
einmal darüber zu reden - wird dann heute Nachmittag
zu sprechen sein; darauf gehe ich jetzt nicht ein.
Ich nutze allerdings die Gelegenheit, bei meinem nun
wirklich endgültig letzten Auftritt hier im Deutschen
Bundestag Ihnen allen zu danken, vor allem aber denen,
die mit mir aus dem Deutschen Bundestag ausscheiden.
Herzlichen Dank für die gute Zusammenarbeit! Dem
neuen Deutschen Bundestag alles Gute für die künftige
Arbeit!
({3})
Ihnen persönlich, Kollege Schmidt, auch unsererseits
alles Gute für Ihre Zukunft!
({0})
Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag auf
Aussprache. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Der Antrag ist mit den Stimmen
des ganzen Hauses gegen die Stimmen der beiden Kolleginnen Pau und Lötzsch abgelehnt.
Wir kommen damit zur Überweisung. Interfraktionell
wird Überweisung des Antrags der Bundesregierung auf
Drucksache 15/5996 an die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstanden? - Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.
Zu den Ausschussberatungen unterbreche ich jetzt die
Sitzung bis voraussichtlich 14 Uhr. Der Wiederbeginn
der Sitzung wird rechtzeitig durch Klingelsignal angekündigt.
Die Sitzung ist unterbrochen.
({1})
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die unterbrochene
Sitzung ist wieder eröffnet.
Ich rufe Tagesordnungspunkt 2 auf:
a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses ({0}) zu dem Antrag der Bundesregierung
Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in
Afghanistan unter Führung der NATO auf
Grundlage der Resolutionen 1386 ({1}) vom
20. Dezember 2001, 1413 ({2}) vom 23. Mai
2002, 1444 ({3}) vom 27. November 2002,
1510 ({4}) vom 13. Oktober 2003, 1563 ({5})
vom 17. September 2004 und 1623 ({6}) vom
13. September 2005 des Sicherheitsrates der
Vereinten Nationen
- Drucksachen 15/5996, 15/6001 Berichterstattung:
Abgeordnete Gert Weisskirchen ({7})
Marianne Tritz
Dr. Werner Hoyer
b) Bericht des Haushaltsausschusses ({8})
gemäß § 96 der Geschäftsordnung
- Drucksache 15/6002 Berichterstattung:
Abgeordnete Alexander Bonde
Lothar Mark
Herbert Frankenhauser
Jürgen Koppelin
Interfraktionell ist vereinbart worden, dass von der
Frist für den Beginn der Beratung abgewichen werden
soll. Sind Sie damit einverstanden? - Das ist der Fall.
Dann ist so beschlossen.
Ich weise darauf hin, dass wir nach der Aussprache
über die Beschlussempfehlung über den Antrag der Bundesregierung namentlich abstimmen werden.
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen, wobei die FDP
zehn Minuten Redezeit erhalten soll. - Ich höre keinen
Widerspruch. Dann ist so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Bundesminister der Verteidigung, Peter Struck, das Wort.
({9})
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! 6 000 Kilometer von Deutschland entfernt leisten zurzeit 2 208 Soldatinnen und Soldaten in Kabul,
Kunduz und Faizabad ihren Dienst im Rahmen der internationalen Sicherheits- und Unterstützungsmission der
Vereinten Nationen für Afghanistan. Die Temperaturschwankungen in Afghanistan betragen im Laufe des
Jahres bis zu 60 Grad. Die Soldatinnen und Soldaten
schlafen in Zelten oder Containern. Für eine Fahrstrecke
von 200 Kilometern werden in der Regel mindestens
14 Stunden gebraucht. Das sind nur einige der Umstände, die den Dienst bestimmen.
Wichtiger ist, dass unsere Soldatinnen und Soldaten
bei ihrem Einsatz Gefahren für Leib und Leben ausgesetzt sind. Wir haben seit Beginn des Einsatzes ab Dezember 2001 17 Soldaten verloren. 22 Soldaten wurden
bei einem Selbstmordattentat teilweise schwer verletzt
und leiden noch heute unter den Auswirkungen dieses
Anschlags. Allen Soldatinnen und Soldaten, die gerade
jetzt in Afghanistan sind oder in den vergangenen fast
vier Jahren dort waren, gebührt hoher Respekt für ihre
Arbeit und unser aller Dank.
({0})
Der Einsatz in Afghanistan birgt ein hohes Risiko,
aber er ist von uns allen zu verantworten. Wir handeln
nicht leichtfertig. Wir müssen und wollen den Afghanen
weiterhin zur Seite stehen und zur Sicherheit im Land
beitragen. Indem wir dabei helfen, den Wiederaufbau
voranzubringen, machen wir die Abkehr Afghanistans
von einer Brutstätte internationalen Terrorismus unumkehrbar. Damit trägt der Einsatz unserer Soldatinnen
und Soldaten auch zur Sicherheit in Deutschland und
Europa bei.
Vor zehn Tagen, am 18. September, mündete der auf
der Afghanistan-Konferenz 2001 begonnene Prozess des
Wiederaufbaus und der Demokratisierung in einen herausragenden politischen Erfolg. Millionen Männer und
vor allem auch Frauen haben mutig die Chance ergriffen,
selbst in freier Wahl über ihre politischen Führer zu bestimmen. Das ist auch dem Einsatz der internationalen
Friedenstruppe zu verdanken.
({1})
Mehr als 50 000 afghanische Sicherheitskräfte, unterstützt von rund 12 000 ISAF-Kräften und rund
18 000 Soldaten der Antiterrorkoalition, haben für einen
nahezu ungestörten Ablauf der Wahlen gesorgt. Der Leiter der Wahlbehörde in Afghanistan hat die Sicherheitslage bei der Wahl als „generell sehr gut“ bezeichnet. Die
erste Parlamentswahl seit gut 35 Jahren war ein Meilenstein auf dem Weg in eine bessere Zukunft. Sie folgte
der Verabschiedung der Verfassung im Januar 2004 und
der Präsidentschaftswahl im Oktober 2004.
Mit der Konstituierung des neuen afghanischen Parlaments ist der so genannte Bonn-Prozess beendet. Es
kommt jetzt darauf an, dass die internationale Gemeinschaft den weiteren Aufbau des Landes mit allen Kräften
unterstützt. Ich habe dazu auf der Konferenz der NATOVerteidigungsminister vor zwei Wochen hier in Berlin
eine weitere Afghanistan-Konferenz unter Beteiligung
der NATO und anderer Geberstaaten in Kabul vorgeschlagen. Im Kern muss es darum gehen, dass die Afghanen nach und nach mehr Verantwortung für ihr Land
übernehmen. Darin wollen wir sie weiterhin unterstützen - auch durch die ISAF-Schutztruppe.
Ohne die ISAF-Kräfte hätte Afghanistan die erfolgreiche politische Entwicklung der vergangenen vier
Jahre nicht vollziehen können. Wir führen keinen
Kriegseinsatz, sondern eine Friedensmission durch.
({2})
Ohne ISAF würde das Land in den kommenden Jahren
ohne jeden Zweifel Gefahr laufen, in einen Zustand der
Instabilität und des Zerfalls zurückzufallen. Neue Gefahren, auch durch wieder erstarkende Terroristen im
Lande, wären die Folge.
Afghanistan steht noch immer am Beginn des Weges
zu einem stabilen demokratischen Staat. Die neu geschaffenen Institutionen sind noch nicht belastbar. Es
gibt eine geschwächte, aber immer noch handlungsfähige militante Opposition, wie wir sie nennen. Der
Drogenhandel bleibt ein Riesenproblem und die Armut
wird nur durch eine entsprechende wirtschaftliche Entwicklung in diesem Land verringert werden können.
Das Erreichte bedarf daher weiterhin der militärischen Absicherung durch ISAF. Die Bundeswehr stellt
künftig mit bis zu 3 000 Soldaten das größte ISAF-Kontingent. Die deutschen Streitkräfte werden in den ISAFRegionen Kabul und Nord eingesetzt.
Im Norden übernimmt Deutschland die Führungsverantwortung. Der deutsche Regionalkoordinator wird
seine Aufgaben von Mazar-e Scharif aus wahrnehmen.
Der in der Nord- und Westregion bewährte zivil-militärische Ansatz der regionalen Wiederaufbauteams soll auf
andere Provinzen ausgedehnt werden. Auch dies ist ein
Erfolgsmodell. Die Zusammenarbeit zwischen den
Nichtregierungsorganisationen und der Bundeswehr in
diesem Bereich klappt hervorragend.
ISAF und OEF - darauf lege ich großen Wert - bleiben weiterhin getrennte Missionen. Daran wird sich
auch nichts ändern.
({3})
Im Zuge der weiteren Ausdehnung von ISAF sollen
deutsche Soldaten aber auch in anderen Regionen zeitlich und im Umfang begrenzt zur Unterstützung eingesetzt werden können, wenn dies der ISAF-Gesamtauftrag unabweisbar erfordert. Das betrifft vornehmlich
Aufgaben in den Bereichen Aufklärung, Führung, Transport oder Logistik. Wenn das geschieht, werden wir das
Parlament selbstverständlich darüber informieren.
In dem Mandat ist eine Personalobergrenze von
3 000 Soldaten vorgesehen. Die bisherige regionale
Obergrenze für Kunduz entfällt. Dadurch gewinnen wir
die Flexibilität, die wir für den Einsatz der deutschen
Soldatinnen und Soldaten benötigen.
Ich will herausheben, dass die Verlängerung und Modifizierung des Mandats für den Einsatz der Bundeswehr
keine Veränderung in der Frage der Drogenbekämpfung mit sich bringt. Der Gouverneur von Kunduz sagte
anlässlich der Parlamentswahlen in einem Zeitungsinterview:
Ohne sie
- die deutschen und anderen ISAF-Truppen würde hier das reine Chaos herrschen - wie in alten
Zeiten. Im Moment kann man Afghanistan nicht allein lassen. Wir sind den militärischen und den zivilen Helfern dankbar,
- so der Gouverneur daß sie die Polizei, die Armee und die Infrastruktur
des Landes reparieren.
Er sagte auch:
Wir brauchen die Deutschen. Ihre Arbeit ist sehr
wichtig.
Der Gouverneur hat Recht. Deshalb bin ich mir sicher, dass dieses Haus das Mandat für die Bundeswehr
heute mit großer Mehrheit verlängern wird. Dies wäre
im Interesse der Soldatinnen und Soldaten, deren unbeschadete Rückkehr wir uns alle, denke ich, wünschen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
({4})
Ich erteile das Wort Kollegen Friedbert Pflüger, CDU/
CSU-Fraktion.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! In den Terrorcamps der Talibanregierung in Afghanistan wurden nach Angaben des Bundesnachrichtendienstes bis 2001 etwa 20 000 Terroristen ausgebildet
und in alle Welt geschickt. Sie waren für die Anschläge
von al-Qaida überall auf der Welt mitverantwortlich. Es
ist gut und richtig gewesen, dass die Weltgemeinschaft
2001 unter Führung der UN dem terroristischen Treiben
der Taliban und der al-Qaida ein Ende gesetzt hat. Es ist
richtig, dass die Staatengemeinschaft dann das geschundene Afghanistan nicht alleine gelassen hat, sondern den
Wiederaufbau- und Entwicklungsprozess Afghanistans
bis heute fördert.
CDU und CSU stimmen dem Antrag der Bundesregierung zu, weil wir verhindern müssen, dass die Terroristen und Taliban zurückkehren und uns erneut bedrohen. Wir stimmen zu, weil der Prozess der
Stabilisierung, des Wiederaufbaus und der Errichtung
demokratischer Institutionen noch nicht abgeschlossen
ist. Wir stimmen zu, weil wir die Drogenproduktion in
Afghanistan zum Wohle unserer Kinder eindämmen
müssen. Wir stimmen zu, weil wir im multilateralen
Rahmen ein verlässlicher Partner der Vereinten Nationen
und der NATO sind. Die Verlängerung des Mandats in
Afghanistan ist im deutschen Interesse. Deshalb werden CDU und CSU dem Antrag der Bundesregierung
heute ihre Zustimmung geben.
({0})
Wenn wir nach Afghanistan schauen, dann stellen wir
fest, dass es dort Licht und Schatten gibt. Am
18. September dieses Jahres haben in Afghanistan
Parlamentswahlen stattgefunden. Sie sind im Großen
und Ganzen erfolgreich durchgeführt worden. Aber wir
alle wissen: Die neu geschaffenen Institutionen in Afghanistan sind nach wie vor wenig belastbar.
Mehr als 60 000 Kämpfer der registrierten Milizen
wurden entwaffnet. Aber noch immer soll es nach Angaben der UNAMA in Afghanistan rund 680 illegale Milizen mit 80 000 Bewaffneten geben. Teile des Landes
sind weder unter Kontrolle der afghanischen noch der internationalen Sicherheitskräfte. Zudem gelangen immer
wieder Terroristen, insbesondere aus Pakistan, in das
Land. Angriffe und Anschläge auf Soldaten, Mitarbeiter
von Hilfsorganisationen und die Zivilbevölkerung machen deutlich, dass noch größere Anstrengungen notwendig sind, um die Sicherheitslage zu verbessern.
Herr Verteidigungsminister Struck hat auf die großen
Gefahren hingewiesen. Auch ich möchte für meine Fraktion allen Soldaten, aber auch den zivilen Aufbau- und
Entwicklungshelfern für ihre großartige und gefährliche
Arbeit fernab der Heimat herzlich danken.
({1})
Viel internationales Geld wurde bisher in den Aufbauprozess Afghanistans gesteckt. Doch am Ende des so
genannten Bonn-Prozesses ist die Dividende sehr ambivalent. Für viele Afghanen haben sich die Lebensverhältnisse bisher eben nicht verbessert. Nur 6 Prozent der
Menschen haben Strom. Das Straßennetz ist noch immer
schlecht. Der Wiederaufbauprozess ist hinter den Planungen zurückgeblieben. Für Schönfärberei gibt es keinen Anlass. Trotz einiger Teilerfolge lastet die Drogenproblematik nach wie vor auf der Zukunft Afghanistans.
Hier wird der Kollege Schmidbauer gleich das eine oder
andere hinzufügen.
Erlauben Sie mir eine grundsätzliche Bemerkung. In
den sieben Jahren der rot-grünen Bundesregierung zwischen 1998 und heute hat es 36 Anträge der Bundesregierung gegeben, deutsche Soldaten ins Ausland zu
senden. 36 Mal wurden wir als Opposition aufgefordert,
Soldaten in Krisen-, Konflikt- oder gar Kriegsregionen
zu schicken: Afghanistan, Kosovo, Bosnien, Mazedonien, aber auch Osttimor, Kongo, Sudan und Eritrea. In
manchen Fällen hatten wir große Bedenken, zum Beispiel wegen der allgemeinen Finanzlage des Bundes und
der Bundeswehr. Wir hatten Bedenken wegen mangelnder Ausrüstung und Erfahrung der Bundeswehr in
bestimmten Regionen. Wir hatten Bedenken wegen ausbleibender Erfolge bei einem Friedensprozess. Wir
haben trotzdem in allen 36 Fällen zugestimmt. Wir haben oft durch unsere Arbeit Protokollnotizen erreicht,
die dann das Mandat mit gebunden haben, um mehr Sicherheit für unsere Soldaten zu ermöglichen.
Es ist ein großer und wichtiger Schritt, wenn man Soldaten ins Ausland schickt. Jeder Einzelne von uns trägt
nach unserer Verfassung dafür eine große Verantwortung. Wir haben in allen Fällen zugestimmt, weil wir
letztlich von der sicherheitspolitischen Bedeutung überzeugt waren, wir haben aber vor allen Dingen zugestimmt, weil wir es unseren Soldaten schuldig sind, dass
Konflikte und Interessenunterschiede hier im Deutschen
Bundestag nicht auf ihrem Rücken ausgetragen werden.
Sie haben das Recht darauf, vom ganzen Deutschen
Bundestag in ihre gefährlichen Einsätze geschickt zu
werden. Deshalb hat sich die CDU/CSU in keinem einzigen Fall in den letzten sieben Jahren ihrer Verantwortung
entzogen.
({2})
Ich hoffe sehr, dass die zukünftige Opposition in diesem Haus ein ähnlich hohes Verantwortungsgefühl haben wird, dass das ganze Haus den Soldaten das Mandat
für Auslandseinsätze erteilen wird und dass wir nicht
noch einmal den Fehler machen - auch nicht in Wahlkämpfen -, den Eindruck zu vermitteln, als seien die
einen Deutschen in diesem Haus verlässlichere
Bündnispartner als die anderen oder wollten gar den
Frieden mehr als die anderen.
({3})
Vielen Dank.
({4})
Ich erteile Bundesminister Joseph Fischer das Wort.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
({0})
Am 18. September haben in Afghanistan die ersten
freien Parlamentswahlen seit In-Kraft-Treten der neuen
Verfassung stattgefunden. Ich denke, das ist ein wichtiges Datum, das es hier in der Debatte festzuhalten gilt.
Damit wird der so genannte Bonn-Prozess, der vor einigen Jahren auf dem Petersberg in Bonn begonnen hat,
formal abgeschlossen; formal deswegen, weil damit der
letzte Schritt nach den freien Präsidentschaftswahlen,
nach den Erfolgen beim Wiederaufbau und der Stabilisierung der Sicherheit getan wurde. Selbstverständlich
wird Afghanistan auch in Zukunft unserer Unterstützung
bedürfen, und zwar in allen Bereichen, damit dieser Prozess weiter vorangehen kann.
Es hat Wahlen zur Präsidentschaft und zum Parlament
gegeben. Diese Wahlen wurden insgesamt positiv bewertet. An der Stabilisierung der Sicherheit wird weiter
gearbeitet werden müssen. Diese Aufgabe wird aber
gleichzeitig mehr und mehr auf afghanische Schultern
übertragen werden. Deutschland war und ist bei der Polizeiausbildung führend. Es zeigt sich, dass der Beitrag
der afghanischen Polizei und auch des afghanischen
Militärs gemeinsam mit internationalen Einsatzkräften
ein wesentlicher Beitrag zur Sicherheitsstabilisierung
war. All das zeigt: Es hat sich wirklich rentiert, unter
dem Dach der Vereinten Nationen zum Wiederaufbau
beizutragen. Es hat sich moralisch rentiert, es hat sich
aber auch politisch, ökonomisch und humanitär rentiert.
Insofern möchte ich mich dem Dank des Verteidigungsministers an alle eingesetzten Kräfte anschließen. Ob es
zivile oder militärische Kräfte waren: Sie haben viel riskiert. Sie haben es in unserem Namen getan. Dafür
möchte ich mich herzlich bedanken.
({1})
Ich habe gesagt, dass noch viel zu tun ist, aber ein
kurzer Blick zurück macht klar, was schon erreicht
wurde. Eine Beendigung des Mandats zum jetzigen Zeitpunkt würde bedeuten, dass wieder dasselbe politische
Umfeld entstehen würde, das den Bürgerkrieg hervorgebracht hat. Ich möchte auch denjenigen, die bisher ihre
Zustimmung versagt haben und die in dieses Haus wieder in Fraktionsstärke einziehen werden, die historische
Verantwortung klar machen: Die afghanische Tragödie
über mehr als zwei Jahrzehnte hinweg hätte es ohne den
kommunistischen Putsch und ohne den Einmarsch der
Roten Armee in dieser Form nicht gegeben. Ich denke,
dass man sich von dieser historischen Verantwortung
nicht freisprechen kann.
({2})
Dieser Einsatz war und ist - ich denke, hierin sind
sich alle Fraktionen im Hause, die diesen Einsatz unterstützt haben, einig - niemals Teil einer militärisch gestützten Außenpolitik, die auf nationalen Interessen begründet war. Das Ganze war vielmehr eine Anstrengung
der Staatengemeinschaft nach jenem furchtbaren Verbrechen des 11. September, bei dem klar war, dass es von
einer Terrorgruppe organisiert und ins Werk gesetzt
wurde, die die Unterstützung der Taliban in Afghanistan
gefunden hat, und dass diese Gefahr für den Weltfrieden nicht mehr hingenommen werden durfte und
konnte. Deswegen hat der Sicherheitsrat der Vereinten
Nationen die notwendigen Entscheidungen getroffen.
Auf dieser Grundlage hat Deutschland seinen Anteil geleistet.
Wir hatten in diesem Hause durchaus Skepsis zu
überwinden, etwa den Einsatz des Instruments der so genannten Provincial Reconstruction Teams betreffend. Ich
verstehe zwar diese Einwände; sie haben sich aber
- Gott sei Dank, füge ich hinzu - im Lichte der Realität
als nicht belastbar erwiesen. Insofern können wir feststellen, dass sich gerade die deutsche Herangehensweise,
nicht nur militärische Teams in die Region zu entsenden,
sondern einen breiteren Ansatz des Wiederaufbaus
- das heißt die Koordination von Militär, ziviler Wiederaufbauhilfe und allen anderen Bereichen, ob Erziehung,
Polizei oder was auch immer - zu wählen, letztendlich
doch bewährt hat.
({3})
Heute können wir feststellen, dass das neue Mandat
auf diese Grundtatsache eingeht, nämlich erstens, dass
der Bonn-Prozess zum Ende gekommen ist. Zweitens
- diese Debatte hat gerade in unserer Fraktion eine Rolle
gespielt; insofern möchte ich das hier noch einmal aufgreifen - sind die Ausdehnung des Mandats und die Aufstokkung der Truppen nicht Ausdruck einer Krise, sondern des genauen Gegenteils. Dass in Afghanistan so
genannte Regionalkommandos unter Führung jeweils
einer Nation gebildet werden, wobei Deutschland den
Norden Afghanistans übernimmt, ist darin begründet,
dass Großbritannien sein bisheriges Team in den Süden
entsendet und dort Verantwortung übernimmt, sodass es
im Raum Kandahar mehr Stabilität gibt. Italien wird die
Verantwortung im Westen - im Raum Herat - und
Deutschland diese im Norden übernehmen. Der Osten
gibt nach wie vor Anlass zur Besorgnis. Darum möchte
ich nicht herumreden. Er wird deswegen aus guten
Gründen von den USA übernommen werden.
Mehr regionale Flexibilität ist notwendig - auch das
ist eine Erfahrung aus dem Kosovo -, um mit den vorhandenen Kräften unmittelbar auf eine Krise reagieren
zu können. Ein solcher Einsatz kann schlicht und einfach
nur ohne nationale Vorbehalte mit der nötigen Flexibilität durchgeführt werden.
Ich hoffe, dass das, was wir in den vergangenen Jahren gezeigt haben, auch für die kommenden Jahre stilbildend bleibt, nämlich dass der Bundesverteidigungsminister wie auch die Bundesregierung insgesamt weder
mit Obergrenzen noch mit Einsatzkompetenzen, die das
Mandat umfasste, jemals extensiv umgegangen sind,
sondern immer auf der Grundlage der zeitnahen Information des Parlaments und mit der gebotenen Zurückhaltung; übrigens auch im Interesse der Zusammenarbeit
dieser beiden Verfassungsinstitutionen und der notwendigen Unterstützung der Soldatinnen und Soldaten, die
schließlich im Einsatz viel riskieren. Die Bundesregierung hat bereits eine entsprechende Zusage gegeben.
Das sind die wesentlichen Punkte, auf die es von politischer Seite ankommt. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat am 13. September eine entsprechende
Verlängerung des Mandats beschlossen; das heißt, wir
werden es jetzt - im Übrigen auf Bitte der afghanischen
Regierung - um weitere zwölf Monate verlängern. Die
Stärkung der demokratischen Institutionen, die Verbesserung des Schutzes der Menschenrechte, die Armutsbekämpfung, die Modernisierung der Verwaltung, die Bekämpfung der Korruption und der Kampf gegen den
Drogenanbau und den Drogenhandel werden - selbstverständlich gemeinsam mit der Stärkung der regionalen
Zusammenarbeit, damit auch die regionalen Kriegsgründe beseitigt werden können - den jetzt beginnenden
Post-Bonn-Prozess bestimmen.
Drogenanbau und Drogenhandel spielen dabei eine
große Rolle. Hierbei gibt es aber keine kurzfristigen Lösungen. Man sollte sich nichts vormachen: Überall dort,
wo es gelang, dies erfolgreich zurückzudrängen, gelang
dies nur mit langem Atem und vor allen Dingen durch
den Einsatz und den Aufbau ökonomischer Alternativen
für die Landbevölkerung. Das ist von entscheidender
Bedeutung. Hinzu kommt eine wirksame Antikorruptionsstrategie, das heißt wirksame Polizeiarbeit und der
notwendige politische Druck, damit eventuelle politische Verflechtungen aufgedeckt und entsprechende Konsequenzen gezogen werden können. Das alles ist in das
Mandat eingeflossen. Gleichzeitig haben wir auf Bitte
der Fraktionen die Protokollerklärung in das Mandat
aufgenommen.
Lassen Sie mich zum Abschluss sagen: Ich denke,
dass wir hier ein Mandat haben, das den Herausforderungen des Post-Bonn-Prozesses gerecht wird, dass Afghanistan weiterhin unsere Unterstützung braucht und
dass gleichzeitig die eingesetzten Soldatinnen und Soldaten, aber auch die zivilen Kräfte, die Polizisten, die
hervorragende Arbeit leisten, und die Diplomaten Anspruch auf breite Unterstützung und Anerkennung für
ihre gefährliche Arbeit haben. Deswegen bitte ich Sie im
Namen der Bundesregierung um breite Unterstützung.
Weil Sie, Herr Kollege Pflüger, es angesprochen haben, möchte ich mich ausdrücklich für die 36 Entscheidungen der CDU/CSU-Fraktion in den vergangenen Jahren recht herzlich bedanken. Sie können davon
ausgehen: Sie werden immer eine verantwortungsvolle
Opposition haben. Aber nun brauchen wir zuerst eine
neue Regierung. Das wird noch viel Arbeit.
Vielen Dank.
({4})
Ich erteile das Wort Kollegen Günther Nolting, FDPFraktion.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die FDPBundestagsfraktion hat in den Jahren 2001 und 2002 den
jeweiligen Mandaten zugestimmt. Anders war die Situation vor zwei Jahren, als die Bundesregierung eine
weder in der NATO noch in der EU abgestimmte Einzelentscheidung traf, den Aufbau eines PRT in Kunduz
beschloss und dies in das ISAF-Mandat vom 13. Oktober 2003 integrierte. Die FDP hatte eindringlich vor einem derartigen Alleingang gewarnt, der offensichtlich
nur auf eine Wiedergutmachung gegenüber den USA
zielte und zu diesem Zeitpunkt keinerlei internationale
Unterstützung fand. Deshalb lehnte die FDP die Mandatsausweitung ab, ich betone ausdrücklich: nur die
Ausweitung.
Die Bundesregierung war mit ihrer Politik nicht nur
lange Zeit isoliert. Sie hat darüber hinaus in Kauf genommen, dass unsere Soldatinnen und Soldaten einem
nur schwer kalkulierbaren Risiko ausgesetzt waren. Herr
Kollege Pflüger, wenn wir abgelehnt haben, dann waren
wir uns als FDP-Bundestagsfraktion sehr wohl unserer
Verantwortung vor allem gegenüber den Soldatinnen
und Soldaten bewusst.
({0})
Bei der letzten Mandatsverlängerung musste die FDP
erneut ablehnen, da die Bundesregierung zwischenzeitlich zwar alle möglichen Versprechungen abgegeben
hatte, Verbesserungen aber nicht erkennbar waren. Mein
Kollege Dr. Werner Hoyer führte in der Debatte hierzu
am 30. September 2004 aus:
Der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan ist ein
langfristiger Einsatz. Wir reden dabei über sehr
viele Jahre. Das sollte die Bundesregierung den
Bürgerinnen und Bürgern klar sagen. Wenn man
das tut, braucht man ein umfassendes und überzeugendes Konzept. Hierfür fehlen drei essenzielle
Elemente:
Erstens fehlen das internationale und insbesondere
das westliche Einvernehmen über das Engagement
einer sehr viel größeren Anzahl von Partnern bei
den PRTs in einer wirklichen Netzwerkstruktur.
Zweitens fehlt das abgestimmte Zusammenwirken
der Bundeswehr mit den zivilen Hilfsorganisationen.
Drittens fehlt eine überzeugende Vorstellung der internationalen Partner und der afghanischen Autoritäten davon, wie man mit dem Drogenthema umgehen will.
Ich bin erfreut, dass diese Mahnungen berücksichtigt
wurden. Das heutige Bild stellt sich für uns, die FDP, anders, besser dar:
Erstens. Es engagieren sich jetzt 35 Nationen im Rahmen von ISAF, davon 26 in zwischenzeitlich neun PRTs
im Norden und Westen Afghanistans.
Zweitens. Die Zusammenarbeit zwischen der Bundeswehr und den zivilen Hilfsorganisationen hat sich positiv
entwickelt.
Drittens. Die Bundesregierung hat am 22. April dieses Jahres ein Konzept zur Drogenbekämpfung in Afghanistan vorgelegt.
Herr Minister Fischer, wir begrüßen ausdrücklich,
dass die Protokollnotiz Gegenstand des Mandates geworden ist.
({1})
Darüber hinaus hat die FDP-Bundestagsfraktion zur
Kenntnis genommen, dass die Bundesregierung ihre ursprüngliche Absicht aufgegeben hat, das Mandatsgebiet
der Bundeswehr auf ganz Afghanistan auszudehnen. Die
jetzige Formulierung entspricht den Vorschlägen der
FDP. Ich bedanke mich an dieser Stelle ausdrücklich bei
Außenminister Fischer, der auf die Frage des Kollegen
Dr. Hoyer heute im Auswärtigen Ausschuss für die Bundesregierung klipp und klar erklärt hat, dass der Bundestag mit einem neuen Mandat befasst wird, wenn
RECCE-Tornados zur Aufklärung in Afghanistan eingesetzt werden sollten; die Hinweise unter Ziffer 5 des
Antrags der Bundesregierung deckten den Einsatz nicht
ab. Ich denke, der Deutsche Bundestag wird, wenn es
dazu kommen sollte, auf diese Aussage zurückkommen.
({2})
Die FDP wird dem vorliegenden Antrag der Bundesregierung mehrheitlich zustimmen. Aber die FDP wird
immer wieder die Frage nach Sicherheit und Schutz für
unsere Soldatinnen und Soldaten stellen. Wir stehen hier
fürwahr in der Verantwortung und in der Fürsorge. Die
FDP wird immer wieder eine politische Perspektive anmahnen. Die Soldatinnen und Soldaten setzen sich tagtäglich vor Ort auch unter Gefährdung ihres Lebens
- Bundesminister Struck hat es hier erwähnt - für ein
friedliches Afghanistan ein. Die Bundesregierung und
vor allem der Außenminister wären gut beraten, diesen
Einsatz politisch stärker zu unterstützen und voranzutreiben.
({3})
Meine Damen und Herren, ich werde dem
16. Deutschen Bundestag nicht mehr angehören; ich
habe mich nicht mehr zur Wahl gestellt. Ich war in den
vergangenen fast 19 Jahren durchgehend Mitglied im
Verteidigungsausschuss, mehr als zehn Jahre verteidigungspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion.
Mehr als zehn Jahre war ich auch Mitglied im Petitionsausschuss. Minister Struck ist übrigens der sechste Verteidigungsminister,
({4})
dessen Ausführungen ich im Ausschuss und auch hier im
Plenum - so denn notwendig - ab und zu kritisieren
durfte.
Ich will an dieser Stelle aber auch festhalten, dass wir
im Verteidigungsausschuss kollegial, fast freundschaftlich über die Fraktionsgrenzen hinweg zusammengearbeitet haben. Dafür will ich mich ausdrücklich bedanken. Zu dieser Kollegialität hat auch der jetzige
Verteidigungsminister Struck beigetragen. Auch das will
ich an dieser Stelle ausdrücklich sagen.
({5})
Herr Minister, ich hoffe, dass Ihnen dieses Lob nicht
schaden wird.
({6})
Zu Beginn meiner parlamentarischen Arbeit 1987 in
Bonn war Deutschland noch geteilt. Eine unmenschliche
Mauer stand mitten in Berlin, nur wenige Meter von hier
entfernt. Kalter Krieg herrschte. Bundeswehr und Nationale Volksarmee standen sich ebenso gegenüber wie
NATO auf der einen Seite und Warschauer Pakt auf der
anderen Seite. Deutschland glich einem Heerlager.
Deutschland ist jetzt seit 15 Jahren vereint. Der Kalte
Krieg ist beendet. Der Deutsche Bundestag tagt seit
sechs Jahren hier in Berlin. Wir haben hier in Europa in
den letzten Jahren und Jahrzehnten eine Friedenszone
bekommen, wie wir sie noch nie hatten.
Ich füge hinzu: Unsere Soldatinnen und Soldaten und
die zivilen Mitarbeiter der Bundeswehr haben Großartiges geleistet, gerade als Armee der Einheit. Ihnen ist
viel abverlangt worden, damals wie heute. Deshalb will
auch ich für die FDP-Bundestagsfraktion den Dank an
die Angehörigen der Bundeswehr hier und heute weitergeben. Ich denke, dieser Dank kann nicht oft genug ausgesprochen werden.
({7})
Die größte Veränderung für die deutschen Streitkräfte
vollzog sich zweifelsfrei mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 12. Juli 1994, das den außen- und
sicherheitspolitischen Handlungsrahmen Deutschlands
signifikant erweiterte. Vorbehaltlich der jeweiligen Zustimmung des Deutschen Bundestages ist die Bundeswehr zu einem uneingeschränkt einsetzbaren Instrument
der Außenpolitik im Rahmen internationaler Friedensbewahrung geworden. Ich betone ausdrücklich: im Rahmen internationaler Friedensbewahrung.
Die Reichweite des militärischen Engagements
Deutschlands hat sich schrittweise entwickelt. Ich erinnere zum Beispiel an Kambodscha, an Somalia, an IFOR
und an SFOR.
Im Rahmen der Luftangriffe der NATO zur Beendigung des Genozids im Kosovo beteiligte sich die Bundeswehr 1999 erstmalig an einer Frieden schaffenden
Operation. Schon wenig später übernahm sie die Führung einer multinationalen Brigade im Kosovo und zeitweilig sogar die Gesamtführung bei KFOR. In Mazedonien haben wir Gesamtverantwortung übernommen. Wir
haben Führungsverantwortung bei ISAF in Afghanistan
und auch bei der maritimen Taskforce übernommen.
Hier zeigen unsere Partner auch Vertrauen in die Führungs- und Leistungsfähigkeit der deutschen Streitkräfte.
Bei jedem Beschluss über einen Auslandseinsatz
müssen wir uns aber immer wieder fragen: Können wir
den Einsatz verantworten? Ist dieser Einsatz sinnvoll? Ist
dieser Einsatz notwendig? Mit der Entsendung von Angehörigen der Bundeswehr zu Auslandsmissionen muss
äußerst verantwortungsvoll umgegangen werden.
Grundsätzlich sollte eine Kultur der Zurückhaltung gepflegt werden, und zwar nicht nur, um eine Überlastung
der Soldatinnen und Soldaten sowie eine Überdehnung
des Auslandsengagements der deutschen Streitkräfte zu
vermeiden, sondern auch, um deutlich zu machen, dass
der Einsatz von Militär weder Allheilmittel ist, noch unserer Interessenwahrung immer gerecht wird.
({8})
Bei der heutigen Entscheidung sind die Forderungen, die ich jetzt noch einmal nennen möchte, weitgehend erfüllt worden, nämlich: Vorlage eines Mandats des
UN-Sicherheitsrats, Einbindung in eine Gemeinschaft
sich engagierender Staaten, unmissverständliche Beschreibung des politischen Ziels inklusive der angestrebten Nachkonfliktordnung, Wahrung bzw. Wahrnehmung
deutscher Interessen und klar umrissener Auftrag für die
Streitkräfte sowie Bereitstellung der von ihnen benötigten Mittel, auch der Finanzmittel. Dies wird noch ein
Punkt der Haushaltsplanberatungen 2006 sein.
Bei jeder Entscheidung über einen Einsatz der Bundeswehr im Ausland muss die Beurteilung des Risikos
für Leib und Leben der Soldatinnen und Soldaten eine
herausragende Bedeutung haben. Der Mensch muss immer im Mittelpunkt stehen. Wir tragen hier als Abgeordnete für unsere Parlamentsarmee eine besondere Verantwortung. Ich habe eine Bitte, meine Damen und Herren:
Sorgen Sie dafür, dass wir auch weiterhin eine Parlamentsarmee haben!
Ich bedanke mich bei all denjenigen, mit denen ich
den letzten 19 Jahren zusammenarbeiten durfte. Mir hat
die Arbeit Spaß gemacht. Mir macht die Arbeit immer
noch Spaß. Deshalb höre ich jetzt auch auf. Herr Präsident, ich melde mich ab.
Vielen Dank.
({9})
Lieber Kollege Nolting, nach Ihrer letzten Rede und
Ihrem Abschied darf ich Ihnen im Namen des ganzen
Hauses für Ihre persönliche Zukunft alles Gute wünschen.
({0})
Ich erteile nun Kollegen Gernot Erler, SPD-Fraktion,
das Wort.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Nach der soeben gehörten Abschiedsrede von Herrn
Nolting möchte ich eine Vorbemerkung machen. Im
Namen meiner Fraktion, aber auch, so denke ich, im Namen der anderen Fraktionen möchte ich Ihnen, Herr
Nolting, für Ihr langjähriges Engagement für die Sicherheitspolitik Deutschlands - die meiste Zeit als Sprecher
Ihrer Fraktion und immer als ein sachkundiger und fairer
Kollege auftretend - herzlich danken und Ihnen alles
Gute wünschen.
({0})
Vor zehn Tagen haben in Afghanistan erst die dritten
Parlamentswahlen in der Geschichte dieses Landes
stattgefunden, übrigens die ersten mit mehr als 20 Prozent Beteiligung. In Deutschland war dieses Ereignis
durch unsere eigenen Parlamentswahlen ein bisschen
überdeckt. Aber es lohnt sich, noch einmal auf das zu
schauen, was da eigentlich passiert ist und geleistet worden ist; denn mit dieser Wahl war eine ganze Reihe von
Schwierigkeiten verbunden.
1,7 Millionen Menschen mussten als Wähler nachregistriert werden. Es war eigentlich eine dreifache
Wahl: Das Unterhaus, die Wolesi Jirga, mit 249 Mitgliedern und ein Teil des Oberhauses, der Meschrano Jirga,
mussten gewählt werden und gleichzeitig fanden auch
noch Wahlen zu den Provinzräten statt. 5 732 Kandidaten hat es gegeben, davon etwa 10 Prozent Frauen. 6 267
Wahlbüros waren zu betreuen. 160 000 Wahlhelfer kamen zum Einsatz. 200 000 Wahlbeobachter haben dafür
gesorgt, dass diese Wahlen korrekt ablaufen. Das Ganze
geschah immer noch unter der Bedrohung von bewaffneten Kräften, die versucht haben, diese Wahlen zu stören,
was ihnen aber nicht gelungen ist. Ich finde, das ist eine
große Leistung. Deshalb halte ich es für angemessen,
dem afghanischen Volk und der afghanischen Regierung
von diesem Hohen Hause aus unsere Gratulation zu den
erfolgreichen Wahlen auszusprechen.
({1})
Wir stehen jetzt im Prozess der Auszählung. Auch
diese ist sehr kompliziert. Es hat 69 verschiedene Wahlzettel gegeben. Es gab Zettel, die man schon Hefte nennen musste, mit - so in Kabul - bis zu etwa
400 Kandidaten. Entsprechend erwarten wir erst am
22. Oktober das amtliche Endergebnis.
Die Eröffnungssitzung des Parlamentes ist für den
19. Dezember vorgesehen. Die Situation dieses Parlamentes wird schwierig sein. Es ist ein Parlament, in dem
es keine Organisation durch Parteien geben wird, ein
Parlament, in dem auch eine ganze Menge Warlords und
Drogenbarone sitzen werden. Aber trotzdem ist dieser
Akt ein Erfolg der internationalen Gemeinschaft, der
Abschluss des so genannten Bonn-Prozesses. Ich denke,
es war gut, dass dieser politische Prozess unter maßgeblicher Beteiligung von Deutschland unmittelbar nach der
Intervention in Afghanistan auf den Weg gebracht worden ist.
Erinnern wir uns daran, wie die Situation nach den
Anschlägen vom 11. September 2001 war. Erinnern wir
uns daran, dass das Talibanregime den Schutz der alQaida-Organisationen vor Ort nicht aufgegeben hat. Erinnern wir uns, dass erst die Militärintervention das Talibanregime beseitigt und die Basen von al-Qaida zerstört
hat.
Danach wurden uns zwei Dinge sehr schnell klar: Ein
schneller Abschluss des Prozesses war nicht möglich,
schon wegen der Situation, dass sich bewaffnete Truppen im Land zurückziehen können, die noch heute hoffen, dass sie ihre Basen für den internationalen Terrorismus wieder aufbauen können. Ganz besonders wichtig
war für uns damals aber die Vorgeschichte des Konfliktes: 20 Jahre Bürgerkrieg und das Talibanregime waren
auch die Folge einer Politik von militärischen Interventionen, etwa der Sowjetunion, sowie von indirekten Interventionen anderer Länder, auch der Vereinigten Staaten, bei denen hinterher keine Verantwortung für die
weitere Entwicklung übernommen wurde. Deswegen
war der ganze Petersberg-Prozess eigentlich eine Lehre,
die daraus gezogen wurde: Nie wieder ein Handeln, das
zu einem solchen Ergebnis führt; stattdessen muss Verantwortung übernommen werden, bis eine stabile Ordnung existiert! An diesem Punkt stehen wir heute.
({2})
Es war ein sehr ambitioniertes Programm, das damals auf den Weg gebracht wurde. Ich weiß noch, wie
wir hier im Bundestag, als wir zum ersten Mal über den
Petersberg-Prozess debattiert haben, Zweifel hatten, ob
diese ambitionierte Abfolge - Loya Jirga, Verfassungsprozess, Präsidentschaftswahlen, endgültige Verfassung, Parlamentswahlen - wirklich in der angedachten
Zeit zu schaffen sei. Da gab es große Zweifel und auch
viele Rückschläge. Die Bedingungen im Lande selbst
waren außerordentlich schwierig - zudem die Mittel der
internationalen Gemeinschaft immer begrenzt -, sodass
man längst nicht das an Sicherheit schaffen konnte, was
eigentlich notwendig gewesen wäre.
Auch zwischendurch gab es Zweifel; denn zunächst
einmal konnte die internationale Gemeinschaft Sicherheit nur um Kabul herum schaffen. Dann wurde das
Konzept mit den regionalen Wiederaufbauteams umgesetzt. Dadurch entstanden aber nur Sicherheitsinseln.
Viele hatten Zweifel - auch Herr Nolting ist ja eben darauf eingegangen -, ob dieses Konzept das richtige auf
dem Weg zu allgemeiner Sicherheit in Afghanistan ist.
Es gab immer auch Unterschiede in den verschiedenen Regionen. Noch heute wird im Süden und im Osten
des Landes gegen die Restbestände der Taliban und von
al-Qaida und gegen die Gruppen des Warlords Hekmatyar
gekämpft. Anschläge gibt es weiterhin im ganzen Land.
Vieles ist erreicht worden: der Aufbau einer nationalen Armee sowie - unter der Führerschaft von Deutschland - der Aufbau einer nationalen Polizei einschließlich
einer Grenzpolizei und einer Drogenpolizei. Der Kampf
gegen den Drogenanbau hat erste positive, wenn auch
noch völlig unzureichende Ergebnisse gezeigt. Ich
glaube, wir können froh darüber sein, dass Peter Struck
als zuständiger Minister deutlich gesagt hat, es werde
dabei bleiben, dass die Verantwortung für den Kampf
gegen den Drogenanbau auf afghanischer Seite liegt,
auch wenn wir diesen Kampf logistisch unterstützen
werden.
Aber eines ist klar: Ein Abbruch der internationalen
Bemühungen und der internationalen Hilfe für Afghanistan kann im Augenblick nicht infrage kommen. Er wäre
unverantwortlich.
({3})
Wir brauchen im Gegenteil eine weitere Phase, die man
etwas technisch Post-Bonn-Prozess nennt. Präsident
Karzai hat am 5. September dieses Jahres schriftlich um
die Verlängerung des Mandats gebeten. Der Weltsicherheitsrat hat diese am 13. September beschlossen. Wir
wissen, dass eine weitere internationale AfghanistanKonferenz - möglicherweise in der zweiten Januarhälfte
nächsten Jahres in London - in Vorbereitung ist.
Die Mandatsverlängerung, die wir heute beschließen,
führt in eine neue Phase der Sicherheitsarbeit in Afghanistan. Aus den Inseln der Provincial Reconstruction
Teams werden jetzt Regionen. Die Verantwortung unter
den einzelnen Ländern ist bekanntlich aufgeteilt:
Deutschland im Norden, Italien im Westen, Großbritannien im Süden, die Vereinigten Staaten im Osten und
Frankreich in Kabul und Umgebung.
Ich möchte Peter Struck ausdrücklich dafür danken,
dass er sich mit der wichtigen Trennung von ISAF auf
der einen Seite und OEF, also Operation Enduring Freedom, auf der anderen Seite durchgesetzt hat. Dies ist
wichtig, weil es eine unterschiedliche Wahrnehmung
dieser beiden Missionen im Lande gibt. Dies ist auch
wichtig für die Sicherheit der von uns dort eingesetzten
Soldaten der Bundeswehr.
({4})
Jetzt passiert genau das, was wir immer wollten, nämlich dass aus diesen Inseln der Sicherheit Regionen von
flächendeckender Stabilität erwachsen können. Da es
jetzt darum geht, die gesamte Nordregion und nicht nur
wie bisher die beiden Inseln Kunduz und Faizabad zu
betreuen, werden mehr Kräfte benötigt. Deswegen ist es
sachlich geboten, die Obergrenze - dabei handelt es sich
nicht um eine dauerhafte Stationierung - auf 3 000 Mann
zu erhöhen.
Angesichts der neuen Verantwortung ist eine wechselseitige Unterstützung im Einzelfall notwendig. Ich
bin dankbar dafür, dass klar angekündigt wurde: Der
Bundestag wird jederzeit zeitnah unterrichtet, sodass wir
immer auf dem Laufenden bleiben werden.
Ich möchte deutlich machen, dass der Bundestag
heute mit großer Mehrheit der Kampagne „Raus aus Afghanistan!“ eine Absage erteilen muss.
({5})
Diese Kampagne wird als Friedenspolitik verkauft. Sie
ist aber das Gegenteil. Wer heute „Raus aus Afghanistan!“ fordert, der bereitet den Weg für die Rückkehr von
Krieg und Bürgerkrieg in diesem Land, der gefährdet die
Sicherheit in Afghanistan, aber auch die Sicherheit der
Weltgemeinschaft, weil dies letzten Endes der Rückkehr
der Organisationsstrukturen von al-Qaida den Weg bereiten würde.
Vom Bundestag wird heute eine klare Botschaft ausgesandt: Wir stehen zu unserer Verantwortung, die mit
dem Petersberg-Prozess begonnen hat und die sich
hauptsächlich auf politische, aber eben auch, sicherheitspolitisch flankiert, auf gesellschaftliche Entwicklungsprozesse stützt. Die Mission ist erst beendet, wenn wir
von Präsident Karzai die Nachricht bekommen, dass unsere Hilfe nicht mehr benötigt wird und dass die afghanischen Kräfte selber für Sicherheit vor Ort sorgen können. Vorher ist eine Beendigung dieser Mission nicht zu
verantworten. Das muss die Botschaft unseres gemeinsamen Beschlusses sein.
Abschließend möchte ich sagen: Wir sind sehr dankbar dafür, dass die Bundeswehr ihre Aufgabe vor Ort zusammen mit den vielen zivilen Organisationen und
NGOs aus aller Welt wahrnimmt, damit wir diese Mission erfolgreich zu Ende führen können. Mit diesem
Dank, den ich im Namen meiner Fraktion, aber auch,
wie ich denke, im Namen aller anderen Fraktionen ausspreche, möchte ich meinen Beitrag beenden.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
({6})
Ich erteile das Wort Kollegen Helmut Rauber, CDU/
CSU-Fraktion.
({0})
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Seit fast vier Jahren stehen Angehörige der Bundeswehr in Afghanistan, seit zwei Jahren unter dem
Kommando der NATO. Am heutigen Tag treffen wir die
Entscheidung, das deutsche Kontingent, das derzeit
2 200 militärische Kräfte zählt, auf bis zu 3 000 auszuweiten. Dies ist eine Mandatsverlängerung über ein Jahr,
die zusätzliche Kosten - vermutlich um die 318 Millionen Euro - verursachen wird.
Unsere Soldatinnen und Soldaten sind Teil einer Mission, die 37 Staaten mit 8 000 Soldaten umfasst. Allein
diese hohe Zahl der beteiligten Staaten unterstreicht den
hohen internationalen politischen Stellenwert der ISAFMission.
Wie die Bundesregierung in ihrer jüngsten Unterrichtung des Parlaments schreibt, ist die Lage in Afghanistan
nicht ruhig und auch nicht stabil. Bis heute haben
17 deutsche Soldaten in Afghanistan ihr Leben verloren.
Die gewaltsamen Zwischenfälle in diesem Land zeigen,
wie gefährlich der Einsatz unserer dortigen Kräfte ist.
Minister Struck hat in seiner Rede auch auf die tägliche
Mühsal hingewiesen, unter der unsere Frauen und Männer zu arbeiten haben. Deshalb sage auch ich an dieser
Stelle für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion allen Bundeswehrangehörigen einschließlich der zivilen Kräfte für
ihren Einsatz und ihr Engagement nicht nur in Afghanistan ein aufrichtiges Dankeschön.
({0})
Zu danken reicht aber nicht aus. Es gab und es gibt
eine Vielzahl von Vorbehalten gegen unser Engagement.
Unsere Bevölkerung hat ein Anrecht darauf, schlüssige
und auch überzeugende Antworten zu bekommen. Es ist
oft die Frage zu hören, was wir in einer Region zu suchen haben, die Tausende Kilometer von Deutschland
entfernt liegt, die keine Rohstoffe besitzt und unserer
Wirtschaft allein wegen der fehlenden Kaufkraft keine
besonderen Absatzmärkte eröffnet.
37 Staaten und auch wir erbringen in Afghanistan
einen Beitrag zur Bekämpfung des internationalen
Terrorismus. Afghanistan war Ausbildungslager und
Rückzugsraum für terroristische Aktivitäten, die auch
unser Leben und unseren materiellen Wohlstand bedrohen. Würde sich die NATO heute aus Afghanistan zurückziehen, dann wäre sofort wieder mit dem Aufflackern dieser terroristischen Gefahr zu rechnen. Wir
stehen weiter in Afghanistan, um einem über Jahrzehnte
gequälten Land zu helfen, den Frieden zu sichern und
sich materiellen Wohlstand selbst erarbeiten zu können.
Afghanistan ist zweimal so groß wie die Bundesrepublik
Deutschland, hat aber mit 28 Millionen Einwohnern gerade einmal etwas mehr als ein Drittel unserer Bevölkerungszahl.
Sich allein auf Kabul zu beschränken war sicherlich
ein richtiger Anfang, aber bei weitem nicht ausreichend.
Von daher gesehen sind die heutigen Entscheidungen ein
konsequenter Weg nach vorne.
Am 18. September fanden - das ist schon erwähnt
worden - erstmals seit knapp vier Jahrzehnten Parlamentswahlen statt, die von den internationalen Wahlbeobachtern als mehrheitlich fair und frei beurteilt wurden.
Im Vorfeld dieser Wahl hat es Morddrohungen und massive Einschüchterungen seitens der Taliban gegeben.
Am Wahltag selbst sind 14 Menschen umgebracht worden.
Wenn trotz dieser schwierigen Lage um die 50 Prozent der 12,5 Millionen Wahlberechtigten zur Urne gegangen sind, dann unterstreicht dies den Willen der
afghanischen Bevölkerung, den eingeschlagenen Weg in
Richtung Demokratie und Frieden fortzusetzen. Die
Umstände der Wahlen in Pakistan waren übrigens viel
blutiger und chaotischer als die in Afghanistan. Afghanistan kann ein Beispiel dafür werden, dass Stabilität,
von innen betrieben und mit Unterstützung von außen,
möglich ist.
Lassen Sie mich zum Schluss eine Bemerkung zur
Drogenbekämpfung machen. Es ist richtig, dass
90 Prozent des Rohopiums, das weltweit in unseren Gesellschaften sehr viel Elend und Leid verursacht und vor
allem junge Menschen zu menschlichen Wracks macht,
aus Afghanistan kommen. Richtig ist auch, dass ein Opiumbauer in Afghanistan das Sechsfache eines Polizisten
in Kabul verdient, was deutlich macht, wie schwierig es
ist, überzeugende wirtschaftliche Alternativen zu finden.
Die Drogenbekämpfung ist nicht Auftrag der Bundeswehr. Was wir aber tun, ist, ein Klima der Sicherheit zu
schaffen, in dem afghanische Kräfte zur Drogenbekämpfung ausgebildet und mit unserer Unterstützung auch
dazu befähigt werden. Wir helfen übrigens auch mit
Aufklärungskapazitäten. Würden wir uns aus Afghanistan zurückziehen, dann wäre der Kampf gegen die Drogen absolut verloren. So jedenfalls besteht die Hoffnung,
dass dieses Problem zumindest mittel- bzw. langfristig in
den Griff zu bekommen ist.
Dazu noch einige Hinweise: Wir legen Wert darauf,
dass der Deutsche Bundestag nach wie vor regelmäßig
über die Lageentwicklung in Afghanistan unterrichtet
und zeitgerecht mit weiterführenden Planungen befasst
wird. Dies gilt insbesondere für etwaige Alternativplanungen für den Luftumschlagplatz Termez, für den Ausbau der Evakuierungsfähigkeit und für zusätzlich benötigte Ausrüstung für den erweiterten Einsatz. Wir warten
weiter auf ein schlüssiges Afghanistankonzept, in dem
die zivilen Sicherheits- und Wiederaufbaukräfte wie
Polizei, Justiz und Zoll ihren angemessenen Platz erhalten. Die zivile Implementierung hat nach unserer Auffassung die erste Priorität bei der Etablierung einer staatlichen Ordnung in Afghanistan.
In Afghanistan geht es um deutsche Interessen. Es
geht aber auch darum, Beispiele zu schaffen, wie durch
internationale Zusammenarbeit Frieden und Wohlstand
entstehen können. Dies sind einige überzeugende
Gründe, warum wir diesem Mandat zustimmen.
Noch eine abschließende persönliche Bemerkung:
Dies war auch für mich die letzte Rede im Deutschen
Bundestag. Ich bedanke mich für die vielen Freundschaften, die ich in allen Lagern gefunden habe. Ich
wünsche Ihnen, Ihren Familien und unserem Land ein
herzliches Glückauf.
({1})
Lieber Kollege Rauber, auch ich möchte Ihnen im
Namen des ganzen Hauses für Ihre Zukunft alles, alles
Gute wünschen.
({0})
Ich erteile nun das Wort Kollegen Martin Hohmann.
Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!
Die Fortsetzung des Afghanistaneinsatzes der Bundeswehr lehne ich mit folgender Begründung ab:
Erstens. Es fehlt ein echtes Sicherheitskonzept. Der
Verteidigungsminister spricht zwar von hohem Risiko,
verfährt aber nach der Parole: Es wird schon gut gehen.
Herr Verteidigungsminister, geben Sie ein ungeschminktes Bild der Gefahrenlage, in die Sie die Soldatinnen und
Soldaten weiterhin schicken! In Wirklichkeit sitzen unsere Soldaten potenziell in der Falle. Ob sie zuschnappt,
entscheiden Drogenbosse, Warlords, nämlich dann,
wenn die Bundeswehr ihre lukrativen Geschäfte ernsthaft stören sollte.
Islamistische Heißsporne könnten ebenfalls ein Blutbad unter unseren Soldaten auslösen. Aus Sicht von Islamisten sind unsere Soldaten ungläubige Kreuzritter, die
von geheiligtem islamischen Boden vertrieben werden
müssen. Ein Anlass kann leicht gefunden werden, wie
die Vorgänge um einen angeblich geschändeten Koran in
Guantanamo bewiesen haben. Es ist unerträglich, unsere
Soldaten weitgehend schutzlos und abhängig von dem
Wohlwollen krimineller Geschäftemacher zu sehen.
Zweitens. Nach Art. 87 a des Grundgesetzes stellt der
Bund Streitkräfte zur Verteidigung auf. Es ist nicht erkennbar, dass die deutschen Soldaten in Afghanistan unsere Heimat verteidigen oder vitale nationale Interessen
den Einsatz zwingend erfordern. Wolkige Formulierungen wie „friedliches Zusammenleben der Völker“ oder
„Verteidigung der westlichen Wertegemeinschaft“ erfüllen das Erfordernis der lebenswichtigen nationalen Interessen bei weitem nicht.
Nein gesagt werden muss auch, weil diese Einsätze
den schleichenden Übergang von einer Verteidigungsarmee zu einer Interventionsarmee und tendenziell zu einer Söldnertruppe markieren. Das Ende des Staatsbürgers in Uniform zieht herauf.
Drittens. Angesichts der desaströsen Finanzlage unseres Staates muss jeder Auslandseinsatz dem Diktat der
fast leeren Kassen standhalten. Wie vertragen sich Kürzungen bei unseren Rentnern, Arbeitslosen und sozialen
Einrichtungen mit den jährlich rund 2 Milliarden Euro
für Auslandseinsätze? Als Politiker eines fast bankrotten
Landes sollten wir äußerste finanzielle Zurückhaltung
üben.
Abschließend wünsche ich unseren Soldatinnen und
Soldaten und unserem ganzen Vaterland Gottes Schutz
und Segen.
Ich erteile das Wort Kollegen Christian Ruck, CDU/
CSU-Fraktion.
Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Mit dem Engagement in Afghanistan hat die deutsche Politik eine neue Dimension betreten. Noch nie
waren Außenpolitik, Verteidigungspolitik und Entwicklungspolitik so voneinander abhängig. Dabei müssen unDr. Christian Ruck
sere Soldaten kurz- und mittelfristig die Sicherheit für
den Aufbau herstellen. Ein erfolgreicher Aufbau wiederum ist die Voraussetzung für die langfristige Sicherheit. Ohne Fortschritte bei der Entwicklung Afghanistans wird es keine Sicherheit geben und ohne diese
Fortschritte wird auch der Bundeswehreinsatz gefährdet
sein.
Knapp vier Jahre nach der Befreiung Afghanistans
vom Joch der Taliban sind die Afghanen, auch unterstützt von der internationalen Staatengemeinschaft, auf
einem guten Weg. Es gibt bemerkenswert gute Fortschritte beim Wiederaufbau und der Festigung des Gemeinwesens, zum Beispiel im Bereich der Bildungspolitik. Kinder und insbesondere auch Mädchen haben in
Afghanistan wieder eine Chance auf Bildung. Mit der Finanzierung einer Schule in Herat über Rupert Neudecks
Grünhelme leistet auch die CDU/CSU-Fraktion auf Initiative von Frau Dr. Merkel einen ganz persönlichen Beitrag zum weiteren Ausbau der Bildungsinfrastruktur. Ich
hoffe, dass andere Fraktionen diesem Beispiel folgen
werden.
Eine demokratisch entstandene Verfassung, freie und
demokratische Präsidentschafts- und Parlamentswahlen
wären ohne den Schutz und die Opfer der ISAF-Truppen
nicht möglich gewesen, aber auch nicht ohne die Opfer
und das Engagement vieler Entwicklungshelfer. Aus der
Sicht der Entwicklungspolitik gebührt den Soldaten und
Aufbauhelfern dafür unser aller Dank.
({0})
Insgesamt sind die bisherigen Fortschritte anerkennenswert und geben Anlass zu der Zuversicht, dass Afghanistan eine gute Chance hat, sich positiv zu entwickeln.
({1})
Es wurde schon angedeutet: Der Erfolg Afghanistans
steht auf Messers Schneide. Afghanistan ist zwar vom
Krieg befreit, es hat aber den Frieden noch nicht gewonnen. Die bisher für die Jahre 2004 bis 2006 zugesagten
8,2 Milliarden US-Dollar stellen eine tragfähige Grundlage für den weiteren Aufbau dar. Aber auch hier gilt:
Geld ist notwendig, aber Geld ist nicht alles. So gibt es
viele Klagen aus der afghanischen Regierung, aber auch
aus der Zivilgesellschaft, zuletzt von Minister Farhang
in der „FAZ“ vom 9. September, über die mangelnde
Schnelligkeit, Verlässlichkeit und Effizienz der internationalen Hilfe. Es wird vielfach kritisiert, dass es seitens
der internationalen Organisationen und Geber kein abgestimmtes Konzept gibt und eine ungesunde Gehaltspolitik die Glaubwürdigkeit unterminiert. Es gibt Klagen
darüber, dass Projekte zwar in der Planung sind, dass sie
aber nie verwirklicht wurden, obwohl das Geld ausgegeben wurde. Auf der anderen Seite gibt es aber keine Alternative. Wir müssen den Menschen in Afghanistan helfen, damit sie eine wirtschaftliche Perspektive haben.
Auch wir müssen zugeben, dass es eine große offene
Flanke gibt: die Drogenökonomie. Auf diesem Gebiet
ist es uns noch nicht gelungen, geberweit und international Antworten auf die drängenden Probleme zu geben.
Wenn Afghanistan ein Drogenstaat wird, sind alle Opfer
sowohl der internationalen Gebergemeinschaft als auch
der Bundeswehr umsonst gewesen.
Es muss klar sein, dass das Einsatzmandat und seine
Verlängerung nur Sinn machen, wenn es auch zu einer
politischen und ökonomischen Entwicklung kommt, die
Afghanistan langfristig Stabilität einbringt. Dies ist ein
langer und steiniger Weg, den vor allem die Menschen in
Afghanistan selbst gehen müssen. Wir, die Unterstützernationen und die internationale Gebergemeinschaft,
müssen unseren Beitrag zur Hilfe verbessern. Das heißt:
Wir müssen erstens die Effizienz der Arbeit internationaler Organisationen erhöhen. Wir müssen zweitens die
Koordination unter den Gebern auf allen Ebenen verbessern; das gilt auch für die Drogenpolitik. Wir brauchen
drittens eine stärkere Zusammenarbeit und Einbeziehung
der Nachbarländer Afghanistans; ohne die Mithilfe
Russlands oder des Iran etwa ist das Drogenproblem
ebenso wenig zu lösen, wie eine Stabilisierung Afghanistans ohne mehr Stabilität in Pakistan denkbar ist.
Schließlich brauchen wir auch im eigenen Land eine Afghanistanpolitik aus einem Guss; die Reibereien unter
den betroffenen Ressorts müssen endgültig der Vergangenheit angehören.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir Deutsche haben offiziell Verantwortung für die weitere Entwicklung Afghanistans übernommen. Vieles ist geleistet
worden, das Land ist beachtenswert vorangekommen.
Dennoch dürfen wir die Augen nicht vor den großen
Problemen verschließen; das gilt gerade auch für die
Entwicklungspolitik im weitesten Sinne. Sie muss den
langfristigen Erfolg des Einsatzes unserer Soldaten absichern.
Deswegen sind wir nicht nur für den Antrag der Bundesregierung zur Verlängerung des ISAF-Mandats, sondern auch für eine neue Afghanistankonferenz und für
einen neuen Anfang in Afghanistan.
Vielen Dank.
({2})
Ich erteile das Wort der Kollegin Gesine Lötzsch.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Verlängerung und Ausweitung des Einsatzes
der Bundeswehr in Afghanistan ist aus Sicht der Linkspartei.PDS nicht zu rechtfertigen. Wir lehnen das Mandat ab.
({0})
Ich möchte Ihnen dafür nur drei Gründe nennen:
Erstens. Der Krieg gegen den Terror hat nicht zur Beendigung des Terrors geführt, sondern den Terror noch
verstärkt.
Zweitens. Der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan hält der US-Regierung den Rücken frei für den völkerrechtswidrigen Krieg gegen den Irak. Die Bundesregierung unterstützt und verlängert damit indirekt den
Krieg im Irak.
Drittens. Der Einsatz der Bundeswehr ist durch das
Parlament nicht mehr kontrollierbar.
({1})
Die KSK, eine Antiterroreinheit der Bundeswehr, operiert in Afghanistan ohne ein Mandat des Bundestages.
Kein Abgeordneter kann mit gutem Gewissen sagen,
dass er wirklich weiß, was die Bundeswehr im Augenblick in Afghanistan tut.
Der grüne Außenminister erklärte am 8. November
2001 die Notwendigkeit eines militärischen Eingreifens
in Afghanistan wie folgt:
Die entscheidende Frage … ist …: Können wir in
dieser Situation, in der die Bevölkerung und die Regierung der Vereinigten Staaten angegriffen wurden, unseren wichtigsten Bündnispartner … allein
lassen ...?
Die Bundesregierung hat die US-Regierung nicht allein gelassen und sich am unheilvollen Krieg gegen den
Terror beteiligt. Die Bundesregierung glaubte - in völliger Selbstüberschätzung -, dass sie auf diese Weise die
US-Regierung in eine multilaterale Verantwortungspolitik einbinden könne. Dieser Ansatz ist gründlich gescheitert.
({2})
Die US-Regierung ließ sich nicht durch die Bundesregierung einbinden. Im Gegenteil: Sie begann einen
neuen Krieg, diesmal gegen den Irak. Syrien und der
Iran stehen noch auf der Kriegsliste der US-Regierung.
Auch wenn Deutschland nur indirekt am Krieg gegen
den Irak beteiligt ist, gehört es doch zu einer Krieg führenden Allianz.
({3})
Die Bundesregierung hat unser Land in diesen unüberschaubaren Krieg gegen den Terror geführt und damit
leichtfertig Opfer in Kauf genommen.
({4})
Wir als Linkspartei.PDS haben in unserem Wahlprogramm die Verlängerung des Afghanistanmandates abgelehnt. Dazu stehen wir auch nach der Wahl.
({5})
Wir fordern den Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan. Der Kampf gegen den Terror kann gewonnen
werden, ein Krieg gegen den Terror niemals.
({6})
- Das stimmt nicht. Aber wir sind der festen Überzeugung - Herr Kollege Löning von der FDP, wenn Sie sich
mit Zwischenrufen hervortun, kann ich darauf
reagieren -, dass eine friedliche Lösung in Afghanistan
nur durch friedliche Mittel möglich ist und gerade der
Einsatz der Bundeswehr die Anwendung vieler dieser
friedlichen Mittel behindert.
({7})
Dazu haben sich deutsche und auch internationale
Hilfsorganisationen eindeutig geäußert.
({8})
Wer von Ihnen, meine Damen und Herren, heute der
Mandatsverlängerung zustimmt, der stimmt also auch
für eine Fortsetzung des Krieges gegen den Terror. Ich
appelliere an alle Abgeordneten, diese lebensgefährliche
Strategie nicht weiter zu verfolgen. Sie tragen Mitverantwortung,
({9})
wenn Deutschland Ziel von Terroristen werden sollte.
({10})
Stimmen Sie deshalb mit uns gegen die Verlängerung
des Bundeswehrmandates.
Vielen Dank.
({11})
Ich erteile das Wort Kollegen Bernd Schmidbauer,
CDU/CSU-Fraktion.
({0})
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen
und Kollegen! Ursprünglich hatte ich vor, meine Rede
anders zu beginnen, aber die letzte Rednerin war ein
Vorgeschmack auf die Debatten in den nächsten Monaten.
({0})
Das macht uns alle aufmerksam auf das, was inzwischen
erreicht wurde, und das sollte uns auch zusammenschmieden, wenn wir unseren Weg in Afghanistan fortBernd Schmidbauer
setzen. Denn ich will Ihnen sagen: Es gibt zu dieser Entscheidung keine Alternative.
({1})
Meine Damen und Herren, als Berichterstatter will
ich allen für die Beratungen im Ausschuss danken. Es
gab diese Töne, von denen die Rede war, nicht, sondern
wir hatten gemeinsam das Bestreben, die Dinge voranzubringen. Keiner konnte, als der Bonner Prozess begann, erahnen, dass es vier Jahre später durch die Wahl
am 18. September zu diesem Resultat kommen wird. Es
ist viel erreicht worden. Wir haben einen hohen Maßstab
angelegt. Afghanistan ist Schritt für Schritt vorangekommen. Jetzt haben wir die Pflicht, den Post-Bonn-Prozess
voranzubringen. Dies bedeutet, dass wir auch einige
neue Dinge auf den Weg bringen müssen.
Weil mich der Kollege Pflüger aufgefordert hat, etwas
zur Drogenproblematik zu sagen, will ich - nachdem
viele Redner das bereits ausführlich getan haben - darauf hinweisen, dass wir in der Tat, wie viele sagen,
nicht wegschauen dürfen und dass wir feststellen müssen, dass 90 Prozent der Drogen aus Afghanistan stammen. Wenn wir in den nächsten Jahren eine Lösung dieses Problems anstreben, dann bedeutet das, dass wir
diese Situation beenden müssen.
({2})
- Das war Rohopium - der Zwischenruf ist völlig richtig -, das später auch auf unseren Märkten zu finden ist.
Ferner müssen wir sehen - das möchte ich zum
Schluss sagen -, dass wir zu einer weit besseren Kooperation und Koordination als in der Vergangenheit kommen. Ich habe sehr wohl bemerkt, dass die SPD begeistert zugestimmt hat, als der Verteidigungsminister davon
gesprochen hat, dass wir für Enduring Freedom und
ISAF kein einheitliches Oberkommando in Afghanistan
brauchen; das ist völlig richtig. Das heißt aber nicht, dass
wir uns lossagen können von einer besseren Koordination und Kooperation aller Kräfte und aller Helfer in diesem Land.
Auch möchte ich feststellen: Wir haben den Soldatinnen und Soldaten und den zivilen Helferinnen und Helfern für ihr Riesenengagement Dank zu sagen, das sie,
wie wir immer wieder feststellen, in einem Risikobereich zeigen. Herzlichen Dank all denen, die uns durch
ihr Engagement helfen!
({3})
Zum Schluss will ich sagen - das meine ich im negativen Sinne -: „Patchwork“ mag ein Vorteil im textilen
Bereich sein, hat aber in der Politik nichts verloren,
wenn Flickschusterei angestrebt wird. Ich möchte darauf
hinweisen, dass wir alles tun müssen, um beim nächsten
wichtigen Schritt der nächsten Jahre nichts zu „zerfleddern“, und möchte alle bitten, in der konstruktiven Art
und Weise, die wir im Ausschuss geübt haben, fortzufahren. Auch den Ministerien herzlichen Dank für ihre
Hilfe, für ihre Information!
Ich weiß, welche Verpflichtung der letzte Redner einer Legislaturperiode hat, nämlich den Kollegen zu helfen, dass sie ihre Zeitpläne einhalten. Deshalb herzlichen
Dank, alles Gute!
({4})
Ich schließe die Aussprache.
Da einige Kollegen in dieser Debatte ihre Verabschiedung mitgeteilt haben, möchte ich die Gelegenheit nutzen, all den Kolleginnen und Kollegen, die dem neuen
Bundestag nicht angehören werden, ein herzliches Wort
des Dankes für ihre engagierte Arbeit in den letzten Jahren zu sagen. Ich wünsche Ihnen allen persönlich viel
Gutes in Ihrem weiteren Leben!
({0})
Wir kommen zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses auf Drucksache 15/6001 zu dem Antrag der Bundesregierung zur
Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher
Streitkräfte an dem Einsatz einer Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan unter Führung
der NATO. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf
Drucksache 15/5996 anzunehmen. Es ist namentliche
Abstimmung verlangt. Zur Abstimmung liegen mir Erklärungen von sechs Kolleginnen und Kollegen vor. Bei
der Stimmabgabe bitte ich alle Kolleginnen und Kollegen, darauf zu achten, dass die Stimmkarten, die sie verwenden, ihren Namen tragen. Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die vorgesehenen Plätze
einzunehmen. Ist das erfolgt? - Das ist der Fall. Ich eröffne die Abstimmung.
Haben alle Abgeordneten ihre Stimme abgegeben? - Das ist offensichtlich der Fall. Dann schließe ich
die Abstimmung und bitte die Schriftführerinnen und
Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen. Das Ergebnis der Abstimmung wird Ihnen später bekannt gegeben. Bis dahin ist die Sitzung unterbrochen.
({1})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die unterbrochene
Sitzung ist wieder eröffnet.
Ich gebe das von den Schriftführerinnen und Schriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Auswärtigen
Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung zur
Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher
Streitkräfte an dem Einsatz einer Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan unter Führung
der NATO - Drucksachen 15/5996 und 15/6001 - bekannt. Abgegebene Stimmen 553. Mit Ja haben gestimmt 535, mit Nein haben gestimmt 14, Enthaltungen
vier. Die Beschlussempfehlung - und somit der Antrag
der Bundesregierung - ist angenommen.
({0})
Präsident Wolfgang Thierse
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 553;
davon
ja: 535
nein: 14
enthalten: 4
Ja
SPD
Dr. Lale Akgün
Gerd Andres
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Hermann Bachmaier
Ernst Bahr ({1})
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Eckhardt Barthel ({2})
Klaus Barthel ({3})
Sören Bartol
Sabine Bätzing
Uwe Beckmeyer
Klaus Uwe Benneter
Ute Berg
Hans-Werner Bertl
Petra Bierwirth
Rudolf Bindig
Lothar Binding ({4})
Kurt Bodewig
Gerd Friedrich Bollmann
Klaus Brandner
Willi Brase
Bernhard Brinkmann
({5})
Hans-Günter Bruckmann
Edelgard Bulmahn
Ulla Burchardt
Hans Martin Bury
Marion Caspers-Merk
Dr. Peter Danckert
Dr. Herta Däubler-Gmelin
Karl Diller
Elvira Drobinski-Weiß
Detlef Dzembritzki
Sebastian Edathy
Siegmund Ehrmann
Hans Eichel
Martina Eickhoff
Marga Elser
Petra Ernstberger
Karin Evers-Meyer
Annette Faße
Gabriele Fograscher
Rainer Fornahl
Hans Forster
Gabriele Frechen
Dagmar Freitag
Lilo Friedrich ({6})
Iris Gleicke
Günter Gloser
Uwe Göllner
Renate Gradistanac
Angelika Graf ({7})
Dieter Grasedieck
Monika Griefahn
Kerstin Griese
Gabriele Groneberg
Achim Großmann
Wolfgang Grotthaus
Hans-Joachim Hacker
Bettina Hagedorn
Klaus Hagemann
Alfred Hartenbach
Michael Hartmann
({8})
Nina Hauer
Hubertus Heil
Reinhold Hemker
Rolf Hempelmann
Dr. Barbara Hendricks
Gustav Herzog
Petra Heß
Monika Heubaum
Gisela Hilbrecht
Gabriele Hiller-Ohm
Stephan Hilsberg
Gerd Höfer
Jelena Hoffmann ({9})
Iris Hoffmann ({10})
Frank Hofmann ({11})
Eike Hovermann
Klaas Hübner
Christel Humme
Lothar Ibrügger
Barbara Imhof
Brunhilde Irber
Renate Jäger
Klaus-Werner Jonas
Johannes Kahrs
Ulrich Kasparick
Dr. h.c. Susanne Kastner
Ulrich Kelber
Hans-Peter Kemper
Klaus Kirschner
Lars Klingbeil
Hans-Ulrich Klose
Astrid Klug
Dr. Bärbel Kofler
Dr. Heinz Köhler
Walter Kolbow
Fritz Rudolf Körper
Karin Kortmann
Rolf Kramer
Anette Kramme
Ernst Kranz
Nicolette Kressl
Volker Kröning
Dr. Hans-Ulrich Krüger
Angelika Krüger-Leißner
Horst Kubatschka
Helga Kühn-Mengel
Ute Kumpf
Dr. Uwe Küster
Christine Lambrecht
Christian Lange ({12})
Dr. Elke Leonhard
Eckhart Lewering
Götz-Peter Lohmann
Gabriele Lösekrug-Möller
Erika Lotz
Dirk Manzewski
Tobias Marhold
Lothar Mark
Caren Marks
Hilde Mattheis
Markus Meckel
Ulrike Mehl
Petra-Evelyne Merkel
Ulrike Merten
Angelika Mertens
Ursula Mogg
Michael Müller ({13})
Christian Müller ({14})
Franz Müntefering
Dr. Rolf Mützenich
Volker Neumann ({15})
Dietmar Nietan
Dr. Erika Ober
Holger Ortel
Heinz Paula
Johannes Pflug
Joachim Poß
Dr. Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr. Sascha Raabe
Karin Rehbock-Zureich
Gerold Reichenbach
Dr. Carola Reimann
Christel RiemannHanewinckel
Walter Riester
René Röspel
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Karin Roth ({16})
Michael Roth ({17})
Gerhard Rübenkönig
Ortwin Runde
Marlene Rupprecht
({18})
Anton Schaaf
Axel Schäfer ({19})
Gudrun Schaich-Walch
Bernd Scheelen
Dr. Hermann Scheer
Horst Schild
Horst Schmidbauer
({20})
Ulla Schmidt ({21})
Silvia Schmidt ({22})
Dagmar Schmidt ({23})
Wilhelm Schmidt ({24})
Heinz Schmitt ({25})
Carsten Schneider
Walter Schöler
Olaf Scholz
Karsten Schönfeld
Fritz Schösser
Wilfried Schreck
Ottmar Schreiner
Gerhard Schröder
Brigitte Schulte ({26})
Reinhard Schultz
({27})
Swen Schulz ({28})
Dr. Angelica Schwall-Düren
Rolf Schwanitz
Erika Simm
Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk
Dr. Cornelie SonntagWolgast
Wolfgang Spanier
Dr. Margrit Spielmann
Jörg-Otto Spiller
Dr. Ditmar Staffelt
Ludwig Stiegler
Rolf Stöckel
Christoph Strässer
Rita Streb-Hesse
Joachim Stünker
Jörg Tauss
Jella Teuchner
Dr. Gerald Thalheim
Franz Thönnes
Hans-Jürgen Uhl
Rüdiger Veit
Simone Violka
Jörg Vogelsänger
Ute Vogt ({29})
Hans Georg Wagner
Hedi Wegener
Andreas Weigel
Petra Weis
Reinhard Weis ({30})
Gunter Weißgerber
Gert Weisskirchen
({31})
Dr. Rainer Wend
Hildegard Wester
Lydia Westrich
Inge Wettig-Danielmeier
Dr. Margrit Wetzel
Andrea Wicklein
Jürgen Wieczorek ({32})
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Brigitte Wimmer ({33})
Engelbert Wistuba
Barbara Wittig
Dr. Wolfgang Wodarg
Verena Wohlleben
Waltraud Wolff
({34})
Heidi Wright
Uta Zapf
Manfred Helmut Zöllmer
Dr. Christoph Zöpel
CDU/CSU
Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Altmaier
Artur Auernhammer
Norbert Barthle
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck
({35})
Veronika Bellmann
Dr. Christoph Bergner
Otto Bernhardt
Dr. Rolf Bietmann
Clemens Binninger
Carl-Eduard von Bismarck
Peter Bleser
Präsident Wolfgang Thierse
Antje Blumenthal
Dr. Maria Böhmer
Jochen Borchert
Wolfgang Bosbach
Klaus Brähmig
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Helge Braun
Monika Brüning
Verena Butalikakis
Hartmut Büttner
({36})
Cajus Julius Caesar
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Hubert Deittert
Roland Dieckmann
Alexander Dobrindt
Vera Dominke
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Rainer Eppelmann
Anke Eymer ({37})
Georg Fahrenschon
Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust
Albrecht Feibel
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer ({38})
Dirk Fischer ({39})
Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Dr. Hans-Peter Friedrich
({40})
Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Jürgen Gehb
Norbert Geis
Roland Gewalt
Eberhard Gienger
Georg Girisch
Michael Glos
Ralf Göbel
Dr. Reinhard Göhner
Josef Göppel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Ute Granold
Kurt-Dieter Grill
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Karl-Theodor Freiherr von
und zu Guttenberg
Olav Gutting
Holger-Heinrich Haibach
Gerda Hasselfeldt
Helmut Heiderich
Ursula Heinen
Siegfried Helias
Michael Hennrich
Jürgen Herrmann
Bernd Heynemann
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Robert Hochbaum
Klaus Hofbauer
Joachim Hörster
Hubert Hüppe
Susanne Jaffke
Dr. Peter Jahr
Bartholomäus Kalb
Steffen Kampeter
Irmgard Karwatzki
Bernhard Kaster
Siegfried Kauder ({41})
Volker Kauder
Gerlinde Kaupa
Eckart von Klaeden
Jürgen Klimke
Julia Klöckner
Manfred Kolbe
Norbert Königshofen
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Rudolf Kraus
Michael Kretschmer
Günther Krichbaum
Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Dr. Hermann Kues
Werner Kuhn ({42})
Dr. Karl A. Lamers
({43})
Dr. Norbert Lammert
Helmut Lamp
Barbara Lanzinger
Vera Lengsfeld
Werner Lensing
Peter Letzgus
Ursula Lietz
Walter Link ({44})
Eduard Lintner
Dr. Klaus W. Lippold
({45})
Patricia Lips
Dr. Michael Luther
Dorothee Mantel
Erwin Marschewski
({46})
Stephan Mayer ({47})
Dr. Martin Mayer
({48})
Wolfgang Meckelburg
Dr. Angela Merkel
Friedrich Merz
Laurenz Meyer ({49})
Doris Meyer ({50})
Maria Michalk
Hans Michelbach
Klaus Minkel
Stefan Müller ({51})
Bernward Müller ({52})
Hildegard Müller
Bernd Neumann ({53})
Henry Nitzsche
Michaela Noll
Claudia Nolte
Günter Nooke
Dr. Georg Nüßlein
Eduard Oswald
Melanie Oßwald
Rita Pawelski
Dr. Peter Paziorek
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Ronald Pofalla
Ruprecht Polenz
Daniela Raab
Thomas Rachel
Hans Raidel
Dr. Peter Ramsauer
Peter Rauen
Christa Reichard ({54})
Katherina Reiche
Hans-Peter Repnik
Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Hannelore Roedel
Dr. Klaus Rose
Kurt J. Rossmanith
Dr. Norbert Röttgen
Volker Rühe
Albert Rupprecht ({55})
Peter Rzepka
Anita Schäfer ({56})
Dr. Wolfgang Schäuble
Hartmut Schauerte
Georg Schirmbeck
Angela Schmid
Christian Schmidt ({57})
Andreas Schmidt ({58})
Dr. Andreas Schockenhoff
Bernhard Schulte-Drüggelte
Wilhelm Josef Sebastian
Kurt Segner
Matthias Sehling
Marion Seib
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Erika Steinbach
Christian von Stetten
Gero Storjohann
Andreas Storm
Dorothea Störr-Ritter
Max Straubinger
Matthäus Strebl
Thomas Strobl ({59})
Lena Strothmann
Michael Stübgen
Antje Tillmann
Edeltraut Töpfer
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Uwe Vogel
Andrea Astrid Voßhoff
Gerhard Wächter
Peter Weiß ({60})
Gerald Weiß ({61})
Ingo Wellenreuther
Annette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Matthias Wissmann
Werner Wittlich
Dagmar Wöhrl
Elke Wülfing
Wolfgang Zeitlmann
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew
BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN
Kerstin Andreae
Marieluise Beck ({62})
Volker Beck ({63})
Cornelia Behm
Birgitt Bender
Matthias Berninger
Grietje Bettin
Alexander Bonde
Ekin Deligöz
Dr. Thea Dückert
Franziska Eichstädt-Bohlig
Dr. Uschi Eid
Hans-Josef Fell
Joseph Fischer ({64})
Katrin Göring-Eckardt
Anja Hajduk
Peter Hettlich
Ulrike Höfken
Thilo Hoppe
Michaele Hustedt
Jutta Krüger-Jacob
Fritz Kuhn
Renate Künast
Markus Kurth
Undine Kurth ({65})
Monika Lazar
Dr. Reinhard Loske
Anna Lührmann
Jerzy Montag
Kerstin Müller ({66})
Winfried Nachtwei
Friedrich Ostendorff
Simone Probst
Claudia Roth ({67})
Krista Sager
Christine Scheel
Irmingard Schewe-Gerigk
Albert Schmidt ({68})
Werner Schulz ({69})
Petra Selg
Rainder Steenblock
Silke Stokar von Neuforn
Jürgen Trittin
Marianne Tritz
Dr. Antje Vollmer
Josef Philip Winkler
Margareta Wolf ({70})
Präsident Wolfgang Thierse
FDP
Dr. Karl Addicks
Daniel Bahr ({71})
Rainer Brüderle
Angelika Brunkhorst
Ernst Burgbacher
Helga Daub
Jörg van Essen
Otto Fricke
Horst Friedrich ({72})
Dr. Wolfgang Gerhardt
Hans-Michael Goldmann
Dr. Karlheinz Guttmacher
Dr. Christel Happach-Kasan
Ulrich Heinrich
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Hellmut Königshaus
Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Ina Lenke
Sabine LeutheusserSchnarrenberger
Markus Löning
Dirk Niebel
Hans-Joachim Otto
({73})
Eberhard Otto ({74})
Detlef Parr
Cornelia Pieper
Gisela Piltz
Dr. Hermann Otto Solms
Dr. Max Stadler
Dr. Rainer Stinner
Dr. Michael Terwiesche
Carl-Ludwig Thiele
Dr. Dieter Thomae
Jürgen Türk
Dr. Guido Westerwelle
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Nein
SPD
Peter Dreßen
CDU/CSU
Dr. Wolf Bauer
Wolfgang Börnsen
({75})
Norbert Schindler
BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN
Winfried Hermann
Hans-Christian Ströbele
FDP
Rainer Funke
Joachim Günther ({76})
Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Jürgen Koppelin
Fraktionslose Abgeordnete
Dr. Gesine Lötzsch
Enthalten
SPD
Dr. Christine Lucyga
BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN
Ursula Sowa
Dr. Antje Vogel-Sperl
FDP
Michael Kauch
Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tagesordnung.
Die Sitzung ist geschlossen.