Hinweis: Der Redeinhalt enthält nur die tatsächlich gesprochenen Worte des jeweiligen Politikers. Jede Art von Zwischenruf oder Reaktion aus dem Plenum wird aus dem Redeinhalt gelöscht und durch eine Positions-ID im Format ({ID}) ersetzt.
Ich erteile dem Kollegen Friedrich Merz, CDU/CSU-Fraktion, das Wort.
({0})
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Meine Damen und Herren von den Regierungsparteien und von der zukünftigen Opposition,
wann der Kanzlerkandidat der Union im Deutschen Bundestag spricht, entscheiden wir. Er springt nicht über jedes Stöckchen, das Sie ihm hinhalten.
({0})
Wer die Regierungserklärung des Bundeskanzlers
gehört hat, musste den Eindruck gewinnen, in einem anderen Land zu leben oder einen Regierungschef zu haben,
der die Wirklichkeit im eigenen Land nicht mehr wahrnimmt.
({1})
Herr Bundeskanzler, ich habe eben sehr aufmerksam
zugehört. Wir haben mit großem Staunen vernommen,
dass Sie allen Ernstes behauptet haben, die realen Nettoeinkommen der Beschäftigten seien seit 1998 um
7 Prozent gestiegen. Dabei handelt es sich aber - jenseits
aller Parteipolitik - um das nominale Wachstum der Arbeitnehmereinkommen in Deutschland. Sie haben das mit
den realen Zuwächsen verwechselt.
({2})
Die realen Zuwächse betragen 1,6 Prozent. Herr Bundeskanzler, hinter Ihnen sitzt ein Verteidigungsminister und
ehemaliger Kanzlerkandidat, der nicht zwischen brutto
und netto unterscheiden konnte. Er ist zu Recht nicht
Kanzler geworden.
({3})
Ein Bundeskanzler, der Real- und Nominaleinkommen
nicht auseinander halten kann, darf in diesem Land nicht
Kanzler bleiben.
({4})
Die Wirklichkeit in Deutschland sieht leider anders
aus, als Gerhard Schröder sie eben skizziert hat. Deutschland ist das Land mit dem niedrigsten Wachstum aller
Mitgliedstaaten der Europäischen Union. In der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zur Lage der Wirtschaft in Deutschland kommt das Wort Wirtschaftswachstum nicht einmal vor. Auch das lässt Rückschlüsse
auf Ihre Wahrnehmung und auf das, was Sie von Wirtschaftspolitik verstehen, zu.
({5})
Die Arbeitslosigkeit steigt seit Dezember 2000 - das
heißt, seit eineinhalb Jahren - saisonbereinigt von Monat
zu Monat an, und zwar bis zum heutigen Tag. Im
Juni 2002 wird es voraussichtlich rund 200 000 Arbeitslose mehr als im Vorjahresmonat geben.
({6})
In den neuen Ländern hat die Arbeitslosigkeit den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung erreicht. In der Regierungserklärung zur Lage der Wirtschaft in Deutschland
aber kommen die neuen Länder mit keinem einzigen Wort
vor, Herr Bundeskanzler. Das ist doch ein unglaublicher
Vorgang!
({7})
Ich weiß nicht, ob Sie sich an dieses Kärtchen erinnern
können, Herr Bundeskanzler. Dabei handelt es sich um
das Hauptwerbemittel Ihrer Partei im Bundestagswahlkampf 1998. Ich zeige es Ihnen noch einmal, liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD. Sie können auch in einer SPD-Unterbezirksgeschäftsstelle nachfragen, ob es
dieses Kärtchen noch gibt. Auf der Rückseite steht nämlich: „Bewahren Sie diese Karte auf und Sie werden sehen, dass wir halten, was wir versprechen.“
({8})
Sie werden dieses Kärtchen in keiner Unterbezirksgeschäftsstelle der SPD mehr finden. Aber wir haben es aufbewahrt, wir lassen es auch nachdrucken; bei der CDU
und CSU ist es wieder zu bekommen.
Ich sage Ihnen das aus einem ganz ernsten Grund. Herr
Bundeskanzler, auf dieser Karte steht unter Punkt 3:
„Aufbau Ost wird zur Chefsache“. Jetzt bitte einmal im
Ernst: Wenn der Aufbau Ost Chefsache wird, dann hätten wir erwartet, dass Sie in einer Regierungserklärung
zur Lage der Wirtschaft in Deutschland von dieser Stelle
aus etwas zum Aufbau Ost sagen.
({9})
Bundeskanzler Gerhard Schröder
Übrigens heißt es unter Punkt 4 dieses Kärtchens:
Deutschland als Ideenfabrik durch Verdoppelung der
Investitionen in Bildung, Forschung und Wissenschaft ...
Sie haben sich gerade dafür gerühmt, dass Sie die Aufwendungen um 20 Prozent erhöht haben. Wenn 20 Prozent eine Verdoppelung sein sollen, müssen wir feststellen, dass es mit PISA in Niedersachsen offensichtlich
noch größere Probleme gibt, als wir sie dokumentiert bekommen haben.
({10})
Sie haben etwas zur deutschen Exportwirtschaft und zu
ihrem Weltmarktanteil gesagt. Der Weltmarktanteil der
deutschen Wirtschaft ist in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgegangen. Wir hatten Anfang der 90er-Jahre
noch einen Anteil an der Weltwirschaft von über 12 Prozent. Heute liegt er bei über 9 Prozent. Und vor diesem
Hintergrund behaupten Sie allen Ernstes, es habe eine
Verzehnfachung der Direktinvestitionen der ausländischen Wirtschaft in Deutschland gegeben.
({11})
- Langsam, meine Damen und Herren! Bei diesen Zahlen
sind sämtliche ausländische Unternehmensübernahmen
einbezogen worden. Die Übernahme des Unternehmens
Mannesmann durch Vodafone ist eine ausländische Direktinvestition in Deutschland, aber die Arbeitsplätze sind
mittlerweile in Großbritannien. Das können Sie doch
wohl nicht ernsthaft als einen Beleg Ihrer Wirtschaftspolitik anführen.
({12})
Sie haben hier nichts zu den steigenden Rentenversicherungsbeiträgen gesagt. Trotz Ökosteuer steigen die
Rentenversicherungsbeiträge.
({13})
Kein Wort aus Ihrem Mund zu den explosionsartig steigenden Krankenversicherungsbeiträgen bei immer
schlechteren Leistungen für die gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland.
Trotz der UMTS-Lizenzerlöse steigen die Bundesschulden. Deutschland hat die höchste Neuverschuldung
aller Mitgliedstaaten der Europäischen Union.
({14})
Nicht zuletzt wegen dieser UMTS-Lizenzerlöse - damit
haben Sie übrigens rund einen Jahresumsatz der Telekombranche vereinnahmt - liegt die Telekombranche in
Deutschland faktisch am Boden.
Herr Bundeskanzler, jetzt ganz ernsthaft.
({15})
- Sie lachen darüber, meine Damen und Herren. Ich rede
jetzt über mehrere Hunderttausend Kleinaktionäre in
Deutschland.
({16})
Wir hätten von Ihnen ein Wort zur Lage der Deutschen Telekom erwartet. Wer vor 18 Monaten als
Kleinaktionär 1 000 Euro investiert und Telekomaktien
gekauft hat, hat heute noch einen Wert von 130 Euro. Der
Bund ist unverändert mit 43 Prozent der größte Anteilseigner an diesem Unternehmen. Der Finanzminister ist
schon gar nicht mehr da, der Wirtschaftsminister die
ganze Woche nicht. Das lässt auch Rückschlüsse darauf
zu, wie ernst Sie diese Debatte nehmen.
({17})
Ich habe an Sie, Herr Bundeskanzler, die Frage: Teilen
Sie die Einschätzung von immer mehr Analysten und immer mehr Sachkennern der Telekombranche, dass die
Deutsche Telekom mittlerweile zu einem Sanierungsfall
geworden ist? Wenn dies so wäre - was ich nicht hoffe -,
wäre dies der größte Sanierungsfall in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Wenn Sie diese Entschätzung nicht teilen: Wo ist das Konzept Ihrer Regierung für dieses Unternehmen, dessen größter Anteileigner immer noch der
Bund ist? Dazu hätten Sie in einer Regierungserklärung
etwas sagen müssen.
({18})
Aber nicht nur die Deutsche Telekom steht schlecht da.
Der Wert der großen, der börsennotierten deutschen
Unternehmen hat sich in den letzten zwei Jahren praktisch
halbiert. Im laufenden Jahr 2002 wird die Zahl der
Unternehmenspleiten ein noch nie da gewesenes Rekordniveau erreichen. In diesem Jahr werden voraussichtlich rund 40 000 Unternehmen zum Konkursrichter gehen
müssen. Überwiegend werden es kleine und mittlere Unternehmen sein. Trotz dieser Entwicklung sagen Sie allen
Ernstes, die Bundesregierung werde in den nächsten vier
Jahren ihren Weg konsequent fortsetzen. Wenn Sie so etwas sagen, muss man das doch als eine blanke Drohung
empfinden.
({19})
Für die 4 Millionen Arbeitslosen in Deutschland ist die
Lagebeschreibung, die Sie hier abgegeben haben, eine
Verhöhnung ihres Schicksals. Der Mittelstand in Deutschland kann die Politik dieser Bundesregierung nur noch mit
Fassungslosigkeit und mit hellem Entsetzen registrieren.
({20})
Lassen Sie mich noch einmal auf die PISA-Studie
zurückkommen. Diese von Ihnen und Ihrer Partei zu
Recht gefürchtete Studie über den Bildungsstand in den
einzelnen Bundesländern hat dramatische Defizite insbesondere in den SPD-geführten Bundesländern zutage gefördert. Ihre heutige Antwort darauf lautete, dies sei - so
haben Sie sich ausgedrückt - ein Problem der föderalen
Organisation der Bildungspolitik in Deutschland. Man
kann ja über bundeseinheitliche Standards in der Bildung
diskutieren. Wir sind sehr für solche Standards.
({21})
Die Kultusministerin von Baden-Württemberg hat übrigens solche Standards gegen den jahrelangen erbitterten
Widerstand der Sozialdemokraten in der Kultusministerkonferenz durchgesetzt. Wir sind für die Umsetzung solcher Standards.
({22})
Aber, Herr Bundeskanzler, Bildungspolitik in Deutschland ist doch keine Frage der föderalen Organisation, sondern eine Frage der Inhalte und der Leistungsanforderungen. Um es noch etwas deutlicher zu sagen: Wenn Kinder
ausländischer Eltern in Bayern besser lesen können als
Kinder deutscher Eltern in Nordrhein-Westfalen, dann hat
dies nichts mit dem Zustand der Schule in Deutschland,
sondern mit der katastrophalen Bildungspolitik der SPD
in Düsseldorf, in Hannover sowie früher in Bremen und
in Wiesbaden zu tun. Das ist doch die Wahrheit über die
Bildungspolitik in Deutschland.
({23})
Sie haben gesagt, dass Bildung unabhängig vom Elternhaus möglich sein solle. Jawohl, wir sind sehr dafür. Aber
die sozialen Disparitäten sind je nach Herkunft und Elternhaus in den unionsgeführten Bundesländern kleiner und in
den SPD-geführten Bundesländern bei weitem größer. Es
sind doch nicht die sozial Starken wie etwa die Bewohner
besserer Wohngebiete, sondern die sozial Schwachen, die
unter der mangelnden Integration der Ausländerkinder leiden.
({24})
So schließt sich der Kreis. Die schlechte Bildungspolitik verursacht Probleme, vor allem höhere Arbeitslosigkeit in den Bundesländern, die maßgeblich von Ihrer Partei regiert werden.
Nun wäre Gerhard Schröder nicht Gerhard Schröder,
wenn ihm in verzweifelter Lage nicht doch irgendein Ausweg einfallen würde. Wir erinnern uns: Zu Beginn der Legislaturperiode stand das Bündnis für Arbeit, die Wunderwaffe der rot-grünen Bundesregierung. Sie sollte - so
hat es der Bundeskanzler wörtlich gesagt - das „zentrale
makroökonomische Steuerungsinstrument zur Lösung
der Probleme auf dem Arbeitsmarkt“ sein. Schon seit Monaten hören wir vom Bündnis für Arbeit nichts mehr.
({25})
Die Runde ist im Streit und ohne neuen Termin auseinander gegangen.
({26})
Im Bündnis für Arbeit gab es eine Benchmarkinggruppe, in der außenstehende Sachverständige, die Klügsten der Klugen im Lande, vertreten waren.
({27})
- Ich kann gut verstehen, dass Sie mit dem, was Sie in den
letzten vier Jahren gemacht haben, nicht mehr konfrontiert werden wollen. Aber wir werden Sie dennoch damit
konfrontieren, weil es ein Stück Schlussbilanz Ihrer katastrophalen Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik ist.
({28})
Die angesprochene Benchmarkinggruppe sollte in Ihrem
Auftrag vor Jahresfrist eine ungeschminkte Beschreibung
der Lage auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland im internationalen Vergleich abgeben. Der Bericht war noch nicht fertig, da weigerte sich ein Teil Ihrer Bündnispartner, die Ergebnisse der Benchmarkinggruppe überhaupt zur Kenntnis
zu nehmen. Auf Druck der Gewerkschaften hat schließlich eine Behandlung dieser Ergebnisse im Bündnis für
Arbeit nicht mehr stattgefunden.
Den Sachverständigenrat, die Frühjahrsgutachten, die
Herbstgutachten, die Stiftungen, wer weiß wie viele Gutachten, Kommissionsberichte, runde Tische, Expertengremien, nationale Dialoge, internationale Dialoge, Fortschrittsberichte, Anhörungen, Räte, Beiräte und alle
möglichen Begleiter Ihrer Regierung hat es in den letzten
Jahren in einer solchen Fülle wie nie zuvor gegeben. Noch
nie ist außerhalb des Parlaments so viel Wind zur Wirtschaftspolitik - ich könnte auch sagen: so viel heiße Luft gemacht worden wie unter Ihrer Regierung.
({29})
Das Ergebnis sind aber nicht etwa Wachstumsdynamik
und neue Arbeitsplätze, nein, es gibt eine neue Kommission.
Gleichzeitig sagen Sie heute in derselben Regierungserklärung: Die Fundamente der Wirtschaftspolitik für einen soliden Aufschwung sind gelegt. Herr Bundeskanzler,
was stimmt denn nun? Warum muss dann, wenn seit drei
Jahren in Deutschland alles so prima läuft, drei Monate
vor der Wahl die Hartz-Kommission solche zum Teil gar
nicht neuen, zum Teil auch gar nicht falschen Vorschläge
machen? Seit eineinhalb Jahren steigt ununterbrochen,
von Monat zu Monat, die Arbeitslosigkeit. Die Antwort
der Bundesregierung ist eine neue Kommission. Ich sage
Ihnen: Wir brauchen nicht neue Kommissionen in
Deutschland, sondern wir brauchen neue Arbeitsplätze in
diesem Land.
({30})
Nun hören wir von Ihnen - so habe ich es mir jedenfalls aufgeschrieben -: Wir haben die große, vielleicht die
einmalige Chance, erstarrte Fronten aufzubrechen. Da
stellt sich doch die Frage: Wer hat denn in Deutschland
seit 1998 regiert?
({31})
Wer hat denn alle Mahnungen in den Wind geschlagen?
Wer hat denn den Arbeitsmarkt in Deutschland so zubetoniert, dass es in Deutschland immer noch Massenarbeitslosigkeit gibt?
({32})
Diese Kommission ist, wie alles bei Gerhard Schröder
von Anfang an, eine reine PR-Veranstaltung, das Kaninchen im Ärmel, das die verzweifelte SPD von ihm erwartet, eine gute Show, aber eben eine Show. Den Arbeitgebern will er damit sagen: Seht her, es geht doch voran!
Den Gewerkschaften sagt er: Regt euch nicht auf, vor der
Bundestagswahl geschieht überhaupt nichts mehr und
nach der Wahl werden wir den Weg konsequent weitergehen! Dieses Vorgehen entspricht fatal der ganzen Arbeitsmethode der rot-grünen Bundesregierung in der
Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik seit Beginn dieser
Legislaturperiode. Ich sage Ihnen: Es sind vier verlorene
Jahre für Deutschland, die Sie hinterlassen.
({33})
Nun weiß ich, dass die Menschen nicht nach den Entscheidungen fragen, die früher getroffen worden sind,
nicht rückwärts gewandte Betrachtungen anstellen, auch
nicht danach fragen, wer sich hier mit wem besser, härter
und schärfer auseinander setzt; sie fragen danach, welche
Zukunftskonzepte es gibt.
({34})
Herr Bundeskanzler, wir reden heute nicht nur über Ihre
Regierungserklärung, sondern wir sprechen auch über ganz
konkrete Anträge, die heute zur Abstimmung vorliegen.
({35})
- Ja, genau. Ich will Ihnen das jetzt auch vortragen.
({36})
Wir haben zur heutigen Sitzung einen umfassenden Entschließungsantrag
({37})
und einen konkreten Gesetzentwurf vorgelegt.
Lassen Sie mich mit dem Entschließungsantrag beginnen. Sie finden darin alles zusammengefasst, was auch
in den verschiedensten Gremien und Kommissionen der
Bundesregierung über vier Jahre richtigerweise zusammengetragen worden ist.
({38})
Wir wollen den Niedriglohnsektor in Deutschland mobilisieren. Wir wollen die Zeitarbeit entbürokratisieren. Wir
wollen das unsägliche Gesetz über die Scheinselbstständigkeit abschaffen. Wir wollen befristete Arbeitsverträge
ermöglichen. Wir wollen die Regelungen über die Teilzeit
verbessern. Wir wollen im Kündigungsschutzrecht ein
Optionsmodell, insbesondere für ältere Arbeitslose, einführen.
({39})
Wir wollen betriebliche Bündnisse für Arbeit. Herr
Bundeskanzler, ich habe gedacht, Sie würden dazu etwas
sagen. Die Frage ist doch: Wie können in Zukunft in den
Betrieben auch einmal von Tarifverträgen abweichende
Regelungen getroffen werden, wenn alle Beteiligten
- Geschäftsführung, Belegschaft, Betriebsrat - einverstanden sind? Es geht um ein Stück mehr dezentrale Organisation unseres Arbeitsmarkts. Auch das kommt in der
von Ihnen berufenen Kommission mit keinem Wort vor.
Das gesamte Thema Arbeitsmarktverfassung wird in der
Kommission, die Sie berufen haben, überhaupt nicht erwähnt, weil in der Kommission diejenigen sitzen, die das
Kartell unseres Arbeitsmarkts organisieren.
({40})
Wir machen Ihnen also ein konkretes Angebot.
Schließlich geht es um die Vereinheitlichung von Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe - übrigens auch ein Vorschlag, der aus der Kommission heraus gemacht wird.
Politik soll konkret sein.
({41})
Ihnen liegt daher heute ein Gesetzentwurf zur Abstimmung vor. Ich will mich bei dieser Gelegenheit bei der
hessischen Landesregierung für die Vorarbeiten,
({42})
die sie über eine Bundesratsinitiative ergriffen hat, ausdrücklich bedanken. Wir beraten heute in zweiter und
dritter Lesung einen Gesetzentwurf, dessen Kurztitel
„OFFENSIV-Gesetz“ lautet. Dieser Gesetzentwurf enthält wesentliche Elemente dessen, was auch Sie selbst immer wieder vorgeschlagen haben. Wenn Sie wirklich etwas zum Besseren wenden wollen, dann gibt es heute also
eine konkrete Möglichkeit dazu: Stimmen Sie dem Gesetzentwurf der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zu!
({43})
In der gebotenen Kürze möchte ich Ihnen sagen, was
mit diesem Gesetz bezweckt wird: Der Personenkreis der
Arbeitslosen und Sozialhilfeempfänger wird von Vermittlungsagenturen, die sich zukünftig „Job-Center“ nennen,
betreut, beraten und vermittelt. Entsprechende Vorschläge
sind in Ihren Gremien immer wieder diskutiert worden.
({44})
Die Zumutbarkeitsregelungen des Sozialgesetzbuches III
und des Bundessozialhilfegesetzes werden einander angeglichen. Die Mittel der Träger der Sozialhilfe sowie die
Mittel der Arbeitslosenhilfe und der aktiven Arbeitsmarktförderung werden gebündelt. Der Vorrang von Arbeit, Qualifizierung und qualifizierter Beschäftigung vor dem Bezug
von Sozialleistungen ohne Gegenleistung wird normiert.
Schließlich wird - ich halte das für eine unverzichtbare
Regelung - den Ländern in Deutschland bei der Ausführung der Bundesgesetze Sozialgesetzbuch und Bundessozialhilfegesetz ein höherer individueller Spielraum
zu landesspezifischen Regelungen eingeräumt. - Meine
Damen und Herren von der Koalition, wenn es Ihnen mit
der Lösung der Probleme auf dem Arbeitsmarkt ernst ist,
dann nutzen Sie die heutige Chance, stimmen Sie diesem
Gesetzentwurf zu und ermöglichen Sie von morgen an
eine Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland!
({45})
Wenn Sie zur Beratung unseres Gesetzentwurfs mehr
Zeit brauchen, dann - damit möchte ich die Ernsthaftigkeit unseres Vorschlags betonen - können Sie die haben;
wir sind zu Gesprächen bereit. Wenn Sie unsere Vorschläge heute allerdings wieder ablehnen, dann wird
heute, am 4. Juli 2002, im Deutschen Bundestag endgültig der Beweis erbracht, dass die Politik der Sprechblasen
und der Worthülsen von Ihnen in den nächsten drei Monaten fortgesetzt werden soll.
({46})
Wir sagen Ihnen heute, meine Damen und Herren von
der Koalition: Es ist genug geredet worden.
({47})
Es ist Zeit für Taten. Wir haben in Deutschland dank Ihrer
Politik vier Jahre verloren. Deutschland braucht Arbeitsplätze und keine neuen Kommissionen. Wenn Sie dem
nicht gerecht werden, dann werden wir in den nächsten
Monaten in eine Wahlauseinandersetzung mit der rot-grünen Politik und mit Ihnen, Herr Bundeskanzler, gehen und
dann werden wir den Menschen in Deutschland sagen:
Rot-Grün hat versagt; die Union hat ein Konzept;
({48})
wir trauen uns die Regierungsverantwortung zu; Deutschland hat eine bessere Regierung verdient.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
({49})
Ich erteile das Wort
dem Kollegen Peter Struck, SPD-Fraktion.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine
Damen und Herren! Der Kanzlerkandidat der Union, Herr
Stoiber, redet zum gleichen Zeitpunkt ein paar hundert
Meter entfernt von hier
({0})
im Hotel Maritim in Berlin zu dem Thema „Neue soziale
Marktwirtschaft“. Ich muss Ihnen sagen: Wer Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland werden will, der
hat in diesem Parlament seine Vorstellungen zu erläutern
und nicht in irgendeinem Hotel nebenan.
({1})
Herr Kollege Vorredner, ich bin von Ihnen ja einiges an
Unanständigkeit gewöhnt. Sie haben hier nicht zu beanstanden, dass der Wirtschaftsminister nicht hier ist, wenn
Sie ganz genau wissen, dass er eine einwöchige
Chinareise mit Vertretern der deutschen Wirtschaft angetreten hat. Sie sollten vielmehr begrüßen, dass er für die
deutsche Wirtschaft unterwegs ist.
({2})
Es ist schon ein dreistes Stück, den Sozialdemokraten
und der rot-grünen Koalition vorzuwerfen, man habe
nichts für die neuen Länder getan. Ich will hier nur daran erinnern, dass es Herr Stoiber war, der gegen den Länderfinanzausgleich geklagt hat, als sein Land zum ersten
Mal selber bezahlen musste.
({3})
Wer, nachdem er 38 Jahre lang vom Länderfinanzausgleich profitiert hat, in dem Moment, wo er für die neuen
Länder Geld geben muss, klagt, verhält sich schlicht gemein gegenüber den neuen Ländern. Machen Sie uns also
lieber nicht unsere Politik zum Vorwurf!
({4})
Ich muss ja wohl nicht daran erinnern, dass die bayerische Staatsregierung in Karlsruhe gegen den Risikostrukturausgleich klagt, was bei einem Erfolg der Klage
dazu führen würde, dass die Krankenkassenbeiträge im
Osten steigen und nicht sinken würden, wie sie es dank
unserer Politik tun.
({5})
Sie haben von den Pleiten gesprochen, die in Deutschland zu beklagen sind. Ich will einmal einige Pleiten nennen.
({6})
Unter Stoibers Verantwortung flossen Steuergelder über
staatliche und halbstaatliche Kreditinstitute wie die
Bayerische Landesanstalt für Aufbaufinanzierung und die
Bayerische Landesbank in bayerische Unternehmen. Das
Ergebnis ist: Fairchild Dornier, Schneider Technologies,
Neue Maxhütte, Grundig und Hutschenreuther sind
pleite, und vor allem Kirch.
({7})
Stoiber, meine Damen und Herren, hat mit Kirch die
größte deutsche Unternehmenspleite der vergangenen
Jahre zu verantworten.
({8})
Allein bei Kirch flossen rund 1,9 Milliarden Euro, zum
großen Teil öffentliche Kredite, in ein Fass ohne Boden.
Wir verstehen Mittelstandspolitik nicht so wie Herr
Stoiber. Für uns ist die Kirch-Gruppe kein mittelständisches Unternehmen, das man hätte fördern müssen.
({9})
- Ich sage gerne etwas zu Babcock.
({10})
Nachdem ich wahrscheinlich im Gegensatz zu Ihnen gestern zusammen mit meinem Kollegen Wolfgang
Grotthaus, der sich sehr engagiert, mit den Betriebsräten,
dem Konzernbetriebsratsvorsitzenden und anderen, mit
Wolfgang Clement, auch mit Hans Eichel und anderen,
geredet habe, kann ich Ihnen eines sagen:
({11})
Der Manager, der Verantwortung für diese Situation in
Oberhausen und NRW trägt, hat sich rechtzeitig zu HDW
nach Kiel abgesetzt.
({12})
Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen jetzt
die Folgen seiner verfehlten Wirtschaftspolitik tragen.
Wir übernehmen da die Verantwortung, die vom Land und
vom Bund zu tragen ist.
({13})
- Das werden Sie schon sehen, Herr Kollege Glos.
Ich rede weiter über die Pleiten in Bayern: Die Pleitenquote betrug in Deutschland im Jahre 2001 14,3 Prozent, in Bayern 28,3 Prozent. Das muss ja wohl irgendwelche Gründe haben und zeugt nicht gerade von großer
Wirtschaftskompetenz.
({14})
Ein Wort zur PISA-Studie. Ich gebe dem Bundeskanzler völlig Recht: Die Fragen, welche nationalen Leistungsstandards wir haben und unter welchen Bedingungen jemand einen Hauptschul- oder Realschulabschluss
bzw. das Abitur bekommt, müssen doch bundeseinheitlich
geregelt werden können. Es darf doch nicht weiterhin so
sein, dass Eltern, wenn sie mit ihren Kindern von Bremen
nach Bayern oder umgekehrt umziehen, darunter leiden
müssen, dass ihre Kinder dann schlechte schulische Leistungen bringen. Können wir das nicht, verdammt noch
mal, ändern?
({15})
Ich höre nur: nichts nivellieren. Hören Sie damit auf! Die
Quote der Abiturienten in Bayern beträgt 20 Prozent, in
Nordrhein-Westfalen aber über 30 Prozent. Wenn wir
dann nach oben nivellieren, ist es ja in Ordnung.
({16})
Ich wehre mich dagegen, dass wir hier kleinkariert ein
Land gegen das andere aufrechnen.
({17})
Ich will Ihnen dann einen Satz von Herrn Baumert vorlesen, der - das werden Sie vielleicht nicht wissen - die
Durchführung der PISA-Studie geleitet hat:
In keinem Bundesland sind die Chancen für Kinder
aus ganz normalen Facharbeiterfamilien so schlecht,
höhere Bildungsabschlüsse zu erreichen, wie in Bayern.
({18})
Hört, hört, kann ich da nur sagen, Herr Kollege Glos und
Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU!
({19})
Wir haben über die Hartz-Kommission gesprochen.
Ich habe feststellen müssen, dass die Union auf deren Vorschläge sehr vielfältig reagiert hat. Herr Späth - die Wunderwaffe Späth - hat am Anfang gesagt: sehr gute Vorschläge.
({20})
- Revolutionäre Vorschläge. - Dann hat Herr Stoiber das
einkassiert. Darüber hinaus gibt es aber auch andere Stellungnahmen aus Ihren Reihen.
({21})
Sie haben einiges für Ihre Fraktion eben abgelehnt.
({22})
Übrigens will ich Ihnen auch sagen, Herr Merz: Ich
kann verstehen, dass Sie froh sind, dass Sie reden dürfen,
denn man kann ja überall lesen, dass Sie nach der Bundestagswahl nicht mehr Fraktionsvorsitzender sein werden.
({23})
Aber so toll war Ihre Rede heute auch nicht. Wer austeilt,
muss auch einstecken können, damit das hier ganz klar ist.
({24})
Aber zurück zu Hartz. Was ist eigentlich falsch daran,
wenn die Hartz-Kommission vorschlägt, dass ein Arbeitnehmer, dem gekündigt worden ist, und ein Arbeitgeber,
der gekündigt hat, das der Bundesanstalt für Arbeit sofort
mitteilen und sagen: Da kommt einer auf den Arbeitsmarkt zu, lasst uns mal mit der Vermittlung anfangen.
({25})
Was spricht dagegen? Ich kann überhaupt nicht verstehen,
dass Sie solche Vorschläge kritisieren.
({26})
Der zweite Vorschlag aus der Hartz-Kommission ist,
dass wir versuchen müssen, die Arbeitsverwaltung effektiver arbeiten zu lassen. Der Ausgangspunkt war - das
wollen wir nicht vergessen -, dass wir durch einen Bericht
des Bundesrechnungshofes feststellen mussten, dass die
Beschäftigten der Arbeitsverwaltung nur zu 25 Prozent in
der Vermittlung arbeiten. Die Bundesregierung und die
Koalition haben nicht ohne Grund den Auftrag gegeben,
die Struktur der Arbeitsverwaltung zu ändern.
Ich sage an dieser Stelle deutlich, damit das klar ist und
damit Äußerungen des Präsidenten der Bundesanstalt für
Arbeit nicht unwidersprochen bleiben: Ich habe großes
Vertrauen in die Beschäftigten der Arbeitsverwaltung und
unterstelle ihnen nicht, dass sie böswillig ihre Arbeit nicht
tun. Sie machen einen ordentlichen Job, brauchen allerdings andere Bedingungen für diesen Job.
({27})
Die Vorschläge der Hartz-Kommission werden am
16. August vorgelegt. Die SPD-Bundestagsfraktion wird
sie schnell bewerten und alles, was ohne gesetzliche Änderungen möglich ist, was man tun kann, ohne dass man in
ein langwieriges Gesetzgebungsverfahren eintreten muss,
noch rechtzeitig tun. Die Vorschläge der Hartz-Kommission werden Grundlage der inhaltlichen Auseinandersetzung über die Arbeitsmarktpolitik in Deutschland sein.
Auf diese Auseinandersetzung bin ich sehr gespannt.
({28})
Herr Merz, Sie haben über die Rentenversicherungsbeiträge und die Krankenversicherungsbeiträge gesprochen.
({29})
Die Rentenversicherungsbeiträge sind stabil.
({30})
Wenn Norbert Blüm jetzt Arbeits- und Sozialminister
wäre, dann hätten wir Rentenversicherungsbeiträge von
21 Prozent. So haben wir 19,1 Prozent. Das ist doch eine
Leistung, die Sie nicht bestreiten können!
({31})
Ich hatte ja in der letzten Zeit das Vergnügen, mit Ihnen bei mehreren Veranstaltungen vor unterschiedlichem
Publikum aufgetreten zu sein.
({32})
Ihre Bemerkungen bei diesen Veranstaltungen zeichneten
sich durch eines aus: Sie haben den unterschiedlichsten
Gruppierungen, die da saßen, alles versprochen,
({33})
zuletzt bei dem kleinen Bauerntag in Nürnberg. Sie haben
den Bauern Geld versprochen, ohne zu sagen, wo das herkommen soll.
({34})
Das Gleiche gilt für die privaten Krankenversicherungen,
die Pharmaindustrie und die Gemeinden. Das waren die
letzten vier Veranstaltungen, die wir gemeinsam bestritten
haben. Das passt doch nicht zusammen; wie soll das denn
gehen?
({35})
Dann haben Sie hier über die Krankenversicherungsbeiträge gesprochen.
({36})
Sie haben allerdings leider nicht Ihre Vorstellungen zur
Gesundheitspolitik, die Sie in Ihr Programm geschrieben
haben, dargestellt. Ich will das dem Hohen Hause sowie
den Zuschauern und Zuhörern noch einmal vortragen. Die
CDU/CSU will das Solidarprinzip im Gesundheitswesen
über Bord werfen und eine Zweiklassenmedizin mit
Grund- und Wahlleistungen einführen.
({37})
Ihr Vorschlag ist: Jeder hat die Wahl, künftig für medizinische Leistungen bis zu 500 Euro pro Jahr aus eigener
Tasche zu zahlen.
({38})
Dafür soll sein Versicherungsbeitrag von 7 Prozent auf
6 Prozent sinken. Bei einem Bruttoverdienst von
20 000 Euro pro Jahr würde man bei dieser Beitragssenkung lediglich 200 Euro sparen. Man muss aber für jeden Arztbesuch zahlen - insgesamt bis zu 500 Euro im
Jahr. Die Versicherten, die davon Gebrauch machen, kommen dann in große Schwierigkeiten, wenn sie nicht einmal, sondern zweimal oder dreimal im Jahr krank werden.
Bei einem Jahreseinkommen von 40 500 Euro - das ist
die Beitragsbemessungsgrenze - beträgt die Ersparnis
aufgrund der Absenkung um 1 Prozentpunkt 405 Euro.
Das heißt, der Versicherte muss 500 Euro selbst zahlen,
spart aber nur 405 Euro. Bei Ihrem Vorschlag darf er noch
nicht einmal einen Husten kriegen.
({39})
Das zeigt klar: Der Vorschlag der Union nützt nur den besser Verdienenden und den Versicherten, die gesund bleiben. Alle anderen zahlen drauf.
({40})
Wer ein Gesundheitssystem entwickelt, das dazu führt,
dass es aufgrund der Selbstbeteiligung weniger Beitragseinnahmen von den so genannten gesunden Risiken gibt,
der befördert gleichzeitig die Entwicklung, dass die anderen Risiken - dazu gehören die älteren Menschen - mehr
zahlen müssen. Die Krankenversicherungsbeiträge steigen also, anstatt zu sinken. Wir wollen im Gegensatz zu
Ihnen keine Zweiklassenmedizin.
({41})
Das werden wir den Menschen in Deutschland sagen.
({42})
Wir wollen die solidarische Absicherung des Krankheitsrisikos. Dabei wird es auch bleiben.
Wir lassen uns nicht von den vielen Verbänden unter
Druck setzen, die im Bereich des Gesundheitsmarktes
tätig sind. Wir werden die Positivliste in Angriff nehmen.
Wir haben in den Krankenhäusern das Fallpauschalensystem eingeführt. Es ist nach wie vor überhaupt nicht nachvollziehbar, warum die Kosten im Krankenhaus nach Tagessätzen oder Pflegesätzen berechnet werden und nicht
nach der einzelnen Leistung. Das Fallpauschalensystem
ist ein wesentlicher Fortschritt in der Gesundheitspolitik,
den wir der Gesundheitsministerin Ulla Schmidt zu verdanken haben. Ich spreche ihr meinen Dank und meinen
Respekt dafür aus.
({43})
Ich komme nun zu Ihrem Wahlprogramm und Ihrem
Kompetenzteam, was immer Kompetenzteam heißen
mag.
({44})
Herr Späth gehört diesem Team an. Ich glaube, manche
gehören nicht in dieses Team. Ich bin mit Helmut Kohl
darin einig - in diesem Punkt hat er Recht -, dass Herr
Schäuble diesem Team eigentlich nicht angehören sollte.
Zu der gestrigen Vorstellung der Kollegin Katherina
Reiche als Mitglied des Kompetenzteams möchte ich sagen: Ich habe ihren Auftritt mit großer Sympathie verfolgt. Aber ich muss schon sagen, dass es ein peinliches
Schauspiel war, diese Frau plötzlich nicht mehr für Familie für zuständig erklären zu wollen, nur weil sie nicht verheiratet ist, ein Kind hat und ein zweites erwartet.
({45})
Da sieht man einmal, was Sie für ein konservativer Haufen sind.
({46})
Nur auf öffentlichen Druck hin wurde diese Frau in dieses Team aufgenommen.
Ich komme zurück zu Lothar Späth. Lothar Späth soll
Ihre Wunderwaffe sein. Aber wer wie er 2,7 Milliarden DM Bundesmittel, 0,9 Milliarden DM Landesmittel
- also insgesamt 3,6 Milliarden - und wer wie er einen
Konzern, der vorher 27 000 Beschäftigte hatte, auf etwa
11 000 heruntergedrückt hat, der muss mir nicht sagen,
welch ein Supermanager er sei. Das hätte in Deutschland
auch ein mittelmäßiger Manager fertig bringen können.
({47})
Aber in einem Punkt hat Lothar Späth natürlich Recht.
Er hat zu Ihrem Wahlprogramm gesagt, dass man das alles vergessen könne. Das stimmt auch. Die ausgabewirksamen Forderungen im Wahlprogramm der Union belaufen sich auf 70 Milliarden Euro. Die Senkung der
Staatsquote von jetzt 48,5 auf 40 Prozent, wie sie in Ihrem
Programm steht, bedeutet Mindereinnahmen für Bund,
Länder und Gemeinden sowie für die sozialen Sicherungssysteme von 170 Milliarden Euro. 80 Milliarden Euro entfallen dabei allein auf den Bund.
Ich möchte von Ihnen ganz genau wissen - die Kandidatinnen und Kandidaten der SPD sowie die Mitglieder
meiner Fraktion werden jeden einzelnen Kontrahenten im
Wahlkreis danach fragen -: Welche der von uns geplanten
140 Ortsumgehungen in Deutschland, welche der von uns
geplanten Ausbauten der Bundesautobahnen auf sechs
Spuren und welche der von uns geplanten Eisenbahnstrecken werden nicht gebaut, wenn Sie ein solches Programm in die Tat umsetzen? Um diese Frage geht es.
({48})
Es bleibt dabei: Nach 16 Jahren Schwarz-Gelb haben wir
Aufräumarbeiten zu leisten gehabt. Wir haben noch nicht alles wegräumen können. Aber wir sind auf einem guten
Wege. Wir haben den Reformstau in Deutschland aufgelöst.
({49})
Die Wirtschaft wächst. Ich sage Ihnen: Die Wählerinnen
und Wähler werden uns am 22. September das Vertrauen
für die nächsten vier Jahre einer verantwortlichen Regierungspolitik geben.
({50})
Ich erteile das Wort
dem Kollegen Guido Westerwelle, FDP-Fraktion.
({0})
Herr Präsident! Meine
sehr geehrten Damen und Herren! Herr Bundeskanzler, als
man in der letzten und Anfang dieser Woche die heutige
Tagesordnung besprochen hat, hat man damit rechnen dürfen, dass Sie, wenn Sie eine Regierungserklärung zur wirtschaftlichen Lage abgeben, zusammen mit den Regierungsparteien konkret vortragen würden, was mit den
Ergebnissen der Hartz-Kommission wann passiert.
({0})
Mittlerweile gibt es zahlreiche öffentliche Äußerungen
seitens der Regierung. Sie haben in Ihrer Regierungserklärung fast wortgleich Ihre Kolumne aus dem „Vorwärts“, aus Ihrer eigenen Parteizeitung, zum Beispiel das,
was Sie im Hinblick auf den Begriff „Blaupause“ geschrieben haben, vorgelesen. Einen interessanten Satz aus
Ihrer Kolumne haben Sie weggelassen. Im „Vorwärts“
schreiben Sie wörtlich:
Wir werden daraus unmittelbar Konsequenzen ziehen und dann die Maßnahmen zügig umsetzen, wenn
möglich auch noch vor der Bundestagswahl.
Zwischen Ihnen und dem, was der Kollege Struck gesagt hat, ist insofern ein interessanter Unterschied zu erkennen. Er sagte nämlich: Etwas Gesetzgeberisches gibt
es nicht mehr. Nur noch das, was auf dem Verwaltungswege möglich ist, kann getan werden.
Wir tun so, als wären die Ergebnisse der Hartz-Kommission revolutionär neu. Das sind sie überhaupt nicht.
Sie sind beispielsweise von uns in diesem Hause in den
letzten drei Jahren regelmäßig beantragt worden.
({1})
Mit derselben Regelmäßigkeit, wie die Opposition diese
Vorschläge beantragt hat, hat Rot-Grün diese Anträge abgelehnt, und zwar mit der Behauptung, das sei Ellbogengesellschaft, Turbokapitalismus und neoliberales Teufelszeug.
Interessant ist in Wahrheit nicht das, was die HartzKommission vorgelegt hat. Interessant ist, dass dies von
einer Regierungskommission vorgelegt wird und dass es
Ihnen damit in Zukunft unmöglich gemacht wird, die Arbeitsmarktpolitik der Opposition in eine neoliberale turbokapitalistische Ecke zu stellen. Das ist eine Politik der
Vernunft und eben keine soziale Kälte, wie Sie es uns immer wieder vorgeworfen haben.
({2})
Herr Bundeskanzler, wir als Mitglieder dieses Hauses
möchten von Ihnen wissen, was, wenn das gesamte Konzept am 16. August vorgelegt wird, als Nächstes passiert.
Wir sind bereit, eine Sondersitzung abzuhalten. Denn die
Vorschläge sind nicht neu. Über diese Dinge ist in den
Ausschüssen bereits hundertmal diskutiert worden.
Wir wollen, dass jetzt die Chance genutzt wird, die Vorschläge der Hartz-Kommission tatsächlich in konkretes
gesetzgeberisches Handeln umzusetzen. Wir wollen jetzt
Taten von Ihnen sehen und nicht nur Worte hören.
({3})
Denn das übliche Ritual ist doch, dass der Bundeskanzler bzw. die Bundesregierung vorträgt, warum die Situation so Klasse ist. Dann kommen einige von der Opposition, die sagen, warum die Situation nicht so Klasse
ist. Dies ist aber nicht die Antwort auf die Fragen, die die
Menschen in diesem Lande haben. Die Menschen wollen
von uns wissen, wann wir handeln.
Sie können mit Sicherheit davon ausgehen, dass im
Deutschen Bundestag eine große Mehrheit vorhanden
wäre, wenn Ihre Regierungsparteien damit Ernst machen
würden, die Vorschläge der Hartz-Kommission konkret
umzusetzen. Wir wollen, dass diese Ergebnisse am
16. August vorgelegt werden. Dann sollte es eine Sondersitzung geben und sollten entsprechende Beschlüsse gefasst werden. Wenn Sie dies nicht tun, haben Sie eine
Show vorgeführt und nicht Ernst gemacht - und das ist ein
Problem für Deutschland insgesamt.
({4})
Sie haben wieder einmal Gas geben wollen - das sagen
Sie auch -, diesmal bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Sie müssen nur gelegentlich einen Gang einlegen.
Sonst kommt das Fahrzeug nicht voran.
({5})
Wenn Sie keinen Gang einlegen und nicht Ernst machen,
können Sie hier zwar klasse Erklärungen abgeben - die rotgrünen Regierungsvertreter werden sagen, warum alles so
rosig und wunderbar ist -, das Ergebnis aber bleibt aus.
({6})
- Ich habe Sie nicht verstanden, nehme Ihre Zwischenrufe
aber gerne auf.
({7})
- Ich finde es sehr interessant, dass ausgerechnet Sie das
Stichwort „Möllemann“ bringen. Es gab Zeiten, Herr
Bundeskanzler, da Sie niemanden von der FDP lieber gehabt haben als Jürgen Möllemann.
({8})
Das Lächeln aus Ihren Reihen zeigt mir, dass sich einige
noch daran erinnern können.
Meine Damen und Herren, ich möchte noch einige
Punkte nennen, die in dieser Sache anzusprechen ich für
erforderlich halte. Sie haben die Steuerpolitik angeführt.
Das ist ein entscheidender Punkt, auf den hier eingegangen werden muss. Es gibt einen fundamentalen Unterschied zwischen der Ausrichtung Ihrer Wirtschaftspolitik
und der Ausrichtung der Wirtschaftspolitik, wie wir sie
uns vorstellen. Letzten Endes sind Sie der Meinung, dass
wir uns Steuersenkungen in Deutschland nicht leisten
können.
({9})
Wir vertreten die Auffassung, dass wir es uns in Deutschland nicht leisten können, auf Steuersenkungen zu verzichten.
({10})
Sie sind der Meinung, Steuersenkungen seien die Dividende eines wirtschaftlichen Aufschwungs.
({11})
Wir sagen Ihnen: Steuersenkungen sind die Voraussetzung für einen wirtschaftlichen Aufschwung.
({12})
Sie sagen, Steuersenkungen kosten Geld. Wir sagen:
Nichts kommt den Staat teurer als die Verwaltung von Arbeitslosigkeit. Das sind die großen Unterschiede in den
Grundlinien unserer Politik.
({13})
Sie sagen, dass die Schulden nach der deutschen Einheit unter der alten Regierung so hoch geworden sind.
Was Sie dabei aber vergessen, ist, dass die alte Regierung - mit Persönlichkeiten wie Herrn Waigel, der den
Deutschen Bundestag dieses Jahr verlassen wird - eine
Sonderaufgabe, nämlich die Realisierung des Glücks der
deutschen Geschichte, finanzpolitisch zu bewältigen
hatte. Sie waren nie sehr begeistert von der deutschen
Einheit. Werfen Sie uns dann bitte nicht vor, dass wir für
die deutsche Einheit Schulden machen mussten.
({14})
Das war notwendig. Wir stehen dazu, auch heute noch.
({15})
Wenn Sie sich auf der Regierungsbank etwas leiser unterhalten würden, wäre das gegenüber einem Redner des
Parlaments durchaus höflich.
({16})
Es hat mittlerweile so einiges Einzug in das Parlament gehalten. Zwischenrufe von der Regierungsbank sind auch etwas Neues. Das ist zwar interessant, aber wenn Sie so laut
reden, dass es selbst mich stört, ist das schon ein Problem.
Meine Damen und Herren, hier wurde konkret das Modell der FDP in Sachen Steuerpolitik angegriffen. Wir sind
der Meinung: Ein Steuersystem, das nicht einfach und gerecht und mit niedrigen Steuersätzen ausgestaltet ist, hat
keine moralische Legitimation.
({17})
Wenn die Menschen das Gefühl haben, dass sie sich anstrengen können, so viel sie wollen, am Schluss aber von
dem hart erarbeiteten Geld netto zu wenig übrig bleibt,
führt der Weg in die Schwarzarbeit. Es ist notwendig,
dass wir in diesem Hause offen darüber sprechen. Wir haben im letzten Jahr mehr als 300 Milliarden Euro im Bereich der Schwarzarbeit, der Schattenwirtschaft, zu verzeichnen gehabt. Sie können natürlich zu jedem einen
Finanzbeamten schicken. Aber das Wasser wird sich seinen Weg suchen, auch wenn das nicht in Ordnung ist. Sie
müssen die Ursache der Schwarzarbeit bekämpfen und
die Ursache heißt: zu wenig Netto vom Brutto. Leistung
muss sich lohnen, und zwar in allen Einkommensklassen.
({18})
Sie sagen immer, die Vorschläge seien nicht durchgerechnet, man setze nur auf die Selbstfinanzierung. Ich
möchte Ihnen dazu zwei konkrete Zahlen - wiederum aus
der Zeit der alten Regierung - nennen, die sich auf den
konjunkturellen Effekt beziehen.
In der zweiten Hälfte der 80er-Jahre wurden, verbunden mit den Namen Graf Lambsdorff und Gerhard
Stoltenberg, die Steuern um etwa 60 Milliarden DM gesenkt. In demselben Zeitraum - nicht Jahre später - stiegen die Steuereinnahmen des Staates um mehr als
100 Milliarden DM. Warum? Wenn die Steuern niedriger
sind, erfolgen Investitionen und gibt es Lust auf Leistung.
Dann ist die Konjunktur besser, gibt es mehr Arbeitsplätze - und es kann nur Steuern zahlen, wer Arbeit hat.
({19})
Die Konsolidierung der Staatsfinanzen setzt eine Bekämpfung der Arbeitslosigkeit voraus und die Arbeitslosigkeit bekämpfen wir in Deutschland nur mit einem einfacheren und gerechteren Steuersystem mit niedrigen
Steuersätzen, und zwar insbesondere mit einer Entlastung
des Mittelstandes. Und ebendiesen Mittelstand haben Sie
immer weiter belastet.
({20})
Kein Wort zur Ökosteuer bei den Wohltaten. Warum?
Sie schämen sich längst dafür.
({21})
Vorgestern erzählte der Umweltminister noch einmal,
dass die Ökosteuer sogar weiter erhöht werden soll. Auf
diesen Wahlkampf können wir uns alle freuen.
({22})
Die Ökosteuer ist ein Popanz.
({23})
Wir sollten übrigens nicht nur die nächste Stufe der Erhöhung aussetzen. Die Ökosteuer ist in sich ordnungspolitisch ein einziger Konstruktionsfehler, meine sehr geehrten Damen und Herren von der gesamten Opposition.
({24})
Wir werden uns mit dem Thema Bürokratie auseinander setzen müssen. Auch dazu übrigens von Ihnen kein
Wort. Stattdessen erzählen Sie etwas über Direktinvestitionen. Dabei verschweigen Sie übrigens, dass diese
Direktinvestitionen im Wesentlichen einen einzigen
Grund haben, nämlich die Zunahme der Investitionen im
Telekommunikationsbereich. Diese Direktinvestitionen
im Telekommunikationsbereich hätte es in den letzten
Jahren überhaupt nicht gegeben, wenn nicht die alte
Regierung die Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes gegen Ihre Stimmen durchgesetzt hätte, in diesem Haus und übrigens auch anderer Stelle.
({25})
In einem Punkt haben Sie Recht, Herr Bundeskanzler,
das will ich Ihnen ausdrücklich sagen und zugestehen: Ich
glaube, dass Sie richtig liegen, wenn Sie das ganze Thema
PISA und Bildung nicht in eine zweitklassige, mittelmäßige Diskussion abgleiten lassen. Ich habe die Bildungsdebatte während der Aktuellen Stunde vor kurzem
hier interessiert verfolgt und muss Ihnen sagen: Wenn die
Kultusminister sich darüber streiten, ob sie die Einäugigen unter den Blinden sind, ist das nicht die ehrgeizige
Bildungspolitik, die wir brauchen.
({26})
Das Entscheidende ist: Es ist richtig, dass Bayern und
Baden-Württemberg vorne liegen; es ist aber auch richtig,
dass Bayern und Baden-Württemberg im internationalen
Feld immer noch im Mittelfeld sind. Deswegen ist es das
Ziel einer ehrgeizigen Bildungspolitik, Deutschland insgesamt nach vorne zu bringen. Das ist eine Frage der Finanzen, also der Haushaltsprioritäten für Bildungspolitik
auf Bundes- und auf Landesebene, aber auch eine Frage
der Strukturen. Aber wer den Eindruck erweckt, das Problem in der Bildungspolitik sei der Föderalismus, der
vergisst, dass wir in Wahrheit vor lauter Einstimmigkeit
überhaupt keinen Wettbewerbsföderalismus in der Bildungspolitik haben.
({27})
Deswegen müsste die Aufgabe Nummer eins das Strukturthema in der Bildungspolitik sein: Entmachtet die Kultusministerkonferenz und gebt den Schulen, den Hochschulen und den berufsbildenden Einrichtungen mehr
Autonomie. Wettbewerb befördert das Geschäft und auch
den Qualitätsstandard.
({28})
Das wollen wir und da unterscheiden wir uns maßgeblich
von dem, was jetzt, übrigens auch von Ihnen, in der Ablenkungsdiskussion im Hinblick auf die schlechten Ergebnisse der SPD-Länder vorgetragen wird.
Kein Wort zur Bürokratiebekämpfung. Wie will man
eigentlich in Deutschland eine Wirtschaftsdebatte führen,
ohne das Krebsgeschwür der Moderne, nämlich die Bürokratie, anzugehen? Da sind Sie gefragt. Wir haben den
Vorschlag gemacht: Lassen Sie uns künftig jedes wirtschaftslenkende Gesetz nicht nur mit einem Zeitpunkt
versehen, wann es in Kraft tritt, sondern lassen Sie uns
auch einen Zeitpunkt hinzuschreiben, wann dieses wirtschaftslenkende Gesetz wieder außer Kraft tritt. Das Ergebnis wäre eine Umkehr der Beweislast. Dann müsste
sich nicht mehr derjenige in diesem Hause um eine Mehrheit bemühen, der ein überflüssiges Gesetz abschaffen
will, sondern derjenige, der meint, ein Gesetz müsse verlängert werden, müsste vor den Augen der Öffentlichkeit
um eine parlamentarische Mehrheit kämpfen.
({29})
Die Parlamente hätten mehr Arbeit, aber die Menschen
wären froh, wenn sie weniger Bürokratie erleben müssten. Das ist eben der Unterschied.
Denselben Ehrgeiz, den Sie zu Recht in der Bildungspolitik haben, setzen Sie bitte auch in der Wirtschaftspolitik ein. Wenn Sie sich bei der Bildung mit den Ersten
vergleichen wollen, dann bitte auch bei der Wirtschaftsentwicklung in Europa.
({30})
Dann reden wir nicht über 0,6 Prozent Wirtschaftswachstum, sondern dann reden wir über 6,5 Prozent Wirtschaftswachstum wie beispielsweise in Irland. Die Einwände, das sei ja eine grüne Insel und deswegen könne
dort die Wirtschaft wachsen und bei uns nicht, lasse ich
nicht gelten. Der Grund ist ganz einfach: Irland hatte wie
wir eine Staatsquote von etwa 50 Prozent, nach Jahren beträgt die Staatsquote jetzt etwa ein Drittel. Da müssen wir
in Deutschland auch hin, weil soziale Marktwirtschaft viel
besser ist als bürokratische Staatswirtschaft. Deswegen
braucht Deutschland eine dynamische Wirtschafts- und Finanzpolitik und keine Wirtschafts- und Finanzpolitik von
Buchhaltern und Schönfärbern, meine Damen und Herren.
({31})
Ich erteile das Wort
Bundesminister Joseph Fischer.
Joseph Fischer, Bundesminister des Auswärtigen
({0}): Herr Präsident!
Meine Damen und Herren! Am 22. September werden die
Menschen in Deutschland
({1})
die wichtigste politische Entscheidung für die kommenden vier Jahre treffen. Die Opposition wirbt darum, die
Regierung abzulösen, die Regierungsparteien werben darum, ein neues Mandat zu bekommen.
({2})
Das ist das Selbstverständliche einer Demokratie. Es ist
aber deswegen die wichtigste Entscheidung,
({3})
weil sie in einem schwierigen wirtschafts- und sicherheitspolitischen internationalen Umfeld stattfindet.
Wenn man sich die internationale Entwicklung anschaut, weiß man, von welch zentraler Bedeutung es sein
wird, wer das Mandat für die kommenden vier Jahre in
Deutschland erhalten wird. Die Opposition tritt als Alternative an und dabei fällt eines auf - ich habe heute sehr
sorgfältig zugehört und mich in Vorbereitung meiner
Rede sehr sorgfältig mit dem beschäftigt, was der Kandidat tatsächlich vorschlägt -.
({4})
Die Vorstellung des „3 x 40“ hätte in der Tat etwas für
sich, wenn sie machbar und finanzierbar wäre. Wir Grüne
hatten unsere Erfahrungen damit zu machen, Illusionen,
Wünsche und Realität zusammenzubringen. Herr Merz,
von Ihnen hätte ich mir gewünscht, dass Sie ausführen,
wie Sie die Forderung von „3 x 40“ - 40 Prozent Staatsanteil, 40 Prozent Sozialversicherungsbeitrag und 40 Prozent Spitzensteuersatz - von CDU/CSU und FDP finanzieren wollen. Ich hätte mir von Ihrem Kandidaten für das
Amt des Finanzministers gewünscht, dass er hier sagt, wie
er das finanzieren will. Ich hätte mir gewünscht, dass Sie
hier wirklich Zahlen nennen.
({5})
Die FDP legt noch eines drauf: Sie redet von 35 Prozent. Sie sagt: Leistung muss sich wieder lohnen. Der
Meinung bin ich auch. Wir sind nicht in einen Hochsteuerstaat verliebt, aber wenn wir hören, dass Sie die weitere
Senkung des Spitzensteuersatzes über die Besteuerung
der Nachtarbeits- und Schichtzuschläge finanzieren wollen, dann stellt sich die Frage, wie sich das für die Schichtarbeiter und Krankenschwestern unter dem Gesichtspunkt
„Leistung soll sich lohnen“ vereinbaren lässt. Welchen
Sinn macht es, eine solche Politik zu betreiben?
({6})
Wenn man sorgfältig zuhört, wird man ohne weiteres
feststellen: Mit Ausnahme von Herrn Merz - es fällt mir
allerdings auch bei ihm schwer zu sagen, was bei ihm neu
ist - sind es im Wesentlichen die alten Köpfe der Ära Kohl
plus Stoiber, die jetzt wieder antreten, und sie tun das mit
dem alten Programm. Deswegen werden Sie sich schon
gefallen lassen müssen, dass Ihre Leistungsfähigkeit
- Leistung soll sich für das Land lohnen - bis 1998 Bezugsgröße zu dem ist, was wir an Leistungsbilanz vorzuweisen haben. Dabei brauchen wir uns überhaupt nicht zu
verstecken.
({7})
Bei den Medien gibt es sehr sorgfältige und mühsame
- wir haben ja jetzt drei Kanzlerkandidaten - Vorbereitungen für ein Kandidatenduell.
({8})
- „Das ist gut so“, das sehe ich auch so. Ich habe dabei aber
ein Problem: In vielen Hintergrundgesprächen und öffentlichen Diskussionen sage ich, wir müssten die Vorstellung,
dass Guido Westerwelle Kanzler der Bundesrepublik
Deutschland wird, ernst nehmen. Bisher habe ich nur einen
gefunden, der dabei ernst geblieben ist: Das war ich selbst.
({9})
Alle anderen inklusive Ihr kommender Koalitionspartner - Journalisten, wer auch immer - geraten in einen Zustand der Heiterkeit - nicht der Euphorie. Das müssen Sie
mit sich selbst ausmachen. Herr Merz amüsiert sich königlich darüber; das kann ich verstehen. Auch die Zuschauer amüsieren sich.
({10})
Die Vorstellung, dass Guido Westerwelle Kanzler der
Bundesrepublik Deutschland, der drittwichtigsten Volkswirtschaft, in dieser schwierigen Zeit würde, nimmt selbst
die FDP ganz offensichtlich neuerdings nicht mehr ernst.
Und das ist gut so. Aber ich möchte mich darüber gar nicht
weiter auslassen.
({11})
Herr Merz, es ist selbstverständlich Ihre Entscheidungskompetenz, ob und wann Stoiber redet.
({12})
Aber eine Anmerkung gestatten Sie mir in diesem Zusammenhang doch: Bisher war es üblich, dass die entscheidenden Kontroversen - das ist mein Parlamentsverständnis - hier im Parlament ausgetragen werden. Das
galt in der Vergangenheit für Kontroversen zwischen
Kohl und SPD-Kandidaten. Schröder war damals als Kandidat hier im Bundestag. Bisher war das Parlament die
Bühne, auf der die zentralen politischen Zukunftskontroversen ausgetragen werden, wie es die Verfassung vorsieht.
({13})
Wenn Herr Stoiber meint, in dieser letzten zentralen Debatte nicht auftreten zu müssen,
({14})
dann werden Sie gestatten, dass wir das vor der deutschen
Öffentlichkeit entsprechend bewerten und deutlich sagen,
dass er kneift.
({15})
Kollege Fischer, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Glos?
Da ich nicht die Möglichkeit habe, mit Herrn Stoiber die
Klingen zu kreuzen, nehme ich gern die Botschaft von
Herrn Glos entgegen.
({0})
Herr Bundesminister, die
Gelegenheit zum Klingenkreuzen ist es nicht. Ich frage
Sie nur, wo Sie Ihre zentralen europapolitischen Vorstellungen vorgetragen haben, und wäre Ihnen dankbar, wenn
Sie die Gründe darlegten, warum Sie dafür das Parlament
nicht ausersehen hatten.
({0})
Ich habe das hier im Hause immer wieder erläutert.
({0})
- Ich will Ihnen sagen, warum ich das in der HumboldtRede gemacht habe - hier muss niemand herumgeheimnissen; es gab keinen Grund, der hier im Hause zu sehen
gewesen wäre -:
({1})
Es war seinerzeit ganz einfach Rücksichtnahme auf die
internationalen Partner und kein Kneifen.
({2})
Diese Rede hat dann auch dank der Initiative, die die Bundesregierung und der Bundeskanzler übernommen haben,
zum Verfassungskonvent geführt. Das haben Sie immer
gefordert; wir haben es heute in der Tat durchgesetzt.
({3})
Herr Glos, Sie können sich setzen.
({4})
Neulich dachte ich, es werde eine zweite „Ruck-Rede“
geben; zumindest war sie vom Kandidaten so angekündigt.
({5})
- Ja, ich komme gleich noch zu weiteren Inhalten. Aber
Herr Glos hat eine Zwischenfrage gestellt, Frau Schwaetzer,
und deswegen antworte ich darauf.
Von einem solchen Ruck ist bei den Alternativen, die
hier vorgetragen worden sind und mit denen ich mich
gleich beschäftigen werde, nichts zu spüren. Alle volkswirtschaftlichen Basisdaten - der Bundeskanzler hat sie
heute Morgen vorgestellt - zeigen, dass wir den Ansatz,
den wir von Anfang an vertreten haben, tatsächlich verwirklichen konnten: Wir wollten Erneuerung in diesem
Land, wir wollten den Stillstand der Ära Kohl seit der
deutschen Einheit überwinden.
({6})
Herr Westerwelle fordert eine entsprechende Steuerreform. Ich könnte mich der Forderung nach weiteren
Entlastungen anschließen und bin für jeden Vorschlag
dankbar, vorausgesetzt, er ist sozial ausgewogen und geht
nicht nur zulasten der Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen. Diese Bundesregierung hat im Gegensatz zu Ihnen eine Steuerreform auf den Weg gebracht, die mit Erreichen der Endstufe im Jahre 2005 eine jährliche Entlastung
in Höhe von 56 Milliarden Euro bringen wird. Das ist
ganz konkret.
({7})
Wie Sie darüber hinaus noch mehr Geld für die Bundeswehr, für die Bildung, für die Landwirtschaft, wie Herr
Stoiber jetzt wieder angekündigt hat, und in vielen anderen Bereichen ausgeben wollen, bleibt Ihr Geheimnis.
({8})
Wir haben ja festgestellt, dass 85 Prozent Ihrer Wunschbibel nicht finanziert waren. Wenn Sie das alles zusammennehmen - beispielsweise treten noch das Bundesfernstraßenprogramm und die vielen Verkehrsprojekte
hinzu -, kommen Sie zu phantastischen Zahlen, die mit
der Realität überhaupt nichts zu tun haben. Demgegenüber hat diese Bundesregierung die größte Steuerentlastung in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
solide finanziert.
({9})
Mir ist heute aufgefallen, dass die Geldwertstabilität
mit keinem Satz mehr angesprochen worden ist. Noch vor
etwa einem halben Jahr sprachen Sie von Schröder als
dem großen Weichmacher des Euro.Heute hat man davon
nichts mehr gehört. Heute nähern wir uns der Dollarparität. Da schweigt die Opposition aber höflich vor sich
hin. Was hätten Sie denn im umgekehrten Fall gesagt?
Wie würden Sie sich denn preisen und loben, wenn Sie
Ähnliches vorzuweisen hätten?
({10})
Schauen Sie sich die Entwicklung der Staatschulden an!
Diese Regierung ist 1998, am Ende des waigelschen Programms zum abschreibungsfinanzierten Bauboom in den
neuen Bundesländern, unter schwierigsten Bedingungen der Wirtschaftsminister hat einmal darauf hingewiesen - angetreten. Das Minus in den vergangenen vier Jahren von
0,5 Prozent vor allen Dingen in der Binnenkonjunktur beruht zum einen darauf, dass wir hier einen konkreten Subventionsabbau geleistet haben, und zum anderen auf der von
Ihnen eingeleiteten Fehlentwicklung bei den Investitionen.
Damit ist beim Wirtschaftswachstum ein halber Prozentpunkt verlorengegangen, den Sie künstlich aufgebaut haben. Seitdem entwickelt sich die Bauwirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland rezessiv. Dies können Sie doch
nicht dieser Bundesregierung anlasten.
Dennoch haben wir bezüglich der Entwicklung der
Staatsschulden mit einem Konsolidierungsprogramm begonnen. Schauen Sie sich einmal die Zahlen an: Ich sage
bewusst, dass die deutsche Einheit eine entsprechende
Schuldenfinanzierung auslösen musste. Dies wird von
mir auch im Nachhinein nicht kritisiert. Aber hätten Sie in
den Jahren 1996/1997, als von Ihrer Regierung in Brüssel
der Stabilitätspakt durchgesetzt wurde, bereits mit der
Konsolidierung begonnen, wären wir heute wesentlich
weiter und hätten wieder frei verfügbare investive Mittel,
vor allen Dingen im kommunalen Bereich. Uns vorzuwerfen, dass wir jetzt konsolidieren, was Sie aus Machterhaltungsinteresse nicht angegangen sind, halte ich für
schlichtweg unseriös.
({11})
Ich kann nicht ernst bleiben, wenn Herr Merz über die
Entwicklung der Lohnnebenkosten redet.
({12})
Wenn es einen volkswirtschaftlichen Fehler gegeben hat,
für den die Arbeitslosen nach der großen Leistung der
Vollendung der staatsrechtlichen deutschen Einheit bitter bezahlen mussten, dann war es der, dass nicht die Gemeinschaft der Steuerzahler für die Kosten der Einheit
aufkommen musste, sondern die Sozialversicherungspflichtigen, also die Lohnbezieher, und auch die Unternehmer dafür aufkommen mussten.
({13})
Sie haben die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei
der Krankenversicherung, bei der Arbeitslosenversicherung und bei der Rentenversicherung dafür bluten lassen.
Sie haben die Versicherungssysteme in die Krise geführt.
({14})
- Das ist doch ganz klar. Schauen Sie sich die Zuwächse
an! Ich kann mich noch daran erinnern, wie Norbert Blüm
hier stand und sagte: Die Rente ist sicher.
({15})
Ich erinnere mich ganz genau, dass Sie die deutsche
Einheit im Wesentlichen über den Anstieg der Sozialversicherungskosten mit der Konsequenz finanziert haben,
({16})
dass Arbeit immer teurer wurde,
({17})
die Arbeitslosenzahl gestiegen ist und die Sozialversicherungssysteme in die Krise gerieten.
({18})
Man muss sich nur die Entwicklung der Ökosteuerdebatte anschauen.
({19})
Man muss sich - zu der FDP, Herrn Westerwelle und der
Ökosteuer komme ich gleich - die Entwicklung der Ökosteuerposition von Edmund Stoiber anschauen, aber vor
Einführung der Ökosteuer. Es war Edmund Stoiber, der
sich als bayerischer Ministerpräsident vor einigen Jahren,
als er merkte, dass die kohlsche und waigelsche Finanzierung der Einheit über den Anstieg der Lohnnebenkosten
ein Wettbewerbs- und Standortproblem schafft, mit der
CSU aus der nationalen Solidarität für die deutsche Einheit verabschieden wollte.
({20})
Es sollte regionalisiert werden. Was hieß denn Regionalisierung der Kranken- und Arbeitslosenversicherung?
Regionalisierung hieß, dass die neuen Bundesländer nicht
mehr im Zusammenhang der deutschen Einheit solidarisch unterstützt würden. Dass sich Bayern - früher, in
den 50er- und 60er-Jahren war die Lage anders, da bekam
Bayern die Solidarität etwa von Nordrhein-Westfalen
und anderen damals boomenden Industriestandorten zu
spüren - beinahe verabschiedet hatte, vergessen wir
nicht, Herr Merz. Wir vergessen nicht, dass Herr Stoiber
dies damals betrieben hat. Wir waren konsequent dagegen und sind auch noch dagegen, weil wir an dem Ansatz
der solidarischen Finanzierung der deutschen Einheit
festhalten.
Was Herr Westerwelle hier vorträgt, ist nachgerade
grotesk. Herr Westerwelle, ihre Position wäre dann
schlüssig, wenn Sie sagen würden: Ich möchte die Ökosteuer weghaben und möchte stattdessen eine Mehrwertsteuererhöhung um zwei oder anderthalb Prozentpunkte.
Dies wäre eine konsequente Position. Darüber könnte
man streiten. Sie aber sagen mit keinem Wort, dass es
diese Bundesregierung war, der zum ersten Mal seit der
deutschen Einheit ein Absenken der Rentenversicherungsbeiträge unter 20 Prozent gelungen ist,
({21})
und zwar deswegen, weil wir über die Ökosteuer den
Staatsanteil erhöht haben.
Ich bin der festen Überzeugung: Umweltverbrauch zu
verteuern und gleichzeitig Arbeit durch Senkung der
Lohnnebenkosten wieder wettbewerbsfähiger zu machen,
ist ein Ansatz, der sich bewährt hat. Ohne diesen Ansatz
hätten wir nicht die Reduktion beim spezifischen Kraftstoffverbrauch - das müssen Sie sehen -, hätten wir kein
Umsteigen der Menschen auf verbrauchsarme Autos.
Ohne diesen Ansatz gäbe es nicht die Mittelzuführung für
die Lohnnebenkosten und die Rentenversicherungsbeiträge, ohne gleichzeitig eine andere Steuer zu erhöhen.
Weiterhin gäbe es keine sinkenden Rentenversicherungsbeiträge.
({22})
Die FDP will das abschaffen, ohne die Alternativen zu
formulieren. Sie weiß, dass sie damit im Grunde genommen eine neue Steuererhöhung will; sie scheut aber wie
der Teufel das Weihwasser - von ihrer Position aus zu
Recht -, als Steuererhöhungspartei in den Wahlkampf zu
gehen.
Die Auslandsinvestitionen, der Subventionsabbau und
die Arbeitslosigkeit sind erwähnt worden. Ich verstehe,
dass im Wahlkampfgetümmel bei der Arbeitslosigkeit
nicht mehr groß differenziert wird.
({23})
Sie hat in Deutschland im Wesentlichen zwei Elemente.
Eines davon ist das strukturelle Element. An diesem müssen wir weiterarbeiten.
({24})
In dem Zusammenhang haben wir zum Beispiel die Steuerreform durchgeführt, die Bedingungen für Investitionen
verbessert und mit der Senkung der Lohnnebenkosten
entscheidende Positivsignale gesetzt.
({25})
- Auf den Arbeitsmarkt komme ich gleich zu sprechen. Dass das noch nicht ausreicht, ist eine andere Frage. Sie
können aber nicht abstreiten - ich verstehe, dass Sie das
als Opposition im Wahlkampf dennoch tun -, dass es seit
dem Frühsommer des letzten Jahres eine negative globalkonjunkturelle Entwicklung gibt. Diese ist offensichtlich
und trifft nicht nur uns. In den USA ging man von einem
ausgeglichenen Haushalt bzw. sogar von Haushaltsüberschüssen aus. Heute befindet man sich dort in einer neuen
Defizitsituation. Schauen Sie sich die Situation dort und
bei unseren Nachbarn an.
Ich komme jetzt zur Schlusslichtdebatte, die ich hochinteressant finde. Sie setzen auf Vergesslichkeit. Im WirtBundesminister Joseph Fischer
schaftsteil einer bedeutenden Wochenzeitung habe ich ein
wirklich schönes Bild gefunden. Danach lagen wir - immer auf Europa bezogen - 1990 und 1991 auf Platz 2,
1992 auf Platz 5, 1993 auf Platz 10, 1994 auf Platz 11,
1995 auf Platz 13 - Sie bemerken die ständige starke Abwärtsentwicklung unter der CDU/CSU-FDP-Bundesregierung -, 1996 auf Platz 15, 1997 auf Platz 15, 1998 auf
Platz 14, 1999 auf Platz 14, 2000 auf Platz 12 und 2001
sowie 2002 wieder auf Platz 15.
Wenn man das nicht durch die Brille des Wahlkämpfers
sieht, fällt doch auf, dass es hier offensichtlich ein Problem gibt. Das hat „Die Zeit“ auch so geschrieben.
({26})
Für Edmund Stoiber hat der Kanzler Schuld. Schröder
habe Deutschland zum Schlusslicht bei Wachstum und
Beschäftigung gemacht.
({27})
„Die Zeit“ sagt: Falsch! Nur im Boom der Wiedervereinigung - dieser war schuldenfinanziert; die Last haben wir
heute zu konsolidieren und abzutragen ({28})
ist es der Bundesrepublik gelungen, in die europäische
Spitzengruppe aufzurücken. Das ist die Realität und hängt
selbstverständlich auch - nicht nur - mit der deutschen
Einheit zusammen.
Wir sind das einzige EU-Mitgliedsland, das eine solche
Herausforderung zu bewältigen hat. Damit ich hier nicht
missverstanden werde: Weder der Zusammenschluss unserer beiden Länder noch der Sicherheits-, Friedens- und
Stabilitätsgewinn sind mit Geld aufzuwiegen.
({29})
Wir können das nicht abstreiten. Es geht doch an den Fakten vorbei, der Bundesregierung vorzuwerfen, dass sie für
die deutsche Einheit nichts getan habe. Der Solidarpakt II
ist doch die entscheidende Zukunftssicherung für die Gemeinden und Länder. Er gibt ihnen Investitionssicherheit
für die kommenden Jahre.
({30})
Das war keine Selbstverständlichkeit. Es war eine große
Leistung, das Zusammenhalten der Sicherungssysteme zu
sichern. Wir haben zusätzliche Anstrengungen unternommen und führen jetzt kein Sonderprogramm bei den ABM
durch, wie Sie das für die Dauer von sechs Monaten getan haben, um die Arbeitslosenzahlen zu senken. Das tun
wir nicht.
Herr Merz, Sie hören gerade so andächtig zu.
({31})
Deshalb möchte ich Ihnen noch etwas anderes vortragen.
Sie haben gesagt, dass der Bundeskanzler abgelöst werden
müsse, weil er brutto und netto nicht auseinander halten
kann. Ich empfehle Frau Merkel, diese Worte eher gegen
Sie zu richten, wenn die CDU/CSU-Oppositionsfraktion
einen neuen Vorsitzenden bestellt. Ich will Ihnen die Zahlen - wir haben sie nochmals kommen lassen - vorlesen.
({32})
- Zum Mitschreiben! Sie waren nicht in Bayern in der
Schule, also Obacht.
({33})
- In Baden-Württemberg. Deswegen bin ich auch ein solcher Anhänger der Bildungsreform.
({34})
Die Nettorealeinkommen der Arbeitnehmer gingen
in der letzten Legislaturperiode, also von 1994 bis 1998,
um insgesamt 5,5 Prozent, das heißt um 1,4 Prozent pro
Jahr zurück. Dies hatte auch auf die Renten eine negative
Wirkung. Deswegen habt ihr damals die Kopplung an die
Nettolohnentwicklung eingeführt, was Sinn machte. Das
war sozusagen eine Rentensenkung durch die kalte
Küche. All das wollen wir nicht vergessen. Ich kann mich
noch sehr gut daran erinnern, mit welchen Tricks gearbeitet wurde. Ich kann die Menschen nur davor warnen, diejenigen, die diese Tricks gemacht haben, wieder an die
Macht zu bringen.
({35})
Pro Kopf betrug der Rückgang sogar 5,8 Prozent,
1,5 Prozent pro Jahr. Die Nettoeinkommen waren damit
bei euch im Jahr 1998 preisbereinigt um 920 Euro niedriger als 1994. In der laufenden Legislaturperiode gab es
eine klare Umkehr des Trends. Von 1998 bis 2001 stiegen
die Nettoreallöhne - das ist wieder zum Mitschreiben um 7,1 Prozent, also um 2,3 Prozent pro Jahr.
({36})
Auf jeden Arbeitnehmer umgerechnet nahmen sie insgesamt um 3,5 Prozent zu, also um 1,2 Prozent pro Jahr.
Das Nettoeinkommen lag im Jahr 2000 real um 530 Euro
bzw. nominal um fast 1 200 Euro höher als 1998. Ende der
Durchsage. So viel zu Herrn Merz.
({37})
Schauen wir einmal weiter. Herr Merz, mit einer solchen Rechenkraft wollen Sie die Regierung übernehmen.
Ich gebe zu: Da kann ich wirklich nicht mithalten.
({38})
Ich stelle mir Finanzminister Merz vor, wie er sich - ähnlich wie Laokoon - zwischen brutto und netto verheddert.
Aber dazu wird es nicht kommen. Sie werden finanzpolitischer Sprecher der Oppositionsfraktion werden, weil
Frau Merkel Ihre Position übernehmen wird.
({39})
Bleiben wir einmal bei dem Grund, warum Edmund
Stoiber heute nicht gekommen ist. Was schlägt Stoiber
vor? Dazu gibt es eine interessante Zusammenstellung
unter der Überschrift: Stoibers Wundertüte. Ich komme
jetzt zu dem, was die Union tatsächlich will. Ich will mich
dabei nicht weiter in das Reich der Utopie begeben.
Die Union will den Spitzensteuersatz bei der Einkommensteuer auf unter 40 Prozent und den Eingangssteuersatz auf unter 15 Prozent senken, Kosten: 29 Milliarden Euro zusätzlich.
({40})
Städte und Gemeinden sollen an Bund und Länder weniger Gewerbesteuer abtreten, Kosten: 3 Milliarden Euro.
Verzicht auf die letzte Stufe der Ökosteuer im Jahr 2003
- die FDP stellt noch weitergehende Forderungen -, Kosten: 2,5 Milliarden Euro. Beim Familiengeld wollen Sie
als ersten Schritt im Jahr 2004 für Kinder bis drei Jahre
600 Euro bereitstellen, Kosten: 6,2 Milliarden Euro. Alle
Kinder zwischen drei und 18 Jahren sollen 300 Euro und
Kinder in der Ausbildung über 18 Jahre 150 Euro bekommen, Kosten: 24 Milliarden Euro.
Kommen wir zum Niedriglohn. Jobs bis 400 Euro sollen völlig und solche zwischen 400 und 800 Euro sollen
teilweise von Sozialabgaben befreit werden, Kosten:
2,1 Milliarden Euro. Beim Wohnungsbau wollen Sie bessere Abschreibungsmöglichkeiten schaffen, Kosten:
0,6 Milliarden Euro. Der Bundeswehr haben Sie bis zu
2 Milliarden Euro mehr fest zugesagt. Was den Bauern
jetzt versprochen wurde, habe ich noch gar nicht eingerechnet. Für Sonderförderungsprogramme Ost sollen einige Milliarden Euro bereitgestellt werden.
Auf der anderen Seite steht die Frage: Wie will Stoiber
die Wohltaten finanzieren? Einsparungen durch die Steuerreform: noch offen. Betrugsbekämpfung - dabei werden Sie
gewaltige Zuwächse erreichen -: noch offen. Privatisierungserlöse durch den Verkauf weiterer Telekom-Aktien:
noch offen. Drosselung der Staatsausgaben im Bereich
nicht investiver Ausgaben: noch offen. Einsparungen bei
Verkehrsprojekten durch private Finanzierung: noch offen. Einsparungen durch Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe: noch offen. Steuermehreinnahmen
durch höheres Wachstum - 1 Prozent Wachstum bringt
Steuermehreinnahmen von 5 Milliarden Euro -: noch offen.
Der Grund, warum Herr Stoiber heute nicht anwesend
ist: Es ist noch alles offen. Das ist der entscheidende
Punkt.
({41})
Ich sage Ihnen: Sie brauchen weitere vier Jahre, um diese
Lücken zu schließen. Wir können uns für unser Land in
dieser Situation solche Lücken nicht erlauben. Deswegen
brauchen Sie die programmatische und personelle Erneuerung. Vielleicht wird es dann so weit sein. Ich sage nicht,
dass wir die allein Seligmachenden sind, genauso wenig
wie ich behaupte, dass Sie nur Unheil produziert haben.
Christian Schwarz-Schilling, den ich wirklich sehr
schätze - von ihm habe ich in der damaligen Zeit viel gelernt -, hat sich bei der Privatisierung der Post wirklich
Verdienste erworben; darum brauchen wir gar nicht herumzureden. Aber dass Sie der Bundesregierung die
Schuld an der Telekom-Krise geben, ist ungeheuerlich.
Ein Blick über die Grenzen müsste Ihnen klar machen,
dass der Telekom-Bereich überall in der Krise ist. Warum
ist das so? Weil mittlerweile alle ein Handy haben und
größere Zuwächse nicht zu erwarten sind. Die Blase am
Neuen Markt existiert nur noch in den FDP-Köpfen. Ansonsten ist sie überall geplatzt.
({42})
Warum gibt es denn die große Pleitewelle in Bayern?
Ich behaupte nicht, dass das die Schuld von Edmund
Stoiber ist. Vielmehr liegt es daran, dass in Bayern besonders viele Unternehmen des Neuen Marktes - da gab es ja
fantastische Vorstellungen - beheimatet waren. Kirch allerdings gehörte nicht zum Neuen Markt, sondern in diesem Fall waren - das wollen wir nicht vergessen - die
Bayerische Landesbank und das bayerische Kabinett die
Verantwortlichen.
Edmund Stoiber tritt an, um die Situation in den neuen
Ländern zu verbessern. Er kritisiert Nordrhein-Westfalen,
war aber in Bayern nicht in der Lage, auch nur einen einzigen Montanstandort, nämlich die Maxhütte, zu sanieren. Was soll das angesichts der völlig anders dimensionierten Herausforderungen und angesichts dessen, dass
alles noch offen ist, erst auf Bundesebene werden, meine
Damen und Herren?
({43})
Wir wollen unsere Politik fortsetzen.
({44})
- Das ist keine Drohung. Ich bin der Meinung, dass die
Bewertung der Vorschläge der Hartz-Kommission ansteht, sobald diese vorgelegt werden, und dann müssen
wir unverzüglich handeln. Sie wissen doch so gut wie ich,
dass ab August keine gesetzgeberischen Maßnahmen
mehr möglich sind, schon gar nicht mit diesem Bundesrat
und seiner gegenwärtig vorhandenen Reformorientierung. Wir müssen aber das Konzept zusammenhalten. Ich
halte nichts davon, Einzelteile herauszupicken, und zwar
weder von linker noch von rechter Seite. Vielmehr geht es
darum - dabei ist der Ansatz, den der Bundeskanzler gewählt hat, meiner Meinung nach von entscheidender Bedeutung -, beide Seiten zusammenzuführen.
Die Hartz-Kommission ist auch nicht der Abgesang auf
das Bündnis für Arbeit - im Gegenteil: Wenn man sich ihre
Struktur ansieht, wird man feststellen, dass Arbeitnehmervertreter und Arbeitgebervertreter zusammensitzen.
Wir wollen fördern und wir werden fordern, aber wir
werden keine Politik des Sozialabbaus oder der Lastenverteilung nach unten betreiben. Was wir wollen, ist eine
größere Effizienz. Alle Experten sind sich darin einig,
dass es eine Effizienzreserve von 1 Million Beschäftigten
gibt, wenn es gelingt, Beschäftigungssuchende und offene
Stellen schneller zusammenzuführen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Kampf gegen die
Schwarzarbeit. Wenn Sie meinen, ihn finanzieren zu müssen, indem Sie auf die Einkommen der kleinen Leute, auf
Löhne für Schicht- und Sonntagsarbeit zurückgreifen,
dann werden Sie nicht die Bekämpfung der Schwarzarbeit
erreichen, sondern das Gegenteil.
({45})
Wir wollen in diesem Zusammenhang auch eine größere
Flexibilität erreichen.
Lassen Sie mich noch kurz einen anderen Punkt ansprechen, die Bildungsdebatte. Ich verstehe zwar, dass
Bayern und Baden-Württemberg versuchen, sich nach
vorne zu schieben - die FDP hat dabei schon einige Probleme -, aber den Kindern und den Eltern wird das nicht
helfen. Ich war selbst Mitglied einer Landesregierung und
weiß, wie auch in CDU-geführten Bundesländern mit
Haushaltsproblemen teilweise Haushaltssanierung betrieben wurde und wird. Diese Entwicklung kann so nicht
weitergehen. Wir werden auch zusätzliche Vereinheitlichungen, etwa in Bezug auf die Rahmenbedingungen,
auf Bundesebene brauchen.
Der Erfolg von Schweden und Finnland zeigt, dass es
sich dabei in erster Linie und vor allen Dingen um eine
Fundamentalkritik an Ihrer Familienpolitik in den vergangenen Jahren handelt.
({46})
Denn der entscheidende Punkt ist die frühe Förderung.
Wir sind angetreten, jungen Eltern Ganztagsbetreuung für
Kinder vom vierten Lebensmonat an zu ermöglichen.
Diesen Einstieg werden wir jetzt leisten.
Wir sind zweitens mit der Ganztagsschule vorangegangen. Sie wollten das anfangs nicht und haben das nur
kritisiert. Mittlerweile haben die von Ihnen geführten
Länder einem 4-Milliarden-Programm zugestimmt. Das
ist ein weiterer Punkt, in dem wir schlicht und einfach einen Entwicklungsrückstand gegenüber Frankreich und
anderen Ländern aufholen werden. Dieses Vorhaben wird
nur von der bestehenden Koalition durchgeführt werden.
Somit kommen wir zu dem entscheidenden Punkt. Sie
wollen Steuersenkungen, die über die von uns vorgenommenen hinausgehen. Wir dagegen wollen eine breite Förderung.
({47})
Die Ressource Bildung ist der Rohstoff der Zukunft.
Zu der Verengung, wie sie in Bayern stattgefunden hat
- schauen Sie sich doch einmal an, wie viele Schülerinnen und Schüler pro Jahrgang Abitur machen und dass
Bayern an erster Stelle steht, wenn es um das Festhalten
an Bildungsbiografien und ihre Übertragung von den Eltern auf die Kinder geht! -, sage ich Ihnen: Ich habe ein
anderes Gesellschaftsbild.
({48})
Für mich stellt die Öffnung des höheren Bildungssystems
für breitere Schichten die zentrale gesellschaftliche Reform dar, die unter dem Gesichtspunkt einer wissensgestützten Ökonomie auch volkswirtschaftlich unverzichtbar ist.
({49})
Aber Förderung und Qualitätserhöhung sind ohne viel
Geld nicht zu leisten. Wenn die FDP ihre Vorschläge ernst
nimmt, dann wird sie sagen: Wir privatisieren einen Teil
davon. - Das heißt, es wird vom Einkommen der Eltern
abhängig gemacht. Wir hingegen sind der Meinung, dass
dies öffentliche Aufgabe bleiben muss; denn wir wollen
die Begabungsreserven auch und gerade aus den unteren
Schichten unseres Volkes und aus den Zuwanderergruppen heben. Das ist nicht nur eine Gerechtigkeitsfrage,
sondern das ist auch eine Frage der zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit der Bundesrepublik Deutschland.
({50})
Das verträgt sich nicht mit Steuersenkungen, die über
die Steuersenkungen hinausgehen, die wir gemacht haben. Das alles ist bei Ihnen offen.
Ich ziehe die Konsequenz daraus: Sie sind zwar ablösungsbereit, aber nicht ablösungsfähig. Wir werben dafür,
dass wir unsere Politik am 22. September durch die
Mehrheit bestätigt bekommen, und wir werden unsere Politik für Gerechtigkeit, für Umwelt und für Fortschritt in
diesem Land fortführen.
Danke.
({51})
Das Wort hat der Vorsitzende der PDS-Fraktion, Roland Claus.
Frau Präsidentin! Meine sehr
verehrten Damen und Herren! Ich will zunächst freimütig
bekennen: Meine Erwartungen an die Regierungserklärung des Bundeskanzlers wurden reichlich übertroffen. Ich
hatte damit gerechnet, dass der Kanzler uns hier erklärt:
Die Lage ist schwierig, aber alles wird gut. - Nur, mit so
viel Eigenlob und Schönfärberei, wie uns heute hier vorgetragen wurde, hatte ich wirklich nicht gerechnet.
({0})
Dass wir uns nicht missverstehen: Ich will nicht der
Schlusslichtdebatte der Union das Wort reden. Aber ich
frage mich schon: Woran erinnert mich so viel Schönfärberei? - Nicht an das, was Sie mir vielleicht jetzt unterstellen; das erinnert mich vielmehr an den kuriosen
Ausspruch des Exbundeskanzlers Helmut Kohl: Die
Wirklichkeit ist etwas anderes als die Realität.
({1})
Was ist das Fazit Ihrer Regierungserklärung, Herr Bundeskanzler? - Sie benutzen die Logik: Wenn es der Wirtschaft gut geht, tut das den Leuten im Lande gut. Das habe
ich auch schon von Graf Lambsdorff gehört, aber das tut
ja nichts zur Sache. Also will der Kanzler, dass es den
Leuten gut geht, und so redet er der Wirtschaft Gutes zu
und nach.
Wie aber ist die Realität im Lande? Sie sprechen von
den Steuersenkungen, die Sie bewerkstelligt haben. Aber
der Dank der Banken und der großen Unternehmen für
Steuerbefreiungen ist ausgeblieben. Die Steuersenkungen
haben sich nicht in Investitionen für den Arbeitsmarkt
niedergeschlagen. Der Einzelhandel prognostiziert für
dieses Jahr einen Umsatzrückgang von drei Prozent, und
das mit einer einzigen Ausnahme, die auch für den Zustand dieser Gesellschaft Bände spricht, nämlich bei der
Handelskette Aldi. Der Neue Markt ist eingebrochen und
die Telekom-Aktie liegt gerade noch bei einem Zehntel
ihres höchsten Wertes. Schließlich: Die Massenarbeitslosigkeit, die größte Unfreiheit der Neuzeit, wurde nicht
wirklich verringert. Wir müssen leider feststellen: Auch
unter Gerhard Schröder werden in diesem Lande die Reichen reicher und die Armen zahlreicher.
({2})
Was ist nun Ihr Konzept? Ihr Konzept besagt: Der globalisierte Markt soll es richten. Nun will ich hier nicht
pauschal gegen Globalisierung angehen, denn Globalisierung ist natürlich auch eine Chance, wo sie als Zusammenrücken der Völker und der Volkswirtschaften gestaltet wird. Aber Globalisierungsfetischismus ist von
Übel, wenn Globalisierung als Kapitulation der Gesellschaft vor dem Markt daherkommt.
({3})
- Ich habe das aus freien Stücken erzählt und habe mich
auf den Kanzler bezogen. Das müssen Sie schon hinnehmen.
({4})
Deshalb sage ich Ihnen: Dieser Republik hilft weder
Schönreden noch Schwarzmalen. An die Adresse der
Union sei gesagt: Versagen Sie sich die unselige RoteLaterne-Kampagne im Wahlkampf. - Der Regierung sei
aber auch gesagt: Märchen aus Tausendundeiner Nacht
helfen uns nicht.
({5})
Nun loben Sie das Konzept des Personalmanagers
Hartz und sich selbst gleich mit. Professor Pohl aus Halle,
meiner Heimatstadt, hat heute die durch die Hartz-Kommission geweckten Erwartungen erheblich gedämpft.
Natürlich wissen wir, dass manche Vorschläge dieser
Kommission sehr bedenkenswert sind. Nur, der Ansatz ist
grundfalsch, weil Deutschland eine Reform der Arbeitswelt und keine Reform der Arbeitslosenwelt braucht. Das
ist das Problem bei diesen Vorschlägen.
({6})
Das Problem, mit dem Sie es zu tun haben, ist, dass Sie
sich auf den Wogen einer Diskriminierungskampagne bewegen. Sie rechnen kühl durch: Es gibt 40 Millionen Erwerbstätige und 4 Millionen Arbeitsuchende in dieser Republik und Sie fragen sich, ob man bei den 40 Millionen
nicht Punkte machen kann, indem man die 4 Millionen
zwar nicht offen, aber doch hinter vorgehaltener Hand ein
wenig diskriminiert und eine „Selber schuld“-Diskussion
in die Wege leitet. Eine solches Vorgehen wird sicherlich
Stimmen bringen. Es ist dennoch verantwortungslos.
({7})
- Das können Sie zwar bestreiten. Aber Sie werden sich
das sagen lassen müssen.
Durch eine solche Politik werden besonders die Arbeitslosen im Osten verhöhnt. Wenn ich das Manuskript
für die Rede des Bundeskanzlers durchgehe, dann stelle
ich fest, dass es nicht ein einziges Wort zur Situation in
den neuen Bundesländern enthält. Das ist nicht nur enttäuschend, sondern auch beschämend für diese Regierung.
({8})
Wir müssen darüber nachdenken, wie in unserem Land
neue Arbeitsplätze geschaffen werden können, und nicht
nur darüber, wie die Arbeitslosigkeit anders verwaltet
werden kann. Die PDS hat Vorschläge zur Schaffung von
1,3 Millionen neuer Arbeitsplätze durch Umstrukturierung der Arbeit im Energiesektor und zum Überstundenabbau unterbreitet sowie ein kommunales Investitionsprogramm und vieles andere mehr vorgelegt. Dieses
Programm ist zugegebenermaßen teuer, aber gut.
({9})
- Das ist solide finanziert, Herr Kollege. Die Zeiten, als
Sie uns Sozialisten unterstellen konnten, wir seien nur für
das Verteilen gut
({10})
und machten uns keine Gedanken über die Einnahmen,
sind wirklich vorbei.
({11})
Für unterstützenswert hält meine Fraktion die Forderung des Bundeskanzlers nach einer Bildungsreform.
Auch wir treten für einheitliche Bildungsinhalte, für ein
Rahmengesetz bzw. für Rahmenvereinbarungen im Bildungswesen und für Ganztagsschulen ein. Wir sagen sehr
deutlich: Der Kampf um den ersten Platz in der dritten
Liga wird nicht helfen, die Bildungsmisere zu überwinden.
({12})
Bei aller Übereinstimmung stelle ich aber den Regierungsfraktionen die Frage: Warum haben Sie gleich lautende Vorschläge und Anträge der PDS-Fraktion immer
vehement mit dem Satz abgelehnt, das sehe wie in der
DDR aus? - Das ist doch die Realität. Wir sollten Courage
zeigen und bekennen: Es müssen nicht alle Bildungspolitikerinnen und Bildungspolitiker unbedingt nach Finnland reisen. Man kann ja auch positive Erfahrungen aus
dem Bildungswesen der DDR aufgreifen. Dafür ist die
Zeit allemal reif.
({13})
Herr Bundeskanzler - das haben wir Ihnen schon einmal gesagt -, Sie haben heimlich die Maßstäbe gewechselt. Sie sind 1998 mit dem Gesicht von Gerhard Schröder
und dem Programm von Oskar Lafontaine angetreten. Sie
haben öffentlich gesagt: An diesem Programm und vor allem am Abbau der Arbeitslosigkeit sollt ihr uns messen.
Heute legen Sie als Maßstab nur noch die Ergebnisse der
Regierung Kohl an. Einen solchen Wechsel der Maßstäbe
wird Ihnen die Öffentlichkeit aber nicht durchgehen lassen.
({14})
Wir wollen keine markteigene Gesellschaft, sondern
einen gesellschaftlich gestalteten Markt. Wir wollen keinen bankeigenen Staat, weil wir inzwischen gemerkt haben, wie schwer selbst die Verwaltung einer staatseigenen
Bank sein kann. Wir wollen eine Politik, in der Freiheit
und Gerechtigkeit nicht länger gegeneinander definiert,
sondern zusammengebracht werden. Dazu braucht es ein
neues Denken für mehr soziale Gerechtigkeit, für neue,
auch wirtschaftliche, Impulse und dazu braucht es auch
künftig die demokratischen Sozialistinnen und Sozialisten im Deutschen Bundestag.
Vielen Dank.
({15})
Nächster Redner ist
der Kollege Norbert Wieczorek für die Fraktion der SPD.
Liebe Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen! Ich vermisse
Herrn Merz.
({0})
- Entschuldigung, Herr Merz; ich nehme das zurück. Sie
sitzen nur einen Platz weiter hinten, was hoffentlich nicht
schon ein Hinweis auf Ihre Tätigkeit in der Zukunft ist.
({1})
Herr Merz, ich habe mir einmal Ihre Rede „Globale
Verantwortung und die transatlantische Partnerschaft“ angeschaut. Auf der Seite 6 beklagen Sie sich darüber, dass
bei uns in Deutschland alles ganz schrecklich ist, und Sie
sagen, dass in den USA alles viel besser ist, unter anderem deshalb, weil es dort keine Larmoyanz gebe. Ich bin
mir nicht so sicher, dass es da nicht auch Larmoyanz oder
- sagen wir einmal - Traurigkeit bei einigen der freien
Unternehmen gibt, die Sie immer so begrüßt haben; ich
nenne hier nur einmal Enron und Worldcom. Für Ihre
Zahlenspielereien ein kleiner Tipp: Sie können sich ja bei
Ihrer künftigen Haushaltsdarstellung von deren Chief
Financial Officers beraten lassen.
({2})
Was Sie vorhin zur Deutschen Telekom gesagt haben,
finde ich völlig unverständlich und ist in meinen Augen
im Grunde ein Skandal. Wissen Sie, was Sie unter Umständen angerichtet haben, als Sie hier am Podium des
Deutschen Bundestags gesagt haben, die Telekom sei ein
Sanierungsfall?
({3})
Sie haben Glück, dass heute der 4. Juli ist und in den USA
die Börsen geschlossen sind. So etwas ist absolut unmöglich.
({4})
Sie sollten Ihre Verantwortung etwas ernster nehmen.
Herr Kollege
Wieczorek, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Merz?
Bitte.
Herr Kollege, sind Sie
bereit zur Kenntnis zu nehmen, dass ich heute Morgen
zwei Fragen an die Bundesregierung gestellt habe und
mich auf das bezogen habe, was eine zunehmende Zahl
von Analysten und eine zunehmende Zahl von Kennern
dieser Branche sagen, dass ich also im Zusammenhang
mit der Deutschen Telekom Fragen gestellt und nicht
- dahin versuchen Sie es jetzt umzuinterpretieren - eine
Behauptung aufgestellt habe? Sind Sie bereit, das im Interesse der Seriosität der Auseinandersetzung in diesem
Haus zur Kenntnis zu nehmen?
({0})
Ich will Ihnen die
Antwort darauf gleich geben. Die Deutsche Telekom hat
immer noch - auch mit der Aussicht, dass es stetig so
bleibt - ein Investmentrating, das andere große ehemals
staatliche oder noch halbstaatliche Unternehmen dieser
Branche nicht haben.
({0})
Wenn Sie diese Frage mit der Unterstellung
({1})
formulieren, es sei so - diese Analysten, von denen Sie reden, gibt es gar nicht; die Bilanzierungs- und die Cashflowstruktur der Telekom werden für ordentlich gehalten -, haben Sie genau die Wirkung, die ich eben angesprochen
habe. Ich finde das bei jemandem, der Finanzminister
der Bundesrepublik Deutschland werden will, absolut
unmöglich.
({2})
Ein ähnlicher Umgang findet sich bei den Wachstumszahlen - Herr Fischer hat schon gezeigt, wie sie sich
im europäischen Vergleich tatsächlich entwickeln -; ich
erinnere an die berühmte rote Laterne von Herrn Hinsken.
Ich will Ihnen sagen, wie die Schätzungen sind. Für das
Jahr 2003 erwartet die EU ein Wachstum von 2,8 Prozent
für die EU insgesamt. Weil Sie gerade von Analysten geredet haben: Eine deutsche Bank rechnet mit 3 Prozent.
Das ist doch ein kleiner Hinweis. Wie die Zahlen waren,
als Ihre Regierungszeit vorbei war, ist auch klar.
Dazu will ich noch ein Wort sagen - ich habe es schon
bei der letzten Rede angesprochen -: Natürlich kann ein
Land, das nach der Wiedervereinigung die Lasten aus dem
Wirtschaftszusammenbruch in Ostdeutschland zu tragen
hat, beim Wachstum nicht an der Spitze liegen. Absurd
finde ich es, Herr Westerwelle, wenn Sie die Bundesrepublik auch noch mit Irland vergleichen. Irland ist ein sehr
kleines Land, hat erhebliche Infrastrukturprobleme und
auch Inflationsprobleme, die Sie ja hoffentlich nicht haben wollen. Wenn wir gerade über Europa reden: Irland ist
eines der wenigen Länder, bei dem sich gezeigt hat, dass
die aus den Strukturfonds und den Kohäsionsfonds finanzierte Heranführungsstrategie Erfolg hatte, weil sich die
Länder auf den Hosenboden gesetzt haben und das Notwendige angepackt haben.
({3})
- Frau Schwaetzer, hören Sie mir doch zu! Ich will es ja
gerade darstellen. Denken Sie einmal weiter! Welcher Abstand entstünde zwischen Irland und uns, wenn wir die
gleichen Wachstumsraten hätten? Das kann doch überhaupt nicht sein! Eine kleine Ökonomie muss doch stärker wachsen als die Bundesrepublik. Wollen Sie denn im
Ernst, dass die künftigen Beitrittsländer Wachstumsraten
haben, die unter unserer Wachstumsrate liegen, damit der
Abstand ewig so bleibt, wie er ist? Das ist doch der absolute Unsinn!
({4})
Wir haben übrigens dieses Wachstum in Irland mit finanziert.
Ich finde es auch interessant, dass sich Herr Stoiber in
der EU-Politik gerade für Direktbeihilfen ausspricht. Auf
Deutsch gesagt: Er will weiterhin aus dem deutschen
Staatshaushalt netto 3 Milliarden allein für Agrarsubventionen an Frankreich schicken. Das alles finde ich sehr
vergnüglich, aber so ist das halt.
Ich möchte auf das Thema Beschäftigung zurückkommen. Natürlich sind die Beschäftigungszahlen nicht so,
wie wir alle sie uns wünschen. Unsere Zielgröße sah
selbstverständlich anders aus. Aber immerhin ist die Anzahl der Arbeitslosen um 500 000 geringer als zu Beginn
der Legislaturperiode. Die Anzahl der Arbeitsplätze ist
um etwas mehr als 1 Million gestiegen.
Ich halte es darüber hinaus für einen großen Erfolg
- darüber wurde hier nicht geredet -, dass die Anzahl der
Langzeitarbeitslosen um 15,7 Prozent zurückgegangen
ist, die Anzahl älterer Arbeitsloser um 24,8 Prozent und
die Anzahl der schwerbehinderten Arbeitslosen - das liegt
auch an Änderungen der Regelungen in dem entsprechenden Bereich - bis jetzt um immerhin 12 Prozent. Das
ist ein Strukturerfolg, der sich hinter der Verringerung der
Gesamtzahl der Arbeitslosen verbirgt. So etwas zeigt,
dass man nicht nur mit großen, sondern auch mit kleinen
Reformen etwas erreichen kann; allerdings muss man die
Auswirkungen der Reformen abwarten.
({5})
Am Rande möchte ich im Zusammenhang mit der
Rote-Laterne-Diskussion an Folgendes erinnern: Am Anfang dieses Jahres lag die Arbeitslosenquote in der Bundesrepublik deutlich unter der Durchschnittsquote der EU
insgesamt.
Wie kommt es denn, dass wir beim Export und - das ist
vorhin angesprochen worden - bei den Direktinvestitionen erfolgreich sind? Ich verweise darauf, dass wir in der
Bundesrepublik zum ersten Mal seit langer Zeit wieder einen Zahlungsbilanzüberschuss haben. Lange Zeit hatten wir ein Defizit. Der Zahlungsbilanzüberschuss hat damit zu tun, dass wir deutlich mehr Exporterfolge erzielt
haben. Das wiederum hat damit zu tun, dass unsere Industrie - Deutschland ist ein Industrieland - erfolgreich gearbeitet hat.
Wir haben tatsächlich Weltmarktanteile hinzugewonnen. Früher lag unser Außenhandelsanteil bei etwa
25 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Gegenwärtig liegt
dieser Anteil bei deutlich über 30 Prozent. Das spricht
doch dafür, dass wir eine sehr konkurrenzfähige Industriestruktur haben. Wir sind übrigens auch im Bereich der
Forschung und Entwicklung besser als der EU-Durchschnitt. Das zeigt sich auch daran, dass die Anzahl der Patentanmeldungen pro Kopf in Deutschland im Vergleich
zu der anderer EU-Staaten am zweithöchsten ist. Auch das
ist ein Erfolg.
({6})
Man muss sich fragen, woher das kommt. Bei den Direktinvestitionen hat sich der Trend völlig umgekehrt.
Ich habe in einer Studie des International Management Institute gelesen, dass die Bundesrepublik in dem Rating der
Länder in Bezug auf Direktinvestitionen an zweiter Stelle,
unmittelbar hinter den USA, liegt. Auch das ist doch kein
Zufall. Die Direktinvestitionen - ich kann Ihnen diese
Zahlen gern zur Verfügung stellen - hatten im Jahr 2000
um 51,4 Milliarden Euro zugenommen; 2000 wurden Direktinvestitionen - Vodafone ist dabei berücksichtigt - in
einem Umfang von 211,8 Milliarden Euro getätigt. Im
Jahr 2001 haben die Direktinvestitionen um 35,6 Milliarden Euro zugenommen. Von Januar bis April des Jahres
2002 lag der Zuwachs bei 17,4 Milliarden Euro. Das ist
angesichts der Tatsache, dass die Höhe der Direktinvestitionen woanders gesunken ist, bemerkenswert. Das alles
zeigt, dass wir konkurrenzfähig sind.
Woher kommt das? Trotz PISAund vielem anderen sind
die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Bundesrepublik offensichtlich sehr gut ausgebildet. Darüber hinaus hat der produzierende Sektor in der Bundesrepublik
Deutschland, gerade die Industrie, ein erstaunliches
Wachstum der sektoralen Produktivität, nämlich von 8 bis
10 Prozent, zu verzeichnen. In der Automobilindustrie
liegt das Wachstum zum Teil bei bis zu 12 Prozent.
Herr Merz, wenn Sie sich einmal die Mühe machen
- Sie haben das in einer Rede angesprochen -, die gesamtwirtschaftliche Produktivitätsentwicklung in Deutschland mit der in den USA zu vergleichen, dann werden Sie
erkennen, dass unsere Entwicklung deutlich geringer ist.
Wenn sie sich allerdings die Studie von Herrn Remsperger
von der Deutschen Bundesbank - er steht sicherlich nicht
der SPD nah - anschauen, dann werden Sie feststellen,
dass bei Anwendung des gleichen Berechnungsmodus
die gesamtwirtschaftliche Produktivitätsentwicklung in
Deutschland der in den USA sehr gleich ist. Darauf weisen übrigens auch die Studien von Herrn Liikanen von der
EU-Kommission hin.
Man muss doch einfach sehen, dass wir im industriellen Bereich erhebliche Erfolge gehabt haben. Es ist auch
richtig, dass wir entsprechend unsere Position in der EU
vertreten müssen. Wenn diese Position kaputtgemacht
wird, dann schadet das nicht nur der EU, sondern dann
kommen wir auch in die Situation, in der sich die Amerikaner befinden, nämlich dass wir riesige Außenhandelsdefizite einfahren, die wir gar nicht mehr ausgleichen
können, was bedeutet, dass wir nicht mehr zu einer angemessenen Produktion für unsere eigene Bevölkerung und
gleichzeitig zu einem vernünftigen Angebot für die Weltmärkte in der Lage sind.
Die Produktivitätsentwicklung hängt mit der moderaten Entwicklung der Löhne und der Lohnstückkosten zusammen. Woher kommt diese moderate Entwicklung? Das hat damit zu tun, dass wir eine verantwortungsbewusste Arbeitnehmerschaft haben. Sie weiß dank Mitbestimmung und Betriebsverfassungsgesetz, wie es um ihr
Unternehmen steht, und richtet sich, auch was ihre Forderungen angeht, darauf ein. Vor allen Dingen hat die Arbeitnehmerschaft den in den Tarifverträgen vereinbarten
flexiblen Einsatz der Arbeit - ich erinnere zum Beispiel
an Ausbildungszeiten - in die Tat umgesetzt. Das können
Sie nur machen, wenn Sie eine verantwortungsbewusste
Arbeitnehmerschaft und Betriebsräte haben, die dafür
sorgen, dass das, wozu einmal Ja gesagt wurde, auch eingehalten wird. Das ist einer der Gründe, warum Direktinvestitionen in Deutschland so interessant sind.
Ich nenne Ihnen ein praktisches Beispiel: In meiner
Heimatstadt steht das modernste Automobilwerk überhaupt in der Welt, das neue Werk von Opel. Dieses ist
dorthin gekommen, weil sich Arbeitnehmer und der Arbeitgeber, die Adam Opel AG, nicht nur über die zukünftigen Arbeitsstrukturen geeinigt haben, sondern auch
darüber, in welcher Form vorher eine zweijährige Ausbildung stattfindet. Das ist ein Hinweis darauf, warum wir in
diesem Bereich so gut dastehen. Gerade hier ist die Sicherheit der Arbeitnehmer entscheidend.
Ich möchte auch noch kurz auf drei andere Punkte zu
sprechen kommen, in denen wir Reformen durchgeführt
haben.
Der erste Punkt ist die Steuerreform. Eine Steuerreform auf Pump bringt nichts. Obwohl durch die Steuerreform der Bevölkerung sehr viel Geld zurückgegeben
wurde, ist aufgrund unserer Haushaltspolitik die Zinsquote im Bundeshaushalt deutlich gesunken. Dass die Gesamtentwicklung positiv gewesen ist, können Sie an dem
Investitionsverhalten in den Bereichen sehen, wo exportiert wird. Sie hat sich aber auch bei den Konsumenten
ausgewirkt. Wir haben bei den Konsumenten eine schwache Nachfrage. Setzen Sie dazu die Sparquote ins Verhältnis, die mit 13,9 Prozent den höchsten Stand in den
letzten zehn Jahren erreicht hat. Das hat damit zu tun
- manche aus der Opposition tragen dazu bei -, dass die
Leute verunsichert sind. Hier liegt aber auch Potenzial:
Wenn die Leute wieder Vertrauen haben, kann es aufwärts
gehen. Dieses Vertrauen werden wir ihnen geben.
({7})
Auch ein Wort zur Rentenreform, weil insbesondere
von Ihnen, von der Opposition, neuerdings immer wieder
gesagt wird, die kapitalunterlegte Riester-Rente sei entsetzlich. Ich empfehle Ihnen dringend, auch Herrn Merz,
den Blick einmal global auszurichten und sich anzuschauen, was mit denen, die zurzeit in England in Rente
gehen, passiert; ganz zu schweigen von denen, die sich in
den USA auf ihre betrieblichen Pensionskassen verlassen
haben.
({8})
Noch ein Weiteres hierzu: Ein großer Teil der Berechtigten wird ja jetzt noch keine Verträge abschließen, wenn sie
Zeit bis zum Ende des Jahres haben. Vor allem aber diejenigen, die die Riester-Rente sinnvoll mit der Betriebsrente
verknüpfen wollen, müssen warten, bis die Tarif- oder Betriebsvereinbarungen geändert wurden.
({9})
Herr Schulte-Noelle gibt ja im gestern erschienenen
„Stern“ die entsprechenden Hinweise. Statt die Leute zu
verunsichern, sollten Sie lieber sagen, dass das ein solides
Konzept ist.
({10})
- Ja, das stammt von Schulte-Noelle; für den, der es nicht
weiß: Das ist der Chef der Allianz.
({11})
In meinem letzten Punkt geht es um die Familienförderung. Als Ökonom sage ich zu der Familienförderung,
die wir betrieben haben und weiter betreiben werden
- Ihre Familienpolitik wurde ja vom Verfassungsgericht
für nicht verfassungsgemäß erklärt, aber Sie haben nicht
reagiert -: Hierdurch ergeben sich Wachstumschancen in
unserer Republik. Nur wenn wir erstens zur Förderung
von Familien Geld bereitstellen und zweitens die Ganztagsschule und Betreuungsmöglichkeiten für Klein- und
Schulkinder anbieten, kann die Erwerbsquote der Frauen
bei uns steigen. Wir haben hoch qualifizierte Frauen. Wenn
die wieder in den Arbeitsprozess hineinkommen, brauchen
wir zum einen weniger Zuwanderung, um neue Arbeitskräfte zu gewinnen, und zum anderen haben wir die
Chance, das Volkseinkommen und den privaten Verbrauch
zu steigern. Deswegen ist unsere Familienpolitik nicht nur
ein soziales, sondern auch ökonomisch ein wichtiges Element.
({12})
Ich muss jetzt im Hinblick auf die Redezeit zum Ende
kommen. Es ist meine letzte Rede im Deutschen Bundestag.
({13})
Deswegen möchte ich mich bei allen Kolleginnen und
Kollegen, mit denen ich jetzt seit 1980 über 22 Jahre zusammengearbeitet, manchmal auch gestritten habe, bedanken. Ich erinnere mich auch an die gute Zusammenarbeit mit Freunden und Kollegen aus der CDU/CSU,
insbesondere denke ich an die gemeinsame Arbeit mit
Theo Waigel von der CSU am Stabilitätspakt. Er war federführend tätig, aber ich war auch an bestimmten Stellen
dabei. Wir beide halten diesen Pakt für gut, auch wenn
es in Detailfragen vielleicht kleine Differenzen geben
könnte. Ich hoffe, dass auch du, Theo - du bist ja gleich
dran -, das so siehst, dass die scholastische Auslegung
durch die EU-Kommission - ich meine nicht die Tricksereien einiger Länder, die da gelaufen sind - nicht in unserem Sinne ist. Ich sehe das jedenfalls so.
Der Dank für die gute Zusammenarbeit gilt natürlich
erst recht den Kolleginnen und Kollegen in meiner eigenen Partei. Ich erwähne da jetzt niemanden.
({14})
Dieser Dank gilt insbesondere für den Bereich der Europapolitik, die mir immer besonders nahe lag. Daher wollte
ich das noch einmal besonders erwähnen. Ich darf mich
bedanken.
Ich habe aber auch eine Bitte. Ich habe keinen Nachfolger im Wahlkreis ausgesucht; das ist nicht mein Stil.
Ich will auch keine Ratschläge im Tagesgeschäft geben,
da streitet man notwendigerweise sowieso. Aber wenn
man größere oder kleinere Reformen machen will, sollte
man erst einmal die Realitäten analysieren. Im internationalen Vergleich müssen auch die Strukturunterschiede
berücksichtigt werden. Über die Umsetzung einer Reform
kann und muss man streiten. Aber man muss auch die Geduld haben, abzuwarten, bis die Reform wirkt. Das Daytrading, das wir heute in der Politik, in den Medien und
bei der Bewertung von politischen Maßnahmen haben, ist
auf die Dauer tödlich, weil erstens der Eindruck entsteht,
dass wir nicht wissen, wovon wir reden, sondern nur quatschen, und zweitens die Tatsache verwischt wird, dass
alles seine Zeit braucht. Die Zeitschiene in der Politik von
der Erkennung des Problems bis zur Lösung des Problems
durch eine gesetzliche Maßnahme, was ja im Wesentlichen unsere Aufgabe ist, bzw. von der Umsetzung im
Haushalt bis zur Wirkung, ist viel länger als die Kurzzeiterwartung der deutschen - aber nicht nur der deutschen Presse und leider auch als die Kurzzeiterwartung und die
Einschätzung in diesem Hause. Da schließe ich alle mit
ein, auch die Bundesregierung, wenn ich das sagen darf.
Ich bitte sehr darum - das kann nur eine Anregung
sein -, das zu berücksichtigen, denn sonst werden wir uns
immer mehr verheddern und der Bevölkerung den Eindruck der Unfähigkeit zur Gestaltung vermitteln, obwohl
wir in Wirklichkeit vernünftig gestalten.
Ich danke sehr.
({15})
Herr Kollege
Wieczorek, nehmen Sie den Beifall des Hauses als einen
symbolischen Dank für Ihre engagierte 22-jährige Tätigkeit hier in diesem Hause, insbesondere für Ihre Tätigkeit
als Vorsitzender des Haushaltsausschusses und später als
Vorsitzender des Verteidigungsausschusses.
({0})
- Es ist wieder geklärt. - Alles Gute für Ihren kommenden Lebens- und Arbeitsabschnitt!
Jetzt spricht - es ist ebenfalls seine letzte Rede hier im
Deutschen Bundestag - der Kollege Dr. Theodor Waigel.
Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Der von mir sehr geschätzte Kollege Norbert Wieczorek war Vorsitzender des Europaausschusses und hat insofern eine wichtige Rolle gespielt. Ich
bedanke mich sehr bei ihm für die Zusammenarbeit über
die Fraktionen hinweg. Er war mit daran beteiligt, dass
der Stabilitätspakt zustande kam. Er hat damals seinen
Parteifreund Quinn in Irland dafür gewonnen, der das in
einer hervorragenden Verhandlungsführung in Dublin gegen manche anderen zuwege brachte. Das, lieber Norbert
Wieczorek, müsste Anlass sein, dass wir zu jedem, sitze
er hier oder dort, sagen: Hände weg vom Stabilitätspakt!
Da sollten wir sehr klar und hart sein.
({0})
Sehr verehrter Herr Bundeskanzler, Sie haben in Ihrer
Regierungserklärung zur wirtschaftlichen Lage hauptsächlich auf die UNO Bezug genommen. Ich wäre Ihnen
dankbar gewesen, wenn Sie auch nachgelesen hätten, was
der IWF, die OECD, die Kommission und die EZB zu den
Strukturproblemen, die Deutschland seit einigen Jahren
hat, sagen. Sie hätten sich dann wahrscheinlich nicht so
wohlgefällig zurückgelehnt. Hätten Sie diese Vorschläge
vor vier Jahren - da gab es sie schon - aufgegriffen, hätten Sie die mühseligen Reformschritte, die wir ohne Sie
zuwege gebracht haben,
({1})
nicht rückgängig gemacht, stünden Sie und wir alle heute
besser da. Damit haben Sie einen großen Fehler gemacht.
({2})
Ihre Bemerkung zur Hartz-Kommission und Ihren Vorschlägen - da haben Sie von Trittbrettfahrern gesprochen erinnert mich an den, der zehn Jahre im Bremserhäuschen
saß und dann behauptete, er sei Lokomotivführer gewesen.
Das können Sie beim besten Willen nicht so sehen.
({3})
Zur PISA-Studie. Lieber Herr Bundeskanzler, Sie hatten ja mal eine Jungsozialistenzeit. Damals waren wir
heilfroh, dass es den Föderalismus gab - und sind auch
heute noch heilfroh, dass es ihn gibt. Denn wenn es den
Föderalismus und die Kultusminister Hans Maier, Professor Hahn, Bernhard Vogel, Hanna-Renate Laurien damals
nicht gegeben hätte, dann hätten womöglich Sie und die
Rahmenrichtlinien aus Hessen sich durchgesetzt, was für
Deutschland verheerende Konsequenzen gehabt hätte.
Seien wir froh, dass es den Föderalismus gibt!
({4})
Es wurden schon Bemerkungen zur deutschen Einheit
gemacht. Ich möchte aber zunächst auf die Einführung
des Euro zu sprechen kommen. Lieber Norbert, wir beide
haben uns gegen die Zweifler aus vielen Bereichen durchgesetzt, die von „kränkelnder Frühgeburt“ sprachen.
({5})
- Der Kollege Wieczorek war es nicht, wie jedermann
weiß. - Jetzt, da sich der Euro der Parität zum Dollar
nähert, erscheinen keine ganzseitigen Anzeigen mehr. Die
kritischen Stimmen sind wesentlich ruhiger geworden.
All jene, die den Untergang des Abendlandes beklagt haben, machen sich plötzlich Sorgen um unsere Konjunktur.
Die Diskussion um den „Teuro“ nimmt ebenfalls ab. Jetzt
bestätigt sich, dass es sich bei der Einführung des Euro um
eine der größten Erfolgsgeschichten der deutschen Nachkriegszeit seit 1949 handelt. Wir können alle miteinander
stolz darauf sein, dass wir das durchgesetzt haben.
({6})
Herr Bundeskanzler, Sie haben damals als Ministerpräsident von Niedersachsen bei der Finanzierung der
deutschen Einheit - wenn ich das einmal so sagen darf nicht gerade ein überschwängliches Engagement gezeigt.
Da dies meine letzte Rede ist, sollte ich eigentlich freundlich und lieb sein.
({7})
Sie haben mich auch ausdrücklich darum gebeten. Fast
wäre ich auf dem Weg zum Rednerpult schwach geworden.
({8})
Aber meine christlich-soziale Überzeugung hindert mich
Gott sei Dank daran, an dieser Stelle allzu sehr ins Wanken zu geraten.
Es dürfte Ihnen nicht entgangen sein, Herr Bundeskanzler, wie viel in der Vergangenheit aufzubringen war
und auch heute noch - da gebe ich Joschka Fischer
Recht - aufzubringen ist. Die Hälfte der Probleme, vor
denen wir auch heute noch in Deutschland stehen, ist damit zu erklären, dass wir Herausforderungen zu bewältigen haben, von denen Sir Nigel Wicks, der frühere Vorsitzende des Währungsausschusses, einmal sagte: Keine
andere Volkswirtschaft der Welt hat solche Herausforderungen zu bewältigen gehabt und keine andere hätte sie bewältigt. Aber die andere Hälfte der Probleme ist hausgemacht.
Eines lasse ich mir nicht vorhalten: die Erblast.
({9})
In den Jahren 1990 bis 1998 haben wir 1 500 Milliarden DM dafür aufgewandt. Nach einer Berechnung des
RWI waren dies über 6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes jährlich. Finanziert haben wir diese Summe - wir haben uns dabei an unabhängigen Studien orientiert - zu
etwa einem Drittel mit Einsparungen, zu einem Drittel mit
Steuern und Abgaben und zu einem Drittel mit der Nettokreditaufnahme. Dieser Finanzierungsmix war vertretbar;
ein anderer war überhaupt nicht durchzusetzen. Natürlich
stehen diese Schulden auf der Sollseite.
Was aber steht auf der Habenseite der deutschen Politik? Auf der Habenseite stehen 17 Millionen Menschen,
die die Freiheit gewonnen haben.
({10})
- Miteinander. - Auf der Habenseite stehen Tausende von
Atomwaffen und Atomraketen, die in Ostdeutschland stationiert waren und heute verschwunden sind.
({11})
Auf der Habenseite steht die Tatsache, dass es uns auf
friedliche Weise gelungen ist, dass 500 000 Soldaten der
Roten Armee in einem Zeitraum von dreieinhalb Jahren in
ihre Heimat zurückkehrten. Es ist wirklich gelungen,
Frieden zu schaffen mit weniger Waffen.
Als Abgeordneter des Wahlkreises Neu-Ulm, den ich
acht Legislaturperioden habe vertreten dürfen, muss ich
sagen: Dort standen die Pershing II mitten in der Stadt. Ich
werde nie die Prozession vergessen, bei der sich an einem
Wochenende etwa 500 000 Menschen, von Stuttgart nach
Neu-Ulm, aneinander reihten und so gegen den Doppelbeschluss sowie gegen die Nachrüstung protestiert haben.
Dadurch ist nicht eine Rakete verschrottet worden. Aber
durch die konsequente Politik der Regierung unter
Helmut Kohl sind alle Raketen und alle Atomwaffen in
dieser Region verschwunden. Heute gibt es dort Behinderteneinrichtungen, eine Fachhochschule, Dienstleistungsgewerbe, Kindergärten und anderes mehr. Damit
sind auf friedliche Weise aus Schwertern tatsächlich
Pflugscharen geworden. Wir haben Frieden geschaffen
mit weniger Waffen. Dies steht auf der Habenseite deutscher Politik.
({12})
Herr Bundeskanzler, die wirtschaftliche Lage, die Sie
geschildert haben, steht natürlich in einem umgekehrt
proportionalen Verhältnis zur Realität. Sie sprechen zwar
von einem Aufschwung; aber keiner sieht ihn. Sie sprechen zwar von positiven Zukunftserwartungen der Wirtschaft; aber tatsächlich waren die Ifo- und „Handelsblatt“Indikatoren zuletzt rückläufig. Die Wirtschaft dümpelt
vor sich hin. Einer leichten Bewegung in der Industrie stehen Einbrüche im Groß- und Einzelhandel, eine Talfahrt
im Handwerk und eine anhaltende Flaute auf dem Bausektor gegenüber.
Nun eine ganz nüchterne Bilanz dessen, was Sie 1998
vorgefunden haben und was heute ist: Die Zahl der Arbeitslosen liegt aktuell bei rund 4 Millionen; im Oktober
1998 waren es 3,9 Millionen.
({13})
Das Wachstum für 2002 wird auf real 0,75 Prozent geschätzt; 1998 betrug es 2 Prozent. Die Staatsquote bewegt
sich seit vier Jahren unverändert bei etwa 48,5 Prozent. Es
stammt nicht von der CDU/CSU, sondern ist aus der
„Neuen Zürcher Zeitung“ zitiert, wenn ich sage:
Deutschland ist in Europa vom Klassenprimus zum
Sitzenbleiber abgestiegen.
({14})
Die Schwächen sind, wie ich bereits vorhin sagte, zumindest zur Hälfte hausgemacht. Ihre Steuerreform hat
den Mittelstand benachteiligt und das hat in diesem Bereich zu einer Depression geführt.
({15})
Sie haben erst jetzt den Mut, Vorschläge zu mehr Flexibilität auf dem Gebiet des Arbeitsrechts aufzugreifen. Dies
ist viel zu spät. Wenn Sie mit uns gemeinsam zumindest
einen Teil dessen, was wir über all die Jahre vorgeschlagen haben,
({16})
verwirklicht hätten, dann stünden wir heute auf dem Arbeitsmarkt wesentlich besser da, als dies jetzt der Fall ist.
({17})
Zum Staatsdefizit. Sie werden nicht bestreiten können, dass wir im Evaluierungsjahr 1997, als es um die
Feststellung der Maastricht-Kriterien in ganz Europa
ging, ein Haushaltsdefizit von 2,7 Prozent hatten. Im Jahr
danach, 1998, betrug es 1,7 Prozent, nach neueren statistischen Berechnungen 2,1 Prozent. Jedenfalls war unsere
Situation, was das Staatsdefizit anbelangt, in 1998 wesentlich besser als die Ihre heute. Vor diesem Hintergrund
können Sie nicht von einem Erfolg Ihrer gesamtstaatlichen Finanzpolitik in Deutschland sprechen.
({18})
Im September wird es die Möglichkeit geben, über
Ihren Haushaltsplan zu diskutieren. Nur, wie der Bundesfinanzminister auf die Idee kommen kann, niedrigere
Zinsausgaben anzusetzen, das bleibt bisher für alle Fachleute ein Geheimnis. Selbst die beiden Manager der neuen
Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH, Peter
Jabcke und Gerhard Schleif, haben vor einiger Zeit in einem Interview gesagt: „Es ist schwerer geworden, die
Benchmark-Position zu verteidigen.“ Wie sollen denn
dann im nächsten Jahr angesichts der konjunkturellen
Lage die Zinsen gesenkt werden können? Hier werfen Sie
vor der Wahl systematisch mit Nebelkerzen.
({19})
- Jetzt ruft der berühmteste Staatssekretär aller Zeiten aus
dem Finanzministerium, das sei falsch. Es lohnt sich
wirklich nicht, sich mit Ihnen, Herr Staatssekretär, auseinander zu setzen.
({20})
Noch ein Wort, was den blauen Brief aus Brüssel anbelangt, an Ihre Adresse, Herr Bundeskanzler. Ich hatte
den Eindruck, dass der Bundesfinanzminister und der
Bundesaußenminister diese Angelegenheit etwas anders
gehandhabt hätten, als Sie es dann getan haben. Sie führen
sich in Europa wie ein Rumpelstilzchen auf, obwohl die
Kommission nichts anderes getan hat, als die in diesem
Zusammenhang bestehenden Richtlinien und Verordnungen, die ich ziemlich genau kenne, ernst zu nehmen und
umzusetzen sowie festzustellen, inwiefern Sie vom Stabilitätsprogramm abweichen und ob Sie in Richtung eines
Haushaltsdefizites von 3 Prozent tendieren. Dies entsprach dem Frühwarnsystem, das durch die entsprechenden Richtlinien und Verordnungen vorgegeben ist. Die
Kommission hat also absolut richtig gehandelt.
Ich will Ihnen einmal eines sagen: Wir sind 1995, nachdem wir das Defizit der Treuhandanstalt und die Schulden
der Bundesbahn, die vorher nicht im Bundeshaushalt und
nicht im öffentlichen Gesamthaushalt enthalten waren,
einbezogen haben, über die 3-Prozent-Defizit-Grenze gekommen. Damals hat mir die Kommission natürlich mitgeteilt, dass wir dieses Kriterium von Maastricht nicht mehr
einhalten. Wir haben diesen Umstand genutzt, um im Kabinett, im Haushaltsausschuss, im Parlament und in der Öffentlichkeit dafür zu werben, die Konsolidierungsanstrengungen zu verstärken, um das selbst gesteckte europäische
Ziel zu erreichen. Das hätten auch Sie tun sollen. Das wäre
besser für Europa und besser für Deutschland gewesen.
({21})
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich halte heute - ich
habe es gestern nachzählen lassen - die 169. Rede in diesem Hause; sie ist meine letzte. Ich verlasse dieses Hohe
Haus nach 30 Jahren freiwillig, weil ich zeigen möchte,
dass ich noch resozialisierungsfähig bin. Mein Freund
Hermann Höcherl hat immer befürchtet, dass man, wenn
man zehn Jahre dabei ist, nicht mehr resozialisierungsfähig sei. Das möchte ich nicht sein.
Ich habe Grund, vielen Menschen zu danken, zunächst
den Wählern meines Wahlkreises, aus Neu-Ulm, aus
Günzburg und zum Teil auch aus dem Landkreis Unterallgäu. Ich habe der Landesgruppe und der CDU/CSUDr. Theodor Waigel
Bundestagsfraktion für die Chancen und die großartige
Solidarität zu danken, die ich in 30 Jahren erfahren habe.
Mein ganz besonderer Dank gilt dir, Michael Glos, für
große Freundschaft und Noblesse auch in schwieriger Zeit.
({22})
Ganz herzlichen Dank dir und der Landesgruppe, aber
natürlich auch Ihnen, Herr Merz, und Ihren Vorgängern
als Fraktionsvorsitzende!
Ich bedanke mich bei dem früheren Bundeskanzler
Helmut Kohl für das Vertrauen, die Freundschaft und die
Kollegialität in den Jahren von 1989 bis 1998 in der Bundesregierung. Es war eine großartige Zeit, in der wir miteinander Politik machen durften.
({23})
Ich bedanke mich bei den Mitarbeitern der Landesgruppe, der Fraktion, des Parlaments und auch des Bundesfinanzministeriums. Ich bedanke mich bei meinen Sicherheitsbeamten, ohne die ich nicht mehr am Leben
wäre. Ich schließe Sie, Herr Schily, in diesen Dank ausdrücklich ein. Ich danke meinen europäischen Partnern im
Ecofin-Rat, in der Kommission und in der Europäischen
Zentralbank, den Verantwortlichen in der G 7, der G 8,
dem IWF, der Weltbank und anderen, mit denen ich gut
zusammengearbeitet habe.
Am 20. Juni 1973 habe ich meine erste Rede im alten
Plenarsaal gehalten. Ich schlotterte vor Angst; denn unten
saß Herbert Wehner. Natürlich, kaum hatte ich Bert
Brecht zitiert, aus Schwaben kommend, kam der erste
Zwischenruf zum Thema: „Haushälter und Brecht, wo
passt das zusammen?“
({24})
Gott sei Dank fiel mir eine halbwegs passable Antwort
ein. - Es waren große Persönlichkeiten und Altvordere,
denen ich hier begegnen durfte: Ludwig Erhard, Kurt
Georg Kiesinger, Franz Josef Strauß, Karl Carstens,
Hermann Höcherl, Willy Brandt, Herbert Wehner und
Helmut Schmidt, den ich heute noch gerne treffe, aber
auch Hans-Dietrich Genscher und viele andere vonseiten
der FDP, mit denen ich über die 16 Regierungsjahre gut
zusammengearbeitet habe.
Was mich sehr bewegt hat, waren Totenreden für
Johnny Klein und Richard Stücklen oder für Michaela
Geiger in Garmisch.
In meinen 30 Jahren in diesem Hohen Haus waren wir
16 Jahre in der Regierung und 14 Jahre in der Opposition.
Herr Bundeskanzler, ich kämpfe dafür, dass wir wieder in
die Regierung kommen, weil ich meine Zeit hier mit einem positiven Ergebnis abschließen will. Damit das klar
ist!
({25})
Es gab schwere Stunden, Niederlagen, Vorwürfe,
Rücktrittsforderungen - das gehört zum Ritual, war in der
Zitterprämie inbegriffen - und Blockaden.
Es gab aber auch gute Stunden. Ich denke dabei an den
alten Plenarsaal - der nicht so schön war wie dieser - und
meine erste Rede vor einem gesamtdeutschen Parlament.
Ich denke an die deutsche Währungsunion - vor wenigen
Tagen waren es zwölf Jahre -, den Einigungsvertrag, den
Überleitungsvertrag. Ich durfte seinerzeit den ersten Vertrag des souveränen Deutschland unterzeichnen. Ich
denke auch an die Ratifizierung des Maastricht-Vertrages,
den Stabilitätspakt, die Europäische Währungsunion.
Eine Reihe von Herausforderungen waren ganz persönlicher Natur. Ich denke an den NATO-Doppelbeschluss,
den ich schon vorher erwähnt habe, an die Hauptstadtfrage,
die wir kontrovers diskutierten, an die Wehrmachtausstellung, wo ich mich frei meldete und meine Emotion zum
Ausdruck brachte, an die unglaublichen Debatten um den
Schutz des Lebens, um Embryonenschutz und -forschung.
All das hat uns auch ganz persönlich elementar bewegt.
Es waren mehr als 200 Besuchergruppen aus meiner
Heimat hier. Die schönsten Besuche waren die der Behindertengruppen aus meiner Heimat Ursberg. Wir haben
einmal zusammen Fußball gespielt. Gott sei Dank war die
Fußballmannschaft des Bundestages so anständig, ein
Unentschieden - 4 : 4 - zuzulassen. Stellen Sie sich vor,
Herr Bundeskanzler: Ich musste Linksaußen spielen, weil
unter den Sozis keiner war, der links schießen konnte.
({26})
Das waren schon ungewöhnliche Erlebnisse.
Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, ich bitte um
Entschuldigung für manches unüberlegte und verletzende
Wort. Als ich mich bei meinem Vorgänger Hans Apel einmal für etwas entschuldigte, weil ich ihn wirklich zu Unrecht beleidigt hatte, sagte der: Hören Sie auf, Waigel, ich
habe Sie doch viel öfter beleidigt! - Seitdem ist diese Geschichte jedenfalls erledigt. Ich bedanke mich für Rücksicht und Fairness in schwerer Zeit, vor allem auch beim
politischen Gegner. Das werde ich nicht vergessen.
Wir stehen vor einem Paradigmenwechsel oder sind
mitten in ihm, in einer völlig veränderten Zeit. Als Landesgruppenvorsitzender hatte ich ein Büro im Reichstagsgebäude, auf der Ostseite des Parlaments, das einen
Blick über die Mauer direkt auf ein Stasi-Gebäude gewährte. In diesem Gebäude, heute wunderschön renoviert, sitze ich heute und blicke als frei gewählter Abgeordneter auf den Reichstag und auf dieses Parlament. Das
ist großartig. Es erfüllt mich mit großer Dankbarkeit und
mit großem Glück, daran mitgewirkt zu haben und dabei
gewesen zu sein.
({27})
Meine Damen und Herren, lassen Sie mich ein letztes
Wort zum Selbstbewusstsein des Parlaments sagen. Wir
brauchen mehr Chancengleichheit gegenüber Exekutive
und anderen Akteuren. Gerade als jemand, der sowohl als
Abgeordneter als auch als Mitglied der Regierung hier in
der ersten Reihe saß, kann ich dazu etwas sagen. Gott sei
Dank ist wenigstens eines, zumindest zum Teil, erreicht
worden: dass Fraktionsvorsitzende nicht schlechter gestellt sind als Minister. Aber ich bin der Meinung, der Vorsitzende des Haushaltsausschusses sollte nicht schlechter
gestellt sein als der Staatssekretär im Finanzministerium
und der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses leistet
sicher keine schlechtere Arbeit als der Staatsminister im
Auswärtigen Amt.
({28})
Wir brauchten eine völlig andere, differenzierte Struktur
mit mehr Leistungsanreizen. Was das Bundesverfassungsgericht in der Sicht entschieden hat, war falsch und
müsste eigentlich korrigiert werden.
({29})
Lassen Sie uns große Ziele tradieren: den Frieden in
Freiheit, die Freundschaft der Generationen und das Europa der Vaterländer in einer globalen Welt. Gerade der Euro
ist die Antwort der Europäer auf die Globalisierung der
Welt. Er ist nicht nur etwas Ökonomisches, er ist nicht nur
etwas Währungspolitisches. Dr. Josef Müller hat 1946, aus
dem KZ kommend, wo er neben Bonhoeffer stand, gesagt:
Wir brauchen eine gemeinsame europäische Währung, weil
Länder, die eine gemeinsame Währung haben, nie mehr
Krieg gegeneinander führen. - Manche mögen das als
überhöht und vielleicht pathetisch ansehen, aber ganz sicher haben wir damit einen entscheidenden Beitrag zum
Frieden in Europa und in der Welt geleistet.
Mein Motto, meine lieben Freunde, lautet: „non degenerabo“. Das heißt: Ich werde nicht aus der Art schlagen
und ich lasse mich nicht verbiegen. 1959, als ich in meiner Heimat Krumbach Abitur machte, hieß das Thema des
Abituraufsatzes: „An dem Prinzip des Parlamentarismus
sollte man festhalten: dass man nicht etwas ist, weil man
gewählt wird, sondern dass man gewählt wird, weil man
etwas ist“. Ich hoffe, dass mir dies in der Realität einer 30jährigen Abgeordnetentätigkeit gelungen ist. Ihnen allen
viel Glück und Gottes Segen!
Ich danke Ihnen.
({30})
Herr Kollege
Dr. Waigel, Sie hören den langen Beifall der Kolleginnen
und Kollegen des gesamten Hauses. Betrachten Sie ihn als
symbolisches Dankeschön für Ihre 30-jährige Tätigkeit in
diesem Hohen Haus. Ich denke, Sie haben wie wenige Politikerinnen und Politiker in diesem Land Spuren hinterlassen. Es werden sich noch Generationen an Haushaltsdebatten mit Ihnen erinnern.
Vielen Dank für Ihr Engagement, insbesondere in der
Bundesregierung in einer Zeit, die tatsächlich in die Geschichte eingehen wird, und vielen Dank für Ihr Engagement auf dem internationalen Parkett.
Für Ihren neuen Lebens- und Arbeitsabschnitt wünsche
ich Ihnen alles Gute im Namen aller Kolleginnen und
Kollegen des gesamten Hauses. Wir sind alle sicher, dass
uns Ihre Stimme weiterhin erhalten bleibt. Vielen Dank!
({0})
Wir fahren in der Debatte fort. Das Wort hat der Kollege Dirk Niebel für die FDP-Fraktion.
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Waigel, als Sie
das erste Mal in dieses Parlament gewählt wurden, war ich
neun Jahre alt. Das, was Sie an Politik gestaltet haben,
nötigt Respekt ab. Doch bei allem Respekt vor Ihren Leistungen bitte ich um Nachsicht: Ich komme wieder, deshalb muss ich nach vorn schauen. Wir wollen dafür sorgen, dass die Arbeitslosigkeit in diesem Land beendet
wird und wir endlich für die Menschen, die außerhalb unserer Erwerbsgesellschaft stehen, Chancen zum Wiedereinstieg schaffen. Deswegen komme ich zum Thema der
heutigen Debatte zurück.
({0})
Der Bundeskanzler steht für die Arbeitsmarktpolitik
dieser Regierung und er hat vor Beginn seiner Amtszeit
am 21. September 1998 gesagt:
Wenn wir es nicht schaffen, die Arbeitslosenquote
signifikant zu senken, dann haben wir es weder verdient, wieder gewählt zu werden, noch werden wir
wieder gewählt.
An diesem Anspruch muss sich der Kanzler immer wieder messen lassen.
({1})
Deswegen ist unumgänglich festzustellen, dass die Arbeitslosigkeit in Deutschland seit Dezember 2000, also
seit anderthalb Jahren, saisonbereinigt ansteigt. Der entscheidende Unterschied zwischen 1998 und 2002 besteht
darin, dass 1998 - auf zugegeben katastrophal hohem Niveau - die Arbeitslosigkeit zurückgegangen ist, während
sie 2002 im Vergleich zum Vorjahr - auf geringerem Niveau - kontinuierlich steigt. Das sind die Auswirkungen
Ihrer verfehlten Arbeitsmarktpolitik.
({2})
Die FDP-Bundestagsfraktion hat im Laufe der letzten
vier Jahre immer wieder versucht, mit gesetzgeberischen
Initiativen und mit Anträgen die notwendigen Reformschritte in diesem Haus gegen die Verkrustungen am Arbeitsmarkt und zur „Entriesterung“ der Arbeitsmarktpolitik umzusetzen. Wir sind von Ihnen immer wieder
beschimpft worden und unsere Anträge wurden unter Absingen schmutziger Lieder abgelehnt.
Umso mehr freut es uns, dass sich die bisher bekannt
gewordenen Vorschläge der Hartz-Kommission in
großen Teilen mit dem decken, was wir immer beantragt
und Sie abgelehnt haben, wobei Sie uns soziale Kälte vorgeworfen haben.
({3})
Es ist richtig, dass man den Arbeitsmarkt deregulieren
muss, um Chancen für diejenigen zu schaffen, die außerhalb sind. Denn eines muss klar sein, Herr Bundeskanzler
- leider ist er gerade nicht da -: Arbeitslosigkeit ist die
größte Freiheitsberaubung, die man Menschen in einer
modernen arbeitsteiligen Gesellschaft zufügen kann.
({4})
Deshalb ist es unsere Aufgabe, diese Freiheitsberaubung
zu bekämpfen, anstatt „mit ruhiger Hand“ und Politikverweigerung zu reagieren.
Die FDP-Bundestagsfraktion hat diejenigen Punkte,
die bisher aus den Hartz-Vorschlägen öffentlich bekannt
geworden sind und die wir schon beantragt haben, in
Form eines Entschließungsantrags heute zur Abstimmung
gestellt, um zu sehen, wie reformwillig Sie tatsächlich
sind. Wir hatten bereits am 14. März dieses Jahres einen
Gesetzentwurf zur Reform des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes eingebracht, den Sie in der letzten Sitzungswoche des Deutschen Bundestages mit Ihrer Mehrheit von den Ausschussberatungen abgesetzt haben. Auch
gestern haben Sie sich geweigert, ihn abschließend zu diskutieren, damit heute hier über ihn abgestimmt werden
kann. Diese Art von Politikverweigerung, diese Arroganz
der Macht werden wir nicht mitmachen. Deshalb haben
wir diesen Antrag als Änderungsantrag zum OFFENSIVGesetz der Union heute wieder eingebracht und beantragt,
im Anschluss an diese Debatte über ihn namentlich abstimmen zu lassen.
Sie sollen die Chance haben, vor der Bundestagswahl
die Kernpunkte des Hartz-Vorschlags zum Thema Zeitarbeit hier zu beschließen und Gesetz werden zu lassen. Sie
können sich hinterher nicht damit herausreden, dass die
Zeit nicht mehr gereicht hätte. Sie hätten die Zeit gehabt
und haben heute die Zeit, im Hinblick auf eine Änderung
des OFFENSIV-Gesetzes gesetzgeberisch tätig zu werden.
Ich verspreche Ihnen, dass wir Ihnen jede andere Hilfestellung geben werden, die Sie benötigen. Am 16. August wird die Hartz-Kommission ihre Vorschläge vorlegen. Wir schlagen Ihnen vor, den Bundestag zu einer
Sondersitzung am 20. August einzuberufen und im Anschluss den Ausschuss für Arbeit und Sozialordnung über
eine Anhörung beschließen zu lassen. Diese Anhörung
könnte am 26. August stattfinden. Am 10. September
könnte der Ausschuss für Arbeit und Sozialordnung abschließend beraten, sodass alles, was gesetzgeberisch notwendig ist, in der Haushaltswoche im September hier in
diesem Hause beschlossen werden könnte. Wir werden
Sie nicht mit der Ankündigung davonkommen lassen,
dass Sie reformwillig seien, wenn Sie die Chancen zur
Umsetzung nicht nutzen und den Beweis Ihrer Reformfähigkeit nicht erbringen.
({5})
Herr Bundeskanzler, stellen Sie sich bitte das, was ich
jetzt sage, einmal bildlich vor; vielleicht wird das Ihre Reformwilligkeit ein wenig beflügeln. Wenn Sie das, was
wir Ihnen vorschlagen, nicht machen, dann verspreche ich
Ihnen schon heute: Die Freien Demokraten werden Sie
mit den Hartz-Vorschlägen umarmen, bis Ihnen die Luft
ausgeht.
({6})
Ich hoffe darauf, dass meine Bitte, sich das vorzustellen, Sie
dazu befähigt, hier endlich Nägel mit Köpfen zu machen.
({7})
Bemerkenswert ist, dass der Bundesarbeitsminister
in der gesamten Debatte über die Hartz-Ergebnisse und in
dieser wichtigen Debatte über die Arbeitsmarktpolitik
nicht zu hören war. Mittlerweile ist er auch nicht mehr zu
sehen. Offenkundig ist er nach dem Peter-Prinzip an der
Endstufe seiner Leistungsfähigkeit angelangt. Daher
sollte er einen Antrag auf Frühverrentung stellen.
Die FDP-Bundestagsfraktion hat klare und konkrete
Vorschläge gemacht. Sie stellen für Sie heute den Lackmustest dar. Wenn die rote Lösung weiterhin Politikverweigerung heißt, dann wird dies - das verspreche ich Ihnen - der Bevölkerung sauer aufstoßen. Sie haben jetzt die
Chance, Menschen die Möglichkeit zu geben, wieder am
Erwerbsprozess teilzunehmen. Die FDP ist allein schon
deshalb die Partei der sozialen Verantwortung, weil wir
Sie dazu treiben werden.
Vielen Dank.
({8})
Nächste Rednerin ist
die Kollegin Pia Maier für die PDS-Fraktion.
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Im Gegensatz zu dem Freiheitsbegriff, den Herr Niebel hier gerade vorgestellt hat,
sage ich: Freiheit braucht Sicherheit.
({0})
Deshalb nutze ich die Zeit, einen unserer zentralen Anträge darzustellen. Eine Möglichkeit, die Wirtschaft durch
Binnennachfrage zu stärken, den Arbeitsmarkt in Gang zu
bringen und die Armut in diesem Land zu bekämpfen, ist
die Einführung eines existenzsichernden Mindestlohns,
der den Menschen die Sicherheit bietet, in Freiheit leben
zu können.
Die PDS-Fraktion fordert einen Mindestlohn, der für
alle Branchen in Ost und West gleich ist; denn bittere Realität ist leider, dass immer mehr Betriebe nicht nach Tarif
bezahlen. Schon in ganzen Regionen vor allem im Osten
wird immer häufiger immer weniger Lohn gezahlt. Niedriglöhne werden immer stärker ausgeweitet. 150 000 Vollzeitarbeitskräfte bekommen ergänzende Sozialhilfe.
Größer wird auch die Zahl derer, die gearbeitet haben,
aber dann, wenn sie arbeitslos oder in Rente sind, von
ihren Bezügen nicht mehr leben können, weil die niedrigen Löhne nicht für Lohnersatzleistungen ausreichen, die
das Existenzminimum decken. Dass Arbeit arm macht,
können wir nicht akzeptieren.
({1})
Für die PDS ist dies ein unhaltbarer Zustand, ein Zustand, der von den Tarifparteien alleine nicht mehr repariert
werden kann. Hier ist der Sozialstaat gefordert. Der Sozialstaat hat ein Interesse an ausreichenden Löhnen, weil
dann im Regelfall kein Anspruch auf ergänzende Sozialhilfe besteht, weil dann die Rente reicht und nicht die Altersarmut vorprogrammiert ist und mit Steuermitteln ausgeglichen werden muss.
Die Einführung eines existenzsichernden gesetzlichen
Mindestlohnes ist ein einmaliger Akt des Parlaments, um
einen Mindeststandard bei den Stundenlöhnen zu schaffen. Auf dieser gesetzlichen Grundlage bekommen die
Gewerkschaften wieder den nötigen Spielraum, um in den
Tarifverhandlungen auch für mehr zu kämpfen, wobei wir
sie gern unterstützen.
Die PDS fordert 9,42 Euro für jede gearbeitete Stunde,
egal was, egal ob in Ost oder West.
({2})
Heute verdient ein Fensterputzer in Hessen 11,25 Euro in
der Stunde, in Mecklenburg-Vorpommern nur 8 Euro.
Gäbe es einen Mindeststundenlohn von 9,42 Euro, wären
das für den Fensterputzer in Mecklenburg-Vorpommern
ab sofort 1,42 Euro mehr in der Stunde. Für den hessischen Fensterputzer würde sich nichts ändern. Er würde
weiterhin 11,25 Euro pro Stunde verdienen, wenn er nach
Tarif angestellt ist, denn selbstverständlich gilt hier das
Günstigkeitsprinzip. Von Gleichmacherei nach unten halten wir nichts.
({3})
Dieser Vorschlag stärkt die Tarifautonomie, weil sich
dann der Ausstieg aus den Tarifverträgen für die Arbeitgeber nicht mehr lohnt. An einen Mindestlohn müssen sich alle
halten. Die Einhaltung des Mindestlohns müsste auch wirklich kontrolliert werden. Schummeln gilt nicht. Von Arbeit
muss man leben können, Arbeit darf nicht arm machen.
({4})
Im Gegensatz zu diesem Vorschlag laufen die Vorschläge der Hartz-Kommission darauf hinaus, dass Arbeit insgesamt billiger werden soll, dass weniger verdient
werden soll. Die Hartz-Kommission und viele andere
wollen den Arbeitslosen zumuten, dass sie für weniger als
ihr bisheriges Arbeitslosengeld arbeiten sollen. Das Arbeitsamt soll auch in Jobs vermitteln dürfen, bei denen
nicht nach Tarif bezahlt wird.
Für die Arbeitslosen ist dies leider schon heute Realität. Was glauben Sie denn, welche Arbeit die Arbeitslosen im Osten noch angeboten bekommen? Billiglöhne
sind die Regel. Vor allem aber gibt es kaum noch Arbeitsplätze, die das Arbeitsamt anbieten kann. Das ist das zentrale Problem.
({5})
Statt mit Beschäftigungspolitik versuchen Sie, dieses
Problem mit Billigjobs und Personalserviceagenturen zu
lösen, mit denen das Arbeitsamt selbst die Leute verleiht.
Mit solchen Aktionen lösen Sie das Problem der Massenarbeitslosigkeit nicht. Von Niedriglöhnen kann man nicht
leben. Wer so arbeitet, ist weiter auf staatliche Unterstützung angewiesen, egal ob sie Sozialhilfe oder Eingliederungsgeld heißt. Eine existenzsichernde Arbeit haben
Leute mit Billigjobs nicht, aber die Arbeitslosenstatistik
sieht dann besser aus. Aber solch eine Bekämpfung der
Arbeitslosen und nicht der Arbeitslosigkeit tragen wir
nicht mit.
({6})
Sie bekämpfen wirklich nur Arbeitslose und das ist keine
Lösung dieser Probleme.
Die Leistungen für Arbeitslose sollen gekürzt werden.
Damit soll der nötige Druck entstehen, damit noch
schlechter bezahlte Arbeitsplätze angenommen werden
müssen. Dies setzt insgesamt die Spirale des Lohndumpings in Gang: Mehr Menschen, die für weniger Geld arbeiten müssen, üben auf diejenigen Druck aus, die noch
Arbeit zu besseren Bedingungen haben. Damit werden
normale Vollzeitstellen in Billigjobs umgewandelt. Herr
Hartz will aus verarmten Arbeitslosen arbeitende Arme
machen. Dies ist unverschämt.
({7})
Mit solchen Vorschlägen - die kommen natürlich nicht
nur aus der Hartz-Kommission, sondern auch die CDU
und die FDP fordern dies schon lange, wie das heute
schon richtig bemerkt worden ist - höhlen sie vor allem
die Sozialversicherungen noch weiter aus. Die Arbeitslosenversicherung böte kaum noch Schutz. Nach zwei Jahren Arbeitslosigkeit bliebe nur noch die Sozialhilfe, egal
wie viel und wie lange vorher eingezahlt wurde.
Damit würde die Reihe sozialpolitischer Sabotageakte
fortgesetzt. Rot-Grün hat dafür gesorgt, dass die Rente
den Lebensstandard nicht mehr sichert, dass man jetzt selber vorsorgen muss, und zwar privat, denn die RiesterRente hilft nur ein bisschen.
Die Angriffe auf die Krankenkassen kommen vor allem von der Union und der FDP. Mit Zuzahlungen und der
Zweiklassenmedizin droht eine schlechtere Versorgung
für die Patienten, die nicht viel zuzahlen können.
Die Sabotage der Arbeitslosenversicherung, die Privatisierung der Arbeitsvermittlung und die Abschaffung der
Arbeitslosenhilfe gehen jetzt in den Kommissionen weiter. Was Sie hier vorschlagen, ist eine neue, sozial ungerechte Ordnung des Arbeitsmarktes. Sie finanzieren den
Kampf gegen die Arbeitslosigkeit aus Leistungen für Arbeitslose, statt endlich umzuverteilen und Steuern zu erhöhen, um Investitionen überhaupt wieder tätigen zu können. Das ist eine Demontage des Sozialstaates. Nur
Reiche können sich einen armen Staat leisten. Deren Politik betreiben Sie alle hier.
Danke.
({8})
Der nächste Redner ist
der Kollege Franz Thönnes für die SPD-Fraktion.
({0})
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist gut, dass man sich am Ende
der Legislaturperiode mit dem zentralen Thema, das die
Menschen in der Gesellschaft interessiert, nämlich die
wirtschaftliche Situation und die Arbeitslosigkeit, auseinander setzt. Es ist auch gut, die aktuelle Lage, die
sicherlich besser sein könnte und an der noch zu arbeiten ist,
zu betrachten. Sie muss, unterstützt durch einen konjunkturellen Aufschwung in den nächsten Monaten, besser werden. Es ist aber auch notwendig, Bilanz zu ziehen, zu
schauen, was getan worden ist, und dies nicht zu ignorieren.
({0})
Von 1998 bis 2002 gab es einen Aufwuchs bei der Zahl
der Erwerbstätigen um gut 1 Million. Einen derartigen
Beschäftigtenaufwuchs hat es in den ganzen 90er-Jahren
nicht gegeben. Dies muss als ein ganz zentrales Resultat
festgehalten werden.
({1})
Die sich festsetzende Zahl der Langzeitarbeitslosen ist
um 280 000 gesunken. Erstmals haben wir die Chance, in
einen neuen Aufschwung hineinzukommen, ohne dass
sich der Sockel der Langzeitarbeitslosen verbreitert und
erhöht hat. Das ist ein gutes Signal.
({2})
Die Verringerung der Zahl der arbeitslosen Schwerbehinderten wurde durch das Gesetz dieser Regierungskoalition gut auf den Weg gebracht. Die Zahl ist zwischenzeitlich um ungefähr 20 Prozent gesunken. Wir
werden unser Ziel, im Oktober 25 Prozent zu erreichen,
mit Sicherheit verwirklichen. Das ist für diejenigen auf
dem Arbeitsmarkt, die es ganz besonders schwer haben,
in die Betriebe hineinzukommen, eine gute Leistung.
({3})
Sie haben unser neues Teilzeitgesetz bekämpft; Sie
wollen es abschaffen.
({4})
Nehmen Sie zur Kenntnis: Seit dem In-Kraft-Treten dieses Gesetzes hat es 320 000 neue Teilzeitjobs gegeben.
Der Erfolg spricht für uns und nicht für Sie.
({5})
Reden Sie das Bündnis fürArbeit nicht schlecht! Längerfristige Tarifpolitik, Reform des Flächentarifvertrages,
Beschäftigung älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Abbau von Überstunden, Verbesserung der Rahmenbedingungen für Weiterbildung, Verbesserung der Voraussetzungen für Altersteilzeit, Einstieg für gering
Qualifizierte und Langzeitarbeitslose in Beschäftigung,
Modellprojekte zur Zusammenarbeit von Arbeitsämtern
und Sozialämtern, um Langzeitarbeitslosen und Sozialhilfeempfängern wieder eine Perspektive zu geben, Förderung von Teilzeit sowie die Verlängerung der
Befristungsmöglichkeiten und die Erhöhung der aktiven
Arbeitsmarktpolitik von - es geht um den Anteil, den die
aktive Arbeitsmarktpolitik an den Gesamtausgaben für
die Arbeitsmarktpolitik hat - 29,1 Prozent auf 33,1 Prozent - das alles sind Resultate eines guten Zusammenwirkens von Arbeitgebern, Gewerkschaften und Regierung.
Das ist genau das Gegenteil dessen, was Sie in Ihrer letzten Legislaturperiode getan haben. Sie haben das Bündnis
für Arbeit zum Scheitern gebracht.
({6})
Ein Wort zu den Jugendlichen. Ich glaube, dass es gut
war, viermal 2 Milliarden DM in die Hand zu nehmen, um
damit gut 460 000 jungen Menschen eine neue Perspektive für Ausbildung und Beruf zu geben.
({7})
Das ist allemal besser, als wenn das Geld investiert wird,
um gesellschaftliche Reparaturleistungen durchzuführen,
die später umso teurer werden.
({8})
Vorhin wurde Ostdeutschland angesprochen. 50 Prozent dieser Mittel gegen Jugendarbeitslosigkeit gehen in
die neuen Länder. Circa 12 Milliarden Euro - das ist ungefähr die Hälfte - stehen für die aktive Arbeitsmarktpolitik
in den neuen Ländern zur Verfügung. Ich denke, das zeigt,
dass die Menschen in Ostdeutschland dieser Regierung
nicht gleichgültig sind.
Wir wissen aber auch, dass es nicht allein mit Mitteln
der Arbeitsmarktpolitik getan ist, sondern dass auch in
Forschung und Entwicklung investiert werden muss. So
werden zum Beispiel 270 Millionen Euro für Innovationen in Klein- und Mittelbetrieben zur Verfügung gestellt.
In diesem Jahr werden fast 1,5 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung in Ostdeutschland gezahlt. Von
1999 bis 2002 haben wir 10 Milliarden Euro in die Bundesfernstraßen und 6,5 Milliarden Euro in die Schiene investiert. Mit dem Solidarpakt II wird in den nächsten Jahren - bis 2019 - ein Volumen von 156 Milliarden Euro für
Investitionen und damit auch für die Schaffung von Perspektiven und Arbeitsplätzen zur Verfügung stehen.
({9})
Ich glaube schon, dass wir jetzt für ein Wiederanspringen der Konjunktur gut gerüstet sind. Der weltweite Aufschwung hat auch Deutschland erfasst. Er wird ab der
zweiten Jahreshälfte - das sagen fast durchgängig alle
Wirtschaftsforschungsinstitute - an Fahrt gewinnen.
({10})
Jetzt geht es um die verstärkte Förderung von Wachstum und neuer Arbeit, schnellere Arbeitsvermittlung,
rechtzeitige Qualifizierung und mutige, aber auch solide
Reformen der Erneuerung in der Arbeitsverwaltung. Wir
wollen den Menschen eine Perspektive in der Wirtschaft
geben und soziale Gerechtigkeit erreichen, indem wir
Arbeitsplätze schaffen.
({11})
Die ersten Ideen der Hartz-Kommission, die als Ergebnisse bekannt geworden sind, sind unkonventionell
und von sozialer Ausgewogenheit gekennzeichnet.
({12})
Dass dabei die Richtung stimmt, dass hier Erneuerung mit
sozialer Gerechtigkeit verbunden wird
({13})
und die Reform des Arbeitsmarktes nicht nur einseitig betrachtet wird, dass Beschäftigung Vorrang hat, dies aber
zukunftsorientiert und sozial ausgewogen gestaltet wird,
muss dabei das Augenmaß sein.
({14})
Deswegen ist es ganz entscheidend, dass es ein sozial ausgewogenes Gesamtkonzept gibt und sich nicht jeder nach
Gutdünken das herauspickt, was ihm gerade in den Kram
passt, und alles andere außer Acht lässt.
({15})
Wir sind gut beraten, abzuwarten, wie die Gesamtvorschläge aussehen, die von Arbeitgebern, Gewerkschaften,
Wirtschaft und Wissenschaft in der Kommission erarbeitet werden.
Es ist klar: Zügige Vermittlung muss absoluten Vorrang haben. Menschen müssen schnell die Möglichkeit
bekommen, wieder in Arbeit zu gelangen. Es ist richtig
und wichtig, dass auch im Bereich der Mobilität und der
Kompromissbereitschaft Zumutbarkeitskriterien neu definiert und auf die Lebenssituation der Betroffenen abgestellt werden.
({16})
Die Erfolge der Modelle zur Zusammenarbeit der Arbeitsämter und der Träger der Sozialhilfe zeigen uns in
Köln und auch in anderen Städten, dass es darauf ankommt, den Menschen Hilfen aus einer Hand und aus einem Gesamtkonzept anzubieten. Es darf nicht sein - einige in diesem Hause verfolgen mit ihren Anträgen dieses
Ziel -, auf Sozialhilfeempfänger Druck auszuüben, um so
Beschäftigung zu erreichen.
({17})
Nein, es geht darum, die dementsprechende Arbeit zu akquirieren, damit die Menschen wieder in Beschäftigung
kommen.
({18})
Mit der Pauschalierung des Arbeitslosengeldes soll
die Bearbeitung der Anträge auf Arbeitslosengeld schneller vorangehen, die Bürokratie abgebaut und die Leistungen schneller wirksam werden, damit sich mehr helfende
Hände um die Vermittlung der Arbeitslosen kümmern
können. Wir wollen Kräfte aus der Leistungsabteilung in
die Vermittlungsabteilung umsetzen. Die Vermittlung
muss absolute Priorität haben. Eine unbürokratische Pauschalierung ist noch lange keine Kürzung. Mit uns ist an
dieser Stelle keine Kürzung zu machen. Das müssen alle
wissen, wenn wir über diese Frage diskutieren.
({19})
Wo gekürzt wird, sehen wir ganz deutlich: Sie kürzen
bei Ihrer so genannten Wirtschaftsfachkraft, Herrn Späth.
Bei seiner Größe ist das sowieso eine unzumutbare Handlung, die Ihnen untersagt werden müsste. Herr Späth hat
Vorschläge der Hartz-Kommission als revolutionäre
Ideen bewertet. Er wurde dann von Ihnen, von der Spitze
Ihrer Partei und Ihrer Fraktion, niedergemacht und
zurückgeholt. Herrn Späth nach vorne rudern zu lassen
und nach hinten den Anker zu werfen, das ist ein schöner
Geleitzug! Er wird am 22. September erfolglos sein.
({20})
Wo ist denn eigentlich Ihr Inkompetenzteam-Leiter?
Wir haben gehört, er sei in irgendeinem Hotel. Ich sage
Ihnen: Er kann mit Theo Waigel in Bayern bleiben. Das
wird auch nach dem 22. September so sein.
({21})
Ich denke, Herr Stoiber wird Herrn Waigel im Ruhestand
gute Gesellschaft leisten können.
({22})
Ganz im Ernst: Welches Bild gibt die Union ab? Späth
bezeichnet die Vorschläge als revolutionär, Stoiber ist dagegen, Wissmann hält sie für interessant, Seehofer geißelt
sie als bloßen Bluff, Merz erklärt sie zum Medienspektakel. Kurzum: Die Union weiß nicht, was sie will. Der Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Herr Schleyer, erklärt, Sie liefen Gefahr, in altes
Schubladendenken zu verfallen. Ich sage Ihnen: Da Sie
Ihr Kompetenzteam noch nicht ganz komplett haben, sollten Sie vielleicht noch den Exlandwirtschaftsminister
Herrn Borchert hinzuholen. Ich will gar nichts über dessen Ahnung von Landwirtschaftspolitik sagen, aber er
weiß zumindest, wie man mit einem solchen Hühnerhaufen, wie Sie ihn zurzeit darstellen, umgeht.
({23})
Lassen Sie uns etwas genauer anschauen, was Sie alles
vorhaben. Sie, die Unionsparteien und die FDP, schreiben
in Ihre Programme hinein, dass Sie die Arbeitslosenhilfe
auf das Sozialhilfeniveau absenken wollen.
({24})
Das ist mit uns Sozialdemokraten nicht zu machen, weil
wir wissen, dass die Globalisierung nicht weniger Gerechtigkeit, sondern mehr soziale Leitplanken braucht,
wenn Erneuerung in der Gesellschaft gestaltet werden
soll.
({25})
Sie verfallen zurzeit in Hektik, bringen Anträge ein und
können nicht abwarten. Die Kommission hat schließlich
gerade einmal ihre Zwischenergebnisse vorbereitet. - Das
zeigt ganz deutlich, dass Sie kein schlüssiges Konzept zur
Bekämpfung der aktuellen Herausforderungen in der Arbeitsmarktpolitik haben. Was Sie einbringen, ist nicht
durchdacht. Wenn man aber etwas nicht zu Ende gedacht
hat, kann es schon einmal passieren, dass jemand völlig
durchknallt. So muss das wohl vor einigen Tagen gewesen sein, als der Kollege Glos sozusagen als Stoibers
Michel mit verbalen Ausfällen den Versuch unternommen
hat, als Verteidigungsexperte in das Inkompetenzteam
aufgenommen zu werden. Wie man einen Vergleich der
Hartz-Vorschläge mit der V-2-Rakete aus der Nazizeit anstrengen kann, ist mir rätselhaft.
({26})
Was ich aber weiß, ist, dass das an Niveaulosigkeit und
Respektlosigkeit gegenüber den Mitgliedern der Kommission nicht mehr zu unterbieten ist.
({27})
Damit reihen Sie sich, Herr Glos, in die orientierungslose
Argumentation zu den Reformvorschlägen ein. Es ist „geschmacksglos“, sozusagen das Ende der Legislaturperiode mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gleichzusetzen.
Wir befinden uns nicht im Dritten Reich. Wir führen
Wahlkampf und nicht Krieg. Herr Glos, nehmen Sie das
bitte zur Kenntnis.
({28})
Ihr OFFENSIV-Gesetz hört sich schön an, greift aber
im Kern viel zu kurz, weil es Mittel vom Bund in die Länder hinein umverteilen will. Am Ende soll der Bund zahlen, aber nichts mehr zu sagen haben. Sie wollen es den
Ländern überlassen, wie Zumutbarkeitskriterien und
Sanktionsmechanismen gegenüber Sozialhilfeempfängern funktionieren sollen. Das bedeutet ungleiche Lebensbedingungen und ist letztlich verfassungswidrig. Damit wird das Parlament zum sechsten Mal in die Situation
gebracht - wie Sie es während Ihrer Regierungszeit schon
fünfmal getan haben -, anschließend ein Urteil des Verfassungsgerichts umzusetzen, damit die Verfassung in
diesem Land eingehalten wird. Das wäre die Realität,
wenn Ihr vorliegender Gesetzentwurf Zustimmung fände.
({29})
Sie haben im September bei den Haushaltsberatungen
Gelegenheit, Ihre Vorstellungen zu dem Programm „3 x 40“
bzw. „3 x 35“ vorzulegen.
({30})
Wir sind sehr gespannt, wie Ihre Vorstellungen, die bei zusätzlichen Ausgaben und weniger Steuern im Kern nicht
zu finanzieren sind, in die Praxis umgesetzt werden sollen. Wir warten gespannt darauf.
Herr Kollege
Thönnes, Sie müssen jetzt bitte zum Schluss kommen.
Wir warten auf die Vorschläge
der Hartz-Kommission, die am 16. August vorgelegt werden.
Das Bild im Parlament ist wieder einmal klar: Auf der
einen Seite herrscht völlige Verweigerung. Sie wollen alle
sozialen Leitplanken einreißen und wissen nicht, was Sie
wollen. Die einzige Gruppierung, die in der Lage ist, das
Land zu modernisieren und dabei soziale Gerechtigkeit zu
wahren, ist die rot-grüne Koalition. Diese Koalition wird
am 22. September mit Sicherheit den Regierungsauftrag
für die nächsten vier Jahre bekommen.
({0})
Für die Fraktion der
CDU/CSU spricht jetzt der Kollege Peter Rauen.
Frau Präsidentin! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Herr Thönnes, alle scheinbaren Erfolge, die Sie aufgezählt haben, ändern nichts daran,
dass wir in der Wirtschafts- und Finanzpolitik in Deutschland vor einem Scherbenhaufen stehen.
({0})
Allein in der Zeit, während der wir über dieses Thema
diskutieren, haben in Deutschland 15 mittelständische
Unternehmen Konkurs angemeldet. Alle 15 Minuten
meldet in Deutschland eine Firma Insolvenz an.
({1})
Berücksichtigt man zudem, dass jede Stunde eine weitere
Firma - ohne insolvent zu sein - aufhört, weil es sich nicht
mehr lohnt, den Betrieb weiterzuführen, wird die ganze
Dramatik sichtbar, mit der wir es zurzeit mit verheerenden
Folgen für den Arbeitsmarkt in Deutschland zu tun haben.
({2})
Das alles ist nicht auf weltwirtschaftliche Widrigkeiten
zurückzuführen, wie es uns heute Morgen der Bundeskanzler weiszumachen versucht hat. Wie sonst wäre zu erklären, dass Deutschland in Europa beim Wirtschaftswachstum Schlusslicht und bei der Nettoneuverschuldung
Spitzenreiter ist? Wie sonst wäre zu erklären, dass der Export nach wie vor zu positiven Wachstumsraten in
Deutschland beiträgt, im letzten Jahr 1,6 Prozent,
während die Binnenwirtschaft im letzten Jahr um 1 Prozent geschrumpft ist? Nur deshalb hatten wir letztlich
0,6 Prozent Wirtschaftswachstum. Wir haben das Problem
in der Binnenwirtschaft, bei denen, die nicht über Grenzen hinweg operieren können. Das gilt für einen großen
Teil der Mittelständler und auch für die Arbeitnehmer in
Deutschland.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, der Arbeitsmarkt ist das Spiegelbild der verfehlten Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik dieser rot-grünen Regierung. Er
ist auch die Achillesferse dieser Regierung; denn
Schröder wollte ja an seinen Erfolgen auf dem Arbeitsmarkt gemessen werden. Wenn man bedenkt, dass in den
letzten drei Jahren jährlich 200 000 ältere Menschen mehr
aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind, als junge
Menschen eingetreten sind, dann ist dieser „Erfolg“ auf
dem Arbeitsmarkt mit Sicherheit ein Grund für Kanzler
Schröder, am 22. September überhaupt nicht mehr anzutreten, wenn er mit dem Versprechen, das er bei seiner Regierungsübernahme abgegeben hat, Ernst macht.
Friedrich Merz hat es schon erwähnt: Seit Januar 2001
steigt die Arbeitslosigkeit saisonbereinigt Monat für Monat an.
({3})
Wir hatten im Mai dieses Jahres 260 000 Arbeitslose mehr
zu verzeichnen als noch im Dezember 2000.
({4})
Spiegelbildlich ist die Zahl der Erwerbstätigen saisonbereinigt um 180 000 gesunken.
({5})
Das sind in der Statistik ausgewiesene Zahlen. Die
tatsächliche Entwicklung verläuft wahrscheinlich noch
schlechter.
Meine Damen und Herren, wenn man sich die Arbeitsmarktstatistik vom Mai 2002 anschaut, fällt auf, dass im
Vergleich mit dem Vorjahresmonat die Zahl der Arbeitslosen um 225 600 gestiegen ist, während die Zahl der über
55-jährigen Arbeitslosen um 115 500 zurückgegangen ist.
Das hat, wie man aus den Arbeitsämtern hört, offenbar damit zu tun, dass die nach dem Job-AQTIV-Gesetz eingestellten 2 000 Vermittler - angebliche Vermittler - hauptsächlich damit beauftragt sind, die Statistik zu bereinigen
und zu erreichen, dass ältere Menschen erklären, dass sie
für den Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung stehen,
damit sie aus der Statistik verschwinden. Das ist die Wahrheit über das, was im Moment vorsichgeht.
({6})
Trotzdem wird die Regierung nicht müde, sich ihrer
angeblichen Erfolge auf dem Arbeitsmarkt zu rühmen.
Kanzler Schröder hat wieder die 1,2 Millionen zusätzlichen Beschäftigten genannt. Wahr ist: Im Gegensatz zu
früher werden die 630-Mark-Jobs heute mitgezählt.
({7})
Wahr ist, Herr Thönnes, dass eine Zunahme der Teilzeitarbeit festzustellen ist; Sie haben die Zahlen eben genannt. Aber wahr ist auch, dass das Arbeitsvolumen in
Deutschland, gerechnet in Erwerbstätigenstunden, im
Jahr 2002 weniger betragen wird als im Jahr 1998. Aber
nur für die Arbeitsstunden, die die Menschen wirklich
leisten, werden Steuern und Abgaben gezahlt. Die
Schwierigkeiten bei den Sozialversicherungskassen haben auch damit zu tun, dass Arbeitsvolumen weggebrochen ist und damit die Beitragszahlungen eingebrochen
sind. Die Geschichte mit den angeblich zusätzlichen Beschäftigten wird entlarvt, wenn man bedenkt, dass das Arbeitsvolumen, das im Jahre 1997 zu wachsen begonnen
und dessen Wachstum sich 1998 fortgesetzt hat, 1999 stagnierte und im letzten Jahr massiv eingebrochen ist.
({8})
Das ist mit der Grund dafür, dass wir auch beim Wirtschaftswachstum verheerende Einbrüche haben.
Meine Damen und Herren, die Bundesregierung hat
die Chance verpasst, durch strukturelle Reformen auf
dem Arbeitsmarkt die Beschäftigungsschwelle für Arbeitssuchende zu senken. Alle wissen: Die Arbeitsmärkte
müssen dereguliert, flexibilisiert und entriegelt werden.
Das sagen die Forschungsinstitute, das hat Ihnen auch der
Sachverständigenrat jedes Jahr ins Gutachten geschrieben. Das sagt auch die von Ihnen einberufene Benchmarkinggruppe, deren Ergebnisse aber mit spitzen Fingern
fallen gelassen wurden.
({9})
Der Bundesregierung hat der Mut gefehlt, aus den vorhandenen Einsichten die politischen Konsequenzen zu
ziehen. Sie hat den Arbeitsmarkt nicht flexibilisiert, sondern zusätzlich reglementiert.
({10})
Wir haben in Deutschland kein Erkenntnisproblem,
sondern ein Umsetzungsproblem.
({11})
Deshalb bringt es uns keinen Schritt voran, dass mit ruhiger Hand weitere Kommissionen eingesetzt werden. Deshalb hat es auch etwas Irreales, wenn die Bundesregierung
jetzt den Eindruck erweckt, als könne sie es gar nicht
mehr erwarten, dass die Hartz-Kommission endlich
ihren Bericht vorlegt, damit sie sich aufgrund völlig neuer
Erkenntnisse an die Arbeit machen könne.
({12})
Ich sage dazu: Sie haben fast vier Jahre nichts getan und
lassen kurz vor der Wahl eine Luftblase starten, um die
Menschen noch einmal zu irritieren.
({13})
Soviel wir bisher wissen, enthalten die Vorschläge der
Hartz-Kommission durchaus Dinge, die auch in unserem
Programm stehen. Der Bundesrat legt heute ein Gesetz
vor, dem Sie ohne weiteres zustimmen können. Wenn Sie
das tun würden, dann wären wichtige Forderungen der
Hartz-Kommission bereits erfüllt und könnten umgesetzt
werden. Es geht aber bei den Vorschlägen dieser Kommission im Wesentlichen nur um Vermittlung
({14})
und Arbeitsbewirtschaftung, nicht aber um die Schaffung
zusätzlicher Arbeitsplätze in Deutschland. Wir brauchen
keine staatlich organisierte Leiharbeit, sondern eine
Entriegelung unseres Arbeitsmarktes. Wie man das schaffen kann, haben wir in unserem Entschließungsantrag,
den wir heute in den Bundestag eingebracht haben, deutlich und dezidiert dargelegt.
({15})
Eine weitere schwere Hypothek ist die Situation der öffentlichen Finanzen. Ein Bundesland nach dem anderen
muss wegen enormer Steuerausfälle Haushaltssperren
verhängen. Die Kommunen wissen nicht mehr, wie sie ihre
Investitionsvorhaben finanzieren sollen. Die Regierung
hat folgende Grundregel jeder soliden Finanzpolitik außer
Acht gelassen: Der Staat kann Steuern und Abgaben nur
auf das erheben, was die Wirtschaft zuvor erarbeitet hat.
({16})
Es gibt deshalb keine gesunden Staatsfinanzen ohne eine
gute Wirtschaftspolitik, die die Voraussetzungen für
Wachstum und Beschäftigung schafft.
({17})
Die jetzt bekannt gewordenen Steuerausfälle in Höhe
von 65 Milliarden Euro bis 2005 sind doch der Beweis
dafür, dass diese Grundregel außer Acht gelassen worden
ist. Noch vor 19 Monaten ging die Regierung davon aus,
dass das Bruttoinlandsprodukt 2001 um 2,75 Prozent und
2002 um 2,5 Prozent wachsen wird. In Wirklichkeit ist das
Wachstum in diesem Zeitraum um 4 Prozentpunkte geringer ausgefallen. Das entspricht einem Betrag von rund
80 Milliarden Euro. Daraus ergibt sich bei einer Steuerund Abgabenquote von rund 43 Prozent ein Betrag von
34 Milliarden Euro, die in diesem Jahr dem Bund, den
Ländern, den Gemeinden und den Systemen der sozialen
Sicherung fehlen.
({18})
Deshalb gibt es keine Alternative dazu, dass die Politik mit
einem stringenten Konsolidierungskurs dafür sorgt, dass
den Unternehmern und den Arbeitnehmern netto wieder
mehr in der Tasche verbleibt. Der Staat muss weniger von
dem verbrauchen, was die Menschen erarbeiten.
({19})
Die Staatsquote muss gesenkt werden. Dazu gibt es
keine Alternative.
({20})
Ich halte es für verantwortungslos, wenn der Bundeskanzler - das hat er heute Morgen in seiner Regierungserklärung wieder getan - das Senken der Staatsquote mit
sozialem Kahlschlag und Verarmung derjenigen gleichsetzt, die es besonders nötig haben.
({21})
Ich erinnere nur an Folgendes: Ihr Wirtschaftsminister
Müller hat 1999 einen Wirtschaftsbericht vorgelegt, in
dem er ausgeführt hat, dass die Staatsquote auf 40 Prozent
zurückgeführt werden müsse. Er hat ausdrücklich erwähnt, dass dies mit sozialem Kahlschlag nichts zu tun
habe. Bundeskanzler Schröder hat sich dies in einem Interview mit einer Wiener Zeitung zu Eigen gemacht. Auf
die Frage, ob es ein Paradigmenwechsel ist, die Staatsquote zu senken, hat er geantwortet, er sehe darin eher
eine Annäherung an die Realität. Wenn ein Kanzler ein
solch wichtiges wirtschafts- und finanzpolitisches Vorhaben gegen bessere Einsichten als sozialen Kahlschlag verteufelt, dann ist das verantwortungslos.
({22})
Weil das eine der zentralen Forderungen unseres
Regierungsprogramms ist - Theo Waigel hat dazu schon
gesprochen -, will ich noch auf Folgendes hinweisen: Von
1983 bis 1989 ist es gelungen, die Staatsquote um rund
5 Prozentpunkte zu senken.
({23})
Ergebnis waren 3 Millionen mehr Arbeitsplätze, und zwar
sozialversicherungspflichtige. Ergebnis war eine Reduzierung der Nettoneuverschuldung von 38 Milliarden DM
auf 17 Milliarden DM.
Herr Kollege Rauen,
Sie müssen langsam zum Schluss kommen.
Ja. - Ergebnis war, dass
die größte Steuerreform, die wir je hatten, finanziert werden konnte. Ergebnis war auch, dass das Sozialbudget in
dieser Zeit nicht gesunken, sondern gestiegen ist.
Das heißt: Wenn wir wirklich Zukunft gewinnen wollen, haben wir keine Alternative. Wir müssen alles tun, damit der Staat weniger von dem verbraucht, was wir alle erarbeiten, und damit den Menschen wieder mehr von ihrem
Lohn, ihrem Gehalt oder ihrem Gewinn verbleibt.
({0})
Sonst werden wir die Zukunft in Deutschland nicht bestehen.
Schönen Dank.
({1})
Das Wort hat der Herr
Kollege Klaus Brandner für die Fraktion der SPD.
({0})
Keine gefärbten Haare, keine
Sorge! - Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die heutige Debatte zeigte neben der Wahlkampfrhetorik von Schwarz-Gelb zumindest, dass eines
in den Mittelpunkt der Debatte rückt, nämlich die Zukunft
der Arbeit. Sie muss auch im Mittelpunkt der politischen
Auseinandersetzung stehen. Das ist gut so; denn das ist
das Thema, das die meisten Menschen in unserem Land
brennend interessiert.
Zwei Richtungen stehen sich, kurz gesagt, gegenüber:
Die Opposition fordert im Kern vor allem Deregulierung,
Niedriglohnkonzepte und mehr Druck auf Arbeitslose.
Sie hat allerdings nichts dazu dargelegt, wie sie damit
tatsächlich Arbeitsplätze schaffen will.
({0})
Allenfalls kommt es dadurch zu einer allgemeinen Lohnsenkung, liebe Kolleginnen und Kollegen, und das scheint
ja auch Ihre Strategie zu sein.
Wir halten diese Strategie für unzureichend und falsch.
Die SPD und die Koalition insgesamt setzen vor allem auf
die Stärken Deutschlands, das heißt qualifizierte Arbeit,
Forschung und Entwicklung, eine aktivierende Sozialpolitik. In unserem Land steckt nämlich ein riesiges Zukunftspotenzial. Wir können uns auf hoch motivierte und
qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verlassen. Wir wollen die Bildungsreserven ausschöpfen,
Frauenerwerbstätigkeit steigern sowie die hohe Kompetenz und Erfahrung älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zielgerichtet einsetzen.
({1})
Mit hoher Produktivität erreichen wir auch hohe Löhne
und gute Arbeitsbedingungen. Nicht Abbau und mehr
Druck, sondern Aufbau und Fördern und Fordern sind angesagt.
({2})
Die Beschäftigungspolitik ist mehr als Arbeitsmarktpolitik. Dazu gehören auch Finanz-, Wirtschafts- und Bildungspolitik. Wenn alle zusammenwirken, dann wird daraus eine erfolgreiche Beschäftigungspolitik.
({3})
Erheblichen Einfluss auf die Beschäftigungspolitik,
Herr Schauerte, hat darüber hinaus die Tarifpolitik. Die
Tarifvertragsparteien sind näher am Ball. Sie können vieles besser regeln, jedenfalls dann, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.
({4})
50 000 Tarifverträge sind ein Musterbeispiel für Flexibilität in unserem Land. Auch daran zeigt sich die hohe
Leistungsfähigkeit der deutschen Tarifpolitik. Man muss
nicht jeden einzelnen Tarifvertrag gut finden - das erwarten wir auch gar nicht von Ihnen -, aber man muss anerkennen: In der Summe der Tarifverträge steckt langfristig
viel Bewährtes und viel Gutes für die Beschäftigung in unserem Land. Deshalb werden wir Ihren Plänen, in der
Tarifvertragsgesetzgebung herumzufummeln und dafür zu
sorgen, dass Tarifverträge nicht mehr flächendeckend einheitliche Arbeitsbedingungen und einheitliche Mindeststandards setzen, dauerhaft eine Absage erteilen.
({5})
Ihnen schmeckt die bewährte Tarifautonomie nicht.
Tarifsicherheit ist Ihnen, wie wir hören, ein Dorn im Auge.
({6})
Auch mit den wohlklingendsten Umschreibungen lenken
Sie von Ihren tatsächlichen Absichten ab: Betriebsräte
und Gewerkschaften in diesem Land sollen durch Ihre Politik geschwächt werden. Damit verschlechtern Sie die
Arbeitsbedingungen. Das lassen wir nicht zu.
({7})
Jeder Angriff auf die Tarifautonomie, den Sie durch die
Hintertür planen, wird von uns entschieden zurückgewiesen. Im Gegensatz zu Ihnen danken wir den Betriebsräten
in diesem Land und wir danken den Gewerkschaften, weil
sie für sozialen Fortschritt in diesem Land gesorgt haben.
Sie haben sich um die Beschäftigung verdient gemacht.
Ich wiederhole: Dafür danken wir ihnen.
({8})
Den Eckpfeiler für einen integrierten Politikansatz bildet nach unserer Überzeugung das Bündnis für Arbeit,
Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit. Wir alle wissen, dass die Politik und auch die Bundesregierung allein
die Probleme am Arbeitsmarkt nicht lösen können. Wir
brauchen dazu einen breiten gesellschaftlichen Konsens.
Wenn man die unterschiedlichen Ausgangspositionen
berücksichtigt, dann erkennt man, dass sich die Ergebnisse
im Bündnis für Arbeit durchaus sehen lassen können. Dieses Bündnis ist vor allem langfristig und strategisch angelegt. Wir streben an, die einzelnen beschäftigungspolitisch
relevanten Bereiche noch stärker zu verzahnen. Die Bundesregierung wird sich noch stärker einschalten und trotzdem die Tarifautonomie bewahren.
Wir verfolgen eine gemischte Strategie aus Angebotsund Nachfragepolitik.
({9})
Steuersenkungen kommen in erster Linie Arbeitnehmern
und ihren Familien sowie dem Mittelstand zugute. Damit
stärken wir die Kaufkraft. Auch mit der ökologischen
Steuerreform fördern wir indirekt Arbeitsplätze, nämlich
durch die Senkung der Krankenversicherungsbeiträge.
Ein Beispiel dafür, wie Sie in der heutigen Debatte
Wahlkampfpolemik betreiben, ist der Redebeitrag von
Herrn Merz, der von einem explosionsartigen Anstieg der
Krankenversicherungsbeiträge und von einem Abbau
der Krankenversicherungsleistungen gesprochen hat.
Dazu ganz kurz ein paar Daten. Durchschnittlicher Krankenversicherungsbeitrag am 1. Januar 1991: 12,3 Prozent.
Durchschnittlicher Krankenversicherungsbeitrag am 1. Januar 1995: 13,11 Prozent. Durchschnittlicher Krankenversicherungsbeitrag am 1. Januar 1998: 13,84 Prozent.
Durchschnittlicher Krankenversicherungsbeitrag im ersten
Quartal 2002: 13,98 Prozent. Wo der explosionsartige Anstieg liegt, wird jeder schnell nachvollziehen können:
({10})
in der Zeit Ihrer Regierungsverantwortung.
({11})
Eines will ich Ihnen sagen: Sie belasten den Wahlkampf
nicht nur mit solch falschen Darstellungen, sondern Sie
sind sich auch nicht dafür zu schade, zu verschweigen,
dass wir Ihre verfassungswidrige Politik korrigieren mussten. Die Bürgerinnen und Bürger wurden dadurch belastet, dass die Krankenversicherungen Beiträge aus Einmalzahlungen und Jahressonderzahlungen abkassiert
haben, ohne dafür Leistungen anzubieten.
({12})
Das mussten wir korrigieren. Das hat dazu geführt,
dass wir zusätzliche Aufgaben und Leistungen übernehmen mussten.
Außerdem mussten wir Leistungen übernehmen, weil
Sie die chronisch Kranken durch Zuzahlungen bei den
Medikamenten, beim Krankenhausaufenthalt usw. bestraft haben. Sie haben den kleinen Leuten in die Tasche
gegriffen. Wir haben sie entlastet.
({13})
Wir haben dafür gesorgt, dass beispielsweise die Rehabilitation in der Krankenversicherungspolitik wieder eine
Bedeutung hat. Sie waren das Streichorchester; wir waren
das Aufbauorchester.
({14})
Wir sorgen dafür, dass die Solidarität in der Krankenversicherung erhalten bleibt: Jung für Alt, Gesund für
Krank. Das ist das Prinzip, zu dem wir stehen. Wir werden dieses Prinzip auch in der nächsten Legislaturperiode
nicht verlassen.
({15})
Die Unternehmensteuerreform - das ist ein weiterer
Schritt bei der Schaffung von mehr Arbeitsplätzen - ist
auch im Hinblick auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit vorzeigbar. Die gemischte Strategie, die wir in
der Arbeitsmarktpolitik verfolgt haben, werden wir fortsetzen, weil es uns zuerst darum geht, Arbeitslose so
schnell wie möglich in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Das bedeutet ganz klar den Vorrang von Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik vor Lohnersatzleistungen. Es geht um Aktivierung und den Erhalt der
Beschäftigungsfähigkeit. Das steht im Übrigen auch im
Einklang mit der EU.
Mit dem Job-AQTIV-Gesetz haben wir, wie Sie wissen, ein modernes Arbeitsförderungsgesetz geschaffen,
das Vermittlung, Qualifizierung und Beschäftigungschancen von Arbeitslosen verbessert. Die Eingliederungspläne, die auf den einzelnen Arbeitslosen zugeschnitten sind, sind verbindlich. Jetzt geht es darum, sie
konsequent anzuwenden und die arbeitsmarktpolitischen
Instrumente nach dem Prinzip des Förderns und Forderns
voranzubringen. Das Fördern kommt im Übrigen bei uns
zuerst; denn wenn es keine Angebote gibt, hilft auch der
Knüppel nicht. Wir stehen dazu: Auch der Einzelne soll
sich selbst helfen, soweit er kann. Das ist unser Prinzip.
Wir verfolgen nicht das Prinzip der sozialen Hängematte,
sondern wir wollen die Menschen aktivieren, in den Beschäftigungsprozess hineinzugehen, und helfen da, wo es
notwendig ist, mit zusätzlichen Maßnahmen.
({16})
Meine Damen und Herren, wenn die Menschen Veränderungen akzeptieren sollen, brauchen sie zunächst einmal ein sicheres Fundament unter den Füßen. Sicherheit
und Flexibilität müssen kein Widerspruch sein. Vor allen
Dingen braucht die Jugend eine Perspektive. Deshalb haben wir im Übrigen auch zu Beginn unserer Regierungszeit mit dem JUMP-Programm dafür gesorgt, dass der
Jugend neue Chancen eröffnet werden.
({17})
Über 460 000 Teilnehmer sind zwischenzeitlich in dem
Programm gewesen; es hat damit dazu beigetragen, dass
die Jugendarbeitslosigkeit erfolgreich bekämpft werden
konnte und zurückgegangen ist. In den Rundumschlägen,
die Herr Merz und andere hier austeilten, war vom JobAQTIV-Gesetz und vom JUMP-Programm nicht die
Rede. Sie haben es verschwiegen.
Wir helfen da, wo es notwendig ist. Wir haben für mehr
Ausbildungsplätze gesorgt und erstmals ist das Angebot
wieder größer als die Nachfrage. Sie wissen, dass wir im
internationalen Vergleich beim Abbau der Jugendarbeitslosigkeit Spitze sind. Dass uns das alles nicht reicht, ist
richtig. Aber wir lassen uns doch von Ihnen diese Erfolge
nicht kleinreden. Das hilft doch den Jugendlichen nicht
weiter. Helfen Sie, meine Damen und Herren, doch mit,
Perspektiven aufzubauen.
({18})
Ab Juli führen wir eine Jugendteilzeit ein, um eine Beschäftigungsbrücke für junge Menschen zu bauen. Das
Problem an der zweiten Schwelle darf doch nicht übersehen werden. Wir wollen mit der Beschäftigungsbrücke
insbesondere jungen Menschen im Osten in der Heimat
eine Perspektive geben, um der Abwanderung entgegenzutreten. Auf diesen Gedanken sind Sie nicht gekommen.
Gefordert sind dabei im Übrigen die Arbeitgeber und die
gesamte Gesellschaft. Den jungen Menschen muss Mut
gemacht werden, damit sie dieses Angebot annehmen,
und den Arbeitgebern gesagt werden: Wenn ihr jetzt angesichts des zu erwartenden Geburtenrückgangs nicht vorbaut, vorsorgt und präventiv tätig werdet, dann wird euer
Klagen und Jammern über einen Facharbeitermangel in der
Zukunft wie Schall und Rauch vergehen. Baut jetzt bitte die
Brücken in die Zukunft. Wenn Sie eine verantwortliche
Politik betrieben, würden Sie mithelfen und mit uns dazu
auffordern, diese Angebote anzunehmen.
({19})
Herr Kollege
Brandner, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen
Schauerte?
Bitte.
Herr Kollege
Brandner, Sie rühmen gerade die Erfolge bei der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit. Die Zahlen sprechen
eine gänzlich andere Sprache. Wie können Sie sich erklären, dass die Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen unter
25 Jahren im April 2002 in Bayern bei 5,2 Prozent und
in Baden-Württemberg bei 6,1 Prozent, aber in Nordrhein-Westfalen bei 9 Prozent und in Niedersachsen, wo
der Bundeskanzler Schröder herkommt, bei 9,3 Prozent
lag? Wie können Sie sich diesen Unterschied erklären?
Sind nicht auch Sie der Meinung, dass CDU-Regierungen
bei der Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit erfolgreicher waren als Ihre Freunde?
({0})
Herr Schauerte, ich würde
Sie gerne zurückfragen: Wie können Sie sich erklären,
dass die Jugendarbeitslosigkeit in den 90er-Jahren unter
einer CDU/CSU-Regierung kontinuierlich gestiegen ist
({0})
und nach Übernahme der Regierung durch die rot-grüne
Koalition seit 1999 kontinuierlich zurückgeht?
({1})
Ich sage Ihnen: Wir haben eine andere Politik gemacht.
Wir haben den Menschen geholfen. Wir betreiben Politik
nicht kleinklein wie Sie, indem Sie jetzt einen bundesländerspezifischen Wahlkampf betreiben.
({2})
Nun, meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und
Kollegen, möchte ich noch kurz auf die Frage eingehen,
({3})
wie wir mit den Sozialhilfeempfängern, die in unser
Konzept voll einbezogen sind, zukünftig umgehen. Die
MoZArT-Projekte zur besseren Zusammenarbeit von
Arbeits- und Sozialämtern laufen aus unserer Sicht sehr
erfolgreich. Die intensiven Gespräche mit Praktikern aus
beiden Ämtern vor Ort zeigen aber auch, dass es mit der
platten Forderung nach einer Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe nicht getan ist. Hinter dieser
Formel versteckt sich nur ein weiterer Sozialabbau, der
bei den Menschen Ängste schürt, aber keinen Beitrag zur
Integration der Betroffenen in den Arbeitsmarkt leistet.
({4})
Meine Damen und Herren von der Union, Sie können
uns nicht weismachen, Ihr so genanntes OFFENSIV-Gesetz würde mit den Vorschlägen von Peter Hartz übereinstimmen. Bei Ihnen geht es doch nur um mehr Druck, sowohl bei der Arbeitslosenhilfe als auch bei der
Sozialhilfe, wo es ohnehin schon heute so ist - insbesondere bei der Sozialhilfe -, dass jede Arbeit zumutbar ist.
Geht es Ihnen etwa darum, ein Verhältnis zu organisieren,
bei dem Sozialhilfeempfänger in eine ähnliche Situation
kommen wie Menschen, die in den Arbeitsdienst geschickt
werden? Das kann Ihnen doch wohl nicht recht sein.
({5})
Lassen Sie mich ganz deutlich sagen: Mit dem so genannten OFFENSIV-Gesetz, das die Bundesrepublik aus
meiner Sicht flächendeckend zum sozialpolitischen Experimentierfeld machen soll, beschreiten Sie einen Weg,
der Experimentierung bis 2007 vorsieht. Ich finde, das ist
der helle Wahnsinn. Deutschland ist nicht die Alchimistenküche des Herrn Koch aus Hessen. Wir erinnern uns
sehr gut: Er ist nach Wisconsin gereist, er hätte aber gute
Beispiele in seinem eigenen Land, im Kreis Hanau, im
Main-Kinzig-Kreis, gehabt, wo mit Erfolg das zu studieren gewesen wäre, was er uns jetzt in einem Experimentierkasten vorschlägt.
Herr Kollege
Brandner, jetzt müssten Sie aber wirklich zum Schluss
kommen.
({0})
Dort gibt es nämlich tüchtige
Beamte, die Sozialhilfeempfängern erfolgreich die Brücke
in den ersten Arbeitsmarkt bauen.
Herrn Kochs Initiative kommt zu spät. Jetzt ist Schluss
mit lustig. Mit dem OFFENSIV-Gesetz haben Sie die Zeichen der Zeit verschlafen. Ich lade Sie ein, die HartzKommission positiv zu begleiten und dafür zu sorgen,
dass Menschen in diesem Land eine Chance haben, wieder in den Arbeitsmarkt integriert zu werden.
({0})
Der letzte Redner vor
den dann folgenden vier namentlichen Abstimmungen ist
der Kollege Dr. Rainer Wend.
Frau Präsidentin! Meine
sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe gestern Nachmittag tatsächlich zwei Stunden damit zugebracht, mir zu
überlegen, wie ich Ihnen heute Morgen eine Freude machen könnte. Ich versuche es einmal, indem ich mit einem
Zitat eines Mitglieds des Stoiber-Kompetenzteams beginne: Schröder hat die Steuerreform gemacht, er hat die
Rentenreform gemacht, er hat was bewegt. Schröder
macht einen guten Job.
({0})
Jetzt frage ich Sie, wer das gesagt hat.
({1})
Am 22. Mai 2001 hat das das heutige Mitglied des Kompetenzteams für Wirtschaft und Arbeit, Lothar Späth,
über unseren Bundeskanzler gesagt. Er hat Recht.
({2})
Dann sollte er allerdings auch den Mut aufbringen, den
Weg zu Ende zu gehen. Denn wenn es so ist, dass der
Kanzler einen guten Job gemacht hat, spricht nichts dafür,
dass er am 22. September aufhört, diesen guten Job zu
machen.
({3})
Ich verstehe ja, wenn Herr Späth mit diesem klugen
Gedanken bei seinem Chef, Herrn Stoiber, nicht gut ankommt. Aber das wäre ja nicht das erste Mal, dass das so
genannte Kompetenzteam von Herrn Stoiber sich schwer
auf eine gemeinsame Politik verständigen kann. Ich wiederhole, was zur Hartz-Kommission gesagt wurde:
({4})
Lothar Späth nannte die Vorschläge revolutionär, Seehofer
nannte sie unsozial und Stoiber bezeichnete sie am Ende
als Luftblase. Dieses Kompetenzteam ist noch nicht einmal kompetent genug, eine gemeinsame Sprachregelung
der Politik zu finden, geschweige denn, eine Regierung in
unserem Land zu übernehmen.
({5})
Wenn ich beim Kompetenzteam bin, dann möchte ich
auch etwas zu Frau Reiche sagen. Es gibt keinen Fall
Reiche, es gibt einen Fall Stoiber.
({6})
In den letzten Wochen hieß es, Frau Reiche werde zuständig für Jugend, Frauen und Familie. Am Anfang der
Woche hieß es dann, nein, das stimme gar nicht, sie solle
nur für Jugend und Frauen zuständig werden. Dann wiederum, nachdem es viel Kritik gab, hieß es: Na gut, wir
können ja einen Kompromiss machen, sie bekommt Jugend und Frauen und einen Teil von Familie, aber nicht
das Geld, das geben wir Seehofer. Als auch das in den Zeitungen nicht akzeptiert wurde, haben Sie sich durchgerungen, zu sagen, sie bekomme Jugend, Frauen und
Familie.
Wer als Kanzlerkandidat mit seinem künftigen Regierungsteam so umgeht wie Herr Stoiber mit Frau Reiche,
hat es nicht verdient, die Regierung dieses Landes zu
führen.
({7})
Apropos „nicht verdient, die Regierung dieses Landes
zu führen“: Was sagt eigentlich der Chef des Kompetenzteams selbst? Er ist heute nicht im Deutschen Bundestag,
sondern im Maritim-Hotel. Ich möchte Ihnen ein Zitat
vorlesen, das mir eben in die Sitzung gereicht wurde:
Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber am Donnerstag in Berlin auf die Frage, warum er sich nicht der
Bundestagsdebatte zur Wirtschaftspolitik und der Regierungserklärung von Kanzler Gerhard Schröder gestellt habe: Die Leute überbewerten den Bundestag.
So Stoiber im Maritim-Hotel.
({8})
Das kann doch nicht wahr sein! Wie kann der Kanzlerkandidat, einige hundert Meter von diesem Parlament
entfernt, sagen, die Leute würden den Bundestag überbewerten? Erst kneifen und dann die hier Anwesenden beschimpfen! Das akzeptieren wir nicht.
({9})
Ich mache Ihnen einen weiteren Vorwurf bezüglich der
Probleme, mit denen wir es hier zu tun haben. Ich verstehe
ja, dass die Opposition kritisieren und die Punkte hervorheben muss, die nicht in Ordnung sind. Aber was Sie machen, ist ein Schlechtreden unseres Landes. Lassen Sie
mich dies an einem Beispiel verdeutlichen. Herr Rauen und
andere haben völlig zu Recht die hohen Insolvenzzahlen
beklagt. Wir haben im letzten Jahr 387 000 Unternehmensliquidationen gehabt. Das ist eine bedauerlich hohe Zahl.
Gleichzeitig aber - das wird immer unterschlagen - gab es
460 000 Neugründungen von Unternehmen. Das macht einen Positivsaldo von 73 000. Das ist zwar noch nicht ausreichend, aber es ist trotzdem erwähnenswert.
({10})
Erwähnen sollte man auch die neuesten Zahlen von
heute, meine Damen und Herren von der Opposition. Die
deutsche Industrie hat im Mai vor allem wegen der gestiegenen Zahl von Großaufträgen aus dem Ausland überraschend deutlich mehr Aufträge erhalten, als von Analysten erwartet. Das Auftragsvolumen ist im April um
3,1 Prozent gestiegen. Auch dieses löst die bedrückend
hohe Zahl der Arbeitslosen nicht auf. Aber sie macht doch
deutlich: In unserem Land ist nicht alles schlecht; es gibt
Anzeichen dafür, dass die Bundesregierung eine richtige
Politik für dieses Land macht.
({11})
Da wir schon beim Vergleich der Zahlen sind, möchte
ich die Zahl, die das Wirtschaftswachstum betrifft - ich
glaube, sie ist noch nicht genannt worden -, in den Vordergrund stellen. Sie werfen uns ein schwaches Wirtschaftswachstum während unserer Regierungszeit vor. Ja,
Sie haben Recht, es könnte wirklich höher sein. Aber wie
sehen die Vergleichszahlen aus? Während Ihrer Regierungszeit betrug das Wirtschaftswachstum in den 90erJahren durchschnittlich 1,4 Prozent. In den vier Jahren der
rot-grünen Regierung betrug das Wirtschaftswachstum
durchschnittlich 1,8 Prozent.
({12})
Angesichts dieser Zahl kann man zwar immer noch bedauern, dass das Wirtschaftswachstum nicht besser ist. Aber
das sollten bitte nicht die machen, die um Längen schlechtere Zahlen als die heutigen zu verantworten haben.
({13})
Was uns - ich möchte es einmal so formulieren empört: Diejenigen, die uns die höchste Verschuldung, die
höchste Arbeitslosigkeit, die höchsten Lohnnebenkosten
und die höchste Steuerbelastung hinterlassen haben, werfen
uns heute eine Schwäche beim Wirtschaftswachstum vor.
Das ist unredlich und kann von uns nicht akzeptiert werden.
({14})
Wie ich bereits gesagt habe: Das Kompetenzteam ist
hinsichtlich der Lösung vorhandener Probleme unterschiedlicher Auffassung und kann sich nicht verständigen. Die Opposition redet unser Land wider besseres
Wissen schlecht. Die Union macht Versprechungen, die
nicht zu halten sind. An den Mittelstand gerichtet, sage
ich: Vertrauen Sie nicht denen, die Ihnen nach dem Munde
reden und Ihnen alles versprechen. Wenn eine Partei verspricht, sie könne gleichzeitig den Staatshaushalt konsolidieren, die Steuern noch weiter senken und mehr Geld
ausgeben für Investitionen bei der Bundeswehr, im Bereich der Familie und für den Straßenbau, dann handelt sie
unredlich. Das sprechen wir mit aller Deutlichkeit in diesem Hause aus.
({15})
Eine auf den Mittelstand bezogene Tatsache möchte
ich hervorheben: Jahrzehntelang ist es der große Wunsch
des Mittelstandes gewesen, dass die Gewerbesteuerschuld entfällt.
({16})
Nach 16 Jahren CDU/CSU-Regierung und nach 50 Jahren - mit einer kurzen Unterbrechung - FDP in der Bundesregierung waren die Ersten, die diesen Wunsch des
Mittelstandes erfüllt haben, Sozialdemokraten und Grüne.
Wir haben die Möglichkeit der Verrechnung der Gewerbesteuer mit der Einkommensteuer geschaffen. Das sind
Taten. Wir haben keine falschen Versprechungen gemacht.
({17})
Ich sage es noch einmal: Vertrauen Sie nicht denjenigen, die jedem alles versprechen, sondern denjenigen, die
unser Land auch in schwieriger weltwirtschaftlicher Situation auf einem Niveau gesteuert haben, das sich sehen
lassen kann! Wir haben den Regierungsauftrag für weitere
vier Jahre verdient.
({18})
Zu einer
Kurzintervention gebe ich für die SPD-Fraktion dem Kollegen Wilhelm Schmidt das Wort.
Herr Präsident!
Meine Damen und Herren! Sie haben soeben vom Kollegen Rainer Wend gehört, was Edmund Stoiber vor wenigen Minuten in gar nicht so großer Entfernung von hier
gesagt hat. Dies wiederhole ich ausdrücklich: „Die Leute
überbewerten den Bundestag.“
({0})
Eingedenk dieser Ungeheuerlichkeit, die der Kanzlerkandidat der Union in diesen Minuten gezeigt hat, fordere
ich die Unionsfraktion auf, sich hier von dieser Äußerung
ihres Kanzlerkandidaten öffentlich zu distanzieren.
({1})
In dieser Aussage kommt ein übles Staats- und Demokratieverständnis zum Vorschein. Wir lassen uns das nicht
bieten.
({2})
Dass so etwas in heutiger Zeit möglich ist, hätten wir nicht
gedacht. Stoiber hat sich an mancher Stelle - auch gegenüber der Öffentlichkeit - im Ton vergriffen. Aber dies ist
die Spitze des Eisberges. Wir fordern die Union auf, sich
davon zu distanzieren.
({3})
Zu einer Erwiderung gebe ich für die Fraktion der CDU/CSU dem
Kollegen Hans-Peter Repnik das Wort.
({0})
Herr Präsident!
Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen!
({0})
Der Kollege Schmidt versucht hier, einen Heiligenschein
für Scheinheiligkeit zu kreieren.
({1})
Niemand hat in den vergangenen Jahren den Deutschen
Bundestag mehr verächtlich gemacht und missachtet als
Sie und Ihre Regierung.
({2})
Wir haben heute Morgen in der Rede unseres Fraktionsvorsitzenden Friedrich Merz gehört, in wie vielen
Kommissionen die Regierung Themen debattiert hat, über
die man eigentlich in diesem Hohen Hause hätte diskutieren müssen.
({3})
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 632;
davon
ja: 45
nein: 587
Ja
CDU/CSU
Wolfgang Börnsen
({4})
Cajus Caesar
Dr. Reinhard Göhner
Franz Obermeier
Angelika Volquartz
FDP
Ina Albowitz
Hildebrecht Braun
({5})
Rainer Brüderle
Jörg van Essen
Paul K. Friedhoff
Horst Friedrich ({6})
Rainer Funke
Dr. Wolfgang Gerhardt
Hans-Michael Goldmann
Joachim Günther ({7})
Dr. Karlheinz Guttmacher
Klaus Haupt
Dr. Helmut Haussmann
Ulrich Heinrich
Walter Hirche
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Dr. Klaus Kinkel
Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Jürgen Koppelin
Ina Lenke
Sabine LeutheusserSchnarrenberger
Günther Friedrich Nolting
({8})
Detlef Parr
Dr. Edzard Schmidt-Jortzig
Dr. Irmgard Schwaetzer
Marita Sehn
Gudrun Serowiecki
Dr. Max Stadler
Sie haben sich der parlamentarischen Diskussion permanent entzogen.
({9})
Herr Kollege Schmidt, Sie haben von Verächtlichmachung und vom Missbrauch des Parlaments gesprochen.
Wer in den letzten Sitzungswochen in diesem Hohen Haus
erlebt hat, in welchem Maße Anträge zu wichtigen Positionen durchgepeitscht wurden,
({10})
wer erlebt hat, wie man sich in nächtlichen Stunden der
Diskussion entzogen hat, der weiß, wer diesem Hohen
Haus nicht die Achtung entgegenbringt, die es verdient
hat! Von daher richtet sich der Vorwurf gegen Sie selbst,
Herr Kollege Schmidt.
({11})
Ich schließe
die Aussprache. Ich bitte um Verständnis, dass ich erst dann
zu den Abstimmungen komme, wenn ein ordnungsgemäßes
Verfahren möglich ist. - Das scheint jetzt der Fall zu sein.
({0})
Wir kommen zu den Abstimmungen. Tagesordnungs-
punkt 3 a: Abstimmung über den Entschließungsantrag
der Fraktion der FDP auf Drucksache 14/9713. Die Frak-
tion der FDP verlangt namentliche Abstimmung. Ich bitte
die Schriftführerinnen und Schriftführer, die vorgesehe-
nen Plätze einzunehmen. - Sind die Plätze an den Urnen
besetzt? - Das ist der Fall. Ich eröffne die Abstimmung.
Ich darf fragen, ob alle Kolleginnen und Kollegen ihre
Stimme abgegeben haben. - Ist noch ein Mitglied des
Hauses anwesend, das seine Stimme nicht abgegeben hat? -
Das ist nicht der Fall. Ich schließe die Abstimmung. Ich bitte
die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der Auszäh-
lung zu beginnen. Das Ergebnis der Abstimmung wird Ih-
nen später bekannt gegeben.1)
Wir setzen die Abstimmungen fort und kommen zu
Tagesordnungspunkt 3 b: Abstimmung über den Gesetz-
entwurf der Fraktion der CDU/CSU zum optimalen
Fördern und Fordern in Vermittlungsagenturen, Druck-
sache 14/8365. Der Ausschuss für Arbeit und Sozialord-
nung empfiehlt auf Drucksache 14/9416, den Gesetzent-
wurf abzulehnen.
Es liegt ein Änderungsantrag der Fraktion der FDP auf
Drucksache 14/9722 vor, über den wir zunächst abstim-
men. Die Fraktion der FDP verlangt namentliche Abstim-
mung. Die Plätze an den Urnen sind besetzt. Ich eröffne
die Abstimmung.
Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimme nicht abgegeben hat? - Liebe Kolleginnen und
Kollegen, wir haben noch viele namentliche Abstim-
mungen vor uns. Ich bitte, das Verfahren zu beschleuni-
gen.
Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimme nicht abgegeben hat? - Das ist nicht der Fall. Ich
schließe die Abstimmung und bitte die Schriftführerin-
nen und Schriftführer, mit der Auszählung zu begin-
nen.2)
Bis zum Vorliegen der Ergebnisse der namentlichen
Abstimmungen unterbreche ich die Sitzung.
({1})
Die unter-
brochene Sitzung ist wieder eröffnet.
Ich gebe das von den Schriftführerinnen und Schrift-
führern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstim-
mung über den Entschließungsantrag der Fraktion der
FDP bekannt: Abgegebene Stimmen 632. Mit Ja haben
gestimmt 45, mit Nein haben gestimmt 587, Enthaltungen
keine. Der Entschließungsantrag ist abgelehnt.
1) Seite 25065 D
2) Seite 25068 A
Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters
Dr. Dieter Thomae
Nein
SPD
Brigitte Adler
Gerd Andres
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Hermann Bachmaier
Ernst Bahr
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Eckhardt Barthel ({0})
Klaus Barthel ({1})
Ingrid Becker-Inglau
Wolfgang Behrendt
Dr. Axel Berg
Hans-Werner Bertl
Friedhelm Julius Beucher
Petra Bierwirth
Rudolf Bindig
Lothar Binding ({2})
Kurt Bodewig
Anni Brandt-Elsweier
Willi Brase
Rainer Brinkmann ({3})
Bernhard Brinkmann
({4})
Hans-Günter Bruckmann
Edelgard Bulmahn
Ulla Burchardt
Dr. Michael Bürsch
Hans Martin Bury
Hans Büttner ({5})
Marion Caspers-Merk
Wolf-Michael Catenhusen
Dr. Peter Danckert
Dr. Herta Däubler-Gmelin
Christel Deichmann
Karl Diller
Peter Dreßen
Detlef Dzembritzki
Dieter Dzewas
Sebastian Edathy
Ludwig Eich
Marga Elser
Peter Enders
Gernot Erler
Petra Ernstberger
Annette Faße
Lothar Fischer ({6})
Iris Follak
Norbert Formanski
Rainer Fornahl
Hans Forster
Dagmar Freitag
Lilo Friedrich ({7})
Harald Friese
Anke Fuchs ({8})
Arne Fuhrmann
Monika Ganseforth
Konrad Gilges
Iris Gleicke
Günter Gloser
Uwe Göllner
Renate Gradistanac
Günter Graf ({9})
Angelika Graf ({10})
Dieter Grasedieck
Monika Griefahn
Kerstin Griese
Achim Großmann
Wolfgang Grotthaus
Karl-Hermann Haack
({11})
Hans-Joachim Hacker
Klaus Hagemann
Manfred Hampel
Anke Hartnagel
Klaus Hasenfratz
Nina Hauer
Hubertus Heil
Reinhold Hemker
Frank Hempel
Rolf Hempelmann
Gustav Herzog
Monika Heubaum
Reinhold Hiller ({12})
Gerd Höfer
Jelena Hoffmann ({13})
Walter Hoffmann
({14})
Iris Hoffmann ({15})
Frank Hofmann ({16})
Ingrid Holzhüter
Eike Hovermann
Christel Humme
Lothar Ibrügger
Barbara Imhof
Brunhilde Irber
Gabriele Iwersen
Renate Jäger
Jann-Peter Janssen
Ilse Janz
Dr. Uwe Jens
Volker Jung ({17})
Johannes Kahrs
Ulrich Kasparick
Sabine Kaspereit
Susanne Kastner
Ulrich Kelber
Hans-Peter Kemper
Klaus Kirschner
Marianne Klappert
Siegrun Klemmer
Hans-Ulrich Klose
Walter Kolbow
Fritz Rudolf Körper
Karin Kortmann
Anette Kramme
Nicolette Kressl
Volker Kröning
Angelika Krüger-Leißner
Horst Kubatschka
Helga Kühn-Mengel
Ute Kumpf
Konrad Kunick
Dr. Uwe Küster
Werner Labsch
Christine Lambrecht
Brigitte Lange
Christian Lange ({18})
Detlev von Larcher
Christine Lehder
Waltraud Lehn
Klaus Lennartz
Dr. Elke Leonhard
Eckhart Lewering
Götz-Peter Lohmann
({19})
Gabriele Lösekrug-Möller
Erika Lotz
Dr. Christine Lucyga
Dieter Maaß ({20})
Winfried Mante
Dirk Manzewski
Tobias Marhold
Lothar Mark
Ulrike Mascher
Christoph Matschie
Heide Mattischeck
Markus Meckel
Ulrike Mehl
Ulrike Merten
Angelika Mertens
Dr. Jürgen Meyer ({21})
Ursula Mogg
Christoph Moosbauer
Siegmar Mosdorf
Michael Müller ({22})
Jutta Müller ({23})
Christian Müller ({24})
Franz Müntefering
Andrea Nahles
Volker Neumann ({25})
Gerhard Neumann ({26})
Dr. Edith Niehuis
Dr. Rolf Niese
Dietmar Nietan
Günter Oesinghaus
Eckhard Ohl
Leyla Onur
Manfred Opel
Holger Ortel
Adolf Ostertag
Kurt Palis
Albrecht Papenroth
Dr. Martin Pfaff
Georg Pfannenstein
Johannes Pflug
Dr. Eckhart Pick
Joachim Poß
Karin Rehbock-Zureich
Dr. Carola Reimann
Margot von Renesse
Renate Rennebach
Bernd Reuter
Dr. Edelbert Richter
Christel RiemannHanewinckel
Reinhold Robbe
Gudrun Roos
René Röspel
Michael Roth ({27})
Birgit Roth ({28})
Gerhard Rübenkönig
Marlene Rupprecht
Thomas Sauer
Dr. Hansjörg Schäfer
Gudrun Schaich-Walch
Rudolf Scharping
Bernd Scheelen
Dr. Hermann Scheer
Siegfried Scheffler
Horst Schild
Otto Schily
Dieter Schloten
Horst Schmidbauer
({29})
Ulla Schmidt ({30})
Silvia Schmidt ({31})
Dagmar Schmidt ({32})
Wilhelm Schmidt ({33})
Dr. Frank Schmidt
({34})
Regina Schmidt-Zadel
Heinz Schmitt ({35})
Carsten Schneider
Dr. Emil Schnell
Walter Schöler
Karsten Schönfeld
Fritz Schösser
Ottmar Schreiner
Gerhard Schröder
Gisela Schröter
Dr. Mathias Schubert
Richard Schuhmann
({36})
Brigitte Schulte ({37})
Reinhard Schultz
({38})
Volkmar Schultz ({39})
Ewald Schurer
Dr. Angelica Schwall-Düren
Rolf Schwanitz
Bodo Seidenthal
Erika Simm
Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk
Dr. Cornelie SonntagWolgast
Wieland Sorge
Wolfgang Spanier
Dr. Margrit Spielmann
Jörg-Otto Spiller
Dr. Ditmar Staffelt
Antje-Marie Steen
Ludwig Stiegler
Rolf Stöckel
Rita Streb-Hesse
Reinhold Strobl ({40})
Joachim Stünker
Joachim Tappe
Jella Teuchner
Dr. Gerald Thalheim
Franz Thönnes
Uta Titze-Stecher
Adelheid Tröscher
Hans-Eberhard Urbaniak
Rüdiger Veit
Simone Violka
Ute Vogt ({41})
Hans Georg Wagner
Hedi Wegener
Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters
Dr. Konstanze Wegner
Wolfgang Weiermann
Reinhard Weis ({42})
Matthias Weisheit
Gunter Weißgerber
Gert Weisskirchen
({43})
Dr. Ernst Ulrich
von Weizsäcker
Jochen Welt
Hildegard Wester
Lydia Westrich
Inge Wettig-Danielmeier
Dr. Margrit Wetzel
Jürgen Wieczorek ({44})
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Dieter Wiefelspütz
Heino Wiese ({45})
Klaus Wiesehügel
Brigitte Wimmer ({46})
Engelbert Wistuba
Barbara Wittig
Dr. Wolfgang Wodarg
Verena Wohlleben
Hanna Wolf ({47})
Waltraud Wolff
({48})
Heidemarie Wright
Uta Zapf
Dr. Christoph Zöpel
Peter Zumkley
CDU/CSU
Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Altmaier
Dietrich Austermann
Norbert Barthle
Dr. Wolf Bauer
Günter Baumann
Brigitte Baumeister
Meinrad Belle
Dr. Sabine Bergmann-Pohl
Otto Bernhardt
Hans-Dirk Bierling
Dr. Joseph-Theodor Blank
Renate Blank
Dr. Heribert Blens
Peter Bleser
Dr. Norbert Blüm
Antje Blumenthal
Friedrich Bohl
Dr. Maria Böhmer
Sylvia Bonitz
Jochen Borchert
Wolfgang Bosbach
Dr. Wolfgang Bötsch
Klaus Brähmig
Dr. Ralf Brauksiepe
Paul Breuer
Monika Brudlewsky
Georg Brunnhuber
Klaus Bühler ({49})
Hartmut Büttner
({50})
Dankward Buwitt
Manfred Carstens ({51})
({52})
Wolfgang Dehnel
Hubert Deittert
Albert Deß
Renate Diemers
Thomas Dörflinger
Dr. Hansjürgen Doss
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Rainer Eppelmann
Anke Eymer ({53})
Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust
Albrecht Feibel
Ulf Fink
Ingrid Fischbach
Dirk Fischer ({54})
Axel E. Fischer ({55})
Klaus Francke
Herbert Frankenhauser
({56})
({57})
Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Jürgen Gehb
Dr. Heiner Geißler
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Kurt-Dieter Grill
Hermann Gröhe
Manfred Grund
Horst Günther ({58})
Carl-Detlev Freiherr von
Hammerstein
Gottfried Haschke
({59})
Gerda Hasselfeldt
Hansgeorg Hauser
({60})
Klaus-Jürgen Hedrich
Helmut Heiderich
Ursula Heinen
Manfred Heise
Siegfried Helias
Detlef Helling
Hans Jochen Henke
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Klaus Hofbauer
Martin Hohmann
Josef Hollerith
Dr. Karl-Heinz Hornhues
Siegfried Hornung
Hubert Hüppe
Georg Janovsky
Dr.-Ing. Rainer Jork
Dr. Harald Kahl
Bartholomäus Kalb
Steffen Kampeter
Irmgard Karwatzki
Volker Kauder
Eckart von Klaeden
Ulrich Klinkert
Norbert Königshofen
Eva-Maria Kors
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Rudolf Kraus
Dr. Hermann Kues
Werner Kuhn
Karl Lamers
Dr. Karl A. Lamers
({61})
Helmut Lamp
Dr. Paul Laufs
Karl-Josef Laumann
Werner Lensing
Peter Letzgus
Ursula Lietz
Walter Link ({62})
Eduard Lintner
Dr. Klaus W. Lippold
({63})
Dr. Manfred Lischewski
Wolfgang Lohmann
({64})
Julius Louven
Dr. Michael Luther
Erich Maaß ({65})
Erwin Marschewski
({66})
Dr. Martin Mayer
({67})
Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Hans Michelbach
Meinolf Michels
Dr. Gerd Müller
Bernward Müller ({68})
Elmar Müller ({69})
Bernd Neumann ({70})
Claudia Nolte
Friedhelm Ost
Eduard Oswald
Norbert Otto ({71})
Dr. Peter Paziorek
Anton Pfeifer
Dr. Friedbert Pflüger
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Ruprecht Polenz
Marlies Pretzlaff
Hans Raidel
Helmut Rauber
Christa Reichard ({72})
Erika Reinhardt
Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Franz Romer
Hannelore Rönsch
({73})
Heinrich-Wilhelm Ronsöhr
Dr. Klaus Rose
Kurt J. Rossmanith
Adolf Roth ({74})
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Volker Rühe
Anita Schäfer
Heinz Schemken
Karl-Heinz Scherhag
Dr. Gerhard Scheu
Norbert Schindler
Bernd Schmidbauer
Christian Schmidt ({75})
Dr.-Ing. Joachim Schmidt
({76})
Andreas Schmidt ({77})
Hans Peter Schmitz
({78})
Dr. Rupert Scholz
Reinhard Freiherr
von Schorlemer
Dr. Erika Schuchardt
Wolfgang Schulhoff
Gerhard Schulz
Diethard Schütze ({79})
Dr. Christian SchwarzSchilling
Wilhelm Josef Sebastian
Marion Seib
Heinz Seiffert
Bernd Siebert
Werner Siemann
Johannes Singhammer
Bärbel Sothmann
Margarete Späte
Wolfgang Steiger
Erika Steinbach
Dr. Wolfgang Freiherr
von Stetten
Andreas Storm
Max Straubinger
Matthäus Strebl
Thomas Strobl ({80})
Michael Stübgen
Dr. Rita Süssmuth
Edeltraut Töpfer
Dr. Hans-Peter Uhl
Andrea Voßhoff
Peter Weiß ({81})
Annette Widmann-Mauz
Heinz Wiese ({82})
Hans-Otto Wilhelm ({83})
Klaus-Peter Willsch
Bernd Wilz
Willy Wimmer ({84})
Matthias Wissmann
Werner Wittlich
Aribert Wolf
Elke Wülfing
Peter Kurt Würzbach
Benno Zierer
Wolfgang Zöller
Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Gila Altmann ({85})
Marieluise Beck ({86})
Volker Beck ({87})
Angelika Beer
Grietje Bettin
Annelie Buntenbach
Ekin Deligöz
Amke Dietert-Scheuer
Dr. Thea Dückert
Dr. Uschi Eid
Hans-Josef Fell
Andrea Fischer ({88})
Joseph Fischer ({89})
Katrin Göring-Eckardt
Rita Grießhaber
Gerald Häfner
Winfried Hermann
Antje Hermenau
Ulrike Höfken
Monika Knoche
Dr. Angelika Köster-Loßack
Steffi Lemke
Dr. Helmut Lippelt
Oswald Metzger
Kerstin Müller ({90})
Winfried Nachtwei
Christa Nickels
Cem Özdemir
Simone Probst
Christine Scheel
Irmingard Schewe-Gerigk
Rezzo Schlauch
Albert Schmidt ({91})
Werner Schulz ({92})
Christian Simmert
Christian Sterzing
Jürgen Trittin
Dr. Ludger Volmer
Sylvia Voß
Helmut Wilhelm ({93})
Margareta Wolf ({94})
PDS
Monika Balt
Wolfgang Bierstedt
Maritta Böttcher
Eva Bulling-Schröter
Heidemarie Ehlert
Dr. Heinrich Fink
Dr. Ruth Fuchs
Wolfgang Gehrcke
Dr. Klaus Grehn
Uwe Hiksch
Dr. Barbara Höll
Ulla Jelpke
Gerhard Jüttemann
Rolf Kutzmutz
Heidi Lippmann
Ursula Lötzer
Dr. Christa Luft
Heidemarie Lüth
Angela Marquardt
Manfred Müller ({95})
Kersten Naumann
Rosel Neuhäuser
Christine Ostrowski
Dr. Uwe-Jens Rössel
Christina Schenk
Gustav-Adolf Schur
Dr. Ilja Seifert
Dr. Winfried Wolf
Fraktionslos
Christa Lörcher
Nunmehr gebe ich das von den Schriftführerinnen und
Schriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstimmung über den Änderungsantrag der Fraktion der
FDP bekannt: Abgegebene Stimmen 631. Mit Ja haben
gestimmt 260, mit Nein haben gestimmt 371, Enthaltungen keine. Damit ist der Änderungsantrag abgelehnt.
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 631;
davon
ja: 260
nein: 371
Ja
CDU/CSU
Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Altmaier
Dietrich Austermann
Norbert Barthle
Dr. Wolf Bauer
Günter Baumann
Brigitte Baumeister
Meinrad Belle
Dr. Sabine Bergmann-Pohl
Otto Bernhardt
Hans-Dirk Bierling
Dr. Joseph-Theodor Blank
Renate Blank
Dr. Heribert Blens
Peter Bleser
Dr. Norbert Blüm
Antje Blumenthal
Friedrich Bohl
Dr. Maria Böhmer
Sylvia Bonitz
Jochen Borchert
Wolfgang Börnsen
({96})
Wolfgang Bosbach
Dr. Wolfgang Bötsch
Klaus Brähmig
Dr. Ralf Brauksiepe
Paul Breuer
Monika Brudlewsky
Georg Brunnhuber
Klaus Bühler ({97})
Hartmut Büttner
({98})
Dankward Buwitt
Cajus Caesar
Manfred Carstens ({99})
({100})
Wolfgang Dehnel
Hubert Deittert
Albert Deß
Renate Diemers
Thomas Dörflinger
Dr. Hansjürgen Doss
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Rainer Eppelmann
Anke Eymer ({101})
Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust
Albrecht Feibel
Ulf Fink
Ingrid Fischbach
Dirk Fischer ({102})
Axel E. Fischer
({103})
Klaus Francke
Herbert Frankenhauser
({104})
({105})
Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Heiner Geißler
Dr. Reinhard Göhner
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Kurt-Dieter Grill
Hermann Gröhe
Manfred Grund
Horst Günther ({106})
Carl-Detlev Freiherr von
Hammerstein
Gottfried Haschke
({107})
Gerda Hasselfeldt
Hansgeorg Hauser
({108})
Klaus-Jürgen Hedrich
Helmut Heiderich
Ursula Heinen
Manfred Heise
Siegfried Helias
Detlef Helling
Hans Jochen Henke
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Klaus Hofbauer
Martin Hohmann
Josef Hollerith
Dr. Karl-Heinz Hornhues
Siegfried Hornung
Hubert Hüppe
Georg Janovsky
Dr.-Ing. Rainer Jork
Dr. Harald Kahl
Bartholomäus Kalb
Steffen Kampeter
Irmgard Karwatzki
Volker Kauder
Eckart von Klaeden
Ulrich Klinkert
Norbert Königshofen
Eva-Maria Kors
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Rudolf Kraus
Dr. Hermann Kues
Werner Kuhn
Karl Lamers
Dr. Karl A. Lamers
({109})
Helmut Lamp
Dr. Paul Laufs
Karl-Josef Laumann
Werner Lensing
Peter Letzgus
Ursula Lietz
Walter Link ({110})
Eduard Lintner
Dr. Klaus W. Lippold
({111})
Dr. Manfred Lischewski
Wolfgang Lohmann
({112})
Julius Louven
Dr. Michael Luther
Erich Maaß
({113})
Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters
Erwin Marschewski
({114})
Dr. Martin Mayer
({115})
Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Hans Michelbach
Meinolf Michels
Dr. Gerd Müller
Bernward Müller ({116})
Elmar Müller ({117})
Bernd Neumann ({118})
Claudia Nolte
Franz Obermeier
Friedhelm Ost
Eduard Oswald
Norbert Otto ({119})
Dr. Peter Paziorek
Anton Pfeifer
Dr. Friedbert Pflüger
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Ruprecht Polenz
Marlies Pretzlaff
Thomas Rachel
Hans Raidel
Helmut Rauber
Christa Reichard ({120})
Erika Reinhardt
Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Franz Romer
Hannelore Rönsch
({121})
Heinrich-Wilhelm Ronsöhr
Dr. Klaus Rose
Kurt J. Rossmanith
Adolf Roth ({122})
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Volker Rühe
Anita Schäfer
Heinz Schemken
Karl-Heinz Scherhag
Dr. Gerhard Scheu
Norbert Schindler
Bernd Schmidbauer
Christian Schmidt ({123})
Dr.-Ing. Joachim Schmidt
({124})
Andreas Schmidt ({125})
Hans Peter Schmitz
({126})
Dr. Rupert Scholz
Reinhard Freiherr von
Schorlemer
Dr. Erika Schuchardt
Wolfgang Schulhoff
Gerhard Schulz
Diethard Schütze ({127})
Dr. Christian SchwarzSchilling
Wilhelm Josef Sebastian
Marion Seib
Heinz Seiffert
Bernd Siebert
Werner Siemann
Johannes Singhammer
Bärbel Sothmann
Margarete Späte
Wolfgang Steiger
Erika Steinbach
Dr. Wolfgang Freiherr von
Stetten
Andreas Storm
Max Straubinger
Matthäus Strebl
Thomas Strobl ({128})
Michael Stübgen
Dr. Rita Süssmuth
Edeltraut Töpfer
Angelika Volquartz
Peter Weiß ({129})
Annette Widmann-Mauz
Heinz Wiese ({130})
Hans-Otto Wilhelm ({131})
Klaus-Peter Willsch
Bernd Wilz
Willy Wimmer ({132})
Matthias Wissmann
Werner Wittlich
Aribert Wolf
Elke Wülfing
Peter Kurt Würzbach
Benno Zierer
Wolfgang Zöller
FDP
Ina Albowitz
Hildebrecht Braun
({133})
Rainer Brüderle
Jörg van Essen
Paul K. Friedhoff
Horst Friedrich ({134})
Rainer Funke
Dr. Wolfgang Gerhardt
Hans-Michael Goldmann
Joachim Günther ({135})
Dr. Karlheinz Guttmacher
Klaus Haupt
Dr. Helmut Haussmann
Ulrich Heinrich
Walter Hirche
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Dr. Klaus Kinkel
Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Jürgen Koppelin
Ina Lenke
Sabine LeutheusserSchnarrenberger
Günther Friedrich Nolting
({136})
Detlef Parr
Dr. Edzard Schmidt-Jortzig
Dr. Irmgard Schwaetzer
Marita Sehn
Gudrun Serowiecki
Dr. Max Stadler
Dr. Dieter Thomae
Nein
SPD
Brigitte Adler
Gerd Andres
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Hermann Bachmaier
Ernst Bahr
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Eckhardt Barthel ({137})
Klaus Barthel ({138})
Ingrid Becker-Inglau
Wolfgang Behrendt
Dr. Axel Berg
Hans-Werner Bertl
Friedhelm Julius Beucher
Petra Bierwirth
Rudolf Bindig
Lothar Binding ({139})
Kurt Bodewig
Anni Brandt-Elsweier
Willi Brase
Rainer Brinkmann ({140})
Bernhard Brinkmann
({141})
Hans-Günter Bruckmann
Edelgard Bulmahn
Ulla Burchardt
Dr. Michael Bürsch
Hans Martin Bury
Hans Büttner ({142})
Marion Caspers-Merk
Wolf-Michael Catenhusen
Dr. Peter Danckert
Dr. Herta Däubler-Gmelin
Christel Deichmann
Karl Diller
Peter Dreßen
Detlef Dzembritzki
Dieter Dzewas
Sebastian Edathy
Ludwig Eich
Marga Elser
Peter Enders
Gernot Erler
Petra Ernstberger
Annette Faße
Lothar Fischer ({143})
Iris Follak
Norbert Formanski
Rainer Fornahl
Hans Forster
Dagmar Freitag
Lilo Friedrich ({144})
Harald Friese
Anke Fuchs ({145})
Arne Fuhrmann
Monika Ganseforth
Konrad Gilges
Iris Gleicke
Günter Gloser
Uwe Göllner
Renate Gradistanac
Günter Graf ({146})
Angelika Graf ({147})
Dieter Grasedieck
Monika Griefahn
Kerstin Griese
Achim Großmann
Wolfgang Grotthaus
Karl-Hermann Haack
({148})
Hans-Joachim Hacker
Klaus Hagemann
Manfred Hampel
Anke Hartnagel
Klaus Hasenfratz
Nina Hauer
Hubertus Heil
Reinhold Hemker
Frank Hempel
Rolf Hempelmann
Gustav Herzog
Monika Heubaum
Reinhold Hiller ({149})
Stephan Hilsberg
Gerd Höfer
Jelena Hoffmann ({150})
Walter Hoffmann
({151})
Iris Hoffmann ({152})
Frank Hofmann ({153})
Ingrid Holzhüter
Eike Hovermann
Christel Humme
Lothar Ibrügger
Barbara Imhof
Brunhilde Irber
Gabriele Iwersen
Renate Jäger
Jann-Peter Janssen
Ilse Janz
Dr. Uwe Jens
Volker Jung ({154})
Johannes Kahrs
Ulrich Kasparick
Sabine Kaspereit
Susanne Kastner
Ulrich Kelber
Hans-Peter Kemper
Klaus Kirschner
Marianne Klappert
Siegrun Klemmer
Hans-Ulrich Klose
Walter Kolbow
Fritz Rudolf Körper
Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters
Karin Kortmann
Anette Kramme
Nicolette Kressl
Volker Kröning
Angelika Krüger-Leißner
Horst Kubatschka
Helga Kühn-Mengel
Ute Kumpf
Konrad Kunick
Dr. Uwe Küster
Werner Labsch
Christine Lambrecht
Brigitte Lange
Christian Lange ({155})
Detlev von Larcher
Christine Lehder
Waltraud Lehn
Klaus Lennartz
Dr. Elke Leonhard
Eckhart Lewering
Götz-Peter Lohmann
({156})
Gabriele Lösekrug-Möller
Erika Lotz
Dr. Christine Lucyga
Dieter Maaß ({157})
Winfried Mante
Dirk Manzewski
Tobias Marhold
Lothar Mark
Ulrike Mascher
Christoph Matschie
Heide Mattischeck
Markus Meckel
Ulrike Mehl
Ulrike Merten
Angelika Mertens
Dr. Jürgen Meyer ({158})
Ursula Mogg
Christoph Moosbauer
Siegmar Mosdorf
Michael Müller ({159})
Jutta Müller ({160})
Christian Müller ({161})
Franz Müntefering
Andrea Nahles
Volker Neumann ({162})
Gerhard Neumann ({163})
Dr. Edith Niehuis
Dr. Rolf Niese
Dietmar Nietan
Günter Oesinghaus
Eckhard Ohl
Leyla Onur
Manfred Opel
Holger Ortel
Adolf Ostertag
Kurt Palis
Albrecht Papenroth
Dr. Martin Pfaff
Georg Pfannenstein
Johannes Pflug
Dr. Eckhart Pick
Joachim Poß
Karin Rehbock-Zureich
Dr. Carola Reimann
Margot von Renesse
Renate Rennebach
Bernd Reuter
Dr. Edelbert Richter
Christel RiemannHanewinckel
Reinhold Robbe
Gudrun Roos
René Röspel
Michael Roth ({164})
Birgit Roth ({165})
Gerhard Rübenkönig
Marlene Rupprecht
Thomas Sauer
Dr. Hansjörg Schäfer
Gudrun Schaich-Walch
Rudolf Scharping
Bernd Scheelen
Dr. Hermann Scheer
Siegfried Scheffler
Horst Schild
Otto Schily
Dieter Schloten
Horst Schmidbauer
({166})
Ulla Schmidt ({167})
Silvia Schmidt ({168})
Dagmar Schmidt ({169})
Wilhelm Schmidt ({170})
Dr. Frank Schmidt
({171})
Regina Schmidt-Zadel
Heinz Schmitt ({172})
Carsten Schneider
Dr. Emil Schnell
Walter Schöler
Karsten Schönfeld
Fritz Schösser
Ottmar Schreiner
Gerhard Schröder
Gisela Schröter
Dr. Mathias Schubert
Richard Schuhmann
({173})
Brigitte Schulte ({174})
Reinhard Schultz
({175})
Volkmar Schultz ({176})
Ewald Schurer
Dr. Angelica Schwall-Düren
Rolf Schwanitz
Bodo Seidenthal
Erika Simm
Dr. Sigrid SkarpelisSperk
Dr. Cornelie SonntagWolgast
Wieland Sorge
Wolfgang Spanier
Dr. Margrit Spielmann
Jörg-Otto Spiller
Dr. Ditmar Staffelt
Antje-Marie Steen
Ludwig Stiegler
Rolf Stöckel
Rita Streb-Hesse
Reinhold Strobl ({177})
Joachim Tappe
Jella Teuchner
Dr. Gerald Thalheim
Franz Thönnes
Uta Titze-Stecher
Adelheid Tröscher
Hans-Eberhard Urbaniak
Rüdiger Veit
Simone Violka
Ute Vogt ({178})
Hans Georg Wagner
Hedi Wegener
Dr. Konstanze Wegner
Wolfgang Weiermann
Reinhard Weis ({179})
Matthias Weisheit
Gunter Weißgerber
Gert Weisskirchen
({180})
Dr. Ernst Ulrich von
Weizsäcker
Jochen Welt
Hildegard Wester
Lydia Westrich
Inge Wettig-Danielmeier
Dr. Margrit Wetzel
Jürgen Wieczorek ({181})
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Dieter Wiefelspütz
Heino Wiese ({182})
Klaus Wiesehügel
Brigitte Wimmer ({183})
Engelbert Wistuba
Barbara Wittig
Dr. Wolfgang Wodarg
Verena Wohlleben
Hanna Wolf ({184})
Waltraud Wolff
({185})
Heidemarie Wright
Uta Zapf
Dr. Christoph Zöpel
Peter Zumkley
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Gila Altmann ({186})
Marieluise Beck ({187})
Volker Beck ({188})
Angelika Beer
Grietje Bettin
Annelie Buntenbach
Ekin Deligöz
Amke Dietert-Scheuer
Dr. Thea Dückert
Dr. Uschi Eid
Hans-Josef Fell
Andrea Fischer ({189})
Joseph Fischer ({190})
Katrin Göring-Eckardt
Rita Grießhaber
Gerald Häfner
Winfried Hermann
Antje Hermenau
Ulrike Höfken
Monika Knoche
Dr. Angelika Köster-Loßack
Steffi Lemke
Dr. Helmut Lippelt
Oswald Metzger
Kerstin Müller ({191})
Winfried Nachtwei
Christa Nickels
Cem Özdemir
Simone Probst
Christine Scheel
Irmingard Schewe-Gerigk
Rezzo Schlauch
Albert Schmidt ({192})
Werner Schulz ({193})
Christian Simmert
Christian Sterzing
Jürgen Trittin
Dr. Ludger Volmer
Sylvia Voß
Helmut Wilhelm ({194})
Margareta Wolf ({195})
PDS
Monika Balt
Wolfgang Bierstedt
Maritta Böttcher
Eva Bulling-Schröter
Heidemarie Ehlert
Dr. Heinrich Fink
Dr. Ruth Fuchs
Wolfgang Gehrcke
Dr. Klaus Grehn
Uwe Hiksch
Dr. Barbara Höll
Ulla Jelpke
Gerhard Jüttemann
Rolf Kutzmutz
Heidi Lippmann
Ursula Lötzer
Dr. Christa Luft
Heidemarie Lüth
Angela Marquardt
Manfred Müller ({196})
Kersten Naumann
Rosel Neuhäuser
Christine Ostrowski
Dr. Uwe-Jens Rössel
Christina Schenk
Gustav-Adolf Schur
Dr. Ilja Seifert
Dr. Winfried Wolf
Fraktionslos
Christa Lörcher
Wir stimmen nun über den Gesetzentwurf ab. Die
Fraktion der CDU/CSU verlangt namentliche Abstim-
mung. Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer,
die vorgesehenen Plätze einzunehmen. - Das ist der Fall.
Ich eröffne die Abstimmung.
Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimme nicht abgegeben hat? - Das ist nicht der Fall. Ich
schließe die Abstimmung und bitte, mit der Auszählung
zu beginnen.1)
Wir setzen die Abstimmungen fort und kommen jetzt
zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Frak-
tion der CDU/CSU auf Drucksache 14/9678. Auch hier
wurde eine namentliche Abstimmung verlangt. - Die
Plätze sind besetzt. Ich eröffne die Abstimmung.
Haben bei dieser vierten Abstimmung alle Kolleginnen
und Kollegen ihre Stimme abgegeben? - Dann schließe
ich die Abstimmung und bitte um Auszählung der Stim-
men.2)
Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 3 d: Beschlussempfehlung des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung auf Drucksache 14/9349. Der Ausschuss empfiehlt
unter Buchstabe a seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU auf
Drucksache 14/5139 mit dem Titel „Beschäftigung älterer
Arbeitnehmer durch Qualifizierung sichern - drohendem
Arbeitskräftemangel vorbeugen“. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? - Gegenprobe! - Enthaltungen? Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Fraktionen der SPD, des Bündnisses 90/Die Grünen, der FDP
und der PDS gegen die Stimmen der CDU/CSU-Fraktion
angenommen.
Unter Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion der FDP auf Drucksache 14/5579 mit dem Titel „Beschäftigung älterer Arbeitnehmer fördern und Einstellungshindernisse abbauen“.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Wer
stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen von SPD, Bündnis 90/Die
Grünen und PDS gegen die Stimmen der FDP bei Enthaltung der CDU/CSU angenommen.
Tagesordnungspunkt 3 e: Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung auf Drucksache 14/8927 zu dem Antrag der Fraktion der CDU/CSUFraktion mit dem Titel „Die Auswirkungen der demographischen Entwicklung auf die sozialen Sicherungssysteme
öffentlich machen“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag
auf Drucksache 14/4645 abzulehnen. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? - Wer stimmt dagegen? Enthaltungen? - Die Beschlussempfehlung ist mit den
Stimmen des Hauses gegen die Stimmen der CDU/CSUFraktion angenommen.
Tagesordnungspunkt 3 f: Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung auf Drucksache 14/8667. Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner
Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der
FDP-Fraktion mit dem Titel „Existenzbedrohende Prüfungspraxis der Sozialversicherungsträger für kleine und
mittelständische Betriebe unterbinden“. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? - Wer stimmt dagegen? Enthaltungen? - Die Beschlussempfehlung ist mit den
Stimmen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und PDS gegen die Stimmen von CDU/CSU und FDP angenommen.
Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung wird die Ablehnung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU mit dem
Titel „Arbeit nicht durch übermäßige Sozialversicherungsbeiträge teurer machen“ empfohlen. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Die Beschlussempfehlung ist mit
den Stimmen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und PDS
gegen die Stimmen von CDU/CSU und FDP angenommen.
Tagesordnungspunkt 3 g: Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung auf Drucksache 14/9348 zu dem Antrag der Fraktion der CDU/CSU
mit dem Titel „Bündnis für Arbeit gescheitert - Reformen
endlich umsetzen“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag
abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? Gegenprobe! - Enthaltungen? - Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen von SPD, Bündnis 90/Die
Grünen und PDS gegen die Stimmen der CDU/CSU bei
Enthaltung der FDP-Fraktion angenommen.
Tagesordnungspunkt 3 h: Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag
der CDU/CSU-Fraktion mit dem Titel „Arbeitnehmer entlasten - Vorfahrt für Beschäftigung“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Gegenprobe! - Enthaltungen? - Die
Beschlussempfehlung ist mit derselben Mehrheit wie beim
vorangegangenen Tagesordnungspunkt angenommen.
Tagesordnungspunkt 3 i: Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung auf Drucksache 14/9467. Unter Buchstabe a empfiehlt der Ausschuss die Annahme des Antrags der
Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen mit dem
Titel „Chancen auf Arbeit für alle - Offensive in der Arbeitsmarktpolitik“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Die
Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen von SPD und
Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen der Oppositionsfraktionen angenommen.
Unter Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der FDP-Fraktion mit dem Titel „Für
eine grundlegend neue Organisation der Arbeitsmarktpolitik“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Wer
stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Mit den Stimmen von
SPD, Bündnis 90/Die Grünen und PDS gegen die Stimmen der FDP bei Enthaltung der CDU/CSU ist diese Beschlussempfehlung angenommen.
Tagesordnungspunkt 3 j:
({197})
- Durchhalten? Absolut. Sollten Sie eine Unterbrechung
wünschen?
({198}) Seite 25072 C
2) Seite 25075 A
[SPD]: Sie hatten doch gerade gesagt: Was man
einem scheidenden Präsidenten nicht alles zu-
mutet!)
- Wir haben hier oben etwas zu trinken.
Noch einmal: Tagesordnungspunkt 3 j: Beschlussempfehlung des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu
dem Antrag der PDS-Fraktion mit dem Titel „Arbeitszeitgesetz beschäftigungssichernd reformieren - Überstunden
abbauen“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Gegenprobe! - Enthaltungen? - Die Beschlussempfehlung
ist mit den Stimmen des Hauses gegen die Stimmen der
PDS angenommen.
Tagesordnungspunkt 3 k: Beschlussempfehlung desselben Ausschusses zu dem Antrag der FDP-Fraktion „Für
substanzielle Arbeitsmarktreformen im Niedriglohnsektor“. Der Ausschuss empfiehlt, auch diesen Antrag abzulehnen. Wer stimmt für die Beschlussempfehlung? - Wer
stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Gegen die Stimmen
der FDP bei Enthaltung der CDU/CSU-Fraktion ist die
Beschlussempfehlung mit den Stimmen der anderen Fraktionen angenommen.
Tagesordnungspunkt 3 l: Beschlussempfehlung desselben Ausschusses. Die Fraktion der PDS hat einen Antrag
zur „Einführung eines existenzsichernden gesetzlichen
Mindestlohns“ eingereicht. Der Ausschuss empfiehlt, den
Antrag abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Gegenprobe! - Enthaltungen? - Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen des Hauses gegen
die Stimmen der PDS angenommen.
Bei Tagesordnungspunkt 3 m wird interfraktionell die
Überweisung der Vorlage auf der Drucksache 14/7453 an
die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. - Das Haus ist damit einverstanden. Dann ist so
beschlossen.
Zusatzpunkt 1: Beschlussempfehlung des Ausschusses
für Arbeit und Sozialordnung auf Drucksache 14/9565. Er
empfiehlt unter Nummer 1 die Ablehnung des Antrags der
CDU/CSU-Fraktion mit dem Titel „Krise in der
Sozialversicherung beseitigen - endlich die notwendigen
Reformen auf den Weg bringen“. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen
von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und PDS gegen die
Stimmen von CDU/CSU bei Enthaltung der FDP angenommen.
Unter Nr. 2 empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung des
Antrages der Fraktion der FDP mit dem Titel „Für eine
grundlegende Reform der sozialen Sicherungssysteme“.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Wer stimmt
dagegen? - Enthaltungen? - Die Beschlussempfehlung ist
angenommen mit den Stimmen von SPD, Bündnis 90/Die
Grünen und PDS gegen die Stimmen von CDU/CSU und
FDP.
Ich komme zurück zum Tagesordnungspunkt 3 b: namentliche Abstimmung über den Gesetzentwurf der
CDU/CSU zum optimalen Fördern und Fordern in Vermittlungsagenturen und gebe das von den Schriftführerinnen und Schriftführern ermittelte Ergebnis bekannt. Abgegebene Stimmen 634. Mit Ja haben gestimmt 263, mit Nein
370, Enthaltungen 1. Der Gesetzentwurf ist abgelehnt.
Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 633;
davon
ja: 263
nein: 369
enthalten 1
Ja
CDU/CSU
Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Altmaier
Dietrich Austermann
Norbert Barthle
Dr. Wolf Bauer
Günter Baumann
Brigitte Baumeister
Meinrad Belle
Dr. Sabine Bergmann-Pohl
Otto Bernhardt
Hans-Dirk Bierling
Dr. Joseph-Theodor Blank
Renate Blank
Dr. Heribert Blens
Peter Bleser
Dr. Norbert Blüm
Antje Blumenthal
Friedrich Bohl
Dr. Maria Böhmer
Sylvia Bonitz
Jochen Borchert
Wolfgang Börnsen
({199})
Wolfgang Bosbach
Dr. Wolfgang Bötsch
Klaus Brähmig
Dr. Ralf Brauksiepe
Paul Breuer
Monika Brudlewsky
Georg Brunnhuber
Klaus Bühler ({200})
Hartmut Büttner
({201})
Dankward Buwitt
Cajus Caesar
Manfred Carstens ({202})
({203})
Wolfgang Dehnel
Hubert Deittert
Albert Deß
Renate Diemers
Thomas Dörflinger
Dr. Hansjürgen Doss
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Rainer Eppelmann
Anke Eymer ({204})
Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust
Albrecht Feibel
Ulf Fink
Ingrid Fischbach
Dirk Fischer ({205})
Axel E. Fischer ({206})
Klaus Francke
Herbert Frankenhauser
({207})
({208})
Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Jürgen Gehb
Dr. Heiner Geißler
Dr. Reinhard Göhner
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Kurt-Dieter Grill
Hermann Gröhe
Manfred Grund
Horst Günther ({209})
Carl-Detlev Freiherr von
Hammerstein
Gottfried Haschke
({210})
Gerda Hasselfeldt
Hansgeorg Hauser
({211})
Klaus-Jürgen Hedrich
Helmut Heiderich
Ursula Heinen
Manfred Heise
Siegfried Helias
Detlef Helling
Hans Jochen Henke
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Klaus Hofbauer
Martin Hohmann
Josef Hollerith
Dr. Karl-Heinz Hornhues
Siegfried Hornung
Hubert Hüppe
Georg Janovsky
Dr.-Ing. Rainer Jork
Dr. Harald Kahl
Bartholomäus Kalb
Steffen Kampeter
Irmgard Karwatzki
Volker Kauder
Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters
Eckart von Klaeden
Ulrich Klinkert
Norbert Königshofen
Eva-Maria Kors
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Rudolf Kraus
Dr. Hermann Kues
Werner Kuhn
Karl Lamers
Dr. Karl A. Lamers
({212})
Helmut Lamp
Dr. Paul Laufs
Karl-Josef Laumann
Werner Lensing
Peter Letzgus
Ursula Lietz
Walter Link ({213})
Eduard Lintner
Dr. Klaus W. Lippold
({214})
Dr. Manfred Lischewski
Wolfgang Lohmann
({215})
Julius Louven
Dr. Michael Luther
Erich Maaß
({216})
Erwin Marschewski
({217})
Dr. Martin Mayer
({218})
Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Hans Michelbach
Meinolf Michels
Dr. Gerd Müller
Bernward Müller ({219})
Elmar Müller ({220})
Bernd Neumann ({221})
Claudia Nolte
Franz Obermeier
Friedhelm Ost
Eduard Oswald
Norbert Otto ({222})
Dr. Peter Paziorek
Anton Pfeifer
Dr. Friedbert Pflüger
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Ruprecht Polenz
Marlies Pretzlaff
Thomas Rachel
Hans Raidel
Helmut Rauber
Christa Reichard ({223})
Erika Reinhardt
Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Franz Romer
Hannelore Rönsch
({224})
Heinrich-Wilhelm Ronsöhr
Dr. Klaus Rose
Kurt J. Rossmanith
Adolf Roth ({225})
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Volker Rühe
Anita Schäfer
Heinz Schemken
Karl-Heinz Scherhag
Dr. Gerhard Scheu
Norbert Schindler
Bernd Schmidbauer
Christian Schmidt ({226})
Dr.-Ing. Joachim Schmidt
({227})
Andreas Schmidt ({228})
Hans Peter Schmitz
({229})
Dr. Rupert Scholz
Reinhard Freiherr von
Schorlemer
Dr. Erika Schuchardt
Wolfgang Schulhoff
Gerhard Schulz
Diethard Schütze ({230})
Dr. Christian SchwarzSchilling
Wilhelm Josef Sebastian
Marion Seib
Heinz Seiffert
Bernd Siebert
Werner Siemann
Johannes Singhammer
Bärbel Sothmann
Margarete Späte
Wolfgang Steiger
Erika Steinbach
Dr. Wolfgang Freiherr von
Stetten
Andreas Storm
Max Straubinger
Matthäus Strebl
Thomas Strobl ({231})
Michael Stübgen
Dr. Rita Süssmuth
Dr. Susanne Tiemann
Edeltraut Töpfer
Dr. Hans-Peter Uhl
Angelika Volquartz
Dr. Theodor Waigel
Peter Weiß ({232})
Annette Widmann-Mauz
Heinz Wiese ({233})
Hans-Otto Wilhelm ({234})
Klaus-Peter Willsch
Bernd Wilz
Willy Wimmer ({235})
Matthias Wissmann
Werner Wittlich
Aribert Wolf
Elke Wülfing
Peter Kurt Würzbach
Benno Zierer
Wolfgang Zöller
FDP
Ina Albowitz
Hildebrecht Braun
({236})
Rainer Brüderle
Jörg van Essen
Paul K. Friedhoff
Horst Friedrich ({237})
Rainer Funke
Dr. Wolfgang Gerhardt
Hans-Michael Goldmann
Joachim Günther ({238})
Dr. Karlheinz Guttmacher
Klaus Haupt
Dr. Helmut Haussmann
Ulrich Heinrich
Walter Hirche
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Dr. Klaus Kinkel
Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Jürgen Koppelin
Ina Lenke
Sabine LeutheusserSchnarrenberger
Günther Friedrich Nolting
({239})
Detlef Parr
Dr. Edzard Schmidt-Jortzig
Dr. Irmgard Schwaetzer
Marita Sehn
Gudrun Serowiecki
Dr. Max Stadler
Dr. Dieter Thomae
Nein
SPD
Brigitte Adler
Gerd Andres
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Hermann Bachmaier
Ernst Bahr
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Eckhardt Barthel ({240})
Klaus Barthel ({241})
Ingrid Becker-Inglau
Wolfgang Behrendt
Dr. Axel Berg
Hans-Werner Bertl
Friedhelm Julius Beucher
Petra Bierwirth
Rudolf Bindig
Lothar Binding ({242})
Kurt Bodewig
Anni Brandt-Elsweier
Willi Brase
Rainer Brinkmann ({243})
Bernhard Brinkmann
({244})
Hans-Günter Bruckmann
Edelgard Bulmahn
Ulla Burchardt
Dr. Michael Bürsch
Hans Martin Bury
Hans Büttner ({245})
Marion Caspers-Merk
Wolf-Michael Catenhusen
Dr. Peter Danckert
Dr. Herta Däubler-Gmelin
Christel Deichmann
Karl Diller
Peter Dreßen
Detlef Dzembritzki
Dieter Dzewas
Sebastian Edathy
Ludwig Eich
Marga Elser
Peter Enders
Gernot Erler
Petra Ernstberger
Annette Faße
Lothar Fischer ({246})
Iris Follak
Norbert Formanski
Rainer Fornahl
Hans Forster
Dagmar Freitag
Lilo Friedrich ({247})
Harald Friese
Anke Fuchs ({248})
Arne Fuhrmann
Monika Ganseforth
Konrad Gilges
Iris Gleicke
Günter Gloser
Uwe Göllner
Renate Gradistanac
Günter Graf ({249})
Angelika Graf ({250})
Dieter Grasedieck
Monika Griefahn
Kerstin Griese
Achim Großmann
Wolfgang Grotthaus
Karl-Hermann Haack
({251})
Hans-Joachim Hacker
Klaus Hagemann
Manfred Hampel
Anke Hartnagel
Klaus Hasenfratz
Nina Hauer
Hubertus Heil
Reinhold Hemker
Frank Hempel
Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters
Rolf Hempelmann
Gustav Herzog
Monika Heubaum
Reinhold Hiller ({252})
Gerd Höfer
Jelena Hoffmann ({253})
Walter Hoffmann
({254})
Iris Hoffmann ({255})
Frank Hofmann ({256})
Ingrid Holzhüter
Eike Hovermann
Christel Humme
Lothar Ibrügger
Barbara Imhof
Brunhilde Irber
Gabriele Iwersen
Renate Jäger
Jann-Peter Janssen
Ilse Janz
Dr. Uwe Jens
Volker Jung ({257})
Johannes Kahrs
Ulrich Kasparick
Sabine Kaspereit
Susanne Kastner
Ulrich Kelber
Hans-Peter Kemper
Klaus Kirschner
Marianne Klappert
Siegrun Klemmer
Hans-Ulrich Klose
Walter Kolbow
Fritz Rudolf Körper
Karin Kortmann
Anette Kramme
Nicolette Kressl
Volker Kröning
Angelika Krüger-Leißner
Horst Kubatschka
Helga Kühn-Mengel
Ute Kumpf
Konrad Kunick
Dr. Uwe Küster
Werner Labsch
Christine Lambrecht
Brigitte Lange
Christian Lange ({258})
Detlev von Larcher
Christine Lehder
Waltraud Lehn
Klaus Lennartz
Dr. Elke Leonhard
Eckhart Lewering
Götz-Peter Lohmann
({259})
Gabriele Lösekrug-Möller
Erika Lotz
Dr. Christine Lucyga
Dieter Maaß ({260})
Winfried Mante
Dirk Manzewski
Tobias Marhold
Lothar Mark
Ulrike Mascher
Christoph Matschie
Heide Mattischeck
Markus Meckel
Ulrike Mehl
Ulrike Merten
Angelika Mertens
Dr. Jürgen Meyer ({261})
Ursula Mogg
Christoph Moosbauer
Siegmar Mosdorf
Michael Müller ({262})
Jutta Müller ({263})
Christian Müller ({264})
Franz Müntefering
Andrea Nahles
Volker Neumann ({265})
Gerhard Neumann ({266})
Dr. Edith Niehuis
Dr. Rolf Niese
Dietmar Nietan
Günter Oesinghaus
Eckhard Ohl
Leyla Onur
Manfred Opel
Holger Ortel
Adolf Ostertag
Kurt Palis
Albrecht Papenroth
Dr. Martin Pfaff
Georg Pfannenstein
Johannes Pflug
Dr. Eckhart Pick
Joachim Poß
Karin Rehbock-Zureich
Dr. Carola Reimann
Margot von Renesse
Renate Rennebach
Bernd Reuter
Dr. Edelbert Richter
Christel RiemannHanewinckel
Reinhold Robbe
Gudrun Roos
René Röspel
Michael Roth ({267})
Birgit Roth ({268})
Gerhard Rübenkönig
Marlene Rupprecht
Thomas Sauer
Dr. Hansjörg Schäfer
Gudrun Schaich-Walch
Rudolf Scharping
Bernd Scheelen
Dr. Hermann Scheer
Siegfried Scheffler
Horst Schild
Otto Schily
Dieter Schloten
Horst Schmidbauer
({269})
Ulla Schmidt ({270})
Silvia Schmidt ({271})
Dagmar Schmidt ({272})
Wilhelm Schmidt ({273})
Dr. Frank Schmidt
({274})
Regina Schmidt-Zadel
Heinz Schmitt ({275})
Carsten Schneider
Dr. Emil Schnell
Walter Schöler
Karsten Schönfeld
Fritz Schösser
Ottmar Schreiner
Gerhard Schröder
Gisela Schröter
Dr. Mathias Schubert
Richard Schuhmann
({276})
Brigitte Schulte ({277})
Reinhard Schultz
({278})
Volkmar Schultz ({279})
Ewald Schurer
Dr. Angelica Schwall-Düren
Rolf Schwanitz
Bodo Seidenthal
Erika Simm
Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk
Dr. Cornelie SonntagWolgast
Wieland Sorge
Wolfgang Spanier
Dr. Margrit Spielmann
Jörg-Otto Spiller
Dr. Ditmar Staffelt
Antje-Marie Steen
Ludwig Stiegler
Rolf Stöckel
Rita Streb-Hesse
Reinhold Strobl ({280})
Joachim Stünker
Joachim Tappe
Jella Teuchner
Dr. Gerald Thalheim
Franz Thönnes
Uta Titze-Stecher
Adelheid Tröscher
Hans-Eberhard Urbaniak
Rüdiger Veit
Simone Violka
Ute Vogt ({281})
Hans Georg Wagner
Hedi Wegener
Dr. Konstanze Wegner
Wolfgang Weiermann
Reinhard Weis ({282})
Matthias Weisheit
Gunter Weißgerber
Gert Weisskirchen
({283})
Dr. Ernst Ulrich von
Weizsäcker
Jochen Welt
Hildegard Wester
Lydia Westrich
Inge Wettig-Danielmeier
Dr. Margrit Wetzel
Jürgen Wieczorek ({284})
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Dieter Wiefelspütz
Heino Wiese ({285})
Klaus Wiesehügel
Brigitte Wimmer ({286})
Engelbert Wistuba
Barbara Wittig
Dr. Wolfgang Wodarg
Verena Wohlleben
Hanna Wolf ({287})
Waltraud Wolff
({288})
Heidemarie Wright
Uta Zapf
Dr. Christoph Zöpel
Peter Zumkley
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Gila Altmann ({289})
Marieluise Beck ({290})
Volker Beck ({291})
Angelika Beer
Grietje Bettin
Annelie Buntenbach
Ekin Deligöz
Amke Dietert-Scheuer
Dr. Thea Dückert
Dr. Uschi Eid
Hans-Josef Fell
Andrea Fischer ({292})
Joseph Fischer ({293})
Katrin Göring-Eckardt
Rita Grießhaber
Gerald Häfner
Antje Hermenau
Ulrike Höfken
Monika Knoche
Dr. Angelika Köster-Loßack
Steffi Lemke
Dr. Helmut Lippelt
Oswald Metzger
Kerstin Müller ({294})
Winfried Nachtwei
Christa Nickels
Cem Özdemir
Simone Probst
Christine Scheel
Irmingard Schewe-Gerigk
Rezzo Schlauch
Albert Schmidt ({295})
Werner Schulz ({296})
Christian Simmert
Christian Sterzing
Jürgen Trittin
Dr. Ludger Volmer
Sylvia Voß
Helmut Wilhelm ({297})
Margareta Wolf ({298})
PDS
Monika Balt
Wolfgang Bierstedt
Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters
Eva Bulling-Schröter
Heidemarie Ehlert
Dr. Heinrich Fink
Dr. Ruth Fuchs
Wolfgang Gehrcke
Dr. Klaus Grehn
Uwe Hiksch
Dr. Barbara Höll
Ulla Jelpke
Gerhard Jüttemann
Rolf Kutzmutz
Heidi Lippmann
Ursula Lötzer
Dr. Christa Luft
Heidemarie Lüth
Angela Marquardt
Manfred Müller ({299})
Kersten Naumann
Rosel Neuhäuser
Christine Ostrowski
Dr. Uwe-Jens Rössel
Christina Schenk
Gustav-Adolf Schur
Dr. Ilja Seifert
Dr. Winfried Wolf
Fraktionslos
Christa Lörcher
Enthalten
FDP
Ich gebe jetzt das von den Schriftführerinnen und
Schriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion der
CDU/CSU auf Drucksache 14/9678 bekannt. Abgegebene
Stimmen 618. Mit Ja haben gestimmt 212, mit Nein 368,
Enthaltungen 38. Der Entschließungsantrag ist abgelehnt.
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 617;
davon
ja: 213
nein: 366
enthalten: 38
Ja
CDU/CSU
Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Altmaier
Dietrich Austermann
Norbert Barthle
Dr. Wolf Bauer
Brigitte Baumeister
Meinrad Belle
Dr. Sabine Bergmann-Pohl
Hans-Dirk Bierling
Dr. Joseph-Theodor Blank
Renate Blank
Dr. Heribert Blens
Dr. Norbert Blüm
Antje Blumenthal
Friedrich Bohl
Dr. Maria Böhmer
Sylvia Bonitz
Jochen Borchert
Wolfgang Börnsen
({300})
Wolfgang Bosbach
Dr. Wolfgang Bötsch
Klaus Brähmig
Dr. Ralf Brauksiepe
Paul Breuer
Monika Brudlewsky
Klaus Bühler ({301})
Dankward Buwitt
Cajus Caesar
Manfred Carstens ({302})
({303})
Wolfgang Dehnel
Hubert Deittert
Albert Deß
Renate Diemers
Thomas Dörflinger
Dr. Hansjürgen Doss
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Rainer Eppelmann
Anke Eymer ({304})
Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust
Albrecht Feibel
Ulf Fink
Ingrid Fischbach
Dirk Fischer ({305})
Axel E. Fischer
({306})
Klaus Francke
Herbert Frankenhauser
({307})
({308})
Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Jürgen Gehb
Dr. Heiner Geißler
Dr. Reinhard Göhner
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Kurt-Dieter Grill
Hermann Gröhe
Manfred Grund
Horst Günther ({309})
Carl-Detlev Freiherr
von Hammerstein
Gottfried Haschke
({310})
Gerda Hasselfeldt
Hansgeorg Hauser
({311})
Klaus-Jürgen Hedrich
Helmut Heiderich
Manfred Heise
Siegfried Helias
Detlef Helling
Hans Jochen Henke
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Klaus Hofbauer
Martin Hohmann
Josef Hollerith
Dr. Karl-Heinz Hornhues
Siegfried Hornung
Hubert Hüppe
Georg Janovsky
Dr.-Ing. Rainer Jork
Dr. Harald Kahl
Bartholomäus Kalb
Steffen Kampeter
Irmgard Karwatzki
Volker Kauder
Eckart von Klaeden
Ulrich Klinkert
Norbert Königshofen
Eva-Maria Kors
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Rudolf Kraus
Dr. Hermann Kues
Werner Kuhn
Karl Lamers
Dr. Karl A. Lamers
({312})
Helmut Lamp
Dr. Paul Laufs
Karl-Josef Laumann
Werner Lensing
Ursula Lietz
Walter Link ({313})
Eduard Lintner
Dr. Klaus W. Lippold
({314})
Dr. Manfred Lischewski
Wolfgang Lohmann
({315})
Julius Louven
Dr. Michael Luther
Erich Maaß ({316})
Erwin Marschewski
({317})
Dr. Martin Mayer
({318})
Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Hans Michelbach
Meinolf Michels
Dr. Gerd Müller
Bernward Müller ({319})
Bernd Neumann ({320})
Claudia Nolte
Franz Obermeier
Friedhelm Ost
Eduard Oswald
Norbert Otto ({321})
Dr. Peter Paziorek
Anton Pfeifer
Dr. Friedbert Pflüger
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Ruprecht Polenz
Marlies Pretzlaff
Thomas Rachel
Hans Raidel
Helmut Rauber
Christa Reichard ({322})
Erika Reinhardt
Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Franz Romer
Hannelore Rönsch
({323})
Heinrich-Wilhelm Ronsöhr
Dr. Klaus Rose
Kurt J. Rossmanith
Adolf Roth ({324})
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Volker Rühe
Anita Schäfer
Heinz Schemken
Karl-Heinz Scherhag
Dr. Gerhard Scheu
Norbert Schindler
Bernd Schmidbauer
Christian Schmidt ({325})
Dr.-Ing. Joachim Schmidt
({326})
Andreas Schmidt ({327})
Hans Peter Schmitz
({328})
Dr. Rupert Scholz
Reinhard Freiherr
von Schorlemer
Dr. Erika Schuchardt
Wolfgang Schulhoff
Gerhard Schulz
Diethard Schütze
({329})
Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters
Wilhelm Josef Sebastian
Marion Seib
Heinz Seiffert
Bernd Siebert
Werner Siemann
Johannes Singhammer
Bärbel Sothmann
Margarete Späte
Wolfgang Steiger
Erika Steinbach
Dr. Wolfgang Freiherr
von Stetten
Andreas Storm
Max Straubinger
Matthäus Strebl
Thomas Strobl ({330})
Michael Stübgen
Dr. Rita Süssmuth
Dr. Susanne Tiemann
Edeltraut Töpfer
Dr. Hans-Peter Uhl
Andrea Voßhoff
Peter Weiß ({331})
Heinz Wiese ({332})
Hans-Otto Wilhelm ({333})
Klaus-Peter Willsch
Bernd Wilz
Willy Wimmer ({334})
Matthias Wissmann
Werner Wittlich
Elke Wülfing
Peter Kurt Würzbach
Benno Zierer
Wolfgang Zöller
SPD
Reinhold Strobl ({335})
Nein
SPD
Brigitte Adler
Gerd Andres
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Hermann Bachmaier
Ernst Bahr
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Eckhardt Barthel ({336})
Klaus Barthel ({337})
Ingrid Becker-Inglau
Wolfgang Behrendt
Dr. Axel Berg
Hans-Werner Bertl
Friedhelm Julius Beucher
Petra Bierwirth
Rudolf Bindig
Lothar Binding ({338})
Kurt Bodewig
Anni Brandt-Elsweier
Willi Brase
Rainer Brinkmann ({339})
Bernhard Brinkmann
({340})
Hans-Günter Bruckmann
Edelgard Bulmahn
Ulla Burchardt
Dr. Michael Bürsch
Hans Martin Bury
Hans Büttner ({341})
Marion Caspers-Merk
Wolf-Michael Catenhusen
Dr. Peter Danckert
Dr. Herta Däubler-Gmelin
Christel Deichmann
Karl Diller
Peter Dreßen
Detlef Dzembritzki
Dieter Dzewas
Sebastian Edathy
Ludwig Eich
Marga Elser
Peter Enders
Gernot Erler
Petra Ernstberger
Annette Faße
Lothar Fischer ({342})
Iris Follak
Norbert Formanski
Rainer Fornahl
Hans Forster
Dagmar Freitag
Lilo Friedrich ({343})
Harald Friese
Anke Fuchs ({344})
Arne Fuhrmann
Monika Ganseforth
Konrad Gilges
Iris Gleicke
Uwe Göllner
Renate Gradistanac
Günter Graf ({345})
Angelika Graf ({346})
Dieter Grasedieck
Monika Griefahn
Kerstin Griese
Achim Großmann
Wolfgang Grotthaus
Karl-Hermann Haack
({347})
Hans-Joachim Hacker
Klaus Hagemann
Manfred Hampel
Anke Hartnagel
Klaus Hasenfratz
Nina Hauer
Hubertus Heil
Reinhold Hemker
Frank Hempel
Rolf Hempelmann
Gustav Herzog
Reinhold Hiller ({348})
Gerd Höfer
Jelena Hoffmann ({349})
Walter Hoffmann
({350})
Iris Hoffmann ({351})
Frank Hofmann ({352})
Ingrid Holzhüter
Eike Hovermann
Christel Humme
Lothar Ibrügger
Barbara Imhof
Brunhilde Irber
Gabriele Iwersen
Renate Jäger
Jann-Peter Janssen
Ilse Janz
Dr. Uwe Jens
Volker Jung ({353})
Johannes Kahrs
Ulrich Kasparick
Sabine Kaspereit
Susanne Kastner
Ulrich Kelber
Hans-Peter Kemper
Klaus Kirschner
Marianne Klappert
Siegrun Klemmer
Hans-Ulrich Klose
Walter Kolbow
Fritz Rudolf Körper
Karin Kortmann
Anette Kramme
Nicolette Kressl
Volker Kröning
Angelika Krüger-Leißner
Horst Kubatschka
Helga Kühn-Mengel
Ute Kumpf
Konrad Kunick
Dr. Uwe Küster
Werner Labsch
Christine Lambrecht
Brigitte Lange
Christian Lange ({354})
Detlev von Larcher
Christine Lehder
Waltraud Lehn
Klaus Lennartz
Dr. Elke Leonhard
Eckhart Lewering
Götz-Peter Lohmann
({355})
Gabriele Lösekrug-Möller
Erika Lotz
Dr. Christine Lucyga
Dieter Maaß ({356})
Winfried Mante
Dirk Manzewski
Tobias Marhold
Lothar Mark
Ulrike Mascher
Christoph Matschie
Heide Mattischeck
Markus Meckel
Ulrike Mehl
Ulrike Merten
Angelika Mertens
Dr. Jürgen Meyer ({357})
Ursula Mogg
Christoph Moosbauer
Siegmar Mosdorf
Michael Müller ({358})
Jutta Müller ({359})
Christian Müller ({360})
Franz Müntefering
Andrea Nahles
Volker Neumann ({361})
Gerhard Neumann ({362})
Dr. Edith Niehuis
Dr. Rolf Niese
Dietmar Nietan
Günter Oesinghaus
Eckhard Ohl
Leyla Onur
Manfred Opel
Holger Ortel
Adolf Ostertag
Kurt Palis
Albrecht Papenroth
Dr. Martin Pfaff
Georg Pfannenstein
Johannes Pflug
Dr. Eckhart Pick
Joachim Poß
Karin Rehbock-Zureich
Dr. Carola Reimann
Margot von Renesse
Renate Rennebach
Bernd Reuter
Dr. Edelbert Richter
Christel RiemannHanewinckel
Reinhold Robbe
Gudrun Roos
René Röspel
Michael Roth ({363})
Birgit Roth ({364})
Gerhard Rübenkönig
Marlene Rupprecht
Thomas Sauer
Dr. Hansjörg Schäfer
Gudrun Schaich-Walch
Rudolf Scharping
Bernd Scheelen
Dr. Hermann Scheer
Siegfried Scheffler
Horst Schild
Otto Schily
Dieter Schloten
Horst Schmidbauer
({365})
Ulla Schmidt ({366})
Silvia Schmidt ({367})
Dagmar Schmidt ({368})
Wilhelm Schmidt ({369})
Dr. Frank Schmidt
({370})
Regina Schmidt-Zadel
Heinz Schmitt ({371})
Carsten Schneider
Dr. Emil Schnell
Walter Schöler
Karsten Schönfeld
Fritz Schösser
Ottmar Schreiner
Gerhard Schröder
Gisela Schröter
Dr. Mathias Schubert
Richard Schuhmann
({372})
Brigitte Schulte ({373})
Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters
Reinhard Schultz
({374})
Volkmar Schultz ({375})
Ewald Schurer
Dr. Angelica Schwall-Düren
Rolf Schwanitz
Bodo Seidenthal
Erika Simm
Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk
Dr. Cornelie SonntagWolgast
Wieland Sorge
Wolfgang Spanier
Dr. Margrit Spielmann
Jörg-Otto Spiller
Dr. Ditmar Staffelt
Antje-Marie Steen
Ludwig Stiegler
Rolf Stöckel
Rita Streb-Hesse
Joachim Stünker
Joachim Tappe
Jella Teuchner
Dr. Gerald Thalheim
Franz Thönnes
Uta Titze-Stecher
Adelheid Tröscher
Hans-Eberhard Urbaniak
Rüdiger Veit
Simone Violka
Ute Vogt ({376})
Hans Georg Wagner
Hedi Wegener
Dr. Konstanze Wegner
Wolfgang Weiermann
Reinhard Weis ({377})
Matthias Weisheit
Gunter Weißgerber
Gert Weisskirchen
({378})
Dr. Ernst Ulrich
von Weizsäcker
Jochen Welt
Hildegard Wester
Lydia Westrich
Inge Wettig-Danielmeier
Dr. Margrit Wetzel
Jürgen Wieczorek ({379})
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Dieter Wiefelspütz
Heino Wiese ({380})
Klaus Wiesehügel
Brigitte Wimmer ({381})
Engelbert Wistuba
Barbara Wittig
Dr. Wolfgang Wodarg
Verena Wohlleben
Hanna Wolf ({382})
Waltraud Wolff
({383})
Heidemarie Wright
Uta Zapf
Dr. Christoph Zöpel
Peter Zumkley
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Gila Altmann ({384})
Marieluise Beck ({385})
Volker Beck ({386})
Angelika Beer
Grietje Bettin
Annelie Buntenbach
Ekin Deligöz
Amke Dietert-Scheuer
Dr. Thea Dückert
Dr. Uschi Eid
Hans-Josef Fell
Andrea Fischer ({387})
Joseph Fischer ({388})
Katrin Göring-Eckardt
Rita Grießhaber
Gerald Häfner
Winfried Hermann
Antje Hermenau
Ulrike Höfken
Monika Knoche
Dr. Angelika Köster-Loßack
Steffi Lemke
Dr. Helmut Lippelt
Oswald Metzger
Kerstin Müller ({389})
Winfried Nachtwei
Christa Nickels
Cem Özdemir
Simone Probst
Christine Scheel
Irmingard Schewe-Gerigk
Rezzo Schlauch
Albert Schmidt ({390})
Werner Schulz ({391})
Christian Simmert
Christian Sterzing
Jürgen Trittin
Dr. Ludger Volmer
Sylvia Voß
Helmut Wilhelm ({392})
Margareta Wolf ({393})
PDS
Monika Balt
Wolfgang Bierstedt
Maritta Böttcher
Eva Bulling-Schröter
Heidemarie Ehlert
Dr. Heinrich Fink
Dr. Ruth Fuchs
Wolfgang Gehrcke
Dr. Klaus Grehn
Uwe Hiksch
Dr. Barbara Höll
Ulla Jelpke
Gerhard Jüttemann
Rolf Kutzmutz
Heidi Lippmann
Ursula Lötzer
Dr. Christa Luft
Heidemarie Lüth
Angela Marquardt
Manfred Müller ({394})
Kersten Naumann
Rosel Neuhäuser
Christine Ostrowski
Christina Schenk
Gustav-Adolf Schur
Dr. Ilja Seifert
Dr. Winfried Wolf
Fraktionslos
Christa Lörcher
Enthalten
FDP
Ina Albowitz
Hildebrecht Braun
({395})
Rainer Brüderle
Jörg van Essen
Paul K. Friedhoff
Horst Friedrich ({396})
Rainer Funke
Dr. Wolfgang Gerhardt
Hans-Michael Goldmann
Joachim Günther ({397})
Dr. Karlheinz Guttmacher
Klaus Haupt
Dr. Helmut Haussmann
Ulrich Heinrich
Walter Hirche
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Dr. Klaus Kinkel
Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Jürgen Koppelin
Ina Lenke
Sabine LeutheusserSchnarrenberger
Günther Friedrich Nolting
({398})
Detlef Parr
Dr. Edzard Schmidt-Jortzig
Dr. Irmgard Schwaetzer
Marita Sehn
Gudrun Serowiecki
Dr. Max Stadler
Dr. Dieter Thomae
Ich rufe nunmehr den Tagesordnungspunkt 5 auf:
Anträge der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
- Zurückweisung des Einspruches des
Bundesrates gegen das Gesetz zur Neu-organisation des gesundheitlichen Verbraucherschutzes und der Lebensmittelsicherheit
- Drucksache 14/9653 -
- Zurückweisung des Einspruches des Bundesrates gegen das Sechste Gesetz zur
Änderung des Hochschulrahmengesetzes
({399})
- Drucksache 14/9654 - Zurückweisung des Einspruches des Bundesrates gegen das Gesetz zur Änderung des
Berufsbildungsgesetzes und des Arbeitsgerichtsgesetzes
- Drucksache 14/9655 - Zurückweisung des Einspruches des Bundesrates gegen das ... Strafrechtsänderungsgesetz - § 129 b StGB ({400})
- Drucksache 14/9656 Ich weise darauf hin, dass wir später über die vier Anträge namentlich mit Stimmkarte und Stimmausweis abstimmen werden.
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. - Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache und erteile zunächst das
Wort dem Kollegen Wilhelm Schmidt von der SPD-Fraktion. - Und wir lehnen uns jetzt etwas zurück.
({401})
Herr Präsident!
Große Anerkennung für das Pensum an Arbeit, das Sie
gerade geleistet haben. Der Vermittlungsausschuss von
Bundestag und Bundesrat hat ein ähnliches Pensum an
Arbeit geleistet. Wir sind in einer neuen Phase angelangt,
nachdem sich die Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat
geändert haben. Wir spüren, dass die Opposition im Bundesrat versucht, ihre Mehrheiten zu nutzen, um die Arbeit
der Mehrheit des Bundestages zu blockieren. Das finden
wir außerordentlich bedauerlich.
({0})
Dies entspricht nicht den demokratischen Gepflogenheiten.
(Dr. Heribert Blens [CDU/CSU]: Wo haben sie
die wohl her?
Ich sage das deswegen, weil ich zum Beispiel dem
Handbuch des Bundesrates folgende Formulierung entnehme - der Parlamentarische Rat hat sich über die
Rolle des Bundesrates schon sehr früh ein klares Bild gemacht -:
... während sich im Bundestag ganz primär parteipolitische Kräfteverhältnisse manifestieren, repräsentiert der Bundesrat als föderatives Bundesorgan in
erster Linie die Länder und nicht die politischen Parteien.
({1})
Dies vorausgeschickt will ich sagen, dass wir trotzdem
mit der Art und Weise, wie die Mehrheit des Bundesrates
mit dem Bundestag umgeht, natürlich zurechtkommen.
Wir werden heute die Einsprüche des Bundesrates nach
erfolglosem Vermittlungsverfahren zurückweisen.
({2})
Ich will Sie kurz darüber informieren, worum es im
Einzelnen geht. Es handelt sich um vier Gesetzentwürfe.
Wir werden wahrscheinlich in einer weiteren Sitzung des
Bundestages in der verkürzten Haushaltswoche über weitere Gesetzentwürfe abzustimmen haben, die aus dem
Vermittlungsausschuss kommen. Das ist jedenfalls nicht
auszuschließen. Heute geht es um das Gesetz zur Neuordnung des gesundheitlichen Verbraucherschutzes
und der Lebensmittelsicherheit. Ihre Ablehnung ist
nach Einschätzung meiner Fraktion deswegen so unverständlich, weil Sie damit die Neuordnung des Verbraucherschutzes in Deutschland blockieren wollen. Ich finde,
das ist nicht angemessen.
({3})
Im Interesse der Verbraucherinnen und Verbraucher - der
Kollege Berninger wird dazu noch mehr sagen - müssen
wir dieses Neuordnungsgesetz haben. Es geht nicht nur
darum, dass wir eine neue Behörde errichten wollen. Wir
setzen vielmehr - ich bitte die Opposition, das zu bedenken - auch Empfehlungen einer Kommission um, die unter dem Vorsitz von Frau Dr. von Wedel stand und die den
Auftrag hatte, Vorschläge für mehr Wirtschaftlichkeit in
der Verwaltung zu unterbreiten. Diese Kommission hat
ausdrücklich die Empfehlung ausgesprochen, eine neue
Behörde zu errichten, in der die Bereiche Risikobewertung und Risikomanagement getrennt voneinander behandelt werden. Das neu zu schaffende Bundesinstitut für
Risikobewertung ist ein wichtiges Instrument, um Verbraucherschutz in Deutschland zu gewährleisten.
Wir haben mit der Mehrheit des Deutschen Bundestages darüber hinaus versucht, das Sechste Gesetz zur
Änderung des Hochschulrahmengesetzes auf den Weg
zu bringen. Wiewohl wir bereits eine längere Debatte
darüber geführt haben, möchte ich noch einmal daran
erinnern, dass wir mit diesem Gesetz auch die Voraussetzungen für die Überführung der Bachelor- und Masterstudiengänge aus dem Erprobungsstadium in das Regelangebot der Hochschulen schaffen wollen. Wir stehen
nach wie vor dazu und bitten Sie nachdrücklich, von Ihren
Bedenken abzusehen und das Sechste Gesetz zur Änderung des Hochschulrahmengesetzes mitzutragen.
({4})
Ich möchte ausdrücklich hinzufügen, dass wir mit diesem Gesetz, von Ausnahmen abgesehen, auch die Gebührenfreiheit von Studiengängen grundsätzlich sicherstellen wollen. Sie wissen, dass es einige Konflikte in den
Bundesländern gibt. Wir meinen, dass das Sechste Gesetz
zur Änderung des Hochschulrahmengesetzes einen wesentlichen Beitrag zur Lösung dieser Konflikte leisten
kann.
({5})
Ich möchte jetzt auf das Gesetz zur Änderung des
Berufsbildungsgesetzes und des Arbeitsgerichtsgesetzes zu sprechen kommen. Ziel ist es, Beteiligungsmöglichkeiten von Auszubildenden in den sonstigen
Berufsbildungseinrichtungen einzuführen, also die Mitbestimmung junger Menschen in den Einrichtungen auszudehnen, in denen sie Ausbildung erfahren. Ich frage
Sie: Was kann man eigentlich gegen ein solches Gesetz
haben?
({6})
Schließlich komme ich auf das zu sprechen, was voraussichtlich Herr Geis als Sprecher der Opposition - er
wird nach mir reden - in den Mittelpunkt seiner Ausführungen stellen wird, nämlich das Strafrechtsänderungsgesetz, insbesondere § 129 b. Hier geht es um den
Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters
Ausbau der Möglichkeiten zur Terrorismusbekämpfung.
Wir finden, dass dies ein zusätzlicher, wichtiger Baustein
ist, mit dem wir die Terrorismusbekämpfung in Deutschland voranbringen können. Warum blockieren Sie dieses
neue Instrument?
({7})
Ich möchte Ihnen von der CDU/CSU vor allen Dingen
sagen, dass Sie nach meiner Einschätzung einen unangebrachten Fundamentalismus in diesem Punkt an den Tag
legen. Darüber haben wir uns in den Fachdebatten, die in
diesem Hause stattfanden, schon mehrfach ausgetauscht.
Ich möchte Folgendes wiederholen: Wer diesen Gesetzentwurf heute wieder ablehnt, ist gegen eine Verschärfung
der Strafrechtsbestimmungen, die den Terrorismus in
Deutschland wirksamer bekämpfen helfen würden. Wir
wollen, dass Sie das hier klar zum Ausdruck bringen. Wir
fordern Sie auf, zusammen mit uns für diesen Gesetzentwurf zu stimmen.
({8})
Zum Schluss möchte ich noch kurz darauf hinweisen,
dass wir die neuen Entwicklungen im Bundesrat durchaus
registriert haben. Es kann ja sein, dass nicht mehr der Bundestag - so interpretiere ich jedenfalls die vorangegangenen Äußerungen des Kanzlerkandidaten der Union -, sondern vielleicht der Bundesrat das wichtigste Instrument
der Demokratie ist. Es kann ja sein, dass Herr Stoiber
diese Auffassung vertritt. Aber belassen wir es dabei.
Es ist jedenfalls frappierend festzustellen, dass in der
vorvorigen Sitzung des Bundesrates 14 Gesetzentwürfe
und in der vorigen Sitzung sieben Gesetzentwürfe an den
Vermittlungsausschuss überwiesen wurden. Dabei ist die
Arbeit des Bundesrates noch nicht beendet. Am Ende dieser Wahlperiode ist mit der Einbringung weiterer Gesetzentwürfe zu rechnen. Wir scheuen uns - Herr Blens, darin
sind wir uns sicherlich einig - nicht vor der Arbeit im Vermittlungsausschuss. Aber es ist ein neuer Geist eingekehrt, nämlich der Geist der Blockade. Das machen wir
nicht mit. Wir werden die Einsprüche des Bundesrates gegen die vier Gesetze zurückweisen.
({9})
Ich erteile
das Wort für die CDU/CSU-Fraktion dem Kollegen
Norbert Geis.
Herr Präsident! Meine
sehr verehrten Damen und Herren! Wenn der Bundesrat
von seinem verfassungsmäßigen Recht Gebrauch macht,
Einspruch einzulegen, dann besteht ja die Möglichkeit,
sich im Vermittlungsausschuss zu einigen. Wenn das nicht
gelingt, dann muss der Bundestag den Einspruch des Bundesrates zurückweisen. So steht es in der Verfassung. Ich
weiß nicht, was dagegen einzuwenden ist.
Ich erinnere mich noch sehr gut an die Zeit von vor vier
Jahren. Wie Sie beispielsweise mit unserer Steuergesetzgebung umgegangen sind, war für uns und auch für die
Öffentlichkeit sehr unverständlich. Dafür gab es kein
sachliches Moment, sondern maßgebend war nur das Ziel,
die Macht zu übernehmen.
({0})
Nur deswegen haben Sie damals die Gesetze, die wir vorgelegt haben, abgelehnt.
({1})
Wir lehnen die Neuorganisation des gesundheitlichen
Verbraucherschutzes ab. Wir lehnen das Hochschulrahmengesetz in seiner neuen Fassung ab. Wir lehnen auch
die beabsichtigte Änderung des Berufbildungsgesetzes ab.
({2})
Herr Schmidt hat schon mit Recht gesagt, dass ich
mich insbesondere auf die Frage des § 129 b des Strafgesetzbuches konzentrieren werde. Wir alle wissen, dass
die freie Welt seit dem 11. September des vergangenen
Jahres aufgeschreckt ist. Die freien Staaten sind gezwungen, alles zu unternehmen, um den Kampf gegen den Terrorismus zu bestehen. Es geht wirklich um die Bedrohung
unserer Sicherheit und unserer Freiheit.
({3})
Wir wissen inzwischen auch, welch gewaltige Schädigungen Terroristen verursachen können. Wir alle haben
noch die Bilder von New York vor Augen. Wir wissen,
welche Bedrohung dieser Terrorismus für unsere Freiheit
bedeutet. Über die Parteigrenzen hinweg ist es keine
Frage, dass alles zu unternehmen ist, um den Terrorismus
zu bekämpfen.
Da stehen wir nicht zurück. Wir waren die Partei, die den
Terrorismus immer sehr ernst genommen hat und die auch
Maßnahmen zu ergreifen versucht hat. Sie haben diese
Maßnahmen abgelehnt. Ich erinnere zum Beispiel an Ihr
völliges Versagen in der Frage der Kronzeugenregelung.
({4})
Aber das steht heute nicht zur Debatte.
Wir alle wollen den Kampf gegen den Terrorismus. Deswegen stehen unsere Truppen in Afghanistan. Deswegen
haben wir nach dem 11. September auch die Sicherheitspakete verabschiedet. Ein wichtiger Auftrag im Zusammenhang mit diesen Sicherheitspaketen war, Möglichkeiten
dafür zu schaffen, dass so genannte schlafende Terroristen
aufgespürt und strafrechtlich verfolgt werden können.
({5})
Das ist bei uns auf jeden Fall dann möglich, wenn diese
Terroristen einer kriminellen oder terroristischen Vereinigung angehören, auch wenn sie selbst keine Straftaten begehen, und diese Vereinigung ihren Standort in Deutschland
hat. In einem solchen Fall können wir nach den heute geltenden §§ 129 und 129 a des Strafgesetzbuches gegen die
Terroristen vorgehen. Wir haben aber gerade im Zusammenhang mit dem 11. September die Erfahrung gemacht,
dass es Terroristen gibt, die Deutschland als Ruheraum
nutzen, sich hier aufhalten, einer ganz normalen Beschäftigung nachgehen, aber einer terroristischen Vereinigung
Wilhelm Schmidt ({6})
angehören, die ihren Standort nicht in Deutschland hat.
Diese zu bestrafen ist nach unserer Gesetzeslage derzeit
nicht möglich. Deswegen stimmen wir vom Ansatz her
dieser Überlegung auch zu.
({7})
Wir haben das sogar gefordert. Es ist unser Anliegen, Herr
Schmidt.
1998 haben die EU-Staaten eine Vereinbarung geschlossen, nach der alle EU-Staaten Regelungen zu treffen haben, nach denen Terroristen verfolgt und bestraft
werden können, wenn sie einer terroristischen oder kriminellen Vereinigung angehören, und zwar auch dann,
wenn diese Vereinigung ihren Standort nicht in dem betreffenden Mitgliedstaat oder in einem anderen Mitgliedstaat hat. Diese Forderung liegt seit 1998 auf dem Tisch.
({8})
Die Bundesregierung war nicht in der Lage, innerhalb von
vier Jahren einen vernünftigen Gesetzgebungsvorschlag
zu unterbreiten.
Im Zusammenhang mit den Sicherheitspaketen wurde
die Bundesregierung noch einmal aufgefordert, einen
entsprechenden Gesetzgebungsvorschlag zu unterbreiten.
Aber es dauerte sechs Monate, bis endlich dieser Gesetzentwurf auf den Tisch kam, den wir schon verabschiedet
haben, der vom Bundesrat abgelehnt wurde und nun wieder dem Bundestag vorliegt. Erst nach sechs Monaten,
in dieser Legislaturperiode geradezu auf den letzten
Drücker, kam das und wir wissen auch, warum. Die Grünen haben geblockt. Die Grünen haben die gesamten
vier Jahre hindurch geblockt. Herr Ströbele, Sie sind
ein Alt-68er und Ihnen passt diese Richtung nicht.
({9})
Sie wollen den Terrorismus nicht mit letzter Konsequenz
bekämpfen. Anders ist es überhaupt nicht zu verstehen,
weshalb Sie nicht schon früher einen entsprechenden Gesetzentwurf vorgelegt haben.
Der Grund dafür, dass Sie ganz zum Schluss eine Einigung gefunden haben, war der terroristische Anschlag auf
Djerba.
({10})
Bei diesem Anschlag, an dem wohl Terroristen, die in
Deutschland wohnten, beteiligt waren, haben sehr viele
deutsche Touristen ihren Tod gefunden.
Erst der terroristische Anschlag von Djerba also hat die
Grünen gezwungen, endlich zu springen. Erst dann wurde
der Gesetzentwurf vorgelegt.
({11})
Nach langem Ringen und nach vielen Kämpfen innerhalb
der Koalition
({12})
wurde eine Formulierung gefunden, mit der nun offenbar
auch die Grünen zufrieden sind. Genau diese Formulierung greifen wir an. Wir sind mit dieser Formulierung
nicht zufrieden; denn sie geht uns nicht weit genug. Deswegen lehnen wir dieses Gesetz ab.
Ich will Ihnen dartun, warum wir meinen, dass Sie mit
diesem Gesetz einen Rückschritt und keinen Fortschritt
im Kampf gegen den Terrorismus machen. Da Sie wohl
noch in der Mentalität der 70er-Jahre verhaftet sind - anders kann ich es mir nicht vorstellen -, wollen Sie ein
wichtiges Tatbestandsmerkmal nicht nur aus
§ 129 b StGB, sondern auch aus § 129 a und aus
§ 129 StGB herausnehmen, nämlich das Werben für eine
kriminelle oder terroristische Vereinigung. Ich wiederhole: Dieses Tatbestandsmerkmal wollen Sie streichen.
({13})
- Lesen Sie Ihren eigenen Gesetzentwurf durch! Ich
hoffe, dass Sie noch lesen können, Herr Ströbele. Wenn
Sie es noch könnten, dann würden Sie diesen Zwischenruf
eigentlich nicht machen.
({14})
Sie haben dieses wichtige Tatbestandsmerkmal einfach
gestrichen. Warum haben Sie es gestrichen? - Weil Sie
noch in Ihren Erfahrungen aus den 70er-Jahren verhaftet
sind. Diese Richtung passt Ihnen nicht. Die SPD hat 1976
mit uns zusammen - wir waren damals in der Opposition - ein Antiterrorgesetz in das Gesetzgebungsverfahren
eingebracht, dem wir zugestimmt haben. Dieses Gesetz
aus dem Jahre 1976 enthielt - es ging um dieselbe Formulierung wie heute - das strafrechtliche Verbot des Werbens für terroristische Ziele. Wir waren damit einverstanden. Nach 26 Jahren sind Sie auf einmal der Auffassung,
das sei nicht mehr richtig, und wollen dieses Verbot aus
dem Gesetz streichen. Diese Streichung soll nicht nur
§ 129 b StGB, sondern auch § 129 a StGB betreffen.
({15})
- Lesen Sie Ihren Gesetzentwurf durch! Ich weiß gar
nicht, was Sie im Kopf haben. - Genau diese Streichung
ist das Problem.
({16})
Sie wollen zwar das Anwerben von Mitgliedern für
Terrororganisationen nach wie vor unter Strafe stellen;
aber darum geht es bei dem Begriff „werben“ doch gar
nicht. Die Rechtsprechung hat genaue Kriterien entwickelt, nach denen die Strafbarkeit einer Werbung für
Ziele des Terrorismus festgestellt werden kann. Sie wollen, dass in Zukunft Handlungen, die den Terrorismus unterstützen, geduldet werden, was ein gesellschaftliches
Klima zur Folge hat, in dem der Terrorismus nicht in dem
notwendigen Maße bekämpft wird.
({17})
Das Entstehen eines solchen Klimas ist unsere Befürchtung.
1976 wurde das Tatbestandsmerkmal Werbung in den
Gesetzentwurf aufgenommen, weil man entdeckt hat,
dass die Terroristen, die nach ihrem Selbstverständnis der
Menschheit das Heil bringen wollen, natürlich nicht nur
um Mitglieder - das wollen Sie nach wie vor unter Strafe
stellen -, sondern auch um Sympathie und Anhänger werben. Jede Sympathiewerbung, jede Anhängerwerbung bestärkt die Terroristen in ihrem Ziel, der Menschheit
- wenn es notwendig ist, auch mit Bomben - das Heil zu
bringen.
1976 sahen die Sozialdemokraten das noch genauso
und haben mit uns dafür gesorgt, dass dieses Tatbestandsmerkmal in das Gesetz aufgenommen wird. Nun wollen
sie es streichen, weil die Grünen es wollen. Sie selbst, die
Sozialdemokraten, können es gar nicht wollen; denn Sie
sind doch unserer Meinung. Sonst hätten Sie 1976 nicht
so gehandelt.
Sie ziehen sich auf die Behauptung zurück, die Rechtsprechung komme mit der bisherigen Regelung nicht zurecht. Das ist völlig falsch. Die Rechtsprechung kommt
damit längst zurecht. Sie hat längst Kriterien entwickelt,
nach denen ganz klar ist, wann eine Werbung strafrechtliche Relevanz hat und wann nicht.
({18})
Flüchten Sie sich nicht in solche Allgemeinplätze juristischer Fabuliererei. Die Koalition aus Sozialdemokraten
und Grünen hat dieses Gesetz nur deshalb geändert, weil
die Grünen darauf bestanden haben, dieses Verbot zu
streichen.
({19})
- Ach, Herr Hartenbach, wenn Sie dazwischenbrüllen,
dann versteht man nichts mehr.
Sie haben mitgemacht und nun machen Sie uns Vorwürfe. Wir sind der Auffassung, dass gerade dieses Tatbestandsmerkmal für einen erfolgreichen Kampf gegen
den Terrorismus von ausschlaggebender Bedeutung ist.
({20})
Dieser Meinung waren auch Sie; sonst hätten Sie das Gesetz 1976 mit uns zusammen gar nicht vorgelegt. Sie sind
nun auf einmal der Auffassung, dass man diese Streichung
vornehmen sollte. Wir machen da nicht mit. Wir sind der
Meinung, wir müssen mit aller Macht gegen den Terrorismus vorgehen. Wer sich da auf juristische Fabulierereien oder grüne Weltverbesserer verlässt,
({21})
der tut unserem Land nicht den Dienst, den eine Regierungskoalition leisten muss.
Doch die Koalition ist mit ihrem Latein am Ende,
({22})
die Gemeinsamkeiten dieser Koalition sind verbraucht.
Deswegen müssen Sie am 22. September im Interesse unseres Volkes abgewählt werden.
({23})
Ich gebe
jetzt das Wort dem Kollegen Matthias Berninger. Er
spricht für die Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen.
({0})
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Als Vertreter
der 68er-Generation
({0})
und als jemand, der der Mentalität der 70er-Jahre verhaftet ist, möchte ich mich jetzt zu diesem Thema äußern.
Herr Kollege Geis, Sie haben hier nun wortreich begründet, warum die Union blockiert, dabei haben Sie aber
nur zu einem Thema geredet. In Wahrheit haben Sie noch
nicht einmal zu dem Thema geredet, weil Sie von der übrigen Blockadepolitik Ihres bayerischen Ministerpräsidenten, dem der Landtag bekanntermaßen wichtiger ist als
der Bundestag, ablenken wollen.
Ich will Ihnen hier sehr deutlich sagen: Wir alle miteinander - der 11. September ist nun wirklich ein Einschnitt
für alle Beteiligten gewesen - sind uns einig, dass wir den
Terrorismus wirkungsvoll bekämpfen müssen.
({1})
Deswegen wollen wir gerade mit der Änderung des § 129
des Strafgesetzbuches, über die Sie sich eben minutenlang
aufgeregt haben, erreichen, dass insbesondere gegen das
Werben um Mitglieder terroristischer Vereinigungen mit
aller Härte vorgegangen werden kann.
({2})
Meine Damen und Herren, es ist schon gesagt worden,
dass es eine Verschärfung des Kampfes gegen den Terrorismus unmöglich macht, wenn man das heute ablehnt.
Überlegen Sie es sich deswegen noch einmal. Ich weiß
ja - die Mitglieder meiner Fraktion, die öfter mit Ihnen zu
tun haben, haben es mir auch gesagt -, welche Neigungen
Sie bezüglich Rechtsstaatsliberalismus haben und dass
Sie an der Stelle wirklich eine sehr harte Linie vertreten.
Trotzdem appelliere ich an Sie, die Verbesserungen, die
wir mit dieser Änderung erreichen wollen, heute hier zu
beschließen, damit sie in Kraft treten können. Ich denke,
ich spreche da auch im Namen des Rechtsausschussvorsitzenden, der sich zu Recht darüber empört hat, welche
Intentionen Sie uns bezüglich des Gesetzgebungsverfahrens zur Änderung des § 129 unterstellt haben. - Das ist
der erste Punkt.
({3})
Meine Damen und Herren, außerdem geht es heute um
einen Meilenstein im Verbraucherschutz. Wir haben ja in
den letzten Wochen schon mitbekommen, welchen Stellenwert Verbraucherschutz in der Union hat.
({4})
Ich durfte mir die Rede eines Ministerpräsidenten bei einer schwarzen Messe, genannt kleiner Bauerntag, am vergangenen Dienstag in Nürnberg anhören.
({5})
Was war Gegenstand dieser schwarzen Messe? - Es
wurde über die alte Landwirtschaftspolitik geredet und
der neu eingeführte Verbraucherschutz kam nicht vor. Wie
man auf diesem Gebiet handelt, steht heute, aber auch insgesamt zur Wahl.
({6})
Herr Kollege Berninger, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Carstensen?
({0})
Selbstverständlich.
Herr
Berninger, können Sie mir denn sagen, wo Sie bei dem
Bauerntag gesessen haben? Ich habe Sie nicht gesehen
und habe auch während der Rede des zukünftigen Bundeskanzlers Stoiber etwas anderes gehört. Wo waren Sie
denn?
({0})
Ich beantworte die Frage sehr gern. Es gibt ja interessante
Medien; eines davon ist das Internet. Im Internet ist die
Rede des bayerischen Ministerpräsidenten nachlesbar. Er
hat seine Aussagen sogar schriftlich hinterlassen, was die
Sache eher noch schlimmer macht. Alles, was er da gesagt
hat, war: Er will zu einem Landwirtschaftsministerium alter Prägung zurück; er will kein Verbraucherschutzministerium klassischer Prägung mehr.
({0})
Genau darauf habe ich eben hingewiesen, Herr Ausschussvorsitzender. Lieber Herr Carstensen, ich bin auch ganz
froh, dass ich bei dieser verkappten Wahlkampfveranstaltung nicht anwesend sein musste; denn ich hatte Besseres
zu tun.
({1})
Meine Damen und Herren, der Bundesrat hat das
Verbraucherinformationsgesetz blockiert. Das Verbraucherinformationsgesetz hätte den Menschen das Recht
gegeben, über das, was mit den Lebensmitteln so passiert,
die notwendigen Informationen zu bekommen.
({2})
Weil es blockiert wurde, befinden wir uns in der absurden
Situation, dass Verbraucher heute über den Klärschlamm
mehr Informationen erhalten können als über ihre eigenen
Nahrungsmittel. Diese absurde Situation wird vermutlich
noch ein wenig andauern, aber ich kann Ihnen sagen:
Schon 2004 werden wir aufgrund europäischer Normen
gezwungen sein, ein solches Verbraucherinformationsgesetz
zu beschließen. Wenn der Wahlkampf vorbei ist, wird es
dieses Verbraucherinformationsgesetz auch geben.
({3})
Der Bundesrat will verhindern - wir versuchen, ihn davon abzubringen -, dass klare Regelungen zur Beseitigung des Missbrauchs der 0190-Telefonnummern - es
soll auch CSU-Landtagsabgeordnete gegeben haben, die
mit diesen Nummern Schwierigkeiten hatten - getroffen
werden, indem er blockiert.
({4})
Dieser Missbrauch soll wirkungsvoll bekämpft werden.
Die Menschen werden massenhaft durch Kriminelle um
ihr Geld betrogen, die in dem Bereich versuchen, die
schnelle Mark bzw. den schnellen Euro zu machen. Vonseiten der Union wird dieses Vorhaben blockiert, obwohl
die Bundesregierung einen sehr guten Vorschlag unterbreitet hat. Der Bundeswirtschaftsminister hat entsprechende Vorlagen auf den Tisch gelegt. Sie wollen dieses
Vorhaben den Sommer über auf die lange Bank schieben.
Auch das macht deutlich, dass der Verbraucherschutz
durch Ihre Blockadepolitik unter die Räder kommen soll.
Die gute Nachricht für den Verbraucherschutz ist aber,
dass Ihnen das bei einem anderen Thema nicht gelingen
wird: Wir werden heute die Neuordnung der Bundesbehörden, die im Verbraucherschutzbereich tätig sind, beschließen. Damit werden wir moderne Behördenstrukturen schaffen, die den Antworten der Europäischen Union
auf die Frage des Verbraucherschutzes passgenau entsprechen. Wir werden nämlich eine Trennung zwischen
der Genehmigung auf der einen Seite und der wissenschaftlichen Bewertung von Risiken auf der anderen Seite
vornehmen. Diese Gewaltenteilung ist dringend notwendig, weil wir nur so sicherstellen können, dass die
neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse schnell in eine
moderne Verbraucherpolitik einfließen und dass sich die
Interessen der Lobbyisten nicht weiterhin gegenüber den
Interessen der Verbraucher durchsetzen.
({5})
Ich halte das für eine sehr wichtige Regelung. Die Unabhängigkeit der Risikobewertung von der Politik ist
nicht zwingend etwas Angenehmes. Wir können vonseiten dieser unabhängigen Stelle auch einmal unangenehme
Botschaften erhalten. Sie kann uns darauf hinweisen, auf
welchen Gebieten wir falsch liegen. Diese Unabhängigkeit wird von Ihnen bekämpft. Das zeigt, dass Sie auf die
Risikobewertung weiterhin politisch Einfluss nehmen
wollen. Bereits die BSE-Krise hat gezeigt, dass das der
falsche Weg ist. Ich danke in diesem Zusammenhang Frau
von Wedel für ihre Ratschläge, die wir gern umsetzen.
Ein weiterer Punkt, den wir umsetzen wollen, ist in
meinen Augen der wichtigste: Wir wollen, dass bei Lebensmittelkrisen die Kompetenzen, auch hinsichtlich der
Koordination, stärker auf der Bundesebene angesiedelt
werden. Das ist bitter notwendig. Ein Kind, das in Flensburg frühstückt, hat Anspruch auf den gleichen Verbraucherschutz und auf die gleichen sicheren Lebensmittel
wie ein Kind, das beispielsweise in Garmisch-Partenkirchen frühstückt.
Diese Bundeseinheitlichkeit wird von Ihnen massiv
bekämpft. Alle Lebensmittelkrisen haben gezeigt, wie
nötig eine stärkere Kompetenz auf Bundesebene ist. Wir
glauben, dass wir auf diesem Gebiet sehr gut vorankommen. Der Bund könnte zwar noch mehr Kompetenzen erhalten; wir machen aber einen ersten Schritt in die richtige Richtung. Schon der Nitrofenskandal hat gezeigt, wie
wichtig diese neuen Strukturen sind. Die nächsten Lebensmittelkrisen lassen sich dadurch leichter bekämpfen.
Das Wichtigste ist, dass sich viele Lebensmittelkrisen
durch diese neue moderne Struktur, die Sie hier und heute
blockieren wollen, sogar vermeiden lassen. Deshalb ist es
gut, dass Ihre Blockadeversuche erfolglos bleiben werden.
Ich danke im Vorhinein für die Unterstützung.
({6})
Für die
FDP-Fraktion spricht der Kollege Ernst Burgbacher.
Herr Präsident! Meine
sehr verehrten Damen und Herren! Wir haben heute vier
Einsprüche des Bundesrates zu behandeln. Die FDP wird
der Zurückweisung des Einspruchs beim § 129 b des
Strafgesetzbuches zustimmen. Es handelt sich um eine
zugegebenermaßen schwierige Abwägung zwischen der
Bekämpfung des Terrorismus und der - vermeintlich
schlechteren - Bekämpfung der Kriminalität bei Propagandadelikten. Für die FDP-Bundestagsfraktion hat die internationale Terrorismusbekämpfung in jedem Fall Vorrang.
Knapp zwei Monate bevor sich die Anschläge vom 11. September erstmalig jähren, haben wir ein Zeichen zu setzen.
({0})
Herr Kollege Berninger, wir werden die Zurückweisung des Einspruchs beim Verbraucherschutz nicht mittragen, sondern ablehnen. Sie reden im Zusammenhang
mit dem Verbraucherschutz von einem Meilenstein.
({1})
Ein Meilenstein ist zum einen gut sichtbar und weist zum
anderen in die richtige Richtung. Beides ist hier leider
nicht der Fall. Sie sollten nicht von einem Meilenstein,
sondern von einem Stolperstein reden.
({2})
Denn allen Bekundungen zum Trotz wird mit dem vorliegenden Gesetz nicht mehr Verbraucherschutz geschaffen. Im Ergebnis führt die Reorganisation des gesundheitlichen Verbraucherschutzes zu mehr Behörden, mehr
Beamten, mehr Verwaltung, also zu mehr Bürokratie und
damit zu höheren Kosten für den Verbraucher. Auch der
aktuelle Nitrofen-Skandal hat gezeigt, dass die zuständige
Verbraucherministerin ihr Haus nicht in Ordnung hat.
({3})
Herr Trittin, deshalb müssen nicht die Behörden neu organisiert werden; nein, das Ministerium braucht einen
neuen Kopf. Genau das ist das Problem.
({4})
Es geht in dieser Debatte auch um zwei bildungspolitische Gesetzentwürfe. Ich möchte ganz kurz etwas zum
Gesetz zur Änderung des Berufsbildungsgesetzes und des
Arbeitsgerichtsgesetzes sagen. Diese Änderung ist
schlichtweg unnötig, weil sie zu einer weiteren und überflüssigen Regulierung sowie zu weiteren Kosten führt.
Um dies zu verdeutlichen, mag ein Satz aus der Begründung genügen:
Kosten durch das Gesetz können im Haushalt der
Bundesanstalt für Arbeit entstehen, die der Höhe
nach nicht abschließend quantifizierbar sind.
Ein solches Gesetz zu beschließen ist unseriös. Das werden wir nicht mitmachen.
({5})
Lassen Sie mich schließlich etwas ausführlicher auf
das Sechste Gesetz zur Änderung des Hochschulrahmengesetzes eingehen. Das Schlagwort von der Autonomie
höre ich von allen Seiten. Wenn wir aber in das Gesetz
schauen, können wir feststellen, dass es offenbar über Autonomie und Freiheit unterschiedliche Vorstellungen gibt.
Beim Lesen dieses Gesetzes kann man den Freiheits- und
Autonomiebegriff erkennen, der sich durch die Politik
von Rot-Grün zieht: Wir geben euch die Freiheit, aber wir
sagen euch ganz genau, wie sie auszusehen hat. Wir
schreiben euch ganz genau vor, was ihr zu tun habt und
was ihr nicht tun dürft. - Die Beachtung dieser Punkte bedeutet für Rot-Grün Freiheit.
Wir Liberale haben einen anderen Freiheitsbegriff. Um
den geht es uns hier.
({6})
Wir wollen wirkliche Autonomie für die Hochschulen.
Wir wollen nicht die Zwangsfestlegung der verfassten
Studentenschaft, sondern wir wollen es der Autonomie
der Hochschule überlassen, wie Gremien eingerichtet und
gestaltet werden. Deshalb machen wir da nicht mit.
Wir wollen kein grundsätzliches Gebührenverbot
durch den Bund.
({7})
Schauen Sie sich an, was in den Ländern passiert. Beispielsweise gibt es in Baden-Württemberg die Studiengebühr für Langzeitstudenten. Die entsprechenden Einnahmen verbleiben bei der Hochschule. Aber Ihr Herr
Clement will eine Gebühr in Höhe von 50 Euro pro Semester und pro Student einführen, wohlgemerkt: nicht zur
Finanzierung der Hochschule, sondern zur Finanzierung
des Landeshaushaltes. Da werden wir nicht mitmachen.
({8})
Um es noch einmal klar zu sagen: Wir wollen nicht,
dass der Bund vorschreibt, wie die Autonomie auszusehen
hat. Sie gehört in den Zuständigkeitsbereich der Länder.
Wir wollen die ZVS auflösen und wir wollen, dass die
Hochschulen ihre Studenten selbst auswählen können.
Wir wollen den Wettbewerb der Hochschulen. Dazu
braucht es eine wirkliche Autonomie und nicht eine, bei
der Rot-Grün vorschreibt, was zu geschehen hat.
({9})
Diese Haltung zeigt sich auch sehr deutlich - damit
komme ich zu meinem letzten Punkt - bei der Einführung
von Bachelor- und Masterstudiengängen. Wir haben diese
Studiengänge unterstützt. Aber warum wollen Sie das zu
dem jetzigen Zeitpunkt machen, wo noch nicht klar ist,
wie hoch die Akzeptanz ist? Warum wollen Sie entsprechende Vorschriften jetzt erlassen, da sich doch die Hochschulen in einem Strukturwandel befinden? Lassen wir
den Hochschulen Luft! Folgen Sie unseren Vorschlägen
für mehr Autonomie und mehr Freiheit und lehnen Sie
dieses Gesetz ab! Stimmen Sie also dem Einspruch zu!
Herzlichen Dank.
({10})
Für die
PDS-Fraktion spricht der Kollege Rolf Kutzmutz.
Herr Präsident! Meine Damen
und Herren! Die PDS ist aus mir immer schwerer nachvollziehbaren Gründen nicht am Vermittlungsausschuss
beteiligt. Wir können uns daher nicht zum Zustandekommen, wohl aber zu den Ergebnissen selbst äußern, die der
Vermittlungsausschuss erreicht hat. Ich will das in aller
gebotenen Kürze tun.
Erstens zur Lebensmittelsicherheit: Die Bundesregierung hat Schritte zur Verbesserung der Organisationsstrukturen des gesundheitlichen Verbraucherschutzes eingeleitet. Das Bundesinstitut für Risikobewertung und das
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit befinden sich auf der Grundlage eines Errichtungserlasses im Aufbau. Die zügige Umsetzung begrüßen wir ausdrücklich. Mit der Bestätigung des
Gesetzes muss es nun schnellstens Klarheit über die
Struktur der Bundesforschungsanstalten im Verantwortungsbereich des zuständigen Bundesministeriums geben.
({0})
Um die Arbeitsfähigkeit der Institutionen zu sichern und
den Bürgern ein hohes Maß an gesundheitlichem Verbraucherschutz zu gewährleisten, ist die Zurückweisung
des Einspruches notwendig.
({1})
Zweitens. Die PDS-Fraktion hat sich im Bundestag bei
der Verabschiedung der Sechsten Novelle zum Hochschulrahmengesetz der Stimme enthalten. Wir sind mit
diesem Gesetz nicht zufrieden. Das Gesetz ist kein Gesetz, das die Einführung von Studiengebühren verhindert,
sondern ein Gesetz, das vorhandene Gebühren, zum Beispiel die in Baden-Württemberg, nachträglich legitimiert
und die Einführung neuer Gebühren, beispielsweise in
NRW, absichert. Gebühren während der Regelstudienzeit
werden nicht verbindlich ausgeschlossen und damit wird
letztlich die soziale Öffnung der Hochschule infrage gestellt.
Die Neufassung der Vorschriften zur verfassten
Studierendenschaft begrüßen wir. Gleiches gilt für Nachbesserungen der Fünften Novelle zum Hochschulrahmengesetz. Dies betrifft den Bereich des Hochschuldienstrechtes. Der von uns geforderte rechtsstaatliche
Vertrauensschutz für wissenschaftliche Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter wird damit zumindest nachträglich gewährleistet.
Weil bei einer Umsetzung des Einspruchs des Bundesrates ein schlechteres Gesetz herauskäme, stimmen wir
auch hier für die Zurückweisung des Einspruchs.
({2})
Drittens. Das tun wir auch im Falle des Berufsbildungsgesetzes. Wir könnten uns manche Regelung weitergehend und durchgreifender vorstellen. Aber es geht
letztlich auch darum, aufzuzeigen, wo im Falle der Sicherung von Mitspracherechten die Trennlinie zwischen denjenigen verläuft, die für, und denjenigen, die gegen das
Mitspracherecht von circa 130 000 Jugendlichen in außerbetrieblichen Ausbildungseinrichtungen sind. Auch hier
stimmen wir der Zurückweisung zu.
({3})
Viertens. Sehr geehrter Herr Kollege Schmidt, richtig
schwer gefallen ist uns allerdings die Entscheidung bei
der Fassung des § 129 b StGB. Wir haben im Bundestag
gegen diese Fassung gestimmt. Dieser neue Paragraph
soll die Verfolgung von Menschen erlauben, die sich zwar
keiner einzigen Straftat schuldig oder verdächtig gemacht
haben, die aber eine von anderen Staaten als kriminell
oder terroristisch definierte Vereinigung unterstützen.
Unsere Kritik bleibt. Die Sicherheit in Deutschland wird
damit um kein Jota verbessert.
Wir stimmen dem Antrag der Koalitionsfraktionen auf
Zurückweisung des Einspruches des Bundesrates dennoch zu, weil wir gegen die vom Bundesrat geforderte
weitere Verschärfung des § 129 b StGB sind. Wenn es
dazu noch einer Begründung bedurft hätte, dann hätte sie
uns Herr Geis in aller Ausführlichkeit geliefert.
Danke schön.
({4})
Zu einer
Kurzintervention gebe ich dem Kollegen Ströbele das
Wort. - Der Kollege Ströbele verzichtet auf seine Kurzintervention.
({0})
Ich gebe dem Kollegen Hartenbach das Wort.
Herr Präsident! Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen! Lieber Herr Kollege
Geis, ich beginne wieder einmal mit einem Bibelzitat:
({0})
Was suchst du den Splitter im Auge deines Bruders
und siehst den Balken in dem deinen nicht.
Genauso ist es bei dem, was Sie heute vorgetragen haben.
({1})
- Herr Repnik, das wissen Sie doch gar nicht.
Zunächst sollte in § 129 b StGB stehen: „Wer für terroristische Vereinigungen wirbt oder sie unterstützt ...“
Wir wussten, dass damit wirkliche Freiheitskämpfer, zum
Beispiel Nelson Mandela, bzw. all diejenigen, die solche
Menschen unterstützen, in die Gefahr gerieten, in
Deutschland verhaftet zu werden. Deshalb haben wir in
einem zähen und sehr demokratischen Ringen mit dem
Koalitionspartner, auch mit Herrn Ströbele - das muss
man hier betonen -, eine Formulierung gefunden, die all
dem Rechnung trägt, indem sie die wirklichen Terroristen
von denjenigen unterscheidet, die für Recht und Freiheit
in unterdrückten Ländern kämpfen. Diese Formulierung
lautet - hören Sie gut zu! -: „Wer um Mitglieder oder Unterstützer von terroristischen Vereinigungen wirbt ...“ Der
ursprüngliche Gedanke ist also nach wie vor vorhanden.
Ihre Äußerung, Herr Kollege Geis, zeigt, dass Sie von
Anfang an unwillig waren, dieses Gesetz mitzutragen,
kein Interesse an einer gemeinsamen Lösung hatten und
nur darauf aus waren, parteipolitischen Klamauk zu machen. Genau das haben Sie heute getan.
Ich frage mich wirklich, wie ernst man Sie als Opposition überhaupt nehmen kann. Üben Sie erst noch! Bleiben
Sie noch vier oder acht Jahre in der Opposition! Danach
können Sie wiederkommen.
({2})
Herr Präsident, ich hätte sechs Minuten reden dürfen.
Man sollte die Zeit aber nicht überstrapazieren. Hierzu
sechs Minuten zu reden ist sowieso zu viel. Ich empfehle
dem Kollegen Geis, sich das nächste Mal genau zu informieren, bevor er so etwas sagt.
Danke schön.
({3})
Ich schließe
die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über vier Anträge der
Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen
auf Zurückweisung von Einsprüchen des Bundesrates. Es
ist jeweils namentliche Abstimmung beantragt.
Nach Art. 77 Abs. 4 des Grundgesetzes ist für die
Zurückweisung eines Einspruchs des Bundesrates die
Mehrheit der Stimmen der Mitglieder des Deutschen Bundestages erforderlich; das sind mindestens 334 Stimmen.
Wer also den Einspruch zurückweisen möchte, muss mit
Ja stimmen.
Sie benötigen außer Ihren Stimmkarten Ihre Stimmausweise in den Farben Grün, Rosa, Rot und Blau. - Mir
fällt auf, dass die Farbe Schwarz fehlt; aber das wird
schon seinen Grund haben. ({0})
Ich werde die Farbe des zu verwendenden Stimmaus-
weises bei der jeweiligen Abstimmung bekannt geben.
Die Stimmausweise können Sie Ihrem Stimmkartenfach
entnehmen. Die Schriftführerinnen und Schriftführer
werden darauf achten, dass die Stimmabgabe ordnungs-
gemäß erfolgt.
Wir kommen zur ersten namentlichen Abstimmung.
Dafür benötigen Sie ihren Stimmausweis in der Farbe
Grün. Es geht um die Abstimmung über den Antrag der
Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen auf
Zurückweisung des Einspruchs des Bundesrates gegen
das Gesetz zur Neuorganisation des gesundheitlichen
Verbraucherschutzes und der Lebensmittelsicherheit auf
der Drucksache 14/9653. Ich bitte die Schriftführerinnen
und Schriftführer, ihre Plätze einzunehmen. Sind alle
Plätze an den Urnen besetzt? - Das ist der Fall. Ich eröffne
die Abstimmung. Ist noch ein Mitglied des Hauses anwe-
send, das seine Stimme nicht abgegeben hat? - Haben alle
Kolleginnen und Kollegen die Stimme abgegeben? - Ich
schließe die Abstimmung und bitte, mit der Auszählung
zu beginnen. Das Ergebnis wird später bekannt gegeben.1)
Wir kommen zur zweiten namentlichen Abstimmung.
Sie benötigen jetzt den Stimmausweis in der Farbe Rosa.
Es geht um die Abstimmung über den Antrag der Fraktio-
nen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen auf Zurück-
weisung des Einspruches des Bundesrates gegen das
Sechste Gesetz zur Änderung des Hochschulrahmenge-
setzes, Drucksache 14/9654.
1) Seite 25086 C
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 633;
davon
ja: 372
nein: 260
enthalten: 1
Ja
SPD
Brigitte Adler
Gerd Andres
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Hermann Bachmaier
Ernst Bahr
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Eckhardt Barthel ({1})
Klaus Barthel ({2})
Ingrid Becker-Inglau
Wolfgang Behrendt
Dr. Axel Berg
Hans-Werner Bertl
Friedhelm Julius Beucher
Petra Bierwirth
Rudolf Bindig
Lothar Binding ({3})
Kurt Bodewig
Anni Brandt-Elsweier
Willi Brase
Rainer Brinkmann ({4})
Bernhard Brinkmann
({5})
Hans-Günter Bruckmann
Edelgard Bulmahn
Ulla Burchardt
Dr. Michael Bürsch
Hans Martin Bury
Hans Büttner ({6})
Marion Caspers-Merk
Wolf-Michael Catenhusen
Dr. Peter Danckert
Dr. Herta Däubler-Gmelin
Christel Deichmann
Karl Diller
Peter Dreßen
Detlef Dzembritzki
Dieter Dzewas
Sebastian Edathy
Ludwig Eich
Marga Elser
Peter Enders
Gernot Erler
Petra Ernstberger
Annette Faße
Lothar Fischer ({7})
Iris Follak
Norbert Formanski
Rainer Fornahl
Hans Forster
Dagmar Freitag
Lilo Friedrich ({8})
Harald Friese
Anke Fuchs ({9})
Arne Fuhrmann
Monika Ganseforth
Konrad Gilges
Iris Gleicke
Günter Gloser
Uwe Göllner
Renate Gradistanac
Günter Graf ({10})
Angelika Graf ({11})
Dieter Grasedieck
Monika Griefahn
Kerstin Griese
Achim Großmann
Wolfgang Grotthaus
Karl-Hermann Haack
({12})
Hans-Joachim Hacker
Klaus Hagemann
Manfred Hampel
Anke Hartnagel
Klaus Hasenfratz
Nina Hauer
Hubertus Heil
Reinhold Hemker
Frank Hempel
Rolf Hempelmann
Gustav Herzog
Monika Heubaum
Reinhold Hiller ({13})
Stephan Hilsberg
Gerd Höfer
Jelena Hoffmann ({14})
Walter Hoffmann
({15})
Iris Hoffmann ({16})
Frank Hofmann ({17})
Ingrid Holzhüter
Eike Hovermann
Christel Humme
Lothar Ibrügger
Barbara Imhof
Brunhilde Irber
Gabriele Iwersen
Renate Jäger
Jann-Peter Janssen
Ilse Janz
Dr. Uwe Jens
Volker Jung ({18})
Johannes Kahrs
Ulrich Kasparick
Sabine Kaspereit
Ich eröffne die Abstimmung.
Haben alle Kolleginnen und Kollegen ihre Stimme ab-
gegeben? - Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend,
das seine Stimme nicht abgegeben hat? - Das ist nicht der
Fall. Ich schließe die Abstimmung und bitte, mit der Aus-
zählung zu beginnen.1)
Wir kommen zur dritten namentlichen Abstimmung.
Jetzt benötigen Sie Ihren Stimmausweis in der Farbe Rot.
Abstimmung über den Antrag der Fraktionen von SPD und
Bündnis 90/Die Grünen auf Zurückweisung des Einspru-
ches des Bundesrates gegen das Gesetz zur Änderung des
Berufsbildungsgesetzes und des Arbeitsgerichtsgesetzes.
Ich eröffne die Abstimmung.
Haben alle Kolleginnen und Kollegen ihre Stimmen
abgegeben? - Ich schließe die Abstimmung und bitte, mit
der Auszählung zu beginnen.2)
Wir kommen nun zur vierten namentlichen Abstim-
mung. Dazu liegt eine Erklärung der Abgeordneten Ulla
Jelpke vor, die zu Protokoll genommen wird.3) Sie benöti-
gen jetzt Ihren Stimmausweis in der Farbe Blau. Wir
stimmen über den Antrag der Fraktionen von SPD und
Bündnis 90/Die Grünen auf Zurückweisung des Einspru-
ches des Bundesrates gegen das ... Strafrechtsänderungs-
gesetz - §129 b StGB auf Drucksache 14/9656 ab.
Ich eröffne die Abstimmung.
Da alle Fraktionen beantragt haben, die Sitzung nach
dieser vierten namentlichen Abstimmung für Fraktions-
sitzungen zu unterbrechen, bitte ich die Kolleginnen und
Kollegen, die ihre Stimme bereits abgegeben haben, sich
jetzt in die Fraktionssäle zu begeben. Nachdem ich den
Abstimmungsvorgang geschlossen habe, werde ich die
Sitzung unterbrechen. Der Wiederbeginn der Sitzung
wird rechtzeitig angekündigt werden.
Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimme noch nicht abgegeben hat? - Das ist offensicht-
lich nicht der Fall. Dann schließe ich die Abstimmung. Ich
bitte, mit der Auszählung zu beginnen. Die Ergebnisse
werden Ihnen später bekannt gegeben.4)
Nun unterbreche ich - wie angekündigt - die Sitzung.
({19})
Die unterbrochene
Sitzung ist wieder eröffnet.
Ich komme auf Tagesordnungspunkt 5 zurück und gebe
das von den Schriftführerinnen und Schriftführern ermit-
telte Ergebnis der namentlichen Abstimmung über den
Antrag der Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/
Die Grünen auf Zurückweisung des Einspruches des Bun-
desrates gegen das Gesetz zur Neuorganisation des ge-
sundheitlichen Verbraucherschutzes und der Lebensmittel-
sicherheit auf Drucksache 14/9653 bekannt. Abgegebene
Stimmen 633. Mit Ja haben gestimmt 372, mit Nein ha-
ben gestimmt 260, Enthaltungen 1. Der Antrag ist damit
angenommen.
Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters
1) Seite 25089 A
2) Seite 25091 B
3) Anlage 2 4) Seite 25094 B
Vizepräsidentin Anke Fuchs
Susanne Kastner
Ulrich Kelber
Hans-Peter Kemper
Klaus Kirschner
Marianne Klappert
Siegrun Klemmer
Hans-Ulrich Klose
Walter Kolbow
Fritz Rudolf Körper
Karin Kortmann
Anette Kramme
Nicolette Kressl
Volker Kröning
Angelika Krüger-Leißner
Horst Kubatschka
Helga Kühn-Mengel
Ute Kumpf
Konrad Kunick
Dr. Uwe Küster
Werner Labsch
Christine Lambrecht
Brigitte Lange
Christian Lange ({0})
Detlev von Larcher
Christine Lehder
Waltraud Lehn
Klaus Lennartz
Dr. Elke Leonhard
Eckhart Lewering
Götz-Peter Lohmann
({1})
Gabriele Lösekrug-Möller
Erika Lotz
Dr. Christine Lucyga
Dieter Maaß ({2})
Winfried Mante
Dirk Manzewski
Tobias Marhold
Lothar Mark
Ulrike Mascher
Christoph Matschie
Heide Mattischeck
Markus Meckel
Ulrike Mehl
Ulrike Merten
Angelika Mertens
Dr. Jürgen Meyer ({3})
Ursula Mogg
Christoph Moosbauer
Siegmar Mosdorf
Michael Müller ({4})
Jutta Müller ({5})
Christian Müller ({6})
Franz Müntefering
Andrea Nahles
Volker Neumann ({7})
Gerhard Neumann ({8})
Dr. Edith Niehuis
Dr. Rolf Niese
Dietmar Nietan
Günter Oesinghaus
Eckhard Ohl
Leyla Onur
Manfred Opel
Holger Ortel
Adolf Ostertag
Kurt Palis
Albrecht Papenroth
Dr. Martin Pfaff
Georg Pfannenstein
Johannes Pflug
Dr. Eckhart Pick
Joachim Poß
Karin Rehbock-Zureich
Dr. Carola Reimann
Margot von Renesse
Renate Rennebach
Bernd Reuter
Dr. Edelbert Richter
Christel RiemannHanewinckel
Reinhold Robbe
Gudrun Roos
René Röspel
Michael Roth ({9})
Birgit Roth ({10})
Gerhard Rübenkönig
Marlene Rupprecht
Thomas Sauer
Dr. Hansjörg Schäfer
Gudrun Schaich-Walch
Rudolf Scharping
Bernd Scheelen
Dr. Hermann Scheer
Siegfried Scheffler
Horst Schild
Otto Schily
Dieter Schloten
Horst Schmidbauer
({11})
Ulla Schmidt ({12})
Silvia Schmidt ({13})
Dagmar Schmidt ({14})
Wilhelm Schmidt ({15})
Dr. Frank Schmidt
({16})
Regina Schmidt-Zadel
Heinz Schmitt ({17})
Carsten Schneider
Dr. Emil Schnell
Walter Schöler
Karsten Schönfeld
Fritz Schösser
Ottmar Schreiner
Gerhard Schröder
Gisela Schröter
Dr. Mathias Schubert
Richard Schuhmann
({18})
Brigitte Schulte ({19})
Reinhard Schultz
({20})
Volkmar Schultz ({21})
Ewald Schurer
Dr. Angelica Schwall-Düren
Rolf Schwanitz
Bodo Seidenthal
Erika Simm
Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk
Dr. Cornelie SonntagWolgast
Wieland Sorge
Wolfgang Spanier
Dr. Margrit Spielmann
Jörg-Otto Spiller
Dr. Ditmar Staffelt
Antje-Marie Steen
Ludwig Stiegler
Rolf Stöckel
Rita Streb-Hesse
Reinhold Strobl ({22})
Joachim Stünker
Joachim Tappe
Jella Teuchner
Dr. Gerald Thalheim
Franz Thönnes
Uta Titze-Stecher
Adelheid Tröscher
Hans-Eberhard Urbaniak
Rüdiger Veit
Simone Violka
Ute Vogt ({23})
Hans Georg Wagner
Hedi Wegener
Dr. Konstanze Wegner
Wolfgang Weiermann
Reinhard Weis ({24})
Matthias Weisheit
Gunter Weißgerber
Gert Weisskirchen
({25})
Dr. Ernst Ulrich
von Weizsäcker
Jochen Welt
Hildegard Wester
Lydia Westrich
Inge Wettig-Danielmeier
Dr. Margrit Wetzel
Jürgen Wieczorek ({26})
Helmut Wieczorek
({27})
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Dieter Wiefelspütz
Heino Wiese ({28})
Klaus Wiesehügel
Brigitte Wimmer ({29})
Engelbert Wistuba
Barbara Wittig
Dr. Wolfgang Wodarg
Verena Wohlleben
Hanna Wolf ({30})
Waltraud Wolff
({31})
Heidemarie Wright
Uta Zapf
Dr. Christoph Zöpel
Peter Zumkley
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Gila Altmann ({32})
Marieluise Beck ({33})
Volker Beck ({34})
Angelika Beer
Grietje Bettin
Annelie Buntenbach
Ekin Deligöz
Amke Dietert-Scheuer
Dr. Thea Dückert
Dr. Uschi Eid
Hans-Josef Fell
Andrea Fischer ({35})
Joseph Fischer ({36})
Katrin Göring-Eckardt
Rita Grießhaber
Gerald Häfner
Winfried Hermann
Antje Hermenau
Ulrike Höfken
Monika Knoche
Dr. Angelika Köster-Loßack
Steffi Lemke
Dr. Helmut Lippelt
Oswald Metzger
Kerstin Müller ({37})
Winfried Nachtwei
Christa Nickels
Cem Özdemir
Simone Probst
Christine Scheel
Irmingard Schewe-Gerigk
Rezzo Schlauch
Albert Schmidt ({38})
Werner Schulz ({39})
Christian Simmert
Christian Sterzing
Jürgen Trittin
Dr. Ludger Volmer
Sylvia Voß
Helmut Wilhelm ({40})
Margareta Wolf ({41})
PDS
Monika Balt
Wolfgang Bierstedt
Maritta Böttcher
Eva Bulling-Schröter
Heidemarie Ehlert
Dr. Heinrich Fink
Dr. Ruth Fuchs
Wolfgang Gehrcke
Dr. Klaus Grehn
Uwe Hiksch
Dr. Barbara Höll
Ulla Jelpke
Gerhard Jüttemann
Rolf Kutzmutz
Heidi Lippmann
Ursula Lötzer
Dr. Christa Luft
Heidemarie Lüth
Angela Marquardt
Manfred Müller ({42})
Kersten Naumann
Rosel Neuhäuser
Christine Ostrowski
Dr. Uwe-Jens Rössel
Christina Schenk
Gustav-Adolf Schur
Dr. Ilja Seifert
Dr. Winfried Wolf
Vizepräsidentin Anke Fuchs
Fraktionslos
Christa Lörcher
Nein
CDU/CSU
Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Altmaier
Dietrich Austermann
Norbert Barthle
Dr. Wolf Bauer
Günter Baumann
Brigitte Baumeister
Meinrad Belle
Dr. Sabine Bergmann-Pohl
Otto Bernhardt
Hans-Dirk Bierling
Dr. Joseph-Theodor Blank
Renate Blank
Dr. Heribert Blens
Peter Bleser
Dr. Norbert Blüm
Antje Blumenthal
Friedrich Bohl
Dr. Maria Böhmer
Sylvia Bonitz
Jochen Borchert
Wolfgang Börnsen
({43})
Wolfgang Bosbach
Dr. Wolfgang Bötsch
Klaus Brähmig
Dr. Ralf Brauksiepe
Paul Breuer
Monika Brudlewsky
Georg Brunnhuber
Klaus Bühler ({44})
Hartmut Büttner
({45})
Dankward Buwitt
Cajus Caesar
Manfred Carstens ({46})
({47})
Wolfgang Dehnel
Hubert Deittert
Albert Deß
Renate Diemers
Dr. Hansjürgen Doss
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Rainer Eppelmann
Anke Eymer ({48})
Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust
Albrecht Feibel
Ulf Fink
Ingrid Fischbach
Dirk Fischer ({49})
Axel E. Fischer
({50})
Klaus Francke
Herbert Frankenhauser
({51})
({52})
Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Jürgen Gehb
Dr. Heiner Geißler
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Kurt-Dieter Grill
Hermann Gröhe
Manfred Grund
Horst Günther ({53})
Carl-Detlev Freiherr
von Hammerstein
Gottfried Haschke
({54})
Gerda Hasselfeldt
Hansgeorg Hauser
({55})
Klaus-Jürgen Hedrich
Helmut Heiderich
Ursula Heinen
Manfred Heise
Siegfried Helias
Detlef Helling
Hans Jochen Henke
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Klaus Hofbauer
Martin Hohmann
Josef Hollerith
Dr. Karl-Heinz Hornhues
Siegfried Hornung
Hubert Hüppe
Georg Janovsky
Dr.-Ing. Rainer Jork
Dr. Harald Kahl
Bartholomäus Kalb
Steffen Kampeter
Irmgard Karwatzki
Volker Kauder
Eckart von Klaeden
Ulrich Klinkert
Norbert Königshofen
Eva-Maria Kors
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Rudolf Kraus
Dr. Hermann Kues
Werner Kuhn
Karl Lamers
Dr. Karl A. Lamers
({56})
Helmut Lamp
Dr. Paul Laufs
Karl-Josef Laumann
Werner Lensing
Peter Letzgus
Ursula Lietz
Walter Link ({57})
Eduard Lintner
Dr. Klaus W. Lippold
({58})
Dr. Manfred Lischewski
Wolfgang Lohmann
({59})
Julius Louven
Dr. Michael Luther
Erich Maaß ({60})
Erwin Marschewski
({61})
Dr. Martin Mayer
({62})
Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Hans Michelbach
Meinolf Michels
Dr. Gerd Müller
Bernward Müller ({63})
Elmar Müller ({64})
Claudia Nolte
Franz Obermeier
Friedhelm Ost
Eduard Oswald
Norbert Otto ({65})
Dr. Peter Paziorek
Anton Pfeifer
Dr. Friedbert Pflüger
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Ruprecht Polenz
Marlies Pretzlaff
Thomas Rachel
Hans Raidel
Dr. Peter Ramsauer
Helmut Rauber
Christa Reichard ({66})
Erika Reinhardt
Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Franz Romer
Hannelore Rönsch
({67})
Heinrich-Wilhelm Ronsöhr
Dr. Klaus Rose
Kurt J. Rossmanith
Adolf Roth ({68})
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Volker Rühe
Anita Schäfer
Heinz Schemken
Karl-Heinz Scherhag
Norbert Schindler
Bernd Schmidbauer
Christian Schmidt ({69})
Dr.-Ing. Joachim Schmidt
({70})
Andreas Schmidt ({71})
Hans Peter Schmitz
({72})
Michael von Schmude
Dr. Rupert Scholz
Reinhard Freiherr
von Schorlemer
Dr. Erika Schuchardt
Wolfgang Schulhoff
Gerhard Schulz
Dr. Christian SchwarzSchilling
Wilhelm Josef Sebastian
Marion Seib
Heinz Seiffert
Bernd Siebert
Werner Siemann
Johannes Singhammer
Bärbel Sothmann
Margarete Späte
Wolfgang Steiger
Erika Steinbach
Dr. Wolfgang Freiherr
von Stetten
Andreas Storm
Max Straubinger
Matthäus Strebl
Thomas Strobl ({73})
Michael Stübgen
Dr. Rita Süssmuth
Dr. Susanne Tiemann
Dr. Hans-Peter Uhl
Angelika Volquartz
Dr. Theodor Waigel
Peter Weiß ({74})
Annette Widmann-Mauz
Heinz Wiese ({75})
Hans-Otto Wilhelm ({76})
Klaus-Peter Willsch
Bernd Wilz
Willy Wimmer ({77})
Matthias Wissmann
Werner Wittlich
Aribert Wolf
Elke Wülfing
Peter Kurt Würzbach
Benno Zierer
Wolfgang Zöller
FDP
Ina Albowitz
Hildebrecht Braun
({78})
Jörg van Essen
Gisela Frick
Paul K. Friedhoff
Horst Friedrich ({79})
Rainer Funke
Dr. Wolfgang Gerhardt
Hans-Michael Goldmann
Joachim Günther ({80})
Dr. Karlheinz Guttmacher
Klaus Haupt
Dr. Helmut Haussmann
Ulrich Heinrich
Walter Hirche
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Dr. Klaus Kinkel
Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Vizepräsidentin Anke Fuchs
Jürgen Koppelin
Ina Lenke
Sabine LeutheusserSchnarrenberger
Günther Friedrich Nolting
({81})
Detlef Parr
Dr. Edzard Schmidt-Jortzig
Dr. Irmgard Schwaetzer
Marita Sehn
Gudrun Serowiecki
Dr. Max Stadler
Dr. Dieter Thomae
Enthalten
CDU/CSU
Dr. Gerhard Scheu
({82})
Ich gebe weiterhin das von den Schriftführerinnen und
Schriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen
Abstimmung über den Antrag der Fraktionen der SPD
und des Bündnisses 90/Die Grünen auf Zurückweisung
des Einspruches des Bundesrates gegen das Sechste Gesetz zur Änderung des Hochschulrahmengesetzes auf
Drucksache 14/9654 bekannt. Abgegebene Stimmen 631.
Mit Ja haben gestimmt 370, mit Nein haben gestimmt
261. Herr Kollege Dreßen, auch für diesen Antrag ist die
notwendige Kanzlermehrheit vorhanden.
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 631;
davon
ja: 370
nein: 261
Ja
SPD
Brigitte Adler
Gerd Andres
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Hermann Bachmaier
Ernst Bahr
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Eckhardt Barthel ({83})
Klaus Barthel ({84})
Ingrid Becker-Inglau
Wolfgang Behrendt
Dr. Axel Berg
Hans-Werner Bertl
Friedhelm Julius Beucher
Petra Bierwirth
Rudolf Bindig
Lothar Binding ({85})
Kurt Bodewig
Anni Brandt-Elsweier
Willi Brase
Rainer Brinkmann ({86})
Bernhard Brinkmann
({87})
Hans-Günter Bruckmann
Edelgard Bulmahn
Ulla Burchardt
Dr. Michael Bürsch
Hans Martin Bury
Hans Büttner ({88})
Marion Caspers-Merk
Wolf-Michael Catenhusen
Dr. Peter Danckert
Dr. Herta Däubler-Gmelin
Christel Deichmann
Karl Diller
Peter Dreßen
Detlef Dzembritzki
Dieter Dzewas
Sebastian Edathy
Ludwig Eich
Marga Elser
Peter Enders
Gernot Erler
Petra Ernstberger
Annette Faße
Lothar Fischer ({89})
Iris Follak
Norbert Formanski
Rainer Fornahl
Hans Forster
Dagmar Freitag
Lilo Friedrich ({90})
Harald Friese
Anke Fuchs ({91})
Arne Fuhrmann
Monika Ganseforth
Konrad Gilges
Iris Gleicke
Günter Gloser
Uwe Göllner
Renate Gradistanac
Günter Graf ({92})
Angelika Graf ({93})
Dieter Grasedieck
Monika Griefahn
Kerstin Griese
Achim Großmann
Wolfgang Grotthaus
Karl-Hermann Haack
({94})
Hans-Joachim Hacker
Klaus Hagemann
Manfred Hampel
Anke Hartnagel
Klaus Hasenfratz
Nina Hauer
Hubertus Heil
Reinhold Hemker
Frank Hempel
Rolf Hempelmann
Gustav Herzog
Monika Heubaum
Reinhold Hiller ({95})
Stephan Hilsberg
Gerd Höfer
Jelena Hoffmann ({96})
Walter Hoffmann
({97})
Iris Hoffmann ({98})
Frank Hofmann ({99})
Ingrid Holzhüter
Eike Hovermann
Christel Humme
Lothar Ibrügger
Barbara Imhof
Brunhilde Irber
Gabriele Iwersen
Renate Jäger
Jann-Peter Janssen
Ilse Janz
Dr. Uwe Jens
Volker Jung ({100})
Johannes Kahrs
Ulrich Kasparick
Sabine Kaspereit
Susanne Kastner
Ulrich Kelber
Hans-Peter Kemper
Klaus Kirschner
Marianne Klappert
Siegrun Klemmer
Hans-Ulrich Klose
Walter Kolbow
Fritz Rudolf Körper
Karin Kortmann
Anette Kramme
Nicolette Kressl
Volker Kröning
Angelika Krüger-Leißner
Horst Kubatschka
Helga Kühn-Mengel
Ute Kumpf
Konrad Kunick
Dr. Uwe Küster
Christine Lambrecht
Brigitte Lange
Christian Lange ({101})
Detlev von Larcher
Christine Lehder
Waltraud Lehn
Klaus Lennartz
Dr. Elke Leonhard
Eckhart Lewering
Götz-Peter Lohmann
({102})
Gabriele Lösekrug-Möller
Erika Lotz
Dr. Christine Lucyga
Dieter Maaß ({103})
Winfried Mante
Dirk Manzewski
Tobias Marhold
Lothar Mark
Ulrike Mascher
Christoph Matschie
Heide Mattischeck
Markus Meckel
Ulrike Mehl
Ulrike Merten
Angelika Mertens
Dr. Jürgen Meyer ({104})
Ursula Mogg
Christoph Moosbauer
Siegmar Mosdorf
Michael Müller ({105})
Jutta Müller ({106})
Christian Müller ({107})
Franz Müntefering
Andrea Nahles
Volker Neumann ({108})
Gerhard Neumann ({109})
Dr. Edith Niehuis
Dr. Rolf Niese
Dietmar Nietan
Günter Oesinghaus
Eckhard Ohl
Leyla Onur
Manfred Opel
Holger Ortel
Adolf Ostertag
Kurt Palis
Albrecht Papenroth
Dr. Martin Pfaff
Georg Pfannenstein
Johannes Pflug
Dr. Eckhart Pick
Joachim Poß
Karin Rehbock-Zureich
Dr. Carola Reimann
Margot von Renesse
Renate Rennebach
Bernd Reuter
Dr. Edelbert Richter
Christel RiemannHanewinckel
Reinhold Robbe
Vizepräsidentin Anke Fuchs
Gudrun Roos
René Röspel
Michael Roth ({110})
Birgit Roth ({111})
Gerhard Rübenkönig
Marlene Rupprecht
Thomas Sauer
Dr. Hansjörg Schäfer
Gudrun Schaich-Walch
Rudolf Scharping
Bernd Scheelen
Dr. Hermann Scheer
Siegfried Scheffler
Horst Schild
Otto Schily
Dieter Schloten
Horst Schmidbauer
({112})
Ulla Schmidt ({113})
Silvia Schmidt ({114})
Dagmar Schmidt ({115})
Wilhelm Schmidt ({116})
Dr. Frank Schmidt
({117})
Regina Schmidt-Zadel
Heinz Schmitt ({118})
Carsten Schneider
Dr. Emil Schnell
Walter Schöler
Karsten Schönfeld
Fritz Schösser
Ottmar Schreiner
Gerhard Schröder
Gisela Schröter
Dr. Mathias Schubert
Richard Schuhmann
({119})
Brigitte Schulte ({120})
Reinhard Schultz
({121})
Volkmar Schultz ({122})
Ewald Schurer
Dr. Angelica Schwall-Düren
Rolf Schwanitz
Bodo Seidenthal
Erika Simm
Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk
Dr. Cornelie SonntagWolgast
Wieland Sorge
Wolfgang Spanier
Dr. Margrit Spielmann
Jörg-Otto Spiller
Dr. Ditmar Staffelt
Antje-Marie Steen
Ludwig Stiegler
Rolf Stöckel
Rita Streb-Hesse
Reinhold Strobl ({123})
Joachim Stünker
Joachim Tappe
Jella Teuchner
Dr. Gerald Thalheim
Franz Thönnes
Uta Titze-Stecher
Adelheid Tröscher
Hans-Eberhard Urbaniak
Rüdiger Veit
Simone Violka
Ute Vogt ({124})
Hans Georg Wagner
Hedi Wegener
Dr. Konstanze Wegner
Wolfgang Weiermann
Reinhard Weis ({125})
Matthias Weisheit
Gunter Weißgerber
Gert Weisskirchen
({126})
Dr. Ernst Ulrich von
Weizsäcker
Jochen Welt
Hildegard Wester
Lydia Westrich
Inge Wettig-Danielmeier
Dr. Margrit Wetzel
Jürgen Wieczorek ({127})
Helmut Wieczorek
({128})
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Dieter Wiefelspütz
Heino Wiese ({129})
Klaus Wiesehügel
Brigitte Wimmer ({130})
Engelbert Wistuba
Barbara Wittig
Dr. Wolfgang Wodarg
Verena Wohlleben
Hanna Wolf ({131})
Waltraud Wolff
({132})
Heidemarie Wright
Uta Zapf
Dr. Christoph Zöpel
Peter Zumkley
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Gila Altmann ({133})
Marieluise Beck ({134})
Volker Beck ({135})
Angelika Beer
Grietje Bettin
Annelie Buntenbach
Ekin Deligöz
Amke Dietert-Scheuer
Dr. Thea Dückert
Dr. Uschi Eid
Hans-Josef Fell
Andrea Fischer ({136})
Joseph Fischer ({137})
Katrin Göring-Eckardt
Rita Grießhaber
Gerald Häfner
Winfried Hermann
Antje Hermenau
Ulrike Höfken
Monika Knoche
Dr. Angelika Köster-Loßack
Steffi Lemke
Dr. Helmut Lippelt
Oswald Metzger
Kerstin Müller ({138})
Winfried Nachtwei
Christa Nickels
Cem Özdemir
Simone Probst
Christine Scheel
Irmingard Schewe-Gerigk
Rezzo Schlauch
Albert Schmidt ({139})
Werner Schulz ({140})
Christian Simmert
Christian Sterzing
Jürgen Trittin
Dr. Ludger Volmer
Sylvia Voß
Helmut Wilhelm ({141})
Margareta Wolf ({142})
PDS
Monika Balt
Wolfgang Bierstedt
Maritta Böttcher
Eva Bulling-Schröter
Heidemarie Ehlert
Dr. Heinrich Fink
Dr. Ruth Fuchs
Wolfgang Gehrcke
Dr. Klaus Grehn
Uwe Hiksch
Dr. Barbara Höll
Ulla Jelpke
Gerhard Jüttemann
Rolf Kutzmutz
Heidi Lippmann
Ursula Lötzer
Dr. Christa Luft
Heidemarie Lüth
Angela Marquardt
Manfred Müller ({143})
Kersten Naumann
Rosel Neuhäuser
Christine Ostrowski
Dr. Uwe-Jens Rössel
Gustav-Adolf Schur
Dr. Ilja Seifert
Dr. Winfried Wolf
Fraktionslos
Christa Lörcher
Nein
CDU/CSU
Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Altmaier
Dietrich Austermann
Norbert Barthle
Dr. Wolf Bauer
Günter Baumann
Brigitte Baumeister
Meinrad Belle
Dr. Sabine Bergmann-Pohl
Otto Bernhardt
Hans-Dirk Bierling
Dr. Joseph-Theodor Blank
Renate Blank
Dr. Heribert Blens
Peter Bleser
Dr. Norbert Blüm
Antje Blumenthal
Friedrich Bohl
Dr. Maria Böhmer
Sylvia Bonitz
Jochen Borchert
Wolfgang Börnsen
({144})
Wolfgang Bosbach
Dr. Wolfgang Bötsch
Klaus Brähmig
Dr. Ralf Brauksiepe
Paul Breuer
Monika Brudlewsky
Georg Brunnhuber
Klaus Bühler ({145})
Hartmut Büttner
({146})
Dankward Buwitt
Cajus Caesar
Manfred Carstens ({147})
({148})
Wolfgang Dehnel
Hubert Deittert
Albert Deß
Renate Diemers
Dr. Hansjürgen Doss
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Rainer Eppelmann
Anke Eymer ({149})
Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust
Albrecht Feibel
Ulf Fink
Ingrid Fischbach
Dirk Fischer ({150})
Axel E. Fischer ({151})
Klaus Francke
Herbert Frankenhauser
({152})
({153})
Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Heiner Geißler
Dr. Reinhard Göhner
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Vizepräsidentin Anke Fuchs
Kurt-Dieter Grill
Hermann Gröhe
Manfred Grund
Horst Günther ({154})
Carl-Detlev Freiherr von
Hammerstein
Gottfried Haschke ({155})
Gerda Hasselfeldt
Hansgeorg Hauser
({156})
Klaus-Jürgen Hedrich
Helmut Heiderich
Ursula Heinen
Manfred Heise
Siegfried Helias
Detlef Helling
Hans Jochen Henke
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Klaus Hofbauer
Martin Hohmann
Josef Hollerith
Dr. Karl-Heinz Hornhues
Siegfried Hornung
Hubert Hüppe
Georg Janovsky
Dr.-Ing. Rainer Jork
Dr. Harald Kahl
Bartholomäus Kalb
Steffen Kampeter
Irmgard Karwatzki
Volker Kauder
Eckart von Klaeden
Ulrich Klinkert
Norbert Königshofen
Eva-Maria Kors
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Rudolf Kraus
Dr. Hermann Kues
Werner Kuhn
Karl Lamers
Dr. Karl A. Lamers
({157})
Helmut Lamp
Dr. Paul Laufs
Karl-Josef Laumann
Werner Lensing
Peter Letzgus
Ursula Lietz
Walter Link ({158})
Eduard Lintner
Dr. Klaus W. Lippold
({159})
Dr. Manfred Lischewski
Wolfgang Lohmann
({160})
Julius Louven
Dr. Michael Luther
Erich Maaß ({161})
Erwin Marschewski
({162})
Dr. Martin Mayer
({163})
Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Hans Michelbach
Meinolf Michels
Dr. Gerd Müller
Bernward Müller ({164})
Elmar Müller ({165})
Claudia Nolte
Franz Obermeier
Friedhelm Ost
Eduard Oswald
Norbert Otto ({166})
Dr. Peter Paziorek
Anton Pfeifer
Dr. Friedbert Pflüger
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Ruprecht Polenz
Marlies Pretzlaff
Thomas Rachel
Hans Raidel
Dr. Peter Ramsauer
Helmut Rauber
Christa Reichard ({167})
Erika Reinhardt
Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Franz Romer
Hannelore Rönsch
({168})
Heinrich-Wilhelm Ronsöhr
Dr. Klaus Rose
Kurt J. Rossmanith
Adolf Roth ({169})
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Volker Rühe
Anita Schäfer
Heinz Schemken
Karl-Heinz Scherhag
Dr. Gerhard Scheu
Norbert Schindler
Bernd Schmidbauer
Christian Schmidt ({170})
Dr.-Ing. Joachim Schmidt
({171})
Andreas Schmidt ({172})
Hans Peter Schmitz
({173})
Michael von Schmude
Dr. Rupert Scholz
Reinhard Freiherr von
Schorlemer
Dr. Erika Schuchardt
Wolfgang Schulhoff
Gerhard Schulz
Dr. Christian SchwarzSchilling
Wilhelm Josef Sebastian
Marion Seib
Heinz Seiffert
Bernd Siebert
Werner Siemann
Johannes Singhammer
Bärbel Sothmann
Margarete Späte
Wolfgang Steiger
Erika Steinbach
Dr. Wolfgang Freiherr von
Stetten
Andreas Storm
Max Straubinger
Matthäus Strebl
Thomas Strobl ({174})
Michael Stübgen
Dr. Rita Süssmuth
Dr. Susanne Tiemann
Dr. Hans-Peter Uhl
Angelika Volquartz
Dr. Theodor Waigel
Peter Weiß ({175})
Annette Widmann-Mauz
Heinz Wiese ({176})
Hans-Otto Wilhelm ({177})
Klaus-Peter Willsch
Bernd Wilz
Willy Wimmer ({178})
Matthias Wissmann
Werner Wittlich
Aribert Wolf
Elke Wülfing
Peter Kurt Würzbach
Benno Zierer
Wolfgang Zöller
FDP
Ina Albowitz
Hildebrecht Braun
({179})
Jörg van Essen
Gisela Frick
Paul K. Friedhoff
Horst Friedrich ({180})
Rainer Funke
Dr. Wolfgang Gerhardt
Hans-Michael Goldmann
Joachim Günther ({181})
Dr. Karlheinz Guttmacher
Klaus Haupt
Dr. Helmut Haussmann
Ulrich Heinrich
Walter Hirche
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Dr. Klaus Kinkel
Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Jürgen Koppelin
Ina Lenke
Sabine LeutheusserSchnarrenberger
Günther Friedrich Nolting
({182})
Detlef Parr
Dr. Edzard Schmidt-Jortzig
Dr. Irmgard Schwaetzer
Marita Sehn
Gudrun Serowiecki
Dr. Max Stadler
Dr. Dieter Thomae
({183})
Ich gebe nun das von den Schriftführerinnen und Schriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstimmung über den Antrag der Fraktionen der SPD und des
Bündnisses 90/Die Grünen auf Zurückweisung des Einspruches des Bundesrates gegen das Gesetz zur Änderung
des Berufsbildungsgesetzes und des Arbeitsgerichtsgesetzes auf Drucksache 14/9655 bekannt. Abgegebene Stimmen
634. Mit Ja haben gestimmt 371, mit Nein haben gestimmt
263. Auch für diesen Antrag ist die Zustimmung der Mehrheit der Mitglieder des Deutschen Bundestages vorhanden.
Vizepräsidentin Anke Fuchs
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 634;
davon
ja: 372
nein: 262
Ja
SPD
Brigitte Adler
Gerd Andres
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Hermann Bachmaier
Ernst Bahr
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Eckhardt Barthel ({184})
Klaus Barthel ({185})
Ingrid Becker-Inglau
Wolfgang Behrendt
Dr. Axel Berg
Hans-Werner Bertl
Friedhelm Julius Beucher
Petra Bierwirth
Rudolf Bindig
Lothar Binding ({186})
Kurt Bodewig
Anni Brandt-Elsweier
Willi Brase
Rainer Brinkmann ({187})
Bernhard Brinkmann
({188})
Hans-Günter Bruckmann
Edelgard Bulmahn
Ulla Burchardt
Dr. Michael Bürsch
Hans Martin Bury
Hans Büttner ({189})
Marion Caspers-Merk
Wolf-Michael Catenhusen
Dr. Peter Danckert
Dr. Herta Däubler-Gmelin
Christel Deichmann
Karl Diller
Peter Dreßen
Detlef Dzembritzki
Dieter Dzewas
Sebastian Edathy
Ludwig Eich
Marga Elser
Peter Enders
Gernot Erler
Petra Ernstberger
Annette Faße
Lothar Fischer ({190})
Iris Follak
Norbert Formanski
Rainer Fornahl
Hans Forster
Dagmar Freitag
Lilo Friedrich ({191})
Harald Friese
Anke Fuchs ({192})
Arne Fuhrmann
Monika Ganseforth
Konrad Gilges
Iris Gleicke
Günter Gloser
Uwe Göllner
Renate Gradistanac
Günter Graf ({193})
Angelika Graf ({194})
Dieter Grasedieck
Monika Griefahn
Kerstin Griese
Achim Großmann
Wolfgang Grotthaus
Karl-Hermann Haack
({195})
Hans-Joachim Hacker
Klaus Hagemann
Manfred Hampel
Anke Hartnagel
Klaus Hasenfratz
Nina Hauer
Hubertus Heil
Reinhold Hemker
Frank Hempel
Rolf Hempelmann
Gustav Herzog
Monika Heubaum
Reinhold Hiller ({196})
Stephan Hilsberg
Gerd Höfer
Jelena Hoffmann ({197})
Walter Hoffmann
({198})
Iris Hoffmann ({199})
Frank Hofmann ({200})
Ingrid Holzhüter
Eike Hovermann
Christel Humme
Lothar Ibrügger
Barbara Imhof
Brunhilde Irber
Gabriele Iwersen
Renate Jäger
Jann-Peter Janssen
Ilse Janz
Dr. Uwe Jens
Volker Jung ({201})
Johannes Kahrs
Ulrich Kasparick
Sabine Kaspereit
Susanne Kastner
Ulrich Kelber
Hans-Peter Kemper
Klaus Kirschner
Marianne Klappert
Siegrun Klemmer
Hans-Ulrich Klose
Walter Kolbow
Fritz Rudolf Körper
Karin Kortmann
Anette Kramme
Nicolette Kressl
Volker Kröning
Angelika Krüger-Leißner
Horst Kubatschka
Helga Kühn-Mengel
Ute Kumpf
Konrad Kunick
Dr. Uwe Küster
Werner Labsch
Christine Lambrecht
Brigitte Lange
Christian Lange ({202})
Detlev von Larcher
Christine Lehder
Waltraud Lehn
Klaus Lennartz
Dr. Elke Leonhard
Eckhart Lewering
Götz-Peter Lohmann
({203})
Gabriele Lösekrug-Möller
Erika Lotz
Dr. Christine Lucyga
Dieter Maaß ({204})
Winfried Mante
Dirk Manzewski
Tobias Marhold
Lothar Mark
Ulrike Mascher
Christoph Matschie
Heide Mattischeck
Markus Meckel
Ulrike Mehl
Ulrike Merten
Angelika Mertens
Dr. Jürgen Meyer ({205})
Ursula Mogg
Christoph Moosbauer
Siegmar Mosdorf
Michael Müller ({206})
Jutta Müller ({207})
Christian Müller ({208})
Franz Müntefering
Andrea Nahles
Volker Neumann ({209})
Gerhard Neumann ({210})
Dr. Edith Niehuis
Dr. Rolf Niese
Dietmar Nietan
Günter Oesinghaus
Eckhard Ohl
Leyla Onur
Manfred Opel
Holger Ortel
Adolf Ostertag
Kurt Palis
Albrecht Papenroth
Dr. Martin Pfaff
Georg Pfannenstein
Johannes Pflug
Dr. Eckhart Pick
Joachim Poß
Karin Rehbock-Zureich
Dr. Carola Reimann
Margot von Renesse
Renate Rennebach
Bernd Reuter
Dr. Edelbert Richter
Christel RiemannHanewinckel
Reinhold Robbe
Gudrun Roos
René Röspel
Michael Roth ({211})
Birgit Roth ({212})
Gerhard Rübenkönig
Marlene Rupprecht
Thomas Sauer
Dr. Hansjörg Schäfer
Gudrun Schaich-Walch
Rudolf Scharping
Bernd Scheelen
Dr. Hermann Scheer
Siegfried Scheffler
Horst Schild
Otto Schily
Dieter Schloten
Horst Schmidbauer
({213})
Ulla Schmidt ({214})
Silvia Schmidt ({215})
Dagmar Schmidt ({216})
Wilhelm Schmidt ({217})
Dr. Frank Schmidt
({218})
Regina Schmidt-Zadel
Heinz Schmitt ({219})
Carsten Schneider
Dr. Emil Schnell
Walter Schöler
Karsten Schönfeld
Fritz Schösser
Ottmar Schreiner
Gerhard Schröder
Gisela Schröter
Dr. Mathias Schubert
Richard Schuhmann
({220})
Brigitte Schulte ({221})
Reinhard Schultz
({222})
Volkmar Schultz ({223})
Ewald Schurer
Dr. Angelica Schwall-Düren
Rolf Schwanitz
Bodo Seidenthal
Erika Simm
Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk
Dr. Cornelie SonntagWolgast
Wieland Sorge
Wolfgang Spanier
Dr. Margrit Spielmann
Jörg-Otto Spiller
Dr. Ditmar Staffelt
Antje-Marie Steen
Ludwig Stiegler
Rolf Stöckel
Rita Streb-Hesse
Reinhold Strobl ({224})
Joachim Stünker
Joachim Tappe
Jella Teuchner
Dr. Gerald Thalheim
Franz Thönnes
Uta Titze-Stecher
Adelheid Tröscher
Hans-Eberhard Urbaniak
Vizepräsidentin Anke Fuchs
Rüdiger Veit
Simone Violka
Ute Vogt ({225})
Hans Georg Wagner
Hedi Wegener
Dr. Konstanze Wegner
Wolfgang Weiermann
Reinhard Weis ({226})
Matthias Weisheit
Gunter Weißgerber
Gert Weisskirchen
({227})
Dr. Ernst Ulrich von
Weizsäcker
Jochen Welt
Hildegard Wester
Lydia Westrich
Inge Wettig-Danielmeier
Dr. Margrit Wetzel
Jürgen Wieczorek ({228})
Helmut Wieczorek
({229})
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Dieter Wiefelspütz
Heino Wiese ({230})
Klaus Wiesehügel
Brigitte Wimmer ({231})
Engelbert Wistuba
Barbara Wittig
Dr. Wolfgang Wodarg
Verena Wohlleben
Hanna Wolf ({232})
Waltraud Wolff
({233})
Heidemarie Wright
Uta Zapf
Dr. Christoph Zöpel
Peter Zumkley
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Gila Altmann ({234})
Marieluise Beck ({235})
Volker Beck ({236})
Angelika Beer
Grietje Bettin
Annelie Buntenbach
Ekin Deligöz
Amke Dietert-Scheuer
Dr. Thea Dückert
Dr. Uschi Eid
Hans-Josef Fell
Andrea Fischer ({237})
Joseph Fischer ({238})
Katrin Göring-Eckardt
Rita Grießhaber
Gerald Häfner
Winfried Hermann
Antje Hermenau
Ulrike Höfken
Monika Knoche
Dr. Angelika Köster-Loßack
Steffi Lemke
Dr. Helmut Lippelt
Oswald Metzger
Kerstin Müller ({239})
Winfried Nachtwei
Christa Nickels
Cem Özdemir
Simone Probst
Christine Scheel
Irmingard Schewe-Gerigk
Rezzo Schlauch
Albert Schmidt ({240})
Werner Schulz ({241})
Christian Simmert
Christian Sterzing
Jürgen Trittin
Dr. Ludger Volmer
Sylvia Voß
Helmut Wilhelm ({242})
Margareta Wolf ({243})
PDS
Monika Balt
Wolfgang Bierstedt
Maritta Böttcher
Eva Bulling-Schröter
Heidemarie Ehlert
Dr. Heinrich Fink
Dr. Ruth Fuchs
Wolfgang Gehrcke
Dr. Klaus Grehn
Uwe Hiksch
Dr. Barbara Höll
Ulla Jelpke
Gerhard Jüttemann
Rolf Kutzmutz
Heidi Lippmann
Ursula Lötzer
Dr. Christa Luft
Heidemarie Lüth
Angela Marquardt
Manfred Müller ({244})
Kersten Naumann
Rosel Neuhäuser
Christine Ostrowski
Dr. Uwe-Jens Rössel
Christina Schenk
Gustav-Adolf Schur
Dr. Ilja Seifert
Dr. Winfried Wolf
Fraktionslos
Christa Lörcher
Nein
CDU/CSU
Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Altmaier
Dietrich Austermann
Norbert Barthle
Dr. Wolf Bauer
Günter Baumann
Brigitte Baumeister
Meinrad Belle
Dr. Sabine Bergmann-Pohl
Otto Bernhardt
Hans-Dirk Bierling
Dr. Joseph-Theodor Blank
Renate Blank
Dr. Heribert Blens
Peter Bleser
Dr. Norbert Blüm
Antje Blumenthal
Friedrich Bohl
Dr. Maria Böhmer
Sylvia Bonitz
Jochen Borchert
Wolfgang Börnsen
({245})
Wolfgang Bosbach
Dr. Wolfgang Bötsch
Klaus Brähmig
Dr. Ralf Brauksiepe
Paul Breuer
Monika Brudlewsky
Georg Brunnhuber
Klaus Bühler ({246})
Hartmut Büttner
({247})
Dankward Buwitt
Cajus Caesar
Manfred Carstens ({248})
({249})
Wolfgang Dehnel
Hubert Deittert
Albert Deß
Renate Diemers
Dr. Hansjürgen Doss
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Rainer Eppelmann
Anke Eymer ({250})
Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust
Albrecht Feibel
Ulf Fink
Ingrid Fischbach
Dirk Fischer ({251})
Axel E. Fischer
({252})
Klaus Francke
Herbert Frankenhauser
({253})
({254})
Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Jürgen Gehb
Dr. Heiner Geißler
Dr. Reinhard Göhner
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Kurt-Dieter Grill
Hermann Gröhe
Manfred Grund
Horst Günther ({255})
Carl-Detlev Freiherr von
Hammerstein
Gottfried Haschke
({256})
Gerda Hasselfeldt
Hansgeorg Hauser
({257})
Klaus-Jürgen Hedrich
Helmut Heiderich
Ursula Heinen
Manfred Heise
Siegfried Helias
Detlef Helling
Hans Jochen Henke
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Klaus Hofbauer
Martin Hohmann
Josef Hollerith
Dr. Karl-Heinz Hornhues
Siegfried Hornung
Hubert Hüppe
Georg Janovsky
Dr.-Ing. Rainer Jork
Dr. Harald Kahl
Bartholomäus Kalb
Steffen Kampeter
Irmgard Karwatzki
Volker Kauder
Eckart von Klaeden
Ulrich Klinkert
Norbert Königshofen
Eva-Maria Kors
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Rudolf Kraus
Dr. Hermann Kues
Werner Kuhn
Karl Lamers
Dr. Karl A. Lamers
({258})
Helmut Lamp
Dr. Paul Laufs
Karl-Josef Laumann
Werner Lensing
Peter Letzgus
Ursula Lietz
Walter Link ({259})
Eduard Lintner
Dr. Klaus W. Lippold
({260})
Dr. Manfred Lischewski
Wolfgang Lohmann
({261})
Julius Louven
Dr. Michael Luther
Erich Maaß ({262})
Erwin Marschewski
({263})
Vizepräsidentin Anke Fuchs
Dr. Martin Mayer
({264})
Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Hans Michelbach
Meinolf Michels
Dr. Gerd Müller
Bernward Müller ({265})
Elmar Müller ({266})
Claudia Nolte
Franz Obermeier
Friedhelm Ost
Eduard Oswald
Norbert Otto ({267})
Dr. Peter Paziorek
Anton Pfeifer
Dr. Friedbert Pflüger
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Ruprecht Polenz
Marlies Pretzlaff
Thomas Rachel
Hans Raidel
Dr. Peter Ramsauer
Helmut Rauber
Christa Reichard ({268})
Erika Reinhardt
Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Franz Romer
Hannelore Rönsch
({269})
Heinrich-Wilhelm Ronsöhr
Dr. Klaus Rose
Kurt J. Rossmanith
Adolf Roth ({270})
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Volker Rühe
Anita Schäfer
Heinz Schemken
Karl-Heinz Scherhag
Dr. Gerhard Scheu
Norbert Schindler
Bernd Schmidbauer
Christian Schmidt ({271})
Dr.-Ing. Joachim Schmidt
({272})
Andreas Schmidt ({273})
Hans Peter Schmitz
({274})
Michael von Schmude
Dr. Rupert Scholz
Reinhard Freiherr von
Schorlemer
Dr. Erika Schuchardt
Wolfgang Schulhoff
Gerhard Schulz
Dr. Christian SchwarzSchilling
Wilhelm Josef Sebastian
Marion Seib
Heinz Seiffert
Bernd Siebert
Werner Siemann
Johannes Singhammer
Bärbel Sothmann
Margarete Späte
Wolfgang Steiger
Erika Steinbach
Dr. Wolfgang Freiherr von
Stetten
Andreas Storm
Max Straubinger
Matthäus Strebl
Thomas Strobl ({275})
Michael Stübgen
Dr. Rita Süssmuth
Dr. Susanne Tiemann
Dr. Hans-Peter Uhl
Angelika Volquartz
Dr. Theodor Waigel
Peter Weiß ({276})
Annette Widmann-Mauz
Heinz Wiese ({277})
Hans-Otto Wilhelm ({278})
Klaus-Peter Willsch
Bernd Wilz
Willy Wimmer ({279})
Matthias Wissmann
Werner Wittlich
Aribert Wolf
Elke Wülfing
Peter Kurt Würzbach
Benno Zierer
Wolfgang Zöller
FDP
Ina Albowitz
Hildebrecht Braun
({280})
Jörg van Essen
Gisela Frick
Paul K. Friedhoff
Horst Friedrich ({281})
Rainer Funke
Dr. Wolfgang Gerhardt
Hans-Michael Goldmann
Joachim Günther ({282})
Dr. Karlheinz Guttmacher
Klaus Haupt
Dr. Helmut Haussmann
Ulrich Heinrich
Walter Hirche
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Dr. Klaus Kinkel
Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Jürgen Koppelin
Ina Lenke
Sabine LeutheusserSchnarrenberger
Günther Friedrich Nolting
({283})
Detlef Parr
Dr. Edzard Schmidt-Jortzig
Dr. Irmgard Schwaetzer
Marita Sehn
Gudrun Serowiecki
Dr. Max Stadler
Dr. Dieter Thomae
Ich gebe weiterhin das von den Schriftführerinnen und
Schriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstimmung über den Antrag der Fraktionen der SPD und des
Bündnisses 90/Die Grünen auf Zurückweisung des Einspruches des Bundesrates gegen das Strafrechtsänderungsgesetz - § 129 b StGB auf Drucksache 14/9656 bekannt.
Abgegebene Stimmen 634. Mit Ja haben gestimmt 411, mit
Nein haben gestimmt 223. Auch hierfür ist die Zustimmung
der Mehrheit der Mitglieder des Deutschen Bundestages
erreicht worden. Der Antrag ist angenommen.
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 634;
davon
ja: 411
nein: 223
Ja
SPD
Brigitte Adler
Gerd Andres
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Hermann Bachmaier
Ernst Bahr
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Eckhardt Barthel ({284})
Klaus Barthel ({285})
Ingrid Becker-Inglau
Wolfgang Behrendt
Dr. Axel Berg
Hans-Werner Bertl
Friedhelm Julius Beucher
Petra Bierwirth
Rudolf Bindig
Lothar Binding ({286})
Kurt Bodewig
Anni Brandt-Elsweier
Willi Brase
Rainer Brinkmann ({287})
Bernhard Brinkmann
({288})
Hans-Günter Bruckmann
Edelgard Bulmahn
Ulla Burchardt
Dr. Michael Bürsch
Hans Martin Bury
Hans Büttner ({289})
Marion Caspers-Merk
Wolf-Michael Catenhusen
Dr. Peter Danckert
Dr. Herta Däubler-Gmelin
Christel Deichmann
Karl Diller
Peter Dreßen
Detlef Dzembritzki
Dieter Dzewas
Sebastian Edathy
Ludwig Eich
Marga Elser
Peter Enders
Gernot Erler
Petra Ernstberger
Annette Faße
Lothar Fischer ({290})
Iris Follak
Norbert Formanski
Rainer Fornahl
Hans Forster
Dagmar Freitag
Lilo Friedrich ({291})
Harald Friese
Anke Fuchs ({292})
Arne Fuhrmann
Monika Ganseforth
Konrad Gilges
Iris Gleicke
Günter Gloser
Uwe Göllner
Renate Gradistanac
Günter Graf ({293})
Angelika Graf ({294})
Dieter Grasedieck
Monika Griefahn
Vizepräsidentin Anke Fuchs
Kerstin Griese
Achim Großmann
Wolfgang Grotthaus
Karl-Hermann Haack
({295})
Hans-Joachim Hacker
Klaus Hagemann
Manfred Hampel
Anke Hartnagel
Klaus Hasenfratz
Nina Hauer
Hubertus Heil
Reinhold Hemker
Frank Hempel
Rolf Hempelmann
Gustav Herzog
Monika Heubaum
Reinhold Hiller ({296})
Stephan Hilsberg
Gerd Höfer
Jelena Hoffmann ({297})
Walter Hoffmann
({298})
Iris Hoffmann ({299})
Frank Hofmann ({300})
Ingrid Holzhüter
Eike Hovermann
Christel Humme
Lothar Ibrügger
Barbara Imhof
Brunhilde Irber
Gabriele Iwersen
Renate Jäger
Jann-Peter Janssen
Ilse Janz
Dr. Uwe Jens
Volker Jung ({301})
Johannes Kahrs
Ulrich Kasparick
Sabine Kaspereit
Susanne Kastner
Ulrich Kelber
Hans-Peter Kemper
Klaus Kirschner
Marianne Klappert
Siegrun Klemmer
Hans-Ulrich Klose
Walter Kolbow
Fritz Rudolf Körper
Karin Kortmann
Anette Kramme
Nicolette Kressl
Volker Kröning
Angelika Krüger-Leißner
Horst Kubatschka
Helga Kühn-Mengel
Ute Kumpf
Konrad Kunick
Dr. Uwe Küster
Werner Labsch
Christine Lambrecht
Brigitte Lange
Christian Lange ({302})
Detlev von Larcher
Christine Lehder
Waltraud Lehn
Klaus Lennartz
Dr. Elke Leonhard
Eckhart Lewering
Götz-Peter Lohmann
({303})
Gabriele Lösekrug-Möller
Erika Lotz
Dr. Christine Lucyga
Dieter Maaß ({304})
Winfried Mante
Dirk Manzewski
Tobias Marhold
Lothar Mark
Ulrike Mascher
Christoph Matschie
Heide Mattischeck
Markus Meckel
Ulrike Mehl
Ulrike Merten
Angelika Mertens
Dr. Jürgen Meyer ({305})
Ursula Mogg
Christoph Moosbauer
Siegmar Mosdorf
Michael Müller ({306})
Jutta Müller ({307})
Christian Müller ({308})
Franz Müntefering
Andrea Nahles
Volker Neumann ({309})
Gerhard Neumann ({310})
Dr. Edith Niehuis
Dr. Rolf Niese
Dietmar Nietan
Günter Oesinghaus
Eckhard Ohl
Leyla Onur
Manfred Opel
Holger Ortel
Adolf Ostertag
Kurt Palis
Albrecht Papenroth
Dr. Martin Pfaff
Georg Pfannenstein
Johannes Pflug
Dr. Eckhart Pick
Joachim Poß
Karin Rehbock-Zureich
Dr. Carola Reimann
Margot von Renesse
Renate Rennebach
Bernd Reuter
Dr. Edelbert Richter
Christel RiemannHanewinckel
Reinhold Robbe
Gudrun Roos
René Röspel
Michael Roth ({311})
Birgit Roth ({312})
Gerhard Rübenkönig
Marlene Rupprecht
Thomas Sauer
Dr. Hansjörg Schäfer
Gudrun Schaich-Walch
Rudolf Scharping
Bernd Scheelen
Dr. Hermann Scheer
Siegfried Scheffler
Horst Schild
Otto Schily
Dieter Schloten
Horst Schmidbauer
({313})
Ulla Schmidt ({314})
Silvia Schmidt ({315})
Dagmar Schmidt ({316})
Wilhelm Schmidt ({317})
Dr. Frank Schmidt
({318})
Regina Schmidt-Zadel
Heinz Schmitt ({319})
Carsten Schneider
Dr. Emil Schnell
Walter Schöler
Karsten Schönfeld
Fritz Schösser
Ottmar Schreiner
Gerhard Schröder
Gisela Schröter
Dr. Mathias Schubert
Richard Schuhmann
({320})
Brigitte Schulte ({321})
Reinhard Schultz
({322})
Volkmar Schultz ({323})
Ewald Schurer
Dr. Angelica Schwall-Düren
Rolf Schwanitz
Bodo Seidenthal
Erika Simm
Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk
Dr. Cornelie SonntagWolgast
Wieland Sorge
Wolfgang Spanier
Dr. Margrit Spielmann
Jörg-Otto Spiller
Dr. Ditmar Staffelt
Antje-Marie Steen
Ludwig Stiegler
Rolf Stöckel
Rita Streb-Hesse
Reinhold Strobl ({324})
Joachim Stünker
Joachim Tappe
Jella Teuchner
Dr. Gerald Thalheim
Franz Thönnes
Uta Titze-Stecher
Adelheid Tröscher
Hans-Eberhard Urbaniak
Rüdiger Veit
Simone Violka
Ute Vogt ({325})
Hans Georg Wagner
Hedi Wegener
Dr. Konstanze Wegner
Wolfgang Weiermann
Reinhard Weis ({326})
Matthias Weisheit
Gunter Weißgerber
Gert Weisskirchen
({327})
Dr. Ernst Ulrich
von Weizsäcker
Jochen Welt
Hildegard Wester
Lydia Westrich
Inge Wettig-Danielmeier
Dr. Margrit Wetzel
Jürgen Wieczorek ({328})
Helmut Wieczorek
({329})
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Dieter Wiefelspütz
Heino Wiese ({330})
Klaus Wiesehügel
Brigitte Wimmer ({331})
Engelbert Wistuba
Barbara Wittig
Dr. Wolfgang Wodarg
Verena Wohlleben
Hanna Wolf ({332})
Waltraud Wolff
({333})
Heidemarie Wright
Uta Zapf
Dr. Christoph Zöpel
Peter Zumkley
CDU/CSU
Hans Jochen Henke
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Gila Altmann ({334})
Marieluise Beck ({335})
Volker Beck ({336})
Angelika Beer
Grietje Bettin
Annelie Buntenbach
Ekin Deligöz
Amke Dietert-Scheuer
Dr. Thea Dückert
Dr. Uschi Eid
Hans-Josef Fell
Andrea Fischer ({337})
Joseph Fischer ({338})
Katrin Göring-Eckardt
Rita Grießhaber
Gerald Häfner
Winfried Hermann
Antje Hermenau
Ulrike Höfken
Monika Knoche
Dr. Angelika Köster-Loßack
Steffi Lemke
Dr. Helmut Lippelt
Oswald Metzger
Kerstin Müller ({339})
Winfried Nachtwei
Christa Nickels
Cem Özdemir
Simone Probst
Christine Scheel
Irmingard Schewe-Gerigk
Rezzo Schlauch
Albert Schmidt ({340})
Vizepräsidentin Anke Fuchs
Werner Schulz ({341})
Christian Simmert
Christian Sterzing
Jürgen Trittin
Dr. Ludger Volmer
Sylvia Voß
Helmut Wilhelm ({342})
Margareta Wolf ({343})
FDP
Ina Albowitz
Hildebrecht Braun
({344})
Jörg van Essen
Gisela Frick
Paul K. Friedhoff
Horst Friedrich ({345})
Rainer Funke
Dr. Wolfgang Gerhardt
Hans-Michael Goldmann
Joachim Günther ({346})
Dr. Karlheinz Guttmacher
Klaus Haupt
Dr. Helmut Haussmann
Ulrich Heinrich
Walter Hirche
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Dr. Klaus Kinkel
Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Jürgen Koppelin
Ina Lenke
Sabine LeutheusserSchnarrenberger
Günther Friedrich Nolting
({347})
Detlef Parr
Dr. Edzard Schmidt-Jortzig
Dr. Irmgard Schwaetzer
Marita Sehn
Gudrun Serowiecki
Dr. Max Stadler
Dr. Dieter Thomae
PDS
Monika Balt
Wolfgang Bierstedt
Maritta Böttcher
Eva Bulling-Schröter
Heidemarie Ehlert
Dr. Heinrich Fink
Dr. Ruth Fuchs
Wolfgang Gehrcke
Dr. Klaus Grehn
Uwe Hiksch
Dr. Barbara Höll
Ulla Jelpke
Gerhard Jüttemann
Rolf Kutzmutz
Heidi Lippmann
Ursula Lötzer
Dr. Christa Luft
Heidemarie Lüth
Angela Marquardt
Manfred Müller ({348})
Kersten Naumann
Rosel Neuhäuser
Christine Ostrowski
Dr. Uwe-Jens Rössel
Christina Schenk
Gustav-Adolf Schur
Dr. Ilja Seifert
Dr. Winfried Wolf
Fraktionslos
Christa Lörcher
Nein
CDU/CSU
Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Altmaier
Dietrich Austermann
Norbert Barthle
Dr. Wolf Bauer
Günter Baumann
Brigitte Baumeister
Meinrad Belle
Dr. Sabine Bergmann-Pohl
Otto Bernhardt
Hans-Dirk Bierling
Dr. Joseph-Theodor Blank
Renate Blank
Dr. Heribert Blens
Peter Bleser
Dr. Norbert Blüm
Antje Blumenthal
Friedrich Bohl
Dr. Maria Böhmer
Sylvia Bonitz
Jochen Borchert
Wolfgang Börnsen
({349})
Wolfgang Bosbach
Dr. Wolfgang Bötsch
Klaus Brähmig
Dr. Ralf Brauksiepe
Paul Breuer
Monika Brudlewsky
Georg Brunnhuber
Klaus Bühler ({350})
Hartmut Büttner
({351})
Dankward Buwitt
Cajus Caesar
Manfred Carstens ({352})
({353})
Wolfgang Dehnel
Hubert Deittert
Albert Deß
Renate Diemers
Dr. Hansjürgen Doss
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Rainer Eppelmann
Anke Eymer ({354})
Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust
Albrecht Feibel
Ulf Fink
Ingrid Fischbach
Dirk Fischer ({355})
Axel E. Fischer ({356})
Klaus Francke
Herbert Frankenhauser
({357})
({358})
Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Jürgen Gehb
Dr. Heiner Geißler
Dr. Reinhard Göhner
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Kurt-Dieter Grill
Hermann Gröhe
Manfred Grund
Horst Günther ({359})
Carl-Detlev Freiherr
von Hammerstein
Gottfried Haschke
({360})
Gerda Hasselfeldt
Hansgeorg Hauser
({361})
Klaus-Jürgen Hedrich
Helmut Heiderich
Ursula Heinen
Manfred Heise
Siegfried Helias
Detlef Helling
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Klaus Hofbauer
Martin Hohmann
Josef Hollerith
Dr. Karl-Heinz Hornhues
Siegfried Hornung
Hubert Hüppe
Georg Janovsky
Dr.-Ing. Rainer Jork
Dr. Harald Kahl
Bartholomäus Kalb
Steffen Kampeter
Irmgard Karwatzki
Volker Kauder
Eckart von Klaeden
Ulrich Klinkert
Norbert Königshofen
Eva-Maria Kors
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Rudolf Kraus
Dr. Hermann Kues
Werner Kuhn
Karl Lamers
Dr. Karl A. Lamers
({362})
Helmut Lamp
Dr. Paul Laufs
Karl-Josef Laumann
Werner Lensing
Peter Letzgus
Ursula Lietz
Walter Link ({363})
Eduard Lintner
Dr. Klaus W. Lippold
({364})
Dr. Manfred Lischewski
Wolfgang Lohmann
({365})
Julius Louven
Dr. Michael Luther
Erich Maaß ({366})
Erwin Marschewski
({367})
Dr. Martin Mayer
({368})
Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Hans Michelbach
Meinolf Michels
Dr. Gerd Müller
Bernward Müller ({369})
Elmar Müller ({370})
Claudia Nolte
Franz Obermeier
Friedhelm Ost
Eduard Oswald
Norbert Otto ({371})
Dr. Peter Paziorek
Anton Pfeifer
Dr. Friedbert Pflüger
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Ruprecht Polenz
Marlies Pretzlaff
Thomas Rachel
Hans Raidel
Dr. Peter Ramsauer
Helmut Rauber
Christa Reichard ({372})
Erika Reinhardt
Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Franz Romer
Hannelore Rönsch
({373})
Heinrich-Wilhelm Ronsöhr
Dr. Klaus Rose
Kurt J. Rossmanith
Adolf Roth ({374})
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Volker Rühe
Vizepräsidentin Anke Fuchs
Anita Schäfer
Heinz Schemken
Karl-Heinz Scherhag
Dr. Gerhard Scheu
Norbert Schindler
Bernd Schmidbauer
Christian Schmidt ({375})
Dr.-Ing. Joachim Schmidt
({376})
Andreas Schmidt ({377})
Hans Peter Schmitz
({378})
Michael von Schmude
Dr. Rupert Scholz
Reinhard Freiherr
von Schorlemer
Dr. Erika Schuchardt
Wolfgang Schulhoff
Gerhard Schulz
Dr. Christian SchwarzSchilling
Wilhelm Josef Sebastian
Marion Seib
Heinz Seiffert
Bernd Siebert
Werner Siemann
Johannes Singhammer
Bärbel Sothmann
Margarete Späte
Wolfgang Steiger
Erika Steinbach
Dr. Wolfgang Freiherr
von Stetten
Andreas Storm
Max Straubinger
Matthäus Strebl
Thomas Strobl ({379})
Michael Stübgen
Dr. Rita Süssmuth
Dr. Susanne Tiemann
Dr. Hans-Peter Uhl
Angelika Volquartz
Dr. Theodor Waigel
Peter Weiß ({380})
Annette Widmann-Mauz
Heinz Wiese ({381})
Hans-Otto Wilhelm ({382})
Klaus-Peter Willsch
Bernd Wilz
Willy Wimmer ({383})
Matthias Wissmann
Werner Wittlich
Aribert Wolf
Elke Wülfing
Peter Kurt Würzbach
Benno Zierer
Wolfgang Zöller
FDP
Damit wurden alle Einsprüche zurückgewiesen.
({384})
Ich rufe Tagesordnungspunkt 20 auf:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des 1. Untersuchungsausschusses nach
Art. 44 des Grundgesetzes
- Drucksache 14/9300 Berichterstattung:
Abgeordnete Gabriele Fograscher
Joachim Stünker
Hans-Christian Ströbele
Dr. Evelyn Kenzler
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für die
Aussprache zwei Stunden vorgesehen. - Ich sehe, dass Sie
damit einverstanden sind. Dann ist so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache und erteile für die SPDFraktion dem Vorsitzenden des Untersuchungsausschusses, Volker Neumann, das Wort.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bin zwar Vorsitzender dieses Untersuchungsausschusses, spreche aber
als ein Primus inter Pares, also als ein gleichrangiger Abgeordneter, als Mitglied des Untersuchungsausschusses.
Der Bundestag hat das Recht, einen Untersuchungsausschuss einzusetzen, der in öffentlicher Verhandlung
erforderliche Beweise erhebt. Dieser Gedanke findet sich
schon seit 150 Jahren im deutschen Verfassungsrecht.
Immer wieder wurde festgelegt, dass Sachverhalte nach
gerichtsähnlichen Regeln aufgeklärt werden sollen. Das
bedeutet aber nicht - das gilt auch für diesen Untersuchungsausschuss -, dass wir Gerichten oder Staatsanwaltschaften vergleichbar sind. Neben der Kontrolle der
Regierung und der Gesetzgebung ist auch die öffentliche
Diskussion der Fragen, die das Gemeinwesen zentral
berühren, eine der Hauptfunktionen des Untersuchungsausschusses.
Wie bei keinem anderen Untersuchungsausschuss
standen die Fragen, die in den Untersuchungsausschussaufträgen vom 2. Dezember 1999 und vom 18. Februar 2000 formuliert wurden, und damit auch die Arbeit
des Untersuchungsausschusses im öffentlichen Interesse.
Nie zuvor hat sich die Öffentlichkeit über einen so langen
Zeitraum mit einem Thema befasst und nie zuvor hat sie
die Diskussion über das Verhalten von Politikern und Parteien immer wieder entfacht.
Die Arbeit des Untersuchungsausschusses ist der Versuch der parlamentarischen Aufarbeitung einer Affäre, die
nach der Parteispendenaffäre der 10. Wahlperiode, der so
genannten Flick-Affäre, zu den dunklen Punkten in der
deutschen Parteiengeschichte und unserer Demokratie
gehört.
Auch am Schluss der Arbeit des Ausschusses und mit
Vorlage des Berichts wird die Diskussion über Parteispenden, sachfremde Einflussnahme auf Politik und das
Verhalten von Politikern nicht enden. Wie bei allen Untersuchungsausschüssen wird auch dieser Bericht den
Vorwurf einiger auf sich ziehen, das Untersuchungsverfahren sei wie das Hornberger Schießen ausgegangen.
Der Grund dafür ist in aller Regel, dass die, die diesen
Vorwurf erheben, den Bericht nicht gelesen haben. Der
Grund für die Öffentlichkeit ist, dass es keine erkennbaren Konsequenzen für die Politiker gibt, deren Rechtsverstöße nachgewiesen sind.
Dennoch: Wer so urteilt, ist nicht bereit, anzuerkennen,
dass die parlamentarische Untersuchung in der Gesamtheit Sinn des Untersuchungsausschusses ist. Es sind also
zu nennen: die Diskussion über die Einsetzung, der Beschluss im Bundestag, die Diskussion über die Beweisaufnahme und selbstverständlich der abschließende Bericht, wobei die Auswertung der Dokumente der
Öffentlichkeit bis dahin meist vorenthalten war. Zum ersten Mal werden wir bei diesem Untersuchungsausschuss
die Protokolle der Zeugenvernehmungen öffentlich zugänglich machen. Das ist ein Beitrag zu mehr Transparenz. Es ermöglicht den Bürgern, die Arbeit des Untersuchungsausschusses besser zu bewerten.
Schon beim Flick-Untersuchungsausschuss haben
die Beweiserhebung und die Erkenntnisse aus dieser Beweiserhebung zu einer öffentlichen Sensibilität in Bezug
auf Verquickung von staatlichen Entscheidungen und unternehmerischer Einflussnahme sowie die Fragwürdigkeit
der bis dahin beschrittenen Wege der Parteienfinanzierung durch Spenden geführt. Das sind Folgen, die sich allein aufgrund der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft
und der Steuerfahndung in der seinerzeitigen Affäre nicht
eingestellt haben. Darauf hat Dieter Engels in seinem
Buch hingewiesen. Die öffentliche Sensibilisierung für
das Thema dieses Untersuchungsausschusses ist ganz offensichtlich gelungen. Dies bedeutet aber nicht, dass die
Beteiligten in gleicher Weise sensibel reagiert haben.
Ein Untersuchungsausschuss hat nicht die Aufgabe,
Vorurteile zu bestätigen, die im Vorfeld des Ausschusses,
insbesondere von den Medien, erhoben werden. Enttäuschungen derjenigen, deren Verdachtsmomente nicht bestätigt werden, gehen nicht zulasten des Untersuchungsausschusses.
({0})
Der Untersuchungsausschuss kann nur so weit an die
Wahrheit herankommen, wie seine rechtlichen Mittel reichen.
Die Vorstellung der Öffentlichkeit ist eher von Fernsehserien geprägt, nicht durch die Realität und die rechtlichen
Möglichkeiten eines Ausschusses. Es ist eben nicht so wie
im Fernsehkrimi, dass man in einer Stunde die Tat, die Ermittlung des Täters und die Überführung des Täters erleben
kann. Ermittlungen eines Untersuchungsausschusses brauchen genauso Zeit wie strafrechtliche Ermittlungen.
Die Arbeit eines Untersuchungsausschusses kann nur
dann erfolgreich durchgeführt werden, wenn die notwendigen Beweismittel zur Verfügung stehen. Die wichtigsten Beweismittel sind die Akten. Unsere Arbeit ist durch
fehlende Dokumente erschwert worden. Man konnte ihrer
nicht habhaft werden, weil sie im Kanzleramt verschwunden waren. Auch ihre Beiziehung wurde behindert, wie
dies durch die hessische und bayerische Landesregierung
geschehen ist.
Das weitere Beweismittel sind die Zeugen. Dieser Untersuchungsausschuss musste mit der Aussageverweigerung der wichtigsten Zeugen leben, wobei nicht in jedem
Fall sicher war, ob die Aussageverweigerung tatsächlich
wegen der Gefahr strafrechtlicher Ermittlungen oder nur
zum Schutz vor weiteren Aufklärungen erfolgt ist.
Ein typisches Beispiel für die Auskunftsverweigerung
ist der Zeuge Terlinden gewesen, jener Mann, der das
Bargeld von Helmut Kohl zu Weyrauch transportierte.
Auch der Zeuge Weyrauch hat noch wenige Tage vor seiner Ladung Interviews gegeben, um dann vor dem Ausschuss die Aussage gänzlich zu verweigern. Der ehemalige Bundeskanzler Dr. Kohl hat zu über 30 Fragen die
Aussage verweigert und sich bei 50 Fragen nicht erinnert. - Ich sehe gerade Dr. Struck. Bei Herrn Dr. Kohl war
das übrigens ein Fortschritt. Beim Flick-Untersuchungsausschuss hat er sich über 70 Mal nicht erinnern können.
({1})
Irgendwie erinnert mich sein Verhalten an den Ratschlag, mit dem der damalige parlamentarische Geschäftsführer Dr. Schäuble im Vorfeld der Vernehmung
beim Flick-Untersuchungsausschuss von Dr. Kohl zu
Herrn von Brauchitsch geschickt worden ist. Der Ratschlag war, von Brauchitsch brauche sich nicht an jede
Kleinigkeit zu erinnern.
Dass dennoch ein Bericht vorgelegt werden konnte, der
im Verfahrens- und Feststellungsteil die einstimmige Zustimmung des Ausschusses gefunden hat, verdanken wir
nicht zuletzt der Arbeitsleistung der Mitarbeiter des Sekretariats,
({2})
allen voran dessen Leiter Friedhelm Dreyling, seiner Vertreterin Dr. Ruth Lang, seinen Mitarbeitern Volker Görg,
Christian Heyer, Erwin Ludwig, Ulrike Menk, Ines Weber
und Mario Schalla und insbesondere Christiane Hoffmann.
Außerdem bedanke ich mich bei den vielen Helfern,
Rechtskandidaten, Praktikanten und studentischen Hilfskräften. Besonders hervorheben möchte ich den Stenographischen Dienst des Bundestags, der herausragende Arbeit
geleistet hat, indem er die Protokolle erstellte.
({3})
Bedanken möchte ich mich auch für die Hilfe der Bundesregierung und der Bundes- und Landesbehörden.
Die Bewertung der festgestellten Tatsachen war im
Ausschuss umstritten. Dies war nach den Erfahrungen im
Flick-Untersuchungsausschuss nicht anders zu erwarten.
Schon frühzeitig war ähnlich wie in jenem Untersuchungsausschuss der 10. Wahlperiode eine mit dem ehemaligen Parteivorsitzenden Dr. Kohl verabredete Strategie der CDU erkennbar. Ein Zufallsfund, nämlich das
Konzept einer Rede von Dr. Lüthje, dem Generalbevollmächtigten des Schatzmeisters Kiep, aus dem Jahr 1997
zerstreute jeden Zweifel daran, dass wie in der Flick-Affäre durch verabredete Konzepte - seinerzeit hieß es
„Drehbuch“ - jedes Bemühen um Aufklärung in Richtung
CDU-Parteispenden torpediert werden sollte.
({4})
Verschweigen, verweigern, verleugnen lauteten damals wie heute die Handlungsanweisungen. Je näher der
Ausschuss an den Abschluss bzw. an die Wahrheit herankam, umso notwendiger erschien es der CDU/CSU, den
Ausschuss selbst zu diskreditieren. Das war ein durchsichtiges Manöver.
({5})
Ich möchte im Rahmen meines Beitrags nur einige Ergebnisse der Arbeit des Ausschusses ansprechen. Im
Übrigen verweise ich auf den Bericht und die Beiträge der
Fraktionskollegen. Ich möchte einige Anmerkungen zur
rechtswidrigen Parteienfinanzierung machen, und zwar
zunächst zu der Affäre in Köln.
So, wie jeder von uns in der SPD großartige Leistungen sozialdemokratischer Politik in den Kommunen und
Volker Neumann ({6})
auch Wahlerfolge für sich mit in Anspruch nimmt und
stolz darauf ist, müssen wir uns auch dem Fehlverhalten
einiger ehemaliger Sozialdemokraten auf lokaler Ebene in
Köln stellen. Keine Partei ist vor Rechtsverstößen oder
kriminellen Exzessen Einzelner geschützt. Soweit strafrechtliches Vergehen vorliegt, ist es die Aufgabe der Gerichte, dieses zu ahnden. Mich persönlich hat das, was in
Köln passiert ist, mit Scham erfüllt. Man kann sich nur
bei allen, die das zu Recht erwarten, dafür entschuldigen. Ich bin aber stolz darauf, dass - anders als bei der
CDU - schnelle Aufklärung betrieben wird und auch
personelle Konsequenzen gezogen werden.
({7})
Damit ist ein wirklicher Neuanfang der SPD in Köln möglich.
({8})
Die Demokratie lebt von der Transparenz der Entscheidungsprozesse und damit auch von der Erkennbarkeit sachfremder Einflussnahme. Das Transparenzgebot
des Art. 21 Grundgesetz ist deshalb eine Grundnorm im
demokratischen Gefüge des Staates und seine Verletzung
ist ein schwerer Verstoß gegen das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Unabhängigkeit politischer Entscheidungen. Deshalb muss jede Parteispende ab einer bestimmten Größenordnung veröffentlicht werden. Schon
der Verdacht eines Rechtsverstoßes führt zum Verlust von
Ansehen der Politiker und der Politik.
Bei den Parteispenden heißt es: Wer nichts Unrechtes
zu verbergen hat, der veröffentlicht. - Die CDU-Parteispendenaffäre, die wir zu untersuchen hatten, erfährt ihre
politische Bedeutung durch die vorangegangene FlickAffäre der 80er-Jahre. Ich erinnere: Seinerzeit gab es
Vorwürfe der Käuflichkeit von Regierungsentscheidungen der damaligen sozialliberalen Koalition. Im Zusammenhang mit den damaligen Entscheidungen erfuhr die
Öffentlichkeit, dass sich insbesondere die CDU und die
FDP durch Barspenden des Flick-Konzerns und unter
Verstoß gegen das Steuerrecht über die Staatsbürgerliche
Vereinigung mit Millionenbeträgen finanziert hatten.
Über jene Staatsbürgerliche Vereinigung wurde Geld
deutscher Unternehmen über die Schweiz und Liechtenstein in die Kassen der CDU und FDP geschleust.
Durch einen eher zufälligen Fund eines Dokuments,
nämlich die Aufzeichnungen des Prokuristen Diehl im
Jahr 1981, wurde bekannt und später nachgewiesen, dass
der damalige Parteivorsitzende Kohl und andere Politiker
Bargeld in nicht unerheblicher Höhe von Flick erhalten
hatten. Das hat seit 1981 zu einer großen Anzahl von Ermittlungsverfahren und Strafurteilen geführt.
({9})
Die bekanntesten Strafurteile sind die gegen den früheren
Wirtschaftsminister Dr. Friderichs und Graf Lambsdorff
wegen Steuervergehen. Auch damals, 1983, setzte der
Bundestag einen Untersuchungsausschuss zu diesem
Thema ein, der 1986 seinen Bericht vorlegte. Ich erinnere
deshalb an diesen Vorgang, weil schon in dieser Affäre der
Bundesvorsitzende der CDU, Kohl, der Bundesschatzmeister der CDU, Kiep, und die Herren Lüthje und Weyrauch
die handelnden Personen waren. Die heutige Tat ist eine
Wiederholungstat und es gibt Wiederholungstäter.
({10})
Wie wir heute wissen, hat man aus der damaligen Affäre nichts gelernt. Die Reden der CDU von einer geistigmoralischen Wende nach der Regierungsübernahme 1982
sind nicht mit den festgestellten Tatsachen des fortgesetzten Rechtsbruchs in Einklang zu bringen. Willfried
Penner hat in der Abschlussdebatte des Untersuchungsausschusses zur Flick-Affäre festgestellt:
Das Wohl und Wehe der Demokratie ist untrennbar
mit dem Handeln, nicht nur den Worten der Demokraten verknüpft. Die Demokratie verblasst zu leblosen Schemen, wenn sich die Demokraten nur noch
so nennen, sich aber nicht mehr so verhalten, wie es
geboten ist, wie man es erwarten darf.
({11})
Am 1. Januar 1984 trat das neue Parteiengesetz in Kraft,
das die Unterschrift von Helmut Kohl trägt. Dieses Gesetz
lässt anonyme Spenden nicht mehr zu. Am 9. Mai 1984
sagte der Bundesschatzmeister Kiep auf dem Parteitag der
CDU in Stuttgart:
Dieses Gesetz gibt uns jetzt die Sicherheit, die Klarheit, die Transparenz, die Berechenbarkeit, die in den
Jahren gefehlt hat. Ich weiß, dass hinter uns eine Zeit
der doppelten Moral liegt.
Das war am 9. Mai 1984. Nur kurze Zeit später, am
13. Juni 1984, wurde die erste Million unter Verstoß gegen das neue Parteiengesetz auf die Schweizer Konten
von Norfolk eingezahlt.
({12})
Lüthje, der es wissen musste, bestätigte in einer eidesstattlichen Versicherung, dass von da ab jährlich 1 Million
an die CDU in bar geflossen sei, und Weyrauch bestätigt
bei der Staatsanwaltschaft, dass man die Gelder entweder
direkt nach Deutschland gebracht oder auf die Konten
eingezahlt habe. Eine Veröffentlichung der Spender und
der Spenden hat bis heute nicht stattgefunden. Wir gehen
davon aus, dass die Gelder aus dem Bereich von Siemens
kommen.
Am 21. Februar 1986 legte der Untersuchungsausschuss zur Flick-Affäre einen Bericht vor. Die Mehrheit
von CDU und SPD stellte fest:
Die nunmehr geltende Neuordnung der Parteifinanzierung bezüglich der Publizierung von Spenden und
Sanktionen bei Verletzung der Publikationsfrist erscheint ausreichend, um die bekannt gewordenen
Verstöße gegen die Publikationspflicht bei Spenden
an Parteien zu vermeiden.
Volker Neumann ({13})
Mit anderen Worten: Wir haben alles getan, damit so etwas nicht wieder vorkommt. Das war 1986.
1987 wurden die ersten 1,75 Millionen DM aus
schwarzen Kassen in der Schweiz oder von anderswo auf
Anweisung des Parteivorsitzenden Dr. Kohl an einige
Landesverbände und die Sozialausschüsse gegeben. Ein
Jahr später, 1988, werden wieder 800 000 DM aus
schwarzen Quellen für eine Briefaktion aufgewendet. Obwohl dies bekannt ist, fragt niemand in der CDU, woher
das Geld kommt.
Der Generalsekretär Dr. Geißler hat in der Debatte am
16. November 1984, also vorher, als Konsequenz aus der
Flick-Affäre vorgetragen, dass die CDU ab sofort alle
Spenden öffentlich verzeichnet. Er sagt wörtlich:
Wer sich nicht daran hält, handelt parteischädigend
und wird zur Verantwortung gezogen ... Und jeder,
der ein politisches Amt ausübt, muss sich an höheren
Maßstäben messen lassen als der normale Bürger.
Ich frage: Wo sind Kohl, Kiep, Kanther, Weyrauch,
Terlinden und Lüthje je zur Verantwortung gezogen worden? Wo ist Dr. Schäuble, wo ist Prinz Sayn-Wittgenstein
zur Verantwortung gezogen worden?
({14})
Am 26. November 1990 wurden 2 Millionen DM in bar
auf die Schweizer Konten eingezahlt. Der Ausschuss hat
mühsam herausgefunden, dass das Geld von Herrn
Weyrauch dort eingezahlt worden ist. Woher das Geld
kommt, wissen wir bis heute nicht. Herr Weyrauch verweigert die Aussage.
Wie passt das eigentlich zu dem Interview von Angela
Merkel im „Focus“ vom 6. Dezember 2000? Dort heißt es:
Wir wollen, dass Weyrauch alles aussagt, was er
weiß.
Und:
„Schwamm drüber“ wird es mit uns nicht geben.
({15})
Wo sind die zivilrechtlichen Auskunftsansprüche, wie sie
etwa die SPD gegen ihre ehemaligen Mitglieder angemeldet hat?
Walther Leisler Kiep war im Mai 1991 vom Landgericht Düsseldorf wegen Beihilfe zur Steuerverkürzung im
Zusammenhang mit der Spendenaffäre zu einer Haftstrafe
verurteilt worden. Gegen das Urteil legte er Revision ein.
Nur drei Monate später, am 26. August 1991, nimmt er die
1 Million von Schreiber und lässt sie in den schwarzen
Kassen von Weyrauch verschwinden.
({16})
Welche Kaltblütigkeit im Umgang mit dem Recht offenbart sich, wenn Kiep zwischen zwei Instanzen wieder unversteuertes Geld annimmt und die Herkunft verschleiert!
Auch hier gilt: Wer nichts Unrechtes zu verbergen hat, der
veröffentlicht.
Im Herbst 1994 bekommt Herr Schäuble von Herrn
Schreiber 100 000 DM, damit er sich für das Bear-HeadProjekt in Kanada einsetzt. Tatsächlich wird auf Intervention von Dr. Schäuble die Bundesregierung tätig und setzt
sich in Kanada für den Bau der Panzerfabrik ein. Das Geld
verschwindet zunächst und wird dann auf seltsamen Wegen über Herrn Kiep an die CDU weitergeleitet. Eine Veröffentlichung im Rechenschaftsbericht unterbleibt. Wie
passt das eigentlich zu den Reden von Herrn Dr. Schäuble
über Moral und Ethik?
({17})
Von 1993 bis 1998 lässt Dr. Helmut Kohl mindestens
2,1 Millionen DM in den schwarzen Kassen von Herrn
Weyrauch verschwinden, von denen er behauptet, sie
seien ihm gegeben worden mit dem Ehrenwort gegenüber
den Spendern, diese anonym zu halten. Nahezu niemand,
auch nicht sein Nachfolger im Amt des Parteivorsitzenden
der CDU, Dr. Schäuble, glaubt ihm diese Geschichte. Niemand glaubt, dass erst 1993 diese wundersame Geldquelle zu sprudeln begann.
Trotz des öffentlichen Aufrufs und der breiten Diskussion zu dieser Frage hat sich kein Spender ermitteln
lassen. Eine Aufklärung dieses Sachverhalts wäre nur
möglich, wenn Dr. Kohl und seine Helfer die Wahrheit
sagten. Dr. Kohl, Terlinden und Weyrauch aber schweigen.
Ich wiederhole: Das Parteiengesetz von 1984 trägt die
Unterschrift des Bundeskanzlers der Bundesrepublik
Deutschland. Noch nie hat ein Bundeskanzler zugestehen
müssen, gegen Gesetze vorsätzlich verstoßen zu haben,
die er nach seinem Amtseid nicht nur zu halten, sondern
auch zu verteidigen sich verpflichtet hat.
Schaden für die Glaubwürdigkeit von Politikern und
Politik hat insbesondere Herr Kanther hervorgerufen. Es
ist kaum vorstellbar, dass in den Tagen von Weihnachten
bis Silvester 1984 20 Millionen DM in bar von Konten in
Hessen in die Schweiz gebracht wurden, um sie anschließend in kleinen Tranchen wieder nach Deutschland
zurückzubringen. Mir wird sicherlich niemand übel nehmen, wenn ich dabei an Geldwäsche denke. Die Herkunft
der Gelder ist bislang ungeklärt. Das Landgericht Frankfurt unterstellt, dass sie in nennenswertem Umfang aus illegaler Herkunft stammten.
Besonders perfide ist die Rückführung von 4 Millionen DM 1989 und 5 Millionen DM 1991, die als Vermächtnis deutschstämmiger jüdischer Emigranten getarnt
wurden.
({18})
Bundesinnenminister Kanther, der 1993 sein Amt übernommen hat und dessen Worte von null Toleranz gegenüber Rechtsbrechern noch jedem im Ohr sind, war daran
beteiligt und wusste davon.
({19})
Volker Neumann ({20})
Nach seinem Amtsantritt hat Bundesinnenminister
Kanther erklärt: Ich bin mein ganzes Leben für Recht und
Gesetz eingetreten und werde das natürlich auch als Innenminister tun. - Tatsächlich wurden aber 1996, bei der
dritten großen Transaktion, 3,5 Millionen DM aus der
Schweiz, wieder als jüdisches Vermächtnis getarnt, nach
Hessen gebracht. War schon die Fiktion jüdischer Vermächtnisse abscheulich, so wandten Weyrauch und Prinz
Sayn-Wittgenstein geradezu kriminelle Energie auf, indem sie auch unter Einschaltung ausländischer Rechtsbeistände parallel zu den Transaktionen einen regelrechten
Briefverkehr zur Täuschung ihrer eigenen Parteimitglieder, aber auch der Wirtschaftsprüfer und der Bundestagsverwaltung fingierten. Diese Affäre ist politisch so
schwerwiegend, weil ein Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland über lange Jahre Rechtsbruch betrieben
hat. Auf den Boden des Rechts ist Helmut Kohl bis heute
nicht zurückgekehrt, wie Rainer Barzel zutreffend angemerkt hat, weil er bis heute seine Geldquellen verschwiegen hat.
({21})
Die Namen des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut
Kohl, des Schatzmeisters Walther Leisler-Kiep, des ehemaligen Innenministers Kanther und von Dr. Schäuble
werden mit illegaler Parteienfinanzierung und Verlust von
Glaubwürdigkeit in der Politik verbunden bleiben.
({22})
Wenn wir so weitermachen und alles verharmlosen und
entschuldigen, dann legen wir den Keim für neue Rechtsund Verfassungsbrüche. Wenn wir nicht den gemeinsamen Willen haben, uns der Wahrheit, manchmal auch der
bitteren Wahrheit, zu stellen, dann werden wir weitere Affären nicht verhindern können. Die Art und Weise, wie die
CDU mit der jetzigen Affäre umgeht, lässt mich unsicher
werden, ob nicht in einigen Jahren wieder ein Untersuchungsausschuss eingesetzt werden muss. Ich komme zu
dem Ergebnis, das Otto Schily schon 1986 feststellte und
dem ich mich heute, im Jahr 2002, anschließe:
Eine der ersten, einfachsten und wichtigsten Konsequenzen, die aus den vom Untersuchungsausschuss
gewonnenen Erkenntnissen zu ziehen wäre, bestünde in der Bereitschaft der betroffenen Parteien,
sich für die Zukunft auf die Achtung von Verfassung
und Gesetz zu verpflichten.
({23})
Solange sich die betroffenen Parteien in dieser Hinsicht zögerlich oder ausweichend verhalten, ist es
müßig, neue Gesetze zu verabschieden, weil zu befürchten ist, dass auch diese wie früher von den betroffenen Parteien umgangen werden, wenn es um
ihre materiellen Interessen geht.
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.
({24})
Für die CDU/CSUFraktion erteile ich das Wort dem Kollegen Andreas
Schmidt.
({0})
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Der Kollege
Struck ist schon aufgeregt, weil ich zu reden beginne. Herr
Kollege Struck, ich möchte Ihnen gleich zu Beginn meiner
Rede eines sagen: Sie haben in der hier zur Diskussion stehenden Angelegenheit jeden Anspruch verwirkt, noch länger mit dem Finger auf die Union zu zeigen.
({0})
Der Untersuchungsausschuss zur Parteispendenaffäre
ist wie kein anderer in der deutschen Parlamentsgeschichte
durch eine verantwortungslos handelnde rot-grüne Mehrheit maßlos parteipolitisch instrumentalisiert worden.
({1}) - Rezzo Schlauch
[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mir kommen
die Tränen! Mir kommen die Krokodilstränen!)
Nachdem Sie, Herr Neumann, vor wenigen Tagen die
Kölner Staatsanwaltschaft in einer völligen inakzeptablen
Art und Weise kritisiert hatten, haben Sie und die Ausschussmehrheit ein vernichtendes Urteil vom Deutschen
Richterbund für Ihre Arbeit erhalten. Sie kennen es.
({2})
- Ich lese es Ihnen gerne vor, wenn Sie es nicht kennen.
({3})
- Sie sollten das Urteil des Deutschen Richterbundes aber
kennen. - In einer Erklärung vom 27. Juni 2002 stellt der
Vorsitzende des Deutschen Richterbundes, Herr Geert
Mackenroth, Ihnen, Herr Neumann, folgendes Zeugnis
für Ihre Arbeit im Untersuchungsausschuss aus:
Wenn Herr Neumann etwas weiß, soll er Ross und
Reiter nennen. Ihm passen aber offenbar lediglich
die Ermittlungsergebnisse nicht. Seine inhaltsleeren
Attacken lassen den gebotenen Respekt der Staatsgewalten untereinander vermissen;
({4})
- ich zitiere weiter den Vorsitzenden des Deutschen Richterbundes sie nähren den Verdacht des Missbrauchs des Amtes
des Ausschussvorsitzenden zu Wahlkampfzwecken,
dienen jedenfalls nicht der Wahrheitsfindung.
Der Vorsitzende des Richterbundes fährt in Bezug auf Sie,
Herr Neumann, fort:
Verfahren vor Untersuchungsausschüssen sind dem
parlamentarischen Alltag entzogen und ähnlich wie
Volker Neumann ({5})
Strafverfahren ausgestaltet, Zurückhaltung und jedenfalls der Versuch von Neutralität sind daher jedenfalls und gerade in der Person des Vorsitzenden
angesagt.
({6})
Ich sage Ihnen, Herr Neumann: Der Richterbund hat bei
der Kritik Ihnen gegenüber den Nagel auf den Kopf getroffen.
({7})
Der Ausschussmehrheit ging es zu keinem Zeitpunkt
um sachliche Aufklärung; es ging ihr lediglich um Diffamierung, Diskriminierung und Kriminalisierung der
Union unter dem Oberbefehl der Herren Müntefering,
Struck und des Parteivorsitzenden Schröder.
({8})
Der Fraktionsvorsitzende der Sozialdemokraten, Herr
Struck - ich bin froh, dass Sie hier sind, Herr Struck;
hören Sie zu -, hat am 28. November 2001 in einer Plenarrede in einem Anflug von moralischer Überheblichkeit
Folgendes gesagt:
Eine Oppositionspartei wie die CDU hat überhaupt
nicht die moralische Legitimation, unser Land zu regieren.
({9})
- Ich wusste, dass Sie an der Stelle klatschen würden. Genau das zeigt Ihre Überheblichkeit.
Im Hinblick auf Köln und Wuppertal kann ich nur sagen: Herr Struck, wenn Sie einen Rest Anstand haben,
dann nutzen Sie heute die Gelegenheit, nehmen das Wort
in der Debatte und entschuldigen sich für diese Entgleisung.
({10})
- Sie sind ja richtig munter geworden.
({11})
Was als Verleumdungsspektakel gegen die Union geplant war, ist jetzt wegen Wuppertal und Köln - das wissen Sie selbst - als Debakel für die SPD geendet. Über
Monate haben Sozialdemokraten auf einem sehr hohen
Ross der Moralarroganz gesessen und sie sind jetzt, auch
Sie, Herr Struck, ganz tief heruntergefallen. Darüber empfinden wir übrigens keine Schadenfreude;
({12})
denn mit Ihrer Scheinheiligkeit, Ihrer Moralarroganz und
Ihrer Doppelmoral haben Sie dem Ansehen der Politik
insgesamt geschadet.
({13})
Sie haben auch dem Ansehen der Institution des parlamentarischen Untersuchungsausschusses einen schweren
Schaden zugefügt.
({14})
Ich will nun zu den einzelnen Ergebnissen unserer Arbeit im Untersuchungsausschuss etwas sagen:
Erstes Ergebnis. Die CDU hat Verstöße gegen das
Parteiengesetz zu verantworten. Daran - das sage ich bei
jeder Gelegenheit - gibt es nichts zu bagatellisieren. Aber
die CDU hat unter Wolfgang Schäuble und Angela Merkel
die Verstöße in eigener Regie selbst aufgeklärt.
({15})
- Da können Sie noch so viel lachen! - Diese Aufklärungsergebnisse sind - das ist das Interessante - durch
den Untersuchungsausschuss bestätigt worden.
({16})
Für die Fehlerhaftigkeit unserer Rechenschaftsberichte
haben wir entsprechend den gesetzlichen Sanktionen bezahlt. Damit ist dieser Vorgang nach Recht und Gesetz abgeschlossen. So ist die Gesetzeslage.
Das zweite Ergebnis - das ist für mich eigentlich das
entscheidende Ergebnis -: Die Regierung Helmut Kohl
war nicht bestechlich.
({17})
Wäre der Untersuchungsausschuss ein Gericht, dann
hieße das Urteil: Freispruch erster Klasse. Was die Sozialdemokraten in Sachen Leuna und Panzerlieferungen
nach Saudi-Arabien über Monate inszeniert haben, war
eine besonders schäbige Kampagne.
({18})
Ohne Belege, ohne Beweise, ohne Anhaltspunkte haben
Sie allein aus parteitaktischen Gründen immer wieder
Andreas Schmidt ({19})
Verdächtigungen ohne jegliche Substanz in die Welt gesetzt.
({20})
Allein aus parteipolitischen Motiven haben Sie dem Ansehen unseres Landes im Ausland geschadet.
({21})
Sie haben auch dem Wirtschaftsstandort Leuna einen
schweren Schaden zugefügt.
({22})
Leuna bedeutet nicht Korruption. Leuna ist eine Erfolgsgeschichte,
({23})
die für die Menschen vor Ort und für den Aufbau Ost mit
dem Namen Helmut Kohl positiv verbunden bleibt.
({24})
Wenn Korruption und Bestechlichkeit bei politischen
Entscheidungen einen Namen haben, dann „SPD Köln“
und „SPD Wuppertal“.
({25})
Dass die Ausschussmehrheit jetzt von politischer Korruption spricht, dokumentiert doch nur, dass die Grünen und
Sozialdemokraten schlechte Verlierer sind.
({26})
Der Begriff der politischen Korruption ist in Wahrheit das
rot-grüne Eingeständnis dafür, dass es für strafbare Korruption und Bestechlichkeit keinen einzigen Beleg und
keinen Beweis gibt.
({27})
Dieser perfide Begriff der politischen Korruption - ich
sage bewußt: perfide - zeigt ferner, dass Rot-Grün nicht
den Rest an Anstand aufbringen kann, um sich für die zu
Unrecht erhobenen Vorwürfe gegen die Union in Sachen
Korruption zu entschuldigen.
({28})
Drittes Ergebnis: Die Sozialdemokraten haben über
Jahrzehnte ein riesiges, im Milliardenbereich liegendes
Finanz- und Firmenbeteiligungsvermögen vor der deutschen Öffentlichkeit und ihren eigenen Parteimitgliedern
verschleiert und versteckt. In ihren Rechenschaftsberichten hat sich die SPD durch Tricksereien armgerechnet, obwohl sie mit Sicherheit die reichste Partei Europas, wahrscheinlich die reichste Partei der Welt ist, vielleicht mit
Ausnahme der KP in China.
({29})
- Sie wissen ganz genau, dass das so ist.
Die Verschleierung der wahren Vermögenslage der
SPD in den Rechenschaftsberichten ist ein massiver Verstoß gegen das Transparenzgebot des Grundgesetzes.
Wahrscheinlich hat die SPD-Führung auch die Angst bewegt, dass ihre Mitglieder bei Kenntnis der wahren Vermögenslage von ihrer Partei Zinsen verlangen, statt
Beiträge zahlen zu wollen.
Viertes Ergebnis: Köln und Wuppertal zeigen, wie tief
man fallen kann, wenn man auf ein viel zu hohes Ross der
Moralarroganz steigt. Köln und Wuppertal sind kein lokales Ereignis. Die dortigen Geschehnisse haben für die
Partei längst eine bundespolitische Dimension erreicht.
({30})
Die entsprechenden Rechenschaftsberichte der SPD sind
falsch - das wissen doch auch Sie - und dafür trägt die
Bundespartei die Verantwortung.
Köln und Wuppertal haben für die SPD aber noch ein
ganz anderes Ausmaß: Es geht dort eben nicht nur um Verstöße gegen das Parteiengesetz.
({31})
Dort geht es um den konkreten Verdacht der Korruption,
des kriminellen Handelns, der Steuerhinterziehung und
der persönlichen Bereicherung. Das ist der Unterschied zu
Verstößen gegen das Parteiengesetz.
({32})
Die Verhaftung des früheren Genossen Rüther und des
ehemaligen Genossen Wienand belegen, dass sich die Sozialdemokraten mit den konkreten Vorwürfen der Korruption und der Bestechlichkeit in ihren eigenen Reihen
intensiv auseinander setzen müssen.
({33})
Wir nehmen mit Interesse zur Kenntnis, dass die Verurteilung des SPD-Politikers Wienand wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit für die ehemalige DDR für
die SPD kein Anlass gewesen ist, ihn aus der Partei auszuschließen. Stattdessen feierte er noch Ende 2001 - das
wissen Sie; wahrscheinlich waren einige von Ihnen dabei im Kreise von SPD-Größen seinen 75. Geburtstag.
Auch der Skandal in Wuppertal ist kein lokales Ereignis. Die Bundesspitze der SPD kannte bereits im Herbst
2000 durch einen vorgelegten Sonderprüfungsbericht die
dem Skandal zugrunde liegenden Vorgänge, Frau WettigDanielmeier. Die Verantwortlichen der Bundes-SPD haben
Andreas Schmidt ({34})
diesen Prüfbericht dem Untersuchungsausschuss und der
deutschen Öffentlichkeit bewusst verschwiegen.
({35})
Erst als ich selbst Sie im Untersuchungsausschuss gefragt habe, ob es einen Prüfungsbericht gibt, mussten Sie,
vor Scham errötend, zugestehen, dass es diesen Bericht
gibt. Sie haben ihn dann auch vorgelegt - aber erst, nachdem wir Sie mit unserem Wissen konfrontiert haben.
({36})
Das war zwar peinlich für die SPD, aber gut für die Aufklärung der Verantwortlichkeit der Bundes-SPD bei der
Wuppertaler Korruptionsaffäre.
Ich knüpfe noch einmal an das katastrophale Zeugnis
an, das der Deutsche Richterbund der Ausschussmehrheit
in der vorletzten Woche ausgestellt hat.
({37})
Über die gesamte Dauer der Arbeit des Untersuchungsausschusses war der Untersuchungsausschuss eine parteitaktische Instrumentalisierung. Diese Instrumentalisierung
war immer wichtiger als der Respekt vor rechtsstaatlichen
Prinzipien.
({38})
- Hören Sie zu, damit Sie sich das vergegenwärtigen, Herr
Neumann!
In drei Fällen sind Sie durch Entscheidungen von ordentlichen deutschen Gerichten - ich weiß, dass Sie das
nicht gerne hören ({39})
in die rechtsstaatlichen Schranken gewiesen worden, als
Sie entgegen der klaren Rechtslage in Ihrem parteitaktischen Eifer Auskunftsverweigerungsrechte von Zeugen
nicht anerkannt haben.
({40})
Zwei von der rot-grünen Mehrheit zu verantwortende
Ordnungsgeldbeschlüsse sind gerichtlich als rechtswidrig
aufgehoben worden. Das ist so und das können Sie auch
nicht bestreiten.
({41})
- Herr Neumann, wenn Sie das bestreiten wollen, dann
stehen Sie auf und stellen Sie eine Zwischenfrage.
Der Kollege
Neumann möchte eine Zwischenfrage stellen. Gestatten
Sie die? - Bitte sehr.
({0})
Herr Kollege
Schmidt, gestehen Sie mir zu, dass wir über Gerichtsverfahren - angefangen beim OLG in Frankfurt bis zum
BGH - versuchen mussten, Akten der hessischen Staatsanwaltschaft zu bekommen, um die Parteispendenaffäre
aufzuklären? Gestehen Sie mir zu, dass wir diese Akten
erst vor wenigen Wochen bekommen haben und deshalb
nicht mehr auswerten konnten? Dies alles geschah nur,
weil die hessische Landesregierung diese Akten gegen
das Recht - wie Sie wissen, haben wir alle diese Verfahren gewonnen - zurückgehalten hat.
({0})
Herr
Neumann, Sie wissen doch ganz genau, dass es ein Urteil
gegeben hat, in dem auch festgestellt worden ist, dass es
nicht dem Anspruch des Ausschusses entspricht, Parteiinterna zum Beispiel auszuforschen. Sie durften also nicht
alle Akten anfordern. Ihr Ziel war doch, mehr zu bekommen, als Sie wirklich bekommen durften. Sie haben aber
mit Ihrer Zwischenfrage letztlich bestätigt, dass Sie von
drei ordentlichen deutschen Gerichten in die rechtsstaatlichen Schranken gewiesen worden sind.
({0})
Jetzt geht es weiter, Herr Neumann: Die schallendste
Ohrfeige haben Sie am 8. April 2002 vom Bundesverfassungsgericht bekommen. Das höchste deutsche Gericht
hat auf unsere Klage hin festgestellt, dass die Ausschussmehrheit unter Verstoß gegen die Verfassung zulässige
Beweisanträge der Union abgelehnt oder verhindert hat.
({1})
Die rot-grüne Mehrheit hat unsere Minderheitenrechte
mit Füßen getreten. Das war Arroganz der Macht statt
Respekt vor dem Rechtsstaat.
({2})
Wir haben uns in unserer Bewertung bewusst sehr ausführlich mit dem Vorwurf der angeblichen Aktenvernichtung im Kanzleramt beschäftigt.
({3})
Nach Kenntnis der Akten der Staatsanwaltschaft Bonn
sage ich Ihnen in voller Überzeugung vor der deutschen
Öffentlichkeit: Dieser Vorwurf der Aktenvernichtung war
eine perfide Diffamierung ohne Substanz, inszeniert von
Herrn Hirsch, unterstützt vom Bundeskanzleramt und politisch getragen von Bundeskanzler Schröder.
({4})
Wegen der Geheimhaltungspflicht kann ich leider nicht
aus den mir vorliegenden Ermittlungsakten der StaatsanAndreas Schmidt ({5})
waltschaft zitieren. Es ist aber, meine Damen und Herren,
bekannt, dass sich die immer wieder vorgebrachten Vorwürfe der Aktenvernichtung und der illegalen Datenlöschung bei den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nicht
bestätigt haben.
({6})
Im Gegenteil: Der frühere Leiter des Leitungsstabes im
Bundeskanzleramt hat bezüglich der Vorwürfe auf Aktenund Datenvernichtung gegen sich selbst ein Disziplinarverfahren, ein so genanntes Selbstreinigungsverfahren,
angestrengt. Dieses Verfahren wurde von einem Oberstaatsanwalt beim Bundesgerichtshof, ausgesucht vom
Bundeskanzleramt, durchgeführt. Das Ergebnis ist völlig
eindeutig: Der Beamte ist vollständig rehabilitiert worden. In dem Bericht heißt es wörtlich
({7})
- nun hören Sie einfach einmal zu, was der Oberstaatsanwalt beim Bundesgerichtshof dazu geschrieben hat -:
Es kann nicht festgestellt werden, dass die Akten des
Bundeskanzleramtes zu den Sachthemen, die den
Gegenstand des 1. Untersuchungsausschusses des
14. Deutschen Bundestages bilden, in dem den Untersuchungsgegenstand umgrenzenden Zeitraum im
Herbst 1998 aus amtlichem Gewahrsam entfernt
worden sind.
So weit das Zitat des Oberstaatsanwalts beim Bundesgerichtshof. Ich bin fest davon überzeugt, dass auch die
Staatsanwaltschaft Bonn in allernächster Zeit die Ermittlungen einstellen und damit diese Diffamierungsinszenierung zum Einsturz bringen wird.
({8})
Ein weiterer peinlicher Punkt der rot-grünen Ausschusstätigkeit war die Vernehmung von Herrn Schreiber in
Kanada. Wie weit muss die SPD mit dem Rücken eigentlich zur Wand stehen, dass sie versucht, einen Justizflüchtling als Wahlkampfhelfer für sich zu instrumentalisieren?
({9})
Das Ergebnis der Vernehmung war ziemlich eindeutig:
Außer Spesen nichts gewesen!
({10})
Der Ausschussvorsitzende Herr Neumann hat nach der
Vernehmung von Herrn Schreiber in Kanada vor der
Presse vollmundig erklärt, dass es aufgrund dieser Zeugenvernehmung keine weitere Beweisaufnahme mehr geben werde. Jede weitere Vernehmung, so haben Sie gesagt, sei lediglich Wahlkampf. Ich habe dabei neben Ihnen
gestanden.
Nach diesen Äußerungen soll beim Ausschussvorsitzenden Neumann im Flugzeug angeblich ein Umdenkungsprozess eingetreten sein. Ich habe neben ihm gesessen und nicht gespürt, dass ein Umdenkungsprozess bei
ihm eingetreten ist.
({11})
Nein, meine Damen und Herren, durch seine widersprüchlichen Aussagen vor dem Untersuchungsausschuss
am 16. Mai hat Herr Müntefering faktisch zugegeben,
dass er der eigentliche Drahtzieher der Instrumentalisierung des Justizflüchtlings Schreiber ist.
({12})
Auf meine Frage am 16. Mai 2002, seit wann Herr
Müntefering wisse, dass die Ausschussmehrheit ein Interesse habe, Herrn Stoiber zu hören, hat der Generalsekretär der SPD erklärt - ich zitiere -:
Es hat gestern Tickermeldungen gegeben, die man lesen konnte.
Auf eine Nachfrage von mir hat Herr Müntefering dann
eingestanden - ich zitiere -:
Ich habe mit einem Fraktionsmitglied, das nicht Mitglied dieses Ausschusses ist, gestern darüber gesprochen.
({13})
Auf meine weitere Nachfrage an Herrn Müntefering, ob er
die Frage, mit welchem Fraktionskollegen er gesprochen
habe, beantworten wolle, hat er wörtlich geantwortet:
Nein, will ich Ihnen nicht beantworten.
({14})
Meine Damen und Herren, diese Aussage beantwortet
die Frage, wer der eigentliche Drahtzieher dieser Inszenierung war.
({15})
Sie, Herr Neumann, sind jedenfalls auf dem Rückflug von
Kanada von Herrn Müntefering kalt entmachtet worden.
({16})
Diese Inszenierung hat auch dem letzten Beobachter der
Szene eines deutlich gemacht: Es ist den Sozialdemokraten im Untersuchungsausschuss zu keinem Zeitpunkt um
Aufklärung gegangen,
({17})
sondern um Diffamierung, Diskriminierung der Christlich Demokratischen Union.
({18})
Meine Damen und Herren, die eigentlich gute Nachricht am Schluss: Diese Kampagne der SPD ist in sich
Andreas Schmidt ({19})
zusammengebrochen. Sie ist jetzt am Ende und die Sozialdemokraten haben mit Köln und Wuppertal ein großes
Problem.
Vielen Dank.
({20})
Zu einer Kurzintervention gebe ich dem Kollegen Neumann das Wort. Bitte
sehr.
Ich hatte vorhin
darauf hingewiesen, dass es zu der Strategie im FlickAusschuss, aber auch in diesem Ausschuss gehörte, dass
die Ergebnisse der Arbeit des Ausschusses herabgewürdigt werden, indem der Ausschuss selbst diskreditiert
wird.
({0})
Das betrifft nicht nur mich, sondern auch andere Mitglieder des Ausschusses, wie Sie an dem Sondervotum der
CDU/CSU erkennen können. Ich möchte für mich ausdrücklich erklären und versichern, dass ich weder von der
Bundesregierung noch von der SPD-Führung noch von
der Fraktionsführung in irgendeiner Weise bei den Entscheidungen beeinflusst worden bin,
({1})
die wir in der Arbeitsgruppe gemeinsam getroffen haben.
Dahingegen mussten wir feststellen - das ist auch im Protokoll festgehalten -, dass sich Herr Schmidt seit Februar 2000 vor jeder Zeugenvernehmung mit Herrn Kohl
getroffen hat und er und seine Arbeitsgruppe offensichtlich jede Zeugenvernehmung und jede Strategie mit ihm
abgesprochen haben.
({2})
Herr Kollege
Schmidt, möchten Sie darauf antworten? - Im Augenblick
nicht. Dann hat jetzt der Kollege Christian Ströbele für
Bündnis 90/Die Grünen das Wort.
Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Herr Merz, Sie brauchen nicht wegzurennen; ich
tue Ihnen nichts.
({0})
Ich schlage vor, dass wir nicht einfach das Ritual, das
wir nun seit Monaten bzw. Jahren praktizieren, in anderer
Besetzung hier fortsetzen - die Aussagen der Rede, die
Sie gehalten haben, Herr Schmidt, kannte ich alle schon,
auch die Zitate ({1})
und dass nicht jeder seine Manuskripte verliest, sondern
dass wir das machen, was wir im Ausschuss nicht gemacht haben, auch in nicht öffentlicher Sitzung leider
nicht, nämlich dass wir uns über die Ergebnisse unserer
Bemühungen in den letzten zwei Jahren austauschen und
schauen, was bewiesen ist und was nicht und wie wir die
einzelnen Dinge bewerten. Denn es gibt ja hoffentlich
eine ganze Reihe von Punkten, bei denen auch Sie davon
ausgehen, dass sie bewiesen sind. Diesen Versuch will ich
jetzt einmal machen, indem ich das Manuskript mit meiner vorbereiteten Rede beiseite lege und mich stattdessen
mit Ihnen auseinander setze.
({2})
Ich will mich mit einigen Punkten, die in Ihren Berichten
stehen, beschäftigen, vor allen Dingen mit den Punkten,
zu denen Sie keine Stellung nehmen.
Ich beginne mit dem Kollegen Stadler
({3})
und der FDP. Herr Kollege Stadler, vielleicht können Sie
nachher etwas dazu sagen. Ich habe Ihre Wertung, Ihr
Sondervotum, aufmerksam gelesen. Sie haben, gleich
nachdem die Koalition ihren Wertungsbericht der Presse
vorgestellt hatte, eine Presseerklärung abgegeben, in der
Sie gesagt haben, dass die Koalition nichts herausgefunden habe; sie habe Zuflucht bei dem Begriff der politischen Korruption genommen, weil es nichts anderes gegeben habe.
({4})
Nun habe ich Ihren Bericht aufmerksam gelesen. Auf
Seite 1 Ihres Sondervotums, Kollege Stadler, sagen Sie
selber, dass daran zu erinnern sei, dass es in Bezug auf
eine Aufgabe des Ausschusses, „die Untersuchung etwaiger politischer Korruption“, konkrete Anhaltspunkte gegeben habe, denen man nachgehen müsse. Genau das haben wir gemacht und genau da sind wir fündig geworden.
Das heißt, das, was Sie von uns verlangt haben, hat zum
Erfolg geführt.
({5})
Ich könnte bei einer ganzen Reihe von Punkten in
Ihrem Bericht Kritik anbringen. Ihr Bericht ist ziemlich
mager. Aber ich will nur einen Punkt herausgreifen. In Bezug auf die 1 Million DM, die Herr Kiep von Herrn
Schreiber in St. Margrethen auf dem Parkplatz oder im
Einkaufszentrum bekommen hat, direkt an der Grenze,
wo drei Autobahnen zusammenlaufen und von wo man
deshalb schnell wegkommt, schreiben Sie zwar, dass er
den Koffer bekommen habe; aber dass das mit irgendeinem politischen Handeln zu tun haben könne, sei nicht ersichtlich.
({6})
Andreas Schmidt ({7})
Ich habe ja Verständnis dafür, dass Sie der früheren
Bundesregierung die Stange halten wollen, dass Sie nicht
wollen, dass ihr ein Haar gekrümmt wird; denn Sie waren
ja daran beteiligt. Nur, Herr Kollege Stadler, auch Sie
müssen doch zur Kenntnis nehmen - dazu finde ich in
Ihrem Bericht gar nichts -, woher die 1 Million DM kam.
Sie kam nicht aus dem Vermögen von Herrn Schreiber, sie
ist auch nicht vom Himmel gefallen, sondern sie kam direkt von Thyssen, nämlich aus dem Panzergeschäft mit
Saudi-Arabien. Das müssen auch Sie zugestehen.
Das heißt, das Geld, das Saudi-Arabien an Thyssen
gezahlt hat, ist direkt auf das Schweizer Konto von
Schreibers Firma ATG geflossen. Von diesem Konto hat
Herr Schreiber die 1 Million DM abgehoben, die er Herrn
Kiep, dem Bundesschatzmeister der CDU, übergeben hat.
Trotzdem sind Sie der Meinung, es müsse nicht überprüft
werden, ob es einen Zusammenhang mit dem Regierungshandeln bei der Bewilligung des Panzergeschäftes
gegeben hat? Da muss ich Ihnen sagen, Herr Stadler: Als
Staatsanwalt hätten Sie ein solches Verhalten nicht einfach so hingenommen, sondern wären der Sache gründlicher nachgegangen.
Dann wären Sie fündig geworden und hätten festgestellt, dass Herr Schreiber sehr wohl Herrn Kiep eingesetzt hat, bevor damals die Genehmigung des Bundessicherheitsrates erteilt worden ist. Warum wohl? - Weil
dieses Geschäft offenbar doch auf der Kippe stand und er
deswegen meinte, Kiep müsse da tätig werden. Schreiber
hat uns in Kanada gesagt - Sie waren leider nicht dabei -,
warum er die 1 Million DM gegeben hat. Er hat das deshalb
getan, weil er Herrn Kiep dankbar war; denn Herr Kiep hat
sehr viel - gerade im Zusammenhang mit dem Fuchs-Panzer-Geschäft - geleistet. Ihre Einschätzung, dass die Zahlung von 1 Million DM nicht geeignet war, politisches
Handeln zu beeinflussen, ist nicht sehr fachkundig und eines Staatsanwaltes nicht würdig, Herr Kollege Stadler.
({8})
Ich komme nun zu der CDU. Ich habe auch Ihre Wertung mit großem Interesse gelesen.
({9})
Ich habe dabei festgestellt, dass Sie eingestehen - Sie haben das heute gesagt -, auch der ehemalige Bundeskanzler und Parteivorsitzende habe Fehler gemacht.
({10})
Alle machen einmal einen Fehler. Selbst bei der Fußballweltmeisterschaft können Fehler mit erheblichen negativen Folgen vorkommen. Sie versuchen aber, diese Vorwürfe beiseite zu wischen. Heute haben Sie nur einen Satz
darauf verwandt, in dem Sie davon sprachen, dass es von
Ihrer Seite einen Verstoß gegen das Parteiengesetz gegeben habe.
Herr Kollege Schmidt, Sie sagen aber weder im Ausschuss noch in der Öffentlichkeit oder hier etwas darüber,
wie Sie das von uns festgestellte Faktum beurteilen, dass
die CDU mehr als 20 Jahre lang ein System von illegalen
Schwarzkonten unterhalten hat. Dazu gehörten 50 Ober-,
Unter- und Nebenkonten, die es neben der offiziellen
Buchführung gab und die in keinem Rechenschaftsbericht
auftauchten. Auf diese Konten sind bereits in den 80erJahren - der Herr Kollege Neumann hat schon darauf hingewiesen - 20 Millionen DM eingezahlt worden.
Diese Konten in der Schweiz haben Sie so geführt, wie
man es sonst nur in der organisierten Kriminalität kennt,
Herr Kollege Schmidt.
({11})
Es wurde nämlich nur in bar auf diese Konten eingezahlt.
Die Konten wurden zum Teil nur eröffnet, um einen Betrag einzuzahlen, ihn sofort abzuheben und das Konto zu
schließen. Das diente allein dem Zweck, die Herkunft und
die Verwendung dieser Gelder zu verschleiern.
Sie haben nichts dazu gesagt, Herr Kollege Schmidt,
({12})
wie diese Transaktionen ausgeführt wurden. Es sind nicht
nur Koffer mit Bargeld transportiert worden, sondern es
sind auch Geldbeträge auf ganz andere Weise überreicht
worden. Einer Ihrer Generalbevollmächtigten hat das so
geschildert: Im Hotel Dolder in der Schweiz sucht der Generalbevollmächtigte der CDU den damaligen Bundesschatzmeister der CDU in seinem Hotelzimmer auf. Was
macht der Bundesschatzmeister der CDU? - Er hebt die
Decke hoch, worunter sich 1 Million DM in bar befanden.
({13})
Herr Kollege Schmidt, was sagen Sie zu solchen Geschichten?
({14})
Die habe ich doch nicht erfunden. Es ist doch keine Diffamierung durch Rot-Grün. Diese Vorgehensweise hat
uns Ihr Generalbevollmächtigter beschrieben. Das sind
Methoden, wie sie aus der organisierten Kriminalität bekannt sind.
({15})
Es handelt sich dabei um genau die Methoden, die den damaligen Bundesinnenminister und die damalige Koalition
veranlasst haben, das Geldwäschegesetz zu verabschieden.
Sie haben damals mit Recht gesagt: Immer dann, wenn
Beträge von über 20 000 DM in bar über die Grenze geschleppt oder bei der Bank abgegeben werden, besteht ein
gewisser Anfangsverdacht dafür, dass etwas nicht in Ordnung ist. In diesem Falle sind die Grenzbehörden und die
Banken verpflichtet, nachzufragen, woher das Geld
kommt und um welches Geld es sich handelt. Während
Sie diese Gesetze gemacht haben und Herr Kanther das im
Bundestag vertreten hat, sind Ihre Leute - das war nicht
irgendwer, sondern Ihr Bundesschatzmeister, Ihr Steuerberater und der Generalbevollmächtigte der CDU ({16})
mit Beträgen von 1 Million DM und mehr im Koffer, abgehoben von schwarzen Konten, durch die Gegend gelaufen.
({17})
Ich werfe Ihnen vor, dass Sie dazu nicht einen Satz sagen. War das in Ordnung? War das normal?
({18})
Das können Sie doch nicht behaupten. Das waren Ihre
Praktiken, Herr Kollege Schmidt,
({19})
und zwar nicht nur in den 80er- und Anfang der 90erJahre, sondern auch danach, mindestens bis 1998, bis zu
dem Zeitpunkt, zu dem Sie abgewählt worden sind. Denn
wir haben festgestellt, dass zu diesem Zeitpunkt die letzte
Einzahlung von fast 1 Million Schweizer Franken auf eines der Konten von Herrn Kohl erfolgt ist.
({20})
Herr Schmidt, das ist die Dimension des Skandals,
die Dimension dessen, was die CDU angerichtet hat. Es
geht nicht darum, dass da mal einer etwas falsch gemacht hat, dass einer mal gegen das Parteiengesetz verstoßen hat, weil er irgendetwas nicht angegeben hat. Es
geht darum, in welchem Zusammenhang das geschehen
ist. Auch Herr Dr. Kohl, Ihr ehemaliger Parteivorsitzender,
({21})
hat diese Schwarzgeldkonten gefüttert.
({22})
Herr Schmidt, ein letztes Beispiel, wie man mit diesen
Geldern umgegangen ist: Den Verfall der politischen und
finanziellen Moral und der Parteimoral können Sie auch
daran erkennen, dass sich Ihre Herren, also Herr Kiep,
Herr Dr. Lüthje und Herr Weyrauch, zu dem Zeitpunkt, als
1,5 Millionen Schweizer Franken zu viel auf dem Konto
waren, wie ganz gemeine Diebe verhalten haben, indem
sie gesagt haben: Wir teilen das unter uns auf. - Dazu sagen Sie nichts. Dagegen haben Sie nichts unternommen,
Herr Schmidt.
Herr Friedrich, Sie sagen immer, Sie hätten alles aufgeklärt.
({23})
Haben Sie einmal bei diesen Herren nachgefragt, wann sie
die 1,5 Millionen DM und die 500 000 DM, die sie der
CDU damals weggenommen haben, zurückzahlen?
({24})
Haben Sie Auskunft eingeklagt? Haben Sie gesagt: „Wir
verhalten uns wie ein ganz normaler Verein bzw. wie eine
Firma und holen uns das Geld zurück“? Warum haben Sie
das nicht getan? - Aus einem ganz einfachen Grunde: weil
Sie Angst davor haben, was alles noch herauskommt,
wenn Sie diese Herren hart anfassen,
({25})
weil Sie genau wissen: Der Herr Weyrauch, der Herr
Dr. Lüthje und der Herr Kiep wissen noch viel mehr über die
CDU. Sie könnten uns sagen, woher die 20 Millionen DM
in den 80er-Jahren, die 10 Millionen DM in den 90er-Jahren und die fast 1 Million Schweizer Franken 1998 hergekommen sind.
({26})
Herr Kollege Schmidt, der ehemalige Bundeskanzler
hat bei uns im Ausschuss stundenlang auf seine Verdienste um die deutsche Einheit hingewiesen. In der Tat, Herr
Dr. Kohl ist ein ehrenwerter Mann. So haben das jedenfalls die Wählerinnen und Wähler in fünf Bundestagswahlen gesehen, als sie ihn damals noch gewählt haben.
({27})
Auch Herrn Kiep und Herrn Dr. Lüthje haben die Wählerinnen und Wähler als ehrenwerte Männer angesehen.
({28})
Was wäre gewesen, wenn sie gewusst hätten, was die Herren Dr. Kohl und Dr. Kiep zu dieser Zeit noch alles getan
haben? Dass sie mit Koffern voll Geld durch die Gegend
gereist sind und es vor der Steuer, dem Finanzamt und der
Rechnungslegung ihrer Partei in Sicherheit gebracht haben, dass sie sich in dem Augenblick, in dem sie erfahren
haben, dass die Staatsanwaltschaft auch auf Konten in der
Schweiz Zugriff haben könnte, mit besonderen Beratern
und Rechtsanwälten getroffen haben, um darüber nachzudenken, wie man diese Gelder in Sicherheit bringen kann,
und dass sie dann in der Schweiz eine Stiftung, die Norfolk-Stiftung, gegründet haben, um unkenntlich zu machen, woher diese Gelder kommen und wem sie gehören?
Wenn die Wählerinnen und Wähler das alles gewusst hätten, wären sie in Zweifel darüber geraten, ob es sich hier
um Ehrenmänner handelte.
({29})
Herr Kollege Schmidt, Herr Dr. Kohl sagt immer, er
habe nichts davon gehabt, auch nicht von den 2,1 MilliHans-Christian Ströbele
onen DM, die er selbst angenommen hat. In der Tat, wir
haben keine Anhaltspunkte dafür, dass er sich ein Häuschen gebaut, er eine Jacht bezahlt oder einen Urlaub finanziert hat. Herr Kollege Schmidt und liebe CDU,
({30})
was kann einem machtbesessenen Politiker aber mehr
nützen, als seine Macht zu sichern?
({31})
Herr Dr. Kohl war der einzige, der über die 20 Millionen DM, die in den 80er-Jahren geflossen sind, und über
die 10 Millionen DM, die in den 90er-Jahren geflossen
sind, eigenhändig verfügen konnte. Der Vermerk „PV“
- Parteivorsitzender - stand auf den Quittungen, wenn die
Gelder abgeholt wurden.
({32})
Er war derjenige, der diese Gelder zum Machterhalt eingesetzt hat. Das hat ihm persönlich viel mehr genützt, als
wenn er sich von dem Geld ein Haus gekauft hätte. Das
heißt: Er ganz persönlich war der Nutznießer all dieser
Kontobewegungen, des Systems Kohl, das mindestens bis
1998 aufrechterhalten worden ist.
({33})
Herr Dr. Schäuble wird ebenfalls immer wieder als ehrenwerter Mann dargestellt. - Ich frage mich, warum die
beiden nicht hier sind, obwohl sie noch Abgeordnete sind;
dann könnten wir sie selbst dazu befragen. - Auch Herr
Dr. Schäuble ist ein ehrenwerter Mann;
({34})
aber er hat am 2. Dezember 1999 vor diesem Parlament
nicht die vollständige Wahrheit gesagt. Warum hat er
nicht die Wahrheit gesagt? - Herr Dr. Schäuble wusste zu
diesem Zeitpunkt nicht nur, dass er von dem Waffenhändler Schreiber 100 000 DM in Empfang genommen hat
- das hätte er hier vielleicht sagen können; das hätte nicht
zu großer Aufregung geführt -, sondern auch, warum er
dieses Geld bekommen hat. Herr Schreiber hat diese
Spende, das hat er jetzt bestätigt; die Vermutung lag auf
der Hand - nämlich als „Türöffner“ für das Bear-HeadProjekt in Kanada verstanden. Er hat diese 100 000 DM
Herrn Dr. Schäuble nicht uneigennützig gegeben, sondern
wollte, dass sich Herr Dr. Schäuble für dieses Panzerprojekt einsetzt. Herr Dr. Schäuble wusste das. Er hat sich,
nachdem er das Geld erhalten hat und bevor das Geld in
die Finanzen der CDU eingeflossen ist, für dieses Panzergeschäft beim damaligen Bundeskanzler, bei der damaligen Bundesregierung eingesetzt.
({35})
Das nenne ich: Zahlungen, die geeignet waren, bestimmt
waren und dazu dienten, politisches Handeln zu beeinflussen. Dass dem so war, ist in diesem und in anderen
Fällen bewiesen worden.
({36})
Deshalb war das Ergebnis des Untersuchungsausschusses nicht - wie Sie es hier wieder darzustellen versuchen - „Außer Spesen nicht gewesen!“, sondern hat inhaltlich eine ganze Menge hervorgebracht. Außerdem hat
dieser Untersuchungsausschuss dabei mitgewirkt - wenn
einmal alles bezahlt ist -, mehr als 60 Millionen in die
Kasse des Bundestagspräsidenten einzuspielen: 6 Millionen aus den Kohl-Geldern, 3 Millionen aus der
Schreiber-Kiep-Zahlung, 41 Millionen - das hat das
Oberverwaltungsgericht inzwischen entschieden - aus
der Hessen-Zahlung,
({37})
1,2 Millionen für Fraktionsgelder 1990, 1,46 Millionen
für Fraktionsgelder 1996 und 10 Millionen im Zusammenhang mit dem Ehepaar Ehlerding. Wir haben dem
Bundestagspräsidenten empfohlen, das noch einmal zu
prüfen und entsprechende Nachforderungen zu stellen.
Herr Kollege Schmidt, allein diese Zahl von 60 Millionen belegt, dass die CDU über Jahre hinweg nicht nur in
ganz erheblichem Maße gegen das Parteiengesetz verstoßen hat, sondern
({38})
sie sich unter dem damaligen Bundeskanzler Helmut
Kohl vielfach der politischen Korruption schuldig gemacht hat.
({39})
Ich erteile das Wort
dem Kollegen Dr. Max Stadler für die FDP-Fraktion.
Frau Präsidentin! Meine
sehr geehrten Damen und Herren! Herr Kollege
Ströbele, ich bin nicht als Verteidiger der früheren Regierung Kohl und schon gar nicht als einer, der das wirklich skandalöse Finanzgebaren der CDU zu verantworten hat, in diesen Untersuchungsausschuss entsandt
worden; sondern mein Auftrag war, zu versuchen, mit
den Mitteln eines Untersuchungsausschusses einen bestimmten Sachverhalt, der die Öffentlichkeit stark bewegt hat, aufzuklären.
({0})
Am Ende dieser Aufklärung steht eine nüchterne Bewertung, ob dies gelungen ist oder nicht. Ich sage im
Gegensatz zu Ihnen, für den alles völlig klar ist: Mein Urteil fällt zwiespältig aus.
({1})
Auf der einen Seite ist der Untersuchungsausschuss in seinen Ermittlungen hinter den Erwartungen zurückgeblieben, die von Rot-Grün selber geweckt worden sind, auf
der anderen Seite war er besser als sein Ruf.
({2})
Ich werde Ihnen das im Einzelnen begründen.
Zunächst einmal: Ich mache mir die Diktion des Kollegen Schmidt nicht zu Eigen, dies sei - so ähnlich haben
Sie sich ausgedrückt - eine einzige Verleumdungskampagne.
({3})
Ich mache mir auch die Aussage eines Zeugen - meiner
Erinnerung nach war es der Zeuge Teltschik - nicht zu Eigen, dies sei ein Schauprozess. Ich möchte ins Gedächtnis
zurückrufen, dass in dem Augenblick, als dieses Hohe
Haus dem Ausschuss den Untersuchungsauftrag erteilt
hat, sehr wohl eine Reihe von Verdachtsmomenten bestanden, die es gerechtfertigt haben, dass man sich die
Vorgänge näher ansieht.
({4})
Herr Kollege Ströbele, es ist festzustellen, dass der Kernpunkt zunächst einmal die Frage war: Haben illegale Geldzahlungen die Entscheidung des Bundessicherheitsrats für
die Lieferung von Spürpanzern nach Saudi-Arabien beeinflusst? Sie werden sich daran erinnern, dass ich Ihnen oft
gesagt habe: Wir wissen aus den staatsanwaltschaftlichen
Ermittlungen - nicht aus eigenen Ermittlungen, weil Herr
Pfahls ja flüchtig ist -, dass ein beamteter Staatssekretär im
Verdacht steht, Schmiergeldzahlungen angenommen zu haben. - Das ist schlimm genug. Aber Sie haben in der Öffentlichkeit immer wieder den Eindruck erweckt, die Entscheidung des Bundessicherheitsrats, also des damaligen
Bundeskanzlers und der beteiligten Minister, Spürpanzer
nach Saudi-Arabien zu liefern, sei dadurch beeinflusst
worden. Das ist gerade nicht das Ergebnis dieses Untersuchungsausschusses,
({5})
sondern es hat sich gezeigt, dass es für diese Entscheidung
plausible außenpolitische Gründe gab. Wir haben den
Eindruck gewonnen, dass der beamtete Staatssekretär
Pfahls versucht hat, auf diese Entscheidung Einfluss zu
nehmen, dass er dafür aber gar nicht die Zuständigkeiten
und die Möglichkeiten hatte und dass es auf ihn überhaupt
nicht angekommen ist. Das ist meine nüchterne Bewertung dieses Vorgangs.
({6})
Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Ströbele?
Bitte sehr.
Aber bitte nur eine;
Sie haben nachher ja noch einmal Gelegenheit zu sprechen, Herr Kollege Ströbele.
Ich habe das ja auch schon in Ihrem Bericht gelesen, Herr Kollege Stadler. Aber geben Sie mir nicht Recht,
dass der Ausschuss festgestellt hat, dass Herr Pfahls, der
3,8 Millionen bekommen haben soll, auch nach Auffassung des damaligen Bundeskanzleramts eine wesentliche
Rolle beim Zustandekommen dieses Geschäftes spielen
sollte - er hat ja den Auftrag bekommen, sich um dieses
Geschäft ganz besonders zu kümmern; so ist es schriftlich
niedergelegt, und dass der damalige Staatssekretär Pfahls
zwar nicht an der Entscheidung des Bundessicherheitsrats
direkt beteiligt gewesen ist, dass er aber daran beteiligt
war, dass die Panzer damals entgegen dem Rat der Militärs aus Beständen der Bundeswehr geliefert worden
sind, und dass deshalb die Intervention des damaligen
Staatssekretärs von ganz erheblicher Bedeutung für das
Zustandekommen des Geschäfts gewesen ist,
({0})
wenn auch völlig offen ist, ob er etwa mit der Entscheidung des Bundessicherheitsrats etwas zu tun gehabt hat?
Zunächst einmal, Herr Kollege Ströbele, hat auch der frühere Bundeskanzler Helmut
Kohl in dem Ausschuss ausgesagt, dass Staatssekretär
Pfahls auf Betreiben von Franz Josef Strauß als beamteter
Staatssekretär in diese Bundesregierung aufgenommen
worden ist. Andere Zeugen, wie zum Beispiel Herr Riedl
aus München, der sich in dem Bereich ja gut auskennt, haben bestätigt, dass es Herr Pfahls als seine besondere Aufgabe angesehen hat, die Interessen der bayerischen Rüstungsindustrie zu fördern. Das ist alles unbestritten. Ich
sage noch einmal: Wenn Sie sich damit zufrieden gegeben
hätten, zu sagen: „Es ist ein Skandal, dass so jemand Bestechungsgelder annimmt oder nach Ermittlungen der
Staatsanwaltschaft jedenfalls ein dringender Verdacht besteht“, dann hätten Sie mit diesem Untersuchungsausschuss einen Aufklärungserfolg erzielt. Die öffentliche
Diskussion ging aber doch darum: Hatte diese Geldzahlung Einfluss darauf, dass entgegen der bis dahin geltenden Praxis Spürpanzer nach Saudi-Arabien geliefert worden sind oder nicht? Das Ergebnis - daran können auch
Sie nicht vorbei - ist, dass es nach dem Golfkrieg in der
besonderen außenpolitischen Situation plausible und
nachvollziehbare Gründe für diese Entscheidung gegeben
hat. Deswegen sind Sie in diesem Punkt mit Ihrem Aufklärungsbemühen gescheitert.
({0})
Es lag nicht daran, dass es keine Tatsachen gegeben
hat, die schlimm genug waren, sondern daran, dass Sie die
Messlatte so hoch gelegt haben, dass Sie darunter durchlaufen konnten. Das ist meine Bewertung.
({1})
Herr Kollege Ströbele, Sie waren so freundlich, sich
mit meinem Sondervotum auseinander zu setzen. Deshalb
will ich noch an einem zweiten Beispiel den Unterschied
in der Art unserer Bewertung klar machen. Ich beziehe
mich auf die Millionen-Spende der Eheleute Ehlerding
an die CDU. Das ist in der Tat ein Vorgang gewesen, bei
dem man von Anfang an den Verdacht hatte, es handele
sich um eine so genannte Dankeschön-Spende, weil die
Eheleute Ehlerding bekanntlich bei einer Vergabeentscheidung, obwohl sie nicht die Bestbieter waren, den Zuschlag erhalten haben.
Die Ausschussarbeit führte - ich möchte sagen: zur allgemeinen Verwunderung - dazu, dass genau dieser Zusammenhang am Ende nicht konkret nachgewiesen werden konnte. Das mag man bedauern oder nicht, aber das
ist eine Tatsache.
({2})
Sie schreiben nun in Ihrem Schlussbericht als rot-grüne
Ausschussmehrheit:
Die Entgegennahme der Millionen-Spenden der
Eheleute Ehlerding ... begründet den schwerwiegenden Verdacht der politischen Korruption.
Ich sage Ihnen Folgendes: Ein solcher Satz zu Beginn
der Ausschussarbeit wäre auch von mir unterschrieben
worden, aber am Ende der Ausschussarbeit ist der Maßstab ein anderer. Da muss man sagen, was tatsächlich
nachgewiesen worden ist und was nicht. Denn das ist zumindest mein Verständnis von einem rechtsstaatlichen
Verfahren, selbst wenn es kein Gerichtsverfahren gibt.
({3})
Nicht der Beschuldigte muss nachweisen, dass er unschuldig ist, sondern diejenigen, die die Untersuchung führen,
müssen den Beweis führen. Der Beweis ist auch in diesem
Fall nicht gelungen, deswegen habe ich ein Sondervotum
gefertigt und mich Ihnen nicht angeschlossen.
({4})
Ich habe versucht, die Ausschussarbeit nüchtern zu bewerten. Der Ausschuss ist aus meiner Sicht an manchen
Punkten gescheitert, so zum Beispiel beim gesamten
Komplex Leuna/Minol. Dazu haben Sie in Ihrem Mehrheitsbericht geschrieben, dass der Korruptionsvorwurf
nicht erhärtet werden konnte. Auch hier war es richtig, zu
untersuchen; denn es gab zum Beispiel Aussagen von
hochrangigen französischen Managern, welchen man
nachgehen musste. In den Fällen, in denen wir Gelegenheit dazu hatten, hat sich das Ganze ins Unbestimmte verflüchtigt. Daran kann man nicht vorbeigehen.
Wenn der Ausschuss also zum Teil gescheitert ist,
so hat er doch seinen Wert gehabt. Hier bin ich ganz nahe
bei dem, was Herr Neumann eingangs vorgetragen hat.
Die Ausschussarbeit hat das öffentliche Bewusstsein für
Grundprobleme unserer Demokratie gestärkt. Es geht
zum Beispiel - das trifft unsere Parteien - um den richtigen Umgang mit Parteifinanzen, insbesondere mit Spendengeldern. Spenden sind legitim, aber es gibt Situationen - ich nenne zum Beispiel Wuppertal -, in denen es,
auch wenn es rechtlich zulässig sein sollte, nicht angebracht ist, im Zusammenhang mit einer Investitionsentscheidung eine Spende vom Investor anzunehmen.
({5})
Es gibt Situationen, bei denen der Gesetzgeber eine Grenze
ziehen muss. Solche Probleme hat dieser Ausschuss in den
Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion gerückt.
Es geht weiter, es geht auch um das Verhältnis von
Wirtschaft zu Politik. Es geht mithin um Grundfragen und
ich sage Ihnen eines - vielleicht geht das heute unter, weil
die Union der SPD etwas vorrechnet und die SPD der
Union -: Für mich persönlich liegt der Wert der Ausschussarbeit darin, dass diese grundlegenden Fragen thematisiert worden sind. Dieser Wert geht über den kurzfristigen parteipolitischen Vorteil, den man in einer solchen
Auseinandersetzung gewinnen mag, nach meinem Dafürhalten weit hinaus. Deswegen hatte der Ausschuss seine
Berechtigung.
({6})
Meine Damen und Herren, wir haben auch Konsequenzen gezogen. Ich nenne drei Beispiele, die zeigen,
dass die öffentliche Diskussion, aber auch die Gesetzgebung von diesem Ausschuss wirklich gefördert worden
sind:
Erstens. Nach der Erörterung der Ehlerding-Spende, zu
der ich Ihnen meine Bewertung schon vorgetragen habe,
war für jedermann ganz klar ersichtlich, dass das Parteiengesetz eine Lücke aufwies, die geschlossen werden
musste. Es geht nicht an, dass Dankeschön-Spenden - man
spendet nach einer für einen selbst wirtschaftlich günstigen Entscheidung einer Partei Geld - rechtmäßig sein sollen, wie es nach dem alten Parteiengesetz noch der Fall
war. Diese Lücke haben wir mit der Novelle des Parteiengesetzes gemeinsam geschlossen.
Zweitens. Eine weitere Lücke bestand darin, dass Verstöße gegen das Parteiengesetz, mochten sie auch noch so
schwerwiegend sein, nicht strafbar waren. Hier gab es gewissermaßen ein Sonderrecht für Parteien, das allein deshalb nicht mehr akzeptabel war, weil sich jeder Bürger bei
ähnlichem Verhalten strafbar macht. Auch hier hat der
Ausschuss mit seiner Arbeit das Verdienst, dass er dem
Gesetzgeber Material geliefert hat, mit dessen Hilfe er
diese Lücke schließen konnte.
Drittens. Auch hat es Verwunderung hervorgerufen
- Teile der Industrie müssen ihre Ansicht über Art und
Umfang zulässiger Lobbyarbeit überprüfen -, in welcher
Weise so genannte nützliche Aufwendungen getätigt werden. Dabei gibt es ein wenig Anlass zu Schadenfreude,
dass bei näherer Betrachtung - das ist eines der konkreten
Ergebnisse dieses Ausschusses - solche so genannten
nützlichen Aufwendungen in Wahrheit völlig unnütz waren, weil diejenigen, die mit Millionenbeträgen bedacht
wurden, keinerlei Einfluss auf die betreffenden Entscheidungen hatten.
Meine Damen und Herren, es ist auch eine Ironie des
Schicksals, dass dieser Ausschuss damit begonnen hat,
Korruption der Regierung Kohl zu überprüfen, am Ende
aber der einzig wirklich nachweisbare Korruptionsfall offenbar der SPD-Spendenskandal in Nordrhein-Westfalen ist.
({7})
Das erinnert ein wenig an das Wort des Dichters Schiller:
„Doch mit des Geschickes Mächten ist kein ew’ger Bund
zu flechten.“ So hat sich hier das Blatt gewendet.
({8})
Aber dies ist kein SPD-Thema allein. Das Problem der
Korruption bei der Vergabe gerade von Großaufträgen
trifft man in den Kommunen allenthalben an. Wenn der
Ausschuss einen weiteren Sinn haben soll, dann muss er
Anlass dafür sein, dass wir in den Kommunen versuchen,
Instrumente bereitzustellen, die das Risiko einer solchen
Korruption herabsetzen.
({9})
Für die FDP sage ich: Dazu gehört auch ein richtig gestaltetes Korruptionsregister.
({10})
Morgen wird es darüber eine Auseinandersetzung geben.
Wir sind der Meinung, dass ein solches Korruptionsregister rechtsstaatlich nur akzeptabel ist, wenn rechtskräftige
Verurteilungen eingetragen werden.
({11})
Deswegen wird es morgen über Ihren Entwurf Streit geben. Gleichwohl muss dies ein Thema unter mehreren
bleiben, denn das, was sich hier abspielt, ist überhaupt
nicht hinzunehmen.
({12})
Meine Damen und Herren, Herr Neumann, ich bin der
Auffassung, dass man über die Art und Weise der Ausschussarbeit reden muss; denn im Ausschuss ist nicht immer die Balance zwischen dem gehalten worden, was ein
solcher Ausschuss natürlich ist, nämlich politisches
Kampfinstrument, und dem, was er im Auftrag des gesamten Parlaments sein muss, ein Instrument der parlamentarischen Aufklärung.
({13})
Hier geht es um das Selbstverständnis von uns Parlamentariern. Es stellte natürlich eine große Versuchung
dar, dass die Bewertung der Ergebnisse nicht am Ende
stattfindet, sondern dass wir nach jeder einzelnen Sitzung
Gelegenheit hatten, Teilergebnisse zu bewerten. Dass dies
natürlich durch die Parteibrille geschehen ist, war für jedermann offenkundig. Deswegen hoffe ich sehr, dass der
nächste Untersuchungsausschuss, sollte es wieder einen
ähnlichen geben, von der Möglichkeit, die wir auch gemeinsam geschaffen haben, Gebrauch macht, vermehrt
live aus dem Ausschuss zu berichten. Dies ist für die Bevölkerung eine bessere Möglichkeit unmittelbarer Meinungsbildung,
({14})
als wenn Herr Ströbele oder Herr Neumann oder Herr
Hofmann oder ich nach dem Ende einer Sitzung unsere jeweiligen Bewertungen vortragen.
({15})
Das ist das richtige Gegenmittel.
Mich bewegt ein Weiteres: Natürlich sind wir als Vertreter unserer Fraktionen in einem solchen Ausschuss;
das ist klar. Ich bin auch nicht blauäugig und gehe nicht
mit idealistischen Vorstellungen an die Sache heran. Ich
frage mich aber doch: Wie weit geht die Loyalität, die wir
gegenüber unserer eigenen Partei zu leisten bereit sind?
Geht sie so weit, dass wir uns als Parlamentarier in einer
Weise verhalten, die wir im Privatleben niemals akzeptieren würden?
Herr Kollege Schmidt, es geht mir nicht um Kritik an
Ihnen persönlich, sondern der Vorgang scheint mir symptomatisch. Sie haben es in Ihrer Rede vorhin auch angesprochen. Wenn die Aussage eines Zeugen - in dem Fall
des Herrn Müntefering - nicht ganz plausibel ist, würden
wir alle im normalen Leben sagen: An dem, was dort vorgetragen wurde, habe ich Zweifel, dies schien mir nicht
stimmig genug. Wir würden aber nicht sagen: Das ist ein
Lügner. Sie aber stellten sich in der Rolle des Ausschussmitglieds vor die Kameras und sagten: Müntefering ist ein
Lügner.
({16})
In der nächsten Sitzung, als Herr Müntefering Sie darum
gebeten hat, dies zurückzunehmen, haben Sie dies natürlich nicht gemacht, sondern vielmehr gesagt: Heute hat er
schon wieder gelogen.
Herr Kollege Schmidt, es gehört auch zum Selbstverständnis von uns Parlamentariern, Derartiges zu unterlassen, wenn man keine Beweise dafür hat, denn dadurch
leidet die Glaubwürdigkeit der Arbeit eines solchen Ausschusses insgesamt.
({17})
Überhaupt ist mir das Aliquid-haeret-Prinzip eine
Spur zu viel angewandt worden, also das Prinzip des „Es
wird schon etwas hängen bleiben“. Dazu gehört für mich
- als FDP-ler in Bayern bin ich politischer Konkurrent der
CSU - die Vernehmung von Herrn Stoiber ganz am
Schluss, ohne dass man die entsprechenden Beweise
durch die Vernehmung anderer Beteiligter sorgsam hätte
vorbereiten können.
({18})
Das war auch so nach der Methode: Es wird noch einmal
jemand vernommen und dann wird sich schon zeigen,
dass irgendetwas hängen bleibt. Auch dies kann ich nicht
akzeptieren.
({19})
Entgegen der Gepflogenheit, dass man sich bei den
Sondervoten der anderen Fraktionen enthält, habe ich gegen das Sondervotum der CDU/CSU-Fraktion gestimmt,
und zwar vor allem aus einem Grund: Sie haben in wirklich unverschämter - wer mich kennt, weiß, dass es viel
braucht, bis ich mich richtig echauffiere,
({20})
aber in diesem Fall kann ich es nicht anders sagen - und
ehrabschneidender Weise die Tätigkeit des Untersuchungsführers Burkhard Hirsch in Ihrem Sondervotum
in Zweifel gezogen,
({21})
sodass ich mich wirklich nur seiner Aufforderung anschließen kann: Wenn Sie wirklich der Meinung sind,
dass Herr Hirsch unzulässige Vernehmungsmethoden angewandt hat, stellen Sie Strafanzeige gegen ihn, damit er
Gelegenheit hat, dies klarzustellen. Diese Vorwürfe sind
haltlos.
({22})
Herr Hirsch hat in überzeugender Weise die wirklich eigentümlichen Aktenfehlbestände und -löschungen im
Kanzleramt dargestellt. Aus der Sicht eines Angehörigen
der alten Koalition ist dies besonders ärgerlich. Denn dies
ist aus meiner Sicht der einzig übrig gebliebene Verdachtsmoment. Deswegen sind Sie anscheinend auch so
erregt. Nehmen Sie diese haltlosen Anschuldigungen gegen Herrn Hirsch zurück!
({23})
Ein Untersuchungsausschuss ist kein Gericht. Trotzdem wird er seine Bedeutung und sein Ansehen in der Öffentlichkeit nur bewahren, wenn von allen Beteiligten ein
Mindestmaß an Fairness eingehalten wird. Daran hat es
manchmal leider gefehlt. Ich glaube aber, dass dieser Ausschuss trotz aller Kritik, die ich jetzt üben musste, insgesamt einen Beitrag zur notwendigen Aufarbeitung von
Vorgängen geleistet hat, die die Öffentlichkeit zu Recht
sehr stark bewegt haben.
Vielen Dank.
({24})
Für die PDS-Fraktion
erteile ich jetzt der Kollegin Dr. Evelyn Kenzler das Wort.
Frau Präsidentin! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Heute ist es vollbracht: Der
Untersuchungsausschuss hat - auf Neudeutsch - fertig. Er
schlägt seine letzte große Schlacht oder ihm schlägt seine
letzte Stunde. Das Bild von der Schlacht trifft es wohl besser, wenn ich an die unzähligen parteipolitischen Scharmützel denke. Dabei muss ich gar nicht weit zurückdenken, sondern muss mir bloß die heutige Debatte anhören.
Vor allem seit Jahresanfang wurde der Ausschuss mehr
und mehr zum Spielball des Wahlkampfes. Wir boten zeitweilig das Bild einer Bootsbesatzung, die in einem lecken
Boot sitzt und sich gegenseitig die Ruder um die Ohren
haut. Manchmal entstand der Eindruck, dass statt der Aufklärung der Kampf der Aufklärer gegeneinander im Mittelpunkt stand. Am Ende ging es nur noch darum, ob die
CDU oder die SPD den letzten Stich landet. Ich weiß
nicht, wie es Ihnen geht, aber ich frage mich, wer von Ihnen nun eigentlich gewonnen hat.
Ich glaube, nach den beiden großen Spendenskandalen
bekommen wir die Kuh mit diesen althergebrachten Grabenkämpfen nicht vom Eis. Frei nach dem Motto „Getrennt marschieren, getrennt schlagen“ hat nun jede Fraktion ihren Bericht mit ihrer Sicht auf die Dinge vorgelegt.
Dass es jetzt vier Voten gibt, ist kein Zufall, sondern
symptomatisch für das Auseinanderdriften unseres Ausschusses. Das ist für uns wahrlich kein Ruhmesblatt.
Auch ich konnte mich dem Zeitgeist, dass jede Fraktion ihren eigenen Bericht vorlegt, nicht entziehen, zumal
Sie mit Ihrem Mehrheitsbericht leider nicht rechtzeitig
aus den Puschen gekommen sind.
({0})
Mit dem abweichenden Bericht meiner Fraktion ging es
erstens um die Vorstellung eigener Ermittlungsergebnisse
- insbesondere zum geheimen Kontensystem der CDU -,
zweitens um notwendige Ergänzungen des Mehrheitsberichtes und des Berichtes der Union und drittens um
eigene möglichst objektive Bewertungen des Untersuchungsergebnisses einschließlich notwendiger Konsequenzen.
Ich maße mir nicht an, die Berichte der anderen Parteien zu bewerten, sondern ich möchte auf zwei Punkte
eingehen, die ich jenseits des parteipolitischen Gezänks
für besonders wichtig halte. Anfangs hatte ich mir nicht
träumen lassen, zur Alleinexpertin des illegalen CDUKontengeflechts zu werden. Es hat sich aber gelohnt, in
dieses Labyrinth tiefer einzutauchen.
({1})
Einige ergänzende Details, die die Wirtschaftsprüfer nicht
gefunden haben oder vielleicht auch nicht finden wollten,
sind hinzugekommen. So ist die Mittelherkunft von über
4 Millionen DM auf den geheimen Vorgängerkonten von
Norfolk ebenfalls ungeklärt. Ich bin noch auf zehn weitere, bislang noch nicht untersuchte Konten gestoßen, die
erst dadurch in die Gesamtaufstellung der CDU-Geheimkonten aufgenommen wurden. Dieses Kontensystem ist
ein kompliziertes, ja geradezu raffiniertes Quasi-Geldwäschesystem für illegale Finanzzuflüsse über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten.
Nach meiner bisherigen Übersicht wurde hierüber ein
Geldvolumen von sage und schreibe circa 55 Millionen DM - einschließlich der Hessen-Millionen - bewegt.
({2})
Lieber Herr Kollege Schmidt, Sie und Ihre Mitstreiter
stellen in Ihrem Bericht ziemlich selbstbewusst fest, dass
die CDU die Verstöße gegen das Parteiengesetz weitgehend selbst aufgeklärt hat. Das scheint mir allerdings
mehr Wunschdenken als Realität zu sein.
({3})
Die Antworten auf die entscheidenden Fragen nach der
Herkunft der Gelder liegen nach wie vor im Dunkeln. Sie
haben, um es vorsichtig zu sagen, Ihre grauen Konteneminenzen weder innerhalb noch außerhalb des Ausschusses wirklich in die Pflicht genommen.
Ich habe mir einmal die Mühe gemacht, das Inlandskontensystem graphisch darzustellen. Alle offenen
Punkte habe ich darauf mit Rot markiert. Ich stelle Ihnen
gerne ein Exemplar meiner Tapete zur Verfügung. Vielleicht möchten Sie mit den Herren Weyrauch und Co.
jetzt, da alles vorbei ist, die roten Eintragungen durch
schwarze ersetzen. Das wäre ein ganz eigener Aufklärungsbeitrag, den Ihnen auch niemand wegnehmen
würde. Wir könnten dann eine gemeinsame Pressekonferenz durchführen.
({4})
Ich habe auch festgestellt, dass die von Helmut Kohl
dargestellte Version von den anonymen Spendern nicht
mit den Kontenunterlagen korrespondiert.
({5})
Diese Auszüge haben ihre eigene Sprache. Sie sind auch
nicht manipulierbar. Deshalb habe ich nach wie vor erhebliche Zweifel an dieser Darstellung. In dem Sondervotum meiner Fraktion wurden diese Zweifel in acht Einwänden zusammengefasst und mit Fakten unterlegt.
({6})
Ernsthaft widerlegen können Sie diese nur, wenn endlich
die Wahrheit auf den Tisch kommt.
({7})
Vielleicht ist das aber auch schon die Wahrheit und es
gibt weitere Geldquellen respektive Konten hinter den
Konten. Den Schlüssel dazu hat Ihr ehemaliger Finanzjongleur Horst Weyrauch in der Hand. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er nach wie vor im Besitz der entsprechenden Unterlagen ist. Sie können nicht ernsthaft
glauben, dass das Geheimnis um die angeblichen anonymen Spender ewig ungelüftet bleibt. Die Vergangenheit
wird Sie einholen. Das wird dem Ruf Ihrer jetzigen Parteispitze irgendwann erheblich schaden.
Zum zweiten Untersuchungskomplex, dem Vorwurf
der Käuflichkeit von Regierungshandeln. Hier gehen die
Wertungen erwartungsgemäß weit auseinander. Natürlich
ist der Korruptionsvorwurf für die Kollegen von der
CDU/CSU vom Tisch, während meine Kollegen von der
SPD den Nachweis mit einer Ausnahme zwar nicht als erbracht ansehen, jedoch nach wie vor schwer wiegende
Verdachtsmomente erkennen. Es ist richtig: Der Nachweis der Korruption im strafrechtlichen Sinne konnte
nicht erbracht werden. Solange aber die Herkunft und teilweise auch der Verbleib vieler Gelder nach wie vor im
Dunkeln liegen, kann diese Frage der Korruption abschließend nicht mit Nein beantwortet werden. Darin besteht meines Erachtens auch das größte Manko der Ausschussarbeit, diese zentrale Frage nicht befriedigend
beantworten zu können.
Beide großen Spendenaffären haben jedoch ein
grundsätzlicheres Problem aufgeworfen. Das Thema der
Korruption ist wesentlich weiter als nur auf Einzelfälle
bezogen zu fassen, als das bisher geschehen ist. Es ist
schon gar nicht auf eine bestimmte Partei begrenzt. Jede
- ich betone: jede - Partei, insbesondere dann, wenn sie
in der Regierung ist, kann davon betroffen sein. Spätestens seit Köln, Wuppertal und Bonn ist klar wie
Kloßbrühe, dass es handfeste strafbare Korruption von
politischen Entscheidungsträgern in erheblicher Größenordnung gibt. Dagegen hilft auch kein krampfhafter Verweis auf die kommunale Ebene. Dagegen hilft auch nicht,
dass Sie, Herr Kollege Hofmann, und Ihre Kollegen im
Ausschuss bis zum Schluss tapfer darauf beharrt haben,
dass es keine Anhaltspunkte für Korruption gibt. Das war
offensichtlich eine falsche Strategie, die Ihnen jetzt leider
auf die Füße gefallen ist.
({8})
- Wir werden sehen.
Die Bekämpfung von Korruption und Vetternwirtschaft ist jedoch nicht mit den bisher eingeleiteten Schritten wie dem Korruptionsregister abgetan. Was wir als Ziel
für die nächste Wahlperiode brauchen, ist ein vernünftiges
Antikorruptionsgesetz und endlich ein Informationsfreiheitsgesetz.
({9})
Daneben ist eine teilweise politisch hochproblematische Spendenpraxis jenseits des Strafrechts zutage getreten. Von Karlheinz Schreiber wurde dafür das geflügelte Wort von der „politischen Landschaftspflege“
geprägt. Meine lieben Kolleginnen und Kollegen der Koalition umschreiben das mit dem Begriff der „politischen
Korruption“.
Entgegen Ihrer Auffassung handelt es sich hierbei jedoch nicht um einzelne Spenden an die CDU. Es hat sich
in bestimmten Bereichen der Parteienspende offensichtDr. Evelyn Kenzler
lich eine stillschweigende Atmosphäre des Gebens und
Nehmens entwickelt. Dabei bedarf es keines SchwarzerKoffer-Transfers für konkrete Aufträge mehr. Man kennt
sich und weiß, was man voneinander zu halten hat. Es
wird in der klaren Erwartung eines günstigen politischen
Klimas für ein konkretes Unternehmen bezahlt.
Parteien sind permanent klamm bei Kasse, insbesondere
im Wahlkampf. Unternehmen wollen auf der Sympathieliste, vor allem bei der jeweiligen Regierungspartei, ganz
oben stehen. Es handelt sich damit quasi um Umgehungsspenden im Graubereich zwischen strafbarer Korruption
und allgemeiner politischer Einflussnahme. Wenn sich eine
solche Spende zu dicht im Sog einer bestimmten Auftragsvergabe bewegt, dann bleibt nur eines: anonymisieren,
stückeln, verschleiern und waschen über Geheimkonten.
({10})
Das Parteiengesetz wurde zwar geändert. Auch bei den
Unternehmensspenden gab es Einschränkungen. Aber ein
wirklicher Schnitt fand nicht statt. Meine Fraktion hat
deshalb sowohl ein generelles Verbot von Spenden juristischer Personen als auch eine Begrenzung der Spenden
der Höhe nach gefordert. Das ist keine sozialistische Palastrevolte, sondern 1:1-Forderungen von namhaften Parteienforschern.
Als Fazit bleibt: Der Parteispendenuntersuchungsausschuss ist mit seinen Ergebnissen trotz intensiver Arbeit
sowohl hinter den selbst gesetzten Zielen als auch den öffentlichen Erwartungen deutlich zurückgeblieben; denn
es sind bei nahezu allen Untersuchungskomplexen wichtige Fragen offen geblieben. Das hat objektive und subjektive Ursachen.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass in einigen Fragen
aufgrund unserer Hartnäckigkeit durchaus Ergebnisse erzielt werden konnten. Ob es bei dem einen oder anderen
Zeugen wegen des Wahrheitsgehaltes seiner Aussagen
nicht noch zu schmerzhaften Nachwehen kommen wird,
bleibt ebenfalls abzuwarten. Der Ausschuss hat auch einiges an öffentlichen Diskussionen angestoßen und dort
Sensibilität geweckt, wo vorher gar kein Problembewusstsein vorhanden war. Aber die daraus folgenden Weichenstellungen, die gesetzgeberischen Sprünge in den Sandkasten, reichen bei weitem nicht aus.
({11})
Zum Schluss möchte ich meinen Kolleginnen und Kollegen im Ausschuss sowohl von der SPD und dem Bündnis 90/Die Grünen als auch von der CDU/CSU und der
FDP für ihre Kollegialität und die über weite Strecken angenehme Arbeitsatmosphäre danken, auch wenn dieser
Eindruck in der heutigen Debatte nicht entstanden ist. Das
betrifft vor allem auch unseren Ausschussvorsitzenden
Volker Neumann; es betrifft die Obleute Herrn Hofmann,
Herrn Schmidt und Herrn Ströbele und allen voran Herrn
Stadler, dem ich besonders für seine Professionalität,
Sachlichkeit und Kollegialität danken möchte.
({12})
Für mich war es trotz des enormen Arbeitspensums und
eines nicht geringen Stressfaktors eine interessante, spannende und auch sehr lehrreiche Zeit. Ich werde aber nicht
so weit gehen, der CDU und der SPD für die beiden Spendenaffären zu danken, die den Ausschuss erst erforderlich
gemacht haben. Das wäre wohl zu viel des Guten.
({13})
Jetzt kommt der Kollege Frank Hofmann von der SPD-Fraktion.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, das Präsidium war in
der ersten Runde sehr großzügig. Ich bitte sehr herzlich
darum, dass die Redezeit ein bisschen stärker beachtet
wird, sonst kommen wir noch weiter in Verzug. In diesem
Sinne hat jetzt der Kollege Frank Hofmann das Wort.
({0})
Meine Damen und
Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir debattieren
über den Begriff „politische Korruption“. Vor drei Jahren hätte noch niemand daran gedacht, dass wir im Deutschen Bundestag im Zusammenhang mit der alten Bundesregierung über politische Korruption reden.
({0})
Ich habe mir einmal angesehen, wie die Italiener den
Begriff „Korruption“ definieren: Korruption ist das Verhalten von Personen mit öffentlichen oder privaten Aufgaben, die ihre Pflichten verletzen, um ungerechtfertigte
Vorteile, gleich welcher Art, zu erhalten. Diese Definition
findet sich in dem Bericht zur 19. Europäischen Justizministerkonferenz in La Valetta 1994.
({1})
Ich meine, dass man heute mit diesem Begriff arbeiten
muss,
({2})
um unsere Skandale, um die Skandale der CDU beurteilen
zu können. Interessant ist, dass das nur von der CDU anders gesehen wird. Für die CDU gibt es nur das Problem
der schwarzen Kassen, die aber für sie kein wirkliches Problem darstellen. In einer Argumentationshilfe, die im März
an die Kollegen und Kolleginnen ihrer Fraktion ergangen
ist, wird das Problem der schwarzen Kassen auf Null reduziert. Na, dann ist doch alles in Ordnung, oder?
({3})
Geht es dagegen um die Kölner SPD, nimmt die CDU
locker das Wort Korruption in den Mund und reklamiert
eine bundespolitische Bedeutung.
({4})
Herr Schmidt tönte öffentlich, der Generalsekretär der
SPD, Franz Müntefering, habe gelogen. Herr Stadler hat
auch schon auf diesen Punkt aufmerksam gemacht. Gelogen hat aber nachweislich nicht Franz Müntefering, sondern Herr Schmidt. Unter vier Augen, schreibt der „Spiegel“, habe der Christdemokrat eingeräumt, dass seine
Behauptung nicht zutrifft. Herr Schmidt erfüllt damit beste Voraussetzungen für Spitzenpositionen in der CDU. Er
besitzt die Fähigkeit, die Öffentlichkeit zu belügen wie
Herr Schäuble,
({5})
und er ist eine Marionette von Helmut Kohl,
({6})
die vor Sitzungen des Untersuchungsausschusses auf dessen Schoß saß, um Instruktionen zu erhalten, statt den
Spendensumpf konstruktiv aufzuhellen.
({7})
Für die SPD ist es eine Selbstverständlichkeit, Herr
Schmidt, dass die Kölner Spendenaffäre vollständig aufgeklärt und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden sollen. Wir haben die Aufklärung ohne Ansehen der Person durchgeführt. Wir waren nicht destruktiv
passiv; wir haben nicht verweigert und sabotiert, sondern
wir haben sofort mit der Aufklärung begonnen und auch
vor dem schlimmen Ergebnis in Köln die Augen nicht verschlossen.
({8})
Wir haben in unserem Bericht nichts beschönigt und
nichts weggelassen, sondern wir haben unsere Ergebnisse
offen auf den Tisch gelegt.
({9})
Zu dem Beitrag von Frau Kenzler möchte ich noch anmerken: Wir haben alle Ergebnisse, die uns zu diesem
Zeitpunkt bekannt waren, auf den Tisch gelegt.
({10})
Über das, was zurzeit in der Presse zu lesen ist, haben wir
keine anderen Erkenntnisse. Aber zum Zeitpunkt unseres
Berichts haben wir alle zu diesem Zeitpunkt vorhandenen
Erkenntnisse vorgelegt.
Man darf keine Partei für die Verfehlung Einzelner in
Haftung nehmen. Aber man darf und muss die Parteien
und insbesondere ihre Spitzen dafür in Haftung nehmen,
wie sie mit diesen Leuten und mit den Affären insgesamt
umgeht.
({11})
Warum hat sich eigentlich in der CDU niemand betrogen gefühlt, als klar wurde, dass erhebliche Geldsummen
an der Verfügungsgewalt der Partei vorbeigeflossen sind,
und zwar nicht nur vereinzelt, sondern systematisch und
über mehrere Jahrzehnte? Hat die CDU nicht gemerkt,
dass Helmut Kohl die demokratischen Strukturen ihrer
Partei ausgehebelt hat? Die Ära Kohl war eine Ära, in der
gelegentlich mehr Demokratie gespielt denn gelebt, geschweige denn vorgelebt wurde. 25 Jahre lang herrschte
in der CDU ein Machtpolitiker, für den galt: Erst ich, dann
die Partei, die bin ich, dann das Land, das bin ich auch.
Bis auf Heiner Geißler haben alle führenden Leute in
der CDU so getan, als ob sie von den schwarzen Kassen
nichts gewusst hätten. Man muss sich das einmal vorstellen: Ein ehemaliger Bundeskanzler beruft sich auf das
Wort gegenüber einigen wenigen, auf das Ehrenwort, um
den Wortbruch gegenüber Millionen von Menschen zu
rechtfertigen.
({12})
Helmut Kohl hat das gesamte deutsche Volk hinters Licht
geführt und die CDU zuckt mit den Achseln. Das war’s.
Empörung? - Keine. Konsequenzen? - Keine.
Die Folge: Helmut Kohl musste keine neuen Einsichten gewinnen, konnte stur bleiben und damit verhindern,
dass Verfassung und Gesetz wenigstens im Nachhinein
Genüge getan wird. Meine Damen und Herren von der
CDU, Sie tragen dafür die Verantwortung.
({13})
Es geht in den so genannten Parteispendenaffären nicht
nur um viel Geld, nicht nur um ungeklärte Summen und
ihre ungeklärten Zwecke, es geht auch um die Verantwortung des Politikers in einem demokratischen Rechtsstaat. Die CDU lässt zu, dass die Eigenmächtigkeit eines
Machtgierigen über Verfassung und Gesetz triumphieren
darf. Helmut Kohl ist die Personifizierung der Respektlosigkeit vor der Verfassung.
({14})
Und die CDU feiert ihn. Das ist ein gutes Beispiel dafür,
wie man es nicht machen sollte, wie man es nicht machen
darf.
({15})
Zwischen dem Spendenskandal in Köln und den
CDU-Skandalen - wir reden ja nicht nur von einem, Sie
wissen, wie viele Ermittlungsverfahren es gibt - liegen
Welten. Helmut Kohl war der mächtigste Mann der Bundesrepublik, er war Bundeskanzler und Bundesvorsitzender seiner Partei, als er Millionen am Gesetz vorbeischmuggelte.
({16})
- Ich möchte bei der Wahrheit bleiben, Herr Schmidt.
({17})
Frank Hofmann ({18})
Bei der Kölner Affäre hat ein Gernegroß das Gleiche im
Miniformat getan. Das ist der Unterschied.
({19})
Die Leute, die die Kölner Affäre zu verantworten haben,
dürfen in der SPD nicht mehr repräsentieren, nicht im
Großen, nicht im Kleinen.
({20})
Die Austritte der Verantwortlichen aus der Partei waren
folgerichtig und sind von uns gewollt. Für Leute, die sich
an ungesetzlichen Machenschaften beteiligen, ist in der
SPD kein Platz.
({21})
In der CDU darf Helmut Kohl unter großem Beifall von
Delegierten Wahlkampf machen. Das ist der Unterschied.
({22})
Die SPD bringt die Verantwortlichen auch mit juristischen Mitteln dazu, für Aufklärung zu sorgen. In der CDU
wird der fortwährende Gesetzesbrecher Helmut Kohl immer noch hofiert, getragen von der CDU,
({23})
getragen von der CSU und insbesondere von den Leuten,
die wortreich die Aufklärung beschworen haben. Das ist
der Unterschied.
({24})
Bei der CDU wird die Wahrheit gebogen, bis sie passt.
Was übrig bleibt und stört, wird geschreddert - wie die
Akten im Kanzleramt. Mir kam es darauf an, zu den Akten im Kanzleramt auch etwas zu sagen, weil ich Herrn
Stadler vorhin zugehört habe und ihm nur zustimmen
kann. Wer das Schreddern der Akten im Kanzleramt dann
feststellt, der ehemalige Bundestagsvizepräsident Herr
Dr. Hirsch, wird diskreditiert.
({25})
So ist die CDU, dass sie einen Mann diskreditiert, der feststellt, dass dort Akten fehlen. Ich finde das wirklich unmöglich.
({26})
Meine Damen und Herren, im Untersuchungsausschuss war von Herrn von Brauchitsch zu hören - der hat
das auch öffentlich geäußert -, Herr Kohl habe Generalsekretäre gehabt, die exakt gewusst hätten, dass Geld an
den öffentlichen Kassen vorbeigegangen sei. Zu den Generalsekretären zählen Herr Geißler, Herr Rühe, Herr
Hintze und Frau Merkel. Nur Herr Geißler hat es zugegeben.
Und wusste auch Herr Schäuble, dass es schwarze Kassen gab? - Natürlich, Herr Schäuble hat 1982 die schwarze
Fraktionskasse genutzt, um Helmut Kohl mit Millionen in
bar zu dienen. 1997 war er wieder verantwortlich dafür,
dass 1,14 Millionen aus den schwarzen Fraktionskassen in
bar an Helmut Kohl geflossen sind.
({27})
Er hat auch im Zusammenhang mit dem Flick-Ausschuss
den Zeugen von Brauchitsch aufgesucht, um ihn darüber
aufzuklären, dass man sich ja im Einzelnen nicht erinnern
muss.
Herrn Stoiber und Frau Merkel ist bekannt, dass Herr
Schäuble am 2. Dezember 1999 die Öffentlichkeit und
den Deutschen Bundestag in seiner „Das war’s“-Rede belogen hat. Was hat so jemand eigentlich im so genannten
Kompetenzteam von Herrn Stoiber zu suchen?
({28})
Trotz Verfassungsbruch, Aktenvernichtung und Geldwäsche über Schwarzkonten in der Schweiz und in Liechtenstein ist die CDU nicht an der Wahrheit interessiert.
Nichts, aber auch gar nichts ist von dem übrig geblieben,
was Friedbert Pflüger gesagt hat:
Wir können nicht Schwarzfahrer bestrafen und
Schwarzkonten zum Kavaliersdelikt erklären. Deshalb: Auch wenn es nervt und schwer fällt, die Wahrheit muss auf den Tisch.
({29})
Der Politikstil der heutigen Union ist anders. Die Wahrheit ist nicht auf dem Tisch. Stattdessen versöhnt sich Frau
Merkel auf dem letzten CDU-Parteitag öffentlich mit
Helmut Kohl. Warum versöhnt sie sich mit einem Mann,
der die CDU in ihre größte Vertrauens- und Finanzkrise
gestürzt hat und der sein Verhalten nicht bereut?
({30})
Warum versöhnt sie sich mit einem Mann, der die Namen
seiner angeblichen Spender nicht nennen will? Warum
versöhnt sie sich mit einem Mann, der die Herkunft von
zig Millionen nicht preisgibt? Die CDU-Vorsitzende
Merkel hat noch vor zwei Jahren eine neue CDU gefordert und Helmut Kohl nahe gelegt, sich aus der Politik zu
verabschieden. Nun ist er in den Schoß seiner Partei zurückgekehrt. Wie kommt Frau Merkel jetzt dazu, Helmut
Kohl dort zu begrüßen, wo sie ihn eigentlich nie mehr sehen wollte? Damit steht fest: Die einst von Frau Merkel
propagierte neue CDU gibt es nicht.
({31})
Frank Hofmann ({32})
Frau Merkel hat in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ vom 5. Februar 2000 gesagt: „Kohl hat
immer versucht, alles auszureizen, was er an Erpressungspotenzial gegen andere hat.“
({33})
Frau Merkel hat sich in die Abhängigkeit von Helmut
Kohl begeben, als ihre Generalsekretäre in MecklenburgVorpommern aus Kohls schwarzen Kassen mit finanziert
wurden. Frau Merkels Landesverband Mecklenburg-Vorpommern hat aus der anrüchigen Ehlerding-Spende
900 000 DM kassiert. Man muss sich fragen, ob Ihr Exparteivorsitzender sein Erpressungspotenzial nicht nur
Herrn Schäuble gegenüber, sondern auch Frau Merkel gegenüber eingesetzt hat.
Ich warte gespannt darauf, was passieren wird, wenn
neues Schwarzgeld auftaucht. 1 Million von Kiep ist ja
schon wieder aufgetaucht.
({34})
Wie wird die CDU und vor allen Dingen Frau Merkel damit umgehen? Wird dann zuerst Helmut Kohl oder Herr
Thierse informiert werden? Ich glaube, Frau Merkel hat in
Frankfurt ihr politisches Schicksal an das von Helmut
Kohl geknüpft.
Ich habe die Hoffnung aufgegeben, dass sich die CDU
ändert. Die Union beweist Tag für Tag, dass sie zu einer
kritischen Selbstreinigung nicht fähig ist.
Danke.
({35})
Für die
CDU/CSU-Fraktion spricht der Kollege Dr. Hans-Peter
Friedrich.
Herr
Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr
Neumann, Sie müssen sich nun wirklich nicht darüber beschweren, dass der Untersuchungsausschuss nicht so gut
angesehen und - so haben Sie es formuliert - diskreditiert
worden sei.
({0})
Wenn Sie sich die Reden von Herrn Hofmann, Herrn
Ströbele und auch Teile Ihrer eigenen Reden genau anschauen, dann werden Sie feststellen, dass der Untersuchungsausschuss von Ihnen diskreditiert worden ist. Sie
machen in der heutigen Debatte genau das, was Sie zweieinhalb Jahre lang im Untersuchungsausschuss praktiziert
haben: Sie setzen unhaltbare Verdächtigungen in die
Welt und holen aus allen möglichen Ecken irgendwelche
Geschichten und Rudimente hervor, die Sie dann mit viel
Fantasie zu einem Märchen zusammenfügen. So gehen
Autoren von Groschenromanen, aber nicht Menschen ans
Werk, die sich der Wahrheit verpflichtet fühlen.
({1})
Lieber Herr Ströbele, mit diesem Vorgehen hat RotGrün im Untersuchungsausschuss von Anfang drei Ziele
verfolgt: Sie wollten - das war das erste Ziel - die CDU
diskreditieren und ihren Ruf schädigen.
({2})
Sie wollten - das war das zweite Ziel - von der Unfähigkeit der rot-grünen Regierung ablenken, zukunftsfähige
Politik für unser Land zu machen.
({3})
Sie wollten - das war das dritte Ziel - das Ansehen von
Helmut Kohl, dem Kanzler der deutschen Einheit, schädigen, dessen Name immer mit der Wiedervereinigung
des Vaterlandes verbunden sein wird.
({4})
Jetzt sage ich Ihnen einmal etwas, Herr Hofmann, weil
Sie das wider besseres Wissen wiederholt haben: Niemand von uns, niemand in der gesamten Union hat irgendwann einmal die Verstöße von Helmut Kohl gegen
das Parteiengesetz entschuldigt oder verharmlost
({5})
oder das Finanzgebaren der CDU entschuldigt oder verharmlost.
({6})
Wogegen wir uns von Anfang an gewehrt haben, ist die
ungeheuerliche Verdächtigung, dass die damalige Bundesregierung bei irgendeiner Entscheidung durch Geld
beeinflusst worden sei oder beeinflusst gewesen wäre.
Herr Neumann, Sie sollten Ihr Rechtsstaatsverständnis überprüfen. In einer Ausgabe der „Welt“ vom Dezember sind Sie zitiert worden,
({7})
es sei kein Beweis dafür erbracht worden, dass die Bundesregierung nicht käuflich gewesen sei. Da frage ich Sie:
Wo sind wir denn hier, dass der Unschuldige beweisen
muss, dass er unschuldig ist?
({8})
Das ist ein merkwürdiges Rechtsstaatsverständnis.
({9})
Frank Hofmann ({10})
Das eigentlich Unglaubliche an diesem ganzen Ausschuss ist,
({11})
dass die Initiierung und die Federführung des Ausschusses und der Kampagne gegen Helmut Kohl und die CDU
im Kanzleramt lagen.
({12})
Im Sommer 1999 - wir haben das alles recherchiert schrieb eine Zeitung auf ihrer Titelseite in großen Buchstaben: Sehnsucht nach Helmut Kohl. Das war die erste
verheerende Zwischenbilanz der Regierung Schröder. In
dem Moment wussten Sie, dass Sie handeln müssen,
wenn Sie verhindern wollen, dass die Regierung
Schröder, gemessen an der Regierung Kohl, als Zwergenkabinett in die Geschichte eingeht.
({13})
Bereits 1999 gab es Überlegungen, das Ansehen Kohls
als Übervater der deutschen Politik zu schmälern. Anknüpfungspunkt waren die nicht mehr auffindbaren
Leuna-Akten, ein Vorgang, der übrigens schon 1996 festgestellt worden war. Diese Akten - lassen Sie mich das sagen - haben einem Untersuchungsausschuss im Original
vorgelegen.
({14})
Ich gebe zu: Das ist eine sehr unschöne Geschichte.
({15})
Sie haben diese unschöne Geschichte zusammengemischt mit der Kiep-Affäre
({16})
und dem Eingeständnis von Helmut Kohl, gegen das
Transparenzgebot im Parteiengesetz verstoßen zu haben. All das wurde von Anfang an initiiert, gesteuert und
begleitet vom Kanzleramt und von manchen Ressorts.
({17})
Selbst im Finanzministerium wurde hinter dem Rücken
des Untersuchungsausschusses eine Gruppe eingesetzt,
die dazu missbraucht wurde, am Schluss die Staatsanwaltschaft in Magdeburg auf eine falsche Spur zu führen.
({18})
Ich halte es für einen einmaligen Vorgang, dass unter der
Federführung einer Regierungszentrale eine solche Kampagne gegen die Vorgängerregierung inszeniert wird.
({19})
Ich möchte im Übrigen auch auf die Rolle verweisen,
die das Kanzleramt bei der Geschichte der angeblichen
Vernichtung von Akten und Löschung von Daten gespielt
hat.
({20})
Hier wurden Beamte der Vorgängerregierung in übelster
Weise unter Druck gesetzt, die loyal und zum Teil mit viel
persönlichem Einsatz gerade in der Zeit nach der Wiedervereinigung ihre Arbeit gemacht haben.
({21})
Unser Dank gebührt diesen Beamten, die in einer schwierigen Zeit, in der Zeit der deutschen Wiedervereinigung,
mehr als ihre Pflicht getan haben.
({22})
Sie, meine Damen und Herren von Rot-Grün, haben
diesen Ausschuss missbraucht,
({23})
um Unwahrheiten, Halbwahrheiten und Verdächtigungen
unter das Volk zu streuen.
({24})
Am Ende dieses Untersuchungsausschusses ist all Ihre
Heuchelei, sind alle Ihre böswilligen Diffamierungen auf
Sie selbst zurückgefallen.
({25})
Die SPD-Korruptionsaffäre in Nordrhein-Westfalen reiht
sich ein in eine lange Kette von SPD-Skandalen von Kiel
bis Saarbrücken, von Potsdam bis Hannover. Das ist - so
wird aus Ihren Reihen selbst gesagt - nur die Spitze des
Eisbergs.
({26})
Diese Spitze des Eisbergs wird Ihnen noch lange zu schaffen machen, weil Sie versucht haben, zu vertuschen und
zu verschleiern.
({27})
Ich bin im Übrigen davon überzeugt, dass die SPD über
die Rolle führender Parteifunktionäre viel mehr weiß, als
sie zugibt. Was die Affäre in Wuppertal anbelangt,
({28})
bleibt die bohrende Frage an Ihren Generalsekretär
Müntefering, was er seit Jahren über diese Affäre weiß
({29})
Dr. Hans-Peter Friedrich ({30})
und was er bis 1998 - damals war er Landesvorsitzender
der NRW-SPD - über diese Affäre wusste.
Allmählich tauchen im Nebel der Verschleierung
Strukturen auf, die darauf hinweisen, dass es sich keinesfalls um Verfehlungen von Einzelpersonen, sondern um
Strukturen organisierter Kriminalität handelt.
({31})
Sie brüsten sich damit - heute haben Sie das wieder getan -,
dass Sie SPD-Mitglieder ausschließen und gerichtlich gegen sie vorgehen. Der Unterschied zwischen der Spendenaffäre der CDU und der Affäre der SPD ist nur, dass es sich
bei der SPD in den allermeisten Fällen um Korruption, Kriminalität und persönliche Bereicherung handelt.
({32})
Ich fordere Sie auf, nicht nur gegen Einzelpersonen von
der SPD-Basis vorzugehen; vielmehr sollten Sie sich auch
einmal mit der Frage auseinander setzen, wie Strukturen
in der SPD, also Ihrer Partei, verändert werden müssen,
um solche Vorgänge zu verhindern.
({33})
Statt in sich zu gehen, greift der Vorsitzende des
Untersuchungsausschusses die Justiz in NordrheinWestfalen an.
({34})
Das allein spricht Bände. Wer einen parlamentarischen
Untersuchungsausschuss missbraucht und der unabhängigen Justiz gleichzeitig einen Maulkorb verpassen will, der
hat ein gestörtes Verhältnis zur Wahrheit.
({35})
Nicht die Justiz ist am SPD-Skandal schuld, sondern die
SPD ganz allein.
({36})
Im Untersuchungsausschuss ist Rot-Grün das erste
Mal aus der Fassung geraten,
({37})
als die Ungereimtheiten, die es auch im Zusammenhang
mit den SPD-Finanzen gab, allmählich zutage traten.
({38})
- Herr Neumann, ich möchte meine Rede nicht unterbrechen.
({39})
Bisher fehlt die Angabe des Wertes des SPD-Vermögens, das - viele ahnen es - gewaltig ist. Dies ist ein Verstoß gegen das Transparenzgebot im Grundgesetz,
({40})
und zwar unabhängig davon, ob man eine Lücke im Parteiengesetz ausgenutzt hat oder nicht. Es ist der SPD offensichtlich im höchsten Maße unangenehm,
({41})
wenn die Öffentlichkeit und vor allem die alten SPD-Mitglieder die genaue Höhe ihres Milliardenvermögens erfahren. Der Grund dafür ist ganz einfach: Man will den
Genossen in den Ortsvereinen nicht erklären, warum sie
regelmäßig zur Kasse gebeten werden, obwohl die SPD in
Wahrheit ein gigantisches Vermögen besitzt. Man will
nicht, dass sich die einfachen Mitglieder fragen, wem dieses Vermögen eigentlich zugute kommt.
({42})
Wenn die SPD-Mitglieder erst einmal erfahren,
({43})
dass die SPD ein Großkonzern mit angeschlossener politischer Abteilung ist, dann werden Sie Erklärungsnöte bekommen.
({44})
Das ist einer der Gründe, warum Sie Ihr Vermögen verschleiern und warum Sie Ihre Einnahmen geschickt saldiert haben.
Ich lese Ihnen einmal ein Fazit Ihrer Arbeit in diesem
Untersuchungsausschuss vor, das gestern, also am 3. Juli,
in der „Berliner Zeitung“ stand:
Die Sozialdemokraten andererseits haben ... den
Ausschuss offenbar als eine Außenstelle der so genannten Kampa betrachtet, ihrer Wahlkampfzentrale
also, die die Wirklichkeit nur insoweit registriert, als
sich ein Slogan daraus drechseln lässt.
Sie haben versucht - es ist kräftig misslungen -, mit
diesem Untersuchungsausschuss vom Versagen der rotgrünen Regierung in zentralen Bereichen der deutschen
Politik abzulenken.
({45})
Herr Schröder, der Kaiser mit den neuen Kleidern, stolziert in Unterhosen durch das Land und inzwischen weiß
es jeder.
Ich bedanke mich.
({46})
Wir fahren
in der Debatte fort. Das Wort hat der Kollege HansChristian Ströbele von der Fraktion des Bündnisses
90/Die Grünen.
Dr. Hans-Peter Friedrich ({0})
Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich wollte meine Redezeit aufteilen, um auf Argumente einzugehen. Von unserer Fraktion kann nur einer
reden, da wir mit nur einem Mitglied im Ausschuss vertreten waren.
Ich habe mir vorgenommen, Argumente auszutauschen.
({0})
Das erste Argument, auf das ich eingehen will, stammt
vom Kollegen Stadler. Herr Stadler, Sie haben sich über
zwei Punkte beklagt. Sie haben gesagt, wir seien in Sachen Ehlerding zu dem Ergebnis gekommen, mit der
Zahlung von 5,9 Millionen DM sei eine politische Beeinflussung verbunden.
({1})
Ich stehe zu diesem Ergebnis. Ich habe daran mitformuliert.
Herr Kollege Stadler, auch in diesem Fall haben Sie etwas weggelassen. Nicht nur, dass dieses Ehepaar der Bundes-CDU 5 Millionen DM und der CDU in MecklenburgVorpommern 900 000 DM gegeben hat; das Ganze geschah
darüber hinaus auch noch wenige Wochen vor der Bundestagswahl 1998. Das heißt, dieses Geld ist ganz eindeutig in einer Situation gegeben worden, in der dieses
Ehepaar die Gefahr gesehen hat, dass die Regierung nicht
mehr am Ruder ist, die ihr vorher den Zuschlag für die
Eisenbahnerwohnungen - es handelte sich um ein Geschäft in Höhe von mehreren Milliarden DM - erteilt hat.
Da haben die gesagt: Dann wollen wir doch den Chef dieser Regierung mit einer solchen Zahlung unterstützen.
({2})
Man darf nicht vergessen: Im Juni 1998 hat die damalige Bundesregierung diesem Konsortium unter Führung
von Ehlerding den Zuschlag für dieses Riesengeschäft
gegeben. Man könnte jetzt einwenden, dass das Geschäft
schon abgeschlossen war und sie das Geld erst nachträglich gegeben haben. Nein, Herr Kollege Stadler - Sie wissen das -: Das Geschäft war noch nicht in trockenen
Tüchern,
({3})
sondern die Bundestagswahl hatte für dieses Geschäft erhebliche Bedeutung. Es standen noch die endgültige notarielle Vertragsunterzeichnung und die Zustimmung des
Gesamtpersonalrats aus. Das heißt, das Geschäft war
noch offen. Wir wissen ja inzwischen, dass nach der Bundestagswahl 1998 dieser Vertrag noch einmal neu aufgerollt und eine ganze Menge neu verhandelt wurde, also etwas ganz Neues gemacht worden ist.
Ganz offensichtlich ist hier der höchste Betrag, den die
CDU nach unseren Feststellungen je bekommen hat, wenige Wochen oder Tage vor der Bundestagswahl an die
CDU gegeben worden, um das politische Handeln der Regierung zu beeinflussen.
({4})
Dass das nicht mehr geklappt hat, ist den Wählerinnen
und Wählern zu verdanken, die der Regierung Kohl die
Möglichkeit genommen haben, dieses Geschäft so zu
vollenden.
({5})
Deshalb meine ich, dass Sie, Herr Stadler, da falsch liegen; jedenfalls gibt es gravierende Anhaltspunkte dafür.
Nun komme ich auf Herrn Stoiber zu sprechen. Sie haben sich darüber beklagt, dass wir nach der Vernehmung
von Schreiber in Kanada Herrn Stoiber vernommen haben. Das war richtig und notwendig, ebenso wie die Reise
nach Kanada. Ich war anfangs sehr skeptisch, ob dabei etwas herauskommt. Es wäre ein grober Verstoß gegen unsere Aufklärungspflicht gewesen, wenn wir das Angebot
von Schreiber nicht angenommen hätten und nicht nach
Kanada gefahren wären. Dort spricht er schwere Beschuldigungen gegenüber der CSU aus. Dass wir dann,
wenn wir wiederkommen, noch einen Termin suchen, um
Herrn Stoiber Gelegenheit zu geben, dazu etwas zu sagen,
etwas zu erwidern bzw. das zu entkräften, ist doch fair und
richtig gewesen.
({6})
Nun allerdings befindet sich Herr Stoiber in der
schwierigen Situation, dass er sich vor dem Ausschuss
durch seine Aussage, dass er mit den Finanzen der CSU
überhaupt nichts zu tun und von der Spendenpraxis keine
Kenntnis gehabt habe, festgelegt und damit angreifbar gemacht hat.
({7})
Nun tröpfelt jeden zweiten Tag durch die Presse eine Meldung, dass das gar nicht stimmen könne, sondern es sogar
Briefe von ihm selber gebe, aus denen hervorgehe, dass er
sich damals da sehr wohl eingemischt habe. Mit anderen
Worten: Herr Stoiber muss sich warm anziehen, wenn er
das durchstehen will, was er vor dem Untersuchungsausschuss behauptet hat. Er hat sich angreifbar und verletzlich gemacht. Er wird noch lange daran denken.
({8})
Eine letzte Bemerkung - auch daran liegt mir -: Wir
haben in diesem Untersuchungsausschuss nicht mit zweierlei Maß gemessen.
({9})
Wir haben auch die Finanzen der SPD untersucht. Allerdings stelle ich fest: Es gibt einen gravierenden Unterschied zu der Finanzpraxis der SPD auf Bundesebene,
wo auch ich Probleme sehe, ob diese mit Art. 21 des
Grundgesetzes so zu vereinbaren war. Das habe ich auch
immer gesagt. Bei der SPD fehlt jedoch dieser ganze kriminelle Touch und Hintergrund, der, wie ich dargelegt
habe, bei der CDU-Spendenpraxis und bei dem Kontensystem der CDU festzustellen gewesen ist.
({10})
Deshalb komme ich zu dem Schluss: Wir haben eine
ganze Reihe von wichtigen Schlussfolgerungen gezogen.
Wir müssen noch weitere ziehen. Wir müssen die zukünftigen Untersuchungsausschüsse wirksamer machen, indem wir uns etwas einfallen lassen, wie verhindert werden kann, dass jemand vollständig die Auskunft
verweigern kann und keine Aussage zu machen braucht.
({11})
Darüber muss sich der Deutsche Bundestag Gedanken
machen.
Ich sage Ihnen: All das, was wir in unserem Untersuchungsbericht über die CDU/CSU festgestellt haben,
hätte gereicht, die Regierung unter Kanzler Kohl zu Fall
zu bringen. Das hätte diese Regierung nicht mehr durchgestanden.
({12})
All diese Akte mit ihrem kriminellen Hintergrund wären
nämlich Grund genug gewesen, klar und deutlich politische Korruption bei der CDU festzumachen.
Mein letzter Satz: Was bleibt von der Regierung Kohl?
Es wird viel von der Regierung Kohl bleiben, aber insbesondere wird immer an ihr hängen bleiben: Dr. Kohl und
diese CDU/CSU haben mit dieser Affäre der Demokratie
und der demokratischen Kultur in diesem Lande erheblich
geschadet.
({13})
Ich erteile
das Wort der Kollegin Andrea Voßhoff für die CDU/CSUFraktion.
Herr Präsident! Meine
Damen und Herren! Herr Kollege Ströbele, Ihr einseitiges
politisches Weltbild kann man wohl nur erklären, wenn
man die ströbelesche Politbrille aufsetzt.
({0})
Sie konstruieren Zusammenhänge, ohne einen Beweis zu
haben. Sie setzen auf Zweifel, weil das Ihre einzige Botschaft sein kann. Um Ihr einseitiges politisches Weltbild
umsetzen zu können, wollen Sie sogar das Aussageverweigerungsrecht aufs Spiel setzen. Dabei ist es das Tafelsilber unseres Rechtsstaates, so schwierig dadurch Aufklärung, zum Beispiel im Untersuchungsausschuss, auch
werden kann.
({1})
Meine Damen und Herren von der Koalition, wie sehr
Sie den Ausschuss zur Diffamierung der früheren Bundesregierung eingesetzt haben, zeigt die Behandlung des
Themas der Leuna-Privatisierung; das wurde heute
schon das eine oder andere Mal erwähnt. Auch wenn Sie
das nicht hören wollen: Gerade der Leuna-Komplex ist
ein beredtes Beispiel dafür, dass Ihre vollmundig angekündigte Aufklärungsarbeit sehr schnell Ihrem eigentlichen Ziel, der Instrumentalisierung dieses Ausschusses
zum Zwecke der Diffamierung der Union und ihrer Repräsentanten, gewichen ist.
Begleitet wurde diese Instrumentalisierung auch noch
mit zweifelhaften Aktivitäten aus dem Bundesfinanzministerium. Der Gang der Untersuchungen und Ihre Entscheidungen erweckten nicht nur bei diesem Thema mehr
als den Anschein, aus dem Kanzleramt und der Fraktionsspitze ferngesteuert worden zu sein.
({2})
Das ist ein trauriges Beispiel dafür, wie Rot-Grün um des
vermeintlich eigenen politischen Vorteils willen Fakten
verdreht, falsche Anschuldigungen erhoben und Nachteile für Dritte dabei bewusst in Kauf genommen hat.
({3})
Besonders bedauerlich ist, dass im Fall der Leuna-Privatisierung eine der erfolgreichsten und zuverlässigsten
Investitionen in Sachsen-Anhalt betroffen ist. Es ist hinreichend bekannt, dass die Privatisierung von Leuna/Minol praktisch von Anbeginn von diversen Gremien parlamentarisch begleitet und kontrolliert worden ist. Dieser
Untersuchungsausschuss war bereits der dritte, der sich
auf Bundesebene damit befasst hat. Aber auch dieser Untersuchungsausschuss hat - das ist heute Morgen unisono
bestätigt worden - keinerlei Anhaltspunkte für Bestechlichkeit der früheren Bundesregierung im Zusammenhang
mit der Privatisierung gefunden.
({4})
Allerdings haben sich erhebliche Anhaltspunkte dafür
ergeben, dass und wie vonseiten der rot-grünen Bundesregierung und der sie tragenden Fraktionen mit fragwürdigen Mitteln und wider besseres Wissen versucht worden
ist, die frühere Bundesregierung im Zusammenhang mit
der erfolgreichen Privatisierung in ein schiefes Licht zu
rücken.
({5})
Der von uns vorgelegte abweichende Bericht belegt die
zweifelhaften Bemühungen von Rot-Grün, die Korrektheit der Leuna-Investitionen politisch in Zweifel zu ziehen. Keine Staatsanwaltschaft in Deutschland hat trotz
der mannigfaltigen Einschüchterungsversuche vonseiten
rot-grüner Politiker Anhaltspunkte für eine Bestechlichkeit der früheren Bundesregierung gesehen.
({6})
Keiner der zahlreichen vom Untersuchungsausschuss vernommenen Zeugen hat einen derartigen Verdacht auch
nur ansatzweise bestätigt. Sogar der Generalbundesanwalt musste im Rahmen der rot-grünen Diffamierungskampagne bemüht werden. Nachdem die Bundesministerin der Justiz zunächst der zutreffenden Meinung war, der
Generalbundesanwalt sei dafür gar nicht zuständig, musste
dieser, nachdem Rot-Grün mit anderen Diffamierungsversuchen nicht weiterkam, letztlich doch die so genannten
Bertossa-Akten aus der Schweiz überprüfen. Aber auch
der Generalbundesanwalt hat keinerlei Anhaltspunkte
dafür gesehen, dass Entscheidungen der Regierung Kohl
durch Geldzahlungen beeinflusst worden sein könnten.
({7})
Wie hatten Sie sich, meine Damen und Herren von RotGrün, auf diese Akten aus der Schweiz gefreut!
({8})
Der Kollege Beucher sprach gar von einem Panthersprung, den diese Akten bedeuten würden. Und das Ergebnis? Sie, Herr Kollege Beucher, sprachen seinerzeit
zur Untermauerung Ihrer Verdächtigungen von einem
Panthersprung. Der Kollege Ströbele spricht laut „FAZ“
vom 12. Juni zum Leuna-Komplex insgesamt von „gravierenden Verdachtsmomenten“.
({9})
Die „FAZ“ nennt Ihre Vorwürfe und Verdächtigungen in
Sachen Leuna „klapprige Stelzen“. Ich sage Ihnen: RotGrün ist in dem Bemühen, die damalige Regierung Kohl
im Zusammenhang mit der Leuna-Privatisierung zu diffamieren, schlicht gescheitert.
({10})
In einem zweifelhaften Licht muss auch die von Bundesfinanzminister Eichel im Sommer 2000 eingesetzte
Sondertaskforce Leuna/Minol gesehen werden. Der
Kollege Dr. Friedrich hat schon darauf hingewiesen.
({11})
- Hören Sie zu, Herr Kollege Beucher! - Diese Sondertaskforce sollte angeblich prüfen, ob der Bundesrepublik
Deutschland im Zusammenhang mit der Privatisierung
ein finanzieller Schaden entstanden sei. Nachdem die
Tätigkeit dieser Gruppe, die auf außerordentlich fragwürdigen rechtlichen Grundlagen agierte und in der Presse als
„Dillers Detektive“ bezeichnet worden ist, durch einen
Zufall bekannt wurde, mussten natürlich auch Ergebnisse
her. Rechtzeitig und medieninszeniert wurde zum Auftritt
von Staatssekretär Diller vor dem Untersuchungsausschuss, wohl auch mit Billigung der politischen Leitung
des BMF, im Mai 2001 eine Strafanzeige an die Staatsanwaltschaft Magdeburg wegen des angeblichen Verdachts des Subventionsbetruges gegen Verantwortliche
der Leuna-Raffinerie konstruiert. Behauptet wurde, es
hätten sich Anhaltspunkte dafür ergeben, dass als Kosten
für Vorstudien getarnte Schmiergelder in Investitionskosten eingerechnet worden seien.
Dass dies in Wirklichkeit nicht der Fall war, hatte die
rot-grüne Bundesregierung aber bereits bei der Erarbeitung ihrer Stellungnahme an die EU-Kommission im
April 1999 festgestellt. In dieser Stellungnahme, die nach
intensiver Prüfung durch das BMF und die BvS in Zusammenarbeit mit Elf erstellt wurde, werden die von dem
Investor geltend gemachten Kosten für Vorstudien detailliert untersucht. Es wurde festgestellt, dass die Vorstudien
notwendig und werthaltig waren und tatsächlich erstellt
wurden. Es ist zwar richtig, dass Elf eine Strafanzeige
wegen erbrachter Kosten für als Vorstudien getarnte
Schmiergelder gegen ehemalige Mitarbeiter bei der
Staatsanwaltschaft in Genf erstattet hatte. Die politische
Verantwortung des BMF bestand aber darin, dass man genau wusste, dass es sich bei den in Genf von Elf selbst monierten Vorstudien nicht um diejenigen handelte, die die
Betreibergesellschaft in Leuna, die MIDER, in ihrem Beihilfeantrag geltend gemacht hatte. Das war schon in der
Strafanzeige von Elf ersichtlich, ergibt sich aber auch daraus, dass der frühere Bundesfinanzminister Lafontaine
von Elf hierauf bereits im Januar 1999 hingewiesen worden war.
Diese Stellungnahme der Bundesregierung wurde
- ebenso wie andere entlastende Unterlagen - der Staatsanwaltschaft Magdeburg natürlich nicht vorgelegt. Erst
nachdem Mitglieder unserer Arbeitsgruppe auch gegenüber der Staatsanwaltschaft Magdeburg auf diesen
Umstand hingewiesen hatten, um zu verhindern, dass Unschuldige Strafverfolgungsmaßnahmen unterworfen werden, war das BMF bereit, diese Unterlagen vorzulegen.
Folgerichtig hat die Staatsanwaltschaft Magdeburg, nach
ebenfalls intensiver Prüfung, diesem Verleumdungsversuch des BMF eine Abfuhr erteilt und kein Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Herr Staatssekretär Diller hatte zudem zunächst in der
Antwort auf eine Kleine Anfrage unserer Fraktion behauptet, von der Stellungnahme der Bundesregierung erst
im Juli 2001, also nach der Anzeigenerstattung durch die
Sondertaskforce, Kenntnis erlangt zu haben. Später
musste die Bundesregierung dann in einer weiteren Antwort auf eine Kleine Anfrage unserer Fraktion einräumen,
dass Herr Diller doch bereits im Januar 2001 - angeblich
auszugsweise - über die Stellungnahme unterrichtet worden war.
({12})
Die dem Ausschuss vorliegenden Akten belegen, dass
auch der Finanzminister zumindest darüber unterrichtet
worden ist, dass sein Haus im Jahre 1999 die EU-Kommission von der Ordnungsgemäßheit der Leuna-Privatisierung unterrichtet hatte.
Als Fazit bleibt daher: Die Handelnden im BMF wussten, dass bereits unter der Verantwortung der rot-grünen
Bundesregierung durch das BMF, die BvS und den Investor Elf nach intensiven Prüfungen festgestellt worden war,
dass Elf die geltend gemachten Investitionskosten
tatsächlich aufgewendet hatte. Gleichwohl wurde eine
Strafanzeige erstattet, in der das Gegenteil behauptet
wurde. Um es ganz klar zu sagen: Diese Aktivitäten waren nicht nur einer Regierung unwürdig, sondern sie haben sich - wohlwollend betrachtet - auch am äußersten
Rande der Legalität bewegt.
({13})
Auch dazu, Herr Kollege Ströbele, hätte ich eine Position
von Ihnen erwartet.
({14})
Ins Bild passt auch, dass die Sondertaskforce nunmehr
pünktlich zum Ende des Untersuchungsausschusses sangund klanglos ihre Tätigkeit einstellt, nachdem Rot-Grün
mittlerweile auch noch mit einem Antrag auf Anschluss
als so genannte Privatbeteiligte an einem Ermittlungsverfahren gegen frühere Elf-Mitarbeiter in Liechtenstein auf die Nase gefallen ist. Dort ist inzwischen rechtskräftig festgestellt, dass dieser Antrag unzulässig ist, weil
ein konkreter Vermögensschaden für die Bundesrepublik
Deutschland nicht erkennbar ist.
Zusammenfassend lässt sich also sagen: Durch die
Leuna-Privatisierung wurden - das musste auch die rotgrüne Bundesregierung gegenüber dem Ausschuss einräumen - nahezu 10 000 wettbewerbsfähige Arbeitsplätze
geschaffen. Damit ist verhindert worden, dass eine ganze
Region in den neuen Bundesländern der wirtschaftlichen
Hoffnungslosigkeit ausgeliefert wurde. Diese Privatisierung ist einer der großen Erfolge der früheren Bundesregierung.
({15})
Nicht zuletzt ist es vielleicht auch der politische Neid auf
diesen Erfolg, meine Damen und Herren von der Regierungsfraktion,
({16})
der Rot-Grün angesichts der eigenen Unfähigkeit und
Wirkungslosigkeit in diesem Politikfeld offenbar dazu getrieben hat, sich nicht nur an Spekulationen über diese Privatisierung zu beteiligen, sondern selbst aktiv zu diffamieren. Auch damit ist Rot-Grün kläglich gescheitert.
({17})
Abschließend erlaube ich mir ein Fazit zu der Arbeit
des Untersuchungsausschusses. Der Untersuchungsausschuss als Einrichtung ist und bleibt ein unverzichtbares
Instrument des Parlaments zur Kontrolle und Aufklärung.
({18})
Er ist kein Rat der Weisen. In der Auseinandersetzung
wird nicht immer nur, wie man auch heute wieder sieht,
das Florett eingesetzt. Natürlich ist er geprägt vom politischen Wettbewerb. Paul Hefty schrieb in der „FAZ“ vom
20. Dezember zu diesem Ausschuss - ich zitiere -:
Dass Politiker der regierenden rot-grünen Koalition
die Verdächtigungen eher bestärkt als hinterfragt haben, ist als Überdrehung des politischen Wettbewerbs mit unlauteren Mitteln zu qualifizieren.
({19})
Es musste deshalb so kommen: Von Ihren vollmundigen
Verdächtigungen der Bestechlichkeit der früheren Bundesregierung ist nichts übrig geblieben.
({20})
Abschließend möchte ich persönlich auch noch den
Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Untersuchungsausschusses für die Arbeit und den Einsatz danken, der
zeitaufwendig und im Lichte des politischen Wettbewerbs
sicher nicht immer einfach war.
Vielen Dank.
({21})
Für die
SPD-Fraktion spricht die Kollegin Gabriele Fograscher.
Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Sie von der CDU/CSU haben das Drehbuch wunderbar verinnerlicht - wir haben
dies gerade eindrucksvoll gehört -: nichts gewusst, nichts
gemerkt, nichts zugeben, nichts erinnern, nichts zur
Kenntnis nehmen, nichts aufklären und dann noch den
Eindruck erwecken, es sei auch nichts gewesen.
({0})
Es war aber etwas. Der Ausgangspunkt der Vorgänge,
die uns in den letzten drei Jahren beschäftigt haben, ist Bayern, genauer gesagt: die Staatsanwaltschaft Augsburg.
Was mit Kiep, Schreiber, Max Strauß und Pfahls in einem
Verfahren wegen Steuerhinterziehung, Betrug und Bestechung begann und was die Untersuchungsausschüsse in
Berlin und München aufgedeckt haben, sind Folgen jahrzehntelanger Alleinherrschaft der CSU in Bayern.
(Beifall des Abg. Joachim Stünker [SPD] sowie des Abg. Gerhard Jüttemann [PDS]
Vetternwirtschaft und Männerfreundschaften kennzeichnen das System Strauß über den Amigo Streibl und finden
ihre Fortsetzung bei Stoiber. Die Affären um den Deutschen Orden und die LWS haben bundesweit für Aufsehen
gesorgt.
Dazu passt auch, dass unzulässig, parteipolitisch motiviert und massiv Einfluss auf Justiz und Verwaltung in
Bayern genommen wird. Unabhängige und gewissenhafte
Staatsanwälte wie Dr. Maier und der Steuerfahnder Kindler
können nicht ungehindert arbeiten, wenn es, wie in diesem Verfahren, um Prominente und CSU-Größen geht.
({1})
Die Akten und Zeugenaussagen beweisen die Einflussnahme. Es gibt Anfragen, Vermerke, Weisungen, Gesprächsnotizen und die Vernichtung von Beweismaterialien.
({2})
Nachdem etliche Taten von Kiep, Schreiber, Max
Strauß und Co. zu verjähren drohten, hat Winfried Maier
bei seinen Vorgesetzten um Unterstützung gebeten. Bei einem Gespräch in München beim stellvertretenden Generalstaatsanwalt wurde die Art der Hilfe klar: Die Augsburger,
die vielen CSU- und CDU-Größen zu nahe kamen, sollten
das Verfahren an andere Staatsanwaltschaften abgeben.
Damit hätte man das Verfahren weiter verzögert; denn andere Staatsanwälte waren nicht in diesen Fall eingearbeitet. So stieg die Chance des Eintritts der Verjährung zum
Schutze der Amigos. Der Höhepunkt der Hilfe: Maier
wurde aufgefordert, einen Brief zu schreiben, in dem er
die Abgabe des Verfahrens als seinen eigenen Wunsch
darstellt.
Der ehemalige Staatsanwalt Maier, unparteiisch und
korrekt, berichtete in seiner Anhörung noch von anderen
Auffälligkeiten: Ein Durchsuchungsbeschluss in der
CDU-Geschäftsstelle und die Zeugenvernehmung von
Helmut Kohl wurden verhindert. Der gegen Kiep erlassene Haftbefehl war dessen Anwalt schon Tage vorher bekannt. Der damals leitende Staatsanwalt Hillinger musste
„von oben“ bestellte Berichte verfassen, in denen er erklären sollte, dass die beschlagnahmte Festplatte von Max
Strauß nicht zu rekonstruieren sei;
({3})
auf ungeklärte Weise verschwand kurze Zeit später diese
Festplatte.
({4})
Max Strauß stand eines Abends aufgeregt im Garten der
Familie Riedl und erklärte, man solle Unterlagen bezüglich unbekannter 500 000 DM vernichten; denn am nächsten Morgen käme die Staatsanwaltschaft zur Durchsuchung. Woher Max Strauß das wusste, bleibt bis heute
unklar.
Diese Beispiele belegen: Die bayerischen Ermittlungsbehörden sind nicht unabhängig. In Bayern besteht eine
enge Verflechtung von Staat und CSU.
({5})
In mehreren Fällen hat unser Untersuchungsausschuss
den Zusammenhang von finanzieller Zuwendung und politischem Handeln nachgewiesen. Bei mindestens vier
Komplexen waren CSU-Mitglieder oder enge Freunde
der CSU beteiligt: Beim Panzer-Deal waren es Holger
Pfahls, Karlheinz Schreiber und Dieter Holzer, ein enger
Freund von Stoiber, in dessen Villa in Südfrankreich
Stoiber mehrfach seinen Sommerurlaub verbrachte. Bei
den Airbus-Flugzeugen war es Karlheinz Schreiber, der
ohne Ministerpräsident Strauß und dessen Unterstützung
diese Lobbyarbeit überhaupt nicht hätte betreiben können.
({6})
Beim Bearhead-Projekt waren es Karlheinz Schreiber und
Franz Josef Strauß. Selbst bei Leuna/Minol tauchen die
Namen Ludwig-Holger Pfahls und auch Dieter Holzer
wieder auf.
({7})
Bei all diesen Geschäften sind an die Hauptakteure und
an die CDU Provisionen geflossen, meist über den Lobbyisten und das CSU-Mitglied Karlheinz Schreiber.
Schreiber, der trotz seines derzeitigen Wohnsitzes in Kanada immer noch CSU-Mitglied ist, fühlte sich seinem
Heimatland Bayern und vor allem seiner Partei immer eng
verbunden.
({8})
Wenn er also - das ist in mindestens zwei Fällen bewiesen - der CDU Geld gegeben hat, dann ist die Aussage,
dass er auch seiner eigenen Partei finanzielle Unterstützung hat zukommen lassen, glaubwürdig und plausibel.
Die CSU soll demnach 2 Millionen DM und die CDU
1 Million DM erhalten haben. Diese Gelder tauchen aber
in keinem Rechenschaftsbericht auf.
Der Wirtschaftsprüferbericht über die Korrektheit der
Buchführung, den der CSU-Vorsitzende und Kanzlerkandidat Stoiber vorlegt, ist kein Gegenbeweis: Die CDU
hat in ihrem Kontensystem jahrzehntelang verdeckt mit
Schwarzgeld jongliert. Der Sinn dieses Systems ist
schließlich eine Nichtausweisung im Rechenschaftsbericht und eine Verheimlichung der Gelder vor den Wirtschaftsprüfern und der Öffentlichkeit.
({9})
Es finden sich erstaunliche Parallelen zu der Situation, als
Herr Schäuble und Frau Baumeister vor dem Untersuchungsausschuss aussagten: Es steht Aussage gegen Aussage; nur einer kann die Wahrheit sagen.
({10})
Die Aussage von Herrn Stoiber vor dem Untersuchungsausschuss, er habe als Generalsekretär zwar Wahlkämpfe geplant, aber mit Geld und Finanzen nichts zu tun
gehabt, ist auf jeden Fall unglaubwürdig. Seiner Aussage,
er habe nie mit Spenden zu tun gehabt, stehen die Ausführungen seines Parteifreundes Voss gegenüber. In seinem Buch über eine Sitzung der CSU-Finanzkommission
schreibt Voss:
Die Rumpfmanschaft ...
- dazu gehörte Edmund Stoiber kann sich nicht auf ein tragfähiges Konzept für die
verbleibende Wahlkampfzeit einigen, sondern nur
darauf, wer welche Firmen um weitere Spenden angeht.
({11})
Auch Walther Leisler Kiep hat in seinem Tagebuch entsprechende Hinweise gegeben.
In der heutigen Ausgabe der „Süddeutschen Zeitung“
steht:
Damals - 1980 - herrschte regelrechter Krieg zwischen CDU und CSU, weil Stoiber und seine Leute
das CDU-Hoheitsgebiet von Drückern und Spendeneintreibern abgrasen ließen. Am 4. März 1980
schrieb Lüthje dem CSU-Schatzmeister Spilker:
„Was ich im Übrigen in dem Brief von Herrn Stoiber
an Herrn Geißler vermisse, ist auch nur ein Anflug
von Verständnis dafür, dass auch wir eine nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten organisierte
und arbeitende Außenorganisation haben.“ Stoiber
wolle, dass die CDU ihren Außendienst annuliere,
„damit die CSU umso ungestörter arbeiten kann ...
Welche Aussagen entsprechen nun den Tatsachen? Der Untersuchungsausschuss konnte das leider nicht
mehr klären.
Was sagt der Kanzlerkandidat und bayerische Ministerpräsident, der sich ja zu vielen Dingen äußert, zu den
jahrzehntelangen Verstößen gegen Recht und Verfassung
durch die CDU und Herrn Kohl? Hat er sich wenigstens
einmal klar und deutlich von den Vorgängen in der CDU
distanziert? Ich habe keine Aussage von ihm dazu gefunden. Er hat allerdings - das haben wir heute schon gehört sein merkwürdiges Verständnis von Demokratie am Beispiel des Parlaments kundgetan.
Für Stoiber und die CSU kam die Spendenaffäre gerade recht. Die „Welt“, die bekannterweise kein SPD-Organ ist, schrieb am 8. Januar 2000 über die CSU-Tagung
in Wildbad Kreuth:
Ein leichtes Amüsement ist in Kreuth auszumachen,
denn irgendwie fühlt sich die CSU beim ewigen Ringen mit der Schwester wieder auf der Siegerstraße.
Die weiße Weste, die Stoiber sich und der CSU anziehen will, hat Flecken. Beispiele dafür sind die Patenschaftsabos für den „Bayernkurier“, der CSU-Spendenskandal im Landkreis Starnberg - auch dabei geht es um
100 000 DM - und die Wahlfälschung in Dachau. Die bekannten Verstöße von Funktionären - sowohl der CSU als
auch der CDU - gegen Recht und Gesetz sind das eine,
die mangelnde Aufklärungsarbeit und das fehlende Unrechtsbewusstsein der Unionsparteien das andere. Besonders unverfroren ist dabei, dass all die Personen, die in der
Spendenaffäre gegen Recht und Gesetz verstoßen oder
zumindest politische Verantwortung zu tragen haben,
wieder in die erste Reihe der Unionsparteien zurückkehren:
({12})
Kohl als Wahlkampfhelfer, Schäuble und Merkel im
Kompetenzteam, Koch in führender Position im CDUBundesvorstand.
({13})
Edmund Stoiber und die führenden Vertreter der Unionsparteien haben nichts zur Aufklärung beigetragen,
ganz im Gegenteil. Jetzt will er Kanzler werden mit einer
Truppe, die im brutalstmöglichen Vertuschen geübt ist.
Heribert Prantl schreibt in der „SZ“ vom 3. Juli 2002:
Die CDU behauptet, das Urteil, welches das Verwaltungsgericht Berlin soeben gegen sie verhängt hat,
widerspreche der gängigen Praxis. Da hat die CDU
Recht. Es war gängige Praxis, dass sich Parteien, die
Kohlunionisten zumal, um die Vorschriften des Parteiengesetzes und die Regeln der Parteienfinanzierung nicht geschert haben. Es war gängige Praxis,
dass Spenden gar nicht oder falsch deklariert wurden.
Und es war gängige Praxis, dass die unlauteren Methoden nach einem Skandal nicht abgestellt, sondern
noch ein wenig verfeinert wurden ... Die CDU sagt
von sich, sie sei geläutert. Sie sagt, sie habe ihre Lehren gezogen aus den Gesetzesbrüchen von Kohl und
Co. Die Botschaft hört man wohl. Der Glaube fehlt,
solange die CDU so tut, als seien die vom Gesetz vorgesehenen Strafen eine illegale Zumutung.
({14})
Für die
CDU/CSU-Fraktion spricht die Kollegin Dorothea StörrRitter.
Herr Präsident!
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Hochmut,
Häme und Hohn - so habe ich es als Mitglied und Abgeordnete der CDU empfunden und so haben es alle unsere
Mitglieder empfunden - von Rot-Grün haben es nicht geschafft, die Christlich Demokratische Union in ihren
Grundfesten zu erschüttern.
({0})
Sie, Herr Ströbele, haben heute hier im Parlament Ihren
letzten Kampf geführt gegen eine bürgerliche Partei, die
Sie immer verachtet haben.
({1})
Aber ich sage Ihnen: Diesen Kampf haben Sie verloren.
({2})
Der große Traum der Linken, die Christlich Demokratische Union zu zerschlagen, ist geplatzt wie eine Seifenblase. Nichts ist übrig geblieben außer schmieriger Lauge
und auf der ist die SPD jetzt ausgerutscht.
({3})
Ans Tageslicht kam ein SPD-Wirtschaftsimperium.
Seine trickreiche und steuersparende Gestaltung lassen
das Herz eines jeden Medienmoguls höher schlagen, die
kleinen Genossen fühlen sich aufs Kreuz gelegt.
({4})
Wer durfte bisher davon wissen? Noch im Frühjahr 1997
hatte das SPD-Präsidium sämtliche Akten gesperrt, die mit
dem Wirtschaftsbetrieb der Partei zusammenhingen. Die
fraglichen Akten enthielten Informationen, die der SPD
schweren Schaden zufügen könnten, so die Schatzmeisterin, Frau Wettig-Danielmeier, damals als Erklärung hierfür.
Den tatsächlichen Wert der Beteiligungen und Treuhandverhältnisse hat die Schatzmeisterin im Untersuchungsausschuss mit circa 750 Millionen DM beziffert. Eine Schätzung von 500 Millionen Euro ist realistisch.
({5})
Eine Fehleinschätzung mussten wir korrigieren; das
gebe ich zu. Unter dem Deckmantel, Kapitalismus und
Reichtum für Gleichheit zu bekämpfen, waren und sind
die 68er raffiniertere Kapitalisten, als sich selbst ehrenwerte Sozialdemokraten in ihren kühnsten Träumen vorstellen konnten.
({6})
Deshalb durfte die Öffentlichkeit auch nichts davon wissen. Erst unter Druck sind die Beteiligungen der SPD im
Rechenschaftsbericht 1999 zum ersten Mal aufgeführt
worden.
({7})
Einen Augenblick, Frau Kollegin.
Wir müssen bei Zurufen darauf achten, dass sie dem parlamentarischen Brauch entsprechen. Bei persönlichen Angriffen wie „Verleumder“ oder „Verleumderin“ ist dies nicht
der Fall. Herr Kollege Tauss, ich muss Sie deswegen rügen.
({0})
Ich wiederhole:
Erst unter dem Druck der Öffentlichkeit hat die SPD ihre
Beteiligungen zum ersten Mal im Rechenschaftsbericht
1999 aufgeführt.
({0})
Über die jährliche Gewinnabführung in zweistelliger Millionenhöhe entscheidet die SPD-Schatzmeisterin nach eigener Auskunft allein.
({1})
Sie selbst hält zugleich als Generaltreuhänderin die Firmenanteile für den SPD-Vorstand. Frau Wettig-Danielmeier
als Alleinherrscherin über das SPD-Finanzimperium - ein
Schelm, wer das glaubt. Die raffinierten Unternehmenskonstruktionen der SPD sind grenzenlos, um die wahren
Drahtzieher zu vertuschen.
Die Raffgier der Genossen ist ohne Ende.
({2})
Ein unglaublicher Dankeschön-Spendenskandal ist in
Köln ans Tageslicht gekommen. „Jedenfalls wir stückeln
nie bewusst
({3})
und wir sagen nicht: Hier, stückelt mal ein bisschen“, so
die Schatzmeisterin bei ihrer Vernehmung am 30. November 2000 vor dem Untersuchungsausschuss. „Doch
stetig quellen neue Namen und Beträge aus Kölner
Sumpf“, so die „Frankfurter Rundschau“ am 2. Juli 2002.
({4})
- Das wollen Sie alles nicht hören; das ist mir völlig klar. Beschuldigte belasten sich gegenseitig immer stärker.
({5})
Der Kollege Gilges fühlte sich im Untersuchungsausschuss an stalinistische Methoden erinnert
({6})
- das steht im Protokoll -, als er über die Aufklärungsmethoden seiner Partei gegenüber den eigenen Leuten gesprochen hat. Herzlichen Glückwunsch zu solchen
Parteifreunden, kann ich nur sagen.
({7})
Wie hat die SPD nach jahrelang praktizierter Spendenstückelung und Anstiftung zur Steuerhinterziehung in
Köln,
({8})
aufgeschreckt durch die Spendenskandale der CDU im
Jahr 2000, reagiert? Das Vertuschungssystem wurde nicht
etwa aufgegeben. Nein, es wurde - auch das ist protokolliert - noch perfektioniert. Verdiente Genossen erhielten
nicht mehr nur eine fingierte Spendenquittung, sondern
sie bekamen das Geld aus dem Geheimtresor bar auf die
Tatze und mussten von ihrem Privatkonto eine Spende in
derselben Höhe auf das Parteikonto überweisen. Ist das
Einfallsreichtum oder kriminelle Energie? Entscheiden
Sie selbst darüber, meine sehr verehrten Damen und Herren!
({9})
Die Schatzmeisterin tönt: Bei uns wird nie mit Bargeld
umgegangen.
Den Begriff „politische Korruption“ hat Rot-Grün für
die CDU erfunden. Bis heute weiß niemand, was das
heißen soll. Gibt es den Straftatbestand der Korruption, ja
oder nein? Doch den konnte Rot-Grün der Bundesregierung unter Helmut Kohl nicht nachweisen.
({10})
Schaut man allerdings nach Köln und Wuppertal, dann
braucht man keine Gehirnakrobatik, um echte Korruption
festzustellen.
Die Staatsanwaltschaft Wuppertal ermittelt gegen den
SPD-Oberbürgermeister Hans Kremendahl wegen Vorteilsannahme im Amt. Inzwischen erwägt sie laut neuesten Presseinformationen, Anklage gegen den Oberbürgermeister zu erheben.
({11})
Der Versuch der Bundes-SPD nach dem Motto „Ich heiße
Wettig-Danielmeier oder Müntefering und weiß von
nichts“, ist kläglich gescheitert.
({12})
Ein ungewöhnlicher Spendenvorgang um eine
100 000-DM-Spende an den Unterbezirk Wuppertal zum
Kommunalwahlkampf 1999 führte zu einer Prüfung vor
Ort durch den Innenrevisor der SPD, Herrn Feldmann.
({13})
Herr Feldmann wurde uns als Zeuge im Untersuchungsausschuss im Übrigen vorenthalten: offensichtlich weiß er
mehr als die Schatzmeisterin.
({14})
Sein Bericht enthüllt folgenden Sachverhalt:
({15})
Nach Aussagen des damaligen Unterbezirksgeschäftsführers sollte der Unterbezirk eine bundesligareife Kampagne zur Kommunalwahl mit zugesagten Spenden in Höhe
von 680 000 DM durchführen. Es sei wichtig, dass Hans
Kremendahl Oberbürgermeister bleibe, so der Mitinitiator Clees, Geschäftsführer einer Unternehmensgruppe.
Der Innenrevisor der Partei kam zu folgendem Ergebnis: Der Vorgang der Spendensammlung war ungewöhnlich. Im Verfahren hat es handwerkliche Mängel gegeben.
Der zunächst aufgetretene Eindruck eines möglichen Verstoßes gegen Vorschriften des Parteiengesetzes erscheint
ausgeräumt.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, warum hat
der Revisor nicht geschrieben „Der Verdacht ist ausgeräumt.“? Weil die Schatzmeisterin der Partei dies sehr
wohl bemerkt hat, hat sie, wie sie sagte, „Bauchschmerzen“ bekommen.
({16})
Darin liegt wohl auch der Grund, warum sie diesen Bericht dem Untersuchungsausschuss vorenthalten hat.
({17})
Aber das ist für den Umgang des Bundesvorstandes der
Partei mit den Korruptionsaffären beispielhaft.
({18})
Die Angaben von Frau Wettig-Danielmeier und Herrn
Müntefering haben sich an mehreren Stellen widersprochen. Es besteht der Verdacht, dass Herr Müntefering gegenüber dem Untersuchungsausschuss und der deutschen
Öffentlichkeit nicht mit offenen Karten gespielt hat.
({19})
Heute noch, - und das ist der größte Skandal - behauptet die Bundes-SPD auf ihrer aktuellen Internetseite:
Bei uns gab und gibt es keine Geheimkonten,
({20})
wir erfassen und veröffentlichen Spenden lückenlos
({21})
und unsere gesamte Finanzwirtschaft unterliegt einem dichten Kontrollsystem, das jede Schattenwirtschaft unmöglich macht.
({22})
Ich zitiere weiter:
Auch nach diesen Attacken und Unterstellungen
- gemeint ist: der CDU gegen die SPD bleibt die CDU die einzige Partei, die grobe Verstöße
gegen das Parteiengesetz zu verantworten hat.
({23})
Ich sage Ihnen, werte Genossen: Bei Ihnen geht es sogar um Kriminalität.
({24})
Sie erheben sich heute noch in völlig verlogener Weise
moralisch über andere. Diese Arroganz und Verlogenheit
gehen auf keine Kuhhaut.
({25})
Packen Sie ein und schämen Sie sich!
({26})
Als letzter
Redner in dieser Debatte spricht der Kollege Joachim
Stünker für die Fraktion der SPD.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Nach
zweieinhalb Jahren Ausschussarbeit und nach dieser Debatte habe ich gewissermaßen das letzte Wort. Es geht mir
um das, was - auch nach dieser Debatte - bleibt, und ich
stelle noch einmal die Frage nach der politischen Käuflichkeit der Regierung Kohl. Dazu werde ich die Beweise,
die der Ausschuss gesammelt hat, so würdigen, wie ich es
in fast drei Jahrzehnten meiner Tätigkeit als Richter gelernt habe.
Die Schatzmeisterei der CDU hat über die Jahrzehnte
ein Schwarzkontensystem mit Konten im In- und Ausland unterhalten, wie man es sonst nur aus dem Bereich
der organisierten Kriminalität oder der Mafia kennt:
({0})
Treuhandanderkonten mit Vor- und Vorvorkonten, denen
zum Teil der wahre wirtschaftlich Berechtigte nicht einmal zu entnehmen war - ein glatter Verstoß gegen das
Geldwäschegesetz -, Konten, die teilweise morgens
eröffnet und abends wieder geschlossen wurden, nachdem zuvor Barein- und -auszahlungen erfolgt waren. Die
Frage ist: Warum muss eine Partei ein solches Kontensystem einrichten? Es gibt nur eine ernst zu nehmende Antwort: weil man etwas zu verbergen hat.
({1})
So sind über dieses Kontensystem seit Anfang der
80er-Jahre mindestens 20 Millionen DM Bargeld unbekannter Herkunft in die CDU geflossen und von dieser in
ihrem Rechenschaftsbericht nicht veröffentlicht worden,
allein seit 1989 über 10 Millionen DM. Das ist das, was
belegt ist. Nach dem, was wir wissen, sind Beträge bis zu
40 Millionen DM wahrscheinlicher. All dieses Geld ist
dort versteckt worden.
Dann folgt die nächste Frage: Warum sollte oder
musste die Herkunft dieses Geldes überhaupt verschleiert
werden? In drei Fällen konnte der Ausschuss Antworten
geben, weil wir zur Herkunft des Geldes jeweils einen Zusammenhang mit politischem Handeln der Regierung
Kohl feststellen konnten.
Im Jahre 1991 floss 1 Million DM aus dem Schmiergeldtopf der Firma Thyssen im Zusammenhang mit dem
Panzergeschäft mit Saudi-Arabien direkt in das Schwarzkontensystem der CDU. Die Bundesrepublik Deutschland
hatte der Firma Thyssen zuvor großzügigerweise wegen
deren Lieferschwierigkeiten Panzer aus Bundeswehrbeständen zur Verfügung gestellt.
Im Jahre 1994 waren es die berühmten 100 000 DM
von Herrn Schreiber an Herrn Schäuble, die schlussendlich ebenfalls in diesem Schwarzkontensystem gelandet
sind. Die Bundesregierung, Herr Schäuble und andere haben sich in Zusammenhang mit Bear Head für die Firma
Thyssen eingesetzt.
Im Jahre 1998 gab es die 5,9-Millionen-DM-Spende
der Eheleute Ehlerding, die ebenfalls auf einem der erwähnten Schwarzgeldkonten landete.
({2})
Die Bundesregierung hatte wenige Wochen zuvor beim
Verkauf der Eisenbahnerwohnungen der von Ehlerding
beherrschten Bietergruppe den Zuschlag erteilt, obwohl
ein besseres, über 1 Milliarde DM höheres Angebot einer
anderen Bietergruppe vorlag. Bei Zahlung der Spende
war das Geschäft noch nicht einmal rechtlich abgewickelt.
({3})
Es musste noch eine Fülle weiterer Hürden überwunden
werden.
Sollten dies alles wirklich Zufälle gewesen sein? Wem
wollen Sie das eigentlich erzählen?
({4})
Oder wird hier nicht vielmehr ein bestimmtes System
deutlich? Wüssten wir, wo die übrigen Millionen hergekommen sind, würden weitere Zusammenhänge deutlich.
({5})
Allein aus diesem Grund, weil keine Zusammenhänge
hergestellt werden dürfen, gibt es das berühmte Ehrenwort des ehemaligen Bundeskanzlers. Es gab keine Spender, es gibt nur weitere schwarze Kassen.
({6})
An den drei Beispielen, die ich Ihnen genannt habe, ist
deutlich geworden, dass immer dann, wenn seitens der
Regierung Kohl für Konzerne nützliche Entscheidungen
getroffen worden waren oder nützliches Handeln erfolgt
war, wie selbstverständlich zu einem späteren Zeitpunkt
gezahlt worden ist, und zwar so, dass Papierspuren gar
nicht erst entstehen konnten oder aber verwischt wurden.
({7})
Natürlich wird sich strafrechtlich das Merkmal der so
genannten Unrechtsvereinbarung für die Tatbestände
der Vorteilsnahme und der Bestechlichkeit niemals
nachweisen lassen, das ist richtig. Das Geld wird selbstverständlich immer zeitlich versetzt zu dem konkreten
Regierungshandeln bzw. der Entscheidung gezahlt.
Man wäre ja auch zu blöd, würde man es anders machen. Aber es wird gezahlt und es wird immer an die
CDU gezahlt. Diese versteckt ihr Geld immer auf
schwarzen Konten.
({8})
Damit besteht für mich der dringende Verdacht der politischen Käuflichkeit. Es ist auf jeden Fall politische Korruption.
({9})
Meine Damen und Herren von der CDU/CSU, Sie selber haben es in der Hand, diesen Verdacht der Käuflichkeit zu entkräften. Betreiben Sie Aufklärung! Aber Herr
Schäuble, Frau Merkel und Herr Merz haben bis zum heutigen Tag genau das Gegenteil getan und scheinen es weiter tun zu wollen. Nur Sie können nämlich das Kartell des
Schweigens der Herren Kohl, Kiep, Weyrauch, Terlinden
und Lüthje brechen. Frau Merkel, leiten Sie endlich die
notwendigen zivilrechtlichen Schritte gegen diese Herrschaften ein, damit die entsprechenden Aussagen auf den
Tisch kommen!
({10})
Sie werden damit der deutschen Demokratie einen Dienst
erweisen. Die deutsche Öffentlichkeit hat einen Anspruch
auf die ganze Wahrheit.
({11})
Aber genau das wollen Sie offensichtlich verhindern.
Nur so ist die Arbeit der CDU-Mitglieder im Untersuchungsausschuss zu verstehen. Denn immer dann, wenn
es um diese Themen ging, hatten Sie ein unsichtbares
Pflaster vor dem Mund. Da waren Sie still.
({12})
In Ihrem Minderheitenvotum in einem Umfang von immerhin 144 Seiten widmen Sie ganze acht Seiten den Themen Spürpanzer, Eisenbahnerwohnungen und Bear Head.
({13})
Das beweist, dass Sie die Wahrheit bezüglich dieser Vorgänge scheuen. Sie wollen gar nicht hinschauen.
({14})
Dann machen Sie etwas, was schon genannt worden ist
und was ich geradezu abscheulich finde. Sie bauen ein
neues Szenario auf, indem Sie versuchen, Burkhard
Hirsch zu kriminalisieren. Dann aber haben Sie noch nicht
einmal die Courage, Strafanzeige gegen ihn zu erstatten.
Was Sie da machen, ist unanständig.
({15})
Im Sinne einer Beweiswürdigung lässt auch dieses
Verhalten nur einen einzigen Schluss zu: Kollege
Schmidt, Sie wissen, dass Sie etwas zu verbergen haben,
was die deutsche Öffentlichkeit nicht wissen soll.
({16})
Herr Präsident, vorhin sind die Redezeiten überzogen
worden, sodass ich hoffe, meinen letzten Gedanken vielleicht noch zu Ende bringen zu dürfen, weil er mir wichtig ist:
({17})
Ich habe jetzt über zweieinhalb Jahre die Arbeit im Ausschuss sehr gründlich beobachtet und auch die heutige
Debatte eigentlich mit relativ viel Ruhe verfolgt. Dabei ist
mir etwas Erschreckendes deutlich geworden, meine Damen und Herren der Opposition, der CDU/CSU - dies
muss ich Ihnen zum Ende der heutigen Debatte noch sagen -: Sie als Partei, die sich in unserem Lande bei jeder
Gelegenheit als die für Recht und Ordnung eintretende
Partei darstellt, legen für sich selber andere Maßstäbe an.
Für Sie gilt nicht der gleiche Maßstab.
({18})
Da unterschreibt ein Bundeskanzler Kohl mit der rechten Hand ein neues Parteiengesetz und nimmt gleichzeitig mit der linken Hand in gesetzwidriger Weise Spenden
an. Über Jahrzehnte hinweg bis in diese Tage hinein verstößt er gegen das Transparenzgebot aus Art. 21 des
Grundgesetzes, indem er die Herkunft der von ihm vereinnahmten Gelder nicht nennt.
Ihr ehemaliger Schatzmeister Leisler Kiep hat vor dem
Untersuchungsausschuss eindeutig die Unwahrheit gesagt und Herr Schäuble hat das Parlament und die Öffentlichkeit im Zusammenhang mit den Schreiber-Spenden
belogen. Das alles hatte bis heute keinerlei innerparteiliche Folgen bei Ihnen.
({19})
Im Gegenteil: Herr Kohl ist heute wieder wohlgelittener
Wahlkämpfer für Sie und Herr Schäuble ist im so genannten Kompetenzteam von Herrn Stoiber und damit
wohl auch ministrabel. Das heißt, Sie sitzen auch heute
immer noch in der Kohl-Falle.
({20})
Ich frage mich, wie Sie das den Bürgerinnen und Bürgern in diesem Lande, von denen wir alle - wie auch von
uns selber - zu Recht jeden Tag im Leben Rechtstreue verlangen, erklären wollen. Es ist für mich beklemmend. Ich
habe das Verhalten der Union in diesen zweieinhalb Jahren sehr genau beobachtet. Herr Schmidt, ich glaube, ich
habe den nötigen Abstand behalten.
Sie handeln nach der Methode: Recht ist das, was der
CDU nützt. Das wiederum bedeutet, dass Sie sich als Partei letztendlich mit dem Staat gleichsetzen. Damit legen
Sie, wie ich meine, die Axt an die Wurzel der Demokratie. Aus diesem Grunde werden Ihnen die Wählerinnen
und Wähler am 22. September nicht die Möglichkeit geben, dieses Land wieder zu regieren; denn das wäre zum
Schaden dieses Landes.
Schönen Dank.
({21})
Ich schließe
die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über die Beschlussemp-
fehlung des 1. Untersuchungsausschusses auf Drucksache
14/9300.
Dazu liegt eine persönliche schriftliche Erklärung der
Kollegin Brigitte Baumeister nach § 31 vor.1)
Der Ausschuss empfiehlt, den Bericht zur Kenntnis zu
nehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Die Beschlussempfehlung ist einstimmig angenommen.
Ich rufe nunmehr Tagesordnungspunkt 6 auf:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Kultur und Medien
({0})
- zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Wolfgang
Gerhardt, Dr. Günter Rexrodt, Dr. Edzard
Schmidt-Jortzig, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der FDP
Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses
- zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Norbert
Lammert, Dirk Fischer ({1}), Dr.-Ing.
Dietmar Kansy, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der CDU/CSU
Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses
- zu dem Antrag des Abgeordneten Dr. Norbert
Lammert, Bernd Neumann ({2}),
Dr. Sabine Bergmann-Pohl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU
Historische Mitte Berlin
- zu dem Antrag der Abgeordneten Eckhardt
Barthel ({3}), Hans-Werner Bertl, Monika
Griefahn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Franziska
Eichstädt-Bohlig, Kerstin Müller ({4}), Rezzo
Schlauch und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Empfehlungen der Internationalen Expertenkommission „Historische Mitte Berlin“
- zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Günter
Rexrodt, Hans-Joachim Otto ({5}),
Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Wiederherstellung der Historischen Mitte
Berlin
- zu dem Antrag der Abgeordneten Petra Pau,
Dr. Heinrich Fink, Roland Claus und der Fraktion der PDS
Arbeitsweise der Expertenkommission Historische Mitte
- zu dem Antrag der Abgeordneten Petra Pau,
Dr. Christa Luft, Dr. Heinrich Fink, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der PDS
Die Mitte der Spreeinsel als offenes Bürgerforum gestalten - Empfehlungen der Expertenkommission öffentlich diskutieren
- Drucksachen 14/1752, 14/3673, 14/9023,
14/9222, 14/9243, 14/4402, 14/9244, 14/9660 Berichterstattung:
Abgeordnete Eckhardt Barthel ({6})
Antje Vollmer
Hans-Joachim Otto ({7})
Dr. Heinrich Fink
Es liegt ein Änderungsantrag der Fraktion der PDS vor,
über den wir später namentlich abstimmen werden.
Bevor wir mit den Beratungen beginnen, bitte ich um
Ihre Aufmerksamkeit für einige Hinweise zu den Abstimmungen. Der Ausschuss für Kultur und Medien empfiehlt
in seiner Beschlussempfehlung unter anderem, eine Entscheidung des Plenums über zwei Alternativen zur Gestaltung der Historischen Mitte Berlins herbeizuführen.
Es ist vereinbart, über die beiden Alternativen in modifizierter Anwendung des Verfahrens nach § 50 der Geschäftsordnung wie folgt abzustimmen: Falls keine der
Alternativen schon im ersten Abstimmungsgang die erforderliche Mehrheit der abgegebenen Stimmen erhält,
wird über die Alternative mit der höheren Stimmenzahl in
einem zweiten Abstimmungsgang entschieden. Diese Abstimmungen erfolgen namentlich.
Besondere Stimmzettel werden rechtzeitig ausgegeben. Für jede Abstimmung benötigen Sie jeweils einen
weißen Stimmausweis. Diese entnehmen Sie bitte Ihrem
Stimmkartenfach in der Lobby. Nähere Hinweise zu den
Einzelheiten des Abstimmungsverfahrens erhalten Sie
nochmals unmittelbar vor der Abstimmung.
Sind Sie mit dem geschilderten Verfahren einverstanden? ({8})
Das ist der Fall; selbst der Präsident nickt wohlwollend.
Da es mit der erforderlichen Mehrheit so beschlossen
wurde, werden wir so verfahren.
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. - Das Haus ist damit
einverstanden. Also ist es so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache und gebe für die SPD-Fraktion zunächst dem Kollegen Eckhardt Barthel das Wort.
Herr Präsident!
Meine Damen und Herren! Mit dem vorliegenden Antrag
ist es dem Kulturausschuss gelungen, aus einer Vielzahl
von Anträgen zum selben Thema eine abstimmungsfähige
Vorlage zu präsentieren, in der deutlich wird, was Konsens ist und welche Alternativen möglich sind. Ich erwähne das am Ende der Legislaturperiode, weil dieses ein
Beispiel dafür ist, wie konstruktiv und ergebnisorientiert
im Kulturausschuss gearbeitet wurde.
({0})
1) Anlage 3
Es ist ein neuer Ausschuss, den diese Koalition eingesetzt
hat. Ich glaube, keiner kommt mehr auf den Gedanken,
diesen Ausschuss ebenso wie das Amt des Staatsministers
für Kultur und Medien wieder infrage zu stellen. Ich verrate noch ein kleines Geheimnis: Wir werden ihn auch
nach dem 22. September stellen.
({1})
Jetzt zum Antrag. Ich habe am Anfang gesagt: Dieser
Antrag enthält einen Konsensteil und einen Alternativteil.
Ich meine, wir sollten nicht nur über die Alternativen reden,
sondern auch den Konsens in diesem Antrag darstellen.
Wir alle sind uns der Bedeutung dieses Areals, über das
wir reden, bewusst, das nicht zu Unrecht als hauptstädtisches und republikanisches Zentrum unseres Landes bezeichnet wird.
({2})
Wir sind uns wohl auch darüber einig, dass der jetzige Zustand, die Brache, kein Dauerzustand sein kann und sein
darf. Trotzdem sollten wir uns - das ist nach der langen
Diskussion verständlich - davor hüten, jetzt etwas übers
Knie zu brechen. Ich möchte Ihnen die Forderung, die uns
der Präsident der Akademie der Künste, Herr György
Konrad, zukommen ließ, gerne vorlesen. Er schreibt:
Lassen Sie sich nicht von einer Stimmung hinreißen,
die auf Biegen und Brechen entscheiden und handeln
will, und hören Sie auf den Rat der Künstler, die wissen, dass gute Werke reifen müssen.
({3})
Dies sollten wir nicht ganz vom Tisch wischen, obwohl
ich natürlich der Meinung bin: Zeitnahe Entscheidungen
sind zweifelsohne nötig.
Nach zwölfjähriger Diskussion und nachdem nun
keine neuen Argumente mehr zu erwarten sind
({4})
- Sie werden auch von mir keine neuen Argumente hören;
auch von Ihnen erwarte ich keine, es sei denn, Sie kramen
die alten wieder hervor; darauf kann jedenfalls ich verzichten -, ist es der Internationalen Expertenkommission
Historische Mitte zu verdanken, dass wir für die Entscheidung über den weiteren Fortgang eine tragbare Grundlage
erhalten haben, ohne dass wir jedes Komma übernehmen
müssen, was die Kommission auch nicht erwartet.
Der erste Punkt betrifft die Nutzung des Gebäudes:
außereuropäische Sammlung, wissenschaftliche Sammlung der Humboldt-Universität, Bücherei, Agora. Wichtig
ist mir dabei, dass diese Institutionen nicht nebeneinander
stehen, sondern dass man versucht, eine Integration dieser Institutionen zustande zu bringen. Übrigens war ich
auch ziemlich beeindruckt von einem Vorschlag, den neulich Volker Hassemer in der Zeitung gemacht hat. Ausgehend von dem Dahlemer Museum könne auch ein Ort des
internationalen Kulturaustausches entstehen. Ich glaube,
dass in der Frage der Nutzung durchaus noch Bewegungsspielraum vorhanden ist.
Ein zweiter Punkt. Die Zustimmung der Kommission
bezieht sich darauf, bei der Neugestaltung auf den historischen Stadtgrundriss zurückzugreifen und sich bei der
Bebauung des Schlossplatzes an der Stereometrie des ehemaligen Schlosses zu orientieren. Dies ermöglicht in Bezug auf den Lustgarten und das Staatsratsgebäude eine
klare Gliederung des Stadtraums. Ich weiß allerdings
auch - das sage ich sehr deutlich -, dass viele darüber
nicht sehr glücklich sind, weil dadurch interessante Entwürfe, zum Beispiel der von Schultes, nicht mehr machbar sind. Dies muss man sehen.
Ich möchte einen dritten Punkt in unserem Antrag nennen. Er betrifft die vorgeschlagene privat-öffentliche
Finanzierung. Sie ist richtig. Die Ehrlichkeit verlangt, zu
betonen, dass das Projekt in dieser angedeuteten Form
ohne öffentliche Mittel nicht zu haben ist.
({5})
Die Finanzierung wird uns vermutlich noch eine ganze
Zeit beschäftigen. Dies sage ich auch mit Blick auf Berlin, das aufgrund seiner katastrophalen Haushaltslage
wohl kaum in der Lage ist, als Finanzier aufzutreten.
({6})
Es ist deshalb richtig, dass wir mit unserem Antrag die
Bundesregierung auffordern, die Finanzierungsvorschläge der Kommission zu überprüfen. Wenn vorgeschlagen wird, eine Ausfallbürgschaft zu gewähren, muss
ich gestehen, dass bei mir als Berliner Abgeordnetem ein
paar rote Lampen angehen. Aber das liegt vielleicht an
meiner persönlichen Betroffenheit als jemand, der aus
diesem Bundesland kommt.
So viel zu den Punkten, über die Konsens besteht.
Lassen Sie mich nun auf die Gestaltungsalternativen
zu sprechen kommen. Ich bin übrigens sehr froh - das
möchte ich betonen -, dass wir über die Frage der Gestaltung des Berliner Stadtschlosses ohne Fraktionszwang abstimmen. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass man
nach einem Parteibuch über eine Gestaltungsfrage abstimmen kann.
({7})
Schließlich sind die Diskussionen über dieses Thema in
den Freundeskreisen bis in die Familien hinein mit Pro
und Kontra geführt worden. Ich weiß nicht, wie es Ihnen
geht, aber ich weiß, wovon ich spreche.
({8})
In der Öffentlichkeit werden diese Alternativen häufig
auf die Frage „Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses - ja oder nein“ reduziert. Wie ich inzwischen erfahren
Eckhardt Barthel ({9})
habe, meinen auch viele Kollegen und Kolleginnen, dies
sei die Alternative, vor der wir heute stehen. Diese Alternative steht aber heute nicht zur Abstimmung. Die Alternative lautet vielmehr - ich möchte das noch einmal betonen, weil ich gehört habe, dass es in einer Fraktion neue
Überlegungen gebe -: Nur der von der Kommission gemachte Vorschlag, das heißt Neubau mit drei barocken
Fassaden und dem Schlüterhof, wird realisiert; jede andere Gestaltungsidee ist ausgeschlossen. Dabei handelt es
sich um die Alternative A.
Die Alternative B lautet: Bei dem auszuschreibenden
Wettbewerb ist nicht nur der Kommissionsvorschlag zu
realisieren, sondern auch zeitgenössische Architektur
kann sich am Wettbewerb beteiligen. Aufgrund der dann
vorliegenden Ideen und Entwürfe können wir sicherlich
sachgerechter entscheiden.
Bei der Alternative B, für die ich, soweit mir das möglich ist, leidenschaftlich plädiere
({10})
- ja, Herr Otto, für die ich leidenschaftlich plädiere -, geht
es lediglich um die Öffnung des Wettbewerbs und eben
nicht um eine vorher getroffene Festlegung auf ein bestimmtes Modell.
({11})
Deswegen werde ich mich auch nicht gegen eine Teilrekonstruktion aussprechen, sondern der Logik der Alternative B folgen. Die Begründung für die Öffnung des
Wettbewerbs lautet schlicht und einfach: Neben dem Historischen muss an diesem bedeutsamen Ort auch die Gegenwart eine Chance erhalten.
({12})
Dies wurde übrigens auch sehr lange als richtig empfunden. Ich erinnere mich noch, dass es einmal in Berlin einen Regierenden Bürgermeister namens Diepgen gab, der
damals dafür plädiert hat, dass sich Schlüter am Wettbewerb beteiligen dürfe.
({13})
In diesem Vorschlag ist nämlich genau die in der Alternative B vorgesehene Breite enthalten,
({14})
aber er hat ihn dann nicht mehr als opportun empfunden
und ist leider Gottes wieder von diesem Pfad der Tugend
abgewichen.
({15})
Meine Damen und Herren, gestatten Sie mir noch einige Worte zu einer Einschätzung. Die Debatte über die so
genannte Schlossfrage ist teilweise mit fundamentalistischen Zügen geführt worden. Ich möchte deutlich erklären - und damit vielleicht ein bisschen zur Versachlichung
beitragen -, dass ich den Schlossbefürwortern im Hause
keineswegs eine verklärende Sehnsucht nach wilhelminischen Zeiten oder Ähnliches unterstelle.
({16})
- Lassen Sie mich das einmal feststellen, liebe Antje
Vollmer; es gehört in diesem Zusammenhang auch dazu. - Ich meine auch nicht, dass bei den Schlossbefürwortern eine generelle Ablehnung der Moderne festzustellen ist, obwohl ich mir nicht bei allen ganz sicher bin.
Gehen Sie umgekehrt davon aus, meine Damen und
Herren, dass auch wir, die für die Öffnung des Wettbewerbs eintreten, uns nicht gegen eine Rekonstruktion stellen. Die Frauenkirche in Dresden zum Beispiel ist hervorragend rekonstruiert worden. Sie ist aber mit dem, was
in Berlin vorgesehen ist, nicht zu vergleichen, wenn ich
das einmal so verkürzt sagen darf.
({17})
Die Dresdner haben eine ganze Kirche bekommen. Was
aber hier zurzeit geplant ist, ist: Berlin soll ein bisschen
Schloss bekommen. Darin liegt der Unterschied.
Ich bin bei der Vorbereitung dieser Rede auf eine Äußerung von Alfred Döblin gestoßen. Er hat Berlin als „stets
im Werden, niemals fertig“ beschrieben. Berlin gilt auch
heute sicherlich zu Recht als eine dynamische, kreative
und zukunftsorientierte Stadt. Muss sich denn so etwas an
einer so wichtigen Stelle nicht auch architektonisch ausdrücken? Das ist der Grund, weshalb ich meine, die Idee
der zukunftsorientierten Form müsste eine Chance gegenüber historischen Bauten in einem Wettbewerb haben.
({18})
Es sind einige Argumente gefallen, die gegen unsere
Position sprechen. Ich will sie kurz nennen. Das erste ist
die Aussage - die sich auch in der Alternative A wiederfindet -, mit einer Teilrekonstruktion ließen sich private
Gelder besser einbringen.
({19})
Diese Aussage ist richtig. Aber sie ist auch nachdenkenswert, Herr Rexrodt. Ich möchte es etwas zuspitzen: Wenn
wir moderne Architektur oder auch nur alternative Modelle
deshalb ausgrenzen, weil sie möglicherweise kein Geld
bringen - und das an einer Stelle, wo für die Zukunft gebaut
wird - habe ich mit diesem Argument große Probleme.
({20})
- Ja, aber ich darf es aufnehmen. Es steht im Antrag, lieber Herr Rexrodt. Deswegen muss man zu diesem Argument auch Stellung nehmen.
Es ist zu Recht gesagt worden, dass wir schon sehr
lange über dieses Thema diskutieren. Aber wir haben jetzt
durch diese Kommission zum ersten Mal richtige Rahmenbedingungen vorgelegt bekommen, nämlich die Stereometrie - früher war alles offen -, und wir haben jetzt
etwas gemacht, was viele schon am Anfang gefordert haben: Ehe wir über die Gestaltung reden, sollten wir erst
einmal über den Inhalt, über die Nutzung reden.
({21})
Eckhardt Barthel ({22})
Dies ist jetzt gegeben. Insofern haben wir eine andere,
eine neue Ausgangslage.
Herr Kollege Barthel, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Vaatz? - Bitte.
Herr Kollege Barthel, Sie
haben einen Vergleich zwischen der Dresdner Frauenkirche und dem Berliner Stadtschloss angestellt. Darf ich
diesem Vergleich entnehmen, dass Sie auch beim Aufbau
des Berliner Stadtschlosses eine hundertprozentige private Finanzierung, wie sie im Fall der Frauenkirche in
Dresden gegeben ist, ins Auge fassen?
Nein. Wenn Sie zugehört hätten, hätten Sie feststellen können, dass ich vorhin, wie es auch im Antrag steht, von einer privat-öffentlichen Finanzierung gesprochen habe. Ich habe sogar
noch ergänzt: Ohne öffentliche Mittel wird dieses Projekt
sicher nicht zu verwirklichen sein.
Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zum Abschluss an die Adresse der Befürworter einer Teilrekonstruktion sagen: Es gibt dafür auch Argumente. Diese
werde ich jetzt nicht vortragen; das werden sicher andere
tun. Diese Teilrekonstruktion wird durch die Alternative
B nicht ausgeschlossen.
({0})
- Das ist für einige das Schlimme, Herr Ströbele.
Ich sage Ihnen etwas für die Abstimmung. Wer keine
Teilrekonstruktion haben möchte oder sie generell ausschließt,
({1})
der hat überhaupt nur eine Chance, in einen Wettbewerb
mit Alternativen zu kommen, wenn er für B stimmt.
Alles andere unterstützt die Position A, lieber Herr
Ströbele.
({2})
Dieser Entscheidung müssen Sie sich bewusst sein. Wie
gesagt, es gibt auch dafür Argumente.
Wir haben in den letzten Tagen noch viele Briefe bekommen. Nicht alle waren sehr freundlich und sehr schön.
Nur aus einem Brief möchte ich abschließend eine Forderung zitieren. Diese Forderung ist von mehreren gekommen. Dieser Brief endet mit dem Aufruf an den Bundestag: Geben Sie Ideenfreiheit!
({3})
Ich glaube, das ist der Kern dessen, was wir unter B vorhaben.
Ich bitte Sie, diese Ideenfreiheit zu geben und sich deshalb für die Alternative B zu entscheiden.
Ich danke Ihnen.
({4})
Der Kollege
Dr. Dietmar Kansy spricht für die Fraktion der
CDU/CSU.
Herr Präsident! Heute spreche ich bedauerlicherweise nicht für die
Fraktion der CDU/CSU, sondern für mich.
Ich will es gleich sagen, lieber Kollege Barthel: Ich
spreche auch mit der mir möglichen Leidenschaft,
allerdings für die Alternative A.
({0})
Ich respektiere die Art, wie Sie für Ihre Alternative geworben haben; denn wir haben bis in die letzten Stunden
hinein Briefe bekommen, in denen keineswegs der Respekt vor anderen Meinungen bekundet worden ist, sondern die teils hochnäsig und mit einem Unfehlbarkeitsanspruch geschrieben wurden, dass man sich wirklich nur
wundern kann.
({1})
Natürlich hat diese Debatte viele Aspekte: politische,
historische, stadtgeschichtliche, kulturelle, finanzielle.
Ich möchte mich in meinem Beitrag nur zu den architektonischen und städtebaulichen einlassen.
Ich möchte ein Schreiben unseres ehemaligen Kollegen Peter Conradi ansprechen, der heute Präsident der
Bundesarchitektenkammer ist. Er war übrigens Mitglied
der Schlosskommission und hat in diesem Gremium keine
Mehrheit für seine Meinung gefunden. Er hat heute einen
Brief geschrieben, der mit „Gestaltungsdiktat“ überschrieben ist. Ich möchte wissen - wir alle kennen unseren alten Kollegen Peter Conradi -, was er gesagt hätte,
wenn seine Meinung in der Schlosskommission mehrheitsfähig gewesen wäre und wir in ähnlicher Weise wie
er jetzt reagiert hätten.
({2})
Wie sehen die wesentlichen Argumente aus, die in den
Briefen der Bundesarchitektenkammer und der Landesarchitektenkammern enthalten sind? Es wird gesagt, Berlin
brauche zeitgenössische Architektur. Das ist richtig.
Junge Architektinnen und Architekten bräuchten Chancen. Die haben sie in Berlin.
Aber wir haben heute abzuwägen, ob es in Berlin so
wenig moderne Architektur gibt, dass wir die Chance verspielen dürfen, die entsetzlich klaffende städtebauliche
Wunde im Herzen Berlins mit historischen Fassaden zu
schließen. Spätestens seit der 2. Internationalen Bauausstellung ist Berlin zum Zentrum des Architekturtourismus
geworden. In den letzten Jahren sind Libeskind, Zumthor,
Eisenman, Pei, Piano, Jahn - und wie sie alle heißen - daEckhardt Barthel ({3})
zugekommen. Warum sollte man nicht auch Foster,
Schultes und Braunfels, die der Bundestag selber beauftragt hat, dazuzählen? Ich erinnere auch an den Berliner
Architekturstreit zwischen Kollhoff und Kleihues auf der
einen Seite und Gary und Behnisch auf der anderen Seite.
Die Stadt Berlin hat also eine lebendige Architektur. Sie
braucht in der Schlossfrage keinen Nachhilfeunterricht.
Man darf die Entscheidung über das Schloss nicht zum
Vehikel für die moderne Architektur dieser Stadt machen.
({4})
Ich empfehle Ihnen - das ist natürlich vor der Abstimmung nicht mehr möglich -, einmal in die Ausstellung im
Spreespeicher zu gehen und sich anzuschauen, was vom historischen Berlin übrig geblieben ist. Sie werden feststellen,
dass gerade einmal 10 Prozent des historischen Berlins nach
dem Zweiten Weltkrieg übrig geblieben sind. Keine andere
deutsche oder europäische Stadt ist so zerstört worden.
({5})
- Diese Frage beantworte ich Ihnen gern. Diese Stadt ist
durch zwei Diktaturen,
({6})
durch die Royal Airforce und dadurch, dass es im Nachkriegsberlin teilweise eine unsinnige Stadtplanung gegeben hat, zerstört worden. Auch das gehört zur jetzigen
Diskussion.
({7})
Im Bereich westlich der Spreeinsel - das sei mit Respekt in Richtung der ehemaligen DDR gesagt - gibt es
hervorragende Rekonstruktionen, zu denen manche Tugendwächter sagen, dass sie aussähen, als ob sie von Walt
Disney gebaut worden wären. Das Forum Friedericianum, der Gendarmenmarkt, die Neue Wache, das Alte
Museum, das Gorki-Theater, der Bereich der ehemaligen
Singakademie und vieles andere mehr sind dort wieder
entstanden. Der Versuch, den Herr von Boddien vor einigen Jahren unternommen hat, hat doch gezeigt, dass man
noch nicht einmal das Grundstudium der Architektur abgeschlossen haben muss, um zu erkennen, dass der Mitte
Berlins das Herz fehlt. Wenn man es baut, dann muss man
es - zumindest in Richtung Westen - an das barocke und
klassizistische Berlin anlehnen. Man darf hier keine moderne Architektur fordern.
({8})
Im Übrigen ist die Behauptung, man schließe junge Architektinnen und Architekten aus, einfach unkorrekt. Ich
hätte beinahe ein anderes Wort gesagt. Ich habe es nicht
getan, weil ich niemanden verletzen will.
Natürlich bedeutet auch die Entscheidung für die Alternative A, dass dann die Diskussion verstummen muss.
Es ist jetzt Zeit zu sprechen. Wer noch immer von Hüftschüssen spricht, der hat vergessen, was in den letzten
zwölf Jahren geschehen ist. Ich selber war für den Deutschen Bundestag Preisrichter in dem so genannten Spreeinselwettbewerb. Es gab über 1 000 Versuche, diesen Bereich neu zu definieren. Es ist in den letzten zwölf Jahren
nichts Besseres als die Anlehnung an das barocke und
klassizistische Berlin - zumindest in Richtung Westen der
Stadt - herausgekommen. Mit Westen meine ich natürlich
nicht das ehemalige Westberlin. Das Modell A - manche
verschweigen das - eröffnet auch Optionen in Richtung
Osten, wo die Berliner Altstadt wegradiert worden ist, und
bietet Möglichkeiten, das Gebäude sowohl außen wie
auch innen zu gestalten.
({9})
- Herr Ströbele, über die endgültige Gestaltung soll doch
erst noch in einem Wettbewerb entschieden werden, der
sicherlich viele neue Ideen zutage fördern wird.
Zum Schluss sage ich Ihnen noch eines: Wir haben drei
Jahre lang darüber gestritten, ob wir hier eine Kuppel haben wollen. Zum großen Teil waren es dieselben Leute wie
zurzeit, die sich dagegen gewandt haben. Der versammelte
Fachverstand - oder der, der glaubte, es zu sein - und deren Zeitungen haben uns beschimpft. Dann kam die
Stunde, als Bauherr über Demokratie zu entscheiden. Daraus ist etwas Vernünftiges geworden.
({10})
Meine Kolleginnen und Kollegen, ich werbe dafür,
dass wir das jetzt auch beim Stadtschloss so machen.
Danke schön.
({11})
Es spricht
die Kollegin Dr. Antje Vollmer, Bündnis 90/Die Grünen.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch
mich erinnert in dieser Debatte manches an die Diskussion um die Kuppel und um die Frage „Berlin oder Bonn“.
Ich spreche für die Alternative A.
({0})
- Erst mal zuhören!
Mit am wichtigsten in dieser Debatte ist, dass wir jetzt
hoffentlich wirklich frei entscheiden können. Man hatte
manchmal den Eindruck, als ob man sofort verdächtigt
wird, ein Nostalgiker, ein Anhänger des preußischen Militarismus, des wilhelminischen Kitsches oder eines
Kitschschlosses zu sein,
({1})
wenn man es wagte, an die Möglichkeit einer Rekonstruktion des alten Schlosses zu denken. Ich begrüße, dass
das weggefallen ist und dass wir wirklich frei sind zu
wählen.
Es gibt keine naturgegebene Identität und auch keine
naturgegebene Differenz zwischen architektonischen
Baustilen und der Demokratie. Missbrauch, auch Missbrauch von politischer Macht, kann in jeder ästhetischen
Form von Architektur passieren. Das heißt, es gibt nicht,
wie oft suggeriert worden ist, einen direkten Zusammenhang zwischen dem Baustil der Moderne und der Demokratie. Demokratie kann in jedem Gebäude stattfinden. So
passiert es auch in vielen Demokratien unserer europäischen Nachbarn.
({2})
In der Kunst gilt, was gut ist. In der Kunst gilt, was Qualität ist. Das Berliner Schloss war allererste Qualität. Die
Baumeister Schlüter, Eosander und später Erdmannsdorff
waren allererste Baumeister ihrer Zeit. Wir hängen also
keinem nostalgischen Bild an, wenn wir uns für den Wiederaufbau einsetzen, sondern wir versuchen, etwas zu rekonstruieren, was von ganz großer Bedeutung war.
({3})
Man begreift das sehr schnell, wenn man sich den
Stadtraum an dieser Stelle von oben anguckt. Man sieht
dann nämlich, dass das historische Berlin um dieses
Schloss herum konstruiert worden ist. Das heißt, dass dieser Mitte im Moment wirklich das Herz fehlt. Man sieht
auch, dass alles, was darum herumgebaut worden ist, auf
das Schloss zu gebaut worden ist. Zu Recht ist gesagt
worden: Das Alte Museum hätte nicht diese großen Säulen, wenn nicht das Gegengewicht zum Schloss notwendig gewesen wäre.
({4})
Auch das Stadtbild braucht an dieser Stelle ein Gegengewicht. Notwendig ist die Wiederherstellung eines Zentrums, das ein dynamisches Zentrum war.
Zu den Argumenten der Kritiker. Sie fragen: Hat denn
die Moderne bei euch keine Chance? Schon von vielen
ist gesagt worden: Wie in keiner anderen europäischen
Metropole hat die Moderne in der Stadt Berlin ihre Chancen gehabt. Wo hat es das denn sonst gegeben, dass man
einen großen historischen Metropolenplatz wie den Potsdamer Platz neu und ausschließlich modern bauen
konnte? Welche Chancen haben wir der Moderne hier im
Regierungsviertel gegeben? Es wird Chancen am Alexanderplatz geben. Die Moderne hat große Architekten angezogen. Bei manchen Gebäuden - das sage ich ganz ehrlich - haben wir auch die Grenzen gesehen. Auch die
Moderne ist in ihrer Gestaltungskraft nicht omnipotent.
({5})
Im Unterschied zu den großen europäischen Metropolen Rom, London, Paris, Prag und Wien fehlt in Berlin ein
zentrales Moment der geschlossenen architektonischen
Tradition. Wir haben einzelne Momente der Tradition,
aber wir haben kein geschlossenes Ensemble. Es geht darum, ob wir ein Ensemble der Tradition wiederherstellen
dürfen.
Jetzt sagen die Kritiker: Man muss sich doch zu den
Brüchen bekennen. Ich finde, es gibt in dieser Stadt, die
so viele Brüche hat,
({6})
geradezu einen Kult der offenen Wunde. Das ist weder
realpolitisch noch modern. Ich halte den Kult der städtebaulichen Wunde selbst für ein sehr romantisches Motiv.
Es ist wie bei Parsifal: Zeige deine Wunde!
Dürfen wir überhaupt rekonstruieren? Rekonstruktion ist keine ästhetische Lüge. Rekonstruktion heißt auch
nicht, dass man politische Restauration will. Wer das behauptet, der interpretiert politische Bedeutungen in ästhetische Entscheidungen. Rekonstruieren ist auch kein SichOuten als preußischer Militarist. Ich habe mich immer
gefragt: Warum gilt Rekonstruieren eigentlich nicht als
eine Möglichkeit der Moderne? Wenn man rekonstruiert
- genau das kann man bei der Frauenkirche in Dresden
sehen -, dann erhält man vor allen Dingen eines: ganz
großen Respekt vor der Meisterlichkeit unserer Vorfahren.
({7})
In Dresden sehen wir - das begreift eine ganze Stadt,
die diese Mitte rekonstruiert -, dass wir der damaligen
Zeit heutzutage in vielem nicht so viel voraus sind und wir
in manchem sogar hinter dem zurückliegen, was man
früher an ästhetischer, künstlerischer Qualität und an technischer Meisterlichkeit hervorgebracht hat.
({8})
Dies dürfen wir uns auch heute noch in Erinnerung rufen.
Ich komme auf die politische Botschaft zu sprechen.
Das Ensemble Unter den Linden - es wäre das einzige historisch Zusammenhängende, wenn wir es rekonstruieren
würden - sagte inhaltlich Folgendes aus: In der Mitte der
Ort für die politische Macht.
({9})
Darum herum - eingebunden - war die Museumsinsel,
waren die Universitäten, waren die Opern, war die Neue
Wache - sie stand damals für Militärreform und nicht für
Militarismus - und waren die Kirchen als ein Ort der Toleranz. Das heißt, dieses Ensemble war eine politische
Landschaft, es war Ausdruck einer großen europäischen
Kultur der Toleranz, der Aufklärung und der Humanität.
({10})
Ich glaube, dass es erlaubt ist, sich zu dieser Tradition
zu bekennen. Ich glaube sogar, dass es vor dem Hintergrund des Europa, das wir bauen werden, wichtig ist, an
diese Tradition zu erinnern. Wenn so viele Berliner den
Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses wollen,
({11})
dann ist es auch diesem Parlament gestattet, sich dazu zu
bekennen.
Danke.
({12})
Es spricht
der Kollege Dr. Günter Rexrodt, FDP-Fraktion.
Herr Präsident! Meine
Damen und Herren! Das Erscheinungsbild Berlins hat
sich in den letzten Jahren in fantastischer Weise gewandelt, nicht aber die historische Mitte. Da sind - der Baufortschritt ist, wenn auch schleppend, erkennbar - die
grandiosen Bauten der Museumsinsel und da ist der
Schlossplatz mit der Halbruine des Palastes der Republik.
Außerdem sind da Zelte, Buden und deren über den Platz
zerstreute Bestandteile.
Jeder hat Verständnis dafür, dass über die Gestaltung
dieses wichtigen Areals nicht von heute auf morgen im
Schnelldurchgang entschieden werden kann. Aber zehn
Jahre Diskussion ist eine lange Zeit. Ich glaube, dass
keine neuen Ideen mehr vorgetragen werden. Mit der Gestaltung des Schlossplatzes muss begonnen werden. Die
FDP ist der Auffassung, dass die Empfehlungen der Internationalen Expertenkommission dafür eine gute Grundlage sind. Es bedarf einer zügigen Umsetzung. Eine wie
auch immer geartete neue Bundesregierung muss darauf
hinwirken, dass ein Zeitplan entsteht, der den Menschen
in Deutschland und vielen, die die hiesigen Geschehnisse
aus dem Ausland beobachten, den Eindruck vermittelt,
dass es um Gestaltung und Handeln geht und nicht um
Zeitgewinn und Entscheidungsangst.
Die Empfehlungen der Kommission zur Nutzung sind
in Bezug auf Anspruch und Inhalt beachtenswert. Sie finden die grundsätzliche Billigung meiner Fraktion. Das gilt
für den kulturellen Teil mit dem Vorschlag, die Dahlemer
Sammlung, die Schätze der Universität und Bibliotheken
in diesem neuen Gebäude unterzubringen. Insbesondere
die Ausstellung der außereuropäischen Sammlungen an
dieser zentralen Stelle, an diesem exponierten Platz wäre
ein Ausdruck der Offenheit unseres Landes für die Kulturen der Welt. Richtig ist auch der Vorschlag, eine Anzahl
von Räumen in der historischen Dimension wiederzuerrichten. Berlin fehlt eine Lokalität, die, vergleichbar der
Wiener Hofburg, geeignet ist, internationale Großereignisse wie G-8-Gipfel oder Tagungen der UN oder der Europäischen Union aufzunehmen.
Ich persönlich würde es im Übrigen auch begrüßen,
wenn nach Wegen gesucht würde, herausragende Bestandteile des Palastes der Republik, meinetwegen auch
den Saal der Volkskammer, die ja eine gesamtdeutsche
Tradition hat, in diesem neuen Gebäude unterzubringen.
({0})
Die Ostseite - das ist schon gesagt worden - bietet dafür
durchaus Perspektiven.
Bezüglich der Gestaltung des Umfeldes sticht die
Empfehlung hervor, die Bauakademie wiederherzustellen. Der Senat hat dazu eine grundsätzlich positive Entscheidung getroffen. Auch die Nutzung des Staatsratsgebäudes ist wohl unumstritten, ebenso die Wiederherstellung
des Schlossplatzes. Für bessere Gestaltungsmöglichkeiten
des Lustgartens würde ich mir wünschen, dass die Straße
Unter den Linden unmittelbar nach der Schlossbrücke
nach rechts abknickt und erst wieder links am Staatsratsgebäude vorbei in die Rathausstraße einmündet. So
könnte man über den vergrößerten Lustgarten den Kubus
des neuen Schlosses wirklich überzeugend mit der Museumsinsel verbinden. Es entstünde ein Ensemble, das in
dieser Form in Europa nicht ein zweites Mal existiert.
({1})
Ob nun das Marx-Engels-Forum in der jetzigen Größe erhalten bleiben soll, sollten wir später diskutieren.
Der meist diskutierte Aspekt ist zu Recht die Architektur des neuen Kubus. Die so genannte Stereometrie des
Baukörpers ist offensichtlich unumstritten. Es geht um die
Fassadengestaltung, genauer gesagt, um die Frage, ob die
Barockfassade an der Nord-, Süd- und Westseite des Kubus und ebenso der Schlüterhof wiederhergestellt werden
sollen oder ein offener Wettbewerb stattfinden soll.
Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte dafür werben, dass Sie für die Alternative A stimmen.
({2})
Ich weiß sehr wohl, dass es hier nicht um letzte Weisheiten, sondern um Abwägungen geht. Ins Gewicht fallen für
mich persönlich folgende Aspekte:
Die barocke Fassade ist mehr als jede andere geeignet,
den Baukörper mit der Museumsinsel zu einem einheitlichen Ganzen zu verbinden.
({3})
Ich zähle mich, wenn ich das einmal so sagen darf, zu denjenigen, die sich immer mit moderner Architektur befasst
haben. Ich liebe sie. Es ist heute auch gesagt worden, dass
wir in Berlin viel moderne Architektur haben, meist
gelungene, aber auch andere. Ich bin prinzipiell der Auffassung, dass die Gegenwartsarchitektur die Zeit widerspiegeln muss. An einigen Stellen muss es aber auch Abweichungen geben können. Manchmal sind sie auch
zwingend erforderlich. Diese hat es aus guten Gründen in
Warschau, Würzburg und München, in Dresden und letztlich sogar in Charlottenburg gegeben, weil Umfeld und
historischer Zusammenhang das nahe gelegt haben. Das
trifft nach meiner Auffassung auch für den Wiederaufbau
des Berliner Stadtschlosses zu.
Bei aller Sympathie für moderne Architektur halte ich
fest: Dieses Gebäude muss auch in 200 und 300 Jahren
dem Geschmack der Menschen entsprechen. Ich glaube
nicht, dass dies an dieser Stelle mit moderner Gestaltung
möglich sein könnte, auch nicht auf der Basis irgendwelcher Mischformen.
({4})
Die Menschen unserer und wohl auch der folgenden Generationen suchen Identität in ihrer Geschichte. Zumindest in ihrer großen Mehrheit brauchen Sie diese Identität auf dem Weg in ein neues, größeres Gemeinwesen,
in das Gemeinwesen Europa. Dass dieser Weg beschritten wird, wollen und befürworten auch wir. Diesen Weg
kann man aber nur dann gehen, wenn man weiß, wer
man ist.
Im Übrigen tun sich andere Völker sehr viel leichter
und gehen sehr viel selbstverständlicher damit um, wenn
es solche Entscheidungen zu treffen gibt. Wir wissen,
warum; wir sollten aber auch ein Stück von diesem ganz
natürlichen Geschichtsverständnis übernehmen.
Letztlich sind es auch finanzielle Aspekte, die für die
barocke Fassade sprechen. Wenn ich sage „letztlich“,
dann ist das eigentlich wieder nur politische Correctness,
denn ohne Geld geht im Grunde genommen gar nichts.
Die Public Private Partnership wird sich schwer tun, die
für diesen Bau notwendigen 670 Millionen Euro aufzubringen. Ich bin davon überzeugt, dass es, wenn wir keine
barocke Fassade vorsehen, sehr viel schwerer sein wird,
private Mittel und Spenden zu mobilisieren. Das kann sicherlich nicht das Entscheidende sein, Herr Barthel, aber
es ist ein gewichtiges Argument, wenn wir hier vorankommen wollen.
({5})
Herr Kollege Rexrodt, Sie haben Ihre Redezeit schon weit überschritten. Sie müssen jetzt zum Schluss kommen.
Ja. - Es geht darum, dass
wir - das darf ich als Letztes sagen - die nächsten Schritte
zügig voranbringen. Die Menschen erwarten eine Entscheidung. Es soll ein Gebäude sein, das sich zur Zukunft
bekennt, aber die Traditionen aufnimmt. Wir haben es
verdient und können es uns leisten, unsere Geschichte mit
der Zukunft zu verbinden. Das kann nur mit einer barocken Fassade geschehen. Alles andere wäre unvollendet
und ein Zeichen mangelnden Selbstverständnisses. Dies
haben wir in einer Stadt wie Berlin, die so viel Modernes
und Zukunftsweisendes zeigt, nicht nötig. Deshalb gehört
an diese Stelle - dafür werbe ich - die barocke Fassade an
der Süd-, Nord- und Westseite des neuen Kubus.
Schönen Dank.
({0})
Ich gebe das
Wort dem Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Berlin, Dr. Thomas Flierl.
Dr. Thomas Flierl, Senator ({0}) ({1}): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Nach dem Hauptstadtumzug rückt nun
die nächste öffentliche Bauaufgabe in den Mittelpunkt des
Interesses: die funktionelle und gestalterische Neubestimmung der alten preußisch-deutschen Staatsmitte, des späteren gesellschaftlichen Zentrums Ostberlins. Vor dem
Hintergrund der fast ein Jahrzehnt währenden geschichtspolitischen und ästhetischen Konfrontation von Palastund Schlossanhängern hat die Expertenkommission in der
Tat einen wesentlichen Durchbruch erreicht.
Denn erinnern wir uns: Indem dem Palast der Republik
durch übereilte Schließung die Teilnahme am gesellschaftlichen Wandel versagt wurde, er so mit seiner
schrittweisen Ruinierung zum Symbol des Vergangenen
schlechthin gemacht wurde und die Schlossanhänger das
bloße Sehnsuchtsbild des Schlosses gegen die lebendige
Erinnerung einer Mehrheit der Ostdeutschen gesetzt hatten,
({2})
war die bekannte Blockade der 90er-Jahre entstanden.
Der Vorzug der Expertenkommission war ja gerade, dass
sie nicht am ideologisch geführten - Kollege Barthel
sprach vom fundamentalistisch geführten - Bilder- und
Fassadenstreit ansetzte, sondern zuerst nach der Nutzung,
und zwar einer dem Ort angemessenen, öffentlichen, für
Stadt und Gesellschaft sinnbestimmenden Nutzung des
Ortes, und erst dann nach städtebaulicher Einordnung,
Finanzierbarkeit und Architektur des Neubaus fragte.
Der Berliner Senat begrüßt die vorgeschlagene Nutzungskonzeption des so genannten Humboldt-Forums
als den Ausgangspunkt aller weiteren Überlegungen. Die
Auftraggeber der Expertenkommission, Bundesregierung
und Senat, haben daher am 15. Mai dieses Jahres vereinbart, das Nutzungs-, Raum- und Betreibungskonzept mit
den vorgesehenen Hauptnutzern zügig zu konkretisieren.
Mit der Gestaltung eines solchen kultur- und wissensgestützten Forums, das die Auseinandersetzung der Bürgerinnen und Bürger mit Geschichte, Gegenwart und Zukunft einer zunehmend globalisierten Welt ermöglichen
sollte, entstünde ein völlig neuer Typ hauptstädtischer
Kulturinstitution,
({3})
ein Beitrag Deutschlands für den internationalen kulturellen Diskurs und eine dem Ort tatsächlich angemessene öffentliche Nutzung.
Es gehört in das denkwürdige Umfeld der heutigen Debatte, dass Sie die Position der den Berliner Senat tragenden Abgeordnetenhausfraktionen von SPD und PDS
wörtlich im Änderungsantrag der PDS-Bundestagsfraktion nachlesen können. Ich will dennoch zu den Kernpunkten der Debatte meine Position vertreten.
Wenn sich der Bundestag bereits jetzt zur Architektur
äußern würde, das heißt, ohne sich zuvor zum Bauherren
erklärt und die Bauaufgabe definiert zu haben, entstünde
eine mehrfach paradoxe Situation: Nicht nur, dass dem
Bundestag die Möglichkeit genommen würde, unter verschiedenen architektonischen Varianten des Projektes die
beste Lösung zu wählen, eine paradoxe Situation entstünde auch dadurch, dass sich der Bundestag, bevor er
sich zur Bauaufgabe, zu deren Finanzierung sowie zur
zukünftigen Betreibung verbindlich geäußert hat, bereits
durch politische Willensbildung in der Frage der Gestaltung fest an das Projekt gebunden hätte.
Wer die Entscheidung über die Architektur trifft, hat
auch die Verantwortung für die Finanzierung zu tragen.
({4})
Was geschieht, wenn sich der Bundestag ein Schloss
wünscht, die finanzielle Kraft zum Humboldt-Forum aber
nicht reicht oder sich Konflikte zwischen der noch zu präzisierenden Nutzung und bereits getroffenen gestalterischen Vorgaben einstellen? Ist dann das historische Stadtbild höher als die öffentliche Nutzung zu bewerten?
({5})
Ist dem Bundestag der Wunsch nach historischen Fassaden jene fast 600 Millionen Euro wert, die das HumboldtForum kosten soll, selbst dann, wenn die Fassaden von
privater Seite finanziert werden?
({6})
Nach Auffassung der den Berliner Senat tragenden
Parteien sollte der verabredete Weg einer stufenweisen
Entwicklung des Projekts weiter beschritten werden und
Architektur und Fassadengestaltung erst im Ergebnis eines offenen Wettbewerbes geklärt werden.
({7})
Die Mehrheitsfraktionen des Berliner Abgeordnetenhauses vertreten insofern die Variante B.
Abgesehen von der Erörterung der Frage, ob eine gänzlich neuartige öffentliche Bauaufgabe, wie sie das
Humboldt-Forum darstellt, nicht zuerst als eine einzigartige Herausforderung für die zeitgenössische Architektur
begriffen werden sollte: In einem offenen Wettbewerb
hätte auch eine Schlossrekonstruktion ihre Chance.
({8})
Eine im Ergebnis eines transparenten öffentlichen Verfahrens getroffene Entscheidung hätte gewiss auch mehr
Anspruch auf breite Akzeptanz. Die Schlossreplik zum
jetzigen Zeitpunkt zu dekretieren gefährdet dagegen wohl
eher das Projekt; denn an die Stelle einer durch solche
Verfahren legitimierten Projektentwicklung träte die
ästhetisch-politische Entscheidung ohne eine Absicherung im Haushalt.
({9})
Mehr als anderswo brauchen wir aber an diesem Ort die
Demokratie als Bauherrin.
Danke schön.
({10})
Zu einer
Kurzintervention gebe ich der Kollegin Vera Lengsfeld
das Wort.
({0})
Herr Senator Flierl, von
Ihnen als Gesellschaftswissenschaftler hätte ich etwas
mehr historisches Verständnis und Bewusstsein erwartet.
Ich möchte an dieser Stelle Ihre PDS-Legenden nicht unwidersprochen lassen.
Erstens. Das Berliner Schloss ist gegen den formierten Widerstand der Intellektuellen der DDR abgerissen
worden. Ich möchte nur beispielgebend Brecht und
Piscator nennen,
({0})
die sich gemeinsam mit anderen Künstlern und Intellektuellen der DDR zu einer ersten Bürgerinitiative zusammengeschlossen hatten, um den Schlossabriss zu verhindern.
Zweitens. Als der Abriss nicht verhindert werden
konnte, waren es Professor Hamann von der HumboldtUniversität und viele andere, die zumindest die historisch
wertvollen Teile vor dem endgültigen Untergang gerettet
und dafür gesorgt haben, dass in Ostberlin und in Potsdam
die Schlossskulpturen erhalten wurden.
({1})
Es war also wieder eine Bürgerinitiative, die dafür gesorgt
hat, dass die historisch wertvollen Teile des Schlosses
nicht vernichtet wurden, sondern sie in Potsdam, in Berlin und anderswo - öffentlich oder nicht öffentlich - erhalten wurden.
Drittens. Die Legende, der Palast der Republik sei
von der Mehrheit der DDR-Bevölkerung begrüßt worden,
ist doch einfach nicht wahr. Als der Palast gebaut wurde,
gab es große Erbitterung unter der DDR-Bevölkerung,
und zwar deswegen, weil die Bauarbeiter für den Bau des
Palastes der Republik aus allen Teilen der DDR zusammengezogen wurden und andere wichtige Bauvorhaben
nicht ausgeführt werden konnten, unter anderem Krankenhäuser.
({2})
Damals waren die Bürger der DDR der Meinung, dass
Krankenhäuser zu bauen wichtiger wäre als Erichs Lampenladen.
Es ist auch nicht wahr, dass es zur ostdeutschen Identität gehörte, in diesen Palast zu gehen. Ich möchte daran
Senator Dr. Thomas Flierl ({3})
erinnern, dass der Palast zu den Zeiten, zu denen die
Volkskammer dort tagte, ein abgeschlossenes Territorium
war und die Bürger der DDR dort gar nicht hinein konnten. Erst die frei gewählte Volkskammer hat mit diesen
Zuständen Schluss gemacht.
({4})
Wenn man überhaupt davon reden kann, dass es eine
Identität für den Palast gibt, dann muss man sagen, dass
es eine PDS-Identität ist. Aber die PDS-Identität hat
nichts mit der Identität der DDR-Bevölkerung zu tun. Ich
widerspreche Ihnen ganz entschieden, wenn Sie immer
wieder versuchen, die Bevölkerung der DDR für Ihre
Zwecke zu instrumentalisieren.
({5})
Herr Senator, Sie dürfen darauf erwidern. Bitte sehr.
Frau Lengsfeld, ich
glaube, Sie haben in Ihrem Redebeitrag viele Positionen, die
in meiner Rede nicht vorkamen, auf mich projiziert.
({0})
Ich vertrete ausdrücklich die Position, dass hier ein Gemeinsinn stiftendes neues Projekt entstehen soll, das auch
den Abschied vom Palast der Republik einbeziehen
könnte.
Ich wende mich gegen den Eindruck, der leider immer
noch verbreitet wird, dass nämlich das Schloss wegen des
Palastes abgebrochen wurde. 25 Jahre ostdeutscher Geschichte lagen dazwischen. Aus heutiger Sicht ist sehr klar
zu verurteilen, dass das Schloss abgebrochen wurde. Deswegen braucht es jetzt eine Synthese, die in die Zukunft
führt.
({1})
Ich erteile nun dem
Kollegen Wolfgang Thierse das Wort.
Frau Präsidentin! Meine
Damen und Herren! Worüber wir heute streiten, Herr
Flierl, ist die Frage, ob sich der demokratische Souverän
zutrauen darf, nicht nur über ein Nutzungskonzept und
allgemeine Grundsätze der Gestaltung von Berlins historischer Mitte zu befinden, sondern auch über deren Gestaltung. Sie alle werden in der vergangenen Woche den
Appell unseres ehemaligen Kollegen Conradi vernommen haben, der als unterlegenes Mitglied der Expertenkommission nun fordert: Geben Sie Ideenfreiheit!
({0})
Da werden wahrhaft geschichtsträchtige Worte
bemüht, die bedauerlicherweise doch ein wenig geschichtsvergessen daher kommen.
({1})
Gab es jemals ein obrigkeitsstaatliches Verbot, für diese
Bebauung moderne Lösungen zu denken oder gar vorzuschlagen? Ich erinnere mich nicht an ein solches Verbot.
Ist wirklich schon vergessen, dass es vor Jahren einen völlig offenen Architektenwettbewerb ohne Vorgaben und
Fesseln gegeben hat, leider ohne einen einzigen Entwurf,
der wirklich so überzeugt hätte, dass er noch heute in der
Diskussion wäre?
({2})
Nein, es geht heute nicht um Gedankenfreiheit; die es
in diesem Prozess immer gegeben und die es weiter geben
muß. Die Einsetzung der internationalen Expertenkommission war ja vielmehr die Antwort auf die Ratlosigkeit, die sich nach zehn Jahren Debatte ohne Ergebnis
eingestellt hatte. Hier und heute entscheidet der Souverän.
Herr Flierl, dieses Parlament ist Demokratie als Bauherr.
Ich möchte Ihnen fünf Gründe nennen, warum ich mit
meinem Plädoyer für Alternative A, also das Votum der
Expertenkommission für ein neues und modernes Gebäude mit der Teilrekonstruktion dreier Fassaden und des
wunderbaren Schlüterhofes des ehemaligen Schlosses,
werbe.
Erstens. Der historische Grund. Städte sind auch und
ganz wesentlich vergegenständlichte Erinnerung. Städte
wie Rom, Paris, Prag, jene Städte, die wir so lieben, wirken deswegen so beeindruckend auf ihre Besucher wie
ihre Bewohner, weil in ihnen verschiedene historische
Schichten präsent, erlebbar und sichtbar sind.
({3})
In ihnen dominiert keine historische Eindimensionalität;
vielmehr ist darin menschenverträgliche Ungleichzeitigkeit architektonische und städtebauliche Gestalt geworden. Berlin gilt bedauerlicherweise zu Recht - es ist schon
gesagt worden - als die Metropole Europas, die sich immer wieder selbst zerstört hat und in der deshalb fast ausschließlich die Architektur eines Jahrhunderts dominiert.
Wer, so möchte ich fragen, käme wohl in einem unserer Nachbarländer mit jahrhundertealter Kultur auf die
Idee, das Ernstnehmen der Vergangenheit gerade darin zu
suchen, „mit den Verlusten zu leben“, also die offene
Wunde der historischen Mitte Berlins verewigen zu wollen, wie es vergangene Woche in der „Zeit“ zu lesen war?
Zweitens. Der städtebauliche Grund. Mit Bedacht
spricht die AlternativeAvom „architektonischen Brückenschlag“ zur Museumsinsel und zur Straße „Unter den Linden“. Das Berliner Schloss war der geplante und gewollte
Abschluss dieses Boulevards.
({4})
Die Straße „Unter den Linden“ führte genau auf das
Schloss zu. Der Boulevard gehört zu den wenigen großen,
berühmten, geschichtsträchtigen, in ihrer Geschichtsträchtigkeit noch oder wieder sichtbaren und fassbaren
Straßen in Deutschland. Die Städte der frühen Neuzeit
wurden mit Sichtachsen gebaut, deren einmalige Chance
zur Wiederherstellung wir heute haben.
Nach Westen hin, zu den Linden, werden gerade die
Kommandantur und die Schinkelsche Bauakademie wieder aufgebaut, die in direkter Korrespondenz zur Schlosskubatur und -fassade stehen. Im Süden wird der Komplex
durch den historischen Marstall fortgesetzt. Im Norden
schließt sich die Museumsinsel mit dem Alten Museum
und dem Berliner Dom an, deren Formensprache - bei
dem Schinkelschen Bau mehr, bei dem anderen weniger
geglückt - ganz unmittelbar auf den Schlüterschen
Schlossbau bezogen sind. Nur nach Osten hin ist durch die,
aufgrund der Asbestverseuchung notwendig gewordene
Sanierung des Palastes der Republik bis auf sein Gerippe,
seine Hülle, eine leere, eine offene Situation entstanden,
für die wir eine überzeugende Antwort finden müssen.
Drittens. Der nutzungsbezogene Grund. Wir sind uns
mit der Expertenkommission einig, dass an diesem Standort ein öffentlicher und zugleich kultureller Schwerpunkt
für die Bürger dieser Stadt und dieses Landes, entstehen
soll. Auch dies bedeutet einen Brückenschlag zur
Museumsinsel, der sich im Inneren wie im Äußeren des
neuen Gebäudes widerspiegeln sollte. Ich darf uns alle
daran erinnern - als Berliner tue ich das mit großer Freude -, dass die UNESCO die Museumsinsel zum Weltkulturerbe erklärt hat. Ich halte es für schlichtweg unvorstellbar, dass wir deren Nutzungsbereich heute auf das
ehemalige Schlossareal ausdehnen, zugleich aber eine
Lösung zuließen, die dort architektonisch nicht die Museumsinsel, sondern den Potsdamer Platz fortsetzte.
({5})
Im Übrigen: Mit der zu beschließenden Nutzung knüpfen wir nur an das an, was bereits in den 20er-Jahren des
20. Jahrhunderts von diesem Schloss beherbergt wurde:
Es war Ort für Theater, Museen und Ausstellungen geworden und hatte seine preußisch-herrschaftliche Funktion
längst hinter sich gelassen.
Viertens. Der architektonische Grund. Wir treffen
heute eine Entscheidung zwischen einer Lösung, die es
gibt, und einer solchen, deren Gestalt noch gänzlich offen
ist. Wenn ich für die schlütersche Barockfassade plädiere,
dann auch deshalb, weil ich sie an diesem Ort für die bessere und ästhetisch angemessenere Lösung halte.
({6})
Das Berliner Schloss gehörte zu den bedeutendsten Barockbauten, Säkularbauten nördlich der Alpen, stellte das
bedeutendste Architekturdenkmal Berlins dar. Seine Architekturgeschichte und der Verbleib von Fassadenteilen
- auch das hat die Arbeit der Expertenkommission zutage
gebracht - sind so gut dokumentiert, dass an einer erfolgreichen Rekonstruktion nicht gezweifelt werden kann.
({7})
Diese Lösung zu wollen, so behaupte ich, ist sogar die
mutigere. Der demokratische Souverän als Bauherr legt
sich fest, verschiebt die Entscheidung nicht erneut, überlässt sie nicht den berechtigten wie verständlicherweise
anders gearteten Interessen von Architekten, Investoren
oder Interessengruppen. Wir sollten entscheiden, dass und
wie die historische Mitte Berlins künftig Gestalt gewinnt.
({8})
Das ist keine generelle Absage an moderne Architektur. In Berlin ist im vergangenen Jahrzehnt so viel
Neues gebaut worden wie in sonst keiner europäischen
Stadt: Mit dem Kanzleramt, den Parlamentsneubauten,
dem Alexanderplatz, der Leipziger Straße, dem Potsdamer Platz, dem Leipziger Platz usw. haben wir Jahrhundertend- und Jahrhundertanfangsarchitektur in Hülle und
Fülle, großartige, durchschnittliche und schlechte. Sie
gehört gerade nicht als moderner Solitärbau zwischen Altes Museum, Marstall und wieder errichtete Kommandantur.
({9})
Ein Wort, liebe Kolleginnen und Kollegen, zum Palast
der Republik: Bis auf die Fraktion der PDS sind wir uns
einig, wie ich wahrnehme, dass er abgerissen werden
muss.
({10})
Ich sage das ohne jedes Triumphgefühl; denn ich bin das
Gegenteil eines Abrissfanatikers. Aber mit dem Abriss des
Palastes - das will ich hinzufügen - werden nicht die
DDR oder die guten Erinnerungen an sie, die es unbestreitbar gibt, abgerissen.
({11})
Dass viele Menschen freundliche Erinnerungen an den
Palast haben, weiß ich. Ich kann es beschreiben: der
großartige Saal, in dem Feste stattgefunden haben; eine
Bowlingbahn - so viele gab es in Ostberlin nicht -; die
beiden Gaststätten, in denen es gutes, zugleich relativ billiges Essen gab. Das erzeugt gute Erinnerungen. Die werden doch nicht abgerissen. Es bleibt doch viel architektonisches Erbe; es bleiben die vielen architektonischen
Zeugnisse der DDR von der Frankfurter Allee bis hin zu
den Neubaugebieten in Marzahn und Hellersdorf. Man
könnte noch eine Menge andere beschreiben.
Was vom Palast weiterleben muss, ist der Gedanke der
Volkshaustradition. Das neue Gebäude soll deshalb
nicht nur musealer Ort sein, sondern ein öffentlicher Ort
der Begegnung und der kulturellen Betätigung. Darin sind
wir uns einig. Das ist die Anknüpfung an die Volkshaustradition.
({12})
Fünftens und ausdrücklich letztens. Der finanzielle
Grund. Das fatalste Ergebnis des heutigen Tages wäre es,
wenn wir mit unserer Beschlussfassung über die Ergebnisse der internationalen Expertenkommission nur die
nächste Runde verschobener Entscheidungen, weiterer
Wettbewerbe und weiterer Kommissionen einleiten würden.
({13})
Es wäre eine Blamage der Politik. Nach zwölf Jahren
Debatte von Eile zu reden, halte ich, gelinde gesagt, für
einigermaßen übertrieben.
({14})
Nach zwölf Jahren Debatte steht die Angelegenheit zur
Entscheidung an. Dabei wissen wir, ganz nüchtern gesprochen: Die Stadt Berlin wird bei der finanziellen Realisierung dieses Projekts, wiederum vornehm ausgedrückt, nicht sehr viel helfen können.
({15})
Über das Ausmaß der Bereitschaft von Hans Eichel,
Finanzmittel des Bundes bereitzustellen, mag ich auch
nicht spekulieren.
Also bleibt realistischerweise allein die von der Kommission vorgeschlagene öffentlich-private Mischfinanzierung. Aber - dessen müssen wir uns ebenfalls heute
ganz nüchtern bewusst sein - auch die setzt als Lösung ein
neues Gebäude mit Erinnerung an Geschichte, mit rekonstruierten Barockfassaden voraus, weil nur dafür, so
die Experten, private Gelder mobilisierbar sind. Ich erinnere an die Beispiele für Engagement und Begeisterung
in Dresden und Leipzig. Sie sind vielleicht ansteckend,
sogar ausnahmsweise einmal für Berlin.
Opfern wir damit die ästhetische Souveränität des
Staates den privaten Interessen, wie ich gelesen habe?
Keineswegs. Wäre es so, dann hätten wir das Gelände
zum Beispiel an Sony veräußert. Deren Konzernzentrale
hätte nicht am Potsdamer Platz, sondern in der historischen Mitte Berlins ihre Ästhetik- und Nützlichkeitsvorstellungen umgesetzt. Genau das wollen wir nicht.
({16})
Unsere Entscheidung für eine Teilrekonstruktion würde sich hingegen an den Vorstellungen der ungezählten
Bürgerinnen und Bürger - Privatleute wie Firmeninhaber,
Freiberufler wie Manager, Alte wie Junge - orientieren,
die - ob als Berliner oder Bürger anderer Städte - in Umfragen nicht nur eine beträchtliche Präferenz für ein historisches Bauwerk ausdrücken, sondern auch ihre Bereitschaft, dafür privates Geld mitzubringen.
Im Übrigen - nur damit es nicht immer falsch tönt -:
Auch jeder Neubau kostet unendlich viel Geld. Unser
Vorschlag für eine gemischte privat-öffentliche Finanzierung spart aller Wahrscheinlichkeit nach der Öffentlichkeit etwas mehr Geld als ein anderer Bau.
Ich komme zum Schluss. Liebe Kolleginnen und Kollegen, es geht nicht - um das noch einmal zu betonen um den Wiederaufbau des Schlosses insgesamt, sondern
um einen modernen Bau, der zugleich Geschichte wieder
erinnert, wiedergewinnt und wieder zeigt, ohne jedoch zu
verstecken, ein moderner Bau zu sein. Es geht um ein
Haus für eine öffentliche Nutzung durch die Bürger, deren Bürgerengagement wir für den Bau gewinnen wollen.
Das Ergebnis könnte faszinierend sein: eine der großen
Museumslandschaften der Welt in der historischen Mitte
der deutschen Hauptstadt. Das ist das Projekt.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, aus meiner Sicht
sprechen alle Gesichtspunkte für die in Alternative A vorgeschlagene Lösung. Wir werden heute diese oder auf
lange Sicht keine Lösung bekommen.
Herzlichen Dank für das Zuhören.
({17})
Ich erteile das Wort
dem Kollegen Günter Nooke für die CDU/CSU-Fraktion.
Frau Präsidentin! Meine
sehr verehrten Damen und Herren! Als mich im April 2000
ein mit dem Bundeskanzler befreundeter Journalist aufsuchte und sagte, der Kanzler überlege, was er für Berlin
tun könne, habe ich ihm geantwortet: Er soll das Schloss
aufbauen. Der Journalist antwortete: Daran hätte der
Kanzler auch schon gedacht. So gesehen freue ich mich,
dass sich heute - hoffentlich nicht nur angesichts des
Wahlkampfes - der Bundeskanzler mit seiner Meinung in
die Öffentlichkeit wagt.
Das sollte uns aber nicht unbedingt darüber hinwegtäuschen, welche Parteien mehr und welche weniger für
den Wiederaufbau des Schlosses waren, sondern uns vielmehr darauf hinweisen, dass sich alle Parteien wie auch
die Bürgerinnen und Bürger Berlins von einem Hamburger Kaufmann namens von Boddien die Augen haben öffnen lassen. Er hat die Schlossfassadeninstallation durchgeführt und uns damit den Blick in die historische Mitte
Berlins eröffnet.
Ich bin froh, dass wir diese Debatte im Deutschen Bundestag ohne ideologische Scheuklappen führen. Ich wünsche mir, dass das auch für die derzeit zuständigen Senatoren in Berlin gilt.
({0})
Es ist gewiss eine Tugend, intensiv über die Gestaltung
des Schlossplatzes zu diskutieren; denn es ist - so wurde
es hier schon häufig gesagt - der zentrale Platz des wiedervereinten Deutschlands. Er gehört nicht Berlin, sondern der ganzen Republik.
({1})
Seit 1443 bis zum Ende der DDR definierte sich dieser Ort
als Mitte eines Staates, zunächst Brandenburgs, danach
Preußens und des Kaiserreichs.
Es wäre aber ganz sicher eine Tugend, eine solche Diskussion endlich zu einem Ende zu bringen. In dem Antrag
„Empfehlungen der Internationalen Expertenkommission ‚Historische Mitte Berlin’“ des Kollegen Eckhardt
Barthel und anderer heißt es in der Begründung:
Die Entscheidung für die Rekonstruktion der barocken Außenfassaden sowie im so genannten
Schlüterhof ist dagegen nur mit knapper Mehrheit
zustande gekommen. Der Wettbewerb sollte daher
offen gestaltet sein; damit werden auch Alternativen
zur barocken Rekonstruktion der Fassaden möglich.
Das heißt natürlich nichts anderes, Herr Barthel, als
dass eine Diskussion wieder von vorn anfängt. Ich gebe
zu, dass es in diesem Zusammenhang nicht angebracht ist,
einfach zu sagen: Mehrheit ist Mehrheit. Gleichwohl wird
man aber die Frage stellen dürfen: Wie groß muss eine
Mehrheit sein, damit man sie als die Mehrheit ansehen
kann, die eine Entscheidung fällen kann?
Wenn man beispielsweise mit den Vorschlägen und
Abstimmungsverfahren bei der Rekonstruktion des
Reichstages auf die Weise umgegangen wäre - Herr
Kansy hat darauf hingewiesen -, hätte es wahrscheinlich
bis heute noch keine forstersche Kuppel gegeben. Inzwischen ist diese ein Wahrzeichen Berlins geworden.
({2})
Wer allein die Menge der Menschen betrachtet, die sich
teilweise stundenlang anstellen, um diese Kuppel zu besuchen, wird derart langwierige Diskussionen, wie wir sie
hier führen, kaum noch verstehen.
({3})
Ich glaube, dass in den vergangenen Jahren Argumente
in ausreichender Weise ausgetauscht wurden. Es ist letztlich eine Frage des Fleißes, für die beiden entgegengesetzten Positionen Begründungen zu finden. Die einen sagen, die gescheiterte Moderne darf den Schlossplatz nicht
bebauen, und die anderen sind überzeugt, nur die Moderne darf bauen, alles andere wäre Lüge.
Um es klar zu sagen: Ich bin für den Wiederaufbau mit
der Rekonstruktion der drei barocken Außenfassaden und
des Schlüterhofes. Ich kann Ihnen, verehrte Kolleginnen
und Kollegen, auch eine ganz einfache und pragmatische
Begründung sagen: Sie werden für keinen anderen Vorschlag und für keinen anderen Entwurf eine Mehrheit in
der Bevölkerung finden.
({4})
Richard Schröder hat einmal gesagt, die Straße „Unter
den Linden“ sei ohne das rekonstruierte Schloss wie ein
Witz ohne Pointe. Wenn man, vom Brandenburger Tor
kommend, die Straße „Unter den Linden“ entlangginge,
wüsste man nicht, wo diese endet: an einem Riesenrad, einem Parkplatz oder einem Rummel. Derjenige, der die
letzten Jahre Revue passieren lässt, wird sich erinnern,
dass es all diese Varianten schon einmal gegeben hat. Dieses Land und diese Stadt sollten sich etwas mehr wert
sein.
({5})
Das Schloss mit der barocken Fassade ist der einzig logische Abschluss der historischen Straße „Unter den Linden“.
({6})
Jungen Architekten und Stararchitekten bleibt in
Berlin genügend Raum, um große zeitgenössische
Architektur zu verwirklichen. Wer den Blick weiter östlich zum Alexanderplatz richtet, sieht, welches Potenzial
gerade in dieser Stadt an prominenter Stelle noch für neue
Ideen der besten Architekten der Welt zur Verfügung
steht.
({7})
Dies alles kann auch als wunderschöner Kontrast zum historischen Berlin verstanden werden.
({8})
Zur Frage der Nutzung sind bereits viele Vorschläge
gemacht worden; wir könnten die Liste der Vorschläge beliebig erweitern. So könnte ich mir beispielsweise vorstellen, dass der Bundespresseball in Zukunft etwas Besseres als das Berliner Interconti verdient hat und wir auch
nicht immer die Staatsoper dafür umbauen sollten. Hier
drängen sich Nutzungsmöglichkeiten und -notwendigkeiten geradezu auf.
Meine Damen und Herren, lassen Sie uns heute mit einem Votum für die Alternative A die Entscheidungsfindung zum Abschluss bringen; dafür sprach sich eben auch
Kollegen Thierse aus. Ich bin davon überzeugt, dass jede
weitere neu eingerichtete Kommission keine neuen Qualitäten im Austausch der Argumente bringen, sondern alles
nur weiter hinauszögern würde. Diese Zeit aber werden
wir - leider, wie ich vermute - nutzen müssen, um uns mit
dem jetzigen Berliner Senat über die Umsetzung des heutigen Beschlusses für den Wiederaufbau zu verständigen.
Abschließend erinnere ich noch daran, mit welcher
Kaltschnäuzigkeit die SED-Oberen nach dem Zweiten
Weltkrieg die Sprengung des ja nicht wirklich zerstörten
Schlosses betrieben. Seinerzeit wurde nicht das Ob diskutiert, sondern nur die Frage, ob das Stadtschloss oder
der Berliner Dom für Partei- und Staatsführung unter
Grotewohl und Ulbricht weichen sollte. Welch ein Frevel!
Herr Kollege, Ihre
Redezeit ist abgelaufen.
Meine sehr verehrten
Damen und Herren, wenn wir heute für den Wiederaufbau
des Schlosses mit den barocken Fassaden stimmen,
worum ich Sie auch als Berliner ganz herzlich bitte, dann
heilen wir mehr als eine städtebauliche Wunde.
Danke schön.
({0})
Das Wort hat nun die
Kollegin Franziska Eichstädt-Bohlig für Bündnis 90/Die
Grünen.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Allen bisherigen Argumenten zum Trotz muss ich
sagen, dass man über Architektur und bauliche Gestaltung
erst dann abstimmen sollte, wenn die Bilder und Planungsalternativen erarbeitet worden sind und das Gebäude
in Form und Nutzung anschaulich gemacht worden ist.
({0})
Keiner der bisherigen Entwürfe zum Schlossplatz weist
ein tragfähiges Nutzungskonzept auf. Die große Leistung
der Expertenkommission besteht darin, ein solches Konzept erarbeitet zu haben. Von daher diskutieren wir heute
wirklich auf einer neuen Grundlage.
Eben ist von Günter Nooke die Reichstagskuppel angesprochen worden. Niemand von uns konnte sich den
Charme und die Symbolwirkung dieser sehr modernen
Reichstagskuppel vorstellen, bevor sie entworfen war.
Daher sage ich erneut: Geben wir doch erst einmal den
Architekten das Recht, ihre Bilder für das konkrete Nutzungskonzept, um das es hier geht, zu entwerfen, bevor
wir ein Urteil fällen!
({1})
Frau Kollegin, entschuldigen Sie bitte einen Augenblick. - Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich weiß nicht, ob jeder von Ihnen sich
schon festgelegt hat. Aber auch in diesem Fall wäre es nur
fair, den Rednerinnen und Rednern bis zum Schluss zuzuhören. Ich bitte Sie alle, Platz zu nehmen und die privaten Gespräche einzustellen.
({0})
Frau Kollegin, Sie haben das Wort.
Wie Eckhardt Barthel vorhin schon sagte:
Wir werben mit der Alternative B nicht für Konzepte pro
oder contra die eine oder andere Gestalt und Form, sondern wir werben für ein anderes Vorgehen: dafür, dass erst
einmal ernsthaft erarbeitet und geprüft wird, welche
alternativen Gestaltungsformen es in einem Architektenwettbewerb überhaupt geben kann. Die Expertenkommission hat mit dem Humboldt-Forum ein inhaltlich
sehr interessantes Konzept für ein Zentrum für Wissenschaft und Kultur als Idee in den Raum gestellt. Sie hat
aber nicht das leisten können, was jetzt ansteht: einen
stimmigen Dialog zwischen diesem Inhalt und der dafür
notwendigen baulichen Form zu führen.
Gerade das Humboldt-Forum - ich bitte Sie, dieses Argument sehr ernst zu nehmen - braucht eine eigene und
sehr differenzierte Raumgliederung sowie eine eigene Architektur und Raumsprache. Mit der Variante A besteht die
große Gefahr, dass dieses notwendigerweise sehr moderne
Raumkonzept praktisch ohne eine weitere Überprüfung von
Alternativen in eine historisierende Fassade - in ein Korsett - gesteckt wird, die dazu mit großer Wahrscheinlichkeit nicht passt.
({0})
Deswegen werbe ich dafür: Lassen Sie diesen Überprüfungsprozess endlich zu und lassen Sie uns nicht vorab
darüber entscheiden, was hier nötig ist!
Es ist der Expertenkommission eben nicht gelungen,
die falsche Polarisierung zwischen Schlossfassadenbefürwortern und den Vertretern einer modernen Architektur in
ein kreatives Spannungsverhältnis zwischen Neu und
Alt zu verwandeln. Bei jedem Entwurf aber, der für diesen
Ort gemacht wird, geht es zwangsläufig - weil niemand
das Schloss als Ganzes wieder aufbauen und wieder beleben kann - um das Spannungsverhältnis zwischen Neu
und Alt, zwischen geschichtlicher Erinnerung und moderner, zukunftsweisender Gestaltung und Architektur. Daher stimmt das Bild einfach nicht, dass es hier nur um die
Wiederbelebung der historischen Erinnerung geht. Das ist
das falsche Bild; das wird nicht die Realität sein.
Insofern möchte ich noch einmal ganz deutlich dafür
werben: Sorgen Sie dafür, dass von Architekten, Künstlern
und Baumeistern erst das Nutzungskonzept für dieses
Humboldt-Forum erstellt wird - es ist wirklich wichtig,
diesen bedeutsamen Ort demokratisch zu besetzen -, bevor
die Politik definitiv darüber entscheidet. Halten Sie die
richtige Reihenfolge ein, also zuerst das inhaltliche Konzept zu konkretisieren und Finanzierungsmöglichkeiten
zu finden! Dies wird auf jeden Fall schwierig. Machen Sie
sich darüber keine Illusionen und tun Sie nicht so, als
wäre die Finanzierung dadurch gesichert, indem man die
Fassade von vornherein als historisierend definiert! Diese
Illusion sollten wir uns nicht machen.
({1})
Schaffen Sie die Möglichkeit, überhaupt erst einmal
gestalterische Alternativen zu erarbeiten! Dann sollen diejenigen gewinnen, die wirklich das stimmigste und anschaulichste Konzept haben, das uns alle überzeugt. Wenn
bei der politischen Entscheidung ein modernes Konzept
mit Schlossfassade gewinnt, dann soll es so sein. Es soll
aber nicht vorab ein Diktat von der einen oder anderen
Seite geben.
({2})
Insofern werbe ich noch einmal für Variante B und die
freie Öffnung für einen Architektenwettbewerb.
({3})
Als letztem Redner in
dieser Debatte erteile ich dem Kollegen Dr. Norbert
Lammert für die CDU/CSU-Fraktion das Wort.
Frau Präsidentin!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Niemand darf hoffen
oder muss fürchten, dass die mehr als zehnjährige und
teilweise leidenschaftliche Debatte über die Wiederherstellung der historischen Mitte Berlins heute ein für alle
Mal zu Ende gehen wird.
({0})
Heute ist nicht mehr und nicht weniger zu entscheiden, ob
sich die Debatte endlos im Kreise drehen oder auf ein erkennbares Ziel zugeführt wird.
({1})
Mit anderen Worten: ob sie ein Ergebnis bekommt oder ob
sie folgenlos bleibt.
Alle Voraussetzungen für eine Grundsatzentscheidung des Deutschen Bundestages liegen vor: zahllose Gutachten, ergebnislose Wettbewerbe, unzählige Bücher und
Aufsätze zum Thema, ungezählte Anträge, Anhörungen
und Resolutionen. „Ideenfreiheit“, lieber Peter Conradi,
hat es weiß Gott gegeben.
({2})
Nun liegen auch die Empfehlungen einer international
zusammengesetzten Expertenkommission vor, bei deren
Diskussion sich die Politik keineswegs die übrigen Scharmützel untereinander geliefert hat. Diese Expertenkommission war neben den Vertretern der Bundesregierung,
des Bundestages und des Berliner Senats mit renommierten Architekten, Stadtplanern, Historikern, Publizisten
und Unternehmern besetzt. Diese Kommission hatte von
der Bundesregierung und dem Berliner Senat die Aufgabe
gestellt bekommen, die mehr als zehnjährige Debatte mit
ihren unzähligen Vorschlägen, Überlegungen und Konzepten auszuwerten, zu bündeln und beschlussreife Empfehlungen vorzulegen. Genau diese Aufgabe hat die Kommission erfüllt.
({3})
Für die CDU/CSU-Fraktion, die im Unterschied zu anderen Fraktionen an dieser Expertenkommission gar nicht
beteiligt war, will ich mich heute stellvertretend beim Vorsitzenden, Herrn Swoboda, für die Arbeit dieser Kommission ausdrücklich bedanken.
({4})
Es sage niemand, die Debatte und die Arbeit der Kommission hätten keinen Fortschritt gebracht. Das Gegenteil
ist richtig. Aus der Fülle denkbarer Optionen sind ganze
zwei wichtige Alternativen übrig geblieben. Alles andere
ist inzwischen unstreitig und wird in der Beschlussempfehlung des Ausschusses für Kultur und Medien
heute auch zur Beschlussfassung empfohlen. Streitig geblieben ist allerdings die nicht unwichtige Frage nach dem
Erscheinungsbild eines Gebäudes, von dem sich alle darüber im Klaren sind, dass es ohnehin die Kubatur des
Schlosses haben muss.
Ich will noch einmal unterstreichen, was manche in der
Debatte zu Recht hervorgehoben haben. Wir empfehlen
heute, auch an dieser Stelle dem Vorschlag der Kommission
zu folgen, die sich monatelang mit diesem Thema befasst
hat. Dies ist keine Empfehlung gegen zeitgenössische Architektur, die es in Berlin reichlich gibt: zum Teil erstklassig, zum Teil belanglos. Das versteht sich fast von selbst.
({5})
Ich teile aber ausdrücklich die Auffassung des Staatsministers Nida-Rümelin, der - wie auch ich - in diese
Debatte nicht als ein leidenschaftlicher Verfechter historischer Rekonstruktionen eingetreten ist, dass auch ausgewiesene Förderer zeitgenössischer Architektur an manchen Plätzen nachdenklich werden. Die historische Mitte
Berlins ist genau ein solcher Platz.
({6})
Fast alle Berliner Gebäude sind erst nach dem Bezug des
Schlosses errichtet worden. Es war das Gravitationszentrum der städtebaulichen Entwicklung Berlins. Schinkels
grandioses Konzept der Mitte Berlins und sein Entwurf für
das Alte Museum sind ohne das Gegenüber dieses Schlosses gar nicht verständlich. Ich will im Übrigen nur einmal
in Erinnerung rufen, dass das schinkelsche Konzept für diesen ersten Bau auf der Museumsinsel erst nach 27 nicht befriedigenden Entwürfen beschlossen worden ist.
In keiner anderen Residenzstadt hat sich das Herrscherhaus statt mit anderen Adelspalästen rund um das
Schloss vornehmlich mit Kultur und Wissenschaft umgeben. Im Schloss selbst gab es die erste öffentliche Bibliothek und die Vorläufer der heutigen Sammlungen der
staatlichen Museen und der Humboldt-Universität.
Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, keinen Streit
kann es darüber geben, dass dieser Platz und dieser Bau
eine herausragende geschichtliche Bedeutung haben.
Vom Berliner Schloss aus wurde seit Mitte des 15. Jahrhunderts Brandenburg, seit Beginn des 18. Jahrhunderts
Preußen und seit Ende des 19. Jahrhunderts Deutschland
regiert. Die Geschichte Berlins, Brandenburgs, Preußens
und Deutschlands hatte hier über Jahrhunderte ihren Kristallisationspunkt. Gerade deshalb wurde es 1950 von einem vermeintlich neuen Deutschland in einem beispiellosen Akt der Hybris und der kulturellen Barbarei in die Luft
gesprengt, als ließe sich auf einer mutwillig getilgten gemeinsamen Vergangenheit eine bessere Zukunft bauen.
({7})
Dadurch hat dieses Schloss eine politische Symbolbedeutung und den Rang eines nationalen Denkmals erhalten.
Eines will ich allerdings gleich hinzufügen: Das demokratische wiedervereinigte Deutschland - föderalistisch verfasst - hat einen anderen Kristallisationspunkt.
Es ist der Platz der Republik mit dem Reichstag als Sitz
eines frei gewählten Parlaments und dem Kanzleramt als
Spitze der Exekutive.
({8})
Gerade weil das so ist, sollten wir die Souveränität haben,
die Geschichte dieser Stadt und dieses Landes, die dieser
Entwicklung vorangegangen sind, nicht in die Luft jagen
zu wollen bzw. zu lassen.
({9})
Wir wollen unsere Geschichte nicht glorifizieren und
nicht verdrängen. Wir wollen sie vergegenwärtigen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass nicht nur für Günter
de Bruyn, einen ausgewiesenen und unbestechlichen Beobachter der deutschen Geschichte des vergangenen Jahrhunderts, ein Beschluss über die Wiedererrichtung des
Stadtschlosses zeigen würde - ich zitiere -, „dass wir uns
nicht in eine bequeme, aber gefährliche Geschichtslosigkeit flüchten, sondern unsere Geschichte, wie auch immer
wir sie beurteilen mögen, anzunehmen bereit sind“.
({10})
Dieses Gebäude wird eine andere Nutzung erhalten.
Die Architektur muss der vorgesehenen Nutzung dieses
neuen Gebäudes Rechnung tragen, was für viele renommierte Architekten in Deutschland und der Welt famose
Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet. Aber gerade in der
Verbindung des historischen Erscheinungsbildes mit dem
neuen Inhalt gibt es eine besonders reizvolle Aufgabe, die
der Geschichte des Baus und dieses Platzes in besonderer
Weise angemessen ist.
Worum es jetzt, nach allem, was über viele Jahre hinweg diskutiert worden ist, noch geht, ist die Umsetzung
der Empfehlungen, über die wir verfügen. Wir brauchen
einen Realisierungswettbewerb, nicht mehr und nicht
weniger. Um das noch einmal klarzustellen: Hier geht es
eben nicht darum, dass sich die Politik anstelle des
tatsächlichen oder vermeintlichen Sachverstandes ein
souveränes Urteil anmaßt. Was wir dem Deutschen Bundestag heute empfehlen - dafür werbe ich leidenschaftlich -, ist, uns die Empfehlung des Sachverstandes zu Eigen zu machen,
({11})
nämlich die Empfehlungen einer Kommission, in der vom
Präsidenten der Bundesarchitektenkammer bis zum Berliner Bausenator alles versammelt war, was jedenfalls nach
eigenem Selbstverständnis dazu sachkundige Beiträge
hatte liefern können.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, zu Beginn dieser Legislaturperiode hat Bundeskanzler Gerhard Schröder in
einem Interview zu diesem Thema gesagt:
Ich habe nicht vor, das zur Chefsache zu machen.
({12})
Wenn ich einen Wunsch zu äußern hätte, dann wäre
ich für das Schloss.
Am Ende dieser Legislaturperiode gibt es nicht mehr viel,
womit wir ihm helfen könnten, aber diesen Wunsch sollten wir ihm erfüllen,
({13})
und zwar alle zusammen, quer durch die Fraktionen unseres Hauses, als Reverenz gegenüber den bedeutendsten
Berliner Baumeistern Andreas Schlüter und Karl Friedrich
Schinkel, in Respekt vor dem erkennbaren Willen nicht
nur der Berliner Bürgerinnen und Bürger und als unseren
Beitrag zur Wiederherstellung des Gesichts und des
Selbstbewusstseins unserer gemeinsamen Hauptstadt.
({14})
Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Ausschusses für Kultur und Medien auf Drucksache 14/9660.
Hierzu liegt ein Änderungsantrag der Fraktion der PDS auf
Drucksache 14/9687 vor, über den wir zuerst abstimmen.
Die Fraktion der PDS hat namentliche Abstimmung
verlangt. Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die vorgesehenen Plätze einzunehmen. - Das ist der
Fall. Dann eröffne ich die Abstimmung.
Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimme nicht abgegeben hat? - Dann schließe ich die Abstimmung und bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen.
Bis zum Vorliegen des Ergebnisses der namentlichen
Abstimmung unterbreche ich die Sitzung.
({0})
Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet. Ich gebe das Ergebnis der namentlichen Abstimmung bekannt. Abgegebene Stimmen 585.
Mit Ja haben gestimmt 33, mit Nein haben gestimmt 549,
Enthaltungen 3. Der Änderungsantrag ist damit abgelehnt.
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 586;
davon
ja: 33
nein: 550
enthalten: 3
Ja
SPD
Iris Follak
Heinz Schmitt ({0})
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Volker Beck ({1})
PDS
Monika Balt
Dr. Dietmar Bartsch
Wolfgang Bierstedt
Eva Bulling-Schröter
Heidemarie Ehlert
Dr. Heinrich Fink
Dr. Ruth Fuchs
Wolfgang Gehrcke
Dr. Klaus Grehn
Uwe Hiksch
Dr. Barbara Höll
Gerhard Jüttemann
Heidi Lippmann
Ursula Lötzer
Dr. Christa Luft
Heidemarie Lüth
Angela Marquardt
Manfred Müller ({2})
Rosel Neuhäuser
Christine Ostrowski
Dr. Uwe-Jens Rössel
Christina Schenk
Gustav-Adolf Schur
Dr. Ilja Seifert
Vizepräsidentin Anke Fuchs
Nein
SPD
Brigitte Adler
Gerd Andres
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Hermann Bachmaier
Ernst Bahr
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Eckhardt Barthel ({3})
Klaus Barthel ({4})
Ingrid Becker-Inglau
Wolfgang Behrendt
Dr. Axel Berg
Hans-Werner Bertl
Friedhelm Julius Beucher
Petra Bierwirth
Rudolf Bindig
Lothar Binding ({5})
Anni Brandt-Elsweier
Willi Brase
Rainer Brinkmann ({6})
Bernhard Brinkmann
({7})
Hans-Günter Bruckmann
Ulla Burchardt
Dr. Michael Bürsch
Hans Martin Bury
Hans Büttner ({8})
Marion Caspers-Merk
Dr. Peter Danckert
Christel Deichmann
Karl Diller
Peter Dreßen
Detlef Dzembritzki
Dieter Dzewas
Sebastian Edathy
Ludwig Eich
Marga Elser
Peter Enders
Petra Ernstberger
Annette Faße
Lothar Fischer ({9})
Norbert Formanski
Rainer Fornahl
Hans Forster
Dagmar Freitag
Lilo Friedrich ({10})
Harald Friese
Anke Fuchs ({11})
Arne Fuhrmann
Monika Ganseforth
Konrad Gilges
Iris Gleicke
Günter Gloser
Uwe Göllner
Renate Gradistanac
Günter Graf ({12})
Angelika Graf ({13})
Dieter Grasedieck
Monika Griefahn
Kerstin Griese
Achim Großmann
Karl-Hermann Haack
({14})
Hans-Joachim Hacker
Klaus Hagemann
Manfred Hampel
Anke Hartnagel
Klaus Hasenfratz
Nina Hauer
Hubertus Heil
Reinhold Hemker
Frank Hempel
Rolf Hempelmann
Gustav Herzog
Monika Heubaum
Gerd Höfer
Walter Hoffmann
({15})
Iris Hoffmann ({16})
Frank Hofmann ({17})
Ingrid Holzhüter
Eike Hovermann
Christel Humme
Lothar Ibrügger
Brunhilde Irber
Gabriele Iwersen
Renate Jäger
Dr. Uwe Jens
Volker Jung ({18})
Johannes Kahrs
Ulrich Kasparick
Sabine Kaspereit
Susanne Kastner
Ulrich Kelber
Hans-Peter Kemper
Klaus Kirschner
Marianne Klappert
Siegrun Klemmer
Hans-Ulrich Klose
Walter Kolbow
Fritz Rudolf Körper
Karin Kortmann
Anette Kramme
Nicolette Kressl
Volker Kröning
Angelika Krüger-Leißner
Horst Kubatschka
Helga Kühn-Mengel
Ute Kumpf
Werner Labsch
Christine Lambrecht
Brigitte Lange
Christian Lange ({19})
Detlev von Larcher
Christine Lehder
Waltraud Lehn
Robert Leidinger
Klaus Lennartz
Dr. Elke Leonhard
Eckhart Lewering
Götz-Peter Lohmann
({20})
Gabriele Lösekrug-Möller
Erika Lotz
Dr. Christine Lucyga
Dieter Maaß ({21})
Dirk Manzewski
Tobias Marhold
Lothar Mark
Ulrike Mascher
Heide Mattischeck
Markus Meckel
Ulrike Mehl
Ulrike Merten
Angelika Mertens
Dr. Jürgen Meyer ({22})
Ursula Mogg
Christoph Moosbauer
Siegmar Mosdorf
Michael Müller ({23})
Jutta Müller ({24})
Christian Müller ({25})
Andrea Nahles
Volker Neumann ({26})
Gerhard Neumann ({27})
Dr. Edith Niehuis
Dr. Rolf Niese
Dietmar Nietan
Günter Oesinghaus
Leyla Onur
Manfred Opel
Holger Ortel
Adolf Ostertag
Kurt Palis
Albrecht Papenroth
Dr. Martin Pfaff
Georg Pfannenstein
Johannes Pflug
Dr. Eckhart Pick
Joachim Poß
Karin Rehbock-Zureich
Dr. Carola Reimann
Margot von Renesse
Renate Rennebach
Bernd Reuter
Christel RiemannHanewinckel
Reinhold Robbe
René Röspel
Michael Roth ({28})
Birgit Roth ({29})
Gerhard Rübenkönig
Marlene Rupprecht
Thomas Sauer
Dr. Hansjörg Schäfer
Gudrun Schaich-Walch
Bernd Scheelen
Siegfried Scheffler
Horst Schild
Dieter Schloten
Horst Schmidbauer
({30})
Ulla Schmidt ({31})
Silvia Schmidt ({32})
Dagmar Schmidt ({33})
Wilhelm Schmidt ({34})
Dr. Frank Schmidt
({35})
Regina Schmidt-Zadel
Carsten Schneider
Dr. Emil Schnell
Walter Schöler
Karsten Schönfeld
Fritz Schösser
Ottmar Schreiner
Gisela Schröter
Dr. Mathias Schubert
Richard Schuhmann
({36})
Brigitte Schulte ({37})
Volkmar Schultz ({38})
Ewald Schurer
Dr. Angelica Schwall-Düren
Rolf Schwanitz
Bodo Seidenthal
Erika Simm
Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk
Dr. Cornelie SonntagWolgast
Wieland Sorge
Wolfgang Spanier
Dr. Margrit Spielmann
Jörg-Otto Spiller
Dr. Ditmar Staffelt
Antje-Marie Steen
Ludwig Stiegler
Rolf Stöckel
Reinhold Strobl ({39})
Joachim Stünker
Joachim Tappe
Jella Teuchner
Dr. Gerald Thalheim
Franz Thönnes
Uta Titze-Stecher
Adelheid Tröscher
Hans-Eberhard Urbaniak
Rüdiger Veit
Simone Violka
Ute Vogt ({40})
Hans Georg Wagner
Hedi Wegener
Dr. Konstanze Wegner
Wolfgang Weiermann
Reinhard Weis ({41})
Matthias Weisheit
Gunter Weißgerber
Gert Weisskirchen
({42})
Dr. Ernst Ulrich von
Weizsäcker
Jochen Welt
Hildegard Wester
Lydia Westrich
Dr. Margrit Wetzel
Jürgen Wieczorek ({43})
Dieter Wiefelspütz
Heino Wiese ({44})
Klaus Wiesehügel
Brigitte Wimmer ({45})
Engelbert Wistuba
Barbara Wittig
Dr. Wolfgang Wodarg
Verena Wohlleben
Hanna Wolf ({46})
Waltraud Wolff
({47})
Heidemarie Wright
Uta Zapf
Vizepräsidentin Anke Fuchs
Dr. Christoph Zöpel
Peter Zumkley
CDU/CSU
Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Altmaier
Dietrich Austermann
Norbert Barthle
Dr. Wolf Bauer
Günter Baumann
Brigitte Baumeister
Meinrad Belle
Dr. Sabine Bergmann-Pohl
Otto Bernhardt
Hans-Dirk Bierling
Renate Blank
Dr. Heribert Blens
Peter Bleser
Dr. Norbert Blüm
Antje Blumenthal
Dr. Maria Böhmer
Sylvia Bonitz
Jochen Borchert
Wolfgang Börnsen
({48})
Wolfgang Bosbach
Dr. Wolfgang Bötsch
Klaus Brähmig
Dr. Ralf Brauksiepe
Paul Breuer
Monika Brudlewsky
Georg Brunnhuber
Klaus Bühler ({49})
Hartmut Büttner
({50})
Dankward Buwitt
Cajus Caesar
({51})
Wolfgang Dehnel
Hubert Deittert
Albert Deß
Renate Diemers
Dr. Hansjürgen Doss
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Rainer Eppelmann
Anke Eymer ({52})
Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust
Albrecht Feibel
Ulf Fink
Ingrid Fischbach
Dirk Fischer ({53})
Axel E. Fischer
({54})
Klaus Francke
Herbert Frankenhauser
({55})
({56})
Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Jürgen Gehb
Dr. Heiner Geißler
Dr. Reinhard Göhner
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Kurt-Dieter Grill
Hermann Gröhe
Manfred Grund
Horst Günther ({57})
Carl-Detlev Freiherr
von Hammerstein
Gottfried Haschke
({58})
Gerda Hasselfeldt
Klaus-Jürgen Hedrich
Helmut Heiderich
Ursula Heinen
Manfred Heise
Siegfried Helias
Detlef Helling
Hans Jochen Henke
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Klaus Hofbauer
Martin Hohmann
Josef Hollerith
Dr. Karl-Heinz Hornhues
Siegfried Hornung
Joachim Hörster
Hubert Hüppe
Susanne Jaffke
Georg Janovsky
Dr.-Ing. Rainer Jork
Bartholomäus Kalb
Steffen Kampeter
Irmgard Karwatzki
Volker Kauder
Eckart von Klaeden
Ulrich Klinkert
Norbert Königshofen
Eva-Maria Kors
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Rudolf Kraus
Dr. Martina Krogmann
Dr. Hermann Kues
Werner Kuhn
Karl Lamers
Dr. Karl A. Lamers
({59})
Helmut Lamp
Dr. Paul Laufs
Karl-Josef Laumann
Werner Lensing
Peter Letzgus
Ursula Lietz
Walter Link ({60})
Eduard Lintner
Dr. Klaus W. Lippold
({61})
Dr. Manfred Lischewski
Wolfgang Lohmann
({62})
Julius Louven
Dr. Michael Luther
Erich Maaß ({63})
Erwin Marschewski
({64})
Dr. Martin Mayer
({65})
Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Hans Michelbach
Meinolf Michels
Dr. Gerd Müller
Bernward Müller ({66})
Elmar Müller ({67})
Claudia Nolte
Franz Obermeier
Friedhelm Ost
Eduard Oswald
Norbert Otto ({68})
Dr. Peter Paziorek
Anton Pfeifer
Dr. Friedbert Pflüger
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Ruprecht Polenz
Marlies Pretzlaff
Thomas Rachel
Hans Raidel
Dr. Peter Ramsauer
Helmut Rauber
Christa Reichard ({69})
Erika Reinhardt
Klaus Riegert
Franz Romer
Hannelore Rönsch
({70})
Kurt J. Rossmanith
Adolf Roth ({71})
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Volker Rühe
Anita Schäfer
Heinz Schemken
Karl-Heinz Scherhag
Dr. Gerhard Scheu
Norbert Schindler
Bernd Schmidbauer
Christian Schmidt ({72})
Dr.-Ing. Joachim Schmidt
({73})
Andreas Schmidt ({74})
Dr. Rupert Scholz
Reinhard Freiherr
von Schorlemer
Dr. Erika Schuchardt
Wolfgang Schulhoff
Dr. Christian SchwarzSchilling
Wilhelm Josef Sebastian
Marion Seib
Heinz Seiffert
Bernd Siebert
Werner Siemann
Johannes Singhammer
Bärbel Sothmann
Margarete Späte
Dr. Wolfgang Freiherr
von Stetten
Max Straubinger
Matthäus Strebl
Thomas Strobl ({75})
Michael Stübgen
Dr. Rita Süssmuth
Edeltraut Töpfer
Dr. Hans-Peter Uhl
Angelika Volquartz
Peter Weiß ({76})
Annette Widmann-Mauz
Heinz Wiese ({77})
Hans-Otto Wilhelm ({78})
Klaus-Peter Willsch
Bernd Wilz
Willy Wimmer ({79})
Matthias Wissmann
Werner Wittlich
Aribert Wolf
Elke Wülfing
Peter Kurt Würzbach
Benno Zierer
Wolfgang Zöller
BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN
Gila Altmann ({80})
Marieluise Beck ({81})
Angelika Beer
Grietje Bettin
Annelie Buntenbach
Amke Dietert-Scheuer
Dr. Thea Dückert
Dr. Uschi Eid
Hans-Josef Fell
Andrea Fischer ({82})
Rita Grießhaber
Gerald Häfner
Winfried Hermann
Antje Hermenau
Ulrike Höfken
Monika Knoche
Dr. Angelika Köster-Loßack
Steffi Lemke
Dr. Helmut Lippelt
Kerstin Müller ({83})
Winfried Nachtwei
Christa Nickels
Cem Özdemir
Simone Probst
Christine Scheel
Irmingard Schewe-Gerigk
Rezzo Schlauch
Albert Schmidt ({84})
Werner Schulz ({85})
Christian Simmert
Christian Sterzing
Jürgen Trittin
Vizepräsidentin Anke Fuchs
Sylvia Voß
Helmut Wilhelm ({86})
Margareta Wolf ({87})
FDP
Ina Albowitz
Hildebrecht Braun
({88})
Rainer Brüderle
Jörg van Essen
Gisela Frick
Paul K. Friedhoff
Horst Friedrich ({89})
Rainer Funke
Dr. Wolfgang Gerhardt
Hans-Michael Goldmann
Joachim Günther ({90})
Dr. Karlheinz Guttmacher
Klaus Haupt
Ulrich Heinrich
Walter Hirche
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Ulrich Irmer
Dr. Klaus Kinkel
Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Jürgen Koppelin
Ina Lenke
Sabine LeutheusserSchnarrenberger
Hans-Joachim Otto
({91})
Detlef Parr
Dr. Edzard Schmidt-Jortzig
Dr. Irmgard Schwaetzer
Marita Sehn
Gudrun Serowiecki
Dr. Max Stadler
Fraktionslos
Christa Lörcher
Enthalten
SPD
Reinhold Hiller ({92})
Jelena Hoffmann
({93})
Konrad Kunick
Wir stimmen nun über die Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Kultur und Medien ab. Der Ausschuss
empfiehlt unter Buchstabe a seiner Beschlussempfehlung,
die unter I aufgeführte Entschließung anzunehmen. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Gegenprobe! Enthaltungen? - Gegen die Stimmen der PDS und einige
Stimmen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen ist diese
Entschließung angenommen.
Der Ausschuss für Kultur und Medien empfiehlt unter
Buchstabe a weiterhin, eine Entscheidung über die unter
Ziffer II aufgeführten Alternativen zur architektonischen
Gestaltung der historischen Mitte Berlins herbeizuführen.
Bevor wir zur Abstimmung über die alternativen Vorschläge kommen, bitte ich um Ihre Aufmerksamkeit. Sie
haben einen blauen Stimmzettel. Wenn Sie noch keinen
haben, können Sie ihn jetzt von den Plenarassistenten bekommen. Bitte tragen Sie Ihren Namen einschließlich eines eventuellen Ortszusatzes und die Fraktion deutlich
lesbar in Druckbuchstaben ein.
Auf dem Stimmzettel dürfen Sie nur in einem Kreis ein
Kreuz machen. Wenn Sie einer der beiden Alternativen
zustimmen wollen, setzen Sie in den betreffenden Kreis
ein Kreuz. Wenn Sie keiner der Alternativen zustimmen
wollen, machen Sie ein Kreuz im unteren Teil. Stimmzettel, die mehr als ein Kreuz enthalten, sind ungültig. Ferner
brauchen Sie Ihren weißen Stimmausweis aus Ihrem
Stimmfach in der Lobby. Bevor Sie die Stimmzettel in die
Wahlurnen werfen, übergeben Sie bitte ihren Stimmausweis einem der Schriftführer.
In der zweiten namentlichen Abstimmung ist die Alternative angenommen, die die erforderliche einfache
Mehrheit erhält, das heißt mehr Jastimmen als die andere
Alternative zuzüglich der Neinstimmen. Die Abstimmung
ist eröffnet.
Ich habe darauf hingewiesen, dass wir in der zweiten
namentlichen Abstimmung zu diesem Tagesordnungspunkt sind. Bitte verlassen Sie den Saal nach dieser Abstimmung nicht. Es gibt vielleicht eine weitere namentliche Abstimmung zu diesem Tagesordnungspunkt.
Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimme nicht abgegeben hat? - Das ist nicht der Fall.
Dann ist die Abstimmung geschlossen.
Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit
der Auszählung zu beginnen.
Ich unterbreche die Sitzung bis zum Vorliegen des Ergebnisses.
({94})
Die unterbrochene
Sitzung ist wieder eröffnet. Ich gebe das von den Schriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstimmung bekannt. Abgegebene Stimmen 589, ungültige
Stimmen 3, gültige Stimmen 586. Mit Nein haben gestimmt 63, Enthaltungen 6, auf die Alternative A entfielen
384 Stimmen
({0})
und auf die Alternative B 133 Stimmen. Jetzt dürfen Sie
eigentlich erst klatschen, denn wir haben schon im ersten
Wahlgang ein Ergebnis erzielt: Wir haben uns für Variante
A entschieden.1)
({1})
Durch die erforderliche Mehrheit für die Variante A im
ersten Wahlgang ist dieser Vorschlag angenommen.
Wir kommen zu weiteren Teilen der Beschlussem-
pfehlung, und zwar zunächst zu Buchstabe b der Be-
schlussempfehlung des Ausschusses für Kultur und Me-
dien auf Drucksache 14/9660. Der Ausschuss empfiehlt,
die Anträge für erledigt zu erklären. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? - Wer stimmt dagegen? -
Wer enthält sich? - Damit sind die Anträge für erledigt
erklärt.
Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass zur Abstim-
mung mehrere schriftliche Erklärungen vorliegen.2)
Außerdem liegt mir der Wunsch nach einer persönlichen
Erklärung der Kollegin Petra Pau vor. Die Kollegin Petra
Pau hat das Wort zur einer Erklärung nach § 31 der Ge-
schäftsordnung. Bitte sehr.
1) Endgültiges Ergebnis und Namensliste siehe Seite 25198
2) Anlagen 4 bis 7
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich habe dem ersten Teil der
Beschlussempfehlung nicht zugestimmt. Dafür hatte ich
und hatte meine Fraktion gute Gründe.
Erstens. Die Beschlussempfehlung folgt zwar der Vorgabe der Internationalen Expertenkommission zur historischen Mitte der Hauptstadt, aber nur insofern, als es den
Schlossbefürwortern ins Kalkül passt. De facto wurde
schon mit diesem ersten Teil ein offener und empfohlener
Wettbewerb über die künftige Architektur des Schlossplatzes geschlossen, ehe er überhaupt ausgeschrieben wurde.
({0})
Ich finde das anmaßend und ich denke, das ist heute
Abend ohne Not hier geschehen.
Ein zweiter Grund, gegen diese Beschlussempfehlung
zu stimmen: Der künftige Schlossplatz soll ein Platz von
bundesweiter, ja, internationaler Bedeutung sein. Dafür
tragen Bund und Berlin eine gemeinsame und hohe
Verantwortung. Die Bundesregierung und der Berliner
Senat haben sich erst im Mai dieses Jahres auf ein Verfahren geeinigt. Das Berliner Verfahren entspricht auch
den Vorgaben des Berliner Abgeordnetenhauses. Das abgestimmte Verfahren entspricht dieser Vereinbarung zwischen Bundesregierung und Senat nicht.
({1})
Dadurch wird die mögliche und gute Zusammenarbeit
zwischen Bund und Berlin schwer belastet. Ich füge
hinzu: wiederum ohne Not und anmaßend.
Drittens. Der nun vorliegende Beschluss atmet ein tiefes Misstrauen gegenüber den Fähigkeiten nationaler und
internationaler Architekten. Ich maße mir als Politikerin
nicht an, klüger sein zu wollen als ausgewiesene Experten. Auch deshalb habe ich dagegen gestimmt.
({2})
Über die Bedeutung des Platzes ist sehr viel diskutiert worden. Er wird zu Recht als das wichtigste Areal
der Hauptstadt bezeichnet, das noch zu gestalten ist.
Der vorliegende Beschluss aber bezieht die Bürgerinnen und Bürger, mit denen man das gemeinsam tun
müsste, nicht mit ein; er geht über sie hinweg - wiederum ohne Not.
({3})
Der letzte Punkt, warum ich gegen diesen Teil der Beschlussempfehlung gestimmt habe.
({4})
- Ja, das müssen Sie sich anhören, das gehört zur Demokratie; schließlich habe auch ich Sie vorhin alle angehört.
({5})
Dieser Beschluss blendet Fragen der Finanzierung und
der Bauträgerschaft vollständig aus, ebenso den Anspruch, Ost und West, Geschichte und Zukunft hier auf
diesem Platz in aller Widersprüchlichkeit zusammenzubringen.
Nun haben wir zu Beginn über einen Antrag der PDSFraktion abgestimmt. Dieser Antrag hat die Intention der
Vereinbarung zwischen Bundesregierung und Senat aufgenommen; deshalb habe ich für diesen Antrag gestimmt.
Da Sie diesen Antrag abgelehnt haben, habe ich dann der
Variante B in der Beschlussempfehlung des Kulturausschusses zugestimmt.
({6})
- Wenn es Sie nicht interessiert, können Sie ja gern rausgehen. Ich möchte Ihnen das hier zur Kenntnis geben. ({7})
Ich habe der Variante B zugestimmt. Dieser Vorschlag
hätte den Beschluss zwar nicht besser gemacht, aber es
wären nicht alle Türen zugeschlagen worden. Wir hätten
eine offene Debatte führen und eine Lösung finden können, die von den Bürgerinnen und Bürgern mitgetragen
und akzeptiert worden wäre. Genau das ist aber mit dem
eben gefassten Beschluss geschehen. Die Türen sind zu!
({8})
Das war eine persön-
liche Erklärung nach § 31 der Geschäftsordnung. Das war
schon in Ordnung so. Ich hätte sie auch vor der Abstim-
mung zulassen können; dann aber wären Sie erst recht un-
gehalten gewesen. Deswegen wollen wir so verfahren,
wie wir alle das miteinander vereinbart haben.
Weiter empfiehlt der Ausschuss für Kultur und Medien
unter Buchstabe c seiner Beschlussempfehlung die Ab-
lehnung des Antrages der Fraktion der PDS auf Drucksa-
che 14/4402 mit dem Titel „Arbeitsweise der Experten-
kommission Historische Mitte“. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? - Gegenprobe! - Enthaltungen? -
Gegen die Stimmen der PDS-Fraktion ist die Beschluss-
empfehlung angenommen.
Schließlich empfiehlt der Ausschuss für Kultur und
Medien unter Buchstabe d seiner Beschlussempfehlung
die Ablehnung des Antrags der Fraktion der PDS auf
Drucksache 14/9244 mit dem Titel „Die Mitte der Spree-
insel als offenes Bürgerforum gestalten - Empfehlungen
der Expertenkommission öffentlich diskutieren“. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Gegenprobe! -
Enthaltungen? - Gegen die Stimmen der PDS-Fraktion ist
die Beschlussempfehlung angenommen.
Ich rufe nun die Zusatzpunkte 2 a bis 2 d auf:
Überweisungen im vereinfachten Verfahren
a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ulrich
Irmer, Dr. Helmut Haussmann, Ina Albowitz,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
FDP
Für eine Deutsch-Russische Kulturstiftung
für kriegsbedingt verbrachte Kulturgüter
- Drucksache 14/7611 Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Kultur und Medien ({0})
Auswärtiger Ausschuss
b) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Helmut Haussmann, Dr. Hermann Otto
Solms, Ina Albowitz, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der FDP
Für eine pragmatische Gestaltung der Beziehungen zu Taiwan
- Drucksache 14/9121 Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss ({1})
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
c) Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD
und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN
Gewalt in der Gesellschaft
Ursachen von Gewalt erkennen - friedliches
Zusammenleben stärken
- Drucksache 14/9673 Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss ({2})
Rechtsausschuss
Ausschuss für Arbeit und Sozialordnung
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Angelegenheiten der neuen Länder
Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenab-
schätzung
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent-
wicklung
Ausschuss für Kultur und Medien
d) Beratung des Antrags der Fraktion der
CDU/CSU
Wertevermittlung, Erziehung und Gewaltprävention
- Drucksache 14/9674 Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ({3})
Innenausschuss
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Kultur und Medien
Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen an
die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu
überweisen. - Damit sind Sie einverstanden. Dann ist die
Überweisung so beschlossen.
Wir kommen nun zur Beschlussfassung zu Vorlagen,
zu denen keine Aussprache vorgesehen ist.
Tagesordnungspunkt 29 a:
- Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen
der SPD, der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/
DIE GRÜNEN und der FDP eingebrachten Entwurs eines Gesetzes zur Sicherstellung einer
Übergangsregelung für die Umsatzbesteuerung
von Alt-Sportanlagen
- Drucksache 14/9543 ({4})
Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses ({5})
- Drucksache 14/9700 Berichterstattung:
Abgeordnete Horst Schild
Norbert Barthle
Heidemarie Ehlert
- Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses ({6}) zu der
Unterrichtung durch die Bundesregierung
Übergangsregelung für die Umsatzbesteuerung
von Alt-Sportanlagen
- Drucksachen 14/9325, 14/9469 Nr. 1.1,
14/9700 Berichterstattung:
Abgeordnete Horst Schild
Norbert Barthle
Heidemarie Ehlert
Der Finanzausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 14/9700, den Gesetzentwurf in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte
diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Handzeichen. - Gegenprobe! - Enthaltungen? - Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung angenommen.
Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. - Wer
stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Dann ist der Gesetzentwurf angenommen. Die Abgeordnete Heidemarie
Ehlert hat eine Erklärung gemäß § 31 der Geschäftsordnung zu Protokoll gegeben.3
Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung, die Unterrichtung durch die Bundesregierung auf Drucksache 14/9325 zur Kenntnis zu nehmen.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Dann ist so
beschlossen.
Tagesordnungspunkt 29 b:
Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von
der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Europa-Mittelmeer-Abkommen vom 25. Juni 2001 zur Gründung einer Assoziation zwischen den Europäischen
Gemeinschaften und ihren Mitgliedstaaten einerseits und der Arabischen Rebuplik Ägypten
andererseits.
- Drucksache 14/9199 ({7})
Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses ({8})
- Drucksache 14/9598 Berichterstattung:
Abgeordnete Gert Weisskirchen ({9})
Karl Lamers
Vizepräsidentin Anke Fuchs
1) Anlage 8
Rita Grießhaber
Dr. Helmut Haussmann
Wolfgang Gehrcke
Der Auswärtige Ausschuss empfiehlt auf Drucksa-
che 14/9598, den Gesetzentwurf anzunehmen. Ich bitte
diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen,
sich zu erheben; das ist nötig, weil es ein Vertragsgesetz
ist. - Möchte jemand dagegen stimmen? - Das ist nicht
der Fall. Der Gesetzentwurf ist angenommen.
Tagesordnungspunkt 29 c:
c ) Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von
der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Europäischen Übereinkommen vom 16. Januar 1992 zum Schutz des
archäologischen Erbes
- Drucksache 14/8710 ({10})
Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses ({11})
- Drucksache 14/9597 Berichterstattung:
Abgeordnete Monika Griefahn
Dr. Rita Süssmuth
Rita Grießhaber
Dr. Helmut Haussmann
Wolfgang Gehrcke
Der Auswärtige Ausschuss empfiehlt auf Drucksache 14/9597, den Gesetzentwurf anzunehmen. Ich bitte
diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen,
sich zu erheben. - Es erheben sich alle; der Gesetzentwurf
ist angenommen.
Tagesordnungspunkt 29 d:
Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Ulla Jelpke, Sabine Jünger, Dr. Evelyn
Kenzler, weiteren Abgeordneten und der Fraktion
der PDS eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Änderung des Asylverfahrensgesetzes und
anderer Vorschriften
- Drucksache 14/6129 ({12})
Beschlussempfehlung und Bericht des Innenausschusses ({13})
- Drucksache 14/9301 Berichterstattung:
Abgeordnete Rüdiger Veit
Erwin Marschewski ({14})
Marieluise Beck ({15})
Ulla Jelpke
Der Innenausschuss empfiehlt auf Drucksache 14/9301, den Gesetzentwurf abzulehnen. Ich bitte
diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen,
um das Handzeichen. - Gegenprobe! - Enthaltungen? Gegen die Stimmen der PDS ist der Gesetzentwurf in
zweiter Beratung abgelehnt. Damit entfällt die weitere
Beratung.
Tagesordnungspunkt 29 e:
Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Christine Ostrowski, Heidemarie Ehlert,
Rolf Kutzmutz, weiteren Abgeordneten und der
Fraktion der PDS eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Änderung des Investitionszulagegesetzes 1999
- Drucksache 14/8549 ({16})
Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses ({17})
- Drucksache 14/9346 Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Mathias Schubert
Gerhard Schulz
Heidemarie Ehlert
Der Finanzausschuss empfiehlt auf Drucksache 14/9346, den Gesetzentwurf abzulehnen. Ich bitte
diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen,
um das Handzeichen. - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Gegen die Stimmen der PDS ist der Gesetzentwurf in zweiter Beratung abgelehnt. Damit entfällt die
weitere Beratung.
Tagesordnungspunkt 29 f:
Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Christine Ostrowski, Maritta Böttcher,
Dr. Ruth Fuchs, weiteren Abgeordneten und der
Fraktion der PDS eingebrachten Entwurfs eines
Dritten Gesetzes zur Änderung des Altschuldenhilfe-Gesetzes ({18})
- Drucksache 14/8078 ({19})
Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
({20})
- Drucksache 14/9385 Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Peter Danckert
Der Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
empfiehlt auf Drucksache 14/9385, den Gesetzentwurf
abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf
zustimmen wollen, um das Handzeichen. - Gegenprobe! Enthaltungen? - Gegen die Stimmen der PDS-Fraktion ist
der Gesetzentwurf in zweiter Beratung abgelehnt. Eine
weitere Beratung erübrigt sich.
Tagesordnungspunkt 29 g:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses ({21}) zu dem Antrag der Abgeordneten Christine
Lambrecht, Lothar Mark, Dr. Michael Meister und
weiterer Abgeordneter
Völlige Freigabe des Viernheimer/Käfertaler/
Lampertheimer Waldes von der verbliebenen
militärischen Nutzung
Vizepräsidentin Anke Fuchs
- Drucksachen 14/7764, 14/9688 Berichterstattung:
Abgeordnete Verena Wohlleben
Benno Zierer
Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 14/7764 in der Ausschussfassung anzunehmen. Wer
ist für diese Beschlussempfehlung? - Gegenprobe! - Enthaltungen? - Einstimmig haben wir den Viernheimer/Käfertaler/Lampertheimer Wald gerettet.
({22})
Tagesordnungspunkt 29 h:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen ({23}) zu dem Antrag der
Abgeordneten Wolfgang Spanier, Hans-Günter
Bruckmann, Dr. Peter Danckert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Franziska Eichstädt-Bohlig, Albert
Schmidt ({24}), Helmut Wilhelm ({25}),
weiterer Abgeordneter und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN
Die nachhaltige Stadt- und Wohnungspolitik
weiter vorantreiben
- Drucksachen 14/9355, 14/9649 Berichterstattung:
Abgeordneter Horst Friedrich ({26})
Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 14/9355 anzunehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Gegenprobe! - Enthaltungen? Gegen die Stimmen von PDS, CDU/CSU und FDP ist die
Beschlussempfehlung angenommen.
Tagesordnungspunkt 29 i:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit ({27}) zu der Verordnung der Bundesregierung
Verordnung über die Entsorgung von Altholz
- Drucksachen 14/9506, 14/9637 Nr. 2.1,
14/9697 Berichterstattung:
Abgeordnete Rainer Brinkmann ({28})
Franz Obermeier
Winfried Hermann
Birgit Homburger
Eva Bulling-Schröter
Der Ausschuss empfiehlt, der Verordnung auf Drucksache 14/9506 zuzustimmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Bei Enthaltung der FDP ist die
Beschlussempfehlung angenommen.
Tagesordnungspunkt 29 j:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit ({29}) zu der Verordnung der Bundesregierung
22. Verordnung zur Durchführung des BundesImmissionsschutzgesetzes ({30})
- Drucksachen 14/9404, 14/9469 Nr. 2.1,
14/9622 Berichterstattung:
Abgeordnete Rainer Brinkmann ({31})
Marie-Luise Dött
Winfried Hermann
Birgit Homburger
Eva Bulling-Schröter
Der Ausschuss empfiehlt, der Verordnung auf Drucksache 14/9404 in der vom Ausschuss beschlossenen Fassung zuzustimmen. Wer ist für diese Beschlussempfehlung? - Wer ist dagegen? - Wer enthält sich? - Bei
Enthaltung der PDS ist die Beschlussempfehlung angenommen.
Tagesordnungspunkt 29 k:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit ({32}) zu der Verordnung der Bundesregierung
Verordnung über den Versatz von Abfällen unter Tage und zur Änderung von Vorschriften
zum Abfallverzeichnis
- Drucksachen 14/9579, 14/9637 Nr. 2.2,
14/9686 Berichterstattung:
Abgeordnete Rainer Brinkmann ({33})
Werner Wittlich
Winfried Hermann
Birgit Homburger
Eva Bulling-Schröter
Der Ausschuss empfiehlt, der Verordnung auf Drucksache 14/9579 zuzustimmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Gegenprobe! - Enthaltungen? Gegen die Stimmen der FDP ist die Beschlussempfehlung
angenommen.
Tagesordnungspunkt 29 l:
Beratung des Antrags der Abgeordneten Birgit
Homburger, Marita Sehn, Hildebrecht Braun
({34}), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Umsetzung der EU-Luftqualitätsrichtlinien in
nationales Recht
- Drucksache 14/6624 Wer stimmt für diesen Antrag? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Der Antrag ist abgelehnt.
Tagesordnungspunkt 29 m:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit ({35}) zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung
Mitteilung der Kommission an den Rat, das
Vizepräsidentin Anke Fuchs
Europäische Parlament, den Wirtschafts- und
Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen über alternative Kraftstoffe für den
Straßenverkehr und ein Bündel von Maßnahmen zur Förderung der Verwendung von Biokraftstoffen
Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen
Parlaments und des Rates zur Förderung der
Verwendung von Biokraftstoffen
Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinie 92/81/EWG bezüglich
der Möglichkeit, auf bestimmte Biokraftstoffe
und Biokraftstoffe enthaltende Mineralöle einen ermäßigten Verbrauchersteuersatz anzuwenden KOM ({36}) 547 endg.; Ratsdok. 15500/01
- Drucksachen 14/8428 Nr. 2.13, 14/9615 Berichterstattung:
Abgeordnete Rainer Brinkmann ({37})
Dr. Reinhard Loske
Birgit Homburger
Eva Bulling-Schröter
Der Ausschuss empfiehlt, in Kenntnis der Unterrichtung durch die Bundesregierung eine Entschließung anzunehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Gegen die
Stimmen der FDP und bei Enthaltung der CDU/CSU ist
die Beschlussempfehlung angenommen.
Tagesordnungspunkt 29 n:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung ({38})
- zu dem Antrag der Abgeordneten Katherina
Reiche, Helmut Heiderich, Dr. Gerhard
Friedrich ({39}), weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der CDU/CSU
Weiterentwicklung einer Biotechnologiestrategie für den Forschungs- und Wirtschaftsstand-ort Deutschland
- zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung
Mitteilung der Kommission an den Rat, das
Europäische Parlament, den Wirtschaftsund Sozialausschuss und den Ausschuss der
Regionen Biowissenschaften und Biotechnologie: Eine Strategie für Europa KOM
({40}) 27 endg.; Ratsdok. 06415/02
- Drucksachen 14/9102, 14/8832 Nr. 2.17,
14/9675 Berichterstattung:
Abgeordnete René Röspel
Thomas Rachel
Hans-Josef Fell
Wolfgang Bierstedt
Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrages der CDU/CSU
auf Drucksache 14/9102 mit dem Titel „Weiterentwicklung einer Biotechnologiestrategie für den Forschungsund Wirtschaftsstandort Deutschland“. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? - Wer stimmt dagegen? Wer enthält sich? - Gegen die Stimmen der CDU/CSU ist
die Beschlussempfehlung angenommen.
Unter Nr. 2 empfiehlt der Ausschuss, in Kenntnis der
Unterrichtung durch die Bundesregierung über eine Mitteilung der Kommission mit dem Titel „Biowissenschaften und Biotechnologie: Eine Strategie für Europa“ eine
Entschließung anzunehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Gegenprobe! - Enthaltungen? Gegen die Stimmen von CDU/CSU und FDP ist die Beschlussempfehlung angenommen.
Tagesordnungspunkt 29 o:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit ({41})
- zu dem Antrag der Fraktionen der SPD und
des Bündnisses 90/Die Grünen
Vorsorgepolitik für gesundheitsverträglichen Mobilfunk
- zu dem Antrag der Abgeordneten Ilse Aigner,
Dr. Klaus W. Lippold ({42}), Dr. Peter
Paziorek, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der CDU/CSU
Mobilfunkforschung und Information vorantreiben
- zu dem Antrag der Abgeordneten Gerhard
Jüttemann, Eva Bulling-Schröter, Dr. Ruth
Fuchs, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der PDS
Mobilfunkstrahlung minimieren - Vorsorge stärken
- Drucksachen 14/8584, 14/7286, 14/7120,
14/9144 Berichterstattung:
Abgeordnete Marlene Rupprecht
Werner Wittlich
Winfried Hermann
Birgit Homburger
Eva Bulling-Schröter
Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung die Annahme des Antrages der Fraktion der
SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache 14/8584. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Gegen die Stimmen der CDU/CSU und bei Enthaltung der
FDP ist die Beschlussempfehlung angenommen.
Unter Nr. 2 empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung des
Antrages der Fraktion der CDU/CSU auf Drucksache 14/7286. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Gegen die Stimmen der CDU/CSU und bei Enthaltung der
FDP ist die Beschlussempfehlung angenommen.
Der Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit empfiehlt schließlich unter Nr. 3 seiner BeschlussVizepräsidentin Anke Fuchs
empfehlung auf Drucksache 14/9144 die Ablehnung des
Antrages der Fraktion der PDS auf Drucksache 14/7120.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Wer stimmt
dagegen? - Wer enthält sich? - Gegen die Stimmen der
PDS ist die Beschlussempfehlung angenommen.
Tagesordnungspunkt 29 p:
- Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Helmut Haussmann, Walter Hirche, Ina Albowitz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP
Für eine kohärente deutsche Außenpolitik
- Drucksache 14/9552 - Beratung der Beschlussempfehlung und des
Berichts des Auswärtigen Ausschusses ({43}) zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Gert Weisskirchen ({44}),
Hans-Ulrich Klose, Christoph Moosbauer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD
sowie der Abgeordneten Christian Sterzing,
Rita Grießhaber, Kerstin Müller ({45}), Rezzo
Schlauch und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN zu der Abgabe einer
Regierungserklärung durch den Bundeskanzler zur Lage im Nahen Osten
- Drucksachen 14/8879, 14/9451 Berichterstattung:
Abgeordnete Gert Weisskirchen ({46})
Karl Lamers
Christian Sterzing
Dr. Helmut Haussmann
Wolfgang Gehrcke
- Beratung der Beschlussempfehlung und des
Berichts des Auswärtigen Ausschusses ({47}) zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Helmut Haussmann, Günther
Friedrich Nolting, Ulrich Irmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
zu der Abgabe einer Regierungserklärung
durch den Bundeskanzler zur Lage im Nahen Osten
- Drucksachen 14/8904, 14/9454 Berichterstattung:
Abgeordnete Christoph Moosbauer
Karl Lamers
Christian Sterzing
Dr. Helmut Haussmann
Wolfgang Gehrcke
- Beratung der Beschlussempfehlung und des
Berichts des Auswärtigen Ausschusses ({48}) zu dem Antrag der Abgeordneten
Volker Rühe, Karl Lamers, Christian Schmidt
({49}), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU
Eine deutliche gemeinsame europäische Position für eine gerechte Friedenslösung im
Nahen Osten
- Drucksachen 14/8862, 14/9452 Berichterstattung:
Abgeordnete Christoph Moosbauer
Karl Lamers
Christian Sterzing
Dr. Helmut Haussmann
Wolfgang Gehrcke
Abstimmung über den Antrag der FDP auf Drucksache
14/9552 mit dem Titel „Für eine kohärente deutsche
Außenpolitik“. Wer stimmt für diesen Antrag? - Wer
stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Der Antrag ist abgelehnt.
Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses
zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD und
des Bündnisses 90/Die Grünen zu der Abgabe einer Regierungserklärung durch den Bundeskanzler zur Lage im
Nahen Osten, Drucksache 14/9451. Der Ausschuss empfiehlt, den Entschließungsantrag auf Drucksache 14/8879
anzunehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Die
Beschlussempfehlung ist gegen die Stimmen von
CDU/CSU und FDP und bei Enthaltung der PDS angenommen.
Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses
zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der FDP zu der
Abgabe einer Regierungserklärung durch den Bundeskanzler zur Lage im Nahen Osten, Drucksache 14/9454.
Der Ausschuss empfiehlt, den Entschließungsantrag auf
Drucksache 14/8904 abzulehnen. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Die Beschlussempfehlung ist gegen die Stimmen von CDU/CSU und FDP und bei Enthaltung der PDS
angenommen.
Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses auf
Drucksache 14/9452 zu dem Antrag der Fraktion der
CDU/CSU mit dem Titel „Eine deutliche gemeinsame europäische Position für eine gerechte Friedenslösung im Nahen Osten“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf
Drucksache 14/8862 abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Gegenprobe! - Enthaltungen? - Gegen die Stimmen der CDU/CSU und der FDP bei Enthaltung der PDS ist die Beschlussempfehlung angenommen.
Tagesordnungspunkt 29 q:
- Beratung der Beschlussempfehlung und des
Berichts des Auswärtigen Ausschusses
({50}) zu dem Antrag der Abgeordneten Petra Bläss, Wolfgang Gehrcke, Uwe
Hiksch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der PDS
Partnerschaftliche Beziehungen zu Lateinamerika festigen und ausbauen
- Drucksachen 14/8558, 14/9453 Berichterstattung:
Abgeordnete. Lothar Mark
Clemens Schwalbe
Rita Grießhaber
Dr. Helmut Haussmann
Wolfgang Gehrcke
Vizepräsidentin Anke Fuchs
- Beratung der Beschlussempfehlung und des
Berichts des Auswärtigen Ausschusses
({51}) zu dem Antrag der Abgeordneten Lothar Mark, Wolfgang Behrendt, Hans
Büttner ({52}), weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Kerstin Müller ({53}), Rezzo Schlauch
und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN
Intensivierung der Beziehungen zwischen
der Europäischen Union, Lateinamerika
und der Karibik
- Drucksachen 14/9051, 14/9455 Berichterstattung:
Abgeordnete Lothar Mark
Clemens Schwalbe
Christian Sterzing
Dr. Helmut Haussmann
Wolfgang Gehrcke
Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 14/8558 mit dem Titel „Partnerschaftliche Beziehungen zu Lateinamerika festigen und ausbauen“ abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? Gegenprobe! - Enthaltungen? - Gegen die Stimmen der
PDS ist die Beschlussempfehlung angenommen.
Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 14/9051 mit dem Titel „Intensivierung der Beziehungen zwischen der Europäischen Union, Lateinamerika
und der Karibik“ anzunehmen. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? - Gegenprobe! - Enthaltungen? Bei Enthaltung von CDU/CSU, FDP und PDS ist die Beschlussempfehlung angenommen.
Tagesordnungspunkt 29 r:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie ({54}) zu dem Antrag der Abgeordneten Carsten Hübner, Eva Bulling-Schröter,
Ursula Lötzer, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der PDS
Reform der Hermesbürgschaften nach ökologischen, sozialen und entwicklungspolitischen
Kriterien
- Drucksachen 14/6373, 14/7714 Berichterstattung:
Abgeordneter Erich G. Fritz
Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 14/6373 abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Gegenprobe! - Enthaltungen? Gegen die Stimmen der PDS ist die Beschlussempfehlung
angenommen.
Tagesordnungspunkt 29 s:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses ({55}) zu dem Antrag der Abgeordneten Fred
Gebhardt, Heidi Lippmann, Dr. Dietmar Bartsch,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der PDS
Ausschluss des Eintritts Minderjähriger in die
Bundeswehr
- Drucksachen 14/551, 14/1295 Berichterstattung:
Abgeordnete Gerd Höfer
Ursula Lietz
Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache
14/551 abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Gegenprobe! - Enthaltungen? - Gegen die
Stimmen der PDS ist die Beschlussempfehlung angenommen.
Tagesordnungspunkt 29 t:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Gesundheit ({56}) zu dem Antrag der Abgeordneten Ulla
Jelpke, Petra Pau, Dr. Ruth Fuchs und der Fraktion
der PDS
Entkriminalisierung des Gebrauchs bislang illegaler Rauschmittel, Legalisierung von Cannabisprodukten, kontrollierte Abgabe so genannter harter Drogen
- Drucksachen 14/1695, 14/9267 Berichterstattung:
Abgeordneter Hubert Hüppe
Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 14/1695 abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Gegenprobe! - Enthaltungen? Gegen die Stimmen der PDS ist die Beschlussempfehlung
angenommen.
Tagesordnungspunkt 29 u:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit ({57}) zu dem Antrag der Abgeordneten Birgit Homburger, Marita
Sehn, Ulrike Flach, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der FDP
Marktwirtschaftliche Reorganisation der deutschen Abfallwirtschaft
- Drucksachen 14/5676, 14/8410 Berichterstattung:
Abgeordnete Rainer Brinkmann ({58})
Georg Girisch
Winfried Hermann
Birgit Homburger
Eva Bulling-Schröter
Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 14/5676 abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Gegenstimmen? - Enthaltungen? Gegen die Stimmen der FDP bei Enthaltung der
CDU/CSU ist die Beschlussempfehlung angenommen.
Tagesordnungspunkt 29 v:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit ({59}) zu dem Antrag der Abgeordneten Eva Bulling-Schröter,
Vizepräsidentin Anke Fuchs
Dr. Winfried Wolf, Kersten Naumann, Dr. Ruth
Fuchs und der Fraktion der PDS
Verhinderung erneuter Gewässerverunreinigungen durch das Totalherbizid Diuron
- Drucksachen 14/4710, 14/5620 Berichterstattung:
Abgeordnete Christel Deichmann
Franz Obermeier
Winfried Hermann
Birgit Homburger
Eva Bulling-Schröter
Sie wissen alle, was das ist?
({60})
Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 14/4710 abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Gegenprobe! - Enthaltungen? Gegen die Stimmen der PDS bei Enthaltung der FDP ist
die Beschlussempfehlung angenommen.
Tagesordnungspunkt 29 w:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses ({61})
- zu dem Antrag der Fraktionen der SPD und des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Reform der Gemeindefinanzen
- zu dem Antrag der Abgeordneten Gerda
Hasselfeldt, Heinz Seiffert, Dietrich
Austermann, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der CDU/CSU
Einsetzung einer Kommission zur Reform
der Gemeindefinanzen durch die Bundesre-
gierung
- zu dem Antrag der Abgeordneten Gerda
Hasselfeldt, Peter Götz, Heinz Seiffert, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU
Gewerbesteuerumlage auf die vor dem Steu-
ersenkungsgesetz maßgeblichen Werte sen-
ken
- zu dem Antrag der Abgeordneten Gerhard
Schüßler, Dr. Hermann Otto Solms, Ina
Albowitz, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der FDP
Gemeindefinanzen reformierern - Gewer-
besteuer abschaffen - Finanzkraft der Ge-
meinden stärken
- zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Uwe-Jens
Rössel, Dr. Dietmar Bartsch, Heidemarie
Ehlert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der PDS
Erhöhung der Gewerbesteuerumlage zu-
rücknehmen
- Drucksachen 14/8025, 14/7442, 14/7787,
14/7326, 14/7993, 14/9662 -
Berichterstattung:
Abgeordnete Bernd Scheelen
Heinz Seiffert
Dr. Barbara Höll
Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner
Beschlussempfehlung die Annahme des Antrags der
Fraktionen der SPD und Bündnisses 90/Die Grünen auf
Drucksache 14/8025 mit dem Titel „Reform der Ge-
meindefinanzen“. Wer stimmt für diese Beschlussemp-
fehlung? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? -
Gegen die Stimmen von PDS, CDU/CSU und FDP ist der
Antrag angenommen.
Es gibt eine Erklärung des Kollegen Dr. Uwe-Jens
Rössel zum Abstimmungsverhalten zu Tagesordnungs-
punkt 29 w, die wir zu Protokoll nehmen.1)
Unter Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss, den Antrag der Fraktion der CDU/CSU auf Drucksache 14/7442
mit dem Titel „Einsetzung einer Kommission zur Reform
der Gemeindefinanzen durch die Bundesregierung“ für
erledigt zu erklären. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Alle haben den Antrag für erledigt erklärt;
dann ist die Beschlussempfehlung angenommen.
Unter Buchstabe c empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU auf Drucksache 14/7787 mit dem Titel „Gewerbesteuerumlage auf
die vor dem Steuersenkungsgesetz maßgeblichen Werte
senken“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Gegen die
Stimmen von CDU/CSU, FDP und PDS ist die Beschlussempfehlung angenommen.
Weiterhin empfiehlt der Ausschuss unter Buchstabe d
seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags
der Fraktion der FDP auf Drucksache 14/7326 mit dem Titel „Gemeindefinanzen reformieren - Gewerbesteuer abschaffen - Finanzkraft der Gemeinden stärken“. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Die Beschlussempfehlung ist
angenommen.
Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Buchstabe e
seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 14/9662 die
Ablehnung des Antrags der PDS auf Drucksache 14/7993
mit dem Titel „Erhöhung der Gewerbesteuerumlage
zurücknehmen“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Bei
Enthaltung der FDP gegen die Stimmen der PDS ist die
Beschlussempfehlung angenommen.
Tagesordnungspunkt 29 x:
Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD, der
CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
und der FDP
Langfristige Sicherung der Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.
- Drucksache 14/9681 Wer stimmt für den Antrag auf Drucksache 14/9681? Der Antrag ist einstimmig angenommen.
Tagesordnungspunkt 29 y:
Beratung der Beschlussempfehlung des Rechtsausschusses ({62})
Vizepräsidentin Anke Fuchs
1) Anlage 9
Übersicht 12 a
über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten
Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht
- Drucksache 14/9599 Wer stimmt für die Beschlussempfehlung? - Gegenprobe! - Enthaltungen? - Die Beschlussempfehlung ist
einstimmig angenommen.
Tagesordnungspunkt 29 z:
Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses ({63})
Sammelübersicht 407 zu Petitionen
- Drucksache 14/9571 Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses ({64})
Sammelübersicht 408 zu Petitionen
- Drucksache 14/9572 Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses ({65})
Sammelübersicht 409 zu Petitionen
- Drucksache 14/9573 Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses ({66})
Sammelübersicht 410 zu Petitionen
- Drucksache 14/9574 Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses ({67})
Sammelübersicht 411 zu Petitionen
- Drucksache 14/9575 Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses ({68})
Sammelübersicht 413 zu Petitionen
- Drucksache 14/9576 Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses ({69})
Sammelübersicht 414 zu Petitionen
- Drucksache 14/9577 Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses ({70})
Sammelübersicht 415 zu Petitionen
- Drucksache 14/9578 Wir stimmen zunächst über die Sammelübersicht 407
auf der Drucksache 14/9571 ab. Wer stimmt für diese
Sammelübersicht? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält
sich? - Die Sammelübersicht 407 ist bei Enthaltung der
PDS angenommen.
Jetzt stimmen wir über die Sammelübersicht 408 auf
Drucksache 14/9572 ab. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt
dagegen? - Wer enthält sich? - Bei Enthaltung der PDS
ist die Sammelübersicht 408 angenommen.
Wir kommen zur Sammelübersicht 409 auf Drucksache 14/9573. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? Enthaltungen? - Die Sammelübersicht 409 ist einstimmig
angenommen.
Wir kommen jetzt zur Sammelübersicht 410 auf
Drucksache 14/9574. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Gegen die Stimmen von
PDS, CDU/CSU und FDP ist die Sammelübersicht 410
angenommen.
Wir kommen zur Sammelübersicht 411 auf Drucksache 14/9575. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? Wer enthält sich? - Gegen die Stimmen von PDS, FDP
und CDU/CSU ist die Sammelübersicht 411 angenommen.
Wir kommen nun zur Sammelübersicht 413 auf Drucksache 14/9576. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Gegen die Stimmen von FDP
und PDS ist die Sammelübersicht 413 angenommen.
Wir kommen zur Sammelübersicht 414 auf Drucksache 14/ 9577. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? Wer enthält sich? - Gegen die Stimmen der PDS ist die
Sammelübersicht 414 angenommen.
Wir kommen zur Sammelübersicht 415 auf Drucksache 14/9578. Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? Enthaltungen? - Die Sammelübersicht 415 ist gegen die
Stimmen der PDS angenommen.
Nun rufe ich Zusatzpunkt 3 a auf:
Weitere abschließende Beratung ohne Aussprache
Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu
dem Abkommen über die Zusammenarbeit bei der
Bekämpfung der organisierten Kriminalität zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Republik Litauen vom
23. Februar 2001 und zwischen der Regierung der
Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der
Republik Slowenien vom 2. März 2001 ({71})
- Drucksache 14/8199 ({72})
Beschlussempfehlung und Bericht des Innenausschusses ({73})
- Drucksache 14/9712 Berichterstattung:
Abgeordnete Günter Graf ({74})
Thomas Strobl ({75})
Cem Özdemir
Ulla Jelpke
Der Innenausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung, deren Drucksachennummer statt 14/9685 nunmehr 14/9712 lautet, den Gesetzentwurf in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf in der Ausschussfassung mit der inzwischen verteilten Berichtigung zur Beschlussempfehlung
zustimmen wollen, um das Handzeichen. - Wer stimmt
Vizepräsidentin Anke Fuchs
dagegen? - Wer enthält sich? - Gegen die Stimmen von
CDU/CSU, FDP und PDS ist der Gesetzentwurf in zweiter Beratung angenommen.
Dritte Beratung
und Schlussabstimmung.
Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen
wollen, sich zu erheben. - Gegenprobe! Enthaltungen? - Gegen die Stimmen der PDS, der
CDU/CSU und der FDP ist der Gesetzentwurf angenommen.
Zusatzpunkt 3 b:
Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Dr. Dieter Thomae, Detlef Parr, Dr. Irmgard
Schwaetzer, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung einer angemessenen Vergütung psychotherapeutischer Leistungen im
Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung
- Drucksache 14/8400 ({76})
Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit ({77})
- Drucksache 14/9704 Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Hans Georg Faust
Der Ausschuss für Gesundheit empfiehlt auf Drucksache 14/9704, den Gesetzentwurf abzulehnen. Ich bitte
diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen,
um das Handzeichen. - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Keine. Gegen die Stimmen von CDU/CSU und
FDP ist der Gesetzentwurf in zweiter Beratung abgelehnt.
Damit entfällt eine weitere Beratung.
Zusatzpunkt 3 c:
Beratung des Antrags der Abgeordneten Heinz
Schmitt ({78}), Arne Fuhrmann, Klaus Barthel
({79}), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Hans-Josef
Fell, Irmingard Schewe-Gerigk, Dr. Reinhard
Loske, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Altern ganzheitlich in der Forschung betrachten
- Drucksache 14/9668 Wer stimmt für diesen Antrag? - Gegenprobe! - Enthaltungen? - Der Antrag ist damit angenommen.
Zusatzpunkt 3 d:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung ({80})
- zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrike Flach,
Cornelia Pieper, Birgit Homburger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Förderung der Alterungsforschung
- zu dem Antrag des Antrags der Abgeordneten
Dr. Sabine Bergmann-Pohl, Bärbel Sothmann,
Dr. Gerhard Friedrich ({81}), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU
Dringender Handlungsbedarf in der Alternsforschung
- Drucksachen 14/5464, 14/8105, 14/9708 Berichterstattung:
Abgeordnete Ulrike Flach
Heinz Schmitt ({82})
Bärbel Sothmann
Hans-Josef Fell
Dr. Heinrich Fink
Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der Fraktion der
FDP auf Drucksache 14/5464 mit dem Titel „Förderung
der Alterungsforschung“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Gegen die Stimmen von CDU/CSU und FDP
ist die Beschlussempfehlung angenommen.
Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt der
Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion der
CDU/CSU auf Drucksache 14/8105 mit dem Titel „Dringender Handlungsbedarf in der Alternsforschung“. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Gegen die Stimmen von
CDU/CSU und FDP ist die Beschlussempfehlung angenommen.
Zusatzpunkt 3 e:
Beratung des Antrags der Abgeordneten Renate
Gradistanac, Dr. Hans-Peter Bartels, Anni BrandtElsweier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der SPD, der Abgeordneten Wolfgang Dehnel,
Klaus Brähmig, Maria Eichhorn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU, der
Abgeordneten Irmingard Schewe-Gerigk, Kerstin
Müller ({83}), Rezzo Schlauch und der Fraktion
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie der
Abgeordneten Klaus Haupt, Ina Lenke, Dr. Guido
Westerwelle, Dr. Wolfgang Gerhardt und der Frak-
tion der FDP
Durchführung des Bundeswettbewerbes „Ferien
für Familien, in denen Angehörige mit Behin-
derung leben“
- Drucksache 14/9669 -
Wer stimmt für diesen Antrag? - Gegenprobe! -
Stimmenthaltungen? - Der Antrag ist einstimmig ange-
nommen. Dazu gibt es schriftliche Erklärungen von Herrn
Kollegen Seifert und Frau Kollegin Neuhäuser, die wir zu
Protokoll nehmen.1)
Nun rufe ich Zusatzpunkt 3 f auf:
Beratung des Antrags der Abgeordneten Gudrun
Kopp, Rainer Brüderle, Ernst Burgbacher, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Vizepräsidentin Anke Fuchs
1) Anlage 10
Kurzfristige, nationale Strategien in der Verbraucherpolitik unzureichend
- Drucksache 14/9553 Wer stimmt für diesen Antrag? - Gegenprobe! - Enthaltungen? - Der Antrag ist gegen die Stimmen der FDP
bei Enthaltung von CDU/CSU abgelehnt.
Zusatzpunkt 3 g:
Beratung des Antrags der Abgeordneten Regina
Schmidt-Zadel, Eike Hovermann, Eckhart Lewering,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD
sowie der Abgeordneten Monika Knoche, Katrin
Göring-Eckardt, Kerstin Müller ({84}), Rezzo
Schlauch und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/
DIE GRÜNEN
25 Jahre Psychiatrie-Reform - Verstetigung und
Fortentwicklung
- Drucksache 14/9555 Wer stimmt für diesen Antrag? - Wer stimmt dagegen? Wer enthält sich? - Bei Enthaltung der FDP ist der Antrag
angenommen.
Zusatzpunkt 3 h:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Gesundheit ({85}) zu dem Antrag der Abgeordneten Detlef
Parr, Dr. Dieter Thomae, Dr. Irmgard Schwaetzer,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Sucht wirksam bekämpfen - Prävention, Therapie und Lebenshilfe stärken
- Drucksachen 14/9049, 14/9705 Berichterstattung:
Abgeordneter Hubert Hüppe
Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 14/9049 abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Gegenprobe! - Enthaltungen? - Gegen die
Stimmen der FDP bei Enthaltung von CDU/CSU und PDS
ist die Beschlussempfehlung angenommen.
Zusatzpunkt 3 i:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Gesundheit ({86}) zu dem Antrag der Abgeordneten Detlef
Parr, Dr. Dieter Thomae, Dr. Irmgard Schwaetzer,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Für ein Gesamtkonzept zur Verbesserung der
Versorgung bei Brustkrebs
- Drucksachen 14/9099, 14/9706 Berichterstattung:
Abgeordnete Helga Kühn-Mengel
Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 14/9099 abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Gegen die Stimmen von CDU/CSU und FDP ist
die Beschlussempfehlung angenommen.
Zusatzpunkt 3 j:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen ({87}) zu dem Antrag der
Abgeordneten Dr. Winfried Wolf, Pia Maier,
Roland Claus und der Fraktion der PDS
Erhalt des ICE-Schienenknotens Mannheim flächenhafter Ausbau der Bahn mit Stärkung
des ICE-Knotens Mannheim und Einbindung
von Darmstadt und Heidelberg in den Schienenpersonenverkehr
- Drucksachen 14/9546, 14/9680 Berichterstattung:
Abgeordnete Karin Rehbock-Zureich
Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung, den Antrag auf Drucksache 14/9546 abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Keine. Gegen
die Stimmen der PDS ist die Beschlussempfehlung angenommen.
Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt der
Ausschuss, eine Entschließung anzunehmen. Wer stimmt
für diese Beschlussempfehlung? - Wer stimmt dagegen? Enthaltungen? - Die Beschlussempfehlung ist gegen die
Stimmen von CDU/CSU und FDP bei Enthaltung der
PDS angenommen.
Zusatzpunkt 3 k:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung ({88})
Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages
hier: Beschluss des Deutschen Bundestages
betr. Aufhebung der Immunität von Mitgliedern des Bundestages ({89})
- Drucksache 14/9659 Berichterstattung:
Abgeordnete Dieter Wiefelspütz
Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten
Steffi Lemke
Jörg van Essen
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Gegenprobe! - Diese Beschlussempfehlung ist einstimmig angenommen.
Zusatzpunkt 3 l:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend ({90})
- zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung
Bericht über die Lebenssituation junger
Menschen und die Leistungen der Kinderund Jugendhilfe in Deutschland
- Elfter Kinder- und Jugendbericht mit der Stellungnahme der Bundesregierung
Vizepräsidentin Anke Fuchs
- zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Klaus Haupt, Dr. Irmgard Schwaetzer, Ina
Albowitz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP zu der Unterrichtung durch die
Bundesregierung
Bericht über die Lebenssituation junger
Menschen und die Leistungen der Kinderund Jugendhilfe in Deutschland
- Elfter Kinder- und Jugendbericht mit der Stellungnahme der Bundesregierung
- Drucksachen 14/8181, 14/8383, 14/9624 Berichterstattung:
Abgeordnete Rolf Stöckel
Thomas Dörflinger
Klaus Haupt
Christian Simmert
Monika Balt
Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung, in Kenntnis des Elften Kinder- und Jugendberichts der Bundesregierung auf Drucksache 14/8181,
eine Entschließung anzunehmen. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? - Wer stimmt dagegen? - Wer
enthält sich? - Die Beschlussempfehlung ist gegen die
Stimmen von CDU/CSU und FDP angenommen.
Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU auf Drucksache 14/9718: Wer stimmt
für diesen Entschließungsantrag? - Wer stimmt dagegen? Wer enthält sich? - Der Entschließungsantrag ist mit den
Stimmen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und PDS gegen die Stimmen von CDU/CSU und FDP abgelehnt.
Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt der
Ausschuss die Ablehnung des Entschließungsantrags der
Fraktion der FDP auf Drucksache 14/8383 zum Elften
Kinder- und Jugendbericht. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Die Beschlussempfehlung ist bei Enthaltung
von PDS und CDU/CSU gegen die Stimmen der FDP angenommen.
Wir kommen nun zu weiteren Beschlussempfehlungen
des Petitionsausschusses.
Zusatzpunkt 3 m:
Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses ({91})
Sammelübersicht 416 zu Petitionen
- Drucksache 14/9689 Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Bei Enthaltung der PDS ist die Sammelübersicht 416 angenommen.
Zusatzpunkt 3 n:
Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses ({92})
Sammelübersicht 417 zu Petitionen
- Drucksache 14/9690 Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Bei Enthaltung der PDS ist die Sammelübersicht 417 angenommen.
Zusatzpunkt 3 o:
Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses ({93})
Sammelübersicht 418 zu Petitionen
- Drucksache 14/9691 Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Bei Enthaltung der PDS ist die Sammelübersicht 418 angenommen.
Zusatzpunkt 3 p:
Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses ({94})
Sammelübersicht 419 zu Petitionen
- Drucksache 14/9692 Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Gegen die Stimmen von CDU/CSU, FDP und
PDS ist die Sammelübersicht 419 angenommen.
Zusatzpunkt 3 q:
Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses ({95})
Sammelübersicht 420 zu Petitionen
- Drucksache 14/9693 Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Gegen die Stimmen von CDU/CSU und FDP
ist die Sammelübersicht 420 angenommen.
Zusatzpunkt 3 r:
Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses ({96})
Sammelübersicht 421 zu Petitionen
- Drucksache 14/9694 Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Gegen die Stimmen von CDU/CSU ist die
Sammelübersicht 421 angenommen.
Zusatzpunkt 3 s:
Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses ({97})
Sammelübersicht 422 zu Petitionen
- Drucksache 14/9695 Wer stimmt dafür? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Gegen die Stimmen der PDS ist die Sammelübersicht 422 angenommen.
({98})
- Ich bedanke mich sehr herzlich.
Vizepräsidentin Anke Fuchs
Ich rufe nun die Tagesordnungspunkte 4 a bis 4 c auf:
a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung ({99})
- zu dem Antrag der Abgeordneten Jörg Tauss,
Dr. Ernst Dieter Rossmann, Dr. Hans-Peter
Bartels, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Reinhard
Loske, Hans-Josef Fell, Christian Simmert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN
Nationaler Bildungsbericht und Einrichtung
eines gemeinsamen Sachverständigenrates
von Bund und Ländern
- zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrike Flach,
Cornelia Pieper, Birgit Homburger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Vorlage eines nationalen Bildungsberichtes
- zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Gerhard
Friedrich ({100}), Thomas Rachel, Ilse Aigner,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU
Neuer Aufbruch im Bildungswesen
- Drucksache 14/9269, 14/7078, 14/9215, 14/9665 -
Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Ernst Dieter Rossmann
Angelika Volquartz
Hans-Josef Fell
Maritta Böttcher
b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung ({101})
- zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrike Flach,
Cornelia Pieper, Birgit Homburger, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der FDP
Naturwissenschaftlicher Wettbewerb an deut-
schen Schulen
- zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrike Flach,
Cornelia Pieper, Birgit Homburger, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der FDP
Ökonomische Komponente in der Lehreraus-
bildung entschieden ausbauen
- Drucksachen 14/4270, 14/4271, 14/7486 -
Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Peter Eckardt
Angelika Volquartz
Hans-Josef Fell
Cornelia Pieper
c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung ({102})
- zu dem Antrag der Abgeordneten Jörg Tauss,
Dr. Ernst Dieter Rossmann, Dr. Hans-Peter
Bartels, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Reinhard
Loske, Christian Simmert, Hans-Josef Fell, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN
Bildung ist Zukunft
- zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrike Flach,
Ernst Burgbacher, Birgit Homburger, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Für eine neue Bildung in Deutschland - Konsequenzen aus der PISA-Studie
- Drucksachen 14/9272, 14/9257, 14/9707 Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Ernst Dieter Rossmann
Angelika Volquartz
Ernst Burgbacher
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. - Dies ist auch zu
vorgerückter Stunde so gewünscht.
Dann eröffne ich die Aussprache. Sind alle da, die reden wollen? - Das ist der Fall.
({103})
Dann fangen wir mit dem Parlamentarischen Staatssekretär Wolf-Michael Catenhusen an. Bitte sehr, Sie haben
das Wort.
Wolf-Michael Catenhusen, Parl. Staatssekretär bei
der Bundesministerin für Bildung und Forschung ({104}): Frau Präsidentin!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Debatte der letzten
Monate um Grundfragen der Bildungspolitik zeigt zweierlei:
Erstens. Die Einsicht hinsichtlich der notwendigen
Strukturreform des deutschen Bildungssystems ist über
Ländergrenzen hinweg gewachsen.
Zweitens. TIMMS und PISA geben uns, auch wenn das
der eine oder andere im Wahlkampfnebel gerne verdrängen möchte, erstmals seit Jahrzehnten die Chance zu einer ideologischen Abrüstung der Bildungsdebatte im Interesse der jungen Menschen.
({105})
Wir lassen uns nun schrittweise auf eine zielgerichtete
Debatte in der Bildungspolitik ein, die von dem Prinzip
der Orientierung am besten Beispiel getragen ist.
So vollzieht sich die Zusammenarbeit der Mitglieder
der Europäischen Union in der Entwicklung eines europäischen Bildungsraumes. Dies ist der richtige Weg für
eine länderübergreifende Bildungsreform in Deutschland. Auch nach den Verrenkungen des einen oder des anderen der letzten Tage gilt festzuhalten: Kein Bundesland
kann nach diesen Ergebnissen für sich in Anspruch nehVizepräsidentin Anke Fuchs
men, Modell für die Entwicklung eines Bildungssystems
in Deutschland zu sein,
({106})
welches das Ziel hat, in die Spitzengruppe der besten
fünf Bildungsnationen der Welt aufzurücken.
Da es um eine Bildungsreform geht, steht die Schule in
der heutigen Debatte sicherlich im Mittelpunkt. Wir wissen aber, dass wir unsere Positionsbestimmung im Bereich der beruflichen Bildung, beim lebenslangen Lernen
und auch in der Hochschulbildung in gleicher Weise vornehmen müssen.
Durch die PISA-Studie wurde gezeigt, dass die Notwendigkeit einer kontinuierlichen nationalen Bildungsberichterstattung heute - auch in der Debatte - ganz
oben stehen muss. Dort gehört diese Forderung auch hin.
Schon vor der Veröffentlichung der PISA-Studie zeichnete sich ein Einvernehmen im Forum Bildung darüber
ab, dass eine regelmäßige Bildungsberichterstattung für
Deutschland sinnvoll ist.
({107})
Arbeitgeber, Arbeitnehmer und alle wichtigen Verbände und Organisationen des Bildungsbereichs wollen
eine nationale Bildungsberichterstattung. Erfreulicherweise hat der heute zur Entscheidung anstehende Antrag
der Regierungskoalition in den Ausschüssen des Parlaments bisher eine deutliche Mehrheit gefunden.
({108})
So hoffe ich sehr, dass der Deutsche Bundestag durch
seine Entscheidung heute den Weg freimacht, damit mit
den Vorbereitungen für die Installierung einer nationalen
Bildungsberichterstattung, die unser Land so dringend
braucht, begonnen werden kann.
({109})
Die Bundesregierung wird einen diesbezüglichen Auftrag des Parlaments zur Erstellung eines regelmäßigen
Bildungsberichtes natürlich umsetzen
({110})
und dabei - lassen Sie mich auch das in aller Deutlichkeit
sagen - selbstverständlich die Zusammenarbeit mit den
Ländern anstreben.
({111})
Es ist hilfreich - das können wir heute feststellen -, dass
sich auch die Kultusministerkonferenz, die dieses Thema
lange verdrängt hatte, in dieser Frage bewegt.
({112})
Lassen Sie mich heute unsere Vorstellungen zu einem
nationalen Bildungsbericht ein Stück konkretisieren und
damit auch einen Beitrag zur Versachlichung der bisweilen sehr vordergründig geführten Auseinandersetzungen
leisten. Wir brauchen eine nationale Bildungsberichterstattung vorwiegend aus drei Gründen:
Erstens. Wir brauchen sie zur eigenen Standortbestimmung. Die Vielzahl vorhandener, überwiegend aber nicht
miteinander kompatibler Bildungsberichte zu Teilbereichen und -aspekten der Bildung erlaubt diese bis heute
nicht. Dieser Zustand ist unhaltbar; denn wir dürfen nicht
nur darauf vertrauen, den Spiegel durch internationale Untersuchungen von Zeit zu Zeit vorgehalten zu bekommen.
({113})
Zweitens. Eine kontinuierliche und systematische Information über die Entwicklung und die Strukturen unseres Bildungswesens ist eine unerlässliche Voraussetzung
für eine Politik dringend notwendiger Qualitätsverbesserungen unseres Bildungssystems nach länderübergreifend
vereinbarten und für alle Beteiligten verbindlichen Bildungsstandards.
Drittens. Deutschland muss im europäischen und globalen Kontext ein gesamtes und differenziertes Bild seines nationalen Bildungswesens abgeben. Wenn uns dies
nicht gelingt, sind wir auf europäischer Ebene, aber auch
im internationalen Kontext, nicht ausreichend wahrnehmbar, nicht ausreichend kooperationsfähig und nicht ausreichend handlungsfähig.
Die Aufgabe der nationalen Bildungsberichterstattung
liegt also vor allem in der Information und Unterstützung
der bildungspolitisch Verantwortlichen, aller Engagierten
und Beteiligten sowie der breiten Öffentlichkeit. Ich
denke, wir alle müssen wissen, woran wir mit dem deutschen Bildungssystem sind. Wir müssen auf gesicherter
Grundlage und differenzierter Kenntnis des Bildungssystems im nationalen Kontext entscheiden können.
Internationale Konkurrenzfähigkeit und eine aktive Teilnahme an der Entwicklung eines europäischen Bildungsraums setzen voraus, dass wir auch mit unseren Bildungseinrichtungen und mit den Informationen über unsere
Bildungsstrukturen international wettbewerbsfähig sind.
({114})
Aus dieser zentralen Aufgabe einer nationalen Bildungsberichterstattung, Orientierung durch klare Standortbestimmung, ergeben sich zwingende Anforderungen
bezüglich des thematischen Umfangs eines solchen Berichtes. Wir müssen uns darauf einstellen, dass eine kontinuierliche statistische Darstellung des Elementar-, Primar- und Sekundarbereichs, der beruflichen Bildung, der
Hochschulbildung und der Weiterbildung erforderlich ist,
um so eine Darstellung des Gesamtsystems zu erreichen.
Nationale Bildungsberichterstattung ist eben nicht nur dadurch herzustellen, dass die bisherigen Berichte der Kultusministerkonferenz neu zusammengefügt werden.
Die Länder erstellen in der Kultusministerkonferenz
seit Jahren eine zu große Fülle von Berichten. Insgesamt
geht es um 30 Berichte, von denen sieben jährlich und vier
alle zwei Jahre erscheinen. Hinzu kommen vier regelmäßig erscheinende Berichte über Vergleiche mit anderen
Staaten in Europa und noch einmal 15 fachliche Berichte.
Diese Berichtsvielfalt bedarf im Hinblick auf Systematik
und Kontinuität einer neuen Perspektive.
({115})
Parl. Staatssekretär Wolf-Michael Catenhusen
Es ist gut, dass die KMK selbst diese Diskussion aufnimmt, aber - das muss ich sagen - sie tut das sehr spät
und nur auf Druck der Öffentlichkeit. Sie wird hoffentlich
von den Ergebnissen des Forums Bildung getragen.
({116})
Natürlich bedeutet nationale Berichterstattung auch,
dass nicht nur die Länder, sondern auch der Bund von bislang üblichen Routineleistungen Abschied nehmen muss;
denn auch wir tragen zur Berichterstattung auf gesetzlicher Grundlage mit unseren jährlich erscheinenden Berichten, wie dem Berufsbildungsbericht und dem BAföGBericht, bei. Wir veröffentlichen außerdem jährlich die
Grund- und Strukturdaten zu allen Bereichen des Bildungswesens und fördern das Berichtssystem Weiterbildung. Auch wir als Bund sind aufgefordert, uns in eine nationale Bildungsberichterstattung einzubringen. Das setzt
unter diesen Aspekten ein Zusammenwirken von Bund
und Ländern voraus.
Wir brauchen eine unabhängige nationale Bildungsberichterstattung. Es ist nicht das Ziel, dass die Bildungsministerien und Bildungsbürokratien von Bund und Ländern
ihre gesammelten Erkenntnisse in einen - wenn Sie so
wollen - von den Ministerien primär zu verantwortenden
Bericht einbringen. Die notwendige Unabhängigkeit der
nationalen Bildungsberichterstattung ist unseres Erachtens am besten garantiert, wenn wir sie an einen unabhängigen Sachverständigenrat übertragen, den man als
Rat der Bildungsweisen bezeichnen kann.
({117})
Natürlich brauchen wir auch einen zwingenden Zusammenhang zwischen der nationalen Bildungsberichterstattung auf der einen Seite und der Festsetzung nationaler Bildungsstandards, die in allen Bundesländern
gleichermaßen verbindlich sein sollen, auf der anderen
Seite. Lassen Sie mich an dieser Stelle deutlich sagen,
dass dabei die Länderkompetenzen respektiert werden.
Sinnvollerweise sollte die Schaffung eines unabhängigen Sachverständigenrates durch Übereinkunft mit den
Ländern zustande kommen. Frau Ministerin Bulmahn
wird deshalb alles nur Mögliche versuchen, um die in den
letzten Wochen gewachsene Einsicht bei vielen Bundesländern zur Notwendigkeit der Erstellung eines nationalen Bildungsberichtes zu einem gemeinsamen Handeln
mit dem Bund zusammenzuführen.
({118})
Wir begrüßen es durchaus, dass die KMK im nächsten
Jahr einen ersten gemeinsam zu verantwortenden Bericht
vorlegt. Das kann der erste Schritt hin zu einer wirklichen
nationalen Bildungsberichterstattung sein.
({119})
Wir begrüßen es sehr, dass auch die Fraktion der FDP
eine aufgeschlossene und konstruktive Position zur Notwendigkeit nationaler Berichterstattung bezogen hat. Die
bisherige Haltung der CDU/CSU-Fraktion halten wir für
unzureichend.
Lassen Sie mich abschließend betonen, dass wir die
Chance zu einer nationalen Berichterstattung auch dadurch sehen, dass es uns auf Einladung von Frau Bildungsministerin Bulmahn gelungen ist, zu einer zweijährigen konstruktiven Zusammenarbeit von Bund und
Ländern unter Beteiligung gesellschaftlicher Gruppen,
der Wissenschaft, der Kirchen und Vertretern der jungen
Generation im Forum Bildung zu kommen.
({120})
Deshalb hat uns PISA nicht unvorbereitet getroffen. Wir
haben die Chance zu einem Grundkonsens über die Notwendigkeit der Weiterentwicklung unseres Bildungssystems. Wir sollten an diesen Grundkonsens anknüpfen,
auch wenn das in Zeiten einer Wahlauseinandersetzung
nicht allen leicht fällt.
({121})
Der Ministerpräsident eines südlichen Bundeslandes
hat von der letzten Chance für die KMK gesprochen.
({122})
Ich würde das positiv sehen. Wir haben erstmals seit
Jahrzehnten eine historische Chance für eine länderübergreifende Bildungsreform, in der der Bund allerdings
seine konstruktive und fordernde Rolle fortsetzen wird,
die er mit der Einladung zum Forum Bildung entwickelt
hat.
(Jörg Tauss [SPD]: Fördern und fordern, auch
die Bundesländer!
Dies bietet uns sicherlich die Chance, im Gespräch zu einer sinnvollen Verständigung über eine nationale Bildungsberichterstattung zu kommen.
Schönen Dank.
({123})
Herr Parlamentarischer Staatssekretär Catenhusen, dies war Ihre letzte Rede
in diesem Hohen Hause. Im Namen aller Kolleginnen und
Kollegen möchte ich Ihnen für die engagierte Arbeit im
Deutschen Bundestag danken. Ich meine, dass Sie einen
entscheidenden Anteil an vielen wissenschaftspolitischen
Debatten im Bundestag gehabt haben. Sie haben diese
- nicht zuletzt als Parlamentarischer Staatssekretär - entscheidend mit geprägt. Alles Gute für den weiteren Arbeits- und Lebensweg!
({0})
Es spricht jetzt die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Thüringen, Frau Professor Dagmar Schipanski.
Dr. Dagmar Schipanski, Ministerin ({1})
({2}): Frau PräsidenParl. Staatssekretär Wolf-Michael Catenhusen
tin! Meine Damen und Herren Abgeordneten! Vor 40 Jahren gehörte unser Bildungssystem nach damaliger Aussage der OECD noch zur Weltspitze. Was ist in den vergangenen Jahren geschehen?
({3})
Wir müssen nach strukturellen und inhaltlichen Veränderungen im Schulsystem fragen. Wir müssen uns aber
auch nach unserer Einstellung gegenüber Kindern,
Schule und Leistung fragen. Wenn es richtig ist, dass die
Hälfte unserer 15-Jährigen angibt, noch nie zum Vergnügen gelesen zu haben, dann fehlen hier entscheidende
Grundlagen und wir stehen vor dem Ergebnis schlimmer
Fehlentwicklungen. Denn wer nicht gut lesen kann, wird
auch Schwierigkeiten haben, Wissen zu erwerben, und
wer mathematische Modelle nicht bilden, geschweige
denn verstehen kann, wird die vielfältigen Zusammenhänge auf unterschiedlichen Wissensgebieten nicht beurteilen können. Dies ist zum einen ein Problem der Schule,
zum anderen aber auch gesellschaftlicher und familiärer
Veränderungen.
Nun hat PISA gezeigt, dass zwischen den Bundesländern gravierende Unterschiede bestehen.
({4})
Wir sollten nicht der Versuchung erliegen, diese Unterschiede und ihre Ursachen einfach wegzudiskutieren.
({5})
Wir müssen uns auch diesen Unterschieden stellen. So
schneiden Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen signifikant besser ab als etwa Bremen. Um anderthalb bis
zwei Schuljahre unterscheiden sich die 15-Jährigen im
Wissen und in der Kompetenz.
({6})
Henning Scherf, Bremens langjähriger Bürgermeister,
sagt zum Bildungsdebakel seiner Stadt:
Die SPD ist seit 1947 verantwortlich für die Bildungspolitik. PISA ist die Quittung dafür. Wir müssen erkennen, dass wir nicht bewirkt haben, was wir
bewirken wollten.
({7})
Es ist Henning Scherf selbst, der die SPD auffordert, nun
„die Kraft zu haben“, aus ihren Fehlern zu lernen. Die
„SPD-Rechthaberei“ bringe nichts. Damit könne „man
nicht vor die Eltern treten“, so Scherf in der vergangenen
Woche im „Weser-Kurier“.
Ich bin nicht der Meinung, dass uns die wesentlich besseren Ergebnisse der unionsregierten Länder in Selbstzufriedenheit verfallen lassen dürfen,
({8})
auch wenn es richtig ist, dass diese Länder offensichtlich
für die Kinder in bildungspolitischer Hinsicht Besseres
geleistet haben als die übrigen Länder.
({9})
Völlig absurd ist es meiner Meinung nach aber, wenn der
Bundeskanzler dieses schlechte Abschneiden der SPD-Länder zum Anlass nimmt, den Föderalismus und die KMK
infrage zu stellen.
({10})
Lange bevor die Bundesregierung dieses Thema überhaupt entdeckt hat,
({11})
haben die Länder längst die ersten notwendigen Konsequenzen gezogen. Bereits vor über einem halben Jahr gab
es die ersten konkreten Vereinbarungen der Länder.
({12})
Es ist inakzeptabel, wenn Frau Bulmahn durch Stellungnahmen der letzten Tage wider besseres Wissen den
Eindruck erwecken will, die Kultusminister seien untätig
gewesen. Bereits im Mai auf der Wartburg haben sich alle
Kultusminister auf die Einführung nationaler Bildungsstandards geeinigt. Die Kultusminister von CDU und
CSU haben sogar bereits erste Standards fertig ausformuliert auf den Tisch gelegt. Das weiß man auch im Forschungsministerium; das Haus saß dabei. Bis 2004 gibt es
in Deutschland nationale Bildungsstandards. Ein konkreter Zeitplan liegt vor.
({13})
Auch Ihre Forderung nach einem nationalen Bildungsbericht, meine Damen und Herren von der FDP, der SPD
und den Grünen, ist keine neue Erfindung von Ihrer Seite.
({14})
Der Bildungsbericht kommt:
({15})
Im Herbst 2003 liegt der erste auf dem Tisch. Die KMK
hat längst beschlossen, dass es in Zukunft jedes Jahr einen
solchen Bericht geben wird, und zwar von denjenigen in
Auftrag gegeben, die für die Schulen die Verantwortung
tragen, den Ländern. Wo es erforderlich ist, Daten von
Bund und Ländern zusammenzuführen,
({16})
wird selbstverständlich zusammengearbeitet.
({17})
Die Strukturierung dieses Berichts ist bereits in Arbeit in
den einzelnen Ausschüssen der KMK. Denn erfolgreiche
Bildungspolitik bedarf großer Nähe zur Schule. CDU und
CSU haben Recht, wenn sie in ihrem Antrag formulieren:
Ministerin Dr. Dagmar Schipanski ({18})
Der Glaube, dass bundeseinheitliche Lösungen immer bundesweit richtige Lösungen sein werden, ist
schlicht naiv.
({19})
Auch der externe Sachverstand muss uns nicht von
Ihnen vorgeschrieben werden. Sowohl beim nationalen
Bildungsbericht als auch bei den weiteren PISA-Studien
sind natürlich unabhängige Experten gefragt. Aber wir
brauchen nicht noch mehr Gremien in der Bundesrepublik
Deutschland. Wir brauchen die Umsetzung der Einsichten
in Taten.
({20})
Die KMK hat zu Beginn dieses Jahres Handlungsfelder benannt, auf denen in allen Ländern schon Maßnahmen beschlossen wurden und Veränderungen eingetreten
sind.
({21})
Die Lehrerausbildung wird stärker praxisbezogen. Didaktik und Erziehungswissenschaften werden in der Lehrerausbildung gestärkt. Die Vorschule wird besser mit der
Schule verzahnt. Die Grundschule wird sich besonders
um die Grundfertigkeiten wie Lesen, Rechnen und Naturwissenschaften kümmern. Benachteiligte Kinder werden
individuell besser gefördert. Und es gibt weitere internationale und nationale Vergleichstests. Ich sage es noch
einmal ganz deutlich:
({22})
Die Länder haben bereits Beschlüsse gefasst, bevor die
Bundesregierung eine ziemlich durchsichtige Strategie
entwickelt hat.
({23})
Der „Spiegel“ von dieser Woche hat es auf den Punkt
gebracht:
Der Bundeskanzler attackiert die Kultusminister, damit nicht mehr so laut über das schlechte Abschneiden der SPD-Länder beim PISA-Test geredet wird.
Meine Damen und Herren, es ist zu offensichtlich:
({24})
Einige wollen - anders als Henning Scherf - von dem
Versagen der SPD-Bildungspolitik der letzten 30 Jahre
ablenken. Ich sage Ihnen ganz klar: Stärken Sie vor Ort in
den Ländern den Kultusministern den Rücken, die besonders in den SPD-geführten Regierungen jetzt Reformen
durchsetzen wollen und müssen.
Ich bin überzeugt: Wenn 2009 die Schülerinnen und
Schüler, die in wenigen Wochen eingeschult werden,
({25})
bei PISA mitmachen, werden wir in allen deutschen Bundesländern bessere Ergebnisse erzielen.
({26})
Dazu brauchen wir nicht neue Gremien und schon gar
nicht den Aktionismus der Bundesregierung.
({27})
Dazu brauchen wir den Mut und die Durchsetzungsfähigkeit der Länder.
({28})
Der nächste Redner ist
der Kollege Dr. Reinhard Loske für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau
Schipanski, im Grunde genommen war Ihr Redebeitrag gerade doch ein Beleg dafür, dass es notwendig ist, in diesem
Hohen Hause auch einmal über Bildungspolitik zu reden.
({0})
Denn Ihr Statement reiht sich ein in die Position der
Selbstgenügsamkeit und Selbstgefälligkeit, wie sie Frau
Schavan und Frau Hohlmeier hier auch zelebriert haben.
({1})
Das, was Sie, Frau Schipanski, vorgetragen haben, klang
ein bisschen so, als ob Sie sagen wollten: Wenn ihr alle so
wie wir werdet, dann wird alles gut. Aber die Realität sieht
anders aus. Anstatt selbstgefällig zu sagen, dass Ihr Bundesland im oberen Drittel der zweiten Liga mitspiele, sollten Sie lieber mit uns darüber streiten, wie wir gemeinsam
wieder aufsteigen können. Ich fordere Sie auf, sich an einer solchen Diskussion zu beteiligen. Das wäre besser.
({2})
Ich finde es zwar gut, dass sich Henning Scherf selbstkritisch mit der sehr schlechten Situation in Bremen auseinander setzt. Aber von Ihnen, Frau Schipanski, hätte ich
mir auch ein Wort über das Schulgesetz in Thüringen gewünscht,
({3})
das beispielsweise keine Exit-Optionen enthält, was bedeutet, dass jemand, der nach der 12. Klasse von der Schule
geht, kein ordentliches Testat über einen erfolgreichen
Schulbesuch hat. Auch das müsste nach meiner Meinung
geändert werden. Anlass zur Selbstkritik besteht für alle.
({4})
Die Kernfrage ist im Grunde genommen, wie viel
Bund die Bildungspolitik braucht. Bevor ich auf diese
Ministerin Dr. Dagmar Schipanski ({5})
Frage zu sprechen komme, möchte ich zusammenfassend
darstellen, welche wesentlichen Schlüsse wir Grünen aus
der PISA-Studie ziehen:
Erstens. Die soziale Selektivität in unserem Bildungssystem - darauf wurde bereits hingewiesen - ist zu hoch.
Sie muss deutlich gesenkt werden. Es kann nicht sein,
dass wir die Bildungsreserven in unserer Gesellschaft
nicht ausschöpfen. Wir brauchen mehr Zugangsgerechtigkeit.
({6})
Zweitens. Wir brauchen eine bessere frühkindliche
Bildung, das heißt, unsere Kindergärten sollen in Zukunft
nicht mehr Verwahranstalten, sondern pädagogische Einrichtungen sein. Das bedeutet, dass für die Ausbildung der
Erzieherinnen und Erzieher etwas getan werden muss.
Das ist ein zentraler Punkt.
Drittens. Wir brauchen flächendeckend Ganztagsschulen. Wir brauchen vor allen Dingen nicht mehr vom
Gleichen, das heißt, es darf in den Ganztagsschulen nicht
das, was morgens stattfindet, auf den Rest des Tages ausgedehnt werden. Wir brauchen vielmehr Ganztagsschulen
mit eigenständigen pädagogischen Konzepten. Wir wollen, dass die Schule wieder in ihre Umgebung, in die Gemeinden eingebettet wird. Sie soll eng mit den örtlichen
Sportvereinen sowie mit den Jugend- und Kulturzentren
zusammenarbeiten, sodass es einen lebhaften Austausch
gibt. Die Schule darf kein isolierter Ort sein. Sie gehört
vielmehr zurück in die Gesellschaft. Dazu kann die Ganztagsschule einen besonders guten Beitrag leisten.
({7})
Wir glauben auch nicht - das haben wir schon beim
letzten Mal angesprochen -, dass zwischen zentralen
Qualitätsstandards, die wir alle wollen, und der Autonomie der Schule ein Widerspruch besteht. Wir meinen,
dass dies zwei Seiten ein und derselben Medaille sind.
Zentrale Standards und die Autonomie der Schule passen
zusammen und gehören zusammen.
({8})
Wir wollen Migrantenkinder fördern. Es ist klar, dass
die dort vorhandenen Bildungsreserven ausgeschöpft
werden müssen. Es gäbe enorme soziale Spannungen,
wenn wir hier nicht möglichst früh ansetzen würden.
Wir brauchen des Weiteren - darauf wurde bereits hingewiesen; das ist auch der Kern der heutigen Debatte eine regelmäßige nationale Bildungsberichterstattung.
Wir brauchen besser aufbereitete Daten sowie eine Kultur
der Evaluation und des Vergleichs, damit wir - das ist
ganz wichtig - wissen, wo wir stehen, und damit wir messen können, ob wir unseren Zielen, die wir definieren
müssen, wirklich näher kommen. Deswegen brauchen wir
eine nationale Bildungsberichterstattung im Bereich der
Schulen, der Hochschulen und der Weiterbildung.
Jetzt komme ich auf die Frage zu sprechen, welche
Rolle der Bund spielen soll. Der Begriff der nationalen
Aufgabe ist ja heute schon mehrfach gefallen. Ich sehe
nicht mit großer Freude, dass im Wesentlichen - das gilt
vor allem für die rechte Seite dieses Hauses - nur noch
über die PISA-E-Studie diskutiert wird. Wir müssen vielmehr über die PISA-International-Vergleichsstudie reden; denn an deren Ergebnissen müssen wir uns orientieren. Deswegen brauchen wir - das ist von zentraler
Bedeutung - einen Sachverständigenrat für Bildung, der
für eine regelmäßige nationale Bildungsberichterstattung
sorgt. Dafür soll nicht der Bund oder die Bundesländer,
sondern ein unabhängiges Gremium zuständig sein, das die
notwendige Distanz zur Politik hat. Das ist ganz wichtig.
({9})
Ein solches Gremium - deswegen ist die Angst teilweise nicht gerechtfertigt - soll keinen Einfluss durch
Kompetenzen, sondern durch Kompetenz und bestechende Analysen gewinnen. Das ist ja auch beim Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und beim Sachverständigenrat für
Umweltfragen der Fall. Der Stellenwert dieser Gremien in
der öffentlichen Diskussion ergibt sich nicht daraus, dass
sie Möglichkeiten haben, direkt Einfluss zu nehmen, sondern daraus, dass sie unabhängige Analysen präsentieren.
Genau so etwas brauchen wir auch im Bildungsbereich.
({10})
Der zweite Bereich - er steht heute nicht zur Debatte,
wir haben aber schon darüber gesprochen -, bei dem wir
meiner Meinung nach mehr Engagement des Bundes
brauchen, betrifft die Förderung der Ganztagsschule. Wir
wollen, dass die Ganztagsschulen im Sinne einer Anschubfinanzierung durch den Bund kofinanziert werden.
Wir sind froh darüber, dass sich die Bundesregierung dazu
entschlossen hat, in den nächsten Jahren insgesamt
4 Milliarden Euro bereitzustellen. Auch das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
({11})
Der dritte Bereich, in dem wir die unmittelbare Notwendigkeit sehen, dass sich der Bund engagiert, ist jener
- das ist auch schon mehrfach angeklungen - der Förderung der frühkindlichen Bildung, vor allem der Sprachförderung von Migrantenkindern. Da müssen wir in
der nächsten Legislaturperiode liefern.
Der Bund hat also als Akteur in der Bildungspolitik eine
Rolle zu spielen. Wir glauben nicht, dass wir ein Schulrahmengesetz analog zum Hochschulrahmengesetz brauchen.
Wir brauchen aber - das ist ganz wesentlich - das Engagement des Bundes in der Bildungspolitik. Der Bund soll über
die entsprechenden Gremien, auch in Kooperation mit der
KMK - diese muss besser werden, aber sie wird weiter bestehen -, tätig werden. Eine Reform der Lehrerausbildung ist ganz wichtig. Wir brauchen einen höheren Stellenwert und eine höhere Wertschätzung für die Pädagogik
in der Erzieher- und in der Lehrerausbildung.
Wir brauchen einheitliche Standards. Es ist wirklich
keine Polemik, wenn man sagt: Die Willigkeit und die
Bereitschaft der Kultusministerkonferenz, von der Kleinstaaterei wegzugehen und sich solchen zentralen Standards zu stellen, ist - das möchte ich hier schon noch einmal feststellen - durch Druck von außen und nicht aus
besserer Einsicht zustande gekommen.
({12})
Es gibt das verfassungsrechtliche Gebot, für Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse zu sorgen. Es ist nicht
akzeptabel - Frau Schipanski, da stimme ich Ihnen uneingeschränkt zu -, dass Kinder dann, wenn die Familie
von der Weser an die Isar wechselt, ein Schuljahr verlieren. Das soll so nicht sein.
({13})
Deswegen ist es jetzt sehr notwendig, einheitliche Standards hinzubekommen - bei gleichzeitiger Wahrung der
Autonomie.
Wir, gerade auch wir Bildungspolitiker, müssen jetzt
aufpassen - damit schließe ich -, dass diese Debatte nicht
wieder versandet. Wir hatten in den letzten drei Sitzungswochen jeweils Debatten zu dem Thema, eine ganz früh
morgens, eine weitere mittags und jetzt ist es schon
Abend.
({14})
Das ist den Umständen geschuldet - überhaupt keine
Frage -; es ist auch keine parteipolitische Geschichte. Ich
will nur sagen: Wir müssen jetzt wirklich handeln; denn
die Leute gucken auf uns. Sie wollen sehen, dass wir Verbesserungen herbeiführen und nicht nur diskutieren. Deswegen ist es an uns, jetzt endlich die notwendigen Schritte
zu tun.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
({15})
Das Wort hat die Kollegin Ulrike Flach für die FDP-Fraktion.
Frau Präsidentin! Meine Damen
und Herren! Das Verhalten von Bund und Ländern nach
den Ergebnissen der PISA-E-Studie entspricht nach unserer Meinung der üblichen deutschen Debattenkultur:
({0})
Schuldzuweisungen, schleppende Koordination - das
muss ich Ihnen leider sagen, Frau Schipanski - und ein
peinlicher Streit um den besten Platz in der Liga des Mittelmaßes. Für die FDP ist es nicht wichtig, welcher Kultusminister sozusagen der Einäugige unter den Blinden
ist; die FDP macht Bildungspolitik für Kinder und nicht
für Kultusminister, Frau Schipanski.
({1})
PISA hat erneut gezeigt, dass die deutsche Bildungslandschaft auf internationaler Ebene nicht mithalten kann.
Deutschland ist Mittelmaß. Ich sage das ganz deutlich,
weil ich die Diskussion damals mitbekommen habe. Den
Bildungsreformern der 70er-Jahre müssten ja eigentlich
die Haare zu Berge stehen, wenn sie sich die Zentralaussage der PISA-Studie zu Gemüte führen. In Deutschland
haben wir es nach 30 Jahren intensivster Bildungsdiskussion nicht geschafft, Chancengleichheit für unsere Kinder herzustellen.
({2})
Wer aus bildungsfernen Schichten kommt, wird in den
meisten Bundesländern auch darin bleiben. Das ist ein
trauriges Ergebnis, Frau Schipanski, und es ist ein Schlag
ins Gesicht der Bildungspolitik der letzten Jahrzehnte.
Deswegen sage ich: Lassen Sie uns doch keine Zeit
verlieren! Wir brauchen wirklich eine deutliche Qualitätsverbesserung des Bildungssystems und wir brauchen sie
jetzt. Ihre Idee - damit komme ich auf die Damen und
Herren der SPD und der Bündnisgrünen zu sprechen -,
({3})
eine Enquete-Kommission zu diesem Zweck einzusetzen, habe ich heute voller Erstaunen vernommen. Das ist
aus unserer Sicht so ungefähr das Kontraproduktivste,
was wir uns überhaupt vorstellen können. Enquete-Kommissionen - das weiß jeder in diesem Plenum - sind dazu
da, etwas länger zu reflektieren, und nicht dazu, etwas aktiv anzugehen. Eine solche Kommission ist ein Debattierklub und kein Handlungsklub.
({4})
Liebe Kollegen, nach Meinung der FDP brauchen wir
eine schnelle Einigung erstens auf eine vorschulische Erziehung mit Sprachförderprogrammen. Ich begrüße ausdrücklich, Herr Catenhusen, dass Frau Bergmann heute,
zum Schluss der Legislaturperiode, plötzlich erkannt hat
- das ist ausgesprochen erstaunlich -, dass das notwendig
ist.
Wir brauchen eine Novellierung der Erzieherinnenausbildung. Außerdem brauchen wir Qualitätsstandards und Qualitätsagenturen, die diese Standards regelmäßig überprüfen.
({5})
Wir sind für eine regelmäßige zentrale Überprüfung in
der vierten und neunten Klasse. Frau Schipanski, wir sind
nicht der Meinung, dass die Kultusministerkonferenz mit
der erforderlichen Geschwindigkeit an diese Umsetzung
herangeht.
({6})
Wir brauchen weiterhin - das sage ich immer wieder
besonders gern - einen deutlichen Schwerpunkt in den
Etats der Länder für Bildung. Der Umstand, dass zwischen einigen Ländern ein Unterschied von bis zu eineinhalb Schuljahren erteilten Unterrichts liegt, ist schlicht
ein Skandal. Wir teilen nicht die Meinung derjenigen, die
an dieser Stelle immer lächelnd auf Bayern zeigen und damit sagen wollen, dass weniger Unterricht durchaus mehr
Qualität für unsere Kinder bedeuten kann. Genau das Gegenteil ist der Fall.
({7})
Diese Aufgaben liegen klar vor uns. Aber was ist die
Realität in den Ländern? Die KMK hat - Sie haben das
eben noch einmal deutlich gesagt - die Erstellung von Bildungsstandards bis zum Jahr 2004 beschlossen, und das,
obwohl - auch das haben Sie eben deutlich gesagt - ein
Teil der Länder Standards bereits in den Schubladen hat.
Als harmloser Bundesbildungspolitiker frage ich mich
wirklich:
({8})
Warum ist die KMK nicht in der Lage, sich auf solche
Standards zu einigen? Warum liegen sie in den Schubladen?
({9})
Gleichzeitig - das ist für die Menschen draußen im
Lande noch verwirrender - arbeiten sich die Länder an
den unterschiedlichsten Lösungsversuchen ab. In Nordrhein-Westfalen gibt es bald zwar - das begrüße ich flächendeckende zentrale Überprüfungen des Leistungsstandes der Schüler; aber gleichzeitig soll unter dem
Spardruck, der auf dem Haushalt lastet, die ab 2003/2004
geplante Einführung von Englisch in der Grundschule
verschoben werden.
({10})
1 300 neue Lehrer werden nicht eingestellt. Das heißt,
ganz schlicht gesagt: Überprüfung von Leistungen, ja,
aber begleitet von einem Verzicht auf Reform und Stellenabbau.
({11})
Das ist eine bildungspolitische Bankrotterklärung.
In Niedersachsen beleidigt Ministerpräsident Gabriel
die Lehrer, anstatt die Leistungsträger, die wir für Reformen dringend brauchen, zu unterstützen.
({12})
Lehrer sind schließlich diejenigen, die eine Qualitätsverbesserung des Unterrichts in der Praxis umsetzen sollen.
Ich empfehle doch sehr, diesem Berufsstand etwas mehr
Aufmerksamkeit zu widmen, als das in der Vergangenheit
der Fall war. Ich stimme in diesem Zusammenhang ausdrücklich der Forderung von Herrn Loske zu, dass wir
eine Reform der Lehrerausbildung dringend brauchen.
Auch was diesen Punkt angeht, frage ich mich seit vielen
Jahren, warum es in den deutschen Bundesländern 42 verschiedene Formen von Lehrerausbildung gibt. Also
spricht eigentlich nichts dafür, dass man bisher für uns
alle zukunftsorientiert gearbeitet hat.
({13})
Wir begrüßen, dass Bundeskanzler Schröder bereit ist,
den Ausbau der Ganztagsschulen zu intensivieren.
({14})
Statt allerdings mit den Ländern über ein gemeinsames
Konzept zur Ganztagsbetreuung zu sprechen, lieber Herr
Tauss, statt die Kommunen als Schulträger zu entlasten,
statt die PISA-Defizite mit Modellschulen gezielt abzubauen, wird das Ganze als plakative Wahlkampfdebatte
über die Ganztagsschule gefahren und diese Debatte wird
nach dem 22. September wahrscheinlich ruckartig enden.
({15})
Die Menschen, liebe Freunde und Nichtfreunde, haben
ob dieses wilden Gewusels ganz normal reagiert.
({16})
Ich glaube, wir alle haben mit sehr großem Interesse
gelesen, dass 69 Prozent der Deutschen es leid sind, wie
wir über Bildung debattieren. Sie wollen eine bundeseinheitliche Regelung für Deutschlands Schulen. Ich bin
sicher - ich würde es sogar begrüßen -, dass es nicht mehr
lange dauern wird, bis die ersten Klagen auf Schaffung
einheitlicher Lebensumstände auf dem Tisch liegen.
Die Bürger dieses Landes haben sehr wohl ein Gefühl
dafür, wenn Politik versagt, und sie haben ein Recht darauf, überall eine gleichwertige Schulausbildung für ihre
Kinder angeboten zu bekommen.
Unsere gemeinsame Aufgabe ist, dies zu gewährleisten, und zwar nicht durch Streit, sondern durch das Festlegen von Qualitätskriterien, die überall gelten. Wie die
Länder diese Qualität erreichen, Frau Schipanski, ist mir
völlig egal. Hauptsache, sie legen die Latte hoch. Wie sie
diese Latte überspringen, kann und muss uns, den Bundesbildungspolitikern, gleich sein. Wichtig ist, dass die
Länder diese Qualität erreichen und dass unsere Kinder
die entsprechenden Qualitätsausbildungen bekommen.
Lassen Sie mich zum Schluss noch ein paar Worte zum
Thema Bildungsbericht sagen. Ich finde es beruhigend,
dass die SPD endlich auf den Weg gekommen ist. Der Antrag der FDP ist bereits vor der Kultusministerkonferenz,
liebe Frau Schipanski, auf dem Weg gewesen. Wie Sie
wissen, sind wir der Meinung, dass wir einheitliche
Datenerhebungen für dieses Land brauchen.
Ich bin gern bereit, mit Ihnen über den Sachverständigenrat zu reden. Deswegen werden wir uns bei Ihrem
Antrag enthalten. Ich hoffe, dass wir dann auch wirklich
spätestens im nächsten Jahr eine gemeinsame Datensammlung haben. Dann werden wir uns alle wiedertreffen
und schauen, was wir daraus machen können.
Ich danke Ihnen.
({17})
Für die SPD-Fraktion
spricht jetzt der Kollege Ernst Dieter Rossmann.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In diese Debatte,
die sich ja in manchen Punkten wiederholt, möchte ich
gerne drei Bemerkungen einbringen, eine, um Klarheit
herzustellen, eine, um Nachdenklichkeit hervorzurufen,
und eine zur Nachhaltigkeit.
Zur Klarheit: Frau Schipanski und auch andere Sprecher aus der Opposition könnten vielleicht klarstellen, wie
sie es mit dem Angebot von Ganztagsschulen halten wollen.
({0})
Die FDP signalisierte ja immerhin zu dem Angebot, das
die Bundesregierung bzw. der Bundeskanzler über die
Bundesbildungsministerin gemacht hat, jetzt verbal, nicht
im Antrag, Zustimmung. Von der CDU/CSU erwarten wir
noch klare Aussagen. Allein der Hinweis darauf, dass
Mischfinanzierungen schlecht seien, wird nicht dem gerecht, worüber in der Kultusministerkonferenz offensichtlich schon Übereinstimmung herrscht,
({1})
nämlich dieses gemäß dem Wunsch der Eltern und der
Schulen auszubauen. Das stellt eine bildungspolitische
Chance dar. Deshalb stellen Sie jetzt Klarheit her; maximal sollten Sie sich bis zu den Haushaltsberatungen Zeit
lassen, denn die Menschen in Deutschland wollen Klarheit darüber.
({2})
Sie wollen das Programm für Ganztagsschulen und auch,
dass 4 Milliarden vom Bund eingestellt werden. Insoweit
besteht der Wunsch nach Klarheit.
Zur Nachdenklichkeit und zur Frage des Bildungsberichtes: Wir haben ja schon viel Übereinstimmung in Bezug auf nationale Bildungsstandards, auf ein Kerncurriculum und auf manche Strukturreformen, so zum Beispiel
bei der Förderung im frühkindlichen Bereich und im
Grundschulbereich, erzielt. Ich frage mich nur, ob wir uns
das Tabu leisten können, Schulstrukturen vollständig aus
der Diskussion auszublenden. Dieses Tabu trägt ja nicht
durch; wir wissen doch, wie Qualitäten, Standards, Übergänge in andere Schullaufbahnen und Auswahlmechanismen mit Strukturen verbunden sind. Deshalb bitte ich die
Kultusministerkonferenz, in diesem Punkt selbstbewusst
zu sein. Wer wirklich den Aufbruch will, darf nicht Tabus
dulden, auch nicht das Tabu, Schulstrukturen von der Betrachtung und der Analyse auszunehmen.
Wenn die Kultusministerkonferenz in sich so verfangen ist, dass sie sich daran aufgrund der Länderkonkurrenz nicht wagt, dann kann sie sich vielleicht von einem
unabhängigen Sachverständigenrat den Spiegel vorhalten lassen und davon ausgehend diese Punkte abarbeiten. Die OECD hat das 1971 angeboten, die Kultusministerkonferenz hat es damals abgelehnt. Vielleicht sind wir
ja in Deutschland auf einen Extremweg geraten, denn andere föderative Länder wie Kanada erzielen deutlich
bessere Bildungsergebnisse. Kanada hat zwar auch föderative Strukturen, ist aber nicht in 16 Länder, elf Schulsysteme und 42 Lehrerausbildungsgänge, wie von Ihnen,
Frau Flach, schon gesagt, zerklüftet. Es darf also beim
Nachdenken keine Tabus geben. Man muss bereit sein,
sich den Spiegel von einer unabhängigen Sachverständigenkommission vorhalten zu lassen und das dann aufzunehmen.
({3})
Zu Ihrer Forderung nach Nachhaltigkeit und langfristigen Überlegungen, Frau Flach, sage ich: Selbstverständlich werden wir von Bundesebene den Prozess, der ja nicht
zuletzt auf Druck des Bundes und anderer - das gestehe ich
fair zu - im Schulbereich entstanden ist, nicht dadurch
konterkarieren, dass wir in einer möglichen Enquete ausgerechnet Schulfragen an erster Stelle beraten. Aber wenn
wir unser Versprechen von langfristigen und nachhaltigen
Strukturreformen in der Bildung und ihrer Priorität ernst
meinen, dann haben wir auch auf Bundesebene Anlass, uns
mit unabhängigen Sachverständigen in einer Enquete über
zukünftige bildungspolitische Fragen, die jetzt schon am
Horizont auftauchen, zu beraten. Solche Fragen beziehen
sich zum Beispiel auf Weiterbildung, Bildungsansprüche
und -zugänge und setzen sich mit Europa und dem internationalen Zusammenwachsen auseinander.
Deswegen nehmen wir die Anregungen aus einer insgesamt guten Bildungsbilanz ernst, wie es der Bundeskanzler und andere jetzt gemacht haben, und leisten das,
was wir können. Wir regen an, die Sprungkraft, die bildungspolitische Fragen jetzt im Bund haben, dort sachkundig so zu bündeln, dass wir selber ein gutes Beispiel
dafür abgeben, und die Probleme nicht erst so weit aufwachsen zu lassen, dass man ihrer nicht Herr wird, sondern sie so früh in den Blick zu nehmen, dass man sie noch
mitgestalten kann. Da stellen sich auch uns auf Bundesebene viele wichtige Fragen.
Danke fürs Zuhören.
({4})
Die nächste Rednerin
ist die Kollegin Maritta Böttcher für die PDS-Fraktion.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Natürlich freue auch ich mich
über die Aufmerksamkeit für das Thema, sehe aber
gleichzeitig die Gefahr, dass in dem kleinlichen Hin und
Her zwischen so genannter SPD- und CDU-Bildungspolitik die wichtigsten Reformperspektiven verloren gehen.
Das haben die Aktuelle Stunde vergangene Woche und
leider auch mancher Ansatz in der heutigen Debatte gezeigt. Es werden willkürlich Daten aus dem Zusammenhang gerissen, um schon vorher feststehende Urteile zu
bestätigen. Jeder sucht sich heraus, was ihm gerade in den
Kram passt.
So ist allerorten von einem Nord-Süd-Gefälle die
Rede. Sieht man sich die Studie aber etwas genauer an,
ergibt sich ein wesentlich differenzierteres Bild. Gravierende Struktur- und Entwicklungsunterschiede werden
dort nämlich nicht an der Himmelsrichtung festgemacht,
sondern als Strukturbrüche zwischen den alten und den
neuen Ländern sowie den Stadtstaaten ausgemacht.
({0})
So stellen die Autoren beispielsweise fest, dass der in den
alten Ländern erst für 2010 zu erwartende demographische
Abschwung in den neuen Ländern bereits voll im Gang ist
und die strukturschwachen und bevölkerungsarmen Länder vor schwerwiegende Probleme stellt, die auch im Hinblick auf die Schulentwicklung zu bewältigen sind.
Weiter werden die großen Disparitäten der Lebensverhältnisse in Deutschland vor Augen geführt. Der Vergleich zeigt, dass die neuen Länder mehr als den doppelten Anteil am Bruttoinlandsprodukt aufwenden müssen,
um eine einigermaßen vergleichbare Versorgung im Bildungswesen sicherzustellen.
Erhebliche Unterschiede zwischen den Ländern finden
sich auch in der relativen Besetzung der unterschiedlichen
Schulformen. So wird festgestellt, dass sich die Hauptschule in den neuen Ländern als eigenständiger Bildungsgang nicht mehr durchsetzen konnte und dafür der Besuch
der Realschule bzw. der Mittelschule, Sekundarschule
oder in Brandenburg der Gesamtschule bei etwa 50 Prozent liegt. Auch derartige Verhältnisse, die in keinem der
alten Länder anzutreffen sind, haben offensichtlich nicht
zu besseren Leistungen geführt. Daraus jedoch den
Schluss zu ziehen, dass es keinen Zusammenhang zwischen Schulsystem und Schülerleistungen gibt, oder gar,
dass sich frühe Selektion und gegliedertes Schulwesen
bewährt haben, greift meines Erachtens zu kurz. Dann
könnte man aus dem Zusammenhang „Je höher die Personalkosten pro Unterrichtsstunde, desto schlechter das
mittlere Leistungsniveau“ ja ebenfalls folgern, dass man
kein Geld mehr braucht, oder aus den relativ günstigen
Schüler-Lehrer-Relationen in den neuen Ländern schließen, dass man eigentlich nur die Klassen vergrößern muss.
Um zu dem eigentlichen Problem vorzudringen, muss
man sich offensichtlich mehr Gedanken darum machen,
was alle deutschen Bundesländer trotz unterschiedlicher
Schulsysteme gemeinsam haben. Das ist eben das gegliederte Schulwesen in unterschiedlichen Ausprägungen,
aber überall mit früher Selektion, mit Aufteilung der Kinder in unterschiedliche Leistungsgruppen und Schulformen. Dass dieses System nicht begabungsgerecht fördert,
zeigt nicht der innerdeutsche, sondern der internationale
Vergleich. Er zeigt auch, dass man konstruktiv und individuell mit Leistungsdifferenzen umgehen kann - ohne
Abschieben und Sitzenbleiben.
({1})
Dahin müssen wir gemeinsam kommen.
Nach jüngsten Umfragen befürworten immerhin mehr
als zwei Drittel aller Bundesbürger ein einheitliches Schulund Bildungssystem. Das wird ohne Schulstrukturreformen nicht zu machen sein. Aber die gesellschaftliche Akzeptanz ist offensichtlich gegeben. Nun kommt es darauf
an, abgestimmte Schritte in Richtung eines solchen Bildungssystems zu gehen. Der Handlungsbedarf in den einzelnen Ländern ist dabei möglicherweise unterschiedlich.
Am Ende müssten aber gemeinsame Bildungsziele und
Modalitäten für deren verbindliche Umsetzung stehen.
Dabei ist klar: Der Übergang von einem hochselektiven System in ein integriertes System, das den Schwerpunkt auf die bestmögliche individuelle Förderung aller
legt, ist eine enorme pädagogische und zugleich politische
Herausforderung. Dazu müssen die PISA-Daten weiter
analysiert und in Zusammenhänge gerückt werden, die
praktische Schlussfolgerungen ermöglichen. Einen Anfang für diesen Prozess stellen die anstehenden Entscheidungen für einen nationalen Bildungsbericht und einen
Sachverständigenrat dar, denen wir zustimmen, obwohl
unser diesbezüglicher Entschließungsantrag vor zwei
Wochen hier keine Mehrheit gefunden hat und der Kanzler mit seiner Forderung nach einem Schulrahmengesetz
sogar noch einen Schritt weiter geht.
Aber wichtiger als das ganze Kompetenzgerangel ist
doch, dass begonnen wird, an gemeinsamen Lösungen zu
arbeiten, damit alle Kinder gleiche Chancen erhalten können.
({2})
Dass die inhaltliche und strukturelle Neuordnung des Bildungswesens auf keinen Fall den Politikern allein überlassen werden darf, haben die Auseinandersetzungen in
den letzten Wochen hinreichend deutlich gemacht.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich hoffe, dass nach
dem 22. September die Diskussion nicht plötzlich aufhört,
sondern wir ein Stück weitergekommen sind in der Entwicklung des Bildungswesens in Deutschland.
({3})
Das Wort hat der Kollege Ernst Küchler für die SPD-Fraktion.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Meine Damen! Meine Herren! Im
Mittelpunkt der Debatte um die Reform unseres Bildungssystems - das hat der Staatssekretär schon gesagt - stehen
naturgemäß die Schulen. Zur Reformbedürftigkeit unseres
Schul- und Bildungssystems hat die SPD inzwischen die
Ihnen bekannten und hier bereits debattierten Vorschläge
unterbreitet. Eine grundlegende Bildungsreform muss indes sowohl den vorschulischen Bereich als auch den Bereich der Weiterbildung ins Auge fassen. Ich will mich hier
auf den Bereich der Weiterbildung beziehen.
Würden wir auch den Weiterbildungsbereich mit strengen Maßstäben hinsichtlich Qualität und Effektivität untersuchen und vergleichen, so würden - das vermute ich die Ergebnisse auch nicht gerade schmeichelhaft ausfallen.
({0})
Die SPD-Fraktion hat in dieser Legislaturperiode das
Thema Weiterbildung und Weiterbildungspolitik mehrfach auf die Tagesordnung gesetzt, um die Defizite in diesem inzwischen größten Bildungsbereich zu thematisieren und zu beginnen, sie zu beheben. Stichworte hierzu
sind der Zugang zur Weiterbildung, die Qualitätssicherung, die Weiterbildungsfinanzierung, die Transparenz
auf dem Weiterbildungsmarkt und die Beratungsdefizite.
Eines hat uns PISA eindringlich vor Augen geführt:
Die soziale Selektion sowie die mangelhafte Durchlässigkeit und Förderung unseres Schulsystems sind Ursachen
für unser schlechtes Abschneiden im internationalen Vergleich. Diesbezüglich kann sich kein Bundesland rühmen,
besser als das andere dazustehen.
Diese Selektion und die damit verbundene ungleiche
Verteilung der Chancen im Bildungs- und Beschäftigungssystem setzt sich im Weiterbildungsbereich fort, und
zwar dramatisch. Die Erfolgreichen in der Schule nehmen
weit überdurchschnittlich an Weiterbildungsmaßnahmen
teil. Sie haben beruflich Erfolg und festigen ihn durch die
ständige Teilnahme an Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen. Die Schulversager sind nicht nur die
Verlierer in der Schule, sondern auch im Berufsleben.
({1})
Hier muss eine Weiterbildungspolitik ansetzen, um
Chancen auch für jene zu eröffnen, die in der ersten Bildungsphase gescheitert sind.
({2})
Wir brauchen mehr Schulen der zweiten Chance und wir
müssen Benachteiligte durch gezielte Programme beruflicher Weiterbildung verstärkt fördern, wie wir dies zum
Beispiel mit dem Programm „Kompetenzen fördern - berufliche Qualifizierung für Zielgruppen mit besonderem
Förderungsbedarf“ bereits begonnen haben.
({3})
Eine Gruppe mit besonderem Förderungsbedarf sind
Migrantinnen und Migranten. Wir haben mit dem Zuwanderungsgesetz die Voraussetzungen geschaffen, für
Migrantinnen und Migranten Ansprüche zu begründen, an
Sprach- und Integrationskursen teilzunehmen, um die
Voraussetzungen zu schaffen und zu verbessern, auch beruflich erfolgreich zu sein.
({4})
Wir haben mit dem JUMP-Programm über
400 000 Jugendliche erreicht, die oft aufgrund fehlender
Schulabschlüsse oder als Schulabbrecher keine Ausbildung bzw. keine Arbeit erhalten haben, um sie mit einer
Palette zielgerichteter Maßnahmen weiterzuqualifizieren
und Brücken in das Berufsleben zu schlagen.
({5})
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, wenn Weiterbildung so wichtig ist, wie immer beschrieben wird, dann
müssen wir unsere Anstrengungen zur Schaffung eines
Weiterbildungssystems weiter verstärken. Lassen Sie
mich hierzu noch einmal an einige Initiativen der Bundesregierung und der Mehrheitsfraktionen erinnern:
Die Programme von Bund und Ländern zur Qualitätssicherung in der Weiterbildung haben gezeigt, dass es
gute und gelungene Modelle zur Qualitätssicherung gibt,
die wir in Zukunft zu einem flächendeckenden und verbindlichen System weiterentwickeln werden und weiterentwickeln müssen.
Die Vernetzung der Weiterbildungseinrichtungen und
Anbieter im „Netzwerk lernender Regionen“ und die
große Resonanz, die dieses Programm inzwischen gefunden hat, weisen in die richtige Richtung. Es wird dafür gesorgt, dass in einem ausgewogenen Verhältnis von Kooperation und Konkurrenz Weiterbildungsnetzwerke
entstehen, die sicherstellen, dass die Transparenz gestärkt
wird, dass die Beratung den Teilnehmern die Orientierung
erleichtert, dass Qualitätswettbewerb stattfindet und dass
Synergieeffekte entstehen, die einen wirtschaftlichen Mitteleinsatz ermöglichen. Die Schnittmengen der Interessen
der Weiterbildungsanbieter in einer Region sind zu definieren und verbindliche Vereinbarungen in Weiterbildungsverbünden sind zum Nutzen der Verbraucher anzustreben.
Stichwort Verbraucher. Wir haben die Stiftung Warentest beauftragt, eine Stiftung Bildungstest vorzubereiten
und mit ersten Tests Weiterbildungsangebote unter die
Lupe zu nehmen. Die Stiftung Bildungstest schafft
Transparenz und Wettbewerb, sie gibt den Verbrauchern
Orientierung und Schutz und zwingt die Anbieter, ihre
Angebote qualitativ ständig zu verbessern.
Die Bundesregierung hat eine Expertenkommission
zur Weiterbildungsfinanzierung eingesetzt, die einen
ersten Zwischenbericht vorgelegt hat. Ihm ist zu entnehmen, wie vielfältig, aber auch wie diffus die Weiterbildungsfinanzierung derzeit noch ist. Wir werden uns in der
nächsten Legislaturperiode mit den Ergebnissen der Studie beschäftigen müssen, um zu entscheiden, wie wir Anreizsysteme schaffen und wie wir Motivation stärken können. Ein Blick auf Weiterbildungsfinanzierungssysteme
in europäischen Nachbarländern kann da sehr hilfreich
und aufschlussreich sein.
Wir haben den Aspekt der Weiterbildung und der beruflichen Qualifizierung inzwischen in mehreren Gesetzen gestärkt und verankert. Zu erwähnen sind das Betriebsverfassungsgesetz, das Job-AQTIV-Gesetz und das
von mir bereits erwähnte Zuwanderungsgesetz.
Herr Kollege Küchler,
bevor Sie noch weitere Gesetze aufzählen, möchte ich Sie
darauf hinweisen, dass Ihre Redezeit zu Ende ist.
Ich komme zum Ende. - Weiterbildung darf in Zukunft nicht nur ein Thema der Bildungspolitik sein. Weiterbildungspolitik ist eine Querschnittsaufgabe der Bildungs-, Sozial- und Wirtschaftspolitik. In
diesem Sinne werden wir den eingeschlagenen Weg in der
nächsten Legislaturperiode fortsetzen.
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.
({0})
Jetzt spricht der Kollege Dr. Gerhard Friedrich für die Fraktion der
CDU/CSU.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Gestern im Ausschuss habe ich unsere Ausschussvorsitzende sehr gelobt. In Bezug auf PISA muss ich
feststellen, liebe Frau Kollegin Flach, dass Sie ein bisschen zwischen Ihrem Parteivorsitzenden und dem Kollegen Gerhardt hin und her eiern. Kollege Gerhardt hat hier
in der vorletzten Sitzungswoche eine sehr gute Rede gehalten.
({0})
Wenn Sie sich daran orientieren und sich vom Parteivorsitzenden, der wie der Bundeskanzler einige populistische
Neigungen hat, nicht beeinflussen lassen, dann sind wir
uns sehr schnell einig.
({1})
Herr Staatssekretär Catenhusen hat zu Recht betont,
dass wir im Hinblick auf die Schulpolitik dabei sind, ideologisch abzurüsten. Herr Staatssekretär, ich kann nur nicht
verstehen, warum Ihr Bundeskanzler und Ihre Ministerin
ständig rhetorisch aufrüsten. Was wir in diesem Saal an
Beschimpfungen über uns haben ergehen lassen müssen,
weil wir die Zuständigkeit der Länder für die Schulen verteidigt haben, das war schon saftig.
Sie schauen mich so kritisch an, Herr Kollege Müller.
Ich habe mir aufgeschrieben, was Sie neulich in Ihrer
Freundlichkeit gesagt haben. Sie sagten, wir seien
schlicht kleinkariert.
({2})
Ein Generalsekretär hat gesagt: Die Föderalisten sind zurzeit die Separatisten. Die Bildungsministerin hat noch einen draufgesetzt und gesagt: Wer die Kulturhoheit der
Länder verteidigt, ist ein Kirchturmpolitiker.
({3})
Herr Staatssekretär Catenhusen, ich muss Sie bitten,
Ihrer Bildungsministerin, die heute nicht anwesend ist,
auszurichten: Wir müssen den Kirchturm bald wegen
Überfüllung schließen. In dem Kirchturm befinden sich
nämlich inzwischen auch der sozialdemokratische Bundespräsident und
({4})
der sozialdemokratische Ministerpräsident des Landes
Nordrhein-Westfalen. Sogar die niedersächsische Kultusministerin wehrt sich gegen ihre eigene Landesvorsitzende und sagt, sie verstehe gar nicht, warum der Bund ihr
in die Schulpolitik reinreden möchte.
({5})
Alle kommen in unseren Kirchturm. Wenige bleiben inzwischen lieber draußen. Herr Kollege Tauss, damit können wir ganz gut leben.
({6})
Die SPD hat null Chance, sich gegen ihre eigenen Länder durchzusetzen.
({7})
Es gibt nämlich einstimmige Beschlüsse der Kultusminister. Bei anderen Debatten waren wir uns doch bereits darüber einig, dass wir nicht wollen, dass die Ministerpräsidenten zu reinen Verwaltungspräsidenten der Länder und
die Landtage zu reinen Petitionsausschüssen werden.
Wir haben Gründe, weshalb wir die Kulturhoheit der
Länder verteidigen. Den ersten Grund hat Frau Ministerin Schipanski bereits angedeutet: Es ist doch wirklich
nicht sicher, dass einheitliche Lösungen immer auch richtige Lösungen sind.
({8})
Lieber Herr Kollege Müller, zurzeit werden immer
wieder nationale Standards gefordert. Ich frage mich, welche das sein sollen. Vielleicht meint Ihr Bundeskanzler
die derzeitigen Standards in Niedersachsen. Das würde
bei den bayerischen Eltern Panik auslösen.
Wir wollen diese Standards nicht.
({9})
Wir wollen das wettbewerbliche Verhältnis beibehalten.
Das Problem ist nicht die Kulturhoheit der Länder. In der
Vergangenheit war eine mangelnde Qualitätskontrolle
das Problem. Kaum gibt es internationale und nationale
Vergleichstests, stellen wir fest: Kein Kultusminister, egal
welcher Partei, kann ignorieren, welche Defizite in seinem Land vorhanden sind. Jetzt fassen die Kultusminister
einstimmige Beschlüsse. Es ist doch nicht so, dass sie
nicht wissen, was zu tun ist.
({10})
Ich komme auf die nationalen Bildungsstandards
zurück, die jetzt in einem Bundesrahmengesetz verankert
werden sollen. Juristisch betrachtet geht das übrigens
nicht: Man kann Lehrpläne - auch zusammengeschrumpfte - nicht in Form eines Gesetzes verabschieden.
Außerdem ist im Bildungsministerium des Bundes null
Sachverstand für Schulen und Lehrpläne vorhanden.
({11})
Das heißt, dass Sie erst einmal Gutachten in Auftrag geben müssten; dann würden die Länder nach zwei Jahren
- wenn ihnen die Gutachten vorliegen - mit Ihnen im
Bundesrat verhandeln. Die Kultusminister der Länder
sind aber nicht so langsam; sie sind schneller als Ihre Gutachter, die Sie offensichtlich erst einsetzen wollen.
({12})
Herr Kollege Tauss, hinsichtlich der Berichterstattung möchte ich zunächst einmal feststellen, dass Frau
Ministerin Bulmahn etwas bescheidener und zurückhaltender auftreten sollte. Sie hat einmal gesagt - den entsprechenden Zeitungsartikel habe ich in meinen Unterlagen -, sie würde das Ganze erzwingen, wenn die Länder
nicht mitmachen.
({13})
Ich sage Ihnen eines: Wenn Ihnen die Länder die Daten nicht liefern, dann besteht Ihr Bericht über die Schulen aus lauter leeren Seiten. Die Frau leidet zurzeit ein
bisschen unter Größenwahn.
({14})
Sie können nichts erzwingen. Was macht die starke Ministerin, wenn ihr die bayerische Kultusministerin keine
Daten liefert?
({15})
Sie sollte versuchen, sich gegen ihre eigene, niedersächsische Kultusministerin durchzusetzen.
({16})
Nicht einmal das schafft sie.
Ihr Vorschlag ist zwar nicht ganz abwegig,
({17})
aber erzwingen können Sie die Umsetzung nicht. Es wäre
besser, bescheiden aufzutreten und vernünftig mit den
Ländern zu verhandeln, als die Länder einleitend erst einmal zu beschimpfen. Was ist an Ihrem Vorschlag vernünftig? Wir verfügen über keine vergleichbaren Daten
aus dem Schulsektor.
({18})
Die Kultusministerkonferenz hat jetzt beschlossen, einen
entsprechenden Bericht für den Schulsektor selbst zu erarbeiten. Warten wir doch einmal ab, was dabei herauskommt!
Wir tragen für den Hochschulbereich und für den Bereich der beruflichen Bildung gemeinsam Verantwortung.
Einige Daten werden von den Ländern und einige vom
Bund erfasst. In unserem Antrag steht, dass wir diese Daten irgendwann einmal zusammenführen müssen.
({19})
Wenn Frau Bulmahn etwas solider und zurückhaltender
vorginge,
({20})
würde sie vielleicht feststellen, dass auch die Länder auf
Dauer erkennen werden, dass wir letzten Endes so etwas
wie einen gemeinsam Bericht bekommen können, wenn
wir die Daten zusammenführen.
({21})
Ihre Drohungen sind im Wahlkampf verständlich, in der
Sache bringen sie überhaupt nichts.
Ich will meine Redezeit heute nicht ausnutzen, weil wir
nachts um zehn nicht mehr die Welt verändern können,
aber ich möchte abschließend noch die Frage meines Kollegen Rossmann beantworten. Wenn ich die Berichte und
Beschlüsse der Kultusministerkonferenz in Sachen PISAStudie lese und wenn ich das lese, was Sie, Herr Staatssekretär, immer so stolz erwähnen, nämlich den Bericht des
Forums Bildung - das ist ein guter Bericht; da hat man
nicht erst die Länder beschimpft, sondern mit ihnen vernünftig gesprochen und deshalb ist etwas dabei herausgekommen -,
({22})
dann finde ich dort zur Schulorganisation nur die Anmerkung, dass sie nicht wichtig ist. Nach dem Vorschlag
Ihres Bundeskanzlers ist die Ganztagsschule die Lösung.
({23})
- Das versteht das Volk so. Wenn das nicht stimmt, muss
er sich etwas differenzierter äußern.
Ich wiederhole, was wir meinen - ich habe es schon vor
zwei Wochen gesagt -: Wir brauchen aus familienpolitischen Gründen - das hat mit Bildungspolitik und PISA
nichts zu tun ({24})
Ganztagsbetreuung entsprechend der Nachfrage.
({25})
Da gibt es Defizite, auch in Bayern. Der Bundeskanzler
hat doch Recht: Wir sind uns immer einiger. Warum beschimpfen wir uns dann gegenseitig?
({26})
Jetzt komme ich zu PISA und zur Bildungspolitik. Das
Hauptproblem ist, dass die Gruppe der ganz schwachen
Schülerinnen und Schüler zu groß ist. Bundesweit gehört
fast ein Viertel aller Schüler dazu; in Bayern sieht es ein
bisschen besser aus, in Nordrhein-Westfalen ein bisschen
schlechter, aber im Prinzip ist es ein gemeinsames Problem. Jetzt sagen die Kultusminister einstimmig: Wichtig
ist der Unterricht, wichtig ist individuelle Förderung und
wir müssen mehr darauf achten, dass das Wissen in der
Praxis angewendet werden kann. Wenn wir feststellen,
dass wir für diese Problemgruppe nachmittags zusätzlichen Unterricht brauchen, werden wir für diese in den
von der Union regierten Ländern Ganztagsschulen einführen.
Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Rossmann?
Bitte.
Dr. Gerhard Friedrich ({0})
Da Sie mich persönlich angesprochen hatten, möchte ich noch einmal präzise nachfragen: Stehen Sie dazu, dass ein 4-Milliarden-Angebot des Bundes von Ihnen mit getragen und auch in die
Länder hinein vermittelt wird? In Ihrem Antrag finden wir
dazu keine präzise direkte Stellungnahme und keine Aussage, sondern nur eine Kritik an der Mischfinanzierung, was
nahe legt, dass Sie nicht dazu stehen. Die Öffentlichkeit und
wir erwarten aber eine Antwort auf diese Frage.
Lieber Kollege Rossmann, ob wir das Geld annehmen, hängt
davon ab, ob Sie die Wahl gewinnen.
({0})
Wenn Sie die Wahl verlieren, wovon wir ausgehen, werden wir als künftige Bundesregierung und Regierungskoalition etwas ganz anderes machen. Wir werden dort, wo
der Bund wirklich zuständig ist, zum Beispiel bei Auslandsschulen und im Hochschulbau, mehr Geld zur Verfügung stellen und dadurch die Länder entlasten.
({1})
Dann haben die Länder Spielraum, um ihre eigenen Aufgaben ohne Hilfe des Bundes zu erfüllen.
Ich darf Ihnen - ich komme zum Schluss meiner Rede,
Frau Präsidentin - noch sagen, dass Sie eines völlig vergessen haben: Es gibt einen einstimmigen Beschluss der
Ministerpräsidenten aller Länder, auch der SPD-Ministerpräsidenten, dass Mischfinanzierung schlecht ist und abgebaut werden soll, weil Verantwortung verwischt wird,
weil wir nicht mehr wissen, wer für die Fehler in den
Schulen verantwortlich ist: Ist es Frau Ministerin
Buhlmann oder künftig ein Unions- oder ein FDP-Bildungsminister - das gönnen wir Ihnen vonseiten der FDP
gern - oder sind es die Länderminister? Wir stellen fest:
Der Bundeskanzler wechselt den Kurs, weil Wahlkampf
ist. Ich hoffe, dass Sie nach der Wahl vernünftig werden.
({2})
Herr Kollege
Friedrich, das war Ihre letzte Rede im Plenum des Deutschen Bundestages. Im Namen aller Kolleginnen und
Kollegen bedanke ich mich für Ihr Engagement in diesem
Hohen Hause. Alles Gute für den weiteren Weg!
({0})
Jetzt spricht der Kollege Dr. Peter Eckardt für die Fraktion der SPD.
Frau Präsidentin! Meine
sehr verehrten Damen und Herren! Dem Kollegen
Friedrich würde ich zunächst empfehlen, das Fell erst
dann zu verteilen, wenn der Bär tot ist. Dann werden wir
darüber reden, wer Bundesbildungsministerin wird.
Die Kultusministerkonferenz hat hinsichtlich der Entwicklung des demokratischen Schulwesens in Deutschland große Erfolge erzielt. Aber es fehlt heute ganz massiv
daran, zukunftsweisende Beschlüsse zu den Herausforderungen des Bildungswesens, der Vergleichbarkeit, der
Qualität und der Standards zu fassen. In der Regel hat sie
nur auf das reagiert, was in der Bundesrepublik passiert
ist. Ich denke, das muss sich ändern.
Herr Kollege Friedrich, ich weiß nicht, ob es gut ist, in
dem komplizierten Geflecht von Drohungen, Gehorsamsgebärden und Unterstellungen - es war die Rede davon,
was jemand gegen einen anderen in Niedersachsen gesagt
hat - zu spekulieren, ob derjenige, der sich Kompetenzen
anmaßt, auch wirklich über diese verfügt. Im Bildungsbereich gibt es ein kompliziertes Geflecht zwischen Bund
und Ländern. Es ist sinnvoll, zusammenzuarbeiten und
die Probleme kooperativ zu lösen; denn es geht in der Tat
nicht darum, ob das eine oder andere Bundesland besser
ist, sondern darum, dass die Bundesrepublik insgesamt
gegenüber denjenigen, mit denen wir kulturell und wirtschaftlich konkurrieren, einen besseren Platz als bisher
einnimmt.
({0})
Bildung, Wissenschaft und Forschung haben im
21. Jahrhundert einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft. Das ist heute noch wichtiger als vor Jahrzehnten.
Ich denke - darüber hat die PISA-Studie keine Aussage
gemacht -, dass das im Wesentlichen auch für die berufliche Qualifikation in unserem Land gilt. Dieser Aspekt
geht häufig in der allgemeinen Diskussion über das beste
Gymnasium für die eigene Tochter unter.
Die Bildungsdebatte richtet sich oft gegen den Finanzminister; denn das Bildungssystem ist in der Bundesrepublik dramatisch unterfinanziert. Es geht also darum, die
Bildungssysteme auch vonseiten der Länder finanziell
besser auszustatten.
({1})
Die PISA-Studie formuliert relativ allgemein, dass es
überall in der Bundesrepublik einen sehr großen Nachholbedarf gibt. Das gilt auch für bayerische und badenwürttembergische Schulen.
({2})
Ich denke, es ist keine Propaganda - warum sollte ich so
etwas verbreiten? -, dass diese Regierung und die Ministerin die Themen Wissenschaft, Bildung und Forschung
schon wesentlich früher angesprochen haben, als die
PISA-Studie in der Bundesrepublik Deutschland Furore
gemacht hat.
({3})
PISA hat aber auch gezeigt, dass es nicht allein die Finanzen sind, die bestimmend wirken, sondern dass das
politische Grundverständnis über Bildung und seine gesellschaftliche Funktion ebenso entscheidend ist.
Wenn man heute von Standards redet, Frau Schipanski, ist nicht ganz klar, was damit gemeint ist. Mein
Lehrer hat noch gesagt: Gebildet ist, wer Latein spricht.
Heute kann man das nicht übertragen, indem man sagt:
Gebildet ist, wer einen Laptop bedienen kann. Es muss
eine sehr umfangreiche und auf die individuellen Fähigkeiten ausgerichtete Beschreibung sein, die definiert, ob
jemand im Leben zurecht kommt oder nicht.
Eine Enquete-Kommission zur Bildung einzusetzen,
die darauf ausgerichtet ist, diese grundsätzlichen Fragen
zu klären, um dann zu schnellen Beschlüssen zu kommen,
scheint mir ein sinnvoller Ansatz zu sein.
({4})
Wer von Ihnen die PISA-Studie richtig gelesen hat,
wird allerdings festgestellt haben, dass in den Zusammenfassungen auf den letzten Seiten davon die Rede ist,
dass die sozialen Milieus, die Wohnsituation und die finanzielle Situation der Eltern sowie deren Bereitschaft,
für Kinder Bildung zu organisieren, auch in Süddeutschland ein bedeutsames Kriterium dafür ist, ob ein Kind in
der Schule gut oder schlecht ist, und dass dies nicht ausschließlich mit der Schulstruktur zusammenhängt. Wer
die PISA-Studie zu Ende gelesen hat, wird auch festgestellt haben, dass eine breite Rekrutierungsbasis Elite
mehr fördert, als wenn man meint, von vornherein ganz
bestimmte Leute aussuchen und fördern zu müssen.
({5})
Meine Damen und Herren, ich bedanke mich bei Ihnen
ganz herzlich für die Diskussionen und die kritischen Bemerkungen, die oft auch an meine Adresse gerichtet waren. Ich werde diesen Diskussionen nicht mehr in diesem
Hause folgen können. Aber Sie können sicher sein, dass
ich sie von außen schriftlich wie mündlich kritisch, aber
auch mit Sympathie begleiten werde. Wir alle sollten an
dem Interesse festhalten, gemeinsam etwas für unsere
Kinder, Jugendlichen und Studierenden zu tun. Diejenigen, die wir eigentlich politisch in die Pflicht nehmen
müssen, sind die Finanzminister, die die Lehrer nicht besser besolden, aber für die Schulen etwas mehr Geld ausgeben sollten. Ich bedanke mich bei Ihnen allen.
({6})
Herr Kollege Eckardt,
nehmen Sie den Beifall des gesamten Hauses als symbolisches Dankeschön für Ihr Engagement im Deutschen
Bundestag. Alles Gutes auch Ihnen auf Ihrem weiteren
Lebens- und Arbeitsweg!
({0})
Jetzt hat Frau Ministerin Dr. Schipanski das Wort.
Dr. Dagmar Schipanski, Ministerin ({1}): Ich
habe noch einmal um das Wort gebeten, um ganz kurz drei
Dinge richtig zu stellen, die hier zur Arbeit der Kultusministerkonferenz angeführt worden sind, so aber nicht im
Raum stehen bleiben können.
Frau Flach, die Bildungsstandards werden bis zum
Jahre 2004 vollständig eingeführt sein. Mit der Einführung
wird zügig, nämlich schon zu Beginn des nächsten Jahres,
begonnen werden. Erste einheitliche Prüfungsanforderungen zum Beispiel für das Abitur haben wir verabschiedet;
sie werden zu Beginn dieses Schuljahres verbindlich sein.
Laufbahnbegleitende Standards sind neu; diese werden bis
2004 erarbeitet sein.
Sie haben Recht: Bildungsstandards sind etwas anderes als die Einführung des Laptops. Sie sind ein sehr kompliziertes Werk, das für Anforderungen in den einzelnen
Fächern und einzelnen Jahrgangsstufen aufgestellt wird.
Was bis jetzt vorliegt, sind die Beschreibungen von Kompetenzen und Fähigkeiten sowie Sammlungen von Aufgaben, mit denen diese Kompetenzen und Fähigkeiten
entsprechend getestet werden. Im Moment entsteht ein
außerordentlich kompliziertes Werk. Ich bin dankbar,
dass die Kultusministerkonferenz dieses Werk schon so
weit vorangetrieben hat, dass wir die ersten Standards im
nächsten Jahr werden einführen können.
Herr Rossmann, Sie haben gesagt, für uns seien Strukturen ein Tabu. Das stimmt nicht; das haben wir auch nie
behauptet. Wir haben nur gesagt, dass wir uns jetzt auf die
Diskussion und die Neuordnung der Inhalte konzentrieren
wollen. Sobald diese Diskussion der Inhalte beendet sein
wird, wird selbstverständlich auch über Strukturen diskutiert werden. Allerdings hat man in der Bundesrepublik in
den vergangenen Jahren zu viel über Strukturen und zu
wenig über den Inhalt diskutiert.
({2})
Genau das wollen wir nicht tun.
({3})
Zu einer Kurzintervention erteile ich jetzt dem Kollegen Tauss das Wort.
Frau Schipanski, ich bedauere
sehr, dass Sie - wie in dieser Woche schon Ihr Ministerpräsident - erneut eine Chance vertan haben, etwas zum
Schulgesetz in Thüringen und zu der Tatsache, dass 19Jährige in diesem Land nach zwölf Schuljahren keinen
Abschluss machen dürfen, zu sagen, obwohl wir Sie darum gebeten haben.
({0})
Wir fordern Sie auf, an diesem Punkt endlich zu handeln.
Wir haben auf Bundesebene unsere Hausaufgaben gemacht und zusammen mit den Ländern das Waffen- und
das Jugendschutzrecht geändert. Sie haben in Ihrem Land
noch nicht gehandelt. Tun Sie das jetzt endlich!
({1})
Eine zweite Anmerkung: Herr Kollege Friedrich, Ihre
Vorstellungen von Ganztagsschulen sind nicht unsere
Vorstellungen. Die Ganztagsschule ist nicht ein Restangebot für soziale Brennpunkte. Das haben Finnland und
andere Länder bewiesen. Ganztagsschulen haben pädagogische Angebote zu sein, um Schülerinnen und Schüler zu
fördern. Ihr Versuch der Reduktion auf irgendwelche
Randgruppen ist eine Diskriminierung der GanztagsschuDr. Peter Eckardt
len. Das Konzept, das Sie offensichtlich in Bayern verfolgen, lehnen wir mit allem Nachdruck ab. Dafür wird der
Bund auch nicht zur Verfügung stehen.
({2})
Zur Erwiderung Frau
Dr. Schipanski, bitte.
Dr. Dagmar Schipanski, Ministerin ({0}): Sie
haben einen Zwischenruf gemacht, mich aber nicht offiziell zum Schulgesetz in Thüringen gefragt. Es stimmt
nicht, dass man die Schule nur ohne Abschluss verlassen
kann. Auch Robert Steinhäuser hatte die Möglichkeit,
eine Prüfung abzulegen. Er hat von dieser Möglichkeit
Gebrauch gemacht, hat die Prüfung nach der 10. Klasse
aber nicht bestanden. Dies muss hier zur Kenntnis genommen werden.
Sie sagen außerdem, dass man bei Nichtbestehen der
Abschlussprüfung nach der 12. Klasse - bei uns wird
schon nach zwölf Jahren Abitur gemacht - die Schule
ohne Abschlusszeugnis verlässt. Dies stimmt auch nicht;
es ist nur kein anerkannter Abschluss.
({1})
- Wenn ich die Prüfung nicht bestehe, kann ich keinen anerkannten Abschluss bekommen.
Das Schulgesetz in Thüringen wird im Moment geändert. Welche einzelnen Punkte wir ändern werden, darüber
diskutieren wir gründlich. Wir haben bewusst die Ergänzungsstudie PISA E abgewartet, um aus der erweiterten
PISA-Studie entsprechende Schlussfolgerungen für uns
ziehen zu können, die sich dann im Gesetz niederschlagen
werden. Sie werden diese Gesetzesänderungen binnen
kurzem den Zeitungen entnehmen können.
({2})
Letzter Redner in der
Debatte ist der Kollege Reinhard Loske.
Frau Präsidentin! Ich hatte eben schon die Gelegenheit zu
sprechen, möchte aber jetzt noch auf einen Punkt eingehen, der eben angesprochen worden ist. Der Regelfall ist
doch, dass man nach erfolgreichem Absolvieren der
10. Klasse die Mittlere Reife erlangt hat. Warum ist das in
Thüringen nicht so? Das ist die Frage, die hier gestellt
worden ist. Ich glaube, die Antwort auf diese Frage sind
Sie schuldig geblieben.
({0})
Wir reden überall, etwa bei den Studiengängen, von
Modularisierung, davon, dass man zu bestimmten Zeitpunkten aussteigen kann und dann ein Zeugnis darüber
bekommt, dass man ein bestimmtes Zwischenziel erreicht
hat, mit dem man auf dem Arbeitsmarkt und anderswo eine
Chance hat. Wenn es aber diese Exit-Option überhaupt
nicht gibt, entspricht das einem Entlassen in die Aussichtslosigkeit. Das kann nicht vernünftig sein. Angesichts
dessen hätten wir schon eine Antwort von Ihnen erwartet.
({1})
Dies war der Punkt, dessentwegen ich mich gemeldet
habe. Vielleicht können wir dies bilateral noch vertiefen.
Die Zusammenarbeit mit Ihnen, Kollege Friedrich
und Kollege Eckardt, war wunderbar. Noch einmal
schönen Dank dafür, obwohl Sie, Kollege Friedrich,
eben am Rande einen kleinen Gag gebracht haben, der
auch einiges ausgesagt hat. Sie haben nämlich gesagt:
Na ja, wir überlassen das Bildungsministerium dann der
FDP.
({2})
- Abgesehen davon, dass es eine Drohung ist, Herrn
Westerwelle das Bildungsministerium zu überlassen, entnehme ich daraus im Umkehrschluss, dass die Sache mit
Frau Schavan wohl nicht ganz ernst gemeint war. Dies
sehe ich schon ein wenig als Problem an.
({3})
Abgesehen von diesem Gag war es eine gute Zusammenarbeit. Sowohl Ihnen als auch dem Kollegen Eckhardt
ganz herzlichen Dank.
({4})
Ich schließe die Aus-
sprache.
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Ausschus-
ses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschät-
zung auf Drucksache 14/9665. Der Ausschuss empfiehlt
unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung die Annahme des
Antrags der Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/
Die Grünen auf Drucksache 14/9269 mit dem Titel „Na-
tionaler Bildungsbericht und Einrichtung eines gemeinsa-
men Sachverständigenrates von Bund und Ländern“. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Gegenprobe! -
Enthaltungen? - Die Beschlussempfehlung ist gegen die
Stimmen der CDU/CSU-Fraktion bei Enthaltung der
FDP-Fraktion angenommen.
Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt
der Ausschuss, den Antrag der Fraktion der FDP auf
Drucksache 14/7078 zur Vorlage eines nationalen
Bildungsberichtes abzulehnen. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? - Gegenprobe! - Enthaltungen? -
Die Beschlussempfehlung ist gegen die Stimmen der
FDP-Fraktion angenommen.
Schließlich empfiehlt der Ausschuss für Bildung, For-
schung und Technikfolgenabschätzung unter Nr. 3 seiner
Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der
Fraktion der CDU/CSU auf Drucksache 14/9215 mit dem
Titel „Neuer Aufbruch im Bildungswesen“. Wer stimmt
für diese Beschlussempfehlung? - Gegenprobe! - Enthal-
tungen? - Die Beschlussempfehlung ist gegen die Stim-
men der CDU/CSU-Fraktion angenommen.
Wir kommen jetzt zur Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für Bildung, Forschung und Technikfolgen-
abschätzung auf Drucksache 14/7486. Der Ausschuss
empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung die Ab-
lehnung des Antrags der Fraktion der FDP auf Drucksa-
che 14/4270 mit dem Titel „Naturwissenschaftlicher
Wettbewerb an deutschen Schulen“. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? - Gegenprobe! - Enthaltungen? -
Die Beschlussempfehlung ist gegen die Stimmen der
FDP-Fraktion bei Enthaltung der CDU/CSU angenom-
men.
Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt der
Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion der
FDP auf Drucksache 14/4271 mit dem Titel „Ökonomi-
sche Komponente in der Lehrerausbildung entschieden
ausbauen“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? -
Gegenprobe! - Enthaltungen? - Die Beschlussempfeh-
lung ist gegen die Stimmen der FDP-Fraktion bei Enthal-
tung der CDU/CSU angenommen.
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Ausschus-
ses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung
auf Drucksache 14/9707. Der Ausschuss empfiehlt unter
Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung die Annahme des An-
trags der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/
DIE GRÜNEN auf Drucksache 14/9272 mit dem Titel
„Bildung ist Zukunft“. Wer stimmt für diese Beschlussemp-
fehlung? - Gegenprobe! - Enthaltungen? - Die Beschluss-
empfehlung ist gegen die Stimmen der CDU/CSU und der
FDP bei Enthaltung der PDS-Fraktion angenommen.
Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt der
Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion der
FDP auf Drucksache 14/9257 mit dem Titel „Für eine
neue Bildung in Deutschland - Konsequenzen aus der
PISA-Studie“. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
lung? - Gegenprobe! - Enthaltungen? - Die Beschluss-
empfehlung ist gegen die Stimmen der FDP-Fraktion an-
genommen.
Ich rufe jetzt die Tagesordnungspunkte 8 a bis 8 c auf:
a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Eckhardt
Barthel ({0}), Hans-Werner Bertl, Monika
Griefahn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Antje
Vollmer, Grietje Bettin, Kerstin Müller ({1}),
Rezzo Schlauch und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Nationale Verantwortung des Bundes für Kunst
und Kultur stärken
- Drucksache 14/9098 Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Kultur und Medien ({2})
Innenausschuss
Rechtsausschuss
b) Beratung des Antrags der Abgeordenten
Dr. Norbert Lammert, Bernd Neumann ({3}),
Klaus Brähmig, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der CDU/CSU
Systematisierung der Kulturförderung von
Bund und Ländern
- Drucksache 14/8736 Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Kultur und Medien ({4})
Innenausschuss
Haushaltsausschuss
c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Kultur und Medien
({5}) zu dem Antrag der Abgeordneten
Hans-Joachim Otto ({6}), Ina Albowitz,
Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Kulturföderalismus in Deutschland erhalten
- Drucksachen 14/4911 ({7}), 14/7702 Berichterstattung:
Abgeordnete Eckhardt Barthel ({8})
Norbert Lammert
Hans-Joachim Otto ({9})
Dr. Heinrich Fink
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. - Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache. Erster Redner ist der
Staatsminister Dr. Nida-Rümelin für die Bundesregierung.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn ich heute etwas leise rede, so hat
das nichts mit der Mikrofonanlage oder damit zu tun, dass
mich etwa Verzagtheit erfasst hätte, sondern schlicht und
einfach mit einer Halsentzündung. Ich hoffe aber, dass ich
mich hinreichend verständlich machen kann.
Wir behandeln heute, am Ende dieser Legislaturperiode, einen Antrag, der mit „Nationale Verantwortung des
Bundes für Kunst und Kultur stärken“ überschrieben ist.
Ich denke, dass die Aufforderung, die in diesem Antrag
enthalten ist, unsere Arbeit in den letzten Jahren durchaus
bestimmt hat.
({0})
Liebe Kolleginnen
und Kollegen, auch aus Rücksichtnahme auf den Gesundheitszustand des Staatsministers bitte ich Sie, wieder
zur Ruhe zu kommen, um seiner Rede adäquat folgen zu
können.
({0})
Ich weiß, dass es recht spät ist, denke aber, dass wir
uns die letzte halbe Stunde vielleicht doch noch konzentrieren können. Ich will auch nicht sehr viele Worte machen.
Ich denke, dass das, was in dem Antrag enthalten ist,
zugleich auch Leitschnur dessen war, was wir in den letzVizepräsidentin Petra Bläss
ten Monaten und Jahren gemeinsam geleistet haben. Gute
Politik beginnt allerdings - um einen bedeutenden Soziologen zu zitieren - bei einem Anerkenntnis dessen, was
ist. Gerade als Vertreter der Kulturpolitik des Bundes sollten wir deswegen immer darauf hinweisen, dass die kulturpolitische Gestaltungskraft in Deutschland nach unserer Auffassung bei den Kommunen und den Ländern
angesiedelt sein sollte. So ist es ja auch: Wenn man die
Stadtstaaten hinzuzählt, werden 60 Prozent der Kulturfördermaßnahmen von den Kommunen durchgeführt.
Meiner persönlichen Auffassung nach müssen wir in
der nächsten Legislaturperiode eine Kraftanstrengung unternehmen, um sicherzustellen, dass sich die Einnahmesituation der Kommunen stabilisiert und dass sie in Zukunft
nicht mit solch starken Schwankungen rechnen müssen,
wie es gegenwärtig der Fall ist,
({0})
damit sie dieser Verantwortung gerecht werden können.
Dieses Ziel wurde ja auch in der Finanzpolitik formuliert.
Ich glaube, die zentrale Aufgabe des Bundes im Bereich der Kultur ist es, den Ordnungsrahmen, in dem sich
die kulturelle Entwicklung dieses Landes gestaltet, zu bestimmen, Rahmendaten zu setzen, die kunst- und kulturfreundlich sind. Von daher war es ein wichtiges Signal,
dass der Bund diese Aufgaben, die übrigens auch von der
Verfassung her Aufgaben des Bundes sind, übernommen
hat. Darunter fallen die Künstlersozialversicherung und
Fragen der Besteuerung, die kunstfeindlich oder kunstfreundlich sein kann. Wir haben in diesem Zusammenhang im Dezember des vergangenen Jahres ein Problem
gut gelöst, nämlich die für den Kulturaustausch verheerende hohe Besteuerung ausländischer Künstler.
({1})
Sie war in der Folge kulturfeindlich, auch wenn das nicht
beabsichtigt war. Dieses Problem haben wir gelöst. Das
ist in ganz Deutschland anerkannt worden.
Wir haben als letzten größeren Akt der ordnungspolitischen Maßnahmen des Bundes etwas geleistet, was in der
Zukunft von ganz großer Bedeutung sein wird. Entgegen
dem, was in den Feuilletons über Monate, ja Jahre zu lesen war, nämlich dass sich das über hundert Jahre alte Instrument der Buchpreisbindung angesichts der Freihandelspolitik der Europäischen Union, insbesondere des
Wettbewerbskommissars auf Dauer nicht halten lassen
wird, haben wir daran festgehalten. Es hat Prozesse gegeben. Die Verlage waren in Schwierigkeiten. Angesichts
dessen haben wir uns entschlossen, ein nationales Buchpreisbindungsgesetz zu verabschieden. Manchem sträuben sich dabei die Haare; das ist mir klar. Wozu ein Preisbindungsgesetz, obwohl wir doch den Markt stärken
wollen?
({2})
Es ist sinnvoll, bei dem Beispiel kurz innezuhalten. Ich
habe mir die internationalen Vergleichsdaten sehr genau angesehen. Es ist frappierend, was an einer solchen Maßnahme alles hängt. Wenn man Länder mit Buchpreisbindung mit Ländern ohne Buchpreisbindung vergleicht, dann
ergeben sich Unterschiede, die man kaum für möglich hält.
In Ländern mit Buchpreisbindung gibt es fünf- bis siebenmal so viele Buchhandlungen pro Einwohnergesamtheit, als in Ländern ohne Buchpreisbindung. Die Einnahmen aus wenigen Bestsellern sind in Ländern ohne
Buchpreisbindung höher. Auch die Auflagen sind wesentlich höher. Aber das Angebot an Büchern, die die Verlage
jedes Jahr auf den Markt bringen, ist wesentlich geringer.
Die Konzentrationsprozesse sind in Ländern ohne Buchpreisbindung sehr viel dramatischer als in Ländern mit
Buchpreisbindung.
Versetzen wir uns einmal - als Gedankenexperiment in die Situation, dass Kommunen, Länder und Bund versuchen würden, den Kahlschlag, den wir ohne Buchpreisbindung hätten, mit Subventionsmaßnahmen für das Kulturgut Buch zu verhindern, zum Beispiel für besonders
innovative Buchhandlungen oder Buchhandlungen, die
eine wichtige Rolle in den jeweiligen Stadtvierteln oder
Kommunen spielen und die sich ohne Subventionen auf
dem Markt nicht mehr halten könnten. Wir würden Verlage unterstützen, die ein breites Buchangebot bereitstellen, was sie sich aber angesichts der Marktgesetze nicht
mehr leisten können. Man stelle sich das einmal vor. Wir
wären dann rasch pleite. Die Kommunen, die Länder und
der Bund könnten sich das nicht leisten.
Das heißt, wir haben mit dem Buchpreisbindungsgesetz eine Kulturfördermaßnahme beschlossen, die keinen
der drei Ebenen etwas kostet, wenn man einmal von den
Arbeitsstunden unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
im Ausschuss absieht.
({3})
Ich will die anderen Beispiele aus der Bilanz dieser Legislaturperiode gar nicht auflisten. Ich will dazu nur sagen: Wir, Bund, Länder und Gemeinden, haben eine gemeinsame Verantwortung für die kulturelle Entwicklung
dieses Landes. Wir gestalten sie nicht inhaltlich, aber wir
gestalten die Rahmenbedingungen, innerhalb deren sich
diese Entwicklung darstellt. Wir wären sehr schlecht beraten, wenn wir aus der gemeinsamen kooperativen Verantwortung bei aller Notwendigkeit von Systematisierung
und Entflechtung aussteigen und in einen puren Konkurrenzkulturföderalismus überwechseln würden, der es am
Ende sehr viel schwerer machen würde, dieser kulturellen
Verantwortung des Staates wirklich gerecht zu werden.
({4})
Ich möchte zum Schluss auf etwas verweisen, das von
mir bewusst provokativ zugespitzt wird. Ich bin fest davon überzeugt, dass Deutschland insgesamt dringend aus
dieser Haltung des Beklagens und Bejammerns in manchen Feldern herauskommen muss. Dort, wo unsere Stärken liegen, sollten wir diese auch betonen.
({5})
Ich will nur eine einzige Zahl nennen. Die Hälfte aller
Theater und Opernbühnen der Welt befindet sich - man
glaubt es kaum - in den drei deutschsprachigen Ländern
Mitteleuropas. Wenn das keine Leistungsbilanz ist!
({6})
Umso wichtiger ist es, dass wir dieses Kulturgut Theater
bewahren. Was wir aber insgesamt als Bundesrepublik
Deutschland für die Kultur leisten, ist immens und hat internationale Auswirkungen. Theaterleute an der Ostküste
der USA haben Bedenken, wenn bei uns entsprechende
Spielräume nicht mehr bestehen, weil das sofort auf das
innovative Potenzial von Regisseuren und anderen in anderen Ländern der Welt zurückschlägt.
Wir haben eine Musiklandschaft, die sich international
sehen lassen kann. Es gibt nur wenige Länder, in denen
Ähnliches geleistet wird.
({7})
Mein Eindruck ist, dass die Offenheit in der deutschen
Bevölkerung für zeitgenössische Kunstentwicklungen
aller Sparten, die Neugier und das Interesse, sich auch auf
Unbequemes und Sperriges einzulassen, noch nie so groß
waren wie heute. Dass dies in der Nachkriegszeit so
schwierig war, hängt auch mit einer kulturellen Folge des
Nationalsozialismus mit allen seinen Geschmacksverirrungen, den Schwierigkeiten mit der Moderne und der
Abwehr dessen, was als importierte Kultur, insbesondere
aus den USA und anderen westlichen Ländern, empfunden wurde, zusammen. Das ist nach meinem Eindruck in
Deutschland überwunden. Die Sensibilität und Offenheit
der Bürgerschaft ist nach meiner Einschätzung so groß
wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg.
Interessanterweise korrespondiert das mit der Bereitschaft von Künstlerinnen und Künstlern, sich nicht nur
auf das kleine Feld der Kunstexperten, der Art World, der
Welt der Kunstzeitschriften, der Feuilletons, der Museen,
Galerien und Konzertsäle einzulassen, sondern die
Brücke zu den Bürgerinnen und Bürgern zu schlagen. Wer
sich die Documenta in Kassel ansieht, wird genau dies bestätigt finden: den Versuch, den Dialog zu führen, und
zwar über die engen Grenzen der Art World hinaus. Das
ist eine faszinierende Situation.
Wir haben beste Chancen, dass die Kultur und damit
auch die Kulturpolitik von der Bürgerschaft als zentrales
Feld zukünftiger politischer Gestaltung gesehen wird. Es
wird auch erwartet, dass wir das tun. In Zürich hat es vor
kurzem eine Debatte über die Frage gegeben, ob das Züricher Theater mehr Haushaltsmittel erhalten soll. Daraufhin wurden, wenn ich mich richtig erinnere, per Abstimmung - wahrscheinlich war die Mehrheit selten im
Theater - entschieden, 4 Millionen Franken zusätzlich in
den Haushalt einzustellen. Das ist ein gutes Signal. Ich
meine, wir müssen das kulturpolitisch nutzen.
({8})
Wir haben mit den Ländern die eine oder andere Differenz auszuräumen. Das haben wir uns bis Dezember vorgenommen. Ich will aber doch anmerken, dass wir uns
aufeinander zu bewegt haben. Ich persönlich bin der Auffassung, dass wir die Kompetenz des Bundes für Einrichtungen und Projekte von nationaler Bedeutung nicht
aufgeben sollten, auch wenn das gegenwärtig noch von
den Ländern bestritten wird. Darüber werden wir streiten
müssen und vielleicht finden wir bei Fortbestehen dieses
Dissenses eine pragmatische Lösung bzw. ein geeignetes
Verfahren. Es kann nicht sein, dass wir im Bereich der
Kultur kein kulturell orientierter Bundesstaat, sondern lediglich ein Staatenbund sind. Es gibt eine Verantwortung,
die nicht allein regional wahrgenommen werden kann. In
dieser Frage muss der Bund sehr deutlich Position beziehen. Ich meine, dass wir eine Lösung finden können.
Meine Hoffnung ist, dass diese kooperative Grundhaltung, die ich auch gegenüber den Ländern und den Kommunen in den vergangenen Monaten festgestellt habe und
die unsere Beratungen hier im Hause - vor allem im Kulturausschuss und zwischen Exekutive und Parlament insgesamt, aber auch im Haushaltsausschuss und den anderen
in Kulturangelegenheiten mitberatenden Ausschüssen geprägt hat, fortbesteht. Ich meine, dass das ein gutes Signal ist. Ich bin zuversichtlich, dass wir in der nächsten Legislaturperiode in diesem Geiste fortfahren, für die Kultur
zu wirken.
Danke schön.
({9})
Das Wort hat der Kollege Dr. Norbert Lammert.
Frau Präsidentin!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es hat eine gewisse Logik, dass am Beginn dieser Legislaturperiode die Neuordnung der Aufgabenwahrnehmung des Bundes im Bereich
der Kultur sowohl innerhalb der Bundesregierung als
auch innerhalb des Bundestages zu einem beachtlichen
Aufsehen in der interessierten Öffentlichkeit und insbesondere bei den Ländern geführt hat und dass damals
durchaus der eine oder andere kritisch nachgefragt hat, ob
diese größere Auffälligkeit des Bundes bei der Wahrnehmung seiner Aufgaben im Kunst- und Kulturbereich denn
eigentlich nötig und angemessen sei. Manche haben auch
gefragt, ob das denn zulässig sei.
Am Ende dieser Legislaturperiode diskutieren wir über
einen aus der Sicht der Länder sehr prinzipiell gemeinten
Anlauf, zu einer Systematisierung der Zuständigkeiten zu
kommen, der mit dem Begriff der Entflechtung von Aufgaben eher zu harmlos beschrieben ist.
({0})
Nun will ich gleich zu Beginn sagen - und das macht
auch der Antrag der CDU/CSU-Fraktion deutlich, der dieser Debatte zugrunde liegt -, dass wir für das Interesse der
Länder, für eine Fülle von im Laufe der Jahrzehnte zusammengewachsenen Aufgaben neue Zuordnungen zu
schaffen, viel Verständnis haben. Da ist sicher manches
im Laufe der Jahre in einer nicht immer überzeugenden
Weise zusammengewachsen mit dem Ergebnis, dass sich
keiner so richtig und ganz verantwortlich fühlt und die
Versuchung vielleicht auch auf beiden Seiten gelegentlich
hoch ist, Verantwortlichkeiten jeweils an die andere
Stelle zu schieben.
Ob es allerdings ein guter Einfall ist, die Entflechtung
von Gemeinschaftsaufgaben ausgerechnet im Kulturbereich zu beginnen, darüber kann man nicht nur streiten,
darüber muss man dringend streiten.
({1})
Deswegen hätte ich mir gewünscht, Herr Nida-Rümelin,
dass Sie neben den vielen zutreffenden Bemerkungen, die
Sie zu vielen anderen Themen gemacht haben, bis auf Ihre
ebenfalls zutreffenden knappen Bemerkungen am Ende
etwas stärker auf dieses Thema eingegangen wären,
({2})
das uns nach übereinstimmender Einschätzung offenkundig auch in der nächsten Legislaturperiode begleiten wird.
Ich will allerdings eine Bemerkung hinzufügen: Ich
hätte es auch nicht für eine Übertreibung gehalten, wenn
das mehrfach dezidiert erklärte Interesse der Länder an
dieser Frage durch die Anwesenheit wenigstens eines einzigen leibhaftigen Vertreters eines der real existierenden
Länder heute Abend zum Ausdruck gekommen wäre.
({3})
Wenn sich damit das fröhliche Missverständnis verbinden sollte, das könne man eh auf der exekutiven Ebene
untereinander abhandeln, will ich allerdings schon heute
Abend - und an dieser Stelle sicherlich nicht nur für
meine Fraktion - darauf hinweisen, dass es so gewiss
nicht laufen wird.
({4})
Vielmehr gehört diese Debatte in die Parlamente, sowohl
in den Bundestag als auch in die Länderparlamente; denn
wir reden hier über nicht mehr und nicht weniger als über
die Zukunft des deutschen Kulturföderalismus,
({5})
über ein Thema, das jeden Streit wert ist und jeden Steit
lohnt, aber das nicht in Kommissionen verhandelt und schon
gar nicht in Kommissionen entschieden werden kann.
Dass am Ende einer kulturpolitischen Entflechtungsdebatte für die Kultur mehr Mittel zur Verfügung stehen
als bisher, scheint mir eine eher einfältige Vorstellung zu
sein, die weder durch die Verfassungslage noch durch die
Haushaltslage von Bund und Ländern gedeckt ist. Wenn
aber von einem mehr oder weniger gleich bleibenden Finanzvolumen - das ist realistisch - die Rede ist, dann
muss man wissen, dass eine mit systematischem Ehrgeiz
betriebene Neufestlegung der Zuständigkeiten sehr handfeste Konsequenzen für eine Reihe von Kultureinrichtungen nach sich ziehen könnte, die bislang auch und zum
Teil wesentlich von der Unterstützung des Bundes abhängen und die sich eine Fortsetzung ihrer Arbeit ohne eine
solche Unterstützung - zu Recht - nur schwer vorstellen
können.
Die Mitverantwortung des Bundes für herausragende
Einrichtungen und Ereignisse im Kunst- und Kulturbereich ist unverzichtbar. Sie darf nach unserer Überzeugung und nach dem Wortlaut unseres Antrages gerade
deshalb nicht auf die Hauptstadt Berlin und die Bundesstadt Bonn beschränkt sein. Umgekehrt muss der Anspruch der Bundesländer auf eine besondere Verantwortung für den Kulturstaat Deutschland auch und gerade in
der Mitwirkung an der Wahrnehmung gesamtstaatlicher
Aufgaben im Kulturbereich deutlich werden.
Ich komme jetzt auf eine besonders brisante Frage zu
sprechen, die sich nach meiner optimistischen Einschätzung heute etwas entspannter darstellt als zurzeit der
kraftvollen Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz
Ende des letzten und Anfang dieses Jahres: auf die Frage
nach der Zukunft der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Immerhin hatten die Ministerpräsidenten am 20. Dezember vergangenen Jahres beschlossen, dass der Bund
die Stiftung Preußischer Kulturbesitz einschließlich ihrer
Finanzierung in eigene Verantwortung übernimmt und
dass sich die Bundesländer aus dem Finanzierungsabkommen zurückziehen.
({6})
An dieser Stelle ist man fast geneigt zu sagen: Wenn die
Bundesländer entweder nicht bereit oder in der Lage sind,
ihre Interessen selber wahrzunehmen, dann wollen wir es,
wenn es denn sein muss, für sie mittun.
({7})
Dies kann jedenfalls weder im Interesse des Kulturstaates
Deutschland liegen noch eine intelligente Wahrnehmung
des Kulturföderalismus sein. Bei nüchterner Betrachtung
müssten die Bundesländer eigentlich ein vitales Interesse
daran haben, über die Stiftung Preußischer Kulturbesitz
eine gesamtstaatliche Verantwortung in der Kultur wahrzunehmen und damit umgekehrt den Bund in die Mitverantwortung für herausragende Kultureinrichtungen sowie
Kulturveranstaltungen von nationaler und internationaler
Bedeutung in den Bundesländern zu zwingen.
({8})
Erst der Anspruch des Bundes auf Alleinvertretung des
Kulturstaates nach innen und außen macht die Bundesländer kulturpolitisch zur Provinz.
Ich habe im Übrigen ohnehin nie verstanden, warum
die regionale Wirtschaftsförderung - ich betone: regionale Wirtschaftsförderung -, der Hochschulbau und der
Küstenschutz im Grundgesetz verankerte Gemeinschaftsaufgaben von Bund und Ländern bleiben sollen
({9})
- das ist die historische Erklärung für das Zustandekommen, aber eine in der Sache nur begrenzt durchschlagende
Begründung; das werden Sie, Herr Kubatschka, freundlicherweise einräumen -, während die ohne verfassungsrechtliche Fixierung gemeinsam von Bund und Ländern
getragenen Kultureinrichtungen dringend entflochten
werden müssen. Die Förderung von Kunst und Kultur ist
ganz gewiss eine nicht minder dringliche Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern wie die Bereiche, die ich
vorhin genannt habe.
({10})
Deswegen macht es sicherlich Sinn, dass wir uns mit
der Kulturpolitikern eigenen Neigung, sich fröhlich und
konzentriert an der Sache zu orientieren, weiterhin um die
Klärung der zum Teil schwierigen Themen bemühen. Allein der Umstand, dass aus der Absicht, mal eben innerhalb eines halben Jahres - fast hätte ich gesagt: auf dem
Wege des Zurufs - beschlussreife Empfehlungen zustande zu bringen, nichts geworden ist und dass zum Zeitpunkt der beabsichtigten Beschlussfassung eigentlich
nicht mehr als eine Wiedervorlage mit dem Ziel vereinbart worden ist, Ende dieses Jahres neu über das strittige
Thema zu reden, eröffnet beiden Seiten die Möglichkeit,
über ein kompliziertes Thema in aller Ruhe neu nachzudenken. Mein Eindruck ist, dass die Bereitschaft dazu sowohl aufseiten des Bundes als auch aufseiten der Länder
besteht. Es ist überhaupt gut, dass sich der Abgleich von
Problemen und den damit verbundenen Interessen bei
dem zur Diskussion stehenden Thema relativ unabhängig
von Fraktions- und Parteilinien vollzieht. Dieser Abgleich
erfolgt auch mit Blick auf die tatsächliche Verhandlungslage eher unter dem Motto: die Kulturpolitiker und der
Rest der Welt.
({11})
- Wenn Sie darauf bestehen, muss ich einräumen, dass mir
die Formulierung nicht mal so eben unterlaufen ist, sondern dass sie auf einer relativ sorgfältigen Beobachtung
der Lage in den Ländern beruht,
({12})
was vielleicht auch schon eine Erklärung dafür ist, dass
sich keiner der Kultusminister bei dieser Debatte sehen
lassen wollte.
Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, in diesem
Hohen Hause zu arbeiten ist zweifellos eine hohe Ehre.
Hier zu arbeiten ist nicht immer vergnüglich,
({13})
aber das muss es ja auch nicht sein. Deswegen möchte ich
am Ende dieser Legislaturperiode festhalten, dass die gemeinsame Arbeit im Ausschuss für Kultur und Medien sowie die Zusammenarbeit zwischen Parlament und Regierung eine nun wirklich ausgesprochen befriedigende war.
({14})
Es hat den von uns behandelten Themen auch ganz bestimmt nicht geschadet, dass es bei allen Beteiligten zu jedem Zeitpunkt eine große Bereitschaft gegeben hat, bei
einem freundlichen Umgangston untereinander doch
streng an der Sache orientiert zu sein und insbesondere
nicht Gründe dafür zu suchen, dass man etwas nicht gemeinsam machen kann, sondern nach Möglichkeiten zu
suchen, wie man Kunst und Kultur in Deutschland stärken
kann. Wenn wir das auch in der nächsten Legislaturperiode so fortsetzen, wovon ich fast überzeugt bin,
({15})
und wenn es dann gelingt, Herr Kollege Kubatschka,
diese Orientierung auch zur gemeinsamen Orientierung
bei Bund-Länder-Verhandlungen zum Thema „Entflechtung und Systematisierung der Kulturarbeit“ zu machen,
({16})
dann wäre das Ziel fast schon erreicht, das mit einer solchen Operation erreicht werden muss, nämlich nicht
Kompetenzstreitigkeiten auszutragen, sondern einen gemeinsamen Beitrag zur Stärkung von Kunst und Kultur in
Deutschland zu leisten.
({17})
Das Wort hat die Kollegin Dr. Antje Vollmer.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es
gibt niemanden in diesem Parlament, glaube ich, der nicht
weiß, was der Föderalismus für die Entwicklung einer
gelungenen Demokratie in der Bundesrepublik geleistet
hat. Er hat dafür gesorgt, dass sich das Land gleichmäßig
entwickeln konnte, zum Beispiel durch die Formulierung
von Gemeinschaftsaufgaben. Er hat immer dafür gesorgt,
dass die Beschlüsse in Bonn oder in Berlin einer sehr breiten, sozusagen flächendeckenden, demokratischen Kontrolle unterworfen waren. Er hat vor allem geholfen, das
fatale Erbe des Zentralismus eines totalitären Staates zu
überwinden. Diese Bedeutung des Föderalismus bleibt
und deswegen verteidigen wir ihn.
({0})
Deswegen versuchen wir, auch in Europa föderale Strukturen zu entwickeln.
Ungeachtet dessen hat sich - ich möchte es einmal so
sagen - manches an Unsitten im Föderalismus verbreitet.
Die schlimmste dieser Unsitten ist, dass man die demokratische Chance des Föderalismus immer mehr zu parteipolitischen Zwecken missbraucht, dass manches, was
unter dem Deckmantel „Einspruch des Bundesrates“ daherkommt, einfach ein Einspruch aufgrund einer parteipolitischen Konstellation ist. Das wird auf Dauer ein Problem, und zwar ein Problem für die Durchsetzung von
Reformvorhaben.
({1})
Deswegen bin ich auch der Meinung, dass uns eine
größere Debatte über den Föderalismus im zusammenwachsenden Europa und über den allmählichen Wandel
der Strukturen hin zu Europatauglichkeit bevorsteht.
Schon häufiger ist es so gewesen, dass eine solche Debatte
sozusagen probeweise im Kulturbereich geführt worden
ist. So ist es uns jetzt tatsächlich passiert, wobei auch ich
die Weisheit der Länder bezweifelt habe, als sie diese Debatte ausgerechnet im Hinblick auf die Stiftung Preußischer Kulturbesitz geführt haben. Da kann ich Herrn
Lammert nur zustimmen: Das verstehe, wer kann.
Schließlich haben die Länder in den 50er-Jahren vor
dem Bundesverfassungsgericht geklagt, um durchzusetzen, dass sie und nicht der Bund darüber bestimmen. Jetzt
wollen sie ihre Ansprüche - sozusagen als Morgengabe dem Bund zukommen lassen, obwohl Ruhm und Ehre der
Stiftung Preußischer Kulturbesitz gerade darin bestehen,
das uns überlassene Erbe nicht allein in der Hauptstadt zu
pflegen, sondern für eine flächendeckende Teilhabe an
diesem kulturellen Erbe zu sorgen.
Der zweite Einspruch war der Einspruch gegen die
Bundeskulturstiftung. Er ist für meine Begriffe genauso
unverständlich, sodass man manchmal denkt: Sind da
keine intelligenten Leute am Werke? Wie man in einer
Zeit, in der es so schwer ist, für Kultur Geld zu bekommen - ich erinnere an den Druck, der zum Beispiel auf den
Sozialhaushalten lastet, und daran, dass wir in einer Zeit
hoher Arbeitslosigkeit leben -, die Chance, der Gegenwartskultur umfangreiche Mittel zukommen zu lassen,
unterminieren kann, habe ich nicht begriffen. Auch dieses
Vorgehen war nicht besonders weise.
Die entscheidende Frage ist, wie wir eine zukunftsorientierte Föderalismusdebatte führen können. Diese Debatte wird vor allen Dingen die Frage „Was wollen wir bewahren?“ thematisieren müssen. Diese Debatte sollte so
gestaltet sein, dass sie für Europa wesentliche und positive Anstöße gibt. Das Problem in den europäischen Debatten ist im Moment: Alle spüren, dass die Debatten
nicht regional genug geführt werden, dass es, um überhaupt voranzukommen, eine immer größere Machtkonzentration in der Exekutive gibt, und dass deswegen alle
nach Instrumenten wie dem des Föderalismus suchen, mit
denen Mitbestimmung und Aufteilung von Verantwortung organisiert werden können.
Wir werden natürlich weiter darüber diskutieren, wenn
es um Fragen der Kulturpolitik geht. Ziel dieser Diskussionen wird es sein, die Vielfältigkeit zu bewahren. Im
Zusammenhang mit der so genannten Entflechtungsdebatte möchte ich zwei Prinzipien festhalten:
Erstens. Was immer wir neu aufteilen wollen, es darf
nicht auf Kosten der Projekte und der Institutionen gehen.
Zweitens. Was immer wir neu aufteilen wollen, es darf
nicht auf Kosten der Kommunen gehen. Manchmal,
wenn ich Debattenbeiträge aus den Ländern höre, habe
ich den Eindruck, dass die Länder die wirklich großen
Sorgen der Kommunen überhaupt nicht ernst nehmen.
Wenn ich es richtig sehe, dann wird ein Hauptteil dessen,
was uns an kulturellem Erbe überliefert worden ist, in den
Kommunen gepflegt. Die Geschichte zeigt: Das, was die
Länder als kulturelles Erbe beanspruchen, stammt aus einer Zeit, in der sich die einzelnen Länder selbst als kleine
Zentralstaaten verstanden haben oder von den Bürgern,
insbesondere in den Städten, die Kultur von unten gestalten lassen wollten.
Wenn die Länder den Kommunen nicht helfen, dann
- das kann man an der Theaterlandschaft sehen - werden
die Kommunen dieses Erbe auf Dauer nicht verteidigen
können. Mein Vorschlag für unsere Linie in der Zukunft
lautet: Der Bund sollte sich in der Föderalismusdebatte
mit den Kommunen verbünden. Die Kommunen brauchen unsere Hilfe. Wenn Bund und Kommunen gemeinsam vorgehen - man könnte von einer Zangenbewegung
sprechen -, dann wird es, glaube ich, möglich sein, die
Länder zu einer Debatte einzuladen, deren Inhalt nicht
Besitzstandswahrung ist, sondern eine gleichermaßen
kommunal- und europataugliche Zukunft.
Danke.
({2})
Jetzt spricht der Kollege Hans-Joachim Otto.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Verehrte Kolleginnen
und Kollegen! Ich gehöre einer Partei an, der man einen gewissen Wunsch nach Autosuggestion nachsagt. Diese Autosuggestion, jedenfalls mein persönliches Vermögen dazu,
ist aber nicht so stark, dass ich jetzt so weit gehe, alle schönen und hehren Worte, die heute gesprochen worden sind,
für bare Münze zu nehmen. Das gilt insbesondere, was die
Rolle von Kunst und Kultur in diesem Hause und die Möglichkeiten des Bundes, sie durchzusetzen, anbelangt.
Lieber Herr Nida-Rümelin, es ist immer wieder eine
Freude, Ihnen zuzuhören. Was Sie sagen, ist von hohem
intellektuellen Glanz.
({0})
Mit anderen Worten: Es handelt sich um schöne intellektuelle Wolken. Nur, im Zusammenhang mit dem Thema,
über das wir heute zu sprechen haben und bei dem es in
der Tat einige Probleme gibt, war es nun wirklich nicht
allzu konkret, was Sie gesagt haben.
({1})
Da ich im Gegensatz zu meinen Vorrednern, die zum
Teil weit über zehn Minuten Redezeit hatten, nur einen
sehr knappen Zeitrahmen habe, um den vielfältigen Erwartungen an meine Rede zu genügen, will ich gleich
Wasser in den Wein schütten, wie man es von mir erwartet:
({2})
Wir haben mitnichten, weder im Deutschen Bundestag
noch in den Landtagen, die Fragen geklärt, die sich im
Verhältnis zwischen Bund und Ländern abzeichnen. Es
gibt eine klare Kompetenzzuweisung im deutschen
Grundgesetz. Das hat Michael Naumann einmal als Verfassungsfolklore abgetan. Aber wir haben von diesen Fakten auszugehen und müssen die Empfindlichkeiten der
Länder zur Kenntnis nehmen. Diese hängen natürlich
auch damit zusammen, dass die Kompetenzen der Länder
in anderen Gebieten über Jahre und Jahrzehnte immer
weiter beschnitten wurden. Wir als Kulturpolitiker des
Bundes werden uns also gemeinsam darauf einzustellen
haben - hier ist sicherlich einmal die Gemeinsamkeit zu
betonen -, dass es Widerstand gibt. Das heißt, wir werden
wohl von uns aus Vorschläge machen müssen, wie wir die
nationale Verantwortung des Bundes in Zukunft geregelt
sehen wollen.
Wir gehen, jedenfalls was die Frage der Bundeskulturstiftung anbelangt, ein gutes Stück mit. Wir sind allerdings auch der Meinung, dass wir alle Anstrengungen unternehmen müssen, um die Kulturstiftung der Länder mit
der Bundeskulturstiftung zusammenzuführen.
({3})
Wir müssen aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, uns
auch Gedanken darüber machen, wie wir das Erfolg versprechend umsetzen können. Alle Redner haben ja betont,
dass das nicht zulasten der Projekte gehen darf; denn
Kompetenzstreitigkeiten langweilen die Künstler und
sind eigentlich nur eine Sache der Politiker. Wir müssen
also dazu beitragen, dass die Politik stärkere Verantwortung für Kunst und Kultur wahrnimmt. Es gibt dafür ja ein
Beispiel in Berlin: Der Hauptstadtkulturvertrag hat immerhin dazu geführt, dass fünf konkrete Projekte in die finanzielle und sonstige Verantwortung des Bundes übertragen wurden.
Ich bin wohl etwas mehr als all meine Vorredner bereit,
eine Entflechtung auch bei sonstigen kulturellen Projekten durchzuführen. Ich frage mich: Bedarf es wirklich einer finanziellen Unterstützung des Bundes für die Festspiele in Bayreuth? Bedarf es überhaupt finanzieller
Unterstützung für die Festspiele in Bayreuth? Bedarf es
wirklich einer Unterstützung der Bamberger Symphoniker, der Philharmonia Hungarica, des Deutschen
Museums usw.? Darüber müssen wir reden. Können wir
nicht den Ländern sagen: „Ihr übernehmt für diese
Leuchttürme die alleinige Verantwortung; wir als Bund
konzentrieren uns auf die unverzichtbaren Aufgaben, die
vom Bund wahrgenommen werden müssen“?
({4})
Dazu gehören sicherlich, aber nicht allein, die Hauptstadtkulturförderung, die Schaffung von Rahmenbedingungen, die auswärtige Kulturpolitik und einige andere
Projekte, zu denen die Bundeskulturstiftung Anstöße geben muss.
Ich will abschließend - diese Legislaturperiode ist ja
nunmehr herum - gerne bestätigen, dass es, wie es der
Kollege Lammert gesagt hat, überwiegend Freude gemacht hat, in diesem Ausschuss zu arbeiten, auch wenn
nicht immer Konsens bestand. Ich finde aber, dass zur Politik auch Streit und Diskurs gehören. In der nächsten Legislaturperiode haben wir eine große Aufgabe vor uns. Ich
will, lieber Herr Nida-Rümelin, nicht die Spiele fortsetzen, wer nach dem 22. September die Verantwortung
trägt.
({5})
Wer auch immer, Herr Tauss. - Aber dann wird sehr konkret zu klären sein, wie wir dem Kulturföderalismus unter Berücksichtigung der Empfindlichkeiten, die es ja
gibt, sauber Rechnung tragen, sodass im Ergebnis - das
wollen wir ja alle - wirklich eine Stärkung von Kunst und
Kultur erreicht wird, ohne dass Empfindlichkeiten der
Länder berührt werden, Eifersüchteleien entstehen oder
Kompetenzstreitigkeiten fortgesetzt werden.
Es bleibt also noch eine Menge für uns zu tun. Ich freue
mich auf diese Aufgabe. Den Kollegen, die mich hier so
erwartungsfroh anschauen, muss ich leider sagen: Ich
werde mich auch in Zukunft darum bemühen, im Ausschuss für Kultur und Medien mitzuarbeiten. Ich muss Sie
also enttäuschen: Ich werde mich weiter für diese Fragen
einsetzen.
Vielen Dank, meine Damen und Herren.
({6})
Der Kollege
Dr. Heinrich Fink von der PDS hat seine Rede zu Proto-
koll gegeben.1) - Ich sehe keinen Widerspruch. Damit
kann ich die Aussprache schließen.
Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlagen auf
den Drucksachen 14/9098 und 14/8736 an die in der
Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
Sind Sie damit einverstanden? - Das ist der Fall. Dann
sind die Überweisungen so beschlossen.
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Ausschusses für Kultur und Medien auf Drucksache 14/7702 zu
dem Antrag der Fraktion der FDP mit dem Titel „Kulturföderalismus in Deutschland erhalten“. Der Ausschuss
empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 14/4911 ({0}) abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? Gegenprobe! - Enthaltungen? - Die Beschlussempfehlung ist gegen die Stimmen von CDU/CSU- und FDPFraktion bei Enthaltung der PDS angenommen.
Ich rufe Tagesordnungspunkt 9 sowie Zusatzpunkt 4
auf:
9. Beratung des Antrags der Abgeordneten Gustav
Herzog, Doris Barnett, Rainer Brinkmann
({1}), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Ulrike
Höfken, Steffi Lemke, Albert Schmidt ({2}), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Qualitätsoffensive im öffentlichen Personenverkehr - Verbraucherschutz und Kundenrechte stärken
- Drucksache 14/9671 Hans-Joachim Otto ({3})
1) Anlage 15
ZP 4 Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen ({4}) zu dem Antrag der
Abgeordneten Dr. Michael Meister, Dirk Fischer
({5}), Eduard Oswald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU
Verbraucherschutz im Bereich des öffentlichen
Personenverkehrs noch immer unzureichend
- Drucksachen 14/8853, 14/9696 Berichterstattung:
Abgeordnete Karin Rehbock-Zureich
Die Kolleginnen und Kollegen Jella Teuchner, Gustav
Herzog, Dr. Michael Meister, Ulrike Höfken, Horst
Friedrich ({6}) und Christine Ostrowski haben ihre
Reden zu Protokoll gegeben.1) - Ich sehe großes Einverständnis im gesamten Hause.
Wir kommen deshalb zur Abstimmung über den Antrag
der Fraktion der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen
auf Drucksache 14/9671 mit dem Titel „Qualitätsoffensive im öffentlichen Personenverkehr - Verbraucherschutz und Kundenrechte stärken“. Wer stimmt für diesen
Antrag? - Gegenprobe! - Enthaltungen? - Der Antrag ist
gegen die Stimmen von CDU/CSU- und FDP-Fraktion
bei Enthaltung der PDS angenommen.
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen auf Drucksache 14/9696 zu dem Antrag der Fraktion der CDU/CSU
mit dem Titel „Verbraucherschutz im Bereich des öffentlichen Personenverkehrs noch immer unzureichend“. Der
Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 14/8853
abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? Gegenprobe! - Enthaltungen? - Die Beschlussempfehlung ist gegen die Stimmen der CDU/CSU bei Enthaltung
der FDP angenommen.
Ich rufe Tagesordnungspunkt 10 auf:
Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten
Rainer Brüderle, Gudrun Kopp, Paul K. Friedhoff,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Daseinsvorsorge in der sozialen Marktwirtschaft
- Drucksachen 14/5192, 14/6249 Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. - Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.
Erste Rednerin für die Bundesregierung ist die Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks.
Frau Präsidentin! Meine
Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
„So viel Markt wie möglich, so viel Planung wie nötig“,
dies ist das berühmte Brückenwort von Karl Schiller aus
dem Godesberger Programm der Sozialdemokratischen
Partei von 1959. Das ist für mich noch immer eine prägnante Zusammenfassung der Aufgabe der Wirtschaftspolitik in Deutschland.
Hieran orientiert sich auch die Bundesregierung. Die
marktwirtschaftliche Ordnung beruht auf dem Grundsatz
dezentraler Entscheidung. Funktioniert diese Ordnung, so
führt dies zu einer bestmöglichen Güterversorgung der Gesellschaft und gewährt ein hohes Maß an individueller Freiheit. Wo aber die privaten Märkte nur unvollkommen funktionieren oder wo der Staat andere als ökonomische
Zielsetzungen verfolgt, entsteht eine Aufgabe für den Staat.
Wir sehen dabei zwei zentrale Felder: Einerseits gilt es,
Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen sich private
wirtschaftliche Aktivitäten so effizient, beschäftigungsorientiert und umweltverträglich wie möglich entfalten
können. Andererseits ist es unsere Aufgabe, dort wirksame Unterstützung zu leisten, wo es die Solidarität mit
den sozial Schwächeren erfordert. Das Leitbild unserer
Wirtschafts- und Finanzpolitik ist deshalb die ökologische und soziale Marktwirtschaft.
({0})
Die Tätigkeit des Staates ist in der Marktwirtschaft deshalb keineswegs ein Fremdkörper, sondern trägt selbst zur
Etablierung und Stabilisierung der marktwirtschaftlichen
Ordnung bei.
({1})
- Liebe sozialdemokratischen Freunde, was ist los mit
euch?
({2})
- Auch ich stelle fest, dass die CDU/CSU zuhört. Bei der
SPD sitzen mehr, deshalb gibt es dort mehr Krach, aber es
sollte jetzt trotzdem genug sein.
Leistungen der Daseinsvorsorge, die im Mittelpunkt
der heute debattierten Großen Anfrage stehen, sind dabei
ein wichtiges Element. Die bei uns gewachsenen Strukturen der öffentlichen Daseinsvorsorge haben sich über einen langen Zeitraum entwickelt und zu einer zufrieden
stellenden Versorgung mit den entsprechenden Gütern
und Dienstleistungen und einem hohen Maß an sozialer
Sicherheit geführt. Anzuerkennen sind hier insbesondere
die Verdienste der Kommunen. Sie haben auf der Grundlage der kommunalen Selbstverwaltung für einen Großteil der Aufgaben Verantwortung übernommen.
({3})
Die Leistungen der Daseinsvorsorge haben deshalb
eine große Bedeutung im deutschen Gesellschaftsmodell.
Dies gilt aber auch für die europäische Ebene. Der hohe
Stellenwert dieser Leistungen im Rahmen der gemeinsa-
men Werte der Europäischen Union und ihre wichtige
Rolle bei der Förderung des sozialen und territorialen Zu-
sammenhalts werden im Vertrag zur Gründung der Euro-
päischen Gemeinschaft hervorgehoben.
Völlig unbestritten ist aber, dass die Rahmenbedingun-
gen der Politik einem ständigen Wandel unterliegen. Ich
nenne nur folgende Stichworte, die Ihnen allen natürlich
geläufig sind: Globalisierung, Ökologie, demographische
Vizepräsidentin Petra Bläss
1) Anlage 16
Entwicklung. Dies sind die Herausforderungen unserer
Zeit. Dies führt immer wieder zu neuen Herausforderungen, auch für den öffentlichen Sektor. Es ist daher unumgänglich, dass die umfassende Modernisierung von Staat
und Gesellschaft weiter vorangebracht wird.
({4})
Es geht darum, die Aufgabenverteilung zwischen öffentlichem und privatem Sektor zukunftsfähig zu gestalten
sowie die Effektivität und Effizienz der Aufgabenwahrnehmung durch den Staat dort, wo es notwendig und geboten ist, ständig zu verbessern.
Die Politik darf angesichts dieser Herausforderungen
natürlich nicht den Kopf in den Sand stecken, was leider
über viele Jahre in der Vergangenheit geschehen ist.
({5})
Viele Probleme sind nicht angegangen, sondern konsequent verschleppt worden. Erst die Regierung Schröder
ist gegen den Reformstau angegangen und hat ihn aufgelöst.
({6})
Wir sind auf einem guten Weg, eine neue Balance zwischen der Eigenverantwortung jedes Einzelnen und dem
Gemeinsinn in einer sozialen und ökologischen Marktwirtschaft herzustellen. Wir trauen den Bürgerinnen und
Bürgern einerseits mehr Selbstständigkeit zu. Andererseits konzentrieren wir uns, dem Leitbild eines aktivierenden Staates folgend, stärker auf unsere Kernaufgaben
und schaffen so den notwendigen Raum für erfolgreiche
private Initiative.
({7})
Diese Überlegungen gelten grundsätzlich auch für den
Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge. Um eine möglichst effektive Aufgabenwahrnehmung zu gewährleisten,
kann es zum Beispiel angezeigt sein, ehemalige Monopolbereiche national und auf Gemeinschaftsebene für den
Wettbewerb zu öffnen. So haben zum Beispiel die Liberalisierungen im Telekommunikations-, Post- und Energiesektor zu Effizienzsteigerungen und deutlichen Verbesserungen in der Versorgung der Bevölkerung mit
diesen Dienstleistungen geführt.
({8})
- Herr Kollege, Sie wissen, dass dafür Grundgesetzänderungen notwendig waren. Das hätten Sie ohne die Sozialdemokratie nicht machen können.
({9})
Die Bundesregierung treibt deshalb die eingeleiteten
Liberalisierungsschritte mit Nachdruck, aber natürlich
auch mit Weitsicht und Umsicht voran; denn es muss sichergestellt werden, dass die Liberalisierungsschritte
nicht zu Wettbewerbsverzerrungen insbesondere zwischen den Mitgliedstaaten der EU führen. Welche Art der
Bereitstellung bei den unterschiedlichen Leistungen der
Daseinsvorsorge letztendlich vorzuziehen ist, lässt sich
nicht pauschal ableiten. Vielmehr muss fallweise unter
Berücksichtigung sektorspezifischer Besonderheiten entschieden werden. Dies gilt auch im Hinblick auf die noch
laufenden oder in der Zukunft anstehenden Reformen,
wie zum Beispiel in der Wasserwirtschaft oder im ÖPNV.
({10})
Die Bundesregierung steht aber in allen Bereichen
dafür ein, dass die gewachsenen Strukturen der öffentlichen Daseinsvorsorge nur behutsam und kontinuierlich
angepasst werden. Das heißt, wir sind in den vergangenen
Jahren auf dem Weg der Modernisierung von Wirtschaft
und Gesellschaft in Deutschland entscheidend vorangekommen. Dies ist uns vor allem deshalb gelungen, weil
wir eine schlüssige Position zu den wesentlichen Gestaltungsprinzipien und Entwicklungslinien der sozialen und
ökologischen Marktwirtschaft haben. Dies gilt für die
Steuer- und Haushaltspolitik, aber genauso für die Renten- und Gesundheitspolitik sowie für weitere Maßnahmen auf den Arbeitsmärkten.
({11})
Dies gilt auch im Hinblick auf eine vernünftige Weiterentwicklung der Aufgabenerfüllung bei den Leistungen
der Daseinsvorsorge.
Die Bundesregierung hat einen klaren Kurs, den sie
fortsetzen wird. Wir setzen auf Konsequenz und Systematik im Gegensatz zu Beliebigkeit und Aktionismus der
Opposition.
Herzlichen Dank.
({12})
Jetzt spricht der Kollege Hartmut Schauerte für die Fraktion der CDU/CSU.
({0})
Herr Präsident!
Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Es ist
schön, dass wir uns in so stattlicher Zahl um die Daseinsvorsorge sorgen.
Die Gradlinigkeit und die Konsequenz, sehr geehrte
Frau Hendricks, von der Sie gesprochen haben, vermissen
wir leider. Ich möchte das gar nicht in das Zentrum meiner Ausführungen stellen. Trotzdem möchte ich vorweg
an ein paar Dinge erinnern: Wir haben nach wie vor Wettbewerbsverzerrungen zulasten der Privaten. Wir haben
nach wie vor in vielen Bereichen Vorteile, Privilegien und
Schutzzäune für öffentliches Handeln und Tun. Wir wissen eigentlich, dass der Wettbewerb beim öffentlichen Organisieren schwächer ausgebildet ist als beim privaten
Handeln und dass dort, wo er schwächer ausgebildet ist,
die Gefahr besteht, dass die Kosten steigen und die Konsumenten bzw. Verbraucher größere Lasten zu tragen haben. Deswegen sind wir verpflichtet, immer wieder nachzusehen, wo wir dies verbessern können. Im Zweifel
müssen wir Vorfahrt für die private Organisation von wirtschaftlicher Tätigkeit gewähren.
Es muss uns ja schon zu denken geben, dass wir heute
jährlich etwa 400 Milliarden bis 500 Milliarden DM öffentlich-rechtlich wirtschaftlich organisieren. Das sind
etwa 12 Prozent des Bruttoinlandsproduktes; das ist ein
nach wie vor hoher Anteil. Deswegen sprechen wir über
einen großen wirtschaftlichen Block und über eine wichtige Fragestellung. Wenn man eine Gesellschaft und einen
Staat fit machen möchte, dann muss man schauen, ob man
auch in diesem Bereich Dinge besser machen kann.
Es gibt für uns eigentlich keine wirklich ideologischen,
sondern pragmatische Fragen. Was ist besser für die Bürger? Was rechnet sich besser? Was ist effektiver? Was ist
effizienter? Das sind die Fragen, die uns leiten. Wir haben
da kein Brett vor dem Kopf.
({0})
- Schön, dass Sie sich an Ihre Bretterlandschaft erinnern,
Herr Tauss. Das finde ich ganz enorm. - Wir sind nicht
vernagelt, sondern wir gehen direkt an die Fragestellungen heran.
Im Telekommunikationsbereich haben wir einige
Bewegungen, die rückwärts gewandt sind. Wir haben in
der Regulierung im Postbereich einige Bewegungen, die
rückwärts gehen. In den letzten vier Jahren haben wir
nicht gerade eine glänzende Wettbewerbsbilanz; das muss
uns eigentlich mit Sorgen erfüllen. Wir haben keinen
Grund zum Jubeln.
Ich möchte einen anderen Punkt ansprechen, der uns
allen Sorgen macht: Wenn eine bestimmte Stadtwerkskonstruktion sinnvoll privat gemacht werden könnte,
dann müssten wir dennoch die Sorge haben, dass sie an einen großen Konzern verkauft oder übermorgen von einem
Konzern erworben wird.
({1})
Die Konzerne bilden dann in den bestimmten Sektoren
- wir alle wissen ja, worüber wir in diesem Zusammenhang sprechen - sehr schnell Oligopole sogar Monopole.
Wir haben dann die unerfreuliche Entwicklung, dass wir
den nicht begrüßenswerten Zustand eines quasi kleinen
staatlichen oder öffentlich-rechtlichen Monopols, das
dem Wettbewerb nicht richtig ausgesetzt ist und kein
Konkursrisiko trägt, durch eine Hinführung in oligopole
Bereiche ersetzen, die wir auch nicht wollen. Das ist ein
Problem, das sich uns stellt.
Ich möchte in diese Debatte einen Gedanken einbringen, der in unserer Fraktion noch nicht vorgestellt wurde,
den ich aber für hochinteressant halte. Sie wissen ja, dass
ich im ehrenamtlichen Bereich Präsident eines westfälischen Genossenschaftsverbandes bin.
({2})
Warum überlegen wir nicht einmal völlig ideologiefrei?
Wäre ein Ausweg aus diesem Dilemma, das sich bei einer
wirklich privaten Organisation dieser Betriebe ergibt,
nicht das Vermeiden der Abwanderung in konzentrierte
Bereiche? Ein Ansatz wäre, zu sagen: Wir geben den Bürgern einen Teil ihrer Stadt zurück und wir bilden Genossenschaften, an denen sie sich beteiligen. Wir kennen das
im Wohnungsbau und in anderen Bereichen. Das ist nicht
ganz fremd; aber für Stadtwerksbetriebe haben wir es eigentlich nie gemacht.
({3})
Die Fragestellung ist wirklich interessant, ob das nicht
eine Möglichkeit wäre. Man kann das in Stufen machen.
Die Stadt möchte gern verkaufen, weil sie Geld braucht.
Aber sie möchte es nicht gern in fremde Hände geben. Sie
möchte es im Besitz der Bürger halten. Das wäre durch
eine genossenschaftliche Organisationsform möglich.
Wir sollten prüfen, ob durch diese Organisationsform
nicht ein Teil der Probleme gelöst werden könnte. Dieser
Gedanke ist sinnvoll. Der Vorteil wäre, dass diese Unternehmen in die wirtschaftliche Selbstständigkeit entlassen
werden könnten, dass sie also - das möchte ich noch einmal sagen - aus der politischen Steuerung, die ein Demokratieproblem im Bereich der öffentlichen Wirtschaft darstellt, herausgenommen werden könnten.
Die einen sagen: Es gibt eine politische Kontrolle. Ich
sage: Wir kombinieren wirtschaftliche und politische
Macht. Ob genügend Transparenz, Distanz und Kontrolle
vorherrschen, wenn diese beiden Felder zusammenkommen, ist zu prüfen. Bei solchen Kombinationen wächst
manches zusammen und verfilzt auch manches. Wir wissen doch, wie Gremien besetzt werden, wer Kontrolle
ausübt usw. Das kann uns nicht zufrieden stellen.
Der Gedanke, das vorherrschende System aufzubrechen,
ohne uns auf die Organisationsstruktur kapitalistischer Unternehmen zu konzentrieren, ist deswegen ganz interessant.
Ich bitte Neugierige, sich mit dieser Frage ein wenig zu beschäftigen. Wir werden an diesem Thema arbeiten.
({4})
Ich will an einige andere Beispiele erinnern. Im Energiesektor erwarten wir für morgen eine wichtige Entscheidung. Die Fusion von Eon und Ruhrgas stellt keinen Weg zu einer Stärkung des Marktes dar. Es mag sein,
dass es keinen anderen Weg gibt. Diese Frage will ich im
Moment nicht abschließend beantworten. Diese Vorgänge
muss man allerdings mit einem Grummeln im Bauch sehen, weil das ein weiterer Schritt zur Konzentration eines
Marktes ist, den wir liberalisieren wollen. Das ist ein hoch
problematischer Vorgang.
Im Bereich der Telekommunikation - ich habe darauf bereits hingewiesen - haben sich viele selbstständige
und innovative Gründer darauf verlassen, dass dieser
Markt wirklich liberalisiert wird. Sie merken jetzt, dass
sie allein gelassen und auf ein Spielfeld gestellt wurden,
auf dem der Einfluss des Monopolisten noch nicht ausreichend beschränkt wurde.
Im Bereich der Banken haben wir einiges erreicht.
Dadurch, dass die Garantien und Staatshaftungen zurückgefahren wurden, wurde mehr Wettbewerb hergestellt.
Lassen Sie mich für die CDU allerdings auch deutlich sagen: Wir haben kein Interesse daran, das dreigliedrige
Kreditgewerbe in Deutschland zu zerschlagen. Wir sagen
Ja zu öffentlich-rechtlichen Banken. Es ist für uns kein
Thema, dass wir sie brauchen. Wir wollen, dass sie mit
den anderen Banken in einem fairen Wettbewerb stehen.
Es ist wahr, dass sich die Privatbanken aus der
großflächigen Versorgung der Unternehmen mit Bankdienstleistungen weitgehend zurückgezogen haben. Dort
nur noch eine, zum Beispiel eine genossenschaftliche,
Struktur zu haben, wäre im Sinne des Wettbewerbs nicht
zu akzeptieren; denn wir brauchen mindestens zwei Banken. Für mittelständische Unternehmen ist es ein großes
Dilemma: Wenn man bei der einen regionalen Bank sozusagen unten durch ist, hat man keine andere Chance
mehr. Für sehr viele Unternehmen in Deutschland ist das
eine Existenzfrage. Deswegen sagen wir zu dem dreigliedrigen Banksystem ein klares Ja,
({5})
aber mit fairen, nachvollziehbaren Bedingungen. Jeder
muss sagen können: Wir haben sozusagen die gleichen
Turnschuhe an; der Beste soll das Rennen machen.
Bei der Abfallwirtschaft wehren wir uns dagegen, dass
die Kommunen immer mehr versuchen, die Bereiche, die
bisher in der freien Bewirtschaftung angesiedelt waren, in
die kommunale Zwangswirtschaft zurückzuholen. Das
kann kein vernünftiger Weg sein. Das ist mit uns nicht zu
machen. Wenn wir einen neuen Regierungsauftrag bekommen, werden wir darauf achten, dass auf diesem Gebiet keine Chancen vertan werden.
Interessant ist der Bereich der Wasserwirtschaft, der
mit vielen Ideologien behaftet ist. Etwa 1,6 Prozent der
deutschen Wasserversorger sind private Unternehmen.
Sie haben keine wirkliche Machtposition. Wir von der
Union bewerten die Frage der Privatisierung der Wasserwirtschaft etwas anders als bei der Energie, weil das Wasser auch Lebensmittel ist. Deswegen schließen wir den
Bereich der Wasserwirtschaft bei dieser Betrachtung aber
nicht vollkommen aus.
Wir alle wissen, dass es durchaus private Wasserversorger gibt, die gleich gute Qualität, gleiche Zuverlässigkeit und Ortsnähe bieten. Die privaten Wasserversorger
transportieren beispielsweise nicht Gletscherwasser aus
Norwegen über viele Kilometer nach Deutschland, sondern gewinnen das Wasser aus den Gewässern der Region
und verteilen es entsprechend. Die Kunden dieser Wasserwerke spüren keinen Unterschied zu einem öffentlichrechtlichen Betrieb.
Wir müssen diesen Bereich offen und ideologiefrei diskutieren. Gemeinden müssen frei entscheiden können, ob
sie die Wassergewinnung selbst betreiben oder lieber abgeben wollen. Da muss der Gesetzgeber gar nicht eingreifen.
Es kann auch sein, dass jemand ein Wettbewerbswassersystem aufbauen will. Man muss darüber reden, ob das
in jedem Fall mit Anschluss- und Benutzungszwang geschützt werden muss. Aber ich würde niemals sagen: Die
Gemeinden dürfen das nicht oder die gewachsene Wasserversorgungsstruktur muss zerschlagen werden. Das
soll sich doch nach den besten Lösungen sortieren. Wenn
die Kunden Wasser mit höchster Qualität haben wollen,
wenn sie es aus ihrer Region haben wollen und wenn sie
eine bestimmte Rechtsform wünschen, lassen wir sie doch
darüber entscheiden. Wir sollten ideologiefrei und praktisch damit umgehen und Effizienzsteigerung und Innovationsvorteile nutzen. Das ist doch in Ordnung.
({6})
Wir haben viele Bedrohungen und wir haben nach wie
vor eine zunehmende wirtschaftliche Betätigung der öffentlichen Hand. Das muss nicht sein. Wir gehen relativ
ideologiefrei an diese Frage heran und schauen genau hin.
Wir wollen das im Gespräch mit den Bürgern organisieren; denn gegen die Bürger kann man bezüglich der Stadtwerke nicht entscheiden. Auch da könnte die genossenschaftliche Idee durchaus hilfreich sein. Wir müssen die
Dinge entzerren, sie in einen stärkeren Wettbewerb stellen und ansonsten auf Effizienz und Nachhaltigkeit achten.
Wo haben wir eigentlich ein Problem?
Herr Kollege Schauerte, bitte keine neuen Gedanken.
Nur eine Schlussbemerkung: Wir haben nur dann ein Problem, wenn wir
die Macht, die mit der Leitung öffentlicher Unternehmen
verbunden ist, in der Politik so wichtig nehmen. In der Sache haben wir es eigentlich nicht. Die Macht und die
Machtausübung sollten unser Handeln aber nicht bestimmen.
Herzlichen Dank.
({0})
Das Wort
hat jetzt die Kollegin Michaele Hustedt von Bündnis 90/
Die Grünen.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Daseinsvorsorge ist ein merkwürdig altmodisch anmutendes Wort.
Aber es ist ein hochaktuelles Thema. Wir sagen Ja zur
Liberalisierung ehemaliger Monopolmärkte, weil wir
schon daran glauben, dass Wettbewerb mehr Effizienz,
mehr Service und mehr Kreativität bringt, dass er die Kosten und häufig auch die Umweltbelastung reduziert. Ein
einfacher Vergleich zwischen DDR und BRD zeigt, dass
Umweltbelastung durch Effizienz und Wettbewerb reduHartmut Schauerte
ziert werden kann. Mit einer Vielfalt der Akteure, die untereinander konkurrieren, können eben Effizienz- und
Wohlstandsgewinne für Verbraucher, für die Wirtschaft,
für die Beschäftigten und für die Umwelt erreicht werden.
Deswegen haben wir uns entschlossen, auch ehemalige
Monopolmärkte europaweit zu liberalisieren. Wir Grüne
haben das immer sehr wohlwollend und auch fordernd
begleitet.
Aber es muss selbstverständlich gewährleistet sein,
dass die Bürger Zugang zu Gas, Wasser, Post und Telekommunikationsleistungen erhalten. Das sind lebenswichtige Güter, die den Bürgern Tag und Nacht zur Verfügung stehen müssen.
({0})
Es geht dabei schließlich nicht um den Verkauf von Autos
oder Schuhen. Für die Gas- und Stromversorgung oder
auch für den Zugang zur Telekommunikation ist eine Infrastruktur notwendig. Deswegen ist es etwas anderes, als
ob man über Autos oder über Brötchen redet.
({1})
Wer sorgt in diesem liberalisierten Markt für die Sicherheit, dass die Versorgung gewährleistet ist? Das ist
eine aktuelle Frage, weil, wie man sehen kann, durchaus
auch große Konzerne wie zum Beispiel Enron in den
USA Konkurs anmelden können.
({2})
- In der Tat. Auch große Unternehmen sind vor dem Konkurs nicht gefeit. - Es ist also notwendig, dass Staat und
Kommune die Gewährleistung für die Versorgungssicherheit auch in liberalisierten Märkten, also die Daseinsvorsorge, übernehmen. Aber sie müssen es nicht selbst machen. Sie können die Leistungen ausschreiben und dann
dem günstigsten Anbieter diese Daseinsvorsorge übertragen.
Die ausschreibenden Stellen müssen zudem die Möglichkeit erhalten, auch ökologische und soziale Kriterien
für die Leistungserbringung zu definieren. Deswegen war es
auch gut, dass in der europäischen Vergaberichtlinie festgehalten worden ist, dass auch ökologische Kriterien eine
Rolle spielen. Es war bedauerlich, dass die Union mit ihrer
Mehrheit im Bundesrat das Tariftreuegesetz blockiert hat.
({3})
Ergänzend dazu brauchen wir aus meiner Sicht neue
Haftungsregelungen; denn im Markt müssen die Unternehmen auch Qualität garantieren. Es gibt zum Beispiel
Industriezweige, die auf Stromlastschwankungen unglaublich empfindlich reagieren und bei denen die gesamte Produktion durch solche Schwankungen zerstört
werden kann. Den Unternehmen dieses Industriezweigs
muss es möglich sein, den Lieferanten auf Schadensersatz
verklagen zu können, wenn die Qualität nicht stimmt. Dadurch ist der Anreiz gegeben, auch bei einem liberalisierten Wettbewerb auf die Qualität zu achten.
Herr Schauerte hat bereits angesprochen, dass Kommunen öffentliche Infrastrukturen - Stadtwerke zum Beispiel - an private Konzerne, Duopole oder Oligopole verkaufen und es dadurch zu einem Konzentrationsprozess
kommt. Das hängt natürlich damit zusammen, dass die
Kommunen unter starkem finanziellen Druck stehen.
Ich finde den Vorschlag, den Herr Schauerte heute ins
Gespräch gebracht hat, reizvoll. Man sollte auch über genossenschaftliche Modelle nachdenken, beispielsweise
darüber, dass Kommunen ihre Stadtwerke an die Bürger
verkaufen und diese daran demokratische und wirtschaftliche Teilhabe erlangen. Es ist ein unglaublich interessanter Gedanke, dass die Bürger mitentscheiden, wie viel
Strom, Wasser oder Gas produziert wird. Dieser Gedanke
ist demokratisch und beinhaltet die Chance, auf den liberalisierten Märkten Wettbewerb zu garantieren. Das muss
kein flächendeckendes Modell sein; aber da, wo es in den
Kommunen Engagement für diese Dinge gibt, kann es ein
attraktiver Ansatz sein, den wir als Parlament weiterentwickeln sollten.
({4})
Wir müssen darauf achten, dass bei den liberalisierten
Märkten kein Konzentrationsprozess einsetzt, der zu Oligopolen führt. Das heißt, wir brauchen eine stärkere Fusionskontrolle - Herr Schauerte hat die morgige Entscheidung
angesprochen - und ein stärkeres Kartellrecht. Auch das
sind Instrumente, die auf diesen Märkten notwendig sind.
Wir brauchen - das möchte ich als Letztes ansprechen eine Gemeindefinanzreform, damit der Druck von den
Kommunen genommen wird und sie wieder Spielräume
erlangen. Sie brauchen ausreichende Mittel für ihre Gestaltungsspielräume.
({5})
Die Arbeitsgruppe, die die Bundesregierung eingerichtet
hat, ist ein guter und wichtiger Schritt. Auf diesem Weg
sollten wir weitergehen.
Ich danke Ihnen.
({6})
Das Wort
hat der Kollege Gerhard Schüßler von der FDP-Fraktion.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen
und Herren! Eine Vorbemerkung: Es dient sicherlich nicht
der Daseinsvorsorge der Kolleginnen und Kollegen, wenn
die nächtlichen Debatten bis in den frühen Morgen fortgesetzt werden.
({0})
Unter dem Vorwand der Daseinsvorsorge werden viele
Bereiche dem Markt entzogen und staatlicher Kontrolle
und Regie unterstellt.
({1})
- Herr von Larcher, bei Ihnen bin ich nie vorsichtig. - Das
gilt insbesondere für Energie, Wasser, Verkehr, Telekommunikation und Post und ist allenfalls historisch erklärbar, aber nicht zu rechtfertigen.
Die Berufung auf den Begriff Daseinsvorsorge in der
Diskussion um öffentliche Leistungserbringung geht ins
Leere. So sah man es noch vor zehn Jahren in weiten
Kreisen der deutschen Politik als selbstverständlich an,
dass zum Beispiel die Telekommunikation ein Teil der
Daseinsvorsorge zu sein hatte. Heute sind die Telefongebühren auf einem Zehntel des damaligen Preisniveaus.
({2})
Wir sind alle dankbar und froh, dass die Telekommunikation eben nicht mehr Teil der Daseinsvorsorge ist, sondern
dem marktwirtschaftlichen Wettbewerb von circa 150 Unternehmen unterliegt. Das ist der Unterschied, Herr Kollege von Larcher.
Neuerdings ist es die Universaldienstleistungspflicht,
die angeblich unerlässlich ist und Privatisierungen zum
Beispiel bei Post und Telekommunikation hemmt.
({3})
Aber immer ist es ein angebliches Kundeninteresse, das
gleichwohl von der öffentlichen Verwaltung und von niemand anderem definiert wird.
Das bringt uns zum Kern der Debatte: Der Begriff der
Daseinsvorsorge taugt nicht mehr zur Begründung staatlicher Leistungserbringung. Staatliche Leistungserbringung darf nur im allgemeinen Interesse erfolgen. Dabei ist
aber strikt auf die Notwendigkeit zu achten.
({4})
Die Beschränkungen im Bereich von Energie und Verkehr liegen mit ihren Monopolpreisen aber gerade nicht
im allgemeinen Interesse. Sie erklären sich historisch aus
dem Aufbau der großen Infrastrukturen für Energieerzeugung, Verkehr oder Telekommunikation. Die Begründung
trägt jedoch nicht mehr, da heute der entwickelte Kapitalmarkt sehr gut in der Lage ist, notwendiges Investitionskapital zur Verfügung zu stellen.
Wie willkürlich Daseinsvorsorge gehandhabt wird,
zeigt sich auch daran, dass noch niemand auf die Idee gekommen ist, eine flächendeckende staatliche Versorgung
mit Brot und Brötchen zu fordern - beispielsweise ein
Bäcker auf 1 000 Bürger.
({5})
Das allgemeine Interesse kann daher nur in der sicheren,
verlässlichen und möglichst günstigen Versorgung der
Bevölkerung bestehen. Die Erfahrung lehrt uns, dass die
Marktwirtschaft und der Wettbewerb dazu besser als der
Staat in der Lage sind.
({6})
Hinter der Berufung auf die Daseinsvorsorge steht häufig immer noch der alte sozialistische Traum, Herr Kollege von Larcher,
({7})
dass der Staat zur Versorgung der Bürger besser als die
freie Wirtschaft in der Lage sei. Unter anderen Vorzeichen
nennt man das Planwirtschaft, Herr Kollege.
({8})
Wenn jetzt die Europäische Kommission an den staatlichen Monopolen im Bereich Energie und ÖPNV zu rütteln beginnt, dann liegt die Vorstellung vom gemeinsamen
Markt zugrunde. Insoweit besteht in der EU ein Konsens
über die marktwirtschaftliche Ordnung. Wenn Deutschland weite Teile dem Markt entzieht, kann das die Kommission angesichts des Ziels der Verträge nicht hinnehmen. Es ist schade, dass Deutschland, das sich doch als
Marktwirtschaft definiert, nicht aus eigener Kraft die notwendigen Reformen leisten kann, sondern erst von Brüssel vorgeführt werden muss.
({9})
Meine Kolleginnen und Kollegen, die Erfahrung zeigt,
dass dort, wo staatliche Monopole und Unternehmen
Leistungen erbringen, die Bürger Gebühren und Preise
über Marktniveau zahlen müssen. Zudem entsteht durch
die Verflechtung mit der Politik genau jenes Umfeld, das
wie im Kölner Beispiel zu Korruption verleitet.
({10})
Darum fordert die FDP, dass die staatlichen Monopole auf
die Bereiche begrenzt werden, die tatsächlich im allgemeinen Interesse liegen. Öffentliche Leistungserbringung
darf nur zulässig sein, wenn die Marktwirtschaft dazu
nicht in der Lage ist.
({11})
Bei der Deregulierung und Liberalisierung der Märkte
sind durch geeignete gesetzliche Rahmenbedingungen
fairer Wettbewerb und Mindeststandards sicherzustellen. Dann kann die Marktwirtschaft ihre Effizienzvorteile
entfalten. Das ist sozial, das ist im Interesse zukunftsfähiger Arbeitsplätze und im Interesse der Verbraucher. Den
Menschheitsbeglückern, die unter dem Deckmantel von
Universaldienst oder Daseinsvorsorge Bürokratien dem
Rechtfertigungszwang entziehen wollen,
({12})
werden wir Liberale stets energisch Widerstand leisten.
({13})
Herr Präsident, lassen Sie mich aus Anlass meiner letzten Rede noch einen Wunsch aussprechen. Ich bin für die
langen Jahre dankbar, die ich diesem Hause angehören
durfte. Ich bin vielen Menschen begegnet; dies war eine
Bereicherung für mich. Viele Beziehungen werden auch
fortdauern. Ich wünsche dem neu zu wählenden Deutschen Bundestag, dass er den politisch Andersdenkenden
mehr Respekt entgegenbringt, und wünsche allen seinen
Mitgliedern, unbeschadet aller MeinungsverschiedenheiGerhard Schüßler
ten, einen sorgfältigeren Umgang miteinander. Das wünsche ich auch all denjenigen, die ihre freien Volksvertreter wählen. Diesen Wunsch möchte ich zum Schluss an
das neue Parlament richten, dessen Arbeit ich mit Interesse verfolgen werde.
Danke schön.
({14})
Herr Kollege Schüßler, ich möchte Ihnen im Namen des ganzen
Hauses für die vielen Jahre erfolgreicher und kollegialer
Zusammenarbeit danken. Wir wünschen Ihnen für die
kommenden Jahre alles Gute und viel Erfolg.
({0})
Die Rede des Kollegen Dr. Uwe-Jens Rössel soll zu
Protokoll1) genommen werden. - Sie sind damit einverstanden.
Dann rufe ich als letzten Redner zu diesem Tagesordnungspunkt den Kollegen Lothar Binding von der SPDFraktion auf.
Herr Präsident! Sehr verehrte
Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Eine
alte Regel besagt: Wer fragt, führt. Insofern beinhaltet das
Fragestellen immer eine große Chance. Die FDP aber hat
diese Chance bei ihrer Großen Anfrage vertan.
({0})
Die 57 Fragen in der Großen Anfrage zu den zukünftigen
Aufgaben im Spannungsfeld zwischen Markt und Staat
werden der Bedeutung dieses Themas nicht gerecht.
Barbara Hendricks hat sehr ausführlich zum Subsidiaritätsprinzip als Grundsatz für staatliches Handeln
Stellung genommen. Ich glaube, dass dies den richtigen
Weg zeigt.
({1})
Die EU-Kommission definiert Leistungen der Daseinsvorsorge als marktbezogene oder nicht marktbezogene Tätigkeiten, die im Interesse der Allgemeinheit erbracht und daher von den Behörden mit spezifischen
Gemeinwohlverpflichtungen verknüpft werden.
Wenn man alle Fragen, die die FDP gestellt hat, durchgeht, merkt man, dass sie ausschließlich von der Sorge
geprägt sind, dass die private Wirtschaft genau dann Schaden nehmen könnte, wenn sich der Staat engagiert. Ich
glaube, dass uns genau dies in eine Sackgasse führt.
({2})
Denn wenn wir nur diese Sorge pflegen, werden wir der
Bedeutung des Spannungsverhältnisses zwischen Staat
und Markt nicht gerecht.
Ich glaube, dass wir dies an einer einfachen Fragestellung sehr deutlich zeigen können. Sie haben sich in Ihren
Fragen um Wasserversorgung, Telekommunikation, Energie, Abfall, Verkehr, Transportwesen, Steuerpolitik und
auch um das Kreditwesen gekümmert. Man muss sich
aber einmal fragen, ob nicht Gemeinwohlverpflichtungen auch dort bestehen müssen, wo man sich um die Arbeit selbst kümmert. Die private Wirtschaft hätte die Aufgabe, sich um Arbeit für alle zu kümmern.
({3})
Genau an dieser essenziellen Stelle versagt die private
Wirtschaft und erwartet anschließend vom Staat, dass er
diese Lücken schließt.
Ich glaube, dass wir in diesem Teufelskreis nach Lösungen suchen müssen, die Sie mit Ihren Fragen hätten erschließen müssen.
({4})
Ich möchte zu dem Teufelskreis etwas sagen, weil ich
auch Kommunalpolitiker bin. Wir wissen, dass im Kommunalhaushalt - Sie müssen jetzt einen Moment konzentriert zuhören, weil ich keine entsprechende Grafik zeigen
kann - steigende Transferleistungen zu verzeichnen sind.
Dies führt zu sinkenden Zuführungen im Investitionshaushalt. Dies führt zu sinkenden Investitionen. Dies ist
der öffentliche Bereich. Wie durch ein Wunder überschreiten wir jetzt die Grenze hin zur privaten Wirtschaft.
Denn sinkende Investitionen bedeuten weniger Aufträge.
Weniger Aufträge bedeuten weniger Arbeitsplätze. Weniger Arbeitsplätze bedeuten steigende Arbeitslosigkeit.
Steigende Arbeitslosigkeit bedeutet höhere Transferleistungen. Jetzt ist dieser Teufelskreis geschlossen.
({5})
Wenn wir diesen Teufelskreis durchbrechen wollen,
müssen wir in der Beschäftigungspolitik eine andere Orientierung finden. Wenn wir Ihre Frage 22 untersuchen, die
sehr verräterisch darauf hindeutet, dass Sie kritisch gegenüber Beschäftigungsgesellschaften eingestellt sind
und, dann stellt sich die Frage, ob Beschäftigungsgesellschaften eigentlich Beschäftigung im ersten Arbeitsmarkt
verhindern. Das Gegenteil ist aber der Fall. Der erste Arbeitsmarkt ist hoch subventioniert, grenzt Arbeit aus und
schafft Arbeitslosigkeit. Der zweite Arbeitsmarkt, also
der des staatlichen Engagements, ist hoch alimentiert,
schafft Arbeitsplätze, aber nur als Übergangssystem und
Notbehelf.
({6})
Ich möchte Ihnen gern ein System andeuten, das euro-
paweit unter dem Stichwort „das dritte System“ darge-
stellt wird.
Das dritte System umfasst sozialwirtschaftlich arbei-
tende Betriebe, die übrigens nicht Non-Profit-Betriebe,
sondern Not-for-Profit-Betriebe heißen. Das Besondere
1) Anlage 17
ist, dass diese Betriebe am Markt Gewinn machen wollen,
um diese Gewinne vor dem Hintergrund der sozialen und
sonstigen Leistungsdefizite ihrer Mitarbeiter für diese zu
reinvestieren.
({7})
Ich kann sehr gut verstehen, dass Sie diesem Gedanken
nicht folgen können; denn bei Ihnen wird die Profit-Orientierung ausschließlich unter privatrechtlichen und am
Privaten orientierten Gesichtspunkten gesehen. Wir sagen, dass man bei Erzielung eines Gewinns hinsichtlich
einer Gemeinwohlorientierung auch eine Verpflichtung
hat. Deshalb ist es wichtig, dass im dritten System sozialwirtschaftliche Betriebe unterstützt werden.
({8})
Das Besondere daran ist, dass genau diese Betriebe die
von Ihnen genannten Anforderungen erfüllen, nämlich
Steuern zahlen, Sozialabgaben leisten und damit das gesamtgesellschaftliche System stabilisieren.
({9})
Ich will das hinsichtlich einer Aufwärtsspirale am Arbeitsmarkt demonstrieren; denn beim Start dieses dritten
Systems geht es um Eigeninitiative und vielleicht auch
um Kredite oder Contracting. Wenn man dieses Mittel in
der Kommune einsetzt, erhält man erste kleine zusätzliche
Aufträge, man hat erste kleine sinkende Arbeitslosenzahlen, damit einhergehend sinkende Transferkosten, eine
- jetzt kommen wir wieder in den alten Kreislauf; nur in
einer Aufwärtsspirale - steigende Zuführung zum Investitionshaushalt, steigende Investitionen, mehr Aufträge,
mehr Arbeitsplätze, weiter sinkende Arbeitslosenzahlen,
weiter sinkende Transferkosten usw.
Das Besondere dieses Vorschlags besteht darin, dass
wir eine Verknüpfung zwischen Staat und Markt herstellen. Bei der Differenzierung zwischen Staat und Markt
gehen wir eben nicht von Konkurrenzsystemen, sondern
von Kooperation aus. Ich glaube, wenn wir die Daseinsvorsorge unter dem Gesichtspunkt der Kooperation zwischen Staat und Markt sehen - unter den eben vorgestellten Systemvoraussetzungen -, erhalten wir auch für
Europa ein zukunftsfähiges Modell.
Der Begriff des dritten Systems ist in Europa sehr viel
stärker etabliert als in Deutschland, weil bei uns offensichtlich noch die Sorge dominiert, dass dieses System
den ersten Arbeitsmarkt zerstören könnte. Dieses traurige
Ergebnis wird leider auch durch die vielen Fragen der
FDP verstärkt. Deshalb zielen Sie in die falsche Richtung.
Schönen Dank.
({10})
Ich
schließe die Aussprache.
({0})
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 11 a und 11 b sowie
Zusatzpunkt 5 auf:
a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Gesundheit ({1})
- zu dem Antrag der Fraktionen der SPD und
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Stärkung von Prävention und Gesundheitsförderung
- zu dem Antrag der Abgeordneten Ulf Fink,
Wolfgang Lohmann ({2}). Dr. Wolf
Bauer, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der CDU/CSU
Prävention umfassend stärken
- Drucksachen 14/9224, 14/9085, 14/9701 -
Berichterstattung:
Abgeordnete Helga Kühn-Mengel
b) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen
der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur
Verbesserung des Zuschusses zu ambulanten
medizinischen Vorsorgeleistungen
- Drucksache 14/9357 ({3})
Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit ({4})
- Drucksache 14/9702 Berichterstattung:
Abgeordneter Aribert Wolf
ZP 5 Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Gesundheit ({5}) zu dem Antrag der Abgeordneten
Dr. Dieter Thomae, Detlef Parr, Dr. Irmgard
Schwaetzer, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion FDP
Für eine leistungsfähige und bezahlbare Ge-
sundheitsversorgung
- Drucksachen 14/9054, 14/9703 -
Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Martin Pfaff
Zum Gesetzentwurf der Fraktionen der SPD und des
Bündnisses 90/Die Grünen liegt ein Entschließungsantrag
der Fraktion der FDP vor.
Ich darf Ihnen sagen, dass von diesem Tagesordnungs-
punkt an alle Reden zu Protokoll gegeben werden sollen.1)
Lothar Binding ({6})
1) Anlagen 18 bis 27
Ich hoffe, dass Sie damit einverstanden sind. - Ich sehe
keinen Widerspruch. Ich bitte noch ein wenig um Aufmerksamkeit, weil wir eine Reihe von Abstimmungen und
Überweisungen vorzunehmen haben.
Tagesordnungspunkt 11 a. Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Ausschusses für Gesundheit auf
Drucksache 14/9701. Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 1
seiner Beschlussempfehlung die Annahme des Antrags
der Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache 14/9224 mit dem Titel „Stärkung von
Prävention und Gesundheitsförderung“. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? - Wer stimmt dagegen? Wer enthält sich? - Die Beschlussempfehlung ist mit den
Stimmen der Koalitionsfraktionen und der PDS gegen die
Stimmen der CDU/CSU und der FDP angenommen.
Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt der
Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion der
CDU/CSU auf Drucksache 14/9085 mit dem Titel
„Prävention umfassend stärken“. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der
übrigen Fraktionen angenommen.
Tagesordnungspunkt 11 b. Abstimmung über den von
den Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Verbesserung des Zuschusses zu ambulanten medizinischen Vorsorgeleistungen, Drucksache 14/9357. Der Ausschuss für
Gesundheit empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 14/9702, den Entwurf eines Gesetzes in der
Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
wollen, um das Handzeichen. - Gegenstimmen? - Enthaltungen? - Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung
mit den Stimmen aller Fraktionen bei Gegenstimmen der
FDP-Fraktion angenommen.
Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. - Gegenstimmen? - Enthaltungen? - Der Gesetzentwurf ist
mit gleichem Quorum angenommen.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion der FDP auf Drucksache 14/9720. Wer
stimmt für diesen Entschließungsantrag? - Gegenstimmen? - Enthaltungen? - Der Entschließungsantrag ist mit
den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der PDS bei Gegenstimmen der FDP und Enthaltung der CDU/CSU abgelehnt.
Zusatzpunkt 5, Beschlussempfehlung des Ausschusses
für Gesundheit auf Drucksache 14/9703 zu dem Antrag
der Fraktion der FDP mit dem Titel „Für eine leistungsfähige und bezahlbare Gesundheitsversorgung.“ Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 14/9054 abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? Gegenstimmen? - Enthaltungen? - Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und
der PDS bei Gegenstimmen der FDP und Enthaltung der
CDU/CSU angenommen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 12 auf:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Kultur und Medien
({7})
- zu dem Antrag der Abgeordneten Markus
Meckel, Eckhardt Barthel ({8}), Wilhelm
Schmidt ({9}), weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten
Dr. Antje Vollmer, Dr. Helmut Lippelt, Kerstin
Müller ({10}), Rezzo Schlauch und der Fraktion
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Für ein europäisch ausgerichtetes Zentrum
gegen Vertreibungen
- zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Norbert
Lammert, Bernd Neumann ({11}), Klaus
Brähmig, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU
Zentrum gegen Vertreibungen
- zu dem Antrag der Abgeordneten Hans-Joachim
Otto ({12}), Dr. Edzard Schmidt-Jortzig,
Dr. Klaus Kinkel, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der FDP
Für ein europäisches Zentrum gegen Vertreibungen
- Drucksachen 14/9033, 14/8994 ({13}), 14/9661 Berichterstattung:
Abgeordnete Eckhardt Barthel ({14})
Dr. Antje Vollmer
Hans-Joachim Otto ({15})
Dr. Heinrich Fink
Auch hier werden die Reden zu Protokoll genommen.1)
Es liegt eine Erklärung nach § 31 unserer Geschäftsord-
nung der Kollegen Ulla Jelpke, Dr. Winfried Wolf und an-
derer vor. Diese nehmen wir zu Protokoll.2)
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Ausschusses für Kultur und Medien auf Drucksache 14/9661. Der
Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner Beschlussempfehlung, den Antrag der Fraktionen der SPD und des
Bündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache 14/9033 mit
dem Titel „Für ein europäisch ausgerichtetes Zentrum gegen Vertreibungen“ in der Ausschussfassung anzunehmen.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Wer stimmt
dagegen? - Wer enthält sich? - Die Beschlussempfehlung
ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen bei Enthaltung der übrigen Fraktionen angenommen.
Unter Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU auf Drucksache 14/8594 ({16}) mit dem Titel „Zentrum gegen Ver-
treibungen“. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
lung? - Gegenstimmen? - Enthaltungen? - Die Be-
schlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalitions-
fraktionen und der PDS-Fraktion bei Gegenstimmen der
CDU/CSU-Fraktion und Enthaltung der FDP-Fraktion
angenommen.
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
1) Anlage 19
2) Anlage 11
Schließlich empfiehlt der Ausschuss für Kultur und
Medien unter Buchstabe c seiner Beschlussempfehlung
die Ablehnung des Antrags der Fraktion der FDP auf
Drucksache 14/9068 mit dem Titel „Für ein europäisches
Zentrum gegen Vertreibungen“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Gegenstimmen? - Enthaltungen? Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der PDS bei Gegenstimmen der FDP
und Enthaltung der CDU/CSU angenommen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 13 auf:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Kultur und Medien
({17}) zu dem Antrag der Abgeordneten
Jörg Tauss, Monika Griefahn, Eckhardt Barthel
({18}), weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der SPD sowie der Abgeordneten Grietje Bettin,
Dr. Antje Vollmer, Kerstin Müller ({19}), Rezzo
Schlauch und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/
DIE GRÜNEN
Reform der Medien- und Kommunikationsordnung für die Wissens- und Informationsgesellschaft verwirklichen
- Drucksachen 14/8649, 14/9664 Berichterstattung:
Abgeordnete Monika Griefahn
Norbert Lammert
Hans-Joachim Otto ({20})
Angela Marquardt
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Ausschusses für Kultur und Medien auf Drucksache 14/9664 zu
dem Antrag der Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen mit dem Titel „Reform der Medienund Kommunikationsordnung für die Wissens- und Informationsgesellschaft verwirklichen“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 14/8649 anzunehmen.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Gegenstimmen? - Enthaltungen? - Die Beschlussempfehlung
ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der
PDS bei Gegenstimmen von CDU/CSU und FDP angenommen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 14 auf:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend ({21})
- zu dem Antrag der Abgeordneten Christel
Riemann-Hanewinckel, Dr. Hans-Peter Bartels,
Anni Brandt-Elsweier, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordenten Irmgard Schewe-Gerigk, Kerstin Müller
({22}), Rezzo Schlauch und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Rechtsanspruch auf Beratung im Mutterpass
zusätzlich festschreiben
- zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Maria
Böhmer, Wolfgang Bosbach, Maria Eichhorn,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU
Vermeidung von Spätabtreibungen - Hilfen
für Eltern und Kinder
- Drucksachen 14/9030, 14/6635, 14/9494 Berichterstattung:
Abgeordnete Hanna Wolf ({23})
Maria Eichhorn
Ina Lenke
Irmingard Schewe-Gerigk
Monika Balt
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend auf Drucksache 14/9494. Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung die Annahme des Antrags der
Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen
auf Drucksache 14/9030 mit dem Titel „Rechtsanspruch
auf Beratung im Mutterpass zusätzlich festschreiben“.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Gegenstimmen? - Enthaltungen? - Die Beschlussempfehlung
ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen, der FDPFraktion und der PDS-Fraktion gegen die Stimmen der
CDU/CSU-Fraktion angenommen.
Unter Nr. 2 empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung des
Antrags der Fraktion der CDU/CSU auf Drucksache 14/6635 mit dem Titel „Vermeidung von Spätabtreibungen - Hilfen für Eltern und Kinder“. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? - Wer stimmt dagegen? Wer enthält sich? Die Beschlussempfehlung ist mit den
Stimmen der Koalitionsfraktionen und der PDS-Fraktion
bei Gegenstimmen von CDU/CSU und FDP und Enthaltung des Kollegen Schmidt von Bündnis 90/Die Grünen
angenommen.
Ich rufe Zusatzpunkt 6 auf:
Dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD
und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur
Änderung des Stasi-Unterlagen-Gesetzes
- Drucksachen 14/9219, 14/9650 ({24})
Beschlussempfehlung und Bericht des Innenausschusses ({25})
- Drucksache 14/9591 Berichterstattung:
Abgeordnete Dieter Wiefelspütz
Hartmut Büttner ({26})
Cem Özdemir
Dr. Edzard Schmidt-Jortzig
Ulla Jelpke
Es liegt ein Änderungsantrag der Fraktionen der SPD,
des Bündnisses 90/Die Grünen und der FDP sowie ein
Entschließungsantrag der Fraktion der PDS vor.
Auch hier liegen Erklärungen nach § 31 der Geschäfts-
ordnung der Kollegin Sylvia Bonitz1) und des Kollegen
Dr. Heinrich L. Kolb2) und anderer vor. Die Erklärungen
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
1) Anlage 12
2) Anlage 13
werden zu Protokoll genommen. Sie können sie nachlesen, wenn Sie Interesse haben.
Wir kommen zur
dritten Beratung
und Schlussabstimmung über den von den Fraktionen der
SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen eingebrachten Gesetzentwurf zur Änderung des Stasi-UnterlagenGesetzes, Drucksachen 14/9219, 14/9591, 14/9641 und
14/9650. Es liegt ein Änderungsantrag der Fraktionen der
SPD, des Bündnisses 90/Die Grünen und der FDP auf
Drucksache 14/9717 vor, über den wir zuerst abstimmen.
Wer stimmt für diesen Änderungsantrag? - Wer stimmt
dagegen? - Wer enthält sich? - Der Änderungsantrag ist
mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der FDPFraktion bei Enthaltung von CDU/CSU und PDS angenommen.
Wir kommen nun zur Schlussabstimmung über den
Gesetzentwurf mit den soeben beschlossenen Änderungen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf mit den
soeben beschlossenen Änderungen zustimmen wollen,
sich zu erheben. - Gegenstimmen? - Enthaltungen? - Der
Gesetzentwurf ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der FDP-Fraktion bei Enthaltung der PDS-Fraktion und Gegenstimmen der CDU/CSU-Fraktion angenommen.
({27})
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion der PDS auf Drucksache 14/9602. Wer stimmt für diesen Entschließungsantrag? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Der
Entschließungsantrag ist mit den Stimmen aller Fraktionen bei Zustimmung der PDS-Fraktion abgelehnt.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 15 sowie die Zusatzpunkte 7 und 8 auf:
15. Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Innenausschusses ({28}) zu der
Unterrichtung durch den Bundesbeauftragten für
den Datenschutz
Tätigkeitsbericht 1999 und 2000 des Bundesbeauftragten für den Datenschutz - 18. Tätigkeitsbericht - Drucksachen 14/5555, 14/8829 Nr. 1.1, 14/9490 Berichterstattung:
Abgeordnete Gisela Schröter
Beatrix Philipp
Cem Özdemir
Dr. Edzard Schmidt-Jortzig
ZP 7 Beratung des Antrags der Abgeordneten Jörg
Tauss, Monika Griefahn, Hermann Bachmaier,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD
sowie der Abgeordneten Grietje Bettin, Kerstin
Müller ({29}), Rezzo Schlauch und der Fraktion
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Sichere Informations- und Kommunikationsinfrastrukturen gewährleisten
- Drucksache 14/9683 ZP 8 Beratung des Antrags der Abgeordneten Jörg
Tauss, Monika Griefahn, Ute Vogt ({30}),
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD
sowie der Abgeordneten Grietje Bettin, Cem
Özdemir, Dr. Antje Vollmer, weiterer Abgeord-
neter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN
Umfassende Modernisierung des Datenschutz-
rechts voranbringen
- Drucksache 14/9709 -
Auch hier liegt eine Erklärung nach § 31 der Geschäfts-
ordnung, und zwar des Kollegen Hans Büttner, vor, die
wir zu Protokoll nehmen.1)
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Innenaus-
schusses auf Drucksache 14/9490 zum Tätigkeitsbericht
1999 und 2000 des Bundesbeauftragten für den Daten-
schutz. Der Ausschuss empfiehlt, in Kenntnis des Tätig-
keitsberichts auf Drucksache 14/5555 eine Entschließung
anzunehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
lung? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Die
Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen aller Frak-
tionen bei Gegenstimmen der PDS-Fraktion angenom-
men.
Zusatzpunkt 7, Abstimmung über den Antrag der Frak-
tionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen auf
Drucksache 14/9683 mit dem Titel „Sichere Informations-
und Kommunikationsinfrastrukturen gewährleisten“. Wer
stimmt für diesen Antrag? - Wer stimmt dagegen? - Wer
enthält sich? - Der Antrag ist angenommen mit den Stim-
men der Koalitionsfraktionen bei Gegenstimmen von
CDU/CSU und FDP und bei Enthaltung der PDS.
Zusatzpunkt 8, Abstimmung über den Antrag der Frak-
tionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen auf
Drucksache 14/9709 mit dem Titel „Umfassende Moder-
nisierung des Datenschutzrechts voranbringen“. Wer
stimmt für diesen Antrag? - Wer stimmt dagegen? - Wer
enthält sich? - Der Antrag ist angenommen mit den Stim-
men der Koalitionsfraktionen bei Gegenstimmen von
CDU/CSU und PDS und Enthaltung der FDP.
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 16 a und 16 b auf:
a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Maria
Böhmer, Hubert Hüppe und der Fraktion der CDU/
CSU
Verbot des Klonens menschlicher Embryonen
weltweit durchsetzen
- Drucksache 14/9537 -
b) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Wolfgang Wodarg, René Röspel, Klaus Barthel
({31}), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Hans-Josef
Fell, Andrea Fischer ({32}), Dr. Reinhard Loske,
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
1) Anlage 14
weiterer Abgeordneter und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Das Klonen menschlicher Embryonen international ächten
- Drucksache 14/9682 Tagesordnungspunkt 16 a. Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der Fraktion der CDU/CSU auf
Drucksache 14/9537 mit dem Titel „Verbot des Klonens
menschlicher Embryonen weltweit durchsetzen“. Wer
stimmt für diesen Antrag? - Wer stimmt dagegen? - Wer
enthält sich? - Der Antrag ist abgelehnt mit den Stimmen
der Koalitionsfraktionen und der FDP bei Zustimmung
der CDU/CSU und der PDS sowie von drei Stimmen von
Bündnis 90/Die Grünen und einer Stimmenthaltung aus
der Fraktion der SPD.
Tagesordnungspunkt 16 b. Abstimmung über den Antrag der Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die
Grünen auf Drucksache 14/9682 mit dem Titel „Das Klonen von menschlichen Embryonen international ächten“.
Wer stimmt für diesen Antrag? - Wer stimmt dagegen? Wer enthält sich? - Der Antrag ist angenommen mit den
Stimmen der Koalitionsfraktionen und der PDS bei Gegenstimmen von CDU/CSU und FDP, einer Gegenstimme
von Bündnis 90/Die Grünen und zwei Enthaltungen von
Bündnis 90/Die Grünen.
Ich rufe Tagesordnungspunkt 17 sowie Zusatzpunkt 9
auf:
17. Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Tourismus ({33})
- zu dem Antrag der Abgeordneten Brunhilde
Irber, Annette Faße, Renate Gradistanac, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD
sowie der Abgeordneten Sylvia Voß, Albert
Schmidt ({34}), Franziska Eichstädt-
Bohlig, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Aktionsplan zum Kinder- und Jugendtouris-
mus in Deutschland
- zu xdem Antrag der Abgeordneten Rosel
Neuhäuser, Maritta Böttcher, Heidemarie Lüth,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der PDS
Aktionsplan zum Kinder- und Jugendtouris-
mus in Deutschland
- Drucksachen 14/9363, 14/9545, 14/9715 -
Berichterstattung:
Abgeordnete Rosel Neuhäuser
ZP 9 Beratung des Antrags der Abgeordneten Brunhilde
Irber, Annette Faße, Renate Gradistanac, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie
der Abgeordneten Sylvia Voß, Ulrike Höfken,
Franziska Eichstädt-Bohlig, weiterer Abgeord-
neter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN
Den Campingtourismus in Deutschland nach-
haltig fördern
- Drucksache 14/9672 -
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Ausschus-
ses für Tourismus auf Drucksache 14/9715. Der Aus-
schuss empfiehlt, die wortgleichen Anträge der Fraktio-
nen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen sowie
der Fraktion der PDS mit dem Titel „Aktionsplan zum
Kinder- und Jugendtourismus in Deutschland“ zusam-
menzuführen und unverändert anzunehmen, Drucksachen
14/9363 und 14/9545. Wer stimmt für diese Beschluss-
empfehlung? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? -
Die Beschlussempfehlung ist angenommen mit den Stim-
men der Koalitionsfraktionen und der PDS bei Enthaltung
von CDU/CSU und FDP.
Zusatzpunkt 9. Abstimmung über den Antrag der Frak-
tionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen auf
Drucksache 14/9672 mit dem Titel „Den Campingtouris-
mus in Deutschland nachhaltig fördern“. Wer stimmt für
diesen Antrag? - Gegenstimmen? - Enthaltungen? - Der
Antrag ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und
der PDS bei Enthaltung von CDU/CSU und FDP ange-
nommen.
Ich rufe Tagesordnungspunkte 18 b und 18 c auf:
b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses ({35}) zu
dem Antrag der Abgeordneten Ulf Fink, Rainer
Eppelmann, Katherina Reiche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU
Kriegsfolgen- und Kriegslastenbeseitigung in
den neuen Ländern
- Drucksachen 14/5092, 14/9716 Berichterstattung:
Abgeordneter Adolf Roth ({36})
c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie ({37}) zu dem Antrag der Abgeordneten Rolf Kutzmutz, Petra Bläss, Maritta
Böttcher, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der PDS
Sofortmaßnahmen des Bundes bei der Rüstungskonversion einleiten
- Drucksachen 14/8657, 14/9119 Berichterstattung:
Abgeordneter Christian Müller ({38})
Wir kommen zur Abstimmung über die Beschlussemp-
fehlung des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie
auf Drucksache 14/9119 zu dem Antrag der Fraktion der
PDS mit dem Titel „Sofortmaßnahmen des Bundes bei der
Rüstungskonversion einleiten“. Der Ausschuss empfiehlt,
den Antrag auf Drucksache 14/8657 abzulehnen. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Wer stimmt da-
gegen? - Wer enthält sich? - Die Beschlussempfehlung ist
mit den Stimmen aller Fraktionen bei Gegenstimmen der
PDS-Fraktion angenommen.
Ich rufe Tagesordnungspunkte 19 a und 19 b auf:
a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Angelegenheiten der
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
neuen Länder ({39}) zu dem Antrag der
Fraktion der PDS
Ostdeutsche Löhne und Gehälter im öffent-
lichen Dienst bis zum Jahre 2007 stufenweise
auf das Niveau der alten Bundesländer anheben
- Drucksachen 14/8791, 14/9379 -
Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Mathias Schubert
b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung ({40})
- zu dem Antrag der Abgeordneten Klaus Haupt,
Jürgen Türk, Dr. Irmgard Schwaetzer, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Für ein faires Rentenrecht für das ehemalige
mittlere medizinische Personal
- zu dem Antrag der Fraktion der PDS
Zur Regelung von in der DDR erworbenen
Versorgungsansprüchen und Anwartschaften in einem spezifischen Versorgungssystem
sowie zur Regelung anderer rechtmäßig erworbener Ansprüche auf Alterssicherung
- Drucksachen 14/7612, 14/9045, 14/9383 Berichterstattung:
Abgeordneter Heinz Schemken
Tagesordnungspunkt 19 a. Wir kommen zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Ausschusses für
Angelegenheiten der neuen Länder auf Drucksache
14/9379 zu dem Antrag der Fraktion der PDS mit dem Titel „Ostdeutsche Löhne und Gehälter im öffentlichen
Dienst bis zum Jahre 2007 stufenweise auf das Niveau der
alten Bundesländer anheben“. Der Ausschuss empfiehlt,
den Antrag auf Drucksache 14/8791 abzulehnen. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Wer stimmt dagegen? - Enthaltungen? - Die Beschlussempfehlung ist
mit den Stimmen aller Fraktionen bei Gegenstimmen der
PDS-Fraktion angenommen.
Tagesordnungspunkt 19 b. Wir kommen zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Ausschusses für
Arbeit und Sozialordnung auf Drucksache 14/9383. Der
Ausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der Fraktion der FDP auf
Drucksache 14/7612 mit dem Titel „Für ein faires Rentenrecht für das ehemalige mittlere medizinische Personal“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Wer
stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen bei
Gegenstimmen von FDP und PDS und Enthaltung der
CDU/CSU-Fraktion angenommen.
Wir kommen jetzt zur letzten Abstimmung. Unter Nr. 2
seiner Beschlussempfehlung empfiehlt der Ausschuss die
Ablehnung des Antrages der Fraktion der PDS auf Drucksache 14/9045 mit dem Titel „Zur Regelung von in der
DDR erworbenen Versorgungsansprüchen und Anwartschaften in einem spezifischen Versorgungssystem sowie
zur Regelung anderer rechtmäßig erworbener Ansprüche
auf Alterssicherung“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich? - Die
Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen bei Gegenstimmen der PDS und Enthaltung von CDU/CSU und FDP angenommen.
Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tagesordnung.
Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bundestages auf morgen, Freitag, den 5. Juli 2002, 9 Uhr, ein.
Die Sitzung ist geschlossen.